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<TITLE>Thomas Münzer: Hochverursachte Schutzrede</TITLE>
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<HR size="1">
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<H2>Thomas Münzer</H2>
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<H1>Hochverursachte Schutzrede</H1>
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<P align="left"><B>und Antwort wider das geistlose, sanftlebende Fleisch zu
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Wittenberg, welches mit verkehrter Weise durch den Diebstahl der Heiligen
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Schrift die erbärmliche Christenheit also ganz jämmerlichen
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besudelt hat. Thomas Müntzer, Allstedter</B></P>
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<HR size="1">
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<P align="left">Aus der Höhlen Eliä, welches Ernst niemand
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verschonet (1. Kön. 18, Matth. 17, Luk. 1, Offb. 11). Anno 1524</P>
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<P>Dem durchläuchtigsten, erstgebornen Fürsten und
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allmächtigen Herren Jesu Christo, dem gütigen König aller
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Könige, dem tapfern Herzogen allen Gelaubigen, meinem gnädigsten
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Herrn und getreuem Beschirmer und seiner betrübten, einigen Braut, der
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armen Christenheit.</P>
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<P>Aller Preis, Name, Ehre und Würde, Titel und alle Herrlichkeit sei
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dir allein, du ewiger Gottessohn (Phil. 2), nachdem dein Heiliger Geist vor
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den gnadlosen Löwen, den Schriftgelehrten, allezeit solch Glück
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gehabt, daß er müßte der allerärgste Teufel sein
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(Joh. 8), wiewohl du ihn ohne Maße von Anbeginn hast (Joh.3), und
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alle Auserwählte haben ihn von deiner Völle überkommen (Joh.
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1), und er in ihnen also wohnet (1. Kor. 3 und 4, 2. Kor. 1, Eph. 1, Ps.
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5). Du gibst ihn' allen, die dir entgegenlaufen, nach der Maß ihres
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Glaubens (Eph. 4, Ps. 68). Und wer ihn nicht hat, daß er seinem Geist
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unbetrüglich Gezeugnis gebe, der ist dir, Christo, nicht
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zuständig (Röm. 8). Das unüberwindlich Gezeugnis hast du
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(Ps. 93).</P>
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<P>Derhalben ist es nicht fast groß Wunder, daß der
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allerehrgeizigster Schriftgelehrter Doktor Lügner je länger je
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weiter zum hochfärtigen Narren wird und sich mit deiner Heiligen
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Schrift ohne alles Absterben seines Namen und Gemachs bedeckt und aufs
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allerbetrüglichst behilft und nichts weniger will mit dir aufs
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vorderste zu schaffen haben (Jes. am 8. Kap.), gleichwie er deine Urteil
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(durch dich, die Pforten der Wahrheit) erlangt hätt, und ist also
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frech vor deinem Angesicht und verachtet zu Boden deinen richtigen Geist.
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Dann er meldet sich deutlich unwiderrüflich, daß er aus tobendem
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Neide und durch den allerverbittersten Haß, mich, dein erworben Glied
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in dir, ohne redliche, wahrhaftige Ursach vor seinen höhnischen,
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spöttischen, erzgrimmigen Mitgenossen zur Lächerei macht und vor
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den Einfältigen zur unerstattlichen Ärgernis einen Satan oder
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Teufel schilt und mit seinem verkehrten, lästerlichen Urteil
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schmähet und spottet.</P>
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<P>In dir bin ich aber wunnsam und hiergegen deines milden Trostes ganz
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voll gesättigt, wie du auch deinen herzlichen Freunden ganz holdselig
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vorgetragen hast, sagende (Matth. 10): »Der Schüler hat es nicht
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besser dann der Meister.« So sie nun dich unschuldigen Herzogen und
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getrösten Seligmacher also lästerlich haben Beelzebub
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geheißen, wieviel mehr mich, deinen unverdrossen Landsknecht, nachdem
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ich mich des schmeichelnden Schelmen zu Wittenberg geäußert hab
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und deiner Stimm gefolget (Joh. 10). Ja, es muß also hergehn, wo man
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die sanftlebenden Gutdunkler im gedichten Glauben und in ihren
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pharisäischen Tücken nicht will lassen recht haben, ihren Namen
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und Pracht zu niedergehn. Du vermöchtest dasselbig auch nicht vor ihn'
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überhaben sein. Sie ließen sich auch bedünken, gelehrter zu
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sein denn du und deine Schuler. Ja, sie waren mit ihrem buchstabischen
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Trotz wohl gelehrter, denn der Doktor Ludibrii nimmermehr werden kann, sie
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hätten auch Geschreis und Namens genug in aller Welt. Es war dannoch
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nicht recht, das sie gegen dir mit ihrem Verstand fürnahmen und
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wollten's mit der klaren Schrift wider dich beweisen, wie sie dann dem
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Nicodemo vorworfen (Joh 7) und vom Sabath (Joh 5 und am 9. Kap.) sagten.
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Sie zogen die ganze Schrift gegen dir, auf's allerhöchst, daß du
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darum solltest und müssest sterben, daß du dich frei bekennest
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einen Sohn Gottes, vom ewigen Vater geborn, wie wir deinen Geist. Darum
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sprachen sie: »Wir haben ein Gesetz, nach des Inhalt muß er
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sterben !« Denn sie hatten den Text (5. Mos. am 13. und am 18.) auf
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dich gezerret und möchten sich auch nicht weiter umsehen im selbigen,
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in aller Maß wie jetzund mir der verschmitzte Schriftstehler tut. Da
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die Schrift aufweiset am höchsten, verspottet er mit inbrünstigem
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Neide, nennet den Geist Gottes einen Teufel.</P>
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<P>Die ganze Heilige Schrift saget nicht anders (wie auch alle Kreaturen
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ausweisen) denn vom gekreuzigten Sohne Gottes, derhalben er auch selber
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anfing vom Mose durch alle Propheten zu eröffnen sein Amt, daß
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er müßte also leiden und eingehen in den Preis seines Vaters.
