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2022-08-25 20:29:11 +02:00

467 lines
34 KiB
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<TITLE>Friedrich Engels - Anti-D&uuml;hring - Vorworte</TITLE>
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<HR size="1">
<P><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 20. Berlin/DDR.
1962. &raquo;Herrn Eugen D&uuml;hrung's Umw&auml;lzung der Wissenschaft&laquo;,
S. 5-15.<BR>
1. Korrektur<BR>
Erstellt am 05.09.1999</SMALL></P>
<H2>Friedrich Engels - Herrn Eugen D&uuml;hring's Umw&auml;lzung der Wissenschaft</H2>
<H1>Vorworte zu den drei Auflagen</H1>
<OL type="I">
<A href="me20_005.htm#Kap_I"><LI>Vorwort von 1878</LI></A>
<A href="me20_005.htm#Kap_II"><LI>Vorwort von 1885</LI></A>
<A href="me20_005.htm#Kap_III"><LI>Vorwort von 1894</LI></A>
</OL>
<hr size="1">
<H3 align="center"><A NAME="Kap_I">I</A></H3>
<P><B>|5|</b> Die nachfolgende Arbeit ist keineswegs die Frucht irgendwelches
&raquo;innern Dranges&laquo;. Im Gegenteil.</P>
<P>Als vor drei Jahren Herr D&uuml;hring pl&ouml;tzlich als Adept und gleichzeitig
Reformator des Sozialismus sein Jahrhundert in die Schranken forderte, drangen
Freunde in Deutschland wiederholt auf mich ein mit dem Wunsch, ich m&ouml;chte
diese neue sozialistische Theorie im Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei,
damals dem &raquo;Volksstaat&laquo;, kritisch beleuchten. Sie hielten dies f&uuml;r durchaus
n&ouml;tig, wenn nicht in der noch so jungen und eben erst definitiv geeinten
Partei von neuem Gelegenheit zu sektiererischer Spaltung und Verwirrung gegeben
werden sollte. Sie waren besser imstande als ich, die Verh&auml;ltnisse in Deutschland
zu beurteilen; ich war also verpflichtet, ihnen zu glauben. Daneben zeigte sich,
da&szlig; der Neubekehrte von einem Teil der sozialistischen Presse mit einer
W&auml;rme bewillkommt wurde, die zwar nur dem guten Willen des Herrn D&uuml;hring
galt, gleichzeitig aber auch bei diesem Teil der Parteipresse den guten Willen
durchblicken lie&szlig;, auf Rechnung eben dieses D&uuml;hringschen guten Willens
auch die D&uuml;hringsche Doktrin unbesehn mit in den Kauf zu nehmen. Auch fanden
sich Leute, die sich schon anschickten, diese Doktrin in popularisierter Form
unter den Arbeitern zu verbreiten. Und endlich boten Herr D&uuml;hring und sein
kleiner Sektenstamm alle K&uuml;nste der Reklame und der Intrige auf, um den
&raquo;Volksstaat&laquo; zu entschiedner Stellungnahme zu n&ouml;tigen gegen&uuml;ber der
mit so gewaltigen Anspr&uuml;chen auftretenden neuen Lehre.</P>
<P>Trotzdem dauerte es ein Jahr, bis ich mich entschlie&szlig;en konnte, mit Vernachl&auml;ssigung
andrer Arbeiten in diesen sauren Apfel zu bei&szlig;en. Es war eben ein Apfel,
den man ganz verzehren mu&szlig;te, sobald man einmal anbi&szlig;. <A NAME="S6"></A><B>|6|</B>
Und er war nicht nur sehr sauer, sondern auch sehr dick. Die neue sozialistische
Theorie trat auf als letzte praktische Frucht eines neuen philosophischen Systems.
Es galt also, sie im Zusammenhang dieses Systems, und damit das System selbst
zu untersuchen; es galt, Herrn D&uuml;hring zu folgen auf jenes weitl&auml;ufige
Gebiet, wo er von allen m&ouml;glichen Dingen handelt und noch von einigen mehr.
