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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Karl Marx - Parlamentsdebatten - Der Klerus und der Kampf um den Zehnstundentag - Hungertod</TITLE>
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<P><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 8, 3. Auflage 1972, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 535-540</SMALL>
<H2>Karl Marx</H2>
<H1>Parlamentsdebatten -<BR>
Der Klerus und der Kampf um den Zehnstundentag -<BR>
Hungertod</H1>
<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 3716 vom 15. M&auml;rz 1853]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S535">&lt;535&gt;</A></B> London, Freitag, 25. Februar 1853</P>
<P>Die Parlamentsdebatten bieten in dieser Woche nur wenig Interessantes. Am 22. beantragte Mr. Spooner im Unterhaus die Aufhebung der Subvention der katholischen Priesterschule in Maynooth, und Mr. Scholefield brachte das Amendement ein, </P>
<FONT SIZE=2><P>"alle jetzt bestehenden Verf&uuml;gungen zur&uuml;ckzuziehen, die den Staat mit Ausgaben f&uuml;r kirchliche oder religi&ouml;se Zwecke irgendwelcher Art belasten".</P>
</FONT><P>Der Antrag Spooners wurde mit 192 gegen 162 Stimmen abgelehnt. Scholefields Amendement kommt erst am Mittwoch zur Verhandlung; es ist aber nicht unwahrscheinlich, da&szlig; es &uuml;berhaupt zur&uuml;ckgezogen wird. Die einzige bemerkenswerte Ausf&uuml;hrung in der Maynooth-Debatte kam aus dem Munde Duffys von der "irischen Brigade". Er meinte,</P>
<FONT SIZE=2><P>"es sei nicht v&ouml;llig unm&ouml;glich, da&szlig; der Pr&auml;sident der Vereinigten Staaten oder der neue Kaiser der Franzosen sich freuen w&uuml;rden, die Beziehungen dieser L&auml;nder mit der irischen Geistlichkeit wiederaufzunehmen".</P>
</FONT><P>In der gestrigen Nachtsitzung brachte Lord John Russell seinen Antrag auf "Beseitigung einiger gesetzlicher Benachteiligungen der j&uuml;dischen Untertanen Ihrer Majest&auml;t" ein, der mit 29 Stimmen Majorit&auml;t angenommen wurde. So hat das Unterhaus diese Frage aufs neue entschieden; das Oberhaus wird aber zweifellos die Entscheidung wieder in Frage stellen.</P>
<P>Der Ausschlu&szlig; der Juden aus dem Unterhaus ist unzweifelhaft eine absurde Anomalie, da ja doch der Geist des Wuchers so lange schon im britischen Parlament den Vorsitz gef&uuml;hrt hat und die Juden ohnehin schon die W&auml;hlbarkeit zu allen &Auml;mtern des staatlichen Gemeinwesens erlangt haben. <A NAME="S536"><B>&lt;536&gt;</A></B> Es ist aber genauso charakteristisch f&uuml;r den Mann und <I>f&uuml;r seine Zeit</I>, da&szlig; Finality-John statt der versprochenen Reformbill, die die Benachteiligung der Masse des englischen Volkes an der Wahlurne beseitigen sollte, nur eine Bill einbringt, die ausschlie&szlig;lich der Beseitigung der Nichtw&auml;hlbarkeit des Barons Lionel de Rothschild dienen soll. Wie ungemein gleichg&uuml;ltig dem gro&szlig;en Publikum diese Angelegenheit ist, geht daraus hervor, da&szlig; auch nicht aus einem Orte Gro&szlig;britanniens eine Petition zugunsten der Zulassung der Juden im Parlament eingebracht worden ist. Das ganze Geheimnis dieser schm&auml;hlichen Reformposse wurde durch die Rede des jetzigen Sir Robert Peel enth&uuml;llt.