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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Karl Marx: Hefte zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie - Siebtes Heft</TITLE>
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<HR size="1">
<P><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 40. Berlin/DDR. 1973. S. 237-255.
<BR>1. Korrektur<BR>Erstellt am 15.01.2000</SMALL></P>
<H2>Karl Marx</H2>
<H1>Hefte zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie - Siebtes Heft</H1>
<HR size="1">
<H2 ALIGN="CENTER">I. Cicero. &Uuml;ber die Natur der G&ouml;tter<BR>
II. Tuskulanische Gespr&auml;che. F&uuml;nf B&uuml;cher</H2>
<H3 ALIGN="CENTER"><A name="Kap_I">Cicero. &Uuml;ber die Natur der G&ouml;tter.<BR>
Buch I</A></H3>
<P class="zitat"><B>|237|</B> Kap. VIII. &raquo;Da [sagte] Vellejus, ganz selbstsicher, wie sie selbst (d.h. die Epikureer) es gew&ouml;hnt sind, nichts so sehr f&uuml;rchtend, als da&szlig; es scheinen k&ouml;nnte, er sei &uuml;ber etwas im Zweifel, so als w&auml;re er eben aus dem Rat der G&ouml;tter und aus den Intermundien des Epikur herabgestiegen&laquo; etc. etc.</P>
<P>Kap. XIII. Sehr sch&ouml;n ist die Stelle des Antisthenes:</P>
<P class="zitat">&raquo;In dem Buch, das &#155;&Uuml;ber die Natur&#139; &uuml;berschrieben ist, sagt er, <I>Volksg&ouml;tter g&auml;be </I>es viele, aber nur einen nat&uuml;rlichen Gott [...].&laquo;</P>
<P>Kap. XIV hei&szlig;t es vom Stoiker Zeno:</P>
<P class="zitat">&raquo;Wenn er aber Hesiods &#155;Theogonie&#139; erkl&auml;rt, hebt er die herk&ouml;mmlichen und allgemein angenommenen Vorstellungen von den G&ouml;ttern g&auml;nzlich auf; denn weder Jupiter, noch Juno, noch Vesta, niemand, der so genannt wird, z&auml;hlt er zu den G&ouml;ttern, sondern er lehrt, diese Namen seien unbeseelten und stummen Dingen in einer gewissen Bedeutung beigelegt worden&laquo;.</P>
<P>Kap. XV hei&szlig;t es von dem Stoiker Chrysippus:</P>
<P class="zitat">&raquo;[...] Im zweiten aber (d.h. Buch &uuml;ber die Natur der G&ouml;tter) will er die Mythen des Orpheus, Mus&auml;us, Hesiod und Homer an das anpassen, was er selbst im ersten Buch &uuml;ber die unsterblichen G&ouml;tter gesagt hat; damit sogar die &auml;ltesten Dichter, die dies nicht einmal geahnt haben, so erscheinen, als w&auml;ren sie Stoiker gewesen&laquo;.</P>
<P class="zitat">&raquo;Ihm folgend &uuml;bertr&auml;gt Diogenes der Babylonier in dem Buch, das &#155;&Uuml;ber Minerva&#139; &uuml;berschrieben ist, die Entbindung Jupiters und die Geburt der jungfr&auml;ulichen G&ouml;ttin auf die Physiologie und trennt sie vom Mythus&laquo;.</P>
<P class="zitat">Kap. XVI. &raquo;[...] er allein (d.h. Epikur) n&auml;mlich hat gesehen, da&szlig; zuerst deswegen G&ouml;tter sein m&uuml;ssen, weil die Natur selbst in die Seelen aller den Begriff von ihnen eingepr&auml;gt habe. Denn welches Volk oder welches Geschlecht von Menschen gibt es, das nicht schon ohne Belehrung einen gewissen Vorbegriff von den G&ouml;ttern h&auml;tte? Diesen <A NAME="S239"></A><B>|239|</B> nennt Epikur &#960;&#961;&#959;&#955;&#951;&#968;&#953;&#962; |(prolepsis)| das hei&#943;t einen vorgefa&szlig;ten Begriff von einer Sache, ohne den weder etwas begriffen, noch untersucht, noch er&ouml;rtert werden kann. Die Bedeutung und die N&uuml;tzlichkeit dieser &Uuml;berlegung haben wir aus der unvergleichlichen Schrift Epikurs &uuml;ber die Regel und das Urteil erfahren&laquo;.</P>
<P class="zitat">Kap. XVII. &raquo;... so ist es notwendig, sich vorzustellen, da&szlig; es G&ouml;tter gibt, da wir von ihnen eingewurzelte oder besser angeborene Vorstellungen haben. Worin aber die Natur aller &uuml;bereinstimmt, das mu&szlig; wahr sein. ... Wenn dem so ist, dann ist der Satz Epikurs richtig: &#155;was ewig und gl&uuml;cklich sei, das habe weder selbst eine T&auml;tigkeit, noch gebe es einem andern etwas zu tun: daher empfinde es weder Zorn noch Zuneigung, weil ja alles, was so sei, schwach sei&#139;. ... es genie&szlig;t [...] gerechte Verehrung alles, was sich auszeichnet [...]&laquo;.</P>
<P class="zitat">Kap. XVIII. &raquo; ... von Natur stellen wir uns alle, Angeh&ouml;rige aller V&ouml;lker, die G&ouml;tter nicht anders vor als in Menschengestalt ... Aber damit nicht alles auf die ersten Eindr&uuml;cke zur&uuml;ckgef&uuml;hrt wird, l&auml;&szlig;t dasselbe auch der Verstand selbst deutlich werden ... welche Gestalt ... kann sch&ouml;ner sein als die menschliche? ... so mu&szlig; man zugeben, da&szlig; die G&ouml;tter ein menschliches &Auml;u&szlig;eres haben. Dennoch ist dieses &Auml;u&szlig;ere kein K&ouml;rper, sondern ein Quasik&ouml;rper und hat kein Blut, sondern Quasiblut&laquo;.</P>
