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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Karl Marx - Rede ueber die Frage des Freihandels</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A href="../default.htm">Zur&uuml;ck zum Gesamtverzeichnis Karl Marx/Friedrich Engels - Werke</A></P>
<SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 4, S. 444 - 458<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1972 </SMALL></P>
<H2>Karl Marx</H2>
<H1>Rede &uuml;ber die Frage des Freihandels,</H1>
<P><FONT SIZE=2>gehalten am 9. Januar 1848 &lt;(<I>1885</I>, <I>1892</I> u. <I>1885</I>) irrt&uuml;mlich: 1849&gt; in der Demokratischen Gesellschaft zu Br&uuml;ssel</P>
<P>Nach "Discours sur la question du libre &eacute;change, prononc&eacute; &agrave; l'Association D&eacute;mocratique de Bruxelles".<BR>
Bruxelles 1848.<BR>
Aus dem Franz&ouml;sischen.</FONT>
<HR>
<P><A href="../me21/me21_360.htm">Vorwort von 1888</A>
<P>Meine Herren!</P>
<B><P><A NAME="S444">&lt;444&gt;</A></B> Die Abschaffung der Korngesetze in England ist der gr&ouml;&szlig;te Triumph, den der Freihandel im neunzehnten Jahrhundert errungen hat. In allen L&auml;ndern, wo die Fabrikanten von Freihandel sprechen, haben sie vorzugsweise den Freihandel in Getreide oder &uuml;berhaupt in Rohstoffen im Auge. Das ausl&auml;ndische Korn mit Schutzz&ouml;llen belasten ist infam, hei&szlig;t auf den Hunger des Volkes spekulieren.</P>
<P>Billiges Brot, hohe L&ouml;hne, <I>cheap food</I>, <I>high wages</I>, das ist der alleinige Zweck, f&uuml;r welchen die Freih&auml;ndler in England Millionen ausgegeben haben, und schon hat ihr Enthusiasmus ihre Br&uuml;der auf dem Festlande angesteckt. &Uuml;berhaupt, wenn man den Freihandel will, so will man ihn zur Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen.</P>
<P>Aber, wunderbar! Das Volk, dem man um jeden Preis billiges Brot verschaffen will, ist sehr undankbar. Das wohlfeile Brot ist in England ebenso verrufen wie die wohlfeile Regierung in Frankreich. Das Volk erblickt in den M&auml;nnern voll Hingebung, in einem Bowring, einem Bright und Konsorten, seine gr&ouml;&szlig;ten Feinde und die unversch&auml;mtesten Heuchler.</P>
<P>Jedermann wei&szlig;, da&szlig; der Kampf zwischen Liberalen und Demokraten in England Kampf zwischen Freih&auml;ndlern und Chartisten hei&szlig;t.</P>
<P>Sehen wir nun zu, auf welche Art die englischen Freih&auml;ndler dem Volke die edle Gesinnung bewiesen haben, welche sie beseelte.</P>
<P>Sie sagten den Fabrikarbeitern &lt;(<I>1885</I>) irrt&uuml;mlich: Fabrikanten&gt;:</P>
<P>Der Getreidezoll ist eine Steuer auf den Lohn; diese Steuer zahlt ihr den Gro&szlig;grundbesitzern, diesen mittelalterlichen Aristokraten; wenn eure Lage <A NAME="S445"><B>&lt;445&gt;</A></B> jammervoll ist, so ist dies eine Folge der Kostspieligkeit der unentbehrlichsten Lebensmittel.</P>
<P>Die Arbeiter fragten ihrerseits die Fabrikanten: Wie kommt es, da&szlig; im Verlauf der letzten drei&szlig;ig Jahre, wo unsere Industrie die gr&ouml;&szlig;te Entwicklung genommen hat, unser Lohn in einem viel rapideren Verh&auml;ltnis gesunken ist, als der Preis des Getreides gestiegen?</P>
<P>Die Steuer, welche wir, wie ihr behauptet, den Grundbesitzern zahlen, betr&auml;gt f&uuml;r den Arbeiter ungef&auml;hr 3 Pence pro Woche; dagegen ist der Lohn des Handwebers von 1815 bis 1843 von 28 Shilling pro Woche auf 5 Shilling gefallen; und der Lohn des Maschinenwebers ist in der Zeit von 1823 bis 1843 von 20 Shilling pro Woche auf 8 Shilling heruntergedr&uuml;ckt worden.</P>
<P>Und w&auml;hrend dieser ganzen Zeit ist der Steuerbetrag, den wir dem Grundbesitzer gezahlt haben, nie h&ouml;her als 3 Pence gewesen. Und dann, als im Jahre 1834 das Brot sehr billig war und das Gesch&auml;ft sehr flott ging, was sagtet ihr uns damals? Wenn ihr ungl&uuml;cklich seid, so kommt dies daher, da&szlig; ihr zuviel Kinder macht und da&szlig; eure Ehe fruchtbarer ist als euer Gewerbe!</P>
<P>Das sind eure eigenen Worte, die ihr uns damals zurieft, und ihr gingt hin, neue Armengesetze zu fabrizieren und die Arbeitsh&auml;user zu errichten, diese Bastillen der Proletarier.</P>
<P>Hierauf erwiderten die Fabrikanten:</P>
<P>Ihr habt recht, werte Herren Arbeiter; es ist nicht nur der Preis des Getreides, sondern au&szlig;erdem auch die Konkurrenz unter den angebotenen H&auml;nden, welche den Lohn bestimmt.</P>
<P>Aber denkt an den einen Umstand, da&szlig; unser Boden nur aus Felsen und Sandb&auml;nken besteht. Ihr bildet euch doch nicht ein, da&szlig; man Getreide in Blument&ouml;pfen ziehen kann! W&uuml;rden wir aber, anstatt unser Kapital, unsere Arbeit auf einen durchaus unfruchtbaren Boden zu verschwenden, den Ackerbau aufgeben und uns ausschlie&szlig;lich der Industrie widmen, dann w&uuml;rde ganz Europa seine Fabriken aufgeben und England eine einzige gro&szlig;e Fabrikstadt bilden, mit dem ganzen &uuml;brigen Europa als Ackerprovinz.</P>
<P>W&auml;hrend er nun so zu seinen eigenen Arbeitern spricht, wird der Fabrikant von dem Kleinh&auml;ndler interpelliert, der ihm zuruft:</P>