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Dies ist klärlich beschrieben Lukä am letzten Kapitel. Und Paulus
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sagt auch, daß er nicht anderst denn Christum den Gekreuzigten
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predigen könne (1. Kor. 1). Nachdem er das Gesetz Gottes tiefer
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erforschet hätte denn alle seine Mitgenossen (Gal. 1), möchte er
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doch nichts anders darinnen finden denn den leidenden Sohn Gottes, welcher
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saget (Matth. 5), daß er nicht gekommen wär, das Gesetz
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aufzuheben oder den Bund Gottes zerreißen, sondern vielmehr zu
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vollführen, erklären und erfüllen.</P>
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<P>Es möchten dies alles die hässigen Schriftgelehrten nicht
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erkennen, dann sie erforschten nicht die Schrift aus ganz ihrem Herzen und
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Geiste, wie ihnen doch gebührete (Ps. 119) und Christus ihnen auch
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befahl (Joh. 5). Sie warn darinnen gelehret wie die Affen, wöllen dem
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Schuster Schuh nachmachen und verderben das Leder. Ei warum? Sie
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wöllen des Heiligen Geists Trost vernehmen und sein ihr Leben lang
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durch Traurigkeit des Herzens auf ihren Grund nie kommen, wie sich's doch
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gebühret, soll anderst das rechte Licht leuchten im Finsternis und uns
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dadurch das Gewalt geben, Kinder Gottes zu sein, wie klärlich
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beschrieben ist (Ps. 55 und 63, Joh 1).</P>
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<P>So nun Christus schon also angenommen durch den Alten und Neuen
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bezeugten Bund Gottes gepredigt ohn Eröffnung des Geists würde,
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könnt ein viel ärger verwickelts Affenspiel daraus werden dann
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mit den Juden und Heiden, wie ein jeder jetzt vor sichtigen Augen siehet,
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daß die jetzigen Schriftgelehrten nicht anders tun dann vorzeiten die
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Pharisäer, berühmen sich der Heiligen Schrift, schreiben und
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klecksen alle Bücher voll und schwatzen immer je länger je mehr:
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»...Glaube, glaube!« , und verleugen doch die Ankunft des
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Glaubens, verspotten den Geist Gottes und glauben gar überall nichts,
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wie du siehst. Es will ihr' keiner predigen, er hab dann 40 oder 50 Gulden.
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Ja, die besten wollen mehr dann hundert oder zweihundert Gulden haben. Da
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wird an ihnen wahr die Weissagung Micha (3): »Die Pfaffen predigen um
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Lohns willen und wollen Ruhe und gute Gemach haben und die
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allergrößte Würdigkeit auf Erden« , und sich dennoch
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wissen zu rühmen, sie verstehen den Ursprung und treiben doch wider
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ihn das allerhöchste Widerspiel, darum, daß sie den richtigen
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Geist einen irrigen Geist und Satan schelten mit dem Deckel der Heiligen
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Schrift, wie Christo widerfuhre, da er durch sein Unschuld den Willen
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seines Vaters verkündigte, welcher den Schriftgelehrten viel zu hoch
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und verdrießlich war (Joh 5 und 6).</P>
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<P>Du findest's nicht anders bis auf den heutigen Tag. Wann die Gottlosen
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durchs Gesetz beschlossen werden, sagen sie Sie mit großer
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Leichtfertigkeit: »Ha, es ist aufgehoben!« Wenn es aber ihnen
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recht erklärt wird, wie es im Herzen geschrieben (2. Kor. 3) und wie
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man durch Anweisung desselbigen Achtung haben muß, zu betrachten die
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richtigen Gänge zum Ursprung des Glaubens (Ps. 37), da
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überfällt der Gottlose den Gerechten und trägt Paulum
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herfürer mit einem solchen tölpischen Verstand, daß es den
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Kindern auch zum Puppenspiel wird (Ps. 64). Noch will er der
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Allerklügste auf Erden sein, daß er sich auch rühmet, er
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hab keinen gleichen. Darüber nennet er alle armselige Menschen die
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Schwimmelgeister und mag nicht hören, so man das Wort Geist redet oder
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lieset. Er muß den klugen Kopf schütteln, der Teufel mag's nicht
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hören (Spr. 18), so man ihm vom Anfang des Glaubens saget, denn er ist
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heraußergestoßen. Darum hat er den Gebrauch der Täuscherei
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(2.Kor. 11). Im höchsten Alphabet der Musiken, Disdiapason, singt er
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aus Paulo (Röm. 12), man soll sich mit solchen hohen Dingen nicht
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bekümmern, sonder ebenmachen den geringen. Da schmecket ihm der Brei,
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nicht anders. Es grauset ihm vor der Suppen zum Früheessen. Er
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spricht, man soll einfaltig glauben, und sieht nicht, was darzu
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erforderlich ist. Darum saget Salomon von einem solchen Menschen, daß
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er ein Stocknarr ist, wie geschrieben stehet Spr. am 24. Kap., sagende:
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»Dem Narren ist die Weisheit Gottes viel zu hoch.«</P>
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<P>Christus fing an von Ursprung wie Moses und erklärt das Gesetz vom
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Anfang bis zum Ende. Darum sagte er: »Ich bin ein Licht der
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Welt.« Sein Predigen war also wahrhaftig und also ganz wohl
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verfasset, daß er die menschlichen Vernunft auch in den Gottlosen
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gefangennahm, wie der Evangelist Matthäus beschreibt am 13. Kap. und
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auch Lukas zu verstehn gibt am 2. Kap. Aber da ihnen die Lehre zu hoch ware
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und die Person und das Leben Christi zu gering, ärgerten sie sich an
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ihm und seiner Lehre und sagten aus dem Barte, er wäre ein Samaritan
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und hätte den Teufel. Dann ihr Urteil war nach dem Fleisch gerichtet.
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Wie es dem Teufel dann daselbst wohlgefällt, mußt es
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heraußerplatzen. Denn sie mißfielen der Welt nicht, welche gern
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Bruder Sanftleben ist (Hiob 28). Alles, das sie täten, richteten sie
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an, daß sie der Welt gefielen (Matth. 6 und 23).</P>
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<P>Also tut mir auch das gottlose Wittenbergische Fleisch, nun ich durch
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den Anfang der Biblien und Ordnung des ersten Unterscheids derselbigen
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strebe nach der Reinigkeit göttlichs Gesetzs (Ps. 19) und durch alle
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Urteil erkläre die Erfüllung des Geists der Furcht Gottes (Jes.
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am 11.), ihme auch nicht zulassen will seine verkehrte Weis, vom Neuen
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Bunde Gottes zu handeln ohne Erklärung göttlicher Gebot und
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Ankunft des Glaubens, welche erst nach der Straf des Heiligen Geistes gar
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erkündiget wird (Joh. am 16.). Denn der Geist straft erst nach
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Erkenntnis des Gesetzes den Unglauben, welchen niemand erkennet, er habe
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ihn denn zuvor beherzigt also heftig wie der allerungläubigste Heide.
