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<TITLE>Rosa Luxemburg - Die Krise der Sozialdemokratie - VII</TITLE>
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<!--Hier war ein unzureichend terminierter Kommentar -->
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="default.htm"><SMALL>Rosa Luxemburg</SMALL></A></TD>
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<H2>Rosa Luxemburg - Die Krise der Sozialdemokratie</H2>
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<H1><!-- #BeginEditable "%DCberschrift" -->VII.<BR>
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Invasion und Klassenkampf<!-- #EndEditable --></H1>
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<P ALIGN=left>Wie aber nun trotz alledem ­ wenn wir den Kriegsausbruch nicht haben
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verhindern können, wenn der Krieg einmal da ist, wenn das Land vor
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einer feindlichen Invasion steht ­ sollen wir da das eigene Land wehrlos
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machen, es dem Feinde preisgeben­, die Deutschen den Russen, die Franzosen
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und Belgier den Deutschen, die Serben den Österreichern? Besagt nicht
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der sozialistische Grundsatz: das Selbstbestimmungsrecht der Nationen,
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daß jedes Volk berechtigt und verpflichtet ist, seine Freiheit und
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Unabhängigkeit zu schützen? Wenn das Haus brennt, muß man
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da nicht vor allem löschen, statt nach dem Schuldigen zu suchen, der
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den Brand angelegt hat? Dieses Argument vom »brennenden Hause« hat in der Haltung der Sozialisten hüben wie drüben, in Deutschland
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wie in Frankreich, eine große Rolle gespielt. Auch in neutralen Ländern
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hat es Schule gemacht: ins Holländische übertragen heißt
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es: wenn das Schiff leck ist, muß man es da nicht vor allem zu verstopfen
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suchen?</P>
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<P align="left">Gewiß, nichtswürdig das Volk, das vor dem äußeren
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Feinde kapituliert, wie nichtswürdig die Partei, die vor dem inneren
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Feinde kapituliert. Nur eins haben die Feuerwehrleute des »brennenden
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Hauses« vergessen: daß im Munde des Sozialisten die Verteidigung
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des Vaterlandes anderes bedeutet, als die Rolle des Kanonenfutters unter
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dem Kommando der imperialistischen Bourgeoisie. Zunächst was die »Invasion« betrifft, ist das wirklich jenes Schreckbild, vor dem jeder Klassenkampf
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im Innern des Landes wie von einem übermächtigen Zauber gebannt
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und gelähmt verschwindet? Nach der polizeilichen Theorie des bürgerlichen
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Patriotismus und des Belagerungszustandes ist jeder Klassenkampf ein Verbrechen
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an den Verteidigungsinteressen des Landes, weil er die Gefährdung
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und Schwächung der Wehrkraft der Nation sein soll. Von diesem Geschrei
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hat sich die offizielle Sozialdemokratie verblüffen lassen. Und doch
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zeigte die moderne Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft auf Schritt
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und Tritt, daß ihr die fremde Invasion nicht der Greuel aller Greuel,
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als welcher sie heute hingemalt wird, sondern ein mit Vorliebe angewandtes
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und erprobtes Mittel gegen den »inneren Feind« ist. Riefen nicht
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die Bourbonen und die Aristokraten Frankreichs die Invasion ins Land gegen
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die Jakobiner? Rief die österreichische und kirchenstaatliche Konterrevolution
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nicht 1849 die französische Invasion gegen Rom, die russische gegen
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Budapest? Drohte nicht in Frankreich die »Ordnungspartei« 1850
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offen mit der Invasion der Kosaken, um die Nationalversammlung kirre zu
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machen? Und wurde nicht durch den famosen Vertrag vom 18. Mai 1871 zwischen
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Jules Favre, Thiers und Co. und Bismarck die Freilassung der gefangenen
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bonapartistischen Armee und die direkte Unterstützung der preußischen
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Truppen zur Ausrottung der Kommune von Paris abgemacht? Für <B>Karl
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Marx</B> genügte die geschichtliche Erfahrung, um schon vor 45 Jahren
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die »nationalen Kriege« der modernen bürgerlichen Staaten
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als Schwindel zu entlarven. In seiner berühmten Adresse des Generalrats
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der Internationalen zum Fall der Pariser Kommune sagt er:
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</P>
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<P></P>
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<P><SMALL>»Daß nach dem gewaltigsten Kriege der neueren
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Zeit die siegreiche und die besiegte Armee sich verbünden zum gemeinsamen
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Abschlachten des Proletariats ­ ein so unerhörtes Ereignis beweist,
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nicht wie Bismarck glaubt, die endliche Niederdrückung der sich emporarbeitenden
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neuen Gesellschaft, sondern die vollständige Zerbröckelung der
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alten Bourgeoisgesellschaft. <B>Der höchste heroische Aufschwung,
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dessen die alte Gesellschaft noch fähig war, ist der Nationalkrieg,
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und dieser erweist sich jetzt als reiner Regierungsschwindel</B>, der keinen
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anderen Zweck mehr hat, als den Klassenkampf hinauszuschieben, und der
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beiseite fliegt, sobald der Klassenkampf im Bürgerkrieg auflodert.
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Die Klassenherrschaft ist nicht länger imstande, sich unter einer
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nationalen Uniform zu verstecken; die nationalen Regierungen sind eins
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gegenüber dem Proletariat!«</SMALL></P>
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<P>Invasion und Klassenkampf sind also in der bürgerlichen Geschichte
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nicht Gegensätze, wie es in der offiziellen Legende heißt, sondern
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eins ist Mittel und Äußerung des anderen. Und wenn für
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die herrschenden Klassen die Invasion ein erprobtes Mittel gegen den Klassenkampf
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darstellt, so hat sich für die aufstrebenden Klassen der schärfste
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Klassenkampf noch immer als das beste Mittel gegen die Invasion erwiesen.
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An der Schwelle der Neuzeit zeigt schon die stürmische, von zahllosen
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inneren Umwälzungen und äußeren Anfeindungen aufgewühlte
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Geschichte der Städte, namentlich der italienischen, die Geschichte
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von Florenz, von Mailand mit ihrem hundertjährigen Ringen gegen die
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Hohenstaufen, daß die Gewalt und das Ungestüm der inneren Klassenkämpfe
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die Abwehrkraft des Gemeinwesens nach außen, nicht bloß nicht
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schwächen, sondern daß im Gegenteil erst aus der Esse dieser
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Kämpfe die mächtige Lohe aufsteigt, die stark
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genug ist, jedem feindlichen Anprall von außen Trotz zu bieten. Aber das
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klassische Beispiel aller Zeiten ist die große französische
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Revolution. Wenn je, so galt für das Frankreich des Jahres 1793, für
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das Herz Frankreichs, Paris: Feinde ringsum! Wenn Paris und Frankreich der
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Sturmflut des koalierten Europas, der Invasion von allen Seiten damals
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nicht erlegen waren, sondern sich im Verlaufe des beispiellosen Ringens
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mit dem Wachsen der Gefahr und des feindlichen Angriffs zu immer gigantischerem
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Widerstand emporrafften, jede neue Koalition der Feinde durch erneute Wunder
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des unerschöpflichen Kampfmuts aufs Haupt schlugen, so war es nur
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der schrankenlosen Entfesselung der inneren Kräfte der Gesellschaft
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in der großen Auseinandersetzung der Klassen zu danken. Heute, aus
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der Perspektive eines Jahrhunderts, ist es deutlich sichtbar, daß
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nur der schärfste Ausdruck jener Auseinandersetzung, daß nur
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die Diktatur des Pariser Volkes und ihr rücksichtsloser Radikalismus
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aus dem Boden der Nation Mittel und Kräfte zu stampfen vermocht haben,
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die ausreichend waren, die neugeborene bürgerliche Gesellschaft gegen
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eine Welt von Feinden zu verteidigen und zu behaupten: gegen die Intrigen
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der Dynastie, die landesverräterischen Machinationen der Aristokraten,
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die Zettelungen des Klerus, den Aufstand der Vendée, den Verrat
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der Generale, den Widerstand von sechzig Departements und Provinzialhauptstädten
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und gegen die vereinigten Heere und Flotten der monarchischen Koalition
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Europas. Wie Jahrhunderte bezeugen, ist also nicht der Belagerungszustand,
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sondern der rücksichtslose Klassenkampf, der das Selbstgefühl,
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den Opfermut und die sittliche Kraft der Volksmassen wachrüttelt,
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der beste Schutz und die beste Wehr des Landes gegen äußere
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Feinde.
