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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Franz Mehring: Karl Marx - Das Br&uuml;sseler Exil</TITLE>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "link1a" --><A HREF="fm03_095.htm"><SMALL>4.
Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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Mehring</SMALL></A></TD>
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<HR size="1">
<P><SMALL>Seitenzahlen nach: Franz Mehring - Gesammelte Schriften, Band 3. Berlin/DDR,
1960, S. <!-- #BeginEditable "Seitenzahlen" -->116-159<!-- #EndEditable -->.<BR>
1. Korrektur<BR>
Erstellt am 30.10.1999</SMALL></P>
<H2>Franz Mehring: Karl Marx - Geschichte seines Lebens</H2>
<H1><!-- #BeginEditable "Titel" -->F&uuml;nftes Kapitel: Das Br&uuml;sseler Exil<!-- #EndEditable --></H1>
<hr size="1">
<!-- #BeginEditable "Text" -->
<H3 ALIGN="CENTER">1. &raquo;Die deutsche Ideologie&laquo;<A name="Kap_1"></A></H3>
<P><B>|116|</B> Aus Paris vertrieben, war Marx mit seiner Familie nach Br&uuml;ssel
&uuml;bergesiedelt. Engels bef&uuml;rchtete, man werde ihn am Ende auch in Belgien
bel&auml;stigen, und es geschah sogar schon im Anfange.</P>
<P>Wie Marx an Heine schrieb, mu&szlig;te er gleich nach seiner Ankunft in Br&uuml;ssel
auf der Administration de la s&ucirc;ret&eacute; publique die Verpflichtung unterzeichnen,
nichts &uuml;ber Tagespolitik in Belgien drucken zu lassen. Das konnte er mit
ruhigem Gewissen tun, denn er hatte dazu weder die Absicht noch die M&ouml;glichkeit.
Da jedoch die preu&szlig;ische Regierung fortfuhr, das belgische Ministerium wegen
seiner Ausweisung zu behelligen, so nahm Marx noch in demselben Jahre, am 1. Dezember
1845, seine Entlassung aus dem preu&szlig;ischen Staatsverbande.</P>
<P>Jedoch hat er weder damals noch sp&auml;ter das B&uuml;rgerrecht eines fremden
Staates angenommen, das ihm im Fr&uuml;hjahr 1848 von der provisorischen Regierung
der franz&ouml;sischen Republik sogar in ehrenvoller Weise angeboten wurde. Wie
Heine, hat sich Marx dazu nicht entschlie&szlig;en k&ouml;nnen, obgleich Freiligrath,
der als kerndeutscher Mann so oft als prunkendes Gegenst&uuml;ck zu den beiden
&raquo;vaterlandslosen Gesellen&laquo; ausgespielt worden ist, durchaus keinen Anstand nahm,
sich im Exil als Engl&auml;nder naturalisieren zu lassen.</P>
<P>Im Fr&uuml;hjahr 1845 kam auch Engels nach Br&uuml;ssel, und die Freunde machten
eine gemeinsame Studienreise nach England, die sich auf sechs Wochen ausdehnte.
Auf ihr gewann Marx, der schon in Paris begonnen hatte, sich mit MacCulloch und
Ricardo zu besch&auml;ftigen, tiefere Einblicke in die &ouml;konomische Literatur
des Inselreichs, wenn er nur auch erst &raquo;die in Manchester aufzutreibenden B&uuml;cher&laquo;
einsehen konnte, neben den Ausz&uuml;gen und Schriften, die Engels besa&szlig;.
Engels, der schon bei seinem ersten Aufenthalt in England sowohl f&uuml;r die
&raquo;New Moral World&laquo;, das Organ Owens, wie f&uuml;r den &raquo;Northern Star&laquo;, das Organ
der Chartisten, gearbeitet hatte, frischte die alten Beziehungen auf, und so wurden
auch von beiden Freunden neue Verbindungen angekn&uuml;pft, mit den Chartisten
sowohl wie mit den Sozialisten.</P>
<P><B><A NAME="S117">|117|</A></B> Nach dieser Reise machten sie sich zun&auml;chst
wieder an eine gemeinsame Arbeit. &raquo;Wir beschlossen&laquo;, wie Marx sp&auml;ter lakonisch
genug gesagt hat, &raquo;den Gegensatz unsrer Ansicht gegen die ideologische der deutschen
Philosophie gemeinschaftlich auszuarbeiten, in der Tat mit unserm ehemaligen philosophischen
Gewissen abzurechnen. Der Vorsatz ward ausgef&uuml;hrt in der Form einer Kritik
der nachhegelschen Philosophie. Das Manuskript, zwei starke Oktavb&auml;nde, war
l&auml;ngst an seinem Verlagsort in Westfalen angelangt, als wir die Nachricht
erhielten, da&szlig; ver&auml;nderte Umst&auml;nde den Druck nicht erlaubten.
Wir &uuml;berlie&szlig;en das Manuskript der nagenden Kritik der M&auml;use um
so williger, als wir unsern Hauptzweck erreicht hatten - Selbstverst&auml;ndigung.&laquo;<A name="ZT1"></A><A href="fm03_116.htm#Z1"><SPAN class="top">[1]</SPAN></A>
Die M&auml;use haben an dem Manuskript nun auch im w&ouml;rtlichsten Sinne des
Worts ihr Werk getan; aber die Tr&uuml;mmer, die sich davon erhalten haben, machen
es erkl&auml;rlich, da&szlig; die Verfasser &uuml;ber das Mi&szlig;geschick nicht
allzu betr&uuml;bt gewesen sind,</P>
<P>War ihre gr&uuml;ndliche und selbst allzu gr&uuml;ndliche Abrechnung mit den
Bauers schon eine harte Nu&szlig; f&uuml;r die Leser, so, w&auml;ren diese zwei
starken B&auml;nde von zusammen f&uuml;nfzig Druckbogen noch eine viel h&auml;rtere
Nu&szlig; f&uuml;r sie gewesen. Der Titel des Werkes lautete &raquo;Die deutsche Ideologie,
Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repr&auml;sentanten Feuerbach,
B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten&laquo;<A name="ZT2"></A><A href="fm03_116.htm#Z2"><SPAN class="top">[2]</SPAN></A>.
Engels hat sp&auml;ter aus der Erinnerung gesagt, die Kritik Stirners allein sei
nicht weniger umfangreich gewesen als das Buch Stirners selbst, und die Proben,
die inzwischen davon ver&ouml;ffentlicht worden sind, lassen diese Erinnerung
als durchaus glaubhaft erscheinen. Es ist eine noch weitl&auml;ufigere &Uuml;berpolemik,
als schon die &raquo;Heilige Familie&laquo; in ihren d&uuml;rrsten Kapiteln aufzeigt, daf&uuml;r
sind die Oasen in der W&uuml;ste viel sp&auml;rlicher ges&auml;et, wenn sie auch
keineswegs v&ouml;llig fehlen. Und wo immer sich dialektische Sch&auml;rfe zeigt,
artet sie alsbald in Haarspaltereien und Wortklaubereien mitunter recht kleinlicher
Art aus.</P>
<P>Gewi&szlig; ist in diesen Dingen der heutige Geschmack viel heikler, als der
damalige Geschmack war. Aber damit ist nicht alles erkl&auml;rt, zumal da Marx
und Engels vorher und nachher und selbst gleichzeitig gezeigt haben, da&szlig;
sie &uuml;ber eine epigrammatisch scharfe Kritik geboten, wie denn ihr Stil zum
wenigsten an Weitschweifigkeit litt. Entscheidend war, da&szlig; sich diese Geistesk&auml;mpfe
in einem ganz kleinen Kreise abspielten, wozu dann noch die meist gro&szlig;e
Jugend der K&auml;mpfer kam. Es war eine Erscheinung, wie sie &auml;hnlich die
Literaturgeschichte an Shakespeare und seinen dramatischen Zeitgenossen beobachtet
hat; eine Redewendung <A NAME="S118"></A><B>|118|*</B> totzuhetzen, der Rede des
Gegners durch buchst&auml;bliche oder mi&szlig;verst&auml;ndliche Deutung einen
m&ouml;glichst t&ouml;richten Sinn unterzustellen, die Neigung zum Gesteigerten
und Grenzenlosen im Ausdruck - alles das war nicht auf das gro&szlig;e Publikum,
sondern auf das verfeinerte Verst&auml;ndnis der Fachgenossen berechnet. Was uns
heute an Shakespeares Witz ungenie&szlig;bar oder selbst unverst&auml;ndlich erscheint,
erkl&auml;rt sich daraus, da&szlig; ihn bei seinem Schaffen bewu&szlig;t oder
unbewu&szlig;t der Gedanke begleitete, wie Greene und Marlowe, wie Jones, Fletcher
und Beaumont dar&uuml;ber urteilen w&uuml;rden.</P>
<P>So etwa mag man sich den Ton erkl&auml;ren, in den Marx und Engels bewu&szlig;t
oder unbewu&szlig;t verfielen, wenn sie es mit den Bauer und Stirner und sonst
alten Kumpanen der reinen Hirnweberei zu tun hatten. Lehrreicher w&uuml;rde ohne
Zweifel gewesen sein, was ihr Werk &uuml;ber Feuerbach zu sagen gehabt h&auml;tte,
denn dabei h&auml;tte es sich nicht nur um eine wesentlich negative Kritik gehandelt,
aber dieser Abschnitt ist leider nicht vollendet worden. Einige Aphorismen, die
Marx 1845 &uuml;ber Feuerbach niedergeschrieben und Engels einige Jahrzehnte sp&auml;ter
ver&ouml;ffentlicht hat, geben immerhin deutliche Fingerzeige.<A name="ZT3"></A><A href="fm03_116.htm#Z3"><SPAN class="top">[3]</SPAN></A> Marx vermi&szlig;te
an Feuerbachs Materialismus, was er als Student schon an Demokrit, dem bahnbrechenden
Vertreter des Materialismus, vermi&szlig;t hatte: n&auml;mlich das &raquo;energische
Prinzip&laquo;; er nannte es den Hauptmangel alles bisherigen Materialismus, die Sinnlichkeit
und Wirklichkeit nur unter der Form der Anschauung oder des Objekts zu fassen,
nicht aber als menschliche sinnliche T&auml;tigkeit, nicht als Praxis, nicht subjektiv.
Daher sei es geschehen, da&szlig; die t&auml;tige Seite, im Gegensatze zum Materialismus,
vom Idealismus entwickelt worden sei -, aber nur abstrakt, da der Idealismus nat&uuml;rlich
die wirkliche, sinnliche T&auml;tigkeit nicht kenne. Mit andern Worten: indem
Feuerbach den ganzen Hegel fortwarf, hatte er zu viel fortgeworfen; es kam darauf
an, Hegels weltumw&auml;lzende Dialektik aus dem Reiche der Gedanken in das Reich
der Wirklichkeit zu &uuml;bertragen.</P>
<P>In seiner kecken Art hatte Engels schon von Barmen aus an Feuerbach geschrieben,
um ihn f&uuml;r den Kommunismus zu werben. Feuerbach hatte freundlich, aber -
wenigstens vorl&auml;ufig - ablehnend geantwortet. Wom&ouml;glich wolle er im
Sommer an den Rhein kommen und dann wollte Engels ihm schon &raquo;beibringen&laquo;, da&szlig;
er auch nach Br&uuml;ssel m&uuml;sse. Einstweilen schickte er Hermann Kriege,
einen Sch&uuml;ler Feuerbachs, als &raquo;famosen Agitator&laquo; an Marx.</P>
<P>Allein Feuerbach kam nicht an den Rhein, und seine n&auml;chsten Ver&ouml;ffentlichungen
zeigten, da&szlig; er aus dem &raquo;alten Stiefel&laquo; nicht mehr herauskam. Auch sein
Sch&uuml;ler Kriege bew&auml;hrte sich nicht; er trug zwar die <A NAME="S119"></A><B>|119|</B>
kommunistische Propaganda &uuml;ber den gro&szlig;en Teich, richtete aber in New
York heillosen Unfug an, der auch zerst&ouml;rend auf die kommunistische Kolonie
zur&uuml;ckwirkte, die sich in Br&uuml;ssel um Marx zu sammeln begann.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">2. Der &raquo;wahre&laquo; Sozialismus<A name="Kap_2"></A></H3>
<P>Der zweite Teil des geplanten Werks sollte sich mit dem deutschen Sozialismus
in seinen verschiedenen Propheten befassen, die &raquo;gesamte fade und geschmacklose
Literatur des deutschen Sozialismus&laquo; kritisch aufl&ouml;sen.</P>
<P>Es waren damit M&auml;nner wie Moses He&szlig;, Karl Gr&uuml;n, Otto L&uuml;ning,
Hermann P&uuml;ttmann und andere gemeint, die sich eine ganz ansehnliche, namentlich
auch an Zeitschriften reiche Literatur geschaffen hatten: den &raquo;Gesellschaftsspiegel&laquo;,
der vom Sommer 1845 bis zum Sommer 1846 als Monatsschrift erschien, dann die &raquo;Rheinischen
Jahrb&uuml;cher&laquo; und das &raquo;Deutsche B&uuml;rgerbuch&laquo;, von denen 1845 und 1846 je
zwei Jahrg&auml;nge herauskamen, weiter &raquo;Das Westph&auml;lische Dampfboot&laquo;, eine
Monatsschrift, die auch im Jahre 1845 begann, aber ihr Leben bis in die deutsche
Revolution erstreckte, endlich einzelne Tagesbl&auml;tter wie die &raquo;Trier'sche
Zeitung&laquo;.</P>
<P>Die wunderliche Erscheinung, die Gr&uuml;n einmal als &raquo;wahren&laquo; Sozialismus
getauft hatte, was von Marx und Engels in sp&ouml;ttischem Sinne aufgegriffen
wurde, besa&szlig; ein sehr kurzes Leben. Sie war im Jahre 1848 schon spurlos
verschwunden; als der erste Schu&szlig; der Revolution fiel, l&ouml;ste sie sich
von selbst auf. F&uuml;r die geistige Entwicklung von Marx hat sie irgendeine
Bedeutung nicht gehabt; er stand ihr von vornherein als ein &uuml;berlegener Kritiker
gegen&uuml;ber. Aber das schroffe Urteil, das er im &raquo;Kommunistischen Manifest&laquo;
&uuml;ber sie f&auml;llt, gibt doch nicht ersch&ouml;pfend seine Stellung zu diesem
Sozialismus wieder; er hat ihn zeitweise f&uuml;r einen Most gehalten, der bei
allem absurden Geb&auml;rden doch wohl einen Wein geben k&ouml;nne. Dasselbe galt,
und in noch h&ouml;herem Grade, von Engels.</P>
<P>Engels gab mit Moses He&szlig; gemeinsam den &raquo;Gesellschaftsspiegel&laquo; heraus,
in den auch Marx einen Beitrag stiftete. Mit He&szlig; haben beide in der Br&uuml;sseler
Zeit mannigfach zusammengearbeitet, und es hatte fast den Anschein, als habe er
sich ganz in ihre Anschauungen eingelebt. F&uuml;r die &raquo;Rheinischen Jahrb&uuml;cher&laquo;
hat Marx wiederholt um Heines Mitarbeit geworben, und wenn nicht von ihm, so hat
diese Zeitschrift, ebenso <A NAME="S120"></A><B>|120|</B> wie das &raquo;Deutsche B&uuml;rgerbuch&laquo;,
die beide von P&uuml;ttmann herausgegeben wurden, Aufs&auml;tze von Engels ver&ouml;ffentlicht.<A name="ZT4"></A><A href="fm03_116.htm#Z4"><SPAN class="top">[4]</SPAN></A>
Im &raquo;Westph&auml;lischen Dampfboot&laquo; haben Marx wie Engels mitgearbeitet; Marx hat
hier das einzige St&uuml;ck aus dem zweiten Teile der &raquo;Deutschen Ideologie&laquo; ver&ouml;ffentlicht,
das bisher ans Tageslicht gekommen ist: eine gr&uuml;ndlich scharfe Kritik einer
feuilletonistischen Schrift, die Karl Gr&uuml;n &uuml;ber die soziale Bewegung
in Frankreich und Belgien ver&ouml;ffentlicht hatte.<A name="ZT5"></A><A href="fm03_116.htm#Z5"><SPAN class="top">[5]</SPAN></A></P>
<P>Die Tatsache, da&szlig; der &raquo;wahre&laquo; Sozialismus sich ebenfalls aus der Aufl&ouml;sung
der Hegelschen Philosophie entwickelt hatte, hat zu der Behauptung gef&uuml;hrt,
Engels und Marx h&auml;tten ihm anfangs auch angeh&ouml;rt und h&auml;tten ihn
deshalb sp&auml;ter um so sch&auml;rfer kritisiert. Das trifft aber in keiner
Weise zu. Das wirkliche Verh&auml;ltnis war vielmehr dies, da&szlig; beide Teile
allerdings von Hegel und Feuerbach zum Sozialismus gekommen waren, aber da&szlig;
Marx und Engels das Wesen dieses Sozialismus an der Franz&ouml;sischen Revolution
und der englischen Industrie studiert hatten, w&auml;hrend die &raquo;wahren&laquo; Sozialisten
sich daran gen&uuml;gen lie&szlig;en, die sozialistischen Formeln und Schlagworte
in &raquo;verdorbenes Hegeldeutsch&laquo; zu &uuml;bersetzen. Sie &uuml;ber diesen Standpunkt
zu erheben, bem&uuml;hten sich Marx und Engels, wobei sie billig genug dachten,
die ganze Richtung als Produkt der deutschen Geschichte anzuerkennen. Es war schmeichelhaft
genug f&uuml;r die Gr&uuml;n und Genossen, wenn ihre Erl&auml;uterung des Sozialismus
als einer m&uuml;&szlig;igen Spekulation &uuml;ber die Verwirklichung des menschlichen
Wesens damit verglichen wurde, da&szlig; Kant die Willens&auml;u&szlig;erungen
der gro&szlig;en franz&ouml;sischen Revolution auch nur als Gesetze des wahrhaft
menschlichen Willens verstanden habe.</P>
<P>In ihrem p&auml;dagogischen Bem&uuml;hen um den &raquo;wahren&laquo; Sozialismus haben
es Engels und Marx weder an Nachsicht noch an Strenge fehlen lassen. Im &raquo;Gesellschaftsspiegel&laquo;
von 1845 hat Engels als Mitherausgeber dem guten He&szlig; noch manches durchgehen
lassen, was ihm selbst sehr gegen den Strich laufen mu&szlig;te; im &raquo;Deutschen
B&uuml;rgerbuch&laquo; von 1846 aber machte er den &raquo;wahren&laquo; Sozialisten doch schon die
H&ouml;lle hei&szlig;. &raquo;Etwas &#155;Menschentum&#139;, wie man das Dings neuerlich tituliert,
etwas &#155;Realisierung&#139; dieses Menschentums oder vielmehr Unget&uuml;ms, etwas Weniges
&uuml;ber das Eigentum aus Proudhon - dritte oder vierte Hand -, etwas Proletariatsjammer,
Organisation der Arbeit, die Vereinsmisere zur Hebung der niederen Volksklassen,
nebst einer grenzenlosen Unwissenheit &uuml;ber die politische &Ouml;konomie und
die wirkliche Gesellschaft - das ist die ganze Geschichte, die noch dazu durch
die theoretische Unparteilichkeit, die &#155;absolute Ruhe des Gedankens&#139;, den letzten
Tropfen Blut, die letzte Spur von Energie und Spannkraft verliert. Und mit dieser
<A NAME="S121"></A><B>|121|</B> Langeweile will man Deutschland revolutionieren,
das Proletariat in Bewegung setzen, die Massen denken und handeln machen?&laquo;<A name="ZT6"></A><A href="fm03_116.htm#Z6"><SPAN class="top">[6]</SPAN></A> Die
R&uuml;cksicht auf das Proletariat und die Massen bestimmte in erster Reihe die
Stellung, die Marx und Engels zu dem &raquo;wahren&laquo; Sozialismus genommen haben. Wenn
sie von all seinen Vertretern Karl Gr&uuml;n am heftigsten bek&auml;mpften, so
nicht nur weil er in der Tat die meisten Bl&ouml;&szlig;en bot, sondern auch,
weil er, in Paris lebend, unter den dortigen Arbeitern heillose Verwirrung anrichtete
und auf Proudhon einen verh&auml;ngnisvollen Einflu&szlig; gewann. Und wenn sie
im &raquo;Kommunistischen Manifest&laquo; mit &auml;u&szlig;erster Sch&auml;rfe und selbst
mit deutlicher Anspielung auf ihren bisherigen Freund He&szlig; vom &raquo;wahren&laquo; Sozialismus
abr&uuml;ckten, so aus dem Grunde, weil sie damit eine praktische Agitation des
internationalen Proletariats einleiteten.</P>
<P>Damit hing dann auch zusammen, da&szlig; sie dem &raquo;wahren&laquo; Sozialismus etwa
noch die &raquo;pedantische Unschuld&laquo; verzeihen wollten, womit er seine &raquo;unbeholfenen
Schul&uuml;bungen so ernst und feierlich nahm und so marktschreierisch ausposaunte&laquo;,
aber nicht seine angebliche Unterst&uuml;tzung der Regierungen. Der Kampf der
Bourgeoisie gegen den vorm&auml;rzlichen Absolutismus und Feudalismus sollte ihm
die &raquo;erw&uuml;nschte Gelegenheit&laquo; geboten haben, der liberalen Opposition in den
R&uuml;cken zu fallen. &raquo;Er diente den deutschen absoluten Regierungen mit ihrem
Gefolge von Pfaffen, Schulmeistern, Krautjunkern und B&uuml;rokraten als erw&uuml;nschte
Vogelscheuche gegen die drohend aufstrebende Bourgeoisie. Er bildete die s&uuml;&szlig;liche
Erg&auml;nzung zu den bittern Peitschenhieben und Flintenkugeln, womit dieselben
Regierungen die deutschen Arbeiteraufst&auml;nde bearbeiteten.&laquo;<A name="ZT7"></A><A href="fm03_116.htm#Z7"><SPAN class="top">[7]</SPAN></A> Das war arg &uuml;bertrieben,
soweit es auf die Sache, und ganz ungerecht, soweit es auf die Personen ankam.</P>
<P>Marx selbst hatte in den &raquo;Deutsch-Franz&ouml;sischen Jahrb&uuml;chern&laquo; auf
die Eigent&uuml;mlichkeit der deutschen Zust&auml;nde hingewiesen, wo sich die
Bourgeoisie nicht gegen die Regierungen erheben konnte, ohne da&szlig; sich das
Proletariat schon gegen die Bourgeoisie erhob. Die Aufgabe des Sozialismus war
danach, den Liberalismus zu unterst&uuml;tzen, wo er noch revolution&auml;r, und
ihn zu bek&auml;mpfen, wo er schon reaktion&auml;r war. Im einzelnen war diese
Aufgabe nicht leicht zu l&ouml;sen; auch Marx und Engels haben den Liberalismus
gelegentlich als noch revolution&auml;r verteidigt, wo er schon reaktion&auml;r
war. Nach der umgekehrten Richtung haben es dann freilich die &raquo;wahren&laquo; Sozialisten
oft versehen und den Liberalismus in Grund und Boden verurteilt, was den Regierungen
nur angenehm sein konnte, am meisten Karl Gr&uuml;n, aber auch Moses He&szlig;,
am wenigsten Otto L&uuml;ning, der das &raquo;Westph&auml;lische Dampfboot&laquo; leitete.
