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<TITLE>Franz Mehring: Karl Marx - Das Pariser Exil</TITLE>
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<!--Hier war ein falsch terminierter Kommentar -->
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "link1a" --><A HREF="fm03_015.htm"><SMALL>2.
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Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="fm03_000.htm"><SMALL>Inhalt</SMALL></A></TD>
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Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../default.htm"><SMALL>Franz
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Mehring</SMALL></A></TD>
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</TR>
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</TABLE>
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<HR size="1">
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<P><SMALL>Seitenzahlen nach: Franz Mehring - Gesammelte Schriften, Band 3. Berlin/DDR,
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1960, S. <!-- #BeginEditable "Seitenzahlen" -->65-94<!-- #EndEditable -->.<BR>
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1. Korrektur<BR>
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Erstellt am 30.10.1999</SMALL></P>
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<H2>Franz Mehring: Karl Marx - Geschichte seines Lebens</H2>
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<H1><!-- #BeginEditable "Titel" -->Drittes Kapitel: Das Pariser Exil<!-- #EndEditable --></H1>
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<hr size="1">
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<!-- #BeginEditable "Text" -->
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<H3 ALIGN="CENTER">1. Die »Deutsch-Französischen Jahrbücher«<A name="Kap_1"></A></H3>
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<P><B>|64|</B> Die neue Zeitschrift hatte nicht Glück und Stern; es ist nur
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ein Doppelheft von ihr Ende Februar 1844 erschienen.</P>
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<P>Das »gallo-germanische Prinzip« oder wie es von Ruge umgetauft war; die »intellektuelle
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Allianz zwischen Deutschen und Franzosen«, ließ sich nicht verwirklichen:
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das »politische Prinzip Frankreichs« wollte nichts wissen von der deutschen Mitgift,
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dem »logischen Scharfblick« der Hegelschen Philosophie, die ihm als sicherer Kompaß
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in den metaphysischen Regionen dienen sollte, in denen Ruge die Franzosen ohne
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Steuer vor Wind und Wellen treiben sah.</P>
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<P>Freilich, wenn nach seinem Zeugnis zunächst Lamartine, Lamennais, Louis
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Blanc, Leroux und Proudhon gewonnen werden sollten, so war diese Liste an sich
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schon bunt gewürfelt genug. Eine Ahnung von deutscher Philosophie hatten
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von ihnen nur Leroux und Proudhon, von denen dieser in der Provinz lebte und jener
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die Schriftstellerei einstweilen an den Nagel gehängt hatte, um über
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der Erfindung einer Setzmaschine zu grübeln. Die anderen aber lehnten aus
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diesen oder jenen religiösen Mucken ab, selbst Louis Blanc, der die Anarchie
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in der Politik aus dem Atheismus in der Philosophie entstehen sah.</P>
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<P>An deutschen Mitarbeitern gewann die Zeitschrift freilich einen ansehnlichen
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Stab: neben den Herausgebern selbst waren Heine, Herwegh, Johann Jacoby Namen
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ersten Ranges, und auch in zweiter Reihe konnten sich Moses Heß und F. C.
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Bernays, ein junger rheinpfälzischer Jurist, wohl sehen lassen, ganz zu geschweigen
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des jüngsten von allen, Friedrich Engels, der hier zuerst, nach manchen schriftstellerischen
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Anläufen, mit offenem Visier und in glänzendem Harnisch zum Kampf antrat.
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Aber auch diese Schar war bunt genug; manche darunter verstanden wenig von Hegelscher
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Philosophie und noch weniger von deren »logischem Scharfblick«; vor allem zwischen
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den beiden Herausgebern selbst tat sich alsbald ein Zwiespalt auf, der ein Zusammenarbeiten
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zwischen ihnen unmöglich machte.</P>
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<P>Eröffnet wurde das erste Doppelheft der Zeitschrift, das ihr einziges
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<A NAME="S65"></A><B>|65|</B> bleiben sollte, durch einen »Briefwechsel« zwischen
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Marx, Ruge, Feuerbach und Bakunin, einem jungen Russen, der sich in Dresden an
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Ruge angeschlossen und einen viel bemerkten Aufsatz in den »Deutschen Jahrbüchern«
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veröffentlicht hatte. Es sind im ganzen acht Briefe, die mit den Anfangsbuchstaben
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der Verfassernamen gezeichnet sind, wonach je drei von Marx und Ruge, je einer
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von Bakunin und Feuerbach herrühren. Ruge hat diesen Briefwechsel später
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als eine dramatische Szene bezeichnet, die von ihm verfaßt sei, obgleich
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er »wirkliche Briefstellen teilweise« benutzt habe, und er hat ihn auch in seine
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»Sämtliche Werke« aufgenommen, bezeichnenderweise aber nur unter arger Verstümmelung,
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mit Unterdrückung des letzten Briefes, der von Marx gezeichnet ist und die
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Pointe des ganzen Briefwechsels enthält. Der Inhalt der Briefe läßt
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keinen Zweifel zu, daß sie von den Verfassern herrühren, deren Initialen
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sie tragen, und soweit sie eine einheitliche Komposition darstellen, spielt Marx
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die erste Geige in diesem Konzert, womit nicht bestritten zu werden braucht, daß
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Ruge an seinen Briefen sowie an den Briefen Bakunins und Feuerbachs herumgebastelt
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haben mag.</P>
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<P>Wie Marx den Briefwechsel schließt, so eröffnet er ihn mit einem
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kurzen stimmungsvollen Anschlage: die romantische Reaktion führt zur Revolution,
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der Staat ist ein zu ernstes Ding, um zur Harlekinade gemacht zu werden; man könnte
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vielleicht ein Schiff voll Narren eine gute Weile vor dem Winde treiben lassen,
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aber seinem Schicksal trieb' es entgegen, eben weil die Narren dies nicht glaubten.
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Darauf antwortet Ruge mit einer langen Jeremiade über die unvergängliche
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Schafsgeduld der deutschen Philister, »anklagend und hoffnungslos«, wie er später
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selbst gesagt hat oder wie Marx ihm sofort höflicher erwidert: »Ihr Brief
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ist eine gute Elegie, ein atemversetzender Grabgesang, aber politisch ist er ganz
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und gar nicht.«<A name="ZT1"></A><A href="fm03_064.htm#Z1"><SPAN class="top">[1]</SPAN></A> Gehöre dem Philister die Welt, so lohne es sich, diesen Herrn
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der Welt zu studieren. Herr der Welt sei er nur, indem er sie, wie die Würmer
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einen Leichnam, mit seiner Gesellschaft ausfülle; so lange er das Material
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der Monarchie sei, könne auch der Monarch nur der König der Philister
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sein. Aufgeweckter und munterer als sein Vater, habe der neue König von Preußen
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den Philisterstaat auf seiner eigenen Basis aufheben wollen, aber so lange sie
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blieben, was sie seien, habe er weder sich noch seine Leute zu freien wirklichen
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Menschen machen können. So sei die Rückkehr zum alten verknöcherten
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Diener- und Sklavenstaat erfolgt. Aber diese verzweifelte Lage erfülle mit
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neuer Hoffnung. Marx weist auf die Unfähigkeit der Herren und die Trägheit
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der Diener und Untertanen hin, die alles gehen ließen, wie es Gott gefalle,
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und doch reiche beides zusammen schon hin, eine Katastrophe herbeizuführen.
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<A NAME="S66"></A><B>|66|</B> Er weist auf die Feinde des Philistertums, auf alle
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denkenden und leidenden Menschen hin, die zu einer Verständigung gelangt
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seien, selbst auf das passive Fortpflanzungssystem der alten Untertanen, das jeden
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Tag Rekruten für den Dienst der neuen Menschheit werbe. Noch viel schneller
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führe das System des Erwerbes und Handels, des Besitzes und der Ausbeutung
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der Menschen zu einem Bruche innerhalb der jetzigen Gesellschaft, den das alte
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System nicht zu heilen vermöge, weil es überhaupt nicht heile und schaffe,
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sondern nur existiere und genieße. So sei die Aufgabe, die alte Welt vollkommen
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ans Tageslicht zu ziehen und die neue positiv auszubilden.</P>
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<P>Bakunin und Feuerbach schreiben, jeder in seiner Art, ebenfalls ermunternd
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an Ruge. Darauf bekennt dieser sich »durch den neuen Anacharsis und den neuen
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Philosophen« für überzeugt. Hatte Feuerbach den Untergang der »Deutschen
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Jahrbücher« mit dem Untergang Polens verglichen, wo die Anstrengungen weniger
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Menschen umsonst waren in dem allgemeinen Sumpf eines verfaulten Volkslebens,
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so sagt nun Ruge in einem Brief an Marx: »Ja! Wie Polen der katholische Glaube
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und die adelige Freiheit nicht rettet, so konnte uns die theologische Philosophie
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und die vornehme Wissenschaft nicht befreien. Wir können unsere Vergangenheit
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nicht anders fortführen, als durch den entschiedensten Bruch mit ihr. Die
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›Jahrbücher‹ sind untergegangen, die Hegelsche Philosophie gehört der
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Vergangenheit an. Wir wollen in Paris ein Organ gründen, indem wir uns selbst
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und ganz Deutschland völlig frei und mit unerbittlicher Aufrichtigkeit beurteilen.«
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Er verspricht, sich um das Merkantilische zu bemühen und ersucht Marx, sich
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über den Plan der Zeitschrift zu äußern.</P>
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<P>Wie das erste, so hat Marx das letzte Wort. Es sei klar, daß ein neuer
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Sammelpunkt für die wirklich denkenden und unabhängigen Köpfe geschaffen
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werden müsse. Aber wenn auch kein Zweifel über das Woher, so herrsche
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desto größere Konfusion über das Wohin. »Nicht nur, daß
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eine allgemeine Anarchie unter den Reformern ausgebrochen ist, so wird jeder sich
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selbst gestehen müssen, daß er keine exakte Anschauung von dem hat,
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was werden soll. Indessen ist das gerade wieder der Vorzug der neuen Richtung,
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dar wir nicht dogmatisch die Welt antizipieren, sondern erst aus der Kritik der
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alten Welt die neue finden wollen. Bisher hatten die Philosophen die Auflösung
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aller Rätsel in ihrem Pulte liegen, und die dumme exoterische Welt hatte
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nur das Maul aufzusperren, damit ihr die gebratenen Tauben der absoluten Wissenschaft
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in den Mund flogen. Die Philosophie hat sich verweltlicht, und der schlagendste
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Beweis dafür ist, daß das philosophische Bewußtsein selbst in
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die Qual des <A NAME="S67"></A><B>|67|</B> Kampfes nicht nur äußerlich,
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sondern auch innerlich hineingezogen ist. Ist die Konstruktion der Zukunft und
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das Fertigwerden für alle Zeiten nicht unsere Sache, so ist desto gewisser,
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was wir gegenwärtig zu vollbringen haben, ich meine die <I>rücksichtslose
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Kritik alles Bestehenden</I>, rücksichtslos sowohl in dem Sinne, daß die
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Kritik sich nicht vor ihren Resultaten fürchtet und ebensowenig vor dem Konflikte
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mit den vorhandenen Mächten.«<A name="ZT2"></A><A href="fm03_064.htm#Z2"><SPAN class="top">[2]</SPAN></A> Marx will keine dogmatische Fahne aufpflanzen,
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und der Kommunismus, wie ihn Cabet, Dézamy, Weitling lehren, ist ihm auch
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nur eine dogmatische Abstraktion. Das Hauptinteresse des jetzigen Deutschlands
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sei einmal die Religion, dann die Politik; ihnen sei nicht irgendein System wie
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die Reise nach Ikarien entgegenzusetzen, vielmehr müsse an sie, wie sie auch
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seien, angeknüpft werden.</P>
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<P>Marx verwirft die Meinung der »krassen Sozialisten«, daß die politischen
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Fragen unter aller Würde seien. Aus dem Konflikt des politischen Staats,
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aus dem Widerspruch seiner ideellen Bestimmung mit seinen realen Voraussetzungen,
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lasse sich überall die soziale Wahrheit entwickeln. »Es hindert uns also
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nichts, unsre Kritik an die Kritik der Politik, an die Parteinahme in der Politik,
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also an wirkliche Kämpfe anzuknüpfen. Wir treten dann nicht der Welt
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doktrinär mit einem neuen Prinzip entgegen: Hier ist die Wahrheit, hier kniee
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nieder! Wir entwickeln der Welt aus den Prinzipien der Welt neue Prinzipien. Wir
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sagen ihr nicht: Laß ab von deinen Kämpfen, sie sind dummes Zeug, wir
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wollen dir die wahre Parole des Kampfes zuschrein. Wir zeigen ihr nur, warum sie
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eigentlich kämpft, und das Bewußtsein ist eine Sache, die sie sich
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aneignen muß, wenn sie auch nicht will.« So faßt Marx das Programm
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der neuen Zeitschrift dahin zusammen: Selbstverständigung (kritische Philosophie)
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der Zeit über ihre Kämpfe und Wünsche.</P>
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<P>Zu dieser »Selbstverständigung« ist es nur für Marx gekommen, aber
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nicht für Ruge. Schon der »Briefwechsel« zeigte, daß Marx der Treiber
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war, Ruge aber nur der Getriebene. Es kam hinzu, daß Ruge nach seiner Ankunft
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in Paris erkrankte und sich wenig an der Redaktion beteiligen konnte. Er war dadurch
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in seiner wesentlichsten Fähigkeit lahmgelegt, für die ihm Marx »zu
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umständlich« erschien. Er konnte der Zeitschrift nicht die Form und Haltung
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geben, die er für die passendste hielt, und selbst nicht einmal eine eigene
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Arbeit in ihr veröffentlichen. Gleichwohl stand er der ersten Lieferung noch
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nicht völlig ablehnend gegenüber. Er fand »ganz merkwürdige Sachen
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darin, die in Deutschland viel Aufsehen machen würden«, wenn er auch tadelte,
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daß »einige ungehobelte Sachen mit aufgetischt« seien, die er gebessert
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haben würde, aber die nun so in der Eile mitgegangen seien. Es wäre
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wohl noch zu einer Fortsetzung <A NAME="S68"></A><B>|68|</B>* des Unternehmens
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gekommen, wenn es nicht an äußeren Hindernissen gescheitert wäre.</P>
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<P>Zunächst versiegten sehr schnell die Mittel des Literarischen Kontors,
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und Fröbel erklärte, das Unternehmen nicht fortführen zu können.