<P>Aber wenn wir die Korngesetze abschaffen, werden wir zwar die Landwirtschaft ruinieren, aber darum noch nicht die anderen L&auml;nder zwingen, aus unseren Fabriken zu beziehen und die ihrigen aufzugeben.</P>
<P>Was wird die Folge sein? Ich verliere die Kundschaft, die ich jetzt auf dem Lande habe, und der innere Handel verliert seinen Markt.</P>
<B><P><A NAME="S446">&lt;446&gt;</A></B> Der Fabrikant wendet dem Arbeiter den R&uuml;cken und antwortet dem Kr&auml;mer: Was das anbetrifft, so la&szlig;t uns nur machen. Einmal der Getreidezoll abgeschafft, werden wir vom Auslande billigeres Getreide bekommen. Dann werden wir den Lohn herabsetzen, der gleichzeitig in den anderen L&auml;ndern, aus denen wir Getreide beziehen, steigen wird.</P>
<P>So werden wir au&szlig;er den Vorteilen, deren wir uns bereits erfreuen, noch den niedrigerer L&ouml;hne haben, und mit all diesen Vorteilen werden wir den Kontinent schon zwingen, von uns zu kaufen.</P>
<P>Aber jetzt mischen sich der P&auml;chter und der Landarbeiter in die Diskussion.</P>
<P>Und wir, rufen sie, was wird aus uns werden?</P>
<P>Sollen wir ein Todesurteil f&auml;llen helfen &uuml;ber die Landwirtschaft, von der wir leben? M&uuml;ssen wir dulden, da&szlig; man uns den Boden unter den F&uuml;&szlig;en wegzieht?</P>
<P>Statt jeder Antwort hat sich die Anti-Corn-Law League damit begn&uuml;gt, Preise auszusetzen auf die drei besten Schriften &uuml;ber den heilsamen Einflu&szlig; der Abschaffung der Korngesetze auf den englischen Ackerbau.</P>
<P>Diese Preise wurden erworben von den Herren Hope, Morse und Greg, deren Abhandlungen in Tausenden von Exemplaren auf dem Lande verbreitet wurden.</P>
<P>Der eine dieser Preisgekr&ouml;nten verlegt sich darauf, zu beweisen, da&szlig; weder der P&auml;chter noch der Landarbeiter bei der Einfuhr des fremden Getreides verlieren werde, sondern lediglich der Grundbesitzer. Der englische P&auml;chter, ruft er aus, hat die Abschaffung der Korngesetze nicht zu f&uuml;rchten, weil kein Land so gutes und so billiges Getreide produzieren kann wie England.</P>
<P>So k&ouml;nnte, selbst wenn der Preis des Getreides fiele, euch dies nicht schaden, weil dieses Sinken lediglich die Rente tr&auml;fe, die fallen w&uuml;rde, und keineswegs den Kapitalgewinn und den Lohn, die sich gleich blieben.</P>
<P>Der zweite Laureat, Herr Morse, behauptet im Gegenteil, da&szlig; der Getreidepreis infolge der Abschaffung der Korngesetze steigen w&uuml;rde. Er gibt sich unendliche M&uuml;he, nachzuweisen, da&szlig; die Schutzz&ouml;lle dem Getreide niemals einen lohnenden Preis haben sichern k&ouml;nnen.</P>
<P>Zur Bekr&auml;ftigung seiner Behauptung f&uuml;hrt er die Tatsache an, da&szlig; stets, wenn ausl&auml;ndisches Getreide eingef&uuml;hrt wurde, der Getreidepreis in England betr&auml;chtlich stieg, und da&szlig;, wenn man wenig einf&uuml;hrte, derselbe au&szlig;erordentlich fiel. Der Laureat vergi&szlig;t, da&szlig; die Einfuhr nicht die Ursache des hohen Preises war, sondern der hohe Preis die Ursache der Einfuhr.</P>
<B><P><A NAME="S447">&lt;447&gt;</A></B> Ganz im Gegensatz zu seinen Mitpreisgekr&ouml;nten behauptet er, da&szlig; jedes Steigen im Preise des Korns dem P&auml;chter und dem Arbeiter zugute komme und nicht dem Grundbesitzer.</P>
<P>Der dritte Laureat, Herr Greg, der Gro&szlig;fabrikant ist und dessen Buch sich an die Klasse der Gro&szlig;p&auml;chter wendet, durfte sich nicht mit solchen Albernheiten aus der Aff&auml;re ziehen. Seine Sprache ist wissenschaftlicher.</P>
<P>Er gibt zu, da&szlig; die Korngesetze die Rente nur dadurch steigen machen, da&szlig; sie den Preis des Getreides erh&ouml;hen, und da&szlig; sie den Getreidepreis nur dadurch erh&ouml;hen, da&szlig; sie das Kapital zwingen, sich auf Boden niederer Qualit&auml;t zu werfen, was sich ganz einfach erkl&auml;rt.</P>
<P>In dem Ma&szlig;e, wie die Bev&ouml;lkerung anw&auml;chst, ist man eben gezwungen, sobald das fremde Getreide nicht in das Land kann, minder fruchtbare L&auml;ndereien zu verwerten, deren Kultur mehr Kosten erfordert und deren Produkt infolgedessen teurer ist.</P>
<P>Da das Getreide zwangsl&auml;ufig abgesetzt wird, wird sich der Preis notwendigerweise nach dem Preis der Produkte des kostspieligsten Bodens richten. Die Differenz zwischen diesem Preis und den Produktionskosten des besseren Bodens bildet eben die Rente.</P>
<P>Wenn somit infolge der Abschaffung der Korngesetze der Preis des Getreides und folglich auch die Rente f&auml;llt, so r&uuml;hrt dies daher, da&szlig; der schlechtere Boden nicht mehr bebaut wird. Somit zieht die Herabsetzung der Rente unfehlbar den Ruin eines Teils der P&auml;chter nach sich.</P>
<P>Diese Bemerkungen waren notwendig, um die Sprache des Herrn Greg zu verstehen.</P>
