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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Rosa Luxemburg - Einf&uuml;hrung in die National&ouml;konomie - IV. 3</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="lu05_739.htm"><FONT SIZE=2>IV. 2</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="lu05_en.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="lu05_751.htm"><FONT SIZE=2>IV. 4</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut f&uuml;r Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 5. Berlin/DDR. 1975. "Einf&uuml;hrung in die National&ouml;konomie", S. 747-751.</P>
<P>1. Korrektur<BR>
Erstellt am 06.01.1999.</FONT> </P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER">IV. 3</P>
</FONT><B><P><A NAME="S747">|747|</A></B> Die zweite Methode des Kapitalisten, den Mehrwert zu verg&ouml;&szlig;ern, ist die Herabdr&uuml;ckung des Arbeitslohns. Auch der Lohn ist, wie der Arbeitstag, an sich an keine bestimmten Grenzen gebunden. Vor allem, wenn wir vom Arbeitslohn sprechen, so ist zu unterscheiden das Geld, das der Arbeiter vom Unternehmer erh&auml;lt, von der Menge Lebensmittel, die er daf&uuml;r kriegt. Wissen wir vom Lohn eines Arbeiters nur, da&szlig; er zum Beispiel 2 M t&auml;glich betr&auml;gt, so wissen wir soviel wie gar nichts. Denn f&uuml;r dieselben 2 M kann man in Zeiten der Teuerung viel weniger Lebensmittel kaufen als in Zeiten der Billigkeit; in einem Lande bedeutet dasselbe Zweimarkst&uuml;ck eine andere Lebenshaltung als im anderen, ja fast in jeder Gegend eines Landes. Der Arbeiter kann auch mehr Geld als fr&uuml;her als Lohn bekommen und gleichwohl nicht besser, sondern ebensoschlecht oder gar noch schlechter leben als fr&uuml;her. Der wirkliche, reelle Lohn ist also die Summe Lebensmittel, die der Arbeiter kriegt, w&auml;hrend Geldlohn nur der nominelle Lohn ist. Ist also der Lohn nur der Geldaus- <A NAME="S748"><B>|748|</A></B> druck des Werts der Arbeitskraft, so wird dieser Wert in Wirklichkeit durch die Menge Arbeit dargestellt, die auf die notwendigen Lebensmittel des Arbeiters verwendet wird. Aber was sind "notwendige Lebensmittel"? Abgesehen von individuellen Unterschieden zwischen einem Arbeiter und dem anderen, die keine Rolle spielen, beweist schon die verschiedene Lebenshaltung der Arbeiterklasse in verschiedenen L&auml;ndern und Zeiten, da&szlig; der Begriff "notwendige Lebensmittel" ein sehr ver&auml;nderlicher und dehnbarer ist. Der bessergestellte englische Arbeiter von heute betrachtet den t&auml;glichen Gebrauch von Beefsteaks als notwendig zum Leben, der chinesische Kuli lebt von einer Handvoll Reis. Bei der Dehnbarkeit des Begriffs der "notwendigen Lebensmittel" entwickelt sich &uuml;ber die Gr&ouml;&szlig;e des Arbeitslohnes ein &auml;hnlicher Kampf zwischen Kapitalist und Arbeiter wie &uuml;ber die L&auml;nge des Arbeitstages. Der Kapitalist steht als Warenk&auml;ufer auf seinem Standpunkt, indem er erkl&auml;rt: Es ist zwar ganz richtig, da&szlig; ich die Ware Arbeitskraft wie jeder ehrliche K&auml;ufer nach ihrem Wert bezahlen mu&szlig;, aber was ist der Wert der Arbeitskraft? Die notwendigen Lebensmittel? Nun wohl, ich gebe meinem Arbeiter genausoviel, wie zum Leben notwendig; was aber absolut notwendig ist, um einen Menschen am Leben zu erhalten, das sagt erstens die Wissenschaft, die Physiologie, und zweitens die allgemeine Erfahrung. Und es versteht sich von selbst, da&szlig; ich genau aufs Haar dieses Minimum gebe; denn w&uuml;rde ich einen Pfennig mehr geben, so w&auml;re ich nicht ein ehrlicher K&auml;ufer, sondern ein Narr, ein Philanthrop, der aus eigener Tasche demjenigen Geschenke macht, von dem er eine Ware gekauft hat; ich schenke meinem Schuster oder Zigarrenh&auml;ndler auch nicht einen Pfennig und suche ihre Ware so billig wie m&ouml;glich zu kaufen, Ebenso suche ich die Arbeitskraft so billig wie m&ouml;glich zu