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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 23. Kapitel</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="lu05_251.htm"><FONT SIZE=2>22. Kapitel</FONT></A><FONT SIZE=1> | </FONT><A HREF="lu05_005.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="lu05_275.htm"><FONT SIZE=2>24. Kapitel</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut f&uuml;r Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 5. Berlin/DDR. 1975. "Die Akkumulation des Kapitals", S. 263-275.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 20.10.1998</P>
<HR>
</FONT><FONT SIZE=5><P ALIGN="CENTER">Dreiundzwanzigstes Kapitel</P>
<I><P ALIGN="CENTER">Die "Disproportionalit&auml;t" des Herrn Tugan-Baranowski</P>
</I></FONT><B><P><A NAME="S263">&lt;263&gt;</A></B> Wir behandeln diesen Theoretiker zum Schlu&szlig; - obwohl er seine Auffassung in russischer Sprache schon 1894, vor Struve und Bulgakow, formuliert hatte -, teils weil er erst sp&auml;ter in deutscher Sprache seine Theorie in den "Studien zur Theorie und Geschichte der Handelskrisen in England" 1901 und in den "Theoretischen Grundlagen des Marxismus" 1905 in reifer Form entwickelt hat, teils weil er derjenige ist, der aus den gemeinsamen Pr&auml;missen der genannten marxistischen Kritiker die weitgehendsten Konsequenzen gezogen hat.</P>
<P>Auch Tugan-Baranowski geht wie Bulgakow von der Marxschen Analyse der gesellschaftlichen Reproduktion aus. Auch er hat erst in dieser Analyse den Schl&uuml;ssel gefunden, um sich in dem ganzen verworrenen und verwirrenden Komplex von Problemen zurechtzufinden. W&auml;hrend aber Bulgakow als begeisterter Adept der Marxschen Lehre diese nur getreu zu entwickeln sich bem&uuml;ht und seine Schl&uuml;sse einfach dem Meister imputiert, belehrt Tugan-Baranowski umgekehrt Marx, der es nicht verstanden habe, seine eigene gl&auml;nzende Untersuchung des Reproduktionsprozesses zu verwerten. Der wichtigste allgemeine Schlu&szlig;, zu dem Tugan auf Grund der Marxschen S&auml;tze gelangt und den er zum Angelpunkt seiner ganzen Theorie macht, ist der, da&szlig; die kapitalistische Akkumulation - entgegen der Annahme der Skeptiker - nicht blo&szlig; bei den kapitalistischen Formen des Einkommens und der Konsumtion m&ouml;glich, sondern da&szlig; sie von Einkommen und Konsumtion &uuml;berhaupt unabh&auml;ngig sei. Nicht die Konsumtion - die Produktion selbst sei ihr eigener bester Absatz. Deshalb sei Produktion mit Absatz identisch und, da die Produktionsausdehnung an <A NAME="S264"><B>&lt;264&gt;</A></B> sich unbeschr&auml;nkt, habe auch die Aufnahmef&auml;higkeit f&uuml;r ihre Produkte, der Absatz, keine Schranken. "Die angef&uuml;hrten Schemata", sagt er, "mu&szlig;ten zur Evidenz den an sich sehr einfachen Grundsatz beweisen, welcher aber bei ungen&uuml;gendem Verst&auml;ndnis des Prozesses der Reproduktion des gesellschaftlichen Kapitals leicht Einw&auml;nde hervorruft, n&auml;mlich den Grundsatz, da&szlig; die kapitalistische Produktion f&uuml;r sich selbst einen Markt schafft. Ist es nur m&ouml;glich, die gesellschaftliche Produktion zu erweitern, reichen die Produktivkr&auml;fte dazu aus, so mu&szlig; bei der proportionellen Einteilung der gesellschaftlichen Produktion auch die Nachfrage eine entsprechende Erweiterung erfahren, denn unter diesen Bedingungen repr&auml;sentiert jede neuproduzierte Ware eine neuerschienene Kaufkraft f&uuml;r die Erwerbung anderer Waren. Aus der Vergleichung der einfachen Reproduktion des gesellschaftlichen Kapitals mit dessen Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter kann man den h&ouml;chst wichtigen Schlu&szlig; ziehen, da&szlig; in der kapitalistischen Wirtschaft die Nachfrage nach Waren vom Gesamtumfang der gesellschaftlichen Konsumtion in einem gewissen Sinne unabh&auml;ngig ist: Es kann der Gesamtumfang der gesellschaftlichen Konsumtion zur&uuml;ckgehen und zugleich die gesamte gesellschaftliche Nachfrage nach Waren wachsen, wie absurd das auch vom Standpunkte des 'gesunden' Menschenverstandes erscheinen mag."<A NAME="ZF1"><A HREF="lu05_263.htm#F1">(1)</A></A> Und ebenso weiter: "Als Resultat unserer abstrakten Analyse des Prozesses der Reproduktion des gesellschaftlichen Kapitals hat sich der Schlu&szlig; ergeben, da&szlig; es bei einer proportionellen Einteilung der gesellschaftlichen Produktion kein &uuml;bersch&uuml;ssiges gesellschaftliches Produkt geben kann."<A NAME="ZF2"><A HREF="lu05_263.htm#F2">(2)</A></A> Von hier aus revidiert Tugan die Marxsche Krisentheorie, die angeblich auf der Sismondischen "Unterkonsumtion" beruhe: "Die verbreitete Meinung, die bis zu einem gewissen Grade auch von Marx geteilt wurde, da&szlig; das Elend der Arbeiter, welche die gro&szlig;e Mehrzahl der Bev&ouml;lkerung bilden, eine Realisation der Produkte der sich immer erweiternden kapitalistischen Produktion wegen mangelnder Nachfrage unm&ouml;glich macht - ist als falsch zu bezeichnen. Wir haben gesehen, da&szlig; die kapitalistische Produktion f&uuml;r sich selbst einen Markt schafft - die Konsumtion ist nur eines der Momente der kapitalistischen Produktion. Wenn die gesellschaftliche Produktion planm&auml;&szlig;ig organisiert w&auml;re, wenn die Leiter der Produktion eine vollkommene Kenntnis der Nachfrage und die <I>Macht</I> h&auml;tten, die Arbeit und das Kapital frei aus einem Produktionszweig in einen anderen &uuml;berzuf&uuml;hren, so k&ouml;nnte, wie niedrig die gesellschaftliche Konsumtion auch sein m&ouml;chte, das Angebot <A NAME="S265"><B>&lt;265&gt;</A></B> der Waren die Nachfrage nicht &uuml;berschreiten."