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Dann aber machte die preußische Regierung schon auf die erste Kunde vom
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Erscheinen der »Deutsch-Französischen Jahrbücher« gegen sie mobil.</P>
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<P>Sie fand damit allerdings nicht einmal bei Metternich, geschweige denn bei
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Guizot besondere Gegenliebe; sie mußte sich begnügen, am 18. April
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1844 die Oberpräsidenten aller Provinzen zu benachrichtigen, daß die
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»Jahrbücher« den Tatbestand des versuchten Hochverrats und Majestätsverbrechens
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darstellten; die Oberpräsidenten sollten, ohne dadurch Aufsehen zu erregen,
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die Polizeibehörden anweisen, Ruge, Marx, Heine und Bernays, sobald sie preußischen
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Boden beträten, unter Beschlagnahme ihrer Papiere zu verhaften. Das war auch
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noch recht harmlos, sintemalen die Nürnberger keinen henken, sie hätten
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ihn denn zuvor. Aber gefährlich wurde das böse Gewissen des preußischen
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Königs dadurch, daß es mit boshafter Angst die Grenzen zu bewachen
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verstand. Auf einem Rheindampfer wurden 100, bei Bergzabern an der französisch-pfälzischen
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Grenze weit über 200 Exemplare aufgefangen; das waren sehr empfindliche Nackenschläge
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bei der verhältnismäßig geringen Zahl der Auflage, mit der überhaupt
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gerechnet werden konnte.</P>
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<P>Wo aber einmal innere Reibungen vorhanden sind, pflegen sie durch äußere
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Schwierigkeiten leicht verbittert und verschärft zu werden. Nach Angabe Ruges
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haben sie auch seinen Bruch mit Marx beschleunigt oder gar hervorgerufen, woran
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insoweit etwas Wahres sein mag, als Marx in Geldsachen von einer souveränen
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Gleichgültigkeit, Ruge aber von krämerhaftem Argwohn war. Er scheute
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sich nicht, das Gehalt, das Marx zu beanspruchen hatte, nach dem Muster des Trucksystems
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in Exemplaren der »Jahrbücher« auszuzahlen, geriet aber in große Aufregung
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über die angebliche Zumutung, sein Vermögen an die Fortsetzung der Zeitschrift
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zu wagen, da er doch ohne alle Kenntnis des Buchhandels sei. Eine solche Zumutung
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hat Marx in ähnlicher Lage allerdings an sich selbst gestellt, schwerlich
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aber an Ruge. Er mag dazu geraten haben, die Flinte nicht gleich nach dem ersten
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Mißlingen ins Korn zu werfen, und darin mag Ruge, der schon über das
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Ansinnen »zornig« wurde, ein paar Franken für die Drucklegung von Weitlings
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Schriften springen zu lassen, ein gefährliches Attentat auf seinen Geldbeutel
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gewittert haben.</P>
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<P>Obendrein deutet Ruge selbst auf die wirkliche Ursache des Bruchs hin, wenn
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er als seinen unmittelbaren Anlaß einen Streit über Herwegh angibt,
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den er, »allerdings vielleicht zu heftig«, einen Lumpen« genannt, <A NAME="S69"></A><B>|69|*</B>
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wogegen Marx Herweghs »große Zukunft« betont habe. In der Sache hat Ruge
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recht behalten; Herwegh hat keine »große Zukunft« gehabt, und die Lebensweise,
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die er damals in Paris führte, scheint in der Tat sehr anfechtbar gewesen
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zu sein; selbst Heine hat sie scharf gegeißelt und Ruge gibt zu, daß
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auch Marx keine Freude daran gehabt habe. Gleichwohl ehrte den »bissigen« und
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»galligen« Marx sein hochherziger Irrtum mehr, als sich der »honette« und »noble«
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Ruge auf seinen unheimlichen Instinkt einbilden durfte. Denn dem einen kam es
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auf den revolutionären Dichter, dem andern aber auf den untadeligen Spießbürger
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an.</P>
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<P>Dies war der tiefere Zusammenhang des unbedeutenden Zwischenfalls, der beide
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Männer für immer trennte. Für Marx hatte der Bruch mit Ruge nicht
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die sachliche Bedeutung, wie etwa seine späteren Auseinandersetzungen mit
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Bruno Bauer oder Proudhon. Als Revolutionär wird er sich lange an Ruge geärgert
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haben, bis ihm der Streit wegen Herweghs, wenn er sich wirklich nach Ruges Schilderung
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abgespielt haben sollte, die Galle überlaufen ließ.</P>
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<P>Will man Ruge von seiner besten Seite kennenlernen, so muß man die »Denkwürdigkeiten«
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lesen, die er zwanzig Jahre später veröffentlicht hat. Die vier Bände
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reichen bis zum Untergange der »Deutschen Jahrbücher«, bis zur Zeit, wo das
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Leben Ruges vorbildlich war für jene literarische Vorhut von Schulmeistern
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und Studenten, die für ein Bürgertum sprachen, das von kleinem Schacher
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und großen Illusionen lebte. Sie enthalten eine Fülle anmutiger Genrebilder
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aus der Kindheit Ruges, der auf dem platten Lande in Rügen und Vorpommern
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aufgewachsen war, und sie geben ein so lebendiges Bild der frischen Burschenschaftszeit
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und der ruchlosen Demagogenjagd, wie es sonst in der deutschen Literatur nicht
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existiert. Ihr Verhängnis war nur, daß sie zu einer Zeit erschienen,
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|
wo das deutsche Bürgertum die großen Illusionen verabschiedete, um
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den großen Schacher zu beginnen. So blieben Ruges »Denkwürdigkeiten«
|
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fast unbeachtet, während ein gleichartiges, aber nicht nur historisch, sondern
|
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auch literarisch ungleich minderwertiges Buch, Reuters »Festungstid«, wahre Beifallsstürme
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entfesselte. Ruge war wirklicher Burschenschafter gewesen, während Reuter
|
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nur als lustiger Bruder von ungefähr in die Burschenschaft geraten war; der
|
|
Bourgeoisie aber, die schon mit den preußischen Bajonetten liebäugelte,
|
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gefiel der »goldene Humor«, mit dem Reuter über die infame Rechtsverhöhnung
|
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der Demagogenjagd scherzte, ungleich besser, als der »dreiste Humor«, womit Ruge
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|
nach Freiligraths treffendem Worte schilderte, daß ihn die Schufte nicht
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untergekriegt und die Kasematten ihn frei gemacht hätten.</P>
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<P><B><A NAME="S70">|70|</A></B> Aber gerade in der anschaulichen Schilderung
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Ruges empfindet man lebhaft, daß der vormärzliche Liberalismus trotz
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aller großen Worte doch nur das reine Philistertum war und seine Wortführer
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|
am letzten Ende immer Philister bleiben mußten. Unter diesen Philistern
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|
war Ruge noch der temperamentvollste, und innerhalb der ideologischen Schranken
|
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hatte er tapfer genug gekämpft. Jedoch dasselbe Temperament riß ihn
|
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um so schneller herum, als ihm in Paris die großen Gegensätze des modernen
|
|
Lebens entgegentraten.</P>
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<P>Hatte er sich mit dem Sozialismus als einer Spielerei philosophischer Menschenfreunde
|
|
abgefunden, so schlug ihn der Kommunismus der Pariser Handwerkerkreise mit der
|
|
panischen Angst des Spießers, nicht einmal um seine Haut, sondern nur um
|
|
seinen Beutel. Hatte er in den »Deutsch-Französischen Jahrbüchern« der
|
|
Philosophie Hegels den Totenschein ausgestellt, so begrüßte er noch
|
|
im Laufe desselben Jahres 1844 den schrullenhaftesten Ausläufer dieser Philosophie,
|
|
das Buch Stirners, als Befreiung von dem Kommunismus, der dümmsten aller
|
|
Dummheiten, dem neuen Christentum, das die Einfältigen predigen und dessen
|
|
Verwirklichung ein niederträchtiges Schafstalleben sein würde.</P>
|
|
<P>Zwischen Marx und Ruge war das Tischtuch für immer zerschnitten.</P>
|
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<H3 ALIGN="CENTER">2. Eine philosophische Fernsicht<A name="Kap_2"></A></H3>
|
|
<P>Demnach waren die »Deutsch-Französischen Jahrbücher« ein totgeborenes
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|
Kind. Konnten ihre Herausgeber unmöglich auf die Dauer zusammengehen, so
|
|
kam wenig darauf an, wann und wie sie sich trennten und ein früherer Bruch
|
|
war sogar einem späteren vorzuziehen. Genug, daß Marx in seiner »Selbstverständigung«
|
|
einen großen Schritt vorwärts getan hatte.</P>
|
|
<P>Er hat zwei Aufsätze in der Zeitschrift veröffentlicht, die »Einleitung«
|
|
zu einer »Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie« und eine Anzeige zweier Schriften,
|
|
die Bruno Bauer zur Judenfrage veröffentlicht hatte. Trotz der sehr verschiedenen
|
|
Gebiete ihres Stoffs hängen sie ihrem gedanklichen Inhalt nach eng zusammen;
|
|
wenn Marx später seine »Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie« dahin zusammengefaßt
|
|
hat, daß nicht in dem von Hegel gepriesenen Staat, sondern in der von ihm
|
|
mißachteten Gesellschaft der Schlüssel zum Verständnis der geschichtlichen
|
|
Entwicklung zu suchen sei, so wird darüber in dem zweiten Aufsatz sogar eingehender
|
|
gehandelt als in dem ersten.</P>
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<P><B><A NAME="S71">|71|</A></B> Unter einem andern Gesichtspunkte verhalten sich
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|
die beiden Aufsätze wie Mittel und Zweck zueinander. Der erste gibt einen
|
|
philosophischen Grundriß des proletarischen Klassenkampfes, der zweite einen
|
|
philosophischen Grundriß der sozialistischen Gesellschaft. Aber weder der
|
|
eine noch der andere erscheinen wie aus der Pistole geschossen, sondern beide
|
|
zeigen die geistige Entwicklung des Verfassers in streng logischer Folge. Der
|
|
erste knüpft unmittelbar an Feuerbach an, der die Kritik der Religion, die
|
|
Voraussetzung aller Kritik, im wesentlichen beendet habe. Der Mensch mache die
|
|
Religion, die Religion mache nicht den Menschen. Aber so setzt Marx ein, der Mensch
|
|
ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist
|
|
die Welt des Menschen, Staat, Sozietät, die die Religion als ein verkehrtes
|
|
Weltbewußtsein produzieren, weil sie eine verkehrte Welt sind. Der Kampf
|
|
gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges
|
|
Aroma die Religion ist. So wird es zur Aufgabe der Geschichte, nachdem das Jenseits
|
|
der Wahrheit geschwunden ist, die Wahrheit des Diesseits zu etablieren. Die Kritik
|
|
des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion
|
|
in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik.</P>
|
|
<P>Für Deutschland kann diese geschichtliche Aufgabe aber nur durch die Philosophie
|
|
gelöst werden. Verneint man die deutschen Zustände von 1843, so steht
|
|
man, nach französischer Zeitrechnung, kaum im Jahre 1789, noch weniger im
|
|
Brennpunkt der Gegenwart. Soll die moderne politisch-soziale Wirklichkeit der
|
|
Kritik unterworfen werden, so befindet sie sich außerhalb der deutschen
|
|
Wirklichkeit, oder sie würde ihren Gegenstand unter ihrem Gegenstande greifen.
|
|
Als Beispiel dafür, daß die deutsche Geschichte, gleich einem ungeschickten
|
|
Rekruten, bisher nur die Aufgabe hatte, abgedroschene Geschichten nachzuexerzieren,
|
|
bezieht sich Marx auf ein »Hautproblem der modernen Zeit«, auf das Verhältnis
|
|
der Industrie, überhaupt der Welt des Reichtums, zu der politischen Welt.</P>
|
|
<P>Dies Problem beschäftigt die Deutschen in der Form der Schutzzölle,
|
|
des Prohibitivsystems der Nationalökonomie. Man beginnt in Deutschland anzufangen,
|
|
womit man in Frankreich und England zu enden beginnt. Der alte faule Zustand,
|
|
gegen den diese Länder theoretisch im Aufruhr sind, und den sie nur noch
|
|
ertragen, wie man Ketten erträgt, wird in Deutschland als die aufgehende
|
|
Morgenröte einer schönen Zukunft begrüßt. Während das
|
|
Problem in Frankreich und England lautet: Politische Ökonomie oder Herrschaft
|
|
der Sozietät über den Reichtum, lautet es in Deutschland: Nationalökonomie
|
|
oder Herrschaft des Privateigentums <A NAME="S72"></A><B>|72|*</B> über die
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Nationalität. Dort handelt es sich um die Lösung und hier handelt es
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sich erst um die Schürzung des Knotens.</P>
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<P>Aber wenn nicht historische, so sind die Deutschen doch philosophische Zeitgenossen
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der Gegenwart. Mitten in deren brennende Fragen führt die Kritik der deutschen
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Rechts- und Staatsphilosophie, die durch Hegel ihre konsequenteste Ausbildung
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erhalten hat. Marx nimmt hier entschiedene Stellung sowohl zu den beiden Richtungen,
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die in der »Rheinischen Zeitung« nebeneinander gegangen waren, als auch zu Feuerbach.
