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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Das Kapital II - II. Der Umschlag des Kapitals</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="me24_241.htm"><FONT SIZE=2>13. Kapitel. Die Produktionszeit</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="me24_000.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="me24_260.htm"><FONT SIZE=2>15. Kapitel. Wirkung der Umschlagszeit auf die Gr&ouml;&szlig;e des Kapitalvorschusses</FONT></A></P>
<P><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 24, "Das Kapital", Bd. II, 2. Abschnitt, S. 251 - 259<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1963 </SMALL></P>
<P ALIGN="CENTER">VIERZEHNTES KAPITEL<BR>
<FONT SIZE="+2">Die Umlaufszeit</FONT></P>
<B><P><A NAME="S251">&lt;251&gt;</A></B> Alle bisher betrachteten Umst&auml;nde, welche die Umlaufsperioden verschiedner, in verschiednen Gesch&auml;ftszweigen angelegter Kapitale differenzieren, daher auch die Zeiten, w&auml;hrend deren Kapital vorgeschossen werden mu&szlig;, entspringen innerhalb des Produktionsprozesses selbst, wie der Unterschied von fixem und fl&uuml;ssigem Kapital, der Unterschied in den Arbeitsperioden usw. Die Umschlagszeit des Kapitals ist jedoch gleich der Summe seiner Produktionszeit und seiner Umlaufs- oder Zirkulationszeit. Es versteht sich daher von selbst, da&szlig; verschiedne L&auml;nge der Umlaufszeit die Umschlagszeit und daher die L&auml;nge der Umschlagsperiode verschieden macht. Am handgreiflichsten wird dies sichtbar, entweder wenn man zwei verschiedne Kapitalanlagen vergleicht, worin alle andren den Umschlag modifizierenden Umst&auml;nde gleich und nur die Umlaufszeiten verschieden sind, oder wenn man ein gegebnes Kapital nimmt mit gegebner Zusammensetzung aus fixem und fl&uuml;ssigem Kapital, gegebner Arbeitsperiode etc., und nur die Umlaufszeiten hypothetisch variieren l&auml;&szlig;t.</P>
<P>Der eine Abschnitt der Umlaufszeit - und der relativ entscheidendste - besteht aus der Verkaufszeit, der Epoche, worin das Kapital sich im Zustand von Warenkapital befindet. Je nach der relativen Gr&ouml;&szlig;e dieser Frist verl&auml;ngert oder verk&uuml;rzt sich die Umlaufszeit und daher die Umschlagsperiode &uuml;berhaupt. Es kann auch infolge von Aufbewahrungskosten etc. zusch&uuml;ssige Auslage von Kapital notwendig werden. Von vornherein ist klar, da&szlig; die f&uuml;r den Verkauf ihrer fertigen Waren erforderliche Zeit sehr verschieden sein kann f&uuml;r die einzelnen Kapitalisten in einem und demselben Gesch&auml;ftszweig, also nicht nur f&uuml;r die Kapitalmassen, die in verschiednen Produktionszweigen angelegt sind, sondern auch f&uuml;r die verschiednen selbst&auml;ndigen Kapitale, die in der Tat nur verselbst&auml;ndigte St&uuml;cke des in derselben Produktionssph&auml;re angelegten Gesamtkapitals bilden. Unter sonst gleichbleibenden Umst&auml;nden wird die Verkaufsperiode f&uuml;r dasselbe indivi- <A NAME="S252"><B>&lt;252&gt;</A></B> duelle Kapital mit den allgemeinen Schwankungen der Marktverh&auml;ltnisse oder mit ihren Schwankungen in dem besondren Gesch&auml;ftszweig wechseln. Hierbei halten wir uns jetzt nicht l&auml;nger auf. Wir konstatieren nur die einfache Tatsache: Alle Umst&auml;nde, welche &uuml;berhaupt Verschiedenheit in den Umschlagsperioden der in verschiednen Gesch&auml;ftszweigen angelegten Kapitale erzeugen, haben, wenn sie individuell wirken (wenn z.B. der eine Kapitalist Gelegenheit hat, rascher zu verkaufen als sein Konkurrent, wenn der eine mehr Methoden anwendet, welche die Arbeitsperioden verk&uuml;rzen, als der andre etc.), ebenfalls Verschiedenheit im Umschlag der verschiednen, in demselben Gesch&auml;ftszweig hausenden Einzelkapitale zur Folge.</P>