<A NAME="ZF3"><A HREF="lu05_263.htm#F3">(3)</A></A> Der einzige Umstand, der periodisch eine Markt&uuml;berf&uuml;llung erzeugt, sei der Mangel an Proportionalit&auml;t bei der Produktionserweiterung. Den Gang der kapitalistischen Akkumulation unter dieser Voraussetzung schildert Tugan folgenderma&szlig;en: "Was w&uuml;rden ... die Arbeiter ... bei einer proportionellen Einteilung der Produktion produzieren? Offenbar ihre eigenen Lebensmittel und Produktionsmittel. Wozu werden aber solche dienen? Zur Erweiterung der Produktion im zweiten Jahre. Der Produktion welcher Produkte? Wieder der Produktionsmittel und Lebensmittel der Arbeiter - und so ad infinitum."<A NAME="ZF4"><A HREF="lu05_263.htm#F4">(4)</A></A> Dieses Frage- und Antwortspiel ist wohlgemerkt nicht als Selbstpersiflage, sondern v&ouml;llig ernst gemeint. Und so ergeben sich f&uuml;r die Kapitalakkumulation unendliche Perspektiven: "Ist ... die Ausdehnung der Produktion praktisch grenzenlos, so m&uuml;ssen wir die Ausdehnung des Marktes als ebenso grenzenlos annehmen, denn <I>es gibt bei der proportionellen Einteilung der gesellschaftlichen Produktion f&uuml;r die Ausdehnung des Marktes keine andere Schranke au&szlig;er den Produktivkr&auml;ften, &uuml;ber welche die Gesellschaft verf&uuml;gt</I>."<A NAME="ZF5"><A HREF="lu05_263.htm#F5">(5)</A></A></P>
<P>Da so die Produktion selbst ihren Absatz schafft, so bekommt auch der ausw&auml;rtige Handel der kapitalistischen Staaten die eigent&uuml;mliche mechanische Rolle zugewiesen, die wir schon bei Bulgakow kennengelernt haben. Der ausw&auml;rtige Absatzmarkt ist z.B. f&uuml;r England unbedingt notwendig. "Beweist das nicht, da&szlig; die kapitalistische Produktion ein &uuml;bersch&uuml;ssiges Produkt schafft, f&uuml;r welches auf dem inneren Markte kein Platz vorhanden ist? Warum bedarf England &uuml;berhaupt eines ausw&auml;rtigen Marktes? Die Antwort ist keine schwere. Darum, weil ein bedeutender Teil der Kaufkraft Englands f&uuml;r die Anschaffung ausl&auml;ndischer Waren verausgabt wird. Die Einfuhr ausl&auml;ndischer Waren f&uuml;r den inneren Markt Englands macht auch die Ausfuhr englischer Waren f&uuml;r den ausw&auml;rtigen Markt absolut notwendig. Da England ohne einen ausl&auml;ndischen Import nicht auskommen kann, so ist auch ein Export f&uuml;r dieses Land eine Existenzbedingung, sonst h&auml;tte es nichts, womit es f&uuml;r seinen Import bezahlen k&ouml;nnte."<A NAME="ZF6"><A HREF="lu05_263.htm#F6">(6)</A></A> Hier ist also wieder die landwirtschaftliche Einfuhr als der stimulierende, ausschlaggebende Faktor bezeichnet, und ebenso finden wir die zwei Kategorien L&auml;nder "eines landwirtschaftlichen und eines industriellen Typus", die von Natur auf den Austausch untereinander angewiesen sind ganz nach dem Schema deutscher Professoren.</P>
<B><P><A NAME="S266">&lt;266&gt;</A></B> Welches ist nun die Beweisf&uuml;hrung f&uuml;r die k&uuml;hne L&ouml;sung des Akkumulationsproblems bei Tugan-Baranowski, von der aus er auch das Problem der Krisen und eine ganze Reihe anderer beleuchtet? Es ist kaum zu glauben, aber um so wichtiger festzustellen: Die Beweisf&uuml;hrung Tugans besteht einzig und allein im Marxschen Schema der erweiterten Reproduktion. Ni plus ni moins. Tugan-Baranowski spricht zwar an mehreren Stellen etwas gro&szlig;spurig von seiner "abstrakten Analyse des Prozesses der Reproduktion des gesellschaftlichen Kapitals", von "zwingender Logik" seiner Analyse, die ganze "Analyse" reduziert sich jedoch auf die Abschrift des Marxschen Schemas der erweiterten Reproduktion, nur mir anders gew&auml;hlten Zahlen. In der ganzen Studie Tugans wird man keine Spur eines anderen Beweises finden. In dem Marxschen Schema verl&auml;uft nun tats&auml;chlich die Akkumulation, die Produktion, die Realisierung, der Austausch, die Reproduktion glatt wie am Schn&uuml;rchen. Und ferner kann man diese "Akkumulation" auch tats&auml;chlich "ad infinitum" fortsetzen. N&auml;mlich solange Papier und Tinte reichen. Und diese seine harmlose &Uuml;bung mit arithmetischen Gleichungen auf dem Papier gibt Tugan-Baranowski in vollem Ernst f&uuml;r den Beweis aus, da&szlig; die Dinge sich ebenso in Wirklichkeit abspielen. "Die angef&uuml;hrten Schemata mu&szlig;ten zur Evidenz beweisen ..." Und an einer anderen Stelle widerlegt er Hobson, der von der Unm&ouml;glichkeit der Akkumulation &uuml;berzeugt ist, folgenderma&szlig;en: "Das Schema Nr. 2 der Reproduktion des gesellschaftlichen Kapitals auf erweiterter Stufenleiter entspricht dem von Hobson betrachteten Falle der Akkumulation des Kapitals. Sehen wir aber in diesem Schema ein &uuml;bersch&uuml;ssiges Produkt entstehen? In keiner Weise!"<A NAME="ZF7"><A HREF="lu05_263.htm#F7">(7)</A></A> Also weil "im Schema" kein &uuml;bersch&uuml;ssiges Produkt entsteht, so ist Hobson auch schon widerlegt und die Sache erledigt.</P>