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Also haben alle Auserwählte vom Anfang ihren Unglauben erkennet durch
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Übung des Gesetzes (Röm. 2 und 7). Ich setze Christum mit allen
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seinen Gliedern zum Erfüller des Gesetzs (Ps. 19). Denn es muß
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der Wille Gottes und sein Werk zu Boden durch Betrachtung des Gesetzes
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vollführet werden (Ps. 1, Röm. 12). Sonst würde niemand den
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Glauben vom Unglauben absondern denn mit gedichter Weise, wie die Juden mit
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ihrem Sabbat und Schrift taten, ihren Grund nimmer nicht zu vernehmen.</P>
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<P>Ich hab dem tückischen Kolkraben (welchen Noah in einer Figur aus
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der Arche ließ fliegen) nichts anders getan, denn daß ich wie
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ein einfältige Taube meine Federn geschwungen, durch Silber
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überzogen, das siebenmal gefegt und am Rücken lassen goldfarb
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werden (Ps. 68), und überflogen und verhasset das Aas, da er gerne
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aufsitzet. Denn ich will's an die ganze Welt lassen, daß er den
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gottlosen Schelmen heuchelt, wie du siehst im Büchlen wider mich, und
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will sie kurz um verteidigen. Aus welchem dann klar erscheint, daß
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der Doktor Lügner nicht wohnt im Haus Gottes (Ps. 15). Darum,
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daß der Gottlose durch ihnen nicht verachtet, sonder viel
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Gottfürchtiger um der Gottlosen willen Teufel und aufrührische
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Geister gescholten werden, dies weiß der schwarze Kolkrabe wohl.
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Daß ihm das Aas werde, hacket er den Schweinen die Augen aus dem
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Haupt, die wollustigen Leut machet er blind, darum daß er so
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körre ist, auf daß er ihrer satt werde an Ehren und Gut und
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sonderlich am allergrößten Titel.</P>
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<P>Die Juden wollten Christum allenthalben gerne gelästert und
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zuschanden machen, wie mit mir jetzt der Luther fürnimmt. Er schilt
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mich gar heftig und wirft mir für die Gütigkeit des Sohn Gottes
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und seiner lieben Freund, nachdem ich den Ernst des Gesetzs gepredigt hab,
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wie es von der Straf wegen der geistlosen Übertreter (wiewohl sie
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Regenten sein) nicht aufgehoben, sondern mit dem allerhöchsten Ernst
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vollzogen werden soll, wie denn Paulus seinen Schüler Timetheon und
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durch ihn alle Seelenwärter unterrichtet (1.Tim.1), dem Volk zu
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predigen. Er sagt klärlich, daß es die überfallen soll, die
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wider die gesunde Lehre fechten und streben, wie niemand verneinen kann (5.
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Mos. am 13. Kap.). Ist das helle klare Urteil beschlossen. Und Paulus
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fällt es auch über den unkeuschen Übertreter (1. Kor. 5).
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Wiewohl ich das hab lassen in Druck gehn, wie ich's vorn Fürsten zu
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Sachsen hab gepredigt, ohne alle Hinterlist ihnen das Schwert aus der
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Schrift gezeigt, daß sie es sollten brauchen, auf daß nicht
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Empörung erwüchse. Kurzum, die Übertretung muß
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gestraft werden, es kann weder der Groß noch der Klein davonkommen
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(4. Mos. 25).</P>
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<P>Gleichwohl kommet Vater Leisentritt, ach, der körre Geselle, und
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saget, ich wolle Aufruhr machen, wie er dann aus meinem Sendebrief an die
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Berggesellen erlesen. Eines saget er, und das Allerbescheidenste
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verschweiget er: Wie ich klärlich vor den Fürsten ausbreitete,
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daß ein ganze Gemein Gewalt des Schwerts hab wie auch den
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Schlüssel der Auflösung, und sagte vom Text Dan. 7, Offb. 6 und
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Röm. 13, 1. Sam. 8, daß die Fürsten keine Herren, sonder
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Diener des Schwerts sein. Sie sollen's nicht machen, wie es ihnen
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wohlgefället (5. Mos. 17), sie sollen Recht tun. Darum muß auch
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aus altem, gutem Brauch das Volk daneben sein, wenn einer recht verrichtet
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wird nach dem Gesetz Gottes (4. Mos. 15). Ei warum? Ob die Oberkeit das
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Urteil wöllte verkehren (Jes. 10), so sollen die umstehenden Christen
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das verneinen und nicht leiden. Denn Gott will Rechenschaft haben vom
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unschuldigen Blut (Ps. 79). Es ist der allergrößt Greuel auf
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Erden, daß niemand der Bedürftigen Not sich will annehmen. Die
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Großen machen's, wie sie wollen, wie Hiob am 41. beschreibt.</P>
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<P>Der arme Schmeichler will sich mit Christo in gedichter Gütigkeit
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decken wider den Text Pauli (1. Tim. 1). Er saget aber im Buch von
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Kaufshandelung, daß die Fürsten sollen getrost unter die Diebe
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und Räuber streichen. Im selbigen verschweigt er aber den Ursprung
|
|
aller Dieberei. Er ist ein Heerhold. Er will Dank verdienen mit der Leute
|
|
Blutvergießen um zeitlichs Guts willen, welches doch Gott nicht auf
|
|
seine Meinung befohlen. Sieh zu, die Grundsuppe des Wuchers, der Dieberei
|
|
und Räuberei sein unser Herrn und Fürsten, nehmen alle Kreaturen
|
|
zum Eigentum: die Fisch im Wasser, die Vögel in der Luft, das
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|
Gewächs auf Erden muß alles ihr sein (Jes. 5). Darüber
|
|
lassen sie dann Gottes Gebot ausgehen unter die Armen und sprechen:
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|
»Gott hat geboten: Du sollst nicht stehlen.« Es dient aber
|
|
ihnen nicht. So sie nun alle Menschen verursachen, den armen Ackermann,
|
|
Handwerkmann und alles, das da lebt, schinden und schaben (Micha 3. Kap.).
|
|
So er sich dann vergreift am allergeringesten, so muß er hängen.
|
|
Da saget denn der Doktor Lügner: Amen. Die Herren machen das selber,
|
|
daß ihnen der arme Mann feind wird. Die Ursache des Aufruhrs wollen
|
|
sie nicht wegtun. Wie kann es die Länge gut werden? So ich das sage,
|
|
muß ich aufrührisch sein ! Wohlhin !</P>
|
|
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|
<P>Er kann sich ganz und gar nicht schämen. Wie die Juden (Joh. am 8.)
