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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Karl Marx - Die Erschuetterungen des britischen Handels</TITLE>
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 12, Berlin/DDR 1961. S. 320-326.</P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>Die Ersch&uuml;tterung des britischen Handels</H1>
<FONT SIZE=2><P>Geschrieben am 13. November 1857.<BR>
Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 5183 vom 30. November 1857]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S320">&lt;320&gt;</A></B> Die gewaltige Ersch&uuml;tterung des britischen Handels hat im ganzen Verlauf ihrer Entwicklung dem Anschein nach drei klar unterscheidbare Formen gezeigt: die eines Drucks auf die Geld- und Warenm&auml;rkte Londons und Liverpools, die einer Bankpanik in Schottland und die eines industriellen Zusammenbruchs in den Fabrikbezirken. Die Tatsachen sind in unserem Blatt am Freitag in Gestalt umfangreicher Ausz&uuml;ge aus den britischen Zeitungen weitl&auml;ufig dargelegt worden, doch ihre Bedeutung und ihre voraussichtlichen Folgen erfordern noch eine weitere Ausf&uuml;hrung.</P>
<P>Obwohl die Regierung, <A HREF="me12_314.htm#S317">wie wir in einem fr&uuml;heren Artikel voraussahen</A>, schlie&szlig;lich gezwungen war, den Bankakt von 1844 aufzuheben, tat sie das erst dann, als die Bank in dem Bem&uuml;hen, sich selbst zu retten, mutig eine Anzahl ihrer Kunden ruiniert hatte. Endlich aber, am Abend des 11. November, hielten die Leiter der Bank einen Kriegsrat ab mit dem Ergebnis, die Regierung um Hilfe anzurufen, was mit der Aufhebung der Bestimmungen des Akts beantwortet wurde. Diese Regierungsverf&uuml;gung wird dem Parlament sogleich zur Billigung vorgelegt werden, da diese K&ouml;rperschaft f&uuml;r Ende des Monats zur Sitzung einberufen worden ist. Wie wir fr&uuml;her gezeigt haben, mu&szlig; sich die Aufhebung als eine relative Erleichterung auswirken. Sie beseitigt eine k&uuml;nstliche Geldknappheit, die der Bankakt der nat&uuml;rlichen Anspannung des Geldmarktes in Zeiten eines kommerziellen R&uuml;ckschlags hinzuf&uuml;gt.</P>
<P>In der vergeblichen Hoffnung, die Gewalt der Str&ouml;mung aufzuhalten, die alles mit sich ri&szlig;, hatte die Bank im Verlauf der gegenw&auml;rtigen Krise f&uuml;nfmal ihre Diskontorate erh&ouml;ht. Am 8. des letzten Monats wurde der Satz auf <A NAME="S321"><B>&lt;321&gt;</A></B> 6 Prozent erh&ouml;ht, am 12. auf 7 Prozent, am 22. auf 8 Prozent, am 5. d.M. auf 9 Prozent und am 9. auf 10 Prozent. Die Schnelligkeit dieser Bewegung zeigt einen bemerkenswerten Gegensatz gegen&uuml;ber derjenigen, die die Krise von 1847 begleitete. Damals war der Mindestsatz der Diskontorate im April auf 5 Prozent erh&ouml;ht worden, im Juli auf 5<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> Prozent, und am 23. Oktober auf seinen h&ouml;chsten Punkt, n&auml;mlich 8 Prozent. Von da an sank er am 20. November auf 7 Prozent, am 4. Dezember auf 6 Prozent und am 25. Dezember auf 5 Prozent. Die f&uuml;nf darauffolgenden Jahre bilden eine Zeit, in der die Rate best&auml;ndig fiel, in der Tat so regelm&auml;&szlig;ig, als w&auml;re sie von einer gleitenden Skala gelenkt worden. Hierdurch hatte sie am 26. Juni 1852 ihren tiefsten Punkt erreicht - n&auml;mlich 2 Prozent. Die n&auml;chsten f&uuml;nf Jahre, von 1852 bis 1857, weisen eine entgegengesetzte Bewegung auf. Am 8. Januar 1853 stand die Rate auf 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> Prozent, am 1. Oktober 1853 betrug sie 5 Prozent, worauf sie nach vielen aufeinanderfolgenden Ver&auml;nderungen endlich ihre jetzige H&ouml;he erreicht hat. Bisher haben die Schwankungen des Zinsfu&szlig;es w&auml;hrend der zehnj&auml;hrigen Periode, die jetzt beendet ist, nur die Erscheinungen