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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>"Neue Rheinische Zeitung" - Montesquieu LVI.</TITLE>
</HEAD>
<BODY BGCOLOR="#fffffc">
<P ALIGN="CENTER"><A HREF="me06_177.htm"><FONT SIZE=2>Die Schweizer Presse</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="../me_nrz49.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="me06_197.htm"><FONT SIZE=2>Preu&szlig;ischer Steckbrief gegen Kossuth</FONT></A></P>
<SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 6, S. 182-196<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1959</SMALL></P>
<FONT SIZE=5><P>Montesquieu LVI.</P>
</FONT><FONT SIZE=2><P>["Neue Rheinische Zeitung" Nr. 201 vom 21. Januar 1849]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S182">&lt;182&gt;</A></B> *<I>K&ouml;ln</I>, 20. Januar. Der "ehrenwerte" <I>Joseph Dumont </I>l&auml;&szlig;t einen nicht von ihm bezahlten, sondern ihn bezahlenden Anonymus, der hinter dem Strich die <I>Urw&auml;hler </I>bearbeitet, folgende Apostrophe an die "Neue Rheinische Zeitung" richten:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Der 'Neuen Rheinischen Zeitung', dem <I>Organ der Demokratie</I>, hat es gefallen, von den unter dem Titel <I>'An die Urw&auml;hler' </I>in diesem Blatt ver&ouml;ffentlichten Aufs&auml;tzen Notiz zu nehmen und dieselben als aus der 'Neuen Preu&szlig;ischen Zeitung' entlehnt zu bezeichnen.</P>
<P>Dieser <I>L&uuml;ge </I>gegen&uuml;ber einfach die Erkl&auml;rung, da&szlig; diese Aufs&auml;tze <I>als Inserate </I>bezahlt werden, da&szlig; dieselben, mit Ausnahme des ersten, der Parlaments-Korrespondenz entlehnten, in K&ouml;ln geschrieben sind und der Verfasser derselben die 'Neue Preu&szlig;ische Zeitung' bis jetzt noch nicht einmal gesehen, geschweige denn gelesen hat."</P>
</FONT><P>Wir begreifen, welche Wichtigkeit es f&uuml;r Montesquieu LVI. hat, sein <I>Eigentum </I>zu konstatieren. Wir begreifen ebensosehr, wie wichtig f&uuml;r Herrn Dumont die Erkl&auml;rung ist, da&szlig; er <I>"bezahlt" </I>wird, selbst f&uuml;r die Flugbl&auml;tter und Inserate, die er im Interesse seiner eignen Klasse, der <I>Bourgeoisie, </I>setzen, drucken und verbreiten l&auml;&szlig;t.</P>
<P>Was den Anonymus betrifft, so kennt er das franz&ouml;sische Sprichwort: "Les beaux esprits se rencontrent." &lt;"Die sch&ouml;nen Geister finden sich."&gt; Es ist nicht seine Schuld, wenn seine eigensten Geistesprodukte denen der "Neuen Preu&szlig;ischen Zeitung" und der "Preu&szlig;envereine" wie ein Ei dem andern bis zur Verwechslung gleichen.</P>
<P>Wir haben seine Inserate in der "K&ouml;lnischen Zeitung" <I>nie gelesen</I>, sondern nur die aus der Dumontschen Druckerei hervorgehenden Flugbl&auml;tter, die uns von links und rechts zugeschickt wurden, eines fl&uuml;chtigen Blicks gew&uuml;rdigt, <A NAME="S183"><B>&lt;183&gt;</A></B> finden aber jetzt durch Vergleichung, da&szlig; dieselben Wische als Inserat und Flugblatt zugleich ihre Rolle spielen.</P>
<P>Um unser Vergehen gegen den anonymen Montesquieu LVI. zu s&uuml;hnen, haben wir uns die harte Bu&szlig;e auferlegt, seine s&auml;mtlichen Inserate in der "K&ouml;lnischen Zeitung" durchzulesen und sein geistiges Privateigentum als "Gesamteigentum" dem deutschen Publikum preiszugeben.</P>
<I><P>Hier ist Weisheit!</P>
</I><P>Montesquieu LVI. besch&auml;ftigt sich vorzugsweise mit der <I>sozialen </I>Frage. Er hat den "leichtesten, einfachsten Weg" zu ihrer L&ouml;sung gefunden und preist seine Morrisonspille mit salbungsvollstem, naiv-schamlosestem Quacksalberpathos an:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Der leichteste, einfachste Weg aber ist dazu" (n&auml;mlich zur L&ouml;sung der sozialen Frage): "die am 5. Dezember v. J. oktroyierte Verfassung anzunehmen, sie zu revidieren, dann von allen Seiten beschw&ouml;ren zu lassen und sie so festzusetzen. <I>Das ist der einzige Weg, der uns zum Heile f&uuml;hrt. - </I>Wer also ein Herz im Busen tr&auml;gt f&uuml;r die Not seiner armen Br&uuml;der, wer die Hungrigen speisen und die Nackten kleiden will, ... wer, mit einem Worte, die <I>soziale Frage</I> &lt;In der "K&ouml;lnischen Zeitung": <I>sozialen Fragen</I>&gt;<I> l&ouml;sen will ... - der w&auml;hle keinen, der sich gegen die Verfassung ausspricht.</I>" (Montesquieu LVI.)</P>
</FONT><P>Stimmt f&uuml;r Brandenburg-Manteuffel-Ladenberg, und die <I>soziale Frage </I>ist auf dem "einfachsten" und "leichtesten Wege" gel&ouml;st! Stimmt f&uuml;r Dumont, Camphausen, Wittgenstein oder auch f&uuml;r dii minorum gentium &lt;G&ouml;tter niederen Geschlechts&gt; wie Compes, Mevissen u. dgl. - und <I>die soziale Frage </I>ist gel&ouml;st. Die "soziale Frage" f&uuml;r <I>eine Stimme</I>! Wer "die Hungrigen speisen und die Nackten kleiden will", der stimme f&uuml;r die Hansemann und Stupp! F&uuml;r jede Stimme eine soziale Frage weniger! Die Annahme der oktroyierten Verfassung - voil&agrave; la solution du probleme social! &lt;das ist die L&ouml;sung der sozialen Frage!&gt;</P>
<P>Wir zweifeln keinen Augenblick, da&szlig; nicht nur Montesquieu LVI., sondern auch seine Patrone im B&uuml;rgervereine die Annahme, Revision, Beschw&ouml;rung und Festsetzung der oktroyierten Verfassung nicht abwarten werden, um die "Hungrigen zu speisen und die Nackten zu kleiden". Auch sind dazu schon Anstalten getroffen worden.</P>
