emacs.d/clones/www.mlwerke.de/lu/lu05/lu05_138.htm
2022-08-25 20:29:11 +02:00

65 lines
50 KiB
HTML

<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 3.2//EN">
<HTML>
<HEAD>
<TITLE>Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 10. Kapitel</TITLE>
<META HTTP-EQUIV="Content-Type" CONTENT="text/html; charset=ISO-8859-1">
</HEAD>
<BODY LINK="#0000ff" VLINK="#800080" BGCOLOR="#ffffaf">
<P ALIGN="CENTER"><A HREF="lu05_123.htm"><FONT SIZE=2>9. Kapitel</FONT></A><FONT SIZE=1> | </FONT><A HREF="lu05_005.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="lu05_155.htm"><FONT SIZE=2>11. Kapitel</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut f&uuml;r Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 5. Berlin/DDR. 1975. "Die Akkumulation des Kapitals", S. 9-24</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 20.10.1998</P>
<HR>
</FONT><H1 ALIGN="CENTER">Zweiter Abschnitt</H1>
<H1 ALIGN="CENTER">Geschichtliche Darstellung des Problems</H1>
<FONT SIZE=5><P ALIGN="CENTER">Erster Waffengang</P>
<I><P ALIGN="CENTER">Kontoverse zwischen Sismondi - Malthus<BR>
und Say - Ricardo - MacCulloch</P>
</I><P ALIGN="CENTER">Zehntes Kapitel</P>
<I><P ALIGN="CENTER">Die Sismondische Theorie der Reproduktion</P>
</I></FONT><B><P><A NAME="S138">&lt;138&gt;</A></B> Die ersten starken Zweifel an der Gott&auml;hnlichkeit der kapitalistischen Ordnung stiegen in der b&uuml;rgerlichen National&ouml;konomie unter dem unmittelbaren Eindruck der ersten Krisen in England im Jahre 1815 und 1818/19 auf. Noch waren die Umst&auml;nde, die zu diesen Krisen gef&uuml;hrt hatten, eigentlich &auml;u&szlig;erer, scheinbar zuf&auml;lliger Natur. Zum Teil war dies die Napoleonische Kontinentalsperre, die England k&uuml;nstlich von seinen europ&auml;ischen Absatzm&auml;rkten f&uuml;r eine Zeitlang abgeschnitten und inzwischen in kurzer Zeit eine bedeutende Entwicklung der eigenen Industrie auf einigen Gebieten in den kontinentalen Staaten beg&uuml;nstigt hatte; zum Teil war es die materielle Ersch&ouml;pfung des Kontinents durch die lange Kriegsperiode, was nach der Aufhebung der Kontinentalsperre den erwarteten Absatz f&uuml;r englische Produkte verringerte. Diese ersten Krisen gen&uuml;gten jedoch, um den Zeitgenossen die Kehrseite der Medaille der besten aller Gesellschaftsformen in ihrer ganzen Grauenhaftigkeit vor die Augen zu f&uuml;hren. &Uuml;berf&uuml;llte M&auml;rkte, Magazine voll Waren, die keine Abnehmer fanden, zahlreiche Bankrotte, andererseits ein schreiendes Elend der Arbeitermassen - alles das stieg zum erstenmal vor den Augen der Theoretiker auf, die in allen Tonarten die harmonischen Sch&ouml;nheiten des b&uuml;rgerlichen laissez faire gepriesen und verk&uuml;ndet hatten. Alle zeitgen&ouml;ssischen Handelsnachrichten, Zeitschriften, Erz&auml;hlungen der Reisen- <A NAME="S139"><B>&lt;139&gt;</A></B> den berichteten &uuml;ber Verluste der englischen Warenh&auml;ndler. In Italien, Deutschland, Ru&szlig;land, in Brasilien schlugen die Engl&auml;nder ihre Warenvorr&auml;te einem Verlust von <FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT size="-2">4</FONT> bis <FONT SIZE="-1"><SUP>3</FONT></SUP>/<FONT size="-2">4</FONT> los. 1818 beklagte man sich am Kap der Guten Hoffnung, da&szlig; alle L&auml;den mit europ&auml;ischen Waren angef&uuml;llt waren, die man zu niedrigeren Preisen als in Europa anbot, ohne sie loswerden zu k&ouml;nnen. Aus Kalkutta ert&ouml;nten &auml;hnliche Klagen. Ganze Warenladungen kamen aus Neuholland &lt;Australien&gt; nach England zur&uuml;ck. In den Vereinigten Staaten gab es nach dem Reisebericht eines Zeitgenossen "von einem Ende dieses ungeheuren und so wohlhabenden Festlandes bis zum anderen keine Stadt, keinen Marktflecken, in dem die Menge der zum Verkaufe ausliegenden Waren die Mittel der K&auml;ufer nicht bedeutend &uuml;berstiege, obgleich die Verk&auml;ufer sich bem&uuml;hten, durch sehr lange Kredite und zahlreiche Arten von Zahlungserleichterungen, durch Abzahlungen und Annahme von Waren an Zahlungs Statt die Kunden anzulocken".</P>
<P>Gleichzeitig ert&ouml;nte in England der Verzweiflungsschrei der Arbeiter. In der "Edinburgh Review" vom Mai 1820 ist die Adresse der Strumpfwirker von Nottingham angef&uuml;hrt, die folgende Worte enth&auml;lt: "Bei einer vierzehn- bis sechzehnst&uuml;ndigen t&auml;glichen Arbeit verdienen wir nur vier bis sieben Schilling die Woche, von welchem Verdienst wir unsere Frauen und Kinder ern&auml;hren m&uuml;ssen. Wir stellen ferner fest, da&szlig;, trotzdem wir Brot und Wasser oder Kartoffeln mit Salz an Stelle der ges&uuml;nderen Nahrung haben setzen m&uuml;ssen, welche ehemals stets reichlich auf den englischen Tischen zu sehen war, wir nach der erm&uuml;denden Arbeit eines ganzen Tages h&auml;ufig gezwungen gewesen sind, unsere Kinder hungrig zu Bett zu&#9;schicken um ihr Schreien nach Brot nicht zu h&ouml;ren. Wir erkl&auml;ren auf das feierlichste, da&szlig; wir w&auml;hrend der letzten achtzehn Monate kaum je das Gef&uuml;hl der S&auml;ttigung gehabt haben."<A NAME="ZF1"><A HREF="lu05_138.htm#F1">(1)</A></A></P>
<B><P><A NAME="S140">&lt;140&gt;</A></B> Fast gleichzeitig erhoben dann ihre Stimme zu einer wuchtigen Anklage gegen die kapitalistische Gesellschaft Owen in England und Sismondi in Frankreich. W&auml;hrend Owen jedoch, als praktischer Engl&auml;nder und als B&uuml;rger des ersten Industriestaates, sich zum Wortf&uuml;hrer einer gro&szlig;z&uuml;gigen sozialen Reform machte, verlief sich der schweizerische Kleinb&uuml;rger in breite Anklagen gegen die Unvollkommenheiten der bestehenden Gesellschaftsordnung und gegen die klassische &Ouml;konomie. Doch dadurch gerade hat Sismondi der b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomie viel h&auml;rtere N&uuml;sse zu knacken gegeben als Owen, dessen fruchtbare praktische Wirksamkeit sich direkt an das Proletariat wendete.</P>
<P>Da&szlig; es England und namentlich die erste englische Krise war, wovon Sismondi zu seiner sozialen Kritik Ansto&szlig; erhielt, schildert er uns selbst ausf&uuml;hrlich in der Vorrede zur 2. Auflage seiner "Nouveaux principes d'&eacute;conomie politique ou de la richesse dans ses rapports avec la population". (Die erste Auflage ist 1819, die zweite acht Jahre sp&auml;ter erschienen.)</P>