Aber was <A NAME="S122"></A><B>|122|</B> sie in dieser Beziehung ges&uuml;ndigt
haben m&ouml;gen, das ist aus Torheit und Unverstand geschehen, nicht jedoch in
der Absicht, die Regierungen zu unterst&uuml;tzen. In der Revolution, die das
Todesurteil &uuml;ber ihre ganzen Einbildungen verh&auml;ngte, haben sie durchaus
auf dem linken Fl&uuml;gel der Bourgeoisie gestanden; ganz zu geschweigen von
He&szlig;, der noch in Reih und Glied der deutschen Sozialdemokratie gek&auml;mpft
hat, ist auch kein anderer der &raquo;wahren&laquo; Sozialisten zur Regierung &uuml;bergelaufen;
von allen Schattierungen des b&uuml;rgerlichen Sozialismus, den damaligen und
nun gar den heutigen, haben die &raquo;wahren&laquo; Sozialisten in diesem Punkt geradezu
das reinste Gewissen.</P>
<P>Sie hatten auch allen m&ouml;glichen Respekt vor Marx und Engels, denen sie
ihre Zeitschriften gern offenhielten, sogar wenn sie selbst dabei ein wenig gek&auml;mmt
wurden; nicht heimliche T&uuml;cke, sondern offenbare Unklarheit verschuldete,
da&szlig; sie aus ihrer Haut nicht heraus konnten. Mit besonderer Vorliebe sangen
sie das alte liebe Philisterlied: Stille, Stille, kein Ger&auml;usch gemacht;
in einer jungen Partei d&uuml;rfe man es nicht so genau nehmen und bei etwa notwendigen
Auseinandersetzungen wenigstens den guten Ton nicht verletzen, nicht gar zu bitter
und absto&szlig;end werden; Renommeen, wie Bauer, Ruge, Stirner, m&uuml;&szlig;ten
geschont werden. Damit kamen sie bei Marx freilich gerade an den Rechten; er meinte
einmal: &raquo;Charakteristisch bleibt es f&uuml;r diese alten Weiber, da&szlig; sie
jeden wirklichen Parteikampf vertuschen und verzuckern m&ouml;chten.&laquo; Doch fand
er mit dieser gesunden Auffassung auch unter den &raquo;wahren&laquo; Sozialisten hier und
da Verst&auml;ndnis; namentlich in Josef Weydemeyer, der mit L&uuml;ning verschw&auml;gert
war und sich an der Redaktion des &raquo;Westph&auml;lischen Dampfbootes&laquo; beteiligte,
gewannen Marx und Engels einen ihrer treuesten Anh&auml;nger.</P>
<P>Weydemeyer, urspr&uuml;nglich preu&szlig;ischer Artillerieleutnant, hatte um
seiner politischen &Uuml;berzeugungen willen den Milit&auml;rdienst quittiert
und war als Unterredakteur der &raquo;Trier'schen Zeitung&laquo;, die unter dem Einflu&szlig;
Karl Gr&uuml;ns stand, in die Kreise des &raquo;wahren&laquo; Sozialismus geraten. Ob er im
Fr&uuml;hling 1846 nach Br&uuml;ssel aus einem andern Anla&szlig; kam oder schon
um Marx und Engels kennenzulernen, ist unbekannt; jedenfalls wurde er mit beiden
schnell vertraut und ein abgesagter Gegner der Heulmeierei &uuml;ber ihre r&uuml;cksichtslose
Kritik, in die selbst sein Schwager L&uuml;ning einstimmte. Ein geborener Westfale,
hatte Weydemeyer etwas von der ruhigen und selbst schwerf&auml;lligen, aber treuen
und z&auml;hen Art, die man seinem Stamme nachsagt. Ein Schriftsteller von gro&szlig;en
Gaben ist er nicht gewesen; als er nach Deutschland zur&uuml;ckgekehrt war, nahm
er eine Stelle als Geometer beim Bau der K&ouml;ln-Mindener Eisenbahn <A NAME="S123"></A><B>|123|</B>
an und half nur nebenbei am &raquo;Westph&auml;lischen Dampfboot&laquo; mit. Aber in seiner
praktischen Art suchte er einer anderen Not abzuhelfen, die f&uuml;r Marx und
Engels je l&auml;nger je f&uuml;hlbarer wurde, der Not um einen Verleger.</P>
<P>Das Literarische Kontor in Z&uuml;rich wurde ihnen durch Ruges Geh&auml;ssigkeit
verschlossen; obgleich Ruge anerkannte, da&szlig; Marx nicht leicht etwas Schlechtes
schreiben werde, setzte er doch seinem Sozius Fr&ouml;bel die Pistole auf die
Brust, um ihn an jeder gesch&auml;ftlichen Verbindung mit Marx zu hindern. Wigand
in Leipzig, der Hauptverleger der Junghegelianer, hatte aber in einem andern Falle
schon eine Kritik der Bauer, Feuerbach und Stirner abgelehnt. So er&ouml;ffnete
es eine sehr willkommene Aussicht, als Weydemeyer in seiner westf&auml;lischen
Heimat ein paar reiche Kommunisten auftrieb, sie hie&szlig;en Julius Meyer und
Rempel, die sich bereit erkl&auml;rten, das n&ouml;tige Kapital f&uuml;r ein Verlagsunternehmen
vorzuschie&szlig;en. Es sollte gleich in umfassender Weise angelegt werden und
mit nicht weniger als drei Produktionen beginnen: der &raquo;Deutschen Ideologie&laquo;, einer
Bibliothek sozialistischer Schriftsteller und einer Vierteljahrsschrift, als deren
Redakteur neben Marx und Engels auch He&szlig; vorgesehen war.</P>
<P>Jedoch als es zum Zahlen kam, versagten die beiden Kapitalisten, trotz der
m&uuml;ndlichen Abmachungen, die sie nicht nur mit Weydemeyer, sondern auch mit
He&szlig; getroffen hatten. &raquo;Gesch&auml;ftliche Schwierigkeiten&laquo; stellten sich
zur rechten Zeit ein, um ihre kommunistische Opferfreudigkeit zu l&auml;hmen.
So gab es eine bittere Entt&auml;uschung, die Weydemeyer noch dadurch versch&auml;rfte,
da&szlig; er das Manuskript der &raquo;Deutschen Ideologie&laquo; andern Verlegern ohne Erfolg
anbot und unter den westf&auml;lischen Gesinnungsgenossen einige hundert Franken
sammelte, um die &auml;rgste Not von Marx zu kehren. Es zeugt f&uuml;r die grundehrliche
Art des Mannes, da&szlig; er diese kleinen T&ouml;lpeleien zwar verschuldete,
aber doch bei Marx und Engels in schnelle Vergessenheit geraten lie&szlig;.</P>
<P>Allein das Manuskript der &raquo;Deutschen Ideologie&laquo; war nunmehr endg&uuml;ltig
der nagenden Kritik der M&auml;use ausgeliefert.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">3. Weitling und Proudhon<A name="Kap_3"></A></H3>
<P>Menschlich ungleich ergreifender und sachlich ungleich bedeutsamer als die
Kritik der nachhegelschen Philosophen und der &raquo;wahren&laquo; Sozialisten gestalteten
sich die Auseinandersetzungen, in die Marx mit den <A NAME="S124"></A><B>|124|</B>
beiden genialen Proletariern geriet, die seine Anf&auml;nge bedeutsam beeinflu&szlig;t
haben.</P>
<P>Weitling und Proudhon waren in den Tiefen der Arbeiterklasse geboren, gesunde
und kr&auml;ftige Naturen, reich begabt und von den Umst&auml;nden so beg&uuml;nstigt,
da&szlig; es ihnen wohl m&ouml;glich gewesen w&auml;re, zu jenen seltenen Ausnahmen
zu geh&ouml;ren, von denen sich die Spie&szlig;b&uuml;rgerweisheit n&auml;hrt,
da&szlig; jedem Talent der arbeitenden Klasse der Aufstieg in die Reihen der besitzenden
Klasse er&ouml;ffnet sei. Beide haben diesen Weg verschm&auml;ht und freiwillig
die Armut erw&auml;hlt, um f&uuml;r ihre Klassen- und Leidensgenossen zu k&auml;mpfen.</P>
<P>Stattliche M&auml;nner, voll markiger Kraft, wie geschaffen f&uuml;r jeden
Genu&szlig; des Lebens, legten sie sich die h&auml;rtesten Entbehrungen auf, um
ihren Zielen zu folgen. &raquo;Ein schmales Nachtlager, oft zu dreien im engen Zimmer,
ein St&uuml;ck Brett als Schreibtisch und mitunter eine Tasse schwarzen Kaffees&laquo;
- so lebte Weitling, als sein Name bereits die Gro&szlig;en der Erde schreckte,
und &auml;hnlich hauste Proudhon, als sein Name schon europ&auml;ischen Ruf hatte,
&raquo;gekleidet in ein gestricktes wollenes Wams und an den F&uuml;&szlig;en die klappernden
Holzschuhe&laquo;, in seinem Pariser K&auml;mmerchen.</P>
<P>In beiden M&auml;nnern mischte sich deutsche und franz&ouml;sische Kultur.
Weitling war der Sohn eines franz&ouml;sischen Offiziers und eilte nach Paris,
als er zu seinen Jahren gekommen war, um aus den Quellen des franz&ouml;sischen
Sozialismus zu sch&ouml;pfen. Proudhon stammte aus der alten Freigrafschaft Burgund,
die einst durch Ludwig XIV. an Frankreich gekommen war; man hat ihm immer den
deutschen Kopf oder auch den deutschen Querkopf ansehen wollen. In jedem Falle
zog es ihn, als er zu geistigem Selbstbewu&szlig;tsein erwacht war, zur deutschen
Philosophie, in deren Vertretern Weitling nur unklare &raquo;Nebler&laquo; sah, w&auml;hrend
wieder Proudhon nicht scharf genug &uuml;ber die gro&szlig;en Utopisten urteilen
konnte, denen Weitling sein Bestes verdankte.</P>
<P>Gemeinsam war ihnen vor allem ihr Ruhm und ihr Verh&auml;ngnis. Sie waren die
ersten modernen Proletarier, die den historischen Beweis des Geistes und der Kraft
lieferten, den historischen Beweis, da&szlig; die moderne Arbeiterklasse sich
selbst befreien k&ouml;nne, die zuerst den fehlerhaften Kreis zerbrachen, worin
sich Arbeiterbewegung und Sozialismus bewegten. Insoweit haben sie Epoche gemacht,
insoweit ist ihr Schaffen und Wirken vorbildlich gewesen, hat es befruchtend auf
die Entstehung des wissenschaftlichen Sozialismus gewirkt. Niemand hat die Anf&auml;nge
Weitlings und Proudhons mit reicherem Lobe &uuml;bersch&uuml;ttet als Marx. Was
ihm zun&auml;chst die kritische Aufl&ouml;sung der Hegelschen Philosophie <A NAME="S125"></A><B>|125|</B>
als spekulatives Denkergebnis geliefert hatte, das sah er im wirklichen Leben
vor allem andern best&auml;tigt durch Proudhon und Weitling.</P>
<P>Aber wie den gleichen Ruhm, so teilten beide M&auml;nner auch das gleiche Verh&auml;ngnis.
Trotz aller Einsicht und Fernsicht ist Weitling nie &uuml;ber den deutschen Handwerksburschen,
Proudhon nie &uuml;ber den franz&ouml;sischen Kleinb&uuml;rger hinausgekommen.
So trennten sie sich von dem Manne, der glorreich zu vollenden wu&szlig;te, was
sie gl&auml;nzend begonnen hatten. Es ist nicht in pers&ouml;nlicher Eitelkeit,
nicht in verbissener Rechthaberei geschehen, wenn beides dann auch mehr oder minder
hervorgetreten sein mag, je mehr sie sich durch den Strom der geschichtlichen
Entwicklung auf den Sand gesetzt f&uuml;hlten. Ihre Auseinandersetzungen mit Marx
zeigen, da&szlig; sie schlechterdings nicht verstanden, wohinaus dieser wollte.
Sie wurden die Opfer eines beschr&auml;nkten Klassenbewu&szlig;tseins, das deshalb
nur um so wirksamer war, weil es unbewu&szlig;t in ihnen wirken mochte.</P>
<P>Weitling kam im Anfange des Jahres 1846 nach Br&uuml;ssel. Nachdem seine Agitation
in der Schweiz an ihren inneren Widerspr&uuml;chen erlahmt und danach das Opfer
brutaler Gewalt geworden war, hatte er sich nach London gewandt, wo er schon mit
den Leuten vom Bunde der Gerechten nicht fertig werden konnte. Er verfiel seinem
grausamen Schicksal gerade dadurch, da&szlig; er sich vor ihm in einen Prophetend&uuml;nkel
zu retten suchte. Statt sich in die englische Arbeiterbewegung zu st&uuml;rzen,
zu einer Zeit, wo die chartistische Agitation hohe Wellen schlug, arbeitete er
an einer Denk- und Sprachlehre, um eine Weltsprache zu schaffen, die von nun an
mehr und mehr seine Lieblingsmarotte wurde. Er wagte sich jetzt unbedenklich an
Aufgaben, denen seine F&auml;higkeiten und Kenntnisse in keiner Weise gewachsen
waren, und geriet dadurch in eine geistige Isolierung, die ihn immer weiter von
der eigentlichen Quelle seiner Kraft trennte, von dem Leben seiner Klasse.</P>
<P>Seine &Uuml;bersiedelung nach Br&uuml;ssel war immerhin das Gescheiteste, was
er tun konnte, denn wenn er geistig noch zu retten war, so war Marx der Mann,
ihn zu heilen. Da&szlig; Marx ihn in gastlichster Weise willkommen gehei&szlig;en
hat, ist nicht nur von Engels bezeugt, sondern auch von Weitling selbst anerkannt
worden. Aber eine geistige Verst&auml;ndigung erwies sich als unm&ouml;glich;
in einer Versammlung Br&uuml;sseler Kommunisten, die am 30. M&auml;rz 1846 stattfand,
stie&szlig;en Marx und Weitling heftig aufeinander; da&szlig; Marx von Weitling
aufs empfindlichste gereizt worden war, berichtet Weitling selbst in einem Brief
an He&szlig;. Damals schwebten gerade die Verhandlungen wegen des neuen Verlagsunternehmens,
und Weitling hatte unterstellt, man wolle ihn von den &raquo;Geldquellen&laquo; trennen und
sich selbst an &raquo;wohlbezahlten &Uuml;bersetzungen&laquo; g&uuml;tlich tun. Allein <A NAME="S126"></A><B>|126|</B>
auch danach tat Marx f&uuml;r Weitling, was er konnte; wiederum auf einen eigenen
Bericht Weitlings hin schrieb He&szlig; am 6. Mai aus Verviers an Marx: &raquo;Es war
von Dir zu erwarten, da&szlig; sich Deine Feindseligkeiten gegen ihn nicht bis
zum hermetischen Verschlu&szlig; Deines Geldbeutels erstrecken werden, so lange
Du noch etwas darin hast.&laquo; Und Marx selbst hatte verzweifelt wenig darin.</P>
<P>Wenige Tage darauf trieb es Weitling aber zum unheilbaren Bruch. Die amerikanische
Propaganda Krieges hatte nicht die Hoffnungen erf&uuml;llt, die auch von Marx
und Engels auf sie gesetzt worden waren. Der &raquo;Volks-Tribun&laquo;, eine Wochenschrift,
die Kriege in New York herausgab, trieb in kindisch-pomphafter Weise eine phantastische
Gef&uuml;hlsschw&auml;rmerei, die mit kommunistischen Grunds&auml;tzen nichts
zu tun hatte und die Arbeiter im h&ouml;chsten Grade demoralisieren mu&szlig;te.
Noch schlimmer war, da&szlig; Kriege in grotesken Bettelbriefen von amerikanischen
Million&auml;ren einige Dollars f&uuml;r sein Blatt zu schnappen suchte. Dabei
geb&auml;rdete er sich als literarischer Vertreter des deutschen Kommunismus in
Amerika, so da&szlig; f&uuml;r dessen wirkliche Vertreter aller Anla&szlig; vorlag,
gegen diese kompromittierende Gemeinschaft zu protestieren.</P>
<P>Einen solchen Protest unter eingehender Begr&uuml;ndung in einem Rundschreiben
an ihre Gesinnungsgenossen zu erheben und zun&auml;chst an Krieges Blatt zur Ver&ouml;ffentlichung
einzusenden, beschlossen am 16. Mai Marx, Engels und ihre Freunde.<A name="ZT8"></A><A href="fm03_116.htm#Z8"><SPAN class="top">[8]</SPAN></A> Einzig und
allein Weitling schlo&szlig; sich aus unter nichtssagenden Vorw&auml;nden: &raquo;Der
Volks-Tribun&laquo; sei ein kommunistisches Organ, das den amerikanischen Verh&auml;ltnissen
vollkommen entspreche; die kommunistische Partei habe in Europa so m&auml;chtige
und zahlreiche Feinde, da&szlig; sie ihre Waffen nicht nach Amerika zu richten
brauche, und am wenigsten gegen sich selbst. Daran lie&szlig; sich Weitling aber
nicht gen&uuml;gen, sondern richtete noch einen Brief an Kriege, um ihn vor den
Protestierenden als &raquo;ausgefeimte Intriganten&laquo; zu warnen. &raquo;Im Kopfe der ungeheuren
geldbeschwerten Ligue von vielleicht zw&ouml;lf oder zwanzig Mann spukt nichts
als Kampf gegen mich Reaktion&auml;r. Ich kriege zuerst den Kopf heruntergeschlagen,
dann die andern und zuletzt ihre Freunde und ganz zuletzt schneiden sie sich selbst
den Hals ab ... Und diesem Treiben &ouml;ffnen sich jetzt ungeheure Summen, f&uuml;r
mich aber kein Verleger. Ich stehe von dieser Seite ganz allein mit He&szlig;,
aber He&szlig; ist wie ich in die Acht erkl&auml;rt.&laquo; Nunmehr gab auch He&szlig;
den verblendeten Mann auf.</P>
<P>Kriege druckte den Protest der Br&uuml;sseler Kommunisten ab, der danach auch
von Weydemeyer im &raquo;Westph&auml;lischen Dampfboot&laquo; wiedergegeben wurde, f&uuml;gte
aber den Brief Weitlings oder doch dessen &auml;rgste Stellen <A NAME="S127"></A><B>|127|</B>
als Gegengift bei und veranla&szlig;te die Sozialreform-Assoziation, eine deutsche
Arbeiterorganisation, die seine Wochenschrift zu ihrem Organ erkoren hatte, Weitling
als Redakteur zu berufen und ihm das n&ouml;tige Reisegeld zu senden. So verschwand
Weitling aus Europa.</P>
<P>In denselben Maitagen bahnte sich auch der Bruch zwischen Marx und Proudhon
an. Um dem Mangel eines eigenen Organs zu steuern, halfen sich Marx und seine
Freunde mit gedruckten oder lithographierten Rundschreiben wie im Falle Krieges;
daneben aber bem&uuml;hten sie sich, st&auml;ndige Korrespondenzverbindungen zwischen
den Hauptorten herzustellen, wo Kommunisten sa&szlig;en. Solche Korrespondenzb&uuml;ros
gab es in Br&uuml;ssel und in London, und auch in Paris sollte eins eingerichtet
werden. Marx hatte an Proudhon geschrieben und um dessen Beteiligung ersucht.