<P>Seit einigen Wochen fliegen hier Zirkulare umher, worin den Handwerksmeistern, Kr&auml;mern usw. von den Kapitalisten angezeigt wird, da&szlig; in Betracht der heutigen Umst&auml;nde und des wiedererwachenden Kredits aus philanthropischen Gr&uuml;nden die Zinsen von 4 auf 5 Prozent erh&ouml;ht werden. Erste L&ouml;sung der sozialen Frage!</P>
<B><P><A NAME="S184">&lt;184&gt;</A></B> Der hiesige Gemeinderat hat in demselben Sinne die <I>"Arbeiterkarte"</I> f&uuml;r die Ungl&uuml;cklichen abgefa&szlig;t, die verhungern - oder ihre Arme der Stadt verkaufen m&uuml;ssen (vgl. <A HREF="me06_151.htm">Nr. 187 der "Neuen Rheinischen Zeitung"</A>). Man erinnert sich, da&szlig; in dieser den Arbeitern oktroyierten Charta der brotlos gewordene Arbeiter kontraktlich verpflichtet wird, unter <I>polizeiliche Aufsicht </I>zu treten. Zweite L&ouml;sung der sozialen Frage!</P>
<P>In K&ouml;ln stiftete der Gemeinderat kurz nach den M&auml;rzwehn eine Speiseanstalt zu kostenden Preisen, sch&ouml;n eingerichtet, mit pr&auml;chtigen heizbaren Zimmern usw. <I>Nach </I>der Erteilung der oktroyierten Verfassung ist an die Stelle dieses Lokals ein andres, der Armenverwaltung untergeordnetes getreten, wo nicht geheizt wird, die Speisegeschirre fehlen, wo es nicht erlaubt ist, die Speisen an Ort und Stelle zu verzehren, sondern das Quart einer namenlosen Br&uuml;he zu 8 Pfg. verkauft wird. Dritte L&ouml;sung der sozialen Frage!</P>
<P>In Wien h&uuml;teten die Arbeiter w&auml;hrend ihrer Herrschaft die Bank, die H&auml;user und die Reicht&uuml;mer der davongelaufenen Bourgeois. Bei ihrer R&uuml;ckkehr denunzierten dieselben Bourgeois diese "R&auml;uber" dem Windischgr&auml;tz zum <I>H&auml;ngen</I>. Die Arbeitslosen, die den Gemeinderat angingen, wurden in die Armee gegen Ungarn gesteckt. Vierte L&ouml;sung der sozialen Frage!</P>
<P>In Breslau warfen Gemeinderat und Regierung ruhig die Elenden, die im Armenhause ihre Zuflucht suchen m&uuml;ssen, durch Entziehung der physisch unentbehrlichsten Lebensgen&uuml;sse der Cholera in die Arme und nahmen erst Notiz von den Schlachtopfern ihrer grausamen Mildt&auml;tigkeit, als die Seuche ihnen selbst auf den Leib r&uuml;ckte. F&uuml;nfte L&ouml;sung der sozialen Frage!</P>
<P>Im Berliner Verein "mit Gott f&uuml;r K&ouml;nig und Vaterland" erkl&auml;rte ein Freund der oktroyierten Verfassung, es sei penibel, da&szlig; man immer noch zur Durchsetzung seiner Interessen und Absichten dem <I>"Proletariat" </I>Komplimente machen m&uuml;sse.</P>
<P>Das die L&ouml;sung der "L&ouml;sung der sozialen Frage".</P>
<P>"Die preu&szlig;ischen Spione sind eben deshalb so gef&auml;hrlich, weil sie nie bezahlt werden, sondern stets hoffen, bezahlt zu werden", sagt unser Freund Heine. Und die preu&szlig;ischen Bourgeois sind eben deshalb so gef&auml;hrlich, weil sie nie zahlen, sondern stets zu zahlen versprechen.</P>
<P>Die englischen und franz&ouml;sischen Bourgeois lassen sich so einen Wahltag schweres Geld kosten. Ihre Bestechungsman&ouml;ver sind weltbekannt. Die preu&szlig;ischen Bourgeois, "das sind die allerkl&uuml;gsten Leut"! Viel zu moralisch und solid, um ihren Beutel zu ziehen, zahlen sie mit der <I>"L&ouml;sung der sozialen Frage"</I>. Das kostet nichts! Doch Montesquieu LVI. zahlt wenigstens, wie <A NAME="S185"><B>&lt;185&gt;</A></B> Dumont amtlich versichert, die Insertionsgeb&uuml;hren an die "K&ouml;lnische Zeitung" und gibt die L&ouml;sung der <I>"sozialen Fragen" </I>- gratis zu.</P>
<P>Der praktische Teil der petits <20>uvres &lt;kleinen Werke&gt; unseres Montesquieu besteht also darin: Stimmt f&uuml;r Brandenburg-Manteuffel-Ladenberg! W&auml;hlt Camphausen-Hansemann! Schickt uns nach Berlin, la&szlig;t unsere Leute sich da erst festsetzen! Das ist die <I>L&ouml;sung der sozialen Frage</I>!</P>
<P>Der unsterbliche <I>Hansemann </I>hat diese Fragen gel&ouml;st. Erst Herstellung der Ordnung, um den Kredit herzustellen. Dann, wie im Jahre 1844, wo "meinen lieben schlesischen Webern geholfen werden sollte und mu&szlig;te", Pulver und Blei, um die "soziale Frage" zu l&ouml;sen!</P>
<P>Stimmt also f&uuml;r Freunde der oktroyierten Verfassung!</P>
<P>Aber Montesquieu LVI. nimmt nur die oktroyierte Verfassung an, um sie hinterher "revidieren" und "beschw&ouml;ren" zu k&ouml;nnen.</P>
<P>Bester Montesquieu! Hast du einmal die Verfassung angenommen, so wirst du sie nur auf ihrer eigenen Grundlage revidieren, d.h. revidieren, soweit es dem Belieben des K&ouml;nigs und der aus Krautjunkern, Finanzbaronen, hohen Beamten und Pfaffen zusammengesetzten zweiten Kammer zusagt. Diese einzig m&ouml;gliche Revision ist vorsorglicherweise schon in der oktroyierten Verfassung selbst angedeutet. Sie besteht in dem Verlassen des konstitutionellen Systems und in der Wiederherstellung des alten christlich-germanischen <I>St&auml;ndewesens</I>.</P>
<P>Das ist die Revision, die <I>nach </I>Annahme der oktroyierten Verfassung einzig m&ouml;glich und einzig gestattet ist, was dem Scharfsinn eines Montesquieu nicht entgangen sein kann.</P>