<P>"In England war es, wo ich diese Aufgabe gel&ouml;st habe. England hat die ber&uuml;hmtesten Volkswirte hervorgebracht. Ihre Lehren werden dort heute noch mit einer verdoppelten W&auml;rme vorgetragen ... Der allgemeine Wettbewerb oder der Wunsch, immer mehr zu produzieren und zu immer billigerem Preise, ist seit langer Zeit das in England ma&szlig;gebende System. Ich habe dieses System als gef&auml;hrlich angegriffen, dies System, das Englands Industrie die ungeheuerlichsten Fortschritte hat machen lassen, aber das in seinem Verlauf die Arbeiter in ein erschreckendes Elend gest&uuml;rzt hat. Neben diese Zuckungen des Reichtums habe ich geglaubt mich stellen zu sollen, um meine Ausf&uuml;hrungen noch einmal zu &uuml;berlegen und sie mit den Tatsachen zu vergleichen.</P>
<P>Das Studium Englands hat mich in meinen 'neuen Grunds&auml;tzen' befestigt. In diesem &uuml;berraschenden Lande, das eine gro&szlig;e Erfahrung zur Belehrung der &uuml;brigen Welt in sich zu bergen scheint, habe ich die Produktion zunehmen und die Gen&uuml;sse abnehmen sehen. Die Masse der Bev&ouml;lkerung scheint dort ebenso wie die Philosophen zu vergessen, da&szlig; das Anwachsen der Reicht&uuml;mer nicht der Zweck der politischen &Ouml;konomie ist, sondern das Mittel, dessen sie sich bedient, um das Gl&uuml;ck aller zu f&ouml;rdern. Ich habe dieses Gl&uuml;ck in allen Klassen gesucht, es aber nirgends finden k&ouml;nnen. Tats&auml;chlich ist die hohe englische Aristokratie bei einem Grad des Reichtums und des Luxus angelangt, der alles &uuml;bersteigt, was man bei allen &uuml;brigen V&ouml;lkern zu sehen bekommt. Indessen erfreut sie sich selbst nicht der F&uuml;lle, die sie auf Kosten der anderen Klassen erworben zu haben scheint; es mangelt ihr die Sicherheit: Entbehrung macht sich in jeder <A NAME="S141"><B>&lt;141&gt;</A></B> Familie noch mehr bemerkbar als der &Uuml;berflu&szlig; ... Unter dieser betitelten und nicht betitelten Aristokratie nimmt der Handel eine hervorragende Stellung ein, seine Unternehmungen umfassen die ganze Welt, seine Angestellten bieten dem Polareise und der Hitze des &Auml;quators Trotz, w&auml;hrend jeder der Chefs, die sich auf der B&ouml;rse versammeln, &uuml;ber Millionen gebietet. Zu gleicher Zeit stellen in allen Stra&szlig;en Londons sowie in denen der anderen gro&szlig;en St&auml;dte Englands die L&auml;den Waren zur Schau, die dem Verbrauch des Weltalls gen&uuml;gen w&uuml;rden. Bringt aber der Reichtum dem englischen H&auml;ndler die Art von Gl&uuml;ck, die er zu gew&auml;hren imstande ist? Nein, in keinem Lande sind die Bankrotte so h&auml;ufig. Nirgends werden diese ungeheuren Verm&ouml;gen, von denen jedes f&uuml;r eine &ouml;ffentliche Anleihe zur Erhaltung eines Reiches oder einer Republik ausreichen w&uuml;rde, mit solcher Schnelligkeit in alle Winde zerstreut. Alle beklagen sich, da&szlig; die Gesch&auml;fte nicht ausreichend, da&szlig; sie schwierig und wenig eintr&auml;glich sind. Vor wenigen Jahren haben zwei schreckliche Krisen einen Teil der Bankiers zugrunde gerichtet, und die Verheerung hat sich auf alle englischen Manufakturen erstreckt. Zu gleicher Zeit hat eine andere Krise die P&auml;chter zugrunde gerichtet und hat ihre R&uuml;ckwirkung den Kleinhandel f&uuml;hlen lassen. Andererseits ist dieser Handel trotz seiner ungeheuren Ausdehnung nicht imstande, jungen Leuten einen Platz zu bieten; alle Stellen sind besetzt, und in den oberen Schichten der Gesellschaft wie in den niederen bietet der gr&ouml;&szlig;re Teil vergebens seine Arbeit an, ohne einen Lohn erhalten zu k&ouml;nnen.</P>
<P>Hat dieser nationale Wohlstand, dessen materielle Fortschritte alle Augen blenden, hat dieser endlich zum Vorteil der Armen gedient? Nichts weniger als das. In England hat das Volk ebensowenig Behaglichkeit in der Gegenwart wie die Sicherung f&uuml;r die Zukunft. Keine Bauern gibt es mehr auf dem Lande; man hat sie gezwungen, Tagl&ouml;hnern Platz zu machen; fast keine Handwerker mehr in den St&auml;dten oder unabh&auml;ngige Kleinindustrielle, sondern nur Fabrikarbeiter. Der Industrielle (soll hei&szlig;en Lohnarbeiter - <I>R. L.</I>), um ein Wort anzuwenden, das dieses System selbst aufgebracht hat, wei&szlig; nicht mehr, was es hei&szlig;t, einen Beruf zu haben, er erh&auml;lt einfach Lohn, und da dieser Lohn ihm nicht gleichm&auml;&szlig;ig zu allen Zeiten gen&uuml;gen kann ist er fast in jedem Jahr gezwungen, von der B&ouml;rse der Armen ein Almosen zu erbitten.</P>
<P>Diese reiche Nation hat es f&uuml;r vorteilhafter befunden, alles Gold und Silber, das sie besa&szlig;, zu verkaufen, zu Anweisungen &uuml;berzugehen und ihren ganzen Umlauf mittels Papier zu bewirken. Sie hat sich so freiwillig des bedeutendsten Vorteils des Zahlmittels beraubt, der Best&auml;ndigkeit des <A NAME="S142"><B>&lt;142&gt;</A></B> Preises; die Inhaber von Anweisungen auf Provinzialbanken laufen t&auml;glich Gefahr, durch h&auml;ufige und gewisserma&szlig;en epidemisch auftretende Bankrotte der Bankiers zugrunde gerichtet zu werden, und der ganze Staat ist in allen seinen Verm&ouml;gensbeziehungen den gr&ouml;&szlig;ten Zuckungen ausgesetzt, wenn ein feindlicher Einfall oder eine Revolution den Kredit der Nationalbank ersch&uuml;ttert. Die englische Nation hat es f&uuml;r sparsamer befunden, auf die Bodenbestellungsarten zu verzichten, die viel Handarbeit erfordern, und hat die H&auml;lfte der Landbebauer, die seine Felder bewohnten, verabschiedet ebenso wie die Handwerker in den St&auml;dten; die Weber machen Platz den 'power looms' (Dampfwebstuhl) und erliegen heute dem Hunger; sie hat es f&uuml;r sparsamer befunden, alle Arbeiter auf den niedrigsten Lohn zu setzen, mit dem sie leben k&ouml;nnen, so da&szlig; die Arbeiter, die nur noch Proletarier sind, keine Furcht hegen, sich in ein noch tieferes Elend zu st&uuml;tzen, wenn sie immer zahlreichere Familien aufziehen; sie hat es f&uuml;r sparsamer befunden, die Irl&auml;nder nur mit Kartoffeln zu n&auml;hren und ihnen nur Lumpen zur Kleidung zu geben, und so bringt jedes Schiff t&auml;glich Legionen Irl&auml;nder, die zu billigerem Preise arbeiten als die Engl&auml;nder und diese aus allen Gewerben vertreiben. Was sind also die Fr&uuml;chte dieses ungeheuren angeh&auml;uften Reichtums? Haben sie eine andere Wirkung gehabt, als die Sorgen, die Entbehrungen, die Gefahr eines vollst&auml;ndigen Untergangs allen Klassen mitzuteilen? Hat England, als es die Menschen &uuml;ber den Dingen verga&szlig;, nicht den Zweck den Mitteln geopfert?"<A NAME="ZF2"><A HREF="lu05_138.htm#F2">(2)</A></A></P>