<P class="zitat">&raquo;Epikur ... der [...] so darstellt, da&szlig; er [...] lehrt, die Kraft und die Natur der G&ouml;tter seien derart, da&szlig; sie erstens nicht mit den Sinnen, sondern mit dem Verstand erfa&szlig;t werden, und zwar nicht als etwas Dichtes noch einer Zahl nach wie all das, was er wegen seiner Festigkeit &#963;&#964;&#949;&#961;&#949;&#956;&#957;&#953;&#945; |(steremnia)| nennt, sondern durch Bilder, die durch Vergleich und &Uuml;bertragung wahrgenommen werden&laquo;.</P>
<P class="zitat">Kap. XIX. &raquo;Da eine unendlich gro&szlig;e Zahl von Erscheinungen &auml;hnlichster Bilder aus unz&auml;hligen Atomen entstehe und auf die G&ouml;tter &uuml;berstr&ouml;me, begreife unser mit gr&ouml;&szlig;ter Lust auf diese Bilder aufmerksame Geist und auf sie gerichteter Verstand, was ein gl&uuml;ckseliges und ewiges Wesen sei. Das h&ouml;chste Prinzip der Unendlichkeit aber ist einer langen und sorgf&auml;ltigen Betrachtung ganz besonders w&uuml;rdig; hierbei mu&szlig; man erkennen, da&szlig; die Natur so beschaffen sei, da&szlig; immer Gleiches Gleichem entspricht; das nennt Epikur &#953;&#963;&#959;&#957;&#959;&#956;&#953;&#945; |(isonomia)|, das hei&#943;t gleichm&auml;&szlig;ige Verteilung. Heraus ergibt sich daher, da&szlig;, wenn <I>die Zahl der Sterblichen so und so gro&szlig; ist, die der Unsterblichen nicht geringer sei;</I> und wenn die vernichtenden Kr&auml;fte zahllos sind, m&uuml;ssen auch die erhaltenden Kr&auml;fte unbegrenzt sein. Auch pflegt ihr uns, Balbus, zu fragen, was f&uuml;r ein Leben die G&ouml;tter f&uuml;hren und wie sie ihr Leben zubringen. Es ist offenbar so, da&szlig; man sich nichts Gl&uuml;ckseligeres als dies denken kann, nichts, wo es gr&ouml;&szlig;eren &Uuml;berflu&szlig; an allen G&uuml;tern gibt. Denn ein Gott tut nichts: er ist in keine Gesch&auml;fte verwickelt: er plagt sich mit keiner Arbeit: er freut sich seiner Weisheit und Tugend: er wei&szlig; sicher, da&szlig; er st&auml;ndig in gr&ouml;&szlig;ter und in ewiger Lust leben wird&laquo;.</P>
<P class="zitat">Kap. XX. &raquo;Diesen Gott k&ouml;nnen wir mit Recht einen gl&uuml;cklichen nennen, euren jedoch einen sehr geplagten. Denn sei es, die Welt selbst ist Gott, was kann es geben, das weniger Ruhe bietet, als ohne jede Unterbrechung mit staunenerregender Schnelligkeit sich um die Himmelsachse zu drehen? Ohne Ruhe aber gibt es keine Gl&uuml;ckseligkeit. <A NAME="S241"></A><B>|241|</B> Sei es aber, da&szlig; in der Welt selbst ein Gott ist, der regiert, der lenkt, der den Lauf der Sterne, den Wechsel der Jahre, den Wandel und den geordneten Gang der Dinge aufrechterh&auml;lt, seine Blicke &uuml;ber L&auml;nder und Meere schweifen l&auml;&szlig;t und der Menschen Gl&uuml;ck und Leben sch&uuml;tzt: wirklich, jener ist in beschwerliche und m&uuml;hsame Gesch&auml;fte verwickelt. Wir aber verlegen das gl&uuml;ckliche Leben in die Gem&uuml;tsruhe und in das Freisein von allen Pflichten. Denn derselbe hat uns neben allem anderen gelehrt die Natur habe die Welt hervorgebracht und eine k&uuml;nstliche Sch&ouml;pfung w&auml;re nicht n&ouml;tig gewesen; und die Sache, von der ihr sagt, sie k&ouml;nne nicht ohne g&ouml;ttliche Kunstfertigkeit entstehen, sei so leicht, da&szlig; die Natur zahllose Weiten hervorbringen werde, hervorbringe und hervorgebracht habe. Weil ihr nicht seht, auf welche Weise dies die Natur, ohne Denkverm&ouml;gen zu besitzen, hervorbringen k&ouml;nne, nehmt ihr, wie tragische Dichter, wenn ihr den Ausgang einer Sache nicht erkl&auml;ren k&ouml;nnt, Zuflucht zu einem Gott. Dessen Wirken w&uuml;rdet ihr sicher nicht vermissen, wenn ihr die gewaltige und nach allen Seiten unbegrenzte Weite des Raumes sehen w&uuml;rdet, in die sich der Geist hineinst&uuml;tzt und in der er einen Weg sucht, wobei er so weit und breit umherirrt, da&szlig; er trotzdem keine &auml;u&szlig;erste Grenze sieht, an der er haltmachen k&ouml;nne. In diesen unerme&szlig;lichen Breiten, L&auml;ngen und H&ouml;hen <I>fliegen unendlich viele Atome umher, die, obwohl der leere Raum zwischen ihnen liegt, trotzdem unter sich