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<title>Friedrich Engels - Die deutsche Reichsverfassungskampagne - III</title>
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<body bgcolor="#FFFFFC">
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<p align="center"><a href="me07_133.htm"><font size="2">II - Karlsruhe</font></a> | <a href=
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"me07_109.htm"><font size="2">Inhalt</font></a> | <a href="me07_162.htm"><font size="2">IV -
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Für Republik zu sterben!</font></a></p>
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<p><small>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 7, "Die deutsche
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Reichsverfassungskampagne", S. 133-161<br>
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Dietz Verlag, Berlin/DDR 1960</small></p>
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<p align="center"><font size="5">III</font></p>
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<p align="center"><font size="5">Die Pfalz</font></p>
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<p><b><a name="S146"><146></a></b> Von Karlsruhe gingen wir nach der Pfalz, und zwar
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zunächst nach Speyer, wo sich d'Ester und die provisorische Regierung befinden sollten. Sie
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waren indes schon nach Kaiserslautern abgereist, wo die Regierung als am "strategisch gelegensten
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Punkte der Pfalz" ihren endlichen Sitz aufschlug. Statt ihrer fanden wir in Speyer Willich mit
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seinen Freischärlern. Er hielt mit einem Korps von ein paar hundert Mann die Garnisonen von
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Landau und Germersheim, zusammen über 4.000 Mann, im Schach, schnitt ihnen die Zufuhren ab
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und molestierte sie auf jede mögliche Weise. Denselben Tag hatte er mit ungefähr 80
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Schützen zwei Kompanien der Germersheimer Garnison angegriffen und, ohne einen Schuß
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zu tun, sie in die Festung zurückgejagt. Am nächsten Morgen fuhren wir mit Willich nach
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Kaiserslautern, wo wir d'Ester, die provisorische Regierung und die Blüte der deutschen
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Demokratie überhaupt antrafen. Von einer offiziellen Beteiligung an der Bewegung, die unsrer
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Partei ganz fremd stand, konnte natürlich auch hier keine Rede sein. Wir gingen also nach
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ein paar Tagen nach Bingen zurück, wurden unterwegs, in Gesellschaft mehrerer Freunde, von
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den hessischen Truppen, als der Teilnahme am Aufstande verdächtig, verhaftet, nach Darmstadt
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und von da nach Frankfurt transportiert und hier endlich wieder freigegeben.</p>
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<p>Kurz nachher verließen wir Bingen, und Marx ging mit einem Mandat des demokratischen
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Zentralausschusses nach Paris, wo ein entscheidendes Ereignis nahe bevorstand, um bei den
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französischen Sozialdemokraten die deutsche revolutionäre Partei zu vertreten. Ich ging
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nach Kaiserslautern zurück, um dort einstweilen als einfacher politischer Flüchtling zu
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leben und später vielleicht, wenn sich eine passende Gelegenheit bieten sollte, beim
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Ausbruch des Kampfes die einzige Stellung einzunehmen, die die "Neue Rheinische Zeitung" in
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dieser Bewegung einnehmen konnte: die des Soldaten.</p>
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<p>Wer die Pfalz nur einmal gesehen hat, begreift, daß eine Bewegung in diesem weinreichen
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und weinseligen Lande einen höchst heitern Charakter <a name="S147"><b><147></b></a>
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annehmen mußte. Man hatte sich endlich einmal die schwerfälligen, pedantischen
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altbayrischen Bierseelen vom Halse geschafft und an ihrer Stelle fidele pfälzische
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Schoppenstecher zu Beamten ernannt. Man war endlich jene tiefsinnig tuende bayrische
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Polizeischikane los, die in den sonst so ledernen "Fliegenden Blättern" ergötzlich
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genug persifliert wurde und die dem flotten Pfälzer schwerer auf dem Herzen lag als irgend
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etwas andres. Die Herstellung der Kneipfreiheit war der erste revolutionäre Akt des
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pfälzischen Volks: Die ganze Pfalz verwandelte sich in eine große Schenke, und die
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Massen geistigen Trankes, die "im Namen des pfälzischen Volks" während dieser sechs
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Wochen verzehrt wurden, übersteigen alle Berechnung. Obwohl in der Pfalz die aktive
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Teilnahme an der Bewegung lange nicht so groß war als in Baden, obwohl es hier viele
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reaktionäre Bezirke gab, war doch die ganze Bevölkerung einstimmig in dieser
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allgemeinen Schoppenstecherei, wurde selbst der reaktionärste Spießbürger und
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Bauer hineingerissen in die allgemeine Heiterkeit.</p>
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<p>Man brauchte eben keinen großen Scharfblick, um zu erkennen, welche unangenehme
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Enttäuschung in wenigen Wochen die preußische Armee über diese vergnügten
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Pfälzer bringen werde. Und doch waren die Leute in der Pfalz zu zählen, die nicht in
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der größten Sicherheit schwelgten. Daß die Preußen kommen würden,
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daran glaubten die wenigsten, daß sie aber, wenn sie kämen, mit der größten
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Leichtigkeit wieder hinausgeschlagen würden, das stand allgemein fest. Jene
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gesinnungstüchtige Finsterkeit, deren Motto "Ernst ist der Mann" allen badischen
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Volkswehroffizieren auf der Stirn geschrieben stand und die dennoch keineswegs alle jene
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Wunderdinge verhinderte, von denen ich später zu erzählen haben werde - jene biedre
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Feierlichkeit, die der spießbürgerliche Charakter der Bewegung der Mehrzahl ihrer
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Teilnehmer in Baden aufgedrückt hatte, existierte hier zwar nicht. In der Pfalz war der Mann
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nur nebenbei "ernst". Die "Begeisterung" und der "Ernst" dienten hier nur dazu, die allgemeine
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Lustigkeit zu beschönigen. Aber man war immer "ernst" und "begeistert" genug, um sich allen
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Mächten der Welt, und namentlich der preußischen Armee gegenüber,
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unüberwindlich zu glauben; und wenn in stillen Stunden der Sammlung einmal ein leiser
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Zweifel aufstieg, so wurde er mit dem unwiderleglichen Argument beseitigt: Wenn dem auch so
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wäre, so dürfte man es doch nicht sagen. Je länger die Bewegung sich hinausspann,
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je unleugbarer und massenhafter die preußischen Bataillone sich von Saarbrücken bis
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Kreuznach konzentrierten, desto häufiger wurden freilich diese Zweifel, desto heftiger wurde
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aber auch, grade bei den Zweifelnden und Ängstlichen, die Renommage mit der
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Unüberwindlichkeit eines "Volks, das für seine Freiheit begeistert ist", wie man die
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Pfälzer nannte. Diese Renommage entwickelte sich bald zu einem vollständigen
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Einschläferungssystem, das, von der <a name="S148"><b><148></b></a> Regierung nur zu
