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<TITLE>Friedrich Engels: Grundsätze des Kommunismus</TITLE>
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<P align="CENTER"><A href="../default.htm">Zurück zum Gesamtverzeichnis Karl Marx/Friedrich Engels - Werke</A></P>
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<H1>Grundsätze des
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Kommunismus</H1></CENTER>
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<BR> 
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<BR>
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<HR>
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<H3>
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<P>Seitenzahlen verweisen auf: Marx-Engels Werke, Band 4, Seite 361-380;
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Dietz Verlag Berlin, 1974</P>
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<P>Friedrich Engels</P>
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<P>Grundsätze des Kommunismus (1)</P></H3>
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<P></P>
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<P>1. Frage: Was ist der Kommunismus?</P>
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<P>Antwort: Der Kommunismus ist die Lehre von den Bedingungen der Befreiung des Proletariats.</P>
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<P>2. Frage: Was ist das Proletariat?</P>
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<P>Antwort: Das Proletariat ist diejenige Klasse der Gesellschaft, welche ihren Lebensunterhalt einzig
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und allein aus dem Verkauf ihrer Arbeit (2) und nicht aus dem Profit irgendeines Kapitals zieht;
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deren Wohl und Wehe, deren Leben und Tod, deren ganze Existenz von der Nachfrage nach Arbeit,
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also von dem Wechsel der guten und schlechten Geschäftszeiten, von den Schwankungen einer
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zügellosen Konkurrenz abhängt. Das Proletariat oder die Klasse der Proletarier ist, mit
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einem Worte, die arbeitende Klasse des neunzehnten Jahrhunderts.</P>
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<P>3. Frage: Es hat also nicht immer Proletarier gegeben?</P>
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<P>Antwort: Nein. Arme und arbeitende Klassen hat es immer gegeben (3); auch waren die arbeitenden
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Klassen meistens arm. Aber solche Arme, solche Arbeiter, die in den eben angegebenen
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Umständen lebten, also Proletarier, hat es nicht immer gegeben, ebensowenig wie die
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Konkurrenz immer frei und zügellos war.</P>
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<P>4. Frage: Wie ist das Proletariat entstanden?</P>
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<P>Antwort: Das Proletariat ist entstanden durch die industrielle Revolution, welche in der letzten
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Hälfte des vorigen Jahrhunderts in England vor sich ging und welche sich seitdem in allen
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zivilisierten Ländern der Welt wiederholt hat. Diese industrielle Revolution wurde
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herbeigeführt durch die Erfindung der Dampfmaschine, der verschiedenen Spinnmaschinen,
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des mechanischen Webstuhls und einer ganzen Reihe anderer mechanischer Vorrichtungen. Diese
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Maschinen, welche sehr teuer waren und also nur von großen Kapitalisten angeschafft werden
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konnten, veränderten die ganze bisherige Weise der Produktion und verdrängten die
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bisherigen Arbeiter, indem die Maschinen die Waren wohlfeiler und besser lieferten, als die Arbeiter
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sie mit ihren unvollkommenen Spinnrädern und Webstühlen herstellen konnten.</P>
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<P>Diese Maschinen lieferten dadurch die Industrie gänzlich in die Hände der großen
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Kapitalisten und machten das wenige Eigentum der Arbeiter (Werkzeuge, Wegstühle usw.)
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völlig wertlos, so daß die Kapitalisten bald alles in ihre Hände bekamen und die
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Arbeiter nichts übrigbehielten. Damit war in der Verfertigung von Kleidungsstoffen das
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Fabriksystem eingeführt. - Als der Anstoß zur Einführung der Maschinerie und
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des Fabriksystems einmal gegeben war, wurde dieses System auch sehr bald auf alle übrigen
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Industriezweige, namentlich auf die Zeug- und Buchdruckerei, die Töpferei, die
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Metallwarenindustrie angewandt. Die Arbeit wurde immer mehr unter die einzelnen Arbeiter geteilt,
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so daß der Arbeiter, der früher ein ganzes Stück Arbeit gemacht hatte, jetzt nur
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einen Teil dieses Stücks machte.</P>
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<P>Diese Teilung der Arbeit machte es möglich, daß die Produkte schneller und daher
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wohlfeiler geliefert werden konnten. Sie reduzierte die Tätigkeit eines jeden Arbeiters auf
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einen sehr einfachen, jeden Augenblick wiederholten, mechanischen Handgriff, der nicht nur
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ebensogut, sondern noch viel besser durch eine Maschine gemacht werden konnte. Auf diese Weise
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gerieten alle diese Industriezweige, einer nach dem anderen, unter die Herrschaft der Dampfkraft, der
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Maschinerie und des Fabriksystems, gerade wie die Spinnerei und Weberei. Damit gerieten sie aber
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zugleich vollständig in die Hände der großen Kapitalisten, und den Arbeitern
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wurde auch hier der letzte Rest von Selbständigkeit entzogen. Allmählich gerieten
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außer der eigentlichen Manufaktur auch die Handwerke mehr und mehr unter die Herrschaft
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des Fabriksystems, indem auch hier große Kapitalisten durch Anlegung großer Ateliers,
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bei denen viele Kosten gespart werden und die Arbeit ebenfalls sehr geteilt werden kann, die kleinen
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Meister mehr und mehr verdrängten.</P>
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<P>So sind wir jetzt dahin gekommen, daß in den zivilisierten Ländern fast alle
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Arbeitszweige fabrikmäßig betrieben werden, daß in fast allen Arbeitszweigen das
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Handwerk und die Manufaktur durch die große Industrie verdrängt worden sind. -
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Dadurch ist der bisherige Mittelstand, besonders die kleinen Handwerksmeister, mehr und mehr
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ruiniert, die frühere Lage der Arbeiter gänzlich umgewälzt und zwei neue,
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allmählich alle übrigen verschlingenden Klassen geschaffen worden,
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nämlich:</P>
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<P>1. Die Klasse der großen Kapitalisten, welche in allen zivilisierten Ländern schon jetzt
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fast ausschließlich im Besitz aller Lebensmittel und der zur Erzeugung der Lebensmittel
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nötigen Rohstoffe und Instrumente (Maschinen, Fabriken) sind. Dies ist die Klasse der
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Bourgeois oder die Bourgeoisie.</P>
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<P>2. Die Klasse der gänzlich Besitzlosen, welche darauf angewiesen sind, den Bourgeois ihre
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Arbeit zu verkaufen, um dafür die zu ihrem Unterhalt nötigen Lebensmittel zu erhalten.
