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<TITLE>Josef W. Stalin: Zu den Fragen des Leninismus: 4. Die proletarische
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Revolution und die Diktatur des Proletariats</TITLE>
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J. W. Stalin: Zu den Fragen des Leninismus
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Kapitel 4
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Die proletarische Revolution und die Diktatur des Proletariats
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<HR>
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<P>
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Worin bestehen die charakteristischen Züge der proletarischen Revolution
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zum Unterschied von der bürgerlichen Revolution?
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<P>
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Den Unterschied zwischen der proletarischen und der bürgerlichen Revolution
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könnte man in fünf Hauptpunkten zusammenfassen:
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<OL>
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<LI>
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Die bürgerliche Revolution beginnt gewöhnlich, wenn mehr oder weniger
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fertige Formen der kapitalistischen Ordnung vorhanden sind, die schon vor
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der offenen Revolution im Schoße der feudalen Gesellschaft herangewachsen
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und ausgereift sind, während bei Beginn der proletarischen Revolution
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fertige Formen des sozialistischen Systems fehlen oder fast fehlen.
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<LI>
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Die Hauptaufgabe der bürgerlichen Revolution besteht darin, die Macht
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zu ergreifen und sie mit der vorhandenen bürgerlichen Ökonomik
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in Einklang zu bringen, während die Hauptaufgabe der proletarischen
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Revolution darin besteht, nach der Machtergreifung eine neue, die sozialistische
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Ökonomik aufzubauen.
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<LI>
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Die bürgerliche Revolution wird gewöhnlich mit der Machtergreifung
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ABGESCHLOSSEN, während die Machtergreifung in der proletarischen Revolution
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bloß deren Anfang bildet, wobei die Macht als Hebel für den Umbau
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der alten Ökonomik und die Organisierung der neuen benutzt wird.
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<LI>
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Die bügerliche Revolution beschränkt sich darauf, die Herrschaft
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einer Ausbeutergruppe durch die einer anderen Ausbeutergruppe zu ersetzen,
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und bedarf deshalb nicht der Zertrümmerung der alten Staatsmaschine,
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während die proletarische Revolution alle und jede Ausbeutergruppen
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von der Macht verdrängt und den Führer aller Werktätigen und
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Ausgebeuteten, die Klasse der Proletarier, an die Macht bringt, weshalb sie
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nicht ohne die Zertrümmerung der alten Staatsmaschine und deren Ersetzung
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durch eine neue auskommen kann.
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<LI>
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Die bürgerliche Revolution kann die Millionenmassen der Werktätigen
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und Ausgebeuteten nicht für eine einigermaßen lange Periode mit
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der Bourgeoisie zusammenschließen, und zwar deshalb nicht, weil sie
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Werktätige und Ausgebeutete sind, während die proletarische Revolution
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sie gerade als Werktätige und Ausgebeutete mit dem Proletariat zu einem
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dauernden Bund vereinigen kann und muß, wenn sie ihre Hauptaufgabe,
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die Festigung der Macht des Proletariats und die Errichtung der neuen, der
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sozialistischen Ökonomik, erfüllen will.
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</OL>
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<P>
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Nachstehend einige grundlegende Thesen Lenins darüber:
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<P>
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"Einer der Hauptunterschiede", sagt Lenin, "zwischen der bürgerlichen
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und der sozialistischen Revolution besteht darin, daß für die
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bürgerliche Revolution, die aus dem Feudalismus hervorwächst, im
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Schoße der alten Ordnung die neuen Wirtschaftsorganisationen
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allmählich entstehen, die nach und nach alle Seiten der feudalen
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Gesellschaft ändern. Die bürgerliche Revolution stand nur vor EINER
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Aufgabe: alle Fesseln der früheren Gesellschaft hinwegzufegen,
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beiseitezuwerfen, zu zerstören. Jede bürgerliche Revolution, die
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diese Aufgabe erfüllt, erfüllt alles, was von ihr verlangt wird:
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sie stärkt das Wachstum des Kapitalismus. In einer ganz anderen Lage
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befindet sich die sozialistische Revolution. Je rückständiger das
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Land ist, das, infolge der Zickzackbewegung der Geschichte, die Revolution
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beginnen mußte, desto schwieriger ist für dieses Land der
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Übergang von den alten kapitalistischen Verhältnissen zu
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sozialistischen. Hier kommen zu den Aufgaben der Zerstörung neue,
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unerhört schwierige organisatorische Aufgaben hinzu." (Lenin, Ausgew.
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Werke, Bd. 7, S. 288.)