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Hatte dieser die Philosophie zum alten Eisen geworfen, so sagt Marx, wenn man
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an wirkliche Lebenskeime anknüpfen wolle, so dürfe man nicht vergessen,
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daß der wirkliche Lebenskeim des deutschen Volkes bisher nur unter seinem
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Hirnschädel gewuchert habe. Den »Baumwollrittern und Eisenhelden« aber sagte
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er: Ihr habt ganz recht, die Philosophie aufzuheben, aber ihr könnt sie nicht
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aufheben, ohne sie zu verwirklichen, und umgekehrt dem alten Freunde Bauer und
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dessen Gefolge: Ihr habt ganz recht, die Philosophie zu verwirklichen, aber ihr
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könnt sie nicht verwirklichen, ohne sie aufzuheben.</P>
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<P>Die Kritik der Rechtsphilosophie verläuft in Aufgaben, für deren
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Lösung es nur ein Mittel gibt: die Praxis. Wie kann Deutschland zu einer
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Praxis auf der Höhe des Prinzips gelangen, das heißt zu einer Revolution,
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die es nicht nur auf die gleiche Stufe mit den modernen Völkern erhebt, sondern
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auf die menschliche Höhe, die die nächste Zukunft dieser Völker
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sein wird? Wie soll es mit einem Salto mortale nicht nur über seine eigenen
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Schranken hinwegsetzen, sondern zugleich über die Schranken der modernen
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Völker, die es in der Wirklichkeit als Befreiung von seinen wirklichen Schranken
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empfinden und erstreben muß?</P>
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<P>Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen,
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die materielle Gewalt muß gestürzt werden durch materielle Gewalt,
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allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift,
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und sie ergreift die Massen, sobald sie radikal wird. Jedoch eine radikale Revolution
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bedarf eines passiven Elements, einer materiellen Grundlage; die Theorie wird
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in einem Volke immer nur soweit verwirklicht, als sie die Verwirklichung seiner
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Bedürfnisse ist. Es genügt nicht, daß der Gedanke zur Verwirklichung
|
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drängt, die Wirklichkeit muß sich selbst zum Gedanken drängen.
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Daran aber scheint es in Deutschland zu fehlen, wo die verschiedenen Sphären
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sich nicht dramatisch, sondern episch zueinander verhalten, wo sogar das moralische
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Selbstgefühl der Mittelklasse nur auf dem Bewußtsein beruht, die allgemeine
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Repräsentantin von der philisterhaften Mittelmäßigkeit aller übrigen
|
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Klassen zu sein, wo jede Sphäre der bürgerlichen Gesellschaft <A NAME="S73"></A><B>|73|</B>
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ihre Niederlage erlebt, bevor sie ihren Sieg gefeiert hat, ihr engherziges Wesen
|
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geltend macht, bevor sie ihr großmütiges Wesen geltend machen kann,
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so daß jede Klasse, bevor sie den Kampf mit der über ihr stehenden
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Klasse beginnt, in den Kampf mit der unter ihr stehenden verwickelt wird.</P>
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<P>Dadurch wird jedoch nicht bewiesen, daß die radikale, die allgemeinmenschliche,
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sondern nur daß die halbe, die nur politische Revolution, die Revolution,
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die die Pfeiler des Hauses stehen läßt, in Deutschland unmöglich
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ist. Hier fehlen ihre Vorbedingungen: auf der einen Seite eine Klasse, die von
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ihrer besonderen Situation aus die allgemeine Emanzipation der Gesellschaft unternimmt
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und die ganze Gesellschaft befreit, wenn auch nur unter der Voraussetzung, daß
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die ganze Gesellschaft sich in der Situation dieser Klasse befindet, also zum
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Beispiel Geld oder Bildung besitzt oder beliebig erwerben kann: auf der andern
|
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Seite eine Klasse, in der sich alle Mängel der Gesellschaft konzentrieren,
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eine besondere soziale Sphäre, die für das notorische Verbrechen der
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ganzen Gesellschaft gelten muß, so daß die Befreiung von dieser Sphäre
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als die allgemeine Selbstbefreiung erscheint. Die negativ-allgemeine Bedeutung
|
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des französischen Adels und der französischen Klerisei bedingte die
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positiv-allgemeine Bedeutung der zunächst angrenzenden und entgegenstehenden
|
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Bourgeoisie.</P>
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<P>Aus der Unmöglichkeit der halben schließt nun Marx die »positive
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Möglichkeit« der radikalen Revolution. Auf die Frage, wo diese Möglichkeit
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bestehe, antwortet er: »In der Bildung einer Klasse mit radikalen Ketten, einer
|
|
Klasse der bürgerlichen Gesellschaft, welche keine Klasse der bürgerlichen
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Gesellschaft ist, eines Standes, welcher die Auflösung aller Stände
|
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ist, einer Sphäre, welche einen universellen Charakter durch ihre universellen
|
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Leiden besitzt und kein <I>besonderes Recht</I> in Anspruch nimmt, weil kein <I>besonderes
|
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Unrecht</I>, sondern das <I>Unrecht schlechthin</I> an ihr verübt wird, welche
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|
nicht mehr auf einen <I>historischen</I>, sondern nur noch auf den <I>menschlichen</I>
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|
Titel provozieren kann, welche in keinem einseitigen Gegensatz zu den Konsequenzen,
|
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sondern in einem allseitigen Gegensatz zu den Voraussetzungen des deutschen Staatswesens
|
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steht, einer Sphäre endlich, welche sich nicht emanzipieren kann, ohne sich
|
|
von allen übrigen Sphären der Gesellschaft und damit alle übrigen
|
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Sphären der Gesellschaft zu emanzipieren, welche mit einem Wort der <I>völlige
|
|
Verlust</I> des Menschen ist, also nur durch die <I>völlige Wiedergewinnung
|
|
des Menschen</I> sich selbst gewinnen kann. Diese Auflösung der Gesellschaft
|
|
als ein besonderer Stand ist das <I>Proletariat</I>.«<A name="ZT3"></A><A href="fm03_064.htm#Z3"><SPAN class="top">[3]</SPAN></A> Es beginne erst durch die
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|
hereinbrechende industrielle Bewegung für <A NAME="S74"></A><B>|74|</B> Deutschland
|
|
zu werden, denn nicht die naturwüchsig entstandene, sondern die künstlich
|
|
produzierte Armut, nicht die mechanische durch die Schwere der Gesellschaft niedergedrückte,
|
|
sondern die aus ihrer akuten Auflösung, vorzugsweise aus der Auflösung
|
|
des Mittelstandes hervorgehende Menschenmasse bilde das Proletariat, obgleich
|
|
allmählich, wie sich von selbst verstehe, auch die naturwüchsige Armut
|
|
und die christlich-germanische Leibeigenschaft in seine Reihen treten.</P>
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|
<P>Wie die Philosophie im Proletariat ihre materiellen, so findet das Proletariat
|
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in der Philosophie seine geistigen Waffen, und sobald der Blitz des Gedankens
|
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gründlich in diesen naiven Volksboden eingeschlagen ist, wird sich die Emanzipation
|
|
der Deutschen zu Menschen vollziehen. Die Emanzipation des Deutschen ist die Emanzipation
|
|
des Menschen. Die Philosophie kann nicht verwirklicht werden ohne die Aufhebung
|
|
des Proletariats, das Proletariat kann sich nicht aufheben ohne die Verwirklichung
|
|
der Philosophie. Wenn alle inneren Bedingungen erfüllt sind, wird der deutsche
|
|
Auferstehungstag verkündet werden durch das Schmettern des gallischen Hahns.</P>
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|
<P>Nach Form und Inhalt steht dieser Aufsatz in der ersten Reihe der Jugendarbeiten,
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|
die sich von Marx erhalten haben; eine magere Skizze seiner Grundgedanken kann
|
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nicht einmal einen entfernten Begriff von der überströmenden Gedankenfülle
|
|
geben, die er in einer epigrammatisch knappen Form zu bändigen weiß.
|
|
Die deutschen Professoren, die darin Fratzenhaftigkeit des Stils und Höhe
|
|
der Geschmacklosigkeit entdecken wollten, haben nur ihrer eigenen Fratzenhaftigkeit
|
|
und Geschmacklosigkeit ein unrühmliches Zeugnis ausgestellt. Freilich fand
|
|
auch Ruge schon die »Epigramme« des Aufsatzes »zu künstlich»; er tadelte
|
|
diese »Unform und Überform«, aber entdeckte darin auch ein »kritisches Talent,
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|
das bisweilen in Übermut ausartende Dialektik« werde. Dies Urteil ist nicht
|
|
unbillig. Denn der junge Marx hat manches Mal schon am Klirren seiner scharfen
|
|
und schweren Waffen seine Freude gehabt. Übermut ist die Mitgift jeder genialen
|
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Jugend.</P>
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|
<P>Noch ist es nur eine philosophische Fernsicht, die der Aufsatz in die Zukunft
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|
eröffnet. Niemand hat schlüssiger als der spätere Marx nachgewiesen,
|
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daß keine Nation mit einem Salto mortale über notwendige Stufen ihrer
|
|
geschichtlichen Entwicklung hinwegsetzen kann. Aber es sind nicht sowohl unrichtige
|
|
als dämmernde Umrisse, die seine sichere Hand zeichnet. Im einzelnen sind
|
|
die Dinge anders gekommen, aber im ganzen doch so wie er vorher gesagt hat. Das
|
|
bezeugt ihm die Geschichte der deutschen Bourgeoisie sowohl wie die Geschichte
|
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des deutschen Proletariats.</P>
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<H3 align="center">3. Zur Judenfrage<A name="Kap_3"></A></H3>
|
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<P><B><A NAME="S75">|75|</A></B> Nicht so packend in der Form, aber in der Fähigkeit
|
|
kritischer Zergliederung fast noch überlegen, ist der zweite Aufsatz, den
|
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Marx in den »Deutsch-Französischen Jahrbüchern« veröffentlicht
|
|
hat. Er untersuchte in ihm den Unterschied zwischen menschlicher und politischer
|
|
Emanzipation, an der Hand zweier Abhandlungen Bruno Bauers über die Judenfrage.</P>
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<P>Diese Frage war damals noch nicht so in den Niederungen anti- und philosemitischen
|
|
Geredes verkommen wie heutzutage. Eine Klasse der Bevölkerung, die als hervorragendste
|
|
Trägerin des Kaufmanns- und Wucherkapitals eine immer größere
|
|
Macht gewann, entbehrte um ihrer Religion willen aller bürgerlichen Rechte,
|
|
es sei denn, daß ihr um ihres Wuchers willen besondere Vorrechte eingeräumt
|
|
wurden; der berühmteste Vertreter des »aufgeklärten Absolutismus«, der
|
|
Philosoph von Sanssouci, gab das erbauliche Vorbild, daß er den Geldjuden,
|
|
die ihm bei seinen Münzfälschungen und sonstigen zweifelhaften Finanzoperationen
|
|
halfen, die »Freiheit von christlichen Bankiers« gewährte, während er
|
|
den Philosophen Moses Mendelssohn nur eben in seinen Staaten duldete, aber nicht
|
|
etwa, weil er ein Philosoph war und sich bemühte, seine »Nation« in das deutsche
|
|
Geistesleben einzuführen, sondern weil er die Stelle eines Buchhalters bei
|
|
einem privilegierten Geldjuden bekleidete. Entließ ihn dieser, so war er
|
|
vogelfrei.</P>
|
|
<P>Aber auch die bürgerlichen Aufklärer nahmen - mit einzelnen Ausnahmen
|
|
- keinen besonderen Anstoß an der Ächtung einer Bevölkerungsklasse
|
|
um ihrer Religion willen. Der israelitische Glaube war ihnen widerlich als Vorbild
|
|
der religiösen Unduldsamkeit, von dem das Christentum erst die »Menschenmäkelei«
|
|
gelernt hatte, und die Juden selbst zeigten nicht das geringste Interesse für
|
|
die bürgerliche Aufklärung. Sie ergötzten sich an der aufklärerischen
|
|
Kritik der christlichen Religion, die sie selbst von jeher verflucht hatten, aber
|
|
sie schrien über einen Verrat an der Menschheit, wenn die gleiche Kritik
|
|
an die jüdische Religion herantrat. So forderten sie die politische Emanzipation
|
|
des Judentums, aber nicht im Sinne der Gleichberechtigung, nicht in der Absicht,
|
|
ihre Sonderstellung preiszugeben, sondern vielmehr in der Absicht, sie zu befestigen,
|
|
allemal bereit, die liberalen Grundsätze preiszugeben, sobald sie einem jüdischen
|
|
Sonderinteresse widerstritten.</P>
|
|
<P>Die Kritik der Religion durch die Junghegelianer hatte sich natürlich
|
|
auch auf das Judentum erstreckt, das sie als eine Vorstufe des Christentums behandelten.