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Diese Klasse heißt die Klasse der Proletarier oder das Proletariat.</P>
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<P>5. Frage: Unter welchen Bedingungen findet dieser Verkauf der Arbeit der Proletarier an die
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Bourgeois statt?</P>
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<P>Antwort: Die Arbeit ist eine Ware wie jede andere, und ihr Preis wird daher genau nach denselben
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Gesetzen bestimmt werden wie der jeder anderen Ware. Der Preis einer Ware unter der Herrschaft
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der großen Industrie oder der freien Konkurrenz, was, wie wir sehen werden, auf eins
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hinauskommt, ist aber im Duchschnitt immer gleich den Produktionskosten dieser Ware. Der Preis
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der Arbeit ist also ebenfalls gleich den Produktionskosten der Arbeit.</P>
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<P>Die Produktionskosten der Arbeit bestehen aber in gerade soviel Lebensmitteln, als nötig sind,
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um den Arbeiter in den Stand zun setzen, arbeitsfähig zu bleiben und die Arbeiterklasse nicht
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aussterben zu lassen. Der Arbeiter wird also für seine Arbeit nicht mehr erhalten, als zu diesem
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Zwecke nötig ist; der Preis der Arbeit oder der Lohn wird also das Niedrigste, das Minimum
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sein, was zum Lebensunterhalt nötig ist. Da die Geschäftszeiten aber bald schlechter,
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bald besser sind, so wird er bald mehr, bald weniger bekommen, gerade wie der Fabrikant bald mehr,
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bald weniger für seine Ware bekommt. Aber ebenso wie der Fabrikant im Durchschnitt der
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guten und schlechten Geschäftszeiten doch nicht mehr und nicht weniger für seine Ware
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erhält als seine Produktionskosten, ebenso wird der Arbeiter im Durchschnitt auch nicht mehr
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und nicht weniger als eben dies Minimum erhalten. Dies ökonomische Gesetz des Arbeitslohns
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wird aber um so strenger durchgeführt werden, je mehr die große Industrie sich aller
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Arbeitszweige bemächtigt.</P>
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<P>6. Frage: Welche Arbeiterklassen gab es vor der industriellen Revolution?</P>
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<P>Antwort: Die arbeitenden Klassen haben je nach den verschiedenen Entwickelungsstufen der
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Gesellschaft in verschiedenen Verhältnissen gelebt und verschiedene Stellungen zu den
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besitzenden und herrschenden Klassen gehabt. Im Altertum waren die Arbeitenden die Sklaven der
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Besitzer, wie sie es in vielen zurückgebliebenen Ländern und selbst in dem
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südlichen Teil der Vereinigten Staaten noch sind. Im Mittelalter waren sie die Leibeigenen des
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grundbesitzenden Adels, wie sie es noch jetzt in Ungarn, Polen und Rußland sind. Im
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Mittelalter und bis zur industriellen Revolution gab es außerdem in den Städten
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Handwerksgesellen, die im Dienst kleinbürgerlicher Meister arbeiteten, und allmählich
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kamen auch mit der Entwicklung der Manufaktur Manufakturarbeiter auf, welche schon von
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größeren Kapitalisten beschäftigt wurden.</P>
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<P>7. Frage: Wodurch unterscheidet sich der Proletarier vom Sklaven?</P>
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<P>Antwort: Der Sklave ist ein für allemal verkauft; der Proletarier muß sich täglich
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und stündlich selbst verkaufen. Der einzelne Sklave, Eigentum eines Herrn, hat schon durch
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das Interesse dieses Herrn eine gesicherte Existenz, so elend sie sein mag; der einzelne Proletarier,
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Eigentum sozusagen der ganzen Bourgeoisklasse, dem seine Arbeit nur dann abgekauft wird, wenn
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jemand ihrer bedarf, hat keine gesicherte Existenz. Diese Existenz ist nur der ganzen Proletarierklasse
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gesichert. Der Sklave steht außerhalb der Konkurrenz, der Proletarier steht in ihr und
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fühlt alle ihre Schwankungen. Der Sklave gilt für eine Sache, nicht für ein
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Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft; der Proletarier ist als Person, als Mitglied der
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bürgerlichen Gesellschaft anerkannt.</P>
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<P>Der Sklave kann also eine bessere Existenz haben als der Proletarier, aber der Proletarier
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gehört einer höheren Entwicklungsstufe der Gesellschaft an und steht selbst auf einer
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höheren Stufe als der Sklave. Der Sklave befreit sich, indem er von allen
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Privateigentumsverhältnissen nur das Verhältnis der Sklaverei aufhebt und dadurch erst
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selbst Proletarier wird; der Proletarier kann sich nur dadurch befreien, daß er das
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Privateigentum überhaupt aufhebt.</P>
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<P>8. Frage: Wodurch unterscheidet sich der Proletarier vom Leibeigenen?</P>
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<P>Antwort: Der Leibeigene hat den Besitz und die Benutzung eines Produktionsinstrumentes, eines
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Stückes Boden, gegen Abgabe eines Teils des Ertrages oder gegen Leistung von Arbeit. Der
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Proletarier arbeitet mit Produktionsinstrumenten eines anderen für Rechnung dieses anderen,
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gegen Empfang eines Teils des Ertrages. Der Leibeigene gibt ab, dem Proletarier wird abgegeben.
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Der Leibeigene hat eine gesicherte Existenz, der Proletarier hat sie nicht. Der Leibeigene steht
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außerhalb der Konkurrenz, der Proletarier steht in ihr. Der Leibeigene befreit sich, entweder
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indem er in die Städte entläuft und dort Handwerker wird, oder indem er statt Arbeit
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und Produkten Geld an seinen Gutsherrn gibt und freier Pächter wird, oder indem er seinen
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Feudalherrn verjagt und selbst Eigentümer wird, kurz, indem er auf die eine oder die andere
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Weise in die besitzende Klasse und in die Konkurrenz eintritt. Der Proletarier befreit sich, indem er
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die Konkurrenz, das Privateigentum und alle Klassenunterschiede aufhebt.</P>
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<P>9. Frage: Wodurch unterscheidet sich der Proletarier vom Handwerker? (4)</P>
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<P>10. Frage: Wodurch unterscheidet sich der Proletarier vom Manufakturarbeiter?</P>
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<P>Antwort: Der Manufakturarbeiter des sechzehnten bis achtzehnten Jahrhunderts hatte fast
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überall noch ein Produktionsinstrument in seinem Besitz, seinen Webstuhl, die
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Spinnräder für seine Familie, ein kleines Feld, das er in Nebenstunden bebaute. Der
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Proletarier hat das alles nicht. Der Manufakturarbeiter lebt fast immer auf dem Lande und in mehr
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oder weniger patriarchalischen Verhältnissen mit seinem Gutsherrn oder Arbeitgeber; der
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Proletarier lebt meist in großen Städten und steht zu seinem Arbeitgeber in einem reinen
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Geldverhältnis. Der Manufakturarbeiter wird durch die große Industrie aus seinen
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patriarchalischen Verhältnissen herausgerissen, verliert den Besitz, den er noch hatte, und wird
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dadurch selbst erst Proletarier.</P>
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<P>11. Frage: Was waren die nächsten Folgen der industriellen Revolution und der Scheidung der
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Gesellschaft in Bourgeois und Proletarier?</P>
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<P>Antwort: Erstens wurde durch die infolge der Maschinenarbeit immer wohlfeiler werdenden Preise
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der Industrieerzeugnisse in allen Ländern der Welt das alte System der Manufaktur oder auf
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Handarbeit beruhenden Industrie gänzlich zerstört. Alle halbbarbarischen Länder,
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welche bisher mehr oder weniger der geschichtlichen Entwicklung fremd geblieben waren und deren
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Industrie bisher auf der Manufaktur beruht hatte, wurden hierdurch mit Gewalt aus ihrer
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Abschließung herausgerissen. Sie kauften die wohlfeileren Waren der Engländer und
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ließen ihre eigenen Manufakturarbeiter zugrunde gehen. So sind Länder, welche seit
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Jahrtausenden keinen Fortschritt gemacht haben, z.B. Indien, durch und durch revolutioniert worden,
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und selbst China geht jetzt einer Revolution entgegen. Es ist dahin gekommen, daß eine neue
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Maschine, die heute in England erfunden wird, binnen einem Jahre Millionen von Arbeitern in China
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außer Brot setzt. Auf diese Weise hat die große Industrie alle Völker der Erde
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miteinander in Verbindung gesetzt, alle kleinen Lokalmärkte zum Weltmarkt
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zusammengeworfen, überall die Zivilisation und den Fortschritt vorbereitet und es dahin
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gebracht, daß alles, was in den zivilisierten Ländern geschieht, auf alle anderen