<P>Freilich, Tugan-Baranowski wei&szlig; sehr wohl, da&szlig; in der rauhen Wirklichkeit die Dinge nicht so glatt verlaufen. Es gibt best&auml;ndige Schwankungen beim Austausch und periodische Krisen. Aber die Krisen treten eben nur deshalb ein, weil keine Proportionalit&auml;t bei der Produktionserweiterung beobachtet wird, d.h. weil man sich im voraus nicht an die Proportionen des "Schemas Nr. 2" h&auml;lt. W&auml;re [man] nach dem verfahren, dann h&auml;tten wir keine Krisen, und alles ginge in der kapitalistischen Produktion so h&uuml;bsch vonstatten wie auf dem Papier. Nun wird Tugan zugeben m&uuml;ssen, da&szlig; man - wo wir den Reproduktionsproze&szlig; im ganzen als einen fortlaufenden Proze&szlig; behandeln - von den Krisen f&uuml;glich absehen darf. Die "Proportionalit&auml;t" mag alle Augenblicke aus den Fugen gehen, im Durch- <A NAME="S267"><B>&lt;267&gt;</A></B> schnitt der Konjunkturen durch lauter Abweichungen, durch Preisschwankungen t&auml;glich und durch Krisen periodisch wird ja die "Proportionalit&auml;t" immer wieder eingerenkt. Da&szlig; sie im ganzen schlecht oder recht tats&auml;chlich eingehalten wird, beweist der Umstand, da&szlig; die kapitalistische Wirtschaft fortbesteht und sich entwickelt, sonst h&auml;tten wir l&auml;ngst ein Tohuwabohu und den Zusammenbruch erlebt. Im Durchschnitt, im Endresultat wird also die Tugansche Proportionalit&auml;t eingehalten, woraus zu schlie&szlig;en, da&szlig; die Wirklichkeit sich nach "Schema Nr. 2" richtet. Und weil dieses Schema sich unendlich weiterf&uuml;hren l&auml;&szlig;t, so kann auch die Kapitalakkumulation ad infinitum fortschreiten.</P>
<P>Auffallend ist bei alledem nicht das Resultat, zu dem Tugan-Baranowski gelangt, n&auml;mlich die Annahme, da&szlig; das Schema tats&auml;chlich dem Gang der Dinge entspricht - wir sahen, da&szlig; auch Bulgakow diesen Glauben teilte -, sondern der Umstand, da&szlig; Tugan nicht einmal f&uuml;r n&ouml;tig h&auml;lt, die Frage danach zu stellen, ob denn das "Schema" stimmt, da&szlig; er, statt das Schema zu beweisen, umgekehrt das Schema selbst, die arithmetische &Uuml;bung auf dem Papier, f&uuml;r einen Beweis betrachtet, da&szlig; auch in Wirklichkeit die Dinge sich so verhalten. Bulgakow suchte das Marxsche Schema mit ehrlicher M&uuml;he auf die wirklichen konkreten Verh&auml;ltnisse der kapitalistischen Wirtschaft und des kapitalistischen Austausches zu projizieren, suchte sich durch die Schwierigkeiten, die sich daraus ergaben, durchzuringen, was er freilich nicht fertiggebracht hat und wobei er schlie&szlig;lich in der Analyse von Marx steckenblieb, die er selbst mit voller Klarheit als unfertig, abgebrochen ansah. Tugan-Baranowski braucht gar keine Beweise, er zerbricht sich nicht viel den Kopf: Da sich die arithmetischen Proportionen zur Zufriedenheit l&ouml;sen und nach Belieben fortsetzen lassen, so ist ihm das just ein Beweis, da&szlig; sich die kapitalistische Akkumulation - vorbehaltlich der bewu&szlig;ten "Proportionalit&auml;t", die aber, wie auch Tugan nicht bestreiten wird, vorn oder hinten doch hineinkommt - ebenso restlos und unendlich fortwinden k&ouml;nne.</P>
<P>Tugan-Baranowski hat freilich <I>einen</I> indirekten Beweis, da&szlig; das Schema mit seinen seltsamen Ergebnissen der Wirklichkeit entspricht, ihr treues Spiegelbild darstellt. Das ist die Tatsache, da&szlig; in der kapitalistischen Gesellschaft, ganz im Einklang mit dem Schema, die menschliche Konsumtion hinter die Produktion gesetzt, jene zum Mittel, diese zum Selbstzweck wie auch menschliche Arbeit der "Arbeit" der Maschine gleichgesetzt werde: "Der technische Fortschritt gelangt darin zum Ausdruck, da&szlig; die Bedeutung der Arbeitsmittel, der Maschine immer mehr, im Vergleich mit der lebendigen Arbeit, dem Arbeiter selbst, zunimmt. Die Produktions- <A NAME="S268"><B>&lt;268&gt;</A></B> mittel spielen eine immer gr&ouml;&szlig;ere Rolle im Produktionsproze&szlig; und auf dem Warenmarkt. Der Arbeiter tritt gegen&uuml;ber der Maschine in den Hintergrund, und zugleich tritt in den Hintergrund die aus der Konsumtion des Arbeiters entstehende Nachfrage im Vergleich mit der Nachfrage, welche aus der produktiven Konsumtion der Produktionsmittel entsteht. Das ganze Getriebe der kapitalistischen Wirtschaft nimmt den Charakter eines gleichsam f&uuml;r sich selbst existierenden Mechanismus an, in welchem die Konsumtion der Menschen als ein einfaches Moment des Prozesses der Reproduktion und der Zirkulation des Kapitals erscheint."<A NAME="ZF8"><A HREF="lu05_263.htm#F8">(8)</A></A> Diese Entdeckung betrachtet Tugan als das Grundgesetz der kapitalistischen Wirtschaftsweise, und ihre Best&auml;tigung kommt in einem ganz handgreiflichen Ph&auml;nomen zum Ausdruck: Mit dem Fortgang der kapitalistischen Entwicklung w&auml;chst die Abteilung der Produktionsmittel im Verh&auml;ltnis zur Abteilung der Konsumtionsmittel und auf ihre Kosten immer mehr. Gerade Marx hat bekanntlich dieses Gesetz selbst aufgestellt, und seine schematische Darstellung der Reproduktion beruht auf diesem Gesetz, obschon Marx die dadurch herbeigef&uuml;hrten Verschiebungen der Einfachheit halber nicht in der weiteren Entwicklung seines Schemas zahlenm&auml;&szlig;ig ber&uuml;cksichtigt hat. Hier also, in dem automatischen Wachstum der Abteilung der Produktionsmittel im Vergleich zu der Abteilung der Konsumtionsmittel hat Tugan den einzigen objektiven exakten Beweis f&uuml;r seine Theorie gefunden, da&szlig; in der kapitalistischen Gesellschaft die menschliche Konsumtion immer unwichtiger, die Produktion immer mehr Selbstzweck