gezeigt, die f&uuml;r die wiederkehrenden Phasen des modernen Handels &uuml;blich sind. Kurz zusammengefa&szlig;t sind diese Phasen: &auml;u&szlig;erste Einschr&auml;nkung des Kredits im Jahr der Panik; dieser Einschr&auml;nkung folgt eine allm&auml;hliche Ausweitung, die ihren H&ouml;hepunkt erreicht, wenn der Zinsfu&szlig; auf seinen tiefsten Punkt f&auml;llt; dann folgt wieder eine Bewegung in entgegengesetzter Richtung, eine allm&auml;hliche K&uuml;rzung, die ihren h&ouml;chsten Punkt erreicht, wenn der Zinsfu&szlig; auf sein Maximum gestiegen ist, und schon hat erneut das Jahr der Panik eingesetzt. Doch bei einer n&auml;heren Untersuchung wird man im zweiten Teil der gegenw&auml;rtigen Periode einige Erscheinungen entdecken, die sie allgemein von allen vorhergegangenen unterscheiden. W&auml;hrend der Prosperit&auml;tsjahre von 1844 bis 1847 schwankte der Zinsfu&szlig; in London zwischen 3 und 4 Prozent, so da&szlig; die ganze Periode durch einen verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig wohlfeilen Kredit gekennzeichnet war. Als am 10. April 1847 der Zinsfu&szlig; 5 Prozent erreichte, hatte die Krise bereits eingesetzt, und ihr allgemeiner Ausbruch wurde nur um wenige Monate durch eine Reihe von Kunstgriffen hinausgeschoben. Andererseits ging der Zinsfu&szlig;, der am 6. Mai 1854 bereits auf 5<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> Prozent angestiegen war, nacheinander wieder auf 5 Prozent, 4<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> Prozent, 4 Prozent und 3<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> Prozent herunter, auf diesem letzten Stand blieb er dann vom 16. Juni 1855 bis zum 8. September 1855. Dann machte er wieder dieselben Ver&auml;nderungen in entgegengesetzter Richtung durch, indem er auf 4 Prozent, 4<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> Prozent und 5 Prozent anstieg, bis er im Oktober 1855 den gleichen Stand erreicht hatte, von dem er im Mai 1854 ausgegangen war, n&auml;mlich 5<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> Prozent. Zwei Wochen danach, am 20. Oktober 1855, stieg er <A NAME="S322"><B>&lt;322&gt;</A></B> f&uuml;r kurzfristige Wechsel auf 6 Prozent und f&uuml;r langfristige auf 7 Prozent. Doch wieder setzte eine Gegenbewegung ein. Im Verlauf des Jahres 1856 ging der Zinsfu&szlig; auf und nieder, bis er im Oktober 1856 erneut 6 und 7 Prozent erreicht hatte, die Werte, von denen er im Oktober des vergangenen Jahres ausgegangen war. Am 5. November 1856 stieg er auf 7 Prozent, aber mit unregelm&auml;&szlig;igen und oft unterbrochenen Abstiegsschwankungen, die ihn in drei Monaten bis auf 5<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> Prozent herunterbrachten. Erst am 12. Oktober dieses Jahres, als die amerikanische Krise begonnen hatte, auf England einzuwirken, erlangte er wieder die urspr&uuml;ngliche H&ouml;he von 7 Prozent. Von diesem Augenblick an war seine Aufw&auml;rtsbewegung schnell und anhaltend, und f&uuml;hrte schlie&szlig;lich zu einer beinahe v&ouml;lligen Einstellung des Diskontogesch&auml;fts.</P>
<P>Mit anderen Worten, in der zweiten H&auml;lfte der Periode von 1848 bis 1857 wurde die Unbest&auml;ndigkeit des Zinsfu&szlig;es in viel h&auml;ufiger wiederkehrenden Abst&auml;nden intensiviert, und vom Oktober 1855 bis zum Oktober 1857 vergingen zwei Jahre, wo das Geld teuer war und die Schwankungen des Zinsfu&szlig;es zwischen 5<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> und 7 Prozent lagen. Gleichzeitig gingen trotz dieses hohen Zinsfu&szlig;es Produktion und Austausch unvermindert mit einer Geschwindigkeit voran, die man vorher nicht f&uuml;r m&ouml;glich gehalten. Einerseits kann man diese au&szlig;ergew&ouml;hnlichen Erscheinungen auf die zur rechten Zeit eintreffenden Goldlieferungen