zusammenh&auml;ngen</I> und <I>eins im andere greifend eine ununterbrochene Folge bilden,</I> woraus diese Formen und Gestalten der Dinge entstehen, von denen ihr glaubt, da&szlig; sie nicht ohne Blaseb&auml;lge und Ambosse entstehen [k&ouml;nnen]. <I>Daher habt ihr uns einen ewigen Herrn in den Nacken gesetzt, den wir Tag und Nacht f&uuml;rchten m&uuml;ssen. Denn wer soll nicht einen Gott f&uuml;rchten, der alles voraussieht, bedenkt und bemerkt und glaubt, da&szlig; sich alles auf ihn beziehe, sich um alles k&uuml;mmert und voller T&auml;tigkeit ist? Daraus ist euch zuerst jene schicksalhafte Notwendigkeit entstanden, die</I> ihr <I>&#949;&#953;&#956;&#945;&#961;&#956;&#949;&#957;&#951;</I> |(<I>heimarmene</I>)| nennt, so da&szlig; ihr sagt, was auch immer geschehe, das sei aus der ewigen Wahrheit und aus dem Zusammenhang der Ursachen geflossen. Was soll man aber von dieser Philosophie halten, welcher, wie alten und zwar ungelehrten Vetteln, alles durch das Fatum zu geschehen scheint? Es folgt daraus <I>&#956;&#945;&#957;&#964;&#953;&#954;&#951;</I> |(<I>mantike</I>)|, die lateinisch divinatio hei&szlig;t, durch die wir, wenn wir auf euch h&ouml;ren wollten, von einem so gro&szlig;en Aberglauben erf&uuml;llt werden w&uuml;rden, da&szlig; wir die Eingeweideschauer, Vogelflugdeuter, Wahrsager, Seher und Traumdeuter verehren m&uuml;&szlig;ten. Von diesem Schrecken sind wir vom Epikur erl&ouml;st, in Freiheit gesetzt worden und f&uuml;rchten nicht die, von denen wir einsehen, da&szlig; sie weder sich irgendeinen Verdru&szlig; bereiten noch einem andern einen zu schaffen suchen, und verehren fromm und mit heiliger Scheu die erhabene und gro&szlig;artige Natur&laquo;.</P>
<P>Kap. XXI. Nun k&ouml;mmt Cottas Entgegnung.</P>
<P class="zitat">&raquo;[...] ich meine ... du hast klar gesprochen und nicht nur gedankenreich, sondern <I>auch in wohlgesetzteren Worten, als es eure Anh&auml;nger zu tun pflegen</I>.&laquo;</P>
<P class="zitat">Kap. XXIII. &raquo;Denn da&szlig; Menschen aller V&ouml;lker und Klassen dieser Meinung w&auml;ren, hast du behauptet, sei ein hinreichend starkes Argument daf&uuml;r, warum wir <A NAME="S243"></A><B>|243|</B> zugeben m&uuml;&szlig;ten, da&szlig; es G&ouml;tter gibt; ist dies schon an sich ein schwaches Argument, so ist es auch noch falsch&laquo;. ... (Cotta, nachdem er erz&auml;hlt hat, die B&uuml;cher des Protagoras, der die G&ouml;tter leugnete, seien in der Volksversammlung verbrannt und er selbst sei aus dem Lande vertrieben worden, [sagte weiter:]) &raquo;Hierdurch jedenfalls meine ich, sind viele veranla&szlig;t worden, beim &ouml;ffentlichen Bekennen dieser Meinung zur&uuml;ckhaltender zu sein, da ja nicht einmal der Zweifel der Strafe hatte entgehen k&ouml;nnen&laquo;.</P>
<P class="zitat">Kap. XXIV. &raquo;Denn die schandbaren Behauptungen Demokrits oder auch vorher Leukipps, es g&auml;be K&ouml;rperchen, einige w&auml;ren glatt, andere rauh, noch andere rund, teilweise aber w&auml;ren sie eckig, einige gebogen und quasi hakenf&ouml;rmig; aus diesen seien Himmel und Erde entstanden, <I>nicht von einem Wesen erzwungen,</I> sondern <I>durch ein zuf&auml;lliges Zusammensto&szlig;en.</I> ... Dies also ist die Wahrheit? Denn wegen des gl&uuml;cklichen Lebens widerspreche ich in nichts, von dem du meinst, da&szlig; es nicht einmal die Gottheit habe, wenn sie nicht ganz in Mu&szlig;e erschlafft ist . ... Ich will also zugeben, da&szlig; alles aus unteilbaren K&ouml;rpern besteht. Was tut das zur Sache? Denn es wird nach der Natur der G&ouml;tter gefragt. Sollen sie meinetwegen aus Atomen bestehen. Also sind sie nicht ewig. Denn was aus Atomen besteht, das ist irgendwann einmal entstanden. Wenn sie aber entstanden sind, gab es keine G&ouml;tter, bevor sie entstanden sind. Und wenn es ein Entstehen der G&ouml;tter gibt, mu&szlig; es notwendigerweise auch ein Vergehen geben, wie du eben &uuml;ber Platos Welt behauptetest. Wo ist also jenes euer gl&uuml;ckseliges und ewiges Wesen, mit welchen beiden Ausdr&uuml;cken ihr Gott bezeichnet? Wenn ihr das beweisen wollt, begeht ihr euch in ein Dickicht. Denn du sagtest, keinen K&ouml;rper habe [Gott], sondern einen Quasik&ouml;rper, kein Blut, sondern Quasiblut&laquo;.</P>