kaufen, und wir sind vollkommen quitt, wenn ich meinem Arbeiter das knappste Minimum gebe, womit er sich am Leben erhalten kann. Der Kapitalist ist hier vom Standpunkte der Warenproduktion vollkommen in seinem Rechte. Aber nicht minder im Reche ist der Arbeiter, der als Warenverk&auml;ufer entgegnet: Freilich habe ich nicht mehr zu beanspruchen als den tats&auml;chlichen Wert meiner Ware Arbeitskraft. Aber ich verlange eben, da&szlig; du mir diesen vollen Wert auch wirklich bezahlst. Ich will also nicht mehr als die notwendigen Lebensmittel. Aber was sind notwendige Lebensmittel.? Du sagst darauf gebe Antwort die Wissenschaft der Physiologie und die Erfahrung, welche zeigen, was ein Mensch zum mindesten braucht, um am Leben erhalten zu werden. Du unterschiebst also bei dem Begriff: "notwendige Lebensmittel" die absolute, die <I>physiologische </I>Notwendigkeit. Dies ist aber gegen das Gesetz des Warenaus- <A NAME="S749"><B>|749|</A></B> tausches. Denn du wei&szlig;t so gut wie ich, da&szlig; f&uuml;r den Wert jeder Ware auf dem Markte die zu ihrer Herstellung <I>gesellschaftlich </I>notwendige Arbeit ma&szlig;gebend ist. Wenn dein Schuster dir ein Paar Stiefel bringt und daf&uuml;r 20 M verlangt, weil er vier Tage lang daran arbeitete, so wirst du ihm sagen: "Solche Stiefel kriege ich aus der Fabrik schon f&uuml;r 12 M, denn dort wird mit Maschine das Paar in einem Tag gemacht. Ihre viert&auml;gige Arbeit war also - da es bereits &uuml;blich ist, die Stiefel maschinell zu produzieren - nicht notwendig, gesellschaftlich genommen, wenn sie auch f&uuml;r <I>Sie </I>notwendig war, weil Sie nicht mit Maschinen arbeiten. Aber ich kann daf&uuml;r nichts und zahle Ihnen nur f&uuml;r die gesellschaftlich notwendige Arbeit, sage 12 M." Wenn du so beim Kauf von Stiefeln verfahren w&uuml;rdest, so mu&szlig;t du auch mir beim Kauf meiner Ware Arbeitskraft die gesellschaftlich notwendigen Kosten ihrer Erhaltung bezahlen. Gesellschaftlich notwendig ist aber zu meinem Leben das alles, was in unserem Lande und im jetzigen Zeitalter als der gewohnte Unterhalt eines Mannes meiner Klasse gilt. Mit einem Wort, du mu&szlig;t mir nicht das physiologisch notwendige Minimum, das mich knapp am Leben erh&auml;lt, wie einem Tier geben, sondern das gesellschaftlich &uuml;bliche Minimum, das mir meine gewohnte Lebenshaltung sichert. Dann erst hast du als ehrlicher K&auml;ufer den Wert der Ware bezahlt, sonst kaufst du unter ihrem Wert.</P>
<P>Wir sehen, da&szlig; der Arbeiter vom reinen Warenstandpunkt mindestens ebenso recht hat wie der Kapitalist. Aber diesen Standpunkt macht er erst mit der Zeit geltend, denn er kann ihn nur geltend machen - als gesellschaftliche Klasse, das hei&szlig;t als Ganzes, als Organisation. Erst mit der Entstehung der Gewerkschaften und der Arbeiterpartei beginnt der Arbeiter den Verkauf seiner Arbeitskraft zu ihrem Wert, das hei&szlig;t, seine Lebenserhaltung als soziale und kulturelle Notwendigkeit durchzusetzen. Vor dem Auftreten der Gewerkschaften im Lande jedoch und vor ihrer Geltung in jedem einzelnen Gewerbezweig ist f&uuml;r die Gestaltung der L&ouml;hne die Tendenz des Kapitalisten ma&szlig;gebend, die Lebensmittel auf das physiologische, sozusagen tierische Minimum herabzudr&uuml;cken, das hei&szlig;t, die Arbeitskraft st&auml;ndig unter ihrem Wert zu bezahlen. Die Zeiten der z&uuml;gellosen Herrschaft des Kapitals, der noch kein Widerstand durch die Arbeiterkoalition und -organisation entgegengesetzt wird, f&uuml;hrten zu derselben barbarischen Degradation der Arbeiterklasse in bezug auf L&ouml;hne wie in bezug auf Arbeitszeit vor der Einf&uuml;hrung der Fabrikgesetze. Es ist ein Kreuzzug des Kapitals gegen jede Spur von Luxus, Bequemlichkeit, Behaglichkeit im Leben des Arbeiters, die er noch von den fr&uuml;heren Zeiten des Handwerks und der Bauernwirtschaft her gewohnt war. Es <A NAME="S750"><B>|750|</A></B> ist