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<TITLE>Georgi Dimitroff - Arbeiterklasse gegen Faschismus</TITLE>
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<!-- verwendeter Editor: SC Unipad -->
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<TR>
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<TD align="center" width="49%" height="20" valign="middle"><A href="../index.htm"><SMALL>MLWerke</SMALL></A>
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</TD>
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</TD>
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<TD align="center" width="49%" height="20" valign="middle"><A href="default.htm"><SMALL>Georgi Dimitroff</SMALL></A>
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</TD>
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</TR>
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</TABLE>
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<HR size="1">
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<P><SMALL>Publikation des Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD.
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Herausgegeben vom Zentralkomitee.<BR>Druck, Verlag und Vertrieb: Verlag Das Freie Buch GmbH,
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Buch- und Zeitungsverlag, Tulbeckstr. 4, 8000 München 2.<BR>1. Auflage: Juni 1972 - 6. Auflage: August 1991<BR>1. Korrektur<BR>Erstellt am 13.11.1999</SMALL></P>
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<TABLE width="100%" border="0" cellspacing="2" cellpadding="0">
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<TR>
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<TD><H2>Georgi Dimitroff</H2>
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<H1>Arbeiterklasse gegen Faschismus</H1>
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</TD>
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<TD><IMG src="haende.gif" align="right" width="293" height="188">
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</TD>
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</TR>
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</TABLE>
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<P><SMALL>VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale.<BR>Bericht, erstattet am 2. August 1935 zum 2. Punkt der
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Tagesordnung des Kongresses:<BR>Die Offensive des Faschismus und die Aufgabe der Kommunistischen
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Internationale im Kampfe für die Einheit der Arbeiterklasse gegen
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Faschismus</SMALL></P>
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<HR size="1">
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<P><B>Inhaltsverzeichnis</B></P>
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<DL>
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<DT><B><A href="gd_001.htm#1">I. Der Faschismus und die Arbeiterklasse</A></B></DT>
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<DD><A href="gd_001.htm#11">Der Klassencharakter des Faschismus</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#12">Was bringt der siegreiche Faschismus den Massen ?</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#13">Ist der Sieg des Faschismus unvermeidlich ?</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#14">Der Faschismus - eine grausame, aber keine feste Macht</A></DD>
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</DL>
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<DL>
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<DT><A href="gd_001.htm#2"><B>II. Die Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen den Faschismus</B></A></DT>
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<DD><A href="gd_001.htm#201">Die Bedeutung der Einheitsfront</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#202">Die Hauptargumente der Gegner der Einheitsfront</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#203">Inhalt und Formen der Einheitsfront</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#204">Über die antifaschistische Volksfront </A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#205">Zentrale Fragen der Einheitsfront
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in den einzelnen Ländern</A></DD>
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<DD>a) <A href="gd_001.htm#206">Die Vereinigten Staaten von Amerika</A></DD>
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<DD>b) <A href="gd_001.htm#207">England</A></DD>
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<DD>c) <A href="gd_001.htm#208">Frankreich</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#209">Die Einheitsfront und die faschistischen
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Massenorganisationen</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#210">Die Einheitsfront in den Ländern, wo sich die
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Sozialdemokratie in der Regierung befindet</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#211">Der Kampf für die Gewerkschaftseinheit</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#212">Die Einheitsfront und die Jugend</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#213">Die Einheitsfront und die Frauen</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#214">Die antiimperialistische Einheitsfront</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#215">Über die Regierung der Einheitsfront</A></DD>
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<DD><A href="gd_001.htm#216">Über den ideologischen Kampf gegen den Faschismus</A></DD>
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</DL>
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<DL>
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<DT><B><A href="gd_001.htm#3">III. Die Festigung der Kommunistischen Parteien und der Kampf für die politische Einheit des Proletariats</A></B></DT>
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<DD><A href="gd_001.htm#31">Festigung der kommunistischen Parteien</A></DD>
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|
<DD><A href="gd_001.htm#32">Die politische Einheit der Arbeiterklasse</A></DD>
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</DL>
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<P><B><A href="gd_001.htm#4">SCHLUSSFOLGERUNGEN</A></B></P>
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<HR size="1">
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<P><A name="1"></A>
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<B>9. S I T Z U N G S T A G</B><BR><I>2. August 1935; 15. Sitzung<BR></I>
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Vorsitzender <I>O. W. Kuusinen</I></P>
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<DIV align="justify"><!-- Blocksatz an -->
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<P><I>Kuusinen:</I> Ich eröffne die Sitzung. Wir kommen
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zum 2. Punkt der Tagesordnung: »Die
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Offensive des Faschismus und die Aufgaben der
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Kommunistischen Internationale im Kampfe für die
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Einheit der Arbeiterklasse gegen den Faschismus.« Das Wort hat Genosse Dimitroff. <I>(Als Genosse
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Dimitroff die Rednertribüne betritt, wird er mit
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einem Beifallssturm begrüßt. Die Delegierten
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erheben sich von den Plätzen und bereiten dem
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Redner enthusiastische Ovationen. Grüße und Zurufe
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in vielen Sprachen: »Rot Front«, »Hurra«, »Bansai« Aus dem Saale Stimmen: »Es lebe
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|
Dimitroff«, »Hoch Dimitroff, der mutige revolutionäre
|
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Kämpfer«. Erneute Hochrufe und nicht endenwollende
|
|
Ovationen. Alle singen die »Internationale«.)</I>
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[4]<A name="S4"></A></P>
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<H3 align="center">I. DER FASCHISMUS UND DIE ARBEITERKLASSE</H3>
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<P>Genossen! Bereits der VI. Kongreß der Kommunistischen
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Internationale hat dem internationalen Proletariat
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das Heranreifen einer neuen faschistischen Offensive
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signalisiert und zum Kampf gegen sie aufgerufen. Der
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Kongreß wies darauf hin, daß »faschistische Tendenzen und
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Keime einer faschistischen Bewegung in mehr oder
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weniger entwickelter Form fast überall zu finden sind«.</P>
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<P>Unter den Verhältnissen der hereingebrochenen
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überaus tiefen Wirtschaftskrise, der heftigen Zuspitzung der
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allgemeinen Krise des Kapitalismus, der Revolutionierung
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der werktätigen Massen ist der Faschismus zum breiten
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Angriff übergegangen. Die herrschende Bourgeoisie sucht
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immer mehr ihre Rettung im Faschismus, um die schlimmsten Ausplünderungsmaßnahmen gegen die Werktätigen
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durchzuführen, um einen imperialistischen Raubkrieg,
|
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um den Überfall auf die Sowjetunion, die Versklavung
|
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und Aufteilung Chinas vorzubereiten und durch alle diese
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Maßnahmen die Revolution zu verhindern.</P>
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<P>Die imperialistischen Kreise suchen die <I>ganze</I> Last der
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Krise auf die Schultern der Werktätigen abzuwälzen.
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|
<I>Dazu brauchen sie den Faschismus.</I></P>
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<P>Sie wollen das Problem der Märkte durch Versklavung
|
|
der schwachen Völker, durch Steigerung der kolonialen
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Unterdrückung und durch eine Neuaufteilung der Welt
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auf dem Wege des Krieges lösen. <I>Dazu brauchen sie den
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Faschismus.</I></P>
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<P>Sie suchen dem Anwachsen der Kräfte der Revolution
|
|
durch Zerschlagung der revolutionären Bewegung der
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Arbeiter und Bauern und durch den militärischen Überfall
|
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[5]<A name="S5"></A> auf die Sowjetunion - das Bollwerk des Weltproletariats
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- <I>zuvorzukommen. Dazu brauchen sie den Faschismus.</I></P>
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<P>In einer Reihe von Ländern - insbesondere in Deutschland
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- gelang es diesen imperialistischen Kreisen, vor
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der entscheidenden Schwenkung der Massen zur
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|
Revolution dem Proletariat eine Niederlage zu bereiten und
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die faschistische Diktatur aufzurichten.</P>
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<P>Bezeichnend für den Sieg des Faschismus ist aber
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gerade der Umstand, daß dieser Sieg einerseits von der
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Schwäche des Proletariats zeugt, das durch die
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sozialdemokratische Spaltungspolitik der Arbeitsgemeinschaft
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mit der Bourgeoisie desorganisiert und paralysiert
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wurde, andererseits aber die Schwäche der Bourgeoisie
|
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selbst zum Ausdruck bringt, die vor der Herstellung der
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Kampfeinheit der Arbeiterklasse Angst hat, vor der
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Revolution Angst hat und nicht mehr imstande ist, ihre
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Diktatur über die Massen mit den alten Methoden der
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bürgerlichen Demokratie und des Parlamentarismus
|
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aufrechtzuerhalten.</P>
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<P>Den Sieg des Faschismus in Deutschland - sagte
|
|
Genosse Stalin auf dem XVII. Parteitag der Kommunistischen
|
|
Partei der Sowjetunion (Bolschewiki)
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|
<BLOCKQUOTE>»darf man nicht nur als Zeichen der Schwäche der Arbeiterklasse
|
|
und als Ergebnis des Verrats der Sozialdemokratie an der
|
|
Arbeiterklasse betrachten, die dem Faschismus den Weg ebnete. Man muß
|
|
ihn auch als Zeichen der Schwäche der Bourgeoisie betrachten, als
|
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ein Zeichen dafür, daß die Bourgeoisie nicht mehr imstande ist, mit
|
|
den alten Methoden des Parlamentarismus und der bürgerlichen
|
|
Demokratie zu herrschen, weshalb sie in der Innenpolitik gezwungen
|
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ist, zu terroristischen Regierungsmethoden zu greifen; als ein
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Zeichen dafür, daß sie nicht mehr imstande ist, eineu Ausweg aus der
|
|
jetzigen Lage auf dem Boden einer friedlichen Außenpolitik zu
|
|
finden, weshalb sie gezwungen ist, zur Politik des Krieges zu greifen.«</BLOCKQUOTE><A name="11"></A>
|
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<H4 align="center">DER KLASSENCHARAKTER DES FASCHISMUS</H4>
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|
<P>Der Faschismus an der Macht, Genossen, ist, wie ihn
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das 13. Plenum des EKKI richtig charakterisiert hat, <I>die</I>
|
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[6]<A name="S6"></A> <I>offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten,
|
|
chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des
|
|
Finanzkapitals.</I></P>
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<P>Die reaktionärste Spielart des Faschismus ist der
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Faschismus <I>deutschen Schlages</I>. Er hat die Dreistigkeit, sich
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|
Nationalsozialismus zu nennen, obwohl er nichts mit
|
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Sozialismus gemein hat. Der Hitlerfaschismus ist nicht bloß
|
|
bürgerlicher Nationalismus, er ist ein tierischer
|
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Chauvinismus. Das ist ein Regierungssystem des politischen
|
|
Banditentums, ein System der Provokationen und
|
|
Folterungen gegenüber der Arbeiterklasse und den
|
|
revolutionären Elementen der Bauernschaft, des Kleinbürgertums und
|
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der Intelligenz. Das ist mittelalterliche Barbarei und
|
|
Grausamkeit, zügellose Aggressivität gegenüber den
|
|
anderen Völkern und Ländern.</P>
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<P>Der deutsche Faschismus spielt die Rolle des
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|
<I>Stoßtrupps der internationalen Konterrevolution</I>, des
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|
<I>Hauptanstifters des imperialistischen Krieges</I>, des <I>Initiators
|
|
eines Kreuzzuges gegen die Sowjetunion, das große
|
|
Vaterland der Werktätigen der ganzen Welt</I>.</P>
|
|
<P>Der Faschismus ist nicht eine Form der Staatsmacht,
|
|
die angeblich ȟber beiden Klassen, dem Proletariat und
|
|
der Bourgeoisie steht«, wie das z.B. Otto Bauer
|
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behauptet hat. Das ist nicht das »aufständische Kleinbürgertum,
|
|
das von der Staatsmaschine Besitz ergriffen hat«, wie der
|
|
englische Sozialist Brailsford erklärt. Nein, der
|
|
Faschismus ist keine über den Klassen stehende Macht und keine
|
|
Macht des Kleinbürgertums oder des Lumpenproletariats
|
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über das Finanzkapital. Der Faschismus ist die Macht des
|
|
Finanzkapitals selbst. Das ist die Organisierung der
|
|
terroristischen Abrechnung mit der Arbeiterklasse und dem
|
|
revolutionären Teil der Bauernschaft und der Intelligenz.
|
|
Der Faschismus in der Außenpolitik ist der Chauvinismus
|
|
in seiner brutalsten Form, der einen tierischen Haß gegen
|
|
die anderen Völker kultiviert.</P>
|
|
<P>Dieser wirkliche Charakter des Faschismus muß besonders
|
|
[7]<A name="S7"></A> stark unterstrichen werden, weil der Deckmantel
|
|
der sozialen Demagogie dem Faschismus die Möglichkeit
|
|
gegeben hat, in einer Reihe von Ländern die durch die
|
|
Krise aus ihrem Geleise geworfenen Massen des Kleinbürgertums
|
|
und sogar manche Teile der rückständigsten
|
|
Schichten des Proletariats mitzureißen, die niemals dem
|
|
Faschismus gefolgt wären, wenn sie seinen wirklichen
|
|
Klassencharakter, seine wirkliche Natur begriffen hätten.</P>
|
|
<P>Die Entwicklung des Faschismus und die faschistische
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|
Diktatur selbst nehmen in den verschiedenen Ländern
|
|
<I>verschiedene</I> Formen an, je nach den historischen,
|
|
sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen, je nach den
|
|
nationalen Besonderheiten und der internationalen Stellung
|
|
des betreffenden Landes. In den einen Ländern, vor allem
|
|
dort, wo der Faschismus keine breite Massenbasis besitzt
|
|
und wo der Kampf zwischen den einzelnen Gruppierungen
|
|
im Lager der faschistischen Bourgeoisie selbst ziemlich
|
|
stark ist, entschließt er sich nicht sofort, das Parlament
|
|
zu liquidieren, und beläßt den andern bürgerlichen
|
|
Parteien und auch der Sozialdemokratie eine gewisse
|
|
Legalität. In andern Ländern, wo die herrschende Bourgeoisie
|
|
den nahen Ausbruch der Revolution befürchtet, errichtet
|
|
der Faschismus seine schrankenlose politische
|
|
Monopolherrschaft entweder sofort oder, indem er den Terror und
|
|
die Abrechnung mit allen konkurrierenden Parteien und
|
|
Gruppierungen immer mehr verstärkt. Das schließt nicht
|
|
aus, daß der Faschismus im Augenblick einer <I>besonderen</I>
|
|
Verschärfung seiner Lage Versuche macht, seine Basis
|
|
zu erweitern und, ohne sein Klassenwesen zu ändern,
|
|
die offene terroristische Diktatur mit einer groben
|
|
Fälschung des Parlamentarismus zu <I>vereinen</I>.</P>
|
|
<P>Der Machtantritt des Faschismus ist <I>keine einfache
|
|
Ersetzung</I> der einen bürgerlichen Regierung durch eine
|
|
andere, sondern eine <I>Ablösung</I> der einen Staatsform der
|
|
Klassenherrschaft der Bourgeoisie - der bürgerlichen
|
|
Demokratie - durch eine andere Form - durch die [8]<A name="S8"></A>
|
|
offene terroristische Diktatur. Die Ignorierung dieses
|
|
Unterschiedes wäre ein ernster Fehler, der das
|
|
revolutionäre Proletariat daran hindern würde, die breitesten
|
|
Schichten der Werktätigen in Stadt und Land zum Kampf
|
|
gegen die Gefahr einer Ergreifung der Macht durch die
|
|
Faschisten zu mobilisieren sowie die Gegensätze
|
|
auszunutzen, die im Lager der Bourgeoisie selbst vorhanden
|
|
sind. Doch ein nicht minder ernster und gefährlicher
|
|
Fehler ist die <I>Unterschätzung</I> der Bedeutung, <I>die die
|
|
gegenwärtig in den Ländern der bürgerlichen Demokratie sich
|
|
verschärfenden reaktionären Maßnahmen</I> für die
|
|
Aufrichtung der faschistischen Diktatur haben, jene Maßnahmen,
|
|
die die demokratischen Freiheiten der Werktätigen
|
|
unterdrücken, die Rechte des Parlaments fälschen und
|
|
beschneiden, die Unterdrückungsmaßnahmen gegen die
|
|
revolutionäre Bewegung verschärfen.</P>
|
|
<P>Genossen, man darf sich den Machtantritt des
|
|
Faschismus nicht so simpel und glatt vorstellen, als ob
|
|
irgendein Komitee des Finanzkapitals den Beschluß faßt,
|
|
an diesem und diesem Tage die faschistische Diktatur
|
|
aufzurichten. In Wirklichkeit gelangt der Faschismus
|
|
gewöhnlich zur Macht im gegenseitigen, zuweilen scharfen
|
|
Kampf mit den alten bürgerlichen Parteien oder mit
|
|
einem bestimmten Teil dieser Parteien, im Kampf sogar
|
|
innerhalb des faschistischen Lagers selbst, der manchmal
|
|
bis zu bewaffneten Zusammenstößen führt, wie wir das
|
|
in Deutschland, Österreich und anderen Ländern
|
|
gesehen haben. Alles das verringert indessen nicht die
|
|
Bedeutung der Tatsache, daß vor der Errichtung der
|
|
faschistischen Diktatur die bürgerlichen Regierungen in der
|
|
Regel eine Reihe von Vorbereitungsetappen durchlaufen
|
|
und eine Reihe reaktionärer Maßnahmen durchführen,
|
|
die den Machtantritt des Faschismus unmittelbar fördern.
|
|
Wer in diesen Vorbereitungsetappen nicht gegen die
|
|
reaktionären Maßnahmen der Bourgeoisie und gegen den
|
|
anwachsenden Faschismus kämpft, <I>der ist nicht imstande,</I>
|
|
[9]<A name="S9"></A> <I>den Sieg des Faschismus zu verhindern, der erleichtert ihn
|
|
vielmehr.</I></P>
|
|
<P>Die Führer der Sozialdemokratie vertuschten und
|
|
verhüllten vor den Massen den wirklichen Klassencharakter
|
|
des Faschismus und riefen nicht zum Kampf gegen die
|
|
immer schärferen reaktionären Maßnahmen der
|
|
Bourgeoisie auf. Sie tragen die große <I>historische
|
|
Verantwortung</I> dafür, daß im entscheidenden Moment der
|
|
faschistischen Offensive ein bedeutender Teil der werktätigen
|
|
Massen in Deutschland und einer Reihe anderer
|
|
faschistischer Länder im Faschismus nicht das blutdürstige
|
|
Raubtier des Finanzkapitals, seinen schlimmsten Feind
|
|
erkannte, und daß diese Massen nicht zur Abwehr bereit
|
|
waren.</P>
|
|
<P>Welches ist die Quelle des Einflusses des Faschismus
|
|
auf die Massen? Es gelingt dem Faschismus, die Massen
|
|
zu gewinnen, weil er in demagogischer Weise an ihre
|
|
<I>brennendsten Nöte und Bedürfnisse</I> appelliert. Der
|
|
Faschismus entfacht nicht nur die in den Massen tief
|
|
verwurzelten Vorurteile, sondern er spekuliert auch mit den
|
|
besten Empfindungen der Massen, ihrem Gerechtigkeitsgefühl
|
|
und mitunter sogar ihren revolutionären Traditionen.
|
|
Warum spielen sich die deutschen Faschisten,
|
|
diese Lakaien der Großbourgeoisie und Todfeinde des
|
|
Sozialismus, vor den Massen als »Sozialisten« auf und
|
|
stellen ihren Machtantritt als »Revolution« hin? Weil sie
|
|
bestrebt sind, den Glauben an die Revolution, den Drang
|
|
zum Sozialismus auszunutzen, der in den Herzen der
|
|
breiten werktätigen Massen Deutschlands lebt.</P>
|
|
<P>Der Faschismus handelt im Interesse der extremen
|
|
Imperialisten, aber vor den Massen tritt er unter der
|
|
Maske des Beschützers der beleidigten Nation auf und
|
|
appelliert an das gekränkte Nationalgefühl, wie z.B.
|
|
der deutsche Faschismus, der die Massen mit der Losung »Gegen Versailles!« mit sich riß.</P>
|
|
<P>Der Faschismus erstrebt die zügelloseste Ausbeutung
|
|
[10]<A name="S10"></A> der Massen, tritt aber mit einer raffinierten
|
|
antikapitalistischen Demagogie an sie heran, macht sich den
|
|
tiefen Haß der Werktätigen gegen die räuberische
|
|
Bourgeoisie, gegen die Banken, die Trusts und die
|
|
Finanzmagnaten zunutze und stellt Losungen auf, die im
|
|
gegebenen Moment für die politisch unreifen Massen die
|
|
verlockendsten sind: in Deutschland - »Gemeinnutz geht
|
|
vor Eigennutz«; in Italien - »Unser Staat ist kein
|
|
kapitalistischer, sondern ein Korporativstaat«; in Japan - »Für ein Japan ohne Ausbeutung«; in den Vereinigten
|
|
Staaten - »Für die Aufteilung der Reichtümer« usw.</P>
|
|
<P>Der Faschismus liefert das Volk den korruptesten,
|
|
käuflichsten Elementen zur Ausplünderung aus, tritt
|
|
aber vor dem Volk mit der Forderung einer »ehrlichen
|
|
und unbestechlichen Regierung« auf. Der Faschismus,
|
|
der mit der tiefen Enttäuschung der Massen über
|
|
die Regierungen der bürgerlichen Demokratie spekuliert,
|
|
entrüstet sich scheinheilig über die Korruption (z.B.
|
|
die Barmat- und Sklarekaffäre in Deutschland, die Stavitskiaffäre in Frankreich und eine Reihe von anderen).</P>
|
|
<P>Der Faschismus fängt im Interesse der reaktionärsten
|
|
Kreise der Bourgeoisie die enttäuschten Massen ein, die
|
|
sich von den alten bürgerlichen Parteien abkehren. Aber
|
|
er imponiert diesen Massen <I>durch die Heftigkeit seiner
|
|
Angriffe</I> gegen die bürgerlichen Regierungen, durch seine
|
|
Unversöhnlichkeit gegenüber den alten Parteien der
|
|
Bourgeoisie.</P>
|
|
<P>Durch seinen Zynismus und seine Verlogenheit alle
|
|
anderen Spielarten der bürgerlichen Reaktion in den
|
|
Schatten stellend, <I>paßt der Faschismus</I> seine Demagogie
|
|
den nationalen <I>Besonderheiten</I> jedes Landes an, sogar den
|
|
Besonderheiten der verschiedenen sozialen Schichten in
|
|
ein und demselben Lande. Und die Massen des Kleinbürgertums,
|
|
selbst ein Teil der Arbeiter, durch die Not,
|
|
die Arbeitslosigkeit und die Unsicherheit ihrer Existenz
|
|
[11]<A name="S11"></A> zur Verzweiflung getrieben, werden zu Opfern der
|
|
sozialen und chauvinistischen Demagogie des Faschismus.</P>
|
|
<P>Der Faschismus kommt zur Macht als <I>Partei des
|
|
Angriffs</I> gegen die revolutionäre Bewegung des Proletariats,
|
|
gegen die in Gärung befindlichen Volksmassen, er stellt
|
|
jedoch seinen Machtantritt hin als eine »revolutionäre« Bewegung gegen die Bourgeoisie im Namen der »ganzen
|
|
Nation« und zur »Rettung der Nation« (man denke an
|
|
den »Marsch« Mussolinis nach Rom, an den »Marsch« Pilsudskis nach Warschau, an die nationalsozialistische »Revolution« Hitlers in Deutschland usw.).</P>
|
|
<P>Aber welche Maske der Faschismus auch aufsetzen
|
|
mag, in welchen Formen er auch auftreten mag, auf
|
|
welchem Wege er immer auch zur Macht gelangen mag -</P>
|
|
<P><I>Der Faschismus ist die wütendste Offensive des
|
|
Kapitals gegen die werktätigen Massen.</I></P>
|
|
<P><I>Der Faschismus ist zügellosester Chauvinismus und
|
|
Raubkrieg.</I></P>
|
|
<P><I>Der Faschismus ist wütende Reaktion und
|
|
Konterrevolution.</I></P>
|
|
<P><I>Der Faschismus ist der schlimmste Feind der
|
|
Arbeiterklasse und aller Werktätigen.</P></I>
|
|
<A name="12"></A>
|
|
<H4 align="center">WAS BRINGT DER SIEGREICHE FASCHISMUS DEN MASSEN?</H4>
|
|
<P>Der Faschismus versprach den <I>Arbeitern</I> einen »gerechten Lohn«, in Wirklichkeit brachte er ihnen ein noch
|
|
niedrigeres, ein bettlerhaftes Lebensniveau. Er versprach
|
|
den Erwerbslosen Arbeit, in Wirklichkeit brachte er
|
|
ihnen noch größere Hungerqualen, Sklavenarbeit,
|
|
Zwangsarbeit. In Wirklichkeit verwandelt er Arbeiter
|
|
und Arbeitslose in völlig rechtlose Parias der kapitalistischen
|
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Gesellschaft, zerstört ihre Gewerkschaften, raubt
|
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ihnen das Streikrecht und die Arbeiterpresse, treibt sie
|
|
[12]<A name="S12"></A> mit Gewalt in die faschistischen Organisationen hinein,
|
|
raubt ihre Sozialversicherungsfonds, verwandelt die
|
|
Fabriken und Betriebe in Kasernen, in denen die zügellose
|
|
Willkür der Kapitalisten herrscht.</P>
|
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<P>Der Faschismus versprach der werktätigen <I>Jugend</I>, ihr
|
|
einen breiten Weg in eine glänzende Zukunft zu öffnen.
|
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In Wirklichkeit brachte er der Jugend Massenentlassungen
|
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aus den Betrieben, Arbeitsdienstlager und
|
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ununterbrochenen militärischen Drill für einen Raubkrieg.</P>
|
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<P>Der Faschismus versprach den <I>Angestellten, den kleinen
|
|
Beamten, den Intellektuellen,</I> ihre Existenz zu sichern, die
|
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Allmacht der Trusts und die Spekulation des Bankkapitals
|
|
zu beseitigen. In Wirklichkeit stürzte er sie in noch
|
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größere Hoffnungslosigkeit und Unsicherheit, unterwirft
|
|
er sie einer neuen, aus seinen gehorsamsten Anhängern
|
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bestehenden Bürokratie, schafft er eine unerträgliche
|
|
Diktatur der Trusts, verbreitet er in einem nie dagewesenen
|
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Maße Korruption und Zersetzung.</P>
|
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<P>Der Faschismus versprach der ruinierten, verelendeten
|
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<I>Bauernschaft</I> die Beseitigung der Schuldknechtschaft,
|
|
die Abschaffung der Pachtzahlungen und sogar die
|
|
unentgeltliche Enteignung des grundherrlichen Bodens
|
|
zugunsten der landlosen und dem Ruin verfallenden
|
|
Bauern. In Wirklichkeit schafft er eine noch nie dagewesene
|
|
Versklavung der werktätigen Bauernschaft durch
|
|
die Trusts und den faschistischen Staatsapparat und
|
|
steigert die Ausbeutung der Hauptmassen der Bauernschaft
|
|
durch die Großagrarier, die Banken und die Wucherer aufs äußerste.</P>
|
|
<P>»Deutschland wird ein Bauernland oder überhaupt
|
|
nicht sein« - erklärte feierlich Hitler, was aber haben
|
|
die Bauern in Deutschland unter Hitler bekommen ? Ein
|
|
Moratorium, das bereits aufgehoben ist? Oder das Erbhofgesetz,
|
|
das zur Verdrängung von Millionen Bauernsöhnen
|
|
und Töchtern aus dem Dorf und zu ihrer
|
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Verwandlung in Paupers (Bettler) führt ? Die Landarbeiter
|
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[13]<A name="S13"></A> wurden in halbe Leibeigene verwandelt, die sogar des
|
|
elementaren Rechtes der Freizügigkeit beraubt sind. Die
|
|
werktätige Bauernschaft ist der Möglichkeit beraubt, die
|
|
Produkte ihrer Wirtschaft auf dem Markt zu verkaufen.</P>
|
|
<P>Und in Polen ?
|
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<BLOCKQUOTE>»Der polnische Bauer« - schreibt das polnische Blatt »Czas« - »benutzt Methoden und Mittel, die wohl nur in der Epoche des
|
|
Mittelalters angewandt wurden: er bewahrt das Feuer im Ofen und
|
|
leiht es seinem Nachbar, er teilt die Zündhölzer in mehrere Teile.
|
|
Die Bauern übergeben einander das schmutzige Seifenwasser. Sie
|
|
kochen die Heringfässer aus, um Salzwasser zu bekommen. Das
|
|
ist kein Märchen, sondern die wirkliche Lage im Dorf, von der
|
|
jeder sich überzeugen kann.«</BLOCKQUOTE>
|
|
<P></P>
|
|
<P>Und das, Genossen, schreiben nicht Kommunisten,
|
|
sondern ein polnisches reaktionäres Blatt!</P>
|
|
<P>Aber das ist noch lange nicht alles.</P>
|
|
<P>Jeden Tag werden in den Konzentrationslagern des
|
|
faschistischen Deutschland, in den Kellern der Gestapo, in
|
|
den polnischen Kasematten, in der bulgarischen und
|
|
finnländischen Geheimpolizei, in der Belgrader »Glawnjatscha«,
|
|
in der rumänischen »Siguranza«, auf den italienischen
|
|
Inseln die besten Söhne der Arbeiterklasse, revolutionäre
|
|
Bauern, Kämpfer für eine schönere Zukunft
|
|
der Menschheit solchen abscheulichen Gewalttaten und
|
|
Erniedrigungen ausgesetzt, vor denen die schlimmsten
|
|
Schandtaten der zaristischen Geheimpolizei verblassen.
|
|
Der verbrecherische deutsche Faschismus schlägt Männer
|
|
in Anwesenheit ihrer Frauen zu einem blutigen Brei,
|
|
schickt den Müttern in Postpaketen die Asche ihrer
|
|
ermordeten Söhne. Die Sterilisierung wurde in ein
|
|
politisches Kampfmittel verwandelt. Den gefangenen
|
|
Antifaschisten spritzt man in den Folterkammern gewaltsam
|
|
Giftstoffe ein, bricht ihnen die Arme, schlägt ihnen die
|
|
Augen aus, hängt sie an, pumpt sie mit Wasser voll,
|
|
schneidet ihnen Hakenkreuze in die Haut.</P>
|
|
<P>Vor mir liegt eine statistische Zusammenstellung der
|
|
Internationalen Roten Hilfe über die Ermordeten,
|
|
Verwundeten. Verhafteten, Verstümmelten und zu Tode
|
|
Gefolterten [14]<A name="S14"></A>
|
|
in Deutschland, Polen, Italien, Österreich,
|
|
Bulgarien und Jugoslawien. In Deutschland allein wurden
|
|
während der Herrschaft der Nationalsozialisten über
|
|
4.200 Personen ermordet, 317.800 verhaftet; 218.600
|
|
antifaschistische Arbeiter, Bauern, Angestellte, Intellektuelle,
|
|
Kommunisten, Sozialdemokraten und Mitglieder
|
|
oppositioneller christlicher Organisationen wurden verwundet
|
|
und grausam gefoltert. In Österreich wurden von der »christlichen« faschistischen Regierung seit den
|
|
Februarkämpfen im vorigen Jahr 1.900 Personen getötet, 10.000
|
|
verwundet und verstümmelt; 40.000 revolutionäre
|
|
Arbeiter wurden verhaftet. Und diese Zusammenstellung,
|
|
Genossen, ist bei weitem nicht vollständig.</P>
|
|
<P>Es fällt mir schwer, Worte zu finden, um die ganze
|
|
Empörung zum Ausdruck zu bringen, die uns beim
|
|
Gedanken an die Qualen erfassen, die die Werktätigen jetzt
|
|
in einer ganzen Reihe faschistischer Länder zu erdulden
|
|
haben. Die Zahlen und Tatsachen, die wir anführen,
|
|
<I>widerspiegeln nicht den hundertsten Teil</I> jener Ausbeutung
|
|
und jener Qualen des weißgardistischen Terrors,
|
|
von denen das tägliche Leben der Arbeiterklasse in den
|
|
verschiedenen kapitalistischen Ländern voll ist. Keine
|
|
noch so umfangreichen Bücher können eine klare Vorstellung
|
|
vermitteln von den zahllosen Bestialitäten des
|
|
Faschismus gegenüber den Werktätigen.</P>
|
|
<P>Mit tiefer Erregung und mit Haß gegen die faschistischen
|
|
Henker senken wir die Banner der Kommunistischen
|
|
Internationale vor dem unvergeßlichen Andenken
|
|
John Scheers, Fiete Schulzes, Lüttgens in Deutschland,
|
|
Koloman Wallischs und Münichreiters in Österreich,
|
|
Sallais und Fürsts in Ungarn, Kofardshiews, Lütibrodskis
|
|
und Woikows in Bulgarien, vor dem Andenken der
|
|
Tausende und aber Tausende kommunistischer,
|
|
sozialdemokratischer und parteiloser Arbeiter, Bauern,
|
|
Vertreter der fortschrittlichen Intelligenz, die ihr Leben im
|
|
Kampfe gegen den Faschismus hingegeben haben. [15]<A name="S15"></A></P>
|
|
<P>Wir grüßen von dieser Tribüne aus den Führer des
|
|
deutschen Proletariats und den Ehrenvorsitzenden
|
|
unseres Kongresses - den Genossen Thälmann. <I>(Stürmischer
|
|
Beifall, alle erheben sich von den Platzen.)</I> Wir grüßen
|
|
die Genossen Rakosi, Gramsci <I>(stürmischer Beifall, alle
|
|
erheben sich von den Platzen)</I>, Antikainen, J. Panow.