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sehr begünstigt, alle Tätigkeit in den Verteidigungsmaßregeln erschlaffte und
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jeden, der dagegen opponierte, der Gefahr einer Verhaftung als Reaktionär aussetzte.</p>
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<p>Diese Sicherheit, diese Renommage mit der "Begeisterung" und ihrer Allmacht, verbunden mit
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ihren winzigen materiellen Mitteln und mit dem kleinen Terrainwinkel, auf dem sie sich geltend
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machte, lieferte die komische Seite der pfälzischen "Erhebung" und bot den wenigen Leuten,
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deren avancierte Ansichten und unabhängige Stellung ein freies Urteil erlaubten, Stoff genug
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zur Erheiterung.</p>
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<p>Die ganze äußere Erscheinung der Pfälzer Bewegung trug einen heitern,
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sorglosen und ungenierten Charakter. Während in Baden jeder neuernannte Unterleutnant, Linie
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und Volkswehr, sich in eine schwere Uniform einschnürte und mit silbernen Epauletten
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paradierte, die später, am Tage des Gefechts, sofort in die Taschen wanderten, war man in
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der Pfalz viel vernünftiger. Sowie die große Hitze der ersten Junitage sich
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fühlen ließ, verschwanden alle Tuchröcke, Westen und Krawatten, um einer leichten
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Bluse Platz zu machen. Mit der alten Bürokratie schien man auch den ganzen alten
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ungeselligen Zwang losgeworden zu sein. Man kleidete sich ganz ungeniert, nur nach der
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Bequemlichkeit und der Jahreszeit; und mit dem Unterschied der Kleidung verschwand momentan jeder
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andre Unterschied im geselligen Verkehr. Alle Klassen der Gesellschaft kamen in denselben
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öffentlichen Lokalen zusammen. und ein sozialistischer Schwärmer hätte in diesem
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ungebundenen Verkehr die Morgenröte der allgemeinen Brüderlichkeit sehen
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können.</p>
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<p>Wie die Pfalz, so ihre provisorische Regierung. Sie bestand fast nur aus gemütlichen
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Schoppenstechern, die über nichts mehr erstaunt waren, als daß sie plötzlich die
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provisorische Regierung ihres bacchusgeliebten Vaterlandes vorstellen sollten. Und doch ist nicht
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zu leugnen, daß diese lachenden Regenten sich besser benommen und
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verhältnismäßig mehr geleistet haben als ihre badischen Nachbarn unter der
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Führung des "gesinnungstüchtigen" Brentano. Sie hatten wenigstens guten Willen und
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trotz der Schoppenstecherei mehr nüchternen Verstand als die
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spießbürgerlich-ernsten Herren in Karlsruhe, und die wenigsten von ihnen
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entrüsteten sich, wenn man sich über ihre bequeme Manier des Revolutionierens und
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über ihre impotenten kleinen Maßregelchen lustig machte.</p>
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<p>Die provisorische Regierung der Pfalz konnte nichts ausrichten, solange sie von der badischen
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Regierung im Stich gelassen wurde. Und in Beziehung auf Baden hat sie vollkommen ihre
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Schuldigkeit getan. Sie schickte Gesandte über Gesandte, machte eine Konzession nach der
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andern, um nur ein Einverständnis zu erzielen: umsonst, Herr Brentano wollte ein für
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allemal nicht.</p>
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<p><b><a name="S149"><149></a></b> Während die badische Regierung alles vorfand, fand
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die pfälzische nichts vor. Sie hatte kein Geld, keine Waffen, eine Menge reaktionärer
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Bezirke und zwei feindliche Festungen im Lande. Frankreich verbot sofort die Waffenausfuhr nach
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Baden und der Pfalz, Preußen und Hessen ließen alle dorthin speditierten Waffen mit
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Beschlag belegen. Die pfälzische Regierung schickte sogleich Agenten nach Frankreich und
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Belgien, um Waffen aufzukaufen und hereinzubesorgen; die Waffen wurden gekauft, kamen aber nicht.
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Man kann der Regierung vorwerfen, daß sie nicht energisch genug hierin verfuhr, daß
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sie namentlich mit der großen Menge Kontrebandiers an der Grenze keinen Schmuggel von
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Gewehren organisierte; die größere Schuld fällt aber auf ihre Agenten, die sehr
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lässig verfuhren und sich teilweise mit leeren Versprechungen hinhalten ließen, statt
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die französischen Waffen wenigstens nach Saargemünd und Lauterburg zu schaffen.</p>
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<p>Was die Geldmittel anging, so war in der kleinen Pfalz mit Papiergeld wenig zu machen. Als die
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Regierung sich in pekuniärer Verlegenheit sah, hatte sie wenigstens den Mut, zu einer
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Zwangsanleihe mit, wenn auch schwach steigenden, progressiven Sätzen ihre Zuflucht zu
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nehmen.</p>
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<p>Die Vorwürfe, die der pfälzischen Regierung gemacht werden können,
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beschränken sich darauf, daß sie im Gefühl ihrer Impotenz sich zu sehr von der
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allgemeinen Sorglosigkeit und den damit verbundenen Illusionen über ihre eigne Sicherheit
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anstecken ließ; daß sie daher, statt die freilich beschränkten Mittel zur
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Verteidigung des Landes energisch in Bewegung zu setzen, sich lieber auf den Sieg der Montagne in
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Paris, auf die Einnahme von Wien durch die Ungarn oder gar auf wirkliche Wunder verließ,
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die irgendwo zur Rettung der Pfalz geschehen sollten - Aufstände in der preußischen
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Armee usw. Daher die Fahrlässigkeit in der Herbeischaffung von Waffen, in einem Lande, wo
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schon tausend brauchbare Musketen mehr oder weniger unendlich viel ausmachten und wo
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schließlich an dem Tage, wo die Preußen einrückten, die ersten und letzten
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<i>vierzig</i> Gewehre aus dem Auslande, nämlich aus der Schweiz, ankamen. Daher die
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leichtsinnige Auswahl der Zivil- und Militärkommissäre, die meist aus den
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unfähigsten, verworrensten Schwärmern bestanden, und die Beibehaltung so vieler alten
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Beamten und sämtlicher Richter. Daher endlich die Vernachlässigung aller, selbst der
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nächstliegenden Mittel zur Belästigung und vielleicht zur Einnahme von Landau, auf die
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ich später zurückkommen werde.</p>
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<p>Hinter der provisorischen Regierung stand d'Ester als eine Art geheimer Generalsekretär
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oder, wie Herr Brentano es nannte, als "rote Kamarilla, welche die gemäßigte Regierung
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von Kaiserslautern umgab". Zu dieser "roten Kamarilla" gehörten übrigens noch andre
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deutsche Demokraten, namentlich <a name="S150"><b><150></b></a> Dresdner Flüchtlinge.