<P>Die kleinen P&auml;chter, sagt er, die sich nicht beim Ackerbau halten k&ouml;nnen, werden eine Zuflucht in der Industrie finden. Was die Gro&szlig;p&auml;chter anbetrifft, so m&uuml;ssen sie dabei gewinnen. Entweder werden die Grundbesitzer gezwungen sein, ihnen ihre Grundst&uuml;cke sehr billig zu verkaufen, oder die Pachtkontrakte, welche sie mit ihnen machen, werden auf sehr lange Termine abgeschlossen werden. Das wird ihnen gestatten, gr&ouml;&szlig;ere Kapitalien in den Boden zu stecken, Maschinen in gr&ouml;&szlig;erem Umfange anzuwenden und so Handarbeit zu ersparen, die &uuml;brigens billiger sein wird dank dem allgemeinen Sinken der L&ouml;hne, der unmittelbaren Folge der Abschaffung der Korngesetze.</P>
<P>Doktor Bowring hat allen diesen Argumenten eine religi&ouml;se Weihe gegeben, indem er in einem &ouml;ffentlichen Meeting ausrief: "Jesus Christus ist der Freihandel - der Freihandel ist Jesus Christus!"</P>
<P>Man begreift, da&szlig; die ganze Heuchelei nicht dazu angetan war, den Arbeitern das billige Brot schmackhaft zu machen.</P>
<B><P><A NAME="S448">&lt;448&gt;</A></B> Wie h&auml;tten &uuml;brigens die Arbeiter die pl&ouml;tzliche Philanthropie der Fabrikanten begreifen sollen, derselben Leute, die noch in vollem Kampf waren gegen die Zehnstundenbill, mittelst deren man den Arbeitstag des Fabrikarbeiters von zw&ouml;lf auf zehn Stunden reduzieren wollte!</P>
<P>Um Ihnen eine Idee zu geben von der Philanthropie dieser Fabrikanten, erinnere ich Sie, meine Herren, an die in allen Fabriken eingef&uuml;hrten Fabrikordnungen.</P>
<P>Jeder Fabrikant hat zu seinem Privatgebrauch ein regelrechtes Strafgesetzbuch, das f&uuml;r alle absichtlichen und unabsichtlichen Vergehen Bu&szlig;en festsetzt; z.B. zahlt der Arbeiter soundso viel, wenn er das Ungl&uuml;ck hat, sich auf einen Stuhl zu setzen, wenn er tuschelt, plaudert, lacht, wenn er einige Minuten zu sp&auml;t kommt, wenn ein Maschinenteil zerbricht, wenn er die Produkte nicht in der verlangten Qualit&auml;t liefert etc. etc. Die Bu&szlig;en sind stets h&ouml;her als der wirklich vom Arbeiter verursachte Schaden. Um es dem Arbeiter m&ouml;glichst zu erleichtern, sich Strafen zuzuziehen, l&auml;&szlig;t man die Fabrikuhr vorgehen, liefert man schlechten Rohstoff, aus welchem der Arbeiter gutes Produkt anfertigen soll. Man setzt den Werkf&uuml;hrer ab, wenn er nicht geschickt genug ist, die F&auml;lle von &Uuml;bertretungen zu vermehren.</P>
<P>Sie sehen, meine Herren, diese Privatgesetzgebung ist eigens geschaffen, Verst&ouml;&szlig;e zu z&uuml;chten, und man z&uuml;chtet Verst&ouml;&szlig;e, um Geld zu machen. So wendet der Fabrikant alle Mittel an, den nominellen Lohn herabzusetzen und sogar die Zuf&auml;lle auszubeuten, deren der Arbeiter nicht Herr ist.</P>
<P>Und diese Fabrikanten, das sind dieselben Philanthropen, welche den Arbeitern einreden wollten, sie seien f&auml;hig, enorme Summen auszugeben, einzig und allein, um deren Los zu verbessern.</P>
<P>Auf der einen Seite beschneiden sie den Lohn des Arbeiters durch Fabrikordnungen in der kleinlichsten Weise, auf der anderen legen sie sich die gr&ouml;&szlig;ten Opfer auf, um ihn mit Hilfe der Anti-Corn-Law League zu erh&ouml;hen.</P>
<P>Sie bauen mit gro&szlig;en Unkosten Pal&auml;ste, in denen die Liga gewisserma&szlig;en ihre Amtswohnung einrichtete, sie entsenden eine ganze Armee von Missionaren nach allen Punkten Englands, um die Religion des Freihandels zu predigen. Sie lassen Tausende von Brosch&uuml;ren drucken und unentgeltlich verteilen, um den Arbeiter &uuml;ber seine eigenen Interessen aufzukl&auml;ren. Sie geben enorme Summen aus, um die Presse f&uuml;r ihre Sache g&uuml;nstig zu stimmen. Sie organisieren einen gro&szlig;artigen Verwaltungsapparat, um die freih&auml;ndlerische Bewegung zu leiten, und entfalten alle Gaben ihrer Beredsamkeit in &ouml;ffentlichen Meetings. Auf einem dieser Meetings war es, wo ein Arbeiter ausrief:</P>
<B><P><A NAME="S449">&lt;449&gt;</A></B> "Wenn die Grundbesitzer unsere Knochen verkauften, so w&uuml;rdet ihr Fabrikanten die ersten sein, sie zu kaufen, um sie in eine Dampfm&uuml;hle zu werfen und Mehl daraus zu machen."</P>
<P>Die englischen Arbeiter haben die Bedeutung des Kampfes zwischen den Grundbesitzern und den Kapitalisten sehr gut begriffen. Sie wissen sehr wohl, da&szlig; man den Preis des Brotes herunterdr&uuml;cken wollte, um den Lohn herabzudr&uuml;cken, und da&szlig; der Kapitalprofit um soviel steigen w&uuml;rde, wie die Rente fiele.</P>
<P>Ricardo, der Apostel der englischen Freih&auml;ndler, der ausgezeichnetste &Ouml;konom unseres Jahrhunderts, stimmt in bezug auf diesen Punkt vollkommen mit den Arbeitern &uuml;berein.</P>
<P>Er sagt in seinem ber&uuml;hmten Werk &uuml;ber politische &Ouml;konomie:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wenn wir, anstatt bei uns Getreide zu ernten ... einen neuen Markt entdeckten, wo wir es uns zu einem niedrigeren Preise verschaffen k&ouml;nnten, so w&uuml;rden in diesem Falle die L&ouml;hne sinken und die Profite steigen ... Das Fallen des Preises der landwirtschaftlichen Produkte reduziert die L&ouml;hne nicht nur der in der Landwirtschaft besch&auml;ftigten Arbeiter, sondern auch all derer, die in der Industrie arbeiten oder im Handel besch&auml;ftigt sind."</P>
</FONT><P>Und glauben Sie nicht, meine Herren, da&szlig; es f&uuml;r den Arbeiter eine ganz gleichg&uuml;ltige Sache sei, nicht mehr als vier Francs zu bekommen, weil das Getreide billiger ist, wenn er fr&uuml;her f&uuml;nf Francs bekam.</P>
