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<title>Lenin: Staat und Revolution</title>
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<TD ALIGN="CENTER" width= 299 height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><FONT size=2><A HREF="../default.htm"><FONT color=#CC3333><= Inhaltsverzeichnis W. I. Lenin</A></TD>
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<h3>
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W.I. Lenin</h3>
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<h3>
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Gedruckt nachzulesen in: Lenin Werke, Band 25, Seite 393 - 507, Dietz Verlag Berlin, 1972</h3>
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<hr>
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<h1>
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Staat und Revolution Teil 2</h1></center>
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<hr>
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<center>
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<h2>
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II. Kapitel</h2></center>
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<center>Staat und Revolution
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<p>Die Erfahrungen der Jahre 1848 - 1851</center>
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<p>1. Der Vorabend der Revolution
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<p>Die ersten Werke des reifen Marxismus, "Das Elend der Philosophie" und
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das "Kommunistische Manifest", stammen aus der Zeit unmittelbar vor dem
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Ausbruch der Revolution von 1848. Infolgedessen besitzen wir hier neben
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einer Darlegung der allgemeinen Grundlagen des Marxismus bis zu einem gewissen
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Grade ein Spiegelbild der damaligen konkreten revolutionären Situation,
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und so wäre es zweckmäßig, zu untersuchen, was die Verfasser
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dieser Werke über den Staat ausführten, unmittelbar bevor sie
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ihre Schlußfolgerungen aus den Erfahrungen der Jahre 1848 - 1851
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zogen.
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<p>"Die arbeitende Klasse", schreibt Marx im "Elend der Philosophie", "wird
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im Laufe der Entwicklung an die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft
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eine Assoziation setzen, welche die Klassen und ihren Gegensatz ausschließt,
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und es wird keine eigentliche politische Gewalt mehr geben, weil gerade
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die politische Gewalt der offizielle Ausdruck des Klassengegensatzes innerhalb
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der bürgerlichen Gesellschaft ist." (S. 182 der deutschen Ausgabe
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von 1885.) (9)
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<p>Es ist lehrreich, dieser allgemeinen Darlegung des Gedankens über
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das Verschwinden des Staates nach der Aufhebung der Klassen die Ausführungen
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gegenüberzustellen, die in dem einige Monate später, nämlich
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im November 1847, von Marx und Engels verfaßten "Kommunistischen
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Manifest" enthalten sind:
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<p>"Indem wir die allgemeinsten Phasen der Entwicklung des Proletariats
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zeichneten, verfolgten wir den mehr oder minder versteckten Bürgerkrieg
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innerhalb der bestehenden Gesellschaft bis zu dem Punkt, wo er in eine
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offene Revolution ausbricht und durch den gewaltsamen Sturz der Bourgeoisie
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das Proletariat seine Herrschaft begründet."
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<p>"Wir sahen schon oben, daß der erste Schritt in der Arbeiterrevolution
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die Erhebung des Proletariats zur herrschenden Klasse, die Erkämpfung
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der Demokratie ist.
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<p>Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der
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Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente
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in den Händen des Staates, d.h. des als herrschende Klasse organisierten
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Proletariats zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte
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möglichst rasch zu vermehren." (S. 31 und 37, siebente deutsche Ausgabe
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1906.) (10)
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<p>Hier haben wir die Formulierung einer der bedeutsamsten und wichtigsten
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Ideen des Marxismus in der Frage des Staates, nämlich der Idee der
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"Diktatur des Proletariats" (wie Marx und Engels nach der Pariser Kommune
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sich auszudrücken begannen), ferner eine höchst interessante
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Definition des Staates, die gleichfalls zu den "vergessenen Worten" des
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Marxismus gehört. "DER STAAT, DAS HEIßT DAS ALS HERRSCHENDE
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KLASSE ORGANISIERTE PROLETARIAT".
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<p>Nicht nur, daß diese Definition des Staates niemals in der herrschenden
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Propaganda- und Agitationsliteratur der offiziellen sozialdemokratischen
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Parteien erläutert worden ist. Mehr als das. Sie ist geradezu vergessen
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worden, da sie mit dem Reformismus völlig unvereinbar ist, da sie
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den landläufigen opportunistischen Vorurteilen und kleinbürgerlichen
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Illusionen über eine "friedliche Entwicklung der Demokratie" ins Gesicht
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schlägt.