Proudhon sagte zwar zu, in einem aus Lyon vom 17. Mai 1846 datierten Briefe, wenn
er auch weder oft noch viel zu schreiben versprechen konnte. Aber er benutzte
zugleich die Gelegenheit, eine gro&szlig;e Moralpauke an Marx zu richten, die
diesem die Kluft offenbaren mu&szlig;te, die sich zwischen beiden aufgetan hatte.</P>
<P>Proudhon bekannte sich jetzt zu einem fast absoluten &raquo;Anti-Dogmatismus&laquo; in
&ouml;konomischen Fragen. Marx solle nicht in den Widerspruch seines Landsmanns
Martin Luther fallen, der nach dem Umsturz der katholischen Theologie sich sogleich
unter gro&szlig;em Aufwand von Anathemen und Exkommunikationen darangemacht habe,
eine protestantische Theologie zu gr&uuml;nden. &raquo;Schaffen wir dem menschlichen
Geschlechte nicht neue Arbeit durch neuen Wirrwarr, geben wir der Welt das Beispiel
einer weisen und weitsichtigen Duldung, spielen wir uns nicht als die Apostel
einer neuen Religion auf, und sei es selbst die Religion der Logik und der Vernunft.&laquo;
Proudhon wollte also, ganz &auml;hnlich wie die &raquo;wahren&laquo; Sozialisten, die gem&uuml;tliche
Konfusion erhalten, deren Beseitigung f&uuml;r Marx die erste Vorbedingung einer
kommunistischen Propaganda war.</P>
<P>Von einer Revolution, an die er lange geglaubt hatte, wollte Proudhon nichts
mehr wissen: &raquo;Ich ziehe vor, das Eigentum bei kleinem Feuer zu verbrennen, statt
ihm durch eine Bartholom&auml;usnacht der Eigent&uuml;mer eine neue Kraft zu geben.&laquo;
Wie dies Problem zu l&ouml;sen sei, versprach er in einem schon halb gedruckten
Werk ausf&uuml;hrlich auseinanderzusetzen, und sich der Gei&szlig;el, die Marx
dar&uuml;ber schwingen k&ouml;nnte, mit guter Miene zu unterwerfen, in Erwartung
seiner Revanche. &raquo;Im Vorbeigehen mu&szlig; ich Ihnen sagen, da&szlig; mir die
Absichten der franz&ouml;sischen Arbeiterklasse ebenso zu sein scheinen; unsere
Proletarier haben einen so gro&szlig;en Durst nach Wissenschaft, da&szlig; man
sehr schlecht von ihnen empfangen <A NAME="S128"></A><B>|128|</B> werden w&uuml;rde,
wenn man ihnen nichts zum Trinken bieten k&ouml;nnte als Blut.&laquo; Zum Schlu&szlig;
brach Proudhon eine Lanze f&uuml;r Karl Gr&uuml;n, vor dessen mi&szlig;verstandener
Hegelei Marx ihn gewarnt hatte. Bei seiner Unkenntnis der deutschen Sprache sei
er auf Gr&uuml;n und Ewerbeck angewiesen, um Hegel und Feuerbach, um Marx und
Engels zu studieren. Gr&uuml;n wolle sein neuestes Werk ins Deutsche &uuml;bersetzen
und Marx m&ouml;ge beim Vertriebe dieser &Uuml;bersetzung helfen; das werde f&uuml;r
alle ehrenvoll sein.</P>
<P>Der Schlu&szlig; klingt fast wie Hohn, wenn er es auch wohl nicht hat sein
sollen. Aber erbaulich konnte es f&uuml;r Marx unm&ouml;glich sein, sich in dem
hochtrabenden Kauderwelsch Proudhons als Bluttrinker dargestellt zu sehen. Das
Treiben Gr&uuml;ns mu&szlig;te um so schlimmeren Argwohn erwecken, und es hing
damit zusammen, wenn auch noch andere Beweggr&uuml;nde dazukamen, da&szlig; sich
Engels im August 1846 entschlo&szlig;, zeitweise nach Paris zu &uuml;bersiedeln
und die Berichterstattung aus dieser Stadt zu &uuml;bernehmen, die f&uuml;r die
kommunistische Propaganda immer noch der wichtigste Ort war. &Uuml;ber den Bruch
mit Weitling, &uuml;ber die westf&auml;lische Verlagsgeschichte und was sonst
noch diesen oder jenen Staub aufgewirbelt haben mochte, mu&szlig;ten die Pariser
Kommunisten unterrichtet werden, zumal da sie an Ewerbeck keinen festen Halt hatten
und noch viel weniger an Bernays.</P>
<P>Anfangs lauteten die Berichte, die Engels teils an das Br&uuml;sseler Korrespondenzb&uuml;ro,
teils an Marx pers&ouml;nlich erstattete, noch ganz hoffnungsvoll, aber nach und
nach ergab sich doch, da&szlig; Gr&uuml;n die Sache gr&uuml;ndlich &raquo;versaut&laquo; hatte.
Und als Proudhons im Herbst erscheinende Schrift in der Tat nur den Weg in die
S&uuml;mpfe verfolgte, die sein Brief bereits angedeutet hatte, so lie&szlig;
Marx die Gei&szlig;el darauf fallen, gem&auml;&szlig; dem Wunsche Proudhons, aber
ohne da&szlig; dieser sein Versprechen einer Revanche anders eingel&ouml;st h&auml;tte
als durch einige grobe Schimpfworte.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">4. Der historische Materialismus<A name="Kap_4"></A></H3>
<P>Proudhon hatte seinem Buche den Titel gegeben &raquo;Das System der &ouml;konomischen
Widerspr&uuml;che&laquo; und den Nebentitel &raquo;Die Philosophie des Elends&laquo;. Danach benannte
Marx seine Gegenschrift &raquo;Das Elend der Philosophie&laquo; und schrieb sie in franz&ouml;sischer
Sprache, um den Gegner desto sicherer zu treffen. Das ist ihm nun nicht gelungen,
denn Proudhons Einflu&szlig; auf die franz&ouml;sische Arbeiterklasse und das
Proletariat der romanischen L&auml;nder &uuml;berhaupt stieg vielmehr, statt da&szlig;
er sank, und <A NAME="S129"></A><B>|129|</B> Marx hat noch jahrzehntelang mit
dem Proudhonismus zu schaffen gehabt.</P>
<P>Der Wert seiner Gegenschrift wird dadurch jedoch in keiner Weise verringert
und nicht einmal ihre historische Bedeutung. Sie bildet einen Markstein, wie im
Leben ihres Verfassers, so in der Geschichte der Wissenschaft. In ihr sind die
entscheidenden Gesichtspunkte des historischen Materialismus zuerst wissenschaftlich
entwickelt worden. Blitzen sie in fr&uuml;heren Schriften wie einzelne Lichtfunken
auf, so hat Marx sie sp&auml;ter in epigrammatischer Form zusammengefa&szlig;t,
aber in der Schrift gegen Proudhon entfalten sie sich in der &uuml;berzeugenden
Klarheit einer siegreichen Polemik. Und die Entwicklung des historischen Materialismus
ist die gr&ouml;&szlig;te wissenschaftliche Tat, die Marx vollbracht hat; sie
leistete f&uuml;r die Geschichtswissenschaften, was Darwins Theorie f&uuml;r die
Naturwissenschaften geleistet hat.</P>
<P>Engels hat seinen Anteil daran, und auch einen gr&ouml;&szlig;eren Anteil,
als er selbst in seiner Bescheidenheit zugeben wollte, aber die klassische Formgebung
des Grundgedankens hat er wohl mit Recht seinem Freunde ausschlie&szlig;lich zugeschrieben.
Nach seiner Erz&auml;hlung hat ihm, als er im Fr&uuml;hjahr 1845 nach Br&uuml;ssel
kam, Marx den Grundgedanken des historischen Materialismus fertig ausgearbeitet
vorgelegt, den Grundgedanken n&auml;mlich: da&szlig; die &ouml;konomische Produktion
und die aus ihr mit Notwendigkeit folgende gesellschaftliche Gliederung einer
jeden Geschichtsperiode die Grundlage bilde f&uuml;r die politische und intellektuelle
Geschichte dieser Periode; da&szlig; demgem&auml;&szlig; die ganze Geschichte
eine Geschichte von Klassenk&auml;mpfen gewesen sei, K&auml;mpfen zwischen ausgebeuteten
und ausbeutenden, beherrschten und beherrschenden Klassen auf verschiedenen Stufen
der gesellschaftlichen Entwicklung; da&szlig; dieser Kampf aber jetzt eine Stufe
erreicht habe, wo die ausgebeutete und unterdr&uuml;ckte Klasse, das Proletariat,
sich nicht mehr von der sie ausbeutenden und unterdr&uuml;ckenden Klasse, der
Bourgeoisie, befreien k&ouml;nne, ohne zugleich die ganze Gesellschaft f&uuml;r
immer von Ausbeutung und Unterdr&uuml;ckung zu befreien.</P>
<P>Es ist eben dieser Grundgedanke, der sich in der Schrift gegen Proudhon auseinanderlegt
wie ein Brennpunkt in der F&uuml;lle der Lichtstrahlen, die in ihm zusammenschie&szlig;en.
In schroffem Gegensatze zu der Weitschweifigkeit, die in den Polemiken mit Bruno
Bauer und Stirner so manchesmal erm&uuml;det, ist die Darstellung von einer unvergleichlichen
Klarheit und Knappheit; das Boot wird nicht mehr durch einen Sumpf gesto&szlig;en
und gezogen, sondern segelt unter frischem Winde auf bewegter Flut.</P>
<P>Die Schrift zerf&auml;llt in zwei Teile, in deren erstem sich Marx, um ein
<A NAME="S130"></A><B>|130|</B> Wort Lassalles anzuziehen, als Sozialist gewordener
Ricardo, in dem zweitem aber als &Ouml;konom gewordener Hegel zeigt. Ricardo hatte
nachgewiesen, da&szlig; der Austausch der Waren in der kapitalistischen Gesellschaft
gem&auml;&szlig; der in ihnen enthaltenen Arbeitszeit erfolge; diesen &raquo;Wert&laquo; der
Waren wollte Proudhon &raquo;konstituiert&laquo; wissen, so da&szlig; sich bei gleicher Arbeitsmenge
das Produkt des einen gegen das Produkt des anderen austauschen sollte; die Gesellschaft
sollte dadurch reformiert werden, da&szlig; sich alle Menschen in unmittelbare,
gleiche Arbeitsmengen austauschende Arbeiter verwandelten. Diese &raquo;egalit&auml;re&laquo;
Schlu&szlig;folgerung aus der Theorie Ricardos hatten schon englische Sozialisten
gezogen und sie auch praktisch zu verwirklichen gesucht, aber ihre &raquo;Tauschbanken&laquo;
waren alsbald bankerott geworden.</P>
<P>Marx wies nun nach, da&szlig; die &raquo;revolution&auml;re Theorie&laquo;, die Proudhon
f&uuml;r die Emanzipation des Proletariats entdeckt haben wollte, nur die Formel
f&uuml;r die moderne Sklaverei der Arbeiterklasse sei. Aus seinem Wertgesetz hatte
Ricardo logischerweise sein Lohngesetz gefolgert; der Wert der Ware Arbeitskraft
bemi&szlig;t sich nach der Arbeitszeit, die notwendig ist zur Herstellung der
Gegenst&auml;nde, die der Arbeiter braucht, um sein Leben zu fristen und seine
Rasse fortzupflanzen. Es ist eine b&uuml;rgerliche Illusion, sich den individuellen
Austausch ohne Klassengegensatz vorzuspiegeln, um in der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft
einen Zustand der Harmonie und ewigen Gerechtigkeit zu erblicken, der niemandem
erlaube, sich auf Kosten der anderen zu bereichern.</P>
<P>Wie sich die Dinge wirklich vollziehen, sagte Marx mit den Worten: &raquo;Mit dem
Augenblick, wo die Zivilisation anf&auml;ngt, beginnt die Produktion sich aufzubauen
auf den Gegensatz der Berufe, der St&auml;nde, der Klassen, schlie&szlig;lich
auf den Gegensatz zwischen angeh&auml;ufter und unmittelbarer Arbeit. Ohne Gegensatz
kein Fortschritt: diesem Gesetz ist die Zivilisation bis heute gefolgt. Bisher
haben sich die Produktivkr&auml;fte auf Grund dieser Herrschaft des Klassengegensatzes
entwickelt.&laquo;<A name="ZT9"></A><A href="fm03_116.htm#Z9"><SPAN class="top">[9]</SPAN></A> Wenn Proudhon durch seinen &raquo;konstituierten Wert&laquo; dem Arbeiter das
immer gr&ouml;&szlig;ere Produkt sichern wollte, das er an jedem Arbeitstage durch
den Fortschritt der gemeinschaftlichen Arbeit erziele, so wies Marx darauf hin,
da&szlig; die Entwicklung der Produktivkr&auml;fte, die dem englischen Arbeiter
im Jahre 1840 erm&ouml;glichte, siebenundzwanzigmal mehr zu produzieren als im
Jahre 1770, von historischen Bedingungen abh&auml;ngig gewesen sei, die auf dem
Klassengegensatze beruhten: Anh&auml;ufung von Privatkapitalien, moderner Arbeitsteilung,
anarchischer Konkurrenz, Lohnsystem. Um einen Arbeits&uuml;berschu&szlig; zu erlangen,
mu&szlig;te es Klassen geben, die profitierten, und Klassen, die verkamen.</P>
<P><B><A NAME="S131">|131|</A></B> Als erste Proben seines &raquo;konstituierten Werts&laquo;
hatte Proudhon Gold und Silber angegeben; aus der souver&auml;nen Weihe, die ihnen
das Siegel er Souver&auml;n aufgedr&uuml;ckt habe, seien sie als Geld hervorgegangen.
Mitnichten, erwiderte Marx. Das Geld ist keine Sache, sondern ein gesellschaftliches
Verh&auml;ltnis; wie der individuelle Austausch, entspricht es einer bestimmten
Produktionsweise. &raquo;In der Tat, man mu&szlig; jeder historischen Erkenntnis bar
sein, um nicht zu wissen, da&szlig; die Souver&auml;ne sich zu allen Zeiten den
wirtschaftlichen Verh&auml;ltnissen f&uuml;gen mu&szlig;ten, aber ihnen niemals
das Gesetz diktiert haben. Sowohl die politische, wie die b&uuml;rgerliche Gesetzgebung
proklamieren, protokollieren nur den Willen der &ouml;konomischen Verh&auml;ltnisse
... Das Recht ist nur die offizielle Anerkennung der Tatsache.&laquo;<A name="ZT10"></A><A href="fm03_116.htm#Z10"><SPAN class="top">[10]</SPAN></A> Das Siegel der
Souver&auml;ne dr&uuml;ckte dem Golde nicht den Wert, sondern das Gewicht auf;
auf den &raquo;konstituierten Wert&laquo; passen Gold und Silber wie die Faust aufs Auge;
gerade in ihrer Eigenschaft als Wertzeichen sind sie von allen Waren die einzigen,
die nicht durch ihre Produktionskosten bestimmt werden, wie sie denn in der Zirkulation
durch Papier ersetzt werden k&ouml;nnen, was l&auml;ngst von Ricardo klargestellt
sei.</P>
<P>Auf das kommunistische Endziel deutete Marx durch den Nachweis, da&szlig; die
&raquo;richtige Proportion zwischen Angebot und Nachfrage&laquo;, nach der Proudhon suche,
nur m&ouml;glich gewesen sei in jenen Zeiten, wo die Produktionsmittel beschr&auml;nkt
gewesen seien, wo der Austausch sich in au&szlig;erordentlich engen Grenzen vollzogen,
wo die Nachfrage das Angebot, die Konsumtion die Produktion beherrscht habe. Sie
sei unm&ouml;glich geworden mit dem Entstehen der Gro&szlig;industrie, die schon
durch Ihre Werkzeuge gezwungen sei, in best&auml;ndig gr&ouml;&szlig;erem Ma&szlig;e
zu produzieren, die nicht auf die Nachfrage warten k&ouml;nne, die mit Naturnotwendigkeit
in best&auml;ndiger Aufeinanderfolge den Wechsel von Prosperit&auml;t und Depression,
Krisis, Stockung, neuer Prosperit&auml;t und so fort durchmachen m&uuml;sse. &raquo;In
der heutigen Gesellschaft, in der auf dem individuellen Austausch basierten Industrie,
ist die Produktionsanarchie, die Quelle so vieles Elends, gleichzeitig die Ursache
alles Fortschritts. Demnach von zwei Dingen eins: Entweder man will die richtigen
Proportionen fr&uuml;herer Jahrhunderte mit den Produktionsmitteln unserer Zeit,
und dann ist man Reaktion&auml;r und Utopist in einem. Oder man will den Fortschritt
ohne Anarchie; und dann verzichte man, um die Produktivkr&auml;fte beizubehalten,
auf den individuellen Austausch.&laquo;<A name="ZT11"></A><A href="fm03_116.htm#Z11"><SPAN class="top">[11]</SPAN></A></P>
<P>Wichtiger noch als das erste Kapitel der Schrift gegen Proudhon ist das zweite.
Hatte Marx es in jenem mit Ricardo zu tun, dem er noch nicht mit v&ouml;lliger
wissenschaftlicher Unbefangenheit gegen&uuml;berstand - <A NAME="S132"></A><B>|132|</B>
unter anderem erkannte er noch Ricardos Lohngesetz unumwunden an -, so in dem
zweiten mit Hegel, wo der Fisch so recht in seinem Elemente schwamm. Proudhon
hatte die dialektische Methode Hegels gr&ouml;blich mi&szlig;verstanden. Er hielt
fest an ihrer bereits reaktion&auml;r gewordenen Seite, wonach die Welt der Wirklichkeit
sich ableitet aus der Welt der Idee, w&auml;hrend er ihre revolution&auml;re Seite
verleugnete: die Selbstt&auml;tigkeit der Idee, die sich setzt und entgegensetzt,
um in diesem Kampfe jene h&ouml;here Einheit zu entfalten, die den sachlichen
Inhalt beider Seiten aufbewahrt, indem sie ihre widersprechende Form aufl&ouml;st.