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Länder zurückwirken muß. So daß, wenn jetzt in England oder Frankreich
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die Arbeiter sich befreien, dies in allen anderen Ländern Revolutionen nach sich ziehen
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muß, welche früher oder später ebenfalls die Befreiung der dortigen Arbeiter
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herbeiführen.</P>
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<P>Zweitens hat sie überall, wo die große Industrie an die Stelle der Manufaktur trat, die
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Bourgeoisie, ihren Reichtum und ihre Macht im höchsten Grade entwickelt und sie zur ersten
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Klasse im Lande gemacht. Die Folge davon war, daß überall, wo dies geschah, die
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Bourgeoisie die politische Macht in ihre Hände bekam und die bisher herrschenden Klassen,
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die Aristokratie, die Zunftbürger und das beide vertretende absolute Königtum,
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verdrängte.</P>
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<P>Die Bourgeoisie vernichtete die Macht der Aristokratie, des Adels, indem sie die Majorate oder die
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Unverkäuflichkeit des Grundbesitzes und alle Adelsvorrechte aufhob. Sie zerstörte die
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Macht der Zunftbürger, indem sie alle Zünfte und Handwerksprivilegien aufhob. An die
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Stelle beider setzte sie die freie Konkurrenz, d.h. den Zustand der Gesellschaft, worin jeder das Recht
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hat, jeden beliebigen Industriezweig zu betreiben, und worin ihn nichts an dem Betriebe eines solchen
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verhindern kann als der Mangel des dazu nötigen Kapitals.</P>
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<P>Die Einführung der freien Konkurrenz ist also die öffentliche Erklärung,
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daß von nun an die Mitglieder der Gesellschaft nur noch insoweit ungleich sind, als ihre
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Kapitalien ungleich sind, daß das Kapital die entscheidende Macht und damit die Kapitalisten,
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die Bourgeois, die erste Klasse in der Gesellschaft geworden sind. Die freie Konkurrenz ist aber
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für den Anfang der großen Industrie notwendig, weil sie der einzige Gesellschaftszustand
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ist, in dem die große Industrie aufkommen kann. Die Bourgeoisie, nachdem sie so die
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gesellschaftliche Macht des Adels und der Zunftbürger vernichtet hatte, vernichtete auch ihre
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politische Macht. Wie sie sich in der Gesellschaft zur ersten Klasse erhoben hatte, proklamierte sie
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sich auch in politischer Form als erste Klasse. Sie tat dies durch die Einführung des
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Repräsentativsystems, welches auf der bürgerlichen Gleichheit vor dem Gesetz, der
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gesetzlichen Anerkennung der freien Konkurrenz beruht und in den europäischen
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Ländern unter der Form der konstitutionellen Monarchie eingeführt wurde. In diesen
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konstitutionellen Monarchien sind nur diejenigen Wähler, welche ein gewisses Kapital
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besitzen, also nur die Bourgeois; diese Bourgeoiswähler wählen die Deputierten, und
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diese Bourgeoisdeputierten wählen, vermittels des Rechts der Steuerverweigerung, eine
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Bourgeoisregierung.</P>
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<P>Drittens entwickelte sie überall das Proletariat in demselben Maße, wie sie die
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Bourgeoisie entwickelt. In demselben Verhältnis, wie die Bourgeois reicher wurden, in
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demselben Verhältnis wurden die Proletarier zahlreicher. Denn da die Proletarier nur durch das
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Kapital beschäftigt werden können und das Kapital sich nur dann vermehrt, wenn es
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Arbeit beschäftigt, so hält die Vermehrung des Proletariats genau Schritt mit der
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Vermehrung des Kapitals. Zu gleicher Zeit zieht sie die Bourgeois so wie die Proletarier in
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großen Städten zusammen, in denen die Industrie sich am vorteilhaftesten betreiben
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läßt, und gibt durch diese Zusammenwerfung großer Massen auf einen Fleck den
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Proletariern das Bewußtsein ihrer Stärke. Ferner, je mehr sie sich entwickelt, je mehr
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neue Maschinen erfunden werden, welche die Handarbeit verdrängen, desto mehr drückt
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die große Industrie den Lohn, wie schon gesagt, auf sein Minimum herab und macht dadurch
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die Lage des Proletariats mehr und mehr unerträglich. So bereitet sie einerseits durch die
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wachsende Unzufriedenheit, andererseits durch die wachsende Macht des Proletariats eine Revolution
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der Gesellschaft durch das Proletariat vor.</P>
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<P>12. Frage: Was waren die weiteren Folgen der industriellen Revolution?</P>
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<P>Antwort: Die große Industrie schuf in der Dampfmaschine und den übrigen Maschinen
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die Mittel, die industrielle Produktion in kurzer Zeit und mit wenig Kosten ins unendliche zu
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vermehren. Die aus dieser großen Industrie notwendig hervorgehende freie Konkurrenz nahm
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bei dieser Leichtigkeit der Produktion sehr bald einen äußerst heftigen Charakter an;
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eine Menge Kapitalisten warfen sich auf die Industrie, und in kurzer Zeit wurde mehr produziert, als
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gebraucht werden konnte. Die Folge davon war, daß die fabrizierten Waren nicht verkauft
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werden konnten und daß eine sogenannte Handelskrisis eintrat. Die Fabriken mußten
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stillstehen, die Fabrikanten machten Bankerott, und die Arbeiter kamen außer Brot. Das
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größte Elend trat überall ein. Nach einiger Zeit waren die
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überflüssigen Produkte verkauft, die Fabriken fingen wieder an zu arbeiten, der Lohn
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stieg, und allmählich gingen die Geschäfte wieder besser als je. Aber nicht lange, so
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waren wieder zuviel Waren produziert, und eine neue Krisis trat ein, die gerade wieder denselben
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Verlauf nahm wie die vorige. So hat seit dem Anfang dieses Jahrhunderts der Zustand der Industrie
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fortwährend zwischen Epochen der Prosperität und Epochen der Krise geschwankt, und
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fast regelmäßig alle fünf bis sieben Jahre (5) ist eine solche Krisis eingetreten,
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welche jedesmal mit dem größten Elend der Arbeiter, mit allgemeiner
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revolutionärer Aufregung und mit der größten Gefahr für den ganzen
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bestehenden Zustand verknüpft war.</P>
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<P>13. Frage: Was folgt aus diesen sich regelmäßig wiederholenden Handelskrisen?</P>
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<P>Antwort: Erstens: Daß die große Industrie, obwohl sie selbst in ihrer ersten
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Entwicklungsepoche die freie Konkurrenz erzeugt hat, jetzt dennoch der freien Konkurrenz
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entwachsen ist; daß die Konkurrenz und überhaupt der Betrieb der industriellen
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Produktion durch einzelne für sie eine Fessel geworden ist, welche sie sprengen muß und
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wird; daß die große Industrie, solange sie auf dem jetzigen Fuße betrieben wird,
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sich nur durch eine von sieben zu sieben Jahren sich wiederholende allgemeine Verwirrung erhalten
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kann, welche jedesmal die ganze Zivilisation bedroht und nicht nur die Proletarier ins Elend
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stürzt, sondern auch eine große Anzahl von Bourgeois ruiniert; daß also die
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große Industrie selbst entweder ganz aufgegeben werden muß, was eine absolute
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Unmöglichkeit ist; oder daß sie eine ganz neue Organisation der Gesellschaft durchaus
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notwendig macht, in welcher nicht mehr einzelne, einander Konkurrenz machende Fabrikanten,
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sondern die ganze Gesellschaft nach einem festen Plan und nach den Bedürfnissen aller die
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industrielle Produktion leitet.</P>
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<P>Zweitens: Daß die große Industrie und die durch sie möglich gemachte
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Ausdehnung der Produktion ins unendliche einen Zustand der Gesellschaft möglich machen,
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in welchem so viel von allen Lebensbedürfnissen produziert wird, daß jedes Mitglied der
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Gesellschaft dadurch in den Stand gesetzt wird, alle seine Kräfte und Anlagen in
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vollständiger Freiheit zu entwickeln und zu betätigen. So daß also gerade
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diejenige Eigenschaft der großen Industrie, welche in der heutigen Gesellschaft alles Elend und
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alle Handelskrisen erzeugt, gerade dieselbe ist, welche unter einer anderen gesellschaftlichen
|
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|
Organisation eben dieses Elend und diese unglückbereitenden Schwankungen vernichten wird.