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<p>Das Proletariat braucht den Staat - das wiederholen alle Opportunisten,
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Sozialchauvinisten und Kautskyaner, wobei sie beteuern, dies sei die Lehre
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von Marx, sie "VERGESSEN" aber hinzuzufügen, daß erstens das
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Proletariat nach Marx nur einen absterbenden Staat braucht, d.h. einen
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Staat, der so beschaffen ist, daß er sofort abzusterben beginnt und
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zwangsläufig absterben muß. Und zweitens brauchen die Werktätigen
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den "Staat", "das heißt das als herrschende Klasse organisierte Proletariat".
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<p>Der Staat ist eine besondere Machtorganisation, eine Organisation der
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Gewalt zur Unterdrückung einer Klasse. Welche Klasse aber muß
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vom Proletariat unterdrückt werden? Natürlich nur die Ausbeuterklasse,
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d.h. die Bourgeoisie. Die Werktätigen brauchen den Staat nur, um den
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Widerstand der Ausbeuter niederzuhalten, aber dieses Niederhalten zu leiten,
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in die Tat umzusetzen ist allein das Proletariat imstande als die einzige
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konsequent revolutionäre Klasse, als einzige Klasse, die fähig
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ist, alle Werktätigen und Ausgebeuteten im Kampf gegen die Bourgeoisie,
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im Kampf um deren völlige Beseitigung zu vereinigen.
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<p>Die ausbeutenden Klassen bedürfen der politischen Herrschaft im
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Interesse der Aufrechterhaltung der Ausbeutung, d.h. im eigennützigen
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Interesse einer verschwindend kleinen Minderheit gegen die ungeheure Mehrheit
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des Volkes. Die ausgebeuteten Klassen bedürfen der politischen Herrschaft
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im Interesse der völligen Aufhebung jeder Ausbeutung, d.h. im Interesse
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der ungeheuren Mehrheit des Volkes gegen die verschwindend kleine Minderheit
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der modernen Sklavenhalter, d.h. der Gutsbesitzer und Kapitalisten.
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<p>Die kleinbürgerlichen Demokraten, diese Pseudosozialisten, die
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den Klassenkampf durch Träumereien von Klassenharmonie ersetzen, stellten
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sich auch die sozialistische Umgestaltung träumerisch vor, nicht als
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Sturz der Herrschaft der ausbeutenden Klasse, sondern als friedliche Unterordnung
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der Minderheit unter die sich ihrer Aufgaben bewußt gewordene Mehrheit.
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Diese mit der Anerkennung eines über den Klassen stehenden Staates
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unzertrennlich verbundene kleinbürgerliche Utopie führt in der
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Praxis zum Verrat an den Interessen der werktätigen Klassen, wie dies
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z.B. die Geschichte der französischen Revolutionen von 1848 und 1871,
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wie dies die Erfahrungen der Beteiligung von "Sozialisten" an bürgerlichen
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Regierungen in England, Frankreich, Italien und anderen Ländern am
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Ausgang des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gezeigt haben.
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<p>Marx bekämpfte sein ganzes Leben lang diesen kleinbürgerlichen
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Sozialismus, der jetzt in Rußland durch die Parteien der Sozialrevolutionäre
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und Menschewiki zu neuem Leben erweckt worden ist. Marx hat die Lehre vom
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Klassenkampf konsequent bis zu der Lehre von der politischen Macht, vom
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Staat, entwickelt.
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<p>Die Herrschaft der Bourgeoisie stürzen kann nur das Proletariat
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als besondre Klasse, deren wirtschaftliche Existenzbedingungen es darauf
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vorbereiten, ihm die Möglichkeit und die Kraft geben, diesen Sturz
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zu vollbringen. Während die Bourgeoisie die Bauernschaft und alle
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kleinbürgerlichen Schichten zersplittert und zerstäubt, schließt
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sie das Proletariat zusammen, einigt und organisiert es. Nur das Proletariat
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ist - kraft seiner ökonomischen Rolle in der Großproduktion
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- fähig, der Führer ALLER werktätigen und ausgebeuteten
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Massen zu sein, die von der Bourgeoisie vielfach nicht weniger, sondern
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noch mehr ausgebeutet, geknechtet und unterdrückt werden als die Proletarier,
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aber zu einem SELBSTÄNDIGEN Kampf um ihre Befreiung nicht fähig
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sind.
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<p>Die Lehre vom Klassenkampf, von Marx auf die Frage des Staates und der
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sozialistischen Revolution angewandt, führt notwendig zur Anerkennung
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der POLITISCHEN HERRSCHAFT des Proletariats, seiner Diktatur, d.h. einer
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mit niemand geteilten und sich unmittelbar auf die bewaffnete Gewalt der
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Massen stützenden Macht. Der Sturz der Bourgeoisie ist nur zu verwirklichen
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durch die Erhebung des Proletariats zur HERRSCHENDEN KLASSE, die fähig
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ist, den unvermeidlichen, verzweifelten Widerstand der Bourgeoisie niederzuhalten
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und für die Neuordnung der Wirtschaft ALLE werktätigen und ausgebeuteten
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Massen zu organisieren.