|
|
brachten Christo ein Weib, im Ehebruch begriffen, sie versuchten ihn. Ob er
|
|
den Ernst des Vaters wollt übertreten, hätten sie ihn billig
|
|
für einen Übeltäter gescholten; so er aber das Weib ohne
|
|
Bescheid hätt losgegeben, so hätten sie gesagt, er wär ein
|
|
Verteidiger der Ungerechtigkeit. Christus hat im Evangelio durch seine
|
|
Gütigkeit des Vaters Ernst erklärt. Die Gütigkeit Gottes
|
|
strebet über alle Werk seiner Hände (Ps. 145). Sie wird nicht
|
|
verrückt durch die Pein des Gesetzs, welcher der Auserwählte
|
|
nicht begehret zu entfliehen. Wie Jeremias sagt und Psalm 7: Er will mit
|
|
Urteil und nicht im Grimm gestraft sein, welchen Gott von Ewigkeit nie
|
|
gehabt, sondern er entsprießt aus der verkehrten Furcht der Menschen
|
|
gegen Gott, die sich von der Pein wegen entsetzen und nicht ansehen, wie
|
|
sie Gott durch Trügnis in seine Ewigkeit nach aller Pein
|
|
führe.</P>
|
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|
|
<P>Alle Übeltäter der ursprünglichen Mißhandlung der
|
|
gemeinen Christenheit müssen durch das Gesetz gerechtfertigt werden,
|
|
wie Paulus saget, auf daß der Ernst des Vaters die gottlosen Christen
|
|
aus dem Wege räume, die der heilbaren Lehre Christi widerstreben, auf
|
|
daß die Gerechtcn Weil und Raum haben mögen, Gottes Willen
|
|
kennen zu lernen. Es wär nimmermehr möglich, daß ein
|
|
einiger Christ bei solcher Tyrannei könnte seiner Betrachtung
|
|
wahrnehmeni, so daß Übel durchs Gesetz zu strafen sollte frei
|
|
sein und der Unschuldige sollte sich also lassen peinigen. Darum, daß
|
|
sich der gottlose Tyrann behilft wider den Frommen, sagend: »Ich
|
|
muß dich martern; Christus hat auch gelitten; du sollst mir nicht
|
|
widerstreben« (Matth. am 5.), das wär ein groß Verderbnis.
|
|
Es muß höchlich unterscheiden werden, nach dem die Verfolger die
|
|
besten Christen sein wollen.</P>
|
|
|
|
<P>Der Teufel hat gar listige Tück, wider Christum und die Seinen zu
|
|
streben (2. Kor. 6 und 11), jetzt mit schmeichelender Gütigkeit, wie
|
|
der Luther mit den Worten Christi die Gottlosen verteidigt, jetz auch mit
|
|
grimmigem Ernst, fürzuwenden von der zeitlichen Güter wegen sein
|
|
verderbliche Gerechtigkeit. Welchem doch der Finger Christi, der Heilig
|
|
Geist (2. Kor. 3) nicht den freundlichen Ernst des Gesetzs einbildet und
|
|
den gekreuzigten Sohn Gottes durch die allerernste Gütigkeit zu
|
|
Eröffnung göttlichen Willens entgegenhält mit Vergleichung
|
|
beider (1. Kor. 2). Der verachtet das Gesetz des Vaters und heuchelt durch
|
|
den allerteurersten Schatz der Gütigkeit Christi und machet den Vater
|
|
mit seinem Ernst das Gesetzs zuschanden durch die Geduld des Sohnes (Joh.
|
|
15 und 16) und verachtet also den Unterschied des Heiligen Geists und
|
|
verderbet eines mit dem andern, also lange, daß schier kein Urteil
|
|
auf Erden bleibt (Jer. 5) und daß Christus allein geduldig sei, auf
|
|
daß die gottlosen Christen ihre Brüder wohl peinigten.</P>
|
|
|
|
<P>Christus ward für einen Teufel gescholten, da er die Juden auf die
|
|
Werk Abrahams weisete und gab ihnen den allerbesten Unterschied, zu strafen
|
|
und zu vergeben. Zu strafen nach dem rechten Ernst. Darum hat er das Gesetz
|
|
nicht aufgehoben, darum daß er im siebenten Kapitel Johannis vor dem
|
|
achten sagte: »Ihr sollt ein rechtes Urteil vollführen, nicht
|
|
nach dem Angesicht.« Es seien ihnen kein andere Urteil, denn im
|
|
Gesetz beschrieben, fürgehalten, zu richten nach dem Geist des
|
|
Gesetzes. Also auch mit dem Evangelium zu vergeben, mit dem Geist Christi
|
|
zur Foderung und keiner Verhinderung des Evangelii (2. Kor. 3 und 13) wie
|
|
mich dann durch solcher Unterschied der Doktor Lügner zum Teufel
|
|
machen will mit seinen Schriftgelehrten, sagend: »Hab ich nicht recht
|
|
gelehret mit meinem Schreiben und Dichten? Du aber hast kein andere Frucht
|
|
denn aufrührisch sein. Du bist ein Satan und dann noch ein schlechter
|
|
Satan etc. Sieh du bist ein Samariter und hast den Teufel.«</P>
|
|
|
|
<P>O Christe, ich schätze mich unwürdig, solches kostbarlichen
|
|
Leidens mit dir zu tragen in gleicher Sach. Wiewohl des Widersachers Urteil
|
|
viel geneigter, verkehrter Richter hat, sage ich mit dir dem stolzen,
|
|
aufgeblasenen, tückischen Drachen: »Hörest du es? Ich hab
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|
den Teufel nicht. Ich suche durch mein Amt den Namen Gottes zu
|
|
verkündigen, Trost den Betrübten, Verstockung und Krankheit den
|
|
Gesunden« (Jes. 6, Matth. 9, 13, Luk. 8 und 4). Und wenn ich
|
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spräche, daß ich das wollte lassen ums bösen Namens willen,
|
|
der mir mit Lügen wird aufgelegt, so wär ich dir, Doktor
|
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Lügner, gleich mit deinem verkehrten Schmähen und Lästern.
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|
Du kannst doch anders nicht tun, denn dich mit den Gottlosen schelten. Nun
|
|
dir aber das geraten ist, hast du dich an der Böswicht Statt gesetzt,
|
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die du am allerschändlichsten hast ausgewässert. Nun du
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vernimmst, es möchte zu tief einreißen, so willst du deinen
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Namen, da er am ärgsten ist, einen andern, dem die Welt vorhin feind
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ist, auflegen und dich schön brennen wie der Teufel pflegt, daß
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ja niemand deiner Bosheit öffentlich innen werde. Darum nennet dich
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der Prophet (Ps. 91) einen Basiliscum, Drachen, Aspidem und einen
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Löwen, darum, daß du mit deiner Vergift jetzt schmeichelst,
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jetzt tobst und wütest, wie deine Art ist.</P>
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<P>Der ungetadelte Gottessohn hat die ehrgeizigsten Schriftgelehrten dem
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Teufel die Bewährung verglichen und uns durch das Evangelium das
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Urteil zu richten gelassen mit Verfassung seines unbefleckten Gesetzes (Ps.