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<P></P>
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<P>Dasselbe tragische Quidproquo [Mißverständnis] passiert der
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Sozialdemokratie, wenn sie sich zur Begründung ihrer Haltung in diesem
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Kriege auf das Selbstbestimmungsrecht der Nationen beruft. Es ist wahr:
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der Sozialismus gesteht jedem Volke das Recht auf Unabhängigkeit und
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Freiheit, auf selbständige Verfügung über die eigenen Geschicke
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zu. Aber es ist ein wahrer Hohn auf den Sozialismus, wenn die heutigen
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kapitalistischen Staaten als der Ausdruck dieses Selbstbestimmungsrechts
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der Nationen hingestellt werden. In welchem dieser Staaten hat denn die
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Nation bis jetzt über die Formen und Bedingungen seines nationalen,
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politischen oder sozialen Daseins bestimmt?</P>
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<P>Was die Selbstbestimmung des deutschen Volkes bedeutet, was sie will,
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das haben die Demokraten von 1848, das haben die Vorkämpfer des deutschen
|
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Proletariats, Marx, Engels und Lassalle, Bebel und Liebknecht verkündet
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und verfochten: <B>es ist die einige großdeutsche Republik</B>. Um
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dieses Ideal haben die Märzkämpfer in Wien und Berlin auf den
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Barrikaden ihr Herzblut verspritzt, zur Verwirklichung dieses Programms
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wollten Marx und Engels 1848 Preußen zu einem Krieg mit dem russischen
|
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Zarismus zwingen. Das erste Erfordernis für die Erfüllung dieses
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nationalen Programms war die Liquidierung des »Haufens organisierte
|
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Verwesung«, genannt habsburgische Monarchie, und die Abschaffung der
|
||
preußischen Militärmonarchie sowie der zwei Dutzend Zwergmonarchien
|
||
in Deutschland. Die Niederlage der deutschen Revolution, der Verrat des
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deutschen Bürgertums an seinen eigenen demokratischen Idealen führten
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zum Bismarckschen Regiment und zu dessen Schöpfung: dem heutigen Großpreußen
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mit den zwanzig Vaterländern unter einer Helmspitze, das sich das
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Deutsche Reich nennt. Das heutige Deutschland ist auf dem Grabe der Märzrevolution,
|
||
auf den Trümmern des nationalen Selbstbestimmungsrechts des deutschen
|
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Volkes errichtet. Der heutige Krieg, der neben der Erhaltung der Türkei
|
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die Erhaltung der habsburgischen Monarchie und die Stärkung der preußischen
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||
Militärmonarchie zum Zweck hat, ist eine abermalige Verscharrung der
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Märzgefallenen und des nationalen Programms Deutschlands. Und es liegt
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ein wahrhaft teuflischer Witz der Geschichte darin, daß Sozialdemokraten,
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die Erben der deutschen Patrioten von 1848, in diesen Krieg ziehen ­
|
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das Banner des »Selbstbestimmungsrechts der Nationen« in der
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Hand! Oder ist etwa die dritte Republik mit den Kolonialbesitzungen in
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vier und mit Kolonialgreueln in zwei Weltteilen ein Ausdruck der »Selbstbestimmung« der französischen Nation? Oder ist es das Britische Reich mit Indien
|
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und der südafrikanischen Herrschaft einer Million Weißer über
|
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fünf Millionen farbiger Bevölkerung? Oder ist es gar die Türkei,
|
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das Zarenreich? Nur für einen bürgerlichen Politiker, für
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den die Herrenrassen die Menschheit und die herrschenden Klassen die Nation
|
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darstellen, kann in den Kolonialstaaten überhaupt von einer »nationalen
|
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Selbstbestimmung« die Rede sein. Im sozialistischen Sinne dieses Begriffs
|
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gibt es keine freie Nation, wenn ihre staatliche Existenz auf der Versklavung
|
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anderer Völker beruht, denn auch die Kolonialvölker zählen
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als Völker und als Glieder des Staates. Der internationale Sozialismus
|
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erkennt das Recht freier, unabhängiger, gleichberechtigter Nationen,
|
||
aber nur er kann solche Nationen schaffen, erst er kann das Selbstbestimmungsrecht
|
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der Völker verwirklichen. Auch diese Losung des Sozialismus ist, wie
|
||
alle anderen, nicht eine Heiligsprechung des Bestehenden, sondern ein Wegweiser
|
||
und Ansporn für die revolutionäre, umgestaltende, aktive Politik
|
||
des Proletariats. Solange kapitalistische Staaten bestehen, namentlich
|
||
solange die imperialistische Weltpolitik das innere und äußere
|
||
Leben der Staaten bestimmt und gestaltet, hat das nationale Selbstbestimmungsrecht
|
||
mit ihrer Praxis im Krieg wie im Frieden nicht das geringste gemein.
|
||
<P></P>
|
||
<P>Noch mehr: in dem heutigen imperialistischen Milieu kann es überhaupt
|
||
keine nationalen Verteidigungskriege mehr geben, und jede sozialistische
|
||
Politik, die von diesem bestimmenden historischen Milieu absieht, die sich
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||
mitten im Weltstrudel nur von den isolierten Gesichtspunkten eines Landes
|
||
leiten lassen will, ist von vornherein auf Sand gebaut.</P>
|
||
<P>Wir haben bereits den Hintergrund des jetzigen Zusammenstoßes
|
||
Deutschlands mit seinen Gegnern aufzuzeigen gesucht. Es war nötig,
|
||
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||
die eigentlichen Triebfedern und die inneren Zusammenhänge des heutigen
|
||
Krieges näher zu beleuchten, weil in der Stellungnahme unserer Reichstagsfraktion
|
||
wie unserer Presse die Verteidigung der Existenz, Freiheit und Kultur Deutschlands
|
||
die entscheidende Rolle spielte. Demgegenüber muß an der historischen
|
||
Wahrheit festgehalten werden, daß es sich um einen vom deutschen
|
||
Imperialismus durch seine weltpolitischen Ziele seit Jahren vorbereiteten
|
||
und im Sommer 1914 durch die deutsche und österreichische Diplomatie
|
||
zielbewußt herbeigeführten Präventivkrieg handelt. Darüber
|
||
hinaus ist bei der allgemeinen Einschätzung des Weltkrieges und seiner
|
||
Bedeutung für die Klassenpolitik des Proletariats die Frage der Verteidigung
|
||
und des Angriffs, die Frage nach dem »Schuldigen« völlig
|
||
belanglos. Ist Deutschland am allerwenigsten in der Selbstverteidigung,
|
||
so sind es auch Frankreich und England nicht, denn was sie »verteidigen«,
|
||
ist nicht ihre nationale, sondern ihre weltpolitische Position, ihr von
|
||
den Anschlägen des deutschen Emporkömmlings bedrohter alter imperialistischer
|
||
Besitzstand. Haben die Streifzüge des deutschen und österreichischen
|
||
Imperialismus im Orient den Weltbrand zweifellos entzündet, so hatten
|
||
zu ihm der französische Imperialismus durch die Verspeisung Marokkos,
|
||
der englische durch seine Vorbereitungen zum Raub Mesopotamiens und Arabiens
|
||
wie durch alle Maßnahmen zur Sicherung seiner Zwingherrschaft in
|
||
Indien, der russische durch seine auf Konstantinopel zielende Balkanpolitik
|
||
Scheit für Scheit den Brennstoff zusammengeschleppt und aufgeschichtet.
|
||
Wenn die militärischen Rüstungen eine wesentliche Rolle als Triebfeder
|
||
zum Losbrechen der Katastrophe gespielt haben, so waren sie ein Wettkampf
|
||
aller Staaten. Und wenn Deutschland zu dem europäischen Wettrüsten
|
||
durch die Bismarcksche Politik von 1870 den Grundstein gelegt hatte, so
|
||
war jene Politik vorher durch die des zweiten Kaiserreichs begünstigt
|
||
und nachher durch die militärische koloniale Abenteurerpolitik der
|
||
dritten Republik, durch ihre Expansionen in Ostasien und Afrika gefördert.
|
||
<P></P>
|
||
<P>Die französischen Sozialisten waren in ihre Illusion von der »nationalen
|
||
Verteidigung« besonders durch die Tatsache hineingetrieben worden,
|
||
daß die französische Regierung wie das ganze Volk im Juli 1914
|
||
nicht die geringsten Kriegsabsichten hatten. »In Frankreich sind heute
|
||
alle aufrichtig und ehrlich, rückhaltlos und vorbehaltlos für
|
||
den Frieden«, bezeugte Jaures in der letzten Rede seines Lebens, am
|
||
Vorabend des Krieges, im Brüsseler Volkshaus. Die Tatsache stimmt
|
||
vollkommen, und sie kann psychologisch die Entrüstung begreiflich
|
||
machen, die sich der französischen Sozialisten bemächtigt hatte,
|
||
als der verbrecherische Krieg ihrem Lande aufgezwungen wurde. Aber zur
|
||
Beurteilung des Weltkrieges als einer historischen Erscheinung und zur
|
||
Stellungnahme der proletarischen Politik ihm gegenüber reicht diese
|
||
Tatsache nicht aus. Die Geschichte, aus der der heutige Krieg geboren wurde,
|
||
begann nicht erst im Juli 1914, sondern sie reicht Jahrzehnte zurück,
|
||
wo sich Faden an Faden mit der Notwendigkeit eines Naturgesetzes knüpfte,
|
||
bis das dichtmaschige Netz der
|
||
imperialistischen Weltpolitik fünf Weltteile umstrickt hatte - ein
|
||
gewaltiger historischer Komplex von Erscheinungen,
|
||
deren Wurzeln in die plutonischen Tiefen des ökonomischen Werdens
|
||
hinabreichen, deren äußerste Zweige in die undeutlich heraufdämmernde
|
||
neue Welt hinüberwinken ­ Erscheinungen, bei deren umfassender
|
||
Größe die Begriffe von Schuld und Sühne, von Verteidigung
|
||
und Angriff wesenlos verblassen.