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<p>Das Proletariat braucht die Staatsgewalt, eine zentralisierte Organisation
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der Macht, eine Organisation der Gewalt sowohl zur Unterdrückung des
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Widerstands der Ausbeuter als auch zur LEITUNG der ungeheuren Masse der
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Bevölkerung, der Bauernschaft, des Kleinbürgertums, der Halbproletarier,
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um die sozialistische Wirtschaft "in Gang zu bringen". Durch die Erziehung
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der Arbeiterpartei erzieht der Marxismus die Avantgarde des Proletariats,
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die fähig ist, die Macht zu ergreifen und DAS GANZE VOLK zum Sozialismus
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ZU FÜHREN, die neue Ordnung zu leiten und zu organisieren, Lehrer,
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Leiter, Führer aller Werktätigen und Ausgebeuteten zu sein bei
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der Gestaltung ihres gesellschaftlichen Lebens ohne die Bourgeoisie und
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gegen die Bourgeoisie. Der heute herrschende Opportunismus dagegen erzieht
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in der Arbeiterpartei die Vertreter der besser bezahlten Arbeiter, die
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sich den Massen entfremden und sich unter dem Kapitalismus leidlich "einzurichten"
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wissen, die ihr Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht verkaufen,
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d.h. auf die Rolle revolutionärer Führer des Volkes gegen die
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Bourgeoisie verzichten.
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<p>"Der Staat, das heißt das als herrschende Klasse organisierte
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Proletariat" - diese Theorie von Marx ist untrennbar verbunden mit seiner
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ganzen Lehre von der revolutionären Rolle des Proletariats in der
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Geschichte. Die Vollendung dieser Rolle ist die proletarische Diktatur,
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die politische Herrschaft des Proletariats.
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<p>Wenn aber das Proletariat den Staat als eine BESONDERE Organisation
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der Gewalt GEGEN die Bourgeoisie braucht, so drängt sich von selbst
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die Frage auf, ob es denkbar ist, eine solche Organisation zu schaffen
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ohne vorherige Abschaffung, ohne Zerstörung der Staatsmaschine, die
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die Bourgeoisie FÜR SICH geschaffen hat. Zu dieser Schlußfolgerung
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führt uns unmittelbar das "Kommunistische Manifest", und von ihr spricht
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Marx, wenn er das Fazit aus den Erfahrungen der Revolution von 1848 bis
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1851 zieht.
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<p>2. Die Ergebnisse der Revolution
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<p>In der uns interessierenden Frage des Staates zieht Marx das Fazit der
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Revolution von 1848 - 1851 in folgenden Ausführungen seines Werkes
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"Der Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte": "Aber die Revolution ist
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gründlich. Sie ist noch auf der Reise durch das Fegefeuer begriffen.
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Sie vollbringt ihr Geschäft mit Methode. Bis zum 2. Dezember 1851"
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(dem Tag des Staatsstreichs Louis Bonapartes) "hatte sie die eine Hälfte
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ihrer Vorbereitung absolviert, sie absolviert jetzt die andere. Sie vollendete
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erst die parlamentarische Gewalt, um sie stürzen zu können. Jetzt,
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wo sie dies erreicht, vollendet sie die EXEKUTIVGEWALT, reduziert sie auf
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ihren reinsten Ausdruck, isoliert sie, stellt sie sich als einzigen Vorwurf
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gegenüber, UM ALLE IHRE KRÄFTE DER ZERSTÖRUNG GEGEN SIE
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ZU KONZENTRIEREN" (von uns hervorgehoben). "Und wenn sie diese zweite Hälfte
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ihrer Vorarbeit vollbracht hat, wird Europa von seinem Sitze aufspringen
|
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und jubeln: Brav gewühlt, alter Maulwurf!