wird. Diesen Gedanken macht er zum Eckstein seines ganzen theoretischen Geb&auml;udes. "In allen industriellen Staaten", verk&uuml;ndet er, "tritt uns dieselbe Erscheinung entgegen - &uuml;berall folgt die Entwicklung der Volkswirtschaft demselben fundamentalen Gesetz. Die Montanindustrie, welche die Produktionsmittel f&uuml;r die moderne Industrie schafft, wird immer mehr in den Vordergrund ger&uuml;ckt. Somit kommt in der relativen Abnahme des Exports derjenigen britischen Fabrikate, die in den unmittelbaren Verbrauch eingehen, auch das Grundgesetz der kapitalistischen Entwicklung zum Ausdruck: Je mehr die Technik fortschreitet, desto mehr treten die Konsumtionsmittel zur&uuml;ck gegen&uuml;ber den Produktionsmitteln. Die Menschenkonsumtion spielt eine immer geringere Rolle gegen&uuml;ber der produktiven Konsumtion der Produktionsmittel ..."<A NAME="ZF9"><A HREF="lu05_263.htm#F9">(9)</A></A></P>
<P>Wiewohl Tugan auch dieses "fundamentale Gesetz" leibhaftig und fertig direkt von Marx bezogen hat, wie seine s&auml;mtlichen " fundamentalen" <A NAME="S269"><B>&lt;269&gt;</A></B> Gedanken sonst, sofern sie etwas Greifbares und Exaktes darstellen, so ist er wieder damit nicht zufrieden und beeilt sich, Marx sofort mit der von Marx bezogenen Weisheit zu belehren. Marx habe da wieder wie ein blindes Huhn eine Perle gefunden, wisse aber nicht, was er damit anfangen soll. Erst Tugan-Baranowski hat die "fundamentale" Entdeckung f&uuml;r die Wissenschaft zu fruktifizieren verstanden, in seiner Hand beleuchtet pl&ouml;tzlich das gefundene Gesetz das gesamte Getriebe der kapitalistischen Wirtschaft: Hier in diesem Gesetz des Wachstums der Abteilung der Produktionsmittel auf Kosten der Abteilung der Konsumtionsmittel kommt klar, deutlich, exakt, me&szlig;bar zum Ausdruck, da&szlig; f&uuml;r die kapitalistische Gesellschaft die menschliche Konsumtion immer unwichtiger, da&szlig; der Mensch von ihr dem Produktionsmittel gleichgesetzt wird, da&szlig; also Marx gr&uuml;ndlich irrte, einmal als er annahm, da&szlig; nur der Mensch den Mehrwert schaffe und nicht auch die Maschine, da&szlig; die menschliche Konsumtion eine Schranke f&uuml;r die kapitalistische Produktion darstelle, woraus sich heute periodische Krisen und morgen der Zusammenbruch und das Ende mit Schrecken der kapitalistischen Wirtschaft ergeben m&uuml;&szlig;ten.</P>
<P>Kurz, in dem "Grundgesetz" des Wachstums der Produktionsmittel auf Kosten der Konsumtionsmittel spiegelt sich die kapitalistische Gesellschaft als Ganzes mit ihrem spezifischen Wesen, wie es von Marx nicht verstanden und von Tugan-Baranowski endlich gl&uuml;cklich entziffert worden ist.</P>
<P>Wir haben schon fr&uuml;her gesehen, welche entscheidende Rolle das besagte kapitalistische "Grundgesetz" in der Kontroverse der russischen Marxisten mit den Skeptikern spielte. Bulgakows &Auml;u&szlig;erungen kennen wir. Genauso dr&uuml;ckt sich ein anderer Marxist in seiner Polemik gegen die "Volkst&uuml;mler", der von uns bereits erw&auml;hnte W. Iljin, aus:</P>
<P>"Bekanntlich besteht das Entwicklungsgesetz des Kapitals darin, da&szlig; das konstante Kapital schneller w&auml;chst als das variable, d.h., ein immer gr&ouml;&szlig;erer Teil der sich neu bildenden Kapitalien wendet sich der Produktionsmittel erzeugenden Abteilung der gesellschaftlichen Produktion zu. Folglich w&auml;chst diese Abteilung notwendigerweise schneller als die Konsumtionsmittel erzeugende Abteilung, d.h., es tritt gerade das ein, was Sismondi als 'unm&ouml;glich', 'gef&auml;hrlich' usw. hinstellte. Folglich nehmen die Produkte der individuellen Konsumtion in der Gesamtmasse der kapitalistischen Produktion einen immer geringeren Platz ein. <I>Und das entspricht v&ouml;llig der historischen 'Mission' des Kapitalismus und seiner spezifischen sozialen Struktur: die erste besteht gerade in der Entwicklung der Produktivkr&auml;fte der Gesellschaft (Produktion f&uuml;r die Produktion);</I> <A NAME="S270"><B>&lt;270&gt;</A></B> <I>die zweite schlie&szlig;t ihre Utilisation durch die Masse der Bev&ouml;lkerung aus.</I>" <A NAME="ZF10"><A HREF="lu05_263.htm#F10">(10)</A></A> [Hervorhebung - <I>R. L.</I>]</P>
<P>Tugan-Baranowski geht nat&uuml;rlich auch hier weiter als die anderen. In seinem Gefallen an Paradoxen leistet er sich sogar den Witz, mathematisch den Nachweis zu liefern, da&szlig; die Akkumulation des Kapitals und die Produktionserweiterung sogar bei absolutem R&uuml;ckgang der Konsumtion m&ouml;glich sei. Hier ertappt ihn K. Kautsky bei einem wissenschaftlich wenig salonf&auml;higen Man&ouml;ver, n&auml;mlich dabei, da&szlig; er seine k&uuml;hne Deduktion ausschlie&szlig;lich auf einen spezifischen Moment: den &Uuml;bergang von der einfachen zur erweiterten Reproduktion, zugeschnitten hat, einen Moment, der theoretisch nur als Ausnahme gedacht werden kann, praktisch aber &uuml;berhaupt nicht in Betracht kommt.<A NAME="ZF11"><A HREF="lu05_263.htm#F11">(11)</A></A></P>