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In d'Ester fanden die Pfälzer Regenten jenen administrativen Überblick, der ihnen
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abging, und zugleich einen revolutionären Verstand, der ihnen dadurch imponierte, daß
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er sich stets nur auf das Zunächstliegende, unleugbar Mögliche beschränkte und
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daher nie um Detailmaßregeln verlegen war. D'Ester erlangte hierdurch einen bedeutenden
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Einfluß und das unbedingte Vertrauen der Regierung. Wenn auch er zuweilen die Bewegung zu
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ernsthaft nahm und z.B. durch Einführung seiner für den Moment total unpassenden
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Gemeindeordnung etwas Wichtiges leisten zu können glaubte, so ist doch gewiß,
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daß d'Ester die provisorische Regierung zu allen einigermaßen energischen Schritten
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forttrieb und namentlich in Detailkonflikten stets passende Lösungen zur Hand hatte.</p>
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<p>Wenn in Rheinpreußen reaktionäre und revolutionäre Klassen von vornherein sich
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gegenüberstanden, wenn in Baden eine anfangs für die Bewegung schwärmende Klasse,
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die Kleinbürgerschaft, sich allmählich beim Heranrücken der Gefahr zuerst zur
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Gleichgültigkeit, später zur Feindseligkeit gegen die von ihr selbst provozierte
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Bewegung herüberführen ließ, so waren es in der Pfalz weniger einzelne Klassen
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der Bevölkerung als einzelne Distrikte, die sich, durch Lokalinteressen geleitet, teils von
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Anfang an, teils nach und nach gegen die Bewegung erklärten. Allerdings war in Speyer von
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vornherein die Bürgerschaft reaktionär, wurde sie es mit der Zeit in Kaiserslautern,
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Neustadt, Zweibrücken usw.; aber die Hauptmacht der reaktionären Partei saß in
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den über die ganze Pfalz verteilten Ackerbaubezirken. Diese konfuse Gestaltung der Parteien
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hätte nur durch eine Maßregel beseitigt werden können: durch einen direkten
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Angriff auf das in den Hypotheken und im Hypothekenwucher angelegte Privateigentum zugunsten der
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verschuldeten, von Wucherern ausgesogenen Bauern. Diese eine Maßregel, die sofort die ganze
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Landbevölkerung am Aufstand interessiert hätte, setzt aber ein viel größeres
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Terrain und viel entwickeltere Gesellschaftszustände in den Städten voraus, als die
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Pfalz sie besitzt. Sie war nur möglich im Anfang der Insurrektion, zugleich mit einer
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Ausdehnung des Aufstandes nach der Mosel und Eifel, wo dieselben Zustände auf dem Lande
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existieren und in der industriellen Entwicklung der rheinischen Städte ihre Ergänzung
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finden. Und ebensowenig wie von Baden war von der Pfalz aus die Bewegung nach außen
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getrieben worden.</p>
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<p>Die Regierung hatte unter diesen Umständen nur wenig Mittel, die reaktionären
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Bezirke zu bekämpfen: einzelne militärische Expeditionen in die widersetzlichen
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Ortschaften, Verhaftungen, besonders der katholischen Pfarrer, die an die Spitze des Widerstands
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traten usw.; Ernennung von tätigen Zivil- und Militärkommissären und endlich die
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Propaganda. Die Expeditionen, meistens sehr komischer Natur, hatten nur momentane Wirkung, die
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Propa- <a name="S151"><b><151></b></a> ganda hatte gar keine, und die Kommissäre
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begingen meistens in ihrer wichtigtuenden Ungeschicklichkeit Schnitzer über Schnitzer oder
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beschränkten sich auf eine großartige Konsumtion Pfälzer Weins nebst der
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unvermeidlichen Wirtshausrenommage.</p>
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<p>Unter den Propagandisten, den Kommissären und den Beamten der Zentraladministration
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nahmen die in der Pfalz noch mehr als in Baden versammelten Demokraten einen sehr bedeutenden
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Platz ein. Es hatten sich hier nicht nur die Flüchtlinge aus Dresden und Rheinpreußen,
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sondern auch sonst noch eine Menge mehr oder weniger begeisterter "Volksmänner" eingefunden,
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um sich hier dem Dienste des Vaterlandes zu weihen. Die Pfälzer Regierung, die ungleich der
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Karlsruher den richtigen Instinkt hatte, daß die Kapazitäten der Pfalz allein der Last
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selbst dieser Bewegung nicht gewachsen seien, nahm sie mit Freuden auf. Man konnte keine zwei
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Stunden in der Pfalz sein, ohne ein Dutzend der verschiedensten und im ganzen sehr ehrenvollen
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Ämter angetragen zu bekommen. Die Herren Demokraten, die in der pfälzisch-badischen
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Bewegung nicht einen täglich lokaler und unbedeutender werdenden Lokalaufstand, sondern die
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glorreiche Morgenröte der glorreichen Erhebung der gesamten deutschen Demokratie sahen, die
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überhaupt in der Bewegung <i>ihre</i> mehr oder weniger kleinbürgerliche Tendenz
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herrschend sahen, beeiferten sich, auf diese Anerbietungen einzugehen. Zugleich aber glaubte
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jeder, nur eine solche Stellung einnehmen zu dürfen, in der er seinen natürlich
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meistens sehr hohen Ansprüchen bei einer allgemeinen deutschen Bewegung nichts vergebe. Im
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Anfang ging das. Wer sich meldete, wurde sofort Bürochef, Regierungskommissär, Major
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oder Oberstleutnant. Allmählich aber nahm die Zahl der Konkurrenten zu, die Stellen wurden
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seltner, und es entwickelte sich eine kleinliche, spießbürgerliche
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Stellenjägerei, die für den unbeteiligten Zuschauer ein höchst ergötzliches
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Schauspiel bot. Daß bei dem seltnen Mischmasch von Industrialismus und Konfusion, von
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Aufdringlichkeit und Inkapazität, den die "Neue Rheinische Zeitung" bei der deutschen
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Demokratie so oft zu bewundern Gelegenheit hatte, daß da die Beamten und Propagandisten der
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Pfalz ein getreuer Abklatsch dieses unangenehmen Gemenges war, brauche ich wohl nicht erst
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ausdrücklich zu versichern.</p>