So entstand eine Reihe von Artikeln, die seit Anfang 1877 im Nachfolger des
&raquo;Volksstaat&laquo;, im Leipziger &raquo;Vorw&auml;rts&laquo; erschien und hier im Zusammenhang
vorliegt.</P>
<P>Es war somit die Beschaffenheit des Gegenstandes selbst, die die Kritik zu
einer Ausf&uuml;hrlichkeit zwang, zu der der wissenschaftliche Gehalt dieses
Gegenstandes, also der D&uuml;hringschen Schriften, im &auml;u&szlig;ersten
Mi&szlig;verh&auml;ltnis steht. Jedoch m&ouml;gen auch noch zwei andre Umst&auml;nde
diese Ausf&uuml;hrlichkeit entschuldigen. Einerseits gab sie mir die Gelegenheit,
auf den sehr verschiednen hier zu ber&uuml;hrenden Gebieten meine Auffassung
von Fragepunkten positiv zu entwickeln, die heute von allgemeinerem wissenschaftlichem
oder praktischem Interesse sind. Es ist dies in jedem einzelnen Kapitel geschehn,
und sowenig diese Schrift den Zweck haben kann, dem &raquo;System&laquo; des Herrn D&uuml;hring
ein andres System entgegenzusetzen, so wird der Leser doch hoffentlich in den
von mir aufgestellten Ansichten den innern Zusammenhang nicht vermissen. Da&szlig;
meine Arbeit in dieser Beziehung keine ganz fruchtlose gewesen ist, daf&uuml;r
habe ich schon jetzt Beweise genug.</P>
<P>Andrerseits ist der &raquo;systemschaffende&laquo; Herr D&uuml;hring keine vereinzelte
Erscheinung in der deutschen Gegenwart. Seit einiger Zeit schie&szlig;en in
Deutschland die Systeme der Kosmogonie, der Naturphilosophie &uuml;berhaupt,
der Politik, der &Ouml;konomie usw. &uuml;ber Nacht zu Dutzenden auf wie die
Pilze. Der kleinste Doktor Philosophiae, ja selbst der Studiosus tut nicht mehr
mit unter einem vollst&auml;ndigen &raquo;System&laquo;. Wie im modernen Staat vorausgesetzt
wird, da&szlig; jeder Staatsb&uuml;rger urteilsreif ist &uuml;ber alle die Fragen,
&uuml;ber die er abzustimmen hat; wie man in der &Ouml;konomie annimmt, da&szlig;
jeder Konsument gr&uuml;ndlicher Kenner aller der Waren ist, die er zu seinem
Lebensunterhalt einzukaufen in den Fall kommt - so soll es nun auch in der Wissenschaft
gehalten werden. Freiheit der Wissenschaft hei&szlig;t, da&szlig; man &uuml;ber
alles schreibt, was man nicht gelernt hat, und dies f&uuml;r die einzige streng
wissenschaftliche Methode ausgibt. Herr D&uuml;hring aber ist einer der bezeichnendsten
Typen dieser vorlauten Pseudowissenschaft, die sich heutzutage in Deutschland
&uuml;berall in den Vordergrund dr&auml;ngt und alles &uuml;bert&ouml;nt mit
ihrem dr&ouml;hnenden - h&ouml;hern Blech. H&ouml;heres Blech in der Poesie,
in der Philosophie, in der Politik, in der &Ouml;konomie, in der <A NAME="S7"></A><B>|7|</B>
Geschichtschreibung, h&ouml;heres Blech auf Katheder und Trib&uuml;ne, h&ouml;heres
Blech &uuml;berall, h&ouml;heres Blech mit dem Anspruch auf &Uuml;berlegenheit
und Gedankentiefe im Unterschied von dem simpeln, plattvulg&auml;ren Blech andrer
Nationen, h&ouml;heres Blech das charakteristischste und massenhafteste Produkt
der deutschen intellektuellen Industrie, billig aber schlecht, ganz wie andre
deutsche Fabrikate, neben denen es leider in Philadelphia nicht vertreten war.
Sogar der deutsche Sozialismus, namentlich seit dem guten Beispiel des Herrn
D&uuml;hring, macht neuerdings recht erklecklich in h&ouml;herm Blech und produziert
diesen und jenen, der sich mit &raquo;Wissenschaft&laquo; br&uuml;stet, von der er &raquo;wirklich
auch nichts gelernt hat&laquo;. Es ist dies eine Kinderkrankheit, die die beginnende
Bekehrung des deutschen Studiosus zur Sozialdemokratie anzeigt, und von ihr
unzertrennlich ist, die aber bei der merkw&uuml;rdig gesunden Natur unsrer Arbeiter
schon &uuml;berwunden werden wird.</P>
<P>Es war nicht meine Schuld, wenn ich Herrn D&uuml;hring auf Gebiete folgen mu&szlig;te,
auf denen ich mich h&ouml;chstens mit den Anspr&uuml;chen eines Dilettanten
bewegen kann. In solchen F&auml;llen habe ich mich meistens darauf beschr&auml;nkt,
den falschen oder schiefen Behauptungen meines Gegners die richtigen, unbestrittnen
Tatsachen entgegenzustellen. So in der Juristerei und in manchen F&auml;llen
aus der Naturwissenschaft. In andern handelt es sich um allgemeine Ansichten
aus der theoretischen Naturwissenschaft, also um ein Terrain, wo auch der Naturforscher
von Fach &uuml;ber seine Spezialit&auml;t hinaus auf benachbarte Gebiete &uuml;bergreifen
mu&szlig; - auf Gebiete also, auf denen er, nach Herrn Virchows Eingest&auml;ndnis,
ebensogut ein &raquo;Halbwisser&laquo; ist, wie wir andern auch. Dieselbe Nachsicht f&uuml;r
kleine Ungenauigkeiten und Unbeh&uuml;lflichkeiten des Ausdrucks, die man da
gegenseitig aus&uuml;bt, wird man auch mir hoffentlich zuteil werden lassen.</P>
<P>Bei Schlu&szlig; dieses Vorworts kommt mir eine von Herrn D&uuml;hring verfa&szlig;te
Buchh&auml;ndleranzeige eines neuen &raquo;ma&szlig;gebenden&laquo; Werks des Herrn D&uuml;hring