<B><P><A NAME="S271">&lt;271&gt;</A></B> Was das Tugansche "Grundgesetz" betrifft, so erkl&auml;rt es Kautsky f&uuml;r blo&szlig;en Schein, der sich deshalb erg&auml;be, weil Tugan-Baranowski nur die Gestaltung der Produktion in den alten L&auml;ndern der kapitalistischen <A NAME="S272"><B>&lt;272&gt;</A></B> Gro&szlig;industrie ins Auge fasse: "Es ist richtig", sagt Kautsky, "da&szlig; die Zahl der Produktionsst&auml;tten, in denen die Produkte direkt f&uuml;r den pers&ouml;nlichen Konsum fertiggemacht werden, mit fortschreitender Arbeitsteilung verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig immer mehr sinkt gegen&uuml;ber den anderen Produktionsst&auml;tten, die jenen und einander Werkzeuge, Maschinen, Rohmaterialien, Transportmittel usw. liefern. W&auml;hrend in der urspr&uuml;nglichen Bauernwirtschaft der Flachs von dem Betrieb, der ihn gewann, auch mit eigenen Werkzeugen verarbeitet und f&uuml;r den menschlichen Verbrauch fertiggemacht wurde, sind jetzt vielleicht Hunderte von Betrieben an der Herstellung eines Hemds beteiligt, an der Herstellung der Rohbaumwolle, der Produktion der Eisenschienen, Lokomotiven und Waggons, die sie nach dem Hafen bringen" usw. "Bei der internationalen Arbeitsteilung kommt es dahin, da&szlig; einzelne L&auml;nder - die alten Industriel&auml;nder - ihre Produktion zum pers&ouml;nlichen Konsum nur noch langsam ausdehnen k&ouml;nnen, w&auml;hrend die Produktion von Produktionsmitteln bei ihnen noch rasche Fortschritte macht und f&uuml;r den Pulsgang ihres &ouml;konomischen Lebens viel bestimmender wird als die der Produktion von Konsumtionsmitteln. Wer die Sache nur vom Standpunkt der betreffenden Nation ansieht, kommt dann leicht zur Ansicht, die Produktion von Produktionsmitteln k&ouml;nne dauernd rascher wachsen als die von Konsumtionsmitteln, sie sei an diese nicht gebunden."</P>
<P>Letzteres, d.h. die Ansicht, als sei die Produktion von Produktionsmitteln von der Konsumtion unabh&auml;ngig, ist nat&uuml;rlich eine vulg&auml;r&ouml;konomische Luftspiegelung Tugan-Baranowskis. Nicht so die Tatsache, mit der er diesen Trugschlu&szlig; begr&uuml;nden will: das raschere Wachstum der Abteilung der Produktionsmittel im Vergleich zu derjenigen der Konsumtionsmittel. Diese Tatsache l&auml;&szlig;t sich gar nicht bestreiten, und zwar nicht blo&szlig; f&uuml;r alte Industriel&auml;nder, sondern &uuml;berall, wo technischer Fortschritt die Produktion beherrscht. Auf ihr beruht auch das Marxsche Fundamentalgesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate. Aber trotzdem oder gerade deshalb ist es ein gro&szlig;er Irrtum, wenn Bulgakow, Iljin und Tugan-Baranowski w&auml;hnen, in diesem Gesetz das spezifische Wesen der kapitalistischen Wirtschaft als einer, f&uuml;r die Produktion Selbstzweck, menschliche Konsumtion blo&szlig; Nebensache sei, entschleiert zu haben.</P>
<P>Das Wachstum des konstanten Kapitals auf Kosten des variablen ist nur der kapitalistische Ausdruck der allgemeinen Wirkungen der steigenden Produktivit&auml;t der Arbeit. Die Formel c &gt; v, aus der kapitalistischen Sprache in die Sprache des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses &uuml;bertragen, hei&szlig;t nur soviel: je h&ouml;her die Produktivit&auml;t der menschlichen Arbeit, um <A NAME="S273"><B>&lt;273&gt;</A></B> so k&uuml;rzer die Zeit, in der sie ein gegebenes Quantum Produktionsmittel in fertige Produkte verwandelt.<A NAME="ZF12"><A HREF="lu05_263.htm#F12">(12)</A></A> Das ist ein allgemeines Gesetz der menschlichen Arbeit, das ebensogut unter allen vorkapitalistischen Produktionsformen Geltung hatte, wie es in der Zukunft in der sozialistischen Gesellschaftsordnung gelten wird. Ausgedr&uuml;ckt in der sachlichen Gebrauchsgestalt des gesellschaftlichen Gesamtprodukts, mu&szlig; sich dieses Gesetz &auml;u&szlig;ern in einer immer gr&ouml;&szlig;eren Verwendung der gesellschaftlichen Arbeitszeit auf Herstellung von Produktionsmitteln im Vergleich zur Herstellung von Konsummitteln. Ja, diese Verschiebung m&uuml;&szlig;te in einer sozialistisch organisierten, planm&auml;&szlig;ig geleiteten gesellschaftlichen Wirtschaft noch bedeutend rascher vor sich gehen als in der gegenw&auml;rtigen kapitalistischen. Erstens wird die Anwendung der rationellen wissenschaftlichen Technik auf breitester Grundlage in der Landwirtschaft erst m&ouml;glich, wenn <A NAME="S274"><B>&lt;274&gt;</A></B> die Schranken des privaten Grundbesitzes beseitigt sind. Daraus wird sich auf einem gro&szlig;en Gebiete der Produktion eine gewaltige Umw&auml;lzung ergeben, die im allgemeinen Resultat auf eine umfangreiche Verdr&auml;ngung der lebendigen Arbeit durch Maschinenarbeit hinausl&auml;uft und die Inangriffnahme technischer Aufgaben gr&ouml;&szlig;ten Stils herbeif&uuml;hren wird, f&uuml;r die heute keine Bedingungen vorhanden sind. Zweitens wird die Anwendung der Maschinerie &uuml;berhaupt im Produktionsproze&szlig; auf eine neue &ouml;konomische Basis gestellt werden. Gegenw&auml;rtig tritt die Maschine nicht mit der lebendigen Arbeit, sondern blo&szlig; mit dem bezahlten Teil der lebendigen Arbeit in Konkurrenz. Die unterste Grenze der Anwendbarkeit der Maschine in der kapitalistischen Produktion ist mit den Kosten der durch sie verdr&auml;ngten Arbeitskraft gegeben. Das hei&szlig;t, f&uuml;r den Kapitalisten kommt eine Maschine erst dann in Betracht, wenn ihre Produktionskosten - bei gleicher Leistungsf&auml;higkeit - weniger betragen als die L&ouml;hne der durch sie verdr&auml;ngten Arbeiter. Vom Standpunkte des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses, der allein in der sozialistischen Gesellschaft ma&szlig;gebend sein kann, mu&szlig; die Maschine nicht mit der zur Erhaltung der Arbeitenden notwendigen