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19). Ihre Begiere waren zu eitel Totschlagen dürstig, denn sie sagten
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(Joh. am 11.): »So wir ihn lassen bezähmen, dann werden die
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Leute alle an ihn glauben. Es wird ihm das Volk anhängen. Sehet, es
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läuft ihm schon mit großen Haufen zu. Werden wir ihn lassen
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seine Sache also ausführen, so haben wir verloren, so sein wir arme
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Leut.« Also kam auch Kaiphas, Doktor Lügner, und gab einen guten
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Rat seinen Fürsten. Da hat er die Sache wohl ausgerichtet. Er
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hätte Sorge für seine Landsleute hart bei Allstedt. Es ist nicht
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anders in der Wahrheit, wie mir das ganze Land Gezeugnis gibt, das arme
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dürstige Volk begehrte der Wahrheit also fleißig, daß auch
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alle Straßen voll Leute waren von allen Orten, anzuhören, wie
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das Amt, die Biblien zu singen und zu predigen, zu Allstedt angerichtet
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ward. Sollte er auch zubrechen, so könnte er's zu Wittenberg nicht
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tun. Man sieht's in seiner deutschen Meß wohl, wie heilig er darauf
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war. Welches den Luther also sehr verdroß, daß er zum ersten
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bei seinen Fürsten zuweg brachte, daß mein Amt nicht sollte in
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Druck gehen. Da nun des wittenbergischen Papstes Gebot nicht geachtet ward,
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gedachte er, harre, der Sache will ich wohl raten, daß ich die
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Wallfahrt zu Trümmer verstöre. Der Gottlose hat einen
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spitzfindigen Kopf, solch Dinge auszutrachten (Ps. 36). Denn seine
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Anschläge waren auch also, wie du merken kannst, seine Lehre
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aufzubringen durch der Laien Haß wider die Pfaffen. Hätte er
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einen zu strafen rechte Liebe gehabt, so hätte er sich jetzt nicht an
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die Statt des Papsts gesetzt, und den Fürsten würde er nicht
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heucheln, wie du klärlich siehst beschrieben Psalm 10. Er hat
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denselbigen Psalm gar hübsch von ihm selber und nicht allein vom Papst
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verdolmetscht und will Sankt Peter und Paul zu Bütteln machen, seine
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Diebhenker damit verfechten.</P>
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<P>Der Doktor Lügner ist aber ein einfältiger Mann, daß er
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schreibt, das Predigen soll man mir nicht wehren. Oder da sollt ihr darauf
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sehen, spricht er, daß der Geist zu Allstedt die Fäuste still
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halte. Sehet, lieben Brüder Christi, ob er nicht gelehrt sei. Ja,
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freilich ist er gelehrt, es wird's die Welt noch in zwei oder drei Jahren
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nicht innenwerden, welch einen mörderischen, hinterlistigen Schaden er
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getan hat. Daß er aber also schreibt, da will er seine Hände
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aufs unschuldigste waschen, daß niemand merken soll, daß er ein
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Verfolger der Wahrheit sei, dann er trotzet darauf, daß sein Predigen
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darum das rechte Wort Gottes sei, daß es also große Verfolgung
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trägt. Es nimmt mich auch sehr wunder, wie es der ausgeschämte
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Mönch tragen kann, daß er also greulich verfolgt wird bei dem
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guten Malmasier und bei den Hurnköstlein. Er kann nicht anders tun,
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denn der Schriftgelehrten Art ist (Joh. 10). »Um deines guten Werks
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willen wollen wir dir nichts tun, aber um der Lästerung willen wollen
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wir dich mit Steinen zu Tod werfen.« Also sprachen sie zu Christo wie
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dieser wider mich, nicht ums Predigens willen, sonder ums Aufruhrs willen
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soll man dich vertreiben.</P>
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<P>Allerliebsten Brüder ! Es ist wahrlich nicht eine schlechte Sache,
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die jetzt zur Zeit geht. Ihr seid zumal ohne Urteil derselbigen. Ihr
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wähnet, so ihr den Pfaffen nicht mehr gebt, es sei ausgerichtet. Aber
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ihr wisset nicht, wie ihr jetzt hundertmal, tausendmal ärger dran seid
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dann zuvor. Man wird euch fortan mit einer neuen Logik bescheissen, mit
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Täuscherei des Wort Gottes. Ihr habt aber dagegen den Befehl Christi
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(Matth. 7). Den betrachtet von Herzen, so wird euch keiner betrügen,
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er sage oder schreibe, was er will. Ihr müßt aber eben darauf
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sehen, wie Paulus seine Korinther warnt, sagend (2. Kor. 11): »Sehet,
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daß eure Sinne nicht verrückt werden von der Einfältigkeit
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Christi.« Diese Einfältigkeit haben die Schriftgelehrten auf die
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»vollen Schätz göttlicher Weisheit« gezogen (Kol. 2)
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wider den Text 1. Mos. 3, da Gott Adam durch ein einiges Gebot warnte vorm
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zukünftigen Schaden, auf daß er durch der Kreaturen Lüste
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nicht vermanchfältigt würde, sondern sich allein in Gott
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belustigte, wie geschrieben: »In Gott sollst du dich
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belustigen.«</P>
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<P>Ein große Ursach will der Doktor Lügner wider mich setzen,
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wie seine Lehre einfältigt ist, und meint, will's alls
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durchgrübeln. Doch ist ihm zuletzt nichts gelegen am Predigen, denn es
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müssen Sekten sein, und bittet, der Fürst soll mir das Predigen
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nicht wehren. Ich hab nicht anders gehofft, er würde mit dem Worte
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handeln, mich vor der Welt zu verhören und sich auf den Plan stellen,
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nicht anders denn vom Wort handeln. So kehret er es um und will die
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Fürsten dazuhalten, wie es denn ein angelegter Karrn war, auf
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daß niemand sagt: »Ei, wollen sie dann nun selber das
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Evangelium verfolgen?« Sie sollen mich lassen predigen, mir das nicht
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verbieten, aber die Hand soll ich stillhalten, auch in Druck zu schreiben
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unterlassen. Ja, das ist eine feine Sache gleich wie mit den Juden, sagend:
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»Um deiner guten Werk willen tun wir dir nichts, aber ums
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Lästern willen.« Die rechten frommen Leute sagten, wenn einer
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schon einen Eid täte, wenn er nicht bei der Gabe des Altars
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schwört, so hindert es gar nichts. Derselbigen Tück brauchten sie
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gar mächtig viel (Matth. 23, Luk. 11), noch waren sie fromme Leute,
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ja, sie schadeten nicht, so du nur glaubst, muß man die Schwachen
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verschone.</P>
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<P>Die Lästerung möchte den Juden nicht zu Herzen gehn, wie du
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aus dem Evangelion greifen kannst. Auch ging sie das gute Werk überall
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nicht fast anf wie auch den Luther. Darum warf ihn' Gott fürtt das
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Werk Abrahams (Joh. 8). Es war aber in den Juden ein grimmiger Haß,
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die sich wollten schöne brennen vor den Leuten, wie jetz Jungfrau
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Mertin tut, ach, die keusche babylonische Frau (Offb. 18). Er will's alles
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von 's Worts wegen handeln und will am Wort nicht anfangen, meine Sache zu
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rechtfertigen oder verdammen, nur schlechte Ursache machen bei den
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Großen, daß ja niemand meiner Lehre folge, denn sie ist
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aufrührerisch. Wer hier ein rein Urteil haben will, der muß den
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Aufruhr nicht lieben, auch muß er füglicher Empörung nicht
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feind sein. Er muß ein ganz vernünftiges Mittel halten. Sonst
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muß er meine Lehre anderst zuviel hassen oder zu hoch lieben nach
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seiner Gelegenheit, des ich nimmermehr begehren will.</P>
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<P>Es wäre wohl förderlicher, daß ich mit guter Lehre das
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arme Volk unterrichtete, denn daß ich mich mit dem lästerlichen
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Mönche soll in Streit verwickeln, nachdem er will ein neuer Christus
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sein, welcher mit seinem Blut für die Christenheit viel Guts erworben
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hat. Und denn noch um einer feinen Sach willen: daß die Pfaffen
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mögen Weiber nehmen, was soll ich darauf antworten? Ich werde
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vielleicht nichts finden, denn du hast dich allenthalben (wie du dich
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dünken läßt) bewahret. Sieh, wie fein hast du die armen
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Pfaffen in der Erklärung Kaiserlichs Ersten Mandats auf der
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Fleischbank geopfert, da du sprichst, es würde über sie ergehen
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etc., auf daß deine angefangne Lehre nicht gerechtfertigt sollt sein.