|
|
Feuerbach hatte das Judentum als die Religion des <A NAME="S76"></A><B>|76|</B>
|
|
Egoismus zergliedert. »Die Juden haben sich in ihrer Eigentümlichkeit bis
|
|
auf den heutigen Tag erhalten. Ihr Prinzip, ihr Gott ist das praktischste Prinzip
|
|
der Welt - der Egoismus in der Form der Religion. Der Egoismus sammelt, konzentriert
|
|
den Menschen auf sich, aber er macht ihn theoretisch borniert, weil gleichgültig
|
|
gegen alles, was nicht unmittelbar auf das Wohl des Selbst sich bezieht.« Ähnlich
|
|
Bruno Bauer, der den Juden nachsagte, daß sie sich in den Spalten und Ritzen
|
|
der bürgerlichen Gesellschaft eingenistet hätten, um ihre unsicheren
|
|
Elemente auszubeuten, gleich den Göttern Epikurs, die in den Zwischenräumen
|
|
der Welt wohnten, wo sie der bestimmten Arbeit überhoben seien. Ihre Religion
|
|
sei tierische Schlauheit und List, womit sich das sinnliche Bedürfnis befriedige;
|
|
sie hätten sich von jeher dem geschichtlichen Fortschritt widersetzt und
|
|
sich in ihrem Hasse aller Völker das abenteuerlichste und beschränkteste
|
|
Volksleben gestiftet.</P>
|
|
<P>Allein wenn Feuerbach das Wesen der jüdischen Religion aus dem Wesen der
|
|
Juden erklärte, so sah Bauer trotz der Gründlichkeit, Kühnheit
|
|
und Schärfe, die Marx seinen Abhandlungen über die Judenfrage nachrühmte,
|
|
diese Frage doch nur erst durch die theologische Brille. Wie die Christen, so
|
|
können die Juden zur Freiheit nur durchdringen, indem sie ihre Religion überwinden.
|
|
Der christliche Staat könne seinem religiösen Wesen nach die Juden nicht
|
|
emanzipieren, aber so könnten auch die Juden ihrem religiösen Wesen
|
|
nach nicht emanzipiert werden. Christen und Juden müßten aufhören,
|
|
Christen und Juden zu sein, wenn sie frei sein wollten. Da aber das Judentum als
|
|
Religion von dem Christentum als Religion überholt worden sei, so habe der
|
|
Jude einen beschwerlicheren und weiteren Weg zur Freiheit als der Christ. Nach
|
|
Bauers Ansicht mußten die Juden erst das Christentum und die Hegelsche Philosophie
|
|
nachexerzieren, ehe sie frei werden konnten.</P>
|
|
<P>Dagegen warf Marx ein, daß es nicht genüge, zu untersuchen, wer
|
|
emanzipieren und wer emanzipiert werden solle, sondern die Kritik habe zu fragen,
|
|
um welche Art von Emanzipation es sich handle, ob um die politische oder die menschliche
|
|
Emanzipation. Die Juden wie die Christen seien in verschiedenen Staaten politisch
|
|
vollständig emanzipiert, ohne deshalb menschlich emanzipiert zu sein. Es
|
|
müsse also zwischen der politischen und der menschlichen Emanzipation ein
|
|
Unterschied bestehen.</P>
|
|
<P>Das Wesen der politischen Emanzipation sei der ausgebildete moderne Staat,
|
|
und dieser Staat sei auch der vollendete christliche Staat, denn der christlich-germanische
|
|
Staat, der Staat der Privilegien, sei erst der unvollkommene, noch theologische,
|
|
noch nicht in politischer Reinheit <A NAME="S77"></A><B>|77|</B> ausgebildete
|
|
Staat. Der politische Staat in seiner höchsten Ausbildung verlange aber weder
|
|
vom Juden die Aufhebung des Judentums, noch vom Menschen überhaupt die Aufhebung
|
|
der Religion; er habe die Juden emanzipiert und müsse sie seinem Wesen nach
|
|
emanzipieren. Wo die Staatsverfassung ausdrücklich die Ausübung politischer
|
|
Rechte für unabhängig vom religiösen Glauben erkläre, da halte
|
|
man gleichwohl einen Menschen ohne Religion für keinen anständigen Menschen.
|
|
Das Dasein der Religion widerspreche also der Vollendung des Staates nicht. Die
|
|
politische Emanzipation des Juden, des Christen, überhaupt des religiösen
|
|
Menschen, sei die Emanzipation des Staats vom Judentum, vom Christentum, überhaupt
|
|
von der Religion. Der Staat könne sich von einer Schranke befreien, ohne
|
|
daß der Mensch wirklich von ihr frei wäre, und darin zeige sich die
|
|
Grenze der politischen Emanzipation.</P>
|
|
<P>Marx spinnt nun diesen Gedanken noch weiter aus. Der Staat als Staat verneine
|
|
das Privateigentum; der Mensch erkläre auf politische Weise das Privateigentum
|
|
für aufgehoben, sobald er den Zensus für aktive und passive Wählbarkeit
|
|
aufhebe, wie es in vielen nordamerikanischen Freistaaten geschehen sei. Der Staat
|
|
hebe den Unterschied der Geburt, des Standes, der Bildung, der Beschäftigung
|
|
in seiner Weise auf, wenn er Geburt, Stand, Bildung, Beschäftigung für
|
|
unpolitische Unterschiede erkläre, wenn er ohne Rücksicht auf diese
|
|
Unterschiede jedes Glied des Volks zum gleichmäßigen Teilnehmer der
|
|
Volkssouveränität ausrufe. Nichtsdestoweniger lasse der Staat das Privateigentum,
|
|
die Bildung, die Beschäftigung auf ihre Weise, das heißt als Privateigentum,
|
|
als Bildung, als Beschäftigung wirken und ihr besonderes Wesen geltend machen.
|
|
Weit entfernt, diese faktischen Unterschiede aufzuheben, existiere er vielmehr
|
|
nur unter ihrer Voraussetzung, empfinde er sich vielmehr nur als politischer Staat
|
|
und mache er seine Allgemeinheit geltend nur im Gegensatz zu diesen seinen Elementen.
|
|
Der vollendete politische Staat sei seinem Wesen nach das Gattungsleben der Menschheit
|
|
im Gegensatz zu seinem materiellen Leben. Alle Voraussetzungen dieses egoistischen
|
|
Lebens blieben außerhalb der Staatssphäre in der bürgerlichen
|
|
Gesellschaft bestehen, aber als Eigenschaften der bürgerlichen Gesellschaft.
|
|
Das Verhältnis des politischen Staats zu seinen Voraussetzungen, mögen
|
|
dies nun materielle Elemente sein wie das Privateigentum oder aber geistige Elemente
|
|
wie die Religion, sei der Widerstreit zwischen dem allgemeinen und dem Privatinteresse.
|
|
Der Konflikt, worin sich der Mensch als Bekenner einer besonderen Religion mit
|
|
seinem Staatsbürgertum, mit den anderen Menschen als Gliedern des Gemeinwesens
|
|
befinde, reduziere <A NAME="S78"></A><B>|78|</B> sich auf die Spaltung zwischen
|
|
dem politischen Staat und der bürgerlichen Gesellschaft.</P>
|
|
<P>Die bürgerliche Gesellschaft ist die Grundlage des modernen Staats, wie
|
|
die antike Sklaverei die Grundlage des antiken Staats war. Der moderne Staat erkannte
|
|
seine Geburtsstätte durch die Verkündung der allgemeinen Menschenrechte
|
|
an, deren Genuß den Juden ebenso zusteht wie der Genuß der politischen
|
|
Rechte. Die allgemeinen Menschenrechte erkennen das egoistische, bürgerliche
|
|
Individuum und die zügellose Bewegung der geistigen und materiellen Elemente
|
|
an, die den Inhalt seiner Lebenslage, den Inhalt des heutigen bürgerlichen
|
|
Lebens bilden. Sie befreien den Menschen nicht von der Religion, sondern geben
|
|
ihm Religionsfreiheit; sie befreien ihn nicht vom Eigentum, sondern geben ihm
|
|
die Freiheit des Eigentums; sie befreien ihn nicht vom Schmutze des Erwerbes,
|
|
sondern geben ihm Gewerbefreiheit. Die politische Revolution hat die bürgerliche
|
|
Gesellschaft geschaffen, indem sie das buntscheckige Feudalwesen zertrümmerte,
|
|
alle die Stände, Korporationen, Innungen, die ebenso viele Ausdrücke
|
|
der Trennung des Volks von seinem Gemeinwesen waren; sie schuf den politischen
|
|
Staat als allgemeine Angelegenheit, als wirklichen Staat.</P>
|
|
<P>Demnach faßt Marx zusammen: »Die politische Emanzipation ist die Reduktion
|
|
des Menschen, einerseits auf das Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft,
|
|
auf das <I>egoistische unabhängige</I> Individuum, andrerseits auf den <I>Staatsbürger</I>,
|
|
auf die moralische Person. Erst wenn der wirkliche individuelle Mensch den abstrakten
|
|
Staatsbürger in sich zurücknimmt und als individueller Mensch in seinem
|
|
empirischen Leben, in seiner individuellen Arbeit, in seinen individuellen Verhältnissen,
|
|
<I>Gattungswesen</I> geworden ist, erst wenn der Mensch seine ›forces propres‹
|
|
[Mehring übersetzt: eigenen Kräfte] als <I>gesellschaftliche</I> Kräfte
|
|
erkannt und organisiert hat und daher die gesellschaftliche Kraft nicht mehr in
|
|
der Gestalt der politischen Kraft von sich trennt, erst dann ist die menschliche
|
|
Emanzipation vollbracht.«<A name="ZT4"></A><A href="fm03_064.htm#Z4"><SPAN class="top">[4]</SPAN></A></P>
|
|
<P>Es blieb noch die Behauptung zu prüfen, daß der Christ emanzipationsfähiger
|
|
sei als der Jude, eine Behauptung, die Bauer aus der jüdischen Religion zu
|
|
erklären gesucht hatte. Marx knüpft an Feuerbach an, der die jüdische
|
|
Religion aus dem Juden, nicht aber den Juden aus der jüdischen Religion erklärt
|
|
hatte. Allein er geht auch über Feuerbach hinaus, indem er das besondere
|
|
gesellschaftliche Element ermittelt, das sich in der jüdischen Religion widerspiegelt.
|
|
Welches sei der weltliche Grund des Judentums? Das praktische Bedürfnis,
|
|
der Eigennutz. Welches sei der weltliche Kultus des Juden? Der Schacher. Welches
|
|
sein <A NAME="S79"></A><B>|79|</B> weltlicher Gott? Das Geld. »Nun wohl! Die Emanzipation
|
|
vom <I>Schacher</I> und vom <I>Geld</I>, also vom praktischen, realen Judentum,
|
|
wäre die Selbstemanzipation unsrer Zeit. Eine Organisation der Gesellschaft,
|
|
welche die Voraussetzungen des Schachers, also die Möglichkeit des Schachers
|
|
aufhöbe, hätte den Juden unmöglich gemacht. Sein religiöses
|
|
Bewußtsein würde wie ein fader Dunst in der wirklichen Lebensluft der
|
|
Gesellschaft sich auflösen. Andrerseits: wenn der Jude dies sein <I>praktisches</I>
|
|
Wesen als nichtig erkennt und an seiner Aufhebung arbeitet, arbeitet er aus seiner
|
|
bisherigen Entwicklung heraus, an der <I>menschlichen Emanzipation</I> schlechthin
|
|
und kehrt sich gegen den <I>höchsten praktischen</I> Ausdruck der menschlichen
|
|
Selbstentfremdung.«<A name="ZT5"></A><A href="fm03_064.htm#Z5"><SPAN class="top">[5]</SPAN></A> Marx erkennt im Judentum ein allgemeines, gegenwärtiges,
|
|
antisoziales Element, das durch die geschichtliche Entwicklung, an der die Juden
|
|
in dieser schlechten Beziehung eifrig mitgearbeitet haben, auf seine jetzige Höhe
|
|
getrieben worden sei, wo es sich notwendig auflösen müsse.</P>
|
|
<P>Was Marx mit diesem Aufsatz erreichte, war ein zwiefacher Gewinn. Er sah dem
|
|
Zusammenhange zwischen Gesellschaft und Staat auf den Grund. Der Staat ist nicht,
|
|
wie Hegel meinte, die Wirklichkeit der sittlichen Idee, das absolut Vernünftige
|
|
und der absolute Selbstzweck, sondern er muß sich mit der ungleich bescheideneren
|
|
Aufgabe begnügen, die Anarchie der bürgerlichen Gesellschaft zu schützen,
|
|
die ihn zu ihrem Wächter bestellt hat: den allgemeinen Kampf von Mann wider
|
|
Mann, Individuum wider Individuum, den Krieg aller nur mehr durch ihre Individualität
|
|
voneinander abgeschlossenen Individuen gegeneinander, die allgemeine zügellose
|
|
Bewegung der aus den feudalen Fesseln befreiten elementarischen Lebensmächte,
|
|
die tatsächliche Sklaverei, wenn auch scheinbare Freiheit und Unabhängigkeit
|
|
des Individuums, das die zügellose Bewegung seiner entfremdeten Lebenselemente
|
|
wie Eigentum, Industrie, Religion für seine eigene Freiheit nimmt, während
|
|
sie vielmehr seine vollendete Knechtschaft und Unmenschlichkeit ist.</P>
|
|
<P>Dann aber hatte Marx erkannt, daß die religiösen Tagesfragen nur
|
|
noch eine gesellschaftliche Bedeutung haben. Die Entwicklung des Judentums wies
|
|
er nicht in der religiösen Theorie, sondern in der industriellen und kommerziellen
|
|
Praxis nach, die in der jüdischen Religion einen phantastischen Reflex findet.