<P>Man mu&szlig; gestehen, da&szlig; dieser der kapitalistischen Gesellschaft vor bald hundert Jahren vorgehaltene Spiegel an Deutlichkeit wie an Vollst&auml;ndigkeit nichts zu w&uuml;nschen &uuml;brigl&auml;&szlig;t. Sismondi legt den Finger in alle wunden Stellen der b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomie: Ruin des Kleingewerbes, Entv&ouml;lkerung des platten Landes, Proletarisierung der Mittelschichten, Verelendung der Arbeiter, Verdr&auml;ngung der Arbeiter durch Maschinerie, Arbeitslosigkeit, Gefahren des Kreditsystems, soziale Kontraste, Unsicherheit der Existenz, Krisen, Anarchie. Seine herbe und eindringliche Skepsis fiel namentlich wie ein schriller Mi&szlig;ton in den satten Optimismus der vulg&auml;r&ouml;konomischen Harmonieduselei, die sich bereits in England wie in Frankreich in den Personen dort MacCullochs, hier J. B. Says breitmachte und die ganze offizielle Wissenschaft beherrschte. Man kann sich leicht vorstellen. welchen tiefen und peinlichen Eindruck &Auml;u&szlig;erungen machen mu&szlig;ten wie die folgenden:</P>
<B><P><A NAME="S143">&lt;143&gt;</A></B> "Der Luxus ist nur m&ouml;glich, wenn man ihn mit der Arbeit eines anderen kauft, angestrengte Arbeit ohne Erholung ist nur m&ouml;glich, wenn man sich nicht leichtfertigen Tand, sondern Lebensbed&uuml;rfnisse verschaffen will." (Bd. I, S.60.)</P>
<P>"Obgleich die Erfindung der Maschinen, die die Kr&auml;fte des Menschen vervielfacht, eine Wohltat f&uuml;r die Menschen ist, verwandelt die ungerechte Verteilung ihrer Wohltaten sie in Gei&szlig;eln der Armen." (Bd. I, S. XXI.)</P>
<P>"Der Profit des Unternehmers ist nichts als ein Raub an dem Arbeiter, er gewinnt nicht, weil sein Unternehmen viel mehr einbringt, als es kostet, sondern weil er nicht bezahlt, was es kostet, weil er dem Arbeiter einen gen&uuml;genden Entgelt f&uuml;r seine Arbeit nicht gew&auml;hrt. Eine solche Industrie ist ein gesellschaftliches &Uuml;bel, sie st&ouml;&szlig;t diejenigen, welche arbeiten, in das &auml;u&szlig;erste Elend, w&auml;hrend sie nur den gew&ouml;hnlichen Kapitalprofit dem Leiter zu gew&auml;hren vorgibt." (Bd. I, S. 71.)</P>
<P>"Von denen, die sich in das Nationaleinkommen teilen, erwerben die einen jedes Jahr ein neues Recht auf dasselbe durch eine neue Arbeit, die anderen haben von alters her ein dauerndes Recht durch eine fr&uuml;here Arbeit erworben, welche die j&auml;hrliche Arbeit lohnender gemacht hat." (Bd. I, S.86.)</P>
<P>"Nichts kann verhindern, da&szlig; jede neue Erfindung in der angewandten Mechanik nicht die arbeitende Bev&ouml;lkerung vermindert. Dieser Gefahr ist sie stets ausgesetzt, und die b&uuml;rgerliche Gesellschaft kennt kein Mittel dagegen." (Bd. II, S. 258.)</P>
<P>"Ohne Zweifel wird eine Zeit kommen, in der unsere Enkel uns als nicht minder barbarisch ansehen werden, weil wir die arbeitenden Klassen ohne Garantie gelassen haben, wie sie und wir selbst die Nationen als barbarisch ansehen, die diese selben Klassen als Sklaven behandelt haben." (Bd. II, S. 337.)</P>
<P>Sismondi geht also in seiner Kritik aufs Ganze; er lehnt jede Sch&ouml;nf&auml;rberei und jede Ausflucht ab, die etwa die von ihm aufgezeigten Schattenseiten der kapitalistischen Bereicherung blo&szlig; als tempor&auml;re Sch&auml;den einer &Uuml;bergangsperiode zu entschuldigen suchte, und er schlie&szlig;t seine Untersuchung mit der folgenden Bemerkung gegen Say: "Seit sieben Jahren habe ich diese Krankheit des sozialen K&ouml;rpers dargelegt, sieben Jahre hat sie nicht aufgeh&ouml;rt zuzunehmen. Ich kann in einem so fortgesetzten Leiden nicht nur Unbequemlichkeiten sehen, die stets die &Uuml;berg&auml;nge begleiten, und ich glaube dadurch, da&szlig; ich auf den Ursprung des Einkommens zur&uuml;ckgegangen bin, gezeigt zu haben, da&szlig; die &Uuml;bel, unter denen wir <A NAME="S144"><B>&lt;144&gt;</A></B> leiden, die notwendige Folge der Fehler unserer Organisation sind, die keineswegs nahe daran sind aufzuh&ouml;ren."<A NAME="ZF3"><A HREF="lu05_138.htm#F3">(3)</A></A></P>
<P>Die Quelle aller &Uuml;bel sieht Sismondi n&auml;mlich in dem Mi&szlig;verh&auml;ltnis zwischen der kapitalistischen Produktion und der durch sie bedingten Einkommensverteilung, und hier greift er in das uns interessierende Problem der Akkumulation ein.</P>
<P>Das Leitmotiv seiner Kritik gegen&uuml;ber der klassischen &Ouml;konomie ist dies: Die kapitalistische Produktion wird ermuntert zur schrankenlosen Erweiterung ohne jede R&uuml;cksicht auf die Konsumtion, diese aber ist bemessen durch das Einkommen. "Alle neueren Volkswirte", sagt er, "haben tats&auml;chlich anerkannt, da&szlig; das &ouml;ffentliche Verm&ouml;gen, insofern es nur die Zusammensetzung des Privatverm&ouml;gens ist, durch dieselben Vorg&auml;nge wie das jedes Privatmannes entsteht, sich vermehrt, verteilt wird, zugrunde geht. Alle wu&szlig;ten gar wohl, da&szlig; bei einem Privatverm&ouml;gen der Teil, der ganz besonders beachtet werden mu&szlig;, das Einkommen ist, da&szlig; nach dem Einkommen der Verbrauch oder die Ausgabe sich richten mu&szlig;, wenn man nicht das Kapital zerst&ouml;ren will. Da aber in dem &ouml;ffentlichen Verm&ouml;gen aus dem Kapital des einen das Einkommen des anderen wird, waren sie in Verlegenheit zu entscheiden, was Kapital ist und was Einkommen, und haben es deshalb f&uuml;r das einfachste gehalten, das letztere vollst&auml;ndig bei ihren Berechnungen beiseite zu lassen. Durch die Unterlassung der Bestimmung einer so wesentlichen Menge sind Say und Ricardo zu dem Glauben gelangt, da&szlig; der Verbrauch eine unbegrenzte Macht sei oder wenigstens da&szlig; seine Grenzen lediglich durch die Produktion bestimmt werden, w&auml;hrend er doch tats&auml;chlich durch das Einkommen begrenzt wird. Sie haben gemeint, da&szlig; jeder produzierte Reichtum stets Verbraucher finde, und sie haben die Produzenten zu dieser &Uuml;berf&uuml;llung der M&auml;rkte ermutigt, die heute das Elend der gesitteten Welt ausmacht, anstatt da&szlig; sie die Produzenten h&auml;tten darauf hinweisen sollen, da&szlig; sie nur auf Verbraucher rechnen k&ouml;nnen, die ein Einkommen haben."<A NAME="ZF4"><A HREF="lu05_138.htm#F4">(4)</A></A></P>