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<p>Es versteht sich, daß auch mir Zivil- und militärische Stellen in Menge angetragen
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wurden, Stellen, die ich in einer proletarischen Bewegung anzunehmen keinen Augenblick gezaudert
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hätte. Ich lehnte sie unter diesen Umständen sämtlich ab. Das einzige, worauf ich
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einging, war, einige aufregende Artikel für ein kleines Blättchen zu schreiben, das die
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provisorische Regierung in Massen in der Pfalz verbreiten ließ. Ich wußte, daß
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auch dies nicht gehen würde, nahm den Antrag aber auf d'Esters und mehrerer Mitglieder
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<a name="S152"><b><152></b></a> der Regierung dringende Aufforderung endlich an, um
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wenigstens meinen guten Willen zu beweisen. Da ich mich natürlich wenig genierte, so fand
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schon der zweite Artikel als zu "aufregend" Anstoß, ich verlor weiter kein Wort, nahm den
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Artikel zurück, zerriß ihn in d'Esters Gegenwart, und damit hörte die Sache
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auf.</p>
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<p>Unter den auswärtigen Demokraten in der Pfalz waren übrigens diejenigen besten, die
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soeben aus dem Kampf in ihrer Heimat kamen: die Sachsen und die Rheinpreußen. Die wenigen
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Sachsen waren meistens in den Zentralbüros beschäftigt, arbeiteten fleißig und
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zeichneten sich durch administrative Kenntnisse, ruhigen, klaren Verstand und Abwesenheit aller
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Ansprüche und Illusionen aus. Die Rheinländer, meistens Arbeiter, gingen in Masse zur
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Armee; die wenigen, die anfangs in den Büros arbeiteten, ergriffen später ebenfalls die
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Muskete.</p>
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<p>Auf den Büros der Zentralverwaltung, in der Fruchthalle zu Kaiserslautern, ging es
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höchst gemütlich her. Bei dem allgemeinen laisser aller <Sichgehenlassen>, bei
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der gänzlichen Abwesenheit jedes aktiven Eingreifens in die Bewegung, bei der ungemeinen
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Anzahl von Beamten war im ganzen wenig zu tun. Es handelte sieh fast nur um die laufenden
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Verwaltungsgeschäfte, und diese wurden taut bien que mal besorgt. Wenn nicht irgendeine
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Stafette ankam, ein patriotischer Bürger einen tiefsinnigen Vorschlag zur Rettung des
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Vaterlandes zu machen hatte, ein Bauer sieh beschwerte oder eine Gemeinde eine Deputation
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schickte, hatten die meisten Büros nichts zu tun. Man gähnte, man schwatzte, man
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erzählte sich Anekdoten, man machte schlechte Witze oder strategische Pläne, man ging
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von einem Büro ins andre und suchte die Zeit so gilt wie möglich totzuschlagen. Das
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Hauptgespräch waren natürlich die politischen Tagesereignisse, über die die
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widersprechendsten Gerüchte im Umlauf waren. Die Herbeischaffung von Nachrichten war im
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höchsten Grade vernachlässigt. Die alten Postbeamten waren fast ohne Ausnahme im Amt
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geblieben und natürlich sehr unzuverlässig. Neben ihnen war eine "Feldpost" errichtet,
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die von den übergegangnen Pfälzer Chevaulegers besorgt wurde. Die Kommandanten und
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Kommissäre der Grenzbezirke kümmerten sich nicht im mindesten um das was jenseits der
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Grenze vorging. Auf der Regierung hatte man nur das "Frankfurter Journal" und die "Karlsruher
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Zeitung", und ich erinnere mich noch mit Vergnügen der Verwunderung, die darüber
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entstand als ich auf dem Kasino in einer schon vor mehreren Tagen angekommener Nummer der
|
|
"Kölnischen Zeitung" die Nachricht von der Zusammenziehung von 27 preußischen
|
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Bataillonen, 9 Batterien und 9 Regimenter <a name="S153"><b><153></b></a> Kavallerie nebst
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ihrer genauen Dislozierung zwischen Saarbrücken und Kreuznach entdeckt hatte.</p>
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<p>Ich komme endlich zur Hauptsache, zur militärischen Organisation. Ungefähr
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|
dreitausend Pfälzer aus der bayrischen Armee waren mit Sack und Pack übergegangen. Eine
|
|
Anzahl Freiwilliger, Pfälzer und Nichtpfälzer, hatten sich zu gleicher Zeit unter die
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|
Waffen gestellt. Zudem dekretierte die provisorische Regierung die Aushebung des ersten
|
|
Aufgebots, zunächst aller Unverheirateten vom achtzehnten bis zum dreißigsten Jahre.
|
|
Diese Aushebung ging aber nur auf dem Papier vor sich, teils aus Unfähigkeit und
|
|
Nachlässigkeit der Militärkommissäre, teils aus Mangel an Waffen, teils durch die
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|
Indolenz der Regierung selbst. Wo, wie in der Pfalz, der Mangel an Waffen das Haupthindernis
|
|
aller Verteidigung war, mußten alle Mittel aufgeboten werden, um Waffen aufzubringen. Waren
|
|
vom Ausland keine herbeizuschaffen, so mußte jede Muskete, jede Büchse, jede
|
|
Jagdflinte, die in der Pfalz aufzutreiben war, hervorgeholt und in die Hände der aktiven
|
|
Kämpfer gegeben werden. Es waren aber nicht nur sehr viele Privatwaffen vorhanden, sondern
|
|
auch noch wenigstens 1.500 bis 2.000 Gewehre, die Karabiner ungerechnet, in den Händen der
|
|
verschiednen Bürgerwehren. Man konnte mindestens verlangen, daß die Privatwaffen und
|
|
die Gewehre derjenigen Bürgerwehrmänner abgeliefert würden die zum Eintritt ins
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erste Aufgebot nicht verpflichtet waren oder die nicht als Freiwillige darunter eintreten
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wollten. Aber nichts der Art geschah. Nach vielem Drängen wurde endlich ein derartiger
|
|
Beschluß wegen der Bürgerwehrwaffen gefaßt, aber nie ausgeführt; die
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|
Kaiserslauterer Bürgerwehr, über 300 Philister zählend, paradierte täglich in
|
|
Uniform und Waffen als Wache an der Fruchthalle, und als die Preußen einrückten,
|
|
hatten sie noch das Vergnügen, diese Herren entwaffnen zu können. Und so war es
|
|
überall.</p>
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<p>Man erließ im Amtsblatt eine Aufforderung an die Forstbeamten und Waldhüter, sich
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|
in Kaiserslautern zur Bildung eines Schützenkorps zu stellen; wer nicht kam, waren die
|
|
Forstbeamten.</p>
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<p>Man ließ im ganzen Lande Sensen schmieden, oder man forderte wenigstens dazu auf, einige
|
|
Sensen wurden wirklich angefertigt. Bei dem rheinhessischen Korps in Kirchheimbolanden sah ich
|
|
mehrere Fässer mit Sensenklingen aufladen und nach Kaiserslautern spedieren. - Die
|
|
Entfernung ist etwa sieben bis acht Stunden; vier Tage nachher mußte die Regierung
|
|
Kaiserslautern den Preußen überlassen, und die Sensen waren noch nicht angekommen.