<P>Der praktische Teil der petits <20>uvres Montesquieus LVI. l&auml;uft also darauf hinaus: Stimmt f&uuml;r Hansemann-Camphausen! Stimmt f&uuml;r Dumont-Stupp. Stimmt f&uuml;r Brandenburg-Manteuffel! Nehmt die oktroyierte Verfassung an! W&auml;hlt Wahlm&auml;nner, die die oktroyierte Verfassung annehmen - und alles das unter dem Vorwande, "die soziale Frage" zu l&ouml;sen.</P>
<P>Was Teufel schert uns der Vorwand, wenn es einmal die oktroyierte Verfassung gilt.</P>
<P>Aber unser Montesquieu hat seiner praktischen Anweisung, "die soziale Frage" zu l&ouml;sen, der wirklichen Pointe seines Riesenwerkes, nat&uuml;rlich einen theoretischen Teil vorhergeschickt. Sehen wir uns diesen theoretischen Teil an.</P>
<P>Der tiefsinnige Denker erkl&auml;rt zuerst, <I>was die "sozialen Fragen" sind</I>.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Was ist es also eigentlich mit der sozialen Frage?</P>
<P>Der Mensch soll und will leben.</P>
<B><P><A NAME="S186">&lt;186&gt;</A></B> Zum Leben braucht der Mensch Wohnung, Kleidung, Nahrung.</P>
<P>Wohnung und Kleidung bringt die Natur gar nicht hervor, Nahrung w&auml;chst wild nur sp&auml;rlich und lange nicht zureichend.</P>
<P>Der Mensch mu&szlig; sich deshalb diese Bed&uuml;rfnisse selbst anschaffen.</P>
<P>Das geschieht durch Arbeit.</P>
<I><P>Arbeit ist demnach die erste Bedingung unseres Lebens, ohne Arbeit k&ouml;nnen wir nicht leben.</P>
</I><P>Bei den ersten V&ouml;lkern baute sich nun jeder seine H&uuml;tte selbst, fertigte sich seine Kleidung aus Tierfellen selbst, brach sich seine Fr&uuml;chte zum Essen selbst. Das war der Urzustand.</P>
<P>Wenn der Mensch aber nichts braucht als Wohnung, Kleidung, Nahrung, wenn er also blo&szlig; seine <I>k&ouml;rperlichen </I>Bed&uuml;rfnisse befriedigt, so steht er mit dem Tiere auf gleicher Stufe; denn das tut das Tier auch.</P>
<P>Der Mensch aber ist ein h&ouml;heres Wesen als das Tier, er braucht mehr zum Leben: Er braucht Freude, er soll sich zu einem sittlichen Werte erheben. Das kann er aber nur, wenn er in Gesellschaft lebt.</P>
<P>Sobald die Menschen aber in Gesellschaft lebten, trat ein ganz anderes Verh&auml;ltnis ein. Sie bemerkten bald, da&szlig; die Arbeit viel leichter sei, wenn jeder einzelne nur eine bestimmte Arbeit machte. Und so fertigte der eine Kleidung, der zweite baute H&auml;user, der dritte sorgte f&uuml;r Nahrung, und der erste gab dem zweiten, was diesem fehlte. So bildeten sich die verschiedenen St&auml;nde der Menschen ganz von selbst, indem der eine J&auml;ger, der andere Handwerker, der dritte Ackerbauer wurde. Die Menschen aber blieben dabei nicht stehen; denn die Menschheit mu&szlig; vorw&auml;rts schreiten. Man machte Erfindungen. Man erfand das Spinnen und das Weben, das Schmieden des Eisens, das Gerben der Tierfelle. Je mehr man Erfindungen machte, desto mannigfaltiger ward das Handwerk, desto leichter der Ackerbau, dem das Handwerk Pflug und Spaten lieferte. Alles half sich, alles griff ineinander. Man kam dann mit benachbarten V&ouml;lkern zusammen; das eine Volk hatte, was das andere entbehrte - und dieses besa&szlig;, was jenes nicht hatte. Man tauschte dieses um. So entstand der <I>Handel </I>und damit ein neuer Zweig der menschlichen T&auml;tigkeit. So schritt die Bildung von Stufe zu Stufe fort von den ersten unbeholfenen Erfindungen kam man in Jahrhunderten endlich zu den Erfindungen unserer Zeit.</P>
<P>So bildeten sich unter den Menschen die Wissenschaften und die K&uuml;nste und immer reicher, immer mannigfaltiger wurde das Leben. Der Arzt heilte den Kranken, der Pfarrer predigte, der Kaufmann handelte, der Landmann baute das Feld, der G&auml;rtner zog Blumen, der Maurer baute die H&auml;user, die der Schreiner mit Hausger&auml;t versah, der M&uuml;ller mahlte das Mehl, das der B&auml;cker zu Brot verbackte - eines griff in das andere; niemand konnte allein stehen, niemand sich seine Bed&uuml;rfnisse selbst allein verschaffen.</P>
<P>Das sind die sozialen Verh&auml;ltnisse.</P>
<P>Sie sind ganz naturgem&auml;&szlig; von selbst entstanden. Und wenn ihr heute eine Revolution macht, die alle diese Verh&auml;ltnisse von Grund aus zerst&ouml;rt, wenn ihr dann morgen wieder von neuem anfangt zu leben, so <I>werden die Verh&auml;ltnisse sich genau so wieder bilden</I>, <A NAME="S187"><B>&lt;187&gt;</A></B> <I>wie sie jetzt sind</I>. Seit Jahrtausenden ist es bei allen V&ouml;lkern der Erde ebenso gewesen. Wenn nun jemand einen Unterschied macht zwischen Arbeitern und Bourgeoisie - so ist das <I>eine gro&szlig;e L&uuml;ge</I>. <I>Wir arbeiten alle, </I>jeder in seiner Art, jeder nach seinen Kr&auml;ften und F&auml;higkeiten. Der Arzt arbeitet, wenn er den Kranken besucht, der Musiker, der zum Tanze aufspielt, der Kaufmann, der seine Briefe schreibt, alle arbeiten, jeder auf seiner Stelle."</P>
</FONT><I><P>Hier ist Weisheit! Wer Ohren hat zu h&ouml;ren, der h&ouml;re!</P>
<P>Was ist es also eigentlich mit der physiologischen Frage!</P>
</I><P>Jedes k&ouml;rperliche Wesen setzt eine gewisse Schwere, Dichtigkeit u. dgl. voraus. Jeder organische K&ouml;rper besteht aus allerhand Bestandteilen, wovon ein jeder seine eigene Funktion aus&uuml;bt und wo die wechselseitigen Organe ineinandergreifen.</P>
<I><P>"Das sind die physiologischen Verh&auml;ltnisse."</P>
