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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Jossip Wissarionowitsch Stalin - Kurze Darlegung der Meinungsverschiedenheiten in der Partei</TITLE>
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<META name="description" content="Kurze Darlegung der Meinungsverschiedenheiten in der Partei">
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<!--Hier war ein unzureichend terminierter Kommentar -->
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<TD ALIGN="center" width="299" height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><A HREF="../default.htm"><FONT size=2 color="#006600">Stalin - Werke</FONT></A></TD>
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<P>
<P>
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<TR>
<TD valign="top"><SMALL>Quelle: </SMALL></TD>
<TD><SMALL>&nbsp;&nbsp;</SMALL></TD>
<TD><SMALL>J. W. Stalin - Werke, Band 1, Dietz Verlag Berlin 1950, S. 77-112</SMALL></TD>
</TR>
<TR>
<TD><SMALL>Korrektur:</SMALL></TD>
<TD><SMALL>&nbsp;&nbsp;</SMALL></TD>
<TD><SMALL>1</SMALL></TD>
</TR>
<TR>
<TD><SMALL>Erstellt:</SMALL></TD>
<TD><SMALL>&nbsp;&nbsp;</SMALL></TD>
<TD><SMALL>11.07.1999</SMALL></TD>
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</TABLE>
<H2>Jossip Wissarionowitsch Stalin</H2>
<H1>Kurze Darlegung der Meinungsverschiedenheiten in der Partei <A NAME="ZR1"><A HREF="st01_077.htm#R1"><SMALL><SUP>[1]</SUP></SMALL></A></A></H1>
<P><I><SMALL>Nach dem Wortlaut der vom kaukasischen Bundeskomitee der SDAPR im Mai 1905 ver&ouml;ffentlichten Brosch&uuml;re.<BR>
Nach der autorisierten russischen &Uuml;bersetzung aus dem Georgischen.</SMALL></I></P>
<HR size="1" width="100%">
<P><I>Die Sozialdemokratie ist die Vereinigung<BR>
von Arbeiterbewegung und Sozialismus.<BR>
Karl Kautsky</I></P>
<P>Allzu aufdringlich sind doch unsere "Menschewiki"! Ich spreche von den Tifliser "Menschewiki". Sie haben geh&ouml;rt, da&szlig; es in der Partei Meinungsverschiedenheiten gibt, und nun haben sie sich drauf verlegt, immer und &uuml;berall von Meinungsverschiedenheiten zu reden, ob einem recht oder nicht, nach rechts und nach links die "Bolschewiki" zu beschimpfen, ob einem recht oder nicht! Und nun schimpfen sie aus vollem Halse, wie Besessene. An allen Stra&szlig;enkreuzungen, ob sie unter sich sind oder unter Fremden, kurzum, wo es sich gerade trifft, stimmen sie ein und dasselbe Gezeter an: Nehmt euch in acht vor der "Mehrheit" ("bolschinstwo"), das sind Fremdlinge, Ungl&auml;ubige! Unsere Menschewiki geben sich nicht mit dem "gew&ouml;hnlichen" Kampfboden zufrieden, sie haben die "Sache" in die legale Literatur hin&uuml;bergetragen und damit ein &uuml;briges Mal der Welt ihre ... Aufdringlichkeit gezeigt.</P>
<P>Wessen hat sich denn nun die "Mehrheit" ("bolschinstwo") schuldig gemacht? Weshalb ist unsere "Minderheit" ("menschinstwo") so "b&ouml;se"?</P>
<P>Wenden wir uns der Geschichte zu.</P>
<P>Zum erstenmal entstanden die "Mehrheit" und die "Minderheit" auf dem II. Parteitag (1903). Dies war der Parteitag, auf dem unsere zersplitterten Kr&auml;fte sich zu einer einheitlichen, machtvollen Partei vereinigen sollten. Gro&szlig;e Hoffnungen setzten wir Parteiarbeiter auf diesen Parteitag. Endlich also! - riefen wir froh, - erleben auch wir die Vereinigung in einer einheitlichen Partei, erhalten auch wir die M&ouml;glichkeit, nach einem einheitlichen Plane zu handeln! ... Selbstverst&auml;ndlich hatten wir auch vorher gehandelt, aber unsere Handlungen waren zersplittert und unorganisiert. Selbstverst&auml;ndlich hatten wir auch vorher uns zu vereinigen versucht, eben zu diesem Zwecke hatten wir ja (1898) den I. Parteitag einberufen, uns sogar, wie es schien, auch "vereinigt", aber diese Einheit existierte nur in Worten: die Partei blieb immer noch in einzelne Gruppen zersplittert, die Kr&auml;fte waren immer noch zerbr&ouml;ckelt und bedurften der Vereinigung. Und nun sollte der II. Parteitag die getrennten Kr&auml;fte sammeln und zusammenschwei&szlig;en. Wir sollten eine einheitliche Partei schaffen.</P>
<P>In der Praxis zeigte sich jedoch, da&szlig; unsere Hoffnungen bis zu einem gewissen Grade verfr&uuml;ht waren. Der Parteitag konnte uns keine einheitliche und unteilbare Partei geben, er legte nur das Fundament einer solchen Partei. Daf&uuml;r zeigte uns der Parteitag klar, da&szlig; es in der Partei zwei Richtungen gibt: die Richtung der "Iskra" (es handelt sich um die alte "Iskra")<A NAME="ZR2"><A HREF="st01_077.htm#R2"><SMALL><SUP>[2]</SUP></SMALL></A></A> und die Richtung ihrer Gegner. Dementsprechend teilte sich der Parteitag in zwei Teile: in die "Mehrheit" und die "Minderheit". Die erstere folgte der "Iskra"-Richtung und schlo&szlig; sich um sie zusammen; die zweite aber bezog als Gegnerin der "Iskra" den entgegengesetzten Standpunkt.</P>
<P>So wurde die "Iskra" zum Banner der Partei"mehrheit", und der Standpunkt der "Iskra" wurde zum Standpunkt der "Mehrheit".</P>
<P>Welchen Weg ging die "Iskra", was verteidigte sie?</P>
<P>Um das zu verstehen, mu&szlig; man wissen, unter welchen Bedingungen sie den Schauplatz der Geschichte betrat.</P>
<P>Die "Iskra" begann im Dezember 1900 zu erscheinen. Das war eine Zeit, als in der russischen Industrie eine Krise einsetzte. Der industrielle Aufschwung, der von einer Anzahl beruflicher Streiks begleitet war (1896-1898), wurde allm&auml;hlich von einer Krise abgel&ouml;st. Die Krise versch&auml;rfte sich von Tag zu Tag und wurde zu einem Hindernis f&uuml;r die Berufsstreiks. Trotzdem bahnte sich die Arbeiterbewegung ihren Weg und schritt vorw&auml;rts: die einzelnen B&auml;che flossen zusammen zu einem einzigen Strom, die Bewegung gewann ein Klassengepr&auml;ge und beschritt allm&auml;hlich den Weg des politischen Kampfes. Die Arbeiterbewegung wuchs mit erstaunlicher Geschwindigkeit ... Nur sah man nicht den Vortrupp, die Sozialdemokratie <A NAME="ZF1"><A HREF="st01_077.htm#F1"><SMALL><SUP>(1)</SUP></SMALL></A></A>, die in diese Bewegung sozialistisches Bewu&szlig;tsein hineingetragen, sie mit dem Sozialismus vereinigt und auf diese Weise dem Kampf des Proletariats einen sozialdemokratischen Charakter gegeben h&auml;tte.</P>
<P>Was aber taten die damaligen "Sozialdemokraten" (die man "&Ouml;konomisten" nannte)? Sie beweihr&auml;ucherten die spontane Bewegung und behaupteten unbek&uuml;mmert: Das sozialistische Bewu&szlig;tsein ist gar nicht so notwendig f&uuml;r die Arbeiterbewegung, sie wird gewi&szlig; auch so ihr Ziel erreichen, die Hauptsache ist die Bewegung selbst. Die Bewegung sei alles, und das Bewu&szlig;tsein sei eine Kleinigkeit. Eine <I>Bewegung ohne Sozialismus - </I>das war es, wonach sie strebten.</P>
<P>Worin besteht denn aber in solchem Fall die Bestimmung der Sozialdemokratie Ru&szlig;lands? Sie soll das gef&uuml;gige Werkzeug der spontanen Bewegung sein, behaupteten sie. Es sei nicht unsere Sache, sozialistisches Bewu&szlig;tsein in die Arbeiterbewegung hineinzutragen, es sei nicht unsere Sache, an die Spitze dieser Bewegung zu treten - das w&auml;re zweckloser Zwang -, unsere Pflicht bestehe nur darin, auf die Bewegung zu horchen und genau festzuhalten, was im gesellschaftlichen Leben vor sich geht, - wir m&uuml;&szlig;ten im Nachtrab der spontanen Bewegung einhertrotten.<A NAME="ZF2"><A HREF="st01_077.htm#F2"><SMALL><SUP>(2)</SUP></SMALL></A></A>/<A NAME="ZR3"><A HREF="st01_077.htm#R3"><SMALL><SUP>[3]</SUP></SMALL></A></A>/<A NAME="ZR4"><A HREF="st01_077.htm#R4"><SMALL><SUP>[4]</SUP></SMALL></A></A> Mit einem Wort, die <I>Sozialdemokratie </I>wurde als <I>Ballast </I>in der Bewegung hingestellt.</P>
<P>Wer die Sozialdemokratie nicht anerkennt, der braucht auch die sozialdemokratische Partei nicht anzuerkennen. Eben deshalb wiederholten die "&Ouml;konomisten" so hartn&auml;ckig, da&szlig; das Bestehen einer politischen Partei des Proletariats in Ru&szlig;land unm&ouml;glich sei. M&ouml;gen sich die Liberalen mit dem politischen Kampf besch&auml;ftigen, ihnen steht das besser an, so sagten sie. Was aber sollen wir Sozialdemokraten tun? Wir sollen nach wie vor als einzelne Zirkel existieren und isoliert handeln, jeder in seinem Winkel.</P>
<P><I>Keine Partei, sondern ein Zirkel! </I>so sagten sie.</P>
<P>Einerseits also wuchs die Arbeiterbewegung und bedurfte eines f&uuml;hrenden Vortrupps, und anderseits hat die "Sozialdemokratie", in Gestalt der "&Ouml;konomisten", anstatt an die Spitze der Bewegung zu treten, sich selber verneint und ist im Nachtrab der Bewegung einhergetrottet.</P>
<P>Es galt, vor aller Welt den Gedanken auszusprechen, da&szlig; die spontane Arbeiterbewegung ohne den Sozialismus ein Umherirren im Dunkeln ist - von dem, auch wenn es irgendeinmal zum Ziele f&uuml;hrt, doch niemand wei&szlig;, wann und um den Preis welcher Qualen - da&szlig; das sozialistische Bewu&szlig;tsein folglich f&uuml;r die Arbeiterbewegung von sehr gro&szlig;er Bedeutung ist.</P>
<P>Es galt ferner zu sagen, da&szlig; die Tr&auml;gerin dieses Bewu&szlig;tseins, die Sozialdemokratie, verpflichtet ist, das sozialistische Bewu&szlig;tsein in die Arbeiterbewegung hineinzutragen, stets an der Spitze der Bewegung zu stehen, und nicht von au&szlig;en der spontanen Arbeiterbewegung zuzusehen, nicht im Nachtrab einherzutrotten.</P>
<P>Es galt ferner den Gedanken auszusprechen, da&szlig; es die direkte Pflicht der Sozialdemokratie Ru&szlig;lands ist, die einzelnen Vortrupps des Proletariats zu sammeln, sie zu einer einheitlichen Partei zusammenzuschlie&szlig;en und dadurch der Zerfahrenheit in der Partei ein f&uuml;r allemal ein Ende zu setzen.</P>
<P>An die L&ouml;sung gerade dieser Aufgaben machte sich denn auch die "Iskra".</P>
<P>H&ouml;ren wir, was sie in ihrem programmatischen Artikel erkl&auml;rt (siehe "Iskra" Nr. 1): "Die Sozialdemokratie ist die Vereinigung von Arbeiterbewegung und Sozialismus" <A NAME="ZR5"><A HREF="st01_077.htm#ZR5"><SMALL><SUP>[5]</SUP></SMALL></A></A>, d.h. eine Bewegung ohne Sozialismus oder ein Sozialismus, der von der Bewegung abseits steht, ist eine unerw&uuml;nschte Erscheinung, gegen die die Sozialdemokratie ank&auml;mpfen mu&szlig;. Da aber die "&Ouml;konomisten" vom "Rabotscheje Djelo" die spontane Bewegung anbeteten, da sie die Bedeutung des Sozialismus herabsetzten, so erkl&auml;rte die "Iskra": "Von der Sozialdemokratie losgerissen, verflacht die Arbeiterbewegung und verf&auml;llt unweigerlich in B&uuml;rgerlichkeit." Dementsprechend sei es die Pflicht der Sozialdemokratie, "dieser Bewegung ihr Endziel, ihre politischen Aufgaben zu weisen, ihre politische und ihre ideologische Selbst&auml;ndigkeit zu wahren".</P>
<P>Welche Pflichten hat die Sozialdemokratie Ru&szlig;lands? "Hieraus ergibt sich ganz von selbst die Aufgabe", f&auml;hrt die "Iskra" fort, "die die russische Sozialdemokratie zu verwirklichen berufen ist: in die Massen des Proletariats sozialistische Ideen und politisches Bewu&szlig;tsein hineinzutragen und eine revolution&auml;re Partei zu organisieren, die mit der spontanen Arbeiterbewegung unaufl&ouml;slich verbunden ist", d.h. sie mu&szlig; immer an der Spitze der Bewegung stehen, und ihre allererste Pflicht ist es, die sozialdemokratischen Kr&auml;fte der Arbeiterbewegung zu einer einheitlichen Partei zusammenzuschwei&szlig;en.</P>
<P>So begr&uuml;ndet die Redaktion der "Iskra" <A NAME="ZF3"><A HREF="st01_077.htm#F3"><SMALL><SUP>(3)</SUP></SMALL></A></A>/<A NAME="ZR6"><A HREF="st01_077.htm#R6"><SMALL><SUP>[6]</SUP></SMALL></A></A> ihr Programm.</P>
<P>Hat die "Iskra" dieses vortreffliche Programm verwirklicht?</P>
<P>Alle wissen, wie selbstlos sie diese wichtigsten Ideen in die Tat umgesetzt hat. Das bewies uns klar der II. Parteitag, der die "Iskra" mit den 35 Stimmen der Mehrheit als Zentralorgan der Partei anerkannte.</P>
<P>Ist es hiernach etwa nicht l&auml;cherlich, wenn manche Quasimarxisten die alte "Iskra" "herunterzurei&szlig;en" beginnen?</P>
<P>H&ouml;ren wir, was der menschewistische "Sozialdemokrat" &uuml;ber die "Iskra" schreibt:</P>
<P>"Sie (die 'Iskra') h&auml;tte die Ideen des '&Ouml;konomismus' untersuchen, falsche Ansichten verwerfen, die wahren annehmen und ihn in ein neues Flu&szlig;bett leiten sollen ... <I>Aber es ist anders gekommen. </I>Der Kampf gegen den '&Ouml;konomismus' f&uuml;hrte zu einem anderen Extrem - zur Herabminderung des &ouml;konomischen Kampfes, zu einer geringsch&auml;tzigen Haltung ihm gegen&uuml;ber und dazu, da&szlig; dem politischen Kampf die herrschende Bedeutung zuerkannt wurde. <I>Politik ohne &Ouml;konomie </I>(soll hei&szlig;en 'ohne &Ouml;konomik') - das ist die neue Richtung." (Siehe "Sozialdemokrat" Nr. 1, "Mehrheit oder Minderheit?")</P>