ein Bestreben, die Konsumtion des Arbeiters auf einen einfachen &ouml;den Akt der Zufuhr eines Minimums von Futter an den Leib zu reduzieren, wie das Vieh gef&uuml;ttert oder die Maschine ge&ouml;lt wird. Dabei werden die tiefststehenden und bed&uuml;rfnislosesten Arbeiter als das Muster und Beispiel den verw&ouml;hnten Arbeitern hingestellt. Dieser Kreuzzug gegen die menschliche Lebenshaltung der Arbeiter begann - wie die kapitalistische Industrie - zuerst in England. Ein englischer Schriftsteller jammerte im 18. Jahrhundert: "Man betrachte nur die haarstr&auml;ubende Klasse von &Uuml;berfl&uuml;ssigkeiten, die unsere Manufakturarbeiter verzehren, als da sind: Branntwein, Gin, Tee, Zucker, fremde Fr&uuml;chte, starkes Bier, gedruckte Leinwand, Schnupf und Rauchtabak usw." Den englischen Arbeitern wurden damals die franz&ouml;sischen, holl&auml;ndischen, deutschen als Muster der Enthaltsamkeit hingestellt. So schrieb ein englischer Fabrikant: "Die Arbeit ist ein ganzes Drittel wohlfeiler in Frankreich als in England; denn die franz&ouml;sischen Armen, (so nannte man die Arbeiter - <I>R. L.</I>) arbeiten hart und fahren hart an Nahrung und Kleidung, und ihr Hauptkonsum sind Brot, Kr&auml;uter, Wurzeln und getrockneter Fisch, denn sie essen sehr selten Fleisch und, wenn der Weizen teuer ist, sehr wenig Brot." Gegen Anfang des 19. Jahrhunderts verfa&szlig;te ein Amerikaner, Graf Rumford, ein spezielles "Kochbuch f&uuml;r Arbeiter" mit Rezepten zur Verbilligung ihrer Nahrung. So lautete zum Beispiel ein Rezept aus diesem ber&uuml;hmten Buch, das mit gro&szlig;er Begeisterung von der Bourgeoisie verschiedener L&auml;nder aufgenommen wurde: "F&uuml;nf Pfund Gerste, f&uuml;nf Pfund Mais, f&uuml;r 30 Pf Heringe, 10 Pf Salz, 10 Pf Essig, 20 Pf Pfeffer und Kr&auml;uter - Summa von 2,08 M, gibt eine Suppe f&uuml;r 64 Menschen, ja mit den Durchschnittspreisen von Korn kann die Kost auf noch nicht 3 Pf pro Kopf herabgedr&uuml;ckt werden." Von den Arbeitern in den Bergwerken S&uuml;damerikas, deren t&auml;gliches Gesch&auml;ft, das schwerste vielleicht in der Welt, darin besteht, eine Last Erz von 180 bis 200 Pfund aus einer Tiefe von 450 Fu&szlig; auf ihren Schultern zutage zu f&ouml;rdern, erz&auml;hlt Justus Liebig, da&szlig; sie nur noch von Brot und Bohnen leben. Sie w&uuml;rden das Brot allein zur Nahrung vorziehen, allein ihre Herren, welche gefunden haben, da&szlig; sie mit Brot nicht so stark arbeiten k&ouml;nnen, behandeln sie wie Pferde und zwingen sie, die Bohnen zu essen, weil die Bohnen mehr zur Knochenbildung beitragen als Brot. In Frankreich gab es schon im Jahre 1831 die erste Hungerrevolte der Arbeiter - diejenige der Seidenweber in Lyon. Aber die gr&ouml;&szlig;ten Orgien feierte das Kapital in der Herabdr&uuml;ckung der L&ouml;hne unter dem Zweiten Kaiserreich in den sechziger Jahren, als die eigentliche Maschinenindustrie Einzug hielt in Frankreich. Die Unternehmer fl&uuml;chteten <A NAME="S751"><B>|751|</A></B> aus den St&auml;dten aufs flache Land, um billigere H&auml;nde zu Finden. Und sie brachten es darin so weit, da&szlig; es Frauen gab, die zu 1 Sou, das hei&szlig;t etwa 4 Pf, Taglohn arbeiteten. Allerdings dauerte diese Herrlichkeit nicht lange; denn solche L&ouml;hne konnten nicht einmal f&uuml;r das tierische Dasein gen&uuml;gen. In Deutschland f&uuml;hrte das Kapital zuerst &auml;hnliche Zust&auml;nde in der Textilindustrie herbei, wo die selbst unter das physiologische Minimum herabgedr&uuml;ckten L&ouml;hne in den vierziger Jahren zu den Hungeraufst&auml;nden der Weber in Schlesien und in B&ouml;hmen f&uuml;hrten. Heute bildet das tierische Minimum der Lebensmittel die Regel f&uuml;r die L&ouml;hne - bei den Landarbeitern in Deutschland, in der Konfektion, in den verschiedenen Zweigen der Hausindustrie - &uuml;berall, wo die Gewerkschaft ihre Wirkung auf die Lebenshaltung nicht aus&uuml;bt.</P>