|
||
<P></P>
|
||
<P>Die imperialistische Politik ist nicht das Werk irgendeines oder einiger
|
||
Staaten, sie ist das Produkt eines bestimmten Reifegrads in der Weltentwicklung
|
||
des Kapitals, eine von Hause aus internationale Erscheinung, ein unteilbares
|
||
Ganzes, das nur in allen seinen Wechselbeziehungen erkennbar ist und <B>dem
|
||
sich kein einzelner Staat zu entziehen vermag</B>. </P>
|
||
<P>Von hier aus kann erst die Frage der »nationalen Verteidigung« im heutigen Kriege richtig gewertet werden. Der Nationalstaat, nationale
|
||
Einheit und Unabhängigkeit, das war das ideologische Schild, unter
|
||
dem sich die bürgerlichen Großstaaten in Mitteleuropa im vorigen
|
||
Jahrhundert konstituierten. Der Kapitalismus kann sich mit der Kleinstaaterei,
|
||
mit wirtschaftlicher und politischer Zersplitterung nicht vertragen, er
|
||
bedarf zu seiner Entfaltung eines möglichst großen, innerlich
|
||
geschlossenen Gebietes und einer geistigen Kultur, ohne die weder die Bedürfnisse
|
||
der Gesellschaft auf das der kapitalistischen Warenproduktion entsprechende
|
||
Niveau gehoben werden, noch der Mechanismus der modernen bürgerlichen
|
||
Klassenherrschaft funktionieren kann. Bevor der Kapitalismus zur erdumspannenden
|
||
Weltwirtschaft sich auswachsen konnte, suchte er sich in den nationalen
|
||
Grenzen eines Staates ein geschlossenes Gebiet zu schaffen. Dieses Programm
|
||
ist - da es sich auf dem vom feudalen Mittelalter überwiesenen politischen
|
||
und nationalen Schachbrett nur auf revolutionärem Wege durchführen
|
||
ließ - in Frankreich allein, in der großen Revolution, verwirklicht
|
||
worden. Im übrigen Europa ist es, wie die bürgerliche Revolution
|
||
überhaupt, Stückwerk geworden, auf halbem Weg stehengeblieben.
|
||
Das Deutsche Reich und das heutige Italien, der Fortbestand Österreich-Ungarns
|
||
und der Türkei bis heute, das Russische Reich und das Britische Weltreich
|
||
sind dafür lebendige Beweise. Das nationale Programm hatte nur als
|
||
ideologischer Ausdruck der aufstrebenden, nach der Macht im Staate zielenden
|
||
Bourgeoisie eine geschichtliche Rolle gespielt, bis sich die bürgerliche
|
||
Klassenherrschaft in den Großstaaten Mitteleuropas schlecht und recht
|
||
zurechtgesetzt, sich in ihnen die nötigen Werkzeuge und Bedingungen
|
||
geschaffen hat.</P>
|
||
<P>Seitdem hat der Imperialismus das alte bürgerlich-demokratische
|
||
Programm vollends zu Grabe getragen, indem er die Expansion über nationale
|
||
Grenzen hinaus und ohne jede Rücksicht auf nationale Zusammenhänge
|
||
zum Programm der Bourgeoisie aller Länder erhoben hat. Die nationale
|
||
Phrase freilich ist geblieben. Ihr realer Inhalt, ihre Funktion ist aber
|
||
in ihr Gegenteil verkehrt; sie fungiert nur noch als
|
||
|
||
notdürftiger Deckmantel imperialistischer Bestrebungen und als Kampfschrei
|
||
imperialistischer Rivalitäten, als einziges und letztes ideologisches Mittel,
|
||
womit die Volksmassen für ihre Rolle des Kanonenfutters in den
|
||
imperialistischen Kriegen eingefangen werden können.
|
||
<P></P>
|
||
<P>Die allgemeine Tendenz der jetzigen kapitalistischen Politik beherrscht
|
||
dabei so gut als übermächtiges blindwaltendes Gesetz die Politik
|
||
der einzelnen Staaten, wie die Gesetze der wirtschaftlichen Konkurrenz
|
||
die Produktionsbedingungen des einzelnen Unternehmers gebieterisch bestimmen.</P>
|
||
<P>Denken wir uns für einen Augenblick ­ um das des »nationalen
|
||
Krieges«, das die sozialdemokratische Politik gegenwärtig beherrscht,
|
||
nachzuprüfen ­, daß in einem der heutigen Staaten der Krieg
|
||
in seinem Ausgangspunkt tatsächlich als reiner nationaler Verteidigungskrieg
|
||
begonnen hat, so führt vor allem militärischer Erfolg zur Besetzung
|
||
fremder Gebiete. Bei dem Vorhandensein höchst einflußreicher
|
||
kapitalistischer Gruppen aber, die an imperialistischen Erwerbungen interessiert
|
||
sind, werden im Laufe des Krieges selbst Expansionsappetite geweckt, die
|
||
imperialistische Tendenz, die zu Beginn des Krieges erst im Keime vorhanden
|
||
war oder schlummerte, wird im Verlauf des Krieges selbst wie in einer Treibhausatmosphäre
|
||
aufwuchern und den Charakter des Krieges, seine Ziele und Ergebnisse bestimmen.
|
||
Ferner: das System der Bündnisse zwischen den Militärstaaten,
|
||
das seit Jahrzehnten die politischen Beziehungen der Staaten beherrscht,
|
||
bringt es mit sich, daß jede der kriegführenden Parteien im
|
||
Verlaufe des Krieges auch aus reinen Defensivrücksichten Bundesgenossen
|
||
auf ihre Seite zu bringen sucht. Dadurch werden immer weitere Länder
|
||
in den Krieg mit hineingezogen und damit unvermeidlich imperialistische
|
||
Kreise der Weltpolitik berührt und neue geschaffen. So hat auf der
|
||
einen Seite England Japan hineingezogen, den Krieg aus Europa auf Ostasien
|
||
übergeleitet und die Schicksale Chinas auf die Tagesordnung gestellt,
|
||
die Rivalitäten zwischen Japan und den Vereinigten Staaten, zwischen
|
||
England und Japan geschürt, also neuen Stoff zu künftigen Konflikten
|
||
gehäuft. So hat auf der anderen Seite Deutschland die Türkei
|
||
in den Krieg gezerrt, wodurch die Frage Konstantinopels, der ganze Balkan
|
||
und Vorderasien unmittelbar zur Liquidierung gestellt worden sind. Wer
|
||
nicht begriff, daß der Weltkrieg schon in seinen Ursachen und Ausgangspunkten
|
||
ein rein imperialistischer war, kann nach diesen Wirkungen jedenfalls einsehen,
|
||
daß der Krieg sich unter den jetzigen Bedingungen ganz mechanisch,
|
||
unabwendbar zum imperialistischen Weltumteilungsprozeß auswachsen
|
||
mußte. Ja, er ist schon fast vom ersten Augenblick seiner Dauer zu
|
||
einem solchen geworden. Das beständig schwankende Gleichgewicht der
|
||
Kräfte zwischen den kämpfenden Parteien zwingt jede von ihnen,
|
||
schon aus rein militärischen Gesichtspunkten, um die eigene Position
|
||
zu stärken oder Gefahren neuer Feindseligkeiten zu verhüten,
|
||
auch die Neutralen durch intensiven Völker- und Länderschacher im
|
||
|
||
Zügel zu halten. Siehe einerseits die deutsch-österreichischen,
|
||
andererseits die englisch-russischen »Angebote« in Italien, in
|
||
Rumänien, in Griechenland und Bulgarien. Der angeblich »nationale
|
||
Verteidigungskrieg« hat so die frappante Wirkung, daß er sogar
|
||
bei unbeteiligten Staaten eine all gemeine Verschiebung des Besitzstandes,
|
||
der Machtverhältnisse, und zwar in der ausdrücklichen Richtung
|
||
zur Expansion, herbeiführt. Endlich die Tatsache selbst, daß
|
||
heute alle kapitalistischen Staaten Kolonialbesitzungen haben, die im Kriege,
|
||
mag er auch als »nationaler Verteidigungskrieg« beginnen, schon
|
||
aus rein militärischen Gesichtspunkten mit in den Krieg gezogen werden,
|
||
indem jeder kriegführende Staat die Kolonien des Gegners zu okkupieren
|
||
oder mindestens zum Aufruhr zu bringen sucht - siehe die Beschlagnahme
|
||
der deutschen Kolonien durch England und die Versuche, den »Heiligen
|
||
Krieg« in den englischen und französischen Kolonien zu entfachen
|
||
­, diese Tatsache verwandelt gleichfalls automatisch jeden heutigen
|
||
Krieg in einen imperialistischen Weltbrand.