<P>Sismondi legt seiner Auffassung also eine Lehre vom Einkommen zugrunde. Was ist Einkommen und was Kapital? - dieser Unterscheidung wendet er die gr&ouml;&szlig;te Aufmerksamkeit zu und nennt sie "die abstrakteste und schwierigste Frage der Volkswirtschaft". Das IV. Kapitel im Buch II ist dieser Frage gewidmet. Sismondi beginnt die Untersuchung wie &uuml;blich mit einer Robinsonade. F&uuml;r den "Einzelmenschen" war die Unterscheidung zwischen Kapital und Einkommen "noch eine dunkle", erst in der Gesell- <A NAME="S145"><B>&lt;145&gt;</A></B> schaft wurde sie "grundst&uuml;rzend". Aber auch in der Gesellschaft wird diese Unterscheidung sehr schwierig, n&auml;mlich durch die uns bereits bekannte Fabel der b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomie, wonach "das, was f&uuml;r den einen Kapital, f&uuml;r den anderen Einkommen wird" und umgekehrt. Sismondi &uuml;bernimmt diesen Wirrwarr, den Smith angerichtet und Say zum Dogma und zum legitimen Rechtfertigungsgrund der Gedankenfaulheit und Oberfl&auml;chlichkeit erhoben hatte, getreulich: "Die Natur des Kapitals und des Einkommens vermengen sich in unserem Geiste fortw&auml;hrend; wir sehen das, was f&uuml;r den einen Einkommen ist, zum Kapital f&uuml;r den anderen werden und denselben Gegenstand, w&auml;hrend er aus einer Hand in die andere geht, nach und nach die verschiedensten Bezeichnungen annehmen, w&auml;hrend sein Wert, der sich von dem verzehrten Gegenstande abl&ouml;st, eine &uuml;bersinnliche Menge scheint, welche der eine verausgabt und der andere austauscht, welche bei dem einen mit dem Gegenstand selbst untergeht und sich bei dem anderen wieder erneut und so lange andauert wie der Umlauf." Nach dieser vielversprechenden Einleitung st&uuml;rzt er sich in das schwierige Problem und erkl&auml;rt: Aller Reichtum ist das Produkt der Arbeit. Das Einkommen ist ein Teil des Reichtums, folglich mu&szlig; es denselben Ursprung haben. Es sei indessen "&uuml;blich", drei Arten des Einkommens anzuerkennen, welche man Rente, Gewinn und Lohn nennt und die drei verschiedenen Quellen entstammen: "... der Erde, dem angesammelten Kapital und der Arbeit." Was den ersten Satz betrifft, so ist er nat&uuml;rlich schief; unter Reichtum versteht man im gesellschaftlichen Sinne die Summe n&uuml;tzlicher Gegenst&auml;nde, Gebrauchswerte, diese sind aber nicht blo&szlig; Produkte der Arbeit, sondern auch der Natur, die dazu Stoff liefert und die menschliche Arbeit durch ihre Kr&auml;fte unterst&uuml;tzt. Das Einkommen hingegen bedeutet einen Wertbegriff, den Umfang der Verf&uuml;gung des oder der einzelnen &uuml;ber einen Teil des Reichtums oder des gesellschaftlichen Gesamtprodukts. Da Sismondi das gesellschaftliche Einkommen f&uuml;r einen Teil des gesellschaftlichen Reichtums erkl&auml;rt, k&ouml;nnte man annehmen, er verstehe unter Einkommen der Gesellschaft ihren tats&auml;chlichen j&auml;hrlichen Konsumtionsfonds. Der &uuml;brige nicht konsumierte Teil des Reichtums w&auml;re alsdann das gesellschaftliche Kapital, und wir n&auml;herten uns so wenigstens in schwachen Umrissen der gesuchten Unterscheidung von Kapital und Einkommen au gesellschaftlicher Basis. Allein schon im n&auml;chsten Augenblick akzeptiert Sismondi die "&uuml;bliche" Unterscheidung von drei Einkommensarten, deren <I>eine</I> nur aus dem "angesammelten Kapital" stammt, w&auml;hrend bei den anderen neben das Kapital noch "die Erde" und "die Arbeit" treten. Der Kapitalbegriff verschwimmt dabei sofort wieder <A NAME="S146"><B>&lt;146&gt;</A></B> ins Nebelhafte. Doch folgen wir Sismondi weiter. Er bem&uuml;ht sich, die drei Arten des Einkommens, die eine antagonistische Gesellschaftsbasis verraten, in ihrer Entstehung zu erkl&auml;ren. Ganz richtig nimmt er zum Ausgangspunkt eine gewisse H&ouml;he der Produktivit&auml;t der Arbeit: "Dank den Fortschritten des Gewerbeflei&szlig;es und der Wissenschaft, welche dem Menschen alle Naturkr&auml;fte unterworfen haben, kann jeder Arbeiter jeden Tag mehr und mehr herstellen, als er zur Verzehrung bedarf." Nachdem er aber so richtig die Produktivit&auml;t der Arbeit als die unumg&auml;ngliche Voraussetzung und die geschichtliche Grundlage der Ausbeutung hervorgehoben hat, gibt er f&uuml;r die tats&auml;chliche Entstehung der Ausbeutung eine typische Erkl&auml;rung im Sinne der b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomie: "Aber zu der gleichen Zeit, in der seine (des Arbeiters) Arbeit Reichtum schafft, w&uuml;rde der Reichtum, wenn er ihn genie&szlig;en sollte, ihn wenig geschickt zur Arbeit machen; so bleibt der Reichtum fast nie in der Hand desjenigen, welcher seine H&auml;nde zu seinem Lebensunterhalt zu gebrauchen gen&ouml;tigt ist." Nachdem er so die Ausbeutung und den Klassengegensatz ganz in &Uuml;bereinstimmung mit den Ricardianern und Malthusianern zum unentbehrlichen Stachel der Produktion gemacht hat, kommt er auf den wirklichen Grund der Ausbeutung: die Trennung der Arbeitskraft von den Produktionsmitteln..</P>
<P>"Im allgemeinen hat der Arbeiter das Eigentum an dem Grund und Boden nicht festhalten k&ouml;nnen; der Boden hat indessen eine Produktivkraft, welche die menschliche Arbeit sich begn&uuml;gt hat nach den Bed&uuml;rfnissen des Menschen zu regeln. Derjenige, der den Boden besitzt, auf dem die Arbeit sich vollzieht, beh&auml;lt sich als Belohnung f&uuml;r die Vorteile, welche dieser Produktivkraft verdankt werden, einen Teil in den Fr&uuml;chten der Arbeit vor, an deren Erzeugung sein Grund und Boden mitgewirkt hat." Dies ist die Rente. Weiter:</P>
<P>"Der Arbeiter hat in dem jetzigen Zustande der Zivilisation das Eigentum an einem gen&uuml;genden Vorrat von Gegenst&auml;nden der Verzehrung sich nicht bewahren k&ouml;nnen, deren er w&auml;hrend der Ausf&uuml;hrung seiner Arbeit bis zu dem Zeitpunkte, zu welchem er einen K&auml;ufer f&uuml;r sie findet, bedarf. Er besitzt nicht mehr die Rohstoffe, welche oft von weit her bezogen werden m&uuml;ssen und welche er zur Ausf&uuml;hrung seiner Arbeit bedarf. Noch weniger besitzt er die kostbaren Maschinen, welche seine Arbeit erleichtert und unendlich produktiver gemacht haben. Der Reiche, welcher diese Nahrungsmittel, diese Rohstoffe, diese Maschinen besitzt, kann sich selbst der Arbeit enthalten, da er ja in gewissem Sinne Herr der Arbeit dessen ist, dem er die Mittel zur Arbeit liefert. Als Entgelt f&uuml;r die Vorteile, <A NAME="S147"><B>&lt;147&gt;</A></B> welche er dem Arbeiter zur Verf&uuml;gung gestellt hat, nimmt er f&uuml;r sich vorweg den gr&ouml;&szlig;ten Teil der Fr&uuml;chte der Arbeit." Dies ist der Kapitalgewinn. Das, was von dem Reichtum nach der zweimaligen Absch&ouml;pfung durch den Grundbesitzer und den Kapitalisten &uuml;brigbleibt, ist Arbeitslohn, Einkommen des Arbeiters. Und Sismondi f&uuml;gt hinzu: "Er verzehrt es, ohne da&szlig; es sich erneuert." Sismondi stellt hier beim Lohn - ebenso wie bei der Rente - das Sich-nicht-wieder-Erneuern als das Merkmal des Einkommens - im Unterschied vom Kapital auf. Dies ist jedoch nur in bezug auf die Rente und den konsumierten Teil des Kapitalgewinns richtig; der als Lohn verzehrte Teil des gesellschaftlichen Produkts hingegen erneuert sich wohl: in der Arbeitskraft des Lohnarbeiters - f&uuml;r ihn selbst als die Ware, die er stets von neuem auf den Markt bringen kann, um von ihrem Verkauf zu leben, und f&uuml;r die Gesellschaft als die sachliche Gestalt des variablen Kapitals, die bei der j&auml;hrlichen Gesamtreproduktion stets wiedererscheinen mu&szlig;, wenn die Reproduktion nicht ein Defizit erleiden soll.</P>