Proudhon unterschied vielmehr in jeder &ouml;konomischen Kategorie eine gute und
eine schlechte Seite, um nach einer Synthese, einer wissenschaftlichen Formel
zu suchen, die die gute Seite erhielte und die schlechte Seite vernichtete. Er
sah die gute Seite von den b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomen hervorgehoben und die
schlechte Seite von den Sozialisten angeklagt; mit seinen Formeln und Synthesen
glaubte er sich &uuml;ber die &Ouml;konomen und die Sozialisten gleichm&auml;&szlig;ig
zu erheben.</P>
<P>Marx hat diesem Anspruch entgegengehalten: &raquo;Herr Proudhon schmeichelt sich,
die Kritik sowohl der politischen &Ouml;konomie als des Kommunismus gegeben zu
haben - er steht tief unter beiden. Unter dem &Ouml;konomen, weil er als Philosoph,
der eine magische Formel bei der Hand hat, sich erlassen zu k&ouml;nnen glaubt,
in die rein &ouml;konomischen Details einzugehen, unter dem Sozialisten, weil
er weder genug Einsicht, noch genug Mut besitzt, um sich, und sei es nur spekulativ,
&uuml;ber den Bourgeoishorizont zu erheben. Er will die Synthese sein, und er
ist ein zusammengesetzter Irrtum; er will als Mann der Wissenschaft &uuml;ber
Bourgeois und Proletariern schweben; er ist nur der Kleinb&uuml;rger, der best&auml;ndig
zwischen dem Kapital und der Arbeit, zwischen der politischen &Ouml;konomie und
dem Kommunismus hin- und hergeworfen wird.&laquo;<A name="ZT12"></A><A href="fm03_116.htm#Z12"><SPAN class="top">[12]</SPAN></A> Wobei man freilich den Kleinb&uuml;rger
nicht mit dem Spie&szlig;b&uuml;rger zusammenwerfen darf, denn einen geistreichen
Kopf hat Marx immer in Proudhon gesehen, nur einen Kopf, der mit seinen Vorstellungen
nicht &uuml;ber die Grenzen der kleinb&uuml;rgerlichen Gesellschaft hinaus kam.</P>
<P>Es war f&uuml;r Marx nicht schwer, die Hinf&auml;lligkeit der von Proudhon
befolgten Methode aufzudecken. Zerschnitt man den dialektischen Proze&szlig; in
eine gute und eine schlechte Seite und verabreichte man eine Kategorie als Gegengift
gegen die andere, so war kein Leben mehr in der Idee; sie funktionierte nicht
mehr; weder setzte noch zersetzte sie sich in Kategorien. Als echter Sch&uuml;ler
Hegels wu&szlig;te Marx sehr genau, da&szlig; gerade die schlechte Seite, die
Proudhon &uuml;berall ausmerzen wollte, die Geschichte macht, indem sie den Kampf
zeitigt. H&auml;tte man die <A NAME="S133"></A><B>|133|</B> sch&ouml;nen Seiten
des Feudalismus erhalten wollen, das patriarchalische Leben der St&auml;dte, die
Bl&uuml;te der l&auml;ndlichen Hausindustrie, die Entwicklung des st&auml;dtischen
Handwerks, und sich nur die Aufgabe gestellt, alles auszurotten, was einen Schatten
auf dies Bild wirft - Leibeigenschaft, Privilegien, Anarchie -, so h&auml;tte
man alle Elemente vernichtet, die den Kampf hervorriefen, und die Bourgeoisie
im Keim erstickt; man h&auml;tte sich die absurde Aufgabe gestellt, die Geschichte
auszustreichen.</P>
<P>Marx stellte das Problem richtig wie folgt: &raquo;Will man somit die feudale Produktion
richtig beurteilen, so mu&szlig; man sie als eine auf dem Gegensatz basierte Produktionsweise
betrachten. Man mu&szlig; zeigen, wie der Reichtum innerhalb dieses Gegensatzes
produziert wurde, wie die Produktivkr&auml;fte sich gleichzeitig mit dem Widerstreit
der Klassen entwickelten, wie die eine dieser Klassen, die schlechte Seite, das
gesellschaftliche &Uuml;bel, stets anwuchs, bis die materiellen Bedingungen ihrer
Emanzipation zur Reife gediehen waren.&laquo;<A name="ZT13"></A><A href="fm03_116.htm#Z13"><SPAN class="top">[13]</SPAN></A> Denselben geschichtlichen Entwicklungsproze&szlig;
wies er an der Bourgeoisie auf. Die Produktionsverh&auml;ltnisse, in denen sie
sich bewegt, haben keinen einfachen und einheitlichen, sondern einen zwieschl&auml;chtigen
Charakter; in den gleichen Verh&auml;ltnissen wie der Reichtum, wird auch das
Elend produziert; in dem Ma&szlig;e, wie sich die Bourgeoisie entwickelt, entwickelt
sich in ihrem Scho&szlig;e das Proletariat und alsbald auch der Kampf zwischen
diesen Klassen. Die &Ouml;konomen sind die Theoretiker der Bourgeoisie, die Kommunisten
und Sozialisten die Theoretiker des Proletariats. Diese sind Utopisten, die Systeme
ausdenken und nach einer heilenden Wissenschaft suchen, um den Bed&uuml;rfnissen
der unterdr&uuml;ckten Klassen abzuhelfen, solange das Proletariat noch nicht
gen&uuml;gend entwickelt ist, um sich als Klasse zu konstituieren, und solange
die Produktivkr&auml;fte im Scho&szlig;e der Bourgeoisie noch nicht gen&uuml;gend
entwickelt sind, um die materiellen Bedingungen durchscheinen zu lassen, die notwendig
sind zur Befreiung des Proletariats und zur Bildung einer neuen Gesellschaft.
&raquo;Aber in dem Ma&szlig;e, wie die Geschichte vorschreitet und mit ihr der Kampf
des Proletariats sich deutlicher abzeichnet, haben sie nicht mehr n&ouml;tig,
die Wissenschaft in ihrem Kopfe zu suchen; sie haben nur sich Rechenschaft abzulegen
von dem, was sich vor ihren Augen abspielt, und sich zum Organ desselben zu machen.
Solange sie die Wissenschaft suchen und nur Systeme machen, solange sie im Beginn
des Kampfes sind, sehen sie im Elend nur das Elend, ohne die revolution&auml;re
umst&uuml;rzende Seite darin zu erblicken, welche die alte Gesellschaft &uuml;ber
den Haufen werfen wird. Von diesem Augenblick an wird die Wissenschaft bewu&szlig;tes
Erzeugnis <A NAME="S134"></A><B>|134|</B> der historischen Bewegung, und sie hat
aufgeh&ouml;rt, doktrin&auml;r zu sein, sie ist revolution&auml;r geworden.&laquo;<A name="ZT14"></A><A href="fm03_116.htm#Z14"><SPAN class="top">[14]</SPAN></A></P>
<P>Die &ouml;konomischen Kategorien sind f&uuml;r Marx nur die theoretischen Ausdr&uuml;cke,
die Abstraktionen der gesellschaftlichen Verh&auml;ltnisse. &raquo;Die sozialen Verh&auml;ltnisse
sind eng verkn&uuml;pft mit den Produktivkr&auml;ften. Mit der Erwerbung neuer
Produktivkr&auml;fte ver&auml;ndern die Menschen ihre Produktionsweise, ... mit
der Art, ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, ver&auml;ndern sie alle ihre gesellschaftlichen
Verh&auml;ltnisse ... Aber dieselben Menschen, welche die sozialen Verh&auml;ltnisse
gem&auml;&szlig; ihrer materiellen Produktionsweise gestalten, gestalten auch
die Prinzipien, die Ideen, die Kategorien gem&auml;&szlig; ihren gesellschaftlichen
Verh&auml;ltnissen.&laquo;<A name="ZT15"></A><A href="fm03_116.htm#Z15"><SPAN class="top">[15]</SPAN></A> Marx verglich die b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomen, die von
den &raquo;ewigen und nat&uuml;rlichen Einrichtungen&laquo; der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft
sprechen, mit den orthodoxen Theologen, denen die eigene Religion eine Offenbarung
Gottes, jede andere Religion aber eine menschliche Erfindung ist.</P>
<P>Marx wies nun noch an einer Reihe &ouml;konomischer Kategorien: Arbeitsteilung
und Maschine, Konkurrenz und Monopol, Grundeigentum oder Rente, Streiks und Arbeiterkoalitionen,
an denen Proudhon seine Methode probiert hatte, die Hinf&auml;lligkeit dieser
Methode nach. Die Arbeitsteilung ist nicht, wie Proudhon annahm, eine &ouml;konomische,
sondern eine historische Kategorie, die in den verschiedenen Perioden der Geschichte
die verschiedensten Formen angenommen hat. Im Sinne der b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomie
ist die Fabrik ihre Existenzbedingung. Aber die Fabrik ist nicht nach Proudhons
Annahme durch freundschaftliche Vereinbarungen der Arbeitsgenossen und selbst
nicht einmal im Scho&szlig;e der alten Z&uuml;nfte entstanden; der Kaufmann wurde
der Prinzipal der modernen Werkstatt und nicht der alte Zunftmeister.</P>
<P>So sind Konkurrenz und Monopol nicht nat&uuml;rliche, sondern gesellschaftliche
Kategorien. Die Konkurrenz ist nicht der industrielle, sondern der kommerzielle
Wetteifer; sie k&auml;mpft nicht um das Produkt, sondern um den Profit, sie ist
keine Notwendigkeit der menschlichen Seele wie Proudhon meinte, sondern, aus historischen
Bed&uuml;rfnissen im achtzehnten Jahrhundert entstanden, k&ouml;nne sie im neunzehnten
Jahrhundert aus historischen Bed&uuml;rfnissen verschwinden.</P>
<P>Ebenso irrig war Proudhons Meinung, das Grundeigentum habe keinen &ouml;konomischen
Ursprung; es beruhe in Erw&auml;gungen der Psychologie und Moral, die in sehr
entferntem Zusammenhange mit der Produktion der Reicht&uuml;mer st&auml;nden;
die Grundrente solle den Menschen st&auml;rker an die Natur fesseln. &raquo;In jeder
historischen Epoche hat sich das Eigentum anders und unter ganz verschiedenen
gesellschaftlichen Verh&auml;ltnissen <A NAME="S135"></A><B>|135|*</B> entwickelt.
Das b&uuml;rgerliche Eigentum definieren hei&szlig;t somit nichts anderes, als
alle gesellschaftlichen Verh&auml;ltnisse der b&uuml;rgerlichen Produktion darstellen.
Eine Definition des Eigentums als eines unabh&auml;ngigen Verh&auml;ltnisses ...
kann nichts anderes sein als eine Illusion der Metaphysik oder der Jurisprudenz.&laquo;<A name="ZT16"></A><A href="fm03_116.htm#Z16"><SPAN class="top">[16]</SPAN></A>
Die Grundrente - der &Uuml;berschu&szlig; des Preises der Ackerbauprodukte &uuml;ber
ihre Produktionskosten, einschlie&szlig;lich des landl&auml;ufigen Kapitalgewinns
und Kapitalzinses - ist unter bestimmten gesellschaftlichen Verh&auml;ltnissen
entstanden und konnte nur unter ihnen entstehen. Sie ist das Grundeigentum in
seiner b&uuml;rgerlichen Gestalt: das feudale Eigentum, das sich den Bedingungen
der b&uuml;rgerlichen Produktion unterworfen hat.</P>
<P>Endlich wies Marx die historische Bedeutung der Streiks und Koalitionen nach,
von denen Proudhon nichts hatte wissen wollen. M&ouml;gen &Ouml;konomen und Sozialisten,
sei es auch aus entgegengesetzten Gr&uuml;nden, die Arbeiter vor dem Gebrauch
dieser Waffen warnen, so entwickeln sich Streiks und Koalitionen dennoch auf gleicher
Stufe mit der gro&szlig;en Industrie. In ihren Interessen durch die Konkurrenz
gespalten, haben die Arbeiter dennoch das gemeinsame Interesse, ihren Lohn aufrechtzuerhalten;
der gemeinsame Gedanke des Widerstandes vereinigt sie in der Koalition, die alle
Elemente einer kommenden Schlacht enth&auml;lt, &auml;hnlich wie die Bourgeoisie
mit partiellen Koalitionen gegen die Feudalherren begann, um sich als Klasse zu
konstituieren und als konstituierte Klasse die feudale in die b&uuml;rgerliche
Gesellschaft umzuwandeln.</P>
<P>Der Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie ist ein Kampf von Klasse
gegen Klasse, ein Kampf, der, auf seinen h&ouml;chsten Ausdruck gebracht, eine
totale Revolution bedeutet. Die gesellschaftliche Bewegung schlie&szlig;t die
politische nicht aus, denn es gibt keine politische Bewegung, die nicht gleichzeitig
auch eine gesellschaftliche w&auml;re. Nur in einer Gesellschaft ohne Klassen
werden die gesellschaftlichen Evolutionen aufh&ouml;ren, politische Revolutionen
zu sein. Bis dahin wird am Vorabend jeder allgemeinen Neugestaltung der Gesellschaft
das letzte Wort der sozialen Wissenschaft stets lauten: &raquo;Kampf oder Tod; blutiger
Krieg oder das Nichts. So ist die Frage unerbittlich gestellt.&laquo;<A name="ZT17"></A><A href="fm03_116.htm#Z17"><SPAN class="top">[17]</SPAN></A> Mit diesem Worte
der George Sand schlo&szlig; Marx seine Schrift.</P>
<P>Indem er in ihr den historischen Materialismus unter einer Reihe der wesentlichsten
Gesichtspunkte entwickelte, setzte er sich zugleich endg&uuml;ltig mit der deutschen
Philosophie auseinander. Er ging &uuml;ber Feuerbach hinaus, indem er auf Hegel
zur&uuml;ckging. Gewi&szlig;, die offizielle Schule Hegels hatte v&ouml;llig abgewirtschaftet.
Sie hatte die Dialektik des Meisters <A NAME="S136"></A><B>|136|</B> zur reinen
Schablone gemacht, die sie auf alles und jedes anwandte, und oft genug mit gr&ouml;&szlig;tem
Ungeschick. Man konnte von diesen Hegelianern sagen und sagte es wirklich von
ihnen, da&szlig; sie von nichts etwas verst&auml;nden, aber &uuml;ber alles schrieben.</P>
<P>Ihre Stunde hatte geschlagen, als Feuerbach dem spekulativen Begriff aufk&uuml;ndigte;
der positive Inhalt der Wissenschaft &uuml;berwog wieder die formale Seite. Aber
dem Materialismus Feuerbachs fehlte das &raquo;energische Prinzip&laquo;; er blieb rein naturwissenschaftlich
und schlo&szlig; den historischen Proze&szlig; aus. Wenn sich Marx damit nicht
zufriedengab, so hat er nur zu sehr recht behalten, als die Reiseprediger dieses
Materialismus erstanden, die B&uuml;chner und Vogt, deren bornierte Philisterdenkweise
auch Feuerbach veranla&szlig;te zu erkl&auml;ren, er stimme diesem Materialismus
zwar r&uuml;ckw&auml;rts zu, aber nicht vorw&auml;rts. &raquo;Der steife Karrengaul
des b&uuml;rgerlichen Alltagsverstandes stockt nat&uuml;rlich verlegen vor dem
Graben, der Wesen von Erscheinung, Ursache von Wirkung trennt; wenn man aber auf
das sehr kupierte Terrain des abstrakten Denkens par force jagen geht, so mu&szlig;
man eben keine Karreng&auml;ule reiten.&laquo;<A name="ZT18"></A><A href="fm03_116.htm#Z18"><SPAN class="top">[18]</SPAN></A> Es ist ein Vergleich, den Engels einmal
gezogen hat.</P>
<P>Nun waren die Hegelianer aber nicht Hegel; wenn sie auf ihre Ignoranz pochten,
so hatte er zu den gelehrtesten K&ouml;pfen aller Zeiten geh&ouml;rt. Vor allen
anderen Philosophen lag seiner Denkweise ein historischer Sinn zugrunde, der ihm
eine gro&szlig;artige Auffassung der Geschichte gestattet hatte, wenn auch nur
in rein idealistischer Form, die die Dinge sozusagen im Hohlspiegel sah, indem
sie die Geschichte der Welt nur als eine praktische Probe auf die Entwicklung
des Gedankens auffa&szlig;te. Mit diesem realen Inhalt der Hegelschen Philosophie
war Feuerbach nicht fertig geworden, und die Hegelianer selbst hatten ihn fallenlassen.</P>
<P>Indem Marx ihn wieder aufnahm, aber insofern umkehrte, als er nicht vom &raquo;reinen
Denken&laquo;, sondern von den hartn&auml;ckigen Tatsachen der Wirklichkeit ausging,
gab er dem Materialismus die historische Dialektik und damit ein &raquo;energisches
Prinzip&laquo;, dem es nicht nur darauf ankam, die Gesellschaft zu erkl&auml;ren, sondern
auch sie umzuw&auml;lzen.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">5. &raquo;Deutsche-Br&uuml;sseler-Zeitung&laquo;<A name="Kap_5"></A></H3>
<P>Wenn Marx f&uuml;r seine wenig umfangreiche Schrift gegen Proudhon je einen
deutschen Verleger in Br&uuml;ssel und in Paris gefunden hatte, freilich unter
Zahlung der Druckkosten, so hatte er zur Zeit, als sie im Hochsommer <A NAME="S137"></A><B>|137|*</B>
1847 erschien, in der &raquo;Deutschen-Br&uuml;sseler-Zeitung&laquo; auch ein Pre&szlig;organ,
das ihm eine &ouml;ffentliche Wirksamkeit erm&ouml;glichte.</P>
<P>Das Blatt wurde seit Beginn des Jahres zweimal w&ouml;chentlich von jenem Adalbert
von Bornstedt herausgegeben, der ehedem den &raquo;Vorw&auml;rts!&laquo; B&ouml;rnsteins redigiert
und im Solde der &ouml;sterreichischen wie preu&szlig;ischen Regierung gestanden
hatte. Diese Tatsache ist heute aus den Berliner wie Wiener Archiven bekannt geworden
und kann keinem Zweifel unterliegen; es fragt sich h&ouml;chstens, ob Bornstedt
sein Spitzeln noch in Br&uuml;ssel fortgesetzt hat. Verdacht hat damals auch gegen
ihn bestanden, aber er wurde niedergeschlagen durch die Denunziationen, mit denen
die preu&szlig;ische Gesandtschaft in Br&uuml;ssel das Blatt Bornstedts bei den
belgischen Beh&ouml;rden verfolgte. Das konnte freilich auch nur ein Augenverblenden
sein, um Bornstedt bei den revolution&auml;ren Elementen zu beglaubigen, die sich
in Br&uuml;ssel gesammelt hatten; in der Wahl der Mittel f&uuml;r ihre erhabenen
Zwecke sind die Verteidiger von Thron und Altar ohne alle Bedenken.</P>
<P>Marx hat jedenfalls an eine Judasrolle Bornstedts nicht geglaubt. Er meinte,
dessen Blatt habe trotz seiner vielen Schw&auml;chen immer einiges Verdienstliche;
finde man es nicht gen&uuml;gend, so solle man es gen&uuml;gend machen, statt
des bequemen Vorwandes, an dem Namen Bornstedt Ansto&szlig; zu nehmen. Bitter
genug schrieb Marx am 8. August an Herwegh: &raquo;Das eine Mal taugt der Mann nichts,
das andere Mal die Frau, ein andermal die Tendenz, ein andermal der Stil, ein
andermal das Format oder auch die Verbreitung ist mit mehr oder weniger Gefahr
verbunden ... Unsere Deutschen haben immer tausend Weisheitsspr&uuml;che in petto,
um zu zeigen, warum sie die Gelegenheit ungen&uuml;tzt vor&uuml;bergehen lassen
m&uuml;ssen. Eine Gelegenheit, etwas zu tun, bringt sie nur in Verlegenheit.&laquo;
Es folgte noch der Sto&szlig;seufzer, da&szlig; es mit seinen Manuskripten &auml;hnlich
gehe, wie mit der Br&uuml;sseler Zeitung und ein kr&auml;ftiger Fluch &uuml;ber
die Esel, die ihm vorw&uuml;rfen, lieber franz&ouml;sisch als gar nichts geschrieben
zu haben.</P>
<P>Sollte man danach annehmen, da&szlig; Marx die Bedenken gegen Bornstedt ein
wenig auf die leichte Achsel genommen habe, um &raquo;die Gelegenheit nicht ungen&uuml;tzt&laquo;
vor&uuml;bergehen zu lassen, so w&uuml;rde ihm deshalb gleichwohl kein Vorwurf
zu machen sein. Denn die Gelegenheit war sehr g&uuml;nstig, und es w&auml;re t&ouml;richt
gewesen, sie sich um eines blo&szlig;en Verdachts willen entschl&uuml;pfen zu
lassen. Im Fr&uuml;hjahr 1847 hatte die dr&auml;ngende Finanznot den preu&szlig;ischen
K&ouml;nig gezwungen, den Vereinigten Landtag einzuberufen, eine Zusammenfassung
der bisherigen Provinziallandtage, also eine feudal-st&auml;ndische K&ouml;rperschaft,
&auml;hnlich wie sie Ludwig XVI. <A NAME="S138"></A><B>|138|</B> im Fr&uuml;hjahr
1789 unter gleichem Zwange einberufen hatte. Nun waren die Dinge in Preu&szlig;en
nicht so schnell vor sich gegangen wie ehedem in Frankreich, aber immerhin hatte
der Vereinigte Landtag den Daumen auf dem Geldbeutel gehalten und der Regierung
kurzerhand erkl&auml;rt, er bewillige keine Mittel, ehe nicht seine Rechte erweitert
und namentlich nicht seine periodische Einberufung gesichert w&auml;re. Damit
waren die Dinge in Flu&szlig; gekommen, denn die Finanznot lie&szlig; nicht mit
sich spa&szlig;en; &uuml;ber kurz oder lang mu&szlig;te der Tanz von neuem beginnen,
und je eher, dazu aufgespielt wurde, um so besser!</P>
<P>In diesem Gedankenkreise bewegen sich die Beitr&auml;ge, die Marx und Engels
f&uuml;r die &raquo;Deutsche-Br&uuml;sseler-Zeitung&laquo; geliefert haben. An die Debatten
des Vereinigten Landtags &uuml;ber Freihandel und Schutzzoll kn&uuml;pfte ein
Artikel an, der zwar anonym erschien, aber nach Inhalt und Sprache augenscheinlich
von Engels verfa&szlig;t ist. Er war damals von der &Uuml;berzeugung durchdrungen,
da&szlig; die deutsche Bourgeoisie hoher Schutzz&ouml;lle bed&uuml;rfe, um nicht
von der ausl&auml;ndischen Industrie zerquetscht zu werden, sondern vielmehr die
n&ouml;tige Kraft zur &Uuml;berwindung des Absolutismus und des Feudalismus zu
gewinnen. Aus diesem Grunde empfahl Engels dem Proletariat, die schutzz&ouml;llnerische
Agitation zu unterst&uuml;tzen, wenn auch nur aus diesem Grunde. Er meinte zwar,
List, die Autorit&auml;t der Schutzz&ouml;llner, habe immer noch das Beste der
deutschen b&uuml;rgerlich-&ouml;konomischen Literatur produziert, aber er f&uuml;gte
hinzu, dessen ganzes glorioses Werk sei von dem Franzosen Ferrier abgeschrieben,
dem theoretischen Urheber des Kontinentalsystems, und er warnte die Arbeiter,
sich durch die Redensart vom &raquo;Wohl der arbeitenden Klasse&laquo; narren zu lassen, das
die Freih&auml;ndler wie die Schutzz&ouml;llner als prunkendes Aush&auml;ngeschild
ihrer eigenn&uuml;tzigen Agitation vor sich hertr&uuml;gen.<A name="ZT19"></A><A href="fm03_116.htm#Z19"><SPAN class="top">[19]</SPAN></A> Der Lohn der Arbeiterklasse
bleibe derselbe, unter dem Freihandels- wie dem Schutzzollsystem. Nur als &raquo;progressive
Bourgeoisiema&szlig;regel&laquo; verteidigte Engels die Schutzz&ouml;lle, und so auch
sah sie Marx an.</P>
<P>Gemeinsam von Marx und Engels verfa&szlig;t ist ein l&auml;ngerer Aufsatz,
der einen Vorsto&szlig; des christlich-feudalen Sozialismus zur&uuml;ckwies.<A name="ZT20"></A><A href="fm03_116.htm#Z20"><SPAN class="top">[20]</SPAN></A> Dieser
Vorsto&szlig; erfolgte in dem &raquo;Rheinischen Beobachter&laquo;, einem Organ, das die Regierung
neuerdings in K&ouml;ln gegr&uuml;ndet hatte, um die rheinischen Arbeiter gegen
die rheinische Bourgeoisie aufzuhetzen. In seinen Spalten verdiente sich der junge
Hermann Wagener die Sporen, wie er selbst in seinen Denkw&uuml;rdigkeiten berichtet.