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Eigentlich besch&auml;ftigt sich das Haus nur mit einer Privatangelegenheit des edlen Lords." (Lauter Beifall.) "Der edle Lord l&auml;&szlig;t London durch einen Juden vertreten" (Beifall) "und hat ein Gel&ouml;bnis getan, allj&auml;hrlich einen Antrag zugunsten der Juden einzubringen." (H&ouml;rt!) "Ohne Zweifel sei Baron Rothschild ein reicher Mann, das g&auml;be ihm jedoch durchaus kein Anrecht auf besondere Bevorzugung, um so mehr, wenn man bedenkt, auf welche Art sich sein Reichtum angeh&auml;uft hat." (Lautes H&ouml;rt! h&ouml;rt! und Oh! oh! von den B&auml;nken der Regierungsparteien.) "Erst gestern habe er gelesen, da&szlig; das Haus Rothschild sich herbeigelassen habe, Griechenland unter betr&auml;chtlichen Garantien und zu einem Zinssatz von neun Prozent eine Anleihe zu gew&auml;hren." (H&ouml;rt!) "Kein Wunder, da&szlig; bei solchen Zinss&auml;tzen das Haus Rothschild reich ist." (H&ouml;rt!) "Der Handelsminister habe von einer Knebelung der Presse gesprochen. F&uuml;rwahr, niemand habe so viel getan, um die Freiheit in Europa zu knechten, wie das Haus Rothschild" (H&ouml;rt, h&ouml;rt!) "durch die Anleihen, mit denen es den despotischen M&auml;chten half. Aber selbst angenommen, der Baron w&auml;re ein ebenso verdienter Mann wie er zweifellos reich ist, so h&auml;tte man doch erwarten d&uuml;rfen, da&szlig; der edle Lord, der in diesem Haus eine Regierung vertritt, die aus den F&uuml;hrern s&auml;mtlicher politischer Fraktionen besteht, die zur vergangenen Regierung in Opposition gestanden, eine Ma&szlig;nahme von gr&ouml;&szlig;erer Wichtigkeit vorschlagen w&uuml;rde als die vorliegende."</P>
</FONT><P>Die Bearbeitung der Wahlbeanstandungen hat begonnen. Die Wahlen f&uuml;r Canterbury und Lancaster sind unter Umst&auml;nden f&uuml;r null und nichtig erkl&auml;rt worden, die die &uuml;bliche K&auml;uflichkeit einer gewissen W&auml;hlerklasse beweisen. Die Mehrzahl der F&auml;lle d&uuml;rfte jedoch auf dem Wege von Kompromissen beigelegt werden.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die privilegierten Klassen", sagt die "Daily News", "die erfolgreich dazu beigetragen, die Absichten der Reformbill zu vereiteln und das &Uuml;bergewicht in der jetzigen Vertretung wiederzuerlangen, sind selbstverst&auml;ndlich best&uuml;rzt von dem Gedanken einer v&ouml;lligen und gr&uuml;ndlichen Blo&szlig;stellung."</P>
</FONT><P>Am 21. d.M. legte Lord John Russell sein Amt als Minister des Ausw&auml;rtigen nieder, und Lord Clarendon wurde als sein Nachfolger ver- <A NAME="S537"><B>&lt;537&gt;</A></B> eidigt. Lord John ist das erste Mitglied des Unterhauses, das ohne ein offizielles Amt zu einem Sitz im Kabinett zugelassen wird. Er ist jetzt ein bevorzugter Ratgeber ohne Anstellung und ohne Gehalt. Was das letztere betrifft, so hat Mr. Cayley allerdings schon in Aussicht gestellt, da&szlig; ein Antrag eingebracht w&uuml;rde, um dem armen Johnny aus dieser mi&szlig;lichen Lage zu helfen. Die Stellung eines Ministers des Ausw&auml;rtigen ist im gegenw&auml;rtigen Moment um so wichtiger, als der Deutsche Bundestag sich dazu aufgerafft hat, die Entfernung aller politischen Fl&uuml;chtlinge aus Gro&szlig;britannien zu verlangen, und als die &Ouml;sterreicher vorschlagen, uns alle zusammenzupacken und nach einem unfruchtbaren Eiland in der S&uuml;dsee zu verfrachten.</P>