|
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|
So daß also aufs klarste bewiesen ist:</P>
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<P>1. daß von jetzt an alle diese Übel nur der für die Verhältnisse nicht mehr
|
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|
passenden Gesellschaftsordnung zuzuschreiben sind und</P>
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<P>2. daß die Mittel vorhanden sind, um durch eine neue Gesellschaftsordnung diese Übel
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gänzlich zu beseitigen.</P>
|
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<P>14. Frage: Welcher Art wird diese neue Gesellschaftsordnung sein müssen?</P>
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|
<P>Antwort: Sie wird vor allen Dingen den Betrieb der Industrie und aller Produktionszweige
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überhaupt aus den Händen der einzelnen, einander Konkurrenz machenden Individuen
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nehmen und dafür alle diese Produktionszweige durch die ganze Gesellschaft, d.h. für
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gemeinschaftliche Rechnung, nach gemeinschaftlichem Plan und unter Beteiligung aller Mitglieder
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der Gesellschaft, betreiben lassen müssen. Sie wird also die Konkurrenz aufheben und die
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Assoziation an ihre Stelle setzen. Da nun der Betrieb der Industrie durch einzelne das Privateigentum
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zur notwendigen Folge hatte und die Konkurrenz weiter nichts ist als die Art und Weise des Betriebs
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der Industrie durch einzelne Privateigentümer, so ist das Privateigentum vom einzelnen Betrieb
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der Industrie und der Konkurrenz nicht zu trennen. Das Privateigentum wird also ebenfalls
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abgeschafft werden müssen, und an seine Stelle wird die gemeinsame Benutzung aller
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Produktionsinstrumente und die Verteilung aller Produkte nach gemeinsamer Übereinkunft
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oder die sogenannte Gütergemeinschaft treten. Die Abschaffung des Privateigentums ist sogar
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die kürzeste und bezeichnendste Zusammenfassung der aus der Entwicklung der Industrie
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notwendig hervorgehenden Umgestaltung der gesamten Gesellschaftsordnung und wird daher mit
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Recht von den Kommunisten als Hauptforderung hervorgehoben.</P>
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<P>15. Frage: Die Abschaffung des Privateigentums war also früher nicht möglich?</P>
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<P>Antwort: Nein. Jede Veränderung in der gesellschaftlichen Ordnung, jede Umwälzung
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der Eigentumsverhältnisse ist die notwendige Folge der Erzeugung neuer
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Produktivkräfte gewesen, welche den alten Eigentumsverhältnissen sich nicht mehr
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fügen wollten. Das Privateigentum selbst ist so entstanden. Denn das Privateigentum hat nicht
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immer existiert, sondern, als gegen das Ende des Mittelalters in der Manufaktur eine neue Art der
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Produktion erschaffen wurde, welche sich dem damaligen feudalen und Zunfteigentum nicht
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unterordnen ließ, da erzeugte diese, den alten Eigentumsverhältnissen entwachsene
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Manufaktur eine neue Eigentumsform, das Privateigentum. Für die Manufaktur und für
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die erste Entwicklungsstufe der großen Industrie war aber keine andere Eigentumsform
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möglich als das Privateigentum, keine andre Gesellschaftsordnung als die auf dem
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Privateigentum beruhende. Solange nicht so viel produziert werden kann, daß nicht nur
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für alle genug vorhanden ist, sondern auch noch ein Überschuß von Produkten zur
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Vermehrung des gesellschaftlichen Kapitals und zur weiteren Ausbildung der Produktivkräfte
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bleibt, solange muß es immer eine herrschende, über die Produktivkräfte der
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Gesellschaft verfügende und eine arme, unterdrückte Klasse geben. Wie diese Klassen
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beschaffen sein werden, wird von der Entwicklungsstufe der Produktion abhängen. Das vom
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Landbau abhängige Mittelalter gibt uns den Baron und den Leibeigenen, die Städte des
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späteren Mittelalters zeigen uns den Zunftmeister und den Gesellen und Tagelöhner, das
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siebzehnte Jahrhundert hat den Manufakturisten und den Manufakturarbeiter, das neunzehnte den
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großen Fabrikanten und den Proletarier.</P>
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<P>Es ist klar, das bisher die Produktivkräfte noch nicht so weit entwickelt waren, daß
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für alle genug produziert werden konnte, und daß das Privateigentum für diese
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Produktivkräfte eine Fessel, eine Schranke geworden war. Jetzt aber, wo durch die
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Entwicklung der großen Industrie erstens Kapitalien und Produktivkräfte in einem nie
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vorher gekannten Maße erzeugt und die Mittel vorhanden sind, diese Produktivkräfte in
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kurzer Zeit ins unendliche zu vermehren; wo zweitens diese Produktivkräfte in den
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Händen weniger Bourgeois zusammengedrängt sind, während die große
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Masse des Volks immer mehr zu Proletariern wird, während ihre Lage in demselben
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Maße elender und unerträglicher wird, in welchem die Reichtümer der Bourgeois
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sich vermehren; wo drittens diese gewaltigen und leicht zu vermehrenden Produktivkräfte so
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sehr dem Privateigentum und den Bourgeois über den Kopf gewachsen sind, daß sie
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jeden Augenblick die gewaltsamsten Störungen in der gesellschaftlichen Ordnung hervorrufen,
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jetzt erst ist die Aufhebung des Privateigentums nicht nur möglich, sondern sogar durchaus
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notwendig geworden.</P>
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<P>16. Frage: Wird die Aufhebung des Privateigentums auf friedlichem Wege möglich sein?</P>
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<P>Antwort: Es wäre zu wünschen, daß dies geschehen könnte, und die
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Kommunisten wären gewiß die letzten, die sich dagegen auflehnen würden. Die
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Kommunisten wissen zu gut, daß alle Verschwörungen nicht nur nutzlos, sondern sogar
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schädlich sind. Sie wissen zu gut, daß Revolutionen nicht absichtlich und
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willkürlich gemacht werden, sondern daß sie überall und zu jeder Zeit die
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notwendige Folge von Umständen waren, welche von dem Willen und der Leitung einzelner
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Parteien und ganzer Klassen durchaus unabhängig sind.</P>
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<P>Sie sehen aber auch, daß die Entwicklung des Proletariats in fast allen zivilisierten
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Ländern gewaltsam unterdrückt und daß hierdurch von den Gegnern der
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Kommunisten auf eine Revolution mit aller Macht hingearbeitet wird. Wird hierdurch das
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unterdrückte Proletariat zuletzt in eine Revolution hineingejagt, so werden wir Kommunisten
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dann ebensogut mit der Tat wie jetzt mit dem Wort die Sache der Proletarier verteidigen.</P>
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<P>17. Frage: Wird die Abschaffung des Privateigentums mit Einem Schlage möglich sein?</P>
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<P>Antwort: Nein, ebensowenig wie sich mit einem Schlage die schon bestehenden