|
|
Hätte man diese Sensen der nicht mobilen Bürgerwehr, dem sogenannten zweiten Aufgebot,
|
|
als Entschädigung für ihre abzuliefernden Flinten gegeben, so wäre die Sache gut
|
|
gewesen; statt dessen behielten die faulen Philister ihre <a name="S154"><b><154></b></a>
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Perkussionsflinten, und die jungen Rekruten sollten mit Sensen gegen die preußischen
|
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Kanonen und Zündnadelmusketen marschieren.</p>
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<p>Während an Gewehren ein allgemeiner Mangel war, herrschte dagegen ein ebenso
|
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merkwürdiger Überfluß an Schleppsäbeln. Wer kein Gewehr bekommen konnte,
|
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hing sich um so eifriger ein klirrendes Schlachtschwert um, als er sich dadurch allein schon zum
|
|
Offizier gestempelt glaubte. In Kaiserslautern namentlich waren diese selbstgestempelten
|
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Offiziere gar nicht zu zählen, ertönten die Straßen Tag und Nacht vom Gerassel
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ihrer fürchterlichen Waffen. Besonders waren es die Studenten, die sich durch diese neue
|
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Manier, dem Feinde Schrecken einzujagen, und durch ihre Prätention, eine akademische Legion
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von lauter Kavalleristen zu Fuß zu bilden, seltene Verdienste um die Rettung des
|
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Vaterlandes erwarben.</p>
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<p>Außerdem war noch eine halbe Schwadron übergegangener Chevaulegers vorhanden, die
|
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aber durch ihre Zersplitterung im Feldpostdienst usw. nie dazu kam, ein besonders fechtendes
|
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Korps zu bilden. Die Artillerie, unter dem Kommando des "Oberstleutnants" Anneke, bestand aus ein
|
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paar Dreipfündern, deren Bespannung ich mich nie gesehen zu haben erinnere, und aus einer
|
|
Anzahl Böller. Vor der Fruchthalle in Kaiserslautern lag die schönste Sammlung alter
|
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eiserner Böllerrohre, die man sich wünschen konnte. Die meisten blieben natürlich
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unbenutzt liegen. Die beiden größten wurden auf kolossale, eigens angefertigte
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Lafetten gelegt und mitgenommen. Die badische Regierung verkaufte der Pfalz endlich eine
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ausgeschossene sechspfündige Batterie nebst etwas Munition; aber Bespannung, Bedienung und
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zureichende Munition fehlte. Die Munition wurde, soweit möglich, angefertigt; die Bespannung
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wurde tant bien que mal durch requirierte Bauern und Pferde besorgt; zu der Bedienung suchte man
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sich einige alte bayrische Artilleristen zusammen und übte die Leute mit dem
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schwerfälligen und komplizierten bayrischen Exerzitium ein.</p>
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<p>Die obere Leitung der Militärangelegenheiten war in den schlechtesten Händen. Herr
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Reichardt, der in der provisorischen Regierung das Militärdepartement übernommen hatte,
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war tätig, aber ohne Energie und Sachkenntnisse. Der erste Oberkommandant der Pfälzer
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Streitkräfte, der Industrielle Fenner von Fenneberg, wurde zwar bald wegen zweideutigen
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Benehmens abgesetzt; an seine Stelle trat für den Augenblick ein polnischer Offizier,
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Raquilliet. Endlich erfuhr man, Mieroslawski werde das Oberkommando für Baden und die Pfalz
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übernehmen und der Befehl der Pfälzer Truppen sei dem "General" Sznayde, ebenfalls
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einem Polen, anvertraut.</p>
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<p>Der General Sznayde kam an. Es war ein kleiner, dicker Mann, der eher wie ein bejahrter
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Bonvivant als wie ein "Rufer im Streit Menelaos" aus- <a name="S155"><b><155></b></a> sah.
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Der General Sznayde übernahm das Kommando mit vieler Würde, ließ sich Bericht
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über den Stand der Angelegenheiten abstatten und erließ sofort eine Reihe
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Tagesbefehle. Die meisten dieser Befehle erstreckten sich auf die Uniformierung - die Bluse, und
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die Abzeichen für Offiziere - trikolore Armbinden oder Schärpen, auf Aufforderungen an
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gediente Kavalleristen und Schützen, sich freiwillig zu stellen - Aufforderungen, die schon
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zehnmal fruchtlos gemacht worden waren, u. dgl. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran, indem er
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sieh sofort einen Attila mit trikoloren Schnüren anschaffte, um der Armee Respekt
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einzuflößen. Was in seinen Tagesbefehlen wirklich Praktisches und Wichtiges war,
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beschränkte sich auf Wiederholung längst erlassener Befehle und auf Vorschläge,
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die von den wenigen anwesenden guten Offizieren schon früher gemacht, aber nie durchgesetzt
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worden waren und die erst jetzt vermittelst der Autorität eines kommandierenden Generals
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durchgesetzt werden konnten. Im übrigen verließ sich der General Sznayde auf Gott und
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Mieroslawski und lebte den Freuden der Tafel, das einzig Vernünftige, das ein so total
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unfähiges Individuum tun konnte.</p>
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<p>Unter den übrigen Offizieren in Kaiserslautern war der einzig tüchtige Techow,
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derselbe, der als preußischer Premierleutnant mit Natzmer beim Berliner Zeughaussturm das
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Zeughaus dem Volk übergeben hatte und, zu 15 Jahren Festung verurteilt, von Magdeburg
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entkommen war. Techow, Chef des pfälzischen Generalstabs, bewies sich überall
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kenntnisreich, umsichtig und ruhig, vielleicht etwas zu ruhig, als daß man ihm die
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Raschheit des Entschlusses zutrauen könnte, die auf dem Schlachtfeld oft alles entscheidet.