<P>Doch so weit, so gut. Wir haben bis jetzt nur zwei Tatsachen erfahren: Die Produktivit&auml;t der Arbeit erlaubt die Ausbeutung der Arbeitenden durch Nichtarbeitende. die Trennung der Arbeitenden von den Produktionsmitteln macht die Ausbeutung der Arbeitenden zur tats&auml;chlichen Grundlage der Teilung des Einkommens. Was jedoch Einkommen, was Kapital ist, wissen wir noch immer nicht, und Sismondi geht daran, es aufzukl&auml;ren. Wie es Leute gibt, die nur tanzen k&ouml;nnen, wenn sie von der Ofenecke aus anfangen, so mu&szlig; Sismondi immer wieder von seinem Robinson den Anlauf nehmen. "In den Augen des Einzelmenschen ... war aller Reichtum nichts anderes als ein Vorrat, aufgesammelt f&uuml;r den Augenblick des Bed&uuml;rfnisses. Indessen unterschied auch er schon zwei Dinge bei dieser Aufbewahrung; einen Teil, welchen er aufbewahrte, um ihn sp&auml;ter f&uuml;r seinen unmittelbaren oder nahezu unmittelbaren Gebrauch zu verwenden, und einen anderen, den er bestimmt hatte zur Verwendung f&uuml;r eine neue Produktion. So sollte ein Teil seines Getreides ihn bis zur k&uuml;nftigen Ernte ern&auml;hren, ein anderer Teil, welchen er zur Aussaat bestimmt hatte, sollte im folgenden Jahre Frucht tragen. Die Bildung der Gesellschaft und die Einf&uuml;hrung des Tausches gestattete fast bis ins unendliche die Vermehrung dieser Aussaat, dieses fruchtbringenden Teils des angesammelten Reichtums: Dies hei&szlig;t man Kapital."</P>
<P>Dies hei&szlig;t man nur Galimathias. Nach Analogie der Aussaat identifiziert hier Sismondi Produktionsmittel mit Kapital, was in zweifacher Hinsicht falsch ist. Erstens sind die Produktionsmittel nicht an sich, son- <A NAME="S148"><B>&lt;148&gt;</A></B> dern nur unter ganz bestimmten historischen Verh&auml;ltnissen Kapital, zweitens ist der Begriff des Kapitals mit Produktionsmitteln nicht ersch&ouml;pft. In der kapitalistischen Gesellschaft - alles andere, was Sismondi au&szlig;er acht gelassen, vorausgesetzt - sind Produktionsmittel nur ein Teil des Kapitals, n&auml;mlich konstantes Kapital.</P>
<P>Was Sismondi hier aus dem Konzept gebracht hat, ist offenbar der Versuch, den Begriff des Kapitals mit sachlichen Gesichtspunkten der gesellschaftlichen Reproduktion in Zusammenhang zu bringen. Solange er oben den Einzelkapitalisten im Auge hatte, z&auml;hlte er als Bestandteile des Kapitals neben Produktionsmitteln auch die Lebensmittel des Arbeiters auf - was wiederum vom sachlichen Standpunkte der Reproduktion des Einzelkapitals schief ist. Sobald er dann den Versuch macht, die sachlichen Grundlagen der gesellschaftlichen Reproduktion ins Auge zu fassen und den Anlauf zur richtigen Unterscheidung zwischen Konsummitteln und Produktionsmitteln macht, zerrinnt ihm der Begriff des Kapitals unter den H&auml;nden.</P>
<P>Sismondi f&uuml;hlt aber selbst, da&szlig; mit Produktionsmitteln allein weder Produktion noch Ausbeutung vonstatten gehen kann, ja, er hat das richtige Empfinden, da&szlig; der Schwerpunkt des Ausbeutungsverh&auml;ltnisses gerade im Austausch mit der lebendigen Arbeitskraft liegt. Und nachdem er soeben das Kapital ganz auf konstantes Kapital reduziert hatte, reduziert er es im n&auml;chsten Augenblick ganz auf variables:</P>
<P>"Der Landbebauer, der alles Getreide zur&uuml;ckgelegt hatte, dessen er bis zur n&auml;chsten Ernte zu bed&uuml;rfen glaubte, sah ein, da&szlig; es f&uuml;r ihn vorteilhafter w&auml;re, den &Uuml;berschu&szlig; seines Getreides dazu zu benutzen, um andere Menschen, die f&uuml;r ihn die Erde bearbeiteten und neues Getreide entstehen lie&szlig;en, zu ern&auml;hren; ferner die, welche seinen Flachs spinnen und seine Wolle weben" usw. "Bei dieser T&auml;tigkeit tauschte der Landbebauer einen Teil seines Einkommens gegen Kapital ein (so in der entsetzlichen &Uuml;bersetzung des Herrn Prager; in Wirklichkeit mu&szlig; es hei&szlig;en: verwandelte einen Teil seines Einkommens in Kapital - <I>R. L.</I>), und so ist in der Tat der Vorgang, wie neues Kapital sich bildet.<A NAME="ZF5"><A HREF="lu05_138.htm#F5">(5)</A></A> Das Korn, was er geerntet hatte &uuml;ber das hinaus, dessen er bei seiner eigenen Arbeit zur Ern&auml;hrung bedurfte, und &uuml;ber das hinaus, was er auss&auml;en mu&szlig;te, um seinen Betrieb auf der alten H&ouml;he zu erhalten, bildete einen Reichtum, welchen er fortgeben, verschwenden, im M&uuml;&szlig;iggang verbrauchen konnte, ohne da- <A NAME="S149"><B>&lt;149&gt;</A></B> durch &auml;rmer zu werden, es war ein Einkommen, aber wenn er es nutzte zur Erhaltung von Neues schaffenden Arbeitern oder es eintauschte gegen Arbeit oder gegen die Fr&uuml;chte von Arbeit seiner Handarbeiter, seiner Weber, seiner Bergleute, wurde es zu einem dauernden Werte, der sich vermehrte und nicht untergehen konnte: Es wurde zum Kapital."</P>
<P>Hier l&auml;uft viel Krauses mit Richtigem kunterbunt durcheinander. Zur Erhaltung der Produktion auf alter H&ouml;he, d.h. zur einfachen Reproduktion, scheint noch konstantes Kapital n&ouml;tig zu sein, wenn dieses konstante Kapital seltsamerweise auch nur auf zirkulierendes (Aussaat) reduziert, die Reproduktion des fixen hingegen ganz vernachl&auml;ssigt ist. Zur Erweiterung jedoch der Reproduktion, zur Akkumulation, ist auch das zirkulierende Kapital scheinbar &uuml;berfl&uuml;ssig: Der ganze kapitalisierte Teil des Mehrwerts wird in L&ouml;hne f&uuml;r neue Arbeiter verwandelt, die offenbar in der Luft arbeiten, ohne jegliche Produktionsmittel. Dieselbe Ansicht formuliert Sismondi noch deutlicher an einer anderen Stelle: "Der Reiche sorgt also f&uuml;r das Wohl des Armen, wenn er an seinem Einkommen Ersparnisse macht und sie seinem Kapital hinzuf&uuml;gt, denn indem er selbst die Teilung der j&auml;hrlichen Produktion vornimmt, bewahrt er alles das, was er Einkommen nennt. auf, um es selbst zu verbrauchen, dagegen &uuml;berl&auml;&szlig;t er alles das, was er Kapital nennt, dem Armen als Einkommen." (l.c., Bd. I, S. 84.) Zugleich aber hebt Sismondi das Geheimnis der Plusmacherei und den Geburtsakt des Kapitals treffend hervor: Mehrwert entsteht aus dem Austausch von Kapital gegen Arbeit, aus dem variablen Kapital, Kapital entsteht aus der Akkumulation des Mehrwertes.</P>