zu: &raquo;Neue Grundgesetze zur rationellen Physik und Chemie&laquo;. Sosehr ich nun auch
der Mangelhaftigkeit meiner physikalischen und chemischen Kenntnisse mir bewu&szlig;t
bin, so glaube ich doch meinen Herrn D&uuml;hring zu kennen, und daher, ohne
die Schrift selbst je gesehn zu haben, voraussagen zu d&uuml;rfen, da&szlig;
die hier aufgestellten Gesetze der Physik und Chemie sich den fr&uuml;hern von
Herrn D&uuml;hring entdeckten und in meiner Schrift untersuchten Gesetzen der
&Ouml;konomie, Weltschematik usw., nach Mi&szlig;verstand oder Gemeinpl&auml;tzlichkeit
w&uuml;rdig anreihen werden, und da&szlig; das von Herrn D&uuml;hring konstruierte
Rhigometer oder Instrument zur <A NAME="S8"></A><B>|8|</B> Messung sehr niedriger
Temperaturen zum Ma&szlig;stab dienen wird, nicht f&uuml;r Temperaturen, weder
hohe noch niedrige, sondern einzig und allein f&uuml;r die unwissende Arroganz
des Herrn D&uuml;hring.</P>
<P>London, 11. Juni 1878</P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_II">II</A></H3>
<P>Da&szlig; die vorliegende Schrift in neuer Auflage zu erscheinen hat, kam mir
unerwartet. Der Gegenstand, den sie kritisiert, ist heute schon so gut wie vergessen;
sie selbst hat nicht nur st&uuml;ckweise im Leipziger &raquo;Vorw&auml;rts&laquo; 1877 und
1878 vielen Tausenden von Lesern vorgelegen, sondern ist auch noch im Zusammenhang
und separat in starker Auflage gedruckt worden. Wie kann es da noch jemand interessieren,
was ich vor Jahren &uuml;ber Herrn D&uuml;hring zu sagen hatte?</P>
<P>In erster Linie verdanke ich dies wohl dem Umstand, da&szlig; diese Schrift,
wie &uuml;berhaupt fast alle meine damals noch umlaufenden Schriften, gleich
nach Erla&szlig; des Sozialistengesetzes im Deutschen Reich verboten wurde.
Wer nicht in den erblichen Beamtenvorurteilen der L&auml;nder der Helligen Allianz
vernagelt war, f&uuml;r den mu&szlig;te die Wirkung dieser Ma&szlig;regel klar
sein: verdoppelter und verdreifachter Absatz der verbotnen B&uuml;cher, Blo&szlig;legung
der Ohnmacht der Herren in Berlin, die Verbote erlassen und sie nicht durchf&uuml;hren
k&ouml;nnen. In der Tat tr&auml;gt mir die Liebensw&uuml;rdigkeit der Reichsregierung
mehr neue Auflagen meiner kleinern Schriften ein, als ich verantworten kann;
ich habe nicht die Zeit, den Text nach Geb&uuml;hr zu revidieren und mu&szlig;
ihn meist einfach wieder abdrucken lassen.</P>
<P>Dazu kommt aber noch ein andrer Umstand. Das hier kritisierte &raquo;System&laquo; des
Herrn D&uuml;hring verbreitet sich &uuml;ber ein sehr ausgedehntes theoretisches
Gebiet; ich war gen&ouml;tigt, ihm &uuml;berallhin zu folgen und seinen Auffassungen
die meinigen entgegenzusetzen. Die negative Kritik wurde damit positiv; die
Polemik schlug um in eine mehr oder minder zusammenh&auml;ngende Darstellung
der von Marx und mir vertretnen dialektischen Methode und kommunistischen Weltanschauung,
und dies auf einer ziemlich umfassenden Reihe von Gebieten. Diese unsre Anschauungsweise
hat, seit sie zuerst in Marx' <A HREF="../me04/me04_063.htm">&raquo;Mis&eacute;re
de la philosophie&laquo;</A> und im <A HREF="../me04/me04_459.htm">&raquo;Kommunistischen
Manifest&laquo;</A> vor die Welt trat, ein reichlich zwanzigj&auml;hriges Inkubationsstadium
durchgemacht, bis sie seit dem Erscheinen des <A NAME="S9"></A><B>|9|</B> <A HREF="../me23/me23_000.htm">&raquo;Kapital&laquo;</A>
mit wachsender Geschwindigkeit stets weitre Kreise ergriff und jetzt, weit &uuml;ber
die Grenzen Europas hinaus, Beachtung und Anhang findet in allen L&auml;ndern,
wo es einerseits Proletarier und andrerseits r&uuml;cksichtslose wissenschaftliche
Theoretiker gibt. Es scheint also, da&szlig; ein Publikum besteht, dessen Interesse
f&uuml;r die Sache gro&szlig; genug ist, um die jetzt in vielen Beziehungen
gegenstandslose Polemik gegen die D&uuml;hringschen S&auml;tze in den Kauf zu
nehmen, den daneben gegebnen positiven Entwicklungen zu Gefallen.</P>
<P>Ich bemerke nebenbei: Da die hier entwickelte Anschauungsweise zum weitaus
gr&ouml;&szlig;ern Teil von Marx begr&uuml;ndet und entwickelt worden, und nur
zum geringsten Teil von mir, so verstand es sich unter uns von selbst, da&szlig;
diese meine Darstellung nicht ohne seine Kenntnis erfolgte. Ich habe ihm das
ganze Manuskript vor dem Druck vorgelesen, und das zehnte Kapitel des Abschnitts
&uuml;ber &Ouml;konomie (&raquo;Aus der 'Kritischen Geschichte'&laquo;) ist von Marx geschrieben
und mu&szlig;te nur, &auml;u&szlig;erlicher R&uuml;cksichten halber, von mir
leider etwas verk&uuml;rzt werden. Es war eben von jeher unser Brauch, uns in
Spezialf&auml;chern gegenseitig auszuhelfen.</P>
<P>Die gegenw&auml;rtige neue Auflage ist, mit Ausnahme eines Kapitels, ein unver&auml;nderter
Abdruck der vorigen. Einerseits fehlte mir die Zeit zu einer durchgreifenden
Revision, sosehr ich manches in der Darstellung ge&auml;ndert w&uuml;nschte.