Arbeit, sondern mit der von ihnen geleisteten Arbeit in Konkurrenz treten. Das besagt soviel, da&szlig; f&uuml;r eine Gesellschaft, in der nicht Profitstandpunkt, sondern Ersparnis der menschlichen Arbeit ma&szlig;gebend ist, die Anwendung der Maschine schon dann &ouml;konomisch geboten w&auml;re, wenn ihre Herstellung weniger Arbeit kostet, als sie an lebendiger Arbeit erspart. Wir sehen davon ab, da&szlig; in vielen Fallen, wo die Gesundheit und dergleichen R&uuml;cksichten auf die Interessen der Arbeitenden selbst in Frage kommen, die Anwendbarkeit der Maschine in Betracht kommen kann, auch wenn sie nicht einmal diese &ouml;konomische Minimalgrenze der Ersparnis erreicht. Jedenfalls ist die Spannung zwischen der &ouml;konomischen Anwendbarkeit der Maschinen in der kapitalistischen und in der sozialistischen Gesellschaft mindestens gleich der Differenz zwischen der lebendigen Arbeit und ihrem bezahlten Teil, d.h., sie kann genau gemessen werden durch den ganzen kapitalistischen Mehrwert. Daraus folgt, da&szlig; mit der Beseitigung der kapitalistischen Profitinteressen und der Einf&uuml;hrung der gesellschaftlichen Organisation der Arbeit die Grenze f&uuml;r die Anwendung der Maschinen sich pl&ouml;tzlich um die ganze Gr&ouml;&szlig;e des kapitalistischen Mehrwerts hinausschieben, ihrem Eroberungszug sich ein enormes, un&uuml;bersehbares Feld er&ouml;ffnen wird. Es m&uuml;&szlig;te sich dann handgreiflich zeigen, da&szlig; die kapitalistische Produktionsweise, die angeblich zur &auml;u&szlig;ersten Entwicklung der Technik anstachelt, tats&auml;chlich in dem ihr zugrunde liegenden Profitinteresse eine hohe soziale Schranke f&uuml;r den technischen Fort- <A NAME="S275"><B>&lt;275&gt;</A></B> schritt aufrichtet und da&szlig; mit der Niederrei&szlig;ung dieser Schranke der technische Fortschritt mit einer Macht vorw&auml;rtsdr&auml;ngen wird, gegen die die technischen Wunder der kapitalistischen Produktion wie ein Kinderspiel erscheinen d&uuml;rften.</P>
<P>Ausgedr&uuml;ckt in der Zusammensetzung des gesellschaftlichen Produkts, kann dieser technische Umschwung nur bedeuten, da&szlig; die Produktion von Produktionsmitteln in der sozialistischen Gesellschaft - an Arbeitszeit gemessen - noch unvergleichlich rascher anwachsen mu&szlig; im Vergleich zur Produktion von Konsummitteln als heute. Und so stellt sich das Verh&auml;ltnis der beiden Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion, in dem die russischen Marxisten einen spezifischen Ausdruck der kapitalistischen Verworrenheit, der Mi&szlig;achtung f&uuml;r die menschlichen Konsumtionsbed&uuml;rfnisse gepackt zu haben w&auml;hnten, vielmehr als der genaue Ausdruck der fortschreitenden Beherrschung der Natur durch die gesellschaftliche Arbeit heraus, ein Ausdruck, der am ausgepr&auml;gtesten just dann hervortreten m&uuml;&szlig;te, wenn die menschlichen Bed&uuml;rfnisse der allein ma&szlig;gebende Gesichtspunkt der Produktion sein werden. Der einzige objektive Beweis f&uuml;r das "Fundamentalgesetz" Tugan-Baranowskis bricht somit als ein "fundamentales" Quiproquo zusammen, und seine ganze Konstruktion, aus der er auch die "neue Krisentheorie" mitsamt der " Disproportionalit&auml;t" abgeleitet hat, wird reduziert auf ihre papierene Grundlage: auf das von Marx sklavisch abgeschriebene Schema der erweiterten Reproduktion.</P>
<P><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von Rosa Luxemburg</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> Studien zur Theorie und Geschichte der Handelskrisen in England, Jena 1901, S. 25. <A HREF="lu05_263.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> l.c., S. 34. <A HREF="lu05_263.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> l.c., S. 33. <A HREF="lu05_263.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A> l.c., S. 191. <A HREF="lu05_263.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F5">(5)</A> l.c., S. 231. Hervorhebung im Original. <A HREF="lu05_263.htm#ZF5">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F6">(6)</A> l.c., S. 35. <A HREF="lu05_263.htm#ZF6">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F7">(7)</A> l.c., S. 191. <A HREF="lu05_263.htm#ZF7">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F8">(8)</A> l.c., S. 27. <A HREF="lu05_263.htm#ZF8">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F9">(9)</A> l.c., S. 58. <A HREF="lu05_263.htm#ZF9">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F10">(10)</A> Wladimir Iljin: &Ouml;konomische Studien und Artikel. Zar Charakteristik des &ouml;konomischen Romantizismus, Petersburg 1899, S. 20. [W. I. Lenin: Zur Charakteristik der &ouml;konomischen Romantik. In: Werke, Bd. 2, S. 149.] Demselben Verfasser geh&ouml;rt &uuml;brigens die Behauptung, da&szlig; die erweiterte Reproduktion erst mit dem Kapitalismus beginnt. Iljin hat nicht bemerkt, da&szlig; wir mit der einfachen Reproduktion, die er als Gesetz f&uuml;r alle vorkapitalistischen Produktionsweisen annimmt, wahrscheinlich heute noch &uuml;ber den pal&auml;olithischen Schaber nicht hinaus w&auml;ren. <A HREF="lu05_263.htm#ZF10">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F11">(11)</A> Krisentheorien. In: Die Neue Zeit. 20. Jg., Zweiter Band, S. 116. Wenn K. Kautsky durch die Fortsetzung des Schemas der erweiterten Reproduktion Tugan ziffernm&auml;&szlig;ig beweist, da&szlig; die