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Produktivkräfte so weit werden vervielfältigen lassen, als zur Herstellung der
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Gemeinschaft nötig ist. Die aller Wahrscheinlichkeit nach eintretende Revolution des
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Proletariats wird also nur allmählich die jetzige Gesellschaft umgestalten und erst dann das
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Privateigentum abschaffen können, wenn die dazu nötige Masse von Produktionsmitteln
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geschaffen ist.</P>
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<P>18. Frage: Welchen Entwicklungsgang wird diese Revolution nehmen?</P>
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<P>Antwort: Sie wird vor allen Dingen eine demokratische Staatsverfassung und damit direkt oder
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indirekt die politische Herrschaft des Proletariats herstellen. Direkt in England, wo die Proletarier
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schon die Majorität des Volks ausmachen. Indirekt in Frankreich und Deutschland, wo die
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Majorität des Volkes nicht nur aus Proletariern, sondern auch aus kleinen Bauern und
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Bürgern besteht, welche eben erst im Übergang ins Proletariat begriffen sind und in
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allen ihren politischen Interessen mehr und mehr vom Proletariat abhängig werden und sich
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daher bald den Forderungen des Proletariats fügen müssen. Dies wird vielleicht einen
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zweiten Kampf kosten, der aber nur mit dem Siege des Proletariats endigen kann.</P>
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<P>Die Demokratie würde dem Proletariat ganz nutzlos sein, wenn sie nicht sofort als Mittel zur
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Durchsetzung weiterer, direkt das Privateigentum angreifender und die Existenz des Proletariats
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sicherstellender Maßregeln benutzt würde. Die hauptsächlichsten dieser
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Maßregeln, wie sie sich schon jetzt als notwendige Folgen der bestehenden Verhältnisse
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ergeben, sind folgende:</P>
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<P>1. Beschränkung des Privateigentums durch Progressivsteuern, starke Erbschaftssteuern,
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Abschaffung der Erbschaft der Seitenlinien (Brüder, Neffen etc.), Zwangsanleihen pp.</P>
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<P>2. Allmähliche Expropriation der Grundeigentümer, Fabrikanten, Eisenbahnbesitzer und
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Schiffsreeder, teils durch Konkurrenz der Staatsindustrie, teils direkt gegen Entschädigung in
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Assignaten (6).</P>
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<P>3. Konfiskation der Güter aller Emigranten und Rebellen gegen die Majorität des
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Volkes.</P>
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<P>4. Organisation der Arbeit oder Beschäftigung der Proletarier auf den Nationalgütern,
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Fabriken und Werkstätten, wodurch die Konkurrenz der Arbeiter unter sich beseitigt und die
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Fabrikanten, solange sie noch bestehen, genötigt werden, denselben erhöhten Lohn zu
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zahlen wie der Staat.</P>
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<P>5. Gleicher Arbeitszwang für alle Mitglieder der Gesellschaft bis zur vollständigen
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Aufhebung des Privateigentums. Bildung industrieller Armeen, besonders für die
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Agrikultur.</P>
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<P>6. Zentralisierung des Kreditsystems und Geldhandels in den Händen des Staats durch eine
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Nationalbank mit Staatskapital und Unterdrückung aller Privatbanken und Bankiers.</P>
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<P>7. Vermehrung der Nationalfabriken, Werkstätten, Eisenbahnen und Schiffe, Urbarmachung
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aller Ländereien und Verbesserung der schon urbar gemachten, in demselben Verhältnis,
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in welchem sich die der Nation zur Verfügung stehenden Kapitalien und Arbeiter
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vermehren.</P>
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<P>8. Erziehung sämtlicher Kinder, von dem Augenblicke an, wo sie der ersten
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mütterlichen Pflege entbehren können, in Nationalanstalten und auf Nationalkosten.
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Erziehung und Fabrikation zusammen.</P>
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<P>9. Errichtung großer Paläste auf den Nationalgütern als gemeinschaftliche
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Wohnungen für Gemeinden von Staatsbürgern, welche sowohl Industrie wie Ackerbau
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treiben und die Vorteile sowohl des städtischen wie des Landlebens in sich vereinigen, ohne die
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Einseitigkeiten und Nachteile beider Lebensweisen zu teilen.</P>
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<P>10. Zerstörung aller ungesunden und schlecht gebauten Wohnungen und Stadtviertel.</P>
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<P>11. Gleiches Erbrecht für uneheliche wie für eheliche Kinder.</P>
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<P>12. Konzentration alles Transportwesens in den Händen der Nation.</P>
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<P>Alle diese Maßregeln können natürlich nicht mit einem Male durchgeführt
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werden. Aber die eine wird immer die andre nach sich ziehen. Ist einmal der erste radikale Angriff
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gegen das Privateigentum geschehen, so wird das Proletariat sich gezwungen sehen, immer weiter zu
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gehen, immer mehr alles Kapital, allen Ackerbau, alle Industrie, allen Transport, allen Austausch in
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den Händen des Staates zu konzentrieren. Dahin arbeiten alle diese Maßregeln; und sie
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werden genau in demselben Verhältnis ausführbar werden und ihre zentralisierenden
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Konsequenzen entwickeln, in welchem die Produktivkräfte des Landes durch die Arbeit des
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Proletariats vervielfältigt werden. Endlich, wenn alles Kapital, alle Produktion und aller
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Austausch in den Händen der Nation zusammengedrängt sind, ist das Privateigentum
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von selbst weggefallen, das Geld überflüssig geworden und die Produktion so weit
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vermehrt und die Menschen so weit verändert, daß auch die letzten Verkehrsformen der
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alten Gesellschaft fallen können.</P>
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<P>19. Frage: Wird diese Revolution in einem einzigen Lande allein vor sich gehen können?</P>
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<P>Antwort: Nein. Die große Industrie hat schon dadurch, daß sie den Weltmarkt geschaffen
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hat, alle Völker der Erde, und namentlich die zivilisierten, in eine solche Verbindung
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miteinander gebracht, daß jedes einzelne Volk davon abhängig ist, was bei einem andern
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geschieht. Sie hat ferner in allen zivilisierten Ländern die gesellschaftliche Entwicklung so weit
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gleichgemacht, daß in allen diesen Ländern Bourgeoisie und Proletariat die beiden
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entscheidenden Klassen der Gesellschaft, der Kampf zwischen beiden der Hauptkampf des Tages
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geworden. Die kommunistische Revolution wird daher keine bloß nationale, sie wird eine in
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allen zivilisierten Ländern, d.h. wenigstens in England, Amerika, Frankreich und Deutschland
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gleichzeitig vor sich gehende Revolution sein. Sie wird sich in jedem dieser Länder rascher
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oder langsamer entwickeln, je nachdem das eine oder das andre Land eine ausgebildetere Industrie,
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einen größeren Reichtum, eine bedeutendere Masse von Produktivkräften besitzt.
