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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>August Bebel - Die Frau und der Sozialismus - 22. Kapitel</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="beaa_414.htm"><FONT SIZE=2>21. Kapitel</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="beaa_000.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="beaa_481.htm"><FONT SIZE=2>23. Kapitel</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>August Bebel - "Die Frau und der Sozialismus" - 62. Auflage, Berlin/DDR, 1973, S. 453-480.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 31.1.1999.</P>
</FONT><I><P ALIGN="CENTER">Zweiundzwanzigstes Kapitel <BR>
</I><FONT SIZE=4>Sozialismus und Landwirtschaft</P>
</FONT><I><P ALIGN="CENTER">1. Aufhebung des Privateigentums an Grund und Boden</P>
</I><B><P><A NAME="S453">|453|</A></B> Mit den Produktions- und Verkehrsmitteln geh&ouml;rt der Grund und Boden als eigentlicher Urstoff aller menschlichen Arbeit und Grundlage aller menschlichen Existenz der Gesellschaft. Die Gesellschaft nimmt auf vorgeschrittenster Stufe zur&uuml;ck, was sie bereits uranf&auml;nglich besa&szlig;. Bei allen auf einer gewissen Kulturstufe angelangten V&ouml;lkern ist <I>Gemeineigentum </I>an Grund und Boden vorhanden. Gemeineigentum bildet die Grundlage jeder primitiven Vergesellschaftung, sie ist ohne jenes nicht m&ouml;glich. Erst durch die Entstehung und Entwicklung des Privateigentums und der damit verkn&uuml;pften Herrschaftsformen ist, wie wir sahen, unter schweren K&auml;mpfen das Gemeineigentum beseitigt und als Privateigentum usurpiert worden. Der Raub des Grund und Bodens und seine Umwandlung in pers&ouml;nliches Eigentum bildete die erste Ursache der Knechtschaft, die von der Sklaverei bis zum "freien" Lohnarbeiter des zwanzigsten Jahrhunderts alle m&ouml;glichen Stufen durchlaufen hat, bis endlich nach jahrtausendelanger Entwicklung die Geknechteten den Grund und Boden wieder in Gemeineigentum verwandeln. </P>
<P>Die Wichtigkeit des Grund und Bodens f&uuml;r die menschliche Existenz war Ursache, da&szlig; in allen sozialen K&auml;mpfen der Welt - in Indien, China, &Auml;gypten, Griechenland (Kleomenes), Rom (Gracchen), christliches Mittelalter (religi&ouml;se Sekten, M&uuml;ntzer, Bauernkrieg), im Azteken- und Inkareich, in den sozialen Bewegungen der Neuzeit - der Besitz an Grund und Boden das Hauptverlangen der K&auml;mpfenden bildete. Auch jetzt noch finden M&auml;nner das Gemeineigentum an Grund und Boden gerechtfertigt - Adolf Samter, Adolf Wagner, Dr. Sch&auml;ffle, Henry George und andere -, die auf anderen Gebieten von Gemeineigentum nichts wissen wollen.<A NAME="ZF1"><A HREF="beaa_453.htm#F1">(1)</A></A> </P>
<B><P><A NAME="S454">|454|</A></B> Das Wohlbefinden der Bev&ouml;lkerung h&auml;ngt in erster Linie von der Bebauung und Ausnutzung des Grund und Bodens ab. Die Kultur desselben auf die h&ouml;chste Stufe zu heben, ist im eminentesten Sinne Allgemeininteresse. Da&szlig; diese h&ouml;chste Entwicklung unter der Form des <A NAME="S455"><B>|455|</A></B> Privateigentums nicht m&ouml;glich ist, wurde schon dargelegt. Indes h&auml;ngt die h&ouml;chste Ausnutzung des Grund und Bodens nicht blo&szlig; von seiner Bewirtschaftung ab, es kommen hierbei auch Faktoren in Betracht, denen weder der gr&ouml;&szlig;te Einzelbesitzer noch die m&auml;chtigste Assoziation gewachsen ist, Faktoren, die unter Umst&auml;nden selbst &uuml;ber den Rahmen des Staates hinausgreifen und international zu behandeln sind.<I> </P>
<P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_22_2">2. Bodenmeliorationen</A></P>
</I><P>Die Gesellschaft mu&szlig; den Grund und Boden als Ganzes ins Auge fassen, seine<I> topographische</I> Beschaffenheit, seine Berge, Ebenen, W&auml;lder, Seen, Fl&uuml;sse, Teiche, Heiden, S&uuml;mpfe, Moore und Mor&auml;ste. Diese topographische Beschaffenheit &uuml;bt neben der geographischen Lage, die unab&auml;nderlich ist, gewisse Einfl&uuml;sse auf Klima und Bodenbeschaffenheit aus. Hier ist ein T&auml;tigkeitsfeld von gr&ouml;&szlig;ter Ausdehnung, auf dem noch eine Menge Erfahrungen gesammelt werden k&ouml;nnen und eine Menge Experimente versucht werden m&uuml;ssen. Was der Staat bisher in dieser Richtung leistete, ist wenig. Einmal wendet er zu solchen Kulturaufgaben nur geringe Mittel an, und au&szlig;erdem w&uuml;rden, selbst wenn er den Willen h&auml;tte, in umfassender Weise einzugreifen, die gro&szlig;en Privateigent&uuml;mer, die in der Gesetzgebung das entscheidende Wort sprechen, ihn daran hindern. Ohne starke Eingriffe in das Privateigentum kann aber auf diesem Gebiet nichts erreicht werden. Aber die Existenz des Staates beruht auf der "Heiligkeitserkl&auml;rung" des Privateigentums, die gro&szlig;en Privateigent&uuml;mer sind seine wichtigsten St&uuml;tzen, und so fehlt ihm die Macht, in der bezeichneten Richtung vorzugehen. Es m&uuml;&szlig;ten gro&szlig;artige und umfassende Bodenmeliorationen, Bewaldungen und Entwaldungen, Be- und Entw&auml;sserungen, Bodenmischungen, Terrain&auml;nderungen, Anpflanzungen usw. vorgenommen werden, um den Grund und Boden zu h&ouml;chster Ertragsf&auml;higkeit zu bringen. </P>
<P>Eine hochwichtige Angelegenheit f&uuml;r die Kulturverh&auml;ltnisse des Grund und Bodens bildet ein umf&auml;ngliches, systematisch angelegtes Flu&szlig;- und Kanalnetz, das nach wissenschaftlichen Prinzipien geleitet werden mu&szlig;. Die Frage des billigeren Transports auf den Wasserwegen - so wichtig f&uuml;r die heutige Gesellschaft - w&auml;re zwar f&uuml;r die neue von geringer Bedeutung, dagegen sind Wasserwege als bequeme, <A NAME="S456"><B>|456|</A></B> mit geringstem Kraft- und Materialaufwand zu benutzende Transportgelegenheit sehr zu beachten. Aber die wichtigste Rolle spielt das Flu&szlig;- und Kanalsystem hinsichtlich seiner Verwertung f&uuml;r ein umfassendes Ent- und Bew&auml;sserungssystem, f&uuml;r die Herbeischaffung der Dungstoffe und der Materialien zu Bodenmeliorationen wie f&uuml;r die Abfuhr der Ernten usw. </P>
<P>Es ist durch Erfahrung festgestellt, da&szlig; wasserarme L&auml;nder weit mehr an kalten Wintern und hei&szlig;en Sommern zu leiden haben als wasserreiche, daher kennen zum Beispiel K&uuml;stenl&auml;nder die eigentlichen Witterungsextreme nur ausnahmsweise. Solche Witterungsextreme sind aber weder f&uuml;r die Pflanzen noch f&uuml;r die Menschen vorteilhaft und angenehm. Ein ausgedehntes Kanalsystem, in Verbindung mit Ma&szlig;regeln in bezug auf Waldkultur, w&uuml;rde hier unzweifelhaft g&uuml;nstig wirken. Ein solches Kanalsystem, verbunden mit der Anlegung gr&ouml;&szlig;erer Bassins als Wasseransammler und Aufbewahrer von Wassermassen, w&uuml;rde, wenn Tauwetter oder heftige Regeng&uuml;sse Fl&uuml;sse und Str&ouml;me zum Anschwellen und &Uuml;bertreten bringen, von gro&szlig;em Vorteil sein. Die gleichen Bauanlagen w&auml;ren f&uuml;r die Gebirgsfl&uuml;sse und Gebirgsb&auml;che notwendig. Die &Uuml;berschwemmungen mit ihren verheerenden Wirkungen w&auml;ren alsdann unm&ouml;glich. Ausgedehnte Wasserfl&auml;chen mit ihrer st&auml;rkeren Verdunstung w&uuml;rden vermutlich auch regelm&auml;&szlig;igere Regenbildung f&ouml;rdern. Die Anlagen dieser Art erm&ouml;glichten ferner die Anbringung von Pump- und Hebewerken zu umfassender Bew&auml;sserung der L&auml;ndereien, sobald solche n&ouml;tig w&uuml;rden. </P>
<P>Weite Landstrecken, die bis jetzt fast unfruchtbar sind, lie&szlig;en sich durch k&uuml;nstliche Bew&auml;sserungsanlagen in fruchtbare Gegenden verwandeln. Wo jetzt kaum die Schafe d&uuml;rftige Nahrung finden und g&uuml;nstigenfalls schwinds&uuml;chtige F&ouml;hren die mageren &Auml;ste gen Himmel recken, k&ouml;nnten &uuml;ppige Ernten gedeihen und eine dichte Bev&ouml;lkerung reichliche Nahrung und Genu&szlig; finden. So ist es zum Beispiel nur eine Frage des Arbeitsaufwandes, um die weiten Sandstrecken der Mark, des "heiligen Deutschen Reiches Streusandb&uuml;chse", in ein Eden an Fruchtbarkeit zu verwandeln. Das hob auch in einem Vortrag anl&auml;&szlig;lich der deutschen landwirtschaftlichen Ausstellung zu Berlin im Fr&uuml;hjahr 1894 ein Vortragender hervor.<A NAME="ZF2"><A HREF="beaa_453.htm#F2">(2)</A></A> Die n&ouml;tigen Kanalbauten, <A NAME="S457"><B>|457|</A></B> Bew&auml;sserungsanlagen, Meliorationen, Bodenmischungen usw. vorzunehmen, verm&ouml;gen aber nicht die Grundbesitzer der Mark, und so bleiben unmittelbar vor den Toren der Reichshauptstadt weite Strecken Landes in einem Kulturzustand, der sp&auml;teren Generationen unbegreiflich erscheinen wird. Andererseits k&ouml;nnen durch Kanalisationen weite Sumpfstrecken, Moore und Moorland entw&auml;ssert und der Kultur gewonnen werden, so im Norden und S&uuml;den Deutschlands. Auch k&ouml;nnen die Wasserl&auml;ufe f&uuml;r die Fischzucht ausgenutzt werden und lieferten eine ergiebige Nahrungsquelle, sie bildeten ferner f&uuml;r die Gemeinden, die keine Fl&uuml;sse haben, Gelegenheit f&uuml;r die Errichtung der sch&ouml;nsten Badeanstalten.<A NAME="ZF3"><A HREF="beaa_453.htm#F3">(3)</A></A> </P>
<P>In welchem Ma&szlig;stab Bew&auml;sserung wirkt, daf&uuml;r einige Beispiele. In der N&auml;he von Wei&szlig;enfels ergaben 7<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> Hektar gut bew&auml;sserte Wiesen 480 Zentner Grummet, danebenliegende 5 Hektar unbew&auml;sserte Wiesen von derselben Bodenbeschaffenheit nur 32 Zentner. Die ersteren hatten also im Verh&auml;ltnis zu den letzteren mehr als zehnfachen Ertrag. Bei Riesa in Sachsen brachten 65 Acker bew&auml;sserte Wiesen eine Steigerung des Reinertrags von 5.850 Mark auf 11.100 Mark. Nach Buchenbenger wurde nach der Bew&auml;sserung des unfruchtbaren Sandbodens der Bocker Heide, auf dem rechten Ufer der Lippe, durch den gesamten Aufwand von 124.000 Mark auf einer fr&uuml;her fast ertraglosen Fl&auml;che ein j&auml;hrlicher Bruttogewinn von rund 400.000 Mark erzielt. Die Bodenverbesserungen in Nieder&ouml;sterreich haben bei einem Aufwand von 1 Million Kronen eine Steigerung des Ertragswertes um 6 Millionen Kronen ergeben. Die teuren Anlagekosten rentierten sich. Nun gibt es aber in Deutschland, au&szlig;er der Mark, noch weite Gegenden, deren Boden, wesentlich aus Sand bestehend, nur einen halbwegs guten Ertrag liefert, wenn ein sehr feuchter Sommer eintritt. Diese Gegenden, mit Kan&auml;len durchzogen und bew&auml;ssert und in ihrer Bodenbeschaffenheit verbessert, w&uuml;rden in kurzer Zeit den f&uuml;nf- und zehn- <A NAME="S458"><B>|458|</A></B> fachen Ertrag ergeben. In Spanien sind Beispiele vorhanden, wonach der Ertrag von gut bew&auml;ssertem Boden den siebenunddrei&szlig;igfachen Ertrag gegen&uuml;ber dem von unbew&auml;ssertem ergab. Also Wasser her, und neue Nahrungsmassen werden aus dem Boden gestampft. </P>