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Denn mit Heucheln willst du es gerne zulassen, daß sie immer
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hinweggenommen würden. So würdest du dann immer neue
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Märterer gemacht haben und hättest ein Liedlein oder zwei von
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ihnen gesungen. Dann wärst du allererst ein bestätigter
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Seligmacher geworden. Freilich würdest du dann auch singen auf deine
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Weis: »Nunc dimittis« etc., und daß sie dir alle
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nachsängen: »Mönch, willst du tanzen, so hofiert dir die
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ganz Welt.«</P>
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<P>Bist du aber ein Seligmacher, so mußt du je aber wahrlich ein
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wunderlicher Seligmacher sein. Christus gibt den Preis seinem Vater (Joh.
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8) und sagt: »So ich meine Ehre suche, so ist sie nichts.« Aber
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du willst von denen von Orlamünde haben, einen großen Titel. Du
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nimmst und stiehlst (wie des Kolkraben Art ist) den Namen Gottes Sohne und
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willst von deinen Fürsten Dank verdienen. Hast du nicht gelesen, du
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hochgelehrter Bube, wie Gott durch Jesajam sagt am 42. Kap.: »Ich
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will meinen Preis niemand geben« ? Kannst du nicht die guten Leut
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nennen, wie Paulus Festum in Geschichten der Aposteln am 25. Kap. ? Warum
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heißt du sie die durchläuchtigen Fürsten? Ist doch der
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Titel nicht ihrer, ist er doch Christi (Hebr. 1, Joh. 1 und 8). Warum
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heißt du sie hochgebornen? Ich meinte, du wärest ein Christ, so
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bist du ein Erzheid, machest Joves und Musas daraus. Vielleicht nicht aus
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der Scham der Weiber, wie Weish. am 7. Kap., sondern aus der Stirn geboren?
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|
Ei, zuviel, zuviel!</P>
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<P>Schäme dich, du Erzbube! Willst du dich mit der irrenden Welt
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Heuchlen zuflicken (Luk. 9) und hast alle Menschen wollen rechtfertigen? Du
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weißt aber wohl, wen du sollst lästern: die armen Mönch und
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Pfaffen und Kaufleut können sich nicht wehren, darum hast du sie wohl
|
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zu schelten. Aber die gottlosen Regenten soll niemand richten, ob sie schon
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Christus mit Füßen treten. Daß du aber den Bauern
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sättigst, schreibst du, die Fürsten werden durch das Wort Gottes
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zu Scheitern gehn, und sagst in deiner Gloß über das neulicheste
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Kaiserlich Mandat: Die Fürsten werden von dem Stuhl gestoßen. Du
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siehst sie auch an vor Kaufleut. Du solltest deine Fürsten auch bei
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der Nasen rucken, sie haben's wohl viel höher denn vielleicht die
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andern verdient. Was lassen sie abgehn an ihren Zinsen und Schinderei etc.?
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Doch daß du die Fürsten gescholten hast, kannst du sie wohl
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wieder Muts machen, du neuer Papst, schenkest ihnen Klöster und
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Kirchen, da sind sie mit dir zufrieden. Ich rat dir's ! Der Bauer
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möcht sonst zufallen ! Das du aber willst immer vom Glauben sagen und
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schreibst, daß ich unter deinen Schirm und Schutz will wider dich
|
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fechten, da sieht man mein Biederkeit und dein Torheit. Unter deinem Schirm
|
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und Schutz bin ich gewesen wie das Schaf unterm Wolf (Matth. 10).</P>
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<P>Hättest du daselbst nicht größer Macht über mich
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gehabt denn anderswo? Könntest du das nicht bedenken, was noch daraus
|
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erwachsen würde? Darum war ich in deinem Fürstentum, daß du
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keine Entschuldigung haben solltest. Du sprichst unter unserm Schirm und
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Schutz. Oho, wie läßt du dich merken! Ich meinet, du seist
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Fürste mit ! Was darfst du dich mit dem Schirm und Schutz aufblasen?
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Hab ich doch in allen Sendbriefen seinen Schirm und Schutz nicht wollen
|
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haben. Ich hab begehrt, daß er sein eigen Volk nicht wollte scheu
|
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machen von des Ziegenstalls wegen und der Marien Bildnis zu Malderbach.