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<p>Diese Exekutivgewalt mit ihrer ungeheuern bürokratischen und militärischen
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Organisation, mit ihrer weitschichtigen und künstlichen Staatsmaschinerie,
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ein Beamtenheer von einer halben Million neben einer Armee von einer andern
|
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halben Million, dieser fürchterliche Parasitenkörper, der sich
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wie eine Netzhaut um den Leib der französischen Gesellschaft schlingt
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und ihr alle Poren verstopft, entstand in der Zeit der absoluten Monarchie,
|
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beim Verfall des Feudalwesens, den er beschleunigen half." Die erste französische
|
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Revolution entwickelte die Zentralisation, "... aber zugleich den Umfang,
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die Attribute und die Handlanger der Regierungsgewalt. Napoleon vollendete
|
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diese Staatsmaschinerie. Die legitime Monarchie und die Julimonarchie fügten
|
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nichts hinzu als eine größere Teilung der Arbeit..."
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<p>"Die parlamentarische Republik endlich sah sich in ihrem Kampfe wider
|
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die Revolution gezwungen, mit den Repressivmaßregeln die Mittel und
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die Zentralisation der Regierungsgewalt zu verstärken. ALLE UMWÄLZUNGEN
|
|
VERVOLLKOMMNETEN DIESE MASCHINE STATT SIE ZU BRECHEN" (von uns hervorgehoben).
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"Die Parteien, die abwechselnd um die Herrschaft rangen, betrachteten die
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Besitznahme dieses ungeheuren Staatsgebäudes als die Hauptbeute des
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Siegers." ("Der Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte", S. 98 und 99,
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vierte Auflage, Hamburg 1907.) (11)
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<p>In diesen großartigen Ausführungen macht der Marxismus im
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Vergleich zum "Kommunistischen Manifest" einen gewaltigen Schritt vorwärts.
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Dort wird die Frage des Staates noch äußerst abstrakt, in ganz
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allgemeinen Begriffen und Wendungen behandelt. Hier wird die Frage konkret
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gestellt, und es wird eine äußerst genaue, bestimmte, praktisch-greifbare
|
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Schlußfolgerung gezogen: Alle früheren Revolutionen haben die
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Staatsmaschinerie vervollkommnet, aber man muß sie zerschlagen, zerbrechen.
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<p>Diese Folgerung ist das Hauptsächliche, das Grundlegende in der
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Lehre des Marxismus vom Staat. Und gerade dies Grundlegende ist von den
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|
herrschenden offiziellen sozialdemokratischen Parteien nicht nur total
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VERGESSEN, sondern auch (wie wir weiter unten sehen werden) von dem prominentesten
|
|
Theoretiker der II. Internationale, K. Kautsky, direkt ENTSTELLT worden.
|
|
<p>Im "Kommunistischen Manifest" sind die allgemeinen Ergebnisse der Geschichte
|
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zusammengefaßt, die uns veranlassen, im Staat ein Organ der Klassenherrschaft
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zu sehen, und uns zu dem unbedingten Schluß führen, daß
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das Proletariat die Bourgeoisie nicht stürzen kann, ohne vorher die
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politische Macht erobert, ohne die politische Herrschaft erlangt und den
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Staat in das "als herrschende Klasse organisierte Proletariat" verwandelt
|
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zu haben, und daß dieser proletarische Staat sofort nach seinem Sieg
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beginnen wird abzusterben, denn in einer Gesellschaft ohne Klassengegensätze
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ist der Staat unnötig und unmöglich. Hier wird nicht die Frage
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aufgeworfen, wie - vom Standpunkt der historischen Entwicklung aus gesehen
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- diese Ablösung des bürgerlichen Staates durch den proletarischen
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erfolgen soll.
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<p>Eben diese Frage stellt und löst Marx im Jahre 1852. Getreu seiner
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Philosophie des dialektischen Materialismus, nimmt Marx als Grundlage die
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historische Erfahrung der großen Revolutionsjahre 1848 bis 1851.
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Die Lehre von Marx ist wie stets, so auch hier, eine von tiefer philosophischer
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Weltanschauung und reicher Kenntnis der Geschichte durchdrungene ZUSAMMENFASSUNG
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DER ERFAHRUNG.
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<p>Die Frage des Staates wird konkret gestellt: Wie ist der bürgerliche
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Staat, diese für die Herrschaft der Bourgeoisie notwendige Staatsmaschinerie,
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historisch entstanden? Welcherart sind ihre Veränderungen, welches
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ist ihre Evolution im Verlauf der bürgerlichen Revolutionen und angesichts
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der selbständigen Aktionen der unterdrückten Klassen? Welches
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sind die Aufgaben des Proletariats in bezug auf diese Staatsmaschinerie?