<P>In <A HREF="me08_514.htm#S516">einem fr&uuml;heren Briefe</A> wies ich schon auf die Wahrscheinlichkeit hin, da&szlig; die Agitation f&uuml;r das P&auml;chterrecht in Irland sich allm&auml;hlich zu einer antiklerikalen Bewegung entwickeln k&ouml;nne, trotz der Ansichten und Absichten ihrer jetzigen F&uuml;hrer. Ich f&uuml;hrte die Tatsache an, da&szlig; der h&ouml;here Klerus bereits anfange, der Liga gegen&uuml;ber eine feindliche Haltung einzunehmen. Seither ist noch ein Machtfaktor auf dem Plan erschienen, der die Bewegung in dieselbe Richtung dr&auml;ngt. Die nordirischen Grundbesitzer sind darauf aus, ihre P&auml;chter davon zu &uuml;berzeugen, da&szlig; die P&auml;chterliga und der Verein zur Verteidigung der Katholiken identisch seien, und unter dem Vorwand, dem Anwachsen der Papisten entgegenzuwirken, sind sie eifrig bem&uuml;ht, eine Opposition gegen die Liga ins Leben zu rufen.</P>
<P>W&auml;hrend die irischen Grundherren an ihre P&auml;chter gegen den katholischen Klerus appellieren, sehen wir andererseits, wie die englische protestantische Geistlichkeit an die Arbeiter gegen die Fabrikherren appelliert. Das Industrieproletariat Englands hat mit verdoppelter Kraft seinen alten Feldzug f&uuml;r die Zehnstundenbill und gegen das <I>truck and shoppage system </I>aufgenommen. Da diese Forderungen vor das Unterhaus gebracht werden sollen, dem auch schon zahlreiche Antr&auml;ge zugegangen sind, wird sich f&uuml;r mich in einem k&uuml;nftigen Brief die Gelegenheit bieten, bei den grausamen und infamen Praktiken der Fabrikdespoten zu verweilen und bei ihrer Gepflogenheit, Presse und Trib&uuml;ne mit ihrer liberalen Rhetorik zu &uuml;berfluten. Heute mag es gen&uuml;gen, daran zu erinnern, da&szlig; von 1802 an die englische Arbeiterschaft einen st&auml;ndigen Kampf um die gesetzliche Regelung der Arbeitszeit f&uuml;hrte, bis im Jahre 1847 endlich das ber&uuml;hmte Zehnstundengesetz John Fieldens angenommen wurde, das Frauen und Jugendlichen untersagte, l&auml;nger als zehn Stunden t&auml;glich in einer Fabrik zu arbeiten. Die liberalen Fabrikherren fanden schnell heraus, da&szlig; dieses Gesetz der Schichtarbeit in den <A NAME="S538"><B>&lt;538&gt;</A></B> Fabriken T&uuml;r und Tor &ouml;ffne. 1849 wurde vor dem Court of Exchequer &lt;Schatzkammergericht&gt; ein Proze&szlig; anh&auml;ngig gemacht, und der Richter entschied, da&szlig; Schichtarbeit gesetzlich zul&auml;ssig sei, wenn die Kinder in zwei Schichten neben den Erwachsenen arbeiten, diese aber solange arbeiten, wie die Maschinen laufen. Man mu&szlig;te sich also wieder ans Parlament wenden, und dort wurde 1850 das Schichtsystem verurteilt, daf&uuml;r aber die Zehnstundenbill in eine Zehnundeinhalbstundenbill verwandelt. Im jetzigen Augenblick fordert die Arbeiterklasse eine Wiederherstellung der Zehnstundenbill in integrum &lt;in der urspr&uuml;nglichen Fassung&gt;; um aber diese Forderung wirksam zu gestalten, verlangen sie auch eine Beschr&auml;nkung der Laufzeit der Maschinen.</P>
<P>Das ist in K&uuml;rze die der &Ouml;ffentlichkeit bekannte Geschichte der Zehnstundenbill. Ihre Geheimgeschichte ist folgende: Der Grundadel hatte infolge der Annahme der Reformbill von 1831 eine Niederlage durch die Bourgeoisie erlitten und "seine heiligsten Interessen" waren durch den Ruf der Fabrikanten nach Freihandel und Abschaffung der Korngesetze bedroht. Er beschlo&szlig; daher, sich der Bourgeoisie zu widersetzen, indem er Partei ergriff f&uuml;r die Forderungen und die Sache der Arbeiter und sie insbesondere in der Frage der Beschr&auml;nkung der Arbeitszeit unterst&uuml;tzte. Sogenannte philanthropische Lords waren damals an der Spitze jeder Versammlung zugunsten des Zehnstundentags zu finden. Lord Ashley schuf sich sogar durch seine Leistungen in dieser Bewegung ein gewisses "Renommee". Der Grundadel, dem