<P>Eine stetig wirkende Ursache in der Differenzierung der Verkaufszeit, und daher der Umschlagszeit &uuml;berhaupt, ist die Entfernung des Markts, wo die Ware verkauft wird, von ihrem Produktionsplatz &lt;1. und 2. Auflage: Verkaufsplatz&gt;. W&auml;hrend der ganzen Zeit seiner Reise zum Markt befindet sich das Kapital gebannt in den Zustand des Warenkapitals; wenn auf Ordre produziert wird, bis zum Moment der Abliefrung; wenn nicht auf Ordre produziert, kommt zur Zeit der Reise zum Markt noch die Zeit hinzu, wo die Ware sich auf dem Markt zum Verkauf befindet. Verbe&szlig;rung der Kommunikations- und Transportmittel k&uuml;rzt die Wandrungsperiode der Waren absolut ab, hebt aber nicht die aus der Wandrung entspringende relative Differenz in der Umlaufszeit verschiedner Warenkapitale auf, oder auch verschiedner St&uuml;cke desselben Warenkapitals, die nach verschiednen M&auml;rkten wandern. Die verbesserten Segelschiffe und Dampfschiffe z.B., welche die Reise verk&uuml;rzen, verk&uuml;rzen sie ebensowohl f&uuml;r nahe gelegne wie ferne H&auml;fen. Die relative Differenz bleibt, obwohl oft vermindert. Die relativen Differenzen k&ouml;nnen aber infolge der Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel verschoben werden in einer Weise, die nicht den nat&uuml;rlichen Entfernungen entspricht. Z.B. eine Eisenbahn, die von dem Produktionsplatz nach einem inl&auml;ndischen Hauptzentrum der Bev&ouml;lkrung f&uuml;hrt, mag die Entfernung nach einem n&auml;her gelegnen Punkt des Inlands, wohin keine Eisenbahn f&uuml;hrt, absolut oder relativ verl&auml;ngern im Vergleich zu dem nat&uuml;rlich entferntern; ebenso mag infolge desselben Umstands die relative Entfernung der Produktionspl&auml;tze von den gr&ouml;&szlig;ern Absatzm&auml;rkten selbst verschoben werden, woraus sich der Verfall alter und das Aufkommen neuer Produktionszentren mit ver&auml;nderten Transport- und Kommunikationsmitteln erkl&auml;rt. (Hierzu kommt noch die gr&ouml;&szlig;re relative Wohlfeilheit des Transports f&uuml;r l&auml;ngre als f&uuml;r k&uuml;rzre Distanzen.) Gleichzeitig mit der Entwicklung der Transport- <A NAME="S253"><B>&lt;253&gt;</A></B> mittel wird nicht nur die Geschwindigkeit der Raumbewegung beschleunigt und damit die r&auml;umliche Entfernung zeitlich verk&uuml;rzt. Es entwickelt sich nicht nur die Masse der Kommunikationsmittel, so da&szlig; z.B. viele Schiffe gleichzeitig nach demselben Hafen abgehn, mehrere Z&uuml;ge gleichzeitig auf verschiednen Eisenbahnen zwischen denselben zwei Punkten fahren, sondern es gehn z.B. in der Woche an verschiednen sukzessiven Tagen Frachtschiffe von Liverpool nach New York oder zu verschiednen Tagesstunden Warenz&uuml;ge von Manchester nach London. Die absolute Geschwindigkeit - also dieser Teil der Umlaufszeit - wird durch diesen letztren Umstand, bei gegebner Leistung der Transportmittel, zwar nicht alteriert. Aber sukzessive Quanta Waren k&ouml;nnen in k&uuml;rzer aufeinanderfolgenden Zeitr&auml;umen die Reise antreten und so sukzessive auf den Markt kommen, ohne sich bis zur wirklichen Versendung in gr&ouml;&szlig;ren Massen als potentielles Warenkapital aufzuh&auml;ufen. Es verteilt sich daher auch der R&uuml;ckflu&szlig; &uuml;ber k&uuml;rzre sukzessive Zeitperioden, so da&szlig; best&auml;ndig ein