<P>Fast kein Jahr vergeht, in dem nicht ein-, zweimal und &ouml;fter in den verschiedensten Provinzen, in den verschiedensten Staaten Deutschlands mehr oder weniger gro&szlig;e &Uuml;berschwemmungen durch B&auml;che, Fl&uuml;sse und Str&ouml;me eintreten. Weite Strecken des fruchtbarsten Bodens werden durch die Gewalt der Wellen weggef&uuml;hrt, andere werden mit Sand, Steinen und Schutt bedeckt und auf Jahre oder f&uuml;r immer unfruchtbar gemacht. Ganze Plantagen von Obstb&auml;umen, die Jahrzehnte zu ihrer Entwicklung bedurften, werden entwurzelt. H&auml;user, Br&uuml;cken, Stra&szlig;en, D&auml;mme werden unterwaschen, Eisenbahnen ruiniert, Menschenleben geopfert, Vieh wird zugrunde gerichtet, Bodenmeliorationen werden zerst&ouml;rt und Saaten vernichtet. Weite Strecken der L&auml;ndereien, die h&auml;ufiger &Uuml;berschwemmungsgefahr ausgesetzt sind, werden gar nicht oder nur geringwertig angebaut, um nicht immer wieder Schaden zu erleiden. Gro&szlig;e Waldverw&uuml;stungen, namentlich auf den Bergen, insbesondere durch Privateigent&uuml;mer, verst&auml;rken sie. Der unsinnigen, auf Profit berechneten Waldverw&uuml;stung soll eine Abnahme der Bodenfruchtbarkeit in den Provinzen Preu&szlig;en und Pommern, in K&auml;rnten und Steiermark, Italien, Frankreich, Spanien, Ru&szlig;land usw. geschuldet sein. </P>
<P>Die Folgen der Waldverw&uuml;stung in den Gebirgen sind h&auml;ufige &Uuml;berschwemmungen. Die Rhein-, Oder- und Weichsel&uuml;berschwemxnungen werden haupts&auml;chlich den Walddevastierungen in der Schweiz respektive in Galizien und Polen zugeschrieben. Der gleichen Ursache sind die h&auml;ufigen &Uuml;berschwemmungen in Italien, namentlich des Po, geschuldet. Und aus den gleichen Ursachen haben Madeira, gro&szlig;e Teile Spaniens, die fruchtbarsten Provinzen Ru&szlig;lands, weite, einst &uuml;ppige und fruchtbare L&auml;nder in Vorderasien den gr&ouml;&szlig;ten Teil ihrer Fruchtbarkeit eingeb&uuml;&szlig;t.<A NAME="ZF4"><A HREF="beaa_453.htm#F4">(4)</A></A> </P>
<P>Endlich hat man aber auch in der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft begrif- <A NAME="S459"><B>|459|</A></B> fen, da&szlig; es mit dem Gehen- und Geschehenlassen auf diesem Gebiet nicht mehr getan ist und da&szlig;, vern&uuml;nftige Ma&szlig;regeln im gro&szlig;en angewandt, die kulturzerst&ouml;renden Kr&auml;fte zu kulturf&ouml;rdernden umgewandelt werden k&ouml;nnen. So schritt man zum Bau gro&szlig;er Stauwerke, die das Wasser in gewaltigen Massen ansammeln und dessen Kr&auml;fte zur Elektrifizierung der Industrie und Landwirtschaft verwenden. Insbesondere nimmt der bayerische Staat die Stauarbeiten der Gebirgsfl&uuml;sse und -b&auml;che im gro&szlig;artigsten Ma&szlig;stab vor, um damit Kr&auml;fte f&uuml;r die Elektrifizierung seiner Eisenbahnen und aller m&ouml;glichen industriellen Anlagen zu gewinnen. Das agrarische Altbayern wird damit allm&auml;hlich in ein modernes Industrieland umgewandelt.<I> </P>
<P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_22_3">3. Umwandlung der Bodenbewirtschaftung</A></P>
</I><P>Es ist selbstverst&auml;ndlich, da&szlig; diese gro&szlig;en Aufgaben nicht im Handumdrehen zu l&ouml;sen sind, aber eine neue Gesellschaft wird sie mit Aufgebot aller Kr&auml;fte in die Hand nehmen, weil ihre<I> einzige</I> Aufgabe ist,<I> Kulturaufgaben</I> zu l&ouml;sen und<I> kein Hemmnis darin zu dulden</I>. Sie wird im Laufe der Zeit Werke schaffen und Aufgaben l&ouml;sen, an welche die gegenw&auml;rtige Gesellschaft nicht denken kann, weil ihr bei dem blo&szlig;en Gedanken daran schwindelt. </P>
<P>Die gesamte Bodenbewirtschaftung wird durch Ma&szlig;regeln wie die bezeichneten und &auml;hnliche sich bedeutend g&uuml;nstiger gestalten. Zu den bereits er&ouml;rterten Gesichtspunkten f&uuml;r Hebung der Bodenausn&uuml;tzung kommen andere. Heute werden viele Quadratmeilen Landes mit Kartoffeln bebaut, um in gro&szlig;e Quantit&auml;ten Branntwein verwandelt zu werden, die fast ausschlie&szlig;lich unsere arme, in Not und Elend lebende Bev&ouml;lkerung konsumiert. Der Branntwein ist der einzige Stimulus, der "Sorgenbrecher", den sie sich verschaffen kann. F&uuml;r die Kulturmenschen einer neuen Gesellschaft ist der Branntweinkonsum verschwunden, es werden der Boden und die Arbeitskr&auml;fte f&uuml;r gesunde Nahrungsmittelerzeugung frei. Auch wurde bereits auf den Zuckerr&uuml;benbau und die Zuckerfabrikation f&uuml;r die Ausfuhr hingewiesen. Mehr als 400.000 Hektar des besten Weizenbodens werden bei uns allj&auml;hrlich f&uuml;r den Zuckerr&uuml;benbau verwendet, um England, die Schweiz, die Vereinigten Staaten usw. mit Zucker zu versehen. Eine Konkurrenz, der die durch das Klima beg&uuml;nstigten Zuckerrohr bauenden <A NAME="S460"><B>|460|</A></B> L&auml;nder unterliegen. Unser stehendes Heerwesen, die zersplitterte Produktion, der zersplitterte Verkehr, der zersplitterte Ackerbau usw. erfordern Millionen Pferde und dementsprechend Bodenfl&auml;chen f&uuml;r Nahrung und die Aufzucht junger Pferde. Die total umgestalteten sozialen und politischen Verh&auml;ltnisse machen k&uuml;nftig zum gr&ouml;&szlig;ten Teile die hierf&uuml;r in Anspruch genommenen Bodenfl&auml;chen frei. Es sind also wiederum gro&szlig;e Bodenfl&auml;chen und viele Arbeitskr&auml;fte f&uuml;r andere Kulturbed&uuml;rfnisse gewonnen. Neuerdings werden gro&szlig;e Bodenfl&auml;chen in der Gr&ouml;&szlig;e von vielen Quadratkilometern der Landwirtschaft entzogen und ganze Ortschaften dem Erdboden gleichgemacht, weil die neuen weittragenden Feuerwaffen und die ver&auml;nderte Gefechtsweise Schie&szlig;- und Exerzierpl&auml;tze notwendig machen, auf denen ganze Armeekorps zu man&ouml;vrieren verm&ouml;gen. Dies h&ouml;rt k&uuml;nftig ebenfalls auf. </P>
<P>Das gro&szlig;e Gebiet der Boden-, Wald- und Wasserbewirtschaftung ist l&auml;ngst Gegenstand der Er&ouml;rterung einer sehr umf&auml;nglichen Literatur. Kein Gebiet ist unber&uuml;hrt geblieben: Forstwirtschaft, Be- und Entw&auml;sserung, Kultur von Halm-, H&uuml;lsen- und Knollenfr&uuml;chten, Gem&uuml;sebau, Obst-, Beeren-, Blumen- und Zierpflanzenkultur, Anbau von Nahrungspflanzen f&uuml;r die Viehzucht, Wiesenkultur, rationelle Vieh-, Fisch-, Gefl&uuml;gel- und Bienenzucht, Dungstoffe und Dungmittel, Verwertung und Verwendung der Abfallstoffe in der Wirtschaft und in der Industrie, chemische Untersuchung des Bodens und seine Verwendung und Herrichtung f&uuml;r diese oder jene Kultur, Samenbeschaffenheit, Fruchtfolge, Maschinen- und Ger&auml;tewesen, zweckm&auml;&szlig;ige Anlage von Wirtschaftsbaulichkeiten aller Art, Witterungsverh&auml;ltnisse usw., alles ist in den Kreis wissenschaftlicher Er&ouml;rterungen und Untersuchungen gezogen. Kein Tag vergeht fast, an dem nicht neue Entdeckungen und Erfahrungen gemacht werden, welche Verbesserungen und Veredlungen f&uuml;r das eine oder andere der verschiedenen Gebiete im Gefolge haben. Die Bodenbewirtschaftung ist seit Thaer und J. v. Liebig eine Wissenschaft geworden, und zwar eine der ersten und wichtigsten Wissenschaften, die einen Umfang und eine Bedeutung erlangte, wie auf wenigen Gebieten materiell produzierender T&auml;tigkeit. Vergleichen wir aber diese ungeheure F&uuml;lle von Fortschritten aller Art mit dem wirklichen Zustand unserer Landwirtschaft,<I> so mu&szlig; festgestellt werden, da&szlig; bisher nur ein Bruchteil der Privatbesitzer in der Lage war, einigerma&szlig;en die Fortschritte auszunutzen</I>, und alle haben nur ihr Privatinteresse im Auge, ohne R&uuml;cksicht auf das Ge- <A NAME="S461"><B>|461|</A></B> meinwohl. Der gr&ouml;&szlig;te Teil unserer Landwirte, man kann wohl sagen 99 Prozent derselben, ist gar nicht in der Lage, von all den Vorteilen und Fortschritten, welche die Wissenschaft und der Fortschritt der Technik ihnen bieten, Gebrauch machen zu k&ouml;nnen, es fehlen ihnen die Mittel oder die Kenntnisse oder beides. Hier findet die neue Gesellschaft ein theoretisch und praktisch gut vorbereitetes Feld vor, auf dem sie nur zu organisieren braucht, um die gro&szlig;artigsten Resultate zu erzielen.<I> </P>
<P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_22_4">4. Gro&szlig;betrieb und Kleinbetrieb. Die Entwicklung der Elektrokultur</A></P>
</I><P>W&auml;hrend selbst in sozialistischen Kreisen noch die Meinung vertreten wird, der Kleinbetrieb k&ouml;nne infolge des pers&ouml;nlichen Flei&szlig;es seines Leiters und dessen Angeh&ouml;riger die Konkurrenz mit dem Gro&szlig;betrieb aufnehmen, ist man in fachm&auml;nnischen Kreisen l&auml;ngst anderer Ansicht. Mag der Bauer durch &Uuml;beranstrengung seiner Person und seiner Angeh&ouml;rigen soviel leisten wie er will, schon vom Standpunkt des Kulturmenschen aus ist seine Lage zu bedauern. Das H&ouml;chste, was er infolge von &Uuml;beranstrengung und Entbehrungen leistet, die moderne Technik und die Wissenschaft der Bodenbearbeitung leisten H&ouml;heres. Vor allen Dingen aber ist die Anwendung von Technik und Wissenschaft allein imstande, auch den Bauern zum vollen Kulturmenschen zu machen, w&auml;hrend er heute Sklave seines Besitzes und Helote seines Gl&auml;ubigers ist. </P>
<P>Die Vorteile, die der Gro&szlig;betrieb in der Landwirtschaft bei rationeller Anwendung aller Vorteile bietet, sind immens. Zun&auml;chst bedeutet derselbe eine erhebliche Erweiterung der auszunutzenden Fl&auml;che, weil die Unzahl der Fahr- und Fu&szlig;wege und der Grenzraine verschwindet, die der zerst&uuml;ckelte Besitz erfordert. Durch den Wegfall des letzteren wird ferner eine Unmasse vergeudeter Zeit erspart. F&uuml;nfzig besch&auml;ftigte Personen im Gro&szlig;betrieb k&ouml;nnen, abgesehen von den rationelleren Arbeitsmitteln, mit denen sie arbeiten, sehr viel mehr leisten als f&uuml;nfzig besch&auml;ftigte Personen im Kleinbetrieb. Die Kombinierung und Dirigierung der Arbeitskr&auml;fte in der zweckm&auml;&szlig;igsten Weise erm&ouml;glicht nur der Gro&szlig;betrieb, Hierzu kommen die gewaltigen Vorteile, welche die Anwendung und Ausnutzung aller m&ouml;glichen Maschinen und verbesserten Einrichtungen, die industrielle Ausnut- <A NAME="S462"><B>|462|</A></B> zung der Ertr&auml;ge, die rationellere Vieh- und Gefl&uuml;gelzucht usw. erm&ouml;glichen. Ganz besonders bietet die Anwendung des elektrischen Betriebs in der Landwirtschaft Vorteile, die jede andere Bearbeitungsmethode in den Schatten stellen. </P>
<P>P. Mack <A NAME="ZF5"><A HREF="beaa_453.htm#F5">(5)</A></A> stellt fest, da&szlig; bei der Einf&uuml;hrung der Maschinenarbeit eine Ersparnis von &uuml;ber 5.000 Pferdetagen und bei der einmaligen Ausgabe von zirka 40.000 Mark Kapital eine Verbilligung des Produktes von &uuml;ber 12.000 Mark oder 48 Mark pro Hektar erzielt werde, ohne Ber&uuml;cksichtigung der Mehrertr&auml;ge bei Einf&uuml;hrung der Tiefkultur sowie der exakteren Kultivierung und Einwirkung durch Maschinen.<A NAME="ZF6"><A HREF="beaa_453.htm#F6">(6)</A></A> </P>