|
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Darum er wollt in Flecken und Städtlein fallen und nicht ansehen,
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daß die armen Leut Tag und Nacht mußten in Gefährlichkeit
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sitzen ums Evangelions willen. Meinst du, daß ein ganz Land nicht
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weiß, wie sie schirmen oder schützen? Genade Gott der
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Christenheit, hat sie nicht ihn zum Schützer, der sie geschaffen hat
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(Ps. 111).</P>
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<P>Du sagst, ich sei drei Jahr vertrieben und herumhergelaufen, und
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sprichst, ich klag von viel Leiden. Sieh, wie es zusammenstimmt! Du hast
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|
mich mit deiner Federn gegen manchem Biedermanne belogen und
|
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geschmähet, wie ich dir's kann nachbringen. Du hast mich mit deinem
|
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Lästermaul öffentlich einen Teufel gescholten. Ja, du tust allen
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Widersachern also. Was kannst du anders denn der Kolkrabe, schreit auch nur
|
|
seinen eigen Namen aus. Du weißt auch wohl mit deinem ungebraten
|
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Lorenzen zu Nordhausen, was den Mißtätern schon zu Lohn gegeben,
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mich zu töten etc. Du bist kein mörderischer oder
|
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aufrührischer Geist, aber du hetzest und treibest wie ein
|
|
Höllhund, daß Herzog Jörge dem Fürsten Friedrich soll
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ins Land fallen und also den gemeinen Fried aufheben. Noch machst du keinen
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Aufruhr. Du bist die artige Schlange, die über den Felsen hüpfet
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(Spr. 30). Christus saget Matthäi 10 und 23: »So sie euch in
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einer Stadt verfolgen, fliehet in die andern.« Aber dieser Bote, des
|
|
Teufels sicherlicher Erzkanzler, saget, so ich vertrieben bin, sei ich ein
|
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Teufel, und er will's beweren (Matth. 12) und erlangt den Verstand wider
|
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den Heiligen Geist, den er bespottet, hauet darüber sich in die Backen
|
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(Ps. 27).</P>
|
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<P>Viel unnütz Gespeis und Spott macht er aus göttlichem Wort und
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spricht, ich heiß es eine himmelische Stimme und die Engel reden mit
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mir etc. Antwort: Was der allmächtig Gott mit mir machet oder redet,
|
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kann ich nicht viel Rühmens von, denn allein, was ich durchs Gezeugnis
|
|
Gottes dem Volk aus der Heilige Schrift vorsage, und will über Gottes
|
|
Wille meinen Dünkel nicht predigen. Tu ich's aber, so will ich mich
|
|
von Gott und durch seine lieben Freunde gern lassen strafen und ihnen
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erbötig sein, aber dem Spötter bin ich gar nichts schuldig (Spr.
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9). Soll ich doch den Häher nicht essen (3. Mos. 11), des gottlosen
|
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Spötters Unflat nicht in mich ziehen. Mich wundert deines rechten
|
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Musters, nachdem du aus dem Harz bist, möchtest die Geheimnis
|
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göttlichen Wortes nicht ein himmlische Sackpfeifen heißen? Da
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hätte dir dann der Teufel, dein Engel, dein Liedlein aufgepfiffen:
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»Mönich willst du tanzen, so hofiern dir die Gottlosen
|
|
alle.«</P>
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<P>Ich sag von göttlichem Worte mit seinen mannigfaltigen
|
|
Schätzen (Kol. 2), welches Moses im 5. Buch am 30. Kap. anträgt,
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zu lernen, und Paulus zun Römern am 10. Der 85. Psalm sagt, wie es
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soll gehört werden von denen, die sich von ganzem Herzen bekehren und
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in der Lehre des Geists alle Urteile von der Barmherzigkeit und
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Gerechtigkeit Gottes gleich erstrecken. Du aber leugnest das rechte Wort
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und hältst der Welt nur den Schein für. Darum machst du dich
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gröblich zu einem Erzteufel, daß du aus dem Text Jesajä
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ohne allen Verstand Gott machst zur Ursache des Bösen. Ist das nicht
|
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die allergrausamste Strafe Gottes über dich? Noch bist du verblendet,
|
|
und du willst doch auch der Welt Blindenleiter sein - und willst es Gott
|
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zur Last legen, daß du ein armer Sünder und ein giftiges
|
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Würmlein bist mit deiner beschissen Demut. Das hast du mit deinem
|
|
fantastischen Verstand angerichtet aus deinem Augustino. Wahrlich eine
|
|
lästerliche Sache von freiem Willen, die Menschen frech zu verachten
|
|
!</P>
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<P>Du sagst, ich wollte es stracks mit Gewalt geglaubt haben und wollte
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niemand zu bedenken Zeit geben. Ich sage mit Christo: »Wer aus Gott
|
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ist, der hört seine Wort.« Bist du aus Gott? Warum hörst du
|
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es nicht? Warum verspottest du es und richtest das, das du nicht befunden
|
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hast? Willst du nun erst darauf sinnen, welches du andere Menschen sollest
|
|
lehren? Du solltest viel billiger ein Krümmer denn ein Richter
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heißen. Das wird die arme Christenheit wohl innenwerden, wie richtig
|
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dein fleischlicher Verstand wider den unbetrüglichen Geist Gottes
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gehandelt hat. Laß dir Paulus das Urteil sagen (2. Kor. 11). Du hast
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allezeit mit Einfältigkeit (durch eine Zwiebel angezeigt, die neun
|
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Häute hat) gehandelt, alles nach der Fuchsart. Sieh, bist du doch zum
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Brandfuchs geworden, der vorm Tage heißer bellt. Und nun die rechte
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Wahrheit will aufgehn, willst du die Kleinen und nicht die Großen
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schelten, du tust gleich, wie wir Deutschen sagen: Du steigst in Brunn, wie
|
|
der Fuchs in den einen Eimer trat und fraß die Fische. Danach lockt
|
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er dem unsinnigen Wolf in den Brunn in andern Eimer. So fährt er
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empor, und der Wolf bleibet darunter. Also werden die Fürsten, die dir
|
|
folgen, auch bestehn und die edlen Strauchhähnlein, welch du an die
|
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Kaufleut hetzest. Hesekiel gibt das Urteil vom Fuchs am 13. Kap. und am 34.
|
|
von den Bestien, wilden Tieren, die Christus Wölfe nennt (Joh. 10).