die 1846 tats&auml;chlich erfolgte Abschaffung der Korngesetze einen t&ouml;dlichen Schlag versetzt hatte, r&auml;chte sich, indem er 1847 dem Parlament die Zehnstundenbill aufzwang. Die industrielle Bourgeoisie jedoch verschaffte sich mittels richterlicher Autorit&auml;t wieder, was sie durch die parlamentarische Gesetzgebung verloren hatte. Der Zorn der Grundherren hatte sich 1850 nach und nach gelegt, und sie schlossen ein Kompromi&szlig; mit den Fabrikherren, indem sie zwar das Schichtsystem verurteilten, gleichzeitig aber der Arbeiterklasse, als Strafe f&uuml;r das erzwungene Gesetz, eine halbe Stunde Mehrarbeit per diem &lt;t&auml;glich&gt; auferlegten. Im jetzigen Moment allerdings, wo sie den Entscheidungskampf mit den Leuten der Manchesterschule herannahen sehen, suchen sie sich wieder der Bewegung zur Verk&uuml;rzung der Arbeitszeit zu bem&auml;chtigen. Da sie es aber nicht wagen, selbst offen aufzutreten, so versuchen sie gegen die Baumwoll-Lords zu w&uuml;hlen, indem sie, auf dem Wege &uuml;ber <I>die Geistlichkeit der Staatskirche</I>, die Macht des Volkes auf sie hetzen. Einige Beispiele m&ouml;gen zeigen, wie heftig diese heiligen M&auml;nner den Kreuzzug gegen <A NAME="S539"><B>&lt;539&gt;</A></B> die Industrieherren f&uuml;hren. In Crampton wurde ein Zehnstunden-Meeting abgehalten, bei dem Pfarrer Dr. Brammel (von der Staatskirche) pr&auml;sidierte. Pfarrer J. R. Stephens, der die Pfr&uuml;nde von Stalybridge innehat, erkl&auml;rte:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es habe Zeiten gegeben, da wurden die Nationen durch Theokratien regiert ... Diese Zeiten seien vor&uuml;ber ... Der Geist des Gesetzes sei jedoch stets ein und derselbe ... Der Arbeitsmann sollte vor allen anderen Anteil haben an den Fr&uuml;chten dieser Erde, die durch ihn produziert werden. Das Fabrikgesetz werde so schamlos &uuml;bertreten, da&szlig; der Oberinspektor dieses Fabrikbezirks, Mr. Leonard Horner, sich gen&ouml;tigt gesehen habe, an den Minister des Innern zu schreiben und mitzuteilen, da&szlig; er es weder wagen k&ouml;nne noch wolle, einen seiner Unterinspektoren in bestimmte Bezirke zu senden, ehe er nicht polizeilichen Schutz erhalte ... Und Schutz gegen wen? Gegen die Fabrikherren! Gegen die reichsten, gegen die einflu&szlig;reichsten Herren des Bezirks, gegen die Obrigkeit des Bezirks, gegen die Herren, die von Ihrer Majest&auml;t beauftragt sind, in den Sitzungen der &ouml;rtlichen Gerichte als Vertreter der Krone zu wirken ... <I>Und sei es nun so, da&szlig; die Fabrikherren f&uuml;r ihre Gesetzesverletzungen b&uuml;&szlig;en m&uuml;ssen? </I>... In seinem Bezirk geh&ouml;re es zu den festen Gewohnheiten der m&auml;nnlichen und zum gro&szlig;en Teile auch der weiblichen Fabrikarbeiter, Sonntags bis neun, zehn oder elf Uhr im Bett zu bleiben, weil sie von der Arbeit der ganzen Woche vollst&auml;ndig ersch&ouml;pft sind. Der Sonntag sei der einzige Tag, an dem sie ihre m&uuml;den Glieder ausruhen k&ouml;nnen ... Dabei sei es die Regel, da&szlig; je l&auml;nger die Arbeitszeit, desto geringer der Lohn ... <I>Er wolle lieber Sklave in S&uuml;dkarolina sein als Fabrikarbeiter in England!</I>"</P>
