emacs.d/clones/www.mlwerke.de/me/me08/me08_514.htm
2022-08-25 20:29:11 +02:00

58 lines
20 KiB
HTML

<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 3.2//EN">
<HTML>
<HEAD>
<META HTTP-EQUIV="Content-Type" CONTENT="text/html; charset=ISO-8859-1">
<TITLE>Karl Marx - Die Todesstrafe - Finanzen - Rueckgang der Aristokratie - Politik</TITLE>
</HEAD>
<BODY LINK="#0000ff" VLINK="#800080" BGCOLOR="#ffffaf">
<P><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 8, 3. Auflage 1972, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 514-520</SMALL>
<H2>Karl Marx</H2>
<H1>Verteidigung -<BR>
Finanzen -<BR>
R&uuml;ckgang der Aristokratie -<BR>
Politik</H1>
<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 3699 vom 23. Februar 1853]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S514">&lt;514&gt;</A></B> London, Dienstag, 8. Februar 1853</P>
<P>Die "Daily News" behauptet, da&szlig; die Einrichtung einer K&uuml;stenmiliz zu Verteidigungszwecken von der Regierung ernsthaft in Betracht gezogen wird.</P>
<P>Die Bankausweise zeigen eine weitere Abnahme des Goldvorrats um den Betrag von 362.084 Pfd.St. W&auml;hrend der letzten vierzehn Tage wurden etwa 1.000.000 Pfd.St. teils nach dem Kontinent, teils gem&uuml;nzt nach Australien verschifft. Da die Goldvorr&auml;te in der Bank von Frankreich trotz umfangreicher Goldimporte aus England ebenfalls abnehmen, so ist offenbar ein System privater Hortung entstanden, das ein starkes Anzeichen f&uuml;r das allgemeine Mi&szlig;trauen in die Stabilit&auml;t der napoleonischen Regierung ist.</P>
<P>Augenblicklich stellen die Arbeiter allgemein die Forderung nach h&ouml;heren L&ouml;hnen, insbesondere die Schiffbauer, Kohlenbergleute, Fabrikarbeiter und Maschinenbauer. Diese Forderung entspringt der herrschenden Prosperit&auml;t und kann als kein besonders bemerkenswertes Ereignis angesehen werden. Eine Tatsache, die mehr Beachtung verdient, ist ein regelrechter Streik l&auml;ndlicher Arbeiter, ein bisher noch nie dagewesenes Ereignis. Die Landarbeiter von South Wilts streikten um eine Lohnerh&ouml;hung von 2 sh., da ihr Wochenlohn jetzt nur 7 sh. betr&auml;gt.</P>
<P>Laut Vierteljahrsbericht des Leiters des Zivilstandwesens betrug die Auswanderung aus Gro&szlig;britannien w&auml;hrend des ganzen verflossenen Jahrs 1.000 Personen pro Tag, w&auml;hrend das Wachstum der Bev&ouml;lkerung etwas geringer war. Gleichzeitig nahmen die Eheschlie&szlig;ungen stark zu.</P>
<P>In den letzten zwei Wochen sind durch den Tod des Viscount Melbourne, des Earl of Tyrconnel und des Earl of Oxford nicht weniger als drei Pairschaften erloschen. Wenn es eine Klasse gibt, die dem Malthusschen <A NAME="S515"><B>&lt;515&gt;</A></B> Gesetz der Vermehrung in geometrischer Progression nicht unterliegt, so ist es die Klasse der erblichen Aristokratie. Nehmen wir zum Beispiel die Pairs und Baronets von Gro&szlig;britannien. Vom normannischen Adel existiert heute nur noch wenig oder fast nichts mehr und nicht viel mehr von den urspr&uuml;nglichen Baronetfamilien aus der Zeit K&ouml;nig Jakobs I. Die Ernennung der gro&szlig;en Mehrzahl der Pairs im Hause der Lords datiert von 1760. Der Rang der Baronets entstand 1611 unter Jakob I. Nur mehr dreizehn &uuml;berleben noch heute die ganze Anzahl der damals geschaffenen Baronetfamilien, und von denen, die 1625 ernannt wurden, verbleiben nur mehr 39. Die au&szlig;erordentliche Abnahme des venezianischen Adels liefert einen weiteren Beweis f&uuml;r die Wirksamkeit desselben Gesetzes, ungeachtet der Tatsache, da&szlig; dort <I>alle </I>S&ouml;hne schon durch die Geburt adlig waren. Amelot z&auml;hlte zu seiner Zeit in Venedig 2.500 Adlige, die im Rate Stimmrecht besa&szlig;en. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren es nur mehr 1.500, obwohl inzwischen noch mehrere Familien hinzugekommen waren. Der oberste Rat von Bern nahm in den Jahren von 1583 bis 1654 in das erbliche Patriziat 487 Familien auf; davon erloschen 379 im Laufe von zwei Jahrhunderten; im Jahre 1793 waren nur mehr 108 &uuml;brig. Und aus fr&uuml;heren Zeiten berichtet uns Tacitus, da&szlig; Kaiser Claudius neue Patriziergeschlechter schuf, "exhaustis etiam quas dictator Caesar lege Cassia et princeps Augustus lege Saenia sublegere" &lt;"da auch die schon ersch&ouml;pft waren, die der Diktator C&auml;sar nach dem Cassischen und der F&uuml;rst Augustus nach dem S&auml;nischen Gesetz nachgew&auml;hlt hatten"&gt;. Aus diesen Tatsachen geht klar hervor, da&szlig; die Natur an der erblichen Aristokratie keinen Gefallen findet, und man kann mit aller Sicherheit behaupten, da&szlig; das englische House of Lords l&auml;ngst eines nat&uuml;rlichen Todes gestorben w&auml;re, wenn ihm nicht stets neues Blut zugef&uuml;hrt und es k&uuml;nstlich gest&uuml;tzt worden w&auml;re. Die moderne Physiologie hat festgestellt, da&szlig; unter den h&ouml;heren Tieren die Fruchtbarkeit im umgekehrten Verh&auml;ltnis zur Entwicklung des Nervensystems, insbesondere zu der wachsenden Gehirnmasse abnimmt. Allerdings wird niemand zu behaupten wagen, da&szlig; das Erl&ouml;schen der englischen Aristokratie auf das &uuml;ppige Wachstum der Gehirnmasse zur&uuml;ckzuf&uuml;hren sei.</P>
<P>Wie es scheint, wird das "Tausendj&auml;hrige Reich" von genau denjenigen Parteien, die es prophezeit und aufgebracht haben, bereits als zusammengebrochen betrachtet, ehe noch das Unterhaus zusammengetreten. Die "Times" sagt am 4. Februar:</P>
<FONT SIZE=2><P>"W&auml;hrend Manchester Gift und Galle gegen das Ministerium Aberdeen speit ..., erteilen Irlands Papismus und <I>Sozialismus </I>(?) ihr fragw&uuml;rdiges Lob an Lord Derby und Mr. Disraeli."</P>
</FONT><B><P><A NAME="S516">&lt;516&gt;</A> </B>Mit dem <I>irischen Sozialismus</I>, den die "Times" erw&auml;hnt, meint sie selbstverst&auml;ndlich die Agitation f&uuml;r das P&auml;chterrecht. Ich beabsichtige, bei einem sp&auml;teren Anla&szlig; zu zeigen, da&szlig; die Theorien aller modernen englischen Bourgeois-&Ouml;konomen sich in vollst&auml;ndiger &Uuml;bereinstimmung mit dem Prinzip des P&auml;chterrechts befinden. Wie wenig andere Bl&auml;tter dem Inhalt des eben zitierten "Times"-Artikels zustimmen, kann man aus folgender Bemerkung des "Morning Advertiser" ersehen:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wir w&uuml;rden die Irl&auml;nder verachten, wenn wir sie f&uuml;r f&auml;hig hielten, dem Prinzip des P&auml;chterrechts untreu zu werden."</P>