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"Oberstleutnant" Anneke bewies sich unfähig und indolent in der Organisation der Artillerie
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obwohl er im Laboratorium gute Dienste leistete. Bei Ubstadt hat er als Feldherr keine Lorbeeren
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geerntet, und aus Rastatt, wo ihm Mieroslawski für die Belagerung den Befehl über das
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Material übertrug, ist er auf seltsame Weise und mit Hinterlassung seiner Pferde noch vor
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der Zernierung über den Rhein entkommen.</p>
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<p>An den Offizieren in den einzelnen Bezirken war auch nicht viel. Eine Anzahl von Polen war
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teils schon vor Sznayde, teils mit ihm gekommen. Da die besten Leute der polnischen Emigration
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schon in Ungarn waren, so läßt sich denken, daß diese polnischen Offiziere von
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ziemlich gemischter Gattung waren. Die meisten beeilten sich, für eine gehörige Anzahl
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Reitpferde zu sorgen und einige Befehle zu geben, und kümmerten sich um die Ausführung
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nicht viel. Sie traten ziemlich herrisch auf, wollten den Pfälzer Bauern wie den
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knechtischen polnischen Leibeigenen traktieren, kannten weder das Land noch die Sprache, noch das
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Kommando und richteten daher als Militärkömmissäre, d.h. als Organisatoren von
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Bataillonen, wenig oder gar nichts aus. <a name="S156"><b><156></b></a> Im Laufe des
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Feldzugs verliefen sie sich bald in den Sznaydeschen Stab und verschwanden kurz nachher ganz, als
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Sznayde von seinen Soldaten angefallen und mißhandelt wurde. Die Besseren unter ihnen kamen
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zu spät, um noch etwas organisieren zu können</p>
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<p>Unter den deutschen Offizieren waren auch nicht viel brauchbare Köpfe. Das rheinhessische
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Korps, das sonst manche auch militärisch bildungsfähige Elemente enthielt, stand unter
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der Führung eines gewissen Häusner, eines gänzlich unbrauchbaren Menschen, und
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unter dem noch viel erbärmlicheren moralischen und politischen Einfluß der beiden
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Helden Zitz und Bamberger, die sich später in Karlsruhe so glorreich aus der Affäre
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zogen. In der Hinterpfalz organisierte ein ehemaliger preußischer Offizier,
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Schimmelpfennig, ein Korps.</p>
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<p>Die einzigen beiden Offiziere, die sich schon vor dem Einfall der Preußen im aktiven
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Dienst auszeichneten, waren Willich und Blenker.</p>
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<p>Willich übernahm mit einem kleinen Freikorps die Beobachtung und später die
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Zernierung von Landau und Germersheim. Eine Kompanie Studenten, eine Kompanie Arbeiter, die mit
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ihm in Besançon zusammen gelebt hatten, drei schwache Kompanien Turner - aus Landau,
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Neustadt und Kaiserslautern -, zwei aus Freiwilligen der umliegenden Ortschaften gebildete
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Kompanien und endlich eine mit Sensen bewaffnete Kompanie Rheinpreußen, die meisten von den
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Prümer und Elberfelder Aufständen her flüchtig, fanden sich nach und nach unter
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seinem Kommando zusammen. Es waren zuletzt zwischen 700 bis 800 Mann, jedenfalls die
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zuverlässigsten Soldaten der ganzen Pfalz, die Unteroffiziere meist gediente, teilweise in
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Algerien an den kleinen Krieg gewöhnte Leute. Mit diesen wenigen Streitkräften legte
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sich Willich mitten zwischen Landau und Germersheim, organisierte die Bürgerwehren in den
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Dörfern, benutzte sie zur Bewachung der Straßen und zum Vorpostendienst, schlug alle
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Ausfälle aus beiden Festungen trotz der Überlegenheit, namentlich der Germersheimer
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Garnison, zurück, zernierte Landau derart, daß so gut wie alle Zufuhren abgeschnitten
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waren, schnitt ihm die Wasserleitungen ab, stauchte die Queich auf, so daß alle Keller der
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Festung überschwemmt waren und doch Mangel an Trinkwasser eintrat, und beunruhigte die
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Garnison jede Nacht durch Patrouillen, die nicht nur die verlassenen Außenwerke
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ausräumten und die dort gefundenen Wachtstubenöfen für fünf Gulde per
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Stück versteigerten, sondern auch bis in die Festungsgräben selbst vordrangen und die
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Garnison häufig veranlaßten auf einen Gefreiten und zwei Mann ein ebenso gewaltiges
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wie harmloses Feuer aus Vierundzwanzigpfündern zu eröffnen. Diese Epoche war bei weitem
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die glänzendste während der Existenz des Willischen Freikorps. Hätten ihm damals
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<a name="S157"><b><157></b></a> nur einige Haubitzen zu Gebote gestanden, und wären es
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nur Feldgeschütze gewesen, so war nach den Berichten der täglich nach Landau aus- und
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eingehenden Spione die Festung bei ihrer demoralisierten, schwachen Garnison und ihrer
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rebellischen Einwohnerschaft in wenig Tagen genommen. Selbst ohne Artillerie hätte eine
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Fortsetzung der Zernierung in acht Tagen die Kapitulation erzwungen. In Kaiserslautern waren zwei
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siebenpfündige Haubitzen, gut genug, um während der Nacht einige Häuser in Landau
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in Brand zu schießen. Wären sie an Ort und Stelle gewesen, so war das Unerhörte
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wahrscheinlich, daß eine Festung wie Landau mit ein paar Feldgeschützen eingenommen
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wurde. Ich predigte täglich dem Generalstab in Kaiserslautern die Notwendigkeit vor,
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wenigstens den Versuch zu machen. Umsonst. Die eine Haubitze blieb in Kaiserslautern, die andere
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wanderte nach Homburg, wo sie fast den Preußen in die Hände fiel. Beide kamen
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über den Rhein, ohne einen Schuß getan zu haben</p>
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<p>Noch mehr aber als Willich zeichnete sich der "Oberst" Blenker aus. Der "Oberst" Blenker, ein
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ehemaliger Weinreisender, der in Griechenland als Philhellene gewesen war und sich später
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als Weinhändler in Worms etabliert hatte, gehört jedenfalls zu den hervorragendsten
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militärischen Persönlichkeiten dieser ganzen glorreichen Kampagne. Stets hoch zu
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Roß, von einem zahlreichen Stab umgeben, groß, stark, mit einem trutzigen Antlitz,
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einem imponierenden Heckerbart, einer allgewaltigen Stimme und allen übrigen Eigenschaften
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begabt, die den süddeutschen "Volksmann" ausmachen und zu denen bekanntlich der Verstand
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nicht gerade gehört, machte "Oberst" Blenker den Eindruck eines Mannes, vor dessen
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bloßem Anblick Napoleon sich verkriechen müßte und der würdig war, in jenem
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Refrain zu figurieren, mit dem wir diese Schilderungen eröffnet haben. "Oberst" Blenker
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fühlte das Zeug in sich, auch ohne "Hecker, Struve, Zitz und Blum" die deutschen
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Fürsten umzuschmeißen, und gab sich sofort ans Werk. Seine Meinung war, den Krieg
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nicht als Soldat, sondern als Weinreisender zu führen, und zu diesem Zweck nahm er sich vor,
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Landau zu erobern. Willich war damals noch nicht da. Er raffte alles zusammen, was in der Pfalz
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disponibel war, Linie und Volkswehr, und organisierte durcheinanderbummelnde Truppen, Kavallerie
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und Artillerie, und rückte auf Landau los. Vor der Festung wurde Kriegsrat gehalten, die
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Angriffskolonnen formiert, die Stellung der Artillerie bestimmt. Die Artillerie bestand aber aus
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einigen Böllern, deren Kaliber von <font size="-1"><sup>1</sup></font>/<font size=
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"-2">2</font> Pfund bis 1<font size="-1"><sup>3</sup></font>/<font size="-2">8</font> Pfund
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variierten, und wurde auf einem Heuwagen nachgefahren, der zugleich zum Munitionswagen diente.