<P>Ist sein Lohn nicht gefallen im Verh&auml;ltnis zum Profit? Und ist es nicht klar, da&szlig; seine soziale Lage gegen&uuml;ber der des Kapitalisten schlechter geworden ist? Au&szlig;erdem verliert er auch tats&auml;chlich.</P>
<P>Solange der Getreidepreis noch h&ouml;her war und der Lohn gleichfalls, gen&uuml;gte eine kleine Ersparnis am Brotverbrauch, um ihm andere Gen&uuml;sse zu verschaffen. Sobald aber das Brot und folglich der Lohn sehr niedrig steht, wird er am Brot fast nichts absparen k&ouml;nnen f&uuml;r den Ankauf anderer Dinge.</P>
<P>Die englischen Arbeiter haben es die englischen Freih&auml;ndler f&uuml;hlen lassen, da&szlig; sie sich von ihren Vorspiegelungen und L&uuml;gen nicht hinters Licht f&uuml;hren lassen, und wenn sie sich ihnen trotzdem gegen die Grundbesitzer angeschlossen haben, so geschah es, um die letzten Reste des Feudalismus zu zerst&ouml;ren und nur noch mit einem einzigen Feind zu tun zu haben. Die Arbeiter haben sich in ihren Berechnungen nicht get&auml;uscht; denn die Grundbesitzer, um sich an den Fabrikanten zu r&auml;chen, machten gemeinsame Sache mit den Arbeitern zur Durchbringung der Zehnstundenbill, die diese letzteren seit drei&szlig;ig Jahren vergeblich gefordert hatten und die unmittelbar nach der Abschaffung der Korngesetze durchging.</P>
<B><P><A NAME="S450">&lt;450&gt;</A></B> Wenn auf dem Kongre&szlig; der &Ouml;konomen Dr. Bowring aus seiner Tasche eine lange Liste zog, um zu zeigen, wieviel St&uuml;ck Vieh, Schinken, Speck, H&uuml;hner etc. etc. in England eingef&uuml;hrt worden sind, um dort, wie er sagt, von den Arbeitern konsumiert zu werden, so hat er leider vergessen zu sagen, da&szlig; zur selben Zeit die Arbeiter von Manchester und den anderen Fabrikst&auml;dten sich durch die beginnende Krisis aufs Pflaster geworfen sahen.</P>
<P>Grunds&auml;tzlich darf man in der politischen &Ouml;konomie niemals Zahlen eines einzelnen Jahres zusammenstellen, um aus ihnen allgemeine Gesetze abzuleiten. Man mu&szlig; stets den Durchschnitt von sechs bis sieben Jahren nehmen - den Zeitabschnitt, w&auml;hrend dessen die moderne Industrie die verschiedenen Phasen der Prosperit&auml;t, &Uuml;berproduktion &lt;(<I>1885</I>, <I>1892</I> u. <I>1895</I>) fehlt: &Uuml;berproduktion&gt;, Stagnation, Krise durchmacht und ihren unvermeidlichen Kreislauf vollendet.</P>
<P>Kein Zweifel, wenn der Preis aller Waren f&auml;llt, und dies ist die notwendige Konsequenz des Freihandels, so kann ich mir f&uuml;r einen Franc weit mehr Dinge als vorher verschaffen. Und der Franc des Arbeiters gilt ebensoviel wie jeder andere. Somit wird der Freihandel dem Arbeiter sehr vorteilhaft sein. Es ist nur ein kleiner &Uuml;belstand damit verbunden, n&auml;mlich der, da&szlig; der Arbeiter, bevor er seinen Franc gegen andere Ware umtauscht, zun&auml;chst den Tausch seiner Arbeit gegen das Kapital vollzogen hat. Wenn er bei diesem Tausch stets f&uuml;r dieselbe Arbeit den bewu&szlig;ten Franc erhielte und der Preis aller anderen Waren fiele, so w&uuml;rde er stets bei diesem Handel gewinnen. Die Schwierigkeit besteht nicht darin, zu beweisen, da&szlig;, wenn der Preis aller Waren f&auml;llt, ich f&uuml;r dasselbe Geld mehr Waren bekomme.</P>
<P>Die &Ouml;konomen greifen stets den Preis der Arbeit in dem Moment heraus, wo er sich gegen andere Waren austauscht, aber sie lassen den Moment g&auml;nzlich beiseite, wo die Arbeit ihren Tausch gegen das Kapital vollzieht.</P>
<P>Wenn weniger Kosten erforderlich sind, um die Maschine in Bewegung zu setzen, welche die Waren anfertigt, so werden die zum Unterhalt dieser Maschine, die sich Arbeiter nennt, notwendigen Dinge gleichfalls weniger kosten. Wenn alle Waren billiger sind, so wird die Arbeit, die auch eine Ware ist, gleichfalls im Preise sinken, und wie wir sp&auml;ter sehen werden, wird diese Ware Arbeit verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig viel mehr sinken als alle anderen Waren. Verl&auml;&szlig;t sich der Arbeiter dann immer noch auf die Argumente der &Ouml;konomen, so wird er finden, da&szlig; der Franc in seiner Tasche zusammengeschmolzen ist und ihm nur noch f&uuml;nf Sous &uuml;brigbleiben.</P>
<B><P><A NAME="S451">&lt;451&gt;</A></B> Hierauf werden Ihnen die &Ouml;konomen sagen: Nun ja, wir geben zu, da&szlig; die Konkurrenz unter den Arbeitern, die unter der Herrschaft des Freihandels sicherlich nicht geringer sein wird, sehr bald die L&ouml;hne in Einklang mit dem niedrigen Preis der Waren bringen wird. Aber anderseits wird der niedrige Preis der Waren den Konsum vermehren; der gr&ouml;&szlig;ere Konsum wird eine st&auml;rkere Produktion erfordern, welche eine st&auml;rkere Nachfrage nach Arbeitskr&auml;ften nach sich ziehen wird, und dieser st&auml;rkeren Nachfrage nach Arbeitskr&auml;ften wird ein Steigen der L&ouml;hne folgen.</P>