Konsumtion unbedingt wuchsen m&uuml;sse, und zwar "genau in demselben Verh&auml;ltnis wie die Wertmasse der Produktionsmittel", so ist dazu zweierlei zu bemerken. Erstens ist dabei von Kautsky, wie auch von Marx in seinem Schema, der Fortschritt der Produktivit&auml;t der Arbeit nicht ber&uuml;cksichtigt, wodurch die Konsumtion relativ gr&ouml;&szlig;er erscheint als der Wirklichkeit entsprechen w&uuml;rde. Zweitens aber ist das Wachstum der Konsumtion, auf das Kautsky hier verweist, selbst Folge, Ergebnis der erweiterten Reproduktion, nicht ihre Grundlage und ihr Zweck, es ergibt sich in der Hauptsache aus dem gewachsenen variablen Kapital, aus der wachsenden Verwendung neuer Arbeiter. Die Erhaltung dieser Arbeiter kann aber nicht als Zweck und Aufgabe der Erweiterung der Reproduktion betrachtet werden, sowenig &uuml;brigens wie die zunehmende pers&ouml;nliche Konsumtion der Kapitalistenklasse. Der Hinweis Kautskys schl&auml;gt also wohl die Spezialschrulle Tugans zu Boden: den Einfall, eine erweiterte Reproduktion bei absoluter Abnahme der Konsumtion zu konstruieren; er geht hingegen nicht auf die Grundfrage des Verh&auml;ltnisses von Produktion zur Konsumtion vom Standpunkte des Reproduktionsprozesse ein. Wir lesen zwar an einer anderen Stelle desselben Aufsatzes: "Die Kapitalisten und die von ihnen ausgebeuteten Arbeiter bilden einen mit der Zunahme des Reichtums der ersteren und der Zahl der letzteren zwar stets wachsenden, aber nicht so rasch wie die Akkumulation des Kapitals und die Produktivit&auml;t der Arbeit anwachsenden und f&uuml;r sich allein nicht ausreichenden Markt f&uuml;r die von der kapitalistischen Gro&szlig;industrie geschaffenen Konsummittel. Diese mu&szlig; einen zus&auml;tzlichen Markt au&szlig;erhalb ihres Bereiches in den noch nicht kapitalistisch produzierenden Berufen und Nationen suchen. Den findet sie auch, und sie erweitert ihn ebenfalls immer mehr, aber ebenfalls nicht rasch genug. Denn dieser zus&auml;tzliche Markt besitzt bei weitem nicht die Elastizit&auml;t und Ausdehnungsf&auml;higkeit des kapitalistischen Produktionsprozesses. Sobald die kapitalistische Produktion zur entwickelten Gro&szlig;industrie geworden ist, wie dies in England schon im ersten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts der Fall war, erh&auml;lt sie die M&ouml;glichkeit derartiger sprunghafter Ausdehnung, da&szlig; sie jede Erweiterung des Marktes binnen kurzem &uuml;berholt. So ist jede Periode der Prosperit&auml;t, die einer erheblichen Erweiterung des Marktes folgt, von vornherein zur Kurzlebigkeit verurteilt, und die Krise wird ihr notwendiges Ende. Dies in kurzen Z&uuml;gen die, soweit wir sehen, von den 'orthodoxen' Marxisten allgemein angenommen, von Marx begr&uuml;ndete Krisentheorie." (l.c., S. 80.) Kautsky befa&szlig;t sich aber damit nicht, die Auffassung von der Realisierung des Gesamtprodukts mit dem .Marxschen Schema der erweiterten Reproduktion in Einklang zu bringen, vielleicht aus dem Grunde, weil er, wie auch das Zitat zeigt, das Problem ausschlie&szlig;lich unter dem Gesichtswinkel dar Krisen, d.h. vom Standpunkte des gesellschaftlichen Produkts als einer unterschiedslosen Warenmasse in ihrer Gesamtmenge, nicht unter dem Gesichtswinkel seiner Gliederung im Reproduktionsproze&szlig;, behandelt,</P>
<P>An diese letztere Frage tritt anscheinend n&auml;her L. Boudin heran, der in seiner gl&auml;nzenden Kritik desselben Tugan-Baranowski die Formulierung gibt: "Das in den kapitalistischen L&auml;ndern produzierte Mehrprodukt hat - mit einigen sp&auml;ter zu erw&auml;hnenden Ausnahmen - nicht darum die R&auml;der den Produktion in ihrem Lauf gehemmt, weil die Produktion geschickter in die verschiedenen Sph&auml;ren verteilt wurden ist oder weil aus der Produktion von Baumwollwaren eine Produktion von Maschinen geworden ist, sondern deshalb, weil auf Grund der Tatsache, da&szlig; sich einige L&auml;nder fr&uuml;her kapitalistisch umentwickelt haben als andere und da&szlig; es auch jetzt noch einige kapitalistisch unentwickelt gebliebene gibt, die kapitalistischen L&auml;nder wirklich eine au&szlig;erhalb liegende Welt haben, in welche sie die von ihnen nicht selbst zu verbrauchenden Produkte hineinwerfen konnten, gleichviel, ob diese Produkte nun in Baumwoll- oder Eisenwaren bestanden. Damit soll durchaus nicht gesagt sein, da&szlig; die Wandlung von den Baumwoll- zu den Eisenwaren als f&uuml;hrendem Produkt der haupts&auml;chlichen kapitalistischen L&auml;nder etwa bedeutungslos w&auml;re. Im Gegenteil, sie ist von der gr&ouml;&szlig;ten Wichtigkeit. Aber ihre Bedeutung ist eine ganz andere, als Tugan-Baranowski ihr beilegt. Sie zeigt den Anfang vom Ende des Kapitalismus. Solange die kapitalistischen L&auml;nder Waren zur Konsumtion ausf&uuml;hrten, solange war noch Hoffnung f&uuml;r den Kapitalismus in jenen L&auml;ndern. Da war noch nicht die Rede davon, wie gro&szlig; die Aufnahmef&auml;higkeit der nichtkapitalistischen Au&szlig;enwelt f&uuml;r die kapitalistisch produzierten Waren w&auml;re und wie lange sie noch dauern w&uuml;rde. Das Anwachsen der Maschinenfabrikation im Export der kapitalistischen Hauptl&auml;nder auf Kosten der Konsumtionsg&uuml;ter zeigt, da&szlig; Gebiete, welche fr&uuml;her abseits vom Kapitalismus standen und deshalb als Abladestelle f&uuml;r sein Mehrprodukt dienten, nunmehr in das