</FONT><P>Die Wut des Aberdeenschen Organs erkl&auml;rt sich aus der Tatsache, da&szlig; das Tausendj&auml;hrige Ministerium sich in seinen Hoffnungen v&ouml;llig betrogen sieht. Mr. Sadleir und Mr. Keogh waren die anerkannten F&uuml;hrer der ["irischen] Brigade" - der eine im Kabinett, der andere nach au&szlig;en; der eine als Dirigent und Leiter, der andere als Redner. Indem man diese beiden kaufte, hoffte man die ganze Gesellschaft zu gewinnen. Jedoch die Mitglieder der Brigade waren mit der Verpflichtung ins Parlament geschickt worden, in der Opposition und unabh&auml;ngig von jeder Regierung zu verbleiben, die nicht gewillt ist, volle religi&ouml;se Gleichheit einzuf&uuml;hren und das Prinzip der Bill von Sherman Crawford zur Wahrung der irischen P&auml;chterrechte zu verwirklichen. Die "Times" entr&uuml;stet sich also, weil diese Leute nicht bereit sind, ihr Wort zu brechen. Den unmittelbaren Anla&szlig; zu diesem Zornesausbruch gab ein Meeting und Bankett in Kells, in der Grafschaft Meath. Das Zirkular forderte alle, an die es gerichtet war, auf, ihrer Entr&uuml;stung "&uuml;ber die neuerliche Desertion aus den Reihen der irischen Partei im Parlament" Ausdruck zu geben, und eine Resolution in diesem Sinne wurde angenommen.</P>
<P>Dieses Mi&szlig;lingen der Berechnungen des Ministeriums in bezug auf die Brigade h&auml;tte man voraussehen k&ouml;nnen; aber die gro&szlig;e Tragweite der Wandlung, die sich im Charakter und der Position der irischen Parteien jetzt vollzieht, scheinen weder sie selbst noch die englische Presse zu erkennen. Die Bisch&ouml;fe und die Masse des Klerus billigen die Haltung der katholischen Mitglieder, die in die Regierung eingetreten. In Carlow unterst&uuml;tzte die Geistlichkeit voll und ganz Mr. Sadleir, der nur deshalb unterlag, weil die Anh&auml;nger der P&auml;chterliga ihn bek&auml;mpften. Wie die wahrhaft katholische Partei &uuml;ber dieses Schisma denkt, zeigt ein Artikel des franz&ouml;sischen "Univers", dem europ&auml;ischen Organ des Jesuitentums:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Man kann Mr. Keogh und Mr. Sadleir mit Fug und Recht nur allein den Vorwurf machen, da&szlig; sie sich mit zwei Assoziationen in Verbindung bringen lie&szlig;en" (mit der P&auml;chterliga und der Assoziation f&uuml;r religi&ouml;se Gleichheit), "die kein anderes Ziel kennen, als die Anarchie offenkundig zu machen, von der Irland verzehrt wird."</P>
</FONT><B><P><A NAME="S517">&lt;517&gt;</A></B> Im &Uuml;berma&szlig; seiner Entr&uuml;stung verr&auml;t das "Univers" sein Geheimnis:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wir bedauern zutiefst, da&szlig; diese beiden Assoziationen in offene Opposition gegen Bisch&ouml;fe und Geistliche getreten sind, und dies in einem Lande, wo Pr&auml;laten und kirchliche W&uuml;rdentr&auml;ger bisher die sichersten F&uuml;hrer der nationalen und volkst&uuml;mlichen Assoziationen gewesen sind."</P>
</FONT><P>Wir k&ouml;nnen daraus schlie&szlig;en, da&szlig; das "Univers" die Anh&auml;nger der P&auml;chterliga, wenn sie zuf&auml;llig in Frankreich w&auml;ren, nach Cayenne verschicken lassen w&uuml;rde. Die Repealbewegung war nur eine politische Aktion, und der katholische Klerus konnte sie daher benutzen, um von der englischen Regierung Konzessionen zu erpressen, wobei das Volk den Pfaffen nur als Werkzeug diente. Die Agitation f&uuml;r das P&auml;chterrecht ist eine tief verwurzelte soziale Bewegung, die in ihrem weiteren Verlauf unfehlbar eine offene Spaltung zwischen der Kirche und der irischen revolution&auml;ren Partei hervorrufen wird, um so das Volk von der geistigen Knechtschaft zu befreien, die jahrhundertelang alle seine Bestrebungen, Opfer und K&auml;mpfe zunichte gemacht hat.</P>