<P ALIGN="CENTER"><A HREF="lu05_747.htm"><FONT SIZE=2>IV. 3</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="lu05_en.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="lu05_757.htm"><FONT SIZE=2>IV. 5</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut f&uuml;r Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 5. Berlin/DDR. 1975. "Einf&uuml;hrung in die National&ouml;konomie", S. 751-757.</P>
<P>1. Korrektur<BR>
Erstellt am 06.01.1999.</FONT> </P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER">IV. 4</FONT><A NAME="ZF1"><A HREF="lu05_747.htm#F1">[1]</A></A></P>
<P>In der Heraufschraubung der Arbeitslast und der Herabdr&uuml;ckung der Lebenshaltung der Arbeitenden auf das tierisch m&ouml;gliche Ma&szlig; und zum Teil erheblich &uuml;ber dasselbe gleicht die moderne kapitalistische Ausbeutung derjenigen in der Sklavenwirtschaft und der Leibeigenschaft w&auml;hrend der &auml;rgsten Ausartung der beiden letzten Wirtschaftsformen, also w&auml;hrend sich beide ihrem Verfall n&auml;herten. Was aber die kapitalistische Warenproduktion ganz allein hervorgebracht hat und was zu allen fr&uuml;heren Zeiten g&auml;nzlich unbekannt war, das ist die teilweise Nichtbesch&auml;ftigung und deshalb Nichtkonsumtion der Arbeitenden als st&auml;ndige Erscheinung, das hei&szlig;t, die sogenannte Reservearmee der Arbeiter. Die kapitalistische Produktion h&auml;ngt ab vom Markt und mu&szlig; seiner Nachfrage folgen. Diese &auml;ndert sich aber fortw&auml;hrend und erzeugt abwechselnd sogenannte gute und schlechte Gesch&auml;ftsjahre, -saisons und -monate. Das Kapital mu&szlig; sich fortw&auml;hrend diesem Wechsel der Konjunktur anpassen und infolgedessen bald mehr, bald weniger Arbeiter besch&auml;ftigen. Es mu&szlig; also, um in jedem Augenblick die n&ouml;tige Zahl Arbeitskr&auml;fte auch f&uuml;r h&ouml;chste Anforderungen des Marktes bei der Hand zu haben, st&auml;ndig neben der besch&auml;ftigten Zahl Arbeiter eine betr&auml;chtliche Zahl unbesch&auml;ftigter zur Disposition in Reserve halten. Die nichtbesch&auml;ftigten Arbeiter kriegen als solche keinen Lohn, ihre Arbeitskraft wird ja nicht gekauft, sie liegt nur auf Lager; die <A NAME="S752"><B>|752|</A></B> Nichtkonsumtion eines Teiles der Arbeiterklasse geh&ouml;rt also als wesentlicher Bestandteil zum Lohngesetz der kapitalistischen Produktion. Wie diese Arbeitslosen ihr Leben fristen, geht das Kapital nichts an, jedoch weist das Kapital jeden Versuch, die Reservearmee abzuschaffen, als Gef&auml;hrdung der eigenen Lebensinteressen zur&uuml;ck. Ein eklatantes Beispiel dieser Art hat die englische Baumwollkrisis des Jahres 1863 geliefert. Als pl&ouml;tzlich durch den Mangel an amerikanischer Rohbaumwolle die Spinnereien und Webereien Englands ihre Produktion unterbrechen mu&szlig;ten und nahezu 1 Million Arbeiterbev&ouml;lkerung brotlos wurde, entschlo&szlig; sich ein Teil dieser Arbeitslosen, um dem drohenden Hungertode zu entgehen, nach Australien auszuwandern. Sie verlangten vom englischen Parlament die Bewilligung von 2 Millionen Pfund Sterling, um die Auswanderung von 50.000 besch&auml;ftigungslosen Arbeitern zu erm&ouml;glichen. Allein gegen dieses Ansinnen der Arbeiter erhoben die Baumwollfabrikanten einen Entr&uuml;stungsschrei. Die Industrie k&ouml;nne ohne Maschinen nicht auskommen, und die Arbeiter seien gleichfalls Maschinen, sie m&uuml;&szlig;ten also vorr&auml;tig sein. "Das Land" w&uuml;rde einen Verlust von 4 Millionen Pfund Sterling erleiden, wenn die hungernden Arbeitslosen sich pl&ouml;tzlich entfernten. Das Parlament verweigerte demgem&auml;&szlig; den Auswanderungsfonds, und die Arbeitslosen blieben an ihr Hungertuch gefesselt, um die n&ouml;tige Reserve f&uuml;r das Kapital zu bilden. Ein anderes drastisches Beispiel lieferten die franz&ouml;sischen Kapitalisten im Jahre 1871. Als nach dem Falle der Kommune die Niedermetzelung