|
|
Wir grüßen den Führer der spanischen Sozialisten Caballero,
|
|
der von den Konterrevolutionären ins Gefängnis geworfen
|
|
worden ist, Tom Mooney, der bereits 18 Jahre im
|
|
Kerker schmachtet und die Tausende anderer Gefangenen
|
|
des Kapitals und des Faschismus, <I>(stürmischer Beifall)</I>,
|
|
und wir rufen ihnen zu: »Kampfgefährten! Waffengefährten!
|
|
Wir haben Euch nicht vergessen! Wir sind mit
|
|
Euch! Jede Stunde unseres Lebens, jeden Tropfen unseres
|
|
Blutes wollen wir hergeben für Eure Befreiung und für
|
|
die Befreiung aller Werktätigen vom schändlichen
|
|
faschistischen Regime.« <I>(Stürmischer Beifall, alle erheben
|
|
sich von den Plätzen.)</I></P>
|
|
<P>Genossen, Lenin hat uns bereits darauf hingewiesen,
|
|
daß es der Bourgeoisie gelingen kann, mit dem wütendsten
|
|
Terror über die Werktätigen herzufallen und in
|
|
diesen oder jenen kürzeren Zeitabschnitten die wachsenden
|
|
Kräfte der Revolution abzuwehren, aber daß sie sich
|
|
trotzdem vor dem Untergang nicht retten kann.</P>
|
|
<P>Lenin schrieb :
|
|
<BLOCKQUOTE>»Das Leben setzt sich durch. Mag die Bourgeoisie toben, bis zur
|
|
Geistesverwirrung wüten, übertreiben, Dummheiten machen, sich an
|
|
den Bolschewiki im voraus rächen, und hunderte, tausende,
|
|
hunderttausende Bolschewiki von morgen oder gestern abschlachten
|
|
(Indien, Ungarn, Deutschland usw.): indem die Bourgeoisie das tut,
|
|
handelt sie wie alle von der Geschichte zum Untergang verurteilten
|
|
Klassen. Die Kommunisten müssen wissen, daß die Zukunft auf jeden
|
|
Fall ihnen gehört; daher können (und müssen) wir in dem gewaltigen
|
|
revolutionären Kampfe die größte Leidenschaftlichkeit mit der
|
|
kaltblütigsten und nüchternsten Einschätzung der Wutanfälle der
|
|
Bourgeoisie verbinden.« {* Lenin. Sämtl. Werke, Bd. XXV, S. 291.}</BLOCKQUOTE>
|
|
<P>[16]<A name="S16"></A> Ja, wenn wir und das Proletariat der ganzen Welt den
|
|
uns von Lenin und Stalin gewiesenen Weg unbeirrt gehen
|
|
werden, wird die Bourgeoisie, mag kommen was will,
|
|
untergehen. <I>(Beifall.)</I></P><A name="13"></A>
|
|
<H4 align="center">IST DER SIEG DES FASCHISMUS UNVERMEIDLICH ?</H4>
|
|
<P>Warum und wie konnte der Faschismus siegen ?</P>
|
|
<P>Der Faschismus ist der schlimmste Feind der Arbeiterklasse
|
|
und der Werktätigen. Der Faschismus ist der Feind
|
|
von neun Zehnteln des deutschen Volkes, von neun
|
|
Zehnteln des österreichischen Volkes, von neun Zehnteln der
|
|
anderen Völker der faschistischen Länder. Wie, auf welche
|
|
Weise konnte dieser schlimmste Feind siegen ?</P>
|
|
<P>Der Faschismus konnte <I>vor allem</I> deshalb zur Macht
|
|
kommen, weil die Arbeiterklasse dank der Politik der
|
|
Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie, die von den
|
|
Führern der Sozialdemokratie betrieben wurde, <I>gespalten</I>
|
|
war, <I>politisch</I> und <I>organisatorisch</I> gegenüber der
|
|
angreifenden Bourgeoisie <I>entwaffnet</I> war. Die kommunistischen
|
|
Parteien aber waren <I>nicht stark genug</I>, um ohne und
|
|
gegen die Sozialdemokratie die Massen auf die Beine zu
|
|
bringen und sie in den entscheidenden Kampf gegen den
|
|
Faschismus zu führen.</P>
|
|
<P>In der Tat! Mögen die Millionen sozialdemokratischer
|
|
Arbeiter, die jetzt zusammen mit ihren kommunistischen
|
|
Brüdern die Schrecken der faschistischen Barbarei auskosten,
|
|
ernsthaft über folgendes nachdenken: wenn das
|
|
österreichische und das deutsche Proletariat im Jahre
|
|
1918, als die Revolution in Deutschland und Österreich
|
|
ausbrach, nicht der sozialdemokratischen Führung der
|
|
Otto Bauer, Friedrich Adler und Renner in Österreich, der
|
|
Ebert und Scheidemann in Deutschland Gefolgschaft
|
|
geleistet hätte, sondern den Weg der russischen
|
|
Bolschewiki, den Weg Lenins und Stalins gegangen wäre, dann
|
|
<!--2 Dlmftro/f-->
|
|
[17]<A name="S17"></A>
|
|
würde es jetzt keinen Faschismus geben, weder in
|
|
Österreich noch in Deutschland, weder in Italien noch in
|
|
Ungarn, weder in Polen noch auf dem Balkan. Nicht die
|
|
Bourgeoisie, sondern die Arbeiterklasse wäre bereits
|
|
längst der Herr der Lage in Europa. <I>( Beifall.)</I></P>
|
|
<P>Nehmen wir z.B. die <I>österreichische</I> Sozialdemokratie.
|
|
Die Revolution von 1918 hob sie gewaltig empor. Sie hatte
|
|
die Macht in Händen, sie hatte starke Positionen in der
|
|
Armee, im Staatsapparat. Gestützt auf diese Positionen,
|
|
hätte sie den entstehenden Faschismus im Keime vernichten
|
|
können. Aber sie gab ohne Widerstand eine Position
|
|
der Arbeiterklasse nach der anderen auf. Sie erlaubte der
|
|
Bourgeoisie, ihre Macht zu stärken, die Verfassung aufzuheben,
|
|
den Staatsapparat, die Armee und die Polizei von
|
|
sozialdemokratischen Funktionären zu reinigen, den
|
|
Arbeitern das Waffenarsenal wegzunehmen. Sie erlaubte
|
|
den faschistischen Banditen, sozialdemokratische Arbeiter
|
|
ungestraft zu ermorden, Sie nahm die Bedingungen
|
|
des Hüttenberger Pakts an, der den faschistischen
|
|
Elementen den Zutritt zu den Betrieben öffnete. Gleichzeitig
|
|
trichterten die Führer der Sozialdemokratie den Arbeitern
|
|
das Linzer Programm ein, in dem die Alternative einer
|
|
Gewaltanwendung gegenüber der Bourgeoisie und der
|
|
Errichtung der proletarischen Diktatur vorgesehen war, und
|
|
versicherten ihnen, daß die Partei, wenn die herrschenden
|
|
Klassen gegenüber der Arbeiterklasse zur Gewalt
|
|
greifen sollten, darauf mit der Aufforderung zum
|
|
Generalstreik und bewaffneten Kampf antworten werde. Als
|
|
ob die ganze Politik der Vorbereitung des faschistischen
|
|
Überfalls auf die Arbeiterklasse nicht eine Kette von
|
|
Gewaltakten ihr gegenüber war, die durch verfassungsmäßige
|
|
Formen bemäntelt wurden? Sogar am Vorabend und
|
|
während der Februarkämpfe ließ die Führung der
|
|
österreichischen Sozialdemokratie den heldenmütig ringenden
|
|
Schutzbund isoliert von den breiten Massen dastehen und
|
|
verurteilte das österreichische Proletariat zur Niederlage.
|
|
[18]<A name="S18"></A></P>
|
|
<P>War der Sieg des Faschismus in <I>Deutschland</I> unvermeidlich?
|
|
Nein, die deutsche Arbeiterklasse hätte ihn
|
|
verhindern können.</P>
|
|
<P>Aber dazu hätte sie die Herstellung der antifaschistischen
|
|
proletarischen Einheitsfront durchsetzen, die
|
|
Führer der Sozialdemokratie zwingen müssen, den Feldzug
|
|
gegen die Kommunisten einzustellen und die wiederholten
|
|
Angebote der Kommunistischen Partei über die
|
|
Aktionseinheit gegen den Faschismus anzunehmen.</P>
|
|
<P>Sie hätte bei dem Angriff des Faschismus und bei der
|
|
allmählichen Liquidierung der bürgerlich-demokratischen
|
|
Freiheiten durch die Bourgeoisie sich nicht mit den
|
|
schönen Resolutionen der Sozialdemokratie zufrieden
|
|
geben dürfen, sondern hätte mit einem wirklichen
|
|
Massenkampf antworten müssen, der die faschistischen Pläne
|
|
der deutschen Bourgeoisie erschwerte.</P>
|
|
<P>Sie hätte nicht das Verbot des Roten Frontkämpferbundes
|
|
durch die Regierung Braun-Severing zulassen dürfen,
|
|
sondern hätte zwischen dem Roten Frontkämpferbund und
|
|
dem fast eine Million zählenden Reichsbanner einen
|
|
Kampfkontakt herstellen und Braun und Severing
|
|
zwingen müssen, sowohl die eine als auch die andere
|
|
Organisation aller Abwehr und Zerschlagung der faschistischen
|
|
Banden zu bewaffnen.</P>
|
|
<P>Sie hätte die Führer der Sozialdemokratie, die an der
|
|
Spitze der Regierung in Preußen standen, zwingen müssen,
|
|
Verteidigungsmaßnahmen gegen den Faschismus zu
|
|
ergreifen, die faschistischen Führer zu verhaften, ihre
|
|
Presse zu verbieten, ihre materiellen Mittel sowie die
|
|
Mittel der Kapitalisten, die die faschistische Bewegung
|
|
subsidierten, zu konfiszieren, die faschistischen Organisationen
|
|
aufzulösen, ihnen die Waffen abzunehmen usw.</P>
|
|
<P>Weiter hätte sie es durchsetzen müssen, daß alle Arten
|
|
von Sozialleistungen wiederhergestellt und erweitert
|
|
werden, daß ein Moratorium und eine Krisenhilfe für die
|
|
unter dem Einfluß der Krise ruinierten Bauern eingeführt
|
|
[19]<A name="S19"></A> werden, und zwar durch Besteuerung der Banken und
|
|
der Trusts, um sich auf diese Weise die Unterstützung der
|
|
werktätigen Bauernschaft zu sichern. Das wurde nicht
|
|
getan, und schuld daran war die Sozialdemokratie
|
|
Deutschlands; deshalb <I>konnte</I> der Faschismus siegen.</P>
|
|
<P>Mußten die Bourgeoisie und der Adel in <I>Spanien</I>
|
|
unvermeidlich triumphieren, in einem Lande, in dem die
|
|
Kräfte des proletarischen Aufstandes mit dem Bauernkrieg
|
|
sich so günstig vereinen ?</P>
|
|
<P>Die spanischen Sozialisten waren in der Regierung seit
|
|
den ersten Tagen der Revolution. Haben sie einen
|
|
Kampfkontakt zwischen den Arbeiterorganisationen aller
|
|
politischen Richtungen hergestellt, einschließlich der
|
|
Kommunisten und der Anarchisten? Haben sie die Arbeiterklasse
|
|
in einer einheitlichen Gewerkschaftsorganisation
|
|
zusammengeschlossen? Haben sie die Beschlagnahme aller
|
|
Gutsbesitzer-, Kirchen- und Klosterländereien zugunsten
|
|
der Bauern gefordert, um die Bauern für die Revolution
|
|
zu gewinnen? Haben sie versucht, den Kampf für die
|
|
nationale Selbstbestimmung der Katalonier, der Basken, für
|
|
die Befreiung Marokkos zu führen? Haben sie eine
|
|
Säuberung der Armee von monarchistischen und faschistischen
|
|
Elementen durchgeführt und den Übergang der
|
|
Armee auf die Seite der Arbeiter und Bauern vorbereitet?
|
|
Haben sie die dem Volk verhaßte Zivilgarde, den Henker
|
|
aller Volksbewegungen, aufgelöst? Haben sie gegen die
|
|
faschistische Partei Gil Robles', gegen die Macht der
|
|
katholischen Kirche einen Schlag geführt ? Nein, nichts
|
|
dergleichen. Sie haben die wiederholten Vorschläge der
|
|
Kommunisten über die Herstellung der Aktionseinheit gegen
|
|
den Angriff der bürgerlich-junkerlichen Reaktion und des
|
|
Faschismus abgelehnt; sie haben Wahlgesetze durchgebracht,
|
|
die es der Reaktion ermöglichten, die Mehrheit
|
|
in den Cortes (Parlament) zu erobern, Gesetze, die die
|
|
Volksbewegungen unter Strafe stellten, Gesetze, nach
|
|
denen jetzt die heldenhaften Bergarbeiter von Asturien abgeurteilt
|
|
[20]<A name="S20"></A> werden. Sie haben mit den Händen der
|
|
Zivilgarde die Bauern niedergeschossen, die für den Boden
|
|
kämpften usw.</P>
|
|
<P>So bereitete die Sozialdemokratie dem Faschismus
|
|
den Weg zur Macht, sowohl in Deutschland als auch in
|
|
Österreich, als auch in Spanien, desorganisierte und
|
|
spaltete die Reihen der Arbeiterklasse.</P>
|
|
<P>Genossen, der Faschismus siegte <I>auch</I>, weil das
|
|
Proletariat isoliert war von seinen natürlichen Bundesgenossen.
|
|
Der Faschismus siegte, weil es ihm gelang, <I>die großen
|
|
Massen der Bauernschaft</I> mit sich zu reißen, dank der
|
|
Tatsache, daß die Sozialdemokratie im Namen der
|
|
Arbeiterklasse im Grunde genommen eine bauernfeindliche
|
|
Politik trieb. Der Bauer sah an der Macht eine Reihe von
|
|
sozialdemokratischen Regierungen, die in seinen Augen
|
|
die Macht der Arbeiterklasse verkörperten, aber keine
|
|
einzige dieser Regierungen bereitete der Notlage der
|
|
Bauern ein Ende, keine einzige von ihnen gab den Bauern
|
|
Land. Die Sozialdemokratie in Deutschland hat die
|
|
Gutsbesitzer nicht angetastet. Sie arbeitete den Streiks der
|
|
Landarbeiter entgegen, und die Folge davon war, daß die
|
|
Landarbeiter in Deutschland noch lange vor dem
|
|
Machtantritt Hitlers die reformistischen Gewerkschaften
|
|
verließen und in den meisten Fällen zum »Stahlhelm« und den
|
|
Nationalsozialisten übergingen.</P>
|
|
<P>Der Faschismus siegte auch, weil es ihm gelang, in die
|
|
Reihen der <I>Jugend</I> einzudringen, während die Sozialdemokratie
|
|
die Arbeiterjugend vom Klassenkampf ablenkte,
|
|
das revolutionäre Proletariat aber unter der Jugend nicht
|
|
die notwendige Erziehungsarbeit entfaltete und dem
|
|
Kampf für ihre besonderen Interessen und Forderungen
|
|
nicht die genügende Aufmerksamkeit zuwandte. Der
|
|
Faschismus packte bei dem unter der Jugend besonders
|
|
scharf ausgeprägten Drang nach Kampfaktvität an und
|
|
zog einen großen Teil der Jugend in seine Kampftrupps.
|
|
Die neue Generation der männlichen und weiblichen Jugend
|
|
[21]<A name="S21"></A> hat nicht die Schrecken des Krieges durchgemacht.
|
|
Sie kostet am eigenen Leibe die ganze Schwere der
|
|
Wirtschaftskrise, der Arbeitslosigkeit und des Zerfalls der
|
|
bürgerlichen Demokratie aus. Da bedeutende Teile der
|
|
Jugend keine Perspektiven für die Zukunft sahen, so waren
|
|
sie besonders empfänglich für die faschistische Demagogie,
|
|
die ihnen eine verlockende Zukunft ausmalte, wenn
|
|
der Faschismus siegte.</P>
|
|
<P>In diesem Zusammenhang können wir auch nicht an
|
|
einer Reihe von <I>Fehlern der kommunistischen Parteien</I>
|
|
vorbeigehen, von Fehlern, die unseren Kampf gegen den
|
|
Faschismus hemmten.</P>
|
|
<P>In unseren Reihen hatten wir eine unzulässige
|
|
Unterschätzung der faschistischen Gefahr, die auch bis auf den
|
|
heutigen Tag nicht überall liquidiert ist. Eine solche
|
|
Einstellung, wie sie früher in unseren Parteien zu finden war,
|
|
daß »Deutschland nicht Italien« sei, in dem Sinne, daß
|
|
der Faschismus in Italien siegen konnte, daß aber sein
|
|
Sieg in Deutschland ausgeschlossen sei, weil wir hier ein
|
|
industriell hochentwickeltes Land, ein kulturell
|
|
hochentwickeltes Land haben, das eine 40jährige Tradition der
|
|
Arbeiterbewegung besitzt, ein Land, in dem der
|
|
Faschismus unmöglich sei. Oder jene Einstellung, die jetzt
|
|
vorhanden ist, daß in den Ländern der »klassischen« bürgerlichen Demokratie kein Boden vorhanden sei für den
|
|
Faschismus. Eine solche Einstellung konnte und kann die
|
|
Verringerung der Wachsamkeit gegenüber der
|
|
faschistischen Gefahr begünstigen und die Mobilisierung des
|
|
Proletariats im Kampf gegen den Faschismus erschweren.</P>
|
|
<P>Man kann auch nicht wenig Fälle anführen, wo die
|
|
Kommunisten durch einen faschistischen Umsturz
|
|
überrumpelt wurden. Denkt an Bulgarien, wo die Führung
|
|
unserer Partei eine »neutrale«, im Grunde genommen
|
|
aber eine opportunistische Stellung zum Umsturz vom
|
|
9. Juni 1923 einnahm; denkt an Polen, wo im Mai 1926
|
|
die Führung der Kommunistischen Partei, die die Triebkräfte
|
|
[22]<A name="S22"></A> der polnischen Revolution nicht richtig einschätzte,
|
|
es nicht vermochte, den faschistischen Charakter des
|
|
Pilsudski-Umsturzes zu durchschauen, und den Ereignissen
|
|
nachhinkte; denkt an Finnland, wo unsere Partei
|
|
von der unrichtigen Vorstellung einer langsamen,
|
|
allmählichen Faschisierung ausging und den von der
|
|
führenden Gruppe der Bourgeoisie vorbereiteten
|
|
faschistischen Umsturz übersah, der die Partei und die
|
|
Arbeiterklasse überrumpelte.</P>
|
|
<P>Als der Nationalsozialismus bereits zu einer drohenden
|
|
Massenbewegung in Deutschland wurde, da erklärten
|
|
Genossen, wie Heinz Neumann, für die die Brüningregierung
|
|
bereits eine Regierung der faschistischen Diktatur war, in
|
|
prahlerischer Weise: »Wenn das ›Dritte Reich‹ Hitlers
|
|
einmal kommen sollte, dann nur anderthalb Meter unter
|
|
der Erde, über der Erde aber werden wir eine siegreiche
|
|
Arbeitermacht haben.«</P>
|
|
<P>Unsere Genossen in Deutschland haben lange Zeit das
|
|
gekränkte Nationalgefühl und die Empörung der
|
|
Massen gegen den Versailler Friedensvertrag nicht genügend
|
|
in Rechnung gestellt, sie haben sich zu den Schwankungen
|
|
der Bauernschaft und des Kleinbürgertums geringschätzig
|
|
verhalten, haben sich mit dem Programm der
|
|
sozialen und nationalen Befreiung verspätet, und als sie
|
|
es aufstellten, da verstanden sie nicht, es entsprechend
|
|
den konkreten Bedürfnissen und dem Niveau der Massen
|
|
anzuwenden; da verstanden sie es nicht einmal, es unter
|
|
den Massen großzügig zu popularisieren.</P>
|
|
<P>In einer Reihe von Ländern wurde die notwendige
|
|
Entfaltung des Massenkampfes gegen den Faschismus durch
|
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ein fruchtloses <I>Räsonieren</I> über den Charakter des
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Faschismus »im allgemeinen« und durch eine <I>sektiererische</I>
|
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<I>Beschränktheit</I> in bezug auf die Stellung und Lösung der
|
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aktuellen politischen Aufgaben der Partei ersetzt.</P>
|
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<P>Genossen, wir sprechen von den Ursachen des Sieges
|
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des Faschismus, wir weisen auf die historische Verantwortung
|
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[23]<A name="S23"></A> der Sozialdemokratie für die Niederlage der
|
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Arbeiterklasse hin, wir stellen auch unsere eigenen Fehler
|
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im Kampf gegen den Faschismus fest, nicht einfach
|
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deshalb, weil wir in der Vergangenheit herumwühlen
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wollen. Wir sind keine vom Leben losgelöste Historiker, wir
|
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sind Kämpfer der Arbeiterklasse, die verpflichtet sind,
|
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eine Antwort auf die Frage zu geben, die Millionen
|
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Arbeiter quält: <I>Kann man den Sieg des Faschismus
|
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verhindern und wie kann man das tun?</I> Und wir antworten
|
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diesen Millionen Arbeitern : Jawohl, Genossen, man
|
|
kann dem Faschismus den Weg versperren. Das ist
|
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durchaus möglich. Das hängt von uns selbst ab, von den
|
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Arbeitern, den Bauern, von allen Werktätigen.</P>
|
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<P>Die Verhinderung des Sieges des Faschismus hängt <I>vor
|
|
allem</I> von der Kampfaktivität der Arbeiterklasse selbst ab,
|
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vom Zusammenschluß ihrer Kräfte zu einer einheitlichen,
|
|
gegen die Offensive des Kapitals und des Faschismus
|
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kämpfenden Armee. Das Proletariat, das seine
|
|
Kampfeinheit herstellt, würde den Einfluß des Faschismus auf
|
|
die Bauernschaft, auf das städtische Kleinbürgertum, auf
|
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die Jugend und die Intelligenz paralysieren, würde einen
|
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Teil neutralisieren, den anderen Teil auf seine Seite
|
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herüberziehen.</P>
|
|
<P><I>Zweitens</I> hängt das vom Vorhandensein einer
|
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starken revolutionären Partei ab, die den Kampf der
|
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Werktätigen gegen den Faschismus richtig leitet. Eine Partei,
|
|
die systematisch die Arbeiter zum Rückzug vor dem
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Faschismus ruft und der faschistischen Bourgeoisie erlaubt,
|
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ihre Stellungen zu stärken, - eine solche Partei wird
|
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unvermeidlich die Arbeiter der Niederlage entgegenführen.</P>
|
|
<P><I>Drittens</I> hängt das von der richtigen Politik der
|
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Arbeiterklasse gegenüber der Bauernschaft und den
|
|
kleinbürgerlichen Massen in den Städten ab. Diese Massen muß
|
|
man so nehmen, wie sie sind, und nicht so, wie wir sie
|
|
sehen möchten. Nur im Laufe des Kampfes werden sie
|
|
ihre Zweifel und Schwankungen abwerfen, nur wenn
|
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[24]<A name="S24"></A> man ihren unvermeidlichen Schwankungen gegenüber
|
|
Geduld an den Tag legt und wenn das Proletariat sie politisch
|
|
unterstützt, werden sie sich auf eine höhere Stufe
|
|
des revolutionären Bewußtseins und der Aktivität emporschwingen.</P>
|
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<P><I>Viertens</I> hängt das von der Wachsamkeit und den
|
|
rechtzeitigen Aktionen des revolutionären Proletariats ab.
|
|
Man darf sich nicht vom Faschismus überrumpeln lassen;
|
|
man darf ihm nicht die Initiative überlassen; man
|
|
muß ihm entscheidende Schläge versetzen, wenn er es
|
|
noch nicht vermocht hat, seine Kräfte zu sammeln; man
|
|
darf es nicht zulassen, daß er seine Stellung stärkt; man
|
|
muß ihm auf Schritt und Tritt entgegentreten, wo er sich
|
|
zeigt; man darf es nicht zulassen, daß er neue Stellungen
|
|
erobert, so wie das französische Proletariat das mit Erfolg
|
|
zu tun versucht. <I>(Beifall.)</I></P>
|
|
<P>Das sind die wichtigsten Bedingungen, um das Anwachsen
|
|
des Faschismus und seinen Machtantritt zu verhindern.</P><A name="14"></A>
|
|
<H4 align="center">DER FASCHISMUS - EINE GRAUSAME, ABER
|
|
KEINE FESTE MACHT</H4>
|
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<P>Die faschistische Diktatur der Bourgeoisie ist eine grausame,
|
|
aber keine feste Macht.</P>
|
|
<P>Worin bestehen die Hauptursachen dafür, daß die
|
|
faschistische Diktatur keine feste Diktatur ist?</P>
|
|
<P>Der Faschismus, der sich anschickte, die
|
|
Meinungsverschiedenheiten und die Gegensätze im Lager der
|
|
Bourgeoisie zu überwinden, verschärft diese Gegensätze noch
|
|
mehr. Der Faschismus versucht, sein politisches Monopol
|
|
zu errichten, und beseitigt gewaltsam die anderen politischen
|
|
Parteien. Aber das Vorhandensein des kapitalistischen
|
|
Systems, das Bestehen der verschiedenen Klassen
|
|
und die Verschärfung der Klassengegensätze führen
|
|
unvermeidlich zur Erschütterung und Sprengung des politischen
|
|
[25]<A name="S25"></A> Monopols des Faschismus. Das ist kein Sowjetland,
|
|
in dem die Diktatur des Proletariats ebenfalls durch
|
|
eine Monopolpartei verwirklicht wird, wo aber dieses
|
|
politische Monopol den Interessen der Millionen der
|
|
Werktätigen entspricht und sich immer mehr auf den Aufbau
|
|
der klassenlosen Gesellschaft stützt. In einem faschistischen
|
|
Lande kann die Partei der Faschisten ihr Monopol
|
|
nicht lange aufrechterhalten, weil sie nicht imstande ist,
|
|
sich die Aufgabe der Beseitigung der Klassen und der
|
|
Klassengegensätze zu stellen. Sie hebt die legale Existenz
|
|
der bürgerlichen Parteien auf, aber eine Reihe von ihnen
|
|
besteht illegal weiter. Die Kommunistische Partei aber
|
|
marschiert auch unter den illegalen Verhältnissen
|
|
vorwärts, stählt sich und leitet den Kampf des Proletariats
|
|
gegen die faschistische Diktatur. Auf diese Weise muß
|
|
das politische Monopol des Faschismus unter den Schlägen
|
|
der Klassengegensätze zusammenbrechen.</P>
|
|
<P>Eine andere Ursache dafür, daß die faschistische
|
|
Diktatur nicht fest ist, besteht darin, daß der Kontrast
|
|
zwischen der antikapitalistischen Demagogie des Faschismus
|
|
und der Politik der räuberischsten Bereicherung der
|
|
monopolistischen Bourgeoisie die Entlarvung des
|
|
Klassenwesens des Faschismus erleichtert und zur Erschütterung
|
|
und zum Zusammenschrumpfen seiner Massenbasis führt.</P>
|
|
<P>Ferner ruft der Sieg des Faschismus den tiefen Haß
|
|
und die Empörung der Massen hervor, begünstigt ihre
|
|
Revolutionierung und gibt der Einheitsfront des
|
|
Proletariats gegen den Faschismus einen mächtigen Anstoß.</P>
|
|
<P>Durch die Politik des wirtschaftlichen Nationalismus
|
|
(Autarkie) und durch die Inanspruchnahme des größeren
|
|
Teils des Volkseinkommens für die Vorbereitung des
|
|
Krieges untergräbt der Faschismus die ganze Wirtschaft
|
|
des Landes und verschärft den Wirtschaftskrieg zwischen
|
|
den kapitalistischen Staaten. Er verleiht den innerhalb
|
|
der Bourgeoisie entstehenden Konflikten den Charakter
|
|
scharfer und nicht selten blutiger Zusammenstöße,
|
|
[26]<A name="S26"></A> was die Festigkeit der faschistischen Staatsmacht in den
|
|
Augen des Volkes untergräbt. Eine Staatsmacht, die
|
|
ihre eigenen Anhänger ermordet, wie das am 30. Juni
|
|
vergangenen Jahres in Deutschland der Fall war, die
|
|
faschistische Staatsmacht, gegen die mit der Waffe in der
|
|
Hand der andere Teil der faschistischen Bourgeoisie
|
|
kämpft (der nationalsozialistische Putsch in Österreich,
|
|
das scharfe Auftreten einzelner faschistischer Gruppen
|
|
gegen die faschistische Regierung in Polen, Bulgarien,
|
|
Finnland und anderen Ländern), - eine solche Staatsmacht
|
|
kann in den Augen der breiten kleinbürgerlichen
|
|
Massen ihre Autorität nicht lange aufrechterhalten.</P>
|
|
<P>Die Arbeiterklasse muß es verstehen, die Gegensätze
|
|
und Konflikte im Lager der Bourgeoisie auszunutzen,
|
|
aber sie darf sich keine Illusionen darüber machen, daß
|
|
der Faschismus sich von selbst erschöpfen werde. Der
|
|
Faschismus wird nicht automatisch zusammenbrechen.
|
|
Nur die revolutionäre Aktivität der Arbeiterklasse wird
|
|
helfen, die im Lager der Bourgeoisie unvermeidlich
|
|
entstehenden Konflikte zur Untergrabung der faschistischen
|
|
Diktatur und zu ihrem Sturz auszunutzen.</P>
|
|
<P>Durch die Liquidierung der Überreste der bürgerlichen
|
|
Demokratie, durch die Erhebung der offenen Gewalt zum
|
|
Regierungssystem untergräbt der Faschismus die
|
|
demokratischen Illusionen und die Autorität der Gesetzlichkeit
|
|
in den Augen der werktätigen Massen. Das geht um so
|
|
mehr in den Ländern vor sich, in denen, wie z.B. in
|
|
Österreich und Spanien, die Arbeiter mit der Waffe in
|
|
der Hand gegen den Faschismus gekämpft haben. In
|
|
Österreich hat der heldenhafte Kampf des Schutzbundes
|
|
und der Kommunisten trotz der Niederlage die Festigkeit
|
|
der faschistischen Diktatur von Anfang an erschüttert. In
|
|
Spanien ist es der Bourgeoisie nicht gelungen, den
|
|
Werktätigen einen faschistischen Maulkorb umzuhängen. Die
|
|
bewaffneten Kämpfe in Österreich und Spanien führten
|
|
dazu, daß immer breitere Massen der Arbeiterklasse die
|
|
[27]<A name="S27"></A> Notwendigkeit des revolutionären Klassenkampfes
|
|
erkennen.</P>
|
|
<P>Nur solche unglaublichen Philister, solche Lakaien der
|
|
Bourgeoisie, wie der älteste Theoretiker der II. Internationale,
|
|
Karl Kautsky, können den Arbeitern Vorwürfe
|
|
machen und sagen, daß sie in Österreich und Spanien nicht
|
|
zu den Waffen hätten greifen sollen. Wie würde jetzt die
|
|
Arbeiterbewegung in Österreich und in Spanien
|
|
aussehen, wenn die Arbeiterklasse dieser Länder sich von den
|
|
verräterischen Ratschlägen der Kautsky hatte leiten
|
|
lassen? Die Arbeiterklasse hätte eine tiefe Demoralisierung
|
|
in ihren Reihen erlebt.</P>
|
|
<P>
|
|
<BLOCKQUOTE>»Die Völker machen die Schule des Bürgerkriegs« - sagt Lenin -
|
|
»nicht umsonst durch. Das ist eine harte Schule, und zu ihrem vollen
|
|
Programm gehören <I>unvermeidlich</I> auch Siege der Gegenrevolution,
|
|
das Wüten der erbitterten Reaktionäre, wilde Racheakte der alten
|
|
Macht an den Rebellen usw. Doch nur eingefleischte Pedanten und
|
|
des Verstandes bare Mumien können darüber jammern, daß die Völker
|
|
diese qualvolle Schule durchmachen; diese Schule lehrt die unterdrückten
|
|
Klassen, den Bürgerkrieg führen, lehrt sie in der Revolution
|
|
siegen. Sie speichert in den Massen der modernen Sklaven jenen
|
|
Haß auf, den die verschüchterten, stumpfen und unwissenden Sklaven
|
|
ewig verbergen, und der die Sklaven, die die Schmach ihres
|
|
Sklaventums erkannt haben, zu den größten geschichtlichen
|
|
Heldentaten führt.« {* Lenin, Sämtl. Werke, Bd. XII, S. 380.}</BLOCKQUOTE>
|
|
<P></P>
|
|
<P>Der Sieg des Faschismus in Deutschland hat bekanntlich
|
|
eine neue Welle der faschistischen Offensive mit sich
|
|
gebracht, die in Österreich zur Provokation Dollfuß, in
|
|
Spanien zu neuen Angriff en der Konterrevolution auf
|
|
die revolutionären Errungenschaften der Massen, in
|
|
Polen zur faschistischen Reform der Verfassung geführt
|
|
und in Frankreich die bewaffneten Abteilungen der
|
|
Faschisten im Februar 1934 zum Versuch eines Staatsstreichs
|
|
aufgemuntert hat. Aber dieser Sieg und das
|
|
Wüten der faschistischen Diktatur haben eine
|
|
Gegenbewegung der proletarischen Einheitsfront gegen den Faschismus
|
|
<A class="Seitenzahl" name="S28">[28]</A>
|
|
im internationalen Maßstab hervorgerufen. Die
|
|
<!--lDUS 1111 IIIn.~IIIan.IuIIaI~II l'iaw~n.aI, II~I 'u~ ~~~ ~~~~~. l.,A'..-->
|
|
Reichstagsbrandstiftung, die das Signal war zum
|
|
Generalangriff des Faschismus gegen die Arbeiterklasse, der
|
|
Raub der Gewerkschaften und der anderen Arbeiterorganisationen
|
|
und ihre Ausplünderung, die Schreie der gefolterten
|
|
Antifaschisten aus den Kellern der faschistischen
|
|
Kasernen und den Konzentrationslagern zeigen den
|
|
Massen handgreiflich, wozu die reaktionäre Spaltungstätigkeit
|
|
der Führer der deutschen Sozialdemokratie geführt
|
|
hat, die die Vorschläge der Kommunisten über einen gemeinsamen
|
|
Kampf gegen den angreifenden Faschismus
|
|
ablehnten, und überzeugen sie von der Notwendigkeit der
|
|
Zusammenfassung aller Kräfte der Arbeiterklasse zum
|
|
Sturz des Faschismus.</P>
|
|
<P>Der Sieg Hitlers hat auch einen starken Anstoß zur
|
|
Schaffung der Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen den
|
|
Faschismus in Frankreich gegeben. Der Sieg Hitlers hat
|
|
bei den Arbeitern nicht nur Furcht hervorgerufen vor
|
|
dem Schicksal der deutschen Arbeiter, hat nicht nur den
|
|
Haß gegen die Henker ihrer deutschen Klassenbrüder
|
|
entfacht, sondern hat auch ihre Entschlossenheit verstärkt,
|
|
auf keinen Fall in ihrem Lande das zuzulassen, was mit
|
|
der Arbeiterklasse in Deutschland geschehen ist.</P>
|
|
<P>Der mächtige Drang nach der Einheitsfront in allen
|
|
kapitalistischen Ländern zeigt, daß die Lehren der
|
|
Niederlage nicht umsonst waren. Die Arbeiterklasse beginnt <I>auf
|
|
neue Weise</I> zu handeln. Die Initiative der Kommunistischen
|
|
Partei bei der Organisierung der Einheitsfront und
|
|
die grenzenlose Aufopferung der Kommunisten, der
|
|
revolutionären Arbeiter im Kampfe gegen den Faschismus
|
|
führten zu einem unerhörten Anwachsen der Autorität
|
|
der Kommunistischen Internationale. Gleichzeitig entwickelt
|
|
sich eine tiefe Krise in der II. Internationale, die
|
|
nach dem Bankrott der Sozialdemokratischen Partei
|
|
Deutschlands besonders kraß zutage trat und sich
|
|
verschärfte. [29]<A name="S29"></A></P>
|
|
<P>Die sozialdemokratischen Arbeiter können sich immer
|
|
anschaulicher davon überzeugen, daß das faschistische
|
|
Deutschland mit allen seinen Schrecken und seiner
|
|
Barbarei letzten Endes eine <I>Folge der sozialdemokratischen
|
|
Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie ist</I>.