<P>Ich komme nun zu der "Reunion" &lt;"Zusammenkunft"&gt; der f&uuml;hrenden Reformer der Grafschaft Lancashire und ihrer Vertreter, die am 3. d.M. in Manchester abgehalten wurde. Mr. George Wilson pr&auml;sidierte. Er sprach blo&szlig; von der ungerechten Vertretung der Handels- und Industriedistrikte im Vergleich zu den l&auml;ndlichen und lie&szlig; sich dar&uuml;ber folgenderma&szlig;en aus:</P>
<FONT SIZE=2><P>"In den f&uuml;nf Grafschaften Buckingham, Dorset, Wilts, Northampton und Shropshire wurden 63 Mitglieder von 52.921 W&auml;hlern gew&auml;hlt, w&auml;hrend die zwei Grafschaften Lancashire und Yorkshire mit 89.669 l&auml;ndlichen und 84.612 st&auml;dtischen W&auml;hlern, zusammen also 174.281, nur die gleiche Anzahl von Vertretern w&auml;hlten. Wenn es also auf die W&auml;hlerzahl ank&auml;me, h&auml;tten die f&uuml;nf Grafschaften nur Anspruch auf 29 Vertreter, w&auml;hrend Lancashire im Verh&auml;ltnis dazu 207 zu beanspruchen h&auml;tte. Zw&ouml;lf gro&szlig;e St&auml;dte (London doppelt gerechnet) entsenden 24 Vertreter, bei einer Stimmenzahl von 192.000, einer Einwohnerzahl von 3.268.218 sowie 388.000 bewohnten H&auml;usern. Andover, Buckingham, Chippenham, Cockermouth, Totnes, Harwich, Bedford, Lymington, Marlborough, Great Marlow und Richmond sind ebenfalls durch 24 Mitglieder vertreten, haben aber nur 3.569 W&auml;hler bei 67.434 Einwohnern und 1.373 bewohnten H&auml;usern ... Der sch&uuml;chternste Reformer und der gem&auml;&szlig;igtste Mensch h&auml;tte wohl kaum etwas dagegen einzuwenden, wenn man den Wahlkreisen, die eine Bev&ouml;lkerung von unter 5.000 Seelen haben, das Wahlrecht entz&ouml;ge und die zwanzig Mandate jenen gro&szlig;en Wahlkreisen zuwendete."</P>
</FONT><P>Mr. Milner-Gibson, Parlamentsmitglied, befa&szlig;te sich mit dem Thema des nationalen Unterrichtswesens und der Besteuerung des Wissens. In <A NAME="S518"><B>&lt;518&gt;</A></B> seiner Rede verdient nur die Stellung Beachtung, die Bezug auf die Reformbill nimmt und in der er zu dem Punkt gleicher Wahlbezirke erkl&auml;rt:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es mag dies, mit Verlaub zu sagen, eine wichtige <I>Klassenfrage </I>sein."</P>
</FONT><P>Mr. Brotherton, ein anderes Parlamentsmitglied, sagte:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Heute kann keine Reformbill mehr befriedigen, die nicht gleiche Verteilung der Vertretung bef&uuml;rwortet."</P>
</FONT><P>Bei weitem die denkw&uuml;rdigste Rede jedoch hielt Mr. Bright, Parlamentsmitglied, der wirkliche Mann unter den "Manchesterm&auml;nnern". Er sagte:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Regierung ist eine Koalitionsregierung aus Whigs und Peeliten ... Es liegt kaum Grund vor zum Jubilieren und so zu tun, als ob wir M&auml;nner in der Regierung h&auml;tten, die neue Grunds&auml;tze vertreten und eine neue Politik verfolgen, die bald einen gro&szlig;en Anlauf nehmen wollen und nicht von allen Reformfreunden im ganzen Land erst angetrieben werden m&uuml;ssen." (H&ouml;rt!)</P>
</FONT><P>In bezug auf die Parlamentsreform sagte er:</P>