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<p>Die der bürgerlichen Gesellschaft eigentümliche Staatsgewalt
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entstand in der Epoche des Niedergangs des Absolutismus. Zwei Institutionen
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sind für diese Staatsmaschinerie besonders kennzeichnend: das Beamtentum
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und das stehende Heer. Wie diese Institutionen durch tausenderlei Fäden
|
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namentlich mit der Bourgeoisie verknüpft sind, davon ist in den Werken
|
|
von Marx und Engels oft die Rede. Die Erfahrungen eines jeden Arbeiters
|
|
verdeutlichen diesen Zusammenhang mit der größten Anschaulichkeit
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und Eindringlichkeit. Die Arbeiterklasse lernt diesen Zusammenhang am eigenen
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Leibe kennen, deshalb erfaßt sie auch so leicht die Wissenschaft
|
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von der Unvermeidlichkeit dieses Zusammenhangs und eignet sie sich so gründlich
|
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an, eine Wissenschaft, die die kleinbürgerlichen Demokraten entweder
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|
aus Unwissenheit und Leichtfertigkeit ablehnen oder noch leichtfertiger
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"im allgemeinen" anerkennen, wobei sie vergessen, die entsprechenden praktischen
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|
Konsequenzen zu ziehen.
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<p>Beamtentum und stehendes Heer, das sind die "Schmarotzer" am Leib der
|
|
bürgerlichen Gesellschaft, Schmarotzer, die aus inneren Widersprüchen,
|
|
die diese Gesellschaft zerklüften, entstanden sind, aber eben Parasiten,
|
|
die die Lebensporen "verstopfen". Der jetzt in der offiziellen Sozialdemokratie
|
|
herrschende kautskyanische Opportunismus hält die Anschauung, die
|
|
im Staat einen PARASITÄREN ORGANISMUS erblickt, für ein besonderes
|
|
und ausschließliches Attribut des Anarchismus. Diese Entstellung
|
|
des Marxismus paßt natürlich den Kleinbürgern ausgezeichnet,
|
|
die den Sozialismus bis zu der unerhörten Schmach einer Rechtfertigung
|
|
und Beschönigung des imperialistischen Krieges herabgewürdigt
|
|
haben, indem sie den Begriff der "Vaterlandsverteidigung" auf diesen Krieg
|
|
anwandten, aber dennoch bleibt es unbedingt eine Entstellung.
|
|
<p>Durch alle bürgerlichen Revolutionen hindurch, die Europa seit
|
|
dem Verfall des Feudalismus in großer Anzahl erlebt hat, zieht sich
|
|
die Entwicklung, Vervollkommnung und Festigung dieses Beamten- und Militärapparats.
|
|
Insbesondere wird gerade das Kleinbürgertum auf die Seite der Großbourgeoisie
|
|
hinübergezogen und ihr weitgehend unterworfen vermittels dieses Apparats,
|
|
der den oberen Schichten der Bauernschaft, der kleinen Handwerker, Händler
|
|
u.a. verhältnismäßig bequeme, ruhige und ehrenvolle Pöstchen
|
|
verschafft, die deren Inhaber ÜBER das Volk erheben. Man betrachte,
|
|
was in Rußland während des halben Jahres nach dem 27. Februar
|
|
1917 vor sich gegangen ist: Beamtenstellen, die früher vorzugsweise
|
|
den Schwarzhundertern zufielen, sind zum Beuteobjekt der Kadetten, Menschewiki
|
|
und Sozialrevolutionäre geworden. An irgendwelche ernste Reformen
|
|
dachte man im Grunde genommen nicht, man war bemüht, sie "bis zur
|
|
Konstituierenden Versammlung" hinauszuschieben - die Einberufung der Konstituierenden
|
|
Versammlung aber so sachte bis zum Kriegsende zu verschleppen! Mit der
|
|
Teilung der Beute, mit der Besetzung der Posten der Minister, der Vizeminister,
|
|
der Generalgouverneure usw. usf. zögerte man dagegen nicht und wartete
|
|
man auf keine Konstituierende Versammlung! Das Spiel mit den verschiedenen
|
|
Kombinationen bei der Bildung der Regierungen war im Grunde lediglich der
|
|
Ausdruck dieser Teilung und Neuverteilung der "Beute", die sowohl oben
|
|
als auch unten, im ganzen Lande, in der ganzen zentralen und lokalen Verwaltung
|
|
vor sich geht. Das Ergebnis, das objektive Ergebnis des halben Jahres vom
|
|
27. Februar bis zum 27. August 1917 steht fest: Die Reformen sind zurückgestellt,
|
|
die Verteilung der Beamtenpöstchen hat stattgefunden, und die "Fehler"
|
|
in der Verteilung werden durch einige Neuverteilungen wiedergutgemacht.