<P>Aber wo, wann, in welchem Lande ist alles dies denn passiert, ehrenwerter "Kritiker"? Was taten Plechanow, Axelrod, Sassulitsch, Martow, Starowjer, weshalb leiteten sie die "Iskra" nicht auf den Weg der "Wahrheit", wo sie doch die Mehrheit in der Redaktion bildeten? Und wo waren Sie selber bisher, Verehrtester, warum haben Sie nicht den II. Parteitag gewarnt? Er h&auml;tte dann nicht die "Iskra" als Zentralorgan anerkannt.</P>
<P>Aber lassen wir den "Kritiker".</P>
<P>Es handelt sich darum, da&szlig; die "Iskra" die brennenden "Tagesfragen" richtig wahrgenommen, da&szlig; sie eben den Weg eingeschlagen hat, von dem ich oben gesprochen, und selbstlos ihr Programm in die Tat umgesetzt hat.</P>
<P>Noch deutlicher und &uuml;berzeugender hat Lenin in seinem vortrefflichen Buch "Was tun?" den Standpunkt der "Iskra" zum Ausdruck gebracht.</P>
<P>Gehen wir auf dieses Buch ein.</P>
<P>Die "&Ouml;konomisten" beteten die spontane Arbeiterbewegung an, wer aber w&uuml;&szlig;te nicht, da&szlig; die <I>spontane </I>Bewegung eine Bewegung ohne Sozialismus ist, da&szlig; sie "Tradeunionismus ist" <A NAME="ZF4"><A HREF="st01_077.htm#F4"><SMALL><SUP>(4)</SUP></SMALL></A></A>, der au&szlig;erhalb des Rahmens des Kapitalismus nichts sehen will? Wer w&uuml;&szlig;te nicht, da&szlig; die Arbeiterbewegung ohne Sozialismus nicht vom Fleck kommt, im Rahmen des Kapitalismus bleibt, ein Umherirren um das Privateigentum ist, von dem, auch wenn es irgendeinmal zur sozialen Revolution f&uuml;hrt, doch niemand wei&szlig;, wann und um den Preis welcher Qualen. Ist es denn f&uuml;r die Arbeiter gleichg&uuml;ltig, ob sie in n&auml;chster Zeit oder nach einem langen Zeitraum, auf einem leichten oder schwierigen Wege das "gelobte Land" betreten werden? Es ist klar, jeder, der die <I>spontane </I>Bewegung verherrlicht und anbetet, der rei&szlig;t, ob er will oder nicht, eine Kluft auf zwischen dem Sozialismus und der Arbeiterbewegung, mindert die Bedeutung der sozialistischen Ideologie herab, vertreibt sie aus dem Leben und unterwirft, ob er will oder nicht, die Arbeiter der b&uuml;rgerlichen Ideologie, denn er begreift nicht, da&szlig; "die Sozialdemokratie die Vereinigung von Arbeiterbewegung und Sozialismus <A NAME="ZF5"><A HREF="st01_077.htm#F5"><SMALL><SUP>(5)</SUP></SMALL></A></A> ist, da&szlig; <I>jede </I>Anbetung der Spontaneit&auml;t der Arbeiterbewegung, <I>jede </I>Herabminderung der Rolle des 'bewu&szlig;ten Elementes', der Rolle der Sozialdemokratie, <I>zugleich - ganz unabh&auml;ngig davon, ob derjenige, der diese Rolle herabmindert, das w&uuml;nscht oder nicht - </I>die <I>St&auml;rkung des Einflusses der b&uuml;rgerlichen Ideologie</I> <I>auf die Arbeiter bedeutet"</I> <A NAME="ZF6"><A HREF="st01_077.htm#F6"><SMALL><SUP>(6)</SUP></SMALL></A></A>.</P>
<P>Setzen wir das eingehender auseinander. In unserer Zeit k&ouml;nnen nur zwei Ideologien existieren: die b&uuml;rgerliche und die sozialistische. Der Unterschied zwischen ihnen besteht u. a. auch darin, da&szlig; die erstere, d.h. die b&uuml;rgerliche Ideologie, viel &auml;lter, verbreiteter ist und tiefere Wurzeln im Leben geschlagen hat als die zweite, da&szlig; man auf b&uuml;rgerliche Ansichten all&uuml;berall st&ouml;&szlig;t, in seinem eigenen und in fremdem Milieu, w&auml;hrend die sozialistische Ideologie lediglich ihre ersten Schritte tut, sich erst einen Weg bahnt. Man braucht gar nicht davon zu reden, da&szlig; die b&uuml;rgerliche Ideologie, d.h. das tradeunionistische Bewu&szlig;tsein, wenn es sich um die Verbreitung der Ideen handelt, sich viel leichter verbreitet und die <I>spontane </I>Arbeiterbewegung viel breiter erfa&szlig;t als die sozialistische Ideologie, die lediglich ihre ersten Schritte tut. Dies ist um so wahrer, als die <I>spontane </I>Bewegung - eine Bewegung ohne Sozialismus - ohnehin "eben zu ihrer Unterordnung unter die b&uuml;rgerliche Ideologie f&uuml;hrt" <A NAME="ZF7"><A HREF="st01_077.htm#F7"><SMALL><SUP>(7)</SUP></SMALL></A></A>. Unterwerfung unter die b&uuml;rgerliche Ideologie bedeutet aber Verdr&auml;ngung der sozialistischen Ideologie, da sie einander gegenseitig verneinen.</P>
<P>Wie? wird man uns fragen, neigt denn die Arbeiterklasse nicht zum Sozialismus hin? Jawohl, sie neigt zum Sozialismus hin.<I> W&auml;re das nicht der Fall so w&auml;re die T&auml;tigkeit der Sozialdemokratie zwecklos</I>. Wahr ist aber auch, da&szlig; dieser Hinneigung eine andere Hinneigung gegen&uuml;bersteht und hinderlich ist - die Hinneigung zur b&uuml;rgerlichen Ideologie.</P>
<P>Ich habe soeben gesagt, da&szlig; unser gesellschaftliches Leben von b&uuml;rgerlichen Ideen durchtr&auml;nkt ist, weshalb es viel leichter ist, die b&uuml;rgerliche Ideologie zu verbreiten als die sozialistische. Man darf nicht vergessen, da&szlig; zu gleicher Zeit die b&uuml;rgerlichen Ideologen nicht schlummern, da&szlig; sie sich auf ihre Art als Sozialisten verkleiden und unerm&uuml;dlich versuchen, die Arbeiterklasse der b&uuml;rgerlichen Ideologie zu unterwerfen. Wenn hierbei auch die Sozialdemokraten, gleich den "&Ouml;konomisten", Maulaffen feilhalten und im Nachtrab der spontanen Bewegung einhertrotten (und die Arbeiterbewegung ist eben dann spontan, wenn die Sozialdemokratie sich so verh&auml;lt), so leuchtet ganz von selbst ein, da&szlig; die spontane Arbeiterbewegung diesen ausgetretenen Weg beschreiten und sich der b&uuml;rgerlichen Ideologie unterwerfen wird, selbstverst&auml;ndlich so lange, bis langwierige Irrungen und Qualen sie dazu n&ouml;tigen, mit der b&uuml;rgerlichen Ideologie zu brechen und der sozialen Revolution entgegenzustreben.</P>
<P>Eben dies hei&szlig;t Hinneigung zur b&uuml;rgerlichen Ideologie.</P>
<P>H&ouml;ren wir, was Lenin sagt:</P>
<P>"Die Arbeiterklasse f&uuml;hlt sich spontan zum Sozialismus hingezogen, aber die am weitesten verbreitete (und in den mannigfaltigsten Formen st&auml;ndig wiederauferstehende) b&uuml;rgerliche Ideologie dr&auml;ngt sich trotzdem spontan dem Arbeiter am meisten auf."<A NAME="ZF8"><A HREF="st01_077.htm#F8"><SMALL><SUP>(8)</SUP></SMALL></A></A> Eben deshalb unterwirft sich die <I>spontane </I>Arbeiterbewegung, solange sie <I>spontan </I>ist, solange sie sich nicht mit dem sozialistischen Bewu&szlig;tsein vereinigt hat, der b&uuml;rgerlichen Ideologie und neigt zu dieser Unterwerfung hin.<A NAME="ZF9"><A HREF="st01_077.htm#F9"><SMALL><SUP>(9)</SUP></SMALL></A></A> <I>W&auml;re dem nicht so, dann w&auml;re eine sozialdemokratische Kritik, eine sozialdemokratische Propaganda &uuml;berfl&uuml;ssig, dann w&auml;re auch die "Vereinigung von Arbeiterbewegung und Sozialismus" &uuml;berfl&uuml;ssig.</P>
</I><P>Die Sozialdemokratie ist verpflichtet, diese Hinneigung zur b&uuml;rgerlichen Ideologie zu <I>bek&auml;mpfen </I>und die andere Hinneigung zu f&ouml;rdern - die Hinneigung zum Sozialismus. Nat&uuml;rlich wird sich irgendeinmal, nach langen Irrungen und Qualen, die spontane Bewegung auch ohne Hilfe der Sozialdemokratie durchsetzen, bei den Toren der sozialen Revolution anlangen, da "die Arbeiterklasse sich <I>spontan </I>zum Sozialismus hingezogen f&uuml;hlt" <A NAME="ZF10"><A HREF="st01_077.htm#ZF10"><SMALL><SUP>(10)</SUP></SMALL></A></A>. Was aber soll bis dahin werden, was sollen wir bis dahin tun? Die H&auml;nde in den Scho&szlig; legen, wie die "&Ouml;konomisten", und den Struves und Subatows Platz machen? Die Sozialdemokratie abschw&ouml;ren und dadurch die Herrschaft der b&uuml;rgerlichen, tradeunionistischen Ideologie beg&uuml;nstigen? Den Marxismus vergessen und nicht "Sozialismus und Arbeiterbewegung vereinigen"?</P>
<P>Nein! Die Sozialdemokratie ist der Vortrupp des Proletariats <A NAME="ZF11"><A HREF="st01_077.htm#ZF11"><SMALL><SUP>(11)</SUP></SMALL></A></A>/<A NAME="ZR7"><A HREF="st01_077.htm#R7"><SMALL><SUP>[7]</SUP></SMALL></A></A>, und hat die Pflicht, stets an der Spitze des Proletariats zu marschieren, die Pflicht, "die Arbeiterbewegung von dem spontanen Streben des Tradeunionismus, sich unter die Fittiche der Bourgeoisie zu begeben, <I>abzubringen </I>und sie unter die Fittiche der revolution&auml;ren Sozialdemokratie zu bringen" <A NAME="ZF12"><A HREF="st01_077.htm#ZF12"><SMALL><SUP>(12)</SUP></SMALL></A></A>. Es ist die Pflicht der Sozialdemokratie, das sozialistische Bewu&szlig;tsein in die spontane Arbeiterbewegung hineinzutragen, die Arbeiterbewegung mit dem Sozialismus zu vereinigen und auf diese Weise dem Kampf des Proletariats sozialdemokratischen Charakter zu verleihen.</P>
<P>Man sagt, da&szlig; die Arbeiterklasse in einigen L&auml;ndern selbst eine sozialistische Ideologie (den wissenschaftlichen Sozialismus) herausgearbeitet habe und sie auch in den &uuml;brigen L&auml;ndern selbst herausarbeiten werde, weshalb es ganz &uuml;berfl&uuml;ssig sei, sozialistisches Bewu&szlig;tsein in die Arbeiterbewegung von au&szlig;en hineinzutragen. Das ist jedoch ein schwerer Irrtum. Um den wissenschaftlichen Sozialismus herauszuarbeiten, mu&szlig; man an der Spitze der Wissenschaft stehen, mu&szlig; man mit wissenschaftlichen Kenntnissen gewappnet sein und es verstehen, die Gesetze der historischen Entwicklung eingehend zu erforschen. Die Arbeiterklasse aber, solange sie Arbeiterklasse bleibt, ist au&szlig;erstande, an die Spitze der Wissenschaft zu treten, sie vorw&auml;rtszubringen und die historischen Gesetze wissenschaftlich zu erforschen: sie hat hierf&uuml;r weder Zeit noch Mittel. Der wissenschaftliche Sozialismus "kann nur erstehen auf Grund tiefer wissenschaftlicher Einsicht ...", sagt K. Kautsky. "... Der Tr&auml;ger der Wissenschaft ist aber nicht das Proletariat, sondern die <I> b&uuml;rgerliche Intelligenz" (hervorgehoben von K. Kautsky)</I>; "in einzelnen Mitgliedern dieser Schicht ist denn auch der moderne Sozialismus entstanden und durch sie erst geistig hervorragenden Proletariern mitgeteilt worden ..." <A NAME="ZF13"><A HREF="st01_077.htm#F13"><SMALL><SUP>(13)</SUP></SMALL></A></A>/<A NAME="ZR8"><A HREF="st01_077.htm#R8"><SMALL><SUP>[8]</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Dementsprechend sagt Lenin: Alle, die die spontane Arbeiterbewegung anbeten und ihr, die H&auml;nde im Scho&szlig;, von der Seite her zuschauen, alle, die die Bedeutung der Sozialdemokratie st&auml;ndig herabmindern und den Struves und Subatows Platz machen, sie alle bilden sich ein, da&szlig; diese Bewegung selber den wissenschaftlichen Sozialismus herausarbeiten wird. "Aber das ist ein tiefer Irrtum."<A NAME="ZF14"><A HREF="st01_077.htm#F14"><SMALL><SUP>(14)</SUP></SMALL></A></A> Manche glauben, die Petersburger Arbeiter, die in den neunziger Jahren streikten, h&auml;tten sozialdemokratisches Bewu&szlig;tsein besessen, aber auch das ist ein Irrtum. Sie hatten kein solches Bewu&szlig;tsein "und konnten es gar nicht haben. Dieses (das sozialdemokratische Bewu&szlig;tsein) konnte ihnen nur von au&szlig;en gebracht werden. Die Geschichte aller L&auml;nder zeugt davon, da&szlig; die Arbeiterklasse aus eigenen Kr&auml;ften nur ein tradeunionistisches Bewu&szlig;tsein herauszuarbeiten vermag, d.h. die &Uuml;berzeugung von der Notwendigkeit, sich in Verb&auml;nden zusammenzuschlie&szlig;en, einen Kampf gegen die Unternehmer zu f&uuml;hren, der Regierung diese oder jene f&uuml;r die Arbeiter notwendigen Gesetze abzutrotzen u.a.m. Die Lehre des Sozialismus ist hingegen aus philosophischen, historischen und &ouml;konomischen Theorien hervorgewachsen, die von den gebildeten Vertretern der besitzenden Klassen, der Intelligenz, ausgearbeitet wurden. Auch die Begr&uuml;nder des modernen wissenschaftlichen Sozialismus, Marx und Engels, geh&ouml;rten ihrer sozialen Stellung nach der b&uuml;rgerlichen Intelligenz an."<A NAME="ZF15"><A HREF="st01_077.htm#F15"><SMALL><SUP>(15)</SUP></SMALL></A></A> Dies hei&szlig;t selbstverst&auml;ndlich nicht, f&auml;hrt Lenin fort, "da&szlig; die Arbeiter an dieser Ausarbeitung nicht teilnehmen. Aber sie nehmen daran nicht als Arbeiter teil, sondern als Theoretiker des Sozialismus, als die Proudhons und Weitlings (die beide Arbeiter waren), mit anderen Worten, sie nehmen nur dann und so weit daran teil, als es ihnen in h&ouml;herem oder geringerem Ma&szlig;e gelingt, sich das Wissen ihres Zeitalters anzueignen und dieses Wissen zu bereichern."<A NAME="ZF16"><A HREF="st01_077.htm#F16"><SMALL><SUP>(16)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Alles dies kann man sich ann&auml;hernd wie folgt vorstellen. Es existieren kapitalistische Zust&auml;nde. Es gibt Arbeiter und Unternehmer. Sie k&auml;mpfen gegeneinander. Der wissenschaftliche Sozialismus ist vorl&auml;ufig nirgends zu sehen. Von einem wissenschaftlichen Sozialismus gab es nirgends auch nur eine Spur, als die Arbeiter bereits den Kampf f&uuml;hrten ... Jawohl, die Arbeiter k&auml;mpfen. Aber sie k&auml;mpfen isoliert gegen ihre Unternehmer, sie geraten in Konflikt mit den &ouml;rtlichen Beh&ouml;rden: dort veranstalten sie Streiks, hier erscheinen sie in Versammlungen und auf Demonstrationen, dort verlangen sie von den Beh&ouml;rden Rechte, hier erkl&auml;ren sie den Boykott, die einen reden vom politischen Kampf, die anderen vom &ouml;konomischen u. dgl. m. Aber das bedeutet noch nicht, da&szlig; die Arbeiter ein sozialdemokratisches Bewu&szlig;tsein haben, das bedeutet noch nicht, da&szlig; das Ziel ihrer Bewegung die Abschaffung der kapitalistischen Ordnung ist, da&szlig; sie von dem Sturz des Kapitalismus und der Errichtung der sozialistischen Ordnung ebenso &uuml;berzeugt sind, wie sie von der Unvermeidlichkeit des Sonnenaufgangs &uuml;berzeugt sind, da&szlig; sie die Eroberung ihrer politischen Herrschaft (der Diktatur des Proletariats) als das notwendige Werkzeug f&uuml;r den Sieg des Sozialismus betrachten usw.</P>