|
|
Diese Massen werden sich immer klarer darüber, daß der
|
|
Weg, den die Führer der deutschen Sozialdemokratie das
|
|
Proletariat geführt haben, nicht wieder beschritten
|
|
werden darf. Noch nie hat es in den Reihen der II.
|
|
Internationale eine solche geistige Verwirrung gegeben, wie jetzt.
|
|
Es geht eine Differenzierung innerhalb aller
|
|
sozialdemokratischen Parteien vor sich. In ihren Reihen bilden sich
|
|
<I>zwei Hauptlager</I> heraus: neben dem bestehenden Lager
|
|
der reaktionären Elemente, die mit allen Mitteln
|
|
versuchen, den Block der Sozialdemokratie mit der Bourgeoisie
|
|
zu erhalten, und wütend die Einheitsfront mit den
|
|
Kommunisten ablehnen, <I>beginnt sich das Lager der
|
|
revolutionären Elemente herauszubilden, die Zweifel an der
|
|
Richtigkeit der Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der
|
|
Bourgeoisie hegen, die für die Schaffung einer
|
|
Einheitsfront mit den Kommunisten sind und in immer stärkerem
|
|
Maße auf den Standpunkt des revolutionären
|
|
Klassenkampfes überzugehen anfangen.</I></P>
|
|
<P>Der Faschismus, der als Folge des Niederganges des
|
|
kapitalistischen Systems aufgetaucht ist, wirkt also letzten
|
|
Endes als Faktor <I>seiner weiteren Zersetzung</I>. So führt
|
|
der Faschismus, der die Verpflichtung übernahm, dem
|
|
Marxismus, der revolutionären Arbeiterbewegung den
|
|
Garaus zu machen, infolge der Dialektik des Lebens und des
|
|
Klassenkampfes zu einer weiteren <I>Entwicklung jener
|
|
Kräfte</I>, die seine Totengräber, die Totengräber des
|
|
Kapitalismus sein müssen. <I>(Beifall.)</I></P>
|
|
<P>[30]<A name="S30"></A></P><A name="2"></A>
|
|
<H3 align="center">II. DIE EINHEITSFRONT DER ARBEITERKLASSE GEGEN DEN FASCHISMUS</H3>
|
|
<P>Genossen! Millionen von Arbeitern und Werktätigen in
|
|
den kapitalistischen Ländern fragen: wie kann man
|
|
verhindern, daß der Faschismus an die Macht gelangt, und
|
|
wie kann man den Faschismus stürzen, wenn er
|
|
gesiegt hat? Die Kommunistische Internationale antwortet:
|
|
<I>das erste, was gemacht werden muß, womit man
|
|
beginnen muß, ist die Schaffung der Einheitsfront, die
|
|
Herstellung der Aktionseinheit der Arbeiter in jedem
|
|
Betrieb, in jedem Bezirk, in jedem Gebiet, in jedem Lande,
|
|
in der ganzen Welt. Die Aktionseinheit des Proletariats
|
|
im nationalen und internationalen Maßstab ist die
|
|
mächtige Waffe, die die Arbeiterklasse nicht nur zur
|
|
erfolgreichen Verteidigung, sondern auch zur erfolgreichen
|
|
Gegenoffensive gegen den Faschismus, gegen den Klassenfeind
|
|
fähig macht.</I></P><A name="201"></A>
|
|
<H4 align="center">DIE BEDEUTUNG DER EINHEITSFRONT</H4>
|
|
<P>Ist es nicht klar, daß gemeinsame Aktionen der
|
|
Anhänger der Parteien und Organisationen der zwei
|
|
Internationalen - der Kommunistischen Internationale
|
|
und der II. Internationale - den Massen die Abwehr
|
|
des faschistischen Ansturms erleichtern und das
|
|
politische Gewicht der Arbeiterklasse erhöhen würden?</P>
|
|
<P>Gemeinsame Aktionen der Parteien der beiden
|
|
Internationalen gegen den Faschismus würden jedoch nicht
|
|
nur einen Einfluß auf ihre gegenwärtigen Anhänger, auf
|
|
[31]<A name="S31"></A> die Kommunisten und die Sozialdemokraten haben, sie
|
|
würden auch einen mächtigen Einfluß auf die Reihen
|
|
<I>der christlichen, anarchistischen und unorganisierten
|
|
Arbeiter ausüben, sogar auf diejenigen, die vorübergehend
|
|
ein Opfer der faschistischen Demagogie geworden sind.</I></P>
|
|
<P>Ja noch mehr. Die machtvolle Einheitsfront des
|
|
Proletariats würde einen ungeheuren Einfluß <I>auf alle
|
|
anderen Schichten des werktätigen Volkes</I> ausüben, auf
|
|
die Bauernschaft, auf das städtische Kleinbürgertum,
|
|
auf die Intellektuellen. Die Einheitsfront Würde den
|
|
schwankenden Schichten den Glauben an die Kräfte der
|
|
Arbeiterklasse geben.</P>
|
|
<P>Aber auch das ist noch nicht alles. Das Proletariat der
|
|
imperialistischen Länder hat potentielle Verbündete nicht
|
|
nur in den Werktätigen des eigenen Landes, sondern auch
|
|
in den <I>unterdrückten Völkern der Kolonien und Halbkolonien</I>.
|
|
Die Tatsache, daß das Proletariat im nationalen
|
|
und Internationalen Maßstab gespalten ist, daß einer seiner
|
|
Teile die Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der
|
|
Bourgeoisie und namentlich ihr Unterdrückungsregime in den
|
|
Kolonien und Halbkolonien unterstützt, stößt die unterdrückten
|
|
Völker der Kolonien und Halbkolonien von der
|
|
Arbeiterklasse ab und schwächt die internationale
|
|
antiimperialistische Front. Jeder Schritt auf dem Wege zur
|
|
Aktionseinheit, der auf die Unterstützung des
|
|
Befreiungskampfes der Kolonialvölker durch das Proletariat der
|
|
imperialistischen Mutterländer gerichtet ist, bedeutet die
|
|
Verwandlung der Kolonien und Halbkolonien in eine
|
|
der Hauptreserven des Weltproletariats.</P>
|
|
<P>Wenn wir schließlich in Betracht ziehen, daß die
|
|
internationale Aktionseinheit des Proletariats sich auf die
|
|
ständig wachsende Macht des proletarischen Staates, des
|
|
Landes des Sozialismus, der Sowjetunion, stützt, so sehen
|
|
wir, welche breiten Perspektiven die Herstellung der
|
|
Aktionseinheit des Proletariats im nationalen und
|
|
internationalen Maßstab eröffnet. [32]<A name="S32"></A></P>
|
|
<P>Die Herstellung der Aktionseinheit aller Teile der
|
|
Arbeiterklasse, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu der
|
|
einen oder anderen Partei und Organisation, ist notwendig,
|
|
<I>noch bevor die Mehrheit der Arbeiterklasse sich zum
|
|
Kampf für den Sturz des Kapitalismus und für den Sieg
|
|
der proletarischen Revolution vereinigt haben wird.</I></P>
|
|
<P>Ist es möglich, diese Aktionseinheit des Proletariats in
|
|
den einzelnen Ländern und in der ganzen Welt zu verwirklichen?
|
|
Jawohl, es ist möglich, und es ist sofort
|
|
möglich. Die Kommunistische Internationale <I>stellt für die
|
|
Aktionseinheit keinerlei Bedingungen, mit Ausnahme
|
|
einer einzigen, elementaren, für alle Arbeiter
|
|
annehmbaren Bedingung,</I> und zwar, <I>daß die Aktionseinheit sich
|
|
gegen den Faschismus, gegen die Offensive des Kapitals,
|
|
gegen die Kriegsgefahr, gegen den Klassenfeind richtet.</I>
|
|
Das ist unsere Bedingung.</P><A name="202"></A>
|
|
<H4 align="center">DIE HAUPTARGUMENTE DER GEGNER DER EINHEITSFRONT</H4>
|
|
<P>Welche Einwände können die Gegner der Einheitsfront
|
|
machen und welche Einwände machen sie?</P>
|
|
<P>Die einen sagen: »Die Losung der Einheitsfront ist
|
|
für die Kommunisten nur ein Manöver.« Wäre das aber
|
|
ein Manöver - antworten wir -, dann muß man fragen,
|
|
warum ihr dieses »kommunistische Manöver« nicht
|
|
durch eure ehrliche Beteiligung an der Einheitsfront
|
|
entlarvt? Wir erklären offen: wir wollen die
|
|
Aktionseinheit der Arbeiterklasse, damit das Proletariat in seinem
|
|
Kampfe gegen die Bourgeoisie erstarke, damit es, wenn
|
|
es heute seine Tagesinteressen gegen das angreifende
|
|
Kapital, gegen den Faschismus verteidigt, imstande sein
|
|
soll, morgen die Voraussetzungen für seine endgültige
|
|
Befreiung zu schaffen.</P>
|
|
<P>»Die Kommunisten greifen uns an« - sagen die
|
|
anderen. Aber hört doch, wir haben bereits wiederholt
|
|
<!-- 3 Dimitroff --> [33]<A name="S33"></A>
|
|
erklärt: wir werden niemanden angreifen, weder Personen
|
|
noch Organisationen, noch Parteien, die für die
|
|
Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen den Klassenfeind
|
|
sind. Gleichzeitig aber haben wir im Interesse des
|
|
Proletariats und seiner Sache die Pflicht, die Personen,
|
|
Organisationen und Parteien zu kritisieren, die die
|
|
Aktionseinheit der Arbeiter stören.</P>
|
|
<P>»Wir können keine Einheitsfront mit den Kommunisten
|
|
bilden, weil sie ein anderes Programm haben« -
|
|
sagen die Dritten. Aber ihr behauptet doch, daß ihr ein
|
|
Programm habt, das sich vom Programm der bürgerlichen
|
|
Parteien unterscheidet. Und das hat euch nicht
|
|
gehindert und hindert euch nicht daran, Koalitionen mit
|
|
diesen Parteien zu bilden.</P>
|
|
<P>»Die bürgerlich-demokratischen Parteien sind bessere
|
|
Verbündete gegen den Faschismus als die Kommunisten« - sagen die Gegner der Einheitsfront und die
|
|
Verteidigung der Koalition mit der Bourgeoisie. Was zeigt aber
|
|
die Erfahrung Deutschlands? Dort haben doch die
|
|
Sozialdemokraten einen Block mit diesen »besseren« Verbündeten gebildet. Und was sind die Ergebnisse?</P>
|
|
<P>»Wenn wir eine Einheitsfront mit den Kommunisten
|
|
bilden, werden die Kleinbürger Angst vor der ›roten Gefahr‹
|
|
bekommen und zu den Faschisten überlaufen« - hören
|
|
wir oft. Bedroht etwa die Einheitsfront die Bauern, die
|
|
Kleinhändler, die Handwerker, die werktätige Intelligenz?
|
|
Nein, die Einheitsfront bedroht die Großbourgeoisie, die
|
|
Finanzmagnaten, die Junker und andere Ausbeuter, deren
|
|
Regime allen diesen Schichten den völligen Ruin bringt.</P>
|
|
<P>»Die Sozialdemokratie ist für die Demokratie, die
|
|
Kommunisten aber sind für die Diktatur, deshalb
|
|
können wir mit den Kommunisten keine Einheitsfront bilden« - sagt eine Reihe von sozialdemokratischen Führern.
|
|
Aber schlagen wir euch heute etwa eine Einheitsfront
|
|
zur Proklamierung der Diktatur des Proletariats vor?
|
|
Das schlagen wir doch einstweilen nicht vor. [34]<A name="S34"></A></P>
|
|
<P>»Mögen die Kommunisten die Demokratie anerkennen
|
|
und für ihre Verteidigung eintreten, dann sind wir zur
|
|
Einheitsfront bereit.« Darauf erwidern wir: wir sind
|
|
Anhänger der Sowjetdemokratie, der Demokratie der
|
|
Werktätigen, der konsequentesten Demokratie der Welt.
|
|
Aber wir verteidigen in den kapitalistischen Ländern
|
|
jeden Fußbreit der bürgerlich-demokratischen
|
|
Freiheiten, die der Faschismus und die bürgerliche Reaktion
|
|
angreifen, und werden es auch in Zukunft tun, weil das
|
|
die Interessen des Klassenkampfes des Proletariats
|
|
verlangen.</P>
|
|
<P>»Aber die kleinen kommunistischen Parteien werden
|
|
durch ihre Beteiligung an jener Einheitsfront, die
|
|
von der Labour Party verwirklicht wird, nichts
|
|
hinzufügen« - sagen z.B. die Führer der Labour Party in
|
|
England. Aber erinnert euch, dasselbe haben die
|
|
österreichischen sozialdemokratischen Führer in bezug auf die
|
|
kleine österreichische Kommunistische Partei behauptet.
|
|
Was haben aber die Ereignisse gezeigt? Nicht die österreichische
|
|
Sozialdemokratie mit Otto Bauer und Karl
|
|
Renner an der Spitze behielt recht, sondern die kleine
|
|
österreichische Kommunistische Partei, die die
|
|
faschistische Gefahr in Österreich rechtzeitig signalisierte und
|
|
die Arbeiter zum Kampf rief. Die ganze Erfahrung der
|
|
Arbeiterbewegung hat doch gezeigt, daß die Kommunisten,
|
|
sogar wenn sie zahlenmäßig relativ schwach sind, der
|
|
Motor der Kampfaktivität des Proletariats sind. Außerdem
|
|
darf man nicht vergessen, daß die kommunistischen
|
|
Parteien Österreichs oder Englands nicht nur die
|
|
zehntausende Arbeiter repräsentieren, die Anhänger dieser
|
|
Parteien sind, sie sind <I>Teile</I> der internationalen kommunistischen
|
|
Bewegung, sie sind <I>Sektionen der Kommunistischen
|
|
Internationale,</I> deren <I>führende</I> Partei die Partei eines
|
|
Proletariats ist, das bereits gesiegt hat und auf einem Sechstel
|
|
der Erde regiert.</P>
|
|
<P>»Aber die Einheitsfront hat den Sieg des Faschismus
|
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[35]<A name="S35"></A> im Saargebiet nicht verhindern können« - wenden die
|
|
Gegner der Einheitsfront ein. Eine merkwürdige Logik
|
|
haben diese Herrschaften! Erst tun sie alles, um den
|
|
Sieg des Faschismus sicherzustellen, und dann behaupten
|
|
sie schadenfroh, daß die Einheitsfront, zu der sie sich
|
|
im allerletzten Augenblick herbeigelassen haben, nicht
|
|
zum Sieg der Arbeiter geführt habe.</P>
|
|
<P>»Wollten wir eine Einheitsfront mit den Kommunisten
|
|
bilden, so würden wir aus der Koalition austreten müssen,
|
|
und in die Regierung würden die reaktionären und
|
|
faschistischen Parteien eintreten« - sagen die
|
|
sozialdemokratischen Führer, die in den Regierungen der
|
|
verschiedenen Länder sitzen. Nun gut. Hat die deutsche
|
|
Sozialdemokratie einer Koalitionsregierung angehört? Jawohl!
|
|
Hat die österreichische Sozialdemokratie der Regierung
|
|
angehört? Ebenfalls! Waren die spanischen Sozialisten in
|
|
einer Regierung mit der Bourgeoisie? Jawohl, auch sie!
|
|
Hat in diesen Ländern die Beteiligung der Sozialdemokratie
|
|
an den bürgerlichen Koalitionsregierungen den
|
|
Überfall des Faschismus auf das Proletariat verhindert?
|
|
Nein, das hat ihn nicht verhindert. Also ist es sonnenklar,
|
|
daß die Beteiligung sozialdemokratischer Minister
|
|
an einer bürgerlichen Regierung <I>keinen</I> Schutzwall
|
|
gegen den Faschismus <I>bildet.</I></P>
|
|
<P>»Die Kommunisten handeln diktatorisch, sie wollen uns
|
|
alles vorschreiben und diktieren.« Nein. Wir schreiben
|
|
nichts vor und diktieren nichts. Wir machen nur unsere
|
|
Vorschläge, von denen wir überzeugt sind, daß ihre
|
|
Verwirklichung im Interesse des werktätigen Volkes liegt.
|
|
Das ist nicht nur ein Recht, sondern auch die Pflicht
|
|
aller, die im Namen der Arbeiter auftreten. Ihr fürchtet
|
|
eine »Diktatur« der Kommunisten? Dann laßt uns
|
|
gemeinsam alle Vorschläge den Arbeitern vorlegen, eure
|
|
und unsere, alle gemeinsam durchberaten zusammen mit
|
|
allen Arbeitern und diejenigen Vorschläge auswählen,
|
|
die für die Sache der Arbeiterklasse am nützlichsten sind. [36]<A name="S36"></A></P>
|
|
<P>Also, alle diese Argumente gegen die Einheitsfront
|
|
<I>halten keinerlei Kritik stand.</I> Das sind eher Ausreden der
|
|
reaktionären Führer der Sozialdemokratie, die ihre
|
|
Einheitsfront mit der Bourgeoisie der Einheitsfront des
|
|
Proletariats vorziehen.</P>
|
|
<P>Nein! Diese Ausreden gelten nicht! Das internationale
|
|
Proletariat hat die Folgen der Spaltung der
|
|
Arbeiterbewegung ausgekostet und überzeugt sich immer mehr
|
|
davon, daß die <I>Einheitsfront, die Aktionseinheit des
|
|
Proletariats im nationalen und internationalen Maßstab
|
|
notwendig und durchaus möglich sind. (Beifall.)</I></P><A name="203"></A>
|
|
<H4 align="center">INHALT UND FORMEN DER EINHEITSFRONT</H4>
|
|
<P>Was ist und was muß der Hauptinhalt der
|
|
Einheitsfront in der gegebenen Etappe sein? Die Verteidigung
|
|
der unmittelbaren wirtschaftlichen und politischen
|
|
Interessen der Arbeiterklasse, die Verteidigung der
|
|
Arbeiterklasse gegen den Faschismus muß der <I>Ausgangspunkt</I>
|
|
und der <I>Hauptinhalt</I> der Einheitsfront in allen
|
|
kapitalistischen Ländern sein.</P>
|
|
<P>Wir dürfen uns nicht mit bloßen Aufrufen zum Kampf
|
|
für die proletarische Diktatur begnügen, sondern müssen
|
|
solche Losungen und Kampfformen ausfindig machen
|
|
und vorschlagen, die sich aus den Lebensbedürfnissen
|
|
der Massen, aus dem Grad ihrer Kampffähigkeit in der
|
|
jeweiligen Entwicklungsetappe ergeben.</P>
|
|
<P>Wir müssen den Massen zeigen, was sie <I>heute</I> tun
|
|
müssen, um sich vor der kapitalistischen Ausplünderung
|
|
und der faschistischen Barbarei zu schützen.</P>
|
|
<P>Wir müssen uns dafür einsetzen, daß die breiteste
|
|
Einheitsfront hergestellt wird durch gemeinsame Aktionen
|
|
der Arbeiterorganisationen der verschiedenen Richtungen
|
|
zum Schutz der Lebensinteressen der werktätigen Massen.
|
|
Das bedeutet <I>erstens</I> den gemeinsamen Kampf für die
|
|
[37]<A name="S37"></A> wirkliche Abwälzung der Folgen der Krise auf die
|
|
Schultern der herrschenden Klassen, auf die Schultern der
|
|
Kapitalisten, der Grundherren, mit einem Wort, auf die
|
|
Schultern der Reichen.</P>
|
|
<P>Das bedeutet <I>zweitens</I> den gemeinsamen Kampf gegen
|
|
alle Formen der faschistischen Offensive, für die
|
|
Verteidigung der Errungenschaften und der Rechte der
|
|
Werktätigen, gegen die Beseitigung der bürgerlich-demokratischen
|
|
Freiheiten.</P>
|
|
<P>Das bedeutet <I>drittens</I> den gemeinsamen Kampf gegen
|
|
die herannahende Gefahr eines imperialistischen Krieges,
|
|
einen Kampf, der die Vorbereitung dieses Krieges
|
|
erschweren würde.</P>
|
|
<P>Wir müssen unermüdlich die Arbeiterklasse <I>auf den
|
|
raschen Wechsel der Formen und Methoden des Kampfes</I>
|
|
bei Veränderung der Verhältnisse vorbereiten. In dem
|
|
Maße, wie die Bewegung wächst und die Einheit der
|
|
Arbeiterklasse sich verstärkt, müssen wir weitergehen und
|
|
den Übergang <I>von der Verteidigung zum Angriff gegen
|
|
das Kapital</I> vorbereiten und <I>auf die Organisierung des
|
|
politischen Massenstreiks</I> hinsteuern. Dabei muß die
|
|
unbedingte Voraussetzung eines solchen Streiks sein, daß
|
|
die ausschlaggebenden Gewerkschaften des gegebenen
|
|
Landes in diesen Streik hineingezogen werden.</P>
|
|
<P>Natürlich können und dürfen die Kommunisten
|
|
keinen Augenblick auf ihre <I>selbständige Arbeit</I> zur
|
|
kommunistischen Aufklärung, Organisierung und Mobilisierung
|
|
der Massen verzichten. Um jedoch den Arbeitern den
|
|
Weg zur Aktionseinheit zu sichern, muß man gleichzeitig
|
|
sowohl kurzfristige als auch langfristige Abkommen <I>über
|
|
gemeinsame Aktionen mit sozialdemokratischen Parteien,
|
|
reformistischen Gewerkschaften und anderen
|
|
Organisationen der Werktätigen</I> gegen die Klassenfeinde des
|
|
Proletariats anstreben. Die Hauptaufmerksamkeit wird man
|
|
dabei auf die Entfaltung von <I>Massenaktionen</I> in den
|
|
einzelnen Orten lenken müssen, die <I>von den unteren Organisationen</I> [38]<A name="S38"></A>
|
|
auf Grund von örtlichen Abkommen
|
|
<I>durchgeführt werden.</I></P>
|
|
<P>Indem wir die Bedingungen aller mit ihnen
|
|
geschlossenen Abkommen loyal erfüllen, werden wir rücksichtslos
|
|
jegliche Sabotage der gemeinsamen Aktionen durch
|
|
Personen und Organisationen, die an der Einheitsfront
|
|
teilnehmen, entlarven. Alle Versuche, Abkommen zu
|
|
sprengen, und solche Versuche werden möglicherweise
|
|
unternommen werden, werden wir dadurch beantworten,
|
|
daß wir uns an die Massen wenden und den unermüdlichen
|
|
Kampf für die Wiederherstellung der gestörten
|
|
Aktionseinheit fortsetzen werden.</P>
|
|
<P>Natürlich wird die konkrete Verwirklichung der
|
|
Einheitsfront in verschiedenen Ländern auf <I>verschiedene</I>
|
|
Weise vor sich gehen, verschiedene Formen annehmen,
|
|
je nach dem Zustand und dem Charakter der
|
|
Arbeiterorganisationen, ihrem politischen Niveau, der konkreten
|
|
Situation in dem jeweiligen Lande, je nach den
|
|
Verschiebungen in der internationalen Arbeiterbewegung usw.</P>
|
|
<P>Solche Formen können z.B. sein: vereinbarte
|
|
gemeinsame Aktionen der Arbeiter <I>von Fall zu Fall</I> aus
|
|
konkreten Anlässen, für einzelne Forderungen oder auch
|
|
auf Grund einer gemeinsamen Plattform; vereinbarte
|
|
Aktionen <I>in einzelnen Betrieben</I> oder <I>Industriezweigen</I>;
|
|
vereinbarte Aktionen im <I>örtlichen, Gebiets-, Landes-</I>
|
|
oder <I>internationalen</I> Maßstab; vereinbarte Aktionen zur
|
|
Organisierung der <I>Wirtschaftskämpfe</I> der Arbeiter, zur
|
|
Durchführung <I>politischer</I> Massenaktionen, zur
|
|
Organisierung eines gemeinsamen <I>Selbstschutzes</I> gegen
|
|
faschistische Überfälle; vereinbarte Aktionen zur
|
|
<I>Unterstützung der Gefangenen und ihrer Familien,</I> zum Kampf
|
|
gegen die <I>soziale Reaktion;</I> gemeinsame Aktionen zur
|
|
Verteidigung der <I>Interessen der Jugend und der Frauen;</I>
|
|
auf dem Gebiet des <I>Genossenschaftswesens,</I> der <I>Kultur,</I>
|
|
des <I>Sports</I> usw. usw.</P>
|
|
<P>Es wäre jedoch ungenügend, wollte man sich nur mit
|
|
[39]<A name="S39"></A> dem Abschluß eines Pakts über gemeinsame Aktionen und
|
|
mit der Schaffung von Kontaktkommissionen aus den
|
|
an der Einheitsfront beteiligten Parteien und
|
|
Organisationen zufrieden geben, wie wir sie z.B. in Frankreich
|
|
haben. Das ist nur der erste Schritt. Ein Pakt ist ein
|
|
Hilfsmittel zur Durchführung gemeinsamer Aktionen, aber
|
|
er ist an und für sich noch nicht die Einheitsfront.
|
|
Eine Kontaktkommission zwischen den Leitungen
|
|
der Kommunistischen Partei und der Sozialistischen Partei
|
|
ist notwendig, um die Durchführung gemeinsamer
|
|
Aktionen zu erleichtern, jedoch genügt sie an sich bei weitem
|
|
noch nicht zur wirklichen Entfaltung der
|
|
Einheitsfront, zur Hineinziehung der breitesten Massen in den
|
|
Kampf gegen den Faschismus.</P><!-- hier Wechsel der OCR- Software :o) -->
|
|
<P>Die Kommunisten und alle revolutionären Arbeiter
|
|
müssen sich dafür einsetzen, daß wählbare (in den
|
|
Ländern der faschistischen Diktatur aus den angesehensten
|
|
Teilnehmern der Einheitsfrontbewegung zusammengesetzte)
|
|
<I>überparteiliche Klassenorgane der Einheitsfront </I>in den
|
|
<I>Betrieben, </I>unter den <I>Erwerbslosen,</I> in den
|
|
<I>Arbeiterbezirken, </I>unter den <I>kleinen Leuten </I>in den
|
|
<I>Städten </I>und auf dem <I>Lande </I>gebildet werden. Nur
|
|
solche Organe können durch die Einheitsfrontbewegung auch die
|
|
riesige unorganisierte Masse der Werktätigen erfassen, können
|
|
die Entwicklung der Initiative der Massen im Kampfe gegen die
|
|
Offensive des Kapitals, gegen Faschismus und Reaktion und auf dieser
|
|
Grundlage auch die Schaffung eines notwendigen <I>breiten
|
|
Arbeiterfunktionärkörpers der Einheitsfront, </I>die Erziehung
|
|
von Hunderten und Tausenden parteilosen Bolschewiki in den
|
|
kapitalistischen Ländern fördern.</P>
|
|
<P>Die gemeinsamen Aktionen der <I>organisierten </I>Arbeiter sind
|
|
der Beginn, die Grundlage. Doch dürfen wir nicht aus den Augen
|
|
verlieren, daß die überwiegende Mehrzahl der Arbeiter die
|
|
unorganisierten Massen bilden. So beträgt in <I>Frankreich
|
|
</I>die Zahl der organisierten Arbeiter [40]<A name="S40"></A>
|
|
, der Kommunisten, der Sozialisten, der Mitglieder von
|
|
Gewerkschaften verschiedener Richtungen - insgesamt <I>ungefähr
|
|
eine Million, </I>die Gesamtzahl der Arbeiter aber beträgt 11
|
|
<I>Millionen. </I>In <I>England </I>gehören den Gewerkschaften
|
|
und den Parteien aller Richtungen ungefähr <I>5 Millionen </I>an.
|
|
Dabei beträgt die Gesamtzahl der Arbeiter <I>14 Millionen.
|
|
</I>In den <I>Vereinigten Staaten von Nordamerika </I>gibt es
|
|
ungefähr <I>5 Millionen </I>organisierte Arbeiter, die
|
|
Gesamtzahl der Arbeiter beträgt dort aber <I>38 Millionen.
|
|
</I>Ungefähr dasselbe Verhältnis besteht auch in einer Reihe
|
|
anderer Länder. In »normalen« Zeiten steht diese Masse im
|
|
wesentlichen außerhalb des politischen Lebens. Gegenwärtig
|
|
aber gerät diese gewaltige Masse immer mehr in Bewegung, wird in
|
|
das politische Leben hineingezogen, betritt die politische Arena.</P>
|
|
<P>Die Schaffung von überparteilichen Klassenorganen ist die
|
|
<I>beste Form </I>der Herstellung, Erweiterung und Stärkung der
|
|
Einheitsfront in den Tiefen der breitesten Massen. Diese Organe werden
|
|
auch das beste Bollwerk bilden gegen alle Versuche der Gegner der
|
|
Einheitsfront, die hergestellte Aktionseinheit der Arbeiterklasse zu
|
|
stören.</P><A name="204"></A>
|
|
<H4 align="center">ÜBER DIE ANTIFASCHISTISCHE VOLKSFRONT</H4>
|
|
<P>Bei der Mobilisierung der werktätigen Massen zum Kampf
|
|
gegen den Faschismus ist die Schaffung einer <I>breiten
|
|
antifaschistischen Volksfront auf der Grundlage der proletarischen
|
|
Einheitsfront </I>eine besonders wichtige Aufgabe. Der Erfolg des
|
|
gesamten Kampfes des Proletariats ist eng verbunden mit der
|
|
Herstellung des Kampfbündnisses des Proletariats mit der
|
|
werktätigen Bauernschaft und der Hauptmasse des städtischen
|
|
Kleinbürgertums, das die Mehrheit der Bevölkerung sogar in
|
|
den industriell entwickelten Ländern bildet.</P>
|
|
<P>Der Faschismus, der diese Massen gewinnen will, versucht in
|
|
seiner Agitation, die arbeitenden Massen in Stadt [41]<A name="S41"></A>
|
|
und Land dem revolutionären Proletariat entgegenzustellen
|
|
und den Kleinbürger mit dem Gespenst der »roten Gefahr« zu
|
|
schrecken. Wir müssen <I>den Spieß umdrehen </I>und den
|
|
werktätigen Bauern, den Handwerkern sowie der werktätigen
|
|
Intelligenz zeigen, woher ihnen die wirkliche Gefahr droht: wir
|
|
müssen ihnen <I>konkret zeigen, </I>wer dem Bauern die Last der
|
|
Steuern und Abgaben aufbürdet, aus ihm Wucherzinsen
|
|
herauspreßt; wer selbst den besten Boden und alle Reichtümer
|
|
besitzt, aber den Bauern und seine Familie von seiner Scholle
|
|
vertreibt und ihn der Arbeitslosigkeit und dem Elend preisgibt. Wir
|
|
müssen konkret aufzeigen, geduldig und beharrlich erklären,
|
|
wer Handwerker und Gewerbetreibende durch Steuern, Gebühren,
|
|
hohen Pachtzins und für sie unerträgliche Konkurrenz
|
|
ruiniert; wer die breiten Massen der werktätigen Intelligenz auf
|
|
die Straße wirft und arbeitslos macht.</P>
|
|
<P>Aber das <I>genügt nicht.</I></P>
|
|
<P>Das Grundlegende, das Entscheidendste, für die
|
|
Herstellung der antifaschistischen Volksfront ist die <I>entschiedene
|
|
Aktion des revolutionären Proletariats </I>zur Verteidigung der
|
|
Forderungen dieser Schichten und insbesondere der werktätigen
|
|
Bauernschaft, der Forderungen, die den Grundinteressen des
|
|
Proletariats entsprechen, wobei man im Laufe des Kampfes die
|
|
Forderungen der Arbeiterklasse mit diesen Forderungen verknüpfen
|
|
muß.</P>
|
|
<P>Von großer Bedeutung für die Schaffung der
|
|
antifaschistischen Volksfront ist das richtige Herangehen an jene
|
|
Organisationen und Parteien, denen die werktätige Bauernschaft
|
|
und die Hauptmassen des städtischen Kleinbürgertums in
|
|
großer Zahl angehören.</P>
|
|
<P>In den kapitalistischen Ländern befinden sich die meisten
|
|
dieser Parteien und Organisationen - sowohl die politischen als auch die
|
|
wirtschaftlichen - noch unter dem Einfluß der Bourgeoisie und
|
|
leisten ihr Gefolgschaft. Die soziale Zusammensetzung dieser Parteien
|
|
und Organisationen ist nicht einheitlich. In ihnen befinden sich
|
|
[42]<A name="S42"></A> reiche Großbauern neben landlosen Bauern, große
|
|
Geschäftsleute neben kleinen Krämern, aber die Führung
|
|
in ihnen gehört den ersten, den Agenten des Großkapitals.