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Die Munition dieser verschiednen Böller bestand nämlich in <i>einer,</i> sage
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<i>einer</i> vierundzwanzigpfündigen Kugel; von Pulver war keine Rede. Nachdem alles
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geordnet, rückte man voll Todes- <a name="S158"><b><158></b></a> verachtung vor. Man
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kam bis ans Glacis, ohne Widerstand zu finden; man marschierte weiter, bis man ans Tor kam. Voran
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die aus Landau übergegangenen Soldaten. Auf den Wällen zeigten sich einige Soldaten als
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Parlamentäre. Man rief ihnen zu, das Tor zu öffnen. Es entspann sich bereits ein ganz
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gemütliches Zwiegespräch, und alles schien nach Wunsch zu gehen. Auf einmal ertönt
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vom Wall ein Kanonenschuß, Kartätschen sausen über den Köpfen der Angreifer
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weg, und in einem Nu löst sich die ganze heldenmütige Armee samt ihrem pfälzischen
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Prinzen Eugen in wilde Flucht auf. Alles läuft, läuft, läuft mit einer so
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unwiderstehlichen Heftigkeit, daß die bald nachher von den Wällen abgeschossenen paar
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Kanonenkugeln schon nicht mehr über den Köpfen der Fliehenden, daß sie nur noch
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über ihren weggeworfenen Flinten, Patronentaschen und Tornistern dahinsausen. Einige Stunden
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von Landau wird endlich haltgemacht, die Armee wieder gesammelt und von Herrn "Oberst" Blenker
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ohne die Schlüssel von Landau, aber darum nicht minder stolz wieder heimgeführt. Das
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war die noch nie dagewesene Eroberung Landaus mit drei Böllern und einer
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vierundzwanzigpfündigen Kugel.</p>
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<p>Der Kartätschschuß war von einigen bayrischen Offizieren in der Eile abgefeuert
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worden, als sie sahen, daß ihre Soldaten Lust hatten, das Tor zu öffnen. Daß
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Geschütz wurde von den Soldaten selbst aus der Richtung gebracht, und daher kam es,
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daß niemand getroffen wurde. Als die Besatzung von Landau aber sah, welche Wirkung dieser
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Schuß ins Blaue machte, war von Übergabe natürlich keine Rede mehr.</p>
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<p>Held Blenker war aber nicht der Mann, für solches Mißgeschick keine Revanche zu
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nehmen. Er beschloß, nunmehr Worms zu erobern. Von Frankenthal, wo er ein Bataillon
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befehligte, rückte er vor. Die paar hessischen Soldaten, die in Worms lagen, machten sich
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auf und davon, und Held Blenker zog mit klingendem Spiel in seine Vaterstadt ein. Nachdem die
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Befreiung von Worms mit einem solennen Frühstück gefeiert war, schritt man zur
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Hauptfeierlichkeit, nämlich zur Vereidigung von zwanzig krank zurückgebliebenen
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hessischen Soldaten auf die Reichsverfassung. In der Nacht aber nach diesen gewaltigen Resultaten
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fuhren die Peuckerschen Reichstruppen auf dem rechten Rheinufer Geschütz auf und weckten die
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siegreichen Eroberer höchst unsanft durch frühen Kanonendonner. Es war kein
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Mißverständnis: Die Reichstruppen schossen Vollkugeln und Granaten herüber. Ohne
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ein Wort zu sagen, versammelte Held Blenker seine Tapfern und zog in aller Stille von Worms
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wieder nach Frankenthal ab. Von seinen späteren Heldentaten wird die Muse am gehörigen
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Orte ein Weiteres berichten.</p>
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<p>Während so in den Distrikten die verschiedenartigsten Charaktere sich jeder in seiner
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Weise Luft machten, während die Soldaten und Volkswehr- <a name=
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"S159"><b><159></b></a> männer, statt zu exerzieren, in den Schenken saßen und
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sangen, beschäftigten sich in Kaiserslautern die Herren Offiziere mit der Erfindung der
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tiefsinnigsten strategischen Pläne. Es handelte sich um nichts Geringeres als um die
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Möglichkeit, eine von mehreren Seiten zugängliche kleine Provinz wie die Pfalz mit
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einer fast ganz imaginären Streitmacht gegen eine höchst reelle Armee von über
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30.000 Mann und 60 Kanonen zu halten. Grade weil hier jedes Projekt gleich nutzlos, gleich absurd
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war, grade weil hier alle Bedingungen jedes strategischen Plans fehlten, grade deswegen nahmen
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sich die tiefen Kriegsmänner, die denkenden Köpfe der Pfälzer Armee erst recht
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vor, ein strategisches Wunder auszutüfteln, das den Preußen den Weg in die Pfalz
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versperren sollte. Jeder neugebackene Leutnant, jeder Säbelschlepper von der unter den
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Auspizien des Herrn Sznayde endlich, nebst dem Leutnantsrang für jedes Mitglied, zustande
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gekommenen akademischen Legion, jeder Büroschreiber stierte tiefsinnig auf die Karte der
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Pfalz in der Hoffnung, den strategischen Stein der Weisen zu finden. Man kann sich leicht denken,
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welche ergötzlichen Dinge dabei herauskamen. Namentlich die ungarische Methode der
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Kriegführung war sehr beliebt. Vom "General" Sznayde bis herab zum annoch verkanntesten
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Napoleon der Armee konnte man stündlich die Phrase hören: "Wir müssen es machen
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wie Kossuth, wir müssen einen Teil unsres Terrains aufgeben und uns - hierhin oder dahin, in
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die Berge oder in die Ebene, je nachdem - zurückziehen." "Wir müssen es machen wie
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Kossuth", hieß es in allen Wirtshäusern. "Wir müssen es machen wie Kossuth",
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wiederholte jeder Korporal, jeder Soldat, jeder Gassenjunge. "Wir müssen es machen wie
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Kossuth", wiederholte gutmütig die provisorische Regierung, die am besten wußte,
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daß sie sich in diese Sachen nicht zu mischen hatte, und der es am Ende gleichgültig
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war, wie man's machte. "Wir müssen es machen wie Kossuth, sonst sind wir verloren." - Die
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Pfalz und Kossuth!</p>
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<p>Ehe ich zur Schilderung des Feldzugs selbst übergehe, muß ich noch kurz einer
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Angelegenheit erwähnen, die in verschiedenen Blättern berührt worden ist: meine
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momentane Verhaftung in Kirchheim. Wenige Tage vor dem Einrücken der Preußen
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begleitete ich meinen Freund Moll auf einer von ihm übernommenen Mission bis an die Grenze,
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bis Kirchheimbolanden. Hier stand ein Teil des rheinhessischen Korps, bei dem wir Bekannte
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hatten. Wir saßen abends mit diesen und mehreren andern Freischärlern des Korps im
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Gasthof. Unter den Freischärlern waren einige jener ernsten, begeisterten "Männer der
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Tat", von denen schon mehrfach die Rede war und die gar keine Schwierigkeiten darin sahen, mit
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wenig Waffen und viel Begeisterung jede beliebige Armee der Welt zu schlagen. Es sind Leute, die
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vom Militär höchstens die Wachtparade gesehen haben, die sich überhaupt nie um die
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materiellen Mittel <a name="S160"><b><160></b></a> zur Erreichung irgendeines Zwecks
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bekümmern und die daher meistens, wie ich später mehrfach zu beobachten Gelegenheit
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hatte, im ersten Gefecht eine so niederschmetternde Enttäuschung erleben, daß sie sich
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eiligst auf und davon machen. Ich frug einen dieser Helden, ob er wirklich vorhabe, mit den in
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der Pfalz vorhandenen dreißigtausend Schleppsäbeln und viertehalb Flinten, worunter
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mehrere verrostete Karabiner, die Preußen zu schlagen, und war überhaupt im besten
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Zuge, mich über die heilige Entrüstung des in seiner edelsten Begeisterung verwundeten
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Mannes der Tat zu amüsieren, als die Wache eintritt und mich für verhaftet
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erklärt. Zu gleicher Zeit sehe ich hinter mir zwei Leute wutschnaubend auf mich losspringen.