<P>Diese ganze Argumentation l&auml;uft auf folgendes hinaus: Der Freihandel vermehrt die Produktivkr&auml;fte. Wenn die Industrie im Wachstum begriffen ist, wenn der Reichtum, wenn die Produktivkr&auml;fte, wenn mit einem Wort das Produktivkapital die Nachfrage nach Arbeit vermehrt, so steigt auch der Preis der Arbeit und folglich der Lohn. Die g&uuml;nstigste Bedingung f&uuml;r den Arbeiter ist das Anwachsen des Kapitals. Und man mu&szlig; dies zugeben. Wenn das Kapital station&auml;r bleibt, wird die Industrie nicht nur station&auml;r bleiben, sondern zur&uuml;ckgehen, und in diesem Falle wird der Arbeiter das erste Opfer sein. Er wird vor dem Kapitalisten zugrunde gehen. Und in dem Falle, wo das Kapital anw&auml;chst, also in diesem, wie gesagt, besten Falle f&uuml;r den Arbeiter, welches wird da sein Schicksal sein? Er wird gleichfalls zugrunde gehen. Das Anwachsen des Produktivkapitals begreift in sich die Akkumulation und Konzentration der Kapitalien. Die Zentralisation der Kapitalien hat eine gr&ouml;&szlig;ere Arbeitsteilung und eine gr&ouml;&szlig;ere Anwendung von Maschinen zur Folge. Die gr&ouml;&szlig;ere Teilung der Arbeit zerst&ouml;rt die besondere Geschicklichkeit des Arbeiters; und indem sie an die Stelle dieser besonderen Geschicklichkeit eine Arbeit setzt, die jedermann verrichten kann, vermehrt sie die Konkurrenz unter den Arbeitern.</P>
<P>Diese Konkurrenz wird um so st&auml;rker, als die Arbeitsteilung den Arbeiter in die Lage versetzt, allein die Arbeit von dreien zu verrichten. Die Maschinen bewirken das gleiche Resultat in noch viel gr&ouml;&szlig;erem Grade. Das Anwachsen des Produktivkapitals zwingt die industriellen Kapitalisten, mit stets wachsenden Mitteln zu arbeiten, und ruiniert damit die Kleinindustriellen und wirft sie ins Proletariat. Ferner, da der Zinsfu&szlig; in dem Ma&szlig;e f&auml;llt, wie die Kapitalien sich anh&auml;ufen, werden die kleinen Rentiers, die nicht mehr von ihren Renten leben k&ouml;nnen, gezwungen sein, sich der Industrie zuzuwenden, und somit die Zahl der Proletarier vermehren.</P>
<P>Endlich, je mehr das Produktivkapital w&auml;chst, desto mehr ist es gezwungen, f&uuml;r einen Markt zu produzieren, dessen Bed&uuml;rfnisse es nicht kennt. Um so mehr geht die Produktion dem Bedarf voraus, um so mehr sucht das Angebot die Nachfrage zu erzwingen und nehmen daher die Krisen an Intensi- <A NAME="S452"><B>&lt;452&gt;</A></B> t&auml;t und Pl&ouml;tzlichkeit zu. Aber jede Krisis ihrerseits beschleunigt die Zentralisation der Kapitalien und vermehrt das Proletariat.</P>
<P>Je mehr das Produktivkapital also anw&auml;chst, desto mehr steigert sich die Konkurrenz unter den Arbeitern, und zwar in viel st&auml;rkerem Verh&auml;ltnis. Die Entlohnung der Arbeit nimmt ab f&uuml;r alle, und die Arbeitslast vermehrt sich f&uuml;r einige.</P>
<P>1829 gab es in Manchester 1.088 Spinner, die in 36 Fabriken besch&auml;ftigt waren. 1841 gab es nur noch 448, und diese Arbeiter bedienten 53.353 Spindeln mehr als die 1.088 von 1829. Wenn die Handarbeit zugenommen h&auml;tte in demselben Ma&szlig;e wie die Produktivkraft, so h&auml;tte die Zahl der Arbeiter auf 1848 steigen m&uuml;ssen; die technischen Verbesserungen haben also 1.100 Arbeiter au&szlig;er Arbeit gesetzt.</P>
<P>Wir kennen im voraus die Antwort der &Ouml;konomen. Diese au&szlig;er Arbeit gesetzten Leute, sagen sie, werden eine andere Besch&auml;ftigung finden. Herr Dr. Bowring hat nicht unterlassen, dieses Argument auf dem &Ouml;konomenkongre&szlig; wieder vorzubringen. Aber er hat auch nicht unterlassen, sich selbst zu widerlegen.</P>
<P>1835 &lt;(<I>1848</I>) irrt&uuml;mlich: 1833; (<I>1885</I>, <I>1892</I> u. <I>1895</I>) irrt&uuml;mlich: 1838&gt; hielt Herr Dr. Bowring im Unterhaus eine Rede &uuml;ber die 50.000 Weber Londons, die seit langem am Hungertuch nagen, ohne diese neue Besch&auml;ftigung finden zu k&ouml;nnen, welche die Freih&auml;ndler ihnen in Aussicht stellen.</P>
<P>H&ouml;ren wir die markantesten Stellen dieser Rede des Herrn Dr. Bowring:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Das Elend der Handweber", sagt er, "ist das unvermeidliche Schicksal jeder Arbeit, die leicht erlernt wird und in jedem Augenblick durch weniger kostspielige Mittel ersetzt werden kann. Da in diesem Falle die Konkurrenz unter den Arbeitern ungemein gro&szlig; ist, f&uuml;hrt die geringste Verminderung der Nachfrage eine Krise herbei. Die Handweber befinden sich gewisserma&szlig;en an die &auml;u&szlig;erste Grenze der menschlichen Existenz gesetzt. Ein Schritt weiter, und ihre Existenz wird unm&ouml;glich. Die geringste Ersch&uuml;tterung gen&uuml;gt, um sie in die Bahn des Verkommens zu schleudern. Der Fortschritt der Technik, der die Handarbeit immer mehr aufhebt, f&uuml;hrt unfehlbar w&auml;hrend der Epoche des &Uuml;bergangs viel zeitweiliges Leiden mit sich. Der nationale Wohlstand kann nur um den Preis einiger individueller &Uuml;bel erkauft werden. Man schreitet in der Industrie nur auf Kosten der Nachz&uuml;gler vorw&auml;rts, und von allen Entdeckungen ist der Dampfwebstuhl diejenige, welche am schwersten auf dem Handweber lastet. Bereits ist in vielen Artikeln, welche mit der Hand gearbeitet wurden, der Weber au&szlig;er Kampf gesetzt worden, aber er wird auch weiterhin in vielen Dingen geschlagen werden, die heute noch mit der Hand verfertigt werden."</P>