|
||
<P></P>
|
||
<P>So ist der Begriff selbst jenes bescheidenen tugendhaften vaterländischen
|
||
Verteidigungskriegs, der unseren Parlamentariern und Redakteuren heute
|
||
vorschwebt, reine Fiktion, die jede geschichtliche Erfassung des Ganzen
|
||
und seiner Weltzusammenhänge vermissen läßt. Über
|
||
den Charakter des Krieges entscheiden eben nicht die feierlichen Erklärungen
|
||
und nicht einmal die ehrlichen Absichten der sogenannten leitenden Politiker,
|
||
sondern die jeweilige historische Beschaffenheit der Gesellschaft und ihrer
|
||
militärischen Organisation.</P>
|
||
<P>Das Schema des reinen »nationalen Verteidigungskriegs« könnte
|
||
auf den ersten Blick vielleicht auf ein Land wie die Schweiz passen. Aber
|
||
die Schweiz ist ausgerechnet kein Nationalstaat und dazu kein Typus für
|
||
die heutigen Staaten. Gerade ihr »neutrales« Dasein und ihr Luxus
|
||
an Miliz ist selbst nur negative Frucht des latenten Kriegszustandes der
|
||
sie umgebenden großen Militärstaaten und auch nur solange haltbar,
|
||
als sie sich mit jenem Zustand vertragen kann. Wie eine solche Neutralität
|
||
im Weltkriege im Nu vom Kommisstiefel des Imperialismus zertreten wird,
|
||
zeigt das Schicksal Belgiens. Hier kommen wir speziell zur Situation der
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Kleinstaaten. Geradezu eine klassische Probe auf das Exempel des »nationalen
|
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Krieges« bildet heute Serbien. Wenn irgend ein Staat nach allen äußeren
|
||
formalen Merkmalen das Recht der nationalen Verteidigung auf seiner Seite
|
||
hat, so ist es Serbien. Durch Österreichs Annexionen um die nationale
|
||
Einheit gebracht, von Österreich in seiner nationalen Existenz bedroht,
|
||
durch Österreich zum Kriege gezwungen, kämpft Serbien allem menschlichen
|
||
Ermessen nach den echten Verteidigungskrieg um Existenz, Freiheit und Kultur
|
||
seiner Nation. Hat die deutsche sozialdemokratische Fraktion mit ihrer
|
||
Stellungnahme recht, dann sind die serbischen Sozialdemokraten, die im
|
||
Belgrader Parlament gegen den Krieg protestierten und die Kriegskredite
|
||
ablehnten, geradezu Verräter an den Lebensinteressen des eigenen Landes.
|
||
In Wirklichkeit
|
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||
haben die Serben Lapstewitsch und Kazlerowitsch sich nicht
|
||
nur mit goldenen Lettern in die Geschichte des internationalen Sozialismus
|
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eingetragen, sondern zugleich einen scharfen historischen Blick für
|
||
die wirklichen Zusammenhänge des Krieges gezeigt, wodurch sie ihrem
|
||
Lande, der Aufklärung ihres Volkes, den besten Dienst erwiesen haben.
|
||
Serbien ist allerdings formell im nationalen Verteidigungskrieg. Aber die
|
||
Tendenzen seiner Monarchie und seiner herrschenden Klassen gehen, wie die
|
||
Bestrebungen der herrschenden Klassen in allen heutigen Staaten, auf Expansion,
|
||
unbekümmert um nationale Grenzen, und bekommen dadurch aggressiven
|
||
Charakter. So geht auch die Tendenz Serbiens nach der Adriaküste,
|
||
wo es mit Italien einen recht imperialistischen Wettstreit auf dem Rücken
|
||
der Albaner auszufechten hat, dessen Ausgang, außerhalb Serbiens,
|
||
von den Großmächten entschieden wird. Die Hauptsache jedoch
|
||
ist dies: hinter dem serbischen Nationalismus steht der russische Imperialismus.
|
||
Serbien selbst ist nur eine Schachfigur im großen Schachspiel der
|
||
Weltpolitik, und eine Beurteilung des Krieges in Serbien, die von diesen
|
||
großen Zusammenhängen, von dem allgemeinen weltpolitischen Hintergrund
|
||
absieht, muß in der Luft hängen. Genau dasselbe bezieht sich
|
||
auf die jüngsten Balkankriege. Isoliert für sich und formal betrachtet,
|
||
waren die jungen Balkanstaaten in ihrem guten historischen Recht, führten
|
||
das alte demokratische Programm des Nationalstaates durch. In dem realen
|
||
historischen Zusammenhang jedoch, der den Balkan zum Brennpunkt und Wetterwinkel
|
||
der imperialistischen Weltpolitik gemacht hat, waren auch die Balkankriege
|
||
objektiv nur ein Fragment der allgemeinen Auseinandersetzung, ein Glied
|
||
in der verhängnisvollen Kette jener Geschehnisse, die zu dem heutigen
|
||
Weltkrieg mit fataler Notwendigkeit geführt haben. Die internationale
|
||
Sozialdemokratie hat auch den Balkansozialisten für ihre entschiedene
|
||
Ablehnung jeder moralischen und politischen Mitwirkung an dem Balkankriege
|
||
und für die Entlarvung seiner wahren Physiognomie eine begeisterte
|
||
Ovation in Basel bereitet, womit sie die Haltung der deutschen und französischen
|
||
Sozialisten im heutigen Kriege im voraus gerichtet hat.
|
||
<P></P>
|
||
<P>In der gleichen Lage wie die Balkanstaaten befinden sich aber heute
|
||
alle Kleinstaaten, so zum Beispiel auch Holland. »Wenn das Schiff
|
||
leck ist, muß vor allem daran gedacht werden, es zu verstopfen.«
|
||
Um was könnte es sich in der Tat bei dem kleinen Holland handeln,
|
||
als um reine nationale Verteidigung, um die Verteidigung der Existenz und
|
||
der Unabhängigkeit des Landes? Zieht man lediglich die <B>Absichten</B>
|
||
des holländischen Volkes und selbst seiner herrschenden Klassen in
|
||
Betracht, so steht allerdings reine nationale Verteidigung in Frage. Aber
|
||
die proletarische Politik, die auf historischer Erkenntnis ruht, kann sich
|
||
nicht nach den subjektiven Absichten in einem einzelnen Lande richten,
|
||
sie muß sich an dem Gesamtkomplex der weltpolitischen Lage international
|
||
orientieren. Auch Holland ist, ob es will oder nicht, nur ein kleines Rädchen
|
||
in dem ganzen Getriebe
|
||
|
||
der heutigen Weltpolitik und Diplomatie. Dies würde
|
||
sofort klarwerden, falls Holland tatsächlich in den Mahlstrom des
|
||
Weltkrieges hineingerissen würde. Das erste ist, daß seine Gegner
|
||
auch gegen seine Kolonien den Schlag zu führen suchen würden.
|
||
Hollands Kriegführung würde sich also von selbst auf die Erhaltung
|
||
seines heutigen Besitzstandes richten, die Verteidigung der nationalen
|
||
Unabhängigkeit des Flamenvolkes an der Nordsee würde sich konkret
|
||
erweitern zur Verteidigung seines Herrschafts- und Ausbeutereichs über
|
||
die Malaien im Ostindischen Archipel. Aber nicht genug: der Militarismus
|
||
Hollands würde, auf sich gestellt, in dem Strudel des Weltkriegs wie
|
||
eine Nußschale zerschellen, Holland würde auch, ob es will oder
|
||
nicht, sofort Mitglied eines der kämpfenden Großstaatkonsortien,
|
||
also auch von dieser Seite Träger und Werkzeug rein imperialistischer
|
||
Tendenzen werden.
|
||
<P></P>
|
||
<P>Auf diese Weise ist es immer wieder das historische Milieu des heutigen
|
||
Imperialismus, das den Charakter der Kriege in den einzelnen Ländern
|
||
bestimmt, und dieses Milieu macht es, daß <B>heutzutage nationale
|
||
Verteidigungskriege überhaupt nicht mehr möglich sind</B>. </P>
|
||
<P>So schrieb auch Kautsky erst vor wenigen Jahren in seiner Broschüre <B>»Patriotismus und Sozialdemokratie«,</B> Leipzig 1907:</P>
|
||
<P><SMALL>»Sind der Patriotismus der Bourgeoisie und des Proletariats
|
||
zwei ganz verschiedene, geradezu gegensätzliche Erscheinungen, so gibt
|
||
es doch Situationen, in denen beide Arten von Patriotismus zu gemeinsamem
|
||
Wirken sogar in einem Kriege zusammenfließen können. Bourgeoisie
|
||
und Proletariat einer Nation haben das gleiche Interesse an ihrer Unabhängigkeit
|
||
und Selbständigkeit, an der Beseitigung und Fernhaltung jeder Art
|
||
von Unterdrückung und Ausbeutung durch eine fremde Nation... Bei den
|
||
nationalen Kämpfen, die derartigen Bestrebungen entsprossen, hat sich
|
||
stets der Patriotismus des Proletariats mit dem der Bourgeoisie vereinigt...