Marx und Engels m&uuml;ssen bei ihren nahen Beziehungen zu K&ouml;ln davon gewu&szlig;t
haben, da der Spott &uuml;ber den &raquo;glattgescheitelten Konsistorialrat&laquo; sozusagen
der Kehrreim ihrer Antwort ist. Wagener war damals Konsistorialassessor in Magdeburg.</P>
<P><B><A NAME="S139">|139|</A></B> F&uuml;r dieses Mal hatte sich der &raquo;Rheinische
Beobachter&laquo; das Scheitern des Vereinigten Landtags zum Vorwurfe genommen, um die
Arbeiter zu k&ouml;dern. Indem die Bourgeoisie alle Geldforderungen der Regierung
abgelehnt habe, habe sie gezeigt, da&szlig; es ihr nur darum zu tun sei, die Staatsgewalt
an sich zu rei&szlig;en; das Volkswohl sei ihr gleichg&uuml;ltig; sie schiebe
das Volk nur vor, um die Regierung einzusch&uuml;chtern; das Volk sei ihr nur
Kanonenfutter in dem gro&szlig;en Sturm gegen die Regierungsgewalt. Was Marx und
Engels darauf erwiderten, liegt heute auf der Hand. Das Proletariat t&auml;usche
sich &uuml;ber die Bourgeoisie so wenig wie &uuml;ber die Regierung; es frage
sich nur, was seinen eigenen Zwecken diene, die Herrschaft der Bourgeoisie oder
die Herrschaft der Regierung, und diese Frage zu beantworten, gen&uuml;ge ein
einfacher Vergleich zwischen der Lage der deutschen und der Lage der englischen
wie franz&ouml;sischen Arbeiter.</P>
<P>Auf die demagogische Redewendung des &raquo;Rheinischen Beobachters&laquo;: &raquo;Gl&uuml;ckseliges
Volk! Du hast doch die Prinzipienfrage gewonnen. Und wenn du nicht verstehst,
was das f&uuml;r ein Ding ist, so lass' es dir von deinen Repr&auml;sentanten
erkl&auml;ren, w&auml;hrend der langen Rede wirst du vielleicht deinen Hunger
vergessen&laquo;, antworteten Marx und Engels zun&auml;chst mit dem bei&szlig;enden
Hohn, man k&ouml;nne aus dem straflosen Gebrauch dieser aufhetzenden Wendung erkennen,
da&szlig; die deutsche Presse wirklich frei sei. Dann aber f&uuml;hrten sie aus,
das Proletariat habe die Prinzipienfrage so gut verstanden, da&szlig; es dem Vereinigten
Landtage nicht vorwerfe, sie gewonnen, sondern sie nicht gewonnen zu haben. H&auml;tte
er sich nicht blo&szlig; darauf beschr&auml;nkt, die Erweiterung seiner st&auml;ndischen
Rechte zu beanspruchen, sondern Geschworenengerichte, Gleichheit vor dem Gesetze,
Aufhebung der Frondienste, Pre&szlig;freiheit, Assoziationsfreiheit und eine wirkliche
Volksvertretung verlangt, so h&auml;tte er die kr&auml;ftigste Unterst&uuml;tzung
des Proletariats gefunden.</P>
<P>Dann wurde das fr&ouml;mmelnde Gerede von den sozialen Prinzipien des Christentums,
vor denen der Kommunismus verschwinden m&uuml;sse, gr&uuml;ndlich abgetan. &raquo;Die
sozialen Prinzipien des Christentums haben jetzt achtzehnhundert Jahre Zeit gehabt,
sich zu entwickeln, und bed&uuml;rfen keiner ferneren Entwicklung durch preu&szlig;ische
Konsistorialr&auml;te. Die sozialen Prinzipien des Christentums haben die antike
Sklaverei gerechtfertigt, die mittelalterliche Leibeigenschaft verherrlicht und
verstehen sich ebenfalls im Notfall dazu, die Unterdr&uuml;ckung des Proletariats,
wenn auch mit etwas j&auml;mmerlicher Miene, zu verteidigen. Die sozialen Prinzipien
des Christentums predigen die Notwendigkeit einer herrschenden und einer unterdr&uuml;ckten
Klasse und haben f&uuml;r die letztere <A NAME="S140"></A><B>|140|</B> nur den
frommen Wunsch, die erstere m&ouml;ge wohlt&auml;tig sein. Die sozialen Prinzipien
des Christentums setzen die konsistorialr&auml;tliche Ausgleichung aller Infamien
in den Himmel und rechtfertigen dadurch die Fortdauer dieser Infamien auf der
Erde. Die sozialen Prinzipien des Christentums erkl&auml;ren alle Niedertr&auml;chtigkeiten
der Unterdr&uuml;cker gegen die Unterdr&uuml;ckten entweder f&uuml;r gerechte
Strafe der Erbs&uuml;nde und sonstiger S&uuml;nden oder f&uuml;r Pr&uuml;fungen,
die der Herr &uuml;ber die Erl&ouml;sten nach seiner unendlichen Weisheit verh&auml;ngt.
Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Feigheit, die Selbstverachtung,
die Erniedrigung, die Unterw&uuml;rfigkeit, die Demut, kurz alle Eigenschaften
der Kanaille, und das Proletariat, das sich nicht als Kanaille behandeln lassen
will, hat seinen Mut, sein Selbstgef&uuml;hl, seinen Stolz und seinen Unabh&auml;ngigkeitssinn
noch viel n&ouml;tiger als sein Brot. Die sozialen Prinzipien des Christentums
sind duckm&auml;userisch, und das Proletariat ist revolution&auml;r.&laquo;<A name="ZT21"></A><A href="fm03_116.htm#Z21"><SPAN class="top">[21]</SPAN></A> Eben dies
revolution&auml;re Proletariat f&uuml;hrten Marx und Engels ins Feld gegen alles
Blendwerk der monarchischen Sozialreform. Das Volk, das sich f&uuml;r einen Fu&szlig;tritt
und einen Silbergroschen mit tr&auml;nendem Auge bedanke, existiere nur in der
Phantasie des K&ouml;nigs; das wirkliche Volk, das Proletariat, sei nach dem Worte
des Hobbes ein robuster und b&ouml;sartiger Knabe; wie es mit K&ouml;nigen verfahre,
die es zum besten haben wollten, zeige das Schicksal Karls I. von England und
Ludwigs XVI. von Frankreich.</P>
<P>Wie ein Hagelwetter brach dieser Aufsatz &uuml;ber die feudal-sozialistische
Saat herein, doch fielen einzelne Schlo&szlig;en auch daneben. Mit wie gro&szlig;em
Recht immer Marx und Engels das Verfahren des Vereinigten Landtags verteidigten,
einer liederlichen und reaktion&auml;ren Regierung alle Geldmittel zu verweigern,
so taten sie ihm doch zu gro&szlig;e Ehre an, wenn sie die Ablehnung einer von
der Regierung vorgeschlagenen Einkommensteuer unter den gleichen Gesichtspunkt
stellten. Es handelte sich hier vielmehr um eine Falle, die der Bourgeoisie von
der Regierung gestellt worden war. Die Forderung, die f&uuml;r die Arbeiter der
gro&szlig;en St&auml;dte &auml;u&szlig;erst dr&uuml;ckende Mahl- und Schlachtsteuer
abzuschaffen und den finanziellen Ausfall in erster Reihe durch eine den besitzenden
Klassen aufzuerlegende Einkommensteuer zu ersetzen, ging urspr&uuml;nglich von
der rheinischen Bourgeoisie aus, die sich dabei von &auml;hnlichen Gr&uuml;nden
leiten lie&szlig; wie die englische Bourgeoisie bei ihrem Kampf gegen die Getreidez&ouml;lle.</P>
<P>Der Regierung war diese Forderung durchaus verha&szlig;t, schon weil sie dem
Gro&szlig;grundbesitz ins Fleisch schnitt, ohne da&szlig; diese Klasse - da die
Mahl- und Schlachtsteuer nur in den gro&szlig;en St&auml;dten erhoben <A NAME="S141"></A><B>|141|</B>
wurde - von deren Aufhebung ein Sinken der L&ouml;hne des von ihr ausgebeuteten
Proletariats erwarten durfte. Wenn die Regierung dennoch einen entsprechenden
Gesetzentwurf an den Vereinigten Landtag brachte, so geschah es mit dem Hintergedanken,
diesen unpopul&auml;r und sich selbst popul&auml;r zu machen, denn sie rechnete
damit, da&szlig; eine feudalst&auml;ndische K&ouml;rperschaft nimmermehr auf eine
Steuerreform eingehen werde, die die arbeitenden Klassen auch nur vor&uuml;bergehend
auf Kosten der besitzenden Klassen zu entlasten geeignet war. Wie sicher sie dieser
Rechnung sein durfte, zeigte schon die Abstimmung &uuml;ber ihren Gesetzentwurf,
in der fast alle Prinzen, fast alle Junker und fast alle Beamten mit Nein stimmten.
Dabei bl&uuml;hte ihr aber noch das besondere Gl&uuml;ck, da&szlig; ein Teil der
Bourgeoisie, nun da es zum Klappen kam, mit Glanz umfiel.</P>
<P>Danach wurde die Ablehnung der Einkommensteuer von den offizi&ouml;sen Federn
als ein schlagender Beweis f&uuml;r das Lug- und Trugspiel der Bourgeoisie ausgebeutet,
und besonders der &raquo;Rheinische Beobachter&laquo; wurde nicht m&uuml;de, diesen Gaul zu
reiten, Wenn dagegen Marx und Engels ihrem &raquo;Konsistorialrat&laquo; bemerkten, er sei
&raquo;der gr&ouml;&szlig;te und unversch&auml;mteste Ignorant in &ouml;konomischen
Dingen&laquo;, indem er behaupte, da&szlig; eine Einkommensteuer auch nur ein Haarbreit
sozialen Elends beseitige, so hatten sie vollkommen recht, aber sie hatten unrecht,
die Ablehnung der Einkommensteuer als einen berechtigten Schlag gegen die Regierung
zu verteidigen. Dieser Schlag traf die Regierung gar nicht, sie war finanziell
viel mehr gekr&auml;ftigt als geschw&auml;cht, wenn sie ihre eintr&auml;gliche
und ganz genau funktionierende Mahl- und Schlachtsteuer in der Tasche behielt,
statt sich mit einer Einkommensteuer abzuplagen, die, wenn sie den besitzenden
Klassen auferlegt werden soll, nach alten und neuen Erfahrungen ihre besonderen
Mucken hat. Marx und Engels haben in diesem Fall die Bourgeoisie f&uuml;r <I>noch</I>
revolution&auml;r gehalten, wo sie <I>schon</I> reaktion&auml;r war.</P>
<P>Umgekehrt verfuhren oft genug die &raquo;wahren&laquo; Sozialisten, und es ist begreiflich
genug, da&szlig; in einem Augenblick, wo die Bourgeoisie ihre Lenden zu g&uuml;rten
begann, Marx und Engels noch einmal gegen diese Richtung vorstie&szlig;en. Es
geschah in einer Reihe von Feuilletons, die Marx in der &raquo;Deutschen-Br&uuml;sseler-Zeitung&laquo;
gegen den &raquo;deutschen Sozialismus in Versen und Prosa&laquo; drucken lie&szlig; <A name="ZT22"></A><A href="fm03_116.htm#Z22"><SPAN class="top">[22]</SPAN></A>, und
einem noch ungedruckten Aufsatz, der von Engels niedergeschrieben, aber vielleicht
von beiden verfa&szlig;t worden ist.<A name="ZT23"></A><A href="fm03_116.htm#Z23"><SPAN class="top">[23]</SPAN></A> In beiden Arbeiten wird vornehmlich mit dem
&auml;sthetisch-literarischen Konto des wahren Sozialismus abgerechnet, das ja
auch seine schw&auml;chste oder, je nachdem man will, st&auml;rkste Seite <A NAME="S142"></A><B>|142|</B>
war. Indem Marx und Engels dieser k&uuml;nstlerischen Verbildung entgegentraten,
haben sie die Rechte der Kunst nicht immer gen&uuml;gend geachtet; namentlich
in dem handschriftlichen Aufsatze wird Freiligraths pr&auml;chtiges &raquo;&Ccedil;a
ira&laquo; mit unbilliger Sch&auml;rfe beurteilt.<A name="ZT24"></A><A href="fm03_116.htm#Z24"><SPAN class="top">[24]</SPAN></A> Aber auch Karl Becks &raquo;Lieder vom armen
Manne&laquo; betrachtete Marx in der &raquo;Deutschen-Br&uuml;sseler-Zeitung&laquo; etwas streng
unter dem Gesichtspunkt &raquo;kleinb&uuml;rgerlicher Illusionen&laquo;; immerhin sagte er
dem anspruchsvollen Naturalismus, der f&uuml;nfzig Jahre sp&auml;ter kommen sollte,
sein trauriges Schicksal voraus, indem er schrieb: &raquo;Beck besingt die feige kleinb&uuml;rgerliche
Mis&egrave;re, den &#155;armen Mann&#139;, den pauvre honteux mit seinen armen, frommen
und inkonsequenten W&uuml;nschen .... nicht den stolzen, drohenden und revolution&auml;ren
Proletarier.&laquo;<A name="ZT25"></A><A href="fm03_116.htm#Z25"><SPAN class="top">[25]</SPAN></A> Neben Karl Beck mu&szlig; noch einmal der ungl&uuml;ckliche Gr&uuml;n
heran, der in einem, heute l&auml;ngst verschollenen Buch &raquo;vom menschlichen Standpunkt&laquo;
Goethe mi&szlig;handelt, das hei&szlig;t aus allen kleinlichen, langweiligen und
philisterhaften Seiten des gro&szlig;en Dichters den &raquo;wahren Menschen&laquo; konstruiert
hatte.</P>
<P>Wichtiger als diese Pl&auml;nkeleien war eine gr&ouml;&szlig;ere Abhandlung,
worin Marx mit dem landl&auml;ufigen Radikalismus der Phrase nicht minder scharf
ins Gericht ging als mit dem phrasenhaften Sozialismus der Regierung. In einer
Polemik gegen Engels hatte Karl Heinzen die Ungerechtigkeit in den Eigentumsverh&auml;ltnissen
aus der Gewalt erkl&auml;rt; er hatte jeden einen Feigling und einen Toren genannt,
der einen Bourgeois wegen seines Gelderwerbs anfeinde und einen K&ouml;nig wegen
seines Gewalterwerbs in Ruhe lasse. Heinzen war ein gew&ouml;hnlicher Schreihals,
der keine besondere Beachtung verdiente, aber die Meinung, die er vertrat, war
sehr nach dem Geschmack des &raquo;aufgekl&auml;rten&laquo; Philisters. Die Monarchie verdanke
ihr Dasein nur der Tatsache, da&szlig; die Menschen jahrhundertelang des gesunden
Menschenverstandes und der moralischen Menschenw&uuml;rde entbehrt h&auml;tten,
nun aber, da sie wieder im Besitze dieser kostbaren G&uuml;ter seien, verschw&auml;nden
alle sozialen Fragen vor der Frage: Monarchie oder Republik. Diese geistreiche
Auffassung war das richtige Gegenspiel zu der geistreichen Ansicht der F&uuml;rsten,
wonach revolution&auml;re Bewegungen nur durch den b&ouml;sen Willen von Demagogen
hervorgerufen werden.</P>
<P>Marx wies nun nach und in erster Reihe an der deutschen Geschichte, da&szlig;
die Geschichte die F&uuml;rsten macht, nicht aber die F&uuml;rsten die Geschichte.<A name="ZT26"></A><A href="fm03_116.htm#Z26"><SPAN class="top">[26]</SPAN></A>
Er wies die &ouml;konomischen Urspr&uuml;nge der absoluten Monarchie auf, die
in den &Uuml;bergangsperioden erscheine, wo die alten Feudalst&auml;nde untergingen
und der mittelalterliche B&uuml;rgerstand zur modernen Bourgeoisklasse heranw&uuml;chse.
Da&szlig; sie in Deutschland sich sp&auml;ter ausgebildet <A NAME="S143"></A><B>|143|*</B>
habe und l&auml;nger w&auml;hre, sei verschuldet durch den verkr&uuml;ppelten
Entwicklungsgang der deutschen B&uuml;rgerklasse. So erkl&auml;re sich die gewaltsam
reaktion&auml;re Rolle, in der sich die F&uuml;rsten gefielen, aus &ouml;konomischen
Gr&uuml;nden. Den Handel und die Industrie, und gleichzeitig das Aufkommen der
B&uuml;rgerklasse fr&uuml;her beg&uuml;nstigend als notwendige Bedingungen sowohl
der nationalen Macht wie des eigenen Glanzes, trete die absolute Monarchie jetzt
dem Handel und der Industrie, die immer gef&auml;hrlichere Waffen in den H&auml;nden
einer schon m&auml;chtigen Bourgeoisie geworden seien, &uuml;berall in den Weg.