<P>"Ich habe", sagt er an anderer Stelle, "in der Hand eine Korrespondenz des Gene- <A NAME="S453"><B>&lt;453&gt;</A></B> ralgouverneurs von Ostindien mit der Ostindischen Kompanie. Diese Korrespondenz betrifft die Weber des Distrikts von Dakka. Der Gouverneur sagt in seinen Briefen: Vor einigen Jahren empfing die Ostindische Kompanie sechs bis acht Millionen St&uuml;ck Kattun, die auf den einheimischen Handst&uuml;hlen hergestellt waren. Die Nachfrage fiel stetig und ward auf ungef&auml;hr eine Million St&uuml;ck reduziert.</P>
<P>In diesem Augenblick hat sie fast aufgeh&ouml;rt. Noch mehr. Im Jahre 1800 bezog Nordamerika von Indien nahezu 800.000 St&uuml;ck Kattun. Im Jahre 1830 bezog es nicht einmal mehr 4.000 St&uuml;ck. Endlich verschiffte man im Jahre 1800 eine Million St&uuml;ck Kattun nach Portugal. 1830 empfing Portugal nicht mehr als 20.000 St&uuml;ck.</P>
<P>Die Berichte &uuml;ber die Not der indischen Weber sind schrecklich; und welches war die Ursache dieser Not?</P>
<P>Das Auftreten englischer Produkte auf dem Markte, die Herstellung des Artikels vermittelst des Dampfwebstuhls. Eine sehr gro&szlig;e Anzahl von Webern ist im Elend umgekommen. Der Rest ist zu anderen Besch&auml;ftigungen, namentlich zu l&auml;ndlichen, &uuml;bergegangen. Seine Besch&auml;ftigung nicht wechseln k&ouml;nnen gleicht einem Todesurteil. Und in diesem Augenblick ist der Distrikt von Dakka &uuml;berschwemmt von englischen Garnen und Geweben. Der Musselin von Dakka, in der ganzen Welt wegen seiner Sch&ouml;nheit und der Festigkeit seines Gewebes ber&uuml;hmt, ist gleichfalls infolge der Konkurrenz der englischen Maschinen verschwunden. In der ganzen Geschichte des Gewerbes wird man vielleicht M&uuml;he haben, &auml;hnliche Leiden zu finden wie die, welche auf diese Weise ganze Klassen in Ostindien erdulden mu&szlig;ten." </P>
</FONT><P>Die Rede des Herrn Dr. Bowring ist um so bemerkenswerter, als die darin erw&auml;hnten Tatsachen richtig sind und die Phrasen, mit denen er sie zu bem&auml;nteln sucht, durchaus den Charakter der Heuchelei tragen, welche allen freih&auml;ndlerischen Reden eigen ist. Er stellt die Arbeiter als Produktionsmittel hin, welche man durch weniger kostspielige Produktionsmittel ersetzen mu&szlig;. Er tut so, als s&auml;he er in der Arbeit, von der er spricht, eine ganz und gar ausnahmsweise Arbeit, und in der Maschine, welche die Weber ausgerottet hat, eine ebenfalls ausnahmsweise Maschine. Er vergi&szlig;t, da&szlig; es keine Handarbeit gibt, die nicht eines Tages vom Schicksal der Weberei betroffen werden kann.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Das best&auml;ndige Ziel und die Tendenz jeder Vervollkommnung in der Mechanik besteht in der Tat darin, vollst&auml;ndig die menschliche Arbeit entbehrlich zu machen oder ihren Preis zu vermindern, indem man die Arbeit von Frauen und Kindern an die Stelle der des erwachsenen m&auml;nnlichen Arbeiters oder den einfachen Handlanger an die Stelle des geschickten Handarbeiters setzt. In der Mehrzahl der Spinnereien von Wassergarn, auf englisch <I>throstle-mills, </I>wird das Spinnen lediglich von M&auml;dchen von sechzehn Jahren und darunter &lt; Bei Andrew Ure "The Philosophy of Manufactures ...", London 1861, S. 23: upwards [dar&uuml;ber]&gt; besorgt. Die Einf&uuml;hrung des Selfaktors anstatt der <A NAME="S454"><B>&lt;454&gt;</A></B> Hand-Mule hat zur Folge die Entlassung der Mehrzahl der Spinner und die Beibehaltung von Kindern und jungen Leuten."</P>
</FONT><P>Diese Worte des leidenschaftlichsten Freih&auml;ndlers, des Herrn Dr. Ure, sind geeignet, die Bekenntnisse des Herrn Bowring zu erg&auml;nzen. Herr Bowring spricht von einigen individuellen Leiden und sagt gleichzeitig, da&szlig; diese individuellen Leiden ganze Klassen zugrunde richten; spricht von vor&uuml;bergehenden Leiden in der Zeit des &Uuml;berganges, und zu gleicher Zeit verheimlicht er nicht, da&szlig; diese Leiden des &Uuml;berganges f&uuml;r die Mehrzahl der &Uuml;bergang vom Leben zum Tod gewesen sind und f&uuml;r den Rest der &Uuml;bergang von einer besseren zu einer schlechteren Lage. Wenn er sp&auml;ter sagt, da&szlig; die Leiden dieser Arbeiter untrennbar sind vom Fortschritt der Industrie und notwendig f&uuml;r den nationalen Wohlstand, so sagt er einfach, da&szlig; der Wohlstand der Bourgeoisklasse zur notwendigen Bedingung hat das Leiden der arbeitenden Klasse.</P>
<P>Der ganze Trost, den Herr Bowring den Arbeitern spendet, die da umkommen, und &uuml;berhaupt die ganze Doktrin der Ausgleichung, welche die Freih&auml;ndler aufstellen, l&auml;uft auf folgendes hinaus:</P>
<P>Ihr Tausende von Arbeitern, die ihr umkommt, verzagt nicht. Ihr k&ouml;nnt in aller Ruhe sterben. Eure Klasse wird nicht aussterben. Sie wird stets zahlreich genug sein, da&szlig; das Kapital sie dezimieren kann, ohne bef&uuml;rchten zu m&uuml;ssen, da&szlig; es sie vernichtet. &Uuml;brigens, wie soll das Kapital eine n&uuml;tzliche Verwendung finden, wenn es nicht Sorge tr&uuml;ge, sich das Ausbeutungsmaterial, die Arbeiter, zu erhalten, um sie von neuem ausbeuten zu k&ouml;nnen?</P>