|
||
Seitdem aber das Proletariat eine Macht geworden ist, die bei jeder größeren
|
||
Erschütterung des Staates für die herrschenden Klassen gefährlich
|
||
wird, seitdem am Ende eines Krieges die Revolution droht, wie die Pariser
|
||
Kommune 1871 und der russische Terrorismus nach dem russisch-türkischen
|
||
Krieg bewiesen, seitdem hat die Bourgeoisie auch solcher Nationen, die
|
||
nicht oder nicht genügend selbständig und geeint sind, ihre nationalen
|
||
Ziele tatsächlich aufgegeben, wenn diese nur durch den Umsturz einer
|
||
Regierung erreichbar sind, da sie die Revolution mehr haßt und fürchtet
|
||
als sie die Selbständigkeit und Größe der Nation liebt.
|
||
Daher verzichtet sie auf die Selbständigkeit Polens und läßt
|
||
so vorsintflutliche Staatsgebilde wie Österreich und die Türkei
|
||
weiter bestehen, die schon vor einem Menschenalter dem Untergange geweiht
|
||
erschienen. Damit haben in den zivilisierten Teilen Europas die nationalen
|
||
Kämpfe als Ursache von Revolutionen oder Kriegen aufgehört. Jene
|
||
nationalen Probleme, die doch auch heute noch nur durch Krieg oder Revolution
|
||
zu lösen sind, können fortan erst gelöst werden nach dem
|
||
Siege des Proletariats. Dann aber nehmen sie sofort, dank der internationalen
|
||
Solidarität, eine ganz andere Gestalt an, als heute, in der Gesellschaft
|
||
der Ausbeutung und Unterdrückung. Sie brauchen in den kapitalistischen
|
||
Staaten das Proletariat bei seinen praktischen Kämpfen von heute nicht
|
||
mehr zu beschäftigen, dieses hat seine ganze Kraft anderen Aufgaben
|
||
zuzuwenden.« (S. 12­14.)</SMALL></P>
|
||
<P>
|
||
|
||
<P><SMALL>»Indessen schwindet die Wahrscheinlichkeit immer
|
||
mehr, daß sich jemals noch der proletarische und der bürgerliche
|
||
Patriotismus zur Verteidigung der Freiheit des eigenen Volkes vereinigen.«
|
||
Die französische Bourgeoisie habe sich vereinigt mit dem Zarismus.
|
||
Rußland sei keine Gefahr mehr für die Freiheit Westeuropas,
|
||
weil durch die Revolution geschwächt. »Unter diesen Verhältnissen
|
||
ist ein <B>Krieg zur Verteidigung</B> der Nation, in dem bürgerlicher
|
||
und proletarischer Patriotismus sich vereinigen könnten, nirgends
|
||
mehr zu erwarten.« (S. 16.)</SMALL></P>
|
||
<P><SMALL>»Wir haben schon gesehen, daß die Gegensätze
|
||
aufgehört hatten, die im 19. Jahrhundert noch manche freiheitlichen
|
||
Völker zwingen konnten, ihren Nachbarn kriegerisch entgegenzutreten;
|
||
wir haben gesehen, daß der heutige Militarismus auch nicht im entferntesten
|
||
mehr der Verfechtung wichtiger Volksinteressen, sondern nur der Verfechtung
|
||
des Profits gilt; <B>nicht der Sicherstellung der Unabhängigkeit und
|
||
Unverletztheit des eigenen Volkstums, das niemand bedroht, sondern nur
|
||
der Sicherstellung und Erweiterung der überseeischen Eroberungen</B>,
|
||
die bloß der Förderung des kapitalistischen Profits dienen.
|
||
<B>Die heutigen Gegensätze der Staaten können keinen Krieg mehr
|
||
bringen, dem der proletarische Patriotismus nicht aufs entschiedenste zu
|
||
widerstreben hätte.«</B> (S. 23.)</SMALL></P>
|
||
<P>Was ergibt sich aus alledem für das praktische Verhalten der Sozialdemokratie
|
||
in dem heutigen Kriege? Sollte sie etwa erklären: da dieser Krieg
|
||
ein imperialistischer, da dieser Staat nicht dem sozialen Selbstbestimmungsrecht,
|
||
nicht dem nationalen Ideal entspricht, so ist er uns gleichgültig,
|
||
und wir geben ihn dem Feinde preis? Das passive Gehen- und Geschehenlassen
|
||
kann niemals die Richtschnur für das Verhalten einer revolutionären
|
||
Partei, wie die Sozialdemokratie, abgeben. Weder sich zur Verteidigung
|
||
des bestehenden Klassenstaates unter das Kommando der herrschenden Klassen
|
||
stellen, noch schweigend auf die Seite gehen, um abzuwarten, bis der Sturm
|
||
vorbei ist, sondern <B>selbständige Klassenpolitik</B> einschlagen,
|
||
die in jeder großen Krise der bürgerlichen Gesellschaft die
|
||
herrschenden Klassen <B>vorwärts</B> peitscht, die Krise über
|
||
sich selbst hinaustreibt, das ist die Rolle der Sozialdemokratie, als der
|
||
Vorhut des kämpfenden Proletariats. Statt also dem imperialistischen
|
||
Kriege den Mantel der nationalen Verteidigung fälschlich umzuhängen,
|
||
galt es gerade mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker und mit der
|
||
nationalen Verteidigung <B>Ernst</B> zu machen, sie als revolutionären
|
||
Hebel <B>gegen</B> den imperialistischen Krieg zu wenden. Das elementarste
|
||
Erfordernis der nationalen Verteidigung ist, daß die Nation die Verteidigung
|
||
in die eigene Hand nimmt. Der erste Schritt dazu ist: <B>die Miliz</B>,
|
||
das heißt: nicht bloß sofortige Bewaffnung der gesamten erwachsenen
|
||
männlichen Bevölkerung, sondern vor allem auch die <B>Entscheidung
|
||
des Volkes über Krieg und Frieden</B>, das heißt ferner: die sofortige
|
||
Beseitigung aller politischen Entrechtung, da die größte politische
|
||
Freiheit als Grundlage der Volksverteidigung notwendig ist. Diese wirklichen
|
||
Maßnahmen der nationalen Verteidigung zu proklamieren, ihre Verwirklichung
|
||
zu fordern, das war die erste Aufgabe der Sozialdemokratie. Vierzig Jahre
|
||
lang haben wir den herrschenden Klassen wie den Volksmassen bewiesen,
|
||
|
||
daß nur die Miliz imstande sei, das Vaterland wirklich zu verteidigen, es
|
||
unbesiegbar zu machen. Und nun, wo es zu der ersten großen Probe kam,
|
||
haben wir die Verteidigung des Landes als etwas ganz Selbstverständliches
|
||
in die Hände des stehenden Heeres, des Kanonenfutters unter der Fuchtel
|
||
der herrschenden Klassen überwiesen. Unsere Parlamentarier haben offenbar
|
||
gar nicht bemerkt, daß sie indem sie dieses Kanonenfutter »mit
|
||
heißen Wünschen« als wirkliche Wehr des Vaterlandes ins
|
||
Feld begleiteten, indem sie ohne weiteres zugaben, das königlich-preußische
|
||
stehende Heer sei in der Stunde der größten Not des Landes sein
|
||
wirklicher Retter, daß sie dabei den Angelpunkt unseres politischen
|
||
Programms: die Miliz, glatt preisgaben, die praktische Bedeutung unserer
|
||
vierzigjährigen Milizagitation in Dunst auflösten, zur doktrinär-utopischen
|
||
Schrulle machten, die kein Mensch mehr ernst nehmen wird.<SPAN class="top"><A name="ZF12"></A><A href="luf_7.htm#F12">(12)</A></SPAN>
|
||
<P></P>
|
||
<P>Anders verstanden die Vaterlandsverteidigung die Meister des internationalen
|
||
Proletariats. Als das Proletariat in dem von Preußen belagerten Paris
|
||
1871 das Heft in die Hände nahm, schrieb Marx begeistert über
|
||
seine Aktion:</P>
|
||
<P><SMALL>»Paris, der Mittelpunkt und Sitz der alten Regierungsmacht
|
||
und gleichzeitig der gesellschaftliche Schwerpunkt der französischen
|
||
Arbeiterklasse, Paris hatte sich in Waffen erhoben gegen den Versuch des
|
||
Herrn Thiers und seiner Krautjunker, diese ihnen vom Kaisertum überkommne
|
||
alte Regierungsmacht wiederherzustellen und zu verewigen. Paris konnte
|
||
nur Widerstand leisten, weil es infolge der Belagerung die Armee losgeworden
|
||
war, an deren Stelle es eine hauptsächlich aus Arbeitern bestehende
|
||
Nationalgarde gesetzt hatte. Diese Tatsache galt es jetzt in eine bleibende
|
||
Einrichtung zu verwandeln. <B>Das erste Dekret der Kommune
|
||
war daher die Unterdrückung des stehenden Heeres und seine Ersetzumg
|
||
durch das bewaffnete Volk</B> ... Wenn sonach
|
||
die Kommune die wahre Vertreterin aller gesunden Elemente der französischen
|
||
Gesellschaft war, und daher <B>die wahrhaft nationale Regierung</B>,
|
||
so war sie gleichzeitig, als eine Arbeiterregierung, als der kühne
|
||
Vorkämpfer der Befreiung der Arbeit, im vollen Sinn des Worts international.