Aber ich habe die Pflicht, die hinterlassenen Manuskripte von Marx f&uuml;r
den Druck fertigzustellen, und dies ist viel wichtiger als alles andre. Dann
aber str&auml;ubt sich mein Gewissen gegen jede &Auml;nderung. Die Schrift ist
eine Streitschrift, und ich glaube es meinem Gegner schuldig zu sein, da meinerseits
nichts zu bessern, wo er nichts bessern kann. Ich k&ouml;nnte nur das Recht
beanspruchen, auf Herrn D&uuml;hrings Antwort wieder zu entgegnen. Was aber
Herr D&uuml;hring &uuml;ber meinen Angriff geschrieben hat, habe ich nicht gelesen
und werde es nicht ohne besondre Veranlassung lesen; ich bin theoretisch mit
ihm fertig. Im &uuml;brigen mu&szlig; ich ihm gegen&uuml;ber die Anstandsregeln
des literarischen Kampfes um so mehr aufrechterhalten, als ihm seitdem von der
Berliner Universit&auml;t schm&auml;hliches Unrecht angetan worden ist. Freilich
ist sie daf&uuml;r gez&uuml;chtigt worden. Eine Universit&auml;t, die sich dazu
hergibt, Herrn D&uuml;hring unter den bekannten Umst&auml;nden die Lehrfreiheit
zu entziehn, darf sich nicht wundern, wenn man ihr unter den ebenfalls bekannten
Umst&auml;nden Herrn Schweninger aufzwingt.</P>
<P>Das einzige Kapitel, worin ich mir erl&auml;uternde Zus&auml;tze erlaubt habe,
<A NAME="S10"></A><B>|10|</B> ist das zweite des dritten Abschnitts: &raquo;Theoretisches&laquo;.
Hier, wo es sich einzig und allein um die Darstellung eines Kernpunktes der
von mir vertretnen Anschauung handelt, wird sich mein Gegner nicht beklagen
k&ouml;nnen, wenn ich mich bem&uuml;hte, popul&auml;rer zu sprechen und den
Zusammenhang zu erg&auml;nzen. Und zwar hatte dies eine &auml;u&szlig;ere Veranlassung.
Ich hatte drei Kapitel der Schrift (das erste der Einleitung und das erste und
zweite des dritten Abschnitts) f&uuml;r meinen Freund Lafargue behufs &Uuml;bersetzung
ins Franz&ouml;sische zu einer selbst&auml;ndigen Brosch&uuml;re verarbeitet,
und nachdem die franz&ouml;sische Ausgabe einer italienischen und polnischen
als Grundlage gedient, eine deutsche Ausgabe besorgt unter dem Titel: <A HREF="../me19/me19_177.htm">&raquo;Die
Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft&laquo;</A>. Diese hat
in wenigen Monaten drei Auflagen erlebt und ist auch in russischer und d&auml;nischer
&Uuml;bersetzung erschienen. Zus&auml;tze hatte in allen diesen Ausgaben nur
das fragliche Kapitel erhalten, und es w&auml;re pedantisch gewesen, h&auml;tte
ich in der neuen Auflage des Originalwerks mich an den urspr&uuml;nglichen Wortlaut
binden wollen, gegen&uuml;ber seiner sp&auml;tern, international gewordnen Gestalt.</P>
<P>Was ich sonst ge&auml;ndert w&uuml;nschte, bezieht sich haupts&auml;chlich
auf zwei Punkte. Erstens auf die menschliche Urgeschichte, zu der uns Morgan
erst 1877 den Schl&uuml;ssel lieferte. Da ich aber seitdem in meiner Schrift:
<A HREF="../me21/me21_025.htm">&raquo;Der Ursprung der Familie, des Privateigentums
und des Staats&laquo;</A>, Z&uuml;rich 1884, Gelegenheit hatte, das mir inzwischen
zug&auml;nglich gewordne Material zu verarbeiten, gen&uuml;gt der Hinweis auf
diese sp&auml;tere Arbeit.</P>
<P>Zweitens aber der Teil, der von der theoretischen Naturwissenschaft handelt.