<P class="zitat">Kap. XXV. &raquo;Dies tut ihr sehr oft, da&szlig; ihr, wenn ihr etwas Unwahrscheinliches sagt und dem Tadel entgehen m&ouml;chtet, etwas vorbringt, was &uuml;berhaupt nicht geschehen kann, so da&szlig; es besser gewesen w&auml;re, das, worum der Streit ging, zu konzedieren, als so unversch&auml;mt darauf zu bestehen. So zum Beispiel Epikur; da er einsah, da&szlig;, wenn die Atome durch ihr eigenes Gewicht abw&auml;rts getrieben w&uuml;rden, nichts in unserer Gewalt st&auml;nde, weil ihre Bewegung bestimmt und notwendig ist: erfand er <I>ein Mittel, der Notwendigkeit zu entgehen, was offenbar dem Demokrit entgangen war;</I> er sagt, das Atom, obgleich es durch Gewicht und Schwere von oben nach unten getrieben wird, weiche ein klein wenig aus. Dies zu behaupten, ist schm&auml;hlicher, als das, was er will, nicht verteidigen zu k&ouml;nnen&laquo;.</P>
<P>Es ist eine wesentlich merkw&uuml;rdige Erscheinung, da&szlig; der Zyklus der 3 griechischen philosophischen Systeme, die den Schlu&szlig; der reinen griechischen Philosophie bilden, das epikureische, stoische, skeptische System die Hauptmomente ihrer Systeme aufnehmen als vorgefundne aus der Vergangenheit. So ist die stoische Naturphilosophie gro&szlig;enteils heraklitisch, ihre Logik analog mit Aristoteles, so da&szlig; schon Cicero bemerkt,</P>
<P class="zitat">&raquo;es scheint, die Stoiker stimmen mit den Peripatetikern in der Sache &uuml;berein, in den Worten aber weichen sie von ihnen ab.&laquo; &Uuml;ber die Natur der G&ouml;tter. Buch I. Kap. VII.</P>
<P><A NAME="S245"></A><B>|245|</B> Die Naturphilosophie des Epikur ist den Grundz&uuml;gen nach demokritisch, die Moral analog mit den Kyrenaikern. Die Skeptiker endlich sind die Gelehrten unter den Philosophen, ihre Arbeit ist das Entgegenstellen, also auch das Aufnehmen der vorgefundnen, verschiednen Behauptungen. Sie haben einen gleichmachenden, applanierenden gelehrten Blick auf die Systeme hinter sich geworfen und damit den Widerspruch und Gegensatz herausgestellt. Auch ihre Methode hat an der eleatischen, sophistischen und vorakademischen Dialektik den allgemeinen Prototyp. Und dennoch sind diese Systeme originell und ein Ganzes.</P>
<P>Aber nicht nur, da&szlig; sie vollst&auml;ndige Baust&uuml;cke zu ihrer Wissenschaft vorfanden; die lebendigen Geister ihrer Geisterreiche sind diesen selbst gleichsam als Propheten vorhergegangen. Die Pers&ouml;nlichkeiten, die zu ihrem System geh&ouml;ren, waren historische Personen, System war dem System gleichsam das Inkorporierte. So Aristipp, Antisthenes, die Sophisten und andre.</P>
<P>Wie dies zu begreifen?<A NAME="ZT1"></A><A HREF="me40_237.htm#T1"><SUP>[1]</SUP></A></P>
<P>Was Aristoteles bei der &raquo;ern&auml;hrenden Seele&laquo; bemerkt:</P>
<P class="zitat">&raquo;Dies kann von den andern getrennt bestehen, unm&ouml;glich aber bei den sterblichen Wesen die andern von diesem&laquo;, Aristoteles, &Uuml;ber die Seele, Buch II, Kap. II,</P>
<P>ist ebenso bei der epikureischen Philosophie ins Auge zu fassen, teils sie selbst zu begreifen, teils Epikurs eigne scheinbare Absurdit&auml;ten, wie die Ungeschicklichkeit seiner sp&auml;tern Beurteiler.</P>
<P>Die allgemeinste Form des Begriffs ist bei ihm das Atom; als dies allgemeinste Sein desselben, das aber in sich konkret und Gattung ist, selbst eine Art gegen h&ouml;hre Besondrungen und Konkretionen des Begriffs seiner Philosophie.</P>
<P>Das Atom bleibt also das abstrakte Ansichsein, z.B. der Person, des Weisen, Gottes. Dies sind h&ouml;hre qualitative Fortbestimmungen desselben Begriffs. Es ist also bei der genetischen Entwicklung dieser Philosophie nicht Bayles und Plutarchs u.a. ungeschickte Frage aufzuwerfen, wie kann eine Person, ein Weiser, ein Gott aus Atomen entstehn und zusammengesetzt werden? Andrerseits scheint diese Frage durch Epikur selbst gerechtfertigt zu werden, denn bei h&ouml;hren Entwicklungen, z.B. Gott, wird er sagen, dieser bestehe aus kleinern und feinern Atomen. Hier&uuml;ber ist <A NAME="S247"></A><B>|247|</B> zu bemerken, da&szlig; sein eignes Bewu&szlig;tsein zu dessen Entwicklungen, zu den ihm aufgedrungnen Weiterbestimmungen seines Prinzips [sich] verh&auml;lt wie das unwissenschaftliche Bewu&szlig;tsein der Sp&auml;tern zu seinem System.</P>