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- Der eine gab sich als Zivilkommissär Müller zu erkennen, der andre war Herr Greiner,
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das einzige Mitglied der Regierung, mit dem ich wegen seiner häufigen Abwesenheit von
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Kaiserslautern - der Mann machte in der Stille sein Vermögen mobil - und wegen seines
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verdächtigen, heulerisch-finstern Aussehens nicht in nähere Berührung getreten
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war. Zugleich stand ein alter Bekannter von mir, Hauptmann im rheinhessischen Korps, auf und
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erklärte, wenn ich verhaftet würde, werde er und eine bedeutende Anzahl der besten
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Leute das Korps sofort verlassen. Moll und andre wollten mich sogleich mit Gewalt schützen.
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Die Anwesenden spalteten sich in zwei Parteien, die Szene drohte interessant zu werden, und ich
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erklärte, ich werde mich natürlich mit Vergnügen verhaften lassen: Mau werde
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endlich sehen, welche Farbe die Pfälzer Bewegung habe. Ich ging mit der Wache.</p>
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<p>Am nächsten Morgen wurde ich nach einem komischen Verhör, das mich Herr Zitz bestehn
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ließ, dem Zivilkommissär und von diesem einem Gendarmen übergeben. Der Gendarm,
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dem eingeschärft worden war, mich als <i>Spion</i> zu behandeln, schloß mir beide
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Hände zusammen und führte mich zu Fuß nach Kaiserslautern, angeklagt der
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Herabwürdigung der Erhebung des pfälzischen Volks und der Aufreizung gegen die
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Regierung, von der ich beiläufig kein Wort gesagt hatte. Unterwegs setzte ich durch,
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daß ich einen Wagen bekam. In Kaiserslautern, wohin Moll mir vorausgeeilt war, traf ich
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natürlich die Regierung höchst bestürzt über die Bévue des wackern
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Greiner, noch bestürzter über die mir widerfahrene Behandlung. Man begreift, daß
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ich den Herren in Gegenwart des Gendarmen eine artige Szene machte. Da noch kein Bericht von
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Herrn Greiner eingetroffen war, bot man mir an, mich auf Ehrenwort freizulassen. Ich verweigerte
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das Ehrenwort und ging ins Kantonalgefängnis - ohne Begleitung, was auf d'Esters Antrag
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angenommen wurde. D'Ester erklärte, nachdem einem Parteigenossen solche Behandlung
|
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widerfahren, nicht länger bleiben zu können. Tzschirner, der eben ankam, trat auch sehr
|
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entschieden auf. Die Sache wurde denselben Abend stadtkundig, und <a name=
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"S161"><b><161></b></a> alle, die der entschiedenen Richtung angehörten, ergriffen
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sofort meine Partei. Dazu kam, daß die Nachricht eintraf, im rheinhessischen Korps seien
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wegen dieser Angelegenheit Unruhen ausgebrochen, und ein großer Teil des Korps wolle sich
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auflösen. Weniger als das hätte hingereicht, den provisorischen Regenten, mit denen ich
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täglich zusammen gewesen war, die Notwendigkeit zu zeigen, mir Satisfaktion zu geben.
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Nachdem ich mich 24 Stunden im Gefängnis ganz gut amüsiert hatte, kamen d'Ester und
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Schmitt zu mir; Schmitt erklärte mir, ich sei ohne alle Bedingung frei, und die Regierung
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hoffe, ich werde mich nicht abhalten lassen, mich fernerhin bei der Bewegung zu beteiligen.
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Außerdem sei der Befehl gegeben, daß von nun an kein politischer Gefangener
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geschlossen eingebracht werde, und die Untersuchung gegen den Urheber der infamen Behandlung
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sowie über die Verhaftung und deren Ursache gehe fort. Nachdem somit die Regierung, da Herr
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Greiner noch immer keinen Bericht geschickt, mir alle ihr augenblicklich mögliche Genugtuung
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gegeben, wurden beiderseits die feierlichen Gesichter abgesetzt und im Donnersberg einige
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Schoppen zusammen getrunken. Tzschirner ging am nächsten Morgen zum rheinhessischen Korps
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ab, um es zu beruhigen, und ich gab ihm einige Zeilen mit. Herr Greiner trat, als er wiederkam,
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so erschrecklich heulerisch auf, daß er von seinen Kollegen erst recht doppelt den Kopf
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gewaschen bekam. Von Homburg aus rückten gleichzeitig die Preußen ein, und da hiermit
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die Sache eine interessante Wendung bekam, da ich die Gelegenheit, ein Stück Kriegsschule
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durchzumachen, nicht versäumen wollte und da endlich die "Neue Rheinische Zeitung" honoris
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causa auch in der pfälzisch-badischen Armee vertreten sein mußte, so schnallte ich mir
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auch ein Schlachtschwert um und ging zu Willich.</p>
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</body>
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</html>
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