<P>Unterdessen entwickelt sich die Wissenschaft. Die Arbeiterbewegung lenkt allm&auml;hlich ihre Aufmerksamkeit auf sich. Der gr&ouml;&szlig;te Teil der Gelehrten gelangt zu dem Gedanken, da&szlig; die Arbeiterbewegung eine Rebellion Widerspenstiger sei, die man mit der Peitsche zur Vernunft bringen sollte. Andere wieder meinen, es sei die Pflicht der Reichen, den Armen irgendwelche Brosamen zuzuteilen, d.h. die Arbeiterbewegung sei eine Bewegung von Bettlern, deren Ziel es sei, Almosen zu erhalten. Und unter tausend solchen Gelehrten wird sich vielleicht nur einer finden, der an die Arbeiterbewegung wissenschaftlich herangeht, das ganze gesellschaftliche Leben wissenschaftlich erforscht, den Zusammensto&szlig; der Klassen verfolgt, auf das Murren der Arbeiterklasse lauscht und schlie&szlig;lich wissenschaftlich beweist, da&szlig; die kapitalistische Ordnung durchaus nicht etwas Ewiges ist, da&szlig; sie ebenso vor&uuml;bergehend ist wie der Feudalismus, da&szlig; ihr unvermeidlich die sie negierende sozialistische Ordnung folgen mu&szlig;, die nur vom Proletariat vermittels der sozialen Revolution errichtet werden kann. Mit einem Wort, der wissenschaftliche Sozialismus wird herausgearbeitet.</P>
<P>Es versteht sich, da&szlig; es, wenn es keinen Kapitalismus und keinen Klassenkampf g&auml;be, auch keinen wissenschaftlichen Sozialismus g&auml;be. Wahr ist aber auch, da&szlig; jene wenigen, sagen wir Marx und Engels, den wissenschaftlichen Sozialismus nicht herausgearbeitet h&auml;tten, wenn sie nicht &uuml;ber wissenschaftliche Kenntnisse verf&uuml;gt h&auml;tten.</P>
<P>Was ist wissenschaftlicher Sozialismus <I>ohne Arbeiterbewegung?</I> Ein Kompa&szlig;, der, macht man von ihm keinen Gebrauch, nur verrosten kann, und dann m&uuml;&szlig;te er &uuml;ber Bord geworfen werden.</P>
<P>Was ist Arbeiterbewegung <I>ohne Sozialismus? </I>Ein Schiff ohne Kompa&szlig;, das auch so am anderen Ufer landen wird, das jedoch, wenn es einen Kompa&szlig; hat, das Ufer bedeutend schneller erreichen und weniger Gefahren ausgesetzt sein w&uuml;rde.</P>
<P>Vereinigt beides, und ihr erhaltet ein pr&auml;chtiges Schiff, das direkt nach dem anderen Ufer steuert und den Hafen unbesch&auml;digt erreicht.</P>
<P>Vereinigt die Arbeiterbewegung mit dem Sozialismus, und ihr erhaltet die sozialdemokratische Bewegung, die auf direktem Wege dem "gelobten Land" entgegenstreben wird.</P>
<P>Da ist es nun die Pflicht der Sozialdemokratie (und nicht nur der sozialdemokratischen Intellektuellen), Sozialismus und Arbeiterbewegung zu vereinigen, sozialistisches Bewu&szlig;tsein in die Bewegung hineinzutragen und der spontanen Arbeiterbewegung auf diese Weise sozialdemokratischen Charakter zu verleihen.</P>
<P>So sagt Lenin.</P>
<P>Manche behaupten, nach Meinung Lenins und der "Mehrheit" treibe die Arbeiterbewegung, wenn sie nicht mit der sozialistischen Ideologie verbunden ist, dem Untergang entgegen und werde die soziale Revolution nicht erreichen. Dies ist jedoch eine Erfindung, eine Erfindung m&uuml;&szlig;iger Menschen, die wohl nur solchen Quasimarxisten wie An einfallen konnte (siehe "Was ist die Partei?", "Mogsauri" <A NAME="ZR9"><A HREF="st01_077.htm#ZR9"><SMALL><SUP>[9]</SUP></SMALL></A></A> Nr. 6).</P>
<P>Lenin behauptet mit Bestimmtheit, da&szlig; "die Arbeiterklasse sich spontan zum Sozialismus hingezogen f&uuml;hlt"<A NAME="ZF17"><A HREF="st01_077.htm#F17"><SMALL><SUP>(17)</SUP></SMALL></A></A>, und wenn er nicht lange hierbei verweilt, so nur deshalb, weil er es f&uuml;r &uuml;berfl&uuml;ssig h&auml;lt, das zu beweisen, was ohnehin schon bewiesen ist. Au&szlig;erdem hat Lenin es sich durchaus nicht zum Ziel gesetzt, die <I>spontane </I>Bewegung zu erforschen, er wollte nur den Praktikern zeigen, was sie <I>bewu&szlig;t </I>zu tun haben.</P>
<P>H&ouml;ren wir, was Lenin noch an einer anderen Stelle sagt, wo er mit Martow polemisiert:</P>
<P>"'Unsere Partei ist die bewu&szlig;te Tr&auml;gerin des unbewu&szlig;ten Prozesses.' So ist es. Und eben darum ist es falsch, danach zu streben, da&szlig; 'jeder Streikende' sich Parteimitglied nenne, dann w&auml;re 'jeder Streik' nicht nur der elementare Ausdruck des machtvollen <I>Klasseninstinkts und des Klassenkampfes, der unvermeidlich zur sozialen Revolution f&uuml;hrt, sondern ein bewu&szlig;ter Ausdruck </I>dieses Prozesses ..., dann w&uuml;rde unsere Partei ... mit einem Schlage ... der gesamten b&uuml;rgerlichen Gesellschaft ein Ende machen ..."<A NAME="ZF18"><A HREF="st01_077.htm#ZF18"><SMALL><SUP>(18)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Wie man sieht, f&uuml;hren nach Lenins Meinung Klassenk&auml;mpfe und Klassenzusammenst&ouml;&szlig;e, auch wenn sie nicht als sozialdemokratisch bezeichnet werden k&ouml;nnen, die Arbeiterklasse dennoch unvermeidlich zur sozialen Revolution.</P>
<P>Interessiert euch die Meinung auch anderer Vertreter der "Mehrheit", so h&ouml;rt zu. Einer von ihnen, Genosse Gorin, sagte auf dem II. Parteitag:</P>
<P>"Wie st&uuml;nde die Sache, wenn das Proletariat sich selbst &uuml;berlassen w&auml;re? Die Sachlage w&auml;re eine &auml;hnliche wie am Vorabend der b&uuml;rgerlichen Revolution. Die b&uuml;rgerlichen Revolution&auml;re hatten keinerlei wissenschaftliche Ideologie. Und trotzdem ist die b&uuml;rgerliche Ordnung entstanden. Das Proletariat w&uuml;rde nat&uuml;rlich ohne Ideologen schlie&szlig;lich und endlich auf die soziale Revolution hinarbeiten, aber instinktiv ... Es w&uuml;rde auch instinktiv den Sozialismus praktizieren, aber es w&uuml;rde keine sozialistische Theorie haben. Der Proze&szlig; w&auml;re lediglich langsam und qualvoller."<A NAME="ZF19"><A HREF="st01_077.htm#F19"><SMALL><SUP>(19)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Erl&auml;uterungen sind &uuml;berfl&uuml;ssig.</P>
<P>Also: die <I>spontane </I>Arbeiterbewegung, die Arbeiterbewegung <I>ohne den Sozialismus, </I>verflacht unvermeidlich und nimmt tradeunionistischen Charakter an - sie unterwirft sich der b&uuml;rgerlichen Ideologie. Darf man hieraus den Schlu&szlig; ziehen, der Sozialismus sei alles und die Arbeiterbewegung sei nichts? Nat&uuml;rlich nicht! So sprechen nur Idealisten. Irgendeinmal, nach sehr langer Zeit, wird die &ouml;konomische Entwicklung die Arbeiterklasse unvermeidlich zur sozialen Revolution f&uuml;hren und sie folglich veranlassen, ganz und gar mit der b&uuml;rgerlichen Ideologie zu brechen. Es handelt sich nur darum, da&szlig; dieser Weg sehr langwierig und schmerzhaft sein wird.</P>
<P>Anderseits wird der Sozialismus <I>ohne die Arbeiterbewegung </I>auf welchem wissenschaftlichen Boden er auch entstanden sein m&ouml;ge, dennoch eine leere Phrase bleiben und seine Bedeutung verlieren. Kann man hieraus den Schlu&szlig; ziehen, die Bewegung sei alles und der Sozialismus nichts? Nat&uuml;rlich nicht! So r&auml;sonieren nur Quasimarxisten f&uuml;r die das Bewu&szlig;tsein keinerlei Bedeutung hat, da es vom gesellschaftlichen Sein selbst geboren werde. Den Sozialismus kann man mit der Arbeiterbewegung vereinigen und dadurch aus einer leeren Phrase zu einer scharfen Waffe machen.</P>
<P>Die Schlu&szlig;folgerung?</P>
<P>Die Schlu&szlig;folgerung lautet: Die Arbeiterbewegung mu&szlig; mit dem Sozialismus vereinigt werden, die praktische T&auml;tigkeit und das theoretische Denken m&uuml;ssen in eins verschmelzen und dadurch der spontanen Arbeiterbewegung sozialdemokratischen Charakter verleihen, denn "die Sozialdemokratie ist die Vereinigung von Arbeiterbewegung und Sozialismus" <A NAME="ZF20"><A HREF="st01_077.htm#F20"><SMALL><SUP>(20)</SUP></SMALL></A></A>. Dann wird der mit der Arbeiterbewegung vereinigte Sozialismus aus einer leeren Phrase in den H&auml;nden der Arbeiter zu der gr&ouml;&szlig;ten Macht werden. Dann wird die spontane Bewegung, zu einer sozialdemokratischen Bewegung geworden, mit raschen Schritten und auf sicherem Wege zur sozialistischen Ordnung schreiten.</P>
<P>Worin besteht also die Bestimmung der Sozialdemokratie Ru&szlig;lands? Was m&uuml;ssen wir tun?</P>
<P>Es ist unsere Pflicht, die Pflicht der Sozialdemokratie, die spontane Bewegung der Arbeiter von dem tradeunionistischen Wege abzubringen und sie auf den sozialdemokratischen Weg zu bringen. Es ist unsere Pflicht, in diese Bewegung das sozialistische Bewu&szlig;tsein <A NAME="ZF21"><A HREF="st01_077.htm#F21"><SMALL><SUP>(21)</SUP></SMALL></A></A> hineinzutragen und die fortgeschrittenen Kr&auml;fte der Arbeiterklasse zu einer einzigen zentralisierten Partei zu vereinigen. Es ist unsere Aufgabe, stets an der Spitze der Bewegung zu marschieren und unerm&uuml;dlich alle zu bek&auml;mpfen - ob Feind oder "Freund" -, die die Verwirklichung dieser Aufgaben behindern.</P>
<P>Das ist in gro&szlig;en Z&uuml;gen der Standpunkt der "Mehrheit".</P>
<P>Unserer "Minderheit" gef&auml;llt der Standpunkt der "Mehrheit" nicht: er sei "unmarxistisch", er "widerspreche von Grund aus" dem Marxismus! Wirklich, Verehrteste? Wo, wann, auf welchem Planeten w&auml;re denn das so? Lest unsere Artikel, sagen sie, und ihr werdet euch &uuml;berzeugen, da&szlig; wir recht haben. Wollen wir sie also lesen.</P>
<P>Vor uns liegt der Artikel: "Was ist die Partei?" (Siehe "Mogsauri" Nr. 6.) Wessen beschuldigt der "Kritiker" An die Partei"mehrheit"? "Sie (die 'Mehrheit') ... erkl&auml;rt sich f&uuml;r das Haupt der Partei ... und verlangt von den anderen Unterwerfung ... und, um ihr Verhalten zu rechtfertigen, ersinnt sie h&auml;ufig sogar neue Theorien, wie z.B.: das arbeitende Volk k&ouml;nne sich nicht mit eigenen Kr&auml;ften die 'hohen Ideale' <I>zu eigen machen (von mir hervorgehoben) </I>u. dgl. m."<A NAME="ZF22"><A HREF="st01_077.htm#F22"><SMALL><SUP>(22)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Fragt sich jetzt, stellt die "Mehrheit" derartige "Theorien" auf und hat sie sie jemals aufgestellt? Nirgends und niemals! Im Gegenteil, der ideologische Vertreter der "Mehrheit", Genosse Lenin, sagt mit aller Bestimmtheit, da&szlig; die Arbeiterklasse sich sehr leicht die "hohen Ideale" zu <I>eigen macht</I>,<I> </I>da&szlig; sie sich sehr leicht den Sozialismus zu <I>eigen macht</I>.<I> </I>Man h&ouml;re:</P>
<P>"Man sagt oft: die Arbeiterklasse f&uuml;hlt sich <I>spontan </I>zum Sozialismus hingezogen. Das ist vollkommen richtig in dem Sinne, da&szlig; die sozialistische Theorie tiefer und richtiger als jede andere die Ursachen des Elends der Arbeiterklasse aufzeigt; darum <I>wird sie von den Arbeitern auch so leicht erfa&szlig;t</I> ..."<A NAME="ZF23"><A HREF="st01_077.htm#F23"><SMALL><SUP>(23)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Wie man sieht, machen sich nach Meinung der "Mehrheit" die Arbeiter jene "hohen Ideale", die Sozialismus hei&szlig;en, leicht zu eigen.</P>