<P>Bei alledem sind wir jedoch in der Unterscheidung von Kapital und Einkommen nicht viel vorw&auml;rtsgekommen. Sismondi macht jetzt den Versuch, die verschiedenen Elemente der Produktion und des Einkommens in entsprechenden Portionen des gesellschaftlichen Gesamtprodukts darzustellen: "Der Unternehmer ebenso wie der Landbebauer verwendet nicht seinen ganzen produktiven Reichtum auf die Aussaat; einen Teil verwendet er auf Geb&auml;ude, auf Maschinen, auf Werkzeuge, welche die Arbeit leichter und fruchttragender machen; ebenso wie ein Teil des Reichtums des Landbebauers den dauernden Arbeiten zuflie&szlig;t, welche den Boden fruchtbarer machen. So sehen wir die verschiedenen Arten des Reichtums entstehen und sich nach und nach trennen. Ein Teil des Reichtums, den die Gesellschaft aufgeh&auml;uft hat, wird von jedem seiner Inhaber dazu verwandt, die Arbeit lohnender zu machen dadurch, da&szlig; er nach und nach aufgezehrt wird, ferner dazu, den blinden Naturkr&auml;ften die Arbeit des Menschen zu &uuml;bertragen; dies nennt man das feststehende Kapi- <A NAME="S150"><B>&lt;150&gt;</A></B> tal und versteht darunter den Neubruch, die Kan&auml;le zur Bew&auml;sserung, die Fabriken und die Maschinen jeder Art. Ein anderer Teil des Reichtums ist dazu bestimmt, verzehrt zu werden, um sich in dem Werk, welches er geschaffen hat, zu erneuern, ohne Aufh&ouml;ren seine Gestalt zu wechseln, dabei aber seinen Wert zu bewahren; dieser Teil, den man das umlaufende Kapital nennt, begreift in sich die Aussaat, die zur Verarbeitung bestimmten Rohstoffe und die L&ouml;hne. Ein dritter Teil des Reichtums endlich l&ouml;st sich von diesem zweiten ab: der Wert, um den das fertige Werk die darauf gemachten Vorsch&uuml;sse &uuml;bersteigt. Dieser Wert, welchen man das Einkommen von dem Kapital genannt hat, ist dazu bestimmt, ohne Wiedererzeugung verzehrt zu werden."</P>
<P>Nachdem so mit M&uuml;he die Einteilung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts nach den inkommensurablen Kategorien: fixes Kapital, zirkulierendes Kapital und Mehrwert, versucht worden ist, zeigt sich im n&auml;chsten Moment, da&szlig; Sismondi, wenn er vom fixen Kapital spricht, eigentlich konstantes, und wenn er vom zirkulierenden spricht, variables meint, denn "alles, was geschaffen ist", ist zur menschlichen Konsumtion bestimmt, aber das fixe Kapital wird nur "indirekt" verzehrt, das zirkulierende Kapital hingegen "dient dem Fonds, welcher zur Ern&auml;hrung des Arbeiters bestimmt ist in Form des Lohnes". Wir w&auml;ren so einigerma&szlig;en wieder der Einteilung des Gesamtprodukts in konstantes Kapital (Produktionsmittel), variables Kapital (Lebensmittel der Arbeiter) und Mehrwert (Lebensmittel der Kapitalisten) n&auml;herger&uuml;ckt. Immerhin aber l&auml;&szlig;t sich bis jetzt den Aufkl&auml;rungen Sismondis &uuml;ber diesen von ihm selbst als grundlegend bezeichneten Gegenstand keine besondere Klarheit nachr&uuml;hmen, und man merkt in diesem Wirrwarr jedenfalls keinen Fortschritt &uuml;ber die Smithschen "Gedankenb&ouml;cke" hinaus.</P>
<P>Sismondi f&uuml;hlt das selbst und versucht mit einem Seufzer, da&szlig; "diese Bewegung des Reichtums vollst&auml;ndig abstrakt sei und eine so gespannte Aufmerksamkeit zu seinem Verst&auml;ndnis verlange", nun das Problem "in der einfachsten aller Behandlungen" klarzulegen. Wir begeben uns also wieder in die Ofenecke, d.h. zu Robinson, nur da&szlig; Robinson jetzt Pater familias und Pionier der Kolonialpolitik ist.</P>
<P>"Ein einsamer Farmer in einer entfernten Kolonie am Saum der W&uuml;ste hat in einem Jahre hundert Sack Getreide geerntet: Kein Markt ist in der Nahe, wohin er sie bringen kann; auf alle F&auml;lle mu&szlig; dieses Getreide binnen Jahresfrist verzehrt werden, wenn es Wert f&uuml;r den Farmer haben soll; aber dieser kann mit seiner ganzen Familie nicht mehr als drei&szlig;ig Sack verzehren; dies wird sein Aufwand sein, der Tausch seines Einkom- <A NAME="S151"><B>&lt;151&gt;</A></B> mens, diese drei&szlig;ig Sack erzeugen sich f&uuml;r niemand wieder. Er wird dann Arbeiter heranziehen, er wird sie W&auml;lder ausroden, S&uuml;mpfe in seiner Nachbarschaft trockenlegen und einen Teil der W&uuml;ste unter Kultur legen lassen. Diese Arbeiter werden weitere drei&szlig;ig Sack Getreide aufessen; f&uuml;r sie wird dies ein Aufwand sein, sie sind imstande, diesen Aufwand zu machen als Preis ihres Einkommens, will sagen ihrer Arbeit; f&uuml;r den Farmer wird es ein Tausch sein, er wird diese drei&szlig;ig Sack in fixes Kapital verwandelt haben. (Hier verwandelt Sismondi variables Kapital gar in fixes! Er will sagen: F&uuml;r diese drei&szlig;ig Sack, die sie als Lohn kriegten, stellen die Arbeiter Produktionsmittel her, die der Farmer zur Erweiterung seines fixen Kapitals wird verwenden k&ouml;nnen - <I>R. L.</I>) Es bleiben ihm nun noch vierzig Sack; diese wird er in diesem Jahre auss&auml;en anstatt der zwanzig, die er im vorigen Jahre ges&auml;t hat, dies wird sein Umlaufkapital sein, welches er verdoppelt hat. So sind die hundert Sack verzehrt worden, aber von diesen hundert sind siebzig f&uuml;r ihn sicher angelegt worden, welche erheblich vermehrt wiedererscheinen, die einen in der n&auml;chsten Ernte, die anderen in den darauffolgenden Ernten. Die Vereinzelung des Farmers, den wir als Beispiel gew&auml;hlt haben, l&auml;&szlig;t uns die Schranken einer solchen T&auml;tigkeit noch besser erkennen. Wenn er in diesem Jahre nur sechzig Sack von den hundert, die er geerntet, hat verzehren k&ouml;nnen, wer wird im folgenden Jahre die zweihundert Sack essen, welche durch die Vermehrung seiner Aussaat gewonnen worden sind? Man wird sagen: seine Familie, welche sich vermehrt hat. Gewi&szlig;, aber die menschlichen Generationen vermehren sich nicht so schnell wie die Unterhaltsmittel. Wenn unser Farmer genug Arme h&auml;tte, um jedes Jahr die eben erw&auml;hnte T&auml;tigkeit zu verdoppeln, w&uuml;rde sich seine Getreideernte jedes Jahr verdoppeln, w&auml;hrend sich seine Familie h&ouml;chstens alle f&uuml;nfundzwanzig Jahre verdoppeln k&ouml;nnte."</P>