|
|
Das praktische Judentum ist nichts als die vollendete christliche Welt. Da die
|
|
bürgerliche Gesellschaft durchaus kommerziellen jüdischen Wesens ist,
|
|
so gehört der Jude notwendig zu ihr und kann die politische Emanzipation
|
|
beanspruchen wie den Genuß der allgemeinen Menschenrechte. Die menschliche
|
|
Emanzipation jedoch ist eine neue Organisation der gesellschaftlichen Kräfte,
|
|
die den Menschen <A NAME="S80"></A><B>|80|*</B> zum Herrn seiner Lebensquellen
|
|
macht; in dämmernden Umrissen erscheint hier das Bild der sozialistischen
|
|
Gesellschaft.</P>
|
|
<P>In den »Deutsch-Französischen Jahrbüchern« ackerte Marx noch auf
|
|
philosophischem Felde, aber in den Furchen, die sein kritischer Pflug zog, sproßten
|
|
die Keime einer materialistischen Geschichtsauffassung auf, die im Lichte der
|
|
französischen Zivilisation rasch in die Halme schossen.</P>
|
|
<H3 ALIGN="CENTER">4. Französische Zivilisation<A name="Kap_4"></A></H3>
|
|
<P>Bei der Art, wie Marx arbeitete, ist es sehr wahrscheinlich, daß er die
|
|
beiden Aufsätze über die Hegelsche Rechtsphilosophie und die Judenfrage
|
|
wenigstens in ihren Grundrissen schon entworfen hatte, als er noch in Deutschland
|
|
lebte, in den ersten Monaten seiner glücklichen Ehe. Wenn sie sich aber schon
|
|
um die große französische Revolution bewegten, so lag es um so näher,
|
|
daß Marx sich in die Geschichte dieser Revolution stürzte, sobald ihm
|
|
der Aufenthalt in Paris gestattete, ihre Quellen zu erforschen, sowie nicht minder
|
|
die Quellen ihrer Vorgeschichte, des französischen Materialismus wie ihrer
|
|
Nachgeschichte, des französischen Sozialismus.</P>
|
|
<P>Paris durfte sich damals mit Recht rühmen, an der Spitze der bürgerlichen
|
|
Zivilisation zu marschieren. In der Julirevolution von 1830 hatte die französische
|
|
Bourgeoisie nach einer Reihe weltgeschichtlicher Illusionen und Katastrophen endlich
|
|
gesichert, was sie in der großen Revolution von 1789 begonnen hatte. Ihre
|
|
Talente reckten sich behaglich aus, aber wenn der Widerstand der alten Mächte
|
|
noch längst nicht gebrochen war, so meldeten sich neue Mächte an, und
|
|
in unablässigem Hin und Her wogte ein Kampf der Geister, wie nirgends sonst
|
|
in Europa, und am wenigsten in dem grabesstillen Deutschland.</P>
|
|
<P>In dies stählende Wellenbad hat sich Marx mit breiter Brust geworfen.
|
|
Nicht in lobendem Sinn, aber um so beweiskräftiger, schrieb Ruge im Mai 1844
|
|
an Feuerbach, Marx lese sehr viel und arbeite mit ungemeiner Intensivität,
|
|
aber er vollende nichts, breche überall ab und stürze sich immer von
|
|
neuem in ein endloses Büchermeer. Er sei gereizt und heftig, am meisten wenn
|
|
er sich krank gearbeitet und drei, ja vier Nächte hintereinander nicht ins
|
|
Bett gekommen sei. Die »Kritik der Hegelschen Philosophie« lasse er nun wieder
|
|
liegen und wolle seinen Pariser Aufenthalt dazu benutzen, was Ruge sehr richtig
|
|
fand, eine Geschichte <A NAME="S81"></A><B>|81|*</B> des Konvents zu schreiben,
|
|
wozu er das Material aufgehäuft und sehr fruchtbare Gesichtspunkte gefaßt
|
|
habe.</P>
|
|
<P>Marx hat die Geschichte des Konvents nicht geschrieben, aber die Angaben Ruges
|
|
werden dadurch nicht widerlegt, sondern vielmehr um so glaubhafter. Je tiefer
|
|
Marx in das historische Wesen der Revolution von 1789 eindrang, um so eher konnte
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er auf die Kritik der Hegelschen Philosophie als ein Mittel zur »Selbstverständigung«
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über die Kämpfe und Wünsche der Zeit verzichten, jedoch um so weniger
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konnte er sich an der Geschichte des Konvents genügen lassen, der zwar ein
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Maximum der politischen Energie, der politischen Macht und des politischen Verstandes
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dargestellt, aber sich der gesellschaftlichen Anarchie gegenüber ohnmächtig
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erwiesen hatte.</P>
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<P>Außer den spärlichen Andeutungen Ruges hat sich leider kein Zeugnis
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erhalten, woraus sich im einzelnen auf den Gang der Studien schließen läßt,
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die Marx im Frühling und Sommer des Jahres 1844 getrieben hat. Aber im ganzen
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läßt sich wohl erkennen, wie sich die Dinge gestaltet haben. Das Studium
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der Französischen Revolution führte Marx auf jene Geschichtsliteratur
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des »dritten Standes«, die unter der bourbonischen Restauration entstanden und
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von großen Talenten gepflegt worden war, um die historische Existenz ihrer
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Klasse bis ins elfte Jahrhundert zu verfolgen und die französische Geschichte
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seit dem Mittelalter als eine ununterbrochene Reihe von Klassenkämpfen darzustellen.
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Diesen Historikern - er nennt namentlich Guizot und Thierry - verdankte Marx die
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Kenntnis von dem geschichtlichen Wesen der Klassen und ihrer Kämpfe, deren
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ökonomische Anatomie er dann aus den bürgerlichen Ökonomen lernte,
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von denen er namentlich Ricardo nennt. Er selbst hat stets abgelehnt, die Theorie
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des Klassenkampfs entdeckt zu haben; was er für sich beanspruchte, war nur,
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nachgewiesen zu haben, daß die Existenz der Klassen an bestimmte historische
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Entwicklungskämpfe der Produktion gebunden sei, daß der Klassenkampf
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notwendig zur Diktatur des Proletariats führe und daß diese Diktatur
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selbst nur den Übergang zur Aufhebung aller Klassen und zu einer klassenlosen
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Gesellschaft bilde. Diese Gedankenreihen haben sich in Marx während seines
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Pariser Exils entwickelt.</P>
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<P>Die glänzendste und schärfste Waffe, womit der »dritte Stand« gegen
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die herrschenden Klassen kämpfte, war im achtzehnten Jahrhundert die materialistische
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Philosophie. Auch sie hat Marx eifrig zur Zeit seines Pariser Exils studiert,
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weniger in derjenigen ihrer beiden Richtungen, die von Descartes ausging und sich
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in die Naturwissenschaft verlief, als in derjenigen, die an Locke anknüpfte
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und in die Gesellschaftswissenschaft <A NAME="S82"></A><B>|82|*</B> mündete.
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Helvétius und Holbach, die den Materialismus ins gesellschaftliche Leben
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übertragen, die natürliche Gleichheit der menschlichen Intelligenzen,
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die Einheit zwischen dem Fortschritt der Vernunft und dem Fortschritt der Industrie,
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die natürliche Güte der Menschheit, die Allmacht der Erziehung zu Hauptgesichtspunkten
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ihres Systems gemacht hatten, waren ebenfalls Sterne, die den Pariser Arbeiten
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des jungen Marx geleuchtet haben. Er taufte ihre Lehre als »realen Humanismus«,
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sowie er auch Feuerbachs Philosophie taufte; nur daß der Materialismus der
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Helvétius und Holbach die »soziale Basis des Kommunismus« geworden war.</P>
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<P>Den Kommunismus und Sozialismus zu studieren, wie Marx schon in der »Rheinischen
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Zeitung« angekündigt hatte, bot Paris nun vollends die reichlichste Gelegenheit.
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Was sich hier seinen Blicken darstellte, war ein Bild von einer fast verwirrenden
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Fülle der Gedanken und Gestalten. Die geistige Luft war mit sozialistischen
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Keimen gesättigt, und selbst das »Journal des Débats«, das klassische
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Blatt der herrschenden Geldaristokratie, das von der Regierung mit einer beträchtlichen
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Jahresspende unterstützt wurde, konnte sich dieser Strömung nicht entziehen,
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wenn es auch nur die sozusagen sozialistischen Schauerromane Eugène Sues
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in seinem Feuilleton veröffentlichte. Den Gegenpol dazu bildeten geniale
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Denker wie Leroux, die schon das Proletariat gebar. Dazwischen standen die Trümmer
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der Saint-Simonisten und die rührige Sekte der Fourieristen, die in Considérant
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ihren Führer und in der »Friedlichen Demokratie« ihr Organ hatte, christliche
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Sozialisten, wie der katholische Priester Lamennais oder der ehemalige Carbonari
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Buchez, kleinbürgerliche Sozialisten wie Sismondi, Buret, Pecqueur, Vidal,
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nicht zuletzt auch die schöne Literatur, in deren oft hervorragendsten Schöpfungen
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wie den Liedern Bérangers oder den Romanen der George Sand, sozialistische
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Lichter und Schatten spielten.</P>
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<P>Eigentümlich aber war allen diesen sozialistischen Systemen, daß
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sie auf die Einsicht und das Wohlwollen der besitzenden Klassen rechneten, die
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durch eine friedliche Propaganda von der Notwendigkeit gesellschaftlicher Reformen
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oder Umwälzungen überzeugt werden müßten. Wenn sie selbst
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aus den Enttäuschungen der großen Revolution geboren waren, so verschmähten
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sie den politischen Weg, der zu diesen Enttäuschungen geführt hatte;
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den leidenden Massen sollte geholfen werden, da sie sich selbst nicht helfen konnten.
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Die Arbeiteraufstände der dreißiger Jahre waren gescheitert, und in
|
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der Tat hatten ihre entschlossensten Führer, Männer wie Barbès
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und Blanqui, weder eine sozialistische Theorie noch bestimmte praktische Mittel
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einer sozialen Umwälzung gekannt.</P>
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<P><B><A NAME="S83">|83|</A></B> Allein deshalb wuchs die Arbeiterbewegung nur
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um so schneller an, und mit dem Seherblick des Dichters kennzeichnete Heinrich
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Heine das Problem, das daraus entstand, mit den Worten: »Die Kommunisten sind
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die einzige Partei in Frankreich, die eine entschlossene Beachtung verdient. Ich
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würde für die Trümmer des Saint-Simonismus, dessen Bekenner unter
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seltsamen Aushängeschildern noch immer am Leben sind, sowie auch für
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die Fourieristen, die noch frisch und rührig wirken, dieselbe Aufmerksamkeit
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beanspruchen, aber diese ehrenwerten Männer bewegt doch nur das Wort, die
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soziale Frage als Frage, der überlieferte Begriff, und sie werden nicht getrieben
|
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von dämonischer Notwendigkeit, sie sind nicht die prädestinierten Knechte,
|
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womit der höchste Weltwille seine ungeheuren Beschlüsse durchsetzt.
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Früh oder spät wird die zerstreute Familie Saint-Simons und der ganze
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Generalstab der Fourierischen zu dem wachsenden Heere des Kommunismus übergehen,
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und, dem rohen Bedürfnis das gestaltende Wort verleihend, gleichsam die Rolle
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der Kirchenväter übernehmen.« So schrieb Heine am 15. Juni 1843, und
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noch hatte sich das Jahr nicht gewendet, als der Mann nach Paris kam, der das
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vollbrachte, was Heine in seiner dichterischen Sprache von den Saint-Simonisten
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und Fourieristen beanspruchte, der dem rohen Bedürfnis das gestaltende Wort
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verlieh.</P>
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<P>Vermutlich schon auf deutscher Erde und jedenfalls noch vom philosophischen
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Standpunkte aus hatte sich Marx gegen die Konstruktion der Zukunft und das Fertigwerden
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für alle Zeiten, gegen das Aufpflanzen einer dogmatischen Fahne, gegen die
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Ansicht der krassen Sozialisten erklärt, daß die Beschäftigung
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mit den politischen Fragen unter aller Würde sei. Und wenn er gemeint hatte,
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es genüge nicht, daß der Gedanke zur Wirklichkeit dränge, die
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Wirklichkeit müsse sich selbst zum Gedanken drängen, so erfüllte
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sich ihm auch diese Bedingung. Seitdem im Jahre 1839 der letzte Arbeiteraufstand
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niedergeschlagen worden war, begannen sich Arbeiterbewegung und Sozialismus in
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drei Richtungen zu nähern.</P>
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<P>Zunächst in der demokratisch-sozialistischen Partei. Mit ihrem Sozialismus
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war es schwach bestellt, denn sie setzte sich aus kleinbürgerlichen und proletarischen
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Elementen zusammen, und die Schlagworte, die sie auf ihre Fahne schrieb: Organisation
|
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der Arbeit und Recht auf Arbeit, waren kleinbürgerliche Utopien, die sich
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|
in der kapitalistischen Gesellschaft nicht verwirklichen ließen. In ihr
|
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ist die Arbeit so organisiert, wie sie nach den Lebensbedingungen dieser Gesellschaft
|
|
organisiert sein muß, nämlich als Lohnarbeit, die das Kapital voraussetzt
|
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und nur mit dem Kapital aufgehoben werden kann. Nicht anders steht es mit <A NAME="S84"></A><B>|84|</B>
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dem Recht auf Arbeit, das sich nur verwirklichen läßt durch das Gemeineigentum
|
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an den Arbeitswerkzeugen, also durch Aufhebung der bürgerlichen Gesellschaft,
|
|
an deren Wurzeln die Axt zu legen die Häupter dieser Partei, Louis Blanc,
|
|
Ledru-Rollin, Ferdinand Flocon, feierlich ablehnten. Sie wollten weder Kommunisten
|
|
noch Sozialisten sein.</P>
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<P>Aber so utopisch die sozialen Ziele dieser Partei waren, so vollzog sie doch
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einen entscheidenden Fortschritt, indem sie den politischen Weg zu ihnen einschlug.