|
|
Das verpflichtet uns, an diese Organisationen in <I>verschiedener
|
|
Weise </I>heranzutreten, zu berücksichtigen, daß die
|
|
Mitgliedermasse oft das wahre politische Gesicht ihrer eigenen Leitung
|
|
nicht kennt. Unter bestimmten Umständen können und
|
|
müssen wir unsere Anstrengungen darauf richten, diese Parteien
|
|
und Organisationen oder einzelne Teile von ihnen trotz ihrer
|
|
bürgerlichen Leitung für die antifaschistische Volksfront zu
|
|
gewinnen. So steht es z.B. gegenwärtig in Frankreich mit der
|
|
radikalen Partei, in den Vereinigten Staaten - mit den verschiedenen
|
|
Farmerorganisationen, in Polen - mit »Stronictwo Ludowe«, in
|
|
Jugoslawien - mit der kroatischen Bauernpartei, in Bulgarien - mit
|
|
dem Landwirtebund, in Griechenland - mit den Agraristen usw. Aber
|
|
unabhängig davon, ob Aussichten auf die Gewinnung solcher
|
|
Parteien und Organisationen für die Volksfront bestehen, muß
|
|
unsere Taktik <I>unter allen Uniständen </I>darauf gerichtet
|
|
sein, die ihnen angehörenden Kleinbauern, Handwerker,
|
|
Gewerbetreibende usw. in die antifaschistische Volksfront
|
|
hineinzuziehen.</P>
|
|
<P>Ihr seht also, daß wir hier auf der ganzen Linie
|
|
aufräumen müssen mit der in unserer Praxis nicht selten
|
|
vorkommenden Ignorierung, Geringschätzung der verschiedenen
|
|
Organisationen und Parteien der Bauernschaft, der Handwerker und der
|
|
Massen des städtischen Kleinbürgertums.</P><A name="205"></A>
|
|
<H4 align="center">ZENTRALE FRAGEN DER EINHEITSFRONT IN DEN EINZELNEN LÄNDERN</H4>
|
|
<P>In jedem Lande gibt es <I>zentrale Fragen, </I>die in der
|
|
gegebenen Etappe die breitesten Massen bewegen, für die der Kampf
|
|
zur Herstellung der Einheitsfront aufgenommen
|
|
[43]* werden muß. Diese zentralen Punkte, diese
|
|
zentralen Fragen richtig erfassen, heißt die Herstellung der
|
|
Einheitsfront sichern und beschleunigen.</P><A name="206"></A>
|
|
<P align="center">a) DIE VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA</P>
|
|
<P>Nehmen wir beispielsweise ein so wichtiges Land der
|
|
kapitalistischen Welt, wie die <I>Vereinigten Staaten von Amerika.
|
|
</I>Die Krise hat hier Millionenmassen in Bewegung gebracht. Das
|
|
Programm der Sanierung des Kapitalismus hat Schiffbruch erlitten.
|
|
Ungeheure Massen fangen an, den bürgerlichen Parteien den
|
|
Rücken zu kehren, und stehen gegenwärtig am Scheideweg.</P>
|
|
<P>Der erst in seinen Anfängen steckende amerikanische
|
|
Faschismus versucht, die Enttäuschung und Unzufriedenheit dieser
|
|
Massen in eine reaktionäre faschistische Bahn zu lenken. Die
|
|
Eigenart der Entwicklung des amerikanischen Faschismus besteht darin,
|
|
daß er im jetzigen Stadium vorwiegend in der Form der Opposition
|
|
gegen den Faschismus als einer »nichtamerikanischen«, aus dem
|
|
Auslande importierten Strömung auftritt. Zum Unterschied vom
|
|
deutschen Faschismus, der mit verfassungsfeindlichen Losungen auftrat,
|
|
versucht der amerikanische Faschismus, sich als Kämpfer für
|
|
die Verfassung und die »amerikanische Demokratie« hinzustellen. Er ist
|
|
noch keine Kraft, die eine unmittelbare Gefahr bildet. Aber wenn es
|
|
ihm gelingt, in die breiten, von den alten bürgerlichen Parteien
|
|
enttäuschten Massen einzudringen, so kann er in der
|
|
allernächsten Zeit zu einer ernsten Gefahr werden.</P>
|
|
<P>Was würde aber der Sieg des Faschismus in den Vereinigten
|
|
Staaten bedeuten? Für die werktätigen Massen würde er
|
|
natürlich eine ungeheure Stärkung des Regimes der Ausbeutung
|
|
und die Zerschlagung der Arbeiterbewegung bedeuten. Und welches
|
|
wäre die internationale Bedeutung dieses Sieges des Faschismus?
|
|
Die [44]<A name="S44"></A> Vereinigten Staaten sind natürlich weder Ungarn noch
|
|
Finnland, weder Bulgarien noch Litauen. Der Sieg des Faschismus in den
|
|
Vereinigten Staaten würde die ganze internationale Lage sehr
|
|
wesentlich ändern.</P>
|
|
<P>Kann sich das amerikanische Proletariat unter diesen
|
|
Umständen allein mit der Organisierung seiner
|
|
klassenbewußten Avantgarde zufrieden geben, die bereit ist, den
|
|
revolutionären Weg zu gehen? Nein.</P>
|
|
<P>Es ist ganz offensichtlich, daß die Interessen des
|
|
amerikanischen Proletariats es erfordern, daß alle seine
|
|
Kräfte unverzüglich von den kapitalistischen Parteien
|
|
abrücken. Es muß Wege und geeignete Formen finden, um
|
|
rechtzeitig zu verhindern, daß der Faschismus die unzufriedenen
|
|
breiten Massen der Werktätigen an sich zieht. Und hier
|
|
müssen wir sagen: die Schaffung einer Massenpartei der
|
|
Werktätigen, einer »<I>Arbeiter- und Farmerpartei« </I>könnte eine solche geeignete Form unter den amerikanischen
|
|
Verhältnissen sein. <I>Eine solche Partei wäre eine
|
|
spezifische Form der Volksfront der Massen in Amerika, </I>eine Front,
|
|
die man den Parteien der Trusts und der Banken sowie dem anwachsenden
|
|
Faschismus entgegenstellen muß. Eine solche Partei wäre
|
|
natürlich <I>weder </I>eine sozialistische <I>noch </I>eine
|
|
kommunistische Partei. Aber sie <I>muß </I>eine antifaschistische
|
|
und <I>darf keine </I>antikommunistische Partei sein. Das Programm
|
|
dieser Partei muß gegen die Banken, die Trusts und Monopole,
|
|
gegen die Hauptfeinde des Volkes, die mit seinen Nöten
|
|
spekulieren, gerichtet sein. Eine solche Partei kann ihrer Bestimmung
|
|
nur dann entsprechen, wenn sie sich für die dringendsten
|
|
Forderungen der Arbeiterklasse einsetzen, wenn sie für eine
|
|
wirkliche Sozialgesetzgebung, für die Arbeitslosenversicherung
|
|
kämpfen wird; wenn sie dafür kämpfen wird, daß die
|
|
weißen und schwarzen Halbpächter Land bekommen und von der
|
|
Schuldenlast befreit werden; wenn sie sich für die Annullierung
|
|
der Verschuldung der Farmer einsetzen wird; wenn sie für die
|
|
[45]<A name="S45"></A> Gleichberechtigung der Neger, für die Verteidigung der
|
|
Forderungen der Kriegsteilnehmer, für die Verteidigung der
|
|
Interessen der Vertreter der freien Berufe, der kleinen
|
|
Geschäftsleute und Handwerker kämpfen wird. Und so weiter.</P>
|
|
<P>Es versteht sich von selbst, daß eine solche Partei
|
|
für die Entsendung ihrer Vertreter in die lokalen
|
|
Selbstverwaltungen, in die repräsentativen Körperschaften
|
|
der einzelnen Bundesstaaten sowie in den Kongreß und in den Senat
|
|
kämpfen wird.</P>
|
|
<P>Unsere Genossen in den Vereinigten Staaten haben richtig
|
|
gehandelt, als sie die Initiative zur Schaffung einer solchen Partei
|
|
ergriffen. Aber sie werden noch wirksame Maßnahmen ergreifen
|
|
müssen, damit die Schaffung einer solchen Partei zur Sache der
|
|
Massen selbst werde. Die Frage der Schaffung einer »Arbeiter- und
|
|
Farmerpartei« und ihr Programm müssen in Massenversammlungen
|
|
erörtert werden. Es ist notwendig, eine ganz breite Bewegung zur
|
|
Schaffung dieser Partei zu entfalten und sich an die Spitze dieser
|
|
Bewegung zu stellen. Man darf auf keinen Fall zulassen, daß die
|
|
Initiative der Organisierung der Partei in die Hände derjenigen
|
|
Elemente übergehe, die die Unzufriedenheit der über beide
|
|
bürgerlichen Parteien - die demokratische und die
|
|
reformistische - enttäuschten Millionenmassen ausnutzen wollen,
|
|
um eine »dritte« Partei in den Vereinigten Staaten zu schaffen, als
|
|
antikommunistische Partei, gegen die revolutionäre Bewegung.</P><A name="207"></A>
|
|
<P align="center">b) ENGLAND</P>
|
|
<P>In <I>England </I>ist die faschistische Organisation Mosleys
|
|
infolge der Massenaktionen der englischen Arbeiter vorübergehend
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in den Hintergrund getreten. Aber wir dürfen nicht die Augen
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davor verschließen, daß die sogenannte »Nationale Regierung« eine Reihe von reaktionären Maßnahmen
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[46]<A name="S46"></A> gegen die Arbeiterklasse durchführt, durch die
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auch in England Verhältnisse geschaffen werden, die
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nötigenfalls der Bourgeoisie den Übergang zum faschistischen
|
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Regime erleichtern. Gegen die faschistische Gefahr
|
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in England in der gegenwärtigen Etappe kämpfen,
|
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heißt vor allem gegen die »Nationale Regierung«, gegen
|
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ihre reaktionären Maßnahmen, gegen die Offensive des
|
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Kapitals, für die Verteidigung der Arbeitslosenforderungen,
|
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gegen den Lohnabbau, für die Aufhebung aller Gesetze
|
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kämpfen, mit deren Hilfe die englische Bourgeoisie
|
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das Lebensniveau der Massen herabdrückt.</P>
|
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<P>Aber der wachsende Haß der Arbeiterklasse gegen die »Nationale Regierung« vereinigt immer breitere Massen unter der Losung
|
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der Schaffung einer <I>neuen Labour-Regierung </I>in England.
|
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Können die Kommunisten diese Stimmung der breiten Massen, die
|
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noch an die Labour-Regierung glauben, außer acht lassen! Nein,
|
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Genossen! Wir müssen den Weg zu diesen Massen finden. Wir sagen
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ihnen offen, wie das der XIII. Parteitag der englischen
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Kommunistischen Partei sagte: wir Kommunisten sind Anhänger der
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Sowjetmacht, als der einzigen Macht, die die Arbeiter vom Joch des
|
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Kapitals befreien kann. Aber ihr wollt eine Labour-Regierung? Gut, wir
|
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kämpften und kämpfen Schulter an Schulter mit euch für
|
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die Niederlage der »Nationalen Regierung«. Wir sind bereit, euren
|
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Kampf für die Schaffung einer neuen Labour-Regierung zu
|
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unterstützen, obwohl beide frühere Labour-Regierungen die von
|
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der Labour Party der Arbeiterschaft gegebenen Versprechen nicht
|
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erfüllt haben. Wir erwarten von dieser Regierung nicht, daß
|
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sie sozialistische Maßnahmen durchführen wird. Aber im Namen
|
|
von Millionen Arbeitern <I>stellen wir ihr die Forderung, </I>die
|
|
unmittelbarsten wirtschaftlichen und politischen Interessen der
|
|
Arbeiterklasse und aller Werktätigen zu verteidigen. Wir wollen
|
|
zusammen ein gemeinsames Programm solcher Forderungen erörtern
|
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und jene Aktionseinheit verwirklichen
|
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[47]<A name="S47"></A> , die das Proletariat braucht, um der reaktionären
|
|
Offensive der »Nationalen Regierung«, der Offensive des Kapitals
|
|
und des Faschismus, der Vorbereitung des neuen Krieges Widerstand
|
|
entgegenzusetzen. Die englischen Genossen sind bereit, zusammen mit
|
|
den Organisationen der Labour Party auf dieser Grundlage bei den
|
|
bevorstehenden Parlamentswahlen gegen die »Nationale Regierung« und
|
|
auch gegen Loyd George aufzutreten, der auf seine Manier versucht, die
|
|
Massen im Interesse der englischen Bourgeoisie, gegen die Sache der
|
|
Arbeiterklasse, für sich zu gewinnen.</P>
|
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<P>Diese Haltung der englischen Kommunisten ist richtig. Sie wird
|
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ihnen die Herstellung der Einheitsfront des Kampfes mit den
|
|
Millionenmassen der englischen Gewerkschaften und der Labour Party
|
|
erleichtern.</P>
|
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<P>Indem die Kommunisten stets in den vordersten Reihen des
|
|
kämpfenden Proletariats bleiben, den Massen den einzig richtigen
|
|
Weg - den Weg des Kampfes für den revolutionären Sturz der
|
|
Herrschaft der Bourgeoisie und für die Errichtung der
|
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Sowjetmacht - zeigen, dürfen sie bei der Festlegung ihrer
|
|
aktuellen politischen Aufgaben nicht jene notwendigen Etappen der
|
|
Massenbewegung zu überspringen suchen, in deren Verlauf die
|
|
arbeitenden Massen ihre Illusionen auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen
|
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überwinden und auf die Seite des Kommunismus übergehen.</P>
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<P align="center"><A name="208"></A>FRANKREICH</P>
|
|
<P><I>Frankreich </I>ist das Land, in dem bekanntlich die
|
|
Arbeiterklasse dem gesamten internationalen Proletariat ein Beispiel
|
|
gibt, wie man den Kampf gegen den Faschismus führen muß. Die
|
|
französische Kommunistische Partei gibt allen Sektionen der
|
|
Kommunistischen Internationale ein Beispiel dafür, wie man die
|
|
Einheitsfronttaktik durchführen muß, die sozialistischen
|
|
Arbeiter geben ein
|
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[48]<A name="S48"></A> Beispiel dafür, was jetzt die sozialdemokratischen
|
|
Arbeiter der anderen kapitalistischen Länder im Kampf gegen den
|
|
Faschismus machen müssen. <I>(Beifall.) </I> Die Bedeutung
|
|
der am 14. Juli dieses Jahres stattgefundenen antifaschistischen
|
|
Demonstration in Paris, an der sich eine halbe Million Menschen
|
|
beteiligte, sowie der zahlreichen Demonstrationen in anderen
|
|
Städten Frankreichs ist gewaltig. Das ist schon nicht bloß
|
|
eine Einheitsfrontbewegung der Arbeiter, das ist der Beginn einer
|
|
breiten allgemeinen Volksfront gegen den Faschismus in Frankreich.</P>
|
|
<P>Diese Bewegung der Einheitsfront hebt den Glauben der
|
|
Arbeiterklasse an ihre Kräfte, stärkt in ihr das
|
|
Bewußtsein ihrer führenden Rolle gegenüber der
|
|
Bauernschaft, dem städtischen Kleinbürgertum, der
|
|
Intelligenz; sie erweitert den Einfluß der Kommunistischen Partei
|
|
in den Arbeitermassen und stärkt somit das Proletariat im
|
|
Kampf gegen den Faschismus. Diese Bewegung mobilisiert rechtzeitig die
|
|
Wachsamkeit der Massen gegenüber der faschistischen Gefahr. Sie
|
|
wird ein zündendes Beispiel für die Entfaltung des
|
|
antifaschistischen Kampfes in den anderen kapitalistischen
|
|
Ländern sein und wird aufmunternd auf das von der faschistischen
|
|
Diktatur niedergehaltene deutsche Proletariat wirken.</P>
|
|
<P>Das ist zweifellos ein großer Sieg, aber er entscheidet
|
|
noch nicht den Ausgang des antifaschistischen Kampfes. Die
|
|
überwiegende Mehrheit des französischen Volkes ist
|
|
zweifelsohne gegen den Faschismus. Aber die Bourgeoisie versteht es,
|
|
mit Hilfe der bewaffneten Macht den Willen der Völker zu
|
|
vergewaltigen. Die faschistische Bewegung entwickelt sich weiter
|
|
vollkommen frei, unter aktiver Unterstützung durch das
|
|
Monopolkapital, den Staatsapparat der Bourgeoisie, den Generalstab der
|
|
französischen Armee und die reaktionären Führer der
|
|
katholischen Kirche - dieses Bollwerks einer jeden Reaktion. Die
|
|
stärkste faschistische Organisation »Feuerkreuzler« verfügt
|
|
gegenwärtig über 300.000 bewaffnete Leute,
|
|
[49]<A name="S49"></A> deren Kern 60.000 Reserveoffiziere bilden. Sie hat starke
|
|
Positionen in der Polizei, in der Gendarmerie, in der Armee, in der
|
|
Luftflotte, im gesamten Staatsapparat. Die letzten Gemeindewahlen
|
|
zeigen, daß in Frankreich nicht nur die revolutionären
|
|
Kräfte, sondern auch die Kräfte des Faschismus zunehmen.
|
|
Wenn es dem Faschismus gelingt, in die breiten Bauernmassen
|
|
einzudringen und sich die Unterstützung eines Teiles der Armee
|
|
bei Neutralität des anderen zu sichern, dann werden die
|
|
französischen werktätigen Massen den Machtantritt der
|
|
Faschisten nicht verhindern können. Vergeßt nicht, Genossen,
|
|
die organisatorische Schwäche der französischen
|
|
Arbeiterbewegung, die den Erfolg der faschistischen Offensive
|
|
erleichtert. Es besteht keinerlei Grund für die Arbeiterklasse
|
|
und alle Antifaschisten in Frankreich, sich mit den erreichten
|
|
Resultaten zufrieden zu geben.</P>
|
|
<P>Vor welchen Aufgaben steht die Arbeiterklasse Frankreichs?</P>
|
|
<P><I>Erstens: </I> die Einheitsfront nicht nur auf politischem,
|
|
sondern auch auf wirtschaftlichem Gebiet herzustellen zur
|
|
Organisierung des Kampfes gegen die Kapitalsoffensive; durch ihren
|
|
Druck den Widerstand der Spitzen des reformistischen
|
|
Gewerkschaftsbundes (CGT) gegen die Einheitsfront zu brechen.</P>
|
|
<P><I>Zweitens: </I> die gewerkschaftliche Einheit in Frankreich
|
|
herzustellen: Einheitsgewerkschaften auf dem Boden des Klassenkampfes.</P>
|
|
<P><I>Drittens: </I> die breiten Bauernmassen, die Massen des
|
|
Kleinbürgertums in die antifaschistische Bewegung hineinzuziehen,
|
|
wobei ihren unmittelbarsten Forderungen ein besonderer Platz im
|
|
Programm der antifaschistischen Volksfront einzuräumen ist.</P>
|
|
<P><I>Viertens: </I> die organisatorische Verankerung und
|
|
Erweiterung der begonnenen antifaschistischen Bewegung durch Schaffung
|
|
von überparteilichen wählbaren Organen der
|
|
antifaschistischen Volksfront im Massenmaßstab,
|
|
[50]<A name="S50"></A> von Organen, deren Einfluß breitere Massen erfaßt als
|
|
die jetzt in Frankreich bestehenden Parteien und Organisationen der
|
|
Werktätigen.</P>
|
|
<P><I>Fünftens: </I>durch ihren Druck die Auflösung und
|
|
Entwaffnung der faschistischen Organisationen, als Organisationen von
|
|
Verschwörern gegen die Republik und als Agenten Hitlers in
|
|
Frankreich, durchzusetzen.</P>
|
|
<P><I>Sechstens: </I>die Säuberung des Staatsapparates, der
|
|
Armee, der Polizei von den Verschwörern durchzusetzen, die einen
|
|
faschistischen Umsturz vorbereiten.</P>
|
|
<P><I>Siebentens: </I>Entfaltung des Kampfes gegen die Führer
|
|
der reaktionären Cliquen der katholischen Kirche als eines der
|
|
wichtigsten Bollwerke des französischen Faschismus.</P>
|
|
<P><I>Achtens: </I>Verbindung der Armee mit der antifaschistischen
|
|
Bewegung durch Schaffung von Komitees zum Schutz der Republik und der
|
|
Verfassung in der Armee gegen diejenigen, die die Armee zu einem
|
|
verfassungswidrigen Staatsstreich ausnutzen wollen <I>(Beifall);
|
|
</I>nicht zulassen, daß die reaktionären Kräfte in
|
|
Frankreich das französisch-sowjetische Bündnis sprengen, das die
|
|
Sache des Friedens gegen die Aggressivität des deutschen
|
|
Faschismus verteidigt. <I>(Beifall.)</I></P>
|
|
<P>Und wenn die antifaschistische Bewegung in Frankreich zur
|
|
Schaffung einer Regierung führen sollte, die einen wirklichen
|
|
Kampf - nicht nur mit Worten, sondern mit Taten - gegen den
|
|
französischen Faschismus führen wird, die das Programm der
|
|
Forderungen der antifaschistischen Volksfront durchführen wird,
|
|
so werden die Kommunisten, die unversöhnliche Feinde einer jeden
|
|
bürgerlichen Regierung und Anhänger der Sowjetmacht
|
|
<I>bleiben, </I>angesichts der wachsenden faschistischen Gefahr
|
|
nichtsdestoweniger <I>bereit sein, eine solche Regierung zu
|
|
unterstützen. (Beifall.)</I></P>
|
|
<P>[51]</P><A name="209"></A>
|
|
<H4 align="center">DIE EINHEITSFRONT UND DIE FASCHISTISCHEN MASSENORGANISATIONEN</H4>
|
|
<P>Genossen, der Kampf für die Schaffung der Einheitsfront in
|
|
den Ländern, wo die Faschisten an der Macht sind, ist wohl das
|
|
wichtigste Problem, vor dem wir stehen. Dort verläuft dieser
|
|
Kampf natürlich unter bedeutend schwierigeren Verhältnissen
|
|
als in den Ländern mit legaler Arbeiterbewegung. Es bestehen nun
|
|
aber in den faschistischen Ländern alle Voraussetzungen für
|
|
die Entfaltung einer wirklichen antifaschistischen Volksfront im
|
|
Kampfe gegen die faschistische Diktatur; denn die
|
|
sozialdemokratischen, die christlichen und die anderen Arbeiter
|
|
können z.B. in Deutschland die Notwendigkeit des einheitlichen
|
|
Kampfes zusammen mit den Kommunisten gegen die faschistische Diktatur
|
|
unmittelbarer erkennen. Die breiten Schichten des Kleinbürgertums
|
|
und der Bauernschaft, die bereits die bitteren Früchte der
|
|
faschistischen Herrschaft gekostet haben, empfinden eine immer
|
|
größere Unzufriedenheit und Enttäuschung, was ihre
|
|
Einbeziehung in die antifaschistische Volksfront erleichtert.</P>
|
|
<P>In den faschistischen Ländern, insbesondere in Deutschland
|
|
und Italien, wo der Faschismus es verstanden hat, sich eine
|
|
Massenbasis zu schaffen, und die Arbeiter und anderen Werktätigen
|
|
gewaltsam in seine Organisationen hineingetrieben hat, besteht die
|
|
Hauptaufgabe in der geschickten Verknüpfung des Kampfes gegen die
|
|
faschistische Diktatur von außen mit ihrer Unterwühlung von
|
|
innen, in den faschistischen Massenorganisationen und Organen. Man
|
|
muß entsprechend den konkreten Verhältnissen dieser
|
|
Länder besondere Methoden und Formen prüfen, sich zu eigen
|
|
machen und anwenden, die die rascheste Zersetzung der Massenbasis des
|
|
Faschismus begünstigen und den Sturz der faschistischen Diktatur
|
|
vorbereiten. Das muß man prüfen, sich zu eigen machen und
|
|
anwenden [52]<A name="S52"></A> , und nicht nur schreien: »Nieder mit Hitler!«, »Nieder mit Mussolini!«. Ja, prüfen, sich zu eigen machen und
|
|
anwenden.</P>
|
|
<P>Das ist eine schwierige und komplizierte Aufgabe. Sie ist um so
|
|
schwieriger, als unsere Erfahrungen der erfolgreichen Bekämpfung
|
|
der faschistischen Diktatur äußerst begrenzt sind. Unsere
|
|
italienischen Genossen kämpfen z.B. schon ungefähr 13 Jahre
|
|
unter den Verhältnissen der faschistischen Diktatur. Aber es ist
|
|
ihnen noch immer nicht gelungen, einen wirklichen Massenkampf gegen
|
|
den Faschismus zu entfalten, und darum konnten sie leider in dieser
|
|
Beziehung den anderen kommunistischen Parteien der faschistischen
|
|
Länder wenig mit positiven Erfahrungen helfen.</P>
|
|
<P>Die deutschen und italienischen Kommunisten und die Kommunisten
|
|
anderer faschistischer Länder sowie die Mitglieder der
|
|
kommunistischen Jugendverbände haben Wunder an Heldentum an den
|
|
Tag gelegt. Sie brachten und bringen täglich ungeheure Opfer. Vor
|
|
diesem Heldentum und diesen Opfern neigen wir alle unser Haupt. Aber
|
|
Heldentum allein genügt nicht. <I>(Beifall.)</I> Dieses Heldentum
|
|
muß verknüpft werden mit der tagtäglichen Arbeit unter
|
|
den Massen, mit einem solchen konkreten Kampf gegen den Faschismus,
|
|
daß hier die fühlbarsten Resultate erzielt werden. In
|
|
unserem Kampf gegen die faschistische Diktatur ist es besonders
|
|
gefährlich, das Erwünschte für Wirklichkeit zu halten.
|
|
Man muß von den Tatsachen ausgehen, von der wirklichen konkreten
|
|
Situation.</P>
|
|
<P>Wie ist aber die heutige Wirklichkeit, z.B. in Deutschland?</P>
|
|
<P>Unter den Massen wächst die Unzufriedenheit und die
|
|
Enttäuschung über die Politik der faschistischen Diktatur,
|
|
was sogar die Form von Teilstreiks und anderen Aktionen annimmt. Trotz
|
|
aller Bemühungen ist es dem Faschismus nicht gelungen, die
|
|
Hauptmassen der
|
|
[53]<A name="S53"></A> Arbeiterschaft politisch für sich zu erobern; er verliert
|
|
und wird in immer größerem Maße sogar seine
|
|
früheren Anhänger verlieren. Aber wir müssen uns doch
|
|
darüber Rechenschaft ablegen, daß diejenigen Arbeiter, die
|
|
von der <I>Möglichkeit </I>des Sturzes der faschistischen
|
|
Diktatur überzeugt und heute schon bereit sind, aktiv dafür
|
|
zu kämpfen, einstweilen noch in der Minderheit sind. Das sind wir
|
|
Kommunisten und der revolutionäre Teil der sozialdemokratischen
|
|
Arbeiter. Die Mehrheit der Werktätigen dagegen hat einstweilen
|
|
noch nicht die realen und konkreten Möglichkeiten und Wege des
|
|
Sturzes dieser Diktatur erkannt und wartet zunächst noch ab. Das
|
|
muß man berücksichtigen, wenn wir unsere Aufgaben im Kampf
|
|
gegen den Faschismus in Deutschland festlegen und wenn wir besondere
|
|
Methoden zum Sturz und zur Erschütterung der faschistischen
|
|
Diktatur in Deutschland suchen, studieren und anwenden werden.</P>
|
|
<P>Um der faschistischen Diktatur einen empfindlichen Stoß zu
|
|
versetzen, müssen wir ihre verwundbarste Stelle kennen. Wo
|
|
befindet sich die Achillesferse der faschistischen Diktatur? In ihrer
|
|
sozialen Basis. Und die ist außerordentlich buntscheckig. Sie
|
|
umfaßt verschiedene Klassen und verschiedene Schichten der
|
|
Gesellschaft. Der Faschismus proklamierte sich zum einzigen
|
|
Repräsentanten aller Klassen und Schichten der Bevölkerung:
|
|
des Fabrikanten und des Arbeiters, des Millionärs und des
|
|
Arbeitslosen, des Junkers und des Kleinbauern, des
|
|
Großkapitalisten und des Handwerkers. Er tut so, als ob er die
|
|
Interessen aller dieser Schichten, die Interessen der Nation
|
|
verteidigt. Da aber der Faschismus die Diktatur der
|
|
Großbourgeoisie ist, so muß er unvermeidlich mit seiner
|
|
sozialen Massenbasis in Konflikt geraten, um so mehr, als gerade
|
|
unter der faschistischen Diktatur die Klassengegensätze zwischen
|
|
der Meute der Finanzmagnaten und der erdrückenden Mehrheit des
|
|
Volkes am krassesten hervortreten. [54]<A name="S54"></A></P>
|
|
<P>Wir können die Massen in den entscheidenden Kampf für
|
|
den Sturz der faschistischen Diktatur nur dann führen, wenn wir
|
|
die Arbeiter, die gewaltsam in die faschistischen Organisationen
|
|
hineingejagt wurden oder aus mangelndem Klassenbewußtsein in sie
|
|
eingetreten sind, in die <I>elementarsten Bewegungen </I>zum Schutze
|
|
ihrer wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Interessen
|
|
hineinziehen. Eben darum müssen die Kommunisten als die besten
|
|
Verteidiger der tagtäglichen Interessen der Mitgliedermasse in
|
|
diesen Organisationen arbeiten, eingedenk dessen, daß in dem
|
|
Maße, wie die in diesen Organisationen befindlichen Arbeiter
|
|
anfangen, immer häufiger Rechte für sich zu fordern und ihre
|
|
Interessen zu verteidigen, sie unweigerlich mit der faschistischen
|
|
Diktatur in Konflikt geraten werden.</P>
|
|
<P>Auf dem Boden der Verteidigung der dringendsten, in der ersten
|
|
Zeit der elementarsten Interessen der werktätigen Massen in Stadt
|
|
und Land, ist es verhältnismäßig leichter, eine
|
|
gemeinsame Sprache nicht nur mit den aufgeklärten Antifaschisten,
|
|
sondern auch mit denjenigen Werktätigen zu finden, die noch
|
|
Anhänger des Faschismus sind, aber über seine Politik
|
|
enttäuscht und unzufrieden sind, die nörgeln und nach einer
|
|
Gelegenheit suchen, um ihrer Unzufriedenheit Luft zu machen. Wir
|
|
müssen uns überhaupt Rechenschaft darüber ablegen,
|
|
daß unsere ganze Taktik in den Ländern der faschistischen
|
|
Diktatur einen solchen Charakter tragen muß, daß wir die
|
|
einfachen Anhänger des Faschismus nicht von uns abstoßen,
|
|
daß wir sie nicht von neuem in die Arme des Faschismus
|
|
stoßen, sondern daß wir die Kluft zwischen den
|
|
faschistischen Spitzen und der Masse der enttäuschten, einfachen
|
|
Anhänger des Faschismus unter den werktätigen Schichten
|
|
vertiefen.</P>
|
|
<P>Man braucht sich nicht daran zu stoßen, Genossen, wenn
|
|
Leute, die auf Grund dieser Tagesinteressen mobilisiert
|
|
[55]<A name="S55"></A> wurden, sich entweder für indifferent in der
|
|
Politik oder sogar für Anhänger des Faschismus halten.