aus Australien und den Vereinigten Stuten zur&uuml;ckf&uuml;hren, die es der Bank von England gestatteten, ihren Griff von Zeit zu Zeit zu lockern, w&auml;hrend es andererseits offensichtlich ist, da&szlig; die Krise schon im Oktober 1855 f&auml;llig war, da&szlig; sie durch eine Reihe von vor&uuml;bergehenden Verz&ouml;gerungen aufgeschoben wurde, und da&szlig; darum ihr endg&uuml;ltiger Ausbruch jede zuvor erlebte Krise hinsichtlich der St&auml;rke der Symptome wie auch des Umfangs der Verbreitung &uuml;bertreffen wird. Die merkw&uuml;rdige Tatsache, da&szlig; der Zinsfu&szlig; vom 20. Oktober 1855 in H&ouml;he von 7 Prozent am 4. Oktober 1856 und am 12. Oktober 1857 wiederkehrte, w&uuml;rde diese Behauptung schon weitgehend beweisen, wenn wir nicht au&szlig;erdem w&uuml;&szlig;ten, da&szlig; schon 1854 ein warnender Schock England gesch&uuml;ttelt hatte, und da&szlig; auf dem Festland alle Symptome der Panik sich schon im Oktober 1855 und 1856 wiederholt hatten. Wenn wir diese erschwerenden Umst&auml;nde au&szlig;er acht lassen, dann besitzt jedoch die Periode von 1848 bis 1857, insgesamt gesehen, eine auffallende &Auml;hnlichkeit mit der von 1826 bis 1836 und der von 1837 bis 1847.</P>
<P>Zwar hat man uns erz&auml;hlt, der britische Freihandel w&uuml;rde dies alles &auml;ndern, doch wenn nichts anderes bewiesen ist, so ist wenigstens eins klar - die Freihandelsdoktoren sind nichts weiter als Quacksalber. Wie in fr&uuml;heren <A NAME="S323"><B>&lt;323&gt;</A></B> Zeiten folgte auf eine Reihe von guten Ernten eine Reihe von schlechten. Ungeachtet des allseligmachenden Freihandels haben in England von 1853 bis 1857 sogar h&ouml;here Durchschnittspreise f&uuml;r Weizen und alle anderen Rohprodukte geherrscht als von 1820 bis 1853; und was noch bemerkenswerter ist: w&auml;hrend die Industrie trotz der hohen Getreidepreise einen beispiellosen Aufschwung nahm, hat sie jetzt, wie um jede m&ouml;gliche Ausflucht zu durchkreuzen, trotz einer reichen Ernte einen beispiellosen Zusammenbruch erlitten.</P>
<P>Unsere Leser werden nat&uuml;rlich verstehen, da&szlig; diese 10prozentige Diskontorate der Bank von England lediglich eine nominelle Zinsrate ist, und da&szlig; die Zinsen, die in London wirklich auf erstrangige Papiere gezahlt werden, diese Ziffer bei weitem &uuml;berschreiten.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Zinsraten, die auf dem freien Markt gefordert werden", schreibt die "Daily News", "liegen betr&auml;chtlich &uuml;ber denen der Bank." "Selbst die Bank von England", schreibt der "Morning Chronicle", "diskontiert nicht zum Zinsfu&szlig; von 10 Prozent, sehr wenige F&auml;lle ausgenommen, die die Ausnahmen und nicht die Regel darstellen, w&auml;hrend drau&szlig;en die Forderungen bekanntlich von der angegebenen Notierung abweichen." "Die Unm&ouml;glichkeit, auf zweit- und drittrangige Papiere zu beliebigen Bedingungen Geld zu erhalten", schreibt der "Morning Herald", "richtet bereits gewaltigen Schaden an." - "Infolgedessen geraten", wie "The Globe" meint, "die Gesch&auml;fte ins Stocken; Firmen brechen zusammen, deren Aktiva die Passiva &uuml;berschreiten, und der Handel scheint sich in einer allgemeinen Revolution zu befinden."</P>
</FONT><P>Teils durch diesen Druck auf dem Geldmarkt, teils durch das Einstr&ouml;men amerikanischer Waren sind alle Artikel auf dem Warenmarkt im Preis gesunken. Im Verlauf weniger Wochen ist Baumwolle in Liverpool um 20 bis 25 Prozent gefallen, Zucker um 25 Prozent, Getreide um 25 Prozent, und Kaffee, Salpeter, Talg, Leder und dergleichen sind ihnen unmittelbar gefolgt.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es ist fast unm&ouml;glich", schreibt die "Morning Post", "Wechsel diskontiert und auf Waren Darlehen zu bekommen." "In Mincing Lane", schreibt der "Standard", "ist der Handel v&ouml;llig zerr&uuml;ttet. Es ist nicht mehr m&ouml;glich, irgendwelche Waren zu verkaufen, es sei denn auf dem Wege des Tauschhandels, da Geld nicht in Betracht kommt."</P>