<P>Wenn z.B. bei Gott etc., abstrahiert von der weitern Formbestimmung, die er als ein notwendiges Glied im Systeme hat, nach seinem Bestehn, seinem Ansichsein gefragt wird, so ist das allgemeine Bestehn &uuml;berhaupt das Atom und die vielen Atome; aber eben in dem Begriff Gottes, des Weisen ist dies Bestehn untergegangen in eine h&ouml;hre Form. Sein spezifisches Ansichsein ist eben seine weitere Begriffsbestimmung und Notwendigkeit im Ganzen des Systems. Wird nach einem Sein au&szlig;er diesem gefragt, so ist dies ein R&uuml;ckfall in die untre Stufe und Form des Prinzips.</P>
<P>Epikur mu&szlig; aber stets so zur&uuml;ckfallen, denn sein Bewu&szlig;tsein ist ein atomistisches wie sein Prinzip. Das Wesen seiner Natur ist auch das Wesen seines wirklichen Selbstbewu&szlig;tseins. Der Instinkt, der ihn treibt, und die weitren Bestimmungen dieses instinktm&auml;&szlig;igen Wesens sind ihm ebenso wieder eine Erscheinung neben anderm, und aus der hohen Sph&auml;re seines Philosophierens sinkt er in die allgemeinste zur&uuml;ck, vorz&uuml;glich, da das Bestehn, als F&uuml;rsichsein &uuml;berhaupt, ihm die Form alles Bestehns &uuml;berhaupt ist.</P>
<P>Das wesentliche Bewu&szlig;tsein des Philosophen trennt sich von seinem eignen erscheinenden Wissen, aber dies erscheinende Wissen selbst in seinen Selbstgespr&auml;chen gleichsam &uuml;ber sein eigentliches innres Treiben, &uuml;ber den Gedanken, den es denkt, ist bedingt, bedingt durch das Prinzip, was das Wesen seines Bewu&szlig;tseins ist.</P>
<P>Die philosophische Geschichtschreibung hat es nicht sowohl damit zutun, die Pers&ouml;nlichkeit, sei [es] auch die geistige des Philosophen, gleichsam als den Fokus und die Gestalt seines Systems zu fassen, noch weniger in psychologisches Kleinkramen und Klugsein sich zu ergehn; sondern sie hat in jedem Systeme die Bestimmungen selbst, die durchgehenden wirklichen Kristallisationen von den Beweisen, den Rechtfertigungen in Gespr&auml;chen, der Darstellung der Philosophen, soweit diese sich selbst kennen, zu trennen; den stumm fortwirkenden Maulwurf des wirklichen philosophischen Wissens von dem gespr&auml;chigen, exoterischen, sich mannigfach geb&auml;rdenden ph&auml;nomenologischen Bewu&szlig;tsein des Subjekts, das das Gef&auml;&szlig; und die Energie jener Entwicklungen ist. In der Trennung dieses Bewu&szlig;tseins ist eben seine Einheit als wechselseitige L&uuml;ge nachgewiesen <A NAME="ZT2"></A><A HREF="me40_237.htm#T2"><SUP>[2]</SUP></A>. Dies <I>kritische Moment </I>bei der Darstellung einer historischen Philosophie ist ein durchaus notwendiges, um die wissenschaftliche Darstellung eines Systems mit seiner <A NAME="S249"></A><B>|249|</B> historischen Existenz zu vermitteln, eine Vermittlung, die nicht zu [um]gehn ist, eben weil die Existenz eine historische ist, zugleich aber als eine philosophische behauptet, also ihrem Wesen nach entwickelt werden mu&szlig;. Am wenigsten darf bei einer Philosophie auf Autorit&auml;t und guten Glauben angenommen werden, da&szlig; sie eine Philosophie sei, sei auch die Autorit&auml;t ein Volk und der Glaube der von Jahrhunderten. Der Beweis kann aber nur durch Exposition ihres Wesens geliefert werden. In beidem <A NAME="ZT3"></A><A HREF="me40_237.htm#T3"><SUP>[3]</SUP></A> trennt ja jeder, der Geschichte der Philosophie schreibt, Wesentliches und Unwesentliches, Darstellung und Inhalt, er d&uuml;rfte sonst nur abschreiben, kaum &uuml;bersetzen, noch weniger d&uuml;rfte er selbst mitsprechen oder ausstreichen etc. Er w&auml;re blo&szlig;er Kopist einer Kopie.</P>
<P>Es ist also vielmehr zu fragen, wie kommt der Begriff einer Person, eines Weisen, Gottes und die spezifischen Bestimmungen dieser Begriffe in das System herein, wie entwickeln sie sich aus ihm?<A NAME="ZT4"></A><A HREF="me40_237.htm#T4"><SUP>[4]</SUP></A></P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A name="Kap_II">Cicero. Vom h&ouml;chsten Gut und &Uuml;bel</A></H3>
<H4 ALIGN="CENTER"><A name="Kap_II_A">Buch I</A></H4>
<P class="zitat">Kap. VI. &raquo;Zuerst [...] in der Physik, in der er (d.h. Epikur) am meisten prahlt, ist er ein vollkommener Fremdling. ... Jener (d.h. Demokrit) meint, da&szlig; die ... Atome, die wegen ihrer Dichte unteilbaren K&ouml;rper, in dem unendlich Leeren, in dem es nichts, weder H&ouml;he noch Tiefe noch Mitte, weder Anfang noch Ende gibt, sich so bewegen, da&szlig; sie durch Zusammensto&szlig;en miteinander Verbindungen eingehen, woraus all das entsteht, was ist und was wahrgenommen wird, und diese Bewegung der Atome m&uuml;sse nicht als von einem Anfang an, sondern als von Ewigkeit her bestehend angesehen werden. ... Er (Epikur) behauptet ... jene unteilbaren und dichten K&ouml;rper wurden durch ihr Gewicht abw&auml;rts getrieben in gerader Linie: diese Bewegung sei die nat&uuml;rliche aller K&ouml;rper. Dann aber fiel es dem scharfsinnigen Manne auf, da&szlig;, wenn alle von oben nach unten getrieben w&uuml;rden und, wie gesagt, in gerader Linie, nie ein Atom das andere treffen k&ouml;nne. Der Mann nahm daher zu einer L&uuml;ge seine Zuflucht. Er sagte, das Atom weiche ein ganz wenig aus, was aber durchaus unm&ouml;glich ist. Daher entst&auml;nden Komplexionen, Kopulationen und Adh&auml;sionen der Atome unter sich, und aus diesen die Welt und alle Teile der Welt und was in ihr ist ... auch die Deklination selbst ist eine willk&uuml;rliche Erfindung (er sagt n&auml;mlich, da&szlig; das Atom <I>ohne Ursache</I> dekliniere, und etwas Schm&auml;hlicheres k&ouml;nne einem Physiker nicht passieren, als zu behaupten, da&szlig; etwas ohne Ursache geschehe) ... Die Sonne scheint dem Demokrit gro&szlig;, <A NAME="S251"></A><B>|251|</B> weil er ein wissenschaftlicher und in der Geometrie vollendeter Mann ist; diesem [d.h. dem Epikur] <I>etwa von zwei Fu&szlig; Gr&ouml;&szlig;e,</I> denn er urteilt, sie sei so gro&szlig;, als sie scheint, oder entweder etwas gr&ouml;&szlig;er oder etwas kleiner. So verdirbt er das, was er ver&auml;ndert, und das, welchem er folgt, geh&ouml;rt ganz dem Demokrit: die Atome, das Leere, <I>die Bilder, die sie idola nennen,</I> durch deren Eindringen wir nicht nur sehen, sondern auch denken: <I>die Unendlichkeit selbst, die sie &#945;&#960;&#949;&#953;&#960;&#953;&#945; </I>|(<I>apeiria</I>)| nennen, alles ist von ihm: ebenso auch die unz&auml;hligen Welten, die t&auml;glich entstehen und vergehen&laquo; etc.</P>
<P class="zitat">Kap. VII. &raquo;Auch im zweiten Teil der Philosophie ... den man &#955;&#959;&#947;&#953;&#954;&#951; |(logike) Logik| nennt, ist dieser euer Meister ... v&ouml;llig wehr- und hilflos: er hebt die Definitionen auf, lehrt nichts &uuml;ber Einteilung und Gliederung: sagt nicht, wie ein Beweis schl&uuml;ssig erbracht wird: zeigt nicht, auf welchem Wege man Trugschl&uuml;sse entwirrt und Zweideutigkeiten beseitigt: die Urteile &uuml;ber die Dinge weist er den Sinnen zu und glaubt, da&szlig;, wenn ihnen einmal irgend etwas falsches als wahr erschienen sei, jede Entscheidung &uuml;ber wahr und falsch aufgehoben sei. [...] Er betont ganz besonders das, was, wie er sagt, die Natur selbst guthei&szlig;t und verwirft, das ist die Lust und den Schmerz: hierauf bezieht er alles, sowohl was wir vermeiden, als auch was wir erstreben sollen [...].&laquo;</P>
<P class="zitat">Kap. IX. &raquo;[...] dies sieht Epikur in der Lust: das sei, so will er, das h&ouml;chste Gut, und das schlimmste &Uuml;bel sei der Schmerz, und er bem&uuml;ht sich, das so zu beweisen: Jedes Lebewesen strebe von Geburt an nach Lust und freue sich &uuml;ber sie als h&ouml;chstes Gut; es verabscheue den Schmerz als schlimmstes &Uuml;bel und suche ihn, soweit als m&ouml;glich, von sich fernzuhalten; und das tue es noch unverdorben, wo die Natur selbst noch rein und unverf&auml;lscht urteilt; daher leugnet er, da&szlig; ein Grund daf&uuml;r oder eine Er&ouml;rterung dar&uuml;ber n&ouml;tig sei, weshalb die Lust zu erstreben, der Schmerz zu meiden sei . ... so ist es notwendig, da&szlig; dar&uuml;ber, was der Natur entspreche oder was gegen sie sei, die Natur selbst bestimme ... &laquo;</P>
<P class="zitat">Kap. XI. &raquo; ... so bewirkt in jeder Sache die Entfernung des Schmerzes die Nachfolge der Lust. Daher war Epikur nicht der Meinung, da&szlig; es ein Mittelding zwischen Schmerz und Lust g&auml;be&laquo;.</P>
<P class="zitat">Kap. XII. &raquo;Denn wer in einem solchen Zustand ist, mu&szlig; notwendigerweise eine Charakterst&auml;rke haben, die weder den Tod noch den Schmerz f&uuml;rchtet, weil der Tod empfindungslos ist und der Schmerz auf die Dauer leicht, bei gro&szlig;er Heftigkeit aber kurz [zu sein] pflegt, so da&szlig; &uuml;ber seine St&auml;rke sein schnelles Vor&uuml;bergehen, &uuml;ber seine lange Dauer sein Leichterwerden hinwegtr&ouml;stet. Wenn dazu noch kommt, da&szlig; er weder das Walten der Gottheit f&uuml;rchtet, noch vergangene Lust aus seinem Ged&auml;chtnis entschwinden l&auml;&szlig;t und sich an der st&auml;ndigen Erinnerung an sie freut, was kann hierzu noch Besseres hinzukommen? ... Da aber das das h&ouml;chste, &auml;u&szlig;erste und letzte Gut ist, was die Griechen <I>&#964;&#949;&#955;&#959;&#962;</I> |(<I>telos</I>) <I>Endziel</I>| nennen, <I>weil es selbst auf nichts anderes, auf es aber alles zur&uuml;ckgeht, mu&szlig; man gestehen, da&szlig; es das h&ouml;chste Gut sei, angenehm zu leben.</I>&laquo;</P>