<P>Wozu kl&uuml;gelt dann An, wo hat er seine seltsame "Entdeckung" ausgegraben? Die Sache ist die, lieber Leser, da&szlig; der "Kritiker" An etwas ganz anderes im Auge hatte. Er hatte die Stelle in dem Buche "Was tun?" im Auge, wo Lenin von der <I>Herausarbeitung </I>des Sozialismus spricht, wo er behauptet, da&szlig; die Arbeiterklasse mit eigenen Kr&auml;ften den wissenschaftlichen Sozialismus <I>nicht herausarbeiten kann</I>.<A NAME="ZF24"><A HREF="st01_077.htm#F24"><SMALL><SUP>(24)</SUP></SMALL></A></A><I> </I>Wieso denn? werdet ihr sagen. Eine Sache ist es, den Sozialismus <I>herausarbeiten, </I>und eine andere Sache, ihn sich <I>zu eigen machen</I>. Weshalb hat An die Worte Lenins vergessen, in denen er so klar von der A<I>neignung </I>der "hohen Ideale" spricht? Sie haben recht, lieber Leser, aber was soll An tun, wenn er nun einmal so sehr darauf versessen ist, ein "Kritiker" zu sein? Man denke nur, welche heroische Tat: seine eigene "Theorie" erdichten, sie dem Gegner zuschreiben und dann selbst die Frucht der eigenen Phantasie zu bombardieren. Auch eine Kritik! Jedenfalls steht es au&szlig;er Zweifel, da&szlig; An sich Lenins Buch "Was tun?" "nicht mit eigenen Kr&auml;ften zu eigen machen konnte".</P>
<P>Schlagen wir jetzt den sogenannten "Sozialdemokrat" auf. Was sagt der Verfasser des Artikels "Mehrheit oder Minderheit?" (siehe "Sozialdemokrat" Nr. 1)?</P>
<P>Er wirft sich in Positur und zieht mit gro&szlig;em L&auml;rm gegen Lenin zu Felde, weil dieser der Meinung ist, da&szlig; die "nat&uuml;rliche (soll hei&szlig;en ,spontane') Entwicklung der Arbeiterbewegung nicht zum Sozialismus treibt, sondern zur b&uuml;rgerlichen Ideologie" <A NAME="ZF25"><A HREF="st01_077.htm#F25"><SMALL><SUP>(25)</SUP></SMALL></A></A>. Der Verfasser begreift offenbar nicht, da&szlig; die <I>spontane </I>Arbeiterbewegung eine Bewegung ohne Sozialismus ist (m&ouml;ge der Verfasser beweisen, da&szlig; dies nicht der Fall ist), und eine <I>solche </I>Bewegung unterwirft sich unbedingt der b&uuml;rgerlich-tradeunionistischen Ideologie, neigt zu ihr hin, denn heutzutage k&ouml;nnen nur zwei Ideologien existieren - die sozialistische und die b&uuml;rgerliche, und wo es die erstere nicht gibt, da taucht unbedingt die zweite auf und nimmt ihren Platz ein (beweisen Sie das Gegenteil!). Jawohl, eben das sagt Lenin. Gleichzeitig aber vergi&szlig;t er auch die andere Hinneigung nicht, die der Arbeiterbewegung eigen ist, die Hinneigung zum Sozialismus, die nur zeitweilig von der Hinneigung zur b&uuml;rgerlichen Ideologie &uuml;berschattet wird. Lenin sagt direkt, da&szlig; "die Arbeiterklasse sich spontan zum Sozialismus hingezogen f&uuml;hlt" <A NAME="ZF26"><A HREF="st01_077.htm#F26"><SMALL><SUP>(26)</SUP></SMALL></A></A>, und er bemerkt mit Recht, es sei die Pflicht der Sozialdemokratie, den Sieg <I>dieser </I>Hinneigung zu beschleunigen, unter anderem auch durch den Kampf gegen die "&Ouml;konomisten". Weshalb also haben Sie, werter "Kritiker", in Ihrem Artikel diese Worte Lenins nicht angef&uuml;hrt? Stammen sie etwa nicht von dein gleichen Lenin? Ihnen pa&szlig;te das nicht in den Kram, nicht wahr?</P>
<P>"Lenins Meinung zufolge ... ist der Arbeiter seiner <I>Lage </I>nach <I>(von mir hervorgehoben) </I>eher ein Bourgeois als ein Sozialist..." <A NAME="ZF27"><A HREF="st01_077.htm#F27"><SMALL><SUP>(27)</SUP></SMALL></A></A>, f&auml;hrt der Verfasser fort. Das ist nun eine Dummheit, wie ich sie selbst von einem solchen Autor nicht erwartet h&auml;tte! Ist denn etwa bei Lenin von der <I>Lage</I> des Arbeiters die Rede, behauptet er etwa, der Arbeiter sei seiner <I>Lage </I>nach Bourgeois? Welcher Dummkopf kann sagen, der Arbeiter sei seiner <I>Lage </I>nach Bourgeois - der Arbeiter, der der Produktionsinstrumente beraubt ist und vom Verkauf seiner Arbeitskraft lebt? Nein! Lenin sagt etwas ganz anderes. Die Sache ist die, da&szlig; ich meiner <I>Lage </I>nach Proletarier und nicht Bourgeois sein kann, mir hierbei jedoch meiner <I>Lage</I> nicht bewu&szlig;t sein und mich deshalb der b&uuml;rgerlichen Ideologie unterwerfen kann. Gerade so steht die Sache auch im vorliegenden Fall mit der Arbeiterklasse. Und dies bedeutet etwas ganz anderes.</P>
<P>&Uuml;berhaupt liebt es der Verfasser, mit leeren Worten um sich zu werfen - er schie&szlig;t los, ohne zu &uuml;berlegen! Da behauptet der Verfasser z.B. hartn&auml;ckig, da&szlig; der "Leninismus dem Marxismus von Grund aus widerspricht" <A NAME="ZF28"><A HREF="st01_077.htm#F28"><SMALL><SUP>(28)</SUP></SMALL></A></A>, er behauptet es, ohne zu verstehen, wohin ihn diese "Idee" f&uuml;hrt. Glauben wir ihm f&uuml;r einen Augenblick, da&szlig; der Leninismus wirklich "dem Marxismus von Grund aus widerspricht". Und weiter? Was ergibt sich daraus? Folgendes: "Der Leninismus hat die 'Iskra'" (die alte "Iskra") "mitgerissen" - dies leugnet auch der Verfasser nicht -, folglich "widerspricht auch die 'Iskra' von Grund aus dem Marxismus." Der II. Parteitag hat mit den 35 Stimmen der Mehrheit die "Iskra" als Zentralorgan der Partei anerkannt und sich mit gro&szlig;em Lob &uuml;ber ihre Verdienste ausgesprochen <A NAME="ZF29"><A HREF="st01_077.htm#F29"><SMALL><SUP>(29)</SUP></SMALL></A></A>, folglich widersprechen dieser Parteitag, sein Programm und seine Taktik alle drei "von Grund aus dem Marxismus"... L&auml;cherlich, nicht wahr, lieber Leser?</P>
<P>Der Verfasser f&auml;hrt dennoch fort: "Nach Lenins Meinung treibt die spontane Arbeiterbewegung zur Vereinigung mit der Bourgeoisie ..." Ja, ja, der Verfasser treibt zweifellos zur Vereinigung mit der Dummheit, und es w&auml;re gut, wenn er von diesem Wege abk&auml;me.</P>
<P>Aber lassen wir den "Kritiker". Wenden wir uns dem Marxismus zu.</P>
<P>Der werte "Kritiker" behauptet hartn&auml;ckig, der Standpunkt der "Mehrheit" und ihres Vertreters Lenin widerspreche von Grund aus dem Marxismus, denn sowohl Kautsky als auch Marx und Engels sagen angeblich das Umgekehrte von dem, was Lenin verteidigt! Ist dem so? La&szlig;t uns sehen!</P>
<P>"K. Kautsky", so teilt uns der Verfasser mit, "schreibt in seinem 'Erfurter Programm': 'Indessen sind die Interessen des Proletariats und die der Bourgeoisie zu gegens&auml;tzlicher Natur, als da&szlig; sich die ... Bestrebungen der beiden Klassen auf die Dauer miteinander vereinigen lie&szlig;en. F<I>r&uuml;her oder sp&auml;ter</I> mu&szlig; in jedem Lande der kapitalistischen Produktionsweise die Anteilnahme der Arbeiterklasse an der Politik dahin f&uuml;hren, da&szlig; sie sich von den b&uuml;rgerlichen Parteien losl&ouml;st und eine selbst&auml;ndige Partei bildet, <I>die Arbeiterpartei</I>.'"</P>
<P>Was aber folgt hieraus? Nur dies, da&szlig; die Interessen der Bourgeoisie und des Proletariats einander widersprechen, da&szlig; das Proletariat sich "fr&uuml;her oder sp&auml;ter" von der Bourgeoisie losl&ouml;sen und eine selbst&auml;ndige <I>Arbeiterpartei </I>bilden wird (wohlgemerkt eine A<I>rbeiterpartei </I>und nicht eine <I>sozialdemokratische </I>Arbeiterpartei). Der Verfasser meint, Kautsky sei hier anderer Meinung als Lenin! Indes sagt Lenin, da&szlig; das Proletariat <I>fr&uuml;her oder sp&auml;ter </I>sich nicht nur von der Bourgeoisie losl&ouml;sen, sondern auch die soziale Revolution vollf&uuml;hren, d.h. die Bourgeoisie st&uuml;rzen wird.<A NAME="ZF30"><A HREF="st01_077.htm#ZF30"><SMALL><SUP>(30)</SUP></SMALL></A></A> Es ist die Aufgabe der Sozialdemokratie, f&uuml;gt er hinzu, sich zu bem&uuml;hen, da&szlig; dies so <I>schnell </I>wie m&ouml;glich und <I>bewu&szlig;t </I>geschehe. Jawohl, <I>bewu&szlig;t </I>und nicht spontan, da Lenin eben gerade von dieser Bewu&szlig;theit spricht.</P>
<P>"... Wo es zur Bildung einer selbst&auml;ndigen Arbeiterpartei kommt", f&auml;hrt der "Kritiker" fort, Kautskys Buch zu zitieren, "da mu&szlig; diese mit Naturnotwendigkeit fr&uuml;her oder sp&auml;ter sozialistische Tendenzen <I>annehmen, </I>wenn sie nicht von vorneherein von solchen erf&uuml;llt ist, da mu&szlig; sie schlie&szlig;lich zu einer <I>sozialistischen </I>Arbeiterpartei werden: zur <I>Sozialdemokratie</I>."<A NAME="ZF31"><A HREF="st01_077.htm#ZF31"><SMALL><SUP>(31)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Was hei&szlig;t das? Nur dies, da&szlig; die Arbeiterpartei sozialistische Tendenzen <I>annehmen </I>wird. Aber leugnet das Lenin? Keinesfalls! Lenin sagt direkt, da&szlig; nicht nur die Arbeiterpartei, sondern auch die ganze Arbeiterklasse sich den Sozialismus zu eigen macht.<A NAME="ZF32"><A HREF="st01_077.htm#ZF32"><SMALL><SUP>(32)</SUP></SMALL></A></A> Was f&uuml;r einen Unsinn tragen also dieser "Sozialdemokrat" und sein verlogener Heros zusammen? Wozu reden sie soviel Blech? Sie haben l&auml;uten h&ouml;ren, wie man sagt, und wissen nicht, wo die Glocken h&auml;ngen. Gerade so ist es eben unserem in Konfusion geratenen Autor ergangen.</P>
<P>Wie man sieht, unterscheidet Kautsky sich hier um kein T&uuml;ttelchen von Lenin. Daf&uuml;r beweist alles dies mit au&szlig;erordentlicher Klarheit die Denkschw&auml;che des Autors.</P>
<P>Sagt Kautsky irgend etwas zugunsten des Standpunkts der "Mehrheit"? H&ouml;ren wir, was er in einem seiner vortrefflichen Artikel schreibt, wo er den Programmentwurf der &ouml;sterreichischen Sozialdemokratie untersucht:</P>
<P>"Manche unserer revisionistischen Kritiker" (Anh&auml;nger Bernsteins) "nehmen an, Marx h&auml;tte behauptet, die &ouml;konomische Entwicklung und der Klassenkampf sch&uuml;fen nicht blo&szlig; die Vorbedingungen sozialistischer Produktion, sondern auch direkt die <I>Erkenntnis" (hervorgehoben von K. Kautsky) </I>"ihrer Notwendigkeit, und da sind die Kritiker gleich fertig mit dem Einwand, da&szlig; das Land der h&ouml;chsten kapitalistischen Entwicklung, England, ... am freiesten von dieser Erkenntnis sei. Nach der neuen Fassung" (des &ouml;sterreichischen Entwurfs) "k&ouml;nnte man annehmen, da&szlig; auch die &ouml;sterreichische Programmkommission den ... Standpunkt teile. Denn es hei&szlig;t da: 'Je mehr die Entwicklung des Kapitalismus das Proletariat anschwellen macht, desto mehr wird es gezwungen und bef&auml;higt, den Kampf gegen ihn aufzunehmen. Es <I>kommt zum Bewu&szlig;tsein</I> der M&ouml;glichkeit und Notwendigkeit des Sozialismus etc. In diesem Zusammenhang erscheint das sozialistische Bewu&szlig;tsein als das notwendige direkte Ergebnis des proletarischen Klassenkampfes. Das ist aber <I>falsch </I>...<I> </I>Das moderne sozialistische Bewu&szlig;tsein kann <I>nur </I>erstehen <I>auf Grund tiefer wissenschaftlicher Einsicht </I>... Der Tr&auml;ger der Wissenschaft ist aber nicht das Proletariat, sondern die <I>b&uuml;rgerliche Intelligenz</I>"<I> (hervorgehoben von K. Kautsky); </I>"in einzelnen Mitgliedern dieser Schicht <I>ist </I>denn auch der moderne Sozialismus <I>entstanden </I>und durch sie erst geistig hervorragenden Proletariern mitgeteilt worden, die ihn dann in den Klassenkampf des Proletariats hineintragen ... Das sozialistische Bewu&szlig;tsein ist also etwas in den Klassenkampf des Proletariats von au&szlig;en Hineingetragenes, nicht etwas <I>aus ihm </I>urw&uuml;chsig <I>Entstandenes</I>.<I> </I>Dem entsprechend sagt auch das alte Hainfelder Programm <A NAME="ZR10"><A HREF="st01_077.htm#ZR10"><SMALL><SUP>[10]</SUP></SMALL></A></A> <I>ganz richtig, </I>da&szlig; es zu den Aufgaben der Sozialdemokratie geh&ouml;re, <I>das Proletariat mit dem Bewu&szlig;tsein </I>seiner Lage und seiner Aufgabe zu <I>erf&uuml;llen </I>..."<A NAME="ZF33"><A HREF="st01_077.htm#F33"><SMALL><SUP>(33)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Erinnern Sie sich nicht, lieber Leser, der &auml;hnlichen Gedanken Lenins in dieser Frage, erinnern Sie sich nicht des bekannten Standpunkts der "Mehrheit"? Weshalb haben das "Tifliser Komitee" und sein "Sozialdemokrat" die Wahrheit unterschlagen, weshalb hat der werte "Kritiker", als er von Kautsky sprach, diese Worte Kautskys in seinem Artikel nicht angef&uuml;hrt? Wen betr&uuml;gen die Verehrtesten, warum bringen sie dem Leser so viel "Geringsch&auml;tzung" entgegen? Etwa darum, weil sie ... die Wahrheit f&uuml;rchten, sich vor der Wahrheit verstecken und glauben, man k&ouml;nne auch die Wahrheit verbergen? Sie gleichen jenem Vogel, der den Kopf unter den Fl&uuml;gel steckt und sich einbildet, niemand s&auml;he ihn! Aber sie irren sich ebenso wie jener Vogel.</P>
<P>Wird das sozialistische Bewu&szlig;tsein auf wissenschaftlichem Boden herausgearbeitet, wird dieses Bewu&szlig;tsein durch die Bem&uuml;hungen der Sozialdemokratie <A NAME="ZF34"><A HREF="st01_077.htm#F34"><SMALL><SUP>(34)</SUP></SMALL></A></A> in die Arbeiterbewegung von au&szlig;en hineingetragen, so ist es klar, da&szlig; alles dies deshalb geschieht, weil die Arbeiterklasse, solange sie Arbeiterklasse bleibt, nicht an die Spitze der Wissenschaft treten und mit eigenen Kr&auml;ften den wissenschaftlichen Sozialismus herausarbeiten kann: sie hat daf&uuml;r weder Zeit noch Mittel.</P>