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Sie wird daher in Deutschland am langsamsten und schwierigsten, in England am raschesten und
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leichtesten durchzuführen sein. Sie wird auf die übrigen Länder der Welt
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ebenfalls eine bedeutende Rückwirkung ausüben und ihre bisherige Entwicklungsweise
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gänzlich verändern und sehr beschleunigen. Sie ist eine universelle Revolution und wird
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daher auch ein universelles Terrain haben (7).</P>
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<P>20. Frage: Was werden die Folgen der schließlichen Beseitigung des Privateigentums
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sein?</P>
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<P>Antwort: Dadurch, daß die Gesellschaft die Benutzung sämtlicher Produktivkräfte
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und Verkehrsmittel sowie den Austausch und die Verteilung der Produkte den Händen der
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Privatkapitalisten entnimmt und nach einem aus den vorhandenen Mitteln und den
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Bedürfnissen der ganzen Gesellschaft sich ergebenden Plan verwaltet, werden vor allen Dingen
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alle die schlimmen Folgen beseitigt, welche jetzt noch mit dem Betrieb der großen Industrie
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verknüpft sind. Die Krisen fallen weg; die ausgedehnte Produktion, welche für die
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jetzige Ordnung der Gesellschaft eine Überproduktion und eine so mächtige Ursache des
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Elends ist, wird dann nicht einmal hinreichen und noch viel weiter ausgedehnt werden müssen.
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Statt Elend herbeizuführen, wird die Überproduktion über die nächsten
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Bedürfnisse der Gesellschaft hinaus die Befriedigung der Bedürfnisse aller sicherstellen,
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neue Bedürfnisse und zugleich die Mittel, sie zu befriedigen, erzeugen.</P>
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<P>Sie wird die Bedingung und Veranlassung neuer Fortschritte sein, sie wird diese Fortschritte zustande
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bringen, ohne daß dadurch, wie bisher jedesmal, die Gesellschaftsordnung in Verwirrung
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gebracht werde. Die große Industrie, befreit von dem Druck des Privateigentums, wird sich in
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einer Ausdehnung entwickeln, gegen die ihre jetzige Ausbildung ebenso kleinlich erscheint wie die
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Manufaktur gegen die große Industrie unserer Tage. Diese Entwicklung der Industrie wird der
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Gesellschaft eine hinreichende Masse von Produkten zur Verfügung stellen, um damit die
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Bedürfnisse aller zu befriedigen. Ebenso wird der Ackerbau, der auch durch den Druck des
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Privateigentums und der Parzellierung daran verhindert wird, sich die schon gemachten
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Verbesserungen und wissenschaftlichen Entwicklungen anzueignen, einen ganz neuen Aufschwung
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nehmen und der Gesellschaft eine vollständig hinreichende Menge von Produkten zur
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Verfügung stellen.</P>
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<P>Auf diese Weise wird die Gesellschaft Produkte genug hervorbringen, um die Verteilung so
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einrichten zu können, daß die Bedürfnisse aller Mitglieder befriedigt werden. Die
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Trennung der Gesellschaft in verschiedene, einander entgegengesetzte Klassen wird hiermit
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überflüssig. Sie wird aber nicht nur überflüssig, sie ist sogar
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unverträglich mit der neuen Gesellschaftsordnung. Die Existenz der Klassen ist
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hervorgegangen aus der Teilung der Arbeit, und die Teilung der Arbeit in ihrer bisherigen Weise
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fällt gänzlich weg. Denn um die industrielle und Ackerbauproduktion auf die
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geschilderte Höhe zu bringen, genügen die mechanischen und chemischen Hilfsmittel
|
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nicht allein; die Fähigkeiten der diese Hilfsmittel in Bewegung setzenden Menschen
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müssen ebenfalls in entsprechendem Maße entwickelt sein. Ebenso wie die Bauern und
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Manufakturarbeiter des vorigen Jahrhunderts ihre ganze Lebensweise veränderten und selbst
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ganz andere Menschen wurden, als sie in die große Industrie hineingerissen wurden, ebenso
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wird der gemeinsame Betrieb der Produktion durch die ganze Gesellschaft und die daraus folgende
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neue Entwicklung der Produktion ganz andere Menschen bedürfen und auch erzeugen. Der
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gemeinsame Betrieb der Produktion kann nicht durch Menschen geschehen wie die heutigen, deren
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jeder einem einzigen Produktionszweig untergeordnet, an ihn gekettet, von ihm ausgebeutet ist, deren
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jeder nur eine seiner Anlagen auf Kosten aller anderen entwickelt hat, nur einen Zweig oder nur den
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Zweig eines Zweiges der Gesamtproduktion kennt.</P>
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<P>Schon die jetzige Industrie kann solche Menschen immer weniger gebrauchen. Die gemeinsam und
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planmäßig von der ganzen Gesellschaft betriebene Industrie setzt vollends Menschen
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voraus, deren Anlagen nach allen Seiten hin entwickelt sind, die imstande sind, das gesamte System
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der Produktion zu überschauen. Die durch die Maschinen schon jetzt untergrabene Teilung der
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Arbeit, die den einen zum Bauern, den anderen zum Schuster, den dritten zum Fabrikarbeiter, den
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vierten zum Börsenspekulanten macht, wird also gänzlich verschwinden. Die Erziehung
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wird die jungen Leute das ganze System der Produktion rasch durchmachen lassen können, sie
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wird sie in Stand setzen, der Reihe nach von einem zum andern Produktionszweig
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überzugehen, je nachdem die Bedürfnisse der Gesellschaft oder ihre eigenen Neigungen
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sie dazu veranlassen. Sie wird ihnen also den einseitigen Charakter nehmen, den die jetzige Teilung
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der Arbeit jedem einzelnen aufdrückt. Auf diese Weise wird die kommunistisch organisierte
|
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Gesellschaft ihren Mitgliedern Gelegenheit geben, ihre allseitig entwickelten Anlagen allseitig zu
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betätigen. Damit aber verschwinden notwendig auch die verschiedenen Klassen. So daß
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die kommunistisch organisierte Gesellschaft einerseits mit dem Bestand der Klassen
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unverträglich ist und andrerseits die Herstellung dieser Gesellschaft selbst die Mittel bietet,
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diese Klassenunterschiede aufzuheben.</P>
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<P>Es geht hieraus hervor, daß der Gegensatz zwischen Stadt und Land ebenfalls verschwinden
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wird. Der Betrieb des Ackerbaues und der Industrie durch dieselben Menschen, statt durch zwei
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verschiedene Klassen, ist schon aus ganz materiellen Ursachen eine notwendige Bedingung der
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kommunistischen Assoziation. Die Zersplitterung der ackerbauenden Bevölkerung auf dem
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Lande, neben der Zusammendrängung der industriellen in den großen Städten, ist
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ein Zustand, der nur einer noch unentwickelten Stufe des Ackerbaues und der Industrie entspricht, ein
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Hindernis aller weiteren Entwicklung, das schon jetzt sehr fühlbar wird.</P>
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<P>Die allgemeine Assoziation aller Gesellschaftsmitglieder zur gemeinsamen und
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planmäßigen Ausbeutung der Produktionskräfte, die Ausdehnung der Produktion
|