<P class="zitat">Kap. XIII. &raquo; ... Denn welche Einteilung ist brauchbarer oder f&uuml;r ein gutes Leben geeigneter als die, welche Epikur benutzt hat? Er stellte eine Gruppe von Begierden auf, die nat&uuml;rlich und notwendig w&auml;ren, eine zweite, die nat&uuml;rlich, aber nicht notwendig <A NAME="S253"></A><B>|253|*</B>, eine dritte, die weder nat&uuml;rlich noch notwendig w&auml;ren; deren Verh&auml;ltnis sieht so aus, da&szlig; die notwendigen ohne viel Arbeit und Aufwand befriedigt werden und die nat&uuml;rlichen auch nicht viel erfordern, deswegen weil die Natur selbst daf&uuml;r gesorgt hat, da&szlig; die Reicht&uuml;mer, mit denen sie zufrieden ist, sowohl leicht zu besorgen als auch begrenzt sind, wohingegen sich f&uuml;r die eitlen Begierden weder Ma&szlig; noch Ziel finden l&auml;&szlig;t.&laquo;</P>
<P class="zitat">Kap. XVIII. &raquo;Epikur, der, von dem ihr sagt, er sei allzusehr der Lust ergeben, erkl&auml;rt nachdr&uuml;cklich: man k&ouml;nne nicht angenehm leben, wenn man nicht vern&uuml;nftig, ehrenhaft und rechtlich lebe, und man k&ouml;nne nicht vern&uuml;nftig, ehrenhaft und rechtlich leben, wenn man nicht angenehm lebe. ... (um so weniger) kann die mit sich selbst uneinige und zerstrittene Seele irgend etwas von der reinen und freien Lust genie&szlig;en [...].&laquo;</P>
<P class="zitat">Kap. XIX. &raquo;[...] denn so wird von Epikur der immer gl&uuml;ckliche Weise eingef&uuml;hrt: Er hat seine Begierden gez&uuml;gelt; er ist gleichg&uuml;ltig gegen den Tod; &uuml;ber die unsterblichen G&ouml;tter ist er ohne jede Furcht der richtigen Meinung; er z&ouml;gert nicht, wenn es so besser ist, aus dem Leben zu gehen. Mit diesen Eigenschaften ausgestattet, befindet er sich immer im Zustand der Lust. Denn es gibt keine Zeit, wo er nicht mehr Lust empfindet als Schmerz. Denn er erinnert sich dankbar an die Vergangenheit und <I>wird auch mit der Gegenwart so gut fertig, da&szlig; er sieht, wie gro&szlig; und angenehm sie ist;</I> und er ist nicht von der Zukunft abh&auml;ngig, sondern erwartet sie und genie&szlig;t die Gegenwart; ... wenn er das Leben der T&ouml;richten mit seinem vergleicht, &uuml;berkommt ihn gro&szlig;e Lust; Schmerzen aber haben, wenn sie einmal kommen, niemals eine solche Gewalt, da&szlig; der Weise nicht mehr hat, was ihn freut als was ihn beunruhigt. Sehr gut aber sagt Epikur, da&szlig; das Schicksal auf den Weisen nur wenig einwirke und da&szlig; von ihm die gr&ouml;&szlig;ten und schwerwiegendsten Dinge durch seine Einsicht und Vernunft geregelt werden und da&szlig; sich aus einer unbegrenzten Lebenszeit nicht mehr Lust ziehen lasse als aus diesem Leben, was, wie wir sehen, begrenzt ist. In eurer Dialektik aber, meinte er, stecke keine Kraft, weder f&uuml;r ein besseres Leben noch um die Er&ouml;rterung bequemer zu machen. Auf die Physik gab er sehr viel. ... Wenn wir aber das Wesen aller Dinge erkannt haben, kommen wir vom Aberglauben los, werden von der Furcht vor dem Tode befreit und h&ouml;ren auf, durch die Unkenntnis des Sachverhalts beunruhigt zu werden, aus der oft entsetzliche Schreckgespenster entstehen. Endlich werden wir auch sittlich besser werden, wenn wir gelernt haben, was die Natur verlangt ...&laquo;</P>
<P>|: Indem wir die Natur als vern&uuml;nftig erkennen, h&ouml;rt unsere Abh&auml;ngigkeit von derselben auf. Sie ist kein Schrecken unsres Bewu&szlig;tseins mehr, und grade Epikur macht die Form des Bewu&szlig;tseins, in ihrer Unmittelbarkeit, das F&uuml;rsichsein zur Form der Natur. Nur indem die Natur ganz frei gelassen wird von der bewu&szlig;ten Vernunft, als Vernunft in ihr selber betrachtet wird, ist sie ganz Eigentum der Vernunft. Jede Beziehung zu ihr als solche ist zugleich ein Entfremdetsein derselben.:|</P>