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<P>
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"Wenn die Schöpferkraft des Volkes", fährt Lenin fort, "in der
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russischen Revolution, eine Kraft, die die große Erfahrung des Jahres
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1905 durchgemacht hat, nicht schon im Februar 1917 Sowjets geschaffen
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hätte, so hätten sie auf keinen Fall vermocht, im Oktober die Macht
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zu ergreifen, denn der Erfolg hing lediglich davon ab, ob bereits fertige
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Organisationsformen der Bewegung vorhanden waren, die Millionen umfaßte.
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Diese fertige Form waren die Sowjets, und deshalb erwarteten uns auf politischem
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Gebiet jene glänzenden Erfolge, jener ununterbrochene Triumphzug, den
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wir erlebten, denn die neue Form der politischen Macht war da, und wir brauchten
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nur mit einigen Dekreten die Sowjetmacht aus dem Embryonalzustand, in dem
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sie sich in den ersten Monaten der Revolution befand, zur gesetzlich anerkannten
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Form zu machen, die im Russischen Staat - in der Russischen Sowjetrepublik
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feste Gestalt erhalten hat." (Ebenda, S. 288/289.)
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<P>
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"Es blieben", sagt Lenin, "noch zwei ungeheuer schwierige Aufgaben, deren
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Lösung auf keinen Fall ein Triumphzug sein konnte, wie ihn unsere Revolution
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in den ersten Monaten erlebte." (Ebenda S. 289.)
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<P>
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"Erstens waren das die Aufgaben der inneren Organisation, vor denen jede
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sozialistische Revolution steht. Der Unterschied zwischen der sozialistischen
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und der bürgerlichen Revolution besteht gerade darin, daß die
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bürgerliche Revolution die fertigen Formen der kapitalistischen
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Verhältnisse vorfindet, während die Sowjetmacht, die proletarische
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Macht, diese fertigen Verhältnisse nicht vorfindet, abgesehen von den
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entwickeltsten Formen des Kapitalismus, die im Grunde genommen nur unbedeutende
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Spitzen der Industrien erfaßt und die Landwirtschaft erst ganz wenig
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berührt haben. Die Organisierung der Rechnungsführung, die Kontrolle
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über die Großbetriebe, die Umwandlung des ganzen staatlichen
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Wirtschaftsmechanismus in eine einzige große Maschine, in einen
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Wirtschaftsorganismus, der so arbeitet, daß sich hunderte Millionen
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Menschen von einem einzigen Plan leiten lassen - das ist die gigantische
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organisatorische Aufgabe, die uns zugefallen ist. Unter den jetzigen
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Arbeitsbedingungen ist eine Bewältigung dieser Aufgabe im Sturmlaufen,
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in der Art, wie wir die Aufgaben des Bürgerkrieges zu lösen vermochten,
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in keiner Weise möglich." (Ebenda, S. 289/290.)
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<P>
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"Die zweite ungeheure Schwierigkeit ... ist die internationale Frage. Wenn
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wir mit den Banden Kerenskis so leicht fertig wurden, wenn wir so leicht
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eine Staatsmacht bei uns schufen, wenn wir ohne die geringste Mühe das
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Dekret über die Sozialisierung des Bodens, über die Arbeiterkontrolle
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bekamen, wenn wir das alles so leicht erzielten, so war das nur möglich,
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weil eine günstige Gestaltung der Verhältnisse uns für einen
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kurzen Augenblick vor dem internationalen Imperialismus schützte. Der
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internationale Imperialismus mit der ganzen Macht seines Kapitals, mit seiner
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hochorganisierten militärischen Technik, die eine wirkliche Macht, eine
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wirkliche Festung des internationalen Kapitals darstellt, konnte sich auf
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keinen Fall, unter keinen Umständen mit der Sowjetrepublik vertragen,
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sowohl infolge seiner objektiven Lage als auch infolge der ökonomischen
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Interessen der Kapitalistenklasse, die in ihm verkörpert war, er konnte
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es nicht wegen der Handelsverbindungen, der internationalen Finanzbeziehungen.
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Hier ist ein Konflikt unvermeidlich. Hier haben wir die größte
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Schwierigkeit der russischen Revolution, ihr größtes historisches
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Problem: die Notwendigkeit, die internationalen Aufgaben zu lösen, die
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Notwendigkeit, die internationale Revolution auszulösen." (Ebenda S.
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291.)
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<P>
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Das ist der innere Charakter und der grundlegende Sinn der proletarischen
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Revolution.
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<P>
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Kann man eine so radikale Umgestaltung der alten, der bürgerlichen
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Verhältnisse ohne eine gewaltsame Revolution, ohne die Diktatur des
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Proletariats bewerkstelligen?