<P>Folgendes sagt K. Kautsky in seinem "Erfurter Programm":</P>
<P>"Der Proletarier kann im besten Fall einen Teil des Wissens, welches die b&uuml;rgerliche Gelehrsamkeit zutage gef&ouml;rdert, sich aneignen und seinen Zwecken und Bed&uuml;rfnissen entsprechend verarbeiten, aber es fehlen ihm - solange er Proletarier bleibt - die Mu&szlig;e und die Mittel, die Wissenschaft selbst&auml;ndig &uuml;ber das von den b&uuml;rgerlichen Denkern erreichte Ma&szlig; hinauszuf&uuml;hren. So mu&szlig;te auch der urw&uuml;chsige Arbeitersozialismus alle wesentlichen Merkmale des Utopismus tragen" <A NAME="ZF35"><A HREF="st01_077.htm#F35"><SMALL><SUP>(35)</SUP></SMALL></A></A> (Utopismus ist eine falsche, unwissenschaftliche Theorie).</P>
<P>Ein utopischer Sozialismus solcher Art nimmt h&auml;ufig anarchistischen Charakter an, f&auml;hrt Kautsky fort, aber: "...es ist bekannt, da&szlig; die anarchistische Bewegung (das Wort hier im Sinne dieser proletarischen Utopisterei genommen. <I>K. Kautsky) </I>&uuml;berall dort, wo sie zu einer Massenbewegung, zu einem wirklichen Klassenkampf wurde, fr&uuml;her oder sp&auml;ter stets, trotz ihres anscheinenden Radikalismus, in verz&uuml;nftelter <I>Nur-Gewerkschaftlerei </I>... geendet hat."<A NAME="ZF36"><A HREF="st01_077.htm#F36"><SMALL><SUP>(36)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Mit anderen Worten, wenn die Arbeiterbewegung sich nicht mit dem wissenschaftlichen Sozialismus vereinigt, so verflacht sie unvermeidlich, nimmt einen "nur gewerkschaftlichen" Charakter an, unterwirft sich folglich der tradeunionistischen Ideologie.</P>
<P>"Das ist eine Erniedrigung der Arbeiter, eine Verherrlichung der Intelligenz!" zetert unser "Kritiker" und sein "Sozialdemokrat"... Der arme "Kritiker", der kl&auml;gliche "Sozialdemokrat"! Sie halten das Proletariat f&uuml;r ein launenhaftes Fr&auml;ulein, dem man nicht die Wahrheit sagen darf, dem man ewig Komplimente machen mu&szlig;, damit es nicht davonl&auml;uft! Nein, Verehrteste! Wir glauben, da&szlig; das Proletariat mehr Standhaftigkeit an den Tag legen wird, als ihr denkt. Wir glauben, da&szlig; es die Wahrheit nicht f&uuml;rchten wird! Ihr aber ... Aber was soll man euch sagen auch jetzt habt ihr die Wahrheit gef&uuml;rchtet und in eurem Artikel dem Leser die wahren Ansichten Kautskys vorenthalten ...</P>
<P>Somit ist der wissenschaftliche Sozialismus <I>ohne die Arbeiterbewegung </I>nichts als ein leeres Wort, das immer leicht in den Wind geredet werden kann.</P>
<P>Anderseits ist die Arbeiterbewegung <I>ohne den Sozialismus </I>ein tradeunionistisches Umherirren, das gewi&szlig; irgendeinmal zur sozialen Revolution f&uuml;hren wird, aber um den Preis langwieriger Qualen und Leiden.</P>
<P>Die Schlu&szlig;folgerung?</P>
<P>"Die Arbeiterbewegung mu&szlig; sich mit dem Sozialismus vereinigen":</P>
<P>"Die Sozialdemokratie ist die Vereinigung von Arbeiterbewegung und Sozialismus."<A NAME="ZF37"><A HREF="st01_077.htm#F37"><SMALL><SUP>(37)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>So sagt Kautsky, der Theoretiker des Marxismus.</P>
<P>Wir haben gesehen, da&szlig; die "Iskra" (die alte) und die "Mehrheit" dasselbe sagen.</P>
<P>Wir haben gesehen, da&szlig; Genosse Lenin auf dem gleichen Standpunkt steht.</P>
<P>Also die "Mehrheit" steht fest auf dem marxistischen Standpunkt. Klar ist, da&szlig; die "Geringsch&auml;tzung der Arbeiter", die "Verherrlichung der Intelligenz", der "unmarxistische Standpunkt der Mehrheit" und &auml;hnliche Perlen, mit denen die menschewistischen "Kritiker" nur so um sich werfen, nichts anderes sind als ein Wortgeprassel, eine Phantasie der Tifliser "Menschewiki".</P>
<P>Umgekehrt werden wir sehen, da&szlig; in der Tat die Tifliser "Minderheit" selbst, das "Tifliser Komitee" und sein "Sozialdemokrat" "dem Marxismus von Grund aus widersprechen". Hiervon jedoch sp&auml;ter. Vorl&auml;ufig wollen wir folgendes beachten.</P>
<P>Zur Erh&auml;rtung seiner Auslassungen f&uuml;hrt der Verfasser des Artikels "Mehrheit oder Minderheit?" Worte von Marx (?) an: "Der Theoretiker dieser oder jener Klasse kommt theoretisch zu der gleichen Schlu&szlig;folgerung, zu <I>welcher die Klasse selbst bereits praktisch gegangen ist</I>.<A NAME="ZF38">"<A HREF="st01_077.htm#F38"><SMALL><SUP>(38)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Von zwei Dingen eins. Entweder kennt der Autor die georgische Sprache nicht, oder es ist ein Fehler des Setzers. Kein einziger schreibkundiger Mensch wird sagen <I>"zu welcher </I>bereits<I> gegangen ist</I>". Richtig w&auml;re "<I>zu welcher</I> bereits g<I>elangt </I>ist" oder "<I>zu welcher</I> bereits <I>geht</I>".<I> </I>Hat der Autor das letztere im Auge <I>(Zu </I>welcher bereits <I>geht), </I>so mu&szlig; ich bemerken, da&szlig; er Marx' Worte unrichtig wiedergibt, da&szlig; Marx etwas Derartiges nicht gesagt hat. Hat der Autor aber die erste Formulierung im Auge, so gewinnt der von ihm angef&uuml;hrte Satz die folgende Gestalt: "Der Theoretiker dieser oder jener Klasse kommt theoretisch zu der gleichen Schlu&szlig;folgerung, zu welcher die Klasse selbst <I>bereits praktisch gelangt ist." </I>Mit anderen Worten, sind Marx und Engels theoretisch zu der Schlu&szlig;folgerung gelangt, da&szlig; der Zusammenbruch des Kapitalismus und die Errichtung des Sozialismus unvermeidlich sind, so bedeutet das, da&szlig; das Proletariat den Kapitalismus <I>bereits praktisch </I>verworfen, den Kapitalismus bereits geschlagen und an seiner Stelle das sozialistische Leben errichtet hat!</P>
<P>Armer Marx! Wer wei&szlig;, welche Albernheiten unsere Quasimarxisten ihm noch zuschreiben werden!</P>
<P>Sagt Marx das wirklich? H&ouml;ren wir, was er tats&auml;chlich sagt: er spricht davon, da&szlig; die theoretischen Vertreter der Kleinbourgeoisie <I>"zu denselben Aufgaben und L&ouml;sungen theoretisch getrieben werden, wohin jene </I>das materielle Interesse und die gesellschaftliche Lage <I>praktisch treiben</I>. Dies ist &uuml;berhaupt das Verh&auml;ltnis der politischen und literarischen Vertreter einer Klasse zu der Klasse, die sie vertreten."<A NAME="ZF39"><A HREF="st01_077.htm#F39"><SMALL><SUP>(39)</SUP></SMALL></A></A>/<A NAME="ZR11"><A HREF="st01_077.htm#ZR11"><SMALL><SUP>[11]</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Wie man sieht, sagt Marx durchaus nicht <I>"ist schon gegangen" </I>Diese "philosophischen" Worte hat der werte "Kritiker" hinzugedichtet.</P>
<P>In diesem Falle erhalten Marx' Worte einen ganz anderen Sinn.</P>
<P>Welchen Gedanken entwickelt Marx in dem angef&uuml;hrten Satz? Nur den, da&szlig; der Theoretiker dieser oder jener Klasse ein Ideal <I>nicht schaffen kann, </I>es sei denn, da&szlig; seine Elemente im Leben existieren, da&szlig; er die Elemente des Zuk&uuml;nftigen <I>nur wahrzunehmen </I>und auf diesem Boden das Ideal theoretisch zu <I>schaffen </I>vermag, zu dem diese oder jene Klasse praktisch kommt. Der Unterschied ist der, da&szlig; der Theoretiker der Klasse voraneilt und fr&uuml;her als sie den Keim des Zuk&uuml;nftigen wahrnimmt. Eben das hei&szlig;t "theoretisch zu etwas kommen".</P>
<P>H&ouml;ren wir, was Marx und Engels in ihrem "Manifest" sagen:</P>
<P>"Die Kommunisten" (d.h. die Sozialdemokraten) "sind also praktisch der entschiedenste, immer <I>weiter treibende</I> Teil der Arbeiterparteien aller L&auml;nder; sie haben theoretisch vor der &uuml;brigen Masse des Proletariats die <I>Einsicht </I>in die Bedingungen, den Gang und die <I>allgemeinen </I>Resultate der proletarischen Bewegung voraus."</P>
<P>Jawohl, die Ideologen <I>"treiben weiter</I>", sie sehen bedeutend weiter als die "&uuml;brige Masse des Proletariats", und hierauf kommt alles an. Die Ideologen treiben weiter, und eben deshalb ist die Idee, das sozialistische Bewu&szlig;tsein, von gro&szlig;er Bedeutung f&uuml;r die Bewegung.</P>
<I><P>Ebendeshalb </I>fallen Sie &uuml;ber die "Mehrheit" her, ehrenwerter "Kritiker"? Dann sagen Sie dem Marxismus Lebewohl und merken Sie sich, da&szlig; die "Mehrheit" auf ihren marxistischen Standpunkt stolz ist.</P>
<P>Die Lage der "Mehrheit" erinnert in diesem Fall in vieler Beziehung an die Lage, in der Engels sich in den neunziger Jahren befand.</P>
<P>Die Idee sei die Quelle des gesellschaftlichen Lebens, behaupteten die Idealisten. Ihrer Meinung nach ist das gesellschaftliche Bewu&szlig;tsein die Grundlage, worauf das Sein der Gesellschaft beruht. Deshalb nannte man sie auch Idealisten.</P>
<P>Es galt zu beweisen, da&szlig; die Ideen nicht vom Himmel fallen, da&szlig; sie vom Leben selbst hervorgebracht werden.</P>
<P>Auf der historischen Arena erschienen Marx und Engels, und sie wurden dieser Rolle gl&auml;nzend gerecht. Sie bewiesen, da&szlig; das gesellschaftliche Sein die Quelle der Ideen ist, da&szlig; deshalb das Sein der Gesellschaft die Grundlage ist, auf der das gesellschaftliche Bewu&szlig;tsein beruht. Damit gruben sie dem Idealismus das Grab und ebneten den Weg f&uuml;r den Materialismus.</P>
<P>Manche Halbmarxisten verstanden dies so, als ob das Bewu&szlig;tsein, die Ideen im Leben nur eine sehr geringe Bedeutung h&auml;tten.</P>
<P>Es galt, die gro&szlig;e Bedeutung der Ideen zu beweisen.</P>
<P>Und da kam Engels und betonte in seinen Briefen (1891-1894), da&szlig; die Ideen gewi&szlig; nicht vom Himmel fallen, sondern vom Leben selbst hervorgebracht werden, da&szlig; sie aber, einmal hervorgebracht, gro&szlig;e Bedeutung gewinnen, die Menschen vereinigen, sie organisieren und dem gesellschaftlichen Leben, das sie hervorgebracht hat, ihren Stempel aufdr&uuml;cken, da&szlig; die Ideen in der historischen Bewegung von gro&szlig;er Bedeutung sind.</P>
<P>"Dies ist kein Marxismus, sondern ein Verrat am Marxismus", begannen Bernstein und seinesgleichen zu zetern. Die Marxisten lachten blo&szlig; ...</P>
<P>Es gab in Ru&szlig;land Halbmarxisten - die "&Ouml;konomisten". Sie behaupteten, da die Ideen vom gesellschaftlichen Sein hervorgebracht werden, sei auch das sozialistische Bewu&szlig;tsein von geringf&uuml;giger Bedeutung f&uuml;r die Arbeiterbewegung.</P>
<P>Es galt zu beweisen, da&szlig; das sozialistische Bewu&szlig;tsein von gro&szlig;er Bedeutung f&uuml;r die Arbeiterbewegung ist, da&szlig; die Bewegung ohne dieses Bewu&szlig;tsein ein tradeunionistisches Umherirren ist, von dem das Proletariat sich unbekannt wann frei machen wird, um zur sozialen Revolution zu gelangen.</P>
<P>Und da kam die "Iskra", die dieser Rolle gl&auml;nzend gerecht wurde. Es erschien das Buch "Was tun?", worin Lenin die gro&szlig;e Bedeutung des sozialistischen Bewu&szlig;tseins betont. Es bildete sich die Partei"mehrheit" die diesen Weg festen Schrittes einschlug.</P>
<P>Hier aber kommen die kleinen Bernsteine und beginnen zu schreien: Dies "widerspricht dem Marxismus von Grund aus"!</P>
<P>Ja, wi&szlig;t ihr denn, ihr kleinen "&Ouml;konomisten", was der Marxismus ist?</P>
<P>Erstaunlich! wird der Leser sagen. Worum handelt es sich eigentlich? wird er fragen. Weshalb hat denn Plechanow seinen kritischen Artikel gegen Lenin geschrieben (siehe die neue "Iskra" Nr. 70, 71)? Wof&uuml;r tadelt er die "Mehrheit"? Wiederholen denn nicht die Tifliser Quasimarxisten und ihr "Sozialdemokrat" die von Plechanow ausgesprochenen Gedanken? Jawohl, sie wiederholen sie, aber so plump, da&szlig; es einen anwidert. Jawohl, Plechanow ist mit einer Kritik hervorgetreten. Aber wi&szlig;t ihr, worum es sich handelt? Plechanow ist derselben Auffassung wie die "Mehrheit" und Lenin. Und nicht nur Plechanow, sondern auch Martow, auch Sassulitsch, auch Axelrod. Wirklich, in der Frage, von der wir oben gesprochen haben, haben die F&uuml;hrer der "Minderheit" keine andere Auffassung als die alte "Iskra". Die alte "Iskra" aber ist das Banner der "Mehrheit". Wundert euch nicht! Dies sind die Tatsachen.</P>
<P>Wir kennen den programmatischen Artikel der alten "Iskra" (siehe oben). Wir wissen, da&szlig; in diesem Artikel der Standpunkt der "Mehrheit" restlos niedergelegt wurde. Von wem stammt dieser Artikel? Von der damaligen Redaktion der "Iskra". Wer geh&ouml;rte dieser Redaktion an? Lenin, Plechanow, Axelrod, Martow, Sassulitsch und Starowjer. Von ihnen geh&ouml;rt heute nur Lenin allein der "Mehrheit" an, die &uuml;brigen f&uuml;nf f&uuml;hren die "Minderheit", aber Tatsache bleibt dennoch Tatsache - der Programmartikel der "Iskra" ist unter ihrer Redaktion erschienen, folglich d&uuml;rften sie sich nicht von ihren Worten lossagen, sie haben offenbar geglaubt, was sie schrieben.</P>