Von der Stadt, der Geburtsst&auml;tte ihrer Erhebung, werfe sie den &auml;ngstlich
und stumpf gewordenen Blick auf das Land, das mit den Leichen seiner alten reckenhaften
Gegner ged&uuml;ngt sei.</P>
<P>Die Abhandlung ist reich an fruchtbaren Gesichtspunkten, aber der &raquo;gesunde
Menschenverstand&laquo; des biederen Spie&szlig;ers lie&szlig; sich so leicht nicht
foppen. Dieselbe Gewalttheorie, die Marx f&uuml;r Engels gegen Heinzen verfocht,
hat ein volles Menschenalter sp&auml;ter Engels f&uuml;r Marx gegen D&uuml;hring
verfechten m&uuml;ssen.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">6. Der Bund der Kommunisten<A name="Kap_6"></A></H3>
<P>Im Jahre 1847 war die kommunistische Kolonie in Br&uuml;ssel ganz stattlich
angewachsen.</P>
<P>Freilich fand sich kein Geist darunter, der sich mit Marx oder Engels h&auml;tte
messen k&ouml;nnen. Manchmal schien es, als ob Moses He&szlig; oder Wilhelm Wolff,
die beide an der &raquo;Deutschen-Br&uuml;sseler-Zeitung&laquo; mitarbeiteten, der Dritte
im Bunde werden w&uuml;rde. Aber schlie&szlig;lich ist es doch keiner von beiden
geworden. He&szlig; konnte sich niemals von den philosophischen Spinnweben befreien,
und die verletzend scharfe Art, womit das &raquo;Kommunistische Manifest&laquo; seine Schriften
beurteilte, f&uuml;hrte zu seinem v&ouml;lligen Bruch mit Marx und Engels.</P>
<P>J&uuml;nger war ihre Freundschaft mit Wilhelm Wolff, der erst im Fr&uuml;hling
1846 nach Br&uuml;ssel gekommen war, aber sie hat sich als wetterfest erwiesen,
bis der allzufr&uuml;he Tod Wolffs sie l&ouml;ste. Aber Wolff war kein selbst&auml;ndiger
Denker, und als Schriftsteller hatte er nicht nur die Lichtseiten der &raquo;popul&auml;ren
Manier&laquo; vor Marx und Engels voraus. Er stammte aus der erbuntert&auml;nigen Bauernschaft
Schlesiens und hatte sich unter uns&auml;glichen M&uuml;hsalen zum Universit&auml;tsstudium
emporgearbeitet, wo er an den gro&szlig;en Denkern und Dichtern des Altertums
den gl&uuml;henden <A NAME="S144"></A><B>|144|</B> Ha&szlig; gegen die Unterdr&uuml;cker
seiner Klasse n&auml;hrte. Als Demagoge war er einige Jahre auf schlesischen Festungen
herumgeschleppt worden und hatte dann als Privatlehrer in Breslau einen unerm&uuml;dlichen
Kleinkrieg mit der B&uuml;rokratie und der Zensur gef&uuml;hrt, bis ihn die Einleitung
neuer Prozesse veranla&szlig;te, ins Ausland zu gehen, statt in preu&szlig;ischen
Gef&auml;ngnissen zu versauern.</P>
<P>Aus seiner Breslauer Zeit war er mit Lassalle befreundet wie sp&auml;ter mit
Marx und Engels, und alle drei haben sein Grab mit unverwelklichen Lorbeeren geschm&uuml;ckt.
Wolff geh&ouml;rte zu den edlen Naturen, die nach dem Worte des Dichters mit dem
zahlen, was sie sind; sein eichenfester Charakter, seine unverbr&uuml;chliche
Treue, seine peinliche Gewissenhaftigkeit, seine unantastbare Uneigenn&uuml;tzigkeit,
seine nie zu beirrende Bescheidenheit machten ihn zum Muster eines revolution&auml;ren
K&auml;mpfers und erkl&auml;rten die hohe Achtung, womit neben aller Liebe oder
allem Ha&szlig; seine politischen Freunde wie seine politischen Gegner von ihm
zu sprechen pflegten.</P>
<P>Etwas weiter ab, als Wilhelm Wolff, stand in dem Kreise um Marx und Engels
sein Namensvetter Ferdinand Wolff, und auch Ernst Dronke, der ein treffliches
Buch &uuml;ber das vorm&auml;rzliche Berlin geschrieben hatte und wegen einer
angeblich darin enthaltenen Majest&auml;tsbeleidigung zu zweij&auml;hriger Festungshaft
verurteilt worden war, traf erst auf seiner Flucht aus den Kasematten von Wesel
in zw&ouml;lfter Stunde ein. Zu dem engeren Kreise geh&ouml;rte dann namentlich
noch Georg Weerth, den Engels schon aus der Zeit kannte, wo er in Manchester lebte,
und Weerth, ebenfalls als Kommis einer deutschen Firma, in Bradford. Weerth war
ein echter Dichter und ebendeshalb frei von allem Zopf der Poetenzunft; auch er
ist eines allzufr&uuml;hen Todes verblieben, und noch hat keine piet&auml;tvolle
Hand die Verse gesammelt, die er aus dem Geiste des k&auml;mpfenden Proletariats
gesungen und achtlos verstreut hat.</P>
<P>Zu diesen Geistesarbeitern gesellten sich dann f&auml;hige Handarbeiter, allen
voran Karl Wallau und Stephan Born, die beiden Setzer der &raquo;Deutschen-Br&uuml;sseler-Zeitung&laquo;.</P>
<P>Auch war Br&uuml;ssel, die Hauptstadt eines Staats, der sich als Muster der
b&uuml;rgerlichen Monarchie aufspielte, der geeignetste Ort, internationale Beziehungen
anzukn&uuml;pfen, namentlich so lange als Paris, das noch immer als Brennpunkt
der Revolution galt, unter dem Druck der ber&uuml;chtigten Septembergesetze litt.
In Belgien selbst hatten Marx und Engels gute Beziehungen zu M&auml;nnern der
Revolution von 1830; in Deutschland, zumal in K&ouml;ln, z&auml;hlten sie alte
und neue Freunde, neben Georg Jung besonders die &Auml;rzte d'Ester und Daniels;
in Paris kn&uuml;pfte <A NAME="S145"></A><B>|145|</B> Engels mit der sozialistisch-demokratischen
Partei an, namentlich mit ihren literarischen Vertretern, mit Louis Blanc und
mit Ferdinand Flocon, der das Organ dieser Partei, die &raquo;R&eacute;forme&laquo; redigierte.
Noch engere Beziehungen bestanden mit der revolution&auml;ren Fraktion der Chartisten,
mit Julian Harney, dem Redakteur des &raquo;Northern Star&laquo;, und mit Ernest Jones, der
seine Bildung und Erziehung in Deutschland erhalten hatte. Unter dem geistigen
Einflu&szlig; dieser Chartistenf&uuml;hrer lebten die Fraternal Democrats, eine
internationale Organisation, in der auch der Bund der Gerechten durch Karl Schapper,
Josef Moll und andere Mitglieder vertreten war.</P>
<P>Von diesem Bunde ging nun im Januar 1847 ein entscheidender Ansto&szlig; aus.
Als &raquo;kommunistisches Korrespondenz-Komitee in London&laquo; verkehrte er mit dem &raquo;Korrespondenz-Komitee
in Br&uuml;ssel&laquo;, doch waren die gegenseitigen Beziehungen recht k&uuml;hl. Auf
der einen Seite herrschte Mi&szlig;trauen gegen die &raquo;Gelehrten&laquo;, die doch nicht
wissen k&ouml;nnten, wo die Arbeiter der Schuh dr&uuml;cke, auf der andern Seite
Mi&szlig;trauen gegen die &raquo;Straubinger&laquo;, das hei&szlig;t gegen die handwerksm&auml;&szlig;ig-z&uuml;nftlerische
Beschr&auml;nktheit, die unter den damaligen deutschen Arbeitern noch stark vorherrschte.
Engels, der in Paris seine liebe Not hatte, die dortigen &raquo;Straubinger&laquo; dem Einflu&szlig;
Proudhons und Weitlings zu entziehen, hielt zwar die Londoner &raquo;Straubinger&laquo; f&uuml;r
die einzigen, mit denen sich verhandeln lie&szlig;e, erkl&auml;rte aber doch eine
Adresse, die der Bund der Gerechten im Herbst 1846 in der schleswig-holsteinischen
Sache erlassen hatte, einfach f&uuml;r &raquo;Schund&laquo;: ihre Vertreter h&auml;tten von
den Engl&auml;ndern gerade den Unsinn gelernt: die totale Ignorierung aller wirklich
vorliegenden Verh&auml;ltnisse und die Unf&auml;higkeit, eine historische Entwicklung
aufzufassen.</P>
<P>Marx hat sich ein reichliches Jahrzehnt sp&auml;ter &uuml;ber seine damalige
Stellung zum Bunde der Gerechten so ausgelassen: &raquo;Wir ver&ouml;ffentlichten gleichzeitig
eine Reihe teils gedruckter, teils lithographierter Pamphlets, worin das Gemisch
von franz&ouml;sisch-englischem Sozialismus oder Kommunismus und von deutscher
Philosophie, das damals die Geheimlehre des &#155;Bundes&#139; bildete, einer unbarmherzigen
Kritik unterworfen, statt dessen die wissenschaftliche Einsicht in die &ouml;konomische
Struktur der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft als einzig haltbare theoretische Grundlage
aufgestellt und endlich in popul&auml;rer Form auseinandergesetzt ward, wie es
sich nicht um Durchf&uuml;hrung irgendeines utopistischen Systems handle, sondern
um selbstbewu&szlig;te Teilnahme an dem unter unsern Augen vor sich gehenden geschichtlichen
Umw&auml;lzungsproze&szlig; der Gesellschaft.&laquo;<A name="ZT27"></A><A href="fm03_116.htm#Z27"><SPAN class="top">[27]</SPAN></A> Der Wirksamkeit dieser Kundgebungen
schrieb Marx zu, da&szlig; der Bund <A NAME="S146"></A><B>|146|</B> der Kommunisten
im Januar 1847 ein Mitglied seiner Zentralbeh&ouml;rde, den Uhrmacher Josef Moll,
nach Br&uuml;ssel sandte, um ihn und Engels zum Eintritt in den Bund aufzufordern,
der ihre Auffassung anzunehmen beabsichtige.</P>
<P>Leider hat sich keine der Flugschriften erhalten <A name="ZT28"></A><A href="fm03_116.htm#Z28"><SPAN class="top">[28]</SPAN></A>, von denen Marx spricht, bis
auf das Rundschreiben gegen Kriege, der unter anderm als Emiss&auml;r und Prophet
eines geheimen Ess&auml;erbundes, des &raquo;Bundes der Gerechtigkeit&laquo; verspottet wird.
Kriege mystifiziere die wirkliche geschichtliche Entwicklung des Kommunismus in
den verschiedenen L&auml;ndern Europas dadurch, da&szlig; er ihren Ursprung und
ihre Fortschritte auf fabelhafte und romanhafte, aus der Luft gegriffene Intrigen
dieses Ess&auml;erbundes schreibe und die wahnwitzigsten Phantasien &uuml;ber
dessen Macht verbreite.</P>
<P>Hat dies Rundschreiben auf den Bund der Gerechten eingewirkt, so hat er eben
dadurch bewiesen, da&szlig; seine Mitglieder doch mehr waren als &raquo;Straubinger&laquo;,
und da&szlig; sie aus der englischen Geschichte besseres gelernt hatten, als Engels
annahm. Sie haben das Rundschreiben, so unfreundlich ihr &raquo;Ess&auml;erbund&laquo; darin
erw&auml;hnt war, besser zu w&uuml;rdigen gewu&szlig;t als Weitling, der gar nicht
darin gekr&auml;nkt war, aber sich gleichwohl auf Krieges Seite schlug. In der
Tat hatte sich der Bund der Gerechten in dem Weltverkehr Londons frischer und
kr&auml;ftiger erhalten als in Z&uuml;rich und selbst in Paris. Zun&auml;chst
f&uuml;r die Propaganda unter deutschen Arbeitern bestimmt, hatte er in der Weltstadt
einen internationalen Charakter angenommen. Im regen Verkehr mit Fl&uuml;chtlingen
aus aller Herren L&auml;ndern und im Angesicht der chartistischen Bewegung, die
immer h&ouml;here Wellen schlug, gewannen seine Leiter den Blick in eine Ferne,
die weit &uuml;ber handwerksm&auml;&szlig;ige Vorstellungen hinausging. Neben
den alten F&uuml;hrern Schapper, Bauer und Moll und &uuml;ber sie hinaus taten
sich der Miniaturmaler Karl Pf&auml;nder aus Heilbronn und der Schneider Georg
Eccarius aus Th&uuml;ringen durch die Gabe theoretischer Erkenntnis hervor.</P>
<P>Die von Schappers Hand geschriebene und vom 20. Januar 1847 datierte Vollmacht,
womit Moll in Br&uuml;ssel bei Marx und danach bei Engels in Paris erschien, ist
noch sehr vorsichtig abgefa&szlig;t; sie erm&auml;chtigt den &Uuml;berbringer,
&uuml;ber die Lage des Bundes zu berichten und genaue Auskunft &uuml;ber alle
Gegenst&auml;nde von Wichtigkeit zu geben. M&uuml;ndlich ging Moll freier aus
sich heraus. Er forderte Marx auf, in den Bund einzutreten und schlug dessen anf&auml;ngliche
Bedenken durch die Er&ouml;ffnung nieder, da&szlig; die Zentralbeh&ouml;rde einen
Bundeskongre&szlig; nach London zu berufen beabsichtige, um die von Marx und Engels
geltend gemachten <A NAME="S147"></A><B>|147|</B> kritischen Ansichten in einem
&ouml;ffentlichen Manifest als Bundeslehre aufzustellen, jedoch m&uuml;&szlig;ten
Marx und Engels den veralteten und widerstrebenden Elementen gegen&uuml;ber mitwirken,
und zu diesem Zwecke m&uuml;&szlig;ten sie in den Bund eintreten.</P>
<P>So entschlossen sie sich dazu. Doch kam es auf dem Kongre&szlig;, der im Sommer
1847 stattfand, zun&auml;chst nur zu einer demokratischen Organisation des Bundes,
wie sie einer Propagandagesellschaft entsprach, die zwar im geheimen wirken mu&szlig;te,
aber sich allem verschw&ouml;rerischen Treiben fernhielt. Der Bund organisierte
sich in Gemeinden, die nicht unter drei und nicht &uuml;ber zehn Mitglieder z&auml;hlen
durften, Kreisen, leitenden Kreisen, Zentralbeh&ouml;rde und Kongre&szlig;. F&uuml;r
seinen Zweck wurde erkl&auml;rt der Sturz der Bourgeoisie, die Herrschaft des
Proletariats, die Aufhebung der alten, auf Klassengegens&auml;tzen beruhenden
Gesellschaft, die Gr&uuml;ndung einer neuen Gesellschaft ohne Klassen und Privateigentum.<A name="ZT29"></A><A href="fm03_116.htm#Z29"><SPAN class="top">[29]</SPAN></A>
</P>
<P>Es entsprach dem demokratischen Charakter des Bundes, der sich von nun an Bund
der Kommunisten nannte, da&szlig; die neuen Statuten zun&auml;chst den einzelnen
Gemeinden zur Beratung vorgelegt wurden. Der endg&uuml;ltige Beschlu&szlig; &uuml;ber
sie wurde auf einen zweiten Kongre&szlig; verschoben, der noch vor Schlu&szlig;
des Jahres stattfinden und zugleich das neue Programm des Bundes beraten sollte.
Dem ersten Kongre&szlig; hat Marx noch nicht beigewohnt, wohl aber Engels als
Vertreter der Pariser und Wilhelm Wolff als Vertreter der Br&uuml;sseler Gemeinden.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">7. Propaganda in Br&uuml;ssel<A name="Kap_7"></A></H3>
<P>Der Bund der Kommunisten sah seine Aufgabe zun&auml;chst darin, deutsche Arbeiterbildungsvereine
zu stiften, die ihm eine &ouml;ffentliche Propaganda erm&ouml;glichten, wie er
sich aus ihren brauchbarsten Mitgliedern erg&auml;nzen und erweitern konnte.</P>
<P>Die Einrichtung dieser Vereine war &uuml;berall dieselbe. Ein Tag in der Woche
wurde zur Diskussion bestimmt, ein anderer f&uuml;r gesellige Unterhaltung (Gesang,
Deklamation usw.). &Uuml;berall wurden Vereinsbibliotheken eingerichtet und wenn
m&ouml;glich Klassen f&uuml;r den Unterricht der Arbeiter in Elementarkenntnissen.</P>
<P>Nach diesem Muster wurde dann auch der Deutsche Arbeiterverein eingerichtet,
der Ende August in Br&uuml;ssel entstand und bald gegen hundert Mitglieder z&auml;hlte.
Vorsitzende waren Moses He&szlig; und Wallau, Schriftf&uuml;hrer war Wilhelm Wolff.
Der Verein kam am Mittwoch- und <A NAME="S148"></A><B>|148|</B> Sonntagabend zusammen.
Am Mittwoch wurden wichtige Fragen er&ouml;rtert, die die Interessen des Proletariats
ber&uuml;hrten, am Sonntagabend pflegte Wolff seine politische Wochen&uuml;bersicht
zu geben, wof&uuml;r er bald ein besonderes Geschick entfaltete; danach folgte
gesellige Unterhaltung, woran sich auch die Frauen beteiligten.</P>
<P>Am 27. September veranstaltete dieser Verein ein internationales Bankett, um
zu zeigen, da&szlig; die Arbeiter verschiedener L&auml;nder br&uuml;derliche Gesinnungen
gegeneinander hegten. Man w&auml;hlte damals mit Vorliebe die Form von Banketts
f&uuml;r die politische Propaganda, um den polizeilichen Einmischungen in &ouml;ffentlichen
Versammlungen zu entgehen. Das Bankett vom 27. September hatte aber noch einen
besonderen Ursprung und Zweck. Es wurde von Bornstedt und anderen unzufriedenen
Elementen der deutschen Kolonie veranstaltet, wie der gerade anwesende Engels
an den gerade abwesenden Marx schrieb, &raquo;der uns zu einer sekund&auml;ren Rolle
gegen&uuml;ber Imbert und den belgischen Demokraten herabdr&uuml;cken und eine
viel gro&szlig;artigere, universellere Gesellschaft ins Leben rufen sollte als
unsren lumpigen Arbeiterverein&laquo;. Engels jedoch wu&szlig;te die Intrige rechtzeitig
zu hintertreiben; er wurde sogar, trotz seines Str&auml;ubens, weil er so &raquo;schrecklich
jung aussehe&laquo;, neben dem Franzosen Imbert zu einem der beiden Vizepr&auml;sidenten
gew&auml;hlt, w&auml;hrend der Ehrenvorsitz des Banketts dem General Mellinet
und der wirkliche Vorsitz dem Advokaten Jottrand &uuml;bertragen wurde, alten
K&auml;mpfern der belgischen Revolution von 1830.</P>
<P>An der Festtafel sa&szlig;en 120 G&auml;ste, Belgier, Deutsche, Schweizer,
Franzosen, Polen, Italiener, auch ein Russe. Nach mancherlei Reden beschlo&szlig;
man, einen Verein von Reformfreunden in Belgien nach dem Muster der Fraternal
Democrats zu gr&uuml;nden. In die vorbereitende Kommission wurde auch Engels gew&auml;hlt.
Da er alsbald Br&uuml;ssel wieder verlie&szlig;, so empfahl er in einem Briefe
an Jottrand, Marx an seine Stelle zu berufen, der unzweifelhaft gew&auml;hlt worden
w&auml;re, wenn er der Versammlung vom 27. September h&auml;tte beiwohnen k&ouml;nnen.
&raquo;Es w&auml;re daher nicht Herr Marx, der in der Kommission an meine Stelle treten
w&uuml;rde, sondern ich war es vielmehr, der in der Versammlung Herrn Marx vertrat.&laquo;
In der Tat wurden, als sich am 7. und 15. November die &raquo;Demokratische Gesellschaft
f&uuml;r Vereinigung aller L&auml;nder&laquo; endg&uuml;ltig auftat, Imbert und Marx
zu Vizepr&auml;sidenten gew&auml;hlt, w&auml;hrend Mellinet als Ehren- und Jottrand
als wirklicher Pr&auml;sident best&auml;tigt wurden. Das Statut war von belgischen,
deutschen, franz&ouml;sischen, polnischen Demokraten unterzeichnet, im ganzen
etwa 60 Namen; an Deutschen fanden sich darunter neben Marx namentlich <A NAME="S149"></A><B>|149|*</B>
Moses He&szlig;, Georg Weerth, die beiden Wolff, Stephan Born, auch Bornstedt.</P>
<P>Die erste gr&ouml;&szlig;ere Kundgebung der Demokratischen Gesellschaft war
die Jahresfeier der polnischen Revolution am 29. November. F&uuml;r die Deutschen
sprach Stephan Born, der gro&szlig;en Beifall erntete. Marx aber sprach als offizieller
Vertreter der Gesellschaft auf dem Meeting, das die Fraternal Democrats in London
am gleichen Tage und aus gleichem Anla&szlig; veranstalteten. Er stimmte seine
Rede durchaus auf den proletarisch-revolution&auml;ren Ton. &raquo;Das alte Polen ist
allerdings verloren, und wir w&auml;ren die letzten, seine Wiederherstellung zu
w&uuml;nschen. Aber nicht nur das alte Polen ist verloren. Das alte Deutschland,
das alte Frankreich, das alte England, die ganze alte Gesellschaft ist verloren.