<P>Der Mehrertrag an K&ouml;rnern werde bei der Tiefkultur auf 20 bis 40 Prozent angegeben, w&auml;hrend die Ertr&auml;gnisse bei Hackfr&uuml;chten sich oftmals um 50 Prozent gesteigert h&auml;tten. Nehme man aber nur 20 Prozent Mehrertrag durchschnittlich, so ergebe sich bei dem in Fragestehenden Gut hierf&uuml;r ein Mehrertrag von 55,45 Mark pro Hektar, was mit der bereits erw&auml;hnten Ersparnis zusammen 103,45 Mark pro Hektar ausmache. Nimmt man den Preis des Hektars Grund und Boden um 800 Mark an, so ist das ein Extragewinn von 13<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> Prozent. Es handelte sich also darum, die n&ouml;tigen elektrischen Zentralen zu schaffen, mit Hilfe deren der Betrieb unterhalten wird. Alsdann k&ouml;nnen aber nicht nur alle &uuml;berhaupt zur Verwendung gelangenden Maschinen in Betrieb gesetzt, sondern auch Heizung und Beleuchtung gewonnen werden. Mit Hilfe der elektrischen Anlagen k&ouml;nnen au&szlig;er den Wohnungen und Stra&szlig;en die St&auml;lle, Scheunen, Keller, Vorratsh&auml;user und Fabrikgeb&auml;ude mit elektrischer Beleuchtung versehen werden, und wenn die Notwendigkeit es erfordert, kann man bei Nacht ernten. Mack berechnet, da&szlig; durch allgemeine Einf&uuml;hrung der Elektrizit&auml;t <A NAME="S463"><B>|463|</A></B> f&uuml;r den landwirtschaftlichen Betrieb zwei Drittel der bisherigen Arbeitstiere (gleich 1.741.300 St&uuml;ck) erspart werden k&ouml;nnten, was einen j&auml;hrlichen Reingewinn von 1.002.989.000 Mark ergeben w&uuml;rde. Rechnet man hiervon die Ausgaben f&uuml;r die elektrische Kraft ab, so verbliebe eine Ersparnis von rund 741.794.000 Mark pro Jahr. </P>
<P>Die Anwendung des elektrischen Betriebs gibt der Landwirtschaft. immer mehr den Charakter eines rein technisch-industriellen Prozesses. Ein Bild von der mannigfachen Anwendung der Elektrizit&auml;t im landwirtschaftlichen Betrieb gibt folgende Zusammenstellung <A NAME="ZF7"><A HREF="beaa_453.htm#F7">(7)</A></A>: </P>
<P>Vom Elektromotor k&ouml;nnen angetrieben werden: 1. Maschinen, welche den Rohertrag erh&ouml;hen: a. f&uuml;r die Bestellung: Getreidereinigungsmaschinen f&uuml;r Saatgut, Trieure, elektrische Pfl&uuml;ge (Entwicklung vollendet); b. f&uuml;r die Ernte: M&auml;hmaschinen mit Selbstbinder (sind in Bearbeitung genommen), Kartoffelerntemaschinen (bestehen in kaum noch zu &uuml;bertreffender Vollkommenheit), Bew&auml;sserungsanlagen. 2. Maschinen, welche die Unkosten vermindern: a. Hebevorrichtungen, Entladevorrichtungen in Scheunen, Elevatoren f&uuml;r die Bef&ouml;rderung von Getreide und Stroh auf die Mieten oder in die Scheunen sowie des Heues auf den Boden, Sackaufz&uuml;ge, Jauchepumpen; b. Transportmittel: Transportrinnen und B&auml;nder sowie Gebl&auml;se f&uuml;r die Bef&ouml;rderung der K&ouml;rner, Feldbahnen, Spille und Winden zum Bef&ouml;rdern schwerer Lasten; c. f&uuml;r die Verwertung: Strohpressen, Mahlm&uuml;hlen, H&auml;ckselmaschinen f&uuml;r Verkaufsgut. 3. Die Maschinen der Landindustrie: a. Brennereimaschinen und Maschinen f&uuml;r die St&auml;rkefabrikation, Wasserpumpen f&uuml;r alle Zwecke; b. Molkerei: Milchk&uuml;hler, Zentrifugen, Butterf&auml;sser, Kneter, Pressen usw.; c. Schneidem&uuml;hlen, Kreiss&auml;gen und Gatters&auml;gen; d. Stellmachereimaschinen, Bands&auml;gen, Bohrmaschinen, Drehb&auml;nke, Radmaschinen. 4. Futterbereitungsmaschinen f&uuml;r die Viehzucht: H&auml;ckselmaschinen, R&uuml;benschneider, Schrotm&uuml;hlen, Kartoffel-, Hafer- usw. Quetschen, Wasserpumpen. Nach Ermittlungen sind es bereits 15 Prozent der gesamten Gutsarbeit, welche durchschnittlich auf diese Weise unter &ouml;konomischer Ausnutzung von Zeit und Betriebsmitteln durch den Elektromotor verrichtet werden k&ouml;nnen. </P>
<P>Es wurde der Bedarf an Handarbeit f&uuml;r das Dreschen und Versandfertigmachen von 1.000 Kilogramm Getreide ermittelt:</P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=444>
<TR><TD WIDTH="77%" VALIGN="TOP">
<P><A NAME="S464"><B><FONT SIZE=2>|464|</A></B></FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Arbeitsstunden</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="77%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1. Wenn alle Arbeiten von Hand gemacht wurden, auf</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">104&nbsp;&nbsp;&nbsp;</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="77%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>2. Wenn kleine Dreschmaschinen mit (G&ouml;pel und Reinigungsmaschine angewendet wurden, auf</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">41,4</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="77%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>3. Wenn elektrisch betriebener Dreschkasten mit 20 Pferdest&auml;rke-Motor verwendet wird, auf</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">26,4</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="77%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Wenn elektrisch betriebener Riesendreschkasten mit Ferneinleger, Kaff- und Kurzstrohgebl&auml;se, Strohpresse ( und Elevator mit 60 Pferdest&auml;rke-Motor betrieben wird, auf</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">10,5</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Einer allgemeinen Anwendung des Elektropfluges in landwirtschaftlichen Betrieben steht jetzt nichts mehr im Wege. So wie die elektrischen Transportbahnen haben die elektrisch betriebenen Pfl&uuml;geapparate bereits einen hohen Grad der Vollkommenheit erlangt. Der schwere und teure Dampfpflug arbeitet nur auf gr&ouml;&szlig;ter Fl&auml;che und als Tiefpflug rationell. Er dient vielmehr lediglich dazu, h&ouml;here Hackfruchtertr&auml;gnisse zu erzielen. Dagegen ist der Elektropflug in gleicher Weise f&uuml;r das Tief- und Flachpfl&uuml;gen brauchbar und ist f&auml;hig, sich auch das mittlere Wirtschaftsgut zu erobern. Er erm&ouml;glicht die Bearbeitung steiler Geh&auml;nge, wo selbst der Gespannpflug Schwierigkeiten findet. Er wirkt in hohem Grade arbeitsparend, wie die folgende Zusammenstellung der Pflugkosten. bei Anwendung eines Elektropfluges im Vergleich zu Pferden, Ochsen und Dampfpflug zeigt. </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=360>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<P></TD>
<TD WIDTH="52%" VALIGN="TOP" COLSPAN=5>
<FONT SIZE=2><P ALIGN="CENTER">Kosten pro Morgen beim Pfl&uuml;gen auf Zoll mittlere Tiefe</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">4</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">6</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">8</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">11</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">14</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Pferde</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">2,50</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">3,00</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">4,20</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">7,70</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">13,30</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Ochsen</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">3,65</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">4,65</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">5,80</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">7,90</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">10,20</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Dampfpflug, in Miete von</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">6,00</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">6,70</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">7,60</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">9,15</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">10,70</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Dampfpflug, in Miete bis</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">7,50</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">8,40</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">9,35</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">11,00</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">12,55</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Dampfpflug, in Eigentum von</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">4,50</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">5,00</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">5,85</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">7,30</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">8,85</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Dampfpflug, in Eigentum bis</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">6,00</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">6,70</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">7,60</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">9,15</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">10,70</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Elektropflug, Pferdest&auml;rke 40</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">2,70</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">3,55</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">4,60</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">6,25</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">7,95</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Elektropflug, Pferdest&auml;rke 60</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">2,65</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">3,40</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">4,30</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">5,70</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">7,10</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Elektropflug, Pferdest&auml;rke 80</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">2,50</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">3,15</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">3,90</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">5,20</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">6,50</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Die leichte Zuf&uuml;hrung und Teilbarkeit der elektrischen Energie, die &auml;u&szlig;erste Vereinfachung in der Bedienung und in der Instandhaltung der elektrischen Maschinen bilden durchschlagende Vorz&uuml;ge f&uuml;r <A NAME="S465"><B>|465|</A></B> die Landwirtschaft mit ihren ausgedehnten Fl&auml;chen, f&uuml;r deren Kraftversorgung ein d&uuml;nner Draht gen&uuml;gt. Und da die Voraussetzung der Verwendung der elektrischen Maschinen ein Netz von &Uuml;berlandzentralen, ein planm&auml;&szlig;iges elektrisches Netz ist, so kann sehr leicht der elektrische Betrieb in der Landwirtschaft, mit der<I> Elektrokultur</I>, mit direkter Beeinflussung des Pflanzenwachstums durch Elektrizit&auml;t verbunden sein. </P>