<P class="zitat">&raquo;Wenn wir aber nicht die Natur der Dinge erkannt haben, werden wir in keiner Hinsicht die Urteile der Sinne verteidigen k&ouml;nnen. Au&szlig;erdem kommt alles, was wir mit <A NAME="S255"></A><B>|255|</B> dem Geist wahrnehmen, von den Sinnen. Wenn diese s&auml;mtlich zuverl&auml;ssig sind, wie Epikurs Theorie lehrt: dann erst kann etwas erkannt und begriffen werden. Diejenigen, welche diese ausschalten und sagen, da&szlig; man nichts begreifen k&ouml;nne, die k&ouml;nnen, nachdem sie die Sinne beiseite geschoben haben, nicht einmal das darlegen, was sie behaupten [...]. So gewinnt man aus der Physik sowohl Mut gegen&uuml;ber der Furcht vor dem Tode wie Standhaftigkeit gegen&uuml;ber der Furcht vor der Religion [...].&laquo;</P>
<P class="zitat">Kap. XX. &raquo;[...] Epikur sagt ... &#155;von allen Dingen, welche die Weisheit vorbereitet habe, damit man gl&uuml;cklich leben k&ouml;nne, sei nichts gro&szlig;artiger, nichts fruchtbarer, nichts angenehmer als die Freundschaft&#139; ...Gl&auml;nzend sagt das Epikur etwa mit diesen Worten: &#155;Dasselbe Wissen, welches die Seele best&auml;rkt hat, da&szlig; sie kein &Uuml;bel als ewig und dauernd zu f&uuml;rchten h&auml;tte, hat auch erkannt, da&szlig; in dieser Lebensspanne der Schutz der Freundschaft der st&auml;rkste Schutz sei.&#139;&laquo;</P>
<P class="zitat">Kap. XXI. &raquo;[...] wenn alles, was ich gesagt habe, aus der Quelle der Natur gesch&ouml;pft ist, wenn unsere ganze Rede ihre gesamte Glaubw&uuml;rdigkeit durch die Sinne, das hei&szlig;t durch unbestechliche und integre Zeugen erh&auml;lt ...</P>
<P class="zitat">Aber nicht Epikur war ohne Erudition, sondern diejenigen [sind] ungelehrt, die glauben, was dem Knaben Schande macht, nicht zu wissen, sei noch vom Greise herzusagen&laquo;.</P>
<H4 ALIGN="CENTER"><A name="Kap_II_B">Buch II</A></H4>
<P class="zitat">Kap. II. (a.a.O.) &raquo;[..] denn er sagt, er sei nicht daf&uuml;r, eine Sache zu definieren [...].&laquo;</P>
<P class="zitat">Kap. VII. (eine Stelle aus den &#954;&#965;&#961;&#953;&#945;&#953; &#948;&#959;&#958;&#945;&#953; |(kyriai doxai) Hauptlehren| des Epikur]) &raquo;Wenn das, was den Woll&uuml;stigen Lust bereitet, sie von der Furcht vor den G&ouml;ttern, dem Tode und dem Schmerz befreien und sie lehren w&uuml;rde, wo die Begierden ihre Grenzen haben, w&auml;ren wir nicht in Verlegenheit: da sie von allen Seiten von Lust erf&uuml;llt w&uuml;rden und von keiner Seite her Schmerz oder Kummer h&auml;tten, d.h. aber einem &Uuml;bel ausgesetzt w&auml;ren&laquo;.</P>
<P class="zitat">Kap. XXVI. &raquo;[...] darin glaubte ich einen Ausspruch von Epikur selbst zu erkennen: die Freundschaft k&ouml;nnte von der Lust nicht getrennt und m&uuml;&szlig;te deshalb gepflegt werden, weil man ohne sie sicher und ohne Angst nicht leben k&ouml;nnte und darum auch nicht angenehm&laquo;.</P>
<P class="zitat">Kap. XXXI. &raquo;[...] denn er (d.h. Epikur) schrieb: &#155;der Tod gehe uns nichts an: denn was aufgel&ouml;st sei, das sei ohne Empfindung: was aber ohne Empfindung sei, das gehe uns &uuml;berhaupt nichts an&#139; [...].&laquo;</P>
<H4 ALIGN="CENTER"><A name="Kap_II_C">Buch III</A></H4>
<P>Kap. I. &raquo;Epikur sagt selbst [...]: &#155;es bed&uuml;rfe nicht einmal einer Beweisf&uuml;hrung &uuml;ber die Lust [...].&#139;&laquo;</P>
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<P><A NAME="T1"></A><SUP>[1]</SUP> In der Handschrift befindet sich zwischen dieser Frage und dem folgenden Absatz ein Trennungsstrich <A HREF="me40_237.htm#ZT1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T2"></A><SUP>[2]</SUP> Die beiden letzten Worte nicht eindeutig zu entziffern <A HREF="me40_237.htm#ZT2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T3"></A><SUP>[3]</SUP> Die beiden letzten Worte nicht eindeutig zu entziffern <A HREF="me40_237.htm#ZT3">&lt;=</A> </P>
<P><A NAME="T4"></A><SUP>[4]</SUP> In der Handschrift folgt nach dieser Frage ein Trennungsstrich <A HREF="me40_237.htm#ZT4">&lt;=</A></P>
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<P><SMALL>Pfad: &raquo;../me/me40&laquo;</SMALL></P>
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<TR>
<TD ALIGN="center" width="32%" height=20 valign=middle><A HREF="http://www.mlwerke.de/index.shtml"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
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<TD ALIGN="center" width="32%" height=20 valign=middle><A HREF="me40_013.htm"><SMALL>Inhalt</SMALL></A></TD>
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<TD ALIGN="center" width="32%" height=20 valign=middle><A href="../default.htm"><SMALL>Marx/Engels</SMALL></A></TD>
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