|
||
Unter den Augen der preußischen Armee, die zwei französische
|
||
Provinzen an Deutschland annektiert hatte, annektierte die Kommune die
|
||
Arbeiter der ganzen Welt an Frankreich.« (Adresse des Generalrats
|
||
der Internationale.) </SMALL></P>
|
||
<P>Und wie dachten unsere Altmeister über die Rolle der Sozialdemokratie
|
||
in einem Kriege wie der heutige? Friedrich Engels schrieb im Jahre 1892
|
||
über die Grundlinien der Politik, die in einem großen Kriege
|
||
der Partei des Proletariats zufällt, wie folgt:</P>
|
||
<P><SMALL>»Ein Krieg, wo Russen und Franzosen in Deutschland
|
||
einbrächen, wäre für dieses ein Kampf auf Leben und Tod,
|
||
worin es seine nationale Existenz <B>nur sichern könnte durch Anwendung
|
||
der revolutionären Maßregeln</B>. Die jetzige Regierung, falls
|
||
sie nicht gezwungen wird, entfesselt die Revolution sicher nicht. Aber
|
||
wir haben eine starke Partei, <B>die sie dazu zwingen oder im Notfall sie
|
||
ersetzen kann, die sozialdemokratische Partei</B>.</SMALL></P>
|
||
<P><SMALL>Und wir haben das großartige Beispiel nicht vergessen,
|
||
das Frankreich uns 1793 gab. Das hundertjährige Jubiläum von
|
||
1793 naht heran. Sollte der Eroberungsmut des Zaren und die chauvinistische
|
||
Ungeduld der französischen Bourgeoisie den siegreichen, aber friedlichen
|
||
Vormarsch der deutschen Sozialisten aufhalten, so sind diese - verlaßt
|
||
euch darauf - bereit, der Welt zu beweisen, <B>daß die deutschen
|
||
Proletarier von heute der französischen Sanskulotten nicht unwürdig
|
||
sind und daß 1893 sich sehen lassen kann neben 1793</B>. Und wenn
|
||
dann die Soldaten des Herrn Constans' den Fuß auf deutsches Gebiet
|
||
setzen, wird man sie begrüßen mit den Worten der Marseillaise:</SMALL></P>
|
||
<UL>
|
||
<UL>
|
||
<P><SMALL>Quoi? ces cohortes étrangères<BR>
|
||
Feraient la loi dans nos foyers? </SMALL><BR>
|
||
</P>
|
||
<P><SMALL>Wie, sollen diese fremden Kohorten <BR>
|
||
Das Gesetz uns schreiben am eigenen Herd? </SMALL></P>
|
||
</UL>
|
||
</UL>
|
||
<P><SMALL>Kurz und gut: Der Friede sichert den Sieg der deutschen
|
||
sozialdemokratischen Partei in ungefähr zehn Jahren. Der Krieg bringt
|
||
ihr entweder den Sieg in zwei bis drei Jahren, oder vollständigen
|
||
Ruin wenigstens auf fünfzehn bis zwanzig Jahre.«</SMALL></P>
|
||
<P>Engels hatte, als er das schrieb, eine ganz andere Situation im Sinn
|
||
als die heutige. Er hatte noch das alte Zarenreich vor den Augen, während
|
||
wir seitdem die große russische Revolution erlebt haben. Er dachte
|
||
ferner an einen wirklichen nationalen Verteidigungskrieg des überfallenen
|
||
Deutschlands gegen zwei gleichzeitige Angriffe in Ost und West. Er hat
|
||
schließlich die Reife der Verhältnisse in Deutschland und die
|
||
Aussichten auf die soziale Revolution überschätzt, wie wirkliche
|
||
Kämpfer das Tempo der Entwicklung meist zu überschätzen
|
||
pflegen. Was aber bei alledem aus seinen Ausführungen mit aller Deutlichkeit
|
||
hervorgeht, ist, daß Engels unter nationaler Verteidigung im Sinne
|
||
der sozialdemokratischen Politik nicht die Unterstützung der preußisch-junkerlichen
|
||
Militärregierung und ihres Generalstabs verstand, sondern eine revolutionäre
|
||
Aktion nach dem Vorbild der französischen Jakobiner.</P>
|
||
<P>Ja, die Sozialdemokraten sind verpflichtet, ihr Land in einer großen
|
||
historischen Krise zu verteidigen. Und darin gerade liegt eine schwere
|
||
Schuld der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, daß sie in ihrer
|
||
Erklärung vom 4. August 1914 feierlich verkündete: »Wir
|
||
lassen das Vaterland in der Stunde der Gefahr nicht im Stich«, ihre
|
||
Worte aber im
|
||
|
||
gleichen Augenblick verleugnete. Sie hat das Vaterland in
|
||
der Stunde der größten Gefahr im Stiche gelassen. Denn die erste
|
||
Pflicht gegenüber dem Vaterland in jener Stunde war: ihm den wahren
|
||
Hintergrund dieses imperialistischen Krieges zu zeigen, das Gewebe von
|
||
patriotischen und diplomatischen Lügen zu zerreißen, womit dieser
|
||
Anschlag auf das Vaterland umwoben war; laut und vernehmlich auszusprechen,
|
||
daß für das deutsche Volk in diesem Krieg Sieg wie Niederlage
|
||
gleich verhängnisvoll sind; sich der Knebelung des Vaterlandes durch
|
||
den Belagerungszustand bis zum äußersten zu widersetzen; die
|
||
Notwendigkeit der sofortigen Volksbewaffnung und der Entscheidung des Volkes
|
||
über Krieg und Frieden zu proklamieren; die permanente Tagung der
|
||
Volksvertretung für die Dauer des Krieges mit allem Nachdruck zu fordern,
|
||
um die wachsame Kontrolle der Regierung durch die Volksvertretung und der
|
||
Volksvertretung durch das Volk zu sichern; die sofortige Abschaffung aller
|
||
politischen Entrechtung zu verlangen, da nur ein freies Volk sein Land
|
||
wirksam verteidigen kann; endlich dem imperialistischen, auf die Erhaltung
|
||
Österreichs und der Türkei, das heißt der Reaktion in Europa
|
||
und in Deutschland gerichteten Programm des Krieges das alte wahrhaft nationale
|
||
Programm der Patrioten und Demokraten von 1848, das Programm von Marx,
|
||
Engels und Lassalle: die Losung der einigen großen deutschen Republik
|
||
entgegenzustellen. Das war die Fahne, die dem Lande vorangetragen werden
|
||
mußte, die wahrhaft national, wahrhaft freiheitlich gewesen wäre
|
||
und in Übereinstimmung mit den besten Traditionen Deutschlands wie
|
||
mit der internationalen Klassenpolitik des Proletariats.
|
||
<P></P>
|
||
<P>Die große geschichtliche Stunde des Weltkrieges heischte offenbar
|
||
eine entschlossene politische Leitung, eine großzügige umfassende
|
||
Stellungnahme, eine überlegene Orientierung des Landes, die nur die
|
||
Sozialdemokratie zu geben berufen war. Statt dessen erfolgte von der parlamentarischen
|
||
Vertretung der Arbeiterklasse, die in jenem Augenblick das Wort hatte,
|
||
ein jämmerliches, beispielloses Versagen. Die Sozialdemokratie hat
|
||
- dank ihren Führern ­ nicht eine falsche Politik, sondern überhaupt
|
||
<B>gar keine</B> eingeschlagen, sie hat sich als besondere Klassenpartei
|
||
mit eigener Weltanschauung völlig ausgeschaltet, hat das Land kritiklos
|
||
dem furchtbaren Verhängnis des imperialistischen Krieges nach außen
|
||
und der Säbeldiktatur im Inneren preisgegeben und obendrein die Verantwortung
|
||
für den Krieg auf sich geladen. Die Erklärung der Reichstagsfraktion
|
||
sagt: nur die Mittel zur Verteidigung des Landes hätte sie bewilligt,
|
||
die Verantwortung hingegen für den Krieg abgelehnt. Das gerade Gegenteil
|
||
ist wahr. Die Mittel zu <B>dieser</B> »Verteidigung«, das heißt
|
||
zur imperialistischen Menschenschlächterei durch die Heere der Militärmonarchie
|
||
brauchte die Sozialdemokratie gar nicht zu bewilligen, denn ihre Anwendung
|
||
hing nicht im geringsten von der Bewilligung der Sozialdemokratie ab: dieser
|
||
als Minderheit stand die kompakte Dreiviertelmajorität des bürgerlichen
|
||
Reichstags gegenüber. Durch ihre freiwillige Bewilligung hat die sozialdemokratische
|
||
|
||
Fraktion nur eines erreicht: die Demonstration der Einigkeit des ganzen
|
||
Volkes im Kriege, die Proklamierung des Burgfriedens, das heißt die
|
||
Einstellung des Klassenkampfes, die Auslöschung der oppositionellen
|
||
Politik der Sozialdemokratie im Kriege, also die moralische Mitverantwortung
|
||
für den Krieg. Durch ihre freiwillige Bewilligung der Mittel hat <B>sie
|
||
dieser</B> Kriegführung den Stempel der demokratischen Vaterlandsverteidigung
|
||
aufgedrückt, die Irreführung der Massen über die wahren
|
||
Bedingungen und Aufgaben der Vaterlandsverteidigung unterstützt und
|
||
besiegelt.