<P>In den letzten Jahren waren die Pflanzenphysiologen und neben diesen auch praktische Agronomen auf das eifrigste bem&uuml;ht, die Wirkungsweise der Elektrizit&auml;t auf das Wachstum und Befruchten wichtiger Kulturpflanzen, insbesondere unserer Getreidearten, zu studieren. Diese Aufgabe ist von dem im Jahre 1906 verstorbenen Professor K. S. Lemstr&ouml;m gel&ouml;st. Er &uuml;berspannte gr&ouml;&szlig;ere Fl&auml;chen Kulturlandes mit einem Drahtnetz, dem er in den meisten F&auml;llen mittels Influenzmaschinen eine positive Ladung gab, w&auml;hrend der negative Pol an der Erde lag, und lie&szlig; eine dunkle Entladung w&auml;hrend der ganzen Vegetationsperiode oder eines Teiles derselben auf ein solches Versuchsfeld einwirken, w&auml;hrend ein gleich gelegenes Kontrollfeld unbeeinflu&szlig;t blieb. Die Versuche wurden in den verschiedensten Breiten angestellt und ergaben bei richtiger Behandlung &uuml;bereinstimmend einerseits eine Vermehrung des Ernteertrags, welche zwischen 50 und &uuml;ber 100 Prozent schwankte, zweitens eine Verk&uuml;rzung der Dauer des Reifens und endlich eine wesentliche Verbesserung der Qualit&auml;t. Bei dieser Methode machte sich aber noch eine Reihe praktischer Bedenken geltend, die Newman, ein englischer Landwirt, zu beseitigen verstand. Diesem gelang es, den ber&uuml;hmten englischen Physiker Oliver Lodge f&uuml;r die Lemstr&ouml;msche Methode zu interessieren. Nach einem neueren Bericht von Lodge, der die bisher gebrauchte Influenzmaschine durch eigens gestaltete Quecksilbergleichrichter ersetzte, sind nun diese Versuche in den aufeinanderfolgenden Jahren 1906 bis 1908 auf eine beeinflu&szlig;te Fl&auml;che von 10 Hektar ausgedehnt worden und dabei der wichtige Nachweis erbracht worden, da&szlig; das Drahtnetz eine H&ouml;he von 5 Meter &uuml;ber dem Erdboden haben darf, ohne der g&uuml;nstigen Wirkung auf Ernteertrag Abbruch zu tun. Dies ist eine H&ouml;he, welche es erlaubt, hochbeladene Erntewagen darunter bequem fahren zu lassen und &uuml;berhaupt alle landwirtschaftlichen Arbeiten, wie Bearbeiten der Hackfr&uuml;chte, ohne St&ouml;rung zu gestatten, w&auml;hrend nach Lemstr&ouml;m das Drahtnetz nicht weiter als 40 Zentimeter von den zu beeinflussenden <A NAME="S466"><B>|466|</A></B> Pflanzen entfernt sein sollte.<A NAME="ZF8"><A HREF="beaa_453.htm#F8">(8)</A></A> Verschiedene M&uuml;ller stellten vergleichende Backversuche an und fanden, da&szlig; der elektrisierte Weizen ein viel besseres Backmehl abgab als der nichtelektrisierte. Somit ist das neue Verfahren reif, um in die Praxis der Landwirtschaft und des Gartenbaues mit Erfolg &uuml;berf&uuml;hrt zu werden. </P>
<P>Der Fowlersche Dampfpflug mit zwei Compoundlokomotiven bedarf, um zweckm&auml;&szlig;ig ausgenutzt zu werden, eines Areals von 5.000 Hektar, das hei&szlig;t mehr Fl&auml;che, als die Ackerfl&auml;che der meisten Bauerngemeinden betr&auml;gt. Man berechnet, da&szlig;, wenn zum Beispiel das im Jahre 1895 vorhandene Kulturland mit Anwendung der verschiedensten Maschinen und aller sonstigen Vorteile bewirtschaftet wurde, eine Ersparnis von 1.600 Millionen Mark erzielt worden w&auml;re. Nach Ruhland <A NAME="ZF9"><A HREF="beaa_453.htm#F9">(9)</A></A> w&uuml;rde eine erfolgreiche Bek&auml;mpfung der Getreidekrankheiten allein schon gen&uuml;gen, um die jetzige Getreideeinfuhr Deutschlands &uuml;berfl&uuml;ssig zu machen. In der Brosch&uuml;re "Unsere Wiesen- und Feldkr&auml;uter" von Dr. med. Sonnenberg in Worms wird mitgeteilt, da&szlig; nach einer amtlichen Enquete in Bayern die bayerische Landwirtschaft durch die Verunkrautung ihrer Felder einen Ernteverlust von 50 Prozent pro Jahr habe. Auf zwei Fl&auml;chen von je vier Quadratmetern, von welchen die eine verunkrautet, die andere unkrautfrei war, fand Nowatzki folgende Resultate: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=453>
<TR><TD WIDTH="42%" VALIGN="TOP">
<P></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Halme</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">K&ouml;rner</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Strohertrag</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="42%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Auf der verunkrauteten Fl&auml;che</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">216</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">180</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">239 Gramm</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="42%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Auf der unkrautfreien Fl&auml;che</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">423</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">528</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.077 Gramm</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Dr. v. R&uuml;mker, Professor an dem landwirtschaftlichen Institut der Universit&auml;t Breslau, erkl&auml;rt, da&szlig; die F&uuml;hrung eines sorgf&auml;ltigen Bodenn&auml;hrstoffhaushaltes auf Grundlage der Statistik des Landbaus so gut wie ganz in Deutschland fehle. Die Fruchtsaat sowie die Bodenbearbeitung finde oft rein schematisch, gedankenlos und mit so unvollkommenen und unpassenden Werkzeugen statt, da&szlig; der Ertrag der M&uuml;he und Arbeit ein geringer bleiben mu&szlig;.<I> Nicht einmal die leichte Arbeit einer rationellen Saatgutsortierung werde von den deutschen Landwirten ge&uuml;bt. Professor v. R&uuml;mker</I> zeigt an nachstehender Ta- <A NAME="S467"><B>|467|</A></B> belle, in welcher Weise durch Sortierung des Samens der Ertrag pro Hektar gesteigert werden k&ouml;nnte: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=479>
<TR><TD WIDTH="33%" VALIGN="TOP">
<P><FONT SIZE=2>Weizen lieferte</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Nicht sortiert pro Hektar in Kilogramm</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Sortiert <BR>
pro Hektar in Kilogramm</FONT></TD>
<TD WIDTH="4%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Mehrertrag des sortierten Saatguts in Kilogramm</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="33%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="4%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="33%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Gesamternte</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">8.000</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">10.800</FONT></TD>
<TD WIDTH="4%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">+</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">2.800</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="33%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Korn</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.668</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">2.885</FONT></TD>
<TD WIDTH="4%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">+</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.217</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="33%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Stroh und Spreu</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">6.533</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">7.915</FONT></TD>
<TD WIDTH="4%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">+</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.583</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="33%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Hektolitergewicht der Ernte</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">77,2</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">78,7</FONT></TD>
<TD WIDTH="4%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">+</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1,5</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Der Mehrertrag durch die Sortierung betr&auml;gt also nach der Tabelle 1.200 Kilogramm Korn pro Hektar, der, mit 15 Mark pro Doppelzentner bewertet, einen Geldwert von 180 Mark repr&auml;sentiert. Wenn die Sortierungskosten pro Hektar mit h&ouml;chstens 4,40 Mark berechnet werden, so bleibt noch eine<I> bare Reineinnahme aus der Verwertung des Korns allein von 175, 60 Mark pro Hektar &uuml;brig, ohne den Mehrertrag f&uuml;r Stroh und Spreu mit in Anschlag zu bringen. Aus einer Reihe von Anbauversuchsergebnissen ermittelte v. R&uuml;mker ferner, da&szlig; man durch Auswahl der f&uuml;r jede &Ouml;rtlichkeit ertragreichsten Sorte durchschnittlich mehr ernten und die Roheinnahmen verbessern k&ouml;nnte bei:</I> </P><DIR>
<DIR>
<FONT SIZE=2><P>Roggen 300-&nbsp;&nbsp;&nbsp;700 Kilogramm Korn oder um 42-&nbsp;&nbsp;98 Mk. pro Hektar <BR>
Weizen&nbsp; 500-&nbsp;&nbsp;&nbsp;800 Kilogramm Korn oder um 45-120 Mk. pro Hektar<BR>
Gerste&nbsp;&nbsp;&nbsp; 200-&nbsp;&nbsp;&nbsp;700 Kilogramm Korn oder um 34-119 Mk. pro Hektar<BR>
Hafer&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; 200-1.200 Kilogramm Korn oder um 26-156 Mk. pro Hektar</P></DIR>
</DIR>
</FONT><P>Nehmen wir den Mehrertrag durch die Sortierung des Saatguts und durch richtige Auswahl der Sorte f&uuml;r Weizen zusammen, so k&ouml;nnte allein bei der Weizenproduktion der Ertrag um<I> 1.500 bis 2.000 Kilogramm Korn oder um 220 bis 295 Mark pro Hektar gesteigert werden</I>. In einer Schrift "Die Zukunft der deutschen Landwirtschaft" <A NAME="ZF10"><A HREF="beaa_453.htm#F10">(10)</A></A> wird nachgewiesen, welche gewaltigen Mehrertr&auml;ge f&uuml;r alle landwirtschaftlichen Produkte erzielt werden k&ouml;nnten, wenn durch reichliche und sachgem&auml;&szlig;e D&uuml;ngung - Zuf&uuml;hrung mineralischen D&uuml;ngers: Superphosphat und Thomasmehld&uuml;ngung, Kainit und Phosphors&auml;ure - der Boden ertragreicher gemacht wird. Vom deutschen Weizenboden k&ouml;nne alsdann sehr wohl ein Durchschnittsertrag von 56 Doppelzentner, vom Roggenboden von 24 Doppelzentner pro Hektar gewonnen werde. <A NAME="S468"><B>|468|</A></B> Auch w&uuml;rde ein betr&auml;chtlicher Teil des jetzigen Roggenlandes durch bessere D&uuml;ngung und Bearbeitung zur Weizenproduktion ausgenutzt werden k&ouml;nnen, so da&szlig; sich der Durchschnittsertrag vom Ackerland an Brotgetreide - zwei F&uuml;nftel Weizen, drei F&uuml;nftel Roggen - auf 28,8 Doppelzentner pro Hektar beziffern k&ouml;nnte. Nach Abzug f&uuml;r Saatgut und geringwertiges Getreide blieben f&uuml;r die Volksern&auml;hrung 26 Doppelzentner &uuml;brig. Die 7,9 Millionen Hektar, die zur Zeit mit Brotgetreide bestellt w&uuml;rden, k&ouml;nnten noch um 1,5 Millionen Hektar von Weideland, Brache und &Ouml;dland - Heide und Moore <A NAME="ZF11"><A HREF="beaa_453.htm#F11">(11)</A></A> - vermehrt werden, so da&szlig; bei einem Durchschnittsertrag von 26 Doppelzentner pro Hektar und bei einer Anbaufl&auml;che von 9,4 Millionen Hektar eine Produktion von 251,92 Millionen Doppelzentner Brotgetreide erzielt werden k&ouml;nnte. Bei einem Jahreskonsum von 175 Kilogramm pro Kopf<I> w&uuml;rde dann f&uuml;r 144 Millionen Menschen Brotgetreide geliefert werden k&ouml;nnen</I>. Bei der Volksz&auml;hlung im Jahre 1900 hatte Deutschland rund 56.345.000 Einwohner, es k&ouml;nnte also schon bei dem damaligen Stande der Technik und Wissenschaft der deutsche Boden sogar die zweiundeinhalbfache Bev&ouml;lkerungszahl mit Brotgetreide versehen. Bei der gegenw&auml;rtigen Wirtschaftsweise des zerst&uuml;ckelten Privatbesitzes ist Deutschland gen&ouml;tigt, durchschnittlich ein Neuntel seines Bedarfs an Brotgetreide vom Ausland einzuf&uuml;hren. Sollten unter der gegenw&auml;rtigen Wirtschaftsweise auch nur ann&auml;hernd &auml;hnliche Ertr&auml;ge erzeugt werden, so bedingte das so hohe Lebensmittelpreise, da&szlig; die Mehrzahl der Menschen sie nicht erschwingen k&ouml;nnte, womit der Zweck nicht erreicht w&uuml;rde. Nur bei kommunistischem Betrieb auf gr&ouml;&szlig;ter Stufenleiter lassen sich diese Resultate erzielen, woran die genannten Verfasser nat&uuml;rlich nicht denken. Nach einer von ihnen aufgestellten Berechnung w&uuml;rden bei Durchf&uuml;hrung intensiver Kultur in der deutschen Landwirtschaft<I> mehr</I> erlangt werden k&ouml;nnen: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=405>