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Sie erklärte jede soziale Reform für unmöglich ohne politische
|
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Reform; die Eroberung der politischen Macht sei der einzige Hebel, womit die leidenden
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Massen sich retten könnten. Sie forderte das allgemeine Stimmrecht, und diese
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Forderung fand einen lebhaften Widerhall innerhalb des Proletariats, das, der
|
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Handstreiche und Verschwörungen müde, nach wirksameren Waffen seines
|
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Klassenkampfes suchte.</P>
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<P>Noch größere Scharen sammelten sich um die Fahne des Arbeiterkommunismus,
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die Cabet entfaltete. Er war ursprünglich Jakobiner, aber auf literarischem
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Wege, namentlich durch die Utopie Thomas Mores, zum Kommunismus bekehrt worden.
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|
Er bekannte ihn ebenso offen, wie ihn die demokratisch-sozialistische Partei verwarf,
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aber er stimmte insoweit mit ihr überein, als er die politische Demokratie
|
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für ein notwendiges Übergangsstadium erklärte. Dadurch wurde die
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»Reise nach Ikarien«, worin Cabet die Gesellschaft der Zukunft zu zeichnen versuchte,
|
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ungleich volkstümlicher als die genialen Zukunftsphantasien Fouriers, mit
|
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denen sie sich in ihrem engbrüstigen Zuschnitt sonst nicht entfernt messen
|
|
konnte.</P>
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<P>Endlich erhoben sich aus dem Schoße des Proletariats helle Stimmen, die
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unzweideutig bekundeten, daß diese Klasse mündig zu werden begann.
|
|
Marx kannte Leroux und Proudhon, die beide als Schriftsetzer der Arbeiterklasse
|
|
angehörten, schon aus der »Rheinischen Zeitung« und hatte damals versprochen,
|
|
ihre Schriften gründlich zu studieren. Das lag ihm um so näher, als
|
|
Leroux wie Proudhon an die deutsche Philosophie anzuknüpfen versuchten, beide
|
|
freilich mit großen Mißverständnissen. Von Proudhon hat Marx
|
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selbst bezeugt, daß er ihn in langen, oft übernächtigen Unterhaltungen
|
|
über die Hegelsche Philosophie aufzuklären gesucht habe. Sie sind zusammengekommen,
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|
um sich alsbald wieder zu trennen, aber nach dem Tode Proudhons hat Marx willig
|
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den großen Anstoß anerkannt, den dessen erstes Auftreten gegeben habe
|
|
und den auch er zweifellos empfangen hat. In Proudhons Erstlingsschrift, die unter
|
|
Verzicht auf alle Utopien das Privateigentum als die Ursache aller sozialen Übel
|
|
einer gründlichen und rücksichtslosen Kritik <A NAME="S85"></A><B>|85|</B>
|
|
unterwarf, sah Marx das erste wissenschaftliche Manifest des modernen Proletariats.</P>
|
|
<P>Alle diese Richtungen bahnten die Verschmelzung zwischen der Arbeiterbewegung
|
|
und dem Sozialismus an, aber wie sie untereinander in Widerspruch standen, so
|
|
verlief sich jede nach den ersten Schritten in neue Widersprüche. Für
|
|
Marx kam es nun zunächst nach dem Studium des Sozialismus auf das Studium
|
|
des Proletariats an. Im Juli 1844 schrieb Ruge an einen gemeinsamen Freund in
|
|
Deutschland: »Marx hat sich in den deutschen hiesigen Kommunismus gestürzt
|
|
- gesellig heißt das, denn unmöglich kann er das traurige Treiben politisch
|
|
wichtig finden. Eine so partielle Wunde, als die Handwerksburschen und nun wieder
|
|
diese anderthalb hier eroberten zu machen imstande sind, kann Deutschland aushalten,
|
|
ohne viel daran zu doktern.« Alsbald sollte Ruge belehrt werden, weshalb Marx
|
|
das Treiben der anderthalb Handwerksburschen wichtig nahm.</P>
|
|
<H3 ALIGN="CENTER">5. Der »Vorwärts!« und die Ausweisung<A name="Kap_5"></A></H3>
|
|
<P>Über das persönliche Leben, das Marx in seinem Pariser Exil geführt
|
|
hat, liegen nicht allzu viele Nachrichten vor. Seine Gattin schenkte ihm das erste
|
|
Töchterchen und reiste dann in die Heimat, um es den Verwandten vorzustellen.
|
|
Mit den Freunden in Köln dauerte der alte Verkehr fort; durch eine Spende
|
|
von tausend Talern haben sie wesentlich dazu beigetragen, daß dies Jahr
|
|
für Marx so fruchtbar werden konnte.</P>
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|
<P>In nahem Verkehr stand Marx mit Heinrich Heine, und er hatte seinen Anteil
|
|
daran, wenn das Jahr 1844 einen Höhepunkt in diesem Dichterleben bezeichnete.
|
|
Das »Wintermärchen« und das »Weberlied«, so auch die unsterblichen Satiren
|
|
auf die deutschen Despoten hat Marx aus der Taufe heben helfen. Er hat nur wenige
|
|
Monde mit dem Dichter verkehrt, aber auch ihm die Treue gehalten, selbst als das
|
|
Geschrei der Philister noch ärger über Heine erscholl als über
|
|
Herwegh; Marx hat selbst großmütig geschwiegen, als Heine auf seinem
|
|
Krankenlager ihn wider die Wahrheit als Zeugen aufrief für die Unverfänglichkeit
|
|
der Jahrespension, die der Dichter vom Ministerium Guizot bezogen hatte. Hatte
|
|
Marx, als halber Knabe noch, auch vergeblich nach dem dichterischen Lorbeer getrachtet,
|
|
so bewahrte er der Poetenzunft doch immer eine lebhafte Sympathie und große
|
|
Nachsicht mit ihren kleinen Schwächen. Er meinte wohl, Dichter seien wunderliche
|
|
Käuze, die man <A NAME="S86"></A><B>|86|</B> ihre Wege gehen lassen müsse,
|
|
die man nicht mit dem Maße gewöhnlicher oder selbst ungewöhnlicher
|
|
Menschen messen dürfe; sie wollten geschmeichelt sein, wenn sie singen sollten,
|
|
mit einer scharfen Kritik dürfe man ihnen nicht kommen.</P>
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|
<P>In Heine sah Marx aber zudem nicht nur den Dichter, sondern auch den Kämpfer.
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|
In dem Streit zwischen Börne und Heine, der in jener Zeit sich zu einer Art
|
|
Prüfstein der Geister ausgebildet hatte, trat er mit aller Entschiedenheit
|
|
für Heine ein. Er meinte, eine tölpelhaftere Behandlung, als Heines
|
|
Schrift über Börne von den christlich-germanischen Eseln erfahren habe,
|
|
sei noch in keiner Periode der deutschen Literatur anzutreffen gewesen, obgleich
|
|
es keiner an Tölpeln gefehlt habe. Durch den Lärm über Heines angeblichen
|
|
Verrat, durch den sich selbst Engels und Lassalle, beide freilich in sehr jungen
|
|
Jahren, anfechten ließen, ist Marx niemals beirrt worden. »Wir brauchen
|
|
ja wenige Zeichen, uns zu verstehen«, schrieb Heine einmal an ihn, um das »verworrene
|
|
Gekritzel« seiner Handschrift zu entschuldigen, aber das Wort hatte einen tieferen
|
|
Sinn als den äußerlichen, worin es gemeint war.</P>
|
|
<P>Marx saß noch auf der Schulbank, als Heine im Jahre 1834 schon entdeckte,
|
|
daß der »Freiheitssinn« unserer klassischen Literatur »unter den Gelehrten,
|
|
Dichtern und Literaten viel minder« als »in der großen, aktiven Masse, unter
|
|
Handwerkern und Gewerbsleuten« sich ausspreche, und zehn Jahre später, zur
|
|
Zeit, wo Marx in Paris lebte, entdeckte er, daß »die Proletarier in ihrem
|
|
Ankampfe gegen das Bestehende die fortgeschrittensten Geister, die großen
|
|
Philosophen als Führer« besäßen. Die Freiheit und Sicherheit dieses
|
|
Urteils versteht man vollends, wenn man erwägt, daß Heine dazwischen
|
|
den beißendsten Spott über das beständige Kannegießern in
|
|
den kleinen Flüchtlingskonventikeln ergoß, in denen Börne den
|
|
großen Tyrannenhasser spielte. Heine erkannte, daß es zwei ganz verschiedene
|
|
Dinge waren, ob sich Börne oder Marx mit »anderthalb Handwerksburschen« abgab.</P>
|
|
<P>Was ihn mit Marx verband, war der Geist der deutschen Philosophie und der Geist
|
|
des französischen Sozialismus, war die gründliche Abneigung gegen die
|
|
christlich-germanische Bärenhäuterei, das falsche Teutonentum, das mit
|
|
seinen radikalen Schlagworten das Kostüm altdeutscher Narrheit ein wenig
|
|
modernisierte. Die Maßmann und Venedey, die in Heines Satire fortleben,
|
|
stapften doch nur in den Spuren Börnes, so hoch dieser an Geist und Witz
|
|
über ihnen stehen mochte. Ihm fehlte jeder Sinn für Kunst und Philosophie,
|
|
gemäß seinem berufenen Worte, daß Goethe ein gereimter und Hegel
|
|
ein ungereimter Knecht <A NAME="S87"></A><B>|87|</B> gewesen sei, aber wenn er
|
|
mit den großen Überlieferungen der deutschen Geschichte brach, so gewann
|
|
er kein geistesverwandtes Verhältnis zu den neuen Mächten der westeuropäischen
|
|
Kultur. Heine dagegen konnte auf Goethe und Hegel nicht verzichten, ohne sich
|
|
selbst aufzugeben, und stürzte sich auf den französischen Sozialismus
|
|
mit heißer Begier als eine neue Quelle geistigen Lebens. Seine Schriften
|
|
leben fort und fort; sie erregen den Zorn der Enkel noch ebenso, wie sie den Zorn
|
|
der Großväter erregt haben, während die Schriften Börnes
|
|
vergessen sind, wegen des »kurzen Hundetrabs« ihres Stils viel weniger als ihres
|
|
Inhalts.</P>
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|
<P>So abgeschmackt, fade und kleinlich habe er sich Börne doch nicht vorgestellt,
|
|
meinte Marx gegenüber den heimlichen Klatschereien, die Börne schon
|
|
gegen Heine verbreitet hatte, als beide noch Schulter an Schulter standen, und
|
|
die Börnes literarische Erben unklug genug waren, aus dessen Nachlaß
|
|
zu veröffentlichen. An dem unbestreitbar ehrlichen Charakter des Klätschers
|
|
würde Marx deshalb doch nicht gezweifelt haben, wenn er über den Streit
|
|
geschrieben hätte, wie es seine Absicht war. Es gibt im öffentlichen
|
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Leben nicht leicht ärgere Jesuiten als die beschränkten und buchstabengläubigen
|
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Radikalen, die im fadenscheinigen Mantel ihrer Tugendhaftigkeit vor keinen Verdächtigungen
|
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der feineren und freieren Geister zurückscheuen, denen es gegeben ist, die
|
|
tieferen Zusammenhänge des geschichtlichen Lebens zu erkennen. Marx hat es
|
|
immer mit diesen gehalten, niemals mit jenen, zumal da er die tugendsame Rasse
|
|
aus eigener Erfahrung gründlich kannte.</P>
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<P>In späteren Jahren hat Marx von »russischen Aristokraten« gesprochen,
|
|
die ihn in seinem Pariser Exil auf Händen getragen hätten, freilich
|
|
mit dem Hinzufügen, das sei nicht hoch anzuschlagen gewesen. Die russische
|
|
Aristokratie werde auf deutschen Universitäten erzogen und verlebe in Paris
|
|
ihre Jünglingszeit. Sie hasche immer nach dem Extremsten, was der Westen
|
|
liefere; das hindere aber dieselben Russen nicht, Halunken zu werden, sobald sie
|
|
in den Staatsdienst getreten seien. Marx scheint dabei an einen Grafen Tolstoi,
|
|
einen heimlichen Agenten der russischen Regierung, oder sonst wen gedacht zu haben;
|
|
nicht jedoch hat er dabei ein Auge gehabt oder konnte ein Auge haben auf den russischen
|
|
Aristokraten, auf dessen geistige Entwicklung er in jenen Tagen großen Einfluß
|
|
gehabt hat: nämlich Michail Bakunin. Dieser hat sich dazu noch in einer Zeit
|
|
bekannt, wo sich die Wege beider Männer weit getrennt hatten; auch in dem
|
|
Streit zwischen Marx und Ruge nahm Bakunin sehr entschieden Partei, für Marx
|
|
und gegen Ruge, der bis dahin sein Beschützer gewesen war.</P>
|
|
<P><B><A NAME="S88">|88|</A></B> Dieser Streit flammte im Sommer 1844 noch einmal
|
|
auf, und nunmehr öffentlich. In Paris erschien seit Neujahr 1844, zweimal
|
|
in der Woche, der »Vorwärts!«, der nicht eben den feinsten Ursprung hatte.