<P>Aber wenn es beliebt, lassen wir die "Iskra" beiseite.</P>
<P>H&ouml;ren wir, was Martow schreibt:</P>
<P>"Somit ist die Idee des Sozialismus zum erstenmal nicht innerhalb der Arbeitermassen entstanden, sondern in den Arbeitszimmern von Gelehrten, die dem Milieu der Bourgeoisie entstammen."<A NAME="ZF40"><A HREF="st01_077.htm#F40"><SMALL><SUP>(40)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>H&ouml;ren wir weiter, was Vera Sassulitsch schreibt:</P>
<P>"Sogar die Idee der Klassensolidarit&auml;t des gesamten Proletariats ... ist gar nicht so einfach, da&szlig; sie im Kopfe jedes Arbeiters selbst&auml;ndig entst&uuml;nde ... Der Sozialismus ... erw&auml;chst auch &uuml;berhaupt nicht 'von selbst' in den K&ouml;pfen der Arbeiter ... Die sozialistische Theorie wurde vorbereitet von der gesamten Entwicklung sowohl des Lebens als auch des Wissens ... und von einem mit diesem Wissen gewappneten genialen Verstand geschaffen. Auch der Beginn der Verbreitung der Ideen des Sozialismus in der Arbeiterschaft war fast auf dem ganzen Kontinent Europas das Werk von Sozialisten, die in den Lehranstalten f&uuml;r die h&ouml;heren Klassen ihre Bildung erworben hatten."<A NAME="ZF41"><A HREF="st01_077.htm#ZF41"><SMALL><SUP>(41)</SUP></SMALL></A></A>/<A NAME="ZR12"><A HREF="st01_077.htm#R12"><SMALL><SUP>[12]</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>H&ouml;ren wir jetzt Plechanow, der so gewichtig und feierlich in der neuen "Iskra" gegen Lenin aufgetreten ist (Nr. 70, 71). Schauplatz ist der II. Parteitag. Plechanow polemisiert gegen Martynow und verteidigt Lenin. Er macht Martynow Vorw&uuml;rfe, der sich an einen Satz Lenins klammert und das Buch "Was tun?" als Ganzes &uuml;bersehen hat, und f&auml;hrt fort:</P>
<P>"Die Methode des Genossen Martynow erinnert mich an einen Zensor, der gesagt hat: 'Gebt mir das "Vaterunser" und erlaubt mir, dort einen Satz herauszurei&szlig;en - und ich werde euch beweisen, da&szlig; sein Verfasser aufgeh&auml;ngt werden m&uuml;&szlig;te.' Aber alle Vorw&uuml;rfe, die gegen diesen ungl&uuml;ckseligen Satz (Lenins) gerichtet wurden, und nicht nur von dem Genossen Martynow, sondern auch von sehr vielen anderen, beruhen auf einem Mi&szlig;verst&auml;ndnis. Genosse Martynow f&uuml;hrt Engels' Worte an: 'Der moderne Sozialismus ist der theoretische Ausdruck der modernen Arbeiterbewegung.' Genosse Lenin ist ebenfalls mit Engels einverstanden ... Aber Engels' Worte sind ein allgemeiner Leitsatz. Die Frage ist die, wer denn zum erstenmal diesen theoretischen Ausdruck formuliert. Lenin hat keinen Traktat &uuml;ber Philosophie der Geschichte geschrieben, sondern einen polemischen Artikel gegen die '&Ouml;konomisten', die gesagt haben: Wir m&uuml;ssen abwarten, wohin die Arbeiterklasse selbst, ohne die Hilfe des 'revolution&auml;ren Bazillus' (d.h. ohne die Sozialdemokratie), gelangen wird. Der letzteren war es verboten, den Arbeitern irgend etwas zu sagen, eben weil sie der 'revolution&auml;re Bazillus' ist, d.h. weil sie das theoretische Bewu&szlig;tsein besitzt. Entfernt ihr aber den 'Bazillus', so bleibt nur die unbewu&szlig;te Masse, in die das Bewu&szlig;tsein von au&szlig;en hineingetragen werden mu&szlig;. H&auml;ttet ihr Lenin gegen&uuml;ber gerecht sein wollen und sein ganzes Buch aufmerksam gelesen, so w&uuml;rdet ihr gesehen haben, da&szlig; er eben das sagt."<A NAME="ZF42"><A HREF="st01_077.htm#F42"><SMALL><SUP>(42)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>So sprach Plechanow auf dem II. Parteitag.</P>
<P>Nun aber tritt der gleiche Plechanow, aufgehetzt von den gleichen Martow, Axelrod, Sassulitsch, Starowjer u.a., einige Monate sp&auml;ter abermals auf und erkl&auml;rt, sich an denselben Satz Lenins klammernd, den er auf dem Parteitag <I>verteidigte</I>,<I> </I>Lenin und die "Mehrheit" seien keine Marxisten. Er wei&szlig;, w&uuml;rde man selbst aus dem "Vaterunser" einen Satz herausrei&szlig;en und ihn losgerissen deuten, dann k&ouml;nnte sein Verfasser wohl gar wegen Gottesleugnung an den Galgen geraten. Er wei&szlig;, da&szlig; dies ungerecht w&auml;re, da&szlig; ein unvoreingenommener Kritiker nicht so verf&auml;hrt, aber er rei&szlig;t dennoch diesen Satz aus Lenins Buch heraus, er verf&auml;hrt dennoch ungerecht und bespuckt sich &ouml;ffentlich selber. Martow, Sassulitsch, Axelrod und Starowjer aber nicken ihm beif&auml;llig zu, ver&ouml;ffentlichen unter ihrer Redaktion in der neuen "Iskra" Plechanows Artikel (Nr. 70, 71) und bedecken sich hierdurch ein &uuml;briges Mal mit Schande.</P>
<P>Warum waren sie so charakterlos, warum haben diese F&uuml;hrer der "Minderheit" sich selbst bespuckt, warum haben sie sich von dem programmatischen Artikel in der "Iskra" losgesagt, den sie unterschrieben haben, warum schw&ouml;ren sie ihre eigenen Worte ab? Hat man in einer sozialdemokratischen Partei jemals von einer derartigen Falschheit geh&ouml;rt?</P>
<P>Was ist denn in den paar Monaten passiert, die zwischen dem II. Parteitag und dem Erscheinen von Plechanows Artikel lagen?</P>
<P>Die Sache ist die. Von den sechs Redakteuren hat der II. Parteitag nur drei - Plechanow, Lenin und Martow - zu Redakteuren der "Iskra" gew&auml;hlt. Was Axelrod, Starowjer und Sassulitsch betrifft, so hat der Parteitag sie auf andere Posten gestellt. Der Parteitag hatte hierzu selbstverst&auml;ndlich das Recht, und jeder ist verpflichtet, sich ihm zu unterwerfen: der Parteitag verleiht dem Willen der Partei Ausdruck, er ist das h&ouml;chste Parteiorgan, und wer seinen Beschl&uuml;ssen zuwiderhandelt, der tritt den Willen der Partei mit F&uuml;&szlig;en.</P>
<P>Aber diese eigensinnigen Redakteure unterwarfen sich nicht dem Willen der Partei, der Parteidisziplin (die Parteidisziplin ist ebenfalls der Wille der Partei). Es stellt sich heraus, da&szlig; die Parteidisziplin f&uuml;r Leute wie wir, f&uuml;r einfache Parteiarbeiter, ausgedacht worden ist! Sie z&uuml;rnten dem Parteitag, weil er sie nicht zu Redakteuren gew&auml;hlt hat, schlugen sich abseits, zogen Martow mit und bildeten die Opposition. Sie erkl&auml;rten der Partei den Boykott, weigerten sich, Parteiarbeit zu leisten, und begannen der Partei zu drohen: W&auml;hlt uns in die Redaktion, ins Zentralkomitee, in den Parteirat, sonst werden wir eine Spaltung vornehmen. Und die Spaltung begann. Hiermit haben sie noch einmal den Willen der Partei mit F&uuml;&szlig;en getreten.</P>
<P>Die Forderungen der in den Streik getretenen Redakteure sind folgende:</P>
<P>&quot;Die alte Redaktion der 'Iskra' wird wiederhergestellt (d.h. gebt uns in der Redaktion <I>drei Sitze</I>)<I>.</P>
</I><P>In das Zentralkomitee wird eine bestimmte Anzahl von Mitgliedern der Opposition (d.h. der 'Minderheit') aufgenommen.</P>
<P>Im Parteirat werden <I>zwei Sitze </I>Mitgliedern der Opposition einger&auml;umt usw. ...</P>
<P>Wir stellen diese <I>Bedingungen, </I>die allein der Partei die M&ouml;glichkeit <I>sichern, </I>einen Konflikt zu vermeiden, der die ganze Existenz der Partei bedroht&quot; (d.h. stellt uns zufrieden, denn sonst werden wir in der Partei eine gro&szlig;e Spaltung durchf&uuml;hren)<A NAME="ZF43"><A HREF="st01_077.htm#F43"><SMALL><SUP>(43)</SUP></SMALL></A></A>.</P>
<P>Was antwortete ihnen die Partei?</P>
<P>Der Vertreter der Partei, das Zentralkomitee, und andere Genossen erkl&auml;rten ihnen: Wir k&ouml;nnen nicht gegen den Parteitag angehen, die Wahlen sind Sache des Parteitags, aber wir werden dennoch versuchen, Frieden und Eintracht wiederherzustellen, obwohl, die Wahrheit zu sagen, es eine Schande ist, <I>um der Sitze willen </I>zu k&auml;mpfen, ihr wollt <I>um der Sitze willen </I>die Partei spalten usw.</P>
<P>Die in den Streik getretenen Redakteure f&uuml;hlten sich beleidigt, ihnen wurde unbehaglich zumute - kam es doch wirklich so heraus, da&szlig; sie um der Sitze willen den Kampf angezettelt hatten -, und sie zogen Plechanow <A NAME="ZF44"><A HREF="st01_077.htm#F44"><SMALL><SUP>(44)</SUP></SMALL></A></A>/<A NAME="ZR13"><A HREF="st01_077.htm#R13"><SMALL><SUP>[13]</SUP></SMALL></A></A>/<A NAME="ZR14"><A HREF="st01_077.htm#R14"><SMALL><SUP>[14]</SUP></SMALL></A></A> auf ihre Seite hin&uuml;ber und begannen ihr heroisches Werk. Sie mu&szlig;ten irgendeine recht "<I>schlagende" "Meinungsverschiedenheit" </I>zwischen der "Mehrheit" und der "Minderheit" <I>ausfindig machen </I>und damit beweisen, da&szlig; sie nicht um der Sitze willen k&auml;mpfen. Sie suchten, suchten und fanden eine Stelle in Lenins Buch, an der man, wenn man sie aus dem Zusammenhang herausgreift und losgerissen deutet, wirklich herumn&ouml;rgeln kann. Eine gute Idee, dachten die F&uuml;hrer der "Minderheit", Lenin ist der F&uuml;hrer der "Mehrheit", schw&auml;rzen wir Lenin an und bringen wir dadurch die Partei auf unsere Seite. Da begannen nun Plechanows Deklamationen, "Lenin und seine Anh&auml;nger" seien "keine Marxisten". Zwar haben sie den gleichen Gedanken aus Lenins Buch, gegen den sie heute zu Felde zogen, gestern noch verteidigt, aber was ist da zu machen: ein Opportunist hei&szlig;t eben deshalb Opportunist, weil Prinzipientreue bei ihm nicht hoch im Kurse steht.</P>
<P>Das ist der Grund, weshalb sie sich selbst bespucken, das ist die Quelle ihrer Falschheit.</P>
<P>Aber das ist noch nicht alles.</P>
<P>Es verging einige Zeit. Sie sahen, da&szlig; au&szlig;er einigen naiven Menschen niemand ihre Agitation gegen die "Mehrheit" und Lenin beachtete, sie sahen, da&szlig; die "Gesch&auml;fte" schlecht gingen, und sie beschlossen, noch einmal eine neue Farbe anzunehmen. Der gleiche Plechanow, die gleichen Martow und Axelrod fa&szlig;ten am 10. M&auml;rz 1905 im Namen des Parteirats eine Resolution, in der es u.a. hei&szlig;t:</P>
<P>"Genossen! (sie wenden sich an die 'Mehrheit') ... Beide Seiten (d.h. die 'Mehrheit' und die 'Minderheit') haben wiederholt ihre &Uuml;berzeugung ausgesprochen, da&szlig; die bestehenden taktischen und organisatorischen Meinungsverschiedenheiten nicht von solchem Charakter sind, da&szlig; sie die Arbeit im Rahmen einer einheitlichen Parteiorganisation unm&ouml;glich machen" <A NAME="ZF45"><A HREF="st01_077.htm#F45"><SMALL><SUP>(45)</SUP></SMALL></A></A>, deshalb solle ein Kameradschaftsgericht (bestehend aus Bebel und anderen) eingesetzt und unser kleiner Streit beigelegt werden.</P>
<P>Kurzum, die Meinungsverschiedenheiten in der Partei seien nur ein Gez&auml;nk, &uuml;ber das ein Kameradschaftsgericht zu urteilen h&auml;tte, wir seien ja ein einheitliches Ganzes.</P>
<P>Aber wieso denn? Uns, die "Nichtmarxisten", ruft man in die Parteiorganisationen, wir seien ein einheitliches Ganzes und dergleichen mehr ... Was hei&szlig;t das? Das ist doch ein Verrat an der Partei von eurer Seite, ihr F&uuml;hrer der "Minderheit"! Kann man denn "Nichtmarxisten" an die Spitze der Partei stellen? Haben denn "Nichtmarxisten" in einer sozialdemokratischen Partei Platz? Oder habt vielleicht auch ihr den Marxismus verraten und deshalb die Front gewechselt?</P>
<P>Es w&auml;re jedoch naiv, eine Antwort zu erwarten. Die Sache ist die, da&szlig; diese braven F&uuml;hrer mehrere "Prinzipien" in der Tasche haben, und sie je nach Bedarf hervorziehen. Bei ihnen hat die Woche, wie es im Russischen hei&szlig;t, sieben Freitage! ...</P>
<P>Das sind die F&uuml;hrer der sogenannten "Minderheit".</P>
<P>Man kann sich leicht vorstellen, wie der Anhang solcher F&uuml;hrer aussieht - die Tifliser sogenannte "Minderheit" ... Das Ungl&uuml;ck will noch, da&szlig; der Schwanz manchmal nicht auf den Kopf h&ouml;rt und ihm den Gehorsam verweigert. W&auml;hrend z.B. die F&uuml;hrer der "Minderheit" eine Vers&ouml;hnung f&uuml;r m&ouml;glich halten und die Parteiarbeiter zur Eintracht aufrufen, toben die Tifliser "Minderheit" und ihr "Sozialdemokrat" weiter: zwischen der "Mehrheit" und der "Minderheit", so erkl&auml;ren sie, "wird ein Kampf auf Leben und Tod gef&uuml;hrt" <A NAME="ZF46"><A HREF="st01_077.htm#F46"><SMALL><SUP>(46)</SUP></SMALL></A></A>, und wir m&uuml;ssen einander ausrotten! Der eine ruft h&uuml;! der andere hott!</P>