</I><P>Montesquieu LVI., es l&auml;&szlig;t sich nicht leugnen, besitzt ein originelles Talent f&uuml;r die Vereinfachung der Wissenschaft. Ein Patent (ohne Garantie der Regierung) f&uuml;r Montesquieu LVI.</P>
<P>Arbeitsprodukte werden nur durch Arbeit hervorgebracht. Ohne S&auml;en keine Ernte, ohne Spinnen kein Gespinst usw.</P>
<P>Europa wird sich bewundernd beugen vor dem Riesengenie, das diese Wahrheiten in K&ouml;ln selbst, ohne jede Beih&uuml;lfe der "Neuen Pr[eu&szlig;ischen] Z[eitung]", zutage gef&ouml;rdert hat.</P>
<P>In der Arbeit treten die Menschen in bestimmte Beziehungen zueinander.</P>
<P>Es findet eine <I>Teilung der Arbeit </I>statt, die mehr oder minder mannigfaltig ist.</P>
<P>Einer backt, der andere schmiedet, der eine w&uuml;hlt, der andere heult, Montesquieu LVI. schreibt und Dumont druckt. Adam <I>Smith</I>, erkenne deinen Meister -!</P>
<P>Diese Entdeckungen nun, da&szlig; die <I>Arbeit </I>und die <I>Teilung der Arbeit </I>Lebensbedingungen jeder menschlichen Gesellschaft sind, bef&auml;higen Montesquieu LVI. zu dem Schlusse, da&szlig; <I>die "verschiedenen St&auml;nde" </I>naturgem&auml;&szlig; sind, da&szlig; der Unterschied zwischen "Bourgeoisie und Proletariat" eine <I>"gro&szlig;e L&uuml;ge" </I>ist, da&szlig; die bestehenden "sozialen Verh&auml;ltnisse", mag eine <I>"Revolution" </I>sie heute von Grund aus zerst&ouml;ren, sich "genau so <I>wieder bilden werden, wie sie jetzt sind</I>", und da&szlig; es endlich unumg&auml;nglich n&ouml;tig ist, Wahlm&auml;nner im Sinne Manteuffels und der oktroyierten Verfassung zu w&auml;hlen, wenn man anders "f&uuml;r die Not seiner armen Br&uuml;der ein Herz im Busen tr&auml;gt" und sich der Achtung Montesquieu LVI. teilhaftig zu machen gedenkt.</P>
<I><P>"Seit Jahrtausenden ist </I>es <I>bei allen V&ouml;lkern der Erde ebenso gewesen"!!! </I>In &Auml;gypten gab es Arbeit und Teilung der Arbeit - und <I>Kasten</I>; in Griechenland und Rom Arbeit und Teilung der Arbeit - und <I>Freie und Sklaven</I>; im <A NAME="S188"><B>&lt;188&gt;</A></B> Mittelalter Arbeit und Teilung der Arbeit - und <I>Feudalherren </I>und <I>Leibeigene</I>, <I>Z&uuml;nfte</I>, <I>St&auml;nde </I>u. dgl. Zu unserer Zeit gibt es Arbeit und Teilung der Arbeit - und <I>Klassen</I>, von denen die eine im Besitz s&auml;mtlicher Produktionsinstrumente und Lebensmittel ist, w&auml;hrend die andere nur lebt, solange sie ihre Arbeit verkauft, und nur so lange ihre Arbeit verkauft, als die arbeitgebende Klasse sich durch den Ankauf dieser Arbeit bereichert.</P>
<P>Ist es also nicht sonnenklar, da&szlig; <I>"es bei allen V&ouml;lkern der Erde seit Jahrtausenden ebenso gewesen ist"</I>,<B> </B>wie es heutzutage in <I>Preu&szlig;en </I>ist, weil <I>Arbeit </I>und <I>Teilung der Arbeit </I>stets in einer oder der andern Form existierten? Oder zeigt sich etwa umgekehrt, da&szlig; die sozialen Verh&auml;ltnisse, die Eigentumsverh&auml;ltnisse, best&auml;ndig umgest&uuml;rzt wurden eben durch die stets ver&auml;nderte Art der Arbeit und Teilung der Arbeit?</P>
<P>Im Jahre 1789 riefen die Bourgeois der feudalen Gesellschaft nicht zu: Adel bleib Adel, Leibeigner bleib Leibeigener, Z&uuml;nftiger bleib z&uuml;nftig - denn ohne Arbeit und Teilung der Arbeit keine Gesellschaft! Ohne Einatmung der Luft kein Leben! Atmet also die Stickluft ein und &ouml;ffnet ja nicht die Fenster - so r&auml;soniert Montesquieu LVI.</P>
<P>Es geh&ouml;rt die ganze naiv-t&ouml;lpelhafte Dummdreistigkeit eines in brutaler Unwissenheit ergrauten deutschen Reichspfahlb&uuml;rgers dazu, nachdem er die ersten Buchstaben der politischen &Ouml;konomie - Arbeit, Teilung der Arbeit - oberfl&auml;chlich und schief der tr&auml;gen Hirnmaterie eingekeilt hat, in Fragen, an denen unser Jahrhundert sich die Z&auml;hne ausbei&szlig;t, orakelnd mitzusprechen.</P>
<P>"Ohne Arbeit und Teilung der Arbeit keine Gesellschaft!</P>
<I><P ALIGN="CENTER">Also</P>
</I><P>W&auml;hlt Freunde der oktroyierten preu&szlig;ischen Verfassung und nur Freunde der oktroyierten Verfassung zu Wahlm&auml;nnern."</P>
<P>Dies Epitaph wird einst in gro&szlig;en Buchstaben auf den W&auml;nden des prachtvollen Marmormausoleums prangen, das die dankbare Nachwelt dem L&ouml;ser der sozialen Frage, Montesquieu LVI. (nicht zu verwechseln mit Heinrich CCLXXXIV. von Reu&szlig;-Schleiz-Greiz-Lobenstein-Eberswalde &lt;Anspielung auf Heinrich LXXII., F&uuml;rst von Reu&szlig;-Lobenstein-Ebersdorf &gt;), zu bauen sich verpflichtet f&uuml;hlen wird.</P>
<P>Montesquieu LVI. verheimlicht uns nicht, "wo <I>der Knoten liegt</I>" und was er zu tun gedenkt, sobald er zum Gesetzgeber proklamiert ist.</P>
<I><P>"Daf&uuml;r"</I>, belehrt er uns, <I>"mu&szlig; der Staat sorgen, da&szlig; jeder so viel Erziehung erh&auml;lt, um etwas Ordentliches in der Welt lernen zu k&ouml;nnen."</P>
</I><B><P><A NAME="S189">&lt;189&gt;</A></B> Montesquieu LVI. hat nie davon reden geh&ouml;rt, da&szlig; unter den bestehenden Verh&auml;ltnissen die Teilung der Arbeit an die Stelle der komplizierten Arbeit die einfache, an die Stelle der Erwachsenen die Kinder, an die Stelle der M&auml;nner die Weiber, an die Stelle des selbst&auml;ndigen Arbeiters Automaten setzt, da&szlig; in demselben Verh&auml;ltnisse, worin die moderne Industrie sich entwickelt, die Erziehung des Arbeiters &uuml;berfl&uuml;ssig und unm&ouml;glich wird. Wir verweisen den k&ouml;lnischen Montesquieu weder auf <I>St. Simon </I>noch <I>Fourier</I>, sondern auf <I>Malthus </I>und <I>Ricardo</I>. Der Biedermann lerne erst die ersten Grundlinien der jetzigen Verh&auml;ltnisse kennen, ehe er sie ausbessert und - Orakel austeilt.</P>