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in einem Grade, daß sie die Bedürfnisse aller befriedigen wird, das Aufhören des
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Zustandes, in dem die Bedürfnisse der einen auf Kosten der andern befriedigt werden, die
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gänzliche Vernichtung der Klassen und ihrer Gegensätze, die allseitige Entwickelung
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der Fähigkeiten aller Gesellschaftsmitglieder durch die Beseitigung der bisherigen Teilung der
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Arbeit, durch die industrielle Erziehung, durch den Wechsel der Tätigkeit, durch die
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Teilnahme aller an den durch alle erzeugten Genüssen, durch die Verschmelzung von Stadt
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und Land - das sind die Hauptresultate der Abschaffung des Privateigentums.</P>
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|
<P>21. Frage: Welchen Einfluß wird die kommunistische Gesellschaftsordnung auf die Familie
|
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ausüben?</P>
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<P>Antwort: Sie wird das Verhältnis der beiden Geschlechter zu einem reinen
|
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Privatverhältnis machen, welches nur die beteiligten Personen angeht und worin sich die
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|
Gesellschaft nicht zu mischen hat. Sie kann dies, da sie das Privateigentum beseitigt und die Kinder
|
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|
gemeinschaftlich erzieht und dadurch die beiden Grundlagen der bisherigen Ehe, die
|
|
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|
Abhängigkeit des Weibes vom Mann und der Kinder von den Eltern vermittelst des
|
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Privateigentums, vernichtet. Hierin liegt auch die Antwort auf das Geschrei hochmoralischer
|
|
|
|
Spießbürger gegen kommunistische Weibergemeinschaft. Die Weibergemeinschaft ist
|
|
|
|
ein Verhältnis, was ganz der bürgerlichen Gesellschaft angehört und heutzutage
|
|
|
|
in der Prostitution vollständig besteht. Die Prostitution beruht aber auf dem Privateigentum
|
|
|
|
und fällt mit ihm. Die kommunistische Organisation also, statt die Weibergemeinschaft
|
|
|
|
einzuführen, hebt sie vielmehr auf.</P>
|
|
<P>22. Frage: Wie wird die kommunistische Organisation sich zu den bestehenden Nationalitäten
|
|
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verhalten?</P>
|
|
<P>- bleibt (8)</P>
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|
<P>23. Frage: Wie wird sie sich zu den bestehenden Religionen verhalten?</P>
|
|
<P>- bleibt</P>
|
|
<P>24. Frage: Wie unterscheiden sich die Kommunisten von den Sozialisten?</P>
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|
<P>Antwort: Die sogenannten Sozialisten teilen sich in drei Klassen. Die erste Klasse besteht aus
|
|
|
|
Anhängern der feudalen und patriarchalischen Gesellschaft, welche durch die große
|
|
|
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Industrie, den Welthandel und die durch beide geschaffene Bourgeoisgesellschaft vernichtet worden
|
|
|
|
ist und noch täglich vernichtet wird. Diese Klasse zieht aus den Übeln der jetzigen
|
|
|
|
Gesellschaft den Schluß, daß die feudale und patriarchalische Gesellschaft
|
|
|
|
wiederhergestellt werden müsse, weil sie von diesen Übeln frei war. Alle ihre
|
|
|
|
Vorschläge gehen auf graden oder krummen Wegen diesem Ziele zu. Diese Klasse
|
|
|
|
reaktionärer Sozialisten wird trotz ihrer angeblichen Teilnahme und heißen
|
|
|
|
Tränen für das Elend des Proletariats dennoch stets von den Kommunisten energisch
|
|
|
|
angegriffen werden, denn</P>
|
|
<P>1. erstrebt sie etwas rein unmögliches;</P>
|
|
<P>2. sucht sie die Herrschaft der Aristokratie, der Zunftmeister und Manufakturisten mit ihrem Gefolge
|
|
|
|
von absoluten oder feudalen Königen, Beamten, Soldaten und Pfaffen herzustellen, eine
|
|
|
|
Gesellschaft, die zwar von den Übelständen der jetzigen Gesellschaft frei war,
|
|
|
|
dafür aber wenigstens ebensoviel andere Übel mit sich führte und nicht einmal die
|
|
|
|
Aussicht auf die Befreiung der unterdrückten Arbeiter durch eine kommunistische
|
|
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|
Organisation darbot;</P>
|
|
<P>3. kehrt sie ihre wirklichen Absichten jedesmal heraus, wenn das Proletariat revolutionär und
|
|
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|
kommunistisch wird, wo sie sich dann sogleich mit der Bourgeoisie gegen die Proletarier
|
|
|
|
verbündet.</P>
|
|
<P>Die zweite Klasse besteht aus Anhängern der jetzigen Gesellschaft, welchen die aus dieser
|
|
|
|
notwendig hervorgehenden Übel Befürchtungen für den Bestand dieser
|
|
|
|
Gesellschaft erweckt haben. Sie streben also danach, die jetzige Gesellschaft beizubehalten, aber die
|
|
|
|
mit ihr verbundenen Übel zu beseitigen. Zu diesem Zweck schlagen die einen bloße
|
|
|
|
Wohltätigkeitsmaßregeln vor, die anderen großartige Reformsysteme, welche unter
|
|
|
|
dem Vorwand, die Gesellschaft zu reorganisieren, die Grundlagen der jetzigen Gesellschaft und
|
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|
damit die jetzige Gesellschaft beibehalten wollen. Diese Bourgeoissozialisten werden ebenfalls von
|
|
|
|
den Kommunisten fortwährend bekämpft werden müssen, denn sie arbeiten
|
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|
für die Feinde der Kommunisten und verteidigen die Gesellschaft, welche die Kommunisten
|
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|
|
gerade stürzen wollen.</P>
|
|
<P>Die dritte Klasse endlich besteht aus demokratischen Sozialisten, welche auf demselben Wege wie die
|
|
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|
Kommunisten einen Teil der in Frage [18] angegebenen Maßregeln wollen, aber nicht als
|
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|
|
Übergangsmittel zum Kommunismus, sondern als Maßregeln, welche hinreichend sind,
|
|
|
|
um das Elend aufzuheben und die Übel der jetzigen Gesellschaft verschwinden zu machen.
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|
|
|
Diese demokratischen Sozialisten sind entweder Proletarier, die über die Bedingungen der
|
|
|
|
Befreiung ihrer Klasse noch nicht hinreichend aufgeklärt sind, oder sie sind
|
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|
|
Repräsentanten der Kleinbürger, einer Klasse, welche bis zur Erringung der Demokratie
|
|
|
|
und der aus ihr hervorgehenden sozialistischen Maßregeln in vieler Beziehung dasselbe
|
|
|
|
Interesse haben wie die Proletarier. Die Kommunisten werden deshalb in den Momenten der
|
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|
Handlung sich mit diesen demokratischen Sozialisten zu verständigen und überhaupt
|
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mit ihnen für den Augenblick möglichst gemeinsame Politik zu befolgen haben, sofern
|
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diese Sozialisten nicht in den Dienst der herrschenden Bourgeoisie treten und die Kommunisten
|
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angreifen. Daß diese gemeinsame Handlungsweise die Diskussion der Differenzen mit ihnen
|
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|
nicht ausschließt, ist klar.</P>
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<P>25. Frage: Wie verhalten sich die Kommunisten zu den übrigen politischen Parteien unsrer
|
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Zeit?</P>
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|
<P>Antwort: Dies Verhältnis ist verschieden in den verschiedenen Ländern. - In England,
|
|
|
|
Frankreich und Belgien, wo die Bourgeoisie herrscht, haben die Kommunisten vorderhand noch ein
|
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gemeinsames Interesse mit den verschiedenen demokratischen Parteien, und zwar ein um so
|
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größeres, je mehr die Demokraten sich in den jetzt überall von ihnen vertretenen
|
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sozialistischen Maßregeln dem Ziele der Kommunisten nähern, d.h., je deutlicher und
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bestimmter sie die Interessen des Proletariats vertreten und je mehr sie sich auf das Proletariat
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stützen. In England z.B. stehen die aus Arbeitern bestehenden Chartisten den Kommunisten
|
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unendlich näher als die demokratischen Kleinbürger oder sogenannten Radikalen.</P>
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<P>In Amerika, wo die demokratische Verfassung eingeführt ist, werden die Kommunisten sich
|
|
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|
mit der Partei halten müssen, welche diese Verfassung gegen die Bourgeoisie wenden und im
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|
Interesse des Proletariats benutzen will, d.h. mit den agrarischen Nationalreformers.</P>
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<P>In der Schweiz sind die Radikalen, obwohl selbst eine noch sehr gemischte Partei, dennoch die
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einzigen, mit welchen die Kommunisten sich einlassen können, und unter diesen Radikalen
|
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|
sind wieder die waadtländischen und Genfer die am weitesten fortgeschrittenen.</P>
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<P>In Deutschland endlich steht der entscheidende Kampf zwischen der Bourgeoisie und der absoluten
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Monarchie erst bevor. Da aber die Kommunisten nicht eher auf den entscheidenden Kampf zwischen