Hier herrscht eine gro&szlig;e Unbeholfenheit der Darstellung, und manches lie&szlig;e
sich heute klarer und bestimmter ausdr&uuml;cken. Wenn ich mir nicht das Recht
zuschreibe, hier zu bessern, so bin ich eben deswegen verpflichtet, mich statt
dessen hier selbst zu kritisieren.</P>
<P>Marx und ich waren wohl ziemlich die einzigen, die aus der deutschen idealistischen
Philosophie die bewu&szlig;te Dialektik in die materialistische Auffassung der
Natur und Geschichte hin&uuml;bergerettet hatten. Aber zu einer dialektischen
und zugleich materialistischen Auffassung der Natur geh&ouml;rt Bekanntschaft
mit der Mathematik und der Naturwissenschaft. Marx war ein gr&uuml;ndlicher Mathematiker,
aber die Naturwissenschaften konnten wir nur st&uuml;ckweise, sprungweise, sporadisch
verfolgen. Als ich daher durch R&uuml;ckzug aus dem kaufm&auml;nnischen Gesch&auml;ft
und Umzug nach London die Zeit dazu gewann, machte ich, soweit es mir m&ouml;glich,
eine vollst&auml;ndige <A NAME="S11"></A><B>|11|</B> mathematische und naturwissenschaftliche
&raquo;Mauserung&laquo;, wie Liebig es nennt, durch, und verwandte den besten Teil von acht
Jahren darauf. Ich war grade mitten in diesem Mauserungsproze&szlig; begriffen,
als ich in den Fall kam, mich mit Herrn D&uuml;hrings sogenannter Naturphilosophie
zu befassen. Wenn ich also da manchmal den richtigen technischen Ausdruck nicht
finde und mich &uuml;berhaupt mit ziemlicher Schwerf&auml;lligkeit auf dem Gebiet
der theoretischen Naturwissenschaft bewege, so ist das nur zu nat&uuml;rlich.
Andrerseits hat mich aber das Bewu&szlig;tsein meiner noch nicht &uuml;berwunden
Unsicherheit vorsichtig gemacht; wirkliche Verst&ouml;&szlig;e gegen die damals
bekannten Tatsachen und unrichtige Darstellung der damals anerkannten Theorien
wird man mir nicht nachweisen k&ouml;nnen. In dieser Beziehung hat sich nur ein
verkannter gro&szlig;er Mathematiker bei Marx brieflich beklagt, ich h&auml;tte
die <IMG SRC="-1.gif" WIDTH=24 HEIGHT=11>frevelhaft an ihrer Ehre angegriffen.</P>
<P>Es handelte sich bei dieser meiner Rekapitulation der Mathematik und der Naturwissenschaften
selbstredend darum, mich auch im einzelnen zu &uuml;berzeugen - woran im allgemeinen
kein Zweifel f&uuml;r mich war -, da&szlig; in der Natur dieselben dialektischen
Bewegungsgesetze im Gewirr der zahllosen Ver&auml;nderungen sich durchsetzen,
die auch in der Geschichte die scheinbare Zuf&auml;lligkeit der Ereignisse beherrschen;
dieselben Gesetze, die, ebenfalls in der Entwicklungsgeschichte des menschlichen
Denkens den durchlaufenden Faden bildend, allm&auml;hlich den denkenden Menschen
zum Bewu&szlig;tsein kommen; die zuerst von Hegel in umfassender Weise, aber
in mystifizierter Form entwickelt worden, und die aus dieser mystischen Form
herauszusch&auml;len und in ihrer ganzen Einfachheit und Allgemeing&uuml;ltigkeit
klar zur Bewu&szlig;theit zu bringen, eine unsrer Bestrebungen war. Es verstand
sich von selbst, da&szlig; die alte Naturphilosophie - soviel wirklich Gutes
und soviel fruchtbare Keime sie enthielt <A NAME="ZF1"></A><A HREF="me20_005.htm#F1"><SPAN class="top">(1)</SPAN></A>
- uns nicht gen&uuml;gen <A NAME="S12"></A><B>|12|</B> konnte. Wie in dieser
Schrift n&auml;her entwickelt, fehlte sie, namentlich in der Hegelschen Form,
darin, da&szlig; sie der Natur keine Entwicklung in der Zeit zuerkannte, kein
&raquo;Nacheinander&laquo;, sondern nur ein &raquo;Nebeneinander&laquo;. Dies war einerseits im Hegelschen
System selbst begr&uuml;ndet, das nur dem &raquo;Geist&laquo; eine geschichtliche Fortentwicklung
zuschrieb, andrerseits aber auch im damaligen Gesamtstand der Naturwissenschaften.
So fiel Hegel hier weit hinter Kant zur&uuml;ck, dessen Nebulartheorie bereits
die Entstehung, und dessen Entdeckung der Hemmung der Erdrotation durch die
Meeresflutwelle auch schon den Untergang des Sonnensystems proklamiert hatte.