|
|
Wichtig für uns ist, daß wir sie in die Bewegung
|
|
hineinziehen, die anfänglich vielleicht noch nicht offen unter
|
|
den Losungen des Kampfes gegen den Faschismus marschiert, jedoch
|
|
objektiv bereits eine antifaschistische Bewegung ist, weil sie diese
|
|
Massen der faschistischen Diktatur entgegenstellt.</P>
|
|
<P>Die Erfahrung lehrt uns, daß die Ansicht, es sei in den
|
|
Ländern der faschistischen Diktatur <I>überhaupt
|
|
unmöglich, </I>legal oder halblegal aufzutreten, eine
|
|
schädliche und falsche Ansicht ist. Auf einem derartigen
|
|
Standpunkt zu beharren, bedeutet in Passivität verfallen, auf die
|
|
wirkliche Massenarbeit überhaupt verzichten. Allerdings ist es
|
|
eine schwierige, komplizierte Aufgabe, unter den Verhältnissen
|
|
der faschistischen Diktatur Formen und Methoden für ein legales
|
|
oder halblegales Auftreten zu finden. Aber wie in vielen anderen
|
|
Fragen, wird auch hier der Weg gewiesen durch das Leben selbst und
|
|
durch die Initiative der Massen selbst, die schon eine Reihe von
|
|
Beispielen geliefert haben, die wir verallgemeinern, in organisierter
|
|
und zweckmäßiger Weise anwenden müssen. Man muß
|
|
mit aller Entschiedenheit mit der Unterschätzung der Arbeit in
|
|
den faschistischen Massenorganisationen Schluß machen. Sowohl in
|
|
Italien als auch in Deutschland und in einer Reihe anderer
|
|
faschistischer Länder haben unsere Genossen ihre Passivität
|
|
und häufig in der Praxis sogar ihre direkte Ablehnung der Arbeit
|
|
in den faschistischen Massenorganisationen damit bemäntelt,
|
|
daß sie die Arbeit in den Betrieben der Arbeit in den
|
|
faschistischen Massenorganisationen entgegenstellten. In Wirklichkeit
|
|
aber hat gerade diese schematische Gegenüberstellung dazu
|
|
geführt, daß die Arbeit sowohl in den faschistischen
|
|
Massenorganisationen als auch in den Betrieben außerordentlich
|
|
[56]<A name="S56"></A> schwach oder manchmal sogar überhaupt nicht
|
|
geleistet wurde.</P>
|
|
<P>Indessen ist es für die Kommunisten in den faschistischen
|
|
Ländern besonders wichtig, überall dort zu sein, wo die
|
|
Massen sind. Der Faschismus hat den Arbeitern ihre eigenen legalen
|
|
Organisationen genommen. Er hat ihnen die faschistischen
|
|
Organisationen aufgezwungen, und dort <I>befinden sich </I>die
|
|
Massen - gezwungenermaßen oder zum Teil freiwillig. Diese
|
|
Massenorganisationen des Faschismus können und müssen unser
|
|
legales oder halblegales Wirkungsfeld sein, wo wir mit den Massen in
|
|
Verbindung kommen werden. Sie können und müssen für uns
|
|
ein legaler oder halblegaler Ausgangspunkt für die Verteidigung
|
|
der tagtäglichen Interessen der Massen werden. Zur Ausnutzung
|
|
dieser Möglichkeiten müssen die Kommunisten Wahlposten in
|
|
den faschistischen Massenorganisationen erobern, um mit den Massen
|
|
Fühlung zu haben, und sie müssen sich ein- für allemal
|
|
frei machen von dem Vorurteil, daß eine solche Arbeit sich
|
|
für einen revolutionären Arbeiter nicht gezieme und
|
|
unwürdig sei.</P>
|
|
<P>In Deutschland besteht z.B. das System der sogenannten »Betriebsvertrauensräte«. Wo aber steht es geschrieben, daß
|
|
wir in diesen Organisationen den Faschisten das Monopol einräumen
|
|
müssen? Können wir denn nicht versuchen, die
|
|
kommunistischen, sozialdemokratischen, christlichen und anderen
|
|
antifaschistischen Arbeiter in den Betrieben zusammenzufassen, damit
|
|
sie bei der Abstimmung über die Liste der »Betriebsvertrauensräte« die offenen Agenten des Unternehmers
|
|
streichen und andere Kandidaten in die Listen eintragen, die das
|
|
Vertrauen der Arbeiter besitzen? Die Praxis hat bereits gezeigt,
|
|
daß das möglich ist.</P>
|
|
<P>Lehrt uns denn die Praxis nicht auch, daß man gemeinsam mit
|
|
den sozialdemokratischen und anderen unzufriedenen Arbeitern von den »Betriebsvertrauensräten« [57]<A name="S57"></A> eine wirkliche Verteidigung der Arbeiterinteressen fordern
|
|
kann?</P>
|
|
<P>Nehmt die »<I>Arbeitsfront« </I>in Deutschland oder die
|
|
faschistischen Gewerkschaften in Italien. Kann man denn nicht fordern,
|
|
daß die Funktionäre der »Arbeitsfront« gewählt und
|
|
nicht ernannt werden? Kann man denn nicht darauf bestehen, daß
|
|
die leitenden Instanzen der Ortsgruppen vor den
|
|
Mitgliederversammlungen der Organisationen Rechenschaft ablegen? Kann
|
|
man denn nicht mit diesen Forderungen auf Beschluß der Gruppe
|
|
sich an den Unternehmer, den »Treuhänder der Arbeit«, an die
|
|
höheren Instanzen der »Arbeitsfront« wenden? Das ist möglich
|
|
unter der Bedingung, daß die revolutionären Arbeiter
|
|
tatsächlich in der »Arbeitsfront« arbeiten und Posten in ihr
|
|
erobern.</P>
|
|
<P>Solche Arbeitsmethoden sind möglich und notwendig auch in
|
|
anderen faschistischen Massenorganisationen, in der Hitlerjugend, in
|
|
den Sportorganisationen, in der Organisation »Kraft durch Freude«, im
|
|
Dopo Lavoro in Italien, in den Genossenschaften usw.</P>
|
|
<P>Genossen, ihr erinnert euch der alten Sage von der Einnahme
|
|
Trojas. Troja hatte sich vor dem angreifenden Heer durch
|
|
unbezwingbare Mauern geschützt. Und das angreifende Heer, das
|
|
nicht wenig Verluste erlitten hatte, konnte den Sieg nicht erringen,
|
|
bis es ihm nicht gelang, mit Hilfe des trojanischen Pferdes in das
|
|
Innere, in das Herz des Feindes einzudringen.</P>
|
|
<P>Mir scheint, wir revolutionären Arbeiter dürfen nicht
|
|
Anstoß daran nehmen, die gleiche Taktik gegenüber unserem
|
|
faschistischen Feinde anzuwenden, der sich vor dem Volke durch eine
|
|
lebendige Mauer seiner Mordbuben schützt. <I>(Beifall.)</I></P>
|
|
<P>Wer die Notwendigkeit der Anwendung einer solchen Taktik
|
|
gegenüber dem Faschismus nicht begreift, wer ein solches Vorgehen
|
|
für »erniedrigend« hält, der mag ein
|
|
[58]<A name="S58"></A> vortrefflicher Genosse sein, aber er ist, mit Verlaub gesagt,
|
|
ein Schwätzer und kein Revolutionär; der versteht nicht, die
|
|
Massen zum Sturz der faschistischen Diktatur zu führen.
|
|
<I>(Beifall.)</I></P>
|
|
<P>Die Massenbewegung der Einheitsfront, die <I>außerhalb und
|
|
innerhalb </I>der faschistischen Organisationen Deutschlands, Italiens
|
|
und anderer Länder entsteht, in denen der Faschismus eine
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Massenbasis hat, die von der Verteidigung der elementarsten
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Bedürfnisse ausgeht, ihre Formen und Kampflosungen mit der
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Erweiterung und Steigerung dieses Kampfes wechselt, wird der
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<I>Sturmbock </I>sein, der die Festung der faschistischen Diktatur,
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die heute vielen unbezwingbar zu sein scheint, zerstören wird.</P><A name="210"></A>
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<H4 align="center">DIE EINHEITSFRONT IN DEN LÄNDERN, WO SICH DIE SOZIALDEMOKRATIE IN DER REGIERUNG BEFINDET</H4>
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<P>Der Kampf für die Herstellung der Einheitsfront wirft auch
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ein anderes, überaus wichtiges Problem auf, das Problem der
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Einheitsfront in den Ländern, wo sich sozialdemokratische
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Regierungen oder Koalitionsregierungen unter Teilnahme der Sozialisten
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an der Macht befinden, wie z.B. in Dänemark, Norwegen,
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Schweden, der Tschechoslowakei und Belgien.</P>
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<P>Unsere absolut ablehnende Stellung zu den sozialdemokratischen
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Regierungen, die Regierungen dies Kompromisses mit der Bourgeoisie
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sind, ist bekannt. Aber dennoch betrachten wir das Bestehen einer
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<I>sozialdemokratischen Regierung </I>oder einer Regierungskoalition
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der sozialdemokratischen Partei mit bürgerlichen Parteien nicht
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als <I>unüberwindliches </I>Hindernis für die Herstellung
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der Einheitsfront mit den Sozialdemokraten in bestimmten Fragen. Wir
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sind der Meinung, daß auch in diesem Falle die
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[59]<A name="S59"></A> Einheitsfront zum Schutze der Lebensinteressen des
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werktätigen Volkes und im Kampfe gegen den Faschismus durchaus
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<I>möglich </I>und <I>notwendig </I>ist. Es versteht
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sich, daß in den Ländern, wo Vertreter der
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sozialdemokratischen Partei an der Regierung teilnehmen, die
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sozialdemokratische Führung sich der proletarischen Einheitsfront
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am meisten <I>widersetzt. </I>Das ist vollkommen begreiflich. Wollen
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sie doch der Bourgeoisie zeigen, daß gerade sie besser und
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geschickter als alle anderen es verstehen, die unzufriedenen
|
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Arbeitermassen im Zaum zu halten und sie vor dem Einfluß des
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Kommunismus zu bewahren. Allein die Tatsache, daß die
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sozialdemokratischen Minister der proletarischen Einheitsfront
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ablehnend gegenüberstehen, kann nicht im geringsten einen solchen
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Zustand rechtfertigen, <I>wo die Kommunisten nichts zur Schaffung der
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Einheitsfront des Proletariats tun.</I></P>
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<P>Unsere Genossen in den skandinavischen Ländern gehen
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häufig den Weg des geringsten Widerstandes, <I>indem sie sich auf
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die propagandistische Entlarvung der sozialdemokratischen Regierung
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beschränken. </I>Das ist ein Fehler. In <I>Dänemark</I> z.B.
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sitzen die sozialdemokratischen Führer schon zehn Jahre in
|
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der Regierung und die Kommunisten wiederholen zehn Jahre tagaus,
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tagein, daß dies eine bürgerliche, kapitalistische Regierung
|
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sei. Man muß annehmen, daß diese Propaganda den
|
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dänischen Arbeitern bekannt ist. Der Umstand, daß eine
|
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bedeutende Mehrheit ihre Stimmen dennoch für die
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sozialdemokratische Regierungspartei abgibt, zeigt nur, daß die
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propagandistische Entlarvung der Regierung durch die Kommunisten
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<I>nicht genügt, </I>zeigt aber <I>nicht, </I>daß diese
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Hunderttausende von Arbeitern mit allen Regierungsmaßnahmen der
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sozialdemokratischen Minister zufrieden sind. Nein, sie sind <I>nicht
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zufrieden </I>damit, daß die sozialdemokratische Regierung mit
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ihrem sogenannten »Krisenabkommen« den <I>Großkapitalisten und
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Großgrundbesitzern </I>und nicht den Arbeitern
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[60]<A name="S60"></A> und armen Bauern hilft; daß sie durch ihre Verordnung
|
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vom Januar 1933 den Arbeitern das <I>Streikrecht </I>genommen hat;
|
|
daß sie beschlossen hat, die Polizei <I>neu zu bewaffnen </I>und
|
|
in <I>Kasernen unterzubringen; </I>daß die sozialdemokratische
|
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Führung eine gefährliche <I>antidemokratische Wahlreform
|
|
</I>projektiert (mit bedeutender Verringerung der Anzahl der
|
|
Abgeordneten). Ich werde wohl kaum fehlgehen, wenn ich behaupte,
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daß 99 Prozent der Arbeiter Dänemarks solche politischen
|
|
Maßnahmen der sozialdemokratischen Führer und Minister
|
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<I>nicht billigen.</I></P>
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<P>Können denn die Kommunisten die Gewerkschaften und die
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sozialdemokratischen Organisationen in Dänemark nicht auffordern,
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die eine oder die andere dieser aktuellen Fragen zu erörtern,
|
|
ihre Meinung darüber zu äußern und gemeinsam für
|
|
die proletarische Einheitsfront zur Durchsetzung der
|
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Arbeiterforderungen einzutreten? Im vorigen Jahre, im Oktober, als
|
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unsere dänischen Genossen an die Gewerkschaften mit der
|
|
Aufforderung herantraten, gegen die Kürzung der
|
|
Arbeitslosenunterstützung Stellung zu nehmen und für die
|
|
demokratischen Rechte der Gewerkschaften einzutreten, schlossen sich
|
|
etwa 100 lokale Gewerkschaftsorganisationen der Einheitsfront an.</P>
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<P>In <I>Schweden </I>befindet sich zum drittenmal eine
|
|
sozialdemokratische Regierung an der Macht, aber die schwedischen
|
|
Kommunisten haben in der Praxis lange Zeit auf die Anwendung der
|
|
Einheitsfronttaktik verzichtet. Warum? Waren sie denn gegen die
|
|
Einheitsfront? Natürlich nicht, sie waren grundsätzlich
|
|
für die Einheitsfront, für die Einheitsfront <I>im
|
|
allgemeinen, </I>aber sie begriffen nicht aus welchem Anlaß, in
|
|
welchen Fragen, zur Verteidigung welcher Forderungen man die
|
|
proletarische Einheitsfront erfolgreich herstellen könnte, wo und
|
|
wie man anpacken soll. Einige Monate vor der Bildung der
|
|
sozialdemokratischen Regierung, während des Wahlkampfes trat die
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|
sozialdemokratische Partei mit einer Plattform hervor, die
|
|
[61]<A name="S61"></A> eine Reihe von Forderungen enthielt, die gerade in eine
|
|
Plattform der proletarischen Einheitsfront hätten aufgenommen
|
|
werden können. Beispielsweise die Losungen: »<I>Gegen die
|
|
Zölle« »Gegen die Militarisierung«, »</I>Schluß mit der
|
|
Verschleppung der <I>Arbeitslosenversicherung«, »</I>Sicherung einer
|
|
zum <I>Leben ausreichenden Altersrente«, »Nichtzulassung solcher
|
|
Organisationen wie MunchCorps« </I>(faschistische Organisation), »Nieder mit den von den bürgerlichen Parteien geforderten
|
|
<I>Klassengesetzen gegen die Gewerkschaften«.</I></P>
|
|
<P>Über eine Million Werktätige Schwedens stimmten 1932
|
|
für diese von der Sozialdemokratie aufgestellten Forderungen und
|
|
begrüßten 1933 die Bildung einer sozialdemokratischen
|
|
Regierung in der Hoffnung, daß nunmehr die Verwirklichung dieser
|
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Forderungen folgen würde. Was konnte in dieser Situation
|
|
natürlicher sein - und was konnte in größerem
|
|
Maße den Wünschen der Arbeitermassen entsprechen - als ein
|
|
Herantreten der Kommunistischen Partei an alle sozialdemokratischen
|
|
und gewerkschaftlichen Organisationen mit dem Vorschlag, gemeinsame
|
|
Aktionen <I>zur Durchführung dieser von der Sozialdemokratischen
|
|
Partei aufgestellten Forderungen zu veranstalten.</I></P>
|
|
<P>Wenn es gelungen wäre, die breiten Massen zur
|
|
Durchführung solcher von den Sozialdemokraten selbst
|
|
aufgestellten Forderungen wirklich zu mobilisieren, die
|
|
sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiterorganisationen zu
|
|
einer Einheitsfront zusammenzuschließen, so hätte dadurch
|
|
die <I>Arbeiterklasse Schwedens </I>zweifellos nur gewonnen. Die
|
|
sozialdemokratischen Minister Schwedens hätten sich
|
|
natürlich darüber nicht sehr gefreut. Denn in diesem Falle
|
|
wäre die Regierung gezwungen gewesen, wenigstens einige
|
|
Forderungen zu befriedigen. Auf jeden Fall wäre nicht das
|
|
eingetreten, was jetzt eingetreten ist, wo die Regierung statt der
|
|
Aufhebung der Zölle einige
|
|
[62]<A name="S62"></A> Zölle <I>erhöht </I>hat, wo sie statt der
|
|
Einschränkung des Militarismus den Militäretat erhöht
|
|
und statt der Ablehnung aller gegen die Gewerkschaften gerichteten
|
|
Gesetze <I>selbst </I>einen solchen Gesetzentwurf im Parlament
|
|
eingebracht hat. Allerdings hat die KP Schwedens im Zusammenhang mit
|
|
der letzten Frage eine gute Massenkampagne im Geiste der
|
|
proletarischen Einheitsfront durchgeführt und hat erreicht,
|
|
daß sich schließlich sogar die sozialdemokratische
|
|
Parlamentsfraktion gezwungen sah, gegen den Gesetzentwurf der
|
|
Regierung zu stimmen und dieser fiel vorläufig durch.</P>
|
|
<P>Die <I>norwegischen </I>Kommunisten handelten richtig als sie am
|
|
1. Mai die Organisationen der Arbeiterpartei zu gemeinsamen
|
|
Demonstrationen aufriefen und eine Reihe von Forderungen aufstellten,
|
|
die im Grunde mit den Forderungen der Wahlplattform der norwegischen
|
|
Arbeiterpartei zusammenfielen. Obgleich dieser Schritt zugunsten der
|
|
Einheitsfront schwach vorbereitet und die Führung der
|
|
norwegischen Arbeiterpartei gegen ihn Stellung nahm, fanden dennoch in
|
|
<I>dreißig Ortschaften Demonstrationen der Einheitsfront
|
|
statt.</I></P>
|
|
<P>Früher hatten viele Kommunisten Angst, daß es
|
|
ihrerseits eine Äußerung des Opportunismus sein würde, wenn
|
|
sie nicht <I>jeder </I>Teilforderung der Sozialdemokraten ihre
|
|
eigenen, zweimal so radikalen Forderungen entgegensetzen. Das war ein
|
|
naiver Fehler. Wenn die Sozialdemokraten beispielsweise die Forderung
|
|
der Auflösung der faschistischen Organisationen aufstellen, so
|
|
brauchen wir nicht hinzuzufügen: »sowie Auflösung der
|
|
staatlichen Polizei« (denn es ist zweckmäßig, diese
|
|
Forderung in einer anderen Situation aufzustellen), sondern wir
|
|
müssen den sozialdemokratischen Arbeitern sagen: wir sind bereit,
|
|
diese Forderungen eurer Partei anzunehmen als Forderungen der
|
|
proletarischen Einheitsfront und bis ans Ende für ihre
|
|
[63]<A name="S63"></A> Verwirklichung zu kämpfen. Wollen wir zusammen den Kampf
|
|
aufnehmen.</P>
|
|
<P>Auch in der <I>Tschechoslowakei </I>kann und muß man zur
|
|
Herstellung der Einheitsfront der Arbeiterklasse bestimmte, von der
|
|
tschechischen und deutschen Sozialdemokratie sowie von den
|
|
reformistischen Gewerkschaften aufgestellte Forderungen
|
|
ausnützen. Wenn die Sozialdemokratie z.B. die Arbeitsbeschaffung
|
|
für die Arbeitslosen oder - wie sie das z.B. bereits seit 1927
|
|
tut - die Aufhebung der Gesetze fordert, die die Selbstverwaltung der
|
|
Gemeinden einschränken, so muß man in jedem Orte, in jedem
|
|
Bezirk diese Forderungen konkretisieren und Schulter an Schulter
|
|
mit den sozialdemokratischen Organisationen für ihre
|
|
tatsächliche Verwirklichung kämpfen. Oder wenn die
|
|
sozialdemokratischen Parteien die Träger des Faschismus im
|
|
Staatsapparat »im allgemeinen« anprangern, so muß man in jedem
|
|
Bezirk die <I>konkreten </I>faschistischen Wortführer ans Licht
|
|
der Sonne bringen und gemeinsam mit den sozialdemokratischen
|
|
Organisationen für ihre Entfernung aus den staatlichen
|
|
Institutionen eintreten.</P>
|
|
<P>In <I>Belgien </I>sind die Führer der Sozialistischen
|
|
Partei mit Emil Vandervelde an der Spitze in die Koalitionsregierung
|
|
eingetreten. Diesen »Erfolg« erzielten sie durch ihre langandauernde
|
|
breite Kampagne für zwei Hauptforderungen: 1. <I>Aufhebung
|
|
der Notverordnungen</I> und 2. <I>Realisierung des Plans de Man.
|
|
</I>Die erste Frage ist von großer Wichtigkeit. Die frühere
|
|
Regierung hatte insgesamt 150 reaktionäre Notverordnungen
|
|
erlassen, die als überaus schwere Bürde auf den Schultern
|
|
des werktätigen Volkes lasten. Sie sollten sofort aufgehoben
|
|
werden. Das war eine Forderung der Sozialistischen Partei. Hat aber
|
|
die neue Regierung viele dieser Notverordnungen aufgehoben? Keine
|
|
einzige. Sie hat nur einige Notverordnungen etwas gelindert, um eine
|
|
Art »symbolische Zahlung« für die großzügigen
|
|
Verheißungen der sozialistischen Führer
|
|
[64]<A name="S64"></A> Belgiens zu leisten (ähnlich dem »symbolischen Dollar«,
|
|
den einige europäische Mächte Amerika als Zahlung für
|
|
die Millionen Dollar ihrer Kriegsschulden anboten).</P>
|
|
<P>Was die Realisierung des großspurigen Plans de Man
|
|
betrifft, so nahm die Sache eine für die werktätigen Massen ganz
|
|
unerwartete Wendung: die sozialistischen Minister erklärten,
|
|
daß man <I>zuerst die Wirtschaftskrise überwinden </I>und
|
|
nur diejenigen Teile des Plans de Man durchführen müsse, die
|
|
die Lage der Industriellen und Banken verbessere, dann erst würde
|
|
man diejenigen Maßnahmen durchführen können, die auf
|
|
eine Erleichterung der Lage der Arbeiter abzielen. <I>Wie lange
|
|
</I>sollen jedoch die Arbeiter auf <I>ihren </I>Teil des »Wohlergehens« warten, das der Plan de Man verheißt? Über die
|
|
belgischen Bankiers ergoß sich bereits ein wahrer <I>Goldregen.
|
|
</I>Es wurde eine Entwertung des belgischen Franken um 28 Prozent
|
|
durchgeführt und durch diese Manipulation konnten sich die
|
|
Bankiers 4½ Milliarden Franken als Trophäen auf Kosten der
|
|
Lohnempfänger und der Ersparnisse der kleinen Leute aneignen. Wie
|
|
verträgt sich das mit dem Inhalt des Plans de Man? Wollte man dem
|
|
Wortlaut des Plans Glauben schenken, so verspricht er ja »Repressalien« gegen Monopolmißbräuche und
|
|
Spekulationsmanöver.</P>
|
|
<P>Die Regierung setzte auf Grund des Plans de Man eine Kommission
|
|
zur Kontrolle über die Banken ein, aber eine Kommission, die
|
|
<I>aus Bankiers besteht, </I>die jetzt lustig und sorglos sich selbst
|
|
kontrollieren!</P>
|
|
<P>Der Plan de Man verspricht auch eine Reihe anderer guter Sachen: »<I>Kürzung des Arbeitstages«, »Normalisierung der Löhne«, »Minimallöhne«, »</I>Organisierung eines allumfassenden Systems
|
|
der <I>Sozialversicherung«, </I>Erweiterung der Bequemlichkeiten
|
|
durch <I>neuen Wohnungsbau </I>usw. Das alles sind Forderungen, die
|
|
wir Kommunisten unterstützen können. Wir müssen an die
|
|
Arbeiterorganisationen Belgiens herantreten und sagen: die
|
|
Kapitalisten haben schon genug und sogar zuviel bekommen. Wollen
|
|
[65]<A name="S65"></A> wir von den sozialdemokratischen Ministern verlangen, daß
|
|
sie ihre Versprechungen, die sie den Arbeitern gegeben haben,
|
|
einlösen. Wollen wir uns zur <I>Einheitsfront </I>für die
|
|
<I>erfolgreiche Verteidigung </I>unserer Interessen
|
|
zusammenschließen. Minister Vandervelde, wir unterstützen
|
|
die in <I>Ihrer </I>Plattform enthaltenen Arbeiterforderungen; aber
|
|
wir erklären offen: wir meinen es <I>ernst </I>mit diesen
|
|
Forderungen, wir wollen Taten und keine leeren Worte und darum
|
|
vereinigen wir Hunderttausende von Arbeitern
|
|
<I>zum Kampf </I>für diese Forderungen!</P>
|
|
<P>Dadurch, daß die Kommunisten in Ländern mit
|
|
sozialdemokratischer Regierung, die entsprechenden Einzelforderungen
|
|
aus den Plattformen der sozialdemokratischen Parteien selbst und die
|
|
Wahlversprechungen der sozialdemokratischen Minister als Ausgangspunkt
|
|
für gemeinsame Aktionen mit den sozialdemokratischen Parteien und
|
|
Organisationen ausnützen, werden sie es nachher leichter haben,
|
|
eine Kampagne für die Herstellung der Einheitsfront zu entfalten,
|
|
und zwar bereits auf Grund einer Reihe anderer Forderungen der Massen
|
|
im Kampfe gegen die Kapitalsoffensive, gegen Faschismus und
|
|
Kriegsgefahr.</P>
|
|
<P>Ferner muß man im Auge haben: wenn die gemeinsamen Aktionen
|
|
mit den sozialdemokratischen Parteien und Organisationen im
|
|
allgemeinen von den Kommunisten eine ernste, begründete Kritik
|
|
des Sozialdemokratismus als Ideologie und Praxis der
|
|
Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie, sowie eine unermüdliche,
|
|
kameradschaftliche Aufklärung der sozialdemokratischen Arbeiter
|
|
über das Programm und die Losungen des Kommunismus erfordern, so
|
|
ist diese Aufgabe im Kampf um die Einheitsfront von besonderer
|
|
Wichtigkeit in den Ländern mit sozialdemokratischer Regierung.
|
|
[66]<A name="S66"></A></P><A name="211"></A>
|
|
<H4 align="center">DER KAMPF FÜR DIE GEWERKSCHAFTSEINHEIT</H4>
|
|
<P>Genossen! Zu einer der wichtigsten Etappen bei der Festigung
|
|
der Einheitsfront muß die Verwirklichung der Einheit der
|
|
Gewerkschaften sowohl im nationalen als auch im internationalen
|
|
Maßstab werden.</P>
|
|
<P>Wie bekannt, wurde die Spaltungstaktik der reformistischen
|
|
Führer mit größter Schärfe in den Gewerkschaften
|
|
durchgeführt. Das ist auch begreiflich: hier fand ihre Politik
|
|
der Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie ihre praktische Vollendung
|
|
unmittelbar im Betrieb, auf Kosten der Lebensinteressen der
|
|
Arbeitermasse. Dies rief natürlich eine scharfe Kritik und den
|
|
Widerstand der revolutionären Arbeiter unter Führung der
|
|
Kommunisten gegen diese Praxis hervor. Darum spielte sich der
|
|
heftigste Kampf zwischen Kommunismus und Reformismus auf
|
|
gewerkschaftlichem Gebiete ab.</P>
|
|
<P>Je schwieriger und komplizierter die Lage des Kapitalismus
|
|
wurde, um so reaktionärer war die Politik der Führer der
|
|
Amsterdamer Gewerkschaften und um so aggressiver waren ihre
|
|
Maßnahmen gegen alle oppositionellen Elemente innerhalb der
|
|
Gewerkschaften. Sogar die Aufrichtung der faschistischen Diktatur in
|
|
Deutschland und die verschärfte Kapitalsoffensive in allen
|
|
kapitalistischen Ländern ließ diese Aggressivität nicht
|
|
erlahmen. Ist es nicht bezeichnend, daß allein im Jahre 1933 in
|
|
England, Holland, Belgien, Schweden die schmählichsten
|
|
Rundschreiben versandt wurden, die den Ausschluß der Kommunisten
|
|
und revolutionären Arbeiter aus den Gewerkschaften bezweckten?</P>
|
|
<P>In England erschien 1933 ein Rundschreiben, das den lokalen
|
|
Gewerkschaftsgruppen den Eintritt in Antikriegs- und andere
|
|
revolutionäre Organisationen verbot. Das war der Auftakt zu dem
|
|
berühmten »Schwarzen Zirkular« des Generalrats der
|
|
Gewerkschaften, mit dem jedes Gewerkschaftskartell, das Delegierte in
|
|
seinen Bestand aufnimmt,
|
|
[67]<A name="S67"></A> die »in dieser oder jener Weise mit kommunistischen
|
|
Organisationen zu tun haben«, für ungesetzlich erklärt wird.
|
|
Was soll erst von der Leitung der deutschen Gewerkschaften gesagt
|
|
werden, die unerhörte Repressalien gegen die revolutionären
|
|
Elemente in den Gewerkschaften anwandte!</P>
|
|
<P>Unsere Taktik darf aber nicht von der Haltung einzelner
|
|
Führer der Amsterdamer Gewerkschaften ausgehen, wie groß
|
|
auch die Schwierigkeiten sein mögen, die diese Haltung für
|
|
den Klassenkampf schafft, sondern muß vor allem von der Tatsache
|
|
ausgehen, wo <I>sich die Arbeitermassen befinden. </I>Und hier
|
|
müssen wir offen erklären: die Arbeit in den Gewerkschaften
|
|
ist die brennendste Frage aller kommunistischen Parteien. Wir
|
|
müssen einen wirklichen Umschwung in der Gewerkschaftsarbeit
|
|
herbeiführen und die Frage des Kampfes um die
|
|
Gewerkschaftseinheit in den Mittelpunkt stellen.</P>
|
|
<P>Genosse Stalin sagte uns bereits vor zehn Jahren:</P>
|
|
<BLOCKQUOTE>
|
|
»Worin liegt die Kraft der Sozialdemokratie im Westen?
|
|
Darin, daß sie sich auf die Gewerkschaften stützt.
|
|
Worin besteht die Schwäche unserer kommunistischen
|
|
Parteien im Westen?</BLOCKQUOTE>
|
|
<BLOCKQUOTE>Darin, daß sie sich noch nicht mit den Gewerkschaften eng
|
|
verbunden haben und manche Elemente dieser kommunistischen Parteien
|
|
sich mit den Gewerkschaften nicht eng verbinden wollen.</BLOCKQUOTE>
|
|
<BLOCKQUOTE>Darum besteht die Hauptaufgabe der kommunistischen Parteien des
|
|
Westens im gegenwärtigen Moment darin, die Kampagne für die
|
|
Einheit der Gewerkschaftsbewegung weiterzuentwickeln und zu Ende zu
|
|
führen, daß alle Kommunisten ausnahmslos in die
|
|
Gewerkschaften eintreten, dort eine systematische, geduldige Arbeit im
|
|
Interesse des Zusammenschlusses der Arbeiterklasse gegen das Kapital
|
|
leisten und dadurch erreichen, daß die kommunistischen Parteien
|
|
sich auf die Gewerkschaften stützen können.« {* Stalin, »Probleme des Leninismus«, 1. Folge, S. 179 f.}</BLOCKQUOTE>
|
|
<P>Ist dieser Hinweis des Genossen Stalin erfüllt worden?
|
|
Nein, Genossen, er ist nicht erfüllt worden.</P>
|
|
<P>Viele unserer Genossen ignorierten den Drang der Arbeiter nach
|
|
den Gewerkschaften und gingen angesichts der Schwierigkeiten der
|
|
Arbeit in den Amsterdamer Gewerkschaften
|
|
[68]<A name="S68"></A> an dieser komplizierten Aufgabe vorüber. Sie
|
|
sprachen unaufhörlich von der Organisationskrise der Amsterdamer
|
|
Gewerkschaften, von der Flucht der Arbeiter aus den Gewerkschaften und
|
|
übersahen es, wie die Gewerkschaften nach einem gewissen
|
|
Rückgang am Anfang der Weltwirtschaftskrise wieder zu wachsen
|
|
begannen. Die Besonderheit der Gewerkschaftsbewegung bestand gerade
|
|
darin, daß die Offensive der Bourgeoisie auf die
|
|
Gewerkschaftsrechte, die Versuche in einer Reihe von Ländern, die
|
|
Gewerkschaften gleichzuschalten (Polen, Ungarn usw.), der Abbau der
|
|
Sozialversicherung, der Lohnraub, trotzdem ein Widerstand von seiten
|
|
der reformistischen Gewerkschaftsführer fehlte, die Arbeiter
|
|
zwangen, sich noch fester um die Gewerkschaften
|
|
zusammenzuschließen, denn die Arbeiter wollten und wollen in der
|
|
Gewerkschaft den kampfbereiten Verteidiger ihrer brennenden
|
|
Klasseninteressen sehen. Dadurch erklärt sich die Tatsache,
|
|
daß die Mehrzahl der Amsterdamer Gewerkschaften - in Frankreich,
|
|
in der Tschechoslowakei, in Belgien, Schweden, Holland, in der Schweiz
|
|
usw. - in den letzten Jahren ihre Mitgliederzahl erhöht hat. Der
|
|
Amerikanische Gewerkschaftsbund hat in den letzten zwei Jahren seine
|
|
Mitgliederzahl ebenfalls bedeutend erhöht.</P>
|
|
<P>Wenn die deutschen Genossen die Aufgabe der Gewerkschaftsarbeit,
|
|
von der ihnen Genosse <I>Thälmann </I>wiederholt sprach, besser
|
|
begriffen hätten, so hätten wir sicher in den Gewerkschaften
|
|
eine bessere Lage gehabt als es im Augenblick des Machtantritts der
|
|
faschistischen Diktatur der Fall war. Ende 1932 standen nur etwa 10
|
|
Prozent der Parteimitglieder in den Freien Gewerkschaften, - trotzdem
|
|
die Kommunisten nach dem VI. Kongreß der Komintern an der Spitze
|
|
einer ganzen Reihe von Streiks standen. In der Presse schrieben unsere
|
|
Genossen von der Notwendigkeit, 90 Prozent unserer Kräfte der
|
|
Arbeit in de Gewerkschaften zu widmen, aber in der Praxis wurde alles
|
|
auf die Revolutionäre Gewerkschaftsopposition konzentriert
|
|
[69]<A name="S69"></A> , die faktisch danach strebte, die Gewerkschaften zu
|
|
ersetzen. Und nach der Machtübernahme Hitlers? Im Laufe von zwei
|
|
Jahren widersetzten sich viele unserer Genossen hartnäckig und
|
|
systematisch der richtigen Losung des Kampfes um den Wiederaufbau der
|
|
Freien Gewerkschaften.</P>
|
|
<P>Ich könnte ähnliche Beispiele fast aus allen anderen
|
|
kapitalistischen Ländern anführen.</P>
|
|
<P>Aber wir haben auch schon einen ersten ernsthaften Aktivposten
|
|
im Kampfe um die Einheit der Gewerkschaftsbewegung in den
|
|
europäischen Ländern. Ich habe das kleine Österreich im
|
|
Auge, wo auf Initiative der Kommunistischen Partei die Basis
|
|
für eine illegale Gewerkschaftsbewegung geschaffen wurde. Nach den
|
|
Februarkämpfen gaben die Sozialdemokraten mit Otto Bauer an der
|
|
Spitze die Losung aus: »Die Freien Gewerkschaften können erst
|
|
nach dem Sturz des Faschismus wiederaufgebaut werden.« Die Kommunisten
|
|
nahmen die <I>Arbeit zum Wiederaufbau der Gewerkschaften in Angriff.