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ihnen selbst und der Bourgeoisie rechnen können, als bis die Bourgeoisie herrscht, so ist es das
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Interesse der Kommunisten, die Bourgeois sobald als möglich an die Herrschaft bringen zu
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helfen, um sie sobald wie möglich wieder zu stürzen. Die Kommunisten müssen
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also, gegenüber den Regierungen, stets für die liberalen Bourgeois Partei ergreifen und
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sich nur davor hüten, die Selbsttäuschungen der Bourgeois zu teilen oder ihren
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verführerischen Versicherungen von den heilsamen Folgen des Siegs der Bourgeoisie für
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das Proletariat Glauben zu schenken. Die einzigen Vorteile, welche der Sieg der Bourgeoisie den
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Kommunisten bringen wird, werden bestehen: 1. in verschiedenen Konzessionen, welche den
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Kommunisten die Verteidigung, Diskussion und Verbreitung ihrer Grundsätze und damit die
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Vereinigung des Proletariats zu einer eng verbündeten, kampfbereiten und organisierten Klasse
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erleichtern; und 2. in der Gewißheit, daß von dem Tage, wo die absoluten Regierungen
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fallen, der Kampf zwischen Bourgeois und Proletariern an die Reihe kommt. Von diesem Tage an
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wird die Parteipolitik der Kommunisten dieselbe sein wie in den Ländern, wo die Bourgeoisie
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jetzt schon herrscht.</P>
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<P>Geschrieben Ende Oktober bis November 1847.</P>
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<P>Nach der Handschrift.</P>
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<P></P>
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<P>Fußnoten:</P>
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<P>1. Engels' Arbeit "Grundsätze des Kommunismus" stellt einen Programmentwurf für
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den Bund der Kommunisten dar. Über die Ausarbeitung eines Programms in Form eines
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Katechismus wurde bereits vor dem ersten Bundeskongreß diskutiert, auf dem sich der Bund
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der Gerechten neu organisierte und sich den Namen Bund der Kommunisten gab (Juni 1847). Im
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September 1847 sandte die Londoner Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten (Schapper,
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Bauer und Moll) den Entwurf eines "Kommunistischen Glaubensbekenntnisses" an die Kreise und
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Gemeinden des Bundes. Dieses Dokument, das die Einflüsse des utopischen Sozialismus
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verriet, konnte Marx und Engels nicht zufriedenstellen, ebenso nicht der "gottvoll verbesserte"
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Entwurf, der in Paris von dem "wahren" Sozialisten Moses Heß angefertigt worden war. Auf
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der Sitzung der Pariser Kreisbehörde des Bundes der Kommunisten am 22. Oktober kritisierte
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Engels den Entwurf sehr eingehend und scharf und erhielt den Auftrag, einen neuen zu verfassen.
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Dieser bald darauf verfasste Entwurf waren die "Grundsätze des Kommunismus".</P>
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<P>Engels, der die "Grundsätze des Kommunismus" nur als vorläufige Programmskizze
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ansah, drückte in seinem Brief vom 23./24. November 1847 an Marx den Gedanken aus,
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daß es am besten sei, die veraltete Katechismusform aufzugeben und ein Programm in Form
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eines "Kommunistischen Manifests" zu verfassen. Der zweite Kongreß des Bundes der
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Kommunisten (29. November bis 8. Dezember 1847), auf dem Marx und Engels die
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wissenschaftlichen Grundsätze des Programms der proletarischen Partei vertraten, beauftragte
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beide, das Manifest auszuarbeiten. Bei der Abfassung des "Manifests der Kommunistischen Partei"
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benutzten die Begründer des Marxismus einige der Thesen, die in den "Grundsätzen des
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Kommunismus" entwickelt worden waren.</P>
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<P>2. In ihren ersten Schriften sprechen Marx und Engels noch vom Verkauf der Arbeit. Später
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hat Marx nachgewiesen, daß der Arbeiter nicht seine Arbeit, sondern seine Arbeitskraft
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verkauft. Siehe hierzu die Erläuterungen in Engels' Einleitung zur Neuausgabe der Marxschen
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Schrift "Lohnarbeit und Kapital", Berlin 1891 (Band 6 unserer Ausgabe, Seite 593-599, vgl. auch
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das Vorwort von Band 4, Seite IX.</P>
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<P>3. Vgl. Engels' Anmerkung über die der Klassengesellschaft voraufgegangene Periode der
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klassenlosen Urgesellschaft im "Manifest der Kommunistischen Partei". (Siehe Band 4, Seite
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462.)</P>
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<P>4. Für die fehlende Antwort ist im Manuskript von Engels eine halbe Seite freigelassen.</P>
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<P>5. Im Jahre 1892 schrieb Engels im Vorwort zur 2. Auflage der "Lage der arbeitenden Klasse in
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England" über die Kreislaufperioden der industriellen Krisen am Anfang des 19. Jahrhunderts:
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"Im Text wird die Kreislaufperiode der großen industriellen Krisen auf fünf Jahre
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angegeben. Dies war die Zeitbestimmung, die sich aus dem Gang der Ereignisse von 1825 bis 1842
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scheinbar ergab. Die Geschichte der Industrie von 1842 bis 1868 hat aber bewiesen, daß die
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wirkliche Periode eine zehnjährige ist, daß die Zwischenkrisen sekundärer Natur
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waren und seit 1842 mehr und mehr verschwunden sind." (Siehe Band 2, Seite 642.)</P>
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<P>6. Papiergeld der ersten französischen Republik (lt. Duden).</P>
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<P>7. Die Schlußfolgerung, daß die proletarische Revolution nur gleichzeitig in den
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fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern möglich sei und es damit unmöglich
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wäre, diese Revolution in einem einzelnen Lande siegreich durchzuführen, fand ihre
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endgültige Formulierung in Engels' Schrift "Grundsätze des Kommunismus"; sie war
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richtig für die Periode des vormonopolistischen Kapitalismus.</P>
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<P>Unter den neuen historischen Bedingungen kam W.I. Lenin, ausgehend von dem von ihm entdeckten
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Gesetz der Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung des
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Kapitalismus in der Epoche des Imperialismus, zu der neuen Schlußfolgerung, daß der
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Sieg der sozialistischen Revolution ursprünglich in einigen Ländern oder sogar in einem
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Lande möglich sei, und hob damit die Unmöglichkeit des gleichzeitigen Sieges der
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Revolution in allen oder den meisten Ländern hervor. Diese neue Schlußfolgerung
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wurde zum erstenmal von W.I. Lenin in seinem Artikel "Über die Losung der Vereinigten
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Staaten von Europa" formuliert (vgl. Lenin Werke, Band 21, Seite 342 ff.).</P>
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<P>8. Im Manuskript von Engels steht an der Stelle der Antwort bei der 22. und 23. Frage nur das Wort
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"bleibt". Offensichtlich bedeutet dies, daß die Antwort so bleiben soll, wie sie in einem
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vorläufigen, jedoch bisher nicht aufgefundenen Programmentwurf des Bundes der
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Kommunisten formuliert ist.</P>
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<P align="CENTER"><A href="../default.htm">Zurück zum Gesamtverzeichnis Karl Marx/Friedrich Engels - Werke</A></P>
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