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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<title>"Neue Rheinische Zeitung" - Das "Faedreland" ueber den Waffenstillstand mit
Daenemark</title>
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<p align="center"><a href="me05_243.htm"><font size="2">Der
B&uuml;rgerwehrgesetzentwurf</font></a> <font size="2">|</font> <a href="../me_nrz48.htm"><font
size="2">Inhalt</font></a> <font size="2">|</font> <a href="me05_256.htm"><font size="2">Der
Waffenstillstand mit D&auml;nemark</font></a></p>
<small>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 5, S. 253-255<br>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1971</small> <br>
<br>
<h1>Das "F&auml;dreland" &uuml;ber den Waffenstillstand mit
D&auml;nemark</font></p>
<p><font size="2">["Neue Rheinische Zeitung" Nr. 51 vom 21. Juli 1848]</font></p>
<p><b><a name="S253">&lt;253&gt;</a></b> *<i>K&ouml;ln</i>, 20. Juli. Damit das Vaterland sich
&uuml;berzeuge, da&szlig; es durch die sogenannte Revolution mit Nationalversammlung,
Reichsverweser usw. weiter nichts erlangt hat als eine vollst&auml;ndige Erneuerung des
vielber&uuml;hmten heiligen r&ouml;mischen Reichs teutscher Nation, geben wir nachfolgenden
Artikel aus dem d&auml;nischen "F&auml;dreland". Er wird hoffentlich hinreichen, um selbst den
vertrauensvollsten Freunden der Ordnung zu beweisen, da&szlig; die vierzig Millionen Deutsche
von den zwei Millionen D&auml;nen durch englische Vermittlung und russische Drohungen wieder
ebenso geprellt worden sind, als dies unter den "allzeit Mehrern des Reichs" jeden Augenblick
geschah.</p>
<p>Das "F&auml;dreland", des Ministers Orla Lehmann eignes Blatt, spricht sich
folgenderma&szlig;en &uuml;ber den Waffenstillstand aus:</p>
<blockquote>
<p>"Betrachtet man den Waffenstillstand nur in Beziehung auf unsere Hoffnungen
und W&uuml;nsche, so kann man sich nat&uuml;rlicherweise nicht damit zufriedengestellt finden;
nimmt man an, da&szlig; die Regierung die Wahl hatte zwischen ihm und der Aussicht, mit
schwedisch-norwegischer H&uuml;lfe die Deutschen aus Schleswig zu jagen und sie zu zwingen,
D&auml;nemarks Recht anzuerkennen, die Angelegenheiten dieses Herzogtums im Verein mit seinen
Bewohnern zu regeln - so mu&szlig; man allerdings sagen, da&szlig; die Regierung
unverantwortlich gehandelt hat, indem sie den Waffenstillstand einging. Aber so hat die Wahl
nicht gestanden. Man mu&szlig; annehmen, da&szlig; sowohl England wie Ru&szlig;land - die
beiden Gro&szlig;m&auml;chte, die am n&auml;chsten bei dieser Streitfrage und ihrer Erledigung
interessiert sind - die Eingehung des Waffenstillstands verlangt haben als Bedingung ihrer
zuk&uuml;nftigen Sympathie und Vermittlung und da&szlig; ebenso die schwedisch-norwegische
Regierung den Versuch einer friedlichen Ausgleichung gefordert hat, ehe sie sich zu irgendeiner
wirksamen H&uuml;lfe bestimmte, und da&szlig; sie diese H&uuml;lfe nur mit der gleich anfangs
gegebenen Begrenzung leisten will: n&auml;mlich nicht zur Wiedereroberung Schleswigs, sondern
blo&szlig; zur Verteidigung J&uuml;tlands und der Inseln. So war also die Alternative folgende:
Auf der einen Seite eine gewonnene Frist, sowohl um den <a name=
"S254"><b>&lt;254&gt;</b></a> Gang der Begebenheiten im Ausland abzuwarten, wie auch, um
die innere politisch und milit&auml;rische Organisation zu vollenden; auf der andern die
Aussicht auf einen verzweifelten Einzelkampf gegen die &Uuml;bermacht, welcher, wenn auch das
Bundesheer in seinen vorteilhaften Stellungen von unserm um die H&auml;lfte geringeren Heer
angegriffen werden sollte, so gut wie unm&ouml;glich zum Siege, wohl aber nach
Zur&uuml;ckberufung des schwedisch-norwegischen Heeres zur Besetzung der ganzen Halbinsel durch
die Deutschen f&uuml;hren k&ouml;nnte; ein Kampf, der uns im gl&uuml;cklichsten Fall teuer
erkaufte, nutzlose Siege, im ungl&uuml;cklichsten die Ersch&ouml;pfung aller unserer
Verteidigungskr&auml;fte und einen dem&uuml;tigenden Frieden in Aussicht stellt."</p>
</blockquote>
<p>Das d&auml;nische Blatt verteidigt nun die Bedingungen des Waffenstillstandes als
vorteilhaft f&uuml;r D&auml;nemark. Die Bef&uuml;rchtung, da&szlig; die Wiederer&ouml;ffnung
des Krieges in den Winter falle, wo die deutschen Truppen &uuml;ber das Eis nach F&uuml;nen und
Alsen gehen k&ouml;nnten, sei grundlos; die Deutschen seien ebenso unf&auml;hig wie die
D&auml;nen, in diesem Klima einen Winterfeldzug auszuhalten, w&auml;hrend die Vorteile einer
dreimonatlichen Waffenruhe f&uuml;r D&auml;nemark und die gutgesinnte Bev&ouml;lkerung