Und endlich konnte es sich f&uuml;r mich nicht darum handeln, die dialektischen
Gesetze in die Natur hineinzukonstruieren, sondern sie in ihr aufzufinden und
aus ihr zu entwickeln.</P>
<P>Dies im Zusammenhang und auf jedem einzelnen Gebiet zu tun, ist aber eine Riesenarbeit.
Nicht nur ist das zu beherrschende Gebiet fast unerme&szlig;lich, es ist auch
auf diesem gesamten Gebiet die Naturwissenschaft selbst in einem so gewaltsamen
Umw&auml;lzungsproze&szlig; begriffen, da&szlig; auch derjenige kaum folgen
kann, dem seine ganze freie Zeit hierf&uuml;r zur Verf&uuml;gung steht. Seit
dem Tode von Karl Marx ist meine Zeit aber durch dringendere Pflichten mit Beschlag
belegt worden, und da mu&szlig;te ich meine Arbeit unterbrechen. Ich mu&szlig;
mich vorderhand mit den in der vorliegenden Schrift gegebnen Andeutungen begn&uuml;gen
und abwarten, ob sich sp&auml;ter einmal Gelegenheit findet, die gewonnenen
Resultate zu sammeln und her- <A NAME="S13"></A><B>|13|</B> auszugeben, vielleicht
zusammen mit den hinterlassenen h&ouml;chst wichtigen mathematischen Manuskripten
von Marx.</P>
<P>Vielleicht aber macht der Fortschritt der theoretischen Naturwissenschaft meine
Arbeit gr&ouml;&szlig;tenteils oder ganz &uuml;berfl&uuml;ssig. Denn die Revolution,
die der theoretischen Naturwissenschaft aufgezwungen wird durch die blo&szlig;e
Notwendigkeit, die sich massenhaft h&auml;ufenden, rein empirischen Entdeckungen
zu ordnen, ist der Art, da&szlig; sie den dialektischen Charakter der Naturvorg&auml;nge
mehr und mehr auch dem widerstrebendsten Empiriker zum Bewu&szlig;tsein bringen
mu&szlig;. Die alten starren Gegens&auml;tze, die scharfen, un&uuml;berschreitbaren
Grenzlinien verschwinden mehr und mehr. Seit der Fl&uuml;ssigmachung auch der
letzten &raquo;echten&laquo; Gase, seit dem Nachweis, da&szlig; ein K&ouml;rper in einen Zustand
versetzt werden kann, worin tropfbare und Gasform ununterscheidbar sind, haben
die Aggregatzust&auml;nde den letzten Rest ihres fr&uuml;hern absoluten Charakters
verloren. Mit dem Satz der kinetischen Gastheorie, da&szlig; in vollkommnen Gasen
die Quadrate der Geschwindigkeiten, womit die einzelnen Gasmolek&uuml;le sich
bewegen, sich bei gleicher Temperatur umgekehrt verhalten wie die Molekulargewichte,
tritt die W&auml;rme auch direkt in die Reihe der unmittelbar als solche me&szlig;baren
Bewegungsformen. Wurde noch vor zehn Jahren das neuentdeckte gro&szlig;e Grundgesetz
der Bewegung gefa&szlig;t als blo&szlig;es Gesetz von der <I>Erhaltung</I> der
Energie, als blo&szlig;er Ausdruck der Unzerst&ouml;rbarkeit und Unerschaffbarkeit
der Bewegung, also blo&szlig; nach seiner quantitativen Seite, so wird dieser
enge, negative Ausdruck mehr und mehr verdr&auml;ngt durch den positiven der <I>Verwandlung</I>
der Energie, worin erst der qualitative Inhalt des Prozesses zu seinem Recht kommt
und worin die letzte Erinnerung an den au&szlig;erweltlichen Sch&ouml;pfer ausgel&ouml;scht
ist. Da&szlig; die Menge der Bewegung (der sogenannten Energie) sich nicht ver&auml;ndert,
wenn sie sich aus kinetischer Energie (sogenannter mechanischer Kraft) in Elektrizit&auml;t,
W&auml;rme, potentielle Energie der Lage etc. verwandelt und umgekehrt, braucht
jetzt nicht mehr als etwas Neues gepredigt zu werden; es dient als einmal gewonnene
Grundlage der nun viel inhaltsvollern Untersuchung des Verwandlungsprozesses selbst,
des gro&szlig;en Grundprozesses, in dessen Erkenntnis die ganze Erkenntnis der
Natur sich zusammenfa&szlig;t. Und seitdem die Biologie mit der Leuchte der Evolutionstheorie
betrieben wird, hat sich auf dem Gebiet der organischen Natur eine starre Grenzlinie
der Klassifikation nach der andern aufgel&ouml;st; die fast unklassifizierbaren
Mittelglieder mehren sich t&auml;glich, die genauere Untersuchung wirft Organismen
aus einer Klasse in die andre, und fast zu Glaubensartikeln gewordne Unterscheidungsmerkmale
verlieren ihre unbedingte G&uuml;ltigkeit; wir haben <A NAME="S14"></A><B>|14|</B>