Getriebe des Kapitalismus hineingezogen worden sind, zeigt, da&szlig;, da ihr eigener Kapitalismus sich entwickelt, sie ihre eigenen Konsumtionsg&uuml;ter selbst produzieren. Jetzt, wo sie erst im Anfangsstadium ihrer kapitalistischen Entwicklung sind, brauchen sie noch die kapitalistisch produzierten Maschinen. Aber bald genug werden sie sie nicht mehr brauchen. Sie werden ihre eigenen Eisenwaren produzieren, genauso wie sie jetzt ihre eigenen Baumwoll- und andere Konsumtionswaren erzeugen. Dann werden sie nicht nur aufh&ouml;ren, eine Aufnahmestelle f&uuml;r das Mehrprodukt der eigentlichen kapitalistischen L&auml;nder zu sein, vielmehr werden sie selbst ein Mehrprodukt erzeugen, das sie nur schwer unterbringen k&ouml;nnen." (Mathematische Formeln gegen Karl Marx. In: Die Neue Zeit, 25 Jg. Erster Band, S. 604.) Baudin gibt hier sehr wichtige Ausblicke auf die gro&szlig;en Verkn&uuml;pfungen in der Entwicklung des internationalen Kapitalismus. Weiter kommt er in diesem Zusammenhang logisch auf die Frage des Imperialismus. Leider spitzt er seine scharfe Analyse zum Schlu&szlig; nach einer falschen Seite zu, indem er die ganze milit&auml;rische Produktion und das System der internationalen Kapitalausfuhr nach nichtkapitalistischen L&auml;ndern unter den Begriff der "Verschwendung" bringt. - Im &uuml;brigen ist festzustellen, da&szlig; Boudin, genau wie Kautsky, das Gesetz des rascheren Wachstums der Abteilung der Produktionsmittel im Vergleich zur Abteilung der Lebensmittel f&uuml;r eine T&auml;uschung Tugan-Baranowskis h&auml;lt. <A HREF="lu05_263.htm#ZF11">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F12">(12)</A> "Abgesehn von Naturbedingungen, wie Fruchtbarkeit des Bodens usw. und vom Geschick unabh&auml;ngig und isoliert arbeitender Produzenten, das sich jedoch mehr qualitativ in der G&uuml;te als quantitativ in der Masse des Machwerks bew&auml;hrt, dr&uuml;ckt sich der gesellschaftliche Produktivgrad der Arbeit aus im relativen Gr&ouml;&szlig;enumfang der Produktionsmittel, welche ein Arbeiter, w&auml;hrend gegebener Zeit mit derselben Anspannung von Arbeitskraft, in Produkt verwandelt. Die Masse der Produktionsmittel, womit er funktioniert, w&auml;chst mit der Produktivit&auml;t seiner Arbeit. Diese Produktionsmittel spielen dabei eine doppelte Rolle. Das Wachstum der einen ist Folge, das der andren Bedingung der wachsenden Produktivit&auml;t der Arbeit. Z.B. mit der manufakturm&auml;&szlig;igen Teilung der Arbeit und der Anwendung von Maschinerie wird in derselben Zeit mehr Rohmaterial verarbeitet, tritt also gr&ouml;&szlig;ere Masse von Rohmaterial und Hilfsstoffen in den Arbeitsproze&szlig; ein. Das ist die Folge der wachsenden Produktivit&auml;t der Arbeit. Andrerseits ist die Masse der angewandten Maschinerie, Arbeitsviehs, mineralischen D&uuml;ngers, Drainierungsr&ouml;hren usw. Bedingung der wachsenden Produktivit&auml;t der Arbeit. Ebenso die Masse der in Baulichkeiten, Riesen&ouml;fen, Transportmitteln usw. konzentrierten Produktionsmittel. Ob aber Bedingung oder Folge, der wachsende Gr&ouml;&szlig;enumfang der Produktionsmittel im Vergleich zu der ihnen einverleibten Arbeitskraft dr&uuml;ckt die wachsende Produktivit&auml;t der Arbeit aus. Die Zunahme der letzteren erscheint also in der Abnahme der Arbeitsmasse verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig zu der von ihr bewegten Masse von Produktionsmitteln oder in der Gr&ouml;&szlig;enabnahme des subjektiven Faktors des Arbeitsprozesses, verglichen mit seinen objektiven Faktoren." (Das Kapital, Bd. I, S. 586.) [Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx/ Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../../me/me23/me23_640.htm#S650">Bd. 23, S. 650/651</A>.] Und noch an einer anderen Stelle: "Man hat fr&uuml;her gesehn, da&szlig; mit der Entwicklung der Produktivit&auml;t der Arbeit, also auch mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise - welche die gesellschaftliche Produktivit&auml;t der Arbeit mehr entwickelt als alle fr&uuml;heren Produktionsweisen -, die Masse der in der Form von Arbeitsmitteln dem Proze&szlig; ein f&uuml;r allemal einverleibten und stets wiederholten, w&auml;hrend l&auml;ngrer oder k&uuml;rzrer Periode in ihm fungierenden Produktionsmittel (Geb&auml;ude, Maschinen etc.) best&auml;ndig w&auml;chst und da&szlig; ihr Wachstum sowohl Voraussetzung wie Wirkung der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist. Das nicht nur absolute, sondern relative Wachstum des Reichtums in dieser Form (vgl. Buch I, Kap. XXIII, 2.) charakterisiert vor allem die kapitalistische Produktionsweise. Die stofflichen Existenzformen des konstanten Kapitals, die Produktionsmittel, bestehn aber nicht nur aus derartigen Arbeitsmitteln, sondern auch aus Arbeitsmaterial auf den verschiedenen Stufen der Verarbeitung und aus Hilfsstoffen. Mit der Stufenleiter der Produktion und der Steigerung der Produktivkraft der Arbeit durch Kooperation, Teilung, Maschinerie usw. w&auml;chst die Masse des Rohmaterials, der Hilfsstoffe etc., die in den t&auml;glichen Reproduktionsproze&szlig; eingehn" (Das Kapital, Bd. II. S. 112.) [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../../me/me24/me24_131.htm#S142">Bd. 24, S. 142/143</A>.] <A HREF="lu05_263.htm#ZF12">&lt;=</A></P></BODY>
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