Schleswigs sehr gro&szlig; seien. Wenn binnen der drei Monate der Friede nicht geschlossen, so
werde der Waffenstillstand sich von selbst bis ins Fr&uuml;hjahr verl&auml;ngern. Dann
hei&szlig;t es:</p>
<blockquote>
<p>"Da&szlig; die Blockade aufgehoben und die Gefangenen auf freien Fu&szlig;
gesetzt werden, wird man in Ordnung finden; dagegen hat vielleicht die Auslieferung der
genommenen Schiffe die Unzufriedenheit einzelner erweckt. Inzwischen war ja die Aufbringung
deutscher Schiffe mehr ein Zwangsmittel, um Deutschland von der &Uuml;berschreitung unserer
Grenze abzuschrecken, und hatte keineswegs den Zweck, uns durch Aneignung fremden
Privateigentums zu bereichern; und dann ist der Wert dieser Schiffe bei weitem nicht so
gro&szlig;, als manche glauben m&ouml;chten. Sollten sie w&auml;hrend der gegenw&auml;rtigen
Stockung in unserm eignen wie in dem ganzen europ&auml;ischen Handel versteigert werden, so
w&uuml;rden sie <i>allerh&ouml;chstens 11/2 Millionen,</i> d.h. zweimonatliche Kriegskosten
einbringen. Und dann ist der Ersatz daf&uuml;r die R&auml;umung der beiden Herzogt&uuml;mer
durch die Deutschen und der Ersatz der in J&uuml;tland ausgeschriebenen Requisitionen. Das
angewandte Zwangsmittel hat also seinen Zweck erreicht, es ist also in der Ordnung, da&szlig;
es damit aufh&ouml;rt. Und es scheint uns, als ob <i>die R&auml;umung dreier L&auml;nder durch
ein &uuml;berlegenes Heer</i>, das mit unsrer eignen Macht hinauszuschlagen keine Aussicht war,
den kleinen Vorteil zehnmal aufwiegt, den der Staat von dem Verkauf der aufgebrachten Schiffe
ziehen konnte."</p>
</blockquote>
<p>Der &sect; 7 sei der bedenklichste. Er schreibe die Fortdauer der besonderen Regierung der
Herzogt&uuml;mer und damit des "Schleswig-Holsteinismus" vor. Der K&ouml;nig von D&auml;nemark
sei f&uuml;r die beiden von ihm zu ernennenden Mitglieder der provisorischen Regierung an die
schleswig-holsteinischen <i>Notabeln</i> gebunden, und es werde schwerfallen, einen zu finden,
der kein "Schleswig-Holsteiner" sei. Aber daf&uuml;r werde auch ausdr&uuml;cklich der "ganze
Aufruhr" <a name="S255"><b>&lt;255&gt;</b></a> desavouiert, alle Beschl&uuml;sse der
provisorischen Regierung annulliert und der Zustand <i>vor</i> dem 17. M&auml;rz
hergestellt.</p>
<blockquote>
<p>"Wir haben somit die wesentlichsten Bedingungen des Waffenstillstandes vom
d&auml;nischen Standpunkt betrachtet. Versuchen wir nun aber einmal, uns auf den deutschen
Standpunkt zu stellen.</font></p>
<p>Alles was Deutschland verlangt, ist die Freigebung der Schiffe und die Aufhebung der
Blockade.</p>
<p>Was es aufgibt, ist folgendes:</p>
<p>Erstens, <i>die Herzogt&uuml;mer</i>, besetzt von einer Armee, die bis jetzt keine
Niederlage erlitten hat und stark genug ist, ihre Stellung gegen eine doppelt so starke Armee
zu behaupten als die, die ihr bisher entgegenstand;</p>
<p>Zweitens, <i>Schleswigs Aufnahme in den Bund</i>, welche feierlich vom Bundestag
erkl&auml;rt und von der Nationalversammlung durch Aufnahme der schleswigschen Deputierten
best&auml;tigt wurde;</p>
<p>Drittens, die <i>provisorische Regierung</i>, die es als legitim anerkannt und mit der es
als solcher verhandelt hatte;</p>
<p>Viertens, die <i>schleswig-holsteinsche Partei</i>, deren von ganz Deutschland
unterst&uuml;tzte Forderungen unabgemacht der Entscheidung nichtdeutscher M&auml;chte
&uuml;bertragen werden;</p>
<p>F&uuml;nftens, <abbr title="Herzog Christian August und Prinz Friedrich von Schleswig-Holstein">die augustenburgischen Pr&auml;tendenten</abbr>, denen der K&ouml;nig von Preu&szlig;en
pers&ouml;nlich Beistand gelobt hat, die aber im Waffenstillstand mit keinem Wort erw&auml;hnt,
denen keine Amnestie, kein Asyl zugesichert wird;</p>
<p>Endlich <i>die durch den Krieg verursachten Kosten</i>, welche teils den Herzogt&uuml;mern,
teils dem Bunde zur Last fallen, die aber, <i>soweit sie vom eigentlichen D&auml;nemark
getragen worden sind</i>, <i>erstattet werden</i>.</p>
<p>Uns kommt es so vor, als m&uuml;&szlig;ten unsere &uuml;berm&auml;chtigen Feinde an diesem
Waffenstillstande weit mehr auszusetzen haben als wir, das kleine verachtete Volk."</p>
</blockquote>
<p>Schleswig hat den unbegreiflichen Wunsch gehabt, deutsch zu werden. Es ist in der Ordnung,
da&szlig; es daf&uuml;r bestraft, da&szlig; es von Deutschland im Stich gelassen werde.</p>
<p>Den Text des Waffenstillstands geben wir morgen.</p>
<p><font size="2">Geschrieben von Friedrich Engels.</font></p>
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