<FONT SIZE=2><P>"H&auml;tte Louis-Napoleon in Frankreich mit einer Vertretung begonnen wie der unsrigen; h&auml;tte er alle Mitglieder in den Landbezirken w&auml;hlen lassen, in denen die Familie Bonaparte so popul&auml;r ist, und nicht erlaubt, da&szlig; Paris, Lyon und Marseille vertreten werden, so h&auml;tte die ganze Presse Englands sich &uuml;ber diese Scheinvertretung entr&uuml;stet, die er in jenem Lande errichtete." (H&ouml;rt, h&ouml;rt!) ... "Wir haben hier in Lancashire ein Achtel der Bev&ouml;lkerung Englands: wir haben hier ein Zehntel seines steuerpflichtigen Eigentums, und wir haben hier ein Zehntel s&auml;mtlicher H&auml;user ... Wir fangen an zu erkennen, woran wir sind." (Lauter Beifall.) ... "Es gibt da noch eine andere kleine Schwierigkeit, die der geheimen Abstimmung." (H&ouml;rt, h&ouml;rt!) "Ich las die Rede, die Lord John Russell anl&auml;&szlig;lich seiner Wahl hielt, und dachte, wahrlich, die Londoner W&auml;hler m&uuml;ssen bei ausgezeichnetem Humor gewesen sein, sonst h&auml;tten sie seine Erkl&auml;rung, 'er sei gegen jede Geheimniskr&auml;merei', nicht ohne Widerspruch passieren lassen k&ouml;nnen. Als ich das las, sagte ich mir: 'W&auml;re ich einer deiner Anh&auml;nger gewesen, so h&auml;tte ich dir geraten, einen Reporter aus der Redaktion der 'Times' zur n&auml;chsten Kabinettsitzung mitzunehmen.'" (H&ouml;rt, h&ouml;rt! und Heiterkeit.)</P>
</FONT><P>H&ouml;ren wir jetzt, wie Sir James Graham argumentiert:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Er glaube nicht, da&szlig; man die geheime Wahl obligatorisch machen k&ouml;nne."</P>
</FONT><P>Warum soll man sie nicht obligatorisch machen k&ouml;nnen? Die offene Wahl wurde doch auch obligatorisch gemacht, und ebenso kann es mit der geheimen geschehen. Jedenfalls ist sie in Massachusetts und vielleicht auch in anderen Staaten Nordamerikas eingef&uuml;hrt; und Sir James Graham wei&szlig; sehr genau, da&szlig; seine Ausf&uuml;hrungen kein Gewicht hatten, die er an einem verregneten Tage in Carlisle vor 2.000 oder 3.000 Zuh&ouml;rern machte, wo, wie ich annehme, die Leute unter ihren Regenschirmen die Dinge nicht allzu sorgf&auml;ltig pr&uuml;ften.</P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S519">&lt;519&gt;</A></B> "Wir d&uuml;rfen nicht vergessen", schlo&szlig; Bright, "da&szlig; alles, was das Land seit der Revolution von 1688 erreichte - und besonders die Errungenschaften der letzten Jahre -, erreicht wurde <I>in dem m&auml;nnlichen Kampf der Industrie und Handel treibenden Klassen gegen die Aristokratie und gegen die privilegierten Klassen dieses Landes</I>. Wir m&uuml;ssen denselben Kampf weiterf&uuml;hren; es sind noch gro&szlig;e Dinge zu vollbringen." (H&ouml;rt, h&ouml;rt! und Beifall.)</P>
</FONT><P>Die einstimmig angenommene Resolution lautet:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Diese Versammlung ersucht die liberalen Mitglieder, die mit der Grafschaft Lancashire zu tun haben, sich als ein Komitee zu betrachten, das jeden Schritt zur F&ouml;rderung der parlamentarischen Reform tatkr&auml;ftig unterst&uuml;tzt in der Absicht, der Grafschaft eine solche Verst&auml;rkung ihrer Vertretung zu sichern, wie sie ihre Bev&ouml;lkerung, ihr Reichtum, ihre Industrie und ihre Intelligenz erfordern."</P>
</FONT><P>Die Manchesterschule hat bei dieser Versammlung wieder ihren Schlachtruf: "Industrielle Bourgeoisie kontra Aristokratie" ert&ouml;nen lassen. Andererseits aber hat sie auch das Geheimnis ihrer Politik verraten, n&auml;mlich: Ausschlu&szlig; des Volkes von der Vertretung des Landes und strikte Aufrechterhaltung ihres besonderen Klasseninteresses. Das ganze Gerede &uuml;ber geheime Abstimmung, nationales Unterrichtswesen, Besteuerung des Wissens usw. ist nur rhetorische Flause; der einzig wichtige Punkt war das <I>Egalisieren der Wahlbezirke </I>- der einzige Punkt wenigstens, zu dem eine Resolution gefa&szlig;t und zu dem die Teilnehmer eine