<I><FONT SIZE=2><P>"F&uuml;r Leute, die durch Krankheit, durch Alter verarmt sind, mu&szlig; die Gemeinde sorgen."</P>
</I></FONT><P>Und wenn die Gemeinde selbst verarmt, was bei den mit der neuen Verfassung gleichzeitig oktroyierten 100 Millionen Steuern &lt;Siehe <A HREF="me06_156.htm#S157">"Das Budget der Vereinigten Staaten und das christlich-germanische", S. 157</A>&gt; und epidemischen Belagerungszust&auml;nden nicht ausbleiben kann, wie dann, Montesquieu?</P>
<I><FONT SIZE=2><P>"Wo neue Erfindungen oder Handelskrisen ganze Erwerbszweige zerst&ouml;ren, mu&szlig; der Staat zu H&uuml;lfe kommen und Rat schaffen."</P>
</I></FONT><P>So unvertraut der k&ouml;lnische Montesquieu mit den Dingen dieser Welt ist, es kann ihm kaum verborgen geblieben sein, da&szlig; die "neuen Erfindungen" und die Handelskrisen so permanent sind wie die preu&szlig;ischen Ministerialerlasse und Rechtsb&ouml;den. Die neuen Erfindungen werden in Deutschland speziell erst dann eingef&uuml;hrt, wenn die Konkurrenz mit den fremden V&ouml;lkern ihre Einf&uuml;hrung zu einer Lebensfrage macht, und sollen die neu aufkommenden Erwerbszweige sich ruinieren, um den untergehenden zur H&uuml;lfe zu kommen! Die durch Erfindungen neu aufkommenden Erwerbszweige kommen eben dadurch auf, da&szlig; sie wohlfeiler produzieren als die untergehenden. Wo Teufel w&auml;re der Vorteil, wenn sie die untergehenden bek&ouml;stigen m&uuml;&szlig;ten? Der Staat aber, die Regierung, gibt bekanntlich nur scheinbar. Erst mu&szlig; ihm gegeben werden, damit er gebe. Wer aber soll ihm geben, Montesquieu LVI.? Der untergehende Erwerbszweig, damit er noch schneller untergehe? Oder der aufkommende, damit er schon im Aufkommen verk&uuml;mmre? Oder die von den neuen Erfindungen nicht ber&uuml;hrten Erwerbszweige, damit sie durch die Erfindung einer neuen Steuer bankeruttieren? &Uuml;berlege dir das reiflich, Montesquieu LVI.!</P>
<P>Und nun gar die Handelskrisen, Bester? Wenn eine europ&auml;ische Handelskrise ausbricht, so kann der preu&szlig;ische Staat nichts &auml;ngstlicher in Betracht ziehen, als wie er den gewohnten Steuerquellen durch Exekution u. dgl. die <A NAME="S190"><B>&lt;190&gt;</A></B> letzten Wassertropfen abpresse. Der arme preu&szlig;ische Staat! Damit der preu&szlig;ische Staat die Handelskrisen unsch&auml;dlich mache, m&uuml;&szlig;te er au&szlig;er der Nationalarbeit noch eine dritte Einnahmequelle in den Wolken besitzen. Allerdings, wenn sich durch Allerh&ouml;chste Neujahrsw&uuml;nsche &lt;Siehe <A HREF="me06_160.htm">"Eine Neujahrsgratulation"</A>&gt;, Wrangelsche Armeebefehle oder Manteuffelsche Ministerialerlasse Geld aus der Erde stampfen lie&szlig;e, die <I>"Steuerverweigerung" </I>w&uuml;rde keinen so panischen Schrecken unter die preu&szlig;ischen "lieben Getreuen" geworfen und die soziale Frage auch ohne oktroyierte Verfassung gel&ouml;st worden sein.</P>
<P>Man wei&szlig;, da&szlig; die <I>"Neue Preu&szlig;ische Zeitung" </I>unsern <I>Hansemann </I>f&uuml;r einen <I>Kommunisten </I>erkl&auml;rte, weil er die Steuerbefreiungen aufzuheben gedachte. Unser Montesquieu, der niemals die "N[eue] Pr[eu&szlig;ische] Z[eitung]" gelesen, k&ouml;mmt <I>von selbst </I>in K&ouml;ln auf den Einfall, jeden f&uuml;r einen "Kommunisten" und "roten Republikaner" zu erkl&auml;ren, der die oktroyierte Verfassung bedroht! Also stimmt f&uuml;r Manteuffel, oder ihr seid nicht nur pers&ouml;nliche Feinde der Arbeit und der Teilung der Arbeit, sondern auch Kommunisten und rote Republikaner. Erkennt den neuesten "Rechtsboden" Br&uuml;ggemanns an, oder - verzichtet auf den Code civil!</P>
<FONT SIZE=2><P>Figaro, tu n'aurais pas trouv&eacute; &ccedil;a!<BR>
&lt;Figaro, darauf w&auml;rst du nicht gekommen!<BR>
Beaumarchais, "Figaros Hochzeit"&gt;</P>
</FONT><P>Morgen mehr von Montesquieu LVI.!</P>
<FONT SIZE=2><P>["Neue Rheinische Zeitung" Nr. 202 vom 22. Januar 1849]</P>
</FONT><P>*<I>K&ouml;ln</I>, 21. Januar. <I>Montesquieu LVI. </I>sucht den "geschenkten Gaul", die oktroyierte Verfassung, mit der ganzen kleinpfiffigen Verschlagenheit eines vielerfahrenen <I>Ro&szlig;t&auml;uschers </I>an die Urw&auml;hler loszuschlagen. Er ist der Montesquieu des Pferdemarkts.</P>
<P>Wer die oktroyierte Verfassung nicht will, der will die Republik, und nicht nur die Republik schlechthin, sondern die rote Republik! Leider handelt es sich bei unsern Wahlen um nichts weniger als Republik und rote Republik. Es handelt sich einfach darum:</P>
<P>Wollt ihr den alten <I>Absolutismus </I>samt einem neu aufgefrischten <I>St&auml;ndewesen - </I>oder wollt ihr ein b&uuml;rgerliches <I>Repr&auml;sentativsystem</I>? Wollt ihr eine politische Verfassung, die den "bestehenden sozialen Verh&auml;ltnissen" vergangener Jahrhunderte entspricht, oder wollt ihr eine politische Verfassung, die den "bestehenden sozialen Verh&auml;ltnissen" eures Jahrhunderts zusagt?</P>