der Pariser Arbeiter mit und ohne gerichtliche Form in so enormem Ma&szlig;e betrieben wurde, da&szlig; Zehntausende Proletarier, und zwar die besten und t&uuml;chtigen, die Elite der Arbeiterschaft, hingemordet wurden, entstand in der Unternehmerschaft mitten im befriedigten Rachegef&uuml;hl die Unruhe, der Mangel an vorr&auml;tigen "H&auml;nden" k&ouml;nnte bald dem Kapital schmerzlich werden; die Industrie ging n&auml;mlich gerade damals, nach der Beendigung des Krieges, einem lebhaften Aufschwung des Gesch&auml;ftes entgegen. Mehrere Pariser Unternehmer verwendeten sich deshalb bei den Gerichten, um die Verfolgungen der Kommunek&auml;mpfer zu m&auml;&szlig;igen und die Arbeitsh&auml;nde vom Gemetzel des S&auml;bels f&uuml;r den Arm des Kapitals zu retten.</P>
<P>Die Reservearmee hat aber f&uuml;r das Kapital eine doppelte Funktion: einmal f&uuml;r jeden pl&ouml;tzlichen Aufschwung des Gesch&auml;fts die Arbeitskraft zu liefern und zweitens durch die Konkurrenz der Arbeitslosen einen st&auml;ndigen Druck auf die Besch&auml;ftigten auszu&uuml;ben und ihre L&ouml;hne auf ein Minimum herabzubringen.</P>
<P>Marx unterscheidet in der Reservearmee vier verschiedene Schichten, <A NAME="S753"><B>|753|</A></B> deren Funktion f&uuml;r das Kapital und [deren] Lebensbedingungen sich verschieden gestalten. Die oberste Schicht, das sind die periodisch besch&auml;ftigungslosen Industriearbeiter, die in allen, auch den bestgestellten Berufen st&auml;ndig vorhanden sind. Ihr Personal &auml;ndert sich fortw&auml;hrend, weil jeder Arbeiter in gewissen Zeiten arbeitslos, in anderen besch&auml;ftigt ist; ihre Zahl fluktuiert auch stark mit dem Gesch&auml;ftsgang, sie wird sehr gro&szlig; zuzeiten der Krise und gering in guten Konjunkturen; sie versiegt aber nie und w&auml;chst im allgemeinen mit dem Fortgang der industriellen Entwicklung. Die zweite Schicht, das ist das vom flachen Lande nach der Stadt str&ouml;mende Proletariat, unqualifizierte Arbeiter, die mit niedrigsten Anspr&uuml;chen auf dem Markt erscheinen und als einfache Arbeiter nicht an einen bestimmten Arbeitszweig gefesselt sind, sondern als Reservoir f&uuml;r alle auf die Besch&auml;ftigung lauern. Die dritte Kategorie, das sind die tiefstehenden Proletarier, die keine regelm&auml;&szlig;ige Besch&auml;ftigung haben und st&auml;ndig auf der Suche bald nach dieser, bald nach anderer Gelegenheitsarbeit sind. Hier sind die l&auml;ngste Arbeitszeit, die niedrigsten L&ouml;hne zu finden, und deshalb ist diese Schicht nicht nur ebenso n&uuml;tzlich, sondern direkt ebenso unentbehrlich f&uuml;r das Kapital wie die fr&uuml;heren h&ouml;herstehenden. Diese Schicht rekrutiert sich fortw&auml;hrend aus den &Uuml;berz&auml;hligen der Industrie und der Landwirtschaft, namentlich aber aus dem zugrunde gehenden Kleinhandwerk und den absterbenden untergeordneten Berufen. Sie bilden die breite Grundlage f&uuml;r die Hausindustrie und wirkt &uuml;berhaupt sozusagen hinter den Kulissen, hinter dem offiziellen Schauplatz der Industrie. Hier aber hat sie nicht nur keine Tendenz zu verschwinden, sondern w&auml;chst im Gegenteil sowohl durch zunehmende Wirkungen der Industrie in der Stadt und auf dem Lande wie durch die st&auml;rkste Kinderzeugung.</P>
<P>Endlich die vierte Schicht der proletarischen Reservearmee, das sind die direkten Paupers, die Armen, zum Teil Arbeitsf&auml;hige, die in Zeiten guten Gesch&auml;ftsganges von der Industrie oder dem Handel teilweise besch&auml;ftigt werden, um in Zeiten der Krise als die ersten ausgesto&szlig;en zu werden, zum Teil Arbeitsunf&auml;hige: veraltete Arbeiter, die die Industrie nicht mehr brauchen kann, proletarische Witwen, Waisen und Pauperkinder, verkr&uuml;ppelte und verst&uuml;mmelte Opfer der gro&szlig;en Industrie, des Bergbaus usw., endlich der Arbeit Entw&ouml;hnte: Vagabunden und dergleichen. Diese Schicht m&uuml;ndet direkt in das