jetzt eierlegende S&auml;ugetiere, und wenn die Nachricht sich best&auml;tigt,
auch V&ouml;gel, die auf allen vieren gehn. War schon vor Jahren Virchow gen&ouml;tigt
gewesen, infolge der Entdeckung der Zelle die Einheit des tierischen Individuums
mehr fortschrittlich als naturwissenschaftlich und dialektisch in eine F&ouml;deration
von Zellenstaaten aufzul&ouml;sen, so wird der Begriff der tierischen (also auch
menschlichen) Individualit&auml;t noch weit verwickelter durch die Entdeckung
der am&ouml;benartig im K&ouml;rper der h&ouml;hern Tiere herumkriechenden wei&szlig;en
Blutzellen. Es sind aber grade die als unvers&ouml;hnlich und unl&ouml;sbar vorgestellten
polaren Gegens&auml;tze, die gewaltsam fixierten Grenzlinien und Klassenunterschiede,
die der modernen theoretischen Naturwissenschaft ihren beschr&auml;nkt-metaphysischen
Charakter gegeben haben. Die Erkenntnis, da&szlig; diese Gegens&auml;tze und Unterschiede
in der Natur zwar vorkommen, aber nur mit relativer G&uuml;ltigkeit, da&szlig;
dagegen jene ihre vorgestellte Starrheit und absolute G&uuml;ltigkeit erst durch
unsre Reflexion in die Natur hineingetragen ist - diese Erkenntnis macht den Kernpunkt
der dialektischen Auffassung der Natur aus. Man kann zu ihr gelangen, indem man
von den sich h&auml;ufenden Tatsachen der Naturwissenschaft dazu gezwungen wird;
man gelangt leichter dahin, wenn man dem dialektischen Charakter dieser Tatsachen
das Bewu&szlig;tsein der Gesetze des dialektischen Denkens entgegenbringt. Jedenfalls
ist die Naturwissenschaft jetzt so weit, da&szlig; sie der dialektischen Zusammenfassung
nicht mehr entrinnt. Sie wird sich diesen Proze&szlig; aber erleichtern, wenn
sie nicht vergi&szlig;t, da&szlig; die Resultate, worin sich ihre Erfahrungen
zusammenfassen, Begriffe sind; da&szlig; aber die Kunst, mit Begriffen zu operieren,
nicht eingeboren und auch nicht mit dem gew&ouml;hnlichen Alltagsbewu&szlig;tsein
gegeben ist, sondern wirkliches Denken erfordert, welches Denken ebenfalls eine
lange erfahrungsm&auml;&szlig;ige Geschichte hat, nicht mehr und nicht minder
als die erfahrungsm&auml;&szlig;ige Naturforschung. Eben dadurch, da&szlig; sie
sich die Resultate der dritthalbtausendj&auml;hrigen Entwicklung der Philosophie
aneignen lernt, wird sie einerseits jede aparte, au&szlig;er und &uuml;ber ihr
stehende Naturphilosophie los, andrerseits aber auch ihre eigne, aus dem englischen
Empirismus &uuml;berkommne, bornierte Denkmethode.</P>
<P>London, 23. September 1885</P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_III">III</A></H3>
<P>Die nachfolgende Neuauflage ist bis auf einige sehr unbedeutende stilistische
&Auml;nderungen ein Wiederabdruck der vorigen. Nur in einem Kapitel, <A NAME="S15"></A><B>|15|</B>
dem zehnten des zweiten Abschnitts: &raquo;Aus der 'Kritischen Geschichte'&laquo;, habe
ich mir wesentliche Zus&auml;tze erlaubt, und zwar aus folgenden Gr&uuml;nden.</P>
<P>Wie schon in der Vorrede zur zweiten Auflage erw&auml;hnt, r&uuml;hrt dies
Kapitel in allem Wesentlichen von Marx her. In seiner ersten, f&uuml;r einen
Journalartikel bestimmten Fassung war ich gen&ouml;tigt, das Marxsche Manuskript
bedeutend zu k&uuml;rzen, und zwar grade in denjenigen Partien, wo die Kritik
der D&uuml;hringschen Aufstellungen mehr zur&uuml;cktritt gegen&uuml;ber selbst&auml;ndigen
Entwicklungen aus der Geschichte der &Ouml;konomie. Diese aber machen grade
den Teil des Manuskripts aus, der auch heute noch vom gr&ouml;&szlig;ten und
bleibendsten Interesse ist. Die Ausf&uuml;hrungen, worin Marx Leuten wie Petty,
North, Locke, Hume die ihnen geb&uuml;hrende Stelle in der Genesis der klassischen
&Ouml;konomie anweist, halte ich mich f&uuml;r verpflichtet, m&ouml;glichst
vollst&auml;ndig und w&ouml;rtlich zu geben; noch mehr aber seine Klarstellung
des &raquo;&ouml;konomischen Tableaus&laquo; von Quesnay, dieses f&uuml;r die ganze moderne
&Ouml;konomie unl&ouml;sbar gebliebnen Sphinxr&auml;tsels. Was sich dagegen