<B><P><A NAME="S191">&lt;191&gt;</A></B> Es handelt sich in dieser Angelegenheit also um nichts weniger als um einen Kampf gegen die b&uuml;rgerlichen Eigentumsverh&auml;ltnisse, wie er in Frankreich stattfindet und in England sich vorbereitet. Es handelt sich vielmehr um den Kampf gegen eine politische Verfassung, welche die "<I>b&uuml;rgerlichen </I>Eigentumsverh&auml;ltnisse" gef&auml;hrdet, indem sie den Repr&auml;sentanten der "<I>feudalen </I>Eigentumsverh&auml;ltnisse", dem K&ouml;nige von Gottes Gnaden, der Armee, der B&uuml;rokratie, den Krautjunkern und einigen mit ihnen verb&uuml;ndeten Finanzbaronen und Spie&szlig;b&uuml;rgern das Staatsruder &uuml;berantwortet.</P>
<P>Durch die oktroyierte Verfassung ist die soziale Frage im Sinne dieser Herren gel&ouml;st. Kein Zweifel.</P>
<P>Was ist die <I>"soziale Frage" </I>im Sinne des <I>Beamten</I>? Es ist die Behauptung seines Gehalts und seiner bisherigen, dem Volke &uuml;bergeordneten Stellung.</P>
<P>Und was ist die <I>"soziale Frage" </I>im Sinne des Adels und seiner gro&szlig;en Grundbesitzer Es ist die Behauptung der bisherigen feudalen Grundgerechtigkeiten, die Beschlagnahme der eintr&auml;glichsten Stellen in Armee und Zivil durch seine Familien, endlich der direkte Almosenempfang aus der Staatskasse. Au&szlig;er diesen handgreiflichen <I>materiellen </I>und darum <I>"heiligsten" </I>Interessen der Herren "mit Gott f&uuml;r K&ouml;nig und Vaterland" handelt es sich f&uuml;r sie nat&uuml;rlich auch um Behauptung der gesellschaftlichen Auszeichnungen, die ihre Race von der schlechten b&uuml;rgerlichen, b&auml;uerlichen und plebejischen Race unterscheiden. Die alte Nationalversammlung wurde ja eben auseinandergejagt, weil sie die Hand an diese "heiligsten Interessen" zu legen wagte. Was die Herren unter "Revision" der oktroyierten Verfassung verstehen, ist, wie schon fr&uuml;her angedeutet wurde, nichts anders als die Einf&uuml;hrung des <I>st&auml;ndischen Systems</I>, d.h. einer Form der politischen Verfassung, welche die "sozialen" Interessen des Feudaladels, der B&uuml;rokratie und des K&ouml;nigtums von Gottes Gnaden vertritt.</P>
<P>Noch einmal! Kein Zweifel, da&szlig; die "soziale Frage" im Sinne des Adels und der B&uuml;rokratie durch die oktroyierte Verfassung gel&ouml;st ist, d.h., da&szlig; sie diesen Herren eine Regierungsform schenkt, welche die Volksausbeutung durch diese Halbg&ouml;tter sicherstellt.</P>
<P>Aber ist die "soziale Frage" im Sinne der <I>Bourgeoisie </I>durch die oktroyierte Verfassung gel&ouml;st? In andern Worten. Erh&auml;lt die Bourgeoisie eine Staatsform, in der sie die gemeinsamen Angelegenheiten ihrer Klasse, die Interessen des Handels, der Industrie, des Ackerbaus, frei verwalten, die Staatsgelder auf die produktivste Weise verwenden, die Staatshaushaltung auf die wohlfeilste Weise einrichten, die Nationalarbeit wirksam nach au&szlig;en besch&uuml;tzen und nach innen alle vom feudalen Schlamme versperrten Springquellen des Nationalreichtums er&ouml;ffnen kann?</P>
<B><P><A NAME="S192">&lt;192&gt;</A></B> Zeigt uns die Geschichte ein einziges Beispiel, da&szlig; die Bourgeoisie mit einem von Gottes Gnaden oktroyierten K&ouml;nige je eine ihren materiellen Interessen entsprechende politische Staatsform durchzusetzen vermochte?</P>
<P>Um die konstitutionelle Monarchie zu begr&uuml;nden, mu&szlig;te sie in England zweimal die Stuarts verjagen, in Frankreich die angestammten Bourbonen, in Belgien den Nassauer.</P>
<P>Woher dies Ph&auml;nomen?</P>
<P>Ein angestammter K&ouml;nig von Gottes Gnaden, das ist kein einzelnes Individuum, das ist der leibhafte Repr&auml;sentant der alten Gesellschaft innerhalb der neuen Gesellschaft. Die Staatsmacht in den H&auml;nden des K&ouml;nigs von Gottes Gnaden, das ist die Staatsmacht in den H&auml;nden der alten, nur mehr ruineinweise existierenden Gesellschaft, das ist die Staatsmacht in den H&auml;nden der feudalen St&auml;nde, deren Interesse dem Interesse der Bourgeoisie aufs feindlichste gegen&uuml;bersteht.</P>
<P>Die Grundlage der oktroyierten Verfassung ist aber eben der <I>"K&ouml;nig von Gottes Gnaden"</I>.</P>
<P>Wie die feudalen Gesellschaftselemente in dem K&ouml;nigtum von Gottes Gnaden ihre <I>politische Spitze</I>, so erblickt das K&ouml;nigtum von Gottes Gnaden in den feudalen St&auml;nden seine <I>gesellschaftliche Unterlage</I>, die bekannte <I>"K&ouml;nigsmauer"</I>.</P>
<P>Sooft daher die Interessen der Feudalherrn und der von ihnen beherrschten Armee und B&uuml;rokratie mit den Interessen der Bourgeoisie sich kreuzen, wird das gottesbegnadete K&ouml;nigtum jedesmal zu einem Staatsstreich gedr&auml;ngt und eine revolution&auml;re oder kontrerevolution&auml;re Krise vorbereitet werden.</P>
<P>Warum wurde die Nationalversammlung verjagt? Nur, weil sie das Interesse der Bourgeoisie gegen das Interesse des Feudalismus vertrat; weil sie die Agrikultur hemmende Feudalverh&auml;ltnisse aufheben, die Armee und B&uuml;rokratie dem Handel und der Industrie unterordnen, der Verschleudrung des Staatsschatzes Einhalt tun, die adligen und b&uuml;rokratischen Titel abschaffen wollte.</P>
<P>In allen diesen Fragen handelte es sich <I>vorzugsweise </I>und <I>unmittelbar </I>um das <I>Interesse der Bourgeoisie</I>.</P>