|
|
Ein gewisser Heinrich Börnstein, der in Theater- und sonstigen Reklamegeschäften
|
|
machte, hatte ihn für die Zwecke seines Geschäftsbetriebs gegründet,
|
|
und zwar mit einem reichlichen Trinkgelde, das ihm der Komponist Meyerbeer gespendet
|
|
hatte; man weiß ja aus Heine, wie sehr dieser königlich-preußische
|
|
Generalmusikdirektor, der mit Vorliebe in Paris lebte, auf eine weitverzweigte
|
|
Reklame versessen und auch wohl angewiesen war. Als geriebener Geschäftsmann
|
|
hing Börnstein dem »Vorwärts!« aber ein patriotisches Mäntelchen
|
|
um und ließ das Blatt von Adalbert von Bornstedt redigieren, einem ehemals
|
|
preußischen Offizier und nunmehrigen Allerweltsspitzel, der sowohl »Konfident«
|
|
Metternichs war als auch von der Berliner Regierung bezahlt wurde. In der Tat
|
|
wurden die »Deutsch-Französischen Jahrbücher« sofort nach ihrem Erscheinen
|
|
vom »Vorwärts!« mit einer Schimpfsalve begrüßt, von der schwer
|
|
zu sagen ist, ob sie alberner oder pöbelhafter war.</P>
|
|
<P>Bei alledem aber wollte das Geschäft nicht glücken. Im Interesse
|
|
einer fingerfertigen Übersetzungsfabrik, die Börnstein eingerichtet
|
|
hatte, um neue Stücke der Pariser Bühne mit unglaublicher Fixigkeit
|
|
an die deutschen Theaterdirektionen zu vertreiben, mußte er die jungdeutschen
|
|
Dramatiker auszustechen suchen, und wieder, um diesen Zweck bei den nun einmal
|
|
rebellisch gewordenen Spießern zu erreichen, mußte er einiges vom
|
|
»gemäßigten Fortschritt« faseln und dem »Ultrawesen« nicht nur nach
|
|
links, sondern auch nach rechts absagen. In derselben Notwendigkeit befand sich
|
|
Bornstedt, wenn er die Flüchtlingskreise nicht kopfscheu machen wollte, in
|
|
denen unverdächtig zu verkehren ja die Vorbedingung seines Sündensoldes
|
|
war. Allein die preußische Regierung war so verblendet, daß sie ihre
|
|
eigenen staatsretterischen Notwendigkeiten nicht begriff und den »Vorwärts!«
|
|
in ihren Staaten verbot, worauf andere deutsche Regierungen das gleiche taten.</P>
|
|
<P>Bornstedt gab nun das Spiel im Anfang Mai als hoffnungslos auf, aber nicht
|
|
so Börnstein. Er wollte seine Geschäfte machen, so oder so, und sagte
|
|
sich mit der Kaltblütigkeit eines geriebenen Spekulanten, daß der »Vorwärts!«,
|
|
wenn er nun einmal in Preußen verboten bleiben solle, auch alle Würze
|
|
eines verbotenen Blattes erhalten müsse, so daß es dem preußischen
|
|
Spießbürger lohne, ihn auf Schleichwegen zu beziehen. Es war ihm deshalb
|
|
sehr willkommen, als ihm der jugendliche Heißsporn Bernays einen gepfefferten
|
|
Artikel für den »Vorwärts!« anbot, und nach einigem Geplänkel erhielt
|
|
Bernays die redaktionelle Leitung des <A NAME="S89"></A><B>|89|</B> Blatts an
|
|
der Stelle Bornstedts. Nunmehr beteiligten sich auch andere Flüchtlinge am
|
|
»Vorwärts!«, aus jeglichem Mangel an einem andern Organ, unabhängig
|
|
von der Redaktion und jeder auf eigene Verantwortung.</P>
|
|
<P>Unter den ersten befand sich Ruge. Auch er plänkelte erst unter seinem
|
|
Namen mit Börnstein, wobei er sogar, als wäre er noch völlig einverstanden
|
|
mit Marx, dessen Aufsätze in den »Deutsch-Französischen Jahrbüchern«
|
|
verteidigte. Ein paar Monate darauf veröffentlichte er zwei neue Artikel,
|
|
ein paar kurze Bemerkungen über die preußische Politik und einen langen
|
|
Klatschartikel über die preußische Dynastie, worin vom »trinkenden
|
|
König« und der »hinkenden Königin«, von ihrer »rein spirituellen« Ehe
|
|
usw. gesprochen wurde, beide aber nicht mehr unter seinem Namen, sondern mit der
|
|
Unterschrift: Ein Preuße, was auf Marx als Verfasser hindeutete. Ruge selbst
|
|
war Dresdner Stadtverordneter und als solcher bei der sächsischen Gesandtschaft
|
|
in Paris angemeldet; Bernays war bayrischer Rheinpfälzer und Börnstein
|
|
ein geborener Hamburger, der später viel in Österreich, aber niemals
|
|
in Preußen gelebt hatte.</P>
|
|
<P>Was Ruge mit der irreführenden Unterschrift seiner Artikel bezweckt hat,
|
|
wird sich heute nicht mehr feststellen lassen. Er hatte sich inzwischen, wie seine
|
|
Briefe an seine Freunde und Verwandten zeigen, in einen wütenden Haß
|
|
gegen Marx als einen »ganz gemeinen Kerl« und »unverschämten Juden« hineingeredet,
|
|
und es ist auch unbestreitbar, daß er zwei Jahre später in einer reumütigen
|
|
Bittschrift an den preußischen Minister des Innern seine Pariser Exilsgenossen
|
|
verraten und diesen »namenlosen jungen Leuten« wider besseres Wissen die Sünden
|
|
aufgebürdet hat, die er selbst im »Vorwärts!« begangen hatte. Es ist
|
|
immerhin aber auch möglich, daß Ruge, um den von preußischen
|
|
Dingen handelnden Artikeln einen stärkeren Nachdruck zu geben, sie als von
|
|
einem Preußen herrührend bezeichnet hat. Dann handelte er aber äußerst
|
|
leichtfertig, und es war sehr begreiflich, daß Marx sich beeilte, den Streich
|
|
des angeblichen »Preußen« zu parieren.</P>
|
|
<P>Es geschah natürlich in einer seiner würdigen Weise. Er knüpfte
|
|
an die paar sozusagen sachlichen Bemerkungen Ruges über die preußische
|
|
Politik an und erledigte den langen Klatschartikel über die preußische
|
|
Dynastie mit der Fußnote, die er seiner Erwiderung beigab: »Spezielle Gründe
|
|
veranlassen mich zu der Erklärung, daß der vorstehende Aufsatz der
|
|
erste ist, den ich dem ›Vorwärts!‹ habe zukommen lassen.«<A name="ZT6"></A><A href="fm03_064.htm#Z6"><SPAN class="top">[6]</SPAN></A> Es ist beiläufig
|
|
auch der letzte geblieben.</P>
|
|
<P>In der Sache handelte es sich um den schlesischen Weberaufstand von <A NAME="S90"></A><B>|90|</B>
|
|
1844, den Ruge als eine gleichgültige Sache behandelt hatte; ihm habe die
|
|
politische Seele gefehlt und ohne eine politische Seele sei eine soziale Revolution
|
|
unmöglich. Was Marx dagegen einwandte, hatte er im Grunde schon im Aufsatze
|
|
zur Judenfrage gesagt. Die politische Gewalt kann keine sozialen Übel heilen,
|
|
weil der Staat nicht Zustände aufheben kann, deren Produkt er ist. Marx wandte
|
|
sich scharf gegen den Utopismus, indem er sagte, daß sich der Sozialismus
|
|
nicht ohne Revolution ausführen lasse, aber er wandte sich nicht minder scharf
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gegen den Blanquismus, indem er ausführte, daß der politische Verstand
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den sozialen Instinkt betrüge, wenn er durch kleine nutzlose Putsche vorwärts
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zu kommen suche. Mit epigrammatischer Schärfe erklärte Marx das Wesen
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der Revolution: »jede Revolution löst die <I>alte Gesellschaft</I> auf; insofern
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ist sie <I>sozial</I>. Jede Revolution stürzt die <I>alte Gewalt</I>; insofern
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ist sie <I>politisch</I>.«<A name="ZT7"></A><A href="fm03_064.htm#Z7"><SPAN class="top">[7]</SPAN></A> Die soziale Revolution mit einer politischen Seele,
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die Ruge verlange, sei sinnlos, dagegen vernünftig sei eine politische Revolution
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mit einer sozialen Seele. Die Revolution überhaupt - der Umsturz der bestehenden
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Gewalt und die Auflösung der alten Verhältnisse - sei ein politischer
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Akt. Der Sozialismus bedürfe dieses politischen Akts, soweit er der Zerstörung
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und Auflösung bedürfe. Wo aber seine organisierende Tätigkeit beginne,
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wo sein Selbstzweck, seine Seele hervortrete, da schleudere der Sozialismus die
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politische Hülle weg.</P>
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<P>Knüpfte Marx mit diesen Gedanken an den Aufsatz zur Judenfrage an, so
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hatte der schlesische Weberaufstand schnell bestätigt, was er über die
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Mattigkeit des Klassenkampfs in Deutschland gesagt hatte. In der »Kölnischen
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Zeitung« sei jetzt mehr Kommunismus als weiland in der »Rheinischen«, hatte ihm
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sein Freund Jung aus Köln geschrieben; sie eröffne eine Subskription
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für die Familien der gefallenen oder gefangenen Weber; für den gleichen
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Zweck seien bei einem Abschiedsdiner für den Regierungspräsidenten von
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den höchsten Beamten und reichsten Kaufleuten der Stadt hundert Taler gesammelt
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worden; überall in der Bourgeoisie rege sich Sympathie für die gefährlichen
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Rebellen; »was bei Ihnen vor wenigen Monaten eine kühne, völlig neue
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Aufstellung war, ist schon fast zur Gewißheit des Gemeinplatzes geworden.«
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Die allseitige Teilnahme für die Weber machte Marx gegen die Unterschätzung
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des Aufstandes durch Ruge geltend, »aber der geringe Widerstand der Bourgeoisie
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gegen soziale Tendenzen und Ideen« täuschte ihn nun doch nicht. Er sah voraus,
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daß die Arbeiterbewegung die politischen Antipathien und Gegensätze
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innerhalb der herrschenden Klassen ersticken und die ganze Feindschaft der Politik
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gegen sich lenken werde, sobald sie eine entschiedene Macht erlangt habe. Marx
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deckte <A NAME="S91"><B>|91|</B></A> den tiefsten Unterschied zwischen der bürgerlichen
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und der proletarischen Emanzipation auf, indem er jene als ein Produkt gesellschaftlichen
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Wohlbefindens, diese als ein Produkt gesellschaftlicher Not nachwies. Die Isolierung
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vom politischen Gemein-, vom Staatswesen sei die Ursache der bürgerlichen,
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die Isolierung vom menschlichen Wesen, vom wahren Gemeinwesen des Menschen, sei
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die Ursache der proletarischen Revolution. Wie die Isolierung von diesem Wesen
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unverhältnismäßig allseitiger, unerträglicher, fürchterlicher,
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widerspruchsvoller sei als die Isolierung vom politischen Gemeinwesen, so sei
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ihre Aufhebung, selbst als partielle Erscheinung wie in dem schlesischen Weberaufstande,
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um so viel unendlicher, wie der Mensch unendlicher sei als der Staatsbürger
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und das menschliche Leben als das politische Leben.</P>
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<P>Hieraus ergibt sich, daß Marx über diesen Aufstand ganz anders urteilte
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als Ruge. »Zunächst erinnere man sich an das <I>Weberlied</I>, an diese kühne
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<I>Parole</I> des Kampfes, worin ... das Proletariat sogleich seinen Gegensatz
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gegen die Gesellschaft des Privateigentums in schlagender, scharfer, rücksichtsloser,
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gewaltsamer Weise herausschreit. Der schlesische Aufstand <I>beginnt</I> grade
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damit, womit die französischen und englischen Aufstände <I>enden</I>,
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mit dem Bewußtsein über das Wesen des Proletariats. Die Aktion selbst
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trägt diesen <I>überlegenen</I> Charakter. Nicht nur die Maschinen,
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diese Rivalen des Arbeiters, werden zerstört, sondern auch die <I>Kaufmannsbücher</I>,
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diese Titel des Eigentums, und während alle anderen Bewegungen sich zunächst
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nur gegen den <I>Industrieherrn</I>, den sichtbaren Feind kehrten, kehrt sich
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diese Bewegung zugleich gegen den Bankier, den versteckten Feind. Endlich ist
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kein einziger englischer Arbeiteraufstand mit gleicher Tapferkeit, Überlegung
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und Ausdauer geführt worden.«<A name="ZT8"></A><A href="fm03_064.htm#Z8"><SPAN class="top">[8]</SPAN></A></P>
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<P>Im Anschluß daran erinnerte Marx an die genialen Schriften Weitlings,
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die in theoretischer Hinsicht oft selbst über Proudhon hinausgingen, sosehr
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sie in der Ausführung nachständen. »Wo hätte die Bourgeoisie -
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ihre Philosophen und Schriftgelehrten eingerechnet - ein ähnliches Werk-
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wie Weitlings <I>›Garantien der Harmonie und Freiheit‹</I> in bezug auf die Emanzipation
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der Bourgeoisie - die <I>politische</I> Emanzipation - aufzuweisen? Vergleicht
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man die nüchterne, kleinlaute Mittelmäßigkeit der deutschen politischen
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Literatur mit diesem <I>maßlosen</I> und brillanten literarischen Debüt
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der deutschen Arbeiter; vergleicht man diese riesenhaften <I>Kinderschuhe</I>
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des Proletariats mit der Zwerghaftigkeit der ausgetretenen politischen Schuhe
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der deutschen Bourgeoisie, so muß man dem <I>deutschen Aschenbrödel</I>
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eine <I>Athletengestalt</I> prophezeien.« Marx nennt das deutsche Proletariat
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den Theoretiker des <A NAME="S92"></A><B>|92|</B> europäischen Proletariats,
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wie das englische Proletariat sein Nationalökonom und das französische
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Proletariat sein Politiker sei.</P>
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<P>Was er über Weitlings Schriften sagt, ist durch das Urteil der Nachwelt
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bestätigt worden. Sie waren für ihre Zeit geniale Leistungen, um so
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genialer, als der deutsche Schneidergeselle noch vor Louis Blanc, Cabet und Proudhon,
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und wirksamer als sie, die Verständigung zwischen Arbeiterbewegung und Sozialismus
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angebahnt hatte. Seltsamer erscheint heute, was Marx über die geschichtliche