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|
Denen allen wird's gehn wie den gefangen Füchsen (Ps. 73). Wenn die
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|
Leut werden erst anfangen, aufs Licht zu warten, so werden die kleinen
|
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Hündlein (Matth. 15. Kap.) zu den Füchsen ins Loch laufen. Da
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werden sie nicht mehr können denn ein wenig vorn ins Maul
|
|
beißen. Der frisch Hund aber schüttelt dem Fuchs das Fell. Er
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muß aus dem Loch. Er hat der Hühner genug gefressen.</P>
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|
<P>Sieh, Martin, hast du diesen Braten nicht gerochen vom Fuchs, den man zu
|
|
Herrenhof für einen Hasen den unerfahrnen Wildschützen gibt? Du
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Esau hast es wohl verdient, daß dich der Jakob verdrücke. Warum
|
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hast du dein Recht um deiner Suppen willen verkauft?</P>
|
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|
<P>Hesekiel sagt dir's am 13. und Micha am 3.: Du hast die Christenheit mit
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|
einem falschen Glauben verwirrt und kannst sie, nun die Not hergehet, nicht
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|
berichtigen. Darum heuchelst du mit den Fürsten. Du meinst aber, es
|
|
sei gut geworden, so du einen großen Namen überkommen hast, und
|
|
kommst ohne Ende, wie du zu Leipzig vor der allerfährlichsten Gemeinde
|
|
gestanden bist. Was willst du die Leute blind machen? Dir war also wohl zu
|
|
Leipzig. Fuhrest du doch mit Nelkenkränzlein zum Tor hinaus und
|
|
trankest des guten Weins zum Melchior Lotter. Daß du aber zu Augsburg
|
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warst, möchte dir zu keiner Gefährlichkeit gelangen, dann
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Stupicianum Oraculum stand hart bei dir. Er mochte dir wohl helfen. Aber
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|
jetzt ist er von dir abgewichen und ein Abt geworden. Ich hab sicherlich
|
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Sorge, du wirst ihm folgen. Der Teufel steht wahrlich nicht in der
|
|
Wahrheit. Er kann seine Tücke nicht lassen. Doch er fürchtet sich
|
|
im Büchlein vom Aufruhr vor der Prophezei seines Greuels. Darum sagt
|
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er auch von den neuen Propheten wie die Schriftgelehrten wider Christus
|
|
(Joh. 8. Kap.). Darum hab ich fast das ganz Kapitel zum gegenwärtigen
|
|
Urteil genützt. Paulus sagt von Propheten (1. Kor. 14): »Ein
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rechter Prediger muß ja ein Prophet sein, wann es die Welt noch also
|
|
spöttisch dünkt.«</P>
|
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<P>Es muß die ganz Welt prophetisch sein, soll sie anders urteilen
|
|
über die falschen Propheten. Wie willst du die Leute beurteilen, so du
|
|
dich im Mönchkalbe des Amts entäußerst? Daß du
|
|
sagest, wie du mich ins Maul geschlagen hast, redest du die Unwahrheit. Ja,
|
|
du lügst in deinen Hals spießtief. Bin ich doch in sechs oder
|
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sieben Jahren nicht bei dir gewesen. Hast du aber die guten Brüder zu
|
|
Narren gemacht, die bei dir gewesen sind, das muß freilich an den Tag
|
|
kommen. Es wird sich auch anders nicht reimen. Du solltest die Kleinen
|
|
nicht verachten (Matth. 18).</P>
|
|
|
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<P>Über deinem Rühmen möchte einer wohl entschlafen vor
|
|
deiner unsinnigen Torheit. Daß du zu Worms vorm Reich gestanden bist,
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|
Dank hab der deutsche Adel, dem du das Maul also wohl bestrichen hast und
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Honig gegeben. Denn er wähnte nicht anders, du würdest mit deinem
|
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Predigen beheimische Geschenke geben, Klöster und Stifte, welche du
|
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jetzt den Fürsten verheißest. So du zu Worms hättest
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|
gewankt, wärst du eher erstochen vom Adel worden denn losgegeben.
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Weiß doch ein jeder! Du darfst es wahrlich dir nicht zuschreiben, du
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wolltest dann noch einmal dein edles Blut, wie du dich rühmst, darum
|
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wagen. Du gebrauchst daselbst mit den Deinen wilder Tück und List. Du
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ließest dich durch deinen Rat gefangennehmen und stellst dich gar
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unleidlich. Wer sich auf deine Schalkheit nicht verstände, schwür
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wohl zun Heiligen, du wärst ein frommer Martin. Schlaf sanft, liebes
|
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Fleisch! Ich röche dich lieber gebraten in deinem Trotz durch Gottes
|
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Grimm im Hafen oder Topf beim Feur (Jer. 1). Dann, in deinem eigen
|
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Södlein gekocht, sollte dich der Teufel fressen (Hes. 23). Du bist ein
|
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eselisch Fleisch, du würdest langsam gar werden und ein zähs
|
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Gerichte werden deinen Milchmäulern.</P>
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<P>Ihr allerliebsten Brüder in Christo! Ich bin zum Anfang des Zanks
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müde geworden um der unausschlaglichen Ärgernis des armen
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Haufens. Hätte aber mich Doktor Lügner predigen lassen oder mich
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vorm Volk überwunden oder seine Fürsten, da ich zu Weimar vor
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ihnen war, lassen richten, da sie mich durch Antragen desselben Mönchs
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fragten, so wollte ich viel lieber dieser Sach müßig gegangen
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sein.</P>
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<P>Es ward endlich beschlossen, der Fürst wollte den ernsten Richter
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zum Jüngsten Tag die Sache lassen hinausführen. Er wollte den
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Tyrannen nicht wehren, die ums Evangelium willen wollten in sein Pfleg
|
|
fallen. Es wäre fein, wenn es auch dem Gericht befohlen würde. So
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würden's die Bauern wohl sehen. Es wäre ein feines Ding,
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daß man es alles aufs Jüngste Urteil bezöge. So hätten
|
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die Bauern auch gute Sache. Wenn sie sollten recht tun, sprächen sie:
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»Ich spar's für den Richter.« Aber die Rute der Gottlosen
|
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ist dazwischen das Mittel.</P>
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<P>Da ich heimkam von der Verhörung zu Weimar, meinte ich zu predigen
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das ernste Wort Gottes. Da kamen meine Ratsherren und wollten mich den
|
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höchsten Feinden des Evangeliums überantworten. Da ich das
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vernahm, war meines Bleibens nimmer. Ich wischte meine Schuh von ihrem
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Staub, dann ich sah mit meinen sichtigen Augen, daß sie viel mehr
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ihre Eide und Pflichte denn Gottes Wort achteten. Sie nahmen sich vor, zwei
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Herrn gegeneinander zu dienen, so ihnen doch Gott aufs allerscheinbarste
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beistand, der sie erlöst hat aus der Gewalt des Bären und
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Löwen, hätte sie auch erlöst von der Hand Goliath (1. Sam.
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17), wiewohl sich der Goliath auf seinen Panzer und Schwert verließ.
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So wird's ihn der David wohl lehren. Saul fing auch etwas Gutes an, aber
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David nach langem Umtreiben mußte es vollführen welcher eine
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Figur deiner, o Christus, in deinen lieben Freunden, welche du
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fleißig bewahrest ewig. Amen.</P>
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<P>Anno MDXXIIII Vulpis / Fecisti merere mendaciter cor iusti: quem dominus
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non contristavit. Confortastique manus impiorum tuorum: ne revertantur a
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via sua mala: ob id peribis: et populus dei liberabitur a tyrannide tua. Tu
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videbis deum esse dominum. Ezechielis XIII. capitulo.</P>
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<P>Das ist verdolmetscht: O Doktor Lügner, du tückischer Fuchs,
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du hast durch deine Lügen das Herz des Gerechten traurig gemacht, den
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Gott nicht betrübt hat. Damit hast du gestärkt die Gewalt der
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gottlosen Böswichter, auf daß sie je ja auf ihrem alten Wege
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bleiben. Darum wird dir's gehen wie einem gefangenen Fuchs. Das Volk wird
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frei werden, und Gott will allein der Herr darüber sein !</P>
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<!-- #EndEditable -->
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Verknüpfte Dateien: <A href=
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"default.htm"><SMALL>Thomas Münzer</SMALL></A></TD>
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