<P>Trotz der Kindlichkeit des Beispiels kommt zum Schlu&szlig; die entscheidende Frage zum Vorschein: Wo ist der Absatz f&uuml;r den kapitalisierten Mehrwert? Die Akkumulation des Kapitals kann die Produktion der Gesellschaft ins ungemessene steigern. Wie ist es aber mit der Konsumtion der Gesellschaft? Diese ist durch das Einkommen verschiedener Art bestimmt. Der wichtige Gegenstand wird von Sismondi im V. Kapitel des zweiten Buches dargelegt: "Teilung des Nationaleinkommens unter die verschiedenen Klassen der B&uuml;rger."</P>
<P>Hier macht Sismondi einen neuen Versuch, das Gesamtprodukt der Gesellschaft in Teilen darzustellen: "Unter diesem Gesichtspunkt besteht das Nationaleinkommen aus zwei Teilen: Der eine begreift die j&auml;hrliche Pro- <A NAME="S152"><B>&lt;152&gt;</A></B> duktion, dies ist der Nutzen, welcher aus dem Reichtum entsteht; der zweite ist die F&auml;higkeit zu arbeiten, die sich aus dem Leben selbst ergibt. Unter dem Namen Reichtum verstehen wir jetzt ebenso das Grundeigentum wie das Kapital, und unter dem Namen Nutzen begreifen wir ebenso das Nettoeinkommen, welches den Eigent&uuml;mern gegeben wird, wie den Gewinn des Kapitalisten." Also s&auml;mtliche Produktionsmittel werden als "Reichtum" aus dem "Nationaleinkommen" ausgeschieden; [welch] letzteres aber in Mehrwert und in Arbeitskraft oder richtiger deren &Auml;quivalent - variables Kapital - zerf&auml;llt. Wir h&auml;tten hier also, wenn auch nicht deutlich genug herausgehoben, die Einteilung in konstantes Kapital, variables Kapital und Mehrwert. Im n&auml;chsten Augenblick stellt sich aber heraus, da&szlig; Sismondi unter "Nationaleinkommen" das j&auml;hrliche gesellschaftliche Gesamtprodukt versteht: "Ebenso besteht die j&auml;hrliche Produktion oder das Ergebnis aller Jahresarbeiten aus zwei Teilen; der eine ist der Nutzen, der sich aus dem Reichtum ergibt, der andere ist die F&auml;higkeit zu arbeiten, den wir dem Teil des Reichtums gleichsetzen, gegen welchen er in Tausch gegeben wird, oder den Unterhaltsmitteln der Arbeiter." Hier wird das Gesamtprodukt der Gesellschaft dem Werte nach in zwei Teile, variables Kapital und Mehrwert. aufgel&ouml;st, das konstante Kapital verschwindet, und wir sind angelangt bei dem Smithschen Dogma, wonach der Preis aller Waren sich in v + m aufl&ouml;st (oder aus v + m zusammensetzt) oder, mit anderen Worten, das Gesamtprodukt nur aus Konsummitteln (f&uuml;r Arbeiter und Kapitalisten) besteht.</P>
<P>Von hier aus tritt Sismondi an die Frage der Realisierung des Gesamtprodukts heran. Da einerseits die Summe der Einkommen in der Gesellschaft aus L&ouml;hnen und Profiten vom Kapital sowie aus Grundrente besteht, also v + m darstellt, andererseits das Gesamtprodukt der Gesellschaft sich gleichfalls dem Werte nach in v + m aufl&ouml;st, so "halten sich das Nationaleinkommen und die j&auml;hrliche Produktion gegenseitig die Waage" und m&uuml;ssen einander (an Wert) gleich sein: "Die ganze j&auml;hrliche Produktion wird j&auml;hrlich verzehrt, aber da dies zum Teil durch Arbeiter geschieht, welche ihre Arbeit dagegen in Tausch geben, verwandeln sie sie in (variables) Kapital und erzeugen sie aufs neue; der andere Teil wird von den Kapitalisten, welche dagegen ihr Einkommen eintauschen, verbraucht." "Die Gesamtheit des j&auml;hrlichen Einkommens ist dazu bestimmt, gegen die Gesamtheit der j&auml;hrlichen Produktion eingetauscht zu werden." Daraus konstruiert Sismondi endlich im VI. Kapitel des zweiten Buches: "Wechselseitige Bestimmung der Produktion durch die Konsumtion und der Ausgaben durch das Einkommen", das folgende exakte Gesetz der Re- <A NAME="S153"><B>&lt;153&gt;</A></B> produktion: "Das Einkommen des vergangenen Jahres mu&szlig; die Produktion dieses Jahres bezahlen." Wie soll nun unter solchen Voraussetzungen die kapitalistische Akkumulation stattfinden? Wenn das Gesamtprodukt von den Arbeitern und den Kapitalisten restlos verzehrt werden mu&szlig;, so kommen wir offenbar aus der einfachen Reproduktion nicht heraus, und da&szlig; Problem der Akkumulation wird unl&ouml;sbar. In der Tat l&auml;uft die Sismondische Theorie darauf hinaus, die Akkumulation f&uuml;r unm&ouml;glich zu erkl&auml;ren. Denn wer soll das &uuml;bersch&uuml;ssige Produkt im Falle der Erweiterung der Reproduktion kaufen, da die gesamte gesellschaftliche Nachfrage durch die Lohnsumme der Arbeiter und durch den pers&ouml;nlichen Konsum der Kapitalisten dargestellt ist? Sismondi formuliert auch die objektive Unm&ouml;glichkeit der Akkumulation in folgendem Satz: "Nach allem diesem mu&szlig; man sagen, da&szlig; es niemals m&ouml;glich ist, die Gesamtheit der Erzeugung des Jahres (bei erweiterter Reproduktion - <I>R. L.</I>) gegen die Gesamtheit des vorhergehenden Jahres auszutauschen. Wenn die Erzeugung stufenweise fortschreitend w&auml;chst, mu&szlig; der Austausch jedes Jahres einen kleinen Verlust verursachen, welcher zu gleicher Zeit eine Verg&uuml;tung der zuk&uuml;nftigen Lage darstellt." Mit anderen Worten, die Akkumulation mu&szlig; jedes Jahr bei der Realisierung des Gesamtprodukts einen unabsetzbaren &Uuml;berschu&szlig; in die Welt setzen. Sismondi schreckt aber vor der letzten Konsequenz zur&uuml;ck und rettet sich sofort "auf die mittlere Linie" durch eine wenig verst&auml;ndliche Ausflucht: "Wenn dieser Verlust gering ist und gut verteilt wird, so ertr&auml;gt ihn jeder, ohne sich &uuml;ber sein Einkommen zu beklagen. Hierin gerade besteht die Wirtschaftlichkeit des Volkes, und die Reihe dieser kleinen Opfer vermehrt das Kapital und das Nationalverm&ouml;gen." Wird hingegen die Akkumulation r&uuml;cksichtslos betrieben, dann w&auml;chst sich der unabsetzbare &Uuml;berschu&szlig; zur &ouml;ffentlichen Kalamit&auml;t aus, und wir haben die <I>Krise</I>. So bildet die kleinb&uuml;rgerliche Ausflucht der D&auml;mpfung der Akkumulation die L&ouml;sung Sismondis. Die Polemik gegen die klassische Schule, die die unumschr&auml;nkte Entfaltung der Produktivkr&auml;fte und Erweiterung der Produktion bef&uuml;rwortete, ist ein st&auml;ndiger Kehrreim Sismondis, und der Warnung vor den fatalen Folgen des unumschr&auml;nkten Dranges zur Akkumulation ist sein ganzes Werk gewidmet.</P>