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Bedeutung des schlesischen Weberaufstandes sagt. Er legt ihm Tendenzen unter,
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die ihm gewiß ganz fremd gewesen sind, und Ruge scheint die Rebellion der
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Weber als bloßen Hungeraufruhr ohne tiefere Bedeutung viel richtiger eingeschätzt
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zu haben. Jedoch wie bei ihrem früheren Streit über Herwegh, so zeigte
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sich auch hier und noch schlagender, daß alles Unrecht der Philister gegenüber
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dem Genie darin besteht, Recht zu haben. Nur daß am letzten Ende ein großes
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Herz immer den Sieg davonträgt über einen kleinen Verstand!</P>
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<P>Die »anderthalb Handwerksburschen«, auf die Ruge verächtlich herabsah,
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während Marx sie eifrig studierte, waren im Bunde der Gerechten organisiert,
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der sich während der dreißiger Jahre im Anschluß an die französischen
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Geheimbünde entwickelt hatte und in deren letzte Niederlage im Jahre 1839
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verwickelt worden war. Es war ihm insofern zum Heil gewesen, als sich seine versprengten
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Elemente nicht nur in dem alten Mittelpunkte Paris wieder gesammelt, sondern auch
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den Bund nach England und der Schweiz verbreitet hatten, wo ihm die Vereins- und
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Versammlungsfreiheit breiteren Spielraum bot, so daß diese Absenker sich
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kräftiger entwickelten als der alte Stamm. Die Pariser Organisation stand
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unter der Leitung des Danzigers Hermann Ewerbeck, der, wie er Cabets Utopie ins
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Deutsche übersetzte, auch noch in Cabets moralisierendem Utopismus befangen
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war. Ihm geistig überlegen erwies sich Weitling, der die Agitation in der
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Schweiz leitete, und mindestens an revolutionärer Entschlossenheit wurde
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Ewerbeck auch durch die Londoner Führer des Bundes übertroffen, den
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Uhrmacher Josef Moll, den Schuhmacher Heinrich Bauer und Karl Schapper, einen
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ehemaligen Studenten der Forstwissenschaft, der sich bald als Schriftsetzer, bald
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als Sprachlehrer durchs Leben schlug.</P>
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<P>Von dem »imponierenden Eindruck« dieser »drei wirklichen Männer« wird
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Marx zuerst durch Friedrich Engels gehört haben, der ihn im September 1844
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bei einer Durchreise in Paris aufsuchte und zehn Tage mit ihm verkehrte. Sie fanden
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nun vollauf die weitgehende Übereinstimmung ihrer Gedanken bestätigt,
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die schon ihre Beiträge zu den <A NAME="S93"></A><B>|93|</B> »Deutsch-Französischen
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Jahrbüchern« verraten hatten. Gegen diese Auffassung hatte sich inzwischen
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ihr alter Freund Bruno Bauer in einer von ihm gegründeten »Literaturzeitung«
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gekehrt, und seine Kritik kam just während ihres Zusammenseins zu ihrer Kenntnis.
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Sie entschlossen sich kurzer Hand, ihm zu antworten, und Engels schrieb sofort
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nieder, was er zu sagen hatte. Marx aber ging nach seiner Weise tiefer auf die
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Sache ein, als ursprünglich beabsichtigt war, und stellte in angestrengter
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Arbeit während der nächsten Monate zwanzig Druckbogen her, mit deren
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Abschluß im Januar 1845 zugleich sein Aufenthalt in Paris abschloß.</P>
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<P>Seitdem Bernays die Redaktion des »Vorwärts!« übernommen hatte, ging
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er gegen die »christlich-germanischen Pinsel« in Berlin scharf ins Zeug und ließ
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es auch an »Majestätsbeleidigungen« nicht fehlen. Zumal Heine sandte einen
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seiner zündenden Pfeile nach dem andern gegen den »neuen Alexander« im Berliner
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Schloß. Das legitime Königtum petitionierte daraufhin beim Polizeiknüppel
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des illegitimen Bürgerkönigtums um einen Gewaltstreich gegen den »Vorwärts!«.
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Guizot erwies sich jedoch als harthörig; er war bei aller reaktionären
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Gesinnung ein gebildeter Mann und wußte zudem, welches Gaudium er der heimischen
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Opposition machen würde, wenn er sich als Büttel der preußischen
|
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Despoten erwiese. Er wurde erst etwas willfähriger, als der »Vorwärts!«
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einen »verruchten Artikel« über das Attentat des Bürgermeisters Tschech
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auf Friedrich Wilhelm IV. veröffentlicht hatte. Nach einer Beratung im Ministerrat
|
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erklärte sich Guizot bereit, gegen den »Vorwärts!« einzuschreiten, und
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gleich in zweifacher Weise: einmal auf zuchtpolizeilichem Wege, indem man den
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verantwortlichen Redakteur wegen mangelnder Kautionsleistung belangte, dann aber
|
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auch auf strafrechtlichem Wege, indem man ihn wegen Aufforderung zum Königsmord
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vor die Geschworenen stellte.</P>
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<P>Mit dem ersten Vorschlage war man in Berlin einverstanden, doch erwies er sich
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bei seiner Ausführung als ein Schlag ins Wasser: Bernays wurde zu zwei Monaten
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Gefängnis und dreihundert Franken Geldstrafe verurteilt, weil er die gesetzlich
|
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erforderliche Kaution nicht gestellt hatte, jedoch der »Vorwärts!« erklärte
|
|
sofort, daß er fortan als Monatsschrift erscheinen würde, wozu er keiner
|
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Kaution bedurfte. Von dem zweiten Vorschlage Guizots wollte man in Berlin aber
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ganz und gar nichts wissen, in der vermutlich sehr berechtigten Angst, daß
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|
Pariser Geschworene für den König von Preußen ihrem Gewissen keinen
|
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Zwang antun würden. Man quengelte also weiter, Guizot möge die Redakteure
|
|
und Mitarbeiter des »Vorwärts!« ausweisen.</P>
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|
<P>Nach längeren Verhandlungen ließ sich der französische Minister
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<A NAME="S94"></A><B>|94|</B> endlich breitschlagen: wie man damals annahm und
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|
wie Engels noch in seiner Grabrede auf Frau Marx betont hat, durch die unschöne
|
|
Vermittlung Alexander von Humboldts, der mit dem preußischen Minister des
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|
Auswärtigen verschwägert war. Neuerdings ist Humboldts Andenken von
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|
dieser Beschuldigung zu entlasten versucht worden durch die Angabe, daß
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die preußischen Archive nichts darüber enthielten. Das ist aber kein
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|
Gegenbeweis, denn erstens sind die Akten über die traurige Affäre nur
|
|
unvollständig erhalten, und zweitens werden solche Dinge nie schriftlich
|
|
abgemacht. Was wirklich Neues aus den Archiven beigebracht worden ist, beweist
|
|
vielmehr nur, daß sich ein entscheidender Akt hinter den Kulissen abgespielt
|
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hat. In Berlin war man am wütendsten auf Heine, der elf seiner schärfsten
|
|
Satiren auf die preußische Wirtschaft und namentlich auch auf den König
|
|
im »Vorwärts!« veröffentlicht hatte. Aber auf der andern Seite war Heine
|
|
für Guizot der kitzlichste Punkt der kitzlichen Sache. Er war ein Dichter
|
|
von europäischem Namen und galt den Franzosen fast als ein nationaler Dichter.
|
|
Dies schwerste Bedenken Guizots muß - da er selbst nicht wohl darüber
|
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sprechen konnte - irgendein Vogel dem preußischen Gesandten in Paris in
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die Ohren gezwitschert haben, denn am 4. Oktober meldete er urplötzlich nach
|
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Berlin, es sei sehr zweifelhaft, ob Heine, von dem nur zwei Gedichte im »Vorwärts!«
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|
gestanden hätten, zur Redaktion des Blattes gehöre, und nunmehr verstand
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man auch in Berlin.</P>
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|
<P>Heine blieb unbehelligt, dagegen erging gegen eine Reihe anderer deutscher
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Flüchtlinge, die für den »Vorwärts!« geschrieben hatten oder im
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Verdacht standen, es getan zu haben, am 11. Januar 1845 der Ausweisungsbefehl;
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unter ihnen Marx, Ruge, Bakunin, Börnstein und Bernays. Ein Teil von ihnen
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|
rettete sich: Börnstein, indem er sich verpflichtete, auf die Herausgabe
|
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des »Vorwärts!« zu verzichten, Ruge, indem er sich beim sächsischen
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|
Gesandten und bei französischen Deputierten die Stiefel ablief, um zu versichern,
|
|
ein wie loyaler Staatsbürger er sei. Für dergleichen war Marx natürlich
|
|
nicht zu haben; er siedelte nach Brüssel über.</P>
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<P>Sein Pariser Exil hatte wenig über ein Jahr gewährt, aber es war
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die bedeutsamste Zeit seiner Lehr- und Wanderjahre gewesen: reich an Anregungen
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und Erfahrungen, reicher durch den Gewinn eines Waffengefährten, den er je
|
|
länger, je notwendiger brauchte, um das große Werk seines Lebens zu
|
|
vollbringen.</P>
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<HR size="1">
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<P><A name="Z1"></A><SPAN class="top">[1]</SPAN> Karl Marx: Briefe aus den »Deutsch-Franzoesischen Jahrbüchern«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me01/me01_337.htm#S338">Bd. 1, S. 338.</A> <A href="fm03_064.htm#ZT1"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z2"></A><SPAN class="top">[2]</SPAN> Karl Marx: Briefe aus den »Deutsch-Franzoesischen Jahrbüchern«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me01/me01_337.htm#S344">Bd. 1, S. 344.</A> <A href="fm03_064.htm#ZT2"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z3"></A><SPAN class="top">[3]</SPAN> Karl Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me01/me01_378.htm#S390">Bd. 1, S. 390.</A> <A href="fm03_064.htm#ZT3"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z4"></A><SPAN class="top">[4]</SPAN> Karl Marx: Zur Judenfrage, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me01/me01_347.htm#S370">Bd. 1, S. 370.</A> <A href="fm03_064.htm#ZT4"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z5"></A><SPAN class="top">[5]</SPAN> Karl Marx: Zur Judenfrage, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me01/me01_347.htm#S372">Bd. 1, S. 372.</A> <A href="fm03_064.htm#ZT5"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z6"></A><SPAN class="top">[6]</SPAN> Karl Marx: Kritische Randglossen zu dem Artikel »Der König von Preußen und die Sozialreform. Von einem Preußen«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me01/me01_392.htm">Bd. 1, S. 392.</A> <A href="fm03_064.htm#ZT6"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z7"></A><SPAN class="top">[7]</SPAN> Karl Marx: Kritische Randglossen zu dem Artikel »Der König von Preußen und die Sozialreform. Von einem Preußen«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me01/me01_392.htm#S409">Bd. 1, S. 409.</A> <A href="fm03_064.htm#ZT7"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z8"></A><SPAN class="top">[8]</SPAN> Karl Marx: Kritische Randglossen zu dem Artikel »Der König von Preußen und die Sozialreform. Von einem Preußen«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me01/me01_392.htm#S404">Bd. 1, S. 404/405.</A> <A href="fm03_064.htm#ZT8"><=</A></P>
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<!-- #EndEditable -->
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<HR size="1" align="left" width="200">
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<P><SMALL>Pfad: »../fm/fm03«<BR>
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Verknüpfte Dateien: »<A href="http://www.mlwerke.de/css/format.css">../../css/format.css</A>«
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</SMALL>
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<HR size="1">
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<TR>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../../index.shtml.html"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
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|
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="fm03_000.htm"><SMALL>Inhalt</SMALL></A></TD>
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<TD ALIGN="center">|</TD>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "link2b" --><A HREF="fm03_095.htm"><SMALL>4.
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|
Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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<TD ALIGN="center"><B>|</B></TD>
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|
<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../default.htm"><SMALL>Franz
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Mehring</SMALL></A></TD>
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