<TR><TD WIDTH="57%" VALIGN="TOP">
<P><FONT SIZE=2>An Brotgetreide</FONT></TD>
<TD WIDTH="43%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">145,1 Millionen Doppelzentner</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="57%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>An Kartoffeln</FONT></TD>
<TD WIDTH="43%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">444,0 Millionen Doppelzentner</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="57%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>An Hafer, Gerste, Erbsen und Bohnen</FONT></TD>
<TD WIDTH="43%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">78,7 Millionen Doppelzentner</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="57%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>An Wiesenheu</FONT></TD>
<TD WIDTH="43%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">146,2 Millionen Doppelzentner</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="57%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>An Heu und Futtermitteln</FONT></TD>
<TD WIDTH="43%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">110,0 Millionen Doppelzentner</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="57%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>An Futterr&uuml;ben</FONT></TD>
<TD WIDTH="43%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">226,0 Millionen Doppelzentner</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<B><P><A NAME="S469">|469|</A></B> Ziehen wir aber in Betracht, da&szlig; nach den weiter oben ausgef&uuml;hrten Vorschl&auml;gen von Mack durch Einf&uuml;hrung des elektrischen Betriebs eine sehr gro&szlig;e Zahl von Arbeitstieren erspart w&uuml;rden, so k&ouml;nnte die Schlachtviehzucht sehr erheblich gesteigert oder das daf&uuml;r n&ouml;tige Land anderweitig mit Nahrungsmitteln f&uuml;r Menschen angebaut werden. </P>
<P>Ein anderes Gebiet landwirtschaftlicher T&auml;tigkeit, das in ganz anderem Ma&szlig;e ausgebeutet werden kann, ist die Zucht von Federvieh und die Eiergewinnung. Der Wert der j&auml;hrlich in Deutschland eingef&uuml;hrten Eier bel&auml;uft sich auf 149,7 Millionen Mark (1907) und an lebendem Federvieh auf &uuml;ber 40 Millionen Mark. Auf diesen verschiedenen Gebieten befinden sich Zucht- und Kultureinrichtungen noch sehr im R&uuml;ckstand. Im weiteren wird die mit dem konzentrierten Gro&szlig;betrieb verbundene Konzentration der Stallungen, der Vorratsh&auml;user aller Art, der Kellereien, der Futter- und F&uuml;tterungseinrichtungen, der D&uuml;ngerst&auml;tten nicht nur abermals eine gro&szlig;e Zeit-, Kraft- und Materialersparnis bedeuten, sie wird auch in bezug auf rationelle Ausnutzung Vorteile gew&auml;hren, die der Klein- und Mittelbetrieb gar nicht, der Gro&szlig;betrieb nur selten genie&szlig;t. Wie d&uuml;rftig sind zum Beispiel die hygienischen Einrichtungen in der gro&szlig;en Mehrheit der Stallungen, wie mangelhaft die Futtereinrichtungen und die Behandlung des Vieh- und Gefl&uuml;gelstapels. Da&szlig; Reinlichkeit, Licht und Luft den Tieren ebenso n&ouml;tig sind wie den Menschen und auf ihr Befinden g&uuml;nstig einwirken, ist eine dem Bauer des zwanzigsten Jahrhunderts noch wenig bekannte Tatsache. Da&szlig; damit die Gewinnung und Erzeugung von Milch, Butter, K&auml;se, Eiern, Honig, Fleisch unter viel rationelleren, ges&uuml;nderen und vorteilhafteren Verh&auml;ltnissen vor sich gehen wird, ist selbstverst&auml;ndlich. </P>
<P>Mit der geschickten Verbindung und Ausnutzung der vorhandenen Menschen- und maschinellen Kr&auml;fte wird aber au&szlig;er der Bestellung auch die Aberntung der Felder in bisher nicht geahntem Ma&szlig;e betrieben werden k&ouml;nnen. Die Anlegung gro&szlig;er Schutzhallen, Trockenh&auml;user usw. wird die Ernte bei jeder Witterung erm&ouml;glichen, und die rasche Einbringung derselben wird die enormen Verluste vermeiden lassen, die jetzt so h&auml;ufig vorkommen. So gehen nach v. d. Goltz in einer einzigen ung&uuml;nstigen Erntezeit in Mecklenburg f&uuml;r 8 bis 9 Millionen Mark, im Regierungsbezirk K&ouml;nigsberg f&uuml;r 12 bis 15 Millionen Mark Ernteertr&auml;ge zugrunde. </P>
<I><P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_22_5">5. Weinbau der Zukunft</A></P>
</I><B><P><A NAME="S470">|470|</A></B> Auch die Obst-, Beeren- und Gartenbaukultur wird in der Zukunft eine bisher kaum f&uuml;r m&ouml;glich gehaltene Entwicklung erlangen und ihren Ertrag vervielf&auml;ltigen. Wie sehr noch bei uns in bezug auf Obstzucht ges&uuml;ndigt wird, obgleich gerade Deutschland f&uuml;r Obst- und speziell f&uuml;r die Apfelzucht ein besonders g&uuml;nstiges Klima besitzt, geht daraus hervor, da&szlig; j&auml;hrlich f&uuml;r mehr als 40 Millionen Mark frisches Obst und f&uuml;r mehr als 20 Millionen ged&ouml;rrtes Obst eingef&uuml;hrt wird. Ein Blick auf den schlechten Zustand unserer Obstb&auml;ume im weitaus gr&ouml;&szlig;ten Teile Deutschlands und selbst in L&auml;ndern, die durch ihren Obstbau einen Namen haben, wie W&uuml;rttemberg, l&auml;&szlig;t dies begreiflich erscheinen. Hier ist ein gro&szlig;es Feld f&uuml;r landwirtschaftlich-g&auml;rtnerische T&auml;tigkeit. &Auml;hnlich steht es mit der Beerenkultur, die erst in ihren Anf&auml;ngen steckt. </P>
<P>Durch Anwendung k&uuml;nstlicher W&auml;rme und Feuchtigkeit in gro&szlig;en, gesch&uuml;tzten Hallen wird die Gem&uuml;se-, Obst- und Beerenzucht im gro&szlig;en zu jeder Jahreszeit ausf&uuml;hrbar. Die Blumenl&auml;den unserer Gro&szlig;st&auml;dte weisen mitten im strengsten Winter einen Blumenflor auf, der mit jenem, den sie im Sommer besitzen, wetteifert. Einen der gro&szlig;artigsten Fortschritte auf dem Gebiete der k&uuml;nstlichen Obstzucht liefert zum Beispiel der k&uuml;nstliche "Weinberg" des Gartendirektors Haupt in Brieg in Schlesien, der mittlerweile eine gro&szlig;e Reihe Nachahmer gefunden hat und Vorg&auml;nger in anderen L&auml;ndern l&auml;ngst schon besa&szlig;, zum Beispiel in England. Die Einrichtung und die Resultate desselben wurden in der "Vossischen Zeitung" vom 27. September 1890 so verlockend geschildert, da&szlig; diese Schilderung auszugsweise hier folgen mag. Das Blatt schrieb: </P>
<P>"Auf einer ann&auml;hernd quadratischen Bodenfl&auml;che von 500 Quadratmetern, das hei&szlig;t ein f&uuml;nftel Morgen, ist das Glashaus von 4,5 bis 5 Meter H&ouml;he errichtet, dessen W&auml;nde genau nach Norden, S&uuml;den, Osten, Westen orientiert sind. In der Richtung von S&uuml;den nach Norden sind darin zw&ouml;lf Reihen Doppelspaliere, je 1,8 Meter jedes vom anderen entfernt, aufgestellt, welche zugleich dem flach geneigten Dach als St&uuml;tze dienen. In ein Erdbeet von 1,25 Meter Tiefe &uuml;ber einer 25 Zentimeter starken Sch&uuml;ttlage, welche ein Netz von Drainr&ouml;hren mit Vertikalr&ouml;hren zur Bodenventilation enth&auml;lt, ein Beet, dessen sehr schwere Betten durch Zufuhr von Kalk und Bauschutt, Sand, verrot- <A NAME="S471"><B>|471|</A></B> tetem D&uuml;nger, Knochenmehl und Kalisalz locker, durchl&auml;ssig und fruchtbar gemacht sind, pflanzte Herr Haupt an jenen Doppelspalieren dreihundertundsechzig Weinst&ouml;cke von solchen Sorten, welche im Rheingau die edelsten Rebens&auml;fte liefern, also: wei&szlig;en und roten Riesling, Traminer, wei&szlig;en und blauen Muskateller und Burgunder. Die Ventilation des Raumes wird au&szlig;er durch mehrere &Ouml;ffnungen in den Seitenw&auml;nden durch 20 Meter lange gro&szlig;e Klappen im Dache bewerkstelligt, welche durch eine eiserne, mit Schraubenspindel und Kurbel versehene Hebelvorrichtung geschlossen und ge&ouml;ffnet und in jeder Lage sturmsicher festgestellt werden k&ouml;nnen. Zur Bew&auml;sserung der St&ouml;cke dienen 26 Brausen, die an 1,25 Meter langen, von einer Hochwasserleitung herunterh&auml;ngenden Gummischl&auml;uchen befestigt sind. Doch noch ein anderes, wahrhaftig geistreich erfundenes Mittel zur raschen und gr&uuml;ndlichen Bew&auml;sserung f&uuml;hrte Herr Haupt in seiner 'Weinhalle' und seinem 'Weinberge' ein:<I> den k&uuml;nstlichen Regenerzeuger</I>. In der H&ouml;he unter dem Dache liegen vier lange kupferne Rohrstr&auml;nge, die in Entfernungen von einem halben Meter fein gelocht sind. Die durch diese &Ouml;ffnungen nach oben austretenden aufsteigenden feinen Wasserstrahlen treffen gegen kleine runde Siebe aus Fenstergaze und werden beim Durchtritt durch dieselben zu feinen Font&auml;nen zerst&auml;ubt: ein t&uuml;chtiges Durchspritzen mittels der Gummischl&auml;uche erfordert immer einige Stunden; aber nur einen Hahn braucht man zu &ouml;ffnen, und im ganzen weiten Hause rieselt ein sanfter, erfrischender Regen aus der H&ouml;he auf Rebst&ouml;cke, Erdreich und Granitplattenstege gleichm&auml;&szlig;ig hernieder. Die ohne jede etwaige k&uuml;nstliche Heizung, einzig durch die nat&uuml;rlichen Eigenschaften des Glashauses bewirkte Steigerung der Temperatur l&auml;&szlig;t sich auf 8 bis 10 Grad Reaumur &uuml;ber die der &auml;u&szlig;eren Luft bringen. Um die St&ouml;cke vor dem verderblichsten und dem gef&auml;hrlichsten Gegner, der Reblaus, falls sie sich einmal zeigen sollte, zu sch&uuml;tzen, gen&uuml;gt es, die Drainr&ouml;hren zu schlie&szlig;en und alle H&auml;hne der Wasserleitung zu &ouml;ffnen. Der dadurch bewirkten Unterwassersetzung der St&ouml;cke widersteht dieser Feind bekanntlich nicht. Gegen Sturm, K&auml;lte, Fr&ouml;ste, &uuml;berfl&uuml;ssigen Regen sch&uuml;tzen den k&uuml;nstlichen Weinberg Glasdach und W&auml;nde; gegen etwaigen Hagelschlag feine Drahtgitter &uuml;ber denselben; gegen D&uuml;rre und Trockenheit die k&uuml;nstliche Regenvorrichtung. Der Winzer eines solchen 'Weinberges' ist sein eigener Wettermacher und kann der Gefahren aller der unberechenbaren Launen und T&uuml;cken der 'gleichg&uuml;ltigen' <A NAME="S472"><B>|472|</A></B> oder grausamen Natur lachen, welche die Frucht aller M&uuml;hen und Arbeiten des Weinbauers mit Vernichtung bedrohen. </P>
<P>Was Herr Haupt erwartet hatte, traf vollkommen ein. Die Weinst&ouml;cke gediehen in dem gleichm&auml;&szlig;igen, warmen Klima vortrefflich. Die Trauben reiften bis zur vollen Edelreife aus und ergaben schon im Herbst 1885 einen Most, der an reichlichem Zucker- und geringem S&auml;uregehalt den im Rheingau allgemein erzielten Mosten nicht nachstand. Ebenso gediehen die Trauben im n&auml;chsten Jahre und in dem ung&uuml;nstigen Jahre 1887 vortrefflich. In diesem Raume lassen sich, wenn die St&ouml;cke ihre volle H&ouml;he von 5 Meter erreicht haben und bis zur Spitze Trauben in strotzender F&uuml;lle tragen, j&auml;hrlich etwa 20 Hektoliter Wein erzeugen, und die Selbstkosten einer Flasche edlen Weines werden nicht mehr als 40 Pfennig betragen. </P>