<P>Die Darlegung Sismondis hat seine Unf&auml;higkeit bewiesen, den Proze&szlig; der Reproduktion als Ganzes zu begreifen. Von seinem mi&szlig;lungenen Versuch abgesehen, die Kategorien Kapital und Einkommen gesellschaftlich auseinanderzuhalten, leidet seine Reproduktionstheorie an dem fundamentalen Irrtum, den er von Ad. Smith &uuml;bernommen, n&auml;mlich an der Vorstellung, da&szlig; das j&auml;hrliche Gesamtprodukt in pers&ouml;nlicher Konsum- <A NAME="S154"><B>&lt;154&gt;</A></B> tion restlos auf gehe, ohne f&uuml;r die Erneuerung des konstanten Kapitals der Gesellschaft einen Wertteil &uuml;brigzulassen, desgleichen, da&szlig; die Akkumulation nur in der Verwandlung des kapitalisierten Mehrwerts in zusch&uuml;ssiges variables Kapital bestehe. Wenn jedoch sp&auml;tere Kritiker Sismondis, wie z.B. der russische Marxist Iljin <A NAME="ZF6"><A HREF="lu05_138.htm#F6">(6)</A></A>, mit dem Hinweis auf diesen fundamentalen Schnitzer in der Wertanalyse des Gesamtprodukts die ganze Akkumulationstheorie Sismondis als hinf&auml;llig, als "Unsinn" mit einem &uuml;berlegenen L&auml;cheln abtun zu k&ouml;nnen glaubten, so bewiesen sie dadurch nur, da&szlig; sie ihrerseits das eigentliche Problem gar nicht bemerkten, um das es sich bei Sismondi handelte. Da&szlig; durch die Beachtung des Wertteils im Gesamtprodukt, der dem konstanten Kapital entspricht, das Problem der Akkumulation noch bei weitem nicht gel&ouml;st ist, bewies am besten sp&auml;ter die eigene Analyse von Marx, der als erster jenen groben Schnitzer Ad. Smith' aufgedeckt hatte. Noch drastischer bewies dies aber ein Umstand in den Schicksalen der Sismondischen Theorie selbst. Durch seine Auffassung ist Sismondi in die sch&auml;rfste Kontroverse mit den Vertretern und Verflachern der klassischen Schule geraten: mit Ricardo, Say und MacCulloch. Die beiden Seiten vertraten hier zwei entgegengesetzte Standpunkte: Sismondi die Unm&ouml;glichkeit der Akkumulation, Ricardo, Say und MacCulloch hingegen deren schrankenlose M&ouml;glichkeit. Nun standen aber in bezug auf jenen Smithschen Schnitzer beide Seiten genau auf demselben Boden: Wie Sismondi, so sahen auch seine Widersacher von dem konstanten Kapital bei der Reproduktion ab, und niemand hat die Smithsche Konfusion in bezug auf die Aufl&ouml;sung des Gesamtprodukts in v + m in so pretenti&ouml;ser Weise zu einem unersch&uuml;tterlichen Dogma gestempelt wie gerade Say.</P>
<P>Dieser erheiternde Umstand sollte eigentlich gen&uuml;gen, um zu beweisen, da&szlig; wir das Problem der Akkumulation des Kapitals noch lange nicht zu l&ouml;sen imstande sind, wenn wir blo&szlig; dank Marx wissen, da&szlig; das gesellschaftliche Gesamtprodukt au&szlig;er Lebensmitteln zur Konsumtion der Arbeiter und Kapitalisten (v + m) noch Produktionsmittel (c) zur Erneuerung des Verbrauchten enthalten mu&szlig; und da&szlig; dementsprechend die Akkumulation nicht blo&szlig; in der Vergr&ouml;&szlig;erung des variablen, sondern auch in der Vergr&ouml;&szlig;erung des konstanten Kapitals besteht. Wir werden sp&auml;ter sehen, zu welchem neuen Irrtum in bezug auf die Akkumulation diese nachdr&uuml;ckliche Betonung des konstanten Kapitalteils im Reproduktionsproze&szlig; gef&uuml;hrt hat. Hier jedoch mag die Konstatierung der Tatsache <A NAME="S155"><B>&lt;155&gt;</A></B> gen&uuml;gen, da&szlig; der Smithsche Irrtum in bezug auf die Reproduktion des Gesamtkapitals nicht etwa eine spezielle Schw&auml;che in der Position Sismondis darstellte, sondern vielmehr den gemeinsamen Boden, auf dem die erste Kontroverse um das Problem der Akkumulation ausgefochten wurde. Daraus folgt nur, da&szlig; die b&uuml;rgerliche &Ouml;konomie sich an das verwickelte Problem der Akkumulation heranwagte, ohne mit dem elementaren Problem der einfachen Reproduktion fertig geworden zu sein, wie denn die wissenschaftliche Forschung nicht blo&szlig; auf diesem Gebiete in seltsamen Zickzacklinien schreitet und h&auml;ufig gleichsam die obersten Stockwerke des Geb&auml;udes in Angriff nimmt, bevor das Fundament noch zu Ende ausgef&uuml;hrt ist. Es zeugt jedenfalls daf&uuml;r, eine wie harte Nu&szlig; Sismondi mit seiner Kritik der Akkumulation der b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomie zum Knacken aufgegeben hat, wenn sie trotz all der durchsichtigen Schw&auml;chen und Unbeholfenheiten seiner Deduktion mit ihm doch nicht fertig zu werden vermochte.</P>
<P><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von Rosa Luxemburg</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> Der Auszug aus diesem interessanten Dokument befindet sich in einer Besprechung der Schrift: Observations on the Injurious Consequences of the Restrictions upon Foreign Commerce. By a Member of the late Parliament, London 1820. Dieser freih&auml;ndlerische Aufsatz malt &uuml;berhaupt die Lage der Arbeiter in England in den d&uuml;stersten Farben. Er f&uuml;hrt unter anderem folgende Tatsachen an: "The manufacturing classes in Great Britain - have been suddenly reduced from affluence and prosperity to the extreme of poverty and misery. In one of the debates in the late Session of Parliament, it was stated, that the wages of weavers of Glasgow and its vicinity, which, when higher, had averaged about 25 s. or 27 s. a week, had been reduced in 1816 to 10 s.; and in 1819 to the wretched pittance of 5 s. 6 d. or 6 s. They have not since been materially augmented." In Lancashire schwankten die Wochenl&ouml;hne der Weber nach demselben Zeugnis zwischen 6 und 12 Schilling bei 15st&uuml;ndiger Arbeitszeit, w&auml;hrend "halbverhungerte Kinder" f&uuml;r 2 oder 3 Shilling die Woche 12 bis 16 Stunden t&auml;glich arbeiteten. das Elend in Yorkshire war wom&ouml;glich noch gr&ouml;&szlig;er. In bezug auf die Adresse der Nottinghamer Strumpfwirker sagt der Verfasser, da&szlig; er die Verh&auml;ltnisse selbst untersucht h&auml;tte und zu dem Schlusse gelangt w&auml;re, da&szlig; die Erkl&auml;rungen der Arbeiter nicht im geringsten &uuml;bertrieben waren. (The Edinburgh Review, Mai 1820, S. 331 ff.) <A HREF="lu05_138.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> J. C. L. Sismonde de Sismondi: Neue Grunds&auml;tze der politischen &Ouml;konomie. &Uuml;bersetzt von Robert Prager, Berlin 1901, Bd. I, S. XIII <A HREF="lu05_138.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> l.c., Bd. II, S. 358. <A HREF="lu05_138.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A> l.c., Bd. I, S. XIX. <A HREF="lu05_138.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F5">(5)</A> "En faisant cette op&eacute;ration, le cultivateur changeait une partie de son revenu en un capital; et c'est en effet toujours ainsi qu'un capital nouveau se forme." (Nouveaux principes ..., 2. Aufl., Bd. I, S. 88.) <A HREF="lu05_138.htm#ZF5">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F6">(6)</A> Wladimir Iljin: &Ouml;konomische Studien und Artikel, Petersburg 1899. [W. I. Lenin: Zur Charakteristik der &ouml;konomischen Romantik. In: Werke, Bd. 2, S. 121-264.] <A HREF="lu05_138.htm#ZF6">&lt;=</A></P></BODY>
</HTML>