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<P>
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Es ist klar, daß man das nicht glauben kann. Zu glauben, daß
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man eine solche Revolution friedlich, im Rahmen der bürgerlichen Demokratie,
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die der Herrschaft der Bourgeoisie angepaßt ist, durchführen kann,
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bedeutet, entweder den Verstand verloren und die normalen menschlichen Begriffe
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eingebüßt zu haben oder sich in grober Weise und offen von der
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proletarischen Revolution loszusagen.
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<P>
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Diese Feststellung muß mit um so größerem Nachdruck und
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um so größerer Entschiedenheit betont werden, als wir es mit einer
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proletarischen Revolution zu tun haben, die vorläufig in einem Lande
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gesiegt hat, das von feindlichen kapitalistischen Ländern umgeben ist
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und dessen Bourgeoisie vom internationalen Kapital unvermeidlich
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unterstützt werden wird.
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<P>
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Deshalb sagt Lenin, daß "die Befreiung der unterdrückten Klasse
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nicht nur ohne gewaltsame Revolution unmöglich ist, SONDERN AUCH OHNE
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VERNICHTUNG des von der herrschenden Klasse geschaffenen Apparats der
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Staatsgewalt". (Lenin, Staat und Revolution, S. 4.)
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<P>
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" 'Möge sich zuerst, bei Aufrechterhaltung des Privateigentums, d.h.
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bei Aufrechterhaltung der Macht und des Jochs des Kapitals, die Mehrheit
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der Bevölkerung für die Partei des Proletariats aussprechen - dann
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erst kann und darf sie die Macht übernehmen', SAGEN DIE
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KLEINBÜRGERLICHEN DEMOKRATEN, DIE FAKTISCHEN LAKAIEN DER BOURGEOISIE,
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DIE SICH 'SOZIALISTEN' NENNEN." (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 6, S. 493.)
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<P>
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" 'Möge zuerst das revolutionäre Proletariat die Bourgeoisie
|
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stürzen, das Joch des Kapitals abschütteln, den bürgerlichen
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Staatsapparat zerschlagen - dann wird das siegreiche Proletariat rasch die
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Sympathien und die Unterstützung der Mehrheit der werktätigen
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nichtproletarischen Massen für sich gewinnen können, indem es sie
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auf Kosten der Ausbeuter zufriedenstellt' - SAGEN WIR (1)." (Ebenda)
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<P>
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"Um die Mehrheit der Bevölkerung für sich zu gewinnen", führt
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Lenin weiter aus, "muß das Proletariat erstens die Bourgeoisie
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stürzen, und die Staatsmacht erobern; es muß zweitens die Sowjetmacht
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einführen, indem es den alten Staatsapparat in Trümmer schlägt,
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wodurch es sofort die Herrschaft, die Autorität, den Einfluß der
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Bourgeoisie und der kleinbürgerlichen Paktierer unter den
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nichtproletarischen werktätigen Massen untergräbt. Es muß
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drittens den Einfluß der Bourgeoisie und der kleinbürgerlichen
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Paktierer unter der MEHRHEIT der nichtproletarischen werktätigen Massen
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durch REVOLUTIONÄRE Befriedigung IHRER ökonomischen Bedürfnisse
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auf KOSTEN DER AUSBEUTER endgültig vernichten." (Ebenda S. 486.)
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<P>
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Das sind die charakteristischen Merkmale der proletarischen Revolution.
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<P>
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Welches sind im Zusammenhang damit die Grundzüge der Diktatur des
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Proletariats, wenn anerkannt wird, daß die Diktatur des Proletariats
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den Hauptinhalt der proletarischen Revolution bildet?
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<P>
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Nachstehend die allgemeinste Definition der Diktatur des Proletariats, wie
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sie von Lenin gegeben wurde:
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<P>
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"Die Diktatur des Proletariats ist nicht die Beendigung des Klassenkampfes,
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sondern seine Fortführung in neuen Formen. Die Diktatur des Proletariats
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ist der Klassenkampf des Proletariats, das gesiegt und die politische Macht
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erobert hat, gegen die Bourgeoisie, die zwar besiegt, aber nicht vernichtet,
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nicht verschwunden ist, nicht aufgehört hat, Widerstand zu leisten,
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gegen die Bourgeoisie, die ihren Widerstand verstärkt hat." (Lenin,
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Vorwort zu: Wie das Volk mit den Losungen der Freiheit und Gleichheit betrogen
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wird, Sämtl. Werke, Bd. XXIV, S. 311 russ.)