|
||
<P></P>
|
||
<P>So ist das schwere Dilemma zwischen Vaterlandsinteressen und internationaler
|
||
Solidarität des Proletariats, der tragische Konflikt, der unsere Parlamentarier
|
||
nur »mit schwerem Herzen« auf die Seite des imperialistischen
|
||
Krieges fallen ließ, reine Einbildung, bürgerlich-nationalistische
|
||
Fiktion. Zwischen den Landesinteressen und dem Klasseninteresse der proletarischen
|
||
Internationale besteht vielmehr im Krieg wie im Frieden vollkommene Harmonie:
|
||
beide erfordern die energischste Entfaltung des Klassenkampfes und die
|
||
nachdrücklichste Vertretung des sozialdemokratischen Programms.</P>
|
||
<P>Was sollte aber unsere Partei tun, um ihrer Opposition gegen den Krieg,
|
||
um jenen Forderungen Nachdruck zu verleihen? Sollte sie den Massenstreik
|
||
proklamieren? Oder zur Dienstverweigerung der Soldaten auffordern? So wird
|
||
gewöhnlich die Frage gestellt. Eine Bejahung solcher Fragen wäre
|
||
genauso lächerlich, wie wenn die Partei etwa beschließen wollte: »Wenn der Krieg ausbricht, dann machen wir Revolution.« Revolutionen
|
||
werden nicht »gemacht«, und große Volksbewegungen werden
|
||
nicht mit technischen Rezepten aus der Tasche der Parteiinstanzen inszeniert.
|
||
Kleine Verschwörerzirkel können für einen bestimmten Tag
|
||
und Stunde einen Putsch »vorbereiten«, können ihren paar
|
||
Dutzend Anhängern im nötigen Moment das Signal zum »Losschlagen« geben. Massenbewegungen in großen historischen Augenblicken können
|
||
mit dergleichen primitiven Mitteln nicht geleitet werden. Der »bestvorbereitete« Massenstreik kann unter Umständen just, wenn ein Parteivorstand zu
|
||
ihm »das Signal« gibt, kläglich versagen oder nach einem
|
||
ersten Anlauf platt zu Boden fallen. Ob große Volkskundgebungen und
|
||
Massenaktionen, sei es in dieser oder jener Form, wirklich stattfinden,
|
||
darüber entscheidet die ganze Menge ökonomischer, politischer
|
||
und psychischer Faktoren, die jeweilige Spannung der Klassengegensätze,
|
||
der Grad der Aufklärung, die Reife der Kampfstimmung der Massen, die
|
||
unberechenbar sind und die keine Partei künstlich erzeugen kann. Das
|
||
ist der Unterschied zwischen den großen Krisen der Geschichte und
|
||
den kleinen Paradeaktionen, die eine gutdisziplinierte Partei im Frieden
|
||
sauber nach dem Taktstock der »Instanzen« ausführen kann.
|
||
Die geschichtliche Stunde heischt jedesmal die entsprechenden Formen der
|
||
Volksbewegung und <B>schafft sich selbst neue</B>, improvisiert vorher
|
||
unbekannte Kampfmittel,
|
||
|
||
sichtet und bereichert das Arsenal des Volkes, unbekümmert um alle
|
||
Vorschriften der Parteien.
|
||
<P></P>
|
||
<P>Was die Führer der Sozialdemokratie als der Vorhut des klassenbewußten
|
||
Proletariats zu geben hatten, waren also nicht lächerliche Vorschriften
|
||
und Rezepte technischer Natur, sondern <B>die politische Losung, die Klarheit
|
||
über die politischen Aufgaben</B> und Interessen des Proletariats
|
||
im Kriege. Auf jede Massenbewegung paßt nämlich, was sich von
|
||
den Massenstreiks in der russischen Revolution sagen ließ:</P>
|
||
<P><SMALL>»Wenn die Leitung der Massenstreiks
|
||
im Sinne des Kommandos über ihre Entstehung und im Sinne der Berechnung
|
||
und Deckung ihrer Kosten Sache der revolutionären Periode selbst ist,
|
||
so kommt dafür die Leitung in einem ganz andern Sinne der Sozialdemokratie
|
||
und ihren führenden Organen zu. Statt sich mit der technischen Seite,
|
||
mit dem Mechanismus der Massenbewegung fremden Kopf zu zerbrechen, ist
|
||
die Sozialdemokratie berufen, die <B>politische</B> Leitung auch mitten
|
||
in der historischen Krise zu übernehmen. Die Parole, die Richtung
|
||
dem Kampfe zu geben, die Taktik des politischen Kampfes so einzurichten,
|
||
daß in jeder Phase und in jedem Moment die ganze Summe der vorhandenen
|
||
und bereits ausgelösten, betätigten Macht des Proletariats realisiert
|
||
wird und in der Kampfstellung der Partei zum Ausdruck kommt, daß
|
||
die Taktik der Sozialdemokratie nach ihrer Entschlossenheit und Schärfe
|
||
nie <B>unter</B> dem Niveau des tatsächlichen Kräfteverhältnisses
|
||
steht, sondern vielmehr diesem Verhältnis vorauseilt, das ist die
|
||
wichtige Aufgabe der 'Leitung' in der großen geschichtlichen Krise.
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||
Und diese Leitung schlägt von selbst gewissermaßen in technische
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Leitung um. Eine konsequente, entschlossene, vorwärtsstrebende Taktik
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der Sozialdemokratie ruft in der Masse das Gefühl der Sicherheit,
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des Selbstvertrauens und der Kampflust hervor; eine schwankende, schwächliche,
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auf der Unterschätzung des Proletariats basierte Taktik wirkt auf
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die Masse lähmend und verwirrend. Im ersteren Falle brechen Massenaktionen
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'von selbst' und immer 'rechtzeitig' aus, im zweiten bleiben mitunter direkte
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Aufforderungen der Leitung zur Massenaktion erfolglos.« </SMALL>
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<SMALL>[R. Luxemburg, Massenstreik, Partei und Gewerkschaften. Hamburg 1907.]</SMALL>
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</P>
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<P></P>
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<P>Daß es nicht auf die äußere technische Form der Aktion,
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sondern auf ihren politischen <B>Inhalt</B> ankommt, beweist die Tatsache,
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daß zum Beispiel gerade die <B>Parlamentstribüne</B>, als der
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einzige freie, weithin vernehmbare und international sichtbare Posten,
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zum gewaltigen Werkzeug der Volksaufrüttelung in diesem Falle werden
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konnte, wenn sie von der sozialdemokratischen Vertretung dazu benutzt worden
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wäre, um laut und deutlich die Interessen, die Aufgaben und die Forderungen
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der Arbeiterklasse in dieser Krise zu formulieren.</P>
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<P>Ob diesen Losungen der Sozialdemokratie die Massen durch ihr Verhalten
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Nachdruck verliehen hätten? Niemand kann das im Drang sagen. Aber
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das ist auch gar nicht das Entscheidende. Haben doch unsere Parlamentarier
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auch die Generale des preußisch-deutschen Heeres in den Krieg »vertrauensvoll« ziehen lassen, ohne ihnen etwa vor der Kreditbewilligung die seltsame Zusicherung
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im voraus abzufordern, daß sie unbedingt siegen werden, daß
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Niederlagen ausgeschlossen bleiben. Was für die militärischen
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Armeen, gilt auch für revolutionäre Armeen: sie nehmen den Kampf
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auf, wo er sich bietet, ohne im voraus die Gewißheit des Gelingens
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zu beanspruchen. Schlimmstenfalls wäre die Stimme der Partei zuerst
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ohne sichtbare Wirkung geblieben. Ja, die größten Verfolgungen
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wären wahrscheinlich der Lohn der mannhaften Haltung unserer Partei
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geworden, wie sie 1870 der Lohn Bebels und Liebknechts gewesen. »Aber
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was hat das zu sagen?« ­ meinte schlicht <B>Ignaz Auer</B> in
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seiner Rede über die Sedanfeier 1895 ­, »eine Partei, welche
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die Welt erobern will, muß ihre Grundsätze hochhalten, ohne
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Rücksicht darauf, mit welchen Gefahren das verknüpft ist; sie
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wäre verloren, wenn sie anders handelte!«
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<P></P>
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<P><SMALL>»Gegen den Strom schwimmen ist nie leicht« ­
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schrieb der alte Liebknecht ­, »und wenn der Strom mit der reißenden
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Schnelle und Wucht eines Niagara dahinschnellt, dann ist's erst recht keine
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Kleinigkeit.</SMALL><BR>
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</P>
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<P><SMALL>Den älteren Genossen ist noch die Sozialistenhatz
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des Jahres der tiefsten nationalen Schmach: der Sozialistengesetz-Schmach
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­ 1878 ­ im Gedächtnis. Millionen sahen damals in jedem Sozialdemokraten
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einen Mörder und gemeinen Verbrecher, wie 1870 einen Vaterlandsverräter
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und Todfeind. Solche Ausbrüche der 'Volksseele' haben durch ihre ungeheure
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Elementarkraft etwas Verblüffendes, Betäubendes, Erdrückendes.
