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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Karl Marx - Untersuchungskomitee</TITLE>
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 11, S. 113-115<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961</P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>Untersuchungskomitee</H1>
<P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["Neue Oder-Zeitung" Nr. 117 vom 10. M&auml;rz 1855]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S113">&lt;113&gt;</A></B> <I>London</I>, 7. M&auml;rz. Das Ger&uuml;cht von einer bevorstehenden Aufl&ouml;sung des Parlaments auf den Vorwand, da&szlig; das Untersuchungskomitee die franz&ouml;sische Allianz kompromittiere, scheint sich zu best&auml;tigen. Ein Korrespondent des "Morning Advertiser" bemerkt dar&uuml;ber:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wer machte das Komitee zu einem &ouml;ffentlichen? Lord Palmerston, der, wie es hei&szlig;t, das Haus aufl&ouml;sen will. Roebuck, der Untersuchung verlangt und erzwungen hatte, verlangte Geheimnis. Lord Palmerston, der sie verweigert und dazu gezwungen worden, war f&uuml;r &Ouml;ffentlichkeit. Er zwingt erst das Komitee, die f&uuml;r unseren fremden Alliierten anst&ouml;&szlig;igste Bahn einzuschlagen, und dann wird diese Anst&ouml;&szlig;igkeit ein Grund f&uuml;r den Minister, das Haus aufzul&ouml;sen, die Untersuchung auszul&ouml;schen und &uuml;ber beide sich in die Faust zu lachen."</P>
</FONT><P>"Morning Herald sagt in einem Leitartikel &uuml;ber denselben Gegenstand u.a.:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Als die alliierten Armeen vor Sewastopol ihre Stellungen einnahmen, war das englische Kontingent das st&auml;rkere von den beiden, und die nachfolgende Zerst&ouml;rung unserer Armee ist g&auml;nzlich dem Mangel an Reserven im Mittell&auml;ndischen Meere und einer organisierten Miliz zu Hause zuzuschreiben, da diese Ursachen der englischen Armee die notwendigen Verst&auml;rkungen abschnitten. Der Versuch, den Namen unserer Alliierten in die Debatte zu verwickeln, ist ein kaum bem&auml;nteltes Strategem verzweifelter und gewissenloser M&auml;nner, sich selbst vor einer Untersuchung zu schirmen, von der sie wissen, da&szlig; sie f&uuml;r ihre k&uuml;nftige politische Existenz fatal sein mu&szlig;. Lord Clarendon hat in unkonstitutioneller Weise eine Zusammenkunft mit dem Kaiser der Franzosen gesucht, zu dem einzigen Behuf, ihm eine Erkl&auml;rung oder Meinung abzupressen, die in eine Mi&szlig;billigung des Untersuchungskomitees gefoltert werden k&ouml;nne. Dies einmal erreicht, ist es der Zweck dieser patriotischen Minister, zu versuchen, das Haus einzusch&uuml;chtern durch die Drohung der Aufl&ouml;sung und an das Land zu appellieren mit der Parole: <I>Die franz&ouml;sische Allianz ist in Gefahr</I>!"</P>
</FONT><B><P><A NAME="S114">&lt;114&gt;</A></B> Es ist klar, da&szlig;, wenn dieser Vorwand der englischen Regierung dazu dient, sich des Untersuchungskomitees zu entledigen, er nicht minder dazu dient, die franz&ouml;sische Allianz zu gef&auml;hrden und so gerade das vorzubereiten, was er zu verh&uuml;ten vorgibt. Mit der &Uuml;berzeugung, da&szlig; das Komitee aufgegeben, weil es "delikate und gef&auml;hrliche" Mysterien aufgraben w&uuml;rde, kompromittierend f&uuml;r den franz&ouml;sischen Alliierten, ist der franz&ouml;sische Alliierte kompromittiert. Die Unterdr&uuml;ckung des Komitees spr&auml;che lauter gegen ihn, als das Komitee selbst tun k&ouml;nnte. Au&szlig;erdem mu&szlig; die geringste Bekanntschaft mit den Ebben und Fluten der &ouml;ffentlichen Meinung in England &uuml;berzeugen, da&szlig; das Bewu&szlig;tsein einer so gro&szlig;en Konzession an das Ausland, wie das Unterdr&uuml;cken eines parlamentarischen Komitees oder eine Aufl&ouml;sung des Parlaments auf angebliches Verlangen Bonapartes w&auml;re, bei der n&auml;chsten Gelegenheit in einer furchtbaren Reaktion gegen den franz&ouml;sischen Einflu&szlig; sich auszugleichen suchen w&uuml;rde.</P>