</FONT><P>Bei dem gro&szlig;en Zehnstunden-Meeting in Burnley erz&auml;hlte Pfarrer E. A. Verity, der die Pfr&uuml;nde von Habbergham Eaves innehat, seinen Zuh&ouml;rern unter anderem folgendes:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wo bleibt Herr Bright, wo Herr Cobden, wo die anderen Herren der Manchesterschule, wenn das Volk von Lancashire so unterdr&uuml;ckt wird? ... Worauf sinnen die reichen Leute eigentlich? ... Nur darauf, wie sie die Arbeiterklasse um eine oder zwei Stunden betr&uuml;gen k&ouml;nnen. Dahin gehen die Pl&auml;ne dieser sogenannten Manchesterschule. Darum sind sie solch arglistige <I>Heuchler </I>und <I>solch verschlagene Schurken</I>. Als Geistlicher der englischen Staatskirche protestiere er gegen ein solches Vorgehen."</P>
</FONT><P>Wir haben schon auf den Beweggrund hingewiesen, der die Herren von der englischen Staatskirche so pl&ouml;tzlich in ebenso viele irrende als feurige Ritter f&uuml;r die Rechte der Arbeiter verwandelt hat. Sie wollen sich nicht nur f&uuml;r die tr&uuml;ben Tage der nahenden Demokratie einen Vorrat an Popularit&auml;t anlegen; sie sind sich nicht nur bewu&szlig;t, da&szlig; die Staatskirche eine im wesentlichen aristokratische Einrichtung ist, die mit der grundbesitzenden Oligarchie stehen oder fallen mu&szlig; - es kommt auch noch eines hinzu. Die Manchesterm&auml;nner sind Gegner der Staatskirche, sind Dissenters, sind vor allem so sehr in die 13 Millionen Pfd.St. verliebt, die ihnen allein die Staatskirche <A NAME="S540"><B>&lt;540&gt;</A></B> von England und Wales allj&auml;hrlich aus der Tasche zieht, da&szlig; sie entschlossen sind, eine Trennung zwischen diesen profanen Millionen und dem geistlichen Stande zustande zu bringen, damit er sich des Himmels w&uuml;rdiger erweise. Die frommen Herren k&auml;mpfen daher pro aris et focis &lt;f&uuml;r Herd und Altar&gt;. Die Manchesterleute aber m&ouml;gen aus diesem Zwischenspiel ersehen, da&szlig; es ihnen nicht gelingen wird, die politische Macht den H&auml;nden der Aristokratie zu entrei&szlig;en, wenn sie sich nicht, und sei es auch noch so widerstrebend, dazu entschlie&szlig;en, auch dem Volke seinen vollen Anteil an der Macht zu geben.</P>
<P>Auf dem Kontinent ist das H&auml;ngen, Schie&szlig;en und Deportieren an der Tagesordnung. Die Henker sind jedoch auch Wesen, die man greifen und h&auml;ngen kann, und ihre Taten sind im Gewissen der ganzen zivilisierten Welt unausl&ouml;schlich eingegraben. Gleichzeitig waltet in England ein unsichtbarer, unfa&szlig;barer und unh&ouml;rbarer Despot seines Amtes, der, wenn es zum &Auml;u&szlig;ersten kommt, Menschen zur grausamsten aller Todesarten verdammt und in lautloser Alltagsarbeit ganze Rassen und Klassen von Menschen vom Boden ihrer Vorv&auml;ter vertreibt, gleich dem Engel mit dem feurigen Schwert, der Adam aus dem Paradies vertrieb. Das Wirken des unsichtbaren sozialen Despoten nennt man im letzteren Falle <I>erzwungene Emigration</I>, im ersteren <I>Hungersnot</I>.</P>
<P>In London sind in diesem Monat neue F&auml;lle von Hungersnot vorgekommen. Ich erinnere nur an den Fall der Mary Ann Sandry, 43 Jahre alt, die in Coal Lane, Shadwell, London, starb. Der Arzt, Dr. Thomas Peene, der bei der Leichenschau assistierte, gab an, die Tote sei verhungert und erfroren. Die Tote lag auf einem H&auml;ufchen Stroh ohne jegliche Decke. Das Zimmer enthielt keinerlei M&ouml;bel, Feuerungsmaterial oder Nahrungsmittel. F&uuml;nf kleine Kinder sa&szlig;en auf dem nackten Fu&szlig;boden neben dem Leichnam der toten Mutter und schrien vor K&auml;lte und Hunger.</P>
<P>In meinem n&auml;chsten Bericht mehr &uuml;ber die <I>"erzwungene Emigration"</I>.</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Karl Marx</P></I></BODY>
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