</FONT><P>Dieses ganze Ungl&uuml;ck w&uuml;rde jedoch die Bank von England nicht so bald auf die Knie gezwungen haben, wenn nicht die Bankpanik in Schottland eingetreten w&auml;re. In Glasgow folgte auf den Zusammenbruch der Western Bank der Zusammenbruch der City of Glasgow Bank, was wiederum einen allgemeinen Run der Deponenten aus der Bourgeoisie und der Banknotenbesitzer aus den arbeitenden Klassen hervorrief, und schlie&szlig;lich in l&auml;rmenden <A NAME="S324"><B>&lt;324&gt;</A></B> Tumulten endete, die den B&uuml;rgermeister von Glasgow sogar n&ouml;tigten, die Hilfe von Bajonetten in Anspruch zu nehmen. Die City of Glasgow Bank, die die Ehre hatte, von keiner geringeren Pers&ouml;nlichkeit als dem Herzog von Argyll geleitet zu werden, besa&szlig; ein eingezahltes Kapital von einer Million Pfund Sterling, einen Reservefonds von 90.595 Pfd.St. und sechsundneunzig im Lande verstreute Zweigstellen. Ihre genehmigten Emissionen betrugen 72.921 Pfd.St., w&auml;hrend die der Western Bank of Scotland 225.292 Pfd.St. betrugen, was zusammengenommen 298.213 Pfd.St. oder fast ein Zehntel der gesamten gesetzlich zugelassenen Zirkulationsmittel von Schottland ergibt. Das Kapital dieser Banken war vor allem in kleinen Summen von der Landbev&ouml;lkerung aufgebracht worden.</P>
<P>Die schottische Panik wirkte nat&uuml;rlich auf die Bank von England zur&uuml;ck, und aus ihren Gew&ouml;lben wurden 300.000 Pfd.St. am 11. November und 600.000 bis 700.000 Pfd.St. am 12. November nach Schottland &uuml;berwiesen. Auch wurden andere Summen zugunsten der irischen Banken aufgek&uuml;ndigt, w&auml;hrend hohe Depositen von den englischen Provinzialbanken eingezogen wurden, so da&szlig; sich das Bank-Department der Bank von England unmittelbar an den Rand des Bankrotts getrieben sah. Es ist wahrscheinlich, da&szlig; die generelle Krise den beiden obengenannten schottischen Banken nur einen Vorwand bot, einen schicklichen Abgang zu vollziehen, denn sie waren schon lange bis ins Innerste verrottet. Doch es bleibt die Tatsache, da&szlig; das gepriesene schottische Banksystem, - das 1825/1826, 1836/1837 und 1847 die Wirbelst&uuml;rme &uuml;berstand, die die englischen und irischen Banken hinwegfegten, - unter der Herrschaft des Peelschen Bankakts, die 1845 Schottland aufgezwungen worden war, zum ersten Mal einen allgemeinen Run erlebte; da&szlig; dort zum ersten Mal der Ruf "Gold gegen Papier" zu h&ouml;ren war, und da&szlig; in Edinburgh zum ersten Mal sogar Noten der Bank von England zur&uuml;ckgewiesen wurden. Die Vorstellung der Verteidiger des Peelschen Akts, da&szlig; der Akt wenigstens die Konvertierbarkeit der im Umlauf befindlichen Noten sichern w&uuml;rde, wenn er schon nicht imstande w&auml;re, Geldkrisen &uuml;berhaupt abzuwehren, ist nun &uuml;ber den Haufen geworfen; die Banknotenbesitzer teilen das Schicksal der Deponenten.</P>
<P>Der allgemeine Zustand der britischen Manufakturbezirke kann nicht besser beschrieben werden als durch zwei Zeitungsausz&uuml;ge, von denen der eine aus einem Handelszirkular aus Manchester stammt und im "Economist" abgedruckt wurde, und der andere aus einem Privatbrief aus Macclesfield in der Londoner "Free Press". Nachdem das Zirkular aus Manchester eine vergleichende Aufstellung des Baumwollhandels der letzten f&uuml;nf Jahre gibt, f&auml;hrt es wie folgt fort:</P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S325">&lt;325&gt;</A></B> "Die Preise sind in dieser Woche mit einer Tag f&uuml;r Tag zunehmenden Beschleunigung gefallen. F&uuml;r zahlreiche Warenarten k&ouml;nnen keine Preise angegeben