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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Rosa Luxemburg - Die Krise der Sozialdemokratie - Anhang</TITLE>
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<HR size="1">
<H2>Rosa Luxemburg - Die Krise der Sozialdemokratie</H2>
<H1><B>ANHANG: </B><B>Leits&auml;tze &uuml;ber die Aufgaben der internationalen
Sozialdemokratie</B></H1>
<HR size="1">
<P>Eine gr&ouml;&szlig;ere Anzahl von Genossen aus allen Teilen Deutschlands
hat die folgenden Leits&auml;tze angenommen, die eine Anwendung des Erfurter
Programms auf die gegenw&auml;rtigen Probleme des internationalen Sozialismus
darstellen.</P>
<P>1. Der Weltkrieg hat die Resultate der vierzigj&auml;hrigen Arbeit des
europ&auml;ischen Sozialismus zunichte gemacht, indem er die Bedeutung
der revolution&auml;ren Arbeiterklasse als eines politischen Machtfaktors
und das moralische Prestige des Sozialismus vernichtet, die proletarische
Internationale gesprengt, ihre Sektionen zum Brudermord gegeneinander gef&uuml;hrt
und die W&uuml;nsche und Hoffnungen der Volksmassen in den wichtigsten
L&auml;ndern der kapitalistischen Entwicklung an das Schiff des Imperialismus
gekettet hat.</P>
<P>2. Durch die Zustimmung zu den Kriegskrediten und die Proklamation des
Burgfriedens haben die offiziellen F&uuml;hrer der sozialistischen Parteien
in Deutschland, Frankreich und England (mit Ausnahme der Unabh&auml;ngigen
Arbeiterpartei) dem Imperialismus den R&uuml;cken gest&auml;rkt, die Volksmassen
zum geduldigen Ertragen des Elends und der Schrecken des Krieges veranla&szlig;t
und so zur z&uuml;gellosen Entfesselung der imperialistischen Raserei,
zur Verl&auml;ngerung des Gemetzels und zur Vermehrung seiner Opfer beigetragen,
die Verantwortung f&uuml;r den Krieg und seine Folgen mit&uuml;bernommen.
</P>
<P>3. Diese Taktik der offiziellen Parteiinstanzen der kriegf&uuml;hrenden
L&auml;nder, in allererster Linie in Deutschland, dem bisherigen f&uuml;hrenden
Lande der Internationale, bedeutet einen Verrat an den elementarsten Grunds&auml;tzen
des internationalen Sozialismus, an den Lebensinteressen der Arbeiterklasse,
an allen demokratischen Interessen der V&ouml;lker. Dadurch ist die sozialistische
Politik auch in jenen L&auml;ndern zur Ohnmacht verurteilt worden, wo die
Parteif&uuml;hrer ihren Pflichten treu geblieben sind: in Ru&szlig;land,
Serbien, Italien und &shy; mit einer Ausnahme &shy; Bulgarien. </P>
<P>
<DIV ALIGN="LEFT">
</DIV>
<P>4. Indem die offizielle Sozialdemokratie der f&uuml;hrenden L&auml;nder
den Klassenkampf im Kriege preisgab und auf die Zeit nach dem Kriege verschob,
hat sie den herrschenden Klassen in allen L&auml;ndern Frist gew&auml;hrt,
ihre Positionen auf Kosten des Proletariats wirtschaftlich, politisch und
moralisch ungeheuer zu st&auml;rken. </P>
<P>5. Der Weltkrieg dient weder der nationalen Verteidigung, noch den wirtschaftlichen
oder politischen Interessen irgendwelcher Volksmassen, er ist lediglich
eine Ausgeburt imperialistischer Rivalit&auml;ten zwischen den kapitalistischen
Klassen verschiedener L&auml;nder um die Weltherrschaft und um das Monopol
in der Aussaugung und Unterdr&uuml;ckung der noch nicht vom Kapital beherrschten
Gebiete. In der &Auml;ra dieses entfesselten Imperialismus kann es keine
nationalen Kriege mehr geben. Die nationalen Interessen dienen nur als
T&auml;uschungsmittel, um die arbeitenden Volksmassen ihrem Todfeind, dem
Imperialismus, dienstbar zu machen.</P>
<P>6. Aus der Politik der imperialistischen Staaten und aus dem imperialistischen
Kriege kann f&uuml;r keine unterdr&uuml;ckte Nation Freiheit und Unabh&auml;ngigkeit
hervorsprie&szlig;en. Die kleinen Nationen, deren herrschende Klassen Anh&auml;ngsel
und Mitschuldige ihrer Klassengenossen in den Gro&szlig;staaten sind, bilden
nur Schachfiguren in dem imperialistischen Spiel der Gro&szlig;m&auml;chte
und werden ebenso wie deren arbeitende Massen w&auml;hrend des Krieges
als Werkzeug mi&szlig;braucht, um nach dem Kriege den kapitalistischen
Interessen geopfert zu werden.</P>
<P>7. Der heutige Weltkrieg bedeutet unter diesen Umst&auml;nden bei jeder
Niederlage und bei jedem Sieg eine Niederlage des Sozialismus und der Demokratie.
Er treibt bei jedem Ausgang &shy; ausgenommen die revolution&auml;re Intervention
des internationalen Proletariats - zur St&auml;rkung des Militarismus,
der internationalen Gegens&auml;tze, der weltwirtschaftlichen Rivalit&auml;ten.
Er steigert die kapitalistische Ausbeutung und die innerpolitische Reaktion,
schw&auml;cht die &ouml;ffentliche Kontrolle und dr&uuml;ckt die Parlamente
zu immer gehorsameren Werkzeugen des Militarismus herab. Der heutige Weltkrieg
entwickelt so zugleich alle Voraussetzungen neuer Kriege.</P>
<P>8. Der Weltfriede kann nicht gesichert werden durch utopische oder im
Grunde reaktion&auml;re Pl&auml;ne wie internationale Schiedsgerichte kapitalistischer
Diplomaten, diplomatische Abmachungen &uuml;ber &quot;Abr&uuml;stung&quot;,
&quot;Freiheit der Meere&quot;, Abschaffung des Seebeuterechts, &quot;europ&auml;ische
Staatenb&uuml;nde&quot;, &quot;mitteleurop&auml;ische Zollvereine&quot;,
nationale Pufferstaaten und dergleichen. Imperialismus, Militarismus und
Kriege sind nicht zu beseitigen oder einzud&auml;mmen, solange die kapitalistischen
Klassen unbestritten ihre Klassenherrschaft aus&uuml;ben. Das einzige Mittel,
ihnen erfolgreich Widerstand zu leisten, und die einzige Sicherung des
Weltfriedens ist die politische Aktionsf&auml;higkeit und der revolution&auml;re
Wille des internationalen Proletariats, seine Macht in die Waagschale zu
werfen.</P>
<P>9. Der Imperialismus als letzte Lebensphase und h&ouml;chste Entfaltung
der politischen Weltherrschaft des Kapitals ist der gemeinsame Todfeind des
Proletariats aller L&auml;nder. Aber er teilt auch mit den fr&uuml;heren
Phasen des Kapitalismus das Schicksal, die Kr&auml;fte seines Todfeinds
in demselben Umfange zu st&auml;rken, wie er sich selbst entfaltet. Er
beschleunigt die Konzentration des Kapitals, die Zerm&uuml;rbung des Mittelstands,
die Vermehrung des Proletariats, weckt den wachsenden Widerstand der Massen
und f&uuml;hrt so zur intensiven Versch&auml;rfung der Klassengegens&auml;tze.
Gegen den Imperialismus mu&szlig; der proletarische Klassenkampf im Frieden
wie im Krieg in erster Reihe konzentriert werden. Der Kampf gegen ihn ist
f&uuml;r das internationale Proletariat zugleich der Kampf um die politische
Macht im Staate, die entscheidende Auseinandersetzung zwischen Sozialismus
und Kapitalismus. Das sozialistische Endziel wird von dem internationalen
Proletariat nur verwirklicht, indem es gegen den Imperialismus auf der
ganzen Linie Front macht und die Losung: &quot;Krieg dem Kriege&quot; unter
Aufbietung der vollen Kraft und des &auml;u&szlig;ersten Opfermutes zur
Richtschnur seiner praktischen Politik erhebt.
<P></P>
<P>10. Zu diesem Zwecke richtet sich die Hauptaufgabe des Sozialismus heute
darauf, das Proletariat aller L&auml;nder zu einer lebendigen revolution&auml;ren
Macht zusammenzufassen, es durch eine starke internationale Organisation
mit einheitlicher Auffassung seiner Interessen und Aufgaben, mit einheitlicher
Taktik und politischer Aktionsf&auml;higkeit im Frieden wie im Kriege zu
dem entscheidenden Faktor des politischen Lebens zu machen, wozu es durch
die Geschichte berufen ist. </P>
<P>11. Die II. Internationale ist durch den Krieg gesprengt. Ihre Unzul&auml;nglichkeit
hat sich erwiesen durch ihre Unf&auml;higkeit, einen wirksamen Damm gegen
die nationale Zersplitterung im Kriege aufzurichten und eine gemeinsame
Taktik und Aktion des Proleariats in allen L&auml;ndern durchzuf&uuml;hren.</P>
<P>12. Angesichts des Verrats der offiziellen Vertretungen der sozialistischen
Parteien der f&uuml;hrenden L&auml;nder an den Zielen und Interessen der
Arbeiterklasse, angesichts ihrer Abschwenkung vom Boden der proletarischen
Internationale auf den Boden der b&uuml;rgerlich-imperialistischen Politik
ist es eine Lebensnotwendigkeit f&uuml;r den Sozialismus, eine neue Arbeiter-Internationale
zu schaffen, welche die Leitung und Zusammenfassung des revolution&auml;ren
Klassenkampfes gegen den Imperialismus in allen L&auml;ndern &uuml;bernimmt.