<P>Also <I>Staatsstreiche </I>und <I>kontrerevolution&auml;re Krisen</I>, das sind die Lebensbedingungen des K&ouml;nigtums von Gottes Gnaden, welches durch M&auml;rz- oder andre Ereignisse gezwungen worden ist, sich zu dem&uuml;tigen und die Scheinform eines b&uuml;rgerlichen K&ouml;nigtums widerstrebend anzunehmen.</P>
<P>Kann in einer Staatsform, deren notwendige Pointe Staatsstreiche, kontrerevolution&auml;re Krisen und Belagerungszust&auml;nde sind, der <I>Kredit </I>je wieder aufkommen?</P>
<B><P><A NAME="S193">&lt;193&gt;</A></B> Welcher Wahn!</P>
<P>Die b&uuml;rgerliche Industrie <I>mu&szlig; </I>die Fesseln des Absolutismus und Feudalismus sprengen. Eine Revolution gegen beide beweist eben nur, da&szlig; die b&uuml;rgerliche Industrie einen H&ouml;hepunkt erreicht hat, wo sie eine ihr angemessene Staatsform erobern oder untergehn mu&szlig;.</P>
<P>Das mit der oktroyierten Verfassung gesicherte b&uuml;rokratische Vormundsschaftssystem ist der <I>Tod </I>der Industrie. Betrachtet nur die preu&szlig;ische Bergwerksverwaltung, die Fabrikreglements u. dgl.! Wenn der englische Fabrikant seine Produktionskosten mit denen des preu&szlig;ischen Fabrikanten vergleicht, so wird er stets in erster Linie den Zeitverlust stellen, den der preu&szlig;ische Fabrikant durch die notwendige Beobachtung der b&uuml;rokratischen Vorschriften erleidet.</P>
<P>Welcher Zuckerraffineur erinnert sich nicht des preu&szlig;ischen Handelsvertrags mit Holland im Jahre 1839? Welcher preu&szlig;ische Industrielle err&ouml;tet nicht bei der Erinnerung an das Jahr 1846, wo die preu&szlig;ische Regierung einer ganzen Provinz die Ausfuhr nach Galizien durch ihre Gef&auml;lligkeit gegen die &ouml;streichische Regierung abschnitt und das preu&szlig;ische Ministerium, als Bankerutt auf Bankerutt in Breslau ausbrach, verwundert erkl&auml;rte, es habe nicht gewu&szlig;t, da&szlig; eine so bedeutende Ausfuhr nach Galizien usw. stattfinde.</P>
<P>M&auml;nner derselben Race werden durch die oktroyierte Verfassung an die Spitze des Staatsruders gestellt, wie dies Geschenk selbst aus den H&auml;nden dieser M&auml;nner k&ouml;mmt. Beseht es euch also zweimal.</P>
<P>Das Abenteuer mit Galizien ruft unsere Aufmerksamkeit auf einen andern Punkt.</P>
<P>Damals opferte die preu&szlig;ische Regierung der Kontrerevolution im Bund mit &Ouml;streich und Ru&szlig;land die schlesische Industrie und den schlesischen Handel. Dies Man&ouml;ver wird sich t&auml;glich wiederholen. Der Bankier der preu&szlig;isch-&ouml;streichisch-russischen Kontrerevolution, worin das gottbegnadigte K&ouml;nigtum mit seinen K&ouml;nigsmauern seine <I>ausw&auml;rtige </I>St&uuml;tze stets suchen wird und suchen mu&szlig; - ist <I>England</I>. Der gef&auml;hrlichste Gegner der deutschen Industrie ist dasselbe - <I>England</I>. Wir glauben, diese zwei Data sprechen hinreichend.</P>
<P>Im Innern die Industrie gehemmt durch b&uuml;rokratische Fesseln, die Agrikultur durch feudale Privilegien, nach au&szlig;en der Handel durch die Kontrerevolution an England verkauft - das sind die Schicksale des preu&szlig;ischen Nationalreichtums unter der &Auml;gide der oktroyierten Verfassung.</P>
<P>Der Bericht der "Finanzkommission" der auseinandergejagten Nationalversammlung hat hinreichendes Licht &uuml;ber die gottbegnadete Verwaltung des Staatsverm&ouml;gens verbreitet.</P>
<B><P><A NAME="S194">&lt;194&gt;</A></B> Indes weist dieser Bericht nur beispielsweise Summen auf, die der Staatskasse entzogen wurden, um die wankenden K&ouml;nigsmauern zu st&uuml;tzen und die ausl&auml;ndischen Pr&auml;tendenten des absoluten K&ouml;nigtums (Don Carlos) zu vergolden. Diese Gelder, die aus den Taschen der &uuml;brigen Staatsb&uuml;rger entwendet werden, damit die Aristokratie ein etatsm&auml;&szlig;iges Leben f&uuml;hre und die "St&uuml;tzen" des feudalen K&ouml;nigtums instand erhalten bleiben, sind aber nur Nebensache bei Betrachtung des mit der Manteuffelschen Verfassung gleichzeitig oktroyierten Staatshaushalts. Vor allem eine <I>starke Armee</I>, damit die Minorit&auml;t die Majorit&auml;t beherrsche; m&ouml;glichst gro&szlig;es Beamtenheer, damit m&ouml;glichst viele dem allgemeinen Interesse durch ihr Privatinteresse entfremdet werden; Verwendung der Staatsgelder in unproduktivster Weise, damit der Reichtum, wie die "N[eue] Pr[eu&szlig;ische] Z[eitung]" sagt, die <I>Untertanen </I>nicht &uuml;berm&uuml;tig mache; m&ouml;glichstes Beiseitelegen der Staatsgelder statt industrieller Verwendung derselben, damit die gottbegnadete Regierung in leicht vorauszusehenden Momenten der Krise dem Volke selbst&auml;ndig gegen&uuml;bertreten k&ouml;nne - das sind die Grundz&uuml;ge der oktroyierten Staatshaltung. Verwendung der Steuern, um die Staatsmacht als unterdr&uuml;ckende, selbst&auml;ndige und geheiligte Gewalt der Industrie, dem Handel, dem Ackerbau gegen&uuml;ber zu behaupten, statt sie &lt;In der "N.Rh.Ztg.": ihn&gt; zum profanen <I>Werkzeug </I>der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft <I>herabzuw&uuml;rdigen - </I>das ist das Lebensprinzip der oktroyierten preu&szlig;ischen Verfassung!</P>