Lumpenproletariat: Verbrecher, Prostituierte. Der Pauperismus, sagt Marx, bildet das Invalidenhaus der Arbeiterklasse und das tote Gewicht ihrer Reservearmee. Seine Existenz folgt ebenso notwendig und unvermeidlich aus der Reservearmee wie die <A NAME="S754"><B>|754|</A></B> Reservearmee aus der Entwicklung der Industrie. Die Armut und das Lumpenproletariat geh&ouml;ren zu den Existenzbedingungen des Kapitalismus und wachsen mit ihm zusammen: je gr&ouml;&szlig;er der gesellschaftliche Reichtum, das funktionierende Kapital und die durch es besch&auml;ftigte Arbeitermasse, um so gr&ouml;&szlig;er auch die vorr&auml;tige Schicht der Arbeitslosen, die Reservearmee; je gr&ouml;&szlig;er die Reservearmee im Verh&auml;ltnis zu der besch&auml;ftigten Arbeitermasse. um so gr&ouml;&szlig;er die unterste Schicht der Armut, des Pauperismus, des Verbrechens. Mit dem Kapital und Reichtum w&auml;chst also unvermeidlich auch die Gr&ouml;&szlig;e der Unbesch&auml;ftigten und Unentlohnten und damit auch die Lazarusschicht der Arbeiterklasse - die offizielle Armut. <I>"Dies"</I>, sagt Marx, <I>"ist das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation."</I><A NAME="ZF2"><A HREF="lu05_747.htm#F2">[2]</A></A></P>
<P>Die Bildung einer st&auml;ndigen und wachsenden Schicht von Arbeitslosen war, wie wir gesagt haben, in allen fr&uuml;heren Gesellschaftsformen unbekannt. In der kommunistischen Urgemeinde arbeitet selbstverst&auml;ndlich jeder, soweit dies zum Lebensunterhalt notwendig, zum Teil weil aus unmittelbarem Bed&uuml;rfnis, zum Teil unter dem Druck der moralischen und gesetzlichen Autorit&auml;t des Stammes, der Gemeinde. Es sind aber auch <I>alle </I>Mitglieder der Gesellschaft mit den zug&auml;nglichen Mitteln zum Leben versehen. Die Lebenshaltung der primitiven kommunistischen Gruppe ist freilich eine ziemlich niedrige und einfache, die Lebensbequemlichkeiten sind primitive. Aber insofern Mittel zum Leben da sind. sind sie f&uuml;r alle gleichm&auml;&szlig;ig da, und die Armut im heutigen Sinne, die Entbl&ouml;&szlig;ung von den vorhandenen Mitteln der Gesellschaft, ist in jenen Zeiten ganz unbekannt. Der primitive Stamm hungert manchmal oder oft, wenn die Ungunst der Naturverh&auml;ltnisse ihn verfolgt, aber sein Mangel ist dann Mangel der Gesellschaft als solcher, der Mangel eines Teils von Mitgliedern bei &Uuml;berflu&szlig; eines anderen Teiles ist etwas Undenkbares; denn soweit die Lebensmittel der Gesellschaft im ganzen gesichert sind, ist die Existenz jedes einzelnen Mitgliedes gesichert.</P>
<P>In der orientalischen und antiken Sklaverei sehen wir dasselbe. Sosehr der &auml;gyptische Staatssklave oder der griechische Privatsklave ausgebeutet und geschunden wird, so gro&szlig; der Abstand zwischen seiner kargen Lebenshaltung und dem &Uuml;berflu&szlig; des Herrn sein mochte, diese seine Lebenshaltung war ihm jedoch durch das Sklavenverh&auml;ltnis selbst gesichert. Man lie&szlig; die Sklaven nicht vor Mangel umkommen, wie man heute sein eigenes Pferd oder Vieh nicht umkommen l&auml;&szlig;t. Das n&auml;mliche in den mittelalterlichen Fronverh&auml;ltnissen: Die Fesselung der Bauernschaft an die Scholle <A NAME="S755"><B>|755|</A></B> und der feste Aufbau des ganzen feudalen Abh&auml;ngigkeitssystems, wo jedermann Herr &uuml;ber andere oder eines Herrn Diener oder beides zugleich sein mu&szlig;te, dieses System wies jedem einen bestimmten Platz zu. Und mochte die Auspressung der Leibeigenen noch so arg sein, sie von der Scholle zu vertreiben, also sie der Lebensmittel zu berauben, hatte kein Herr das Recht, im Gegenteil, das Fronverh&auml;ltnis verpflichtete den Herrn in Ungl&uuml;cksf&auml;llen, wie Brand, Hochwasser, Hagel etc., den verarmten Bauern zu unterst&uuml;tzen. Erst gegen den Ausgang des Mittelalters, mit dem Zusammenbruch des Feudalismus und dem Einzug des modernen Kapitals, beginnt das Bauernlegen. Im Mittelalter jedoch war durchweg die Existenz der gro&szlig;en Masse der Arbeitenden gesichert. Zum Teil bildete sich schon damals ein geringes Kontingent Armer und Bettler infolge von zahlreichen Kriegen oder von einzelnen Verm&ouml;gensverlusten. Aber die Erhaltung dieser Armen galt als Pflicht der Gesellschaft. Schon Kaiser Karl der Gro&szlig;e bestimmt ausdr&uuml;cklich in seinen Kapitularien: "Was die <I>Bettler </I>betrifft, die im Lande herumstreichen, so wollen wir, da&szlig; jeder von unseren Vasallen die Armen ern&auml;hrt. sei es auf dem ihm verliehenen Gut oder im Innern seines Hauses, und da&szlig; er ihnen nicht erlaubt, anderswo betteln zu gehen." Sp&auml;ter war es ein spezieller Beruf der Kl&ouml;ster, die Armen zu beherbergen und ihnen, wenn sie arbeitsf&auml;hig waren, Arbeit zu verschaffen. Im Mittelalter war also jeder Bed&uuml;rftige in jedem Hause der Aufnahme sicher, die Ern&auml;hrung Mittelloser galt als einfache Pflicht und war keinesfalls mit dem Makel der Ver&auml;chtlichkeit eines heutigen Bettlers verbunden.</P>
<P>Nur einen Fall kennt die Geschichte der Vergangenheit, wo eine gro&szlig;e Schicht der Bev&ouml;lkerung besch&auml;ftigungslos und brotlos gemacht wurde. Es ist dies der schon erw&auml;hnte Fall des altr&ouml;mischen Bauerntums, das vom Grund und Boden verdr&auml;ngt und in Proletariat verwandelt wurde, f&uuml;r welches keine Besch&auml;ftigung &uuml;brig war. Diese Proletarisierung der Bauern war freilich eine logische und notwendige Folge der Ausbildung der gro&szlig;en Latifundien sowie der Verbreitung der Sklavenwirtschaft. Aber sie war f&uuml;r den Bestand der Sklavenwirtschaft und des gro&szlig;en Grundbesitzes durchaus nicht n&ouml;tig. Im Gegenteil, das unbesch&auml;ftigte r&ouml;mische Proletariat war blo&szlig; ein Ungl&uuml;ck, eine reine Last f&uuml;r die Gesellschaft, und die Gesellschaft suchte mit allen ihr zug&auml;nglichen Mitteln: durch periodische Verteilung von Grund und Boden, durch Verteilung von Lebensmitteln, durch Regulierung einer enormen Korneinfuhr und k&uuml;nstliche Verbilligung des Getreides, dem Proletariat und seiner Armut <A NAME="S756"><B>|756|</A></B> zu steuern. Schlie&szlig;lich wurde dieses gro&szlig;e Proletariat im alten Rom schlecht oder recht vom Staate direkt erhalten.</P>
<P>Die kapitalistische Warenproduktion ist also die erste Wirtschaftsform in der Geschichte der Menschheit, bei der die Besch&auml;ftigungslosigkeit und die Mittellosigkeit einer gro&szlig;en und wachsenden Schicht der Bev&ouml;lkerung und direkte hoffnungslose Armut einer anderen gleichfalls wachsenden Schicht nicht blo&szlig; eine Folge, sondern auch eine Notwendigkeit, eine Lebensbedingung dieser Wirtschaft ist. Unsicherheit der Existenz der gesamten arbeitenden Masse und chronischer Mangel, zum Teil direkte Armut bestimmter breiter Schichten sind zum erstenmal eine normale Erscheinung der Gesellschaft. Und die Gelehrten der Bourgeoisie, die sich keine andere Gesellschaftsform als die heutige vorstellen k&ouml;nnen, sind so von dieser Naturnotwendigkeit der Schicht der Arbeitslosen und Brotlosen durchdrungen, da&szlig; sie sie als ein von Gott gewolltes Naturgesetz erkl&auml;ren. Der Engl&auml;nder Malthus erbaute darauf im Anfang des 19. Jahrhunderts seine ber&uuml;hmte Theorie der &Uuml;berv&ouml;lkerung, wonach die Armut daher entstehe, da&szlig; die Menschheit die &uuml;ble Gewohnheit habe, rascher ihre Kinder zu vermehren als ihre Lebensmittel,</P>