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Man fühlt sich machtlos einer höheren Macht gegenüber ­
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einer richtigen, jeden Zweifel ausschließenden force majeure. Man
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hat keinen greifbaren Gegner. Es ist wie eine Epidemie ­ in den Menschen,
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in der Luft, überall.</SMALL></P>
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<P><SMALL>Der Ausbruch von 1878 war jedoch an Stärke und Wildheit
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bei weitem nicht vergleichbar mit dem von 1870. Nicht bloß dieser
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Orkan menschlicher Leidenschaft, der alles, was er packt, auch beugt, niederwirft,
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zerbricht ­ dazu noch die furchtbare Maschinerie des Militarismus in
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vollster furchtbarster Tätigkeit, und wir zwischen dem Herumsausen
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der eisernen Räder, deren Berührung der Tod war, und zwischen
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den eisernen Armen, die um uns herumschwirrten und jeden Augenblick uns
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fassen konnten. Neben der Elementarkraft entfesselter Geister der vollendetste
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Mechanismus der Mordkunst, den die Welt bis dahin gesehen. Und alles in
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wildester Arbeit ­ alle Dampfkessel geheizt zum Bersten. Wo bleibt
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da die Einzelkraft, der Einzelwille? Namentlich wenn man sich in verschwindender
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Minderheit weiß und im Volke selbst keinen sicheren Stützpunkt
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hat.</SMALL></P>
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<P><SMALL>Unsere Partei war erst im Werden. Wir waren auf die denkbar
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schwerste Probe gestellt, ehe die erforderliche Organisation geschaffen
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war. Als die Sozialistenhatz kam, im Jahre der Schande für unsere
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Feinde und im Jahre des Ruhms für die Sozialdemokratie, hatten wir
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schon eine so starke und weitverzweigte Organisation, daß jeder durch
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das Bewußtsein eines mächtigen Rückhalts gekräftigt
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war und daß kein Denkfähiger an ein Erliegen der Partei glauben
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konnte.</SMALL></P>
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<P><SMALL>Also eine Kleinigkeit war's nicht, damals gegen den Strom
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zu schwimmen. Aber was war zu machen? Was sein mußte, mußte
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sein. Da hieß es: die Zähne zusammenbeißen und was kommen
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wollte, an sich herankommen lassen. Zur Furcht war keine Zeit ... Nun, Bebel
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und ich... beschäftigten uns keine Minute mit der Warnung. Das Feld
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räumen konnten wir nicht, wir mußten auf dem Posten bleiben,
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komme was komme.«</SMALL></P>
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<P>Sie blieben auf dem Posten, und die deutsche Sozialdemokratie zehrte
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vierzig Jahre lang von der moralischen Kraft, die sie damals gegen eine
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Welt von Feinden aufgeboten hatte.</P>
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<P>So wäre es auch diesmal gegangen. Im ersten Moment wäre vielleicht
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nichts anderes erreicht, als daß die Ehre des deutschen Proletariats
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gerettet war, als daß Tausende und aber Tausende Proletarier, die
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jetzt in den Schützengräben bei Nacht und Nebel umkommen, nicht
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in dumpfer seelischer Verwirrung, sondern mit dem Lichtfunken im Hirn sterben
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würden, daß das, was ihnen im Leben das Teuerste war: die internationale,
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völkerbefreiende Sozialdemokratie, kein Trugbild sei. Aber schon als
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ein mächtiger Dämpfer auf den chauvinistischen Rausch und die
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Besinnungslosigkeit der Menge hätte die mutige Stimme unserer Partei
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gewirkt, sie hätte die aufgeklärten Volkskreise vor dem Delirium
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bewahrt, hätte den Imperialisten das Geschäft der Volksvergiftung
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und der Volksverdummung erschwert. Gerade der Kreuzzug gegen die Sozialdemokratie
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hätte die Volksmassen am raschesten ernüchtert. Sodann im weiteren
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Verlaufe des Krieges, im Maße, wie der Katzenjammer der unendlichen
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grausigen Massenschlächterei in allen Ländern wächst, wie
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der imperialistische Pferdefuß des Krieges immer deutlicher hervorguckt,
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wie der Marktlärm des blutgierigen Spekulantentums frecher wird, würde
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alles Lebendige, Ehrliche, Humane, Fortschrittliche sich um die Fahne der
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Sozialdemokratie scharen. Und dann vor allem: Die deutsche Sozialdemokratie
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wäre in dem allgemeinen Strudel, Zerfall und Zusammenbruch wie ein
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Fels im brausenden Meer der hohe Leuchtturm der Internationale geblieben,
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nach dem sich bald alle anderen Arbeiterparteien orientiert hätten.
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Die enorme moralische Autorität, welche die deutsche Sozialdemokratie
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bis zum 4. August 1914 in der ganzen proletarischen Welt genoß, hätte
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ohne jeden Zweifel auch in dieser allgemeinen Verwirrung in kurzer Frist
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einen Wandel herbeigeführt. Damit wäre die Friedensstimmung und
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der Druck der Volksmassen zum Frieden in allen Ländern gesteigert,
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die Beendigung des Massenmordes beschleunigt, die Zahl seiner Opfer verringert
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worden. Das deutsche Proletariat wäre der Turmwächter des Sozialismus
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und der Befreiung der Menschheit geblieben ­ und dies ist wohl ein
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patriotisches Werk, das der Jünger von Marx, Engels und Lassalle nicht
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unwürdig war. -
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<HR size="1">
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<P>Fußnoten von Rosa Luxemburg</P>
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<P><SPAN class="top">(12)<A name="F12"></A></SPAN> »Wenn trotzdem die sozialdemokratische
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Reichstagsfraktion jetzt einstimmig die Kriegskredite bewilligte« ­ schrieb
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das <B>Münchener</B> Parteiorgan am 6. August ­, »wenn sie
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heiße Wünsche des Erfolges allen auf den Weg mitgab, die zur
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Verteidigung des Deutschen Reiches hinausziehen, so war das nicht etwa
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ein ,taktischer Zug', es war die ganz natürliche Konsequenz der Haltung
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einer Partei, die stets bereit war, ein Volksheer zur Verteidigung des
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Landes <B>an die Stelle eines Systems zu setzen, das ihr mehr der Ausdruck
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der Klassenherrschaft als des Verteidigungswillens der Nation gegen freche
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Überfälle schien</B>.«</P>
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<P>Schien!!... In der <B>»Neuen Zeit« </B>ist der
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heutige Krieg gar direkt zum »Volkskrieg«, die stehende Armee
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zum »Volksheer« erhoben (siehe Nr. 20 und 23 vom August-September
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1914). ­ Der sozialdemokratische Militärschriftsteller Hugo Schulz
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rühmt im Kriegsbericht vom 24. August 1914 den »starken Milizengeist«,
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der in der habsburgischen Armee »lebendig« sei!...</P>
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<HR size="1" align="left" width="200">
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<P><SMALL>Quelle: »die nicht mehr existierende Website "Unser Kampf" auf fr<66>her "http://felix2.2y.net/deutsch/index.html"«<BR>
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||
Pfad: »../lu/«<BR>
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Verknüpfte Dateien: »<A href="http://www.mlwerke.de/css/format.css">../css/format.css</A>«</SMALL>
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<TABLE width="100%" border="0" align="center" cellspacing=0 cellpadding=0>
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<TR>
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<TD align="center" width="19%" height=20 valign=middle><A href="../index.shtml.html"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
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<TD align="center"><B>|</B></TD>
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<TD align="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "Link%201b" --><A href="luf_6.htm"><SMALL>Teil 6</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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<TD align="center">|</TD>
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<TD align="center" width="19%" height=20 valign=middle><A href="luf.htm"><SMALL>Inhalt</SMALL></A></TD>
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<TD align="center">|</TD>
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||
<TD align="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "Link%202b" --><A href="luf_8.htm"><SMALL>Teil 8</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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||
<TD align="center"><B>|</B></TD>
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||
<TD align="center" width="19%" height=20 valign=middle><A href="default.htm"><SMALL>Rosa Luxemburg</SMALL></A></TD>
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