|
|
</I>Jede Phase dieser Arbeit war ein Stück lebendiger
|
|
Einheitsfront des österreichischen Proletariats. Der erfolgreiche
|
|
Wiederaufbau der Freien Gewerkschaften in der Illegalität war eine
|
|
ernste Niederlage des Faschismus. Die Sozialdemokraten standen am
|
|
Scheidewege. Ein Teil von ihnen versuchte, Verhandlungen mit der
|
|
Regierung zu führen. Ein anderer Teil schuf angesichts unserer
|
|
Erfolge eigene illegale Parallelgewerkschaften. Aber es konnte nur
|
|
einen Weg geben: <I>entweder Kapitulation vor dem Faschismus oder im
|
|
gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus - zur Gewerkschaftseinheit.
|
|
</I>Unter dem Druck der Massen entschloß sich die schwankende
|
|
Leitung der von den ehemaligen Gewerkschaftsführern geschaffenen
|
|
Parallelgewerkschaften zur Vereinigung. Die Grundlage dieser
|
|
Vereinigung ist der unversöhnliche Kampf gegen Kapitalsoffensive
|
|
und Faschismus und die Gewährleistung der Demokratie in den
|
|
Gewerkschaften. Wir begrüßen diese Tatsache der Vereinigung
|
|
[70]<A name="S70"></A> der Gewerkschaften, die die erste Tatsache dieser Art seit
|
|
der formalen Spaltung der Gewerkschaftsbewegung nach dem Kriege
|
|
darstellt und daher <I>internationale Bedeutung </I>besitzt.</P>
|
|
<P>Die Einheitsfront in <I>Frankreich </I>bildete zweifellos
|
|
einen gewaltigen Anstoß zur Verwirklichung der
|
|
Gewerkschaftseinheit. Die Führer der Allgemeinen
|
|
Konföderation der Arbeit hemmten und hemmen in jeder Weise die
|
|
Verwirklichung der Einheit, indem sie der Hauptfrage, der Frage der
|
|
Klassenpolitik der Gewerkschaften Fragen entgegenstellen, die von
|
|
untergeordneter, zweitrangiger oder formeller Bedeutung sind. Ein
|
|
unzweifelhafter Erfolg des Kampfes um die Gewerkschaftseinheit war die
|
|
Schaffung von <I>Einheitsverbänden </I>im lokalen Maßstab,
|
|
die z.B. bei den Eisenbahnern fast drei Viertel der Mitgliedermasse
|
|
beider Gewerkschaften erfaßten.</P>
|
|
<P>Wir sind entschieden für die Wiederherstellung der
|
|
<I>Gewerkschaftseinheit in jedem Lande und im internationalen
|
|
Maßstabe, wir sind für eine einheitliche Gewerkschaft in
|
|
jedem Produktionszweig, wir sind für einen einheitlichen
|
|
Gewerkschaftsbund in jedem Lande, wir sind für einheitliche
|
|
internationale Gewerkschaftsvereinigungen nach Industrien, wir sind
|
|
für eine einheitliche Gewerkschaftsinternationale auf der
|
|
Grundlage des Klassenkampfes.
|
|
Wir sind für einheitliche Klassengewerkschaften als eines
|
|
der wichtigsten Bollwerke der Arbeiterklasse gegen Kapitalsoffensive und
|
|
Faschismus. </I>Dabei stellen wir als Bedingung für die
|
|
Vereinigung der Gewerkschaften lediglich: <I>Kampf gegen das Kapital,
|
|
Kampf gegen den Faschismus und innergewerkschaftliche Demokratie.</I></P>
|
|
<P>Die Zeit wartet nicht. Für uns ist die Frage der Einheit
|
|
der Gewerkschaftsbewegung sowohl im nationalen als auch im
|
|
internationalen Maßstab eine Frage der
|
|
großen Sache des Zusammenschlusses unserer Klasse zu
|
|
machtvollen einheitlichen Gewerkschaftsorganisationen
|
|
gegen den Klassenfeind.[71]<A name="S71"></A></P>
|
|
<P>Wir begrüßen den von der Roten
|
|
Gewerkschaftsinternationale an die Amsterdamer Internationale am
|
|
Vorabend des 1. Mai d.J. gerichteten Vorschlag, die Frage der
|
|
Bedingungen, Methoden und Formen der Vereinigung der internationalen
|
|
Gewerkschaftsbewegung gemeinsam zu erörtern. Die Führer der
|
|
Amsterdamer Internationale lehnten diesen Vorschlag mit dem
|
|
abgedroschenen Argument ab, die Einheit der Gewerkschaftsbewegung sei
|
|
nur möglich in den Reihen der Amsterdamer Internationale, die
|
|
übrigens fast ausschließlich Gewerkschaftsorganisationen
|
|
eines Teiles der europäischen Länder umfaßt.</P>
|
|
<P>Aber die Kommunisten, die in den Gewerkschaften arbeiten,
|
|
müssen unermüdlich den Kampf um die Einheit der
|
|
Gewerkschaftsbewegung fortsetzen. Die Aufgabe der Roten Gewerkschaften
|
|
und der RGI ist es, alles zu tun, was von ihnen abhängt, damit
|
|
die Stunde des gemeinsamen Kampfes aller Gewerkschaften gegen
|
|
Kapitalsoffensive und Faschismus so rasch wie möglich komme,
|
|
damit die Einheit der Gewerkschaftsbewegung geschaffen werde trotz des
|
|
hartnäckigen Widerstandes der reaktionären Führer der
|
|
Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale. Die Roten Gewerkschaften und
|
|
die RGI müssen dabei unsere allseitige Unterstützung
|
|
erhalten.</P>
|
|
<P>Wir empfehlen, in den Ländern, wo kleine Rote
|
|
Gewerkschaften bestehen, auf ihren Anschluß an die großen
|
|
reformistischen Verbände hinzuarbeiten und dabei die freie
|
|
Verfechtung der eigenen Meinung und die Wiederaufnahme der
|
|
Ausgeschlossenen zu verlangen; in den Ländern, wo große Rote
|
|
und reformistische Parallelgewerkschaften bestehen, empfehlen wir die
|
|
Einberufung von <I>Vereinigungskongressen </I>auf der Grundlage einer
|
|
Plattform des Kampfes gegen die Kapitalsoffensive und der
|
|
Gewährleistung der <I>Gewerkschaftsdemokratie.</I></P>
|
|
<P>Es muß mit allem Nachdruck betont werden, daß ein
|
|
kommunistischer Arbeiter, ein revolutionärer Arbeiter, der keiner
|
|
Massengewerkschaft seines Berufes angehört, der
|
|
[72]<A name="S72"></A> nicht für die Verwandlung der reformistischen Gewerkschaft
|
|
in eine wirkliche Klassengewerkschaft kämpft, der nicht für
|
|
die Einheit der Gewerkschaftsbewegung auf der Grundlage des
|
|
Klassenkampfes kämpft, daß ein solcher kommunistischer
|
|
Arbeiter, ein solcher revolutionärer Arbeiter seine erste
|
|
proletarische Pflicht nicht erfüllt <I>(Beifall.) </I></P><A name="212"></A>
|
|
<H4 align="center">DIE EINHEITSFRONT UND DIE JUGEND</H4>
|
|
<P>Genossen! Ich habe bereits darauf hingewiesen, von welcher
|
|
Bedeutung die Einbeziehung der Jugend in die faschistischen
|
|
Organisationen für den Sieg des Faschismus war. Wenn wir von der
|
|
Jugend sprechen, müssen wir offen erklären: wir haben unsere
|
|
Aufgabe der Einbeziehung der Massen der werktätigen Jugend in den
|
|
Kampf gegen die Offensive des Kapitals, gegen Faschismus und
|
|
Kriegsgefahr vernachlässigt; wir haben diese Aufgabe in einer
|
|
Reihe von Ländern vernachlässigt. Wir haben die ungeheure
|
|
Bedeutung der Jugend für den Kampf gegen den Faschismus
|
|
unterschätzt. Wir haben nicht immer den besonderen
|
|
wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Interessen der Jugend
|
|
Rechnung getragen. Wir wendeten auch der revolutionären Erziehung
|
|
der Jugend nicht die nötige Aufmerksamkeit zu.</P>
|
|
<P>Dies alles hat der Faschismus sehr geschickt ausgenützt
|
|
und in einigen Ländern, namentlich in Deutschland, große
|
|
Teile der Jugend auf den gegen das Proletariat gerichteten Weg
|
|
hinübergezogen. Man muß sich vergegenwärtigen, daß
|
|
der Faschismus die Jugend nicht nur mit der militaristischen Romantik
|
|
einfängt. Manche füttert, kleidet er in seinen
|
|
militärischen Abteilungen, den anderen gibt er Arbeit, er
|
|
gründet sogar sogenannte Kulturanstalten für die Jugend und
|
|
ist auf diese Weise bestrebt, der Jugend den Glauben
|
|
einzuflößen, daß er wirklich gewillt und imstande sei,
|
|
der Masse der werktätigen Jugend
|
|
[73]<A name="S73"></A> Brot und Kleidung zu geben, sie lernen zu lassen und ihr Arbeit
|
|
zu verschaffen.</P>
|
|
<P>Unsere kommunistischen Jugendverbände sind in einer Reihe
|
|
kapitalistischer Länder immer noch vorwiegend sektiererische, von
|
|
den Massen losgelöste Organisationen. Ihre Hauptschwäche
|
|
besteht darin, daß sie immer noch bestrebt sind, die
|
|
kommunistischen Parteien und ihre Formen und Methoden der Arbeit zu
|
|
kopieren, und vergessen, daß der kommunistische Jugendverband
|
|
<I>nicht die kommunistische Partei der Jugend ist. </I>Sie
|
|
berücksichtigen nicht genügend den Umstand, daß der KJV
|
|
eine Organisation ist, die ihre besonderen Aufgaben hat. Ihre Methoden
|
|
und Formen der Arbeit, der Erziehung, des Kampfes müssen dem
|
|
konkreten Niveau und den Anforderungen der Jugend angepaßt sein.</P>
|
|
<P>Unsere KJV-Genossen haben im Kampfe gegen die faschistischen
|
|
Gewalttaten und die bürgerliche Reaktion unvergeßliche
|
|
Beispiele von Heroismus gegeben. Es mangelt ihnen aber noch an der
|
|
Fähigkeit, konkret und beharrlich die Massen der Jugend dem
|
|
feindlichen Einfluß zu entreißen. Das zeigt der bis heute
|
|
noch nicht überwundene Widerstand gegen die Arbeit in den
|
|
faschistischen Massenorganisationen und das nicht immer richtige
|
|
Herangehen an die sozialistische und andere nichtkommunistische
|
|
Jugend.</P>
|
|
<P>Für all das sind natürlich in hohem Maße auch die
|
|
kommunistischen Parteien verantwortlich, die den kommunistischen
|
|
Jugendverband in seiner Arbeit leiten und unterstützen
|
|
müssen. Das Problem der Jugend ist ja nicht nur ein Problem des
|
|
kommunistischen Jugendverbandes. <I>Es ist ein Problem der ganzen
|
|
kommunistischen Bewegung.</I> Auf dem Gebiet des Kampfes um die Jugend
|
|
müssen die kommunistischen Parteien und die KJV-Organisationen
|
|
einen wirklichen, entschiedenen Ruck vorwärts herbeiführen.
|
|
Die Hauptaufgabe der kommunistischen Jugendbewegung in den
|
|
kapitalistischen Ländern ist es, mutig den
|
|
[74]<A name="S74"></A> Weg der Verwirklichung der <I>Einheitsfront, </I>den Weg der
|
|
Organisierung und Vereinigung der werktätigen jungen Generation
|
|
zu gehen. Von welch riesigem Einfluß auf die revolutionäre
|
|
Jugendbewegung selbst die ersten Schritte in dieser Richtung sind,
|
|
zeigen die Beispiele <I>Frankreichs </I>und der <I>Vereinigten Staaten</I>
|
|
in letzter Zeit. Es genügte, in diesen Ländern die
|
|
Bildung der Einheitsfront in Angriff zu nehmen, um sofort zu
|
|
bedeutenden Erfolgen zu gelangen. Beachtenswert ist hierbei auf dem
|
|
Gebiet der internationalen Einheitsfront die erfolgreiche Initiative
|
|
des Pariser Antifaschistischen und Antikriegskomitees zur
|
|
Herbeiführung einer internationalen Zusammenarbeit aller
|
|
<I>nichtfaschistischen </I>Jugendorganisationen.</P>
|
|
<P>Diese erfolgreichen Schritte in der Einheitsfrontbewegung
|
|
der Jugend in letzter Zeit zeigen auch, daß die Formen
|
|
der Einheitsfront der Jugend nicht schablonenhaft
|
|
angewendet werden dürfen, nicht unbedingt die gleichen
|
|
sein müssen, die wir in der Praxis der kommunistischen
|
|
Parteien haben. Die kommunistischen Jugendverbände
|
|
müssen in jeder Weise die Vereinigung der Kräfte aller
|
|
nichtfaschistischen Massenorganisationen der Jugend
|
|
anstreben bis zur Bildung verschiedener gemeinsamer
|
|
Organisationen für den Kampf gegen den Faschismus,
|
|
gegen die unerhörte Rechtlosigkeit und Militarisierung der
|
|
Jugend, für die wirtschaftlichen und kulturellen Rechte
|
|
der jungen Generation, für die Gewinnung dieser Jugend
|
|
für die antifaschistische Front, wo immer sie sich auch
|
|
befinden mag: in Betrieben, in Arbeitsdienstlagern, auf
|
|
Arbeitsnachweisen, in Kasernen und in der Flotte, in
|
|
Schulen oder in verschiedenen Sport-, Kultur- und
|
|
sonstigen Organisationen.</P>
|
|
<P>Unsere KJV-Genossen müssen beim Ausbau und bei der
|
|
Festigung des kommunistischen Jugendverbandes gleichzeitig die Bildung
|
|
antifaschistischer Assoziationen der kommunistischen und
|
|
sozialistischen Jugendverbände auf der Plattform des
|
|
Klassenkampfes anstreben. [75]<A name="S75"></A></P><A name="213"></A>
|
|
<H4 align="center">DIE EINHEITSFRONT UND DIE FRAUEN</H4>
|
|
<P>Genossen! Eine nicht geringere Unterschätzung als in
|
|
bezug auf die Jugend ist auch bezüglich der Arbeit unter
|
|
den werktätigen Frauen, den Arbeiterinnen, arbeitslosen
|
|
Frauen, Bäuerinnen und Hausfrauen hervorgetreten.
|
|
Während aber der Faschismus der Jugend mehr als allen
|
|
anderen nimmt, versklavt er die Frau besonders
|
|
rücksichtslos und zynisch, indem er mit den am tiefsten
|
|
verwurzelten Gefühlen der Mutter, der Hausfrau, der allein
|
|
stehenden Arbeiterin, die nicht sicher sind, was ihnen der
|
|
morgige Tag bringt, spekuliert. Der Faschismus, der in
|
|
der Rolle des Wohltäters auftritt, wirft der hungernden
|
|
Familie ein elendes Almosen hin und versucht damit, die
|
|
bitteren Gefühle zu ersticken, die besonders bei den
|
|
werktätigen Frauen durch die unerhörte Knechtung
|
|
hervorgerufen werden, die ihnen der Faschismus bringt. Er
|
|
vertreibt die Arbeiterinnen aus dem Betrieb. Er verschickt
|
|
notleidende Mädchen zwangsweise aufs Land und
|
|
verurteilt sie dazu, unbezahlte Dienstboten der Großbauern
|
|
und Großgrundbesitzer zu werden. Während er der Frau
|
|
ein glückliches Heim verspricht, treibt er die Frau wie
|
|
kein anderes kapitalistisches Regime auf den Weg der
|
|
Prostitution.</P>
|
|
<P>Die Kommunisten, und vor allem unsere Kommunistinnen,
|
|
müssen stets eingedenk sein, daß es keinen erfolgreichen
|
|
Kampf gegen Faschismus und gegen Krieg geben kann, wenn die breiten
|
|
Massen der Frauen nicht in diesen Kampf hineingezogen werden. Das
|
|
läßt sich aber durch bloße Agitation nicht erreichen.
|
|
Wir müssen unter Berücksichtigung jeder konkreten Situation
|
|
die Möglichkeit finden, die Massen der werktätigen Frauen
|
|
für ihre lebenswichtigen Interessen und Forderungen zu
|
|
mobilisieren, im Kampfe für die Forderungen: gegen die Teuerung,
|
|
für Lohnerhöhung nach dem Grundsatz »gleicher Lohn für
|
|
gleiche Arbeit«, gegen die Massenentlassungen
|
|
[76]<A name="S76"></A> , gegen jede Form der Nichtgleichberechtigung und der
|
|
faschistischen Knechtung der Frau.</P>
|
|
<P>In unserem Streben, die werktätigen Frauen in die
|
|
revolutionäre Bewegung hineinzuziehen, dürfen wir zu diesem
|
|
Zwecke auch vor der Bildung besonderer Frauenorganisationen nicht
|
|
zurückschrecken, wo das notwendig ist.</P>
|
|
<P>Das Vorurteil, daß es notwendig sei, die unter der
|
|
Führung der kommunistischen Partei stehenden Frauenorganisationen
|
|
in den kapitalistischen Ländern im Interesse des Kampfes gegen den »Frauenseparatismus« in der Arbeiterbewegung aufzulösen, dieses
|
|
Vorurteil brachte oft großen Schaden.</P>
|
|
<P>Man muß die einfachsten und elastischsten Formen für
|
|
die Herstellung des Kontakts und der Kampfgemeinschaft der
|
|
revolutionären, sozialdemokratischen und fortschrittlichen
|
|
antifaschistischen und Antikriegsorganisationen der Frauen ausfindig
|
|
machen. Wir müssen um jeden Preis erreichen, daß die
|
|
Arbeiterinnen und werktätigen Frauen Schulter an Schulter mit
|
|
ihren Klassenbrüdern in den Reihen der Einheitsfront der
|
|
Arbeiterklasse und der antifaschistischen Volksfront kämpfen.</P><A name="214"></A>
|
|
<H4 align="center">DIE ANTIIMPERIALISTISCHE EINHEITSFRONT</H4>
|
|
<P>Ganz außerordentliche Bedeutung gewinnt im Zusammenhang
|
|
mit der geänderten internationalen und inneren Lage in allen
|
|
kolonialen und halbkolonialen Ländern die Frage der
|
|
<I>antiimperialistischen Einheitsfront.</I></P>
|
|
<P>Bei der Schaffung einer breiten antiimperialistischen
|
|
Kampfeinheitsfront in den Kolonien und Halbkolonien muß man vor
|
|
allem die Mannigfaltigkeit der Verhältnisse berücksichtigen,
|
|
unter denen der antiimperialistische Kampf der Massen verläuft,
|
|
den verschiedenen Reifegrad der nationalen Befreiungsbewegung, die
|
|
Rolle des Proletariats in dieser Bewegung und den Einfluß der
|
|
kommunistischen Partei auf die breiten Massen. [77]<A name="S77"></A></P>
|
|
<P>Die Frage steht anders in Brasilien als in Indien und China
|
|
usw.</P>
|
|
<P>In <I>Brasilien </I>muß die Kommunistische Partei, die
|
|
durch die Schaffung der Nationalen Befreiungs-Allianz die richtige
|
|
Grundlage für die Entwicklung der antiimperialistischen
|
|
Einheitsfront geschaffen hat, alle ihre Kräfte einsetzen, um
|
|
diese Front, in erster Reihe durch Einbeziehung der Millionenmassen
|
|
der Bauernschaft weiter auszubreiten und auf die Schaffung von
|
|
Abteilungen der revolutionären Volksarmee, die der Revolution
|
|
restlos ergeben sind sowie auf die Verwirklichung der Macht der
|
|
Nationalen Befreiungs-Allianz hinzuwirken.</P>
|
|
<P>In <I>Indien </I>müssen die Kommunisten alle
|
|
antiimperialistischen Massenaktionen unterstützen, verbreitern
|
|
und sich an ihnen beteiligen, auch jene Aktionen nicht ausgenommen, an
|
|
deren Spitze Nationalreformisten stehen. Sie müssen unter Wahrung
|
|
ihrer politischen und organisatorischen Selbständigkeit aktive
|
|
Arbeit innerhalb der dem Nationalkongreß Indiens
|
|
angehörenden Organisationen einleiten und die
|
|
Herauskristallisierung eines national-revolutionären Flügels
|
|
in diesen Organisationen fördern, um die nationale
|
|
Befreiungsbewegung der Völker Indiens gegen den britischen
|
|
Imperialismus weiter zu entfalten.</P>
|
|
<P>In <I>China, </I>wo die Volksbewegung bereits zur Schaffung von
|
|
Sowjetrayons auf einem bedeutenden Territorium des Landes und zur
|
|
Organisierung einer machtvollen Roten Armee führte, hat die
|
|
räuberische Offensive des japanischen Imperialismus und der
|
|
Verrat der Nanking-Regierung die nationale Existenz des großen
|
|
chinesischen Volkes in Frage gestellt. Nur die chinesischen Sowjets
|
|
können als vereinigendes Zentrum im Kampfe gegen die Versklavung
|
|
und Aufteilung Chinas durch die Imperialisten auftreten, als
|
|
vereinigendes Zentrum, das alle antiimperialistischen Kräfte zum
|
|
nationalen Befreiungskampf des chinesischen Volkes sammeln wird. [78]<A name="S78"></A></P>
|
|
<P>Wir billigen daher die Initiative unserer mutigen chinesischen
|
|
kommunistischen Bruderpartei bei der Schaffung der breitesten
|
|
antiimperialistischen Einheitsfront gegen den japanischen
|
|
Imperialismus und seine chinesischen Agenten, der Einheitsfront mit
|
|
allen, auf dem Territorium Chinas vorhandenen organisierten
|
|
Kräften, die bereit sind, einen wirklichen Kampf um die Rettung
|
|
ihres Landes und ihres Volkes zu führen. Ich bin überzeugt,
|
|
daß ich die Gefühle und Gedanken unseres ganzen Kongresses
|
|
ausdrücke, wenn ich erkläre: wir entbieten unseren
|
|
flammenden brüderlichen Gruß im Namen des
|
|
revolutionären Proletariats der ganzen Welt allen Sowjets Chinas,
|
|
dem chinesischen revolutionären Volk. <I>(Stürmischer
|
|
Beifall, alle erheben sich.) </I>Wir entbieten unseren flammenden
|
|
brüderlichen Gruß der in tausend Kämpfen erprobten
|
|
heldenhaften Roten Armee Chinas. <I>(Stürmischer Beifall.)
|
|
</I>Und wir versichern dem chinesischen Volke, daß wir fest
|
|
entschlossen sind, seinen Kampf um seine volle Befreiung von allen
|
|
imperialistischen Räubern und ihren chinesischen Agenten zu
|
|
unterstützen. <I>(Stürmischer Beifall, alle erheben sich.
|
|
Minutenlange Ovation. Begrüßungsrufe von seiten aller
|
|
Delegierten.)</I></P><A name="215"></A>
|
|
<H4 align="center">ÜBER DIE REGIERUNG DER EINHEITSFRONT</H4>
|
|
<P>Genossen! Wir haben einen entschlossenen, kühnen Kurs auf
|
|
die Einheitsfront der Arbeiterklasse eingeschlagen und sind bereit,
|
|
ihn mit aller Konsequenz zu verfolgen.</P>
|
|
<P>Wenn man uns fragen wird, ob wir Kommunisten nur im Kampf
|
|
für die Teilforderungen auf dem Boden der Einheitsfront stehen
|
|
oder ob wir bereit sind, die Verantwortung selbst dann zu teilen, wenn
|
|
es sich um die Bildung einer <I>Regierung </I>auf dem Boden der
|
|
Einheitsfront handeln wird, so werden wir im vollen Bewußtsein
|
|
der Verantwortung sagen: jawohl, wir ziehen in Betracht, daß eine
|
|
solche Lage eintreten kann, wo die Bildung einer
|
|
[79]<A name="S79"></A> <I>Regierung der proletarischen Einheitsfront </I>oder der
|
|
<I>antifaschistischen Volksfront </I>nicht nur möglich, sondern
|
|
auch im Interesse des Proletariats notwendig sein wird. <I>(Beifall.)</I>
|
|
Und wir werden in diesem Falle ohne alle Schwankungen für die
|
|
Schaffung einer solchen Regierung eintreten.</P>
|
|
<P>Ich spreche hier nicht von einer Regierung, die <I>nach </I>dem
|
|
Siege der proletarischen Revolution gebildet werden kann. Es ist
|
|
natürlich nicht ausgeschlossen, daß in irgendeinem Lande
|
|
gleich nach dem revolutionären Sturz der Bourgeoisie eine
|
|
Sowjetregierung auf der Basis eines Regierungsblocks der
|
|
Kommunistischen Partei mit einer bestimmten Partei (oder ihrem linken
|
|
Flügel), die an der Revolution teilnimmt, gebildet werden kann.
|
|
Die siegreiche Partei der russischen Bolschewiki hat bekanntlich nach
|
|
der Oktoberrevolution in die Sowjetregierung auch Vertreter der linken
|
|
Sozialrevolutionäre aufgenommen. Das war eine Besonderheit der
|
|
ersten Sowjetregierung nach dem Sieg der Oktoberrevolution.</P>
|
|
<P>Es handelt sich nicht um einen solchen Fall, sondern um die
|
|
mögliche Bildung einer Regierung der Einheitsfront am Vorabend
|
|
und vor dem Sieg der Sowjetrevolution.</P>
|
|
<P>Was ist das für eine Regierung? Und in welcher Situation
|
|
kann von ihr die Rede sein?</P>
|
|
<P>Das ist vor allem eine <I>Regierung des Kampfes gegen Faschismus
|
|
und Reaktion. </I>Das muß eine Regierung sein, die als Ergebnis
|
|
der Einheitsfrontbewegung entstanden ist und die in keiner Weise die
|
|
Tätigkeit der Kommunistischen Partei und der Massenorganisationen
|
|
der Arbeiterklasse einschränkt, sondern im Gegenteil,
|
|
entschiedene Maßnahmen gegen die konterrevolutionären
|
|
Finanzmagnaten und ihre faschistischen Agenten trifft.</P>
|
|
<P>Im geeigneten Moment, gestützt auf die ansteigende
|
|
Einheitsfrontbewegung, wird die Kommunistische Partei des gegebenen
|
|
Landes für die Schaffung einer solchen Regierung
|
|
[80]<A name="S80"></A> auf der Basis einer bestimmten antifaschistischen
|
|
Plattform eintreten.</P>
|
|
<P>Unter welchen objektiven Bedingungen wird die Bildung einer
|
|
solchen Regierung möglich sein? Auf diese Frage kann man in ganz
|
|
allgemeiner Form antworten: unter den Bedingungen einer <I>politischen
|
|
Krise,</I> wo die herrschenden Klassen bereits nicht mehr imstande
|
|
sind, mit dem mächtigen Aufschwung der antifaschistischen
|
|
Massenbewegung fertig zu werden. Doch ist das nur die allgemeine
|
|
Perspektive, ohne die in der Praxis die Bildung der Regierung der
|
|
Einheitsfront kaum möglich sein wird. Nur das Vorhandensein
|
|
bestimmter <I>besonderer Voraussetzungen </I>kann die Frage der
|
|
Bildung einer solchen Regierung als politisch <I>notwendige
|
|
</I>Aufgabe auf die Tagesordnung setzen. Mir scheint, daß
|
|
hierbei folgende Voraussetzungen die größte Aufmerksamkeit
|
|
verdienen:</P>
|
|
<P>erstens, wenn der Staatsapparat der Bourgeoisie bereits
|
|
genügend <I>desorganisiert </I>und <I>paralysiert </I>ist, so
|
|
daß die Bourgeoisie nicht imstande ist, die Bildung einer
|
|
Regierung des Kampfes gegen Reaktion und Faschismus zu verhindern;</P>
|
|
<P>zweitens, wenn die breitesten Massen der Werktätigen,
|
|
besonders die Massengewerkschaften stürmisch <I>gegen Faschismus
|
|
und Reaktion </I>auftreten, aber <I>noch nicht bereit sind, </I>sich
|
|
zum Aufstand zu erheben, um <I>unter der Führung der
|
|
Kommunistischen Partei für die Eroberung der Sowjetmacht zu
|
|
kämpfen;</I></P>
|
|
<P>drittens, wenn die Differenzierung und die Radikalisierung in
|
|
den Reihen der Sozialdemokratie und der anderen Parteien, die an der
|
|
Einheitsfront teilnehmen, bereits dazu geführt haben, daß
|
|
ein bedeutender Teil von ihnen <I>rücksichtslose Maßnahmen
|
|
gegen die Faschisten und anderen Reaktionäre </I>fordert,
|
|
zusammen mit den Kommunisten gegen den Faschismus kämpft und
|
|
offen gegen den reaktionären, dem Kommunismus feindlichen Teil
|
|
seiner eigenen Partei auftritt. [81]<A name="S81"></A></P>
|
|
<P>Wann und in welchen Ländern eine solche Lage
|
|
tatsächlich eintreten wird, in der diese Voraussetzungen in
|
|
genügendem Maße gegeben sein werden, kann man im voraus
|
|
nicht sagen, da aber eine solche Perspektive in <I>keinem
|
|
kapitalistischen Land ausgeschlossen ist, </I> müssen wir sie
|
|
in Betracht ziehen und nicht nur uns selbst auf sie orientieren und
|
|
vorbereiten, sondern auch die Arbeiterklasse in entsprechender Weise
|
|
orientieren.</P>
|
|
<P>Die Tatsache, daß wir heute diese Frage überhaupt zur
|
|
Beratung stellen, hängt selbstverständlich mit unserer
|
|
Einschätzung der Lage und der nächsten Perspektive der
|
|
Entwicklung zusammen sowie mit dem faktischen Anwachsen der
|
|
Einheitsfrontbewegung in einer Reihe von Ländern in letzter Zeit.
|
|
Über zehn Jahre war die Lage in den kapitalistischen Ländern
|
|
derart, daß sich die Kommunistische Internationale mit Fragen
|
|
dieser Art nicht zu befassen brauchte.</P>
|
|
<P>Ihr erinnert euch, Genossen, daß auf unserem IV.
|
|
Kongreß 1922 und noch auf dem V. Kongreß 1924 die Frage der
|
|
Losung der <I>Arbeiter- </I> oder <I>Arbeiter- und
|
|
Bauernregierung </I> erörtert wurde. Hierbei handelte es sich
|
|
ursprünglich dem Wesen der Sache nach fast um eine Frage, die
|
|
derjenigen, die wir heute stellen, analog ist. Die Debatten, die
|
|
damals in der Kommunistischen Internationale um diese Frage
|
|
geführt wurden, und besonders die politischen <I>Fehler, </I>
|
|
die dabei begangen wurden, haben auch heute noch Bedeutung, um
|
|
<I>unsere Wachsamkeit in bezug auf die Gefahr der Abweichungen nach
|
|
rechts und »links« von der bolschewistischen Linie in dieser Frage zu
|
|
schärfen. </I> Daher will ich in kurzen Zügen auf einige
|
|
dieser Fehler hinweisen, um aus ihnen die für die heutige Politik
|
|
unserer Parteien notwendigen Lehren zu ziehen.</P>
|
|
<P>Die <I>erste </I> Reihe von Fehlern war gerade dadurch
|
|
bedingt, daß die Frage der Arbeiterregierung nicht klar und fest
|
|
mit dem Vorhandensein einer politischen Krise verknüpft wurde.
|
|
Dadurch konnten die <I>Rechtsopportunisten</I>
|
|
[82]<A name="S82"></A> die Sache in dem Sinne auslegen, daß die Bildung einer
|
|
von der kommunistischen Partei unterstützten Arbeiterregierung in
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jeder beliebigen, sozusagen »normalen« Situation anzustreben sei. Die
|
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<I>Ultralinken </I>dagegen anerkannten lediglich eine solche
|
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Arbeiterregierung, die nur durch den bewaffneten Aufstand, <I>nach
|
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</I>dem Sturz der Bourgeoisie geschaffen werden kann. Das eine wie das
|
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andere war falsch und deswegen betonen wir jetzt - zur Vermeidung der
|
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Wiederholung ähnlicher Fehler - <I>so nachdrücklich die
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genaue Berücksichtigung </I>der besonderen konkreten Bedingungen
|
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der politischen Krise und des Aufschwungs der Massenbewegung, unter
|
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denen sich die Schaffung einer Regierung der Einheitsfront
|
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möglich und politisch notwendig erweisen kann.</P>
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<P>Die <I>zweite </I>Reihe von Fehlern war dadurch bedingt,
|
|
daß die Frage der Arbeiterregierung nicht mit der Entwicklung der
|
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kämpferischen <I>Massenbewegung der Einheitsfront
|
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</I>verknüpft wurde. Deshalb hatten die <I>Rechtsopportunisten
|
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</I>die Möglichkeit, die Frage zu entstellen und sie zur
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prinzipienlosen Taktik der Blockbildung mit den sozialdemokratischen
|
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Parteien auf der Basis rein parlamentarischer Kombinationen
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hinauslaufen zu lassen. Die <I>Ultralinken </I>dagegen schrien: »Keinerlei Koalitionen mit der konterrevolutionären
|
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Sozialdemokratie!« und betrachteten im Grunde alle Sozialdemokraten
|
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als Konterrevolutionäre.</P>
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<P>Das eine wie das andere war falsch, und wir unterstreichen jetzt
|
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einerseits, daß wir keineswegs eine »Arbeiterregierung« wollen,
|
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die einfach eine erweiterte sozialdemokratische Regierung wäre.