feste Verpflichtung eingingen. Warum das? Bei gleichen Wahlbezirken w&uuml;rden die st&auml;dtischen Interessen &uuml;ber die l&auml;ndlichen die Oberhand bekommen - die Bourgeoisie w&uuml;rde zur Herrin des Unterhauses werden. W&auml;re es den Manchesterm&auml;nnern beschieden, gleiche Wahlbezirke durchzusetzen, ohne den Chartisten erhebliche Konzessionen machen zu m&uuml;ssen, so h&auml;tten diese statt wie bisher zwei Feinde, die sich gegenseitig in ihrem Appell an sie &uuml;berbieten, eine kompakte Armee von Feinden gegen sich, die ihre ganze Macht darauf konzentrieren w&uuml;rden, sich den Forderungen des Volkes zu widersetzen. Dann w&uuml;rde eine Zeitlang das Kapital unbeschr&auml;nkt herrschen, und nicht nur in der Industrie, sondern auch in der Politik.</P>
<P>Ein b&ouml;ses Omen f&uuml;r das Koalitionsministerium k&ouml;nnte man aus den Lobspr&uuml;chen heraush&ouml;ren, die der gest&uuml;rzten Regierung in Kells und Manchester gewidmet wurden. Mr. Lucas, Parlamentsmitglied, sagte in Kells:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es g&auml;be keine gr&ouml;&szlig;eren Feinde des P&auml;chterrechts als den Marquis von Lansdowne, Lord Palmerston, Sidney Herbert etc. ... H&auml;tten nicht das Whig-Ministerium und die Graham-Leute stets an der Pachtfrage herumgen&ouml;rgelt? Da w&auml;ren auf der anderen Seite die Tories in den &Auml;mtern; er &uuml;berlasse es dem Gewissen eines jeden, der die Vorschl&auml;ge <A NAME="S520"><B>&lt;520&gt;</A></B> l&auml;se, die von den verschiedenen Parteien ausgegangen, zu entscheiden, ob die Derby-Regierung die Frage nicht tausendmal ehrlicher behandelt habe als die Whigs."</P>
</FONT><P>Und Milner-Gibson sagte auf der Versammlung in Manchester:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wenn auch das Budget des letzten Ministeriums im ganzen nichts taugte, so waren doch Ans&auml;tze zu einer besseren k&uuml;nftigen Politik darin zu finden." (H&ouml;rt, h&ouml;rt!) "Der damalige Schatzkanzler hat zumindest das Eis gebrochen. Ich meine bez&uuml;glich der Teez&ouml;lle. Und ich h&ouml;rte aus zuverl&auml;ssiger Quelle, da&szlig; die aufgel&ouml;ste Regierung die Absicht hatte, die Inseratensteuer abzuschaffen."</P>
</FONT><P>Mr. Bright ging in seinen Lobspr&uuml;chen noch weiter:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die letzte Regierung tat einen k&uuml;hnen Schritt in der Frage der Einkommensteuer. Da&szlig; der Landadel Englands, der doch gro&szlig;e Teile des Grundeigentums sein eigen nennt, selbst hervortrat und einen Antrag unterst&uuml;tzte, demzufolge Grundbesitz anders besteuert werden soll als Einkommen aus Handelsunternehmen und aus anderen unsicheren Quellen - das war ein Schritt, den wir uns merken sollten und dem wir, in unserem Bezirk, unbedingt Beifall zollen m&uuml;ssen. Und noch einen zweiten Punkt ber&uuml;hrte Mr. Disraeli, und ich mu&szlig; gestehen, da&szlig; ich ihm daf&uuml;r dankbar bin. In der Rede, in der er sein Budget einf&uuml;hrte, und in jener Rede, in der er in der Nacht vor seiner endg&uuml;ltigen Niederlage drei Stunden lang mit der massierten Macht k&auml;mpfte, die sich ihm entgegengestellt, da sprach er auch von den Steuern auf Erbschaften - worunter wir die Erbschafts- und Erbschaftsstempelsteuer verstehen - und er r&auml;umte ein, da&szlig; sie einer Ausgleichung bed&uuml;rften." (Lauter Beifall.)</P>
</FONT><I><P ALIGN="RIGHT">Karl Marx</P></I></BODY>
</HTML>