|
|
<p>Doch je mehr im Beamtenapparat "Neuverteilungen" der Posten unter die
|
|
verschiedenen bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien (unter
|
|
die Kadetten, Sozialrevolutionäre und Menschewiki, wenn man das russische
|
|
Beispiel nimmt) stattfinden, um so klarer wird den unterdrückten Klassen
|
|
und dem Proletariat an ihrer Spitze ihre unversöhnliche Feindschaft
|
|
gegenüber der GANZEN bürgerlichen Gesellschaft. Hieraus ergibt
|
|
sich für alle bürgerlichen Parteien, selbst für die demokratischsten
|
|
und darunter für die "revolutionär-demokratischen", die Notwendigkeit,
|
|
die Repressalien gegen das revolutionäre Proletariat zu verschärfen,
|
|
den Repressionsapparat, d.h. diese selbe Staatsmaschinerie zu verstärken.
|
|
Dieser Gang der Ereignisse zwingt die Revolution, "ALLE IHRE KRÄFTE
|
|
DER ZERSTÖRUNG ZU KONZENTRIEREN" gegen die Staatsgewalt, zwingt sie,
|
|
sich nicht die Verbesserung der Staatsmaschinerie, sondern ihre ZERSTÖRUNG,
|
|
ihre VERNICHTUNG zur Aufgabe zu machen.
|
|
<p>Nicht logische Erwägungen, sondern die tatsächliche Entwicklung
|
|
der Ereignisse, die lebendige Erfahrung der Jahre 1848 - 1851 haben dazu
|
|
geführt, daß diese Aufgabe so gestellt wurde. Wie streng sich
|
|
Marx an die der geschichtlichen Erfahrung zugrunde liegenden Tatsachen
|
|
hält, geht daraus hervor, daß er 1852 noch nicht konkret die
|
|
Frage stellt, WODURCH die zu vernichtende Staatsmaschinerie zu ersetzen
|
|
sei. Die Erfahrung gab damals noch keine Unterlagen für diese Frage,
|
|
die von der Geschichte später, im Jahre 1871, auf die Tagesordnung
|
|
gesetzt wurde. 1852 konnte man mit der Genauigkeit einer naturgeschichtlichen
|
|
Beobachtung lediglich feststellen, daß die proletarische Revolution
|
|
an die Aufgabe HERANGEKOMMEN war, "alle ihre Kräfte der Zerstörung
|
|
zu konzentrieren" gegen die Staatsgewalt, an die Aufgabe, die Staatsmaschinerie
|
|
"zu zerbrechen". Hier kann die Frage auftauchen, ob eine Verallgemeinerung
|
|
der Erfahrung, der Beobachtungen und Schlußfolgerungen von Marx,
|
|
ob ihre Übertragung auf umfassendere Gebiete als das der Geschichte
|
|
Frankreichs während der drei Jahre 1848 - 1851 richtig ist. Zur Untersuchung
|
|
dieser Frage erinnern wir zunächst an eine Bemerkung von Engels und
|
|
gehen dann zu den Tatsachen über.
|
|
<p>"Frankreich", schrieb Engels in der Vorrede zur dritten Auflage des
|
|
"Achtzehnten Brumaire", "ist das Land, wo die geschichtlichen Klassenkämpfe
|
|
mehr als anderswo jedesmal bis zur Entscheidung durchgefochten wurden,
|
|
wo also auch die wechselnden politischen Formen, innerhalb deren sie sich
|
|
bewegen und in denen ihre Resultate sich zusammenfassen, in den schärfsten
|
|
Umrissen ausgeprägt sind. Mittelpunkt des Feudalismus im Mittelalter,
|
|
Musterland der einheitlichen ständischen Monarchie seit der Renaissance,
|
|
hat Frankreich in der großen Revolution den Feudalismus zertrümmert
|
|
und die reine Herrschaft der Bourgeoisie begründet in einer Klassizität
|
|
wie kein anderes europäisches Land. Und auch der Kampf des aufstrebenden
|
|
Proletariats gegen die herrschende Bourgeoisie tritt hier in einer, anderswo
|
|
unbekannten, akuten Form auf." (S. 4 der Auflage von 1907.)
|
|
<p>Die letzte Bemerkung ist veraltet, da seit 1871 im revolutionären
|
|
Kampf des französischen Proletariats eine Unterbrechung eingetreten
|
|
ist, obgleich diese Unterbrechung, wie lange sie auch dauern möge,
|
|
keineswegs die Möglichkeit ausschließt, daß sich Frankreich
|
|
in der kommenden proletarischen Revolution als das klassische Land des
|
|
Klassenkampfes bis zur Entscheidung erweisen wird.