werden, weil sie keinen K&auml;ufer finden konnten, und wo Preise angegeben werden, h&auml;ngen sie im allgemeinen mehr von der Position oder den Vorstellungen des Besitzers ab als von der Nachfrage. <I>Es gibt keine laufende Nachfrage. </I>Der Binnenhandel hat mehr Vorr&auml;te aufgestapelt, als man nach den Aussichten f&uuml;r den Winter zu verkaufen hoffen kann." (Da&szlig; die ausl&auml;ndischen M&auml;rkte &uuml;bers&auml;ttigt worden sind, sagt das Zirkular nat&uuml;rlich nicht.) "Kurzarbeit ist nun allgemein als Notwendigkeit eingef&uuml;hrt worden; man sch&auml;tzt, da&szlig; ihr Umfang gegenw&auml;rtig <I>ein F&uuml;nftel der gesamten Produktion &uuml;bersteigt</I>. Die Einw&auml;nde gegen ihre Einf&uuml;hrung werden t&auml;glich weniger, <I>und es wird jetzt dar&uuml;ber debattiert, ob es nicht zweckdienlich sei, die Fabriken lieber zeitweilig ganz zu schlie&szlig;en</I>."</P>
</FONT><P>Der Briefschreiber aus Macclesfield berichtet uns:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Mindestens 5.000 Personen, qualifizierte Handwerker und ihre Familien, die jeden Morgen aufstehen und nicht wissen, woher sie Nahrungsmittel nehmen sollen to break their fast &lt;um das Fasten zu brechen; Wortspiel mit breakfast (fr&uuml;hst&uuml;cken)&gt;, haben sich an die Armenbeh&ouml;rde um Unterst&uuml;tzung gewandt, und da sie unter die Kategorie der k&ouml;rperlich gesunden Armen geh&ouml;ren, bleibt ihnen nur die Alternative, entweder f&uuml;r etwa vier Pence pro Tag Steine zu brechen oder ins Armenhaus zu gehen, wo sie wie H&auml;ftlinge behandelt werden und wo ihnen ein minderwertiges und karges Essen durch ein Loch in der Wand gegeben wird; und was das Steinebrechen angeht, so ist das f&uuml;r Menschen, deren H&auml;nde nur zur Bearbeitung feinsten Materials, n&auml;mlich Seide, f&auml;hig sind, gleichbedeutend mit v&ouml;lliger Verweigerung einer Hilfe."</P>
</FONT><P>Was englische Autoren als einen Vorzug ihrer jetzigen Krise gegen&uuml;ber der von 1847 betrachten - da&szlig; es kein unumschr&auml;nktes Feld der Spekulation gibt, wie z.B. die Eisenbahnen, die ihr Kapital absorbieren -, trifft auf keinen Fall zu. Die Wahrheit ist, da&szlig; sich die Engl&auml;nder sehr weitgehend an Spekulationen im Ausland beteiligt haben, sowohl auf dem europ&auml;ischen Festland als auch in Amerika, w&auml;hrend im Inland ihr &uuml;bersch&uuml;ssiges Kapital haupts&auml;chlich in Fabriken investiert worden ist, so da&szlig; die gegenw&auml;rtige Ersch&uuml;tterung mehr denn je den Charakter einer industriellen Krise tr&auml;gt und daher unmittelbar an die Wurzeln der nationalen Prosperit&auml;t r&uuml;hrt.</P>
<P>Auf dem europ&auml;ischen Festland hat sich die Seuche in der einen Richtung von Schweden nach Italien und in der anderen von Madrid nach Pest verbreitet. Hamburg, das den gro&szlig;en kommerziellen Mittelpunkt der Exporte und Importe des Zollvereins und des allgemeinen Geldmarkts von Norddeutschland bildet, mu&szlig;te nat&uuml;rlich den ersten Schock aushalten. Was Frankreich betrifft, so hat die Bank von Frankreich ihre Diskontorate auf den englischen Stand heraufgeschraubt; die Dekrete &uuml;ber das Verbot des Getreideexports sind widerrufen worden; alle Pariser Bl&auml;tter haben die vertrau- <A NAME="S326"><B>&lt;326&gt;</A></B> liche Warnung erhalten, sich davor zu h&uuml;ten, d&uuml;stere Betrachtungen anzustellen; die Edelmetallh&auml;ndler werden durch Gendarmen geschreckt, und Louis Bonaparte selbst l&auml;&szlig;t sich in einem ziemlich albernen Brief herab, seine Untertanen dar&uuml;ber zu informieren, da&szlig; er sich nicht auf einen finanziellen coup d'&eacute;tat vorbereitet f&uuml;hle, und da&szlig; folglich "das &Uuml;bel nur in der Einbildung existiere".</P>
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