<P>Die "Minderheit" beklagt sich dar&uuml;ber, da&szlig; wir sie Opportunisten (Prinzipienlose) nennen. Welchen anderen Namen als Opportunismus aber kann man daf&uuml;r finden, wenn sie ihre eigenen Worte abschw&ouml;ren, wenn sie sich von einer Seite auf die andere werfen, wenn sie ewig schwanken und wanken? Ist es m&ouml;glich, da&szlig; ein wahrer Sozialdemokrat dauernd seine &Uuml;berzeugungen wechselt? So h&auml;ufig werden ja nicht einmal die Taschent&uuml;cher gewechselt.</P>
<P>Unsere Quasimarxisten behaupten hartn&auml;ckig, da&szlig; die "Minderheit" einen wahrhaft proletarischen Charakter tr&auml;gt. Ist dem so? Sehen wir zu.</P>
<P>Kautsky sagt.. "Er" (der Proletarier) "ist leichter imstande, Parteiprinzipien zu erfassen, er neigt zu einer prinzipiellen Politik, unbeeinflu&szlig;t von Augenblicksstimmungen, pers&ouml;nlichen oder lokalen Interessen."<A NAME="ZF47"><A HREF="st01_077.htm#F47"><SMALL><SUP>(47)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Und die "Minderheit"? Neigt auch sie zu einer Politik, die nicht von Augenblicksstimmungen und anderen beeinflu&szlig;t wird? Im Gegenteil: sie wankt st&auml;ndig, sie schwankt ewig, sie ha&szlig;t eine feste prinzipielle Politik, sie zieht die Prinzipienlosigkeit vor, sie folgt Augenblicksstimmungen. Die Tatsachen sind uns schon bekannt.</P>
<P>Kautsky sagt, da&szlig; der Proletarier die Parteidisziplin liebt: "Der Proletarier ist nichts als isoliertes Individuum. Seine ganze Kraft, sein ganzes Fortschreiten, alle seine Erwartungen und Hoffnungen sch&ouml;pft er aus der <I>Organisation</I> ..." Eben deshalb l&auml;&szlig;t er sich weder von einem pers&ouml;nlichen Vorteil noch von pers&ouml;nlichem Ruhm hinrei&szlig;en, er "erf&uuml;llt seine Pflicht auf jedem Posten, auf den er gestellt wird, in freiwilliger Disziplin, die sein ganzes F&uuml;hlen und Denken erf&uuml;llt."<A NAME="ZF48"><A HREF="st01_077.htm#ZF48"><SMALL><SUP>(48)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Und die "Minderheit"? Ist sie ebenso von der Disziplin durchdrungen? Im Gegenteil, sie verachtet die Parteidisziplin und verspottet sie.<A NAME="ZF49"><A HREF="st01_077.htm#F49"><SMALL><SUP>(49)</SUP></SMALL></A></A> Das erste Beispiel der Verletzung der Parteidisziplin lieferten die F&uuml;hrer der "Minderheit". Erinnert euch an Axelrod, Sassulitsch, Starowjer, Martow und andere, die sich dem Beschlu&szlig; des II. Parteitags nicht f&uuml;gten.</P>
<P>"Ganz anders der Literat" , f&auml;hrt Kautsky fort. Er f&uuml;ge sich mit gro&szlig;er M&uuml;he der Parteidisziplin, und auch das nur aus N&ouml;tigung und nicht aus gutem Willen. "Die Notwendigkeit der Disziplin erkennt er nur f&uuml;r die Masse, nicht f&uuml;r auserlesene Geister an. Und zu diesen rechnet er sich nat&uuml;rlich auch ... Das ideale Beispiel eines Literaten, der vollst&auml;ndig im Empfindungsleben des Proletariats aufging und ... auf jedem Posten wirkte, auf den er hingestellt wurde, sieh stets ganz unserer gro&szlig;en Sache unterordnete und jenes weichliche Gewinsel ... verachtete, das der ... Literat gern dann anstimmt, wenn er einmal in der Minorit&auml;t bleibt - das ideale Beispiel eines Literaten ... war Liebknecht. Auch Marx darf man hier nennen, der sich nie vordr&auml;ngte und dessen Unterwerfung unter die Parteidisziplin in der Internationale, wo er gar manches Mal in der Minorit&auml;t blieb, musterhaft war."<A NAME="ZF50"><A HREF="st01_077.htm#F50"><SMALL><SUP>(50)</SUP></SMALL></A></A></P>
<P>Und die "Minderheit"? Hat sich bei ihr in irgendeiner Form "proletarisches Empfinden" bemerkbar gemacht? &Auml;hnelt ihre Haltung der Haltung Liebknechts und Marx'? Im Gegenteil: wir sahen, da&szlig; die F&uuml;hrer der "Minderheit" ihr "Ich" unserer heiligen Sache nicht unterordneten, wir sahen, da&szlig; eben diese F&uuml;hrer sich auf dem II. Parteitag "jenem weichlichen Gewinsel, als sie in der Minorit&auml;t blieben", hingegeben haben, wir sahen, da&szlig; nach dem Parteitag gerade sie um der "ersten Pl&auml;tze" willen flennten, und eben um dieser Sitze willen eine Parteispaltung anzettelten ...</P>
<P>Ist das euer "proletarischer Charakter", verehrte Menschewiki?</P>
<P>Warum sind dann aber in einigen St&auml;dten die Arbeiter auf unserer Seite? fragen uns die Menschewiki.</P>
<P>Ja gewi&szlig;, in einigen St&auml;dten stehen die Arbeiter auf der Seite der "Minderheit", aber das beweist nichts. Die Arbeiter folgen in einigen St&auml;dten auch den Revisionisten (Opportunisten in Deutschland), aber dies hei&szlig;t noch nicht, da&szlig; ihr Standpunkt ein proletarischer ist, dies hei&szlig;t noch nicht, da&szlig; sie keine Opportunisten sind. Einmal fand auch die Kr&auml;he eine Rose, aber dies bedeutet noch nicht, da&szlig; die Kr&auml;he eine Nachtigall ist. Nicht umsonst hei&szlig;t es</P>
<P>&#9;&#9;Fand die Kr&auml;he eine Rose,</P>
<P>&#9;&#9;&#9;D&uuml;nkt sie sich schon Nachtigall.</P>
<P ALIGN="CENTER">*</P>
<P>Jetzt ist es klar, <I>auf welchem Boden </I>die Meinungsverschiedenheiten in der Partei entstanden sind. Wie man sieht, sind in unserer Partei zwei Tendenzen zum Vorschein gekommen: die Tendenz der <I>proletarischen Standhaftigkeit </I>und die Tendenz der <I>intelligenzlerischen Wankelm&uuml;tigkeit. </I>Zum Ausdruck gebracht wird diese intelligenzlerische Wankelm&uuml;tigkeit eben durch die jetzige "Minderheit". Das Tifliser "Komitee" und sein "Sozialdemokrat" sind die gef&uuml;gigen Sklaven dieser "Minderheit"!</P>
<P>Das ist das Wesen der ganzen Sache.</P>
<P>Allerdings machen unsere Quasimarxisten h&auml;ufig ein Geschrei davon, sie seien gegen die "intelligenzlerische Denkart", und versuchen hierbei, die "Mehrheit" der "intelligenzlerischen Wankelm&uuml;tigkeit" zu zeihen, aber dies erinnert an den Fall mit dem Dieb, der Geld stahl und dann ein Geschrei erhob: "Haltet den Dieb!"</P>
<P>Au&szlig;erdem wei&szlig; man: Wes das Herz voll ist, des geht der Mund &uuml;ber.</P>
<HR size="1" width="100%">
<P>Fu&szlig;noten von Stalin</P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F1">(1)</A></SUP></SMALL> Die Sozialdemokratie ist der Vortrupp des Proletariats. Diesem Trupp geh&ouml;rt jeder sozialdemokratische K&auml;mpfer an, sei er nun Arbeiter oder Intellektueller. <A HREF="st01_077.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F2">(2)</A></SUP></SMALL> Unser "Sozialdemokrat" ist von Leidenschaft zur "Kritik" entbrannt (siehe Nr. 1, "Mehrheit oder Minderheit?"), aber ich mu&szlig; bemerken, da&szlig; er die "&Ouml;konomisten" und die Leute vom "Rabotscheje Djelo" unrichtig charakterisiert (sie unterscheiden sich nur wenig voneinander). Die Sache ist nicht die, da&szlig; sie "politische Fragen geringsch&auml;tzten", sondern die, da&szlig; sie im Nachtrab der Bewegung einhertrotteten und das wiederholten, was die Bewegung ihnen eingab. Es gab eine Zeit, wo nur Streiks stattfanden. Damals predigten sie den &ouml;konomischen Kampf. Es begann die Zeit der Demonstrationen (1901), es flo&szlig; Blut, Entt&auml;uschung kam auf, und die Arbeiter griffen zum Terror, in der Annahme, das werde sie von den Tyrannen erl&ouml;sen. Da fielen auch die "&Ouml;konomisten", die Leute vom "Rabotscheje Djelo" in den gemeinsamen Chor ein und erkl&auml;rten mit gro&szlig;er Wichtigkeit: Es ist Zeit, zum Terror zu greifen, die Gef&auml;ngnisse zu &uuml;berfallen, die Genossen zu befreien u. dgl. mehr (siehe "Eine historische Wendung", "Rabotscheje Djelo"). Wie man sieht, hei&szlig;t dies durchaus nicht, da&szlig; sie "politische Fragen geringsch&auml;tzten". Der Autor entlehnte seine "Kritik" bei Martynow, es w&auml;re aber n&uuml;tzlicher gewesen, wenn er sich mit der Geschichte vertraut gemacht h&auml;tte. <A HREF="st01_077.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F3">(3)</A></SUP></SMALL> Die Redaktion der "Iskra" bestand damals aus sechs Personen: Plechanow, Axelrod, Sassulitsch, Martow, Starowjer und Lenin. <A HREF="st01_077.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F4">(4)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Was tun?", S. 28 [deutsche Neuausgabe, Berlin 1949, 3. Auflage, S. 73]. <A HREF="st01_077.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F5">(5)</A></SUP></SMALL> Kautsky, "Das Erfurter Programm", Verlag des Zentralkomitees, S. 94. <A HREF="st01_077.htm#ZF5">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F6">(6)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Was tun?", S. 26 [deutsche Neuausgabe S. 71]. <A HREF="st01_077.htm#ZF6">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F7">(7)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Was tun?", S. 28 [deutsche Neuausgabe S. 73]. <A HREF="st01_077.htm#ZF7">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F8">(8)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Was tun?", S. 29 [deutsche Neuausgabe S. 75, Fu&szlig;note]. <A HREF="st01_077.htm#ZF8">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F9">(9)</A></SUP></SMALL> Ebenda, S. 28 [vgl. deutsche Neuausgabe S. 74-75]. <A HREF="st01_077.htm#ZF9">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F10">(10)</A></SUP></SMALL> Ebenda, S. 29 [deutsche Neuausgabe S. 75, Fu&szlig;note]. <A HREF="st01_077.htm#ZF10">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F11">(11)</A></SUP></SMALL> K. Marx, "Manifest", S. 15 <A HREF="st01_077.htm#ZF11">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F12">(12)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Was tun?", S. 28 [deutsche Neuausgabe S. 73] <A HREF="st01_077.htm#ZF12">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F13">(13)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Was tun?", S. 27 [deutsche Neuausgabe S. 72], wo diese Zeilen Kautskys aus seinem bekannten Artikel in der "Neuen Zeit", Jahrgang 1901-1902, Nr. 3, S. 79, abgedruckt sind. <A HREF="st01_077.htm#ZF13">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F14">(14)</A></SUP></SMALL> Ebenda, S. 26 [deutsche Neuausgabe S. 71]. <A HREF="st01_077.htm#ZF14">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F15">(15)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Was tun?", S. 20-21 [deutsche Neuausgabe S. 63]. <A HREF="st01_077.htm#ZF15">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F16">(16)</A></SUP></SMALL> Ebenda, S. 27 [deutsche Neuausgabe S. 72-73, Fu&szlig;note]. <A HREF="st01_077.htm#ZF16">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F17">(17)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Was tun?", S. 29 [deutsche Neuausgabe S. 75, Fu&szlig;note]. <A HREF="st01_077.htm#ZF17">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F18">(18)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Ein Schritt vorw&auml;rts, zwei Schritte zur&uuml;ck", S. 53 [in "Ausgew&auml;hlte Werke" in zwei B&auml;nden, Bd. 1, deutsche Ausgabe, Moskau 1946, S. 367]. <A HREF="st01_077.htm#ZF18">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F19">(19)</A></SUP></SMALL> Protokoll des II. Parteitags, S. 129. <A HREF="st01_077.htm#ZF19">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F20">(20)</A></SUP></SMALL> "Das Erfurter Programm", Verlag des ZK, S. 94 <A HREF="st01_077.htm#ZF20">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F21">(21)</A></SUP></SMALL> das Marx und Engels <I>herausgearbeitet </I>haben. <A HREF="st01_077.htm#ZF21">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F22">(22)</A></SUP></SMALL> "Mogsauri" Nr. 6, S. 71. <A HREF="st01_077.htm#ZF22">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F23">(23)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Was tun?", S. 29 [deutsche Neuausgabe S. 75, Fu&szlig;note]. <A HREF="st01_077.htm#ZF23">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F24">(24)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Was tun?", S. 20-21 [vgl. deutsche Neuausgabe S. 63]. <A HREF="st01_077.htm#ZF24">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F25">(25)</A></SUP></SMALL> "Sozialdemokrat" Nr. 1, S. 14. <A HREF="st01_077.htm#ZF25">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F26">(26)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Was tun?", S. 29 [deutsche Neuausgabe S. 75, Fu&szlig;note]. <A HREF="st01_077.htm#ZF26">&lt;=</A><A NAME="F27"></P>