Der Verlust der alten Gesellschaft ist aber kein Verlust f&uuml;r die, die nichts
in der alten Gesellschaft zu verlieren haben, und in allen jetzigen L&auml;ndern
ist dies der Fall f&uuml;r die gro&szlig;e Mehrzahl.&laquo;<A name="ZT30"></A><A href="fm03_116.htm#Z30"><SPAN class="top">[30]</SPAN></A> In dem Siege des Proletariats
&uuml;ber die Bourgeoisie sah Marx das Befreiungssignal f&uuml;r alle unterdr&uuml;ckten
Nationen und in dem Siege der englischen Proletarier &uuml;ber die englische Bourgeoisie
den entscheidenden Schlag f&uuml;r den Sieg aller Unterdr&uuml;ckten &uuml;ber
ihre Unterdr&uuml;cker. Polen sei nicht in Polen, sondern in England zu befreien.
Schl&uuml;gen die Chartisten ihre inl&auml;ndischen Feinde, so w&uuml;rden sie
die ganze Gesellschaft geschlagen haben.</P>
<P>In der Antwort auf die Adresse, die Marx &uuml;berreicht hatte, schlugen die
Fraternal Democrats denselben Ton an. &raquo;Euer Vertreter, unser Freund und Bruder
Marx, wird euch erz&auml;hlen, mit welchem Enthusiasmus wir sein Erscheinen und
die Verlesung eurer Adresse begr&uuml;&szlig;t haben. Alle Augen strahlten vor
Freude, alle Stimmen riefen Willkommen, alle H&auml;nde streckten sich br&uuml;derlich
eurem Vertreter entgegen ... Wir nehmen mit den Gef&uuml;hlen der lebhaftesten
Freude das B&uuml;ndnis an, das ihr uns anbietet. Unser Verein besteht seit mehr
als zwei Jahren mit der Devise: Alle Menschen sind Br&uuml;der. Bei Gelegenheit
unseres letzten Stiftungsfestes haben wir die Bildung eines demokratischen Kongresses
aller Nationen empfohlen, und wir sind erfreut zu h&ouml;ren, da&szlig; ihr die
gleichen Vorschl&auml;ge &ouml;ffentlich kundgegeben habt. Die Verschw&ouml;rung
der K&ouml;nige mu&szlig; bek&auml;mpft werden durch die Verschw&ouml;rung der
V&ouml;lker ... Wir sind &uuml;berzeugt, da&szlig; man sich an das wirkliche Volk
wenden mu&szlig;, an die Proletarier, an die M&auml;nner, die t&auml;glich ihr
Blut und ihren Schwei&szlig; unter dem Druck der gegenw&auml;rtigen Gesellschaftssysteme
vergie&szlig;en, um die allgemeine Br&uuml;derlichkeit durchzusetzen ... Aus der
H&uuml;tte, der Dachstube oder dem Keller, vom Pfluge, von der Fabrik, vom Ambo&szlig;
weg wird man sehen k&ouml;nnen, ja sieht man <A NAME="S150"></A><B>|150|</B> schon
die gleiche Stra&szlig;e daherkommen die Tr&auml;ger der Br&uuml;derlichkeit und
die auserw&auml;hlten Retter der Menschheit.&laquo; Die Fraternal Democrats schlugen
vor, den allgemeinen Demokratenkongre&szlig; im September 1848 in Br&uuml;ssel
abzuhalten, gewisserma&szlig;en als Gegenst&uuml;ck zu dem Freihandelskongre&szlig;,
der im September 1847 ebenda stattgefunden hatte.</P>
<P>Die Begr&uuml;&szlig;ung der Fraternal Democrats war jedoch nicht der einzige
Zweck, der Marx nach London gef&uuml;hrt hatte. Unmittelbar nach dem Polenmeeting,
in demselben Raume, dem Versammlungssaale des Kommunistischen Arbeiterbildungsvereins,
der im Jahre 1840 von Schapper, Bauer und Moll gegr&uuml;ndet worden war, fand
der Kongre&szlig; statt, den der Bund der Kommunisten berufen hatte, um die neuen
Statuten endg&uuml;ltig zu genehmigen und das neue Programm zu diskutieren. Engels
wohnte auch diesem Kongre&szlig; bei, er war von Paris aus am 27. November in
Ostende mit Marx zusammengetroffen, und sie hatten zusammen die Reise &uuml;bers
Wasser gemacht. Nach mindestens zehnt&auml;gigen Debatten erhielten beide den
Auftrag, die kommunistischen Grunds&auml;tze in einem &ouml;ffentlichen Manifest
zusammenzufassen.</P>
<P>Um die Mitte Dezember kehrte Marx nach Br&uuml;ssel und Engels &uuml;ber Br&uuml;ssel
nach Paris zur&uuml;ck. Mit der Ausf&uuml;hrung ihres Auftrages scheinen sie es
nicht allzu eilig gehabt zu haben; wenigstens erlie&szlig; die Zentralbeh&ouml;rde
in London am 24. Januar 1848 eine sehr energische Mahnung an die Kreisbeh&ouml;rde
Br&uuml;ssel, wonach dem B&uuml;rger Marx bedeutet werden sollte, da&szlig; weitere
Ma&szlig;regeln gegen ihn ergriffen werden w&uuml;rden, wenn nicht das &raquo;Manifest
der Kommunistischen Partei&laquo;, dessen Abfassung er &uuml;bernommen habe, bis zum
1. Februar in London angekommen sei. Was die Verz&ouml;gerung veranla&szlig;t
hat, wird sich kaum noch feststellen lassen: die gr&uuml;ndliche Art, wie Marx
arbeitete, oder die r&auml;umliche Trennung von Engels; vielleicht sind auch die
Londoner ungeduldig geworden, auf die Nachricht hin, da&szlig; Marx seine Propaganda
in Br&uuml;ssel eifrig weitertreibe.</P>
<P>Am 9. Januar 1848 hielt Marx in der Demokratischen Gesellschaft eine Rede &uuml;ber
den Freihandel.<A name="ZT31"></A><A href="fm03_116.htm#Z31"><SPAN class="top">[31]</SPAN></A> Er hatte dieselbe Rede schon auf dem Br&uuml;sseler Freihandelskongre&szlig;
halten wollen, war damals aber nicht zum Worte gekommen. Was er darin nach- und
zur&uuml;ckwies, war der Schwindel, den die Freih&auml;ndler mit dem &raquo;Wohl der
Arbeiter&laquo; trieben, von dem sie behaupteten, da&szlig; es die Triebfeder ihrer
Agitation sei. Wenn aber der Freihandel durchaus das Kapital zum Nachteil der
Arbeiter beg&uuml;nstigte, so verkannte Marx doch nicht - und ebendeshalb nicht
- da&szlig; er den Grunds&auml;tzen der b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomie entspr&auml;che.
Er sei die <A NAME="S151"></A><B>|151|</B> Freiheit des Kapitals, das die nationalen
Schranken, durch die es noch beengt werde, behufs v&ouml;lliger Entfesselung seiner
T&auml;tigkeit niederrei&szlig;e. Er zersetze die fr&uuml;heren Nationalit&auml;ten
und treibe den Gegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat auf die Spitze.
Damit beschleunige er die soziale Revolution, und in diesem revolution&auml;ren
Sinne stimmte Marx f&uuml;r das System der Handelsfreiheit.</P>
<P>Zugleich verwahrte er sich gegen den Verdacht schutzz&ouml;llnerischer Tendenzen,
und er geriet mit seiner Bef&uuml;rwortung des Freihandels auch keineswegs in
Widerspruch mit seiner Anerkennung deutscher Schutzz&ouml;lle als einer &raquo;progressiven
Bourgeoisiema&szlig;regel&laquo;. Wie Engels betrachtete Marx die ganze Freihandels-
und Schutzzollfrage rein vom revolution&auml;ren Standpunkt. Die deutsche Bourgeoisie
brauche Schutzz&ouml;lle als Waffen gegen den Absolutismus und Feudalismus, als
Mittel, ihre Kr&auml;fte zu konzentrieren, den Freihandel im Innern des Landes
zu verwirklichen, die gro&szlig;e Industrie aufzuziehen, die alsbald vom Weltmarkt,
das hei&szlig;t mehr oder weniger vom Freihandel abh&auml;ngig werden m&uuml;&szlig;te.
Im &uuml;brigen fand die Rede den lebhaften Beifall der Demokratischen Gesellschaft,
die sie auf ihre Kosten in franz&ouml;sischer und fl&auml;mischer Sprache drucken
zu lassen beschlo&szlig;.</P>
<P>Bedeutender und wichtiger als diese Rede, waren die Vortr&auml;ge, die Marx
im Deutschen Arbeiterverein &uuml;ber Lohnarbeit und Kapital hielt. Marx ging
davon aus, da&szlig; der Arbeitslohn nicht ein Anteil des Arbeiters an der von
ihm produzierten Ware, sondern der Teil der schon vorhandenen Waren sei, womit
der Kapitalist eine bestimmte Summe produktiver Arbeit an sich kaufe. Der Preis
der Arbeit werde bestimmt wie der Preis jeder anderen Ware: durch ihre Produktionskosten.
Die Produktionskosten der einfachen Arbeit beliefen sich auf die Existenz- und
Fortpflanzungskosten des Arbeiters. Der Preis dieser Kosten bilde den Arbeitslohn,
der durch die Schwankungen der Konkurrenz wie der Preis jeder anderen Ware bald
&uuml;ber, bald unter den Produktionskosten stehe, aber innerhalb dieser Schwankungen
sich zum Lohnminimum ausgleiche.</P>
<P>Marx untersuchte dann das Kapital. Auf die Erkl&auml;rung der b&uuml;rgerlichen
&Ouml;konomen, Kapital sei aufgeh&auml;ufte Arbeit, antwortete er: &raquo;Was ist ein
Negersklave? Ein Mensch von der schwarzen Race. Die eine Erkl&auml;rung ist die
andere wert. Ein Neger ist ein Neger. In bestimmten Verh&auml;ltnissen wird er
erst zum <I>Sklaven</I>. Eine Baumwollspinnmaschine ist eine Maschine zum Baumwollspinnen.
Nur in bestimmten Verh&auml;ltnissen wird sie zu <I>Kapital</I>. Aus diesen Verh&auml;ltnissen
herausgerissen, ist sie so wenig Kapital wie <I>Gold</I> an und f&uuml;r sich
<I>Geld</I> oder der Zucker der Zucker<I>preis</I> <A NAME="S152"></A><B>|152|*</B>
ist.&laquo;<A name="ZT32"></A><A href="fm03_116.htm#Z32"><SPAN class="top">[32]</SPAN></A> Das Kapital ist ein gesellschaftliches Produktionsverh&auml;ltnis, ein Produktionsverh&auml;ltnis
der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft. Eine Summe von Waren, von Tauschwerten wird
dadurch zu Kapital, da&szlig; sie als selbst&auml;ndige gesellschaftliche Macht,
das hei&szlig;t als die Macht eines Teils der Gesellschaft sich erh&auml;lt und
vermehrt durch den Austausch gegen die unmittelbare lebendige Arbeitskraft. &raquo;Die
Existenz einer Klasse, die nichts besitzt als die Arbeitsf&auml;higkeit, ist eine
notwendige Voraussetzung des Kapitals. Die Herrschaft der aufgeh&auml;uften, vergangenen,
vergegenst&auml;ndlichten Arbeit &uuml;ber die unmittelbare, lebendige Arbeit
macht die aufgeh&auml;ufte Arbeit erst zum Kapital. Das Kapital besteht nicht
darin, da&szlig; aufgeh&auml;ufte Arbeit der lebendigen Arbeit als Mittel zu neuer
Produktion dient. Es besteht darin, da&szlig; die lebendige Arbeit der aufgeh&auml;uften
Arbeit als Mittel dient, ihren Tauschwert zu erhalten und zu vermehren.&laquo;<A name="ZT33"></A><A href="fm03_116.htm#Z33"><SPAN class="top">[33]</SPAN></A> Kapital
und Arbeit bedingen sich gegenseitig, sie bringen sich gegenseitig hervor.</P>
<P>Wenn die b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomen daraus folgern, das Interesse des
Kapitalisten und des Arbeiters sei dasselbe, so geht der Arbeiter allerdings zugrunde,
wenn ihn das Kapital nicht besch&auml;ftigt, und das Kapital geht zugrunde, wenn
es den Arbeiter nicht ausbeutet. Je rascher sich das produktive Kapital vermehrt,
je bl&uuml;hender daher die Industrie ist, je mehr sich die Bourgeoisie bereichert,
um so mehr Arbeiter braucht der Kapitalist, um so teurer verkauft sich der Arbeiter.
Die unerl&auml;&szlig;liche Bedingung f&uuml;r eine passable Lage des Arbeiters
ist also m&ouml;glichst rasches Wachsen des produktiven Kapitals.</P>
<P>Marx f&uuml;hrte aus, da&szlig; in diesem Falle ein merkliches Zunehmen des
Arbeitslohns ein um so rascheres Wachsen des produktiven Kapitals voraussetze.
Wachse das Kapital, so m&ouml;ge der Arbeitslohn steigen, um so schneller steige
der Profit des Kapitals. Die materielle Lage des Arbeiters habe sich verbessert,
aber auf Kosten seiner gesellschaftlichen Lage: die gesellschaftliche Kluft, die
ihn vom Kapitalisten trenne, habe sich erweitert. G&uuml;nstigste Bedingung f&uuml;r
die Lohnarbeit ist m&ouml;glichst rasches Wachstum des Kapitals, hei&szlig;e nur:
Je rascher die Arbeiterklasse die ihr feindliche Macht, den fremden, &uuml;ber
sie gebietenden Reichtum vermehrt und vergr&ouml;&szlig;ert, unter desto g&uuml;nstigeren
Bedingungen wird ihr erlaubt, von neuem an der Vergr&ouml;&szlig;erung der Kapitalmacht
zu arbeiten, zufrieden, sich selbst die goldenen Ketten zu schmieden, woran die
Bourgeoisie sie hinter sich herschleift.</P>
<P>Nun sind aber gar nicht einmal, f&uuml;hrt Marx weiter aus, Wachstum des Kapitals
und Steigen des Arbeitslohns so unzertrennlich verbunden, wie die b&uuml;rgerlichen
&Ouml;konomen behaupten. Es ist nicht wahr, da&szlig; je <A NAME="S153"></A><B>|153|</B>
feister das Kapital, desto besser sein Sklave gem&auml;stet wird. Das Anwachsen
des produktiven Kapitals begreift die Akkumulation und Konzentration der Kapitalien
in sich. Ihre Zentralisation f&uuml;hrt eine gr&ouml;&szlig;ere Arbeitsteilung
und eine gr&ouml;&szlig;ere Anwendung von Maschinen mit sich. Die gr&ouml;&szlig;ere
Teilung der Arbeit zerst&ouml;rt die besondere Geschicklichkeit des Arbeiters;
indem sie an die Stelle dieser besonderen Geschicklichkeit eine Arbeit setzt,
die jedermann verrichten kann, vermehrt sie die Konkurrenz unter den Arbeitern.</P>
<P>Diese Konkurrenz wird um so st&auml;rker, je mehr die Arbeitsteilung dem einzelnen
Arbeiter erm&ouml;glicht, die Arbeit von dreien zu verrichten. Das gleiche Ergebnis
haben die Maschinen in noch viel h&ouml;herem Grade. Das Anwachsen des produktiven
Kapitals zwingt die industriellen Kapitalisten, mit stets wachsenden Mitteln zu
arbeiten; es ruiniert damit die kleinen Industriellen und wirft sie ins Proletariat.
Ferner, da der Zinsfu&szlig; in dem Ma&szlig;e f&auml;llt, worin die Kapitalien
sich aufh&auml;ufen, werden die kleinen Rentner, die von ihren Renten nicht mehr
leben k&ouml;nnen, sich der Industrie zuwenden und die Zahl der Proletarier vermehren.</P>
<P>Endlich, je mehr das produktive Kapital w&auml;chst, desto mehr wird es gezwungen,
f&uuml;r einen Markt zu produzieren, dessen Bed&uuml;rfnisse es nicht kennt. Um
so mehr geht die Produktion dem Bedarf voraus, um so mehr sucht das Angebot die
Nachfrage zu erzwingen, um so mehr nehmen an H&auml;ufigkeit und Heftigkeit die
Krisen zu, jene industriellen Erdbeben, in denen die Handelswelt sich nur dadurch
erh&auml;lt, da&szlig; sie einen Teil des Reichtums, der Produkte und selbst der
Produktivkr&auml;fte den G&ouml;ttern der Unterwelt opfert. Das Kapital <I>lebt</I>
nicht nur von der Arbeit. Ein zugleich vornehmer und barbarischer Herr, zieht
es mit sich in die Gruft die Leichen seiner Sklaven, ganze Arbeiterhekatomben,
die in den Krisen untergehen. Und so fa&szlig;t sich Marx zusammen: W&auml;chst
das Kapital rasch, so w&auml;chst ungleich rascher die Konkurrenz unter den Arbeitern,
das hei&szlig;t, desto mehr nehmen verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig die Besch&auml;ftigungsmittel,
die Lebensmittel f&uuml;r die Arbeiterklasse ab, und nichtsdestoweniger ist das
rasche Wachsen des Kapitals die g&uuml;nstigste Bedingung f&uuml;r die Lohnarbeit.</P>
<P>Leider ist nur dies Bruchst&uuml;ck aus den Vortr&auml;gen erhalten, die Marx
den deutschen Arbeitern in Br&uuml;ssel hielt. Aber es gen&uuml;gt, um zu zeigen,
mit welchem Ernst und welcher Tiefe des Denkens er diese Propaganda trieb. Anders
urteilte dar&uuml;ber freilich Bakunin, der, aus Frankreich ausgewiesen, wegen
einer Rede, die er zur Jahresfeier der polnischen Revolution gehalten hatte, eben
in diesen Tagen nach Br&uuml;ssel kam. Er schrieb am 28. Dezember 1847 einem russischen
Freunde: &raquo;Marx treibt <A NAME="S154"></A><B>|154|</B> hier dieselbe eitle Wirtschaft
wie vorher, verdirbt die Arbeiter, indem er R&auml;soneure aus ihnen macht. Dieselbe
theoretische Verr&uuml;cktheit und unbefriedigte Selbstzufriedenheit&laquo;, und noch
&auml;rger ging es in einem Brief an Herwegh &uuml;ber Marx und Engels her: &raquo;Mit
einem Wort, L&uuml;ge und Dummheit, Dummheit und L&uuml;ge. In dieser Gesellschaft
ist keine M&ouml;glichkeit, einen freien vollen Atemzug zu tun. Ich halte mich
fern von ihnen und habe ganz entschieden erkl&auml;rt, ich gehe in ihren kommunistischen
Handwerkerverein nicht und will mit ihm nichts zu tun haben.&laquo;</P>
<P>Diese &Auml;u&szlig;erungen Bakunins sind bemerkenswert, nicht wegen ihrer
etwaigen pers&ouml;nlichen Gereiztheit - denn Bakunin hat fr&uuml;her und auch
sp&auml;ter ganz anders &uuml;ber Marx geurteilt - sondern weil sich in ihnen
ein Gegensatz ank&uuml;ndigte, der zu heftigen K&auml;mpfen zwischen diesen beiden
Revolution&auml;ren f&uuml;hren sollte.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">8. &raquo;Das Kommunistische Manifest&laquo;<A name="Kap_8"></A></H3>
<P>Inzwischen war nun auch das Manuskript des &raquo;Kommunistischen Manifestes&laquo; zum
Druck nach London gesandt worden.</P>
<P>An Vorarbeiten dazu hatte es schon nach dem ersten Kongre&szlig; nicht gefehlt,
der die Beratung eines kommunistischen Programms dem zweiten Kongre&szlig; &uuml;bertragen
hatte. Es lag nahe, da&szlig; die Theoretiker der Bewegung sich mit dieser Aufgabe
besch&auml;ftigten. Marx und Engels, auch He&szlig; haben solche ersten Entw&uuml;rfe
gemacht.</P>
<P>Erhalten davon hat sich aber nur der Entwurf, &uuml;ber den Engels am 24. November
1847, also kurz vor dem zweiten Kongre&szlig;, an Marx schrieb: &raquo;&Uuml;berleg
Dir doch das Glaubensbekenntnis etwas. Ich glaube, wir tun am besten, wir lassen
die Katechismusform weg und titulieren das Ding: &#155;Kommunistisches <I>Manifest</I>&#139;. Da
darin mehr oder weniger Geschichte erz&auml;hlt werden mu&szlig;, pa&szlig;t die
bisherige Form gar nicht. Ich bringe das hiesige mit, das ich gemacht habe, es
ist einfach erz&auml;hlend, aber miserabel redigiert, in f&uuml;rchterlicher Eile.&laquo;<A name="ZT34"></A><A href="fm03_116.htm#Z34"><SPAN class="top">[34]</SPAN></A>
Engels f&uuml;gte hinzu, der Entwurf sei den Pariser Gemeinden noch nicht vorgelegt
worden, aber bis auf einige ganz kleine Kleinigkeiten hoffe er ihn durchzusetzen.</P>
<P>Er ist noch ganz in der Katechismusform abgefa&szlig;t, die jedenfalls seine
gro&szlig;e Gemeinverst&auml;ndlichkeit eher gef&ouml;rdert als gef&auml;hrdet
h&auml;tte. F&uuml;r die Zwecke der augenblicklichen Agitation w&auml;re er geeigneter
gewesen, als das sp&auml;tere &raquo;Manifest&laquo;, mit dem er in seinem gedanklichen Inhalt
vollkommen &uuml;bereinstimmt. Wenn Engels gleichwohl seine 25 Fragen <A NAME="S155"></A><B>|155|</B>
und Antworten von vornherein opferte zugunsten einer historischen Darstellung,
so gab er damit einen Beweis seiner Gewissenhaftigkeit; das Manifest, worin sich
der Kommunismus als weltgeschichtliche Erscheinung ank&uuml;ndigte, mu&szlig;te
- nach dem Worte des griechischen Geschichtsschreibers - ein Werk von bleibender
Bedeutung, und keine Streitschrift f&uuml;r den fl&uuml;chtigen Leser sein.</P>
<P>Es ist denn auch die klassische Form, die dem &raquo;Kommunistischen Manifest&laquo; seinen
dauernden Platz in der Weltliteratur gesichert hat. Nicht zwar als ob damit jenen
seltsamen K&auml;uzen ein Zugest&auml;ndnis gemacht werden soll, die durch Herausrei&szlig;en
einzelner S&auml;tze haben beweisen wollen, da&szlig; die Verfasser des &raquo;Manifestes&laquo;
Carlyle oder Gibbon oder Sismondi oder wen sonst bestohlen h&auml;tten. Das ist
reines Augenverblenden, und in dieser Beziehung ist das &raquo;Manifest&laquo; so selbst&auml;ndig
und urspr&uuml;nglich, wie nur je ein Schriftwerk gewesen ist. Aber allerdings
enth&auml;lt es keinen Gedanken, den Marx oder Engels nicht schon in ihren bisherigen
Schriften ge&auml;u&szlig;ert hatten. Das &raquo;Manifest&laquo; war keine neue Offenbarung;
es fa&szlig;te nur die neue Weltanschauung seiner Verfasser in einem Spiegel zusammen,
dessen Glas nicht klarer und dessen Rahmen nicht enger sein konnte. An der endg&uuml;ltigen
Formgebung hat, soweit der Stil ein Urteil gestattet, Marx den gr&ouml;&szlig;eren
Anteil gehabt, obgleich Engels, wie sein Entwurf zeigt, auf keiner niedrigeren
Stufe der Erkenntnis stand und als Mitverfasser von gleichem Recht gelten mu&szlig;.</P>
<P>Seit dem Erscheinen des &raquo;Manifestes&laquo; sind zwei Drittel eines Jahrhunderts vergangen,
und diese sechs bis sieben Jahrzehnte waren eine Zeit der gewaltigsten, &ouml;konomischen
und politischen Umw&auml;lzungen, die an dem &raquo;Manifest&laquo; nicht spurlos vor&uuml;bergegangen
ist. In mancher Beziehung hat sich die geschichtliche Entwicklung anders, und
vor allem hat sie sich viel langsamer vollzogen, als seine Verfasser annahmen.</P>
<P>Je weiter ihr Blick in die Ferne reichte, um so n&auml;her erschien sie ihnen.