Teil in Geldkapital verwandelt ist, w&auml;hrend der andre als Warenkapital zirkuliert. Durch diese Verteilung des R&uuml;ckflusses auf mehrere sukzessive Perioden wird die Gesamtumlaufszeit abgek&uuml;rzt und daher auch der Umschlag. Zun&auml;chst entwickelt sich die gr&ouml;&szlig;re oder geringre H&auml;ufigkeit, worin die Transportmittel fungieren, z.B. die Anzahl der Z&uuml;ge einer Eisenbahn, einerseits mit dem Grade, worin ein Produktionsplatz mehr produziert, ein gr&ouml;&szlig;res Produktionszentrum wird, und nach der Richtung auf den bereits vorhandnen Absatzmarkt hin, also nach den gro&szlig;en Produktions- und Bev&ouml;lkrungszentren, nach Exporth&auml;fen usw. Andrerseits bewirkt aber umgekehrt diese besondre Verkehrsleichtigkeit und der dadurch beschleunigte Umschlag des Kapitals (soweit er von der Umlaufszeit bedingt wird) eine beschleunigte Konzentration einerseits des Produktionszentrums, andrerseits seines Marktplatzes. Mit der so beschleunigten Konzentration von Menschen- und Kapitalmassen an gegebnen Punkten schreitet fort die Konzentration dieser Kapitalmassen in wenigen H&auml;nden. Zugleich findet wieder Verschiebung und Deplacement statt infolge der mit den ver&auml;nderten Kommunikationsmitteln ver&auml;nderten relativen Lage von Produktions- und Marktpl&auml;tzen. Ein Produktionsplatz, der durch seine Lage an Landstra&szlig;e oder Kanal besondren Positionsvorteil besa&szlig;, befindet sich jetzt an der Seite einer einzigen Zweigbahn, die nur in relativ gro&szlig;en Intervallen fungiert, w&auml;hrend ein andrer Punkt, der ganz von den Hauptverkehrswegen ablag, nun am Kreuzpunkt mehrerer Bahnen liegt Der zweite Ort kommt auf, der erste verkommt. Es wird also durch die Ver&auml;ndrung in den Transportmitteln eine &ouml;rtliche Verschiedenheit in der Umlaufszeit der Waren, der Gelegenheiten einzukaufen, zu verkaufen <A NAME="S254"><B>&lt;254&gt;</A></B> usw. erzeugt, oder die schon existierende &ouml;rtliche Verschiedenheit wird anders verteilt. Die Wichtigkeit dieses Umstandes f&uuml;r den Umschlag des Kapitals zeigt sich in den Streitereien der kaufm&auml;nnischen und industriellen Repr&auml;sentanten der verschiednen Pl&auml;tze mit den Eisenbahndirektionen. (Siehe z.B. das oben &lt;Siehe vorl. Band, <A HREF="me24_131.htm#S152">S. 152</A>&gt; zitierte Blaubuch des Railway Committee.)</P>
<P>Alle Produktionszweige, die der Natur ihres Produkts nach haupts&auml;chlich auf lokalen Absatz angewiesen sind, wie Brauereien, entwickeln sich daher in der gr&ouml;&szlig;ten Dimension in Hauptzentren der Bev&ouml;lkrung. Der raschere Umschlag des Kapitals gleicht hier zum Teil die Verteurung mancher Produktionsbedingungen, des Bauplatzes etc., aus.</P>
<P>Wenn einerseits mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion die Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel die Umlaufszeit f&uuml;r ein gegebnes Quantum Waren abk&uuml;rzt, so f&uuml;hrt derselbe Fortschritt und die mit der Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel gegebne M&ouml;glichkeit - umgekehrt die Notwendigkeit herbei, f&uuml;r immer entferntere M&auml;rkte, mit einem Wort, f&uuml;r den Weltmarkt zu arbeiten. Die Masse der auf Reise befindlichen und nach entfernten Punkten reisenden Waren w&auml;chst enorm, und daher absolut und relativ auch der Teil des gesellschaftlichen Kapitals, der sich best&auml;ndig f&uuml;r l&auml;ngre Fristen im Stadium des Warenkapitals, innerhalb der Umlaufszeit befindet. Damit w&auml;chst gleichzeitig auch der Teil des gesellschaftlichen Reichtums, der, statt als direktes Produktionsmittel zu dienen, in Transport- und Kommunikationsmitteln und in dem f&uuml;r ihren Betrieb erheischten fixen und zirkulierenden Kapital ausgelegt wird.</P>