<P>Kein Umstand ist abzusehen, welcher den vollst&auml;ndig fabrikm&auml;&szlig;igen Betrieb dieses neuen, die h&ouml;chsten und gleichm&auml;&szlig;igsten Ertr&auml;ge verhei&szlig;enden Weinbaues im gro&szlig;en verhindern k&ouml;nnte. Glash&auml;user von solcher Art wie hier &uuml;ber einer Bodenfl&auml;che von <FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">5</FONT> Morgen lassen sich mit gleichen Ventilations- und Bew&auml;sserungs-, Dr&auml;nage- und Regeneinrichtungen zweifellos auch &uuml;ber morgengro&szlig;en Grundst&uuml;cken errichten. Auch in ihnen wird die Vegetation schon einige Wochen fr&uuml;her beginnen als im Freien, werden die Reben gegen Maifr&ouml;ste, Regen, K&auml;lte w&auml;hrend der Bl&uuml;te, gegen D&uuml;rre w&auml;hrend des Wachstums der Beeren, gegen naschende V&ouml;gel und Traubendiebe, gegen N&auml;sse w&auml;hrend des Reifens, gegen die Reblaus w&auml;hrend des ganzen Jahres gesch&uuml;tzt sein und bis November, Dezember am Stocke h&auml;ngen. In seinem 1888 dem ihn besuchenden Verein zur Bef&ouml;rderung des Gartenbaus gehaltenen Vortrag, dem ich in dieser Schilderung des Hauptschen 'Weinbergs' manches Technische entnommen habe, er&ouml;ffnete der Erfinder und Begr&uuml;nder desselben zum Schlu&szlig; noch diese lockende Perspektive in die Zukunft: Da nun dieser Weinbau in ganz Deutschland, namentlich aber auch auf sonst unfruchtbarem, sandigem und steinigem Boden (wie zum Beispiel dem schlechtesten m&auml;rkischen), der urbar gemacht und bew&auml;ssert werden kann, m&ouml;glich ist, so erhellt daraus das gro&szlig;e Landeskulturinteresse, welches der 'Weinbau unter Glas' bietet. Ich m&ouml;chte diese Kultur als <I>'Weinbau der Zukunft'</I> bezeichnen." </P>
<P>Der Verfasser schildert dann, wie auch der aus den Trauben gewonnene Wein das h&ouml;chste Lob der Sachkenner gefunden habe, und <A NAME="S473"><B>|473|</A></B> f&uuml;gt hinzu, "da&szlig; der Weinberg auch noch gen&uuml;genden Raum zum gleichzeitigen Betriebe anderer lohnender Neben- oder Zwischenkulturen gew&auml;hre. So ziehe Herr Haupt zwischen je zwei Rebst&ouml;cken noch immer einen Rosenstock, der im April und Mai die reichste Bl&uuml;tenf&uuml;lle biete, und an den Ost- und Westw&auml;nden Pfirsiche an Spalieren, deren Bl&uuml;tenpracht im April dem Innern dieses gl&auml;sernen Weinpalastes ein Aussehen von m&auml;rchenhaftem Reiz verleihen mu&szlig;." Neuerdings ist es insbesondere Belgien, das dieser Art Obstzucht gro&szlig;e Aufmerksamkeit schenkt. Aber auch in Deutschland ist diese Kulturmethode in gr&ouml;&szlig;erem Umfang vorhanden, zum Beispiel f&uuml;r die Zucht von Ananas. </P>
<P>Nichts hindert, da&szlig; &auml;hnliche Anlagen noch in viel gro&szlig;artigerem Ma&szlig;stabe f&uuml;r die verschiedensten Kulturen eingerichtet werden, so da&szlig; wir uns f&uuml;r viele Bodenprodukte den Luxus einer doppelten und dreifachen Ernte verschaffen k&ouml;nnen. Heute sind diese Unternehmungen in erster Linie eine Frage der Rentabilit&auml;t, und ihre Produkte sind nur den Privilegierten der Gesellschaft zug&auml;ngig, die sie bezahlen k&ouml;nnen. Eine sozialistische Gesellschaft kennt keine andere Frage als die nach gen&uuml;genden Arbeitskr&auml;ften, und sind diese vorhanden, so wird das Werk zum Vorteil aller vollbracht.<I> </P>
<P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_22_6">6. Ma&szlig;nahmen gegen Bodenersch&ouml;pfung</A></P>
</I><P>So sehen wir, wie schon unter den gegenw&auml;rtigen Verh&auml;ltnissen eine vollst&auml;ndige Umwandlung in den Ern&auml;hrungsverh&auml;ltnissen sich anbahnt.<I> Die Ausnutzung aller dieser Entdeckungen ist aber eine &auml;u&szlig;erst langsame, weil m&auml;chtige Klassen - das Agrariertum und seine sozialen und politischen St&uuml;tzen - aufs lebhafteste daran interessiert sind, sie nicht aufkommen zu lassen.</I> Man betet zwar im Fr&uuml;hjahr allsonnt&auml;glich in allen Kirchen um eine gute Ernte, aber unter demselben stillen Vorbehalt, mit dem Gl&auml;ubige zu dem heiligen Florian beten sollen: Heiliger Florian, sch&uuml;tz mein Haus, z&uuml;nd andere an. Ist n&auml;mlich die Ernte in allen L&auml;ndern eine gute, so sinken m&auml;chtig die Preise, und davor empfindet der Agrarier ein Grauen. Ihm schadet, was allen andern n&uuml;tzt, und so ist er ein stiller Gegner jeder Erfindung oder Entdeckung, die nicht nur ihm, sondern auch anderen Vorteil bringt. Unsere Gesellschaft ist &uuml;berall im Widerspruch mit sich selbst.</P>
<B><P><A NAME="S474">|474|</A></B> Die Erhaltung des Grund und Bodens in fruchtbarem Zustande und die Steigerung desselben h&auml;ngt in erster Linie von gen&uuml;genden Dungstoffen ab. Die Gewinnung derselben ist also auch f&uuml;r die neue Gesellschaft eine der wichtigsten Aufgaben.<A NAME="ZF12"><A HREF="beaa_453.htm#F12">(12)</A></A> D&uuml;nger ist f&uuml;r den Boden, was f&uuml;r den Menschen die Nahrung, und zwar ist f&uuml;r den Boden ebensowenig<I> jeder</I> D&uuml;nger gleichwertig, wie f&uuml;r den Menschen jede Nahrung gleich nahrhaft ist. Es m&uuml;ssen dem Boden genau diejenigen chemischen Bestandteile zugef&uuml;hrt werden, die er durch die Entnahme einer Ernte eingeb&uuml;&szlig;t hat, und es m&uuml;ssen ihm solche chemische Bestandteile in verst&auml;rktem Quantum zugef&uuml;hrt werden, die der Anbau einer bestimmten Pflanzengattung vorzugsweise erfordert. Daher wird das Studium der Chemie und ihre praktische Anwendung eine heute noch unbekannte Ausdehnung erlangen. </P>
<P>Nun enthalten die tierischen und menschlichen Abfallstoffe die chemischen Bestandteile, die f&uuml;r die Wiedererzeugung menschlicher Nahrung geeignet sind. Es mu&szlig; also die vollkommenste Gewinnung und zweckm&auml;&szlig;igste Verteilung derselben zu erlangen gesucht werden. Darin wird gegenw&auml;rtig sehr viel ges&uuml;ndigt. Besonders sind es die St&auml;dte und Industrieorte, die massenhaft Nahrungsmengen zugef&uuml;hrt <A NAME="S475"><B>|475|</A></B> erhalten, aber die kostbarsten Auswurf- und Abfallstoffe nur zum allergeringsten Teil dem Boden wieder zuf&uuml;hren. Die Folge ist, da&szlig; die von St&auml;dten und Industrieorten entfernter gelegenen G&uuml;ter, die j&auml;hrlich den gr&ouml;&szlig;ten Teil ihrer Produkte in dieselben f&uuml;hren, empfindlich an Dungstoffen Mangel leiden - denn oftmals gen&uuml;gen die Dungstoffe des auf den G&uuml;tern vorhandenen Menschen- und Viehbestandes nicht, weil dieser Bestand nur einen Teil der Bodenernte konsumiert -, und so griffe ein Raubbausystem Platz, das den Boden entkr&auml;ftete und die Ernten verminderte, w&uuml;rde nicht durch Zufuhr k&uuml;nstlichen D&uuml;ngers ersetzt, was an nat&uuml;rlichem fehlt. Alle L&auml;nder, die Bodenprodukte ausf&uuml;hren, aber keine Dungstoffe zur&uuml;ckerhalten, gehen fr&uuml;her oder sp&auml;ter notwendig an Bodenverarmung zugrunde, so Ungarn, Ru&szlig;land, die Donauf&uuml;rstent&uuml;mer usw. </P>
<P>Liebig entwickelte in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die Lehre vom Stoffersatz f&uuml;r den Ackerboden, daraus folgte die Anwendung der konzentrierten D&uuml;ngemittel. Schulze-Lupitz wies nach, da&szlig;, obgleich gewisse Pflanzen keine Stickstoffd&uuml;ngung erhielten, sie dennoch den Boden an Stickstoff bereicherten, ein Ph&auml;nomen, dessen Erkl&auml;rung und L&ouml;sung Hellriegel zufiel. Dieser zeigte, da&szlig; es die Milliarden Bazillen sind, welche in Symbiose mit gewissen H&uuml;lsenfr&uuml;chten den Stickstoff der Luft unmittelbar den Pflanzen zum Aufbau verschaffen.<A NAME="ZF13"><A HREF="beaa_453.htm#F13">(13)</A></A> Wenn die Agrikulturchemie seit Liebig die eine Seite des wissenschaftlichen Bodenbaues bildet, so die Agrikulturbakteriologie die andere Seite. Obendrein besitzt Deutschland in seinen Kali- und Kainitlagern, im Thomasmehl, dem Superphosphat und der Phosphors&auml;ure eine Reihe unersch&ouml;pflicher mineralischer D&uuml;ngerquellen, deren richtige Anwendung mit zweckm&auml;&szlig;iger Bearbeitung des Grund und Bodens enorme Quantit&auml;ten an Nahrungsstoffen zu erzeugen erm&ouml;glicht. </P>
<P>Von der Bedeutung dieser verschiedenen k&uuml;nstlichen D&uuml;ngemittel liefert die Angabe eine Vorstellung, da&szlig; Deutschland im Jahre 1906 davon f&uuml;r etwa 300 Millionen Mark verbrauchte, darunter schwefelsaures Ammoniak f&uuml;r 58,3 Millionen, Chilesalpeter f&uuml;r 120, w&auml;hrend der Rest auf Thomasmehl und Superphosphat, Kaliumsalze, Guano und sonstiges f&auml;llt. Von diesen D&uuml;ngemitteln ist das wichtigste die Stickstoffd&uuml;ngung. Wie au&szlig;erordentlich gro&szlig; ihre Einwirkung ist, zeigt <A NAME="S476"><B>|476|</A></B> folgende Angabe. W&auml;hrend nach den Untersuchungen Wagners der Haferertrag gegen&uuml;ber Volld&uuml;ngung auf einem hessischen Boden bei Phosphors&auml;uremangel um 17 Prozent, bei Kalimangel um 19 Prozent zur&uuml;ckging, sank er bei Stickstoffmangel um 89 Prozent. Im Mittel aller Versuche und Versuchsjahre wurde, auf 1 Jahr und einen Hektar berechnet, an Reingewinn erhalten: 96 Mark, wenn Volld&uuml;ngung gegeben war, 62 Mark, wenn an der Volld&uuml;ngung das Kali fehlte, 48 Mark, wenn an der Volld&uuml;ngung die Phosphors&auml;ure fehlte, 5 Mark, wenn an der Volld&uuml;ngung der Stickstoff fehlte. Es ist berechnet worden, da&szlig;, wenn Deutschland seine Stickstoffd&uuml;ngung verdoppeln w&uuml;rde, es nicht nur seinen gesamten Bedarf an Getreide und Kartoffeln decken, sondern noch erhebliche Mengen f&uuml;r den Export er&uuml;brigen k&ouml;nnte. Und die Hauptquelle dieses wertvollsten D&uuml;ngemittels, die Salpeterlager Chiles, genauso wie die Guanolager, gehen rasch ihrer Ersch&ouml;pfung entgegen, w&auml;hrend der Bedarf an Stickstoffpr&auml;paraten - in Deutschland, Frankreich, England und in den letzten zehn Jahren auch in den Vereinigten Staaten von Amerika - immer gr&ouml;&szlig;er wird. Der englische Chemiker William Crookes hat schon im Jahre 1899 diese Frage aufgeworfen und bezeichnete sie als eine Angelegenheit von weit gr&ouml;&szlig;erer Bedeutung als die M&ouml;glichkeit einer nahen Ersch&ouml;pfung der britischen Kohlenfelder. Als die Hauptaufgabe der Chemie betrachtete er demnach die L&ouml;sung des Problems, Stickstoffd&uuml;ngemittel aus dem ungeheuren Stickstoffreservoir der Luft zu fabrizieren. Man bedenke nur, da&szlig; das &uuml;ber einem Quadratzentimeter Boden befindliche Luftquantum rund ein Kilogramm wiegt und da&szlig; vier F&uuml;nftel hiervon Stickstoff sind, woraus sich berechnet, da&szlig; der Stickstoffgehalt der irdischen Atmosph&auml;re rund 4.000 Millionen Tonnen betr&auml;gt. Dem steht ein jetziger j&auml;hrlicher Verbrauch von Salpeter entsprechend rund 300.000 Tonnen Stickstoff gegen&uuml;ber. Wenn also &uuml;berhaupt kein Ersatz des Stickstoffs stattf&auml;nde, so w&uuml;rde seine chemische Bindung gen&uuml;gen, um den heutigen Salpeterbedarf der Welt w&auml;hrend mehr als 14.000 Millionen Jahren zu decken. </P>