ausschlie&szlig;lich auf Herrn D&uuml;hrings Schriften bezog, habe ich, soweit
der Zusammenhang dies erlaubte, weggelassen.</P>
<P>Im &uuml;brigen kann ich vollst&auml;ndig zufrieden sein mit der Ausbreitung,
die die in dieser Schrift vertretnen Anschauungen, seit der vorigen Auflage,
im &ouml;ffentlichen Bewu&szlig;tsein der Wissenschaft und der Arbeiterklasse
gemacht haben, und zwar in allen zivilisierten L&auml;ndern der Welt.</P>
<P>London, 23. Mai 1894<br>
F. Engels</P>
<P ALIGN="CENTER">
<HR size="1">
<p></P>
<P>Fu&szlig;noten von Friedrich Engels</P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="F1">(1)</A></SPAN> Es ist viel leichter, mit dem gedankenlosen
Vulgus &agrave; la Karl Vogt &uuml;ber die alte Naturphilosophie herzufallen,
als ihre geschichtliche Bedeutung zu w&uuml;rdigen. Sie enth&auml;lt viel Unsinn
und Phantasterei, aber nicht mehr als die gleichzeitigen unphilosophischen Theorien
der empirischen Naturforscher, und da&szlig; sie auch viel Sinn und Verstand enth&auml;lt,
f&auml;ngt man seit der Verbreitung der Entwicklungstheorie an einzusehen. So
hat Haeckel mit vollem Recht die Verdienste von Treviranus und Oken anerkannt.
Oken stellt in seinem Urschleim und Urbl&auml;schen dasjenige als Postulat der
Biologie auf, was seitdem als Protoplasma und Zelle wirklich entdeckt worden.
Was speziell Hegel angeht, steht er in vieler Beziehung hoch &uuml;ber seinen
empirischen Zeitgenossen, die alle unerkl&auml;rten Erscheinungen erkl&auml;rt
zu haben glaubten, wenn sie ihnen eine Kraft - Schwerkraft, Schwimmkraft, elektrische
Kontaktkraft usw. - unterschoben, oder wo dies nicht ging, einen unbekannten Stoff,
Lichtstoff, W&auml;rmestoff, Elektrizit&auml;tsstoff usw. Die imagin&auml;ren
Stoffe sind jetzt so ziemlich beseitigt, aber der von Hegel bek&auml;mpfte Kr&auml;fteschwindel
spukt z.B. noch 1869 in Helmholtz' Innsbrucker Rede lustig fort (Helmholtz &raquo;Popul&auml;re
Vorlesungen&laquo;, II. Heft, 1871, Seite 190). Gegen&uuml;ber der von den Franzosen
des 18. Jahrhunderts &uuml;berkommnen Verg&ouml;tterung Newtons, den England mit
Ehren und Reichtum &uuml;berh&auml;ufte, hob Hegel hervor, da&szlig; Kepler, den
Deutschland verhungern lie&szlig;, der eigentliche Begr&uuml;nder der modernen
Mechanik der Weltk&ouml;rper, und da&szlig; das Newtonsche Gravitationsgesetz
bereits in allen drei Keplerschen Gesetzen, im dritten sogar ausdr&uuml;cklich
enthalten ist. Was Hegel in seiner &raquo;Naturphilosophie&laquo;, &sect; 270 und Zus&auml;tze
(Hegels Werke, 1842, VII. Band, Seite 98 und 113 bis 115) mit ein paar einfachen
Gleichungen nachweist, findet sich als Resultat der neuesten mathematischen Mechanik
wieder bei Gustav Kirchhof &raquo;Vorlesungen &uuml;ber mathematische Physik&laquo;, 2. Auflage,
Leipzig 1877, Seite 10, und in wesentlich derselben, von Hegel zuerst entwickelten,
einfachen, mathematischen Form. Naturphilosophen verhalten sich zur bewu&szlig;t-dialektischen
Naturwissenschaft wie die Utopisten zum modernen Kommunismus. <A HREF="me20_005.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<HR size="1" align="left" width="200">
<P><SMALL>Pfad: &raquo;../me/me20&laquo;<BR>
Verkn&uuml;pfte Dateien: &raquo;<A href="-1.gif">-1.gif</A>&laquo;</SMALL></P>
<HR size="1">
<TABLE width="100%" border="0" align="center" cellspacing=0 cellpadding=0>
<TR>
<TD ALIGN="center" width="24%" height=20 valign=middle><A HREF="http://www.mlwerke.de/index.shtml"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
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<TD ALIGN="center" width="24%" height=20 valign=middle><A HREF="me20_001.htm"><SMALL>Inhalt</SMALL></A></TD>
<TD ALIGN="center">|</TD>
<TD ALIGN="center" width="24%" height=20 valign=middle><A HREF="me20_016.htm"><SMALL>Einleitung</SMALL></A></TD>
<TD ALIGN="center"><B>|</B></TD>
<TD ALIGN="center" width="24%" height=20 valign=middle><A href="../default.htm"><SMALL>Marx/Engels</SMALL></A></TD>
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