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Wir ziehen es sogar vor, auf die Bezeichnung »Arbeiterregierung« zu
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verzichten und <I>sprechen von einer Regierung der Einheitsfront,
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</I>die ihrem politischen Charakter nach etwas ganz anderes,
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<I>prinzipiell anderes ist, </I>als alle sozialdemokratischen
|
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Regierungen, die sich »Arbeiterregierungen« zu nennen pflegen.
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Während die sozialdemokratische Regierung ein Werkzeug der
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Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie im Interesse der
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[83]<A name="S83"></A> Erhaltung des kapitalistischen Systems darstellt, ist die
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|
<I>Regierung der Einheitsfront </I>ein Organ der Zusammenarbeit der
|
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revolutionären Avantgarde des Proletariats mit anderen
|
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antifaschistischen Parteien im Interesse des gesamten werktätigen
|
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Volkes, eine Regierung des Kampfes gegen Faschismus und Reaktion. Es
|
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ist klar, daß dies zwei <I>grundverschiedene </I>Dinge sind.</P>
|
|
<P>Andererseits betonen wir, daß es notwendig ist, <I>den
|
|
Unterschied zwischen zwei verschiedenen Lagern der Sozialdemokratie zu
|
|
sehen. </I>Wie ich bereits gesagt habe, existiert ein
|
|
reaktionäres Lager der Sozialdemokratie, es existiert und
|
|
wächst aber zugleich das Lager der linken Sozialdemokraten (ohne
|
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Gänsefüßchen), der sich revolutionierenden Arbeiter.
|
|
Der entscheidende Unterschied zwischen ihnen in der Praxis besteht in
|
|
ihrer Haltung gegenüber der Einheitsfront der Arbeiterklasse. Die
|
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reaktionären Sozialdemokraten sind <I>gegen </I>die
|
|
Einheitsfront; sie verleumden die Einheitsfrontbewegung, sabotieren
|
|
und zersetzen sie, denn die Einheitsfront durchkreuzt ihre Politik des
|
|
Kompromisses mit der reaktionären Bourgeoisie. Die linken
|
|
Sozialdemokraten sind <I>für die Einheitsfront; </I>sie
|
|
verteidigen, entwickeln und stärken die Einheitsfrontbewegung.
|
|
Da diese Einheitsfrontbewegung eine Kampfbewegung gegen Faschismus und
|
|
Reaktion ist, wird sie ständig die Triebkraft sein, die die
|
|
Regierung der Einheitsfront zum Kampfe gegen die reaktionäre
|
|
Bourgeoisie treibt. Je stärker sich diese Massenbewegung
|
|
entfalten wird, um so größer wird die Kraft sein, die sie
|
|
der Regierung zum Kampf gegen die Reaktionäre verleihen kann. Und
|
|
je besser diese Massenbewegung von <I>unten </I>organisiert sein wird,
|
|
je umfassender das Netz der <I>überparteilichen Klassenorgane der
|
|
Einheitsfront in den Betrieben, </I>unter den <I>Erwerbslosen, </I>in
|
|
den <I>Arbeitervierteln, </I>unter den <I>kleinen Leuten in Stadt und
|
|
Land </I>sein wird, desto größer werden die Garantien gegen
|
|
die eventuelle Entartung der Politik der Einheitsfrontregierung sein.
|
|
[84]<A name="S84"></A></P>
|
|
<P>Die <I>dritte </I>Reihe von falschen Ansichten, die in den
|
|
früheren Debatten zum Ausdruck gekommen waren, betraf gerade die
|
|
praktische <I>Politik </I>der »Arbeiterregierung«. Die
|
|
<I>Rechtsopportunisten </I>waren der Ansicht, daß die »Arbeiterregierung« sich an den »Rahmen der bürgerlichen
|
|
Demokratie« halten müsse und folglich keinerlei Schritte
|
|
unternehmen dürfe, die über diesen Rahmen hinausgehen. Die
|
|
<I>Ultralinken </I>verzichteten dagegen faktisch auf jedweden Versuch,
|
|
eine Einheitsfrontregierung zu schaffen.</P>
|
|
<P>Im Jahre 1923 konnte man in <I>Sachsen und Thüringen
|
|
</I>ein anschauliches Bild der rechtsopportunistischen Praxis einer »Arbeiterregierung« sehen. Der Eintritt der Kommunisten in die
|
|
sächsische Regierung zusammen mit den linken Sozialdemokraten
|
|
(Zeigner-Gruppe) war an und für sich kein Fehler, im Gegenteil,
|
|
dieser Schritt wurde durch die revolutionäre Situation in
|
|
Deutschland vollauf gerechtfertigt. Aber als die Kommunisten sich an
|
|
der Regierung beteiligten, hätten sie ihre Positionen vor allem
|
|
<I>zur Bewaffnung des Proletariats ausnützen müssen. Sie
|
|
</I>haben das nicht getan. Sie haben nicht einmal eine einzige Wohnung
|
|
der Reichen beschlagnahmt, obwohl die Wohnungsnot der Arbeiter so
|
|
groß war, daß viele von ihnen mit Frau und Kind kein Obdach
|
|
hatten. Sie unternahmen auch <I>nichts, </I>um die
|
|
revolutionäre Massenbewegung der Arbeiter zu organisieren.
|
|
Überhaupt verhielten sie sich wie <I>gewöhnliche
|
|
</I>parlamentarische Minister »im Rahmen der bürgerlichen
|
|
Demokratie«. Wie bekannt, war das das Resultat der opportunistischen
|
|
Politik Brandlers und seiner Gesinnungsgenossen. Das Endergebnis war
|
|
ein solcher Bankrott, daß wir auch heute noch gezwungen sind, die
|
|
sächsische Regierung als klassisches Beispiel dafür
|
|
anzuführen, wie sich Revolutionäre in der Regierung <I>nicht
|
|
</I>verhalten dürfen.</P>
|
|
<P>Genossen! Wir verlangen von jeder Einheitsfrontregierung eine
|
|
ganz andere Politik. Wir verlangen von ihr, daß sie bestimmte,
|
|
der Situation entsprechende <I>revolutionäre</I>
|
|
[85]<A name="S85"></A> <I>Grundforderungen </I>verwirklicht, so z.B.
|
|
Produktionskontrolle, Kontrolle über die Banken, Auflösung
|
|
der Polizei, ihre Ersetzung durch eine bewaffnete Arbeitermiliz usw.</P>
|
|
<P>Vor fünfzehn Jahren hat uns Lenin aufgefordert, unsere
|
|
ganze Aufmerksamkeit darauf zu konzentrieren, »Formen des
|
|
<I>Übergangs </I>oder des <I>Herankommens </I>an die proletarische
|
|
Revolution ausfindig zu machen«. Möglicherweise wird die
|
|
<I>Einheitsfrontregierung </I>in einer Reihe von Ländern sich als
|
|
<I>eine </I>der wichtigsten Übergangsformen erweisen. Die »linken« Doktrinäre haben sich stets über diesen Hinweis Lenins
|
|
hinweggesetzt, als beschränkte Propagandisten haben sie immer nur
|
|
vom »Ziel« gesprochen, ohne sich je um die »Übergangsformen« zu
|
|
kümmern. Die Rechtsopportunisten aber versuchten, ein besonderes »<I>demokratisches Zwischenstadium« </I>zwischen der Diktatur der
|
|
Bourgeoisie und der Diktatur des Proletariats herzustellen, um in der
|
|
Arbeiterschaft die Illusion eines friedlichen parlamentarischen
|
|
Spazierganges aus der einen Diktatur in die andere zu erwecken. Dieses
|
|
fiktive »Zwischenstadium« nannten sie auch »Übergangsform« und
|
|
beriefen sich sogar auf Lenin! Aber es war nicht schwer, diesen
|
|
Schwindel aufzudecken: sprach doch Lenin von einer Form des
|
|
Übergangs und des Herankommens an die »<I>proletarische Revolution«,
|
|
</I>d.h. an den Sturz der Diktatur der Bourgeoisie, und <I>nicht
|
|
</I>von irgendeiner Übergangsform <I>zwischen </I>der Diktatur der
|
|
Bourgeoisie und der proletarischen Diktatur.</P>
|
|
<P>Warum maß Lenin der Form des Übergangs zur proletarischen
|
|
Revolution eine so außerordentlich große Bedeutung bei? Weil
|
|
er dabei »<I>das Grundgesetz aller großen Revolutionen« </I>im
|
|
Auge hatte, das Gesetz, daß Propaganda und Agitation allein
|
|
nicht imstande sind, den Massen <I>die eigene politische Erfahrung </I>zu
|
|
ersetzen, wenn es sich darum handelt, wirklich breite Massen der
|
|
Werktätigen auf die Seite der revolutionären Vorhut zu
|
|
bringen, ohne das ein siegreicher Kampf um die Macht nicht möglich
|
|
[86]<A name="S86"></A> ist. Der gewöhnliche Fehler linker Art ist die
|
|
Vorstellung, daß - sobald eine politische (oder
|
|
revolutionäre) Krise entstanden ist - es genüge, wenn die
|
|
kommunistische Führung die Losung des revolutionären
|
|
Aufstandes aufstellt, damit die breiten Massen dieser Losung Folge
|
|
leisten. Nein, sogar bei einer solchen Krise sind die Massen bei
|
|
weitem nicht immer dazu bereit. Wir haben das am Beispiel <I>Spaniens
|
|
</I>gesehen. Um den <I>Millionenmassen </I>zu helfen, möglichst
|
|
schnell an Hand der eigenen Erfahrung zu lernen, was sie zu tun haben,
|
|
wo der entscheidende Ausweg zu finden ist und welche Partei ihr
|
|
Vertrauen verdient, - dazu sind sowohl Übergangslosungen als auch
|
|
besondere »Formen des Übergangs oder des Herankommens an die
|
|
proletarische Revolution« notwendig. Sonst können die breitesten
|
|
Volksmassen, die in kleinbürgerlichen demokratischen Illusionen
|
|
und Traditionen befangen sind, sogar bei einer revolutionären
|
|
Situation schwanken, zögern und irren, ohne den Weg zur
|
|
Revolution zu finden, und dann unter die Schläge der
|
|
faschistischen Henker geraten.</P>
|
|
<P>Daher fassen wir die Möglichkeit ins Auge, unter den
|
|
Bedingungen der politischen Krise eine Regierung der antifaschistischen
|
|
Einheitsfront zu bilden. Sofern eine solche Regierung wirklich den
|
|
Kampf gegen die Volksfeinde führen, der Arbeiterklasse und der
|
|
Kommunistischen Partei Aktionsfreiheit einräumen wird, werden wir
|
|
Kommunisten sie in jeder Weise unterstützen und als Soldaten der
|
|
Revolution <I>in der vordersten Feuerlinie </I>kämpfen. Wir sagen
|
|
aber den Massen offen:</P>
|
|
<P><I>Die endgültige Rettung </I>kann diese Regierung <I>nicht
|
|
</I>bringen. Sie ist nicht imstande, die Klassenherrschaft der
|
|
Ausbeuter zu stürzen und kann daher auch die Gefahr der
|
|
faschistischen Konterrevolution nicht endgültig beseitigen.
|
|
Folglich muß man sich <I>zur sozialistischen Revolution
|
|
vorbereiten. </I>Die Rettung wird einzig und allein die <I>Sowjetmacht
|
|
</I>bringen! [87]<A name="S87"></A></P>
|
|
<P>Bei Einschätzung der gegenwärtigen Entwicklung
|
|
der internationalen Situation sehen wir, daß die <I>politische
|
|
Krise </I>in einer ganzen Reihe von Ländern heranreift. Das
|
|
bedingt die hohe Aktualität und Wichtigkeit eines festen
|
|
Beschlusses unseres Kongresses in der Frage der Regierung der
|
|
Einheitsfront.</P>
|
|
<P>Wenn es unsere Parteien verstehen werden, die Möglichkeit
|
|
der Schaffung einer Regierung der Einheitsfront, den Kampf um ihre
|
|
Schaffung sowie die Machtausübung einer solchen Regierung
|
|
für die <I>revolutionäre Vorbereitung der Massen
|
|
</I>auszunützen, wird das die <I>beste politische Rechtfertigung
|
|
</I>unseres Kurses auf die Schaffung einer Regierung der Einheitsfront
|
|
sein.</P><A name="216"></A>
|
|
<H4 align="center">ÜBER DEN IDEOLOGISCHEN KAMPF GEGEN DEN FASCHISMUS</H4>
|
|
<P>Eine der schwächsten Seiten des antifaschistischen Kampfes
|
|
unserer Parteien besteht darin, daß sie <I>ungenügend und
|
|
nicht rechtzeitig auf die Demagogie des Faschismus reagieren </I>und
|
|
bis auf den heutigen Tag fortfahren, die Fragen des Kampfes gegen die
|
|
faschistische Ideologie mit Geringschätzung zu behandeln. Viele
|
|
Genossen glaubten nicht, daß eine so reaktionäre Abart der
|
|
bürgerlichen Ideologie, wie die Ideologie des Faschismus, die
|
|
sich in ihrer Unsinnigkeit häufig bis zum Wahnwitz versteigt,
|
|
überhaupt fähig ist, Einfluß auf die Massen zu
|
|
gewinnen. Das war ein großer Fehler. Die weit vorgeschrittene
|
|
Verwesung des Kapitalismus dringt in das Kernstück seiner
|
|
Ideologie und Kultur, und die verzweifelte Lage der breiten
|
|
Volksmassen macht gewisse Schichten für die Ansteckung mit den
|
|
ideologischen Abfällen dieser Verwesung empfänglich.</P>
|
|
<P>Diese Kraft der ideologischen Seuche des Faschismus dürfen
|
|
wir auf keinen Fall unterschätzen. Wir müssen im Gegenteil
|
|
unsererseits einen breiten ideologischen
|
|
[88]<A name="S88"></A> Kampf auf der Grundlage einer klaren, populären
|
|
Argumentation und eines richtigen, gut durchdachten Herangehens an die
|
|
Eigenart der nationalen Psychologie der Volksmassen entfalten.</P>
|
|
<P>Die Faschisten durchstöbern die ganze <I>Geschichte
|
|
</I>jedes Volkes, um sich als Nachfolger und Fortsetzer alles
|
|
Erhabenen und Heldenhaften in seiner Vergangenheit hinzustellen und
|
|
benützen alles, was die nationalen Gefühle des Volkes
|
|
erniedrigte und beleidigte, als Waffe gegen die Feinde des Faschismus.
|
|
In Deutschland werden hunderte Bücher herausgegeben, die nur ein
|
|
Ziel verfolgen - die Geschichte des deutschen Volkes auf faschistische
|
|
Art zu verfälschen.</P>
|
|
<P>Die neugebackenen nationalsozialistischen Geschichtsschreiber
|
|
sind bemüht, die Geschichte Deutschlands so darzustellen, als ob
|
|
kraft irgendeiner »historischen Gesetzmäßigkeit« sich durch
|
|
2.000 Jahre wie ein roter Faden eine Entwicklungslinie
|
|
hindurchzöge, die zum Erscheinen eines nationalen »Retters« auf
|
|
dem historischen Schauplatz, eines »Messias« des <I>deutschen
|
|
</I>Volkes, des bekannten »Gefreiten« <I>österreichischer
|
|
</I>Abstammung geführt hat! In diesen Büchern werden die
|
|
größten Männer des deutschen Volkes in der
|
|
Vergangenheit als Faschisten und die großen Bauernbewegungen als
|
|
direkte Vorläufer der faschistischen Bewegung hingestellt.</P>
|
|
<P>Mussolini bemüht sich krampfhaft, aus der Heldengestalt
|
|
Garibaldis Kapital zu schlagen. Die französischen Faschisten
|
|
erheben die Jungfrau von Orleans als ihre Heldin aufs Schild. Die
|
|
amerikanischen Faschisten appellieren an die Traditionen der
|
|
amerikanischen Unabhängigkeitskriege, an die Traditionen
|
|
Washingtons, Lincolns. Die bulgarischen Faschisten nützen die
|
|
nationale Befreiungsbewegung der siebziger Jahre und die vom Volke
|
|
geliebten Helden dieser Bewegung Wassil Lewski, Stefan Karadsh u. a.
|
|
aus.</P>
|
|
<P>Kommunisten, die glauben, daß dies alles die Sache
|
|
[89]<A name="S89"></A> der Arbeiterklasse nichts angehe, die nichts tun, um vor den
|
|
werktätigen Massen die Vergangenheit ihres eigenen Volkes
|
|
historisch treu, in wirklich marxistischem,
|
|
leninistisch-marxistischem, im Leninschen-Stalinschen Geiste zu
|
|
beleuchten, <I>um ihren gegenwärtigen Kampf mit den
|
|
revolutionären Traditionen ihres Volkes in der Vergangenheit zu
|
|
verknüpfen, </I>solche Kommunisten überlassen alles, was in
|
|
der historischen Vergangenheit der Nation wertvoll ist, freiwillig den
|
|
faschistischen Fälschern zur Verdummung der Volksmassen.
|
|
<I>(Beifall.)</I></P>
|
|
<P>Nein! Genossen! <I>Uns geht jede wichtige Frage nicht nur der
|
|
Gegenwart und der Zukunft, sondern auch der Vergangenheit unseres
|
|
eigenen Volkes an. </I>Führen doch wir, Kommunisten, keine enge
|
|
Politik der zünftlerischen Interessen der Arbeiter. Wir sind
|
|
keine beschränkten Funktionäre von Trade-Unions oder
|
|
Führer mittelalterlicher Handwerker- und Gesellengilden. Wir sind
|
|
Vertreter der Klasseninteressen der wichtigsten, größten
|
|
Klasse der modernen Gesellschaft, der Arbeiterklasse, die berufen ist,
|
|
die Menschheit von den Qualen des kapitalistischen Systems zu
|
|
befreien, der Arbeiterklasse, die schon auf einem Sechstel der Erde
|
|
das Joch des Kapitalismus niedergeworfen hat und die regierende Klasse
|
|
ist. Wir verteidigen die Lebensinteressen aller ausgebeuteten
|
|
werktätigen Schichten, d.h. der überwältigenden
|
|
Mehrheit des Volkes in jedem kapitalistischen Land.</P>
|
|
<P>Wir Kommunisten sind <I>unversöhnliche grundsätzliche
|
|
</I>Gegner des bürgerlichen Nationalismus in allen seinen
|
|
Spielarten. Wir sind aber <I>keine Anhänger des nationalen
|
|
Nihilismus </I>und dürfen niemals als solche auftreten. Die
|
|
Aufgabe der Erziehung der Arbeiter und aller Werktätigen im
|
|
Geiste des proletarischen Internationalismus ist eine der
|
|
grundlegenden Aufgaben jeder kommunistischen Partei. Aber derjenige,
|
|
der glaubt, daß ihm dies gestatte oder ihn gar veranlasse, alle
|
|
nationalen Gefühle der breiten werktätigen Massen zu
|
|
mißachten, der ist vom wirklichen
|
|
[90]<A name="S90"></A> Bolschewismus weit entfernt, hat von der Lehre Lenins und
|
|
Stalins über die nationale Frage nichts verstanden.
|
|
<I>(Beifall.)</I></P>
|
|
<P>Lenin, der stets entschieden und konsequent gegen den
|
|
bürgerlichen Nationalismus gekämpft hat, gab uns ein
|
|
Beispiel der richtigen Behandlung der Frage nach den nationalen
|
|
Gefühlen in seinem Artikel »Über den nationalen Stolz der
|
|
Großrussen« im Jahre 1914. Er schrieb:</P>
|
|
<BLOCKQUOTE>»Ist denn uns großrussischen klassenbewußten
|
|
Proletariern das Gefühl des nationalen Stolzes fremd? Gewiß
|
|
nicht! Wir lieben unsere Sprache und unsere Heimat, wir wirken am
|
|
meisten dafür, daß ihre werktätigen Massen (d. h. neun
|
|
Zehntel <I>ihrer </I>Bevölkerung) zu bewußten
|
|
demokratischen und sozialistischen Leben erhoben werden. Es schmerzt
|
|
uns am meisten, zu sehen und zu fühlen, welchen Gewalttaten,
|
|
welcher Unterdrückung, welcher Verhöhnung die Zarenschergen,
|
|
Gutsbesitzer und Kapitalisten unsere schöne Heimat unterwerfen.
|
|
Wir sind stolz darauf, daß diese Gewalttaten aus unserer Mitte,
|
|
aus dem Lager der Großrussen Widerstand hervorgerufen haben,
|
|
daß aus <I>diesem </I>Lager Radischtschew, die Dekabristen, die
|
|
kleinbürgerlichen Revolutionäre der 70er Jahre
|
|
hervorgegangen sind, daß die großrussische Arbeiterklasse
|
|
im Jahre 1905 eine mächtige revolutionäre Massenpartei
|
|
geschaffen hat ...</BLOCKQUOTE>
|
|
<BLOCKQUOTE>Wir sind vom Gefühl des nationalen Stolzes erfüllt,
|
|
denn die großrussische Nation hat <I>gleichfalls </I>eine
|
|
revolutionäre Klasse hervorgebracht, hat <I>gleichfalls
|
|
</I>bewiesen, daß sie imstande ist, der Menschheit gewaltige
|
|
Vorbilder des Kampfes für Freiheit und Sozialismus zu geben und
|
|
nicht nur gewaltige Pogrome, Galgenreihen, Folterkammern, gewaltige
|
|
Hungersnöte und gewaltige Kriecherei vor den Popen, den Zaren,
|
|
den Gutsbesitzern und Kapitalisten.</BLOCKQUOTE>
|
|
<BLOCKQUOTE>Wir sind vom Gefühl des nationalen Stolzes erfüllt,
|
|
und gerade deshalb hassen wir <I>ganz besonders unsere </I>sklavische
|
|
Vergangenheit ... und unsere sklavische Gegenwart, in der dieselben
|
|
Gutsbesitzer, unterstützt von den Kapitallisten, uns in den
|
|
Krieg führen, um Polen und die Ukraine zu erdrosseln, um die
|
|
demokratische Bewegung in Persien und China zu erdrücken, um die
|
|
unsere großrussische nationale Würde schändende Bande
|
|
der Romanow, Bobrinski, Purischkewitsch zu stärken.« {* Lenin, Sämtl. Werke, Bd. XVIII, S. 104 f.}</BLOCKQUOTE>
|
|
<P>So schrieb Lenin über den nationalen Stolz.</P>
|
|
<P>Ich glaube, Genossen, daß ich im Leipziger Prozeß
|
|
nicht unrichtig gehandelt habe, als ich beim Versuch der Faschisten,
|
|
das bulgarische Volk als ein barbarisches Volk
|
|
[91]<A name="S91"></A> zu beschimpfen, die nationale Ehre der werktätigen Massen
|
|
des bulgarischen Volkes verteidigt habe, die hingebungsvoll gegen die
|
|
faschistischen Usurpatoren, diese wirklichen Barbaren und Wilden
|
|
kämpfen <I>(stürmischer und anhaltender Beifall), </I>und
|
|
als ich erklärte, daß ich keinen Grund habe, mich dessen zu
|
|
schämen, daß ich Bulgare bin, im Gegenteil, stolz darauf
|
|
bin, ein Sohn der heroischen bulgarischen Arbeiterklasse zu sein.
|
|
<I>(Beifall.)</I></P>
|
|
<P>Genossen! Der proletarische Internationalismus muß sich in
|
|
jedem Lande sozusagen »akklimatisieren«, um auf heimatlichem Boden
|
|
tiefe Wurzeln zu fassen. Die <I>nationalen Formen </I>des
|
|
proletarischen Klassenkampfes und der Arbeiterbewegung der einzelnen
|
|
Länder widersprechen nicht dem proletarischen Internationalismus,
|
|
im Gegenteil, gerade in diesen Formen kann man auch die
|
|
<I>internationalen Interessen </I>des Proletariats erfolgreich
|
|
verteidigen.</P>
|
|
<P>Natürlich muß man <I>überall und in allen
|
|
Fällen </I>den Massen aufzeigen und konkret beweisen, daß
|
|
die faschistische Bourgeoisie unter dem Vorwand der Verteidigung der
|
|
gesamtnationalen Interessen ihre egoistische Politik der
|
|
Unterdrückung und Ausbeutung des eigenen Volkes, sowie der
|
|
Ausplünderung und Versklavung anderer Völker betreibt. Man
|
|
darf sich aber nicht darauf <I>beschränken. </I>Man muß
|
|
gleichzeitig durch den Kampf der Arbeiterklasse und durch Aktionen der
|
|
kommunistischen Parteien zeigen, daß das Proletariat, das sich
|
|
gegen jede Knechtschaft und gegen jede nationale Unterdrückung
|
|
auflehnt, der <I>einzige </I>wirkliche Kämpfer für die
|
|
nationale Freiheit und Unabhängigkeit des Volkes ist.</P>
|
|
<P>Die Interessen des Klassenkampfes des Proletariats gegen die
|
|
vaterländischen Ausbeuter und Unterdrücker widersprechen
|
|
nicht den Interessen einer freien und glücklichen Zukunft der
|
|
Nation. Im Gegenteil: die sozialistische Revolution wird die
|
|
<I>Rettung der Nation </I>bedeuten und ihr den Weg zu höherem
|
|
Aufstieg eröffnen. <I>Dadurch,</I>
|
|
[92]<A name="S92"></A> daß die Arbeiterklasse gegenwärtig ihre
|
|
Klassenorganisationen aufbaut und ihre Positionen festigt, daß
|
|
sie die demokratischen Rechte und Freiheiten gegen den Faschismus
|
|
verteidigt, daß sie für den Sturz des Kapitalismus
|
|
kämpft, schon <I>dadurch </I>kämpft sie für diese
|
|
Zukunft der Nation.</P>
|
|
<P>Das revolutionäre Proletariat kämpft für die
|
|
Rettung der Kultur des Volkes, für ihre Befreiung von den Fesseln
|
|
des verwesenden Monopolkapitals, von dem barbarischen Faschismus, der
|
|
sie vergewaltigt. <I>Nur </I>die proletarische Revolution kann den
|
|
Untergang der Kultur abwenden, die Kultur zur höchsten Blüte
|
|
bringen als wirkliche Volkskultur, <I>national der Form und
|
|
sozialistisch dem Inhalt nach, </I>was vor unseren Augen unter der
|
|
Führung <I>Stalins </I>in der Sowjetunion geschieht.
|
|
<I>(Beifall.)</I></P>
|
|
<P>Der proletarische Internationalismus widerspricht nicht nur
|
|
nicht diesem Kampfe der Werktätigen der einzelnen Länder
|
|
für nationale, soziale und kulturelle Freiheit, sondern sichert
|
|
auch durch die internationale proletarische Solidarität und
|
|
Kampfeinheit die <I>Unterstützung, </I>die für den Sieg in
|
|
diesem Kampfe notwendig ist. <I>Nur im engsten Bündnis </I>mit
|
|
dem siegreichen Proletariat der großen Sowjetunion kann die
|
|
Arbeiterklasse der kapitalistischen Länder siegen. <I>Nur</I> im
|
|
gemeinsamen Kampfe mit dem Proletariat der imperialistischen
|
|
Länder können die Kolonialvölker und unterdrückten
|
|
nationalen Minderheiten ihre Befreiung erkämpfen. <I>Nur
|
|
</I>über das revolutionäre Bündnis der Arbeiterklasse
|
|
der imperialistischen Länder mit der nationalen
|
|
Befreiungsbewegung der Kolonien und abhängigen Länder
|
|
führt der Weg des Sieges der proletarischen Revolution in den
|
|
imperialistischen Ländern, denn, lehrte uns Marx, »ein Volk, das
|
|
andere Völker unterdrückt, kann nicht frei sein«.</P>
|
|
<P>Die Kommunisten, die einer unterdrückten, abhängigen
|
|
Nation angehören, können nicht mit Erfolg gegen den
|
|
Chauvinismus in den Reihen ihrer Nation auftreten, wenn
|
|
[93]<A name="S93"></A> sie <I>nicht gleichzeitig</I> in der Praxis der Massenbewegung
|
|
<I>zeigen, </I>daß sie in der Tat für die Befreiung ihrer
|
|
Nation vom fremdländischen Joch kämpfen. Andererseits
|
|
können wieder Kommunisten der Unterdrückernation nicht das
|
|
tun, was zur Erziehung der werktätigen Massen ihrer Nation im
|
|
Geiste des Internationalismus notwendig ist, <I>wenn sie keinen
|
|
</I>entschiedenen Kampf gegen die Unterdrückungspolitik der »eigenen« Bourgeoisie, für das volle Selbstbestimmungsrecht der
|
|
von ihr versklavten Nationen <I>führen. </I>Wenn sie das nicht
|
|
tun, dann erleichtern sie auch der unterdrückten Nation nicht die
|
|
Überwindung ihrer nationalistischen Vorurteile.</P>
|
|
<P>Nur wenn wir in diesem Geiste auftreten werden, wenn wir in
|
|
unserer ganzen Massenarbeit überzeugend beweisen werden, daß
|
|
wir sowohl vom nationalen Nihilismus als auch vom bürgerlichen
|
|
Nationalismus gleichermaßen frei sind, nur in diesem Falle werden
|
|
wir einen wirklich erfolgreichen Kampf gegen die chauvinistische
|
|
Demagogie der Faschisten führen können.</P>
|
|
<P>Daher ist die richtige und konkrete Anwendung der
|
|
Leninschen-Stalinschen Nationalitätenpolitik von so ungeheurer
|
|
Wichtigkeit. Das ist eine <I>unerläßliche </I>Voraussetzung
|
|
für den erfolgreichen Kampf gegen den Chauvinismus, dieses
|
|
Hauptwerkzeug der ideologischen Einwirkung der Faschisten auf die
|
|
Massen. <I>(Beifall.)</I> [94]<A name="S94"></A></P><A name="3"></A>
|
|
<H3 align="center">III. DIE FESTIGUNG DER KOMMUNISTISCHEN PARTEIEN UND DER KAMPF
|
|
FÜR DIE POLITISCHE EINHEIT DES PROLETARIATS</H3>
|
|
<P>Genossen! Im Kampfe um die Herstellung der Einheitsfront
|
|
wächst die führende Rolle der Kommunistischen Partei
|
|
außerordentlich an. Der Initiator, Organisator, die treibende
|
|
Kraft der Einheitsfront der Arbeiterklasse ist im Grunde genommen nur
|
|
die Kommunistische Partei.</P>
|
|
<P>Die kommunistischen Parteien können die Mobilisierung der
|
|
breitesten Massen der Werktätigen zum einheitlichen Kampfe gegen
|
|
Faschismus und Kapitalsoffensive nur dann sicherstellen, wenn sie ihre
|
|
<I>eigenen Reihen allseitig stärken, </I>ihre Initiative
|
|
entfalten, eine marxistisch-leninistische Politik und eine richtige,
|
|
elastische Taktik durchführen, die der konkreten Situation und
|
|
der Verteilung der Klassenkräfte Rechnung trägt.</P><A name="31"></A>
|
|
<H4 align="center"> FESTIGUNG DER KOMMUNISTISCHEN PARTEIEN</H4>
|
|
<P>In der Periode zwischen dem VI. und dem VII. Kongreß
|
|
sind unsere Parteien in den kapitalistischen Ländern
|
|
zweifellos <I>gewachsen </I>und haben sich <I>bedeutend gestählt.</I>
|
|
Es wäre jedoch ein höchst gefährlicher Irrtum, wollte
|
|
man sich hiermit zufrieden geben. Je mehr sich die
|
|
Einheitsfront der Arbeiterklasse erweitern wird, um so mehr
|
|
werden neue, komplizierte Aufgaben vor uns auftauchen,
|
|
um so mehr werden wir an der politischen und organisatorischen
|
|
[95]<A name="S95"></A> Stärkung unserer Parteien arbeiten müssen.