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<P>
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Lenin wendet sich gegen die Verwechslung der Diktatur des Proletariats mit
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der "vom gesamten Volk ausgehenden", "aus allgemeinen Wahlen hervorgehenden",
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"klassenlosen" Macht und sagt:
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<P>
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"Die Klasse, die die politische Herrschaft erobert hat, tut das in dem
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Bewußtsein, daß sie sie ALLEIN übernimmt. Das ist im Begriff
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der Diktatur des Proletariats enthalten. Dieser Begriff hat nur dann einen
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Sinn, wenn die Klasse weiß, daß sie allein die politische Macht
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in die Hand nimmt und weder sich selbst noch die anderen durch ein Gerede
|
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über die 'vom gesamten Volk ausgehende, aus allgemeinen Wahlen
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hervorgehende, vom ganzen Volk geheiligte' Macht betrügt." (Lenin,
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Sämtl. Werke, Bd. XXVI, S. 354.)
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<P>
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Das bedeutet jedoch nicht, daß die Macht EINER Klasse, der Klasse der
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Proletarier, die die Macht mit anderen Klassen nicht teilt und nicht teilen
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kann, zur Verwirklichung ihrer Ziele nicht der Hilfe, des Bündnisses
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mit den werktätigen und ausgebeuteten Massen anderer Klassen bedarf.
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Im Gegenteil. Diese Macht, die Macht EINER Klasse, kann nur durch eine besondere
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Form des Bündnisses zwischen der Klasse der Proletarier und den
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werktätigen Massen der kleinbürgerlichen Klassen, vor allem den
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werktätigen Massen der Bauernschaft, errichtet und bis zu Ende verwirklicht
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werden.
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<P>
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|
Was ist das für eine besondere Form des Bündnisses, worin besteht
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sie? Widerspricht dieses Bündnis mit den werktätigen Massen anderer,
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nichtproletarischer Klassen nicht überhaupt der Idee der Diktatur einer
|
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Klasse?
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<P>
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Diese besondere Form des Bündnisses besteht darin, daß die
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führende Kraft dieses Bündnisses das Proletariat ist. Diese besondere
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Form des Bündnisses besteht darin, daß der Führer des Staates,
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der Führer im System der Diktatur des Proletariats EINE Partei ist,
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die Partei des Proletariats, die Partei der Kommunisten, die die Führung
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|
mit anderen Parteien NICHT TEILT UND NICHT TEILEN KANN.
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<P>
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Wie man sieht, ist der Widerspruch hier nur ein vermeintlicher, ein scheinbarer.
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<P>
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"Die Diktatur des Proletariats", sagt Lenin, "ist eine BESONDERE FORM DES
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KLASSENBÜNDNISSES (2) zwischen dem Proletariat, der Avantgarde der
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Werktätigen, und den zahlreichen nichtproletarischen Schichten der
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Werktätigen (Kleinbürgertum, Kleineigentümer, Bauernschaft,
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Intelligenz usw.), oder deren Mehrheit, eines Bündnisses gegen das Kapital,
|
|
eines Bündnisses zum Zwecke des völligen Sturzes des Kapitals,
|
|
der völligen Unterdrückung des Widerstandes der Bourgeoisie und
|
|
ihrer Restaurationsversuche, eines Bündnisses zum Zwecke der
|
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endgültigen Errichtung und Festigung des Sozialismus. Das ist ein
|
|
Bündnis besonderer Art, das sich in einer besonderen Situation herausbildet,
|
|
nämlich in der Situation eines wütenden Bürgerkrieges; das
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ist ein Bündnis der festen Anhänger des Sozialismus mit dessen
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schwankenden Verbündeten, manchmal mit 'Neutralen' (dann wird das
|
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Bündnis aus einem Kampfabkommen ein Neutralitätsabkommen), ein
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|
BÜNDNIS ZWISCHEN ÖKONOMISCH, POLITISCH, SOZIAL, GEISTIG UNGLEICHARTIGEN
|
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KLASSEN." (Lenin, Vorwort zu: Wie das Volk mit den Losungen der Freiheit
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und Gleichheit betrogen wird, Sämtl. Werke, Bd. XXIV, S. 311 russ.)
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<P>
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|
In einem seiner Instruktionsreferate sagt Kamenev, gegen diese Auffassung
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|
von der Diktatur des Proletariats polemisierend:
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<P>
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"Die Diktatur ist KEIN (3) Bündnis einer Klasse mit einer anderen."
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<P>
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Ich glaube, daß Kamenev hier vor allem eine Stelle aus meiