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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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Raw Blame History

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<TITLE>August Bebel - Die Frau und der Sozialismus - 3. Kapitel</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="beaa_054.htm"><FONT SIZE=2>2. Kap. </FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="beaa_000.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="beaa_089.htm"><FONT SIZE=2>4. Kapitel</FONT></A></P>
<P ALIGN="CENTER">Drittes Kapitel <BR>
<FONT SIZE=4>Das Christentum</P>
</FONT><B><P><A NAME="S82">|82|</A></B> Entgegengesetzt den Gewohnheiten der R&ouml;mer zur Kaiserzeit, Ehe- und Kinderlosigkeit immer mehr &uuml;berhandnehmen zu lassen, handelten die Juden. Zwar besa&szlig; die J&uuml;din kein Recht zur Wahl, der Vater bestimmte ihr den Gatten, aber die Ehe war eine Pflicht, die sie getreulich befolgte. Der Talmud r&auml;t: "Wenn deine Tochter mannbar ist, so schenke einem deiner Sklaven die Freiheit und verlobe sie mit ihm." Ebenso befolgten die Juden redlich das Gebot ihres Gottes: "Seid fruchtbar und mehret euch." Dementsprechend haben sie allen Verfolgungen und Unterdr&uuml;ckungen zum Trotz sich flei&szlig;ig vermehrt; sie sind die geschworenen Gegner des Malthusianismus. </P>
<P>Schon Tacitus sagt von ihnen: "Unter ihnen herrscht hartn&auml;ckiges Zusammenhalten und bereitwillige Freigebigkeit, aber gegen alle anderen feindseliger Ha&szlig;. Nie speisen, nie schlafen sie mit Feinden, und obwohl zur Sinnlichkeit &auml;u&szlig;erst geneigt, enthalten sie sich der Begattung mit Ausl&auml;nderinnen ... Doch trachten sie auf Vermehrung des Volkes. Denn eines der Nachgeborenen t&ouml;ten, ist ihnen S&uuml;nde; und die Seelen der im Treffen oder durch Hinrichtung Umgekommenen halten sie f&uuml;r unsterblich. Daher die Liebe zur Fortpflanzung neben der Verachtung des Todes." Tacitus ha&szlig;te und verabscheute die Juden, weil sie, ihre v&auml;terliche Religion verachtend, Gaben und Sch&auml;tze zusammenh&auml;uften. Er nennt sie die "schlechtesten Menschen", ein "h&auml;&szlig;liches Volk".<A NAME="ZF1"><A HREF="beaa_082.htm#F1">(1)</A></A> </P>
<P>Unter der Herrschaft der R&ouml;mer schlossen sich die Juden immer enger untereinander an. Und unter der langen Leidenszeit, die sie von da ab fast das ganze christliche Mittelalter hindurch zu erdulden hatten, erwuchs jenes innige Familienleben, das der heutigen b&uuml;rgerlichen Welt als eine Art Muster gilt. Dagegen vollzog sich in der r&ouml;mischen Gesellschaft der Zersetzungs- und Aufl&ouml;sungsproze&szlig;, der das Reich seinem Ende entgegenf&uuml;hrte. Der an Wahnsinn grenzenden <A NAME="S83"><B>|83|</A></B> Ausschweifung trat, als anderes Extrem, die strengste Enthaltsamkeit gegen&uuml;ber. Wie fr&uuml;her die Ausschweifung, so nahm jetzt die Aszese religi&ouml;se Formen an. Ein schw&auml;rmerischer Fanatismus machte f&uuml;r sie Propaganda. Die alle Schranken niederrei&szlig;ende Schwelgerei und &Uuml;ppigkeit der herrschenden Klassen stand im grellsten Gegensatz zu der Not und dem Elend der Millionen und aber Millionen, die das erobernde Rom aus allen L&auml;ndern der damals bekannten Welt in die Sklaverei nach Italien schleppte. Unter diesen befanden sich auch zahllose Frauen, die vom h&auml;uslichen Herd, von den Eltern und vom Manne getrennt und von den Kindern gerissen, das Elend am tiefsten empfanden und sich nach Erl&ouml;sung sehnten. Eine gro&szlig;e Zahl r&ouml;mischer Frauen, angeekelt von dem, was um sie vorging, befand sich in &auml;hnlicher Geistesverfassung. Jede Ver&auml;nderung ihrer Lage schien ihnen willkommen. Ein tiefes Sehnen nach Ver&auml;nderung, nach Erl&ouml;sung ergriff weite Schichten, und der Erl&ouml;ser schien zu nahen. Die Eroberung des j&uuml;dischen Reiches und Jerusalems durch die R&ouml;mer hatte die Vernichtung der nationalen Selbst&auml;ndigkeit zur Folge und erzeugte unter den aszetischen Sekten jenes Landes Schw&auml;rmer, welche die Entstehung eines neuen Reiches, das allen Freiheit und Gl&uuml;ck bringen werde, verk&uuml;ndigten. </P>
<P>Christus kam und das Christentum entstand. Es verk&ouml;rperte die Opposition gegen den bestialischen Materialismus, der unter den Gro&szlig;en und Reichen des r&ouml;mischen Reiches herrschte, es repr&auml;sentierte die Auflehnung gegen die Mi&szlig;achtung und die Unterdr&uuml;ckung der Massen. Aber da es dem Judentum entstammte, das nur die Rechtlosigkeit der Frau kannte und, in der biblischen Vorstellung befangen, sie als die Urheberin alles &Uuml;bels ansah, predigte es die Verachtung der Frau, die Enthaltsamkeit und die Vernichtung des Fleisches, das in jener Zeit so schwer s&uuml;ndigte, und verwies mit seinen doppelsinnigen Redewendungen auf ein k&uuml;nftiges Reich, das die einen als himmlisches, die anderen als irdisches deuteten, das Freiheit und Gerechtigkeit allen bringe. Mit diesen Lehren fand es in dem Sumpfboden des r&ouml;mischen Reiches einen fruchtbaren Untergrund. Die Frau, wie alle Elenden, auf Befreiung und Erlusung aus ihrer Lage hoffend, schlo&szlig; sich eifrig und bereitwillig ihm an. Hat doch bis heute keine gro&szlig;e bedeutungsvolle Bewegung in der Welt sich vollzogen, in der nicht auch Frauen als K&auml;mpferinnen und M&auml;rtyrerinnen hervorragten. Diejenigen, die das Christentum als eine gro&szlig;e Kulturerrungenschaft <A NAME="S84"><B>|84|</A></B> preisen, sollten nicht vergessen, da&szlig; es gerade die Frau war, der es einen gro&szlig;en Teil seiner Erfolge zu danken hat. Ihr Bekehrungseifer spielte sowohl im R&ouml;merreiche wie unter den barbarischen V&ouml;lkern des Mittelalters eine gewichtige Rolle. Durch sie wurden oft die M&auml;chtigsten zum Christentum bekehrt. So war es zum Beispiel Chlothilde, die Chlodwig, den Frankenk&ouml;nig, zur Annahme des Christentums bewog. Es waren Berta, K&ouml;nigin von Kent, und Gisela, K&ouml;nigin von Ungarn, die in ihren L&auml;ndern das Christentum einf&uuml;hrten. Dem Einflu&szlig; der Frauen ist die Bekehrung vieler Gro&szlig;en zu danken. Aber das Christentum lohnte schlecht der Frau. Es enth&auml;lt in seinen Lehren dieselbe Verachtung der Frau, die alle Religionen des Orients enthalten. Es gebietet ihr, die gehorsame Dienerin des Mannes zu sein, und noch heute mu&szlig; sie ihm das Gel&ouml;bnis des Gehorsams vor dem Altare ablegen. </P>
<P>H&ouml;ren wir, wie die Bibel und das Christentum &uuml;ber die Frau und die Ehe sprechen. </P>
<P>Die zehn Gebote des Alten Testaments richten sich nur an den Mann. Im neunten Gebot wird die Frau zugleich mit dem Gesinde und den Haustieren genannt. Der Mann wird gewarnt, sich weder nach des N&auml;chsten Weib noch seines Knechts, noch seiner Magd, noch seines Ochsen, noch seines Esels, noch alles, was der N&auml;chste habe, gel&uuml;sten zu lassen. Die Frau ist also Objekt, ein St&uuml;ck Eigentum, nach dem der Mann, wenn es in fremdem Besitz ist, kein Verlangen haben soll. Jesus, der einer Sekte angeh&ouml;rte, die sich strenge Aszese (Enthaltsamkeit) und die Selbstentmannung auferlegt hatte <A NAME="ZF2"><A HREF="beaa_082.htm#F2">(2)</A></A>, von seinen J&uuml;ngern befragt, ob ehelichen gut sei, antwortet: Das Wort fasset nicht jedermann, sondern denen es gegeben ist. Denn es sind etliche verschnitten, die sind aus Mutterleibe also geboren, und sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten sind; und sind etliche verschnitten,<I> die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreichs willen.<A NAME="ZF3"></I><A HREF="beaa_082.htm#F3">(3)</A></A> Die Entmannung erscheint hiernach als ein gottgef&auml;lliges Werk und Entsagung der Liebe und Ehe eine gute Tat. </P>
<P>Paulus, der in h&ouml;herem Grade als selbst Jesus der Gr&uuml;nder des Christentums genannt werden kann, Paulus, der dieser Lehre erst den internationalen Charakter aufdr&uuml;ckte und sie der beschr&auml;nkten j&uuml;dischen Sektiererei entri&szlig;, schreibt den Korinthern: "Wor&uuml;ber ihr mir <A NAME="S85"><B>|85|</A></B> geschrieben habt, antworte ich: Es ist dem Menschen gut, da&szlig; er kein Weib ber&uuml;hre. Aber um der Hurerei willen soll ein jeglicher sein eigenes Weib und eine jegliche ihren eigenen Mann haben ..." "Die Ehe ist ein niedriger Stand; heiraten ist gut, nicht heiraten besser." "Wandelt im Geist und widersteht den W&uuml;nschen des Fleisches. Das Fleisch verschw&ouml;rt sich wider den Geist und der Geist wider das Fleisch." "Diejenigen, die Christus erworben hat, haben ihr Fleisch gekreuzigt, mitsamt seinen Leidenschaften und Begierden." Er selbst befolgte seine Lehren und heiratete nicht. Dieser Ha&szlig; gegen das Fleisch, das ist der<I> Hu&szlig; gegen die Frau, aber auch die Furcht vor der Frau,</I> die als die Verf&uuml;hrerin des Mannes - siehe die Paradiesszene - dargestellt wird. In diesem Geiste predigten die Apostel und Kirchenv&auml;ter, in diesem Geiste wirkte die Kirche das ganze Mittelalter hindurch, indem sie die Kl&ouml;ster schuf und das Z&ouml;libat der Priester einf&uuml;hrte, und sie wirkt noch heute in diesem Geiste. </P>
<P>Die Frau ist nach dem Christentum die<I> Unreine</I>, die Verf&uuml;hrerin, welche die S&uuml;nde in die Welt brachte und den Mann zugrunde richtete. Daher haben die Apostel und die Kirchenv&auml;ter stets die Ehe nur als ein notwendiges &Uuml;bel angesehen, wie man das heute von der Prostitution sagt. Tertullian ruft: "Weib, du solltest stets in Trauer und Lumpen gehen, dem Blick deine Augen voll Tr&auml;nen der Reue darbietend, um vergessen zu machen, da&szlig; du das Menschengeschlecht zugrunde gerichtet hast. Weib! Du bist die Pforte zur H&ouml;lle!" Und: "Ehelosigkeit mu&szlig; gew&auml;hlt werden, wenn auch das Menschengeschlecht zugrunde geht." Hieronymus sagt: "Die Ehe ist immer ein Laster, alles, was man tun kann, ist, sie zu entschuldigen und zu heiligen", weshalb man sie zum kirchlichen Sakrarnent machte. Origenes erkl&auml;rt: "Die Ehe ist etwas Unheiliges und Unreines, Mittel der Sinnenlust", und um der Versuchung zu widerstehen, entmannte er sich. Augustin lehrt: "Die Ehelosen werden gl&auml;nzen am Himmel wie leuchtende Sterne, w&auml;hrend ihre Eltern (die sie gezeugt) den dunklen Sternen gleichen." Eusebius und Hieronymus stimmen darin &uuml;berein, da&szlig; der Ausspruch der Bibel: "Seid fruchtbar und mehret euch", nicht l&auml;nger der Zeit mehr entspreche und die Christen nicht k&uuml;mmere. Es lie&szlig;en sich noch Hunderte von Zitaten der einflu&szlig;reichsten Kirchenlehrer anf&uuml;hren, die alle in der gleichen Richtung lehrten. Und sie haben durch ihr fortgesetztes Lehren und Predigen jene unnat&uuml;rlichen Anschauungen &uuml;ber geschlechtliche Dinge und den Verkehr der Ge- <A NAME="S86"><B>|86|</A></B> schlechter verbreitet,<I> der doch ein Gebot der Natur und dessen Erf&uuml;llung eine der wichtigsten Pflichten des Lebenszwecks ist</I>. An diesen Lehren krankt die heutige Gesellschaft noch schwer, und sie erholt sich nur langsam davon. </P>
<P>Petrus ruft mit Nachdruck: "Frauen, seid gehorsam euren M&auml;nnern." Paulus schreibt an die Epheser: "Der Mann ist das Oberhaupt des Weibes, wie Christus das Oberhaupt der Kirche", und an die Korinther: "Der Mann ist das Ebenbild und der Ruhm Gottes und die Frau der Ruhm des Mannes." Danach kann sich jeder Pinsel von Mann f&uuml;r besser halten als die ausgezeichnetste Frau, und in der Praxis ist es bis heute so. Auch gegen die h&ouml;here Bildung der Frau erhebt Paulus seine gewichtige Stimme, indem er, 1. Timotheum 2, 11 usw., sagt: "Ein Weib lerne in der Stille mit aller<I> Untert&auml;nigkeit. Einem Weibe aber gestatte ich nicht, da&szlig; sie lehre, auch nicht, da&szlig; sie des Mannes Herr sei, sondern stille sei.</I>" Und Korinther 14,<I> </I>34 und 55: "Eure Weiber lasset<I> schweigen</I> unter der Gemeinde,<I> denn es soll ihnen nicht zugelassen werden, da&szlig; sie reden, sondern untertan sein,</I> wie auch das Gesetz sagt. Wollen sie aber etwas lernen,<I> so la&szlig;t sie daheim die M&auml;nner fragen. Es stehet den Weibern &uuml;bel an, unter der Gemeinde zu reden.</I>" Der heilige Thomas von Aquino (1227 bis 1274) sagt: "Die Frau ist ein schnell wachsendes Unkraut, sie ist ein unvollkommener Mensch, dessen K&ouml;rper nur deshalb schneller zur vollst&auml;ndigen Entwicklung gelangt, weil er von geringerem Wert ist und weil die Natur sich weniger mit ihm besch&auml;ftigt." "Die Frauen werden geboren, um ewig unter dem Joch ihres Herrn und Meisters gehalten zu werden, den die Natur durch die &Uuml;berlegenheit, welche sie in jeder Hinsicht dem Manne &uuml;bertragen, zur Herrschaft bestimmt hat." </P>
<P>Solche Lehren sind dem Christentum nicht allein eigent&uuml;mlich, Wie das Christentum ein Gemisch von Judentum und griechischer Philosophie ist und beide wieder ihre Wurzeln in den &auml;lteren Kulturen der Indier, Babylonier und &Auml;gypter finden, so war die untergeordnete Stellung, die das Christentum der Frau anwies, nach dem Aufh&ouml;ren des Mutterrechts eine der alten Kulturwelt gemeinsame. So hei&szlig;t es im indischen Gesetzbuch des Manu: "Der Unehre Ursache ist das Weib, der Feindschaft Ursache ist das Weib, des weltlichen Daseins Ursache ist das Weib; darum soll man meiden das Weib." Neben der Herabsetzung der Frau kommt immer wieder die Furcht vor ihr in naiver Weise zum Ausdruck; so hei&szlig;t es weiter im Manu: "Weiber <A NAME="S87"><B>|87|</A></B> sind von Natur immer zur Verf&uuml;hrung der M&auml;nner geneigt: daher darf ein Mann selbst mit seiner n&auml;chsten Verwandten nicht an einem einsamen Orte sitzen." Das Weib ist also nach indischer wie nach alttestamentarischer und christlicher Auffassung die Verf&uuml;hrerin. Jedes Herrschaftsverh&auml;ltnis enth&auml;lt die Degradation des Beherrschten. Und die untergeordnete Stellung der Frau ist bis heute, bei der zur&uuml;ckgebliebenen Kulturentwicklung des Orients noch mehr als unter den V&ouml;lkern mit christlicher Weltanschauung, aufrechterhalten worden. Was in der sogenannten christlichen Welt die Stellung der Frau allm&auml;hlich verbesserte, war nicht das Christentum, sondern die im Kampfe<I> wider die christliche Auffassung gewonnene Kultur des Abendlandes</I>. </P>
<P>Das Christentum ist nicht Ursache, da&szlig; die Stellung der Frau eine h&ouml;here heute ist als zur Zeit seiner Entstehung. Nur widerwillig und gezwungen hat es sein wahres Wesen in bezug auf die Frau verleugnet. Diejenigen, welche f&uuml;r die die Menschheit befreiende Mission des Christentums" schw&auml;rmcn, sind allerdings anderer Ansicht. Sie behaupten vielmehr, das Christentum habe die Frau aus der fr&uuml;heren niederen Stellung befreit, und sie st&uuml;tzen sich hierbei insbesondere auf den sp&auml;ter im Christentum zur Geltung gelangten Marien-, beziehentlich Muttergotteskultus, der ein Zeichen der Achtung f&uuml;r das weibliche Geschlecht sei. Die katholische Kirche, die diesen Kultus pflegt, d&uuml;rfte diese Auffassung kaum teilen. Die bereits zitierten Ausspr&uuml;che der Heiligen und Kirchenv&auml;ter, die leicht vermehrt werden k&ouml;nnten, sprechen sich samt und sonders frauen- und ehefeindlich aus. Das Konzil zu Macon, das im sechsten Jahrhundert dar&uuml;ber stritt, ob die Frau eine Seele habe, und mit einer Stimme Mehrheit sich daf&uuml;r entschied, spricht ebenfalls gegen jene frauenfreundliche Auffassung. Die Einf&uuml;hrung des Z&ouml;libats der Geistlichen durch Gregor VII.,<A NAME="ZF4"><A HREF="beaa_082.htm#F4">(4)</A></A> das veranla&szlig;t war, um in den ehelosen Geistlichen eine Macht zu besitzen, die durch keine Familieninteressen dem Dienst der Kirche entfremdet w&uuml;rden, war nur m&ouml;glich bei den der Kirche zugrunde liegenden An- <A NAME="S88"><B>|88|</A></B> schauungen &uuml;ber die S&uuml;ndigkeit fleischlicher Begehren. Auch verschiedene Reformatoren, namentlich Calvin und die schottischen Geistlichen, haben durch ihr W&uuml;ten gegen des "Fleisches L&uuml;ste" an. der frauenfeindlichen Auffassung des Christentums keinen Zweifel gelassen.<A NAME="ZF5"><A HREF="beaa_082.htm#F5">(5)</A></A></P>
<P>Indem die katholische Kirche den Marienkultus einf&uuml;hrte, setzte sie mit kluger Berechnung denselben an Stelle des Kultus der heidnischen G&ouml;ttinnen, der bei<I> allen</I> V&ouml;lkern, &uuml;ber die das Ghristentum sich damals ausbreitete, vorhanden war. <I>Maria</I> trat an die Stelle der Kybele, Mylitta, Aphrodite, Venus, Ceres usw. der s&uuml;dlichen V&ouml;lker, an die Stelle der Freia, Frigga usw. der germanischen V&ouml;lker, sie wurde nur christlich-spiritualistisch idealisiert. </P>
<P ALIGN="CENTER"><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von August Bebel</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> Tacitus, Historien. 5. Buch. <A HREF="beaa_082.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> Mantegazza, L<>amour dans l<>humanit&eacute;. <A HREF="beaa_082.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> Matth&auml;i Kap. 19, Vers 11 und 12. <A HREF="beaa_082.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A> Ein Schritt, gegen den unter anderem die Pfarrgeistlichen der Di&ouml;zese Mainz sich beschwerten und slso &auml;u&szlig;erten: Ihr Bisch&ouml;fe und &Auml;bte besitzt gro&szlig;e Reicht&uuml;mer, eine k&ouml;nigliche Tafel und &uuml;ppige Jagdequipagen, wir armen, einfachen Priester haben zu unserer Tr&ouml;stung nur eine Frau. Die Enthaltsamkeit mag eine sch&ouml;ne Tugend sein, aber sie ist in Wahrheit "schwer und hart". Yves Guyot, Les th&eacute;ories sociales du Christiasisme. 2. Auflage. Paris. <A HREF="beaa_082.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F5">(5)</A> Beispiele in gro&szlig;er Menge liefert hierf&uuml;r Buckle in seiner "Geschichte der Zivilisation in England", ins Deutsche &uuml;bersetzt von Arnold Ruge. 4. Ausgabe. Leipzig und Heidelberg 1870. <A HREF="beaa_082.htm#ZF5">&lt;=</A></P></BODY>
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