<P>Wie der Geber, so das Geschenk. Wie die jetzige preu&szlig;ische Regierung, so die von ihr geschenkte Verfassung. Um die <I>Feindschaft dieser Regierung gegen die Bourgeoisie </I>zu charakterisieren, gen&uuml;gt es, auf ihre projektierte <I>Gewerbeordnung</I> aufmerksam zu machen. Die Regierung sucht zur <I>Zunft zur&uuml;ckzukehren </I>unter dem Vorwande, zur <I>Assoziation fortzuschreiten</I>. Die Konkurrenz zwingt, immer wohlfeiler zu produzieren, daher auf immer gr&ouml;&szlig;erer Stufenleiter, d.h. mit <I>gr&ouml;&szlig;erem Kapital</I>, mit stets <I>erweiterter Teilung der Arbeit </I>und stets <I>vermehrter Anwendung der Maschinerie</I>. Jede neue Teilung der Arbeit entwertet die alte Geschicklichkeit des Handwerkers, jede neue Maschine verdr&auml;ngt Hunderte von Arbeitern, jedes Arbeiten auf gr&ouml;&szlig;erer Stufenleiter, d.h. mit gr&ouml;&szlig;erem Kapital, ruiniert den kleinen Kram und den kleinb&uuml;rgerlichen Betrieb. Die Regierung verspricht dem Handwerk, es gegen&uuml;ber dem fabrikm&auml;&szlig;igen Betrieb, der erworbenen &lt;In der "N.Rh.Ztg.": die erworbene&gt; Geschicklichkeit, sie gegen&uuml;ber der Teilung der Arbeit, dem kleinen Kapital, es gegen&uuml;ber dem gro&szlig;en durch <I>feudale Zunftinstitutionen </I>zu sichern. Also die deutsche, speziell die preu&szlig;ische Nation, die nur mit M&uuml;he dem g&auml;nzlichen Unterliegen vor der englischen Kon- <A NAME="S195"><B>&lt;195&gt;</A></B> kurrenz durch die &auml;u&szlig;erste Kraftanstrengung widersteht, soll ihr widerstandslos in die Arme geworfen werden, indem ihr eine gewerbliche Organisation aufgedrungen wird, die den modernen Produktionsmitteln widerspricht und von der modernen Industrie in die Luft gesprengt worden ist!</P>
<P>Wir sind sicher die letzten, die die Herrschaft der Bourgeoisie wollen. Wir haben zuerst in Deutschland unsre Stimme gegen sie erhoben, als die jetzigen "M&auml;nner der Tat" in subalternem Krakeel sich selbstgef&auml;llig herumtrieben.</P>
<P>Aber wir rufen den Arbeitern und Kleinb&uuml;rgern zu: Leidet lieber in der modernen b&uuml;rgerlichen Gesellschaft, die durch ihre Industrie die materiellen Mittel zur Begr&uuml;ndung einer neuen, euch alle befreienden Gesellschaft schafft, als da&szlig; ihr zu einer vergangenen Gesellschaftsform zur&uuml;ckkehrt, die unter dem Vorwand, eure Klassen zu retten, die ganze Nation in mittelalterige Barbarei zur&uuml;ckst&uuml;rzt!</P>
<P>Die gottbegnadete Regierung aber hat, wie wir gesehen haben, zu ihrer <I>gesellschaftlichen Unterlage </I>mittelalterige St&auml;nde und Zust&auml;nde. Sie pa&szlig;t nicht f&uuml;r die moderne b&uuml;rgerliche Gesellschaft. Sie mu&szlig; eine Gesellschaft nach ihrem Bilde herzustellen suchen. Es ist <I>reine Konsequenz, </I>wenn sie die freie Konkurrenz durch die Zunft, die Maschinenspinnerei durch das Spinnrad, den Dampfpflug durch die Hacke zu verdr&auml;ngen sucht.</P>
<P>Wie k&ouml;mmt es also unter diesen Verh&auml;ltnissen, da&szlig; die preu&szlig;ische Bourgeoisie, ganz im Widerspruch zu ihren franz&ouml;sischen, englischen und belgischen Vorg&auml;ngern, die oktroyierte Verfassung (mit ihr das K&ouml;nigtum von Gottes Gnaden, die B&uuml;rokratie und das Junkertum) als ihr Schibboleth ausposaunt?</P>
<P>Der kommerzielle und industrielle Teil der Bourgeoisie wirft sich der Kontrerevolution in die Arme aus Furcht vor der Revolution. Als wenn die Kontrerevolution etwas anders als die Ouvert&uuml;re zur Revolution w&auml;re.</P>
<P>Au&szlig;erdem gibt es einen Teil der <I>Bourgeoisie</I>, der, gleichg&uuml;ltig gegen die Gesamtinteressen seiner Klasse, ein besonderes, derselben sogar feindliches Sonderinteresse verfolgt.</P>
<P>Es sind das die Finanzbarone, gro&szlig;en Staatsgl&auml;ubiger, Bankiers, Rentiers, deren Reichtum in demselben Ma&szlig;e w&auml;chst wie die Volksarmut, und endlich Leute, deren Gesch&auml;ft auf die alten Staatszust&auml;nde angelegt ist, z.B. Dumont und sein literarisches Lumpenproletariat. Es sind ehrs&uuml;chtige Professoren, Advokaten u. dgl. Leute, die blo&szlig; in einem Staate, wo es ein eintr&auml;gliches Gesch&auml;ft ist, das Volk an die Regierung zu verraten, ansehnliche Posten zu erhaschen hoffen k&ouml;nnen.</P>
<P>Es sind einzelne Fabrikanten, die mit der Regierung gute Gesch&auml;fte machen, Lieferanten, die ihre bedeutenden Prozente aus der allgemeinen <A NAME="S196"><B>&lt;196&gt;</A></B> Volksausbeutung ziehen, Spie&szlig;b&uuml;rger, deren Wichtigkeit in einem gro&szlig;en politischen Leben verlorengeht, Gemeinder&auml;te, die unter dem Schutz der bisherigen Institutionen ihre schmutzigen Privatinteressen auf Kosten der &ouml;ffentlichen gef&ouml;rdert haben, &Ouml;lh&auml;ndler die durch Verrat der Revolution Exzellenzen und Ritter des Adlerordens, bankerutte Tuchh&auml;ndler und Eisenbahnspekulanten, die k[&ouml;ni]gl[iche] Bankdirektoren geworden sind &lt;Anspielung auf Camphausen und Hansemann&gt; usw. usw.</P>
<P>"Das sind die Freunde der oktroyierten Verfassung." Wenn die Bourgeoisie <I>f&uuml;r diese ihre armen Br&uuml;der ein Herz im Busen hat </I>und wenn sie der Achtung Montesquieus LVI. sich w&uuml;rdig machen will, so w&auml;hle sie</P>
<I><P>Wahlm&auml;nner im Sinne der oktroyierten Verfassung.</P>
</I><FONT SIZE=2><P>Geschrieben von Karl Marx.</P>
</FONT>
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