<P>Die blo&szlig;e relative L&auml;nge der Reise der Ware vom Produktions- zum Absatzort bewirkt eine Differenz nicht nur in dem ersten Teil der Umlaufszeit, der Verkaufszeit, sondern auch in dem zweiten Teil, der R&uuml;ckverwandlung des Geldes in die Elemente des produktiven Kapitals, der Kaufzeit. Z.B. die Ware wird nach Indien geschickt. Dies dauert z.B. vier Monate. Wir wollen die Verkaufszeit 0 setzen, d.h. die Ware sei auf Bestellung gesandt und werde bei Abliefrung an den Agenten des Produzenten gezahlt. Die R&uuml;cksendung des Geldes (die Form, in der es zur&uuml;ckgesandt wird, ist hier gleichg&uuml;ltig) dauert wieder vier Monate. So dauert es im ganzen acht Monate, bevor dasselbe Kapital wieder als produktives Kapital fungieren, dieselbe Operation damit erneuert werden kann. Die so hervorgebrachten Verschiedenheiten im Umschlag bilden eine der materiellen Grundlagen der verschiednen Kredittermine, wie denn der &uuml;berseeische Handel z.B. <A NAME="S255"><B>&lt;255&gt;</A></B> in Venedig und Genua &uuml;berhaupt eine der Quellen des eigentlichen Kredit Wesens bildet.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Krisis von 1847 bef&auml;higte das Bank- und Handelsgesch&auml;ft jener Zeit, die indische und chinesische Usance" (f&uuml;r die Laufzeit von Wechseln zwischen dort und Europa) "von zehn Monate nach Dato auf 6 Monate nach Sicht zu reduzieren, und der Verlauf von 20 Jahren mit seiner Beschleunigung der Fahrt und Einrichtung von Telegraphen macht jetzt eine fernere Reduktion n&ouml;tig von sechs Monaten nach Sicht auf vier Monate nach Dato als ersten Schritt zu vier Monate nach Sicht. Die Reise eines Segelschiffs um das Kap von Kalkutta nach London dauert durchschnittlich unter 90 Tagen. Eine Usance von vier Monaten nach Sicht w&uuml;rde einer Laufzeit von sage 150 Tagen gleichkommen. Die gegenw&auml;rtige Usance von sechs Monaten nach Sicht kommt einer Laufzeit von sage 210 Tagen gleich." ("London Economist", 16. Juni 1866.) -</P>
</FONT><P>Dagegen:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Brasilische Usance steht noch immer auf zwei und drei Monate nach Sicht, Wechsel von Antwerpen" (auf London) "werden drei Monate nach Dato gezogen, und selbst Manchester und Bradford ziehn auf London auf drei Monate und l&auml;ngre Daten. Durch stillschweigende &Uuml;bereinkunft wird dem Kaufmann so eine hinreichende Gelegenheit gegeben, seine Ware zu realisieren, zwar nicht vor, aber doch bis zu der Zeit, wo die dagegen gezognen Wechsel verfallen. Daher ist die Usance indischer Wechsel nicht &uuml;berm&auml;&szlig;ig. Indische Produkte, die in London meistens auf drei Monate Ziel verkauft werden, k&ouml;nnen nicht, wenn man einige Zeit f&uuml;r den Verkauf einrechnet, in viel k&uuml;rzrer Zeit als f&uuml;nf Monaten realisiert werden, w&auml;hrend andre f&uuml;nf Monate durchschnittlich verflie&szlig;en zwischen dem Einkauf in Indien und der Ablieferung im englischen Lagerhaus. Hier haben wir eine Periode von zehn Monaten, w&auml;hrend die gegen die Waren gezognen Wechsel nicht &uuml;ber sieben Monate laufen." (Ibid., 30. Juni 1866.) "Am 2. Juli 1866 notifizierten f&uuml;nf gro&szlig;e Londoner Banken, die haupts&auml;chlich mit Indien und China verkehren, sowie das Pariser Comptoir d'Escompte, da&szlig; vom 1. Januar 1867 ihre Zweigbanken und Agenturen im Orient nur solche Wechsel kaufen und verkaufen w&uuml;rden, die nicht &uuml;ber vier Monate nach Sicht gezogen w&auml;ren." (Ibidem, 7. Juli 1866.)</P>