<P><SMALL><SUP>(27)</A></SUP></SMALL> "Sozialdemokrat" Nr. 1, S. 14. <A HREF="st01_077.htm#ZF27">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F28">(28)</A></SUP></SMALL> Ebenda, S. 15. <A HREF="st01_077.htm#ZF28">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F29">(29)</A></SUP></SMALL> Siehe Protokoll des II. Parteitags, S. 147. Ebenda die Resolution, wo die "Iskra" als die wirkliche Verteidigerin der Prinzipien des Sozialdemokratismus bezeichnet wird. <A HREF="st01_077.htm#ZF29">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F30">(30)</A></SUP></SMALL> Siehe Lenin, "Ein Schritt vorw&auml;rts, zwei Schritte zur&uuml;ck", S. 53 [vgl. "Ausgew&auml;hlte Werke" in zwei B&auml;nden, Bd. 1, S. 367]. <A HREF="st01_077.htm#ZF30">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F31">(31)</A></SUP></SMALL> "Sozialdemokrat" Nr. 1, S. 1S. <A HREF="st01_077.htm#ZF31">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F32">(32)</A></SUP></SMALL> Lenin, "Was tun?", S. 29 [vgl. deutsche Neuausgabe S. 75, Fu&szlig;note]. <A HREF="st01_077.htm#ZF32">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F33">(33)</A></SUP></SMALL> "Die Neue Zeit", XX. Jahrgang, 1901-1902, Nr. 3, S. 79. Dieser vortreffliche Artikel Kautskys ist bei Lenin in "Was tun?" abgedruckt, siehe S. 27 [deutsche Neuausgabe S. 71-72]. <A HREF="st01_077.htm#ZF33">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F34">(34)</A></SUP></SMALL> Und nicht nur der sozialdemokratischen Intellektuellen. <A HREF="st01_077.htm#ZF34">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F35">(35)</A></SUP></SMALL> "Das Erfurter Programm", Verlag des ZK, S. 93. <A HREF="st01_077.htm#ZF35">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F36">(36)</A></SUP></SMALL> Ebenda, S. 94. <A HREF="st01_077.htm#ZF36">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F37">(37)</A></SUP></SMALL> Ebenda, S. 94. <A HREF="st01_077.htm#ZF37">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F38">(38)</A></SUP></SMALL> "Sozialdemokrat" Nr. 1, S. 15. <A HREF="st01_077.htm#ZF38">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F39">(39)</A></SUP></SMALL> Wenn Sie den "Achtzehnten Brumaire" nicht haben, so sehen Sie das "Protokoll des II. Parteitag", S. 11 , nach, wo diese Worte von Marx angef&uuml;hrt sind. <A HREF="st01_077.htm#ZF39">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F40">(40)</A></SUP></SMALL> Martow, "Krasnoje Snamja", S. 3. <A HREF="st01_077.htm#ZF40">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F41">(41)</A></SUP></SMALL> "Sarja", Nr. 4, S. 79-80. <A HREF="st01_077.htm#ZF41">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F42">(42)</A></SUP></SMALL> Protokoll des II. Parteitags, S. 123. <A HREF="st01_077.htm#ZF42">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F43">(43)</A></SUP></SMALL> Kommentar zum Protokoll der Liga, S. 26. <A HREF="st01_077.htm#ZF43">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F44">(44)</A></SUP></SMALL> Der Leser wird m&ouml;glicherweise fragen, wie es passieren konnte, da&szlig; Plechanow zur "Minderheit" &uuml;berging, derselbe Plechanow, der ein eifriger Anh&auml;nger der "Mehrheit" war. Die Sache ist die, da&szlig; zwischen ihm und Lenin eine Meinungsverschiedenheit entstand. Als die "Minderheit" in Wut geriet und den Boykott erkl&auml;rte, stellte Plechanow sich auf den Standpunkt, da&szlig; ein volles Nachgeben notwendig sei. Lenin war mit ihm nicht einverstanden. Plechanow begann allm&auml;hlich der "Minderheit" zuzuneigen. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen wuchsen sich noch mehr aus und schlie&szlig;lich ging die Sache so weit, da&szlig; Plechanow eines sch&ouml;nen Tages zu einem Gegner Lenins und der "Mehrheit" wurde. H&ouml;ren wir, was Lenin hiervon schreibt:</P>
<P>&quot;... Nach einigen Tagen bin ich wirklich gemeinsam mit einem Mitglied des Rats zu Plechanow gegangen, und unser Gespr&auml;ch mit Plechanow nahm den folgenden Verlauf:</P>
<P>,Wissen Sie, es gibt manchmal so zanks&uuml;chtige Ehefrauen' (d.h. die ,Minderheit'), sagte Plechanow, ,da&szlig; man ihnen nachgeben mu&szlig;, um einen hysterischen Anfall und einen lauten Skandal vor dem Publikum zu vermeiden.'</P>
<P>'Kann sein', antwortete ich, ,aber man mu&szlig; so nachgeben, da&szlig; man die Kraft beh&auml;lt, einen noch gr&ouml;&szlig;eren "Skandal" nicht zuzulassen.&quot;' (Siehe Kommentar zum Protokoll der Liga, S. 37, wo Lenins Brief angef&uuml;hrt wird.)</P>
<P>Lenin und Plechanow gelangten nicht zu einer Einigung. Mit diesem Augenblick begann der &Uuml;bergang Plechanows zur "Minderheit".</P>
<P>Wir haben aus glaubw&uuml;rdigen Quellen erfahren, da&szlig; Plechanow auch die "Minderheit" verl&auml;&szlig;t und bereits sein eigenes Organ gegr&uuml;ndet hat, den "Dnjewnik Sozialdemokrata" <A HREF="st01_077.htm#ZF44">&lt;=</A></P>
<SMALL><SUP><P ALIGN="JUSTIFY"><A NAME="F45">(45)</A></SUP></SMALL> "Iskra" Nr. 91, S. 3. <A HREF="st01_077.htm#ZF45">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F46">(46)</A></SUP></SMALL> Siehe "Sozialdemokrat" Nr. 1. <A HREF="st01_077.htm#ZF46">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F47">(47)</A></SUP></SMALL> "Das Erfurter Programm", Verlag des ZK, S. 88. <A HREF="st01_077.htm#ZF47">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F48">(48)</A></SUP></SMALL> Siehe Lenin, "Ein Schritt vorw&auml;rts, zwei Schritte zur&uuml;ck", S. 93 [in "S&auml;mtliche Werke", Bd. VI, deutsche Ausgabe, Wien-Berlin 1930, S. 336] wo diese Worte Kautskys angef&uuml;hrt werden. <A HREF="st01_077.htm#ZF48">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F49">(49)</A></SUP></SMALL> Siehe das Protokoll der Liga. <A HREF="st01_077.htm#ZF49">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="F50">(50)</A></SUP></SMALL> Siehe Lenin, "Ein Schritt vorw&auml;rts, zwei Schritte zur&uuml;ck", 5. 93 [in "S&auml;mtliche Werke", Bd. VI, S. 336.337] wo diese Zeilen Kautskys angef&uuml;hrt werden. <A HREF="st01_077.htm#ZF50">&lt;=</A></P>
<HR size="1" width="100%">
<P>Redaktionelle Anmerkungen</P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R1">[1]</A></SUP></SMALL> J. W. Stalins Brosch&uuml;re "Kurze Darlegung der Meinungsverschiedenheiten in der Partei" wurde Ende April 1905 geschrieben. Sie war eine Antwort auf die Artikel N. Jordanias "Mehrheit oder Minderheit?" im "Sozialdemokrat", "Was ist die Partei?" in "Mogsauri" u.a. &Uuml;ber das Erscheinen der Brosch&uuml;re J. W. Stalins "Kurze Darlegung der Meinungsverschiedenheiten in der Partei" erfuhr man bald im bolschewistischen Auslandszentrum. Am 18. Juli 1905 ersuchte N. K. Krupskaja in einem Brief an das Kaukasische Bundeskomitee der SDAPR, die Brosch&uuml;re ins Ausland zu schicken. Die Brosch&uuml;re "Kurze Darlegung der Meinungsverschiedenheiten in der Partei" fand in den bolschewistischen Organisationen Transkaukasiens weite Verbreitung; die fortgeschrittenen Arbeiter machten sich nach ihr mit den innerparteilichen Meinungsverschiedenheiten und mit dem Standpunkt W. I. Lenins, der Bolschewiki, bekannt. Die Brosch&uuml;re wurde in der illegalen (Awlaberer) Druckerei des kaukasischen Bundes der SDAPR im Mai 1905 in georgischer und im Juni in russischer und armenischer Sprache ver&ouml;ffentlicht. Die Auflage betrug je 1.500-2.000 Exemplare. <A HREF="st01_077.htm#ZR1">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R2">[2]</A></SUP></SMALL> "<I>Iskra</I>" ("Der Funke") &#150; die erste gesamtrussische illegale marxistische Zeitung; gegr&uuml;ndet 1900 von W. I. Lenin. Die erste Nummer der Leninschen "Iskra" erschien am 11. (24.) Dezember 1900 in Leipzig, die folgenden Nummern in M&uuml;nchen, von April 1902 an in London und vom Fr&uuml;hjahr 1903 an in Genf. In einer Reihe von St&auml;dten Ru&szlig;lands (Petersburg, Moskau u.a.) wurden Gruppen und Komitees der SDAPR der Leninschen "Iskra"richtung gegr&uuml;ndet. In Transkaukasien verfocht die Ideen der "Iskra" die illegale Zeitung "Brdsola" ("Der Kampf") &#150; das Organ der georgischen revolution&auml;ren Sozialdemokratie. (&Uuml;ber die Bedeutung und die Rolle der "Iskra" siehe "Geschichte der KPdSU (B). Kurzer Lehrgang", Moskau 1945, S. 40-48 [deutsche Neuausgabe, Berlin 1949, Kapitel I, 5 und II, 2].) <A HREF="st01_077.htm#ZR2">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R3">[3]</A></SUP></SMALL> "<I>Sozialdemokrat</I>" &#150; illegale Zeitung der kaukasischen Menschewiki; erschien von April bis November 1905 in georgischer Sprache in Tiflis. Geleitet wurde die Zeitung von N. Jordania. Die erste Nummer des "Sozialdemokrat" erschien als "Organ des Tifliser Komitees der SDAPR"; weiterhin nannte sich die Zeitung "Organ der kaukasischen sozialdemokratischen Arbeiterorganisationen". <A HREF="st01_077.htm#ZR3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="R4">[4]</A> "<I>Rabotscheje Djelo</I>" ("Arbeitersache") &#150; unregelm&auml;&szlig;ig erscheinendes Organ des Bundes russischer Sozialdemokraten im Ausland (der "&Ouml;konomisten"). Erschien von 1899 bis 1902 in Genf. <A HREF="st01_077.htm#ZR4">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R5">[5]</A></SUP></SMALL> Siehe W. I. Lenin, "S&auml;mtliche Werke", Bd. IV, S. 56, russ. <A HREF="st01_077.htm#ZR5">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R6">[6]</A></SUP></SMALL> Starowjer &#150; Pseudonym A. N. Potressows <A HREF="st01_077.htm#ZR6">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R7">[7]</A></SUP></SMALL> Siehe Karl Marx und Friedrich Engels, "Manifest der Kommunistischen Partei", Moskau 1945, S. 31 [vgl. deutsche Neuausgabe, Berlin 1949, S. 22 bis 23]. <A HREF="st01_077.htm#ZR7">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R8">[8]</A></SUP></SMALL> "<I>Die neue Zeit</I>" &#150; Zeitschrift der deutschen Sozialdemokratie, erschien in Stuttgart von 1883 bis 1923. <A HREF="st01_077.htm#ZR8">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R9">[9]</A></SUP></SMALL> "<I>Mogsauri</I>" ("Der Reisende") &#150; historisch-arch&auml;ologische und geographisch-ethnographische Zeitschrift; erschien in Tiflis von 1901 bis November 1905. Ab Januar 1905 wurde "Mogsauri" eine literarisch-politische Wochenschrift der georgischen Sozialdemokraten, die unter Redaktion von Ph. Macharadse erschien. In "Mogsauri" wurden neben Artikeln bolschewistischer Autoren auch Artikel der Menschewiki ver&ouml;ffentlicht. <A HREF="st01_077.htm#ZR9">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R10">[10]</A></SUP></SMALL> Das Hainfelder Programm wurde auf dem Gr&uuml;ndungsparteitag der &ouml;sterreichischen Sozialdemokratie 1888 in der Stadt Hainfeld beschlossen. Dieses Programm enthielt in seinem prinzipiellen Teil eine Reihe von S&auml;tzen, die den Gang der gesellschaftlichen Entwicklung sowie die Aufgaben des Proletariats und der proletarischen Partei richtig beleuchteten. Sp&auml;ter, auf dem Wiener Parteitag von 1901, wurde das Hainfelder Programm durch ein neues Programm ersetzt, das revisionistische Einstellungen enthielt. <A HREF="st01_077.htm#ZR10">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R11">[11]</A></SUP></SMALL> Siehe Karl Marx, "Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte", Moskau 1939, S. 40-41 [deutsche Neuausgabe, Berlin 1946, S. 40-41]. <A HREF="st01_077.htm#ZR11">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R12">[12]</A></SUP></SMALL> "<I>Sarja</I>" ("Die Morgenr&ouml;te") &#150; theoretische Zeitschrift der Sozialdemokratie Ru&szlig;lands, gegr&uuml;ndet von W. I. Lenin; erschien gleichzeitig mit der "Iskra" unter einer gemeinsamen Redaktion. Die Zeitschrift erschien in Stuttgart von April 1901 bis August 1902. <A HREF="st01_077.htm#ZR12">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R13">[13]</A></SUP></SMALL> Siehe W. I. Lenin, "S&auml;mtliche Werke", Bd. VI, S. 150, russ. <A HREF="st01_077.htm#ZR13">&lt;=</A></P>
<P><SMALL><SUP><A NAME="R14">[14]</A></SUP></SMALL> "<I>Dnjewnik Sozialdemokrata</I>" ("Tagebuch des Sozialdemokraten") &#150; eine von G. W. Plechanow in Genf herausgegebene Zeitschrift, die in unregelm&auml;&szlig;iger Folge von M&auml;rz 1905 bis April 1912 erschien. Im ganzen erschienen 16 Nummern. Im Jahre 1916 erschien noch eine Nummer der Zeitschrift. <A HREF="st01_077.htm#ZR14">&lt;=</A></P>
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<TD ALIGN="center" width="299" height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><A HREF="../../index.shtml.html"><FONT size="2" color="#006600">MLWerke</FONT></A></TD>
<TD ALIGN="center" width="299" height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><A HREF="../default.htm"><FONT size=2 color="#006600">Stalin - Werke</FONT></A></TD>
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