</P>
<P>Sie mu&szlig;, um ihre historische Aufgabe zu l&ouml;sen, auf folgenden
Grundlagen beruhen: </P>
<P>1. Der Klassenkampf im Innern der b&uuml;rgerlichen Staaten gegen die
herrschenden Klassen und die internationale Solidarit&auml;t der Proletarier
aller L&auml;nder sind zwei unzertrennliche Lebensregeln der Arbeiterklasse
in ihrem welthistorischen Befreiungskampfe. Es gibt keinen Sozialismus
au&szlig;erhalb der internationalen Solidarit&auml;t des Proletariats,
und es gibt keinen Sozialismus au&szlig;erhalb des Klassenkampfes. Das
sozialistische
Proletariat kann weder im Frieden noch im Kriege auf Klassenkampf
und auf internationale Solidarit&auml;t verzichten, ohne Selbstmord zu
begehen.
<P></P>
<P>2. Die Klassenaktion des Proletariats aller L&auml;nder mu&szlig; im
Frieden wie im Kriege auf die Bek&auml;mpfung des Imperialismus und Verhinderung
der Kriege als auf ihr Hauptziel gerichtet werden. Die parlamentarische
Aktion, die gewerkschaftliche Aktion wie die gesamte T&auml;tigkeit der
Arbeiterbewegung mu&szlig; dem Zwecke untergeordnet werden, das Proletariat
in jedem Lande aufs sch&auml;rfste der nationalen Bourgeoisie entgegenzustellen,
den politischen und geistigen Gegensatz zwischen beiden auf Schritt und
Tritt hervorzukehren sowie gleichzeitig die internationale Zusammengeh&ouml;rigkeit
der Proletarier aller L&auml;nder in den Vordergrund zu schieben und zu
bet&auml;tigen.</P>
<P>3. In der Internationale liegt der Schwerpunkt der Klassenorganisation
des Proletariats. Die Internationale entscheidet im Frieden &uuml;ber die
Taktik der nationalen Sektionen in Fragen des Militarismus, der Kolonialpolitik,
der Handelspolitik, der Maifeier, ferner &uuml;ber die gesamte im Kriege
einzuhaltende Taktik.</P>
<P>4. Die Pflicht zur Ausf&uuml;hrung der Beschl&uuml;sse der Internationale
geht allen anderen Organisationspflichten voran. Nationale Sektionen, die
ihren Beschl&uuml;ssen zuwiderhandeln, stellen sich au&szlig;erhalb der
Internationale.</P>
<P>5. In den K&auml;mpfen gegen den Imperialismus und den Krieg kann die
entscheidende Macht nur von den kompakten Massen des Proletariats aller
L&auml;nder eingesetzt werden. Das Hauptaugenmerk der Taktik der nationalen
Sektionen ist somit darauf zu richten, die breiten Massen zur politischen
Aktionsf&auml;higkeit und zur entschlossenen Initiative zu erziehen, den
internationalen Zusammenhang der Massenaktion zu sichern, die politischen
und gewerkschaftlichen Organisationen so auszubauen, da&szlig; durch ihre
Vermittlung jederzeit das rasche und tatkr&auml;ftige Zusammenwirken aller
Sektionen gew&auml;hrleistet und der Wille der Internationale so zur Tat
der breitesten Arbeitermassen aller L&auml;nder wird.</P>
<P>6. Die n&auml;chste Aufgabe des Sozialismus ist die geistige Befreiung
des Proletariats von der Vormundschaft der Bourgeoisie, die sich in dem
Einflu&szlig; der nationalistischen Ideologie &auml;u&szlig;ert. Die nationalen
Sektionen haben ihre Agitation in den Parlamenten wie in der Presse dahin
zu richten, die &uuml;berlieferte Phraseologie des Nationalismus als b&uuml;rgerliches
Herrschaftsinstrument zu denunzieren. Die einzige Verteidigung aller wirklichen
nationalen Freiheit ist heute der revolution&auml;re Klassenkampf gegen
den Imperialismus. Das Vaterland der Proletarier, dessen Verteidigung alles
andere untergeordnet werden mu&szlig;, ist die sozialistische Internationale.</P>
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<P><SMALL>Quelle: &raquo;die nicht mehr existierende Website "Unser Kampf" auf fr<66>her "http://felix2.2y.net/deutsch/index.html"&laquo;<BR>
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Verkn&uuml;pfte Dateien: &raquo;<A href="http://www.mlwerke.de/css/format.css">../css/format.css</A>&laquo;</SMALL>
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