|
|
<p>Werfen wir jedoch einen allgemeinen Blick auf die Geschichte der fortgeschrittenen
|
|
Länder am Ausgang des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Wir
|
|
sehen, daß sich langsamer, vielgestaltiger und auf viel weiterem
|
|
Schauplatz der gleiche Prozeß abspielte: einerseits der Ausbau der
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"parlamentarischen Macht" sowohl in den republikanischen Ländern (Frankreich,
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Amerika, Schweiz) als auch in den monarchistischen (England, bis zu einem
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gewissen Grade Deutschland, Italien, die skandinavischen Länder usw.),
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andererseits der Kampf um die Macht zwischen den verschiedenen bürgerlichen
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und kleinbürgerlichen Parteien, die bei unveränderter Grundlage
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der bürgerlichen Ordnung die "Beute", die Beamtenpöstchen aufteilten
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und neu verteilten, und schließlich die Vervollkommnung und Festigung
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der "Exekutivgewalt", ihres Beamten- und Militärapparats.
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<p>Es unterliegt keinem Zweifel, daß dies gemeinsame Züge der
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ganzen neueren Entwicklung der kapitalistischen Staaten überhaupt
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sind. Frankreich zeigte in den drei Jahren 1848 - 1851 in rascher, ausgeprägter,
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konzentrierter Form dieselben Entwicklungsprozesse, die der ganzen kapitalistischen
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Welt eigen sind.
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<p>Insbesondere aber weist der Imperialismus, weist die Epoche des Bankkapitals,
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die Epoche der gigantischen kapitalistischen Monopole, die Epoche des Hinüberwachsens
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des monopolistischen Kapitalismus in den staatsmonopolistischen Kapitalismus,
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eine ungewöhnliche Stärkung der "Staatsmaschinerie" auf, ein
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unerhörtes Anwachsen ihres Beamten- und Militärapparates in Verbindung
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mit verstärkten Repressalien gegen das Proletariat sowohl in den monarchistischen
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als auch in den freiesten, republikanischen Ländern.
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<p>Die Weltgeschichte führt jetzt zweifellos in ungleich größerem
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Ausmaß, als das 1852 der Fall war, zur "Konzentrierung aller Kräfte"
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der proletarischen Revolution auf die "Zerstörung" der Staatsmaschinerie.
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<p>Was das Proletariat an ihre Stelle setzen wird, darüber hat die
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Pariser Kommune höchst lehrreiches Material geliefert.
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<p>3. Marx' Fragestellung im Jahre 1852 (12)
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<p>Im Jahre 1907 veröffentlichte Mehring in der "Neuen Zeit" (13)
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(XXV, 2, 164) Auszüge aus einem Brief von Marx an Weydemeyer vom 5.
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März 1852. In diesem Brief befindet sich unter anderem folgende bemerkenswerte
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Betrachtung:
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<p>"Was mich nun betrifft, so gebührt mir nicht das Verdienst, weder
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die Existenz der Klassen in der modernen Gesellschaft noch ihren Kampf
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unter sich entdeckt zu haben. Bürgerliche Geschichtschreiber hatten
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längst vor mir die historische Entwicklung dieses Kampfes der Klassen
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und bürgerliche Ökonomen die ökonomische Anatomie derselben
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dargestellt. Was ich neu tat, war 1. nachzuweisen, daß die Existenz
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der Klassen bloß an bestimmte historische Entwicklungsphasen der
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Produktion gebunden ist; 2. daß der Klassenkampf notwendig zur Diktatur
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des Proletariats führt; 3. daß diese Diktatur selbst nur den
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Übergang zur Aufhebung aller Klassen und zu einer klassenlosen Gesellschaft
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bildet." (14)
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<p>In diesen Worten ist es Marx gelungen, mit erstaunlicher Prägnanz
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erstens den Haupt- und Grundunterschied seiner Lehre von der Lehre der
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führenden und tiefsten Denker der Bourgeoisie und zweitens das Wesen
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seiner Lehre vom Staat zum Ausdruck zu bringen.