<P>Aber warum ist es denn noch eine erst zu l&ouml;sende Frage, welchen Einflu&szlig; die Verwirklichung des Freihandels auf die Lage der arbeitenden Klasse aus&uuml;ben wird? Alle Gesetze, welche die &Ouml;konomen von Quesnay bis Ricardo formuliert haben, sind auf der Voraussetzung aufgebaut, da&szlig; die Schranken nicht mehr existieren, welche die Handelsfreiheit bisher noch beengen. Diese Gesetze bekr&auml;ftigen sich in dem Ma&szlig;e, wie der Freihandel verwirklicht wird. Das erste dieser Gesetze sagt, da&szlig; die Konkurrenz den Preis jeder Ware auf das Minimum ihrer Produktionskosten reduziert. Somit ist das Lohnminimum der nat&uuml;rliche Preis der Arbeit. Und was ist das Lohnminimum? Genau das, was n&ouml;tig ist, um die zum Unterhalt des Arbeiters unerl&auml;&szlig;lichen Gegenst&auml;nde zu produzieren, um ihn in Stand zu setzen, sich durchzuschlagen und seine Klasse soviel wie n&ouml;tig fortzupflanzen.</P>
<P>Glauben wir deshalb nicht, da&szlig; der Arbeiter nur dieses Lohnminimum haben wird, glauben wir noch weniger, da&szlig; er dieses Lohnminimum stets haben wird.</P>
<B><P><A NAME="S455">&lt;455&gt;</A></B> Nein, nach diesem Gesetz wird die Arbeiterklasse zeitweilig gl&uuml;cklicher sein. Sie wird zuweilen mehr als das Minimum haben, aber dieses Mehr wird nur die Ausgleichung von dem sein, was sie in Zeiten der industriellen Stockung weniger als das Minimum haben wird. Das will sagen: Wenn man in einem gewissen periodisch wiederkehrenden Zeitabschnitt, in jenem Kreislauf, den die Industrie beschreibt, indem sie nacheinander die Phasen von Prosperit&auml;t, &Uuml;berproduktion, Stagnation, Krise durchl&auml;uft, alles zusammenrechnet, was die Arbeiterklasse &uuml;ber und unter dem Notwendigen gehabt hat, so wird man sehen, da&szlig; sie im ganzen weder mehr noch weniger als das Minimum gehabt hat: das hei&szlig;t, die Arbeiterklasse wird als Klasse erhalten sein, nachdem sie soundso viel Elend, soundso viel Leiden durchgemacht, soundso viel Leichen auf dem Schlachtfeld der Industrie zur&uuml;ckgelassen hat. Aber was verschl&auml;gt das? Die Klasse besteht fort, und mehr als das, sie wird zugenommen haben.</P>
<P>Das ist jedoch nicht alles. Der Fortschritt der Industrie liefert weniger kostspielige Existenzmittel. So hat der Schnaps das Bier, die Baumwolle Wolle und Leinen, die Kartoffel das Brot ersetzt.</P>
<P>Da man stets Mittel findet, die Arbeit mit wohlfeileren und erb&auml;rmlicheren Gegenst&auml;nden zu ern&auml;hren, so ist das Lohnminimum in stetem Sinken begriffen. Wenn dieser Lohn anfangs den Menschen arbeiten lie&szlig;, um zu leben, l&auml;&szlig;t er ihn schlie&szlig;lich auch noch leben, aber das Leben einer Maschine. Seine Existenz hat keinen anderen Wert als den einer einfachen Produktivkraft, und der Kapitalist behandelt ihn demgem&auml;&szlig;.</P>
<P>Dieses Gesetz der Ware Arbeit, des Lohnminimums, bewahrheitet sich in dem Ma&szlig;e, wie die Voraussetzung der &Ouml;konomen, der Freihandel, eine Wahrheit, eine Tatsache wird. So von zwei Dingen eines: Entweder mu&szlig; man die ganze, auf die Voraussetzung des Freihandels begr&uuml;ndete politische &Ouml;konomie leugnen, oder man mu&szlig; zugestehen, da&szlig; die Arbeiter unter diesem Freihandel von der ganzen H&auml;rte der &ouml;konomischen Gesetze getroffen werden.</P>
<P>Um zusammenzufassen: Was ist also unter dem heutigen Gesellschaftszustand der Freihandel? Die Freiheit des Kapitals. Habt ihr die paar nationalen Schranken, die noch die freie Entwicklung des Kapitals einengen, eingerissen, so habt ihr lediglich seine T&auml;tigkeit v&ouml;llig entfesselt. Solange ihr das Verh&auml;ltnis von Lohnarbeit zu Kapital fortbestehen la&szlig;t, mag der Austausch der Waren sich immerhin unter den g&uuml;nstigsten Bedingungen vollziehen, es wird stets eine Klasse geben, die ausbeutet, und eine, die ausgebeutet wird. Es wird einem wirklich schwer, die Anma&szlig;ung der Freih&auml;ndler zu begreifen, die sich einbilden, da&szlig; die vorteilhaftere Verwendung des Kapitals <A NAME="S456"><B>&lt;456&gt;</A></B> den Gegensatz zwischen industriellen Kapitalisten und Lohnarbeitern verschwinden machen wird. Ganz im Gegenteil. Die einzige Folge wird sein, da&szlig; der Gegensatz dieser beiden Klassen noch klarer zutage treten wird.</P>
<P>Man nehme einen Augenblick an, da&szlig; es keine Korngesetze, keine Gemeinde- und keine Staatsz&ouml;lle mehr g&auml;be, mit einem Wort, da&szlig; alle Nebenumst&auml;nde, welche der Arbeiter heute noch f&uuml;r die Ursachen seiner elenden Lage halten kann, vollst&auml;ndig verschwunden w&auml;ren, und man wird ebenso viele Vorh&auml;nge zerrissen haben, welche seinen Augen den wahren Feind verh&uuml;llten.</P>
<P>Er wird sehen, da&szlig; das frei gewordene Kapital ihn nicht minder zum Sklaven macht als das durch Zollschranken bel&auml;stigte.</P>