|
|
Die Einheitsfront des Proletariats schafft eine Arbeiterarmee, die
|
|
ihre Mission erfüllen kann, wenn an der Spitze dieser Armee eine
|
|
führende Kraft steht, die ihr Ziele und Wege weist. Diese
|
|
führende Kraft kann <I>nur eine starke proletarische
|
|
revolutionäre Partei sein.</I></P>
|
|
<P>Wenn wir Kommunisten alle Kräfte anstrengen, um die
|
|
Einheitsfront herzustellen, so tun wir das nicht vom engherzigen
|
|
Standpunkt der Werbung von neuen Mitgliedern für die
|
|
kommunistischen Parteien. Wir müssen aber <I>gerade deshalb
|
|
</I>die kommunistischen Parteien allseitig festigen und ihre
|
|
Mitgliederzahl vergrößern, weil wir die Einheitsfront
|
|
ernstlich festigen wollen. Die Festigung der kommunistischen Parteien
|
|
stellt kein enges Parteiinteresse dar, sondern ein Interesse der
|
|
gesamten Arbeiterklasse.</P>
|
|
<P><I>Die Einheit, die revolutionäre Geschlossenheit und
|
|
Kampfbereitschaft der kommunistischen Parteien </I>ist das wertvollste
|
|
Kapital, das nicht nur uns, sondern der gesamten Arbeiterklasse
|
|
gehört. Unsere Bereitschaft, zusammen mit den
|
|
sozialdemokratischen Parteien und Organisationen den Kampf gegen den
|
|
Faschismus aufzunehmen, verknüpften wir und werden wir
|
|
verknüpfen mit dem unversöhnlichen Kampf gegen den
|
|
Sozialdemokratismus als Ideologie und Praxis des Kompromisses mit der
|
|
Bourgeoisie und folglich auch gegen <I>jegliches Eindringen </I>dieser
|
|
Ideologie in unsere eigenen Reihen.</P>
|
|
<P>Bei kühner und entschlossener Durchführung der
|
|
Einheitsfrontpolitik stoßen wir in unseren eigenen Reihen auf
|
|
Hindernisse, die wir um jeden Preis in möglichst kurzer Frist
|
|
beseitigen müssen.</P>
|
|
<P>Nach dem VI. Kongreß der Komintern wurde in allen
|
|
kommunistischen Parteien der kapitalistischen Länder ein
|
|
<I>erfolgreicher Kampf gegen die Tendenz der opportunistischen
|
|
Anpassung an die Verhältnisse der kapitalistischen Stabilisierung
|
|
und gegen die Ansteckung mit</I>
|
|
[96]<A name="S96"></A> <I>reformistischen und legalistischen Illusionen
|
|
</I>durchgeführt. Unsere Parteien säuberten ihre Reihen von
|
|
allerlei Rechtsopportunisten und festigten dadurch ihre
|
|
bolschewistische Einheit und Kampffähigkeit. Weniger erfolgreich
|
|
und zuweilen überhaupt nicht geführt wurde der Kampf gegen
|
|
das <I>Sektierertum. </I>Das Sektierertum äußerte sich
|
|
bereits nicht mehr in primitiven, offenen Formen, wie in den ersten
|
|
Jahren des Bestehens der Kommunistischen Internationale, sondern
|
|
hemmte unter dem Deckmantel formeller Anerkennung der
|
|
bolschewistischen Thesen die Entfaltung der bolschewistischen
|
|
Massenpolitik. In unserer Zeit ist das schon oft keine »<I>Kinderkrankheit« </I>mehr, wie Lenin schrieb, sondern ein <I>fest
|
|
eingewurzeltes Laster, </I>und ohne uns von ihm befreit zu
|
|
haben, können wir die Aufgabe der Herstellung der proletarischen
|
|
Einheitsfront und der Heranführung der Massen von den Positionen
|
|
des Reformismus zur Revolution nicht lösen.</P>
|
|
<P>In der heutigen Lage hemmt <I>vor allem </I>das Sektierertum,
|
|
das <I>selbstgefällige </I>Sektierertum, wie wir es im
|
|
Resolutionsentwurf qualifizieren, unseren Kampf für die
|
|
Verwirklichung der Einheitsfront. Das Sektierertum, das sich in seiner
|
|
<I>doktrinären Beschränktheit, </I>in seiner
|
|
Losgelöstheit vom wirklichen Leben der Massen gefällt; das
|
|
sich in seinen <I>vereinfachten Methoden </I>der Lösung der
|
|
kompliziertesten Fragen der Arbeiterbewegung an Hand von
|
|
schablonenhaften Scheinen gefällt. Das Sektierertum, das Anspruch
|
|
auf Allwissenheit erhebt und es für überflüssig
|
|
hält, bei den Massen, an den Lehren der Arbeiterbewegung zu
|
|
lernen. Kurz, für das Sektierertum ist alles, wie man sagt, ein
|
|
Kinderspiel.</P>
|
|
<P>Das selbstgefällige Sektierertum will <I>und kann nicht
|
|
</I>begreifen, daß die Führung der Arbeiterklasse durch die
|
|
Kommunistische Partei nicht von selbst erreicht wird. Die
|
|
führende Rolle der Kommunistischen Partei in den Kämpfen der
|
|
Arbeiterklasse muß erobert werden. Dazu
|
|
[97]<A name="S97"></A> bedarf es keiner Deklamationen über die führende
|
|
Rolle der Kommunisten, dazu muß man durch tägliche
|
|
Massenarbeit und durch richtige Politik das <I>Vertrauen der
|
|
Arbeitermassen verdienen, erobern. </I>Das ist nur dann möglich,
|
|
wenn wir Kommunisten in unserer politischen Arbeit ernstlich mit dem
|
|
wirklichen Niveau des Klassenbewußtseins der Massen, mit dem Grad
|
|
ihrer Revolutionierung rechnen, wenn wir die konkrete Situation
|
|
nüchtern einschätzen werden, nicht auf Grund unserer
|
|
Wünsche, sondern auf Grund dessen, was in Wirklichkeit ist. Wir
|
|
müssen geduldig, Schritt für Schritt, den breiten Massen den
|
|
Übergang auf die Positionen
|
|
<!-- Zeilendreher im Originaltext -->
|
|
des Kommunismus erleichtern. Wir dürfen
|
|
niemals die Worte Lenins vergessen, der uns mit
|
|
allem Nachdruck warnte, daß</P>
|
|
<BLOCKQUOTE>»es gerade darauf ankomme, daß man das, was <I>für
|
|
uns </I>überlebt ist, <I>nicht als für die Klasse </I>überlebt, als
|
|
<I>für die Massen </I>überlebt ansieht«.
|
|
{* Lenin, Sämtl. Werke, Bd. XXV, S. 244.}</BLOCKQUOTE>
|
|
<P>Gibt es denn jetzt, Genossen, noch wenig solche Doktrinäre
|
|
in unseren Reihen, die in der Einheitsfrontpolitik immer und
|
|
überall nur Gefahren wittern? Für solche Genossen bildet die
|
|
ganze Einheitsfront eine einzige Gefahr. Aber diese sektiererische »Prinzipienfestigkeit« ist nichts anderes als politische Hilflosigkeit
|
|
vor den Schwierigkeiten der unmittelbaren Leitung des Kampfes der
|
|
Massen.</P>
|
|
<P>Das Sektierertum äußert sich <I>im besonderen </I>in
|
|
der Überschätzung der Revolutionierung der Massen, in der
|
|
Überschätzung des Tempos ihrer Abkehr von den Positionen des
|
|
Reformismus, in den Versuchen, schwierige Etappen und komplizierte
|
|
Aufgaben der Bewegung zu überspringen. Die Methoden der
|
|
Führung der Massen wurden in der Praxis häufig durch die
|
|
Methoden der Führung einer engen Parteigruppe ersetzt. Man
|
|
unterschätzte die Kraft, das traditionelle Band zwischen den
|
|
[98]<A name="S98"></A> Massen
|
|
und ihren Organisationen und Leitungen, und wenn die Massen dieses
|
|
Band nicht gleich zerrissen, begann man sich zu ihnen ebenso schroff
|
|
zu verhalten, wie zu ihren reaktionären Führern. Man
|
|
schablonisierte die Taktik und die Losungen für alle Länder,
|
|
man berücksichtigte nicht die Besonderheiten der konkreten
|
|
Situation in jedem einzelnen Lande. Man ignorierte die Notwendigkeit
|
|
eines zähen Kampfes inmitten der Masse für die Gewinnung des
|
|
Vertrauens der Massen, man vernachlässigte den Kampf für die
|
|
Teilforderungen der Arbeiter und die Arbeit in den reformistischen
|
|
Gewerkschaften und den faschistischen Massenorganisationen. Die
|
|
Einheitsfrontpolitik wurde häufig durch bloße Aufforderungen
|
|
und abstrakte Propaganda ersetzt.</P>
|
|
<P>Nicht weniger hemmten die sektiererischen Einstellungen die
|
|
richtige Auslese der Menschen, die Schulung und Heranbildung von
|
|
<I>Kadern, </I>die mit den Massen <I>Fühlung </I>haben, das
|
|
Vertrauen der Massen <I>genießen, </I>von <I>revolutionär
|
|
gestählten </I>und in Klassenkämpfen <I>erprobten
|
|
</I>Kadern, die es verstehen, die praktische <I>Erfahrung der
|
|
Massenarbeit </I>mit <I>der prinzipiellen Standhaftigkeit des
|
|
Bolschewiki</I> zu paaren.</P>
|
|
<P>Das Sektierertum verlangsamte somit in bedeutendem Maße
|
|
das Wachstum der kommunistischen Parteien, erschwerte die
|
|
Durchführung einer richtigen Massenpolitik, hinderte die
|
|
Ausnützung der Schwierigkeiten des Klassenfeindes zur
|
|
Stärkung der Positionen der revolutionären Bewegung,
|
|
hinderte die Gewinnung der breiten proletarischen Massen für die
|
|
kommunistischen Parteien.</P>
|
|
<P>Indem wir auf das entschiedenste für die Ausmerzung und
|
|
Überwindung der letzten Reste des selbstgefälligen Sektierertums
|
|
kämpfen, müssen wir in jeder Weise unsere Wachsamkeit und
|
|
den Kampf gegen den <I>Rechtsopportunismus</I> sowie gegen alle seine
|
|
konkreten Erscheinungsformen verstärken, eingedenk dessen,
|
|
daß seine Gefährlichkeit
|
|
[99]<A name="S99"></A> mit der Entfaltung der breiten Einheitsfront wachsen
|
|
wird. Es bestehen bereits Tendenzen zur Herabsetzung der Bedeutung der
|
|
Rolle der Kommunistischen Partei in den Reihen der Einheitsfront und
|
|
zur Versöhnung mit der sozialdemokratischen Ideologie. Man darf
|
|
nicht aus dem Auge lassen, daß die Einheitsfronttaktik die
|
|
Methode der anschaulichen Überzeugung der sozialdemokratischen
|
|
Arbeiter von der Richtigkeit der kommunistischen und von der
|
|
Unrichtigkeit der reformistischen Politik und nicht eine
|
|
<I>Versöhnung mit der sozialdemokratischen Ideologie und Praxis
|
|
ist.</I> Der erfolgreiche Kampf für die Herstellung der
|
|
Einheitsfront erfordert unbedingt einen ständigen Kampf in
|
|
unseren Reihen gegen die Tendenz der <I>Herabsetzung der Rolle der
|
|
Partei, </I>gegen die <I>legalistischen Illusionen, </I>gegen die
|
|
Einstellung auf <I>Spontaneität und Automatismus, </I>sowohl in
|
|
bezug auf die Liquidierung des Faschismus als auch bei der
|
|
Durchführung der Einheitsfront, gegen die <I>geringsten
|
|
Schwankungen im Augenblick des entscheidenden Handelns.</I></P>
|
|
<BLOCKQUOTE>»Es ist notwendig«, lehrt uns Genosse Stalin, »daß die
|
|
Partei in ihrer Arbeit es versteht, höchste Prinzipialität
|
|
(nicht zu verwechseln mit Sektierertum!) mit dem Maximum an
|
|
Verbindungen und Fühlung mit den Massen (nicht zu verwechseln mit ›Chwostismus‹! {* »Chwostismus« - Politik des Nachhinkens, Nachtrabpolitik.})
|
|
zu verknüpfen, denn ohne dies ist es der Partei
|
|
unmöglich, nicht nur die Massen zu lehren, sondern auch bei ihnen
|
|
zu lernen, nicht nur die Massen zu führen und sie auf das Niveau
|
|
der Partei emporzuheben, sondern auch auf die Stimme der Massen zu
|
|
lauschen und zu erraten, wo sie der Schuh drückt.« {** Stalin, »Über die Perspektiven der KPD und ihre Bolschewisierung«, »Prawda« vom 3. Februar 1925.}</BLOCKQUOTE><A name="32"></A>
|
|
<H4 align="center">DIE POLITISCHE EINHEIT DER ARBEITERKLASSE </H4>
|
|
<P>Genossen! Die Entwicklung der Einheitsfront des gemeinsamen
|
|
Kampfes der kommunistischen und sozialdemokratischen Arbeiter gegen
|
|
den Faschismus und die
|
|
[100]<A name="S100"></A> Kapitalsoffensive wirft auch die Frage der <I>politischen
|
|
Einheit, der einheitlichen politischen Massenpartei der Arbeiterklasse
|
|
</I> auf. Die sozialdemokratischen Arbeiter überzeugen sich an
|
|
Hand der Erfahrung immer mehr, daß der Kampf gegen den
|
|
Klassenfeind eine einheitliche politische Führung erfordert, da
|
|
die <I>Dualität der Führung </I> die weitere
|
|
Entwicklung und Verstärkung des einheitlichen Kampfes der
|
|
Arbeiterklasse erschwert.</P>
|
|
<P>Die Interessen des Klassenkampfes des Proletariats und der
|
|
Erfolg der proletarischen Revolution machen es gebieterisch notwendig,
|
|
daß in jedem Lande <I>eine einheitliche Partei </I> des
|
|
Proletariats bestehe. Dies zu erreichen, ist natürlich nicht so
|
|
leicht und einfach. Dies erfordert zähe Arbeit und zähen
|
|
Kampf und wird notwendigerweise ein mehr oder weniger langwieriger
|
|
Prozeß sein. Die kommunistischen Parteien müssen,
|
|
gestützt auf den wachsenden Drang der Arbeiter nach der
|
|
Vereinigung der sozialdemokratischen Parteien oder einzelner
|
|
Organisationen mit den kommunistischen Parteien, entschlossen und
|
|
zuversichtlich die Initiative der Durchführung dieser Vereinigung
|
|
in ihre Hand nehmen. Die Sache der Vereinigung der Kräfte der
|
|
Arbeiterklasse zu einer einheitlichen revolutionären
|
|
proletarischen Partei im Moment, da die internationale
|
|
Arbeiterbewegung in die Periode der Überwindung der Spaltung tritt,
|
|
ist <I>unsere Sache, </I> die Sache der Kommunistischen
|
|
Internationale.</P>
|
|
<P>Genügt aber zur Herstellung der Einheitsfront der
|
|
kommunistischen und sozialdemokratischen Parteien ein Abkommen
|
|
über den Kampf gegen den Faschismus, die Kapitalsoffensive und
|
|
den Krieg, so ist die Schaffung der politischen Einheit nur auf der
|
|
Grundlage einer Reihe von bestimmten Bedingungen prinzipiellen
|
|
Charakters möglich.</P>
|
|
<P>Diese Vereinigung ist nur möglich:</P>
|
|
<P><I>erstens, </I> unter der Bedingung der
|
|
<I>vollständigen Unabhängigkeit von der Bourgeoisie und des
|
|
vollständigen</I>
|
|
[101]<A name="S101"></A> <I>Aufgebens des Blocks der Sozialdemokratie mit der
|
|
Bourgeoisie;</I></P>
|
|
<P><I> </I> <I>zweitens, </I>unter der Bedingung, daß vorher die
|
|
<I>Aktionseinheit </I>hergestellt wird;</P>
|
|
<P><I>drittens, </I>unter der Bedingung, daß die Notwendigkeit
|
|
des <I>revolutionären Sturzes der Herrschaft der Bourgeoisie
|
|
</I>und der Aufrichtung der <I>Diktatur des Proletariats in der Form
|
|
von Sowjets </I>anerkannt wird;</P>
|
|
<P><I>viertens, </I>unter der Bedingung, daß darauf verzichtet
|
|
wird, die eigene Bourgeoisie im <I>imperialistischen Krieg zu
|
|
</I>unterstützen;</P>
|
|
<P><I>fünftens, </I>unter der Bedingung, daß die Partei auf
|
|
der Grundlage des <I>demokratischen Zentralismus </I>aufgebaut wird,
|
|
der die Einheit des Willens und der Aktion gewährleistet und an
|
|
Hand <I>der Erfahrung der russischen Bolschewiki</I> erprobt
|
|
wurde.</P>
|
|
<P>Wir müssen die sozialdemokratischen Arbeiter geduldig und
|
|
kameradschaftlich aufklären, warum die politische Einheit der
|
|
Arbeiterklasse ohne diese Bedingungen unmöglich ist. Zusammen mit
|
|
ihnen müssen wir Sinn und Bedeutung dieser Bedingungen
|
|
erörtern.</P>
|
|
<P>Warum ist zur Verwirklichung der politischen Einheit des
|
|
Proletariats die vollständige Unabhängigkeit von der
|
|
Bourgeoisie und das Aufgeben des Blocks der Sozialdemokratie mit der
|
|
Bourgeoisie nötig?</P>
|
|
<P>Weil die ganze Erfahrung der Arbeiterbewegung und insbesondere die
|
|
Erfahrung der 15 Jahre Koalitionspolitik in Deutschland gezeigt hat,
|
|
daß die Politik der Arbeitsgemeinschaft, die Politik der
|
|
Abhängigkeit von der Bourgeoisie zur Niederlage der
|
|
Arbeiterklasse und zum Sieg des Faschismus führt. Und nur der Weg
|
|
des unversöhnlichen Klassenkampfes gegen die Bourgeoisie, der Weg
|
|
der Bolschewiki ist der sichere Weg zum Siege.</P>
|
|
<P>Warum ist die vorherige Herstellung der Aktionseinheit die
|
|
Voraussetzung der politischen Einheit?</P>
|
|
<P>Weil die Aktionseinheit zur Zurückschlagung der Offensive
|
|
[102]<A name="S102"></A> des Kapitals und des Faschismus möglich und
|
|
notwendig ist bevor noch die Mehrheit der Arbeiter sich auf der
|
|
gemeinsamen politischen Plattform des Sturzes des Kapitalismus
|
|
vereinigt; die Ausarbeitung der Einheit der Auffassungen über die
|
|
grundlegenden Wege und die Ziele des Kampfes des Proletariats, ohne
|
|
die die Vereinigung der Parteien nicht möglich ist, erfordert
|
|
jedoch eine mehr oder weniger lange Zeit. Und am besten wird die
|
|
Einheit der Anschauungen im gemeinsamen Kampf gegen den Klassenfeind
|
|
<I>schon heute </I>ausgearbeitet. Statt der Einheitsfront die
|
|
sofortige Vereinigung vorschlagen, heißt, das Pferd hinter den
|
|
Wagen stellen und glauben, daß der Wagen vorwärtsgehen wird.
|
|
<I>(Heiterkeit.) </I>Gerade weil die Frage der politischen Einheit
|
|
für uns kein Manöver ist wie für viele
|
|
sozialdemokratische Führer, bestehen wir auf der Verwirklichung
|
|
der Aktionseinheit als einer der wichtigsten Etappen im Kampfe
|
|
für die politische Einheit.</P>
|
|
<P>Warum ist die Anerkennung des revolutionären Sturzes der
|
|
Bourgeoisie und der Aufrichtung der Diktatur des Proletariats in der
|
|
Form der Sowjetregierung notwendig?</P>
|
|
<P>Weil die Erfahrung des Sieges der großen Oktoberrevolution
|
|
einerseits und die bitteren Lehren in Deutschland, Österreich und
|
|
Spanien andererseits für die ganze Nachkriegsperiode von neuem
|
|
bestätigt haben, daß der Sieg des Proletariats nur durch den
|
|
revolutionären Sturz der Bourgeoisie möglich ist und daß
|
|
die Bourgeoisie die Arbeiterbewegung eher in einem Blutmeer ersticken
|
|
wird, als daß sie zuläßt, daß das Proletariat den
|
|
Sozialismus auf friedlichem Wege errichtet. Die Erfahrung der
|
|
Oktoberrevolution hat anschaulich gezeigt, daß der grundlegende
|
|
Inhalt der proletarischen Revolution die Frage der proletarischen
|
|
Diktatur ist, die berufen ist, den Widerstand der gestürzten
|
|
Ausbeuter zu unterdrücken, die Revolution für den Kampf mit
|
|
dem Imperialismus zu bewaffnen und die Revolution bis zum
|
|
vollständigen Sieg des Sozialismus zu führen. Um die
|
|
Diktatur des Proletariats
|
|
[103]<A name="S103"></A> als Diktatur der überwältigenden Mehrheit über
|
|
eine verschwindende Minderheit, die Ausbeuter, zu verwirklichen - und
|
|
nur als solche kann sie verwirklicht werden -, dazu sind die
|
|
<I>Sowjets </I> notwendig, die alle Schichten der Arbeiterklasse,
|
|
die Hauptmassen der Bauernschaft und andere Werktätige umfassen,
|
|
ohne deren Erwachen, ohne deren Eingliederung in die Front des
|
|
revolutionären Kampfes die Verankerung des Sieges des
|
|
Proletariats unmöglich ist.</P>
|
|
<P>Warum ist der Verzicht auf die Unterstützung der
|
|
Bourgeoisie im imperialistischen Krieg eine Vorbedingung der
|
|
politischen Einheit?</P>
|
|
<P>Weil die Bourgeoisie den imperialistischen Krieg um ihrer
|
|
räuberischen Ziele willen gegen die Interessen der
|
|
erdrückenden Mehrheit der Völker führt, unter welchem
|
|
Deckmantel der Krieg auch geführt werden mag. Weil alle
|
|
Imperialisten die fieberhaften Kriegsrüstungen mit der
|
|
äußersten Verstärkung der Ausbeutung und
|
|
Unterdrückung der Werktätigen im Lande verbinden. Die
|
|
Bourgeoisie in einem solchen Kriege zu unterstützen, bedeutet
|
|
Verrat an den Interessen des Landes und an der internationalen
|
|
Arbeiterklasse üben.</P>
|
|
<P>Warum ist schließlich der Aufbau der Partei auf der
|
|
Grundlage des demokratischen Zentralismus eine Vorbedingung der
|
|
Einheit?</P>
|
|
<P>Weil nur eine auf der Grundlage des demokratischen Zentralismus
|
|
aufgebaute Partei imstande ist, die Willens- und Aktionseinheit zu
|
|
gewährleisten, weil nur sie imstande ist, das Proletariat zum
|
|
Siege über die Bourgeoisie zu führen, die über eine so
|
|
mächtige Waffe wie der zentralisierte Staatsapparat verfügt.
|
|
Die Anwendung des Prinzips des demokratischen Zentralismus hat an Hand
|
|
der Erfahrungen der russischen bolschewistischen Partei, der Partei
|
|
Lenins und Stalins, eine glänzende historische Prüfung
|
|
bestanden.</P>
|
|
<P>Ja, Genossen, wir sind für die einheitliche politische
|
|
[104]<A name="S104"></A> Massenpartei der Arbeiterklasse. Daher aber die Notwendigkeit,
|
|
wie Genosse Stalin sagt:
|
|
<P></P>
|
|
<BLOCKQUOTE>»einer Kampfpartei, einer revolutionären Partei, die
|
|
kühn genug ist, um das Proletariat in den Kampf um die Macht zu
|
|
führen, die genügend Erfahrung hat, um sich in den
|
|
komplizierten Verhältnissen der revolutionären Situation
|
|
zurechtzufinden und genügend Elastizität besitzt, um allen
|
|
Klippen auf dem Wege zum Ziele auszuweichen.« {* Stalin, »Probleme des Leninismus«, Erste Folge, S. 96.}</BLOCKQUOTE>
|
|
<P>Daher ist es notwendig, die politische Vereinigung auf Grund der
|
|
angeführten Bedingungen anzustreben.</P>
|
|
<P>Wir sind für die politische Einheit der Arbeiterklasse!
|
|
Deshalb sind wir bereit, mit allen Sozialdemokraten, die für die
|
|
Einheitsfront sind und die Vereinigung nach den erwähnten
|
|
Grundsätzen aufrichtig unterstützen, auf das engste
|
|
zusammenzuarbeiten. Doch gerade deshalb, weil wir für die
|
|
Vereinigung sind, werden wir entschlossen gegen alle »linken« Demagogen kämpfen, die die Enttäuschung der
|
|
sozialdemokratischen Arbeiter zur Schaffung neuer sozialistischer
|
|
Parteien oder Internationalen ausnützen wollen, die sich gegen
|
|
die kommunistische Bewegung richten und damit die Spaltung der
|
|
Arbeiterklasse vertiefen.</P>
|
|
<P>Wir begrüßen das zunehmende Streben der
|
|
sozialdemokratischen Arbeiter nach der Einheitsfront mit den
|
|
Kommunisten. In dieser Tatsache erblicken wir das Erstarken ihres
|
|
revolutionären Bewußtseins und die beginnende Überwindung
|
|
der Spaltung der Arbeiterklasse. In der Überzeugung, daß die
|
|
Aktionseinheit eine dringende Notwendigkeit und der sicherste Weg zur
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Schaffung auch der politischen Einheit des Proletariats ist,
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erklären wir, daß die Kommunistische Internationale und ihre
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Sektionen bereit sind, Verhandlungen mit der II. Internationale und
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ihren Sektionen aufzunehmen über die Herstellung der Einheit der
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Arbeiterklasse im Kampfe gegen die Kapitalsoffensive, gegen den
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Faschismus und gegen die Gefahr eines imperialistischen Krieges.
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<I>(Beifall.)</I> [105]<A name="S105"></A></P><A name="4"></A>
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<H3 align="center">SCHLUSSFOLGERUNGEN</H3>
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<P>Genossen !</P>
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<P>Ich schließe meinen Bericht. Wie ihr seht, tragen wir der
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seit dem VI. Kongreß geänderten Lage, den Lehren unseres
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Kampfes Rechnung und stellen, gestützt auf den bereits erreichten
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Grad der Konsolidierung unserer Parteien eine Reihe von Fragen und vor
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allem die Frage der Einheitsfront und des Herangehens an die
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Sozialdemokratie, an die reformistischen Gewerkschaften und die
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anderen Massenorganisationen, auf <I>neue </I>Art.</P>
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<P>Es gibt Neunmalweise, die in alledem eine Abkehr von unseren
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prinzipiellen Positionen, irgendeine Abschwenkung von der Linie des
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Bolschewismus wittern. Nun ja, das hungrige Huhn, sagt man bei uns in
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Bulgarien, träumt immer von Hirse. <I>(Heiterkeit,
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stürmischer Beifall.)</I></P>
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<P>Mögen sie das glauben, diese politischen Hühner.
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<I>(Heiterkeit, stürmischer Beifall.)</I></P>
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<P>Uns interessiert dies wenig. Für uns ist es wichtig,
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daß unsere eigenen Parteien und die breiten Massen der ganzen
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Welt richtig begreifen, was wir anstreben.</P>
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<P>Wir wären keine revolutionären Marxisten, Leninisten,
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würdige Schüler von Marx-Engels-Lenin-Stalin, wenn wir nicht
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gemäß der geänderten Lage und den in der
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internationalen Arbeiterbewegung vor sich gehenden Verschiebungen
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unsere Politik und Taktik entsprechend <I>umstellten.</I></P>
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<P>Wir wären keine wirklichen Revolutionäre, wenn wir
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nicht aus der eigenen Erfahrung und der Erfahrung der Massen lernten.</P>
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<P>Wir wollen, daß unsere Parteien in den kapitalistischen
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[106]<A name="S106"></A> Ländern als <I>wirkliche politische Parteien der
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Arbeiterklasse </I>auftreten und wirken, daß sie tatsächlich
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die Rolle eines <I>politischen Faktors </I>im Leben ihres Landes
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spielen, daß sie stets eine <I>aktive bolschewistische
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Massenpolitik </I>betreiben und <I>sich nicht auf Propaganda und
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Kritik allein und bloße Aufrufe zum Kampf um die Diktatur des
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Proletariats beschränken.</I>
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<P></P>
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<P><I>Wir sind Feinde jedes Schematismus. </I>Wir wollen die
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konkrete Lage in jedem Moment und an jedem gegebenen Ort
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berücksichtigen und nicht überall <I>nach einer bestimmten
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Schablone </I>handeln, wir wollen nicht vergessen, daß unter
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<I>verschiedenen </I>Bedingungen die Stellungnahme der Kommunisten
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nicht <I>die gleiche </I>sein kann.</P>
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<P>Wir wollen <I>alle Etappen </I>in der Entwicklung des
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Klassenkampfes und im Wachstum des Klassenbewußtseins der Massen
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selbst nüchtern berücksichtigen, es verstehen, in jeder
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Etappe die dieser Etappe <I>entsprechenden konkreten </I>Aufgaben der
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revolutionären Bewegung zu finden und zu lösen.</P>
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<P>Wir wollen eine <I>gemeinsame Sprache </I>mit den breitesten
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Massen finden, um den Kampf gegen den Klassenfeind zu führen, wir
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wollen Mittel und Wege finden, um die <I>Isolierung der
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revolutionären Avantgarde </I>von den Massen des Proletariats und
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allen Werktätigen endgültig zu überwinden und auch, um
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die verhängnisvolle <I>Isolierung der Arbeiterklasse selbst
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</I>von ihren natürlichen Verbündeten im Kampfe gegen die
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Bourgeoisie, gegen den Faschismus zu überwinden.</P>
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<P>Wir wollen immer breitere Massen in den revolutionären
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Klassenkampf hineinziehen und sie zur proletarischen Revolution
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heranführen, <I>ausgehend von ihren brennenden Interessen und
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Nöten </I>und auf Grund ihrer eigenen Erfahrung.</P>
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<P>Wir wollen, dem Beispiel unserer ruhmreichen russischen
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Bolschewiki, dem Beispiel der führenden Partei
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[107]<A name="S107"></A> der Kommunistischen Internationale, der Kommunistischen Partei
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der Sowjetunion, folgend, den <I>revolutionären Heldenmut </I>der
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deutschen, spanischen, österreichischen und anderen Kommunisten
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mit <I>echtem revolutionären Realismus </I>verbinden und mit den
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letzten Resten scholastischer Hohlschwätzerei über ernste
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politische Fragen aufräumen.</P>
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<P>Wir wollen unsere Parteien allseitig ausrüsten für die
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Lösung der überaus komplizierten politischen Aufgaben, vor
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denen sie stehen. Dazu müssen wir ihr <I>theoretisches Niveau
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</I>immer höher heben, sie im Geiste des lebendigen
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Marxismus-Leninismus und nicht eines toten Doktrinärtums
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erziehen.</P>
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<P>Wir wollen aus unseren Reihen das <I>selbstzufriedene
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Sektierertum </I>ausmerzen, das uns in erster Linie den Weg zu den
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Massen versperrt und die Durchführung einer wirklich
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bolschewistischen Massenpolitik hindert. Wir wollen den Kampf gegen
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alle konkreten Äußerungen des <I>Rechtsopportunismus </I>in
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jeder Weise verstärken, eingedenk dessen, daß die Gefahr von
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dieser Seite gerade in der Praxis der Durchführung unserer
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Massenpolitik und unseres Massenkampfes sich verstärken wird.</P>
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<P>Wir wollen, daß die Kommunisten in jedem Lande <I>alle
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Lehren </I>aus ihrer eigenen Erfahrung, als der Erfahrung der
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revolutionären Vorhut des Proletariats rechtzeitig ziehen und
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auswerten. Wir wollen, <I>daß sie möglichst schnell lernen,
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im stürmischen Meer des Klassenkampfes zu schwimmen </I>und
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nicht als Beobachter und Registratoren der heranstürmenden Wogen
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auf dem Ufer bleiben und auf gut Wetter warten. <I>(Beifall.)</I></P>
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<P>Das ist es, war wir wollen!</P>
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<P><I>Und wir wollen das alles deshalb, weil die Arbeiterklasse,
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an der Spitze aller Werktätigen, zusammengeschlossen zu einer von
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der Kommunistischen Internationale geführten revolutionären
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Millionenarmee, mit einem</I>
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[108]<A name="S108"></A> <I>so großen, weisen Steuermann wie unser Führer
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Genosse Stalin (stürmischer^Beifall),
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nur auf diesem Wege sicher
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imstande sein wird, ihre historische Mission zu erfüllen, - den
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Faschismus und zusammen mit ihm den Kapitalismus vom Antlitz der Erde
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hinwegzufegen!</I></P>
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<P>(Alle erheben sich von ihren Plätzen und bereiten Genossen
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Dimitroff eine stürmische Ovation.</P>
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<P>Von allen Seiten Rufe der Delegierten in verschiedenen Sprachen: »Hurra, es lebe Genosse Dimitroff!«</P>
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<P>Machtvoll ertönt die »Internationale« in allen Sprachen der
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Welt.</P>
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<P>Wiederholter zunehmender Beifallssturm. Die Delegierten erheben
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die Fäuste zum »Rot Front«-Gruß.</P>
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<P>Rufe: »Es lebe Genosse Stalin, es lebe Genosse Dimitroff!«</P>
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<P>Ruf: »Genossen Dimitroff, dem Bannerträger der Komintern,
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ein bolschewistisches Hurra!«</P>
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<P>Ruf in bulgarischer Sprache: »Genossen Dimitroff, dem heroischen
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Kämpfer der Kommunistischen Internationale gegen den Faschismus,
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ein Hurra!«</P>
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<P>Die Delegationen singen eine nach der anderen ihre
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revolutionären Lieder: die italienische die »Bandiera rossa«, die
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französische die »Carmagnole«, die deutsche den »Roten Wedding«,
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die chinesische den »Marsch der chinesischen Roten Armee«.)</P>
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<P>[109] [110]</P>
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<HR noshade>
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<A name="5"></A>
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<IMG src="umschlag2.jpg" align="middle" width="600" height="886">
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</DIV>
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<HR size="1" align="left" width="200">
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<P><SMALL>Pfad: »../gd/«<BR>
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Verknüpfte Dateien: »<A href="http://www.mlwerke.de/css/format.css">../css/format.css</A>«, »<A href="haende.gif">haende.gif</A>«, »<A href="umschlag2.jpg">umschlag2.jpg</A>«</SMALL></P>
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<HR size="1">
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<TABLE width="100%" border="0" align="center" cellspacing="0" cellpadding="0">
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<TR>
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<TD align="center" width="49%" height="20" valign="middle"><A href="../index.htm"><SMALL>MLWerke</SMALL></A>
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</TD>
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<TD align="center">|
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</TD>
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<TD align="center" width="49%" height="20" valign="middle"><A href="default.htm"><SMALL>Georgi Dimitroff</SMALL></A>
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</TD>
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</TR>
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</TABLE>
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</BODY>
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</HTML>
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