</FONT><P>Diese Herabsetzung mi&szlig;gl&uuml;ckte jedoch und mu&szlig;te wieder aufgegeben werden. (Seitdem hat der Suezkanal dies alles revolutioniert.)</P>
<P>Es versteht sich, da&szlig; mit der l&auml;ngern Umlaufszeit der Waren das Risiko eines Preiswechsels auf dem Verkaufsmarkt steigt, da die Periode w&auml;chst, innerhalb deren Preiswechsel stattfinden k&ouml;nnen.</P>
<P>Eine Verschiedenheit in der Umlaufszeit, teils individuell zwischen verschiednen Einzelkapitalen desselben Gesch&auml;ftszweigs, teils zwischen verschiednen Gesch&auml;ftszweigen nach den verschiednen Usancen, da wo nicht gleich bar gezahlt wird, entspringt aus den verschiednen Terminen der <A NAME="S256"><B>&lt;256&gt;</A></B> Zahlung bei Ein- und Verkauf. Wir halten uns bei diesem f&uuml;r das Kreditwesen wichtigen Punkt hier nicht weiter auf.</P>
<P>Aus dem Umfang der Liefrungskontrakte, und dieser w&auml;chst mit Umfang und Stufenleiter der kapitalistischen Produktion, entspringen ebenfalls Unterschiede in der Umschlagszeit. Der Liefrungskontrakt als Transaktior zwischen K&auml;ufer und Verk&auml;ufer ist eine dem Markt, der Zirkulationssph&auml;re angeh&ouml;rige Operation. Die hieraus entspringenden Unterschiede in der Umschlagszeit entspringen also aus der Zirkulationssph&auml;re, schlagen aber unmittelbar auf die Produktionssph&auml;re zur&uuml;ck, und zwar abgesehn vor allen Zahlungsterminen und Kreditverh&auml;ltnissen, also auch bei barer Zahlung. Kohle, Baumwolle, Garn usw. sind z.B. diskrete Produkte. Jeder Tag liefert sein Quantum fertiges Produkt. &Uuml;bernimmt nun aber der Spinnei oder der Grubenbesitzer Liefrungen von Produktenmassen, welche eine sage vier- oder sechsw&ouml;chentliche Periode nacheinanderfolgender Arbeitstage erheischen, so ist das mit Bezug auf die Zeitl&auml;nge, wof&uuml;r Kapital vorzuschie&szlig;en ist, ganz dasselbe, als ob eine kontinuierliche Arbeitsperiode von vier oder sechs Wochen in diesem Arbeitsproze&szlig; eingef&uuml;hrt w&auml;re. Es wird hier nat&uuml;rlich vorausgesetzt, da&szlig; die ganze bestellte Masse Produkt auf einmal zu liefern ist oder doch erst gezahlt wird, nachdem sie ganz geliefert. So hat denn, einzeln betrachtet, jeder Tag sein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert. Aber diese fertige Masse ist immer nur ein Teil der kontraktlich zu liefernden Masse. Befindet sich in diesem Fall der bereits fertige Teil der bestellten Waren nicht weiter im Produktionsproze&szlig; so liegt er doch als nur potentielles Kapital auf dem Lagerhaus.</P>
<P>Kommen wir nun zur zweiten Epoche der Umlaufszeit: der Kaufzeit oder der Epoche, w&auml;hrend deren das Kapital sich aus Geldform in die Elemente des produktiven Kapitals r&uuml;ckverwandelt. W&auml;hrend dieser Epoche mu&szlig; es k&uuml;rzre oder l&auml;ngre Zeit in seinem Zustand als Geldkapital verharren, also ein gewisser Teil des vorgescho&szlig;nen Gesamtkapitals sich fortw&auml;hrend im Zustand des Geldkapitals befinden, obgleich dieser Teil aus best&auml;ndig wechselnden Elementen besteht. Es mu&szlig; z.B. in einem bestimmten Gesch&auml;ft von dem vorgescho&szlig;nen Gesamtkapital n * 100 Pfd.St. in der Form von Geldkapital vorhanden sein, so da&szlig;, w&auml;hrend alle Bestandteile dieser n * 100 Pfd.St. sich fortw&auml;hrend in produktives Kapital verwandeln, diese Summe dennoch durch den Zuflu&szlig; aus der Zirkulation, aus dem realisierter Warenkapital sich ebenso best&auml;ndig wieder erg&auml;nzt. Ein bestimmter Wertteil des vorgescho&szlig;nen Kapitals befindet sich also best&auml;ndig im Zustand vor Geldkapital, also in einer nicht seiner Produktionssph&auml;re, sondern seiner Zirkulationssph&auml;re angeh&ouml;rigen Form.</P>