<P>Meine Herren! Lassen Sie sich nicht durch das abstrakte Wort <I>Freiheit </I>imponieren. Freiheit wessen? Es bedeutet nicht die Freiheit eines einzelnen Individuums gegen&uuml;ber einem anderen Individuum. Es bedeutet die Freiheit, welche das Kapital genie&szlig;t, den Arbeiter zu erdr&uuml;cken.</P>
<P>Wozu wollen Sie die freie Konkurrenz noch durch diese Freiheitsidee sanktionieren, da doch diese Freiheitsidee selbst nur das Produkt eines auf der freien Konkurrenz beruhenden Zustandes ist?</P>
<P>Wir haben gezeigt, was die Br&uuml;derlichkeit ist, welche der Freihandel zwischen den verschiedenen Klassen ein und derselben Nation hervorruft. Die Br&uuml;derlichkeit, welche der Freihandel zwischen den verschiedenen Nationen der Erde stiften w&uuml;rde, w&auml;re schwerlich br&uuml;derlicher; die Ausbeutung in ihrer kosmopolitischen Gestaltung mit dem Namen der allgemeinen Br&uuml;derlichkeit zu bezeichnen ist eine Idee, die nur dem Scho&szlig; der Bourgeoisie entspringen konnte. Alle destruktiven Erscheinungen, welche die freie Konkurrenz in dem Innern eines Landes zeitigt, wiederholen sich in noch riesigerem Umfange auf dem Weltmarkt. Wir brauchen uns nicht l&auml;nger bei den Sophismen aufzuhalten, welche die Freih&auml;ndler &uuml;ber diesen Gegenstand ausspielen und die geradesoviel wert sind wie die Argumente unserer drei Laureaten, der Herren Hope, Morse und Greg.</P>
<P>Man sagt uns zum Beispiel, da&szlig; der Freihandel eine internationale Arbeitsteilung ins Leben rufen und damit jedem Lande eine mit seinen nat&uuml;rlichen Vorteilen harmonierende Produktion zuweisen w&uuml;rde.</P>
<P>Sie glauben vielleicht, meine Herren, da&szlig; die Produktion von Kaffee und Zucker die nat&uuml;rliche Bestimmung von Westindien sei.</P>
<P>Vor zwei Jahrhunderten hatte die Natur, die sich nicht um den Handel k&uuml;mmert, dort weder Kaffeeb&auml;ume noch Zuckerrohr gepflanzt.</P>
<P>Und es wird vielleicht kein halbes Jahrhundert dauern, bis Sie dort weder Kaffee noch Zucker mehr finden. denn bereits hat Ostindien durch billigere <A NAME="S457"><B>&lt;457&gt;</A></B> Produktion gegen diese angeblich nat&uuml;rliche Bestimmung von Westindien den Kampf siegreich aufgenommen. Und dieses Westindien mit seinen nat&uuml;rlichen Reicht&uuml;mern ist bereits eine ebenso schwere Last f&uuml;r die Engl&auml;nder wie die Weber von Dakka, die auch von Anbeginn der Zeiten bestimmt waren, mit der Hand zu weben.</P>
<P>Noch ein Umstand darf dabei nie aus dem Auge gelassen werden: der n&auml;mlich, da&szlig;, wie alles Monopol geworden ist, es auch heute einige Industriezweige gibt, welche alle anderen beherrschen und den sie vorzugsweise betreibenden V&ouml;lkern die Herrschaft auf dem Weltmarkt sichern. So hat im internationalen Verkehr allein die Baumwolle eine viel gr&ouml;&szlig;ere kommerzielle Bedeutung als alle anderen zur Anfertigung von Bekleidungsgegenst&auml;nden verwendeten Rohstoffe zusammen. Es ist wahrhaft l&auml;cherlich, wie die Freih&auml;ndler auf die paar Spezialit&auml;ten in jedem Industriezweig hinweisen, um sie gegen die Produkte des allt&auml;glichen Gebrauches in die Waagschale zu werfen, die am billigsten in den L&auml;ndern produziert werden, wo die Industrie am entwickeltsten ist.</P>
<P>Wenn die Freih&auml;ndler nicht begreifen k&ouml;nnen, wie ein Land sich auf Kosten des anderen bereichern kann, so brauchen wir uns dar&uuml;ber nicht zu wundern, da dieselben Herren noch weniger begreifen wollen, wie innerhalb eines Landes eine Klasse sich auf Kosten einer anderen bereichern kann.</P>
<P>Glauben Sie aber nicht, meine Herren, da&szlig;, wenn wir die Handelsfreiheit kritisieren, wir die Absicht haben, das Schutzzollsystem zu verteidigen.</P>
<P>Man kann den Konstitutionalismus bek&auml;mpfen, ohne deshalb Freund des Absolutismus zu sein.</P>
<P>&Uuml;brigens ist das Schutzzollsystem nur ein Mittel, in einem Lande die Gro&szlig;industrie aufzuziehen, das hei&szlig;t, es vom Weltmarkt abh&auml;ngig zumachen; und von dem Augenblick an, wo man vom Weltmarkt abh&auml;ngt, h&auml;ngt man schon mehr oder weniger vom Freihandel ab. Au&szlig;erdem entwickelt das Schutzzollsystem die freie Konkurrenz im Innern eines Landes. Deshalb sehen wir, da&szlig; in den L&auml;ndern, wo die Bourgeoisie anf&auml;ngt, sich als Klasse Geltung zu verschaffen, wie zum Beispiel in Deutschland, sie gro&szlig;e Anstrengungen macht, Schutzz&ouml;lle zu bekommen. Dieselben sind f&uuml;r sie Waffen gegen den Feudalismus und die absolute Staatsgewalt, sie sind f&uuml;r sie ein Mittel, ihre Kr&auml;fte zu konzentrieren und den Freihandel im Innern des Landes selbst zu realisieren.</P>
<P>Aber im allgemeinen ist heutzutage das Schutzzollsystem konservativ, w&auml;hrend das Freihandelssystem zerst&ouml;rend wirkt. Es zersetzt die bisherigen <A NAME="S458"><B>&lt;458&gt;</A></B> Nationalit&auml;ten und treibt den Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie auf die Spitze. Mit einem Wort, das System der Handelsfreiheit beschleunigt die soziale Revolution. Und nur in diesem revolution&auml;ren Sinne, meine Herren, stimme ich f&uuml;r den Freihandel.</P>
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