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<p>Das Wesentliche der Lehre von Marx sei der Klassenkampf. Das wird sehr
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oft gesagt und geschrieben. Doch das ist unrichtig, und aus dieser Unrichtigkeit
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ergibt sich auf Schritt und Tritt eine opportunistische Entstellung des
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Marxismus, seine Verfälschung in einem Geiste, der ihn für die
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Bourgeoisie annehmbar macht. Denn die Lehre vom Klassenkampf ist NICHT
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von Marx, SONDERN VOR ihm von der Bourgeoisie geschaffen worden und ist,
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allgemein gesprochen, für die Bourgeoisie ANNEHMBAR. Wer NUR den Klassenkampf
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anerkennt, ist noch kein Marxist, er kann noch in den Grenzen bürgerlichen
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Denkens und bürgerlicher Politik geblieben sein. Den Marxismus auf
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die Lehre vom Klassenkampf beschränken heißt den Marxismus stutzen,
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ihn entstellen, ihn auf das reduzieren, was für die Bourgeoisie annehmbar
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ist. Ein Marxist ist nur, wer die Anerkennung des Klassenkampfes auf die
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Anerkennung der DIKTATUR DES PROLETARIATS ERSTRECKT. Hierin besteht der
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tiefste Unterschied des Marxisten vom durchschnittlichen Klein- (und auch
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Groß-) Bourgeois. Das muß der Prüfstein für das WIRKLICHE
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Verstehen und Anerkennen des Marxismus sein. Und es ist nicht verwunderlich,
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daß, als die Geschichte Europas PRAKTISCH die Arbeiterklasse vor
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diese Frage stellte, nicht nur alle Opportunisten und Reformisten, sondern
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auch alle "Kautskyaner" (Leute, die zwischen Reformismus und Marxismus
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pendeln) sich als erbärmliche Philister und kleinbürgerliche
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Demokraten erwiesen, die die Diktatur des Proletariats ABLEHNEN. Kautskys
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Broschüre "Die Diktatur des Proletariats", die im August 1918, d.h.
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lange nach der ersten Auflage des vorliegenden Buches, erschien, ist ein
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Musterstück kleinbürgerlicher Entstellung des Marxismus, der
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niederträchtigen Verleugnung des Marxismus IN DER TAT, bei heuchlerischer
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Anerkennung des Marxismus IN WORTEN (siehe meine Broschüre "Die proletarische
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Revolution und der Renegat Kautsky", Petrograd und Moskau, 1918).
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<p>Der heutige Opportunismus, verkörpert in der Person seines Hauptvertreters,
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des früheren Marxisten K. Kautsky, fällt voll und ganz unter
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die angeführte Marxsche Charakteristik der BÜRGERLICHEN Haltung,
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denn dieser Opportunismus beschränkt das Gebiet der Anerkennung des
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Klassenkampfes auf das Gebiet bürgerlicher Verhältnisse. (Und
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innerhalb dieses Gebietes, im Rahmen dieses Gebietes, wird es kein einziger
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gebildeter Liberaler ablehnen, den Klassenkampf "prinzipiell" anzuerkennen!)
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Der Opportunismus MACHT in der Anerkennung des Klassenkampfes gerade vor
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der Hauptsache HALT, vor der Periode des ÜBERGANGS vom Kapitalismus
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zum Kommunismus, vor der Periode des STURZES der Bourgeoisie und ihrer
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völligen VERNICHTUNG. In Wirklichkeit ist diese Periode unvermeidlich
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eine Periode unerhört erbitterten Klassenkampfes, unerhört scharfer
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Formen dieses Kampfes, und folglich muß auch der Staat dieser Periode
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unvermeidlich AUF NEUE ART demokratisch (für die Proletarier und überhaupt
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für die Besitzlosen) und AUF NEUE ART diktatorisch (gegen die Bourgeoisie)
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sein.
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<p>Weiter. Das Wesen der Marxschen Lehre vom Staat hat nur erfaßt,
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wer begriffen hat, daß die Diktatur EINER Klasse nicht nur schlechthin
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für jede Klassengesellschaft notwendig ist, nicht nur für das
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PROLETARIAT, das die Bourgeoisie gestürzt hat, sondern auch für
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die ganze HISTORISCHE PERIODE, die den Kapitalismus von der "klassenlosen
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Gesellschaft", vom Kommunismus, trennt. Die Formen der bürgerlichen
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Staaten sind außerordentlich mannigfaltig, ihr Wesen ist aber ein
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und dasselbe: Alle diese Staaten sind so oder so, aber in letzter Konsequenz
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unbedingt eine DIKTATUR DER BOURGEOISIE. Der Übergang vom Kapitalismus
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zum Kommunismus muß natürlich eine ungeheure Fülle und
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Mannigfaltigkeit der politischen Formen hervorbringen, aber das Wesentliche
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wird dabei unbedingt das EINE sein: DIE DIKTATUR DES PROLETARIATS.
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<p><a href="le25_426.htm">nächster Teil</a></center>
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