<P>Und diese Aufgabe ist heute gel&ouml;st. Schon im Jahre 1899 stellten A Frank und N. Caro durch Einwirkung von atmosph&auml;rischem Stickstoff auf Kalziumcarbid (Kalk und Kohle) bei hoher Temperatur Kalziumzyanamid her, welches in der rohen Masse 14 bis 22 Prozent Stickstoff enth&auml;lt. Das neue D&uuml;ngemittel ist unter dem Namen Kalkstickstoff in den Handel gebracht. Aber dieses Verfahren ist nicht das <A NAME="S477"><B>|477|</A></B> einzige. Den Norwegern C. Birkeland und S. Eyde ist es im Jahre 1903 gelungen, den Luftstickstoff unmittelbar durch Verbrennung auf elektrischem Wege in Salpeters&auml;ure &uuml;berzuf&uuml;hren. Das zweite Verfahren liefert ein Produkt, das dem Chilesalpeter in jeder Beziehung ebenb&uuml;rtig, auf gewissen Bodenarten sogar &uuml;berlegen ist. Seit einigen Jahren ist es auf dem deutschen D&uuml;ngermarkt als Norgesalpeter eingef&uuml;hrt. Und im Jahre 1905 gelang es Otto Sch&ouml;nherr, ein Verfahren aufzufinden, welches sich im Vergleich zu demjenigen von Birkeland-Eyde als technisch noch vorteilhafter darstellt. Es erfordert au&szlig;er der elektrischen Kraft nur die allerbilligsten Materialien, n&auml;mlich Wasser und Kalkstein. Dagegen hat man zur Erzeugung von Kalkstickstoff auch noch Kohle n&ouml;tig, und der erforderliche Stickstoff kann nicht in der Form von Luft angewendet, sondern mu&szlig; aus dieser eigens abgetrennt werden. Somit ist der Landwirtschaft ein neues D&uuml;ngemittel zugef&uuml;hrt, das auf dem Wege eines rein technisch-industriellen Prozesses hergestellt wird und in unerme&szlig;lichen Mengen zur Verf&uuml;gung steht.<A NAME="ZF14"><A HREF="beaa_453.htm#F14">(14)</A></A> </P>
<P>Nach A M&uuml;ller scheidet ein gesunder, erwachsener Mensch durchschnittlich j&auml;hrlich 48,5 Kilogramm feste und 438 Kilogramm fl&uuml;ssige Exkremente aus. Diese Stoffe repr&auml;sentieren nach dem heutigen Stande der D&uuml;ngerpreise, wenn sie ohne Wertverluste durch Ausd&uuml;nstungen usw. verwendet werden k&ouml;nnen, einen Geldwert von zirka 5,15 Mark. Die gro&szlig;e Schwierigkeit, diese Sto&szlig;e voll auszun&uuml;tzen, liegt wesentlich an der Herstellung zweckm&auml;&szlig;iger, umfassender Sammelvorrichtungen und in den hohen Transportkosten. Ein gro&szlig;er Teil der Exkremente aus den St&auml;dten wird unseren Fl&uuml;ssen und Str&ouml;men zugef&uuml;hrt und verschmutzt dieselben. Ebenso werden die Abf&auml;lle der K&uuml;che, der <A NAME="S478"><B>|478|</A></B> Gewerbe und Industrien, die ebenfalls als D&uuml;nger verwendbar sind, meist leichtfertig vergeudet. </P>
<P>Die neue Gesellschaft wird Mittel und Wege finden, dieser Verschwendung zu begegnen. Sie wird diese Frage leichter l&ouml;sen, und zwar auch dadurch,<I> da&szlig; die gro&szlig;en St&auml;dte allm&auml;hlich aufh&ouml;ren zu existieren, indem die Bev&ouml;lkerung sich dezentralisiert</I>. </P>
<I><P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_22_7">7. Aufhebung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land</A></P>
</I><P>Unsere heutige Gro&szlig;st&auml;dtebildung wird niemand f&uuml;r ein gesundes Produkt ansehen. Das herrschende Industrie- und Wirtschaftssystem zieht best&auml;ndig gro&szlig;e Massen der Bev&ouml;lkerung nach den gr&ouml;&szlig;eren St&auml;dten.<A NAME="ZF15"><A HREF="beaa_453.htm#F15">(15)</A></A> Dort ist der Hauptsitz der Industrie und des Handels, dort laufen die Verkehrswege zusammen, dort sitzen die Inhaber der gro&szlig;en Verm&ouml;gen, die Zentralbeh&ouml;rden, die Milit&auml;rkommandos, die h&ouml;heren Gerichte. Dort gibt es die gro&szlig;en Bildungsanstalten, die K&uuml;nstlerakademien, die gro&szlig;en Vergn&uuml;gungs- und Unterhaltungsst&auml;tten, Ausstellungen, Museen, Theater, Konzerts&auml;le usw. Tausende zieht der Beruf, Tausende das Vergn&uuml;gen, noch mehr Tausende die Hoffnung auf leichteren Verdienst und angenehmeren Lebensunterhalt hin. </P>
<P>Aber diese Gro&szlig;stadtbildung macht, bildlich gesprochen, den Eindruck eines Menschen, dessen Bauchumfang best&auml;ndig zunimmt, wo- <A NAME="S479"><B>|479|</A></B> hingegen die Beine immer d&uuml;nner werden und schlie&szlig;lich die Last nicht mehr tragen k&ouml;nnen. In unmittelbarer N&auml;he dieser St&auml;dte nehmen s&auml;mtliche D&ouml;rfer ebenfalls einen st&auml;dtischen Charakter an, in denen sich das Proletariat ansammelt. Die meist verm&ouml;genslosen Gemeinden m&uuml;ssen die Steuerkraft aufs &auml;u&szlig;erste anspannen und k&ouml;nnen dennoch den gestellten Anforderungen nicht gen&uuml;gen. Sind sie schlie&szlig;lich an die Gro&szlig;stadt und diese an sie heranzer&uuml;ckt, so fliegen sie wie ein der Sonne zu nahe gekommener Planet in diese hinein. Aber damit werden die gegenseitigen Lebensbedingungen nicht verbessert. Diese werden vielmehr immer ung&uuml;nstiger durch die Anh&auml;ufung der Massen in &uuml;berf&uuml;llten Wohnr&auml;umen. Diese in der gegenw&auml;rtigen Entwicklung notwendigen, gewisserma&szlig;en die Revolutionszentren bildenden Massenansammlungen haben in der neuen Gesellschaft ihren Zweck erf&uuml;llt. Ihre allm&auml;hliche Aufl&ouml;sung ist notwendig,<I> indem jetzt umgekehrt die Bev&ouml;lkerung von den gro&szlig;en St&auml;dten auf das Land wandert, dort neue, den ver&auml;nderten Verh&auml;ltnissen entsprechende Gemeinden bildet und ihre industrielle T&auml;tigkeit mit der landwirtschaftlichen verbindet</I>. </P>
<P>Sobald die Stadtbev&ouml;lkerung durch Ausgestaltung der Verkehrsmittel, der Produktionseinrichtungen usw. die M&ouml;glichkeit hat, alles, was sie an gewohnten Kulturbed&uuml;rfnissen besitzt, auf das Land zu &uuml;bertragen, dort ihre Bildungsanstalten, Museen, Theater, Konzerts&auml;le, Bibliotheken, Gesellschaftslokale usw. wiederzufinden, wird die Wanderung beginnen. Das Leben wird die Annehmlichkeiten der bisherigen Gro&szlig;stadt<I> ohne ihre Nachteile</I> erlangen. Die Bev&ouml;lkerung wird weit ges&uuml;nder und angenehmer wohnen. Die Landbev&ouml;lkerung wird sich an der Industrie, die Industriebev&ouml;lkerung an dem Acker- und Gartenbau beteiligen, eine Abwechslung in der Besch&auml;ftigung, die gegenw&auml;rtig nur wenig Menschen genie&szlig;en und meist nur unter der Bedingung eines &Uuml;berma&szlig;es von Arbeitszeit und Anstrengung. </P>
<P>Wie auf allen Gebieten, so arbeitet auch auf diesem die b&uuml;rgerliche Welt dieser Entwicklung vor, indem von Jahr zu Jahr immer mehr industrielle Unternehmungen auf das Land siedeln. Die ung&uuml;nstigen Lebensbedingungen der Gro&szlig;stadt, teure Mieten, h&ouml;here L&ouml;hne zwingen viele Unternehmer zu dieser &Uuml;bersiedlung. Andererseits werden die Gro&szlig;grundbesitzer immer mehr Industrielle (Zuckerfabrikanten, Schnapsbrenner, Bierbrauer, Zement-, Tonwaren-, Ziegel-, Holzbearbeitungs-, Papierfabrikanten usw.). Auch wohnen schon heute Zehn- <A NAME="S480"><B>|480|</A></B> tausende in den Vororten der gro&szlig;en St&auml;dte, denen die Bef&ouml;rderungsmittel diese Wohnweise erm&ouml;glichen. </P>
<I><P>Durch die Dezentralisierung der Bev&ouml;lkerung wird auch der gegenw&auml;rtig bestehende Gegensatz zwischen Land- und Stadtbev&ouml;lkerung verschwinden. </P>
</I><P>Der Bauer, dieser moderne Helote, der bisher in seiner Vereinsamung auf dem Lande von aller h&ouml;heren Kulturentwicklung abgeschnitten war, wird jetzt ein freier Mensch, weil er im vollsten Ma&szlig;e Kulturmensch wird.<A NAME="ZF16"><A HREF="beaa_453.htm#F16">(16)</A></A> Des F&uuml;rsten Bismarck einstmaliger Wunsch, die gro&szlig;en St&auml;dte vernichtet zu sehen, wird erf&uuml;llt, aber in einem anderen Sinne, als er erwartete.<A NAME="ZF17"><A HREF="beaa_453.htm#F17">(17)</A></A> </P>
<P><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von August Bebel</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> Auch die Kirchenv&auml;ter, P&auml;pste und Bisch&ouml;fe haben in den Jahrhunderten, in welchen das Gemeineigentum noch vorherrschte, aber der Raub an demselben einen immer gr&ouml;&szlig;eren Umfang annahm, sich nicht enthalten k&ouml;nnen, in kommunistischer Richtung zu eifern. Freilich der Syllabus und die Enzykliken des neunzehnten Jahrhunderts kennen diesen Ton nicht mehr, auch die r&ouml;mischen P&auml;pste sind der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft untert&auml;nig geworden und werfen sich, gegen&uuml;ber den Sozialisten, zum eifrigsten Verteidiger derselben auf. So sagte Bischof<I> Klemens I.</I> (gestorben 102 unserer Zeit): "Der Gebrauch aller Dinge auf dieser Welt soll allen gemeinsam sein. Es ist eine Ungerechtigkeit zu sagen: Das ist mein eigen, das geh&ouml;rt mir, jenes dem anderen. Von daher ist die Zwietracht unter die Menschen gekommen." Bischof<I> Ambrosius</I> von Mailand, der um 374 lebte, rief aus: "Die Natur gibt alle G&uuml;ter allen Menschen gemeinsam, denn Gott hat alle Dinge geschaffen, damit der Genu&szlig; f&uuml;r alle gemeinschaftlich sei und damit<I> die Erde zum gemeinschaftlichen Besitztum werde</I>. Die Natur hat also das Recht der Gemeinschaft erzeugt, und es ist nur die ungerechte Anma&szlig;ung (Usurpatio), welche das Eigentumsrecht erzeugt."<I> St. Johannes Chrysostomus</I> (gestorben 407) erkl&auml;rte in seinen gegen die Sittenlosigkeit und Verderbnis der Bev&ouml;lkerung Konstantinopels gerichteten Homilien: "<I>Nenne niemand etwas sein eigen</I>; von Gott haben wir jegliches zu gemeinsamem Genu&szlig; empfangen,<I> und Mein und Dein sind Worte der L&uuml;ge</I>!" <I>St. Augustin</I> (gestorben 430) &auml;u&szlig;erte: "Weil das individuelle Eigentum existiert, existieren auch die Prozesse, die Feindschaften, die Zwietracht, die Kriege, die Aufst&auml;nde, die S&uuml;nden, die Ungerechtigkeiten, die Mordtaten. Woher kommen alle diese Gei&szlig;eln? Einzig von dem Eigentum. Enthalten wir uns also, meine Br&uuml;der,<I> ein Ding als Eigentum zu besitzen</I>, oder wenigstens enthalten wir uns, <I>es zu lieben</I>." Papst<I> Gregor</I> der Gro&szlig;e, um 600, erkl&auml;rte: "Sie sollen es wissen,<I> da&szlig; die Erde, wovon sie</I> ja herstammen und gemacht sind, allen Menschen<I> gemeinschaftlich ist</I>, und da&szlig; daher die Fr&uuml;chte, welche die Erde erzeugt,<I> allen ohne Unterschied geh&ouml;ren sollen</I>." <I>Bossuet,</I> der ber&uuml;hmte Bischof von Meaux, gestorben 1704, sagt in seiner "Politik der heiligen Schrift": "Ohne die Regierungen w&uuml;rde die Erde nebst ihren G&uuml;tern ebenso gemeinschaftlich den Menschen geh&ouml;ren als Luft und Licht; nach dem Urrechte der Natur hat niemand das besondere Recht auf irgend etwas.