Man kann sagen, da&szlig; ohne diesen Schatten das Licht nicht zu haben war. Es
ist eine psychologische Erscheinung, wie sie Lessing schon an den Menschen bemerkt
hat, die &raquo;sehr richtige Blicke in die Zukunft&laquo; tun: &raquo;Wozu sich die Natur Jahrtausende
Zeit nimmt, soll in dem Augenblick ihres Daseins reifen.&laquo; Nun haben sich Marx
und Engels freilich nicht um Jahrtausende, aber doch um reichliche Jahrzehnte
geirrt. Bei Abfassung des &raquo;Manifestes&laquo; sahen sie die Entwicklung der kapitalistischen
Produktionsweise auf einer H&ouml;he, die sie heute kaum erreicht hat. Sch&auml;rfer
noch als das &raquo;Manifest&laquo; selbst sprach es Engels in seinem Entwurfe aus, wo es
hei&szlig;t, da&szlig; in den zivilisierten L&auml;ndern fast alle Arbeitszweige
fabrikm&auml;&szlig;ig betrieben w&uuml;rden, da&szlig; fast in allen Arbeitszweigen
<A NAME="S156"></A><B>|156|*</B> das Handwerk und die Manufaktur durch die gro&szlig;e
Industrie verdr&auml;ngt worden seien.</P>
<P>In eigent&uuml;mlichem Gegensatze dazu standen die verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig
d&uuml;rftigen Ans&auml;tze von Arbeiterparteien, die das &raquo;Kommunistische Manifest&laquo;
erst zu verzeichnen wu&szlig;te. Selbst die bedeutendste, der englische Chartismus,
war noch stark von kleinb&uuml;rgerlichen Elementen durchsetzt, geschweige denn
die sozialistisch-demokratische Partei Frankreichs. Die Radikalen in der Schweiz
und diejenigen polnischen Revolution&auml;re, denen die b&auml;uerliche Emanzipation
als Vorbedingung der nationalen Befreiung galt, waren doch erst nur Schattenbilder
an der Wand. Sp&auml;ter haben die Verfasser selbst darauf hingewiesen, einen
wie beschr&auml;nkten Umfang das Verbreitungsgebiet der damaligen proletarischen
Bewegung hatte, und namentlich das Fehlen Ru&szlig;lands wie der Vereinigten Staaten
betont. &raquo;Es war die Zeit, wo Ru&szlig;land die letzte gro&szlig;e Reserve der
europ&auml;ischen Reaktion bildete, und wo die Auswanderung nach den Vereinigten
Staaten die &uuml;bersch&uuml;ssigen Kr&auml;fte des europ&auml;ischen Proletariats
absorbierte. Beide L&auml;nder versorgten Europa mit Rohstoff und dienten gleichzeitig
als M&auml;rkte seiner Industrieprodukte. Beide erschienen also, in dieser oder
jener Weise, als St&uuml;tzen der europ&auml;ischen gesellschaftlichen Ordnung.&laquo;<A name="ZT35"></A><A href="fm03_116.htm#Z35"><SPAN class="top">[35]</SPAN></A>
Wie hatte sich das alles schon nach einem Menschenalter ge&auml;ndert, und vollends
heute! Aber ist es wirklich eine Widerlegung des &raquo;Manifestes&laquo;, wenn die &raquo;h&ouml;chst
revolution&auml;re Rolle&laquo;, die es der kapitalistischen Produktionsweise zuschreibt,
einen noch viel l&auml;ngeren Atem hatte, als seine Verfasser annahmen?</P>
<P>Es h&auml;ngt damit zusammen, da&szlig; die packende und pr&auml;chtige Schilderung,
die der erste Abschnitt des &raquo;Manifestes&laquo; von dem Klassenkampf zwischen Bourgeoisie
und Proletariat entwirft, in seinen Grundz&uuml;gen zwar von un&uuml;bertrefflicher
Wahrheit ist, aber den Gang dieses Kampfes allzu summarisch behandelt. Man kann
heute nicht so ganz im allgemeinen die Tatsache hinstellen, da&szlig; der moderne
Arbeiter - im Unterschiede von den fr&uuml;heren unterdr&uuml;ckten Klassen, denen
die Bedingungen gesichert gewesen seien, innerhalb deren sie wenigstens ihre knechtische
Existenz sichern konnten - statt sich mit dem Fortschritt der Industrie zu heben,
immer tiefer unter die Bedingungen seiner eigenen Klasse herabsinke. So sehr die
kapitalistische Produktionsweise diese Tendenz hat, so haben sich doch breite
Schichten der Arbeiterklasse auch auf dem Boden der kapitalistischen Gesellschaft
eine Existenz zu sichern gewu&szlig;t, die sie sogar &uuml;ber die Existenz kleinb&uuml;rgerlicher
Schichten hinaushebt.</P>
<P>Man wird sich freilich h&uuml;ten m&uuml;ssen, daraus mit den b&uuml;rgerlichen
Kritikern die Hinf&auml;lligkeit der &raquo;Verelendungstheorie&laquo; zu folgern, die <A NAME="S157"></A><B>|157|</B>
das &raquo;Kommunistische Manifest&laquo; verk&uuml;ndet haben soll. Diese Theorie, die Behauptung,
da&szlig; die kapitalistische Produktionsweise die Massen der Nationen verelende,
in denen sie herrsche, war lange aufgestellt worden, ehe das &raquo;Kommunistische Manifest&laquo;
erschien, ja ehe Marx und Engels den ersten Federstrich taten. Sie war aufgestellt
worden von sozialistischen Denkern, von radikalen Politikern, ja zu allererst
von b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomen. Das Bev&ouml;lkerungsgesetz des Malthus bem&uuml;hte
sich, die &raquo;Verelendungstheorie&laquo; als ewiges Naturgesetz zu besch&ouml;nigen. Die
&raquo;Verelendungstheorie&laquo; spiegelte eine Praxis wider, &uuml;ber die sogar die Gesetzgebung
der herrschenden Klassen stolperte. Man fabrizierte Armengesetze und erbaute Armenbastillen,
worin die Verelendung als die Schuld der Verelendeten betrachtet und als solche
bestraft wurde. Diese &raquo;Verelendungstheorie&laquo; haben Marx und Engels so wenig erfunden,
da&szlig; sie ihr vielmehr von Anbeginn entgegengetreten sind, insofern als sie
zwar keineswegs die an sich unanfechtbare und allgemein anerkannte Tatsache der
Massenverelendung bestritten, wohl aber nachwiesen, da&szlig; diese Verelendung
kein ewiges Naturgesetz, sondern eine geschichtliche Erscheinung sei, die beseitigt
werden k&ouml;nne und werde, durch die Wirkungen derselben Produktionsweise, die
sie hervorgerufen habe.</P>
<P>Will man unter diesem Gesichtspunkte eine Anklage gegen das &raquo;Kommunistische
Manifest&laquo; richten, so kann sie nur dahin gehen, da&szlig; es sich noch nicht hinl&auml;nglich
von den Anschauungen der b&uuml;rgerlichen &raquo;Verelendungstheorie&laquo; frei gemacht
hatte. Es stand noch auf dem Standpunkt des Lohngesetzes, wie es Ricardo an der
Hand der Malthusischen Bev&ouml;lkerungstheorie entwickelt hatte; es urteilte
deshalb zu geringsch&auml;tzig &uuml;ber die Lohnk&auml;mpfe und gewerkschaftlichen
Organisationen der Arbeiter, in denen es wesentlich nur die Exerzierpl&auml;tze
und Man&ouml;verfelder des politischen Klassenkampfes sah. In der englischen Zehnstundenbill
erkannten Marx und Engels damals noch nicht wie sp&auml;ter den &raquo;Sieg eines Prinzips&laquo;;
unter kapitalistischen Voraussetzungen war sie in ihren Augen nur eine reaktion&auml;re
Fessel der gro&szlig;en Industrie. Genug, das &raquo;Manifest&laquo; kannte noch nicht Fabrikgesetze
und Gewerkschaftsorganisationen als Etappen des proletarischen Emanzipationskampfs,
der die kapitalistische in die sozialistische Gesellschaft umw&auml;lzen und bis
an sein letztes Ziel durchgek&auml;mpft werden mu&szlig;, wenn nicht auch die
ersten, m&uuml;hsam eroberten Erfolge verlorengehen sollen.</P>
<P>Demgem&auml;&szlig; betrachtete das &raquo;Manifest&laquo; die Reaktion des Proletariats
gegen die verelendenden Tendenzen der kapitalistischen Produktionsweise zu einseitig
im Lichte einer politischen Revolution. Ihm schwebten <A NAME="S158"></A><B>|158|</B>
die Muster der englischen und der franz&ouml;sischen Revolution vor; es erwartete
einige Jahrzehnte B&uuml;rgerkriege und V&ouml;lkerk&auml;mpfe, in deren Treibhausw&auml;rme
die politische M&uuml;ndigkeit des Proletariats schnell heranreifen w&uuml;rde.
Mit voller Klarheit trat die Ansicht der Verfasser in den S&auml;tzen hervor,
die von den Aufgaben der kommunistischen Partei in Deutschland handeln. Das &raquo;Manifest&laquo;
bef&uuml;rwortete hier den gemeinsamen Kampf des Proletariats mit der Bourgeoisie,
sobald diese revolution&auml;r auftrete, gegen die absolute Monarchie, das feudale
Grundeigentum und die Kleinb&uuml;rgerei, wobei jedoch keinen Augenblick unterlassen
werden d&uuml;rfe, bei den Arbeitern ein m&ouml;glichst klares Bewu&szlig;tsein
&uuml;ber den feindlichen Gegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat herauszuarbeiten.</P>
<P>Es hei&szlig;t dann weiter: &raquo;Auf Deutschland richten die Kommunisten ihre Hauptaufmerksamkeit,
weil Deutschland am Vorabend einer b&uuml;rgerlichen Revolution steht und weil
es diese Umw&auml;lzung unter fortgeschrittneren Bedingungen der europ&auml;ischen
Zivilisation &uuml;berhaupt, und mit einem viel weiter entwickelten Proletariat
vollbringt als England im siebenzehnten und Frankreich im achtzehnten Jahrhundert,
die deutsche b&uuml;rgerliche Revolution also nur das unmittelbare Vorspiel einer
proletarischen Revolution sein kann.&laquo;<A name="ZT36"></A><A href="fm03_116.htm#Z36"><SPAN class="top">[36]</SPAN></A> Die b&uuml;rgerliche Revolution in Deutschland
folgte dem &raquo;Manifest&laquo; nun zwar auf dem Fu&szlig;e, aber die Bedingungen, unter
denen sie sich vollzog, hatten gerade die umgekehrte Wirkung: sie lie&szlig;en
die b&uuml;rgerliche Revolution auf halbem Wege stehen, bis wenige Monate sp&auml;ter
die Pariser Junischlacht der Bourgeoisie und namentlich der deutschen Bourgeoisie
alle revolution&auml;ren Gel&uuml;ste austrieb.</P>
<P>So hat der Zahn der Zeit hier und da an den wie in Marmor gemei&szlig;elten
S&auml;tzen des &raquo;Manifestes&laquo; genagt. Schon im Jahre 1872 haben die Verfasser selbst,
in der Vorrede zu einer neuen Auflage, anerkannt, da&szlig; es &raquo;stellenweise veraltet&laquo;
sei, aber sie durften mit gleichem Rechte hinzuf&uuml;gen, da&szlig; die in dem
&raquo;Manifest&laquo; entwickelten Grunds&auml;tze im gro&szlig;en und ganzen ihre volle
Richtigkeit behalten h&auml;tten. Das wird gelten, solange bis der weltgeschichtliche
Kampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat ausgek&auml;mpft worden ist. Die entscheidenden
Gesichtspunkte dieses Kampfes sind in dem ersten Abschnitt mit un&uuml;bertrefflicher
Meisterschaft entwickelt, so auch im zweiten Abschnitt die leitenden Gedanken
des modernen wissenschaftlichen Kommunismus, und wenn im dritten Abschnitt die
Kritik der sozialistischen und kommunistischen Literatur auch nur bis zum Jahre
1847 reicht, so blickt sie den Dingen doch so auf den Grund, da&szlig; seitdem
keine sozialistische oder kommunistische <A NAME="S159"></A><B>|159|*</B> Richtung
aufgetaucht ist, die in diesem Abschnitt nicht schon mit kritisiert wurde. Aber
selbst die Vorhersage des vierten und letzten Abschnitts &uuml;ber die deutsche
Entwicklung ist in anderem Sinne, als ihre Verfasser meinten, doch wahr geworden;
die b&uuml;rgerliche Revolution in Deutschland, schon im Keime verk&uuml;mmert,
ist nur ein Vorspiel f&uuml;r die m&auml;chtige Entfaltung des proletarischen
Klassenkampfs geworden.</P>
<P>Unersch&uuml;tterlich in seinen Grundwahrheiten und lehrreich noch in seinen
Irrt&uuml;mern, ist das &raquo;Kommunistische Manifest&laquo; eine weltgeschichtliche Urkunde
geworden, und durch die Weltgeschichte hallt der Schlachtruf, mit dem es schlie&szlig;t:
Proletarier aller L&auml;nder, vereinigt euch!</P>
<HR size="1">
<P><A name="Z1"></A><SPAN class="top">[1]</SPAN> Karl Marx: Kritik der politischen &Ouml;konomie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me13/me13_007.htm#S10">Bd. 13, S. 10.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT1">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z2"></A><SPAN class="top">[2]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie, Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repr&auml;sentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen ve3schiedenen Propheten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me03/me03_009.htm">Bd. 3, S. 9-532.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT2">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z3"></A><SPAN class="top">[3]</SPAN> Karl Marx: Thesen &uuml;ber Feuerbach, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me03/me03_533.htm">Bd. 3, S. 533 ff.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT3">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z4"></A><SPAN class="top">[4]</SPAN> Friedrich Engels: Beschreibung der in neuester Zeit entstandenen und noch bestehenden kommunistischen Ansiedlungen, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me02/me02_521.htm">Bd. 2, S. 521 ff.</A> </P>
<P>Friedrich Engels: Zwei Reden in Elberfeld, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me02/me02_536.htm">Bd. 2, S. 536 ff.</A> </P>
<P>Friedrich Engels: Ein Fragment Fouriers &uuml;ber den Handel, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me02/me02_604.htm">Bd. 2, S. 604 ff.</A> </P>
<P>Friedrich Engels: Das Fest der Nationen in London, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me02/me02_611.htm">Bd. 2, S. 611 ff.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT4">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z5"></A><SPAN class="top">[5]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie, Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repr&auml;sentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen ve3schiedenen Propheten, Kapitel IV, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me03/me03_473.htm">Bd. 3, S. 473-520.</A> </P>
<P>Friedrich Engels: Nachtr&auml;gliches &uuml;ber die Lage der arbeitenden Klassen in England, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me02/me02_536.htm">Bd. 2, S. 591 ff.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT5">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z6"></A><SPAN class="top">[6]</SPAN> Friedrich Engels: Ein Fragment Fouriers &uuml;ber den Handel, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me02/me02_604.htm#S608">Bd. 2, S. 608.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT6">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z7"></A><SPAN class="top">[7]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_459.htm#S487">Bd. 4, S. 487.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT7">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z8"></A><SPAN class="top">[8]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Zirkular gegen Kriege, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_003.htm">Bd. 4, S. 3-17.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT8">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z9"></A><SPAN class="top">[9]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_065.htm#S91">Bd. 4, S. 91/92.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT9">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z10"></A><SPAN class="top">[10]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_065.htm#S109">Bd. 4, S. 109</A>, <A href="../../me/me04/me04_065.htm#S112">112.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT10">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z11"></A><SPAN class="top">[11]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_065.htm#S97">Bd. 4, S. 97.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT11">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z12"></A><SPAN class="top">[12]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_125.htm#S143">Bd. 4, S. 143/144.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT12">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z13"></A><SPAN class="top">[13]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_125.htm#S140">Bd. 4, S. 140.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT13">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z14"></A><SPAN class="top">[14]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_125.htm#S143">Bd. 4, S. 143.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT14">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z15"></A><SPAN class="top">[15]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_125.htm#S130">Bd. 4, S. 130.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT15">&lt;=</A></P>
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<P><A name="Z32"></A><SPAN class="top">[32]</SPAN> Karl Marx:Lohnarbeit und Kapital, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_397.htm#S407">Bd. 6, S. 407.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT32">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z33"></A><SPAN class="top">[33]</SPAN> Karl Marx:Lohnarbeit und Kapital, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_397.htm#S409">Bd. 6, S. 409.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT33">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z34"></A><SPAN class="top">[34]</SPAN> Friedrich Engels: Grunds&auml;tze des Kommunismus, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_361.htm">Bd. 4, S. 361-380.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT34">&lt;=</A></P>
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<P><A name="Z36"></A><SPAN class="top">[36]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_459.htm#S493">Bd. 4, S. 493.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT36">&lt;=</A></P>
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