<B><P><A NAME="S257">&lt;257&gt;</A></B> Man hat bereits gesehn, da&szlig; die durch Entfernung des Markts bewirkte Verl&auml;ngrung der Zeit, in der das Kapital in die Form des Warenkapitals gebannt ist, direkt versp&auml;teten R&uuml;ckflu&szlig; des Geldes bewirkt, also auch die Verwandlung des Kapitals aus Geldkapital in produktives Kapital verz&ouml;gert.</P>
<P>Man hat ferner gesehn (Kap. VI), wie mit Bezug auf den Einkauf der Waren die Kaufzeit, die gr&ouml;&szlig;re oder geringre Entfernung von den Hauptbezugsquellen des Rohmaterials es n&ouml;tig macht, f&uuml;r l&auml;ngre Perioden Rohmaterial einzukaufen und in der Form von produktivem Vorrat, latentem oder potentiellem produktivem Kapital, verwendbar zu halten; da&szlig; sie also die Masse des Kapitals, das auf einmal vorgeschossen werden mu&szlig;, und die Zeit, f&uuml;r die es vorgeschossen werden mu&szlig;, bei sonst gleicher Stufenleiter der Produktion vergr&ouml;&szlig;ert.</P>
<P>&Auml;hnlich wirken in verschiednen Gesch&auml;ftszweigen die Perioden - k&uuml;rzre oder l&auml;ngre -, worin gr&ouml;&szlig;re Massen Rohmaterial auf den Markt geworfen werden. So finden z.B. in London alle drei Monate gro&szlig;e Wollversteigerungen statt, die den Wollmarkt beherrschen; w&auml;hrend der Baumwollmarkt von Ernte zu Ernte im ganzen kontinuierlich, wenn auch nicht immer gleichm&auml;&szlig;ig, erneuert wird. Solche Perioden bestimmen die Haupteinkaufstermine dieser Rohstoffe und wirken namentlich auch auf die spekulativen, l&auml;ngre oder k&uuml;rzre Vorsch&uuml;sse in diesen Produktionselementen bedingenden Eink&auml;ufe, ganz wie die Natur der produzierten Waren auf die spekulative, absichtliche, l&auml;ngre oder k&uuml;rzre Zur&uuml;ckhaltung des Produkts in der Form von potentiellem Warenkapital wirkt.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Der Landwirt mu&szlig; also auch bis zu einem gewissen Grade Spekulant sein und daher nach Ma&szlig;gabe der Zeitverh&auml;ltnisse mit dem Verkauf seiner Produkte zur&uuml;ckhalten ... "</P>
</FONT><P>Folgen einige allgemeine Regeln.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Indessen kommt doch bei dem Absatz der Produkte das meiste auf die Person, auf das Produkt selbst und auf die Lokalit&auml;t an. Wer bei Geschick und Gl&uuml;ck (!) mit hinreichendem Betriebskapital versehn ist, wird nicht zu tadeln sein, wenn er seine gewonnene Fruchternte bei ungew&ouml;hnlich niedrigem Preise einmal ein Jahr liegen l&auml;&szlig;t; wem es dagegen an Betriebskapital oder &uuml;berhaupt (!) an Spekulationsgeist fehlt, der wird die laufenden Durchschnittspreise zu erreichen suchen und also absetzen m&uuml;ssen, sobald und sooft er dazu Gelegenheit hat. Wolle l&auml;nger als ein Jahr liegen zu lassen, wird fast immer nur Schaden bringen; w&auml;hrend Getreidefr&uuml;chte und &Ouml;lsaat ein paar Jahre ohne Nachteil f&uuml;r Beschaffenheit und G&uuml;te aufbewahrt werden k&ouml;nnen. Solche Produkte, welche f&uuml;r gew&ouml;hnlich einem gro&szlig;en Steigen und Fallen in kurzen Zeitr&auml;umen unterworfen sind, wie z.B. &Ouml;lsaat, Hopfen, Karden und dergl., l&auml;&szlig;t man mit <A