<P>Es ist aber, wie wir gesehen, nichts anderes als die einfache Wirkung der Warenproduktion und des Warenaustausches, die zu diesen Ergebnissen f&uuml;hrt. Dieses Warengesetz, das formell auf v&ouml;lliger Gleichheit und Freiheit beruht, ergibt ganz mechanisch, ohne jede Einmischung der Gesetze oder der Gewalt, mit eiserner Notwendigkeit eine so krasse soziale Ungleichheit, wie sie in allen fr&uuml;heren auf direkter Herrschaft eines Menschen &uuml;ber den anderen beruhenden Verh&auml;ltnissen vollst&auml;ndig unbekannt war. Zum erstenmal wird direkter Hunger zur Gei&szlig;el, die t&auml;glich das Leben der arbeitenden Masse peitscht. Und auch das erkl&auml;rt man als ein Naturgesetz. Der anglikanische Pfaffe Townsend schrieb schon im Jahre 1786: "Es scheint ein Naturgesetz, da&szlig; die Armen zu einem gewissen Grad leichtsinnig sind, so da&szlig; stets welche da sind zur Erf&uuml;llung der servilsten, schmutzigsten und gemeinsten Funktionen des Gemeinwesens. Der Fonds von menschlichem Gl&uuml;ck wird dadurch sehr vermehrt, die Delikateren sind von der Plackerei befreit und k&ouml;nnen h&ouml;herem Beruf usw. ungest&ouml;rt nachgehn ... Das Armengesetz hat die Tendenz, die Harmonie und Sch&ouml;nheit, die Symmetrie und Ordnung dieses Systems, welches Gott und die Natur in der Welt errichtet haben, zu zerst&ouml;ren."<A NAME="ZF3"><A HREF="lu05_747.htm#F3">[3]</A></A></P>
<P>Die "Delikaten", die auf Kosten anderer leben, haben &uuml;brigens schon <B>|757|</B> in jeder Gesellschaftsform, die ihnen die Freuden des Ausbeuterlebens sichert, einen Finger Gottes und ein Naturgesetz gesehen. Die gr&ouml;&szlig;ten Geister entgehen dieser historischen T&auml;uschung nicht. So schrieb mehrere Jahrtausende vor dem englischen Pfaffen der gro&szlig;e griechische Denker Aristoteles: "Es ist die Natur selbst, die die Sklaverei geschaffen hat. Die Tiere teilen sich in M&auml;nnchen und Weibchen. Das M&auml;nnchen ist ein vollkommeneres Tier, und es herrscht; das Weibchen ist weniger vollkommen, und es gehorcht. Ebenso gibt es im Menschengeschlecht Individuen, die soviel tiefer stehen unter den anderen, wie der Leib unter der Seele oder das Tier unter dem Menschen steht; das sind Wesen, die nur zu k&ouml;rperlichen Arbeiten taugen und die unf&auml;hig sind, etwas Vollkommeneres zu vollbringen. Diese Individuen sind durch die Natur zur Sklaverei bestimmt, weil es f&uuml;r sie nichts Besseres gibt, als anderen zu gehorchen ... Besteht denn schlie&szlig;lich ein so gro&szlig;er Unterschied zwischen dem Sklaven und dem Tier? Ihre Arbeiten gleichen sich, sie sind uns nur durch ihren Leib n&uuml;tzlich. Schlie&szlig;en wir also aus diesen Prinzipien, da&szlig; die Natur gewisse Menschen f&uuml;r die Freiheit und andere f&uuml;r die Sklaverei geschaffen hat, da&szlig; es also n&uuml;tzlich und gerecht ist, da&szlig; der Sklave sich f&uuml;gt."<A NAME="ZF4"><A HREF="lu05_747.htm#F4">[4]</A></A> Die "Natur", die also f&uuml;r jede Form der Ausbeutung verantwortlich gemacht wird, m&uuml;&szlig;te jedenfalls ihren Geschmack mit der Zeit sehr verdorben haben. Denn falls es sich noch lohnen mochte, eine gro&szlig;e Volksmasse zur Schmach der Sklaverei zu erniedrigen, um ein freies Philosophenvolk und Genies wie Aristoteles auf ihrem R&uuml;cken zu erh&ouml;hen, so ist die Erniedrigung der heutigen Millionen Proletarier zur Aufzucht ordin&auml;rer Fabrikanten und fetten Pfaffen ein wenig verlockendes Ziel.</P>
<P><HR></P>
<P>Redaktionelle Anmerkungen</P>
<P><A NAME="F1">[1]</A> Randnotiz R. L.: Entstehung der Res.armee. <A HREF="lu05_747.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">[2]</A> Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../../me/me23/me23_640.htm#S674">Bd. 23, S. 674</A>. <A HREF="lu05_747.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">[3]</A> Zit. nach: Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werte, <A HREF="../../me/me23/me23_640.htm#S676">Bd. 23, S 676</A>. <A HREF="lu05_747.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">[4]</A> Siehe Aristoteles, Politik. &Uuml;bersetzt und mit erkl&auml;renden Anmerkungen und Registern versehen von Eug. Rolfes, Leipzig 1948, S. 27-31. <A HREF="lu05_747.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
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