<I> Alles geh&ouml;rt allen; aus der b&uuml;rgerlichen Regierung entspringt das Eigentum</I>." Der Schlu&szlig;satz m&uuml;&szlig;te deutlicher ausgedr&uuml;ckt hei&szlig;en: Weil das Gemeineigentum Privateigentum wurde, haben wir b&uuml;rgerliche Regierungen erhalten, die es sch&uuml;tzen m&uuml;ssen. Und einer der Modernen,<I> Zachari&auml;</I>, sagt in seinen "Vierzig B&uuml;chern vom Staat": "Alle Leiden, mit welchen zivilisierte V&ouml;lker zu k&auml;mpfen haben,<I> lassen sich auf das Sondereigentum an Grund und Boden</I> als Ursache zur&uuml;ckf&uuml;hren." Die Genannten haben s&auml;mtlich mehr oder weniger richtig die Natur des Privateigentums erkannt, das, seitdem es existiert, wie St. Augustin vollkommen korrekt sagt, die Prozesse, die Feindschaften, die Zwietracht, die Kriege, die Aufst&auml;nde, die Ungerechtigkeiten, die Mordtaten in die Welt brachte, &Uuml;bel, die mit seiner Aufhebung wieder verschwinden werden. <A HREF="beaa_453.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> Auch im amtlichen Bericht &uuml;ber die Weltausstellung in Chikago hei&szlig;t es: "Die Verwertung des Wassers f&uuml;r die Obstzucht wie f&uuml;r die Gem&uuml;sezucht ist immer mehr anzustreben, und Wassergenossenschaften zu dem Zwecke k&ouml;nnten auch bei uns aus W&uuml;sten Paradiese schaffen."<A HREF="beaa_453.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> "Sind doch zum Beispiel in einem der h&ouml;chst kultivierten Gebiete der &ouml;sterreichischen Monarchie - in B&ouml;hmen - 656.000 Hektar Ackerboden, das ist ein Viertel der gesamten Ackerfl&auml;che, entw&auml;sserungsbed&uuml;rftig, und von der gesamten Wiesenfl&auml;che von 174.000 Hektar soll ein Drittel entweder zu trocken oder zu na&szlig; sein. Viel schlimmer steht es nat&uuml;rlich in Gegenden, welche im allgemeinen in der wirtschaftlichen Entwicklung zur&uuml;ckstehen, wie namentlich in Galizien." Dr. Eugen von Philippovich, Volkswirtschaftspolitik. S. 97, T&uuml;bingen 1909. <A HREF="beaa_453.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A> Einen hoch anzuschlagenden Nutzen gew&auml;hrt, nach Schwappach, der Wald durch die Bindung des Bodens, namentlich im Gebirge durch Verh&uuml;tung der Abschwemmung als in der Ebene durch Beruhigung des losen Sandes. Die Entwaldung bildet eine der Hauptursachen der Versandung des Ackerlandes in Ru&szlig;land. <A HREF="beaa_453.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F5">(5)</A> P. Mack, Althof-Ragnit, Rittmeister a.D. und Rittergutsbesitzer, Der Aufschwung unseres Landwirtschaftsbetriebs durch Verbilligung der Produktionskosten. Eine Untersuchung &uuml;ber den Dienst, den Maschinentechnik und Elektrizit&auml;t der Landwirtschaft bieten. K&ouml;nigsberg 1900. <A HREF="beaa_453.htm#ZF5">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F6">(6)</A> Eine gro&szlig;e Bedeutung erlangte in den letzten Jahren der Untergrundpacker (Campbells), mit welchem in regen&auml;rmeren Gegenden Nordamerikas geradezu staunenerregende Erfolge erzielt worden sein sollen. Die M&ouml;glichkeit der Leuteersparnis f&uuml;hrte zur Konstruktion von Ferneinlegern f&uuml;r den Dreschkasten, Kurzstrohhebevorrichtungen usw. Dieselbe Leutenot dr&auml;ngt zu noch weiterer Verwendung arbeitsparender Maschinen, wie Kartoffelsortierer, Kartoffelpflanzmaschinen, Kartoffellegemaschinen, Walzentrockenapparate, Heulademaschinen, Schwadensammler usw. <A HREF="beaa_453.htm#ZF6">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F7">(7)</A> Kurt Krohne, Die erweiterte Anwendung des elektrischen Betriebs in der Landwirtschaft. Elektrotechnische Zeitschrift 1908, Hefte 39 bis 41. <A HREF="beaa_453.htm#ZF7">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F8">(8)</A> M. Breslauer, Beeinflussung des Pflanzenwachstums durch Elektrizit&auml;t. Elektrotechnische Zeitschrift 1908, Heft 38, S. 1915. Eine kleine Demonstrationsanlage ist in der N&auml;he von Berlin unter Leitung von Breslauer im Bau begriffen. <A HREF="beaa_453.htm#ZF8">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F9">(9)</A> Dr. G. Ruhland, Die Grundprinzipien aktueller Agrarpolitik. T&uuml;bingen 1893, Lauppsche Buchhandlung. <A HREF="beaa_453.htm#ZF9">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F10">(10)</A> Von Kommerzienrat Heinrich Albert-Bieberich unter Mitwirkung von Landwirtschaftslehrer Homuth. Friedenau-Berlin 1901. <A HREF="beaa_453.htm#ZF10">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F11">(11)</A> Von den vorhandenen 5 Millionen Hektar &Ouml;dland, Brache, Weide usw. sind 4<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> Millionen Hektar verrechnet. Was davon mehr aufgeforstet wird, k&ouml;nnte andererseits durch die Umwandlung von Wald in Acker- beziehungsweise Wiesenbau gewonnen werden. <A HREF="beaa_453.htm#ZF11">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F12">(12)</A> "Es gibt ein Rezept f&uuml;r die Fruchtbarkeit der Felder und f&uuml;r die ewige Dauer ihrer Ertr&auml;ge; wenn dieses Mittel seine folgerichtige Anwendung findet, so wird es sich lohnender erweisen als alle, welche jemals die Landwirtschaft sich erworben hat; es besteht in folgendem: Ein jeder Landwirt, der einen Sack Getreide nach der Stadt f&auml;hrt, oder einen Zentner Raps oder R&uuml;ben, Kartoffeln usw., sollte, wie der chinesische Kuli, ebensoviel (wom&ouml;glich mehr) von den Bodenbestandteilen seiner Feldfr&uuml;chte wieder aus der Stadt mitnehmen und dem Felde geben, dem er sie genommen hat; er soll eine Kartoffelschale und einen Strohhalm nicht verachten, sondern daran denken, da&szlig; die Schale einer seiner Kartoffeln und der Halm einer seiner &Auml;hren fehlt. Seine Ausgabe f&uuml;r diese Einfuhr ist gering und ihre Anlage sicher, eine Sparkasse ist nicht sicherer und kein Kapital verb&uuml;rgt ihm eine h&ouml;here Rente; die Oberfl&auml;che seines Feldes wird sich<I> in ihrem Ertrag in zehn Jahren schon verdoppeln</I>, er wird mehr Korn, mehr Fleisch und mehr K&auml;se erzeugen, ohne mehr an Arbeit und Zeit zuzusetzen, und er wird nicht in ewiger Unruhe wegen neuer unbekannter Mittel sein, die es nicht gibt, um sein Feld in anderer Weise fruchtbar zu erhalten ... Alte Knochen, Ru&szlig;, Asche, ausgelaugt und unausgelaugt, das Blut der Tiere und Abf&auml;lle aller Art sollten in Anstalten gesammelt und f&uuml;r die Versendung zubereitet werden ... Die Regierungen und Polizeibeh&ouml;rden in den St&auml;dten sollten Sorge daf&uuml;r tragen, da&szlig; durch eine zweckm&auml;&szlig;ige Einrichtung der Latrinen und Kloaken einem Verlust an diesen Stoffen vorgebeugt werde." Liebig, Chemische Briefe. Leipzig und Heidelberg 1865. <A HREF="beaa_453.htm#ZF12">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F13">(13)</A> Die deutsche Landwirtschaft an der Jahrhundertwende. Festrede, gehalten an der K&ouml;niglichen Landwirtschaftlichen Akademie am 12. Januar 1900 von Dr. Max Delbr&uuml;ck. <A HREF="beaa_453.htm#ZF13">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F14">(14)</A> Nach Professor Bernthsen, &Uuml;ber Luftsalpeters&auml;ure. Vortrag, gehalten auf dem siebenten Internationalen Kongre&szlig; zu London. Zeitschrift f&uuml;r angewandte Chemie. 1909, Heft 24. Da die neue Industrie zur Erzeugung der Elektrizit&auml;t billiger Wasserkr&auml;fte bedarf, so sicherten sich die Badische Anilin- und Sodafabrik und andere deutsche chemische Fabriken in Verbindung mit der von Birkeland-Eyde gebildeten norwegisch-franz&ouml;sischen Gesellschaft geeignete Wasserkr&auml;fte in Norwegen. Es wurden gebildet zwei Gesellschaften, jede mit einem Aktienkapital von 16.000.000 Kronen, zur Ausnutzung norwegischer Wasserkr&auml;fte und zur Salpetergewinnung. Au&szlig;erdem ist die Badische Anilin- und Sodafabrik bei der bayerischen Regierung um die Konzessionierung eines Planes zur Gewinnung von etwa 50.000 elektrischen Pferdest&auml;rken aus der Alz und zur Errichtung einer Fabrik nahe Burghausen im s&uuml;d&ouml;stlichen Bayern eingekommen. <A HREF="beaa_453.htm#ZF14">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F15">(15)</A> Nach der Berufsz&auml;hlung vom 12. Juni 1907 hatte Deutschland 42 Gro&szlig;st&auml;dte mit je &uuml;ber 100.000 Einwohnern. Im Jahre 1816 gab es in Deutschland nur 2 St&auml;dte mit mehr als 100.000. 1871 hatte es deren nur 8. Berlin z&auml;hlte 1871 rund 826.000, 1900 1.888.000, 1905 2.040.148, es war also um mehr als das Doppelte (147 Prozent) gewachsen. Das "Gro&szlig;-Berlin" z&auml;hlte 1871 875.328, 1900 2.469.009 Einwohner. Im Jahre 1907 hatten 42 Gro&szlig;st&auml;dte 11.790.000 Bewohner, und der Anteil an der Gesamtbev&ouml;lkerung betr&auml;gt jetzt rund 19 Prozent. Eine Anzahl dieser Gro&szlig;st&auml;dte sah sich gen&ouml;tigt, die vor ihren Toren liegenden industriereichen Vororte, die an sich schon der Bev&ouml;lkerungszahl nach St&auml;dte bildeten, in den Stadtverband aufzunehmen, wodurch ihre Bev&ouml;lkerungszahl mit einem Schlage bedeutend stieg. In dem Zeitraum von 1885 bis 1905 wuchs Leipzig von 170.000 auf 503.672 Einwohner, K&ouml;ln von 161.000 auf 478.722, Magdeburg von 114.000 auf 240.633, M&uuml;nchen von 270.000 auf 538.983, Breslau von 299.000 auf 470.904, Frankfurt a.M. von 154.000 auf 334.978, Hannover von 140.000 auf 250.024, D&uuml;sseldorf von 115.000 auf 253.274, N&uuml;rnberg von 115.000 auf 294.426, Chemnitz von 111.000 auf 294.927, Essen von 65.074 auf 239.692 Einwohner usw. <A HREF="beaa_453.htm#ZF15">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F16">(16)</A> Professor Adolf Wagner &auml;u&szlig;ert in dem schon zitierten Werke "Lehrbuch der politischen &Ouml;konomie" von Rau; "Das private, kleine l&auml;ndliche Grundeigentum bildet eine durch keine andere Einrichtung zu ersetzende &ouml;konomische Basis f&uuml;r einen hochwichtigen Teil der Bev&ouml;lkerung, einen unabh&auml;ngigen, selbst&auml;ndigen Bauernstand und dessen eigent&uuml;mliche sozialpolitische Stellung und Funktion." Wenn der Autor nicht seinen konservativen Freunden zuliebe &agrave; tout prix f&uuml;r den kleinen Bauer schw&auml;rmt, mu&szlig; er unseren Kleinbauer f&uuml;r einen der &auml;rmsten Menschen halten. Der kleine Bauer ist unter den gegebenen Verh&auml;ltnissen f&uuml;r die h&ouml;here Kultur nahezu unzug&auml;nglich, er rackert sich bei schwerer Arbeit von fr&uuml;h bis sp&auml;t ab und lebt oft schlechter als ein Hund. Fleisch, Butter, Eier, Milch, die er produziert, genie&szlig;t nicht er, er produziert f&uuml;r andere, er kann sich unter den jetzigen Verh&auml;ltnissen in keine h&ouml;here Lebenslage emporarbeiten und wird dadurch ein <I>kulturbeklemmendes </I>Element. Wer die R&uuml;ckw&auml;rtserei liebt, weil er dabei seine Rechnung findet, mag an der Fortexistenz dieser sozialen Schicht Genugtuung empfinden; der menschliche Fortschritt bedingt, da&szlig; sie verschwindet. <A HREF="beaa_453.htm#ZF16">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F17">(17)</A> Otto von Bismarck donnerte im Erfurter "Unionsparlament" von 1850 gegen die gro&szlig;en St&auml;dte "als die Herde der Revolution", die man dem Erdboden gleichmachen m&uuml;sse. Er hatte recht, die b&uuml;rgerliche Gesellschaft erzeugt im modernen Proletariat ihre "Totengr&auml;ber". <A HREF="beaa_453.htm#ZF17">&lt;=</A></P>
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