<P>Aus den Berichten &uuml;ber die zwei ersten Sitzungen des Untersuchungskomitees stellen wir die Aussagen des Generals Sir de Lacy Evans zusammen. Zu Malta, wohin ein Kommiss&auml;r gesandt worden, einige Zeit bevor die Armee England verlie&szlig;, habe er zu seinem Erstaunen gefunden, da&szlig; keine Maultiere aufgekauft worden. Zu Skutari seien keine hinreichenden Vorbereitungen getroffen worden f&uuml;r Schlachten von Vieh und f&uuml;r Backen von Getreide. Schon damals h&auml;tten sich einige Schatzkammer-Regulationen als sehr st&ouml;rend herausgestellt. Er glaube fest, da&szlig; der Krieg begonnen worden in der Illusion, da&szlig; die Angelegenheiten sich ordnen w&uuml;rden ohne eine Explosion von Schie&szlig;pulver und da&szlig; f&uuml;r Magazine irgendeiner Art keine Notwendigkeit vorhanden. Obgleich das Kommissariat unter der Kontrolle des kommandierenden Generals stehe, so sei es doch auch eng verbunden mit der Schatzkammer (also dem Premierminister), und die Beamten des Kommissariats m&uuml;&szlig;ten mit der Meinung inspiriert worden sein, da&szlig; es Extravaganz sei, die f&uuml;r einen wirklichen Krieg n&ouml;tigen Geldauslagen zu machen. Zu Varna seien fast gar keine Anstalten zur Verpflegung von Verwundeten getroffen worden. Der Eindruck habe offenbar vorgeherrscht, da&szlig; dies ein Krieg ohne Wunden sein werde. Keine Vorbereitungen h&auml;tten stattgefunden, um die Armee sofort zum Felddienst zu bef&auml;higen. Als die Russen die Donau &uuml;berschritten, habe Omer Pascha sie &lt;die Engl&auml;nder&gt; um Beistand angegangen, und die Antwort sei gewesen, da&szlig; die Armee ohne die n&ouml;tigen Transportmittel sei, wof&uuml;r lange vorher h&auml;tte gesorgt werden m&uuml;ssen. Die Regierung habe stets noch auf Noten und Protokolle von Wien gewartet und keine gro&szlig;en Anstrengungen <A NAME="S115"><B>&lt;115&gt;</A></B> gemacht, die Armee in marschf&auml;higen Zustand zu setzen. F&uuml;r Verz&ouml;gerungen dieser Art sei nat&uuml;rlich die Regierung und nicht das Kommissariat verantwortlich. Die Russen waren schon mit der Belagerung von Silistria besch&auml;ftigt und immer noch die Armee nicht marschfertig. Die zwei Departements, mit der Besorgung der Lebensmittel betraut, seien das Kommissariat und das des Generalquartiermeisters. Konflikte mit dem Kommissariat seien an der Tagesordnung gewesen. Seine Beamten m&ouml;chten gute Schreiber in der Schatzkammer sein. Sie seien in der Tat best&auml;ndig mit Briefen an die Schatzkammer besch&auml;ftigt gewesen. Im Felde h&auml;tten sie sich untauglich erwiesen. Sogar 18 Meilen vor Varna habe die gr&ouml;&szlig;te Schwierigkeit geherrscht, Lebensmittel beizutreiben. Das Personal des Kommissariats habe sich dort so numerisch mangelhaft erwiesen, da&szlig; er 100 Unteroffiziere zum Dienst f&uuml;r es habe detachieren m&uuml;ssen. Die Sterblichkeit der Truppen zu Varna sei gr&ouml;&szlig;tenteils aus der Niedergedr&uuml;cktheit, Folge ihrer aufreibenden und langen Inaktivit&auml;t, entsprungen.</P>
<P>In bezug auf die Lage der Truppen in der Krim wiederholt de Lacy zum Teil das Bekannte - Mangel an Lebensmitteln, Kleidung, h&ouml;lzernen H&uuml;tten etc. etc. Wir f&uuml;hren in bezug auf das Detail nur noch folgende &Auml;u&szlig;erungen an:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Filder, steinalt, schon w&auml;hrend des pyren&auml;ischen Feldzugs mit dem Kommissariat betraut, jetzt Generalquartiermeister, habe ihn nie konsultiert &uuml;ber die Bed&uuml;rfnisse seiner" (des Evans) "Division; es sei seine Pflicht, das zu tun, er" (Evans) "habe ihn dazu aufgefordert, Filder es aber abgeschlagen. Filder stehe allerdings unter Raglans Ordres, habe aber daneben direkte Korrespondenz mit der Schatzkammer." "Die Verwendung der Artillerie- und Kavalleriepferde zum Fouragieren sei sehr unpassend gewesen. Die Folge war, da&szlig; seine" (des Evans) "Kanonen in der letzten Zeit nur halb mit Pferden versehen waren." "Der Weg vom Hafen von Balaklawa nach dem Lager sei schrecklich aufgeweicht und na&szlig; gewesen. W&auml;ren 1.000 Mann darauf w&auml;hrend 10 Tagen verwandt worden, so w&uuml;rden sie ihn fahrbar gemacht haben; er glaube aber, da&szlig; alle Leute, die gespart werden konnten, in den Laufgr&auml;ben verwandt wurden."</P>
</FONT><P>Schlie&szlig;lich erkl&auml;rt Evans &uuml;ber das Zusammenschmelzen der englischen Armee vor Sewastopol:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es ist meine &Uuml;berzeugung, da&szlig; weder der Mangel an Zufuhr von Kleidung oder Nahrung und Brennmaterial die erstaunliche Sterblichkeit und Krankheit in der Armee erzeugt haben w&uuml;rden, w&auml;ren die Truppen in den Laufgr&auml;ben nicht &uuml;berarbeitet worden. Die Ersch&ouml;pfung der Leute erwies sich sehr sch&auml;dlich. Von Anfang an war die ihnen zugewiesene Arbeit durchaus im Mi&szlig;verh&auml;ltnis zu ihrer numerischen St&auml;rke. Die &Uuml;beranstrengung w&auml;hrend der N&auml;chte war zweifelsohne der Hauptgrund der Leiden der Armee."</P>
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