NAME="S258"><B>&lt;258&gt;</A></B> Recht in den Jahren liegen, wo der Preis weit unter den Produktionspreisen steht. Am wenigsten darf man mit dem Verkauf von solchen Gegenst&auml;nden z&ouml;gern, welche t&auml;gliche Unterhaltungskosten verursachen, wie ausgem&auml;stetes Vieh, oder welche dem Verderben unterliegen, wie Obst, Kartoffeln usw. In manchen Gegenden hat ein Produkt zu gewissen Jahreszeiten im Durchschnitt seinen niedrigsten, zu andern Zeiten dagegen seinen h&ouml;chsten Preis; so steht z.B. das Getreide um Martini im Durchschnitt an manchen Orten niedriger im Preise als zwischen Weihnachten und Ostern. Ferner sind manche Produkte in manchen Gegenden nur zu gewissen Zeiten allein gut zu verkaufen, wie das z.B. mit der Wolle auf den Wollm&auml;rkten in solchen Gegenden der Fall ist, wo au&szlig;erdem der Wollhandel gew&ouml;hnlich stockt usw." (Kirchhof, p.302.)</P>
</FONT><P>Bei Betrachtung der zweiten H&auml;lfte der Umlaufszeit, worin das Geld in die Elemente des produktiven Kapitals zur&uuml;ckverwandelt wird, kommt in Betracht nicht nur dieser Umsatz selbst, f&uuml;r sich genommen; nicht nur die Zeit, worin das Geld zur&uuml;ckflie&szlig;t, je nach der Entfernung des Markts, auf dem das Produkt verkauft wird; es kommt auch vor allem in Betracht der Umfang, worin ein Teil des vorgescho&szlig;nen Kapitals sich best&auml;ndig in Geldform, im Zustand von Geldkapital befinden mu&szlig;.</P>
<P>Abgesehn von aller Spekulation h&auml;ngt der Umfang der Eink&auml;ufe derjenigen Waren, die best&auml;ndig als produktiver Vorrat vorhanden sein m&uuml;ssen, ab von den Zeiten der Erneuerung dieses Vorrats, also von Umst&auml;nden, die wieder von Marktverh&auml;ltnissen abh&auml;ngig, daher f&uuml;r verschiedne Rohstoffe etc. verschieden sind; es mu&szlig; hier also von Zeit zu Zeit Geld in gr&ouml;&szlig;ren Mengen auf einmal vorgeschossen werden. Es flie&szlig;t, je nach dem Umschlag des Kapitals, rascher oder langsamer, stets aber bruchweis zur&uuml;ck. Ein Teil davon wird ebenso best&auml;ndig wieder in k&uuml;rzern Zeitr&auml;umen ausgegeben, n&auml;mlich der in Arbeitslohn r&uuml;ckverwandelte Teil. Ein andrer Teil aber, der in Rohmaterial etc. r&uuml;ckzuverwandelnde, ist f&uuml;r l&auml;ngre Zeitr&auml;ume aufzuh&auml;ufen, als Reservefonds, sei es f&uuml;r Ankauf, sei es f&uuml;r Zahlung. Er existiert daher in der Form des Geldkapitals, obgleich der Umfang wechselt, worin er als solches existiert.</P>
<P>Wir werden im n&auml;chsten Kapitel sehn, wie andre Umst&auml;nde, ob sie nun aus dem Produktions- oder Zirkulationsproze&szlig; entspringen, dies Vorhandensein einer bestimmten Portion des vorgescho&szlig;nen Kapitals in Geldform ern&ouml;tigen. Allgemein aber ist zu bemerken, da&szlig; die &Ouml;konomen sehr geneigt sind zu vergessen, da&szlig; ein Teil des im Gesch&auml;ft n&ouml;tigen Kapitals best&auml;ndig nicht nur die drei Formen von Geldkapital, produktivem Kapital und Warenkapital wechselweis durchl&auml;uft, sondern da&szlig; verschiedne Portionen desselben best&auml;ndig nebeneinander diese Formen besitzen, wenn auch die <A NAME="S259"><B>&lt;259&gt;</A></B> relative Gr&ouml;&szlig;e dieser Portionen best&auml;ndig wechselt. Namentlich ist es der best&auml;ndig als Geldkapital vorhandne Teil, den die &Ouml;konomen vergessen, obgleich gerade dieser Umstand zum Verst&auml;ndnis der b&uuml;rgerlichen Wirtschaft sehr n&ouml;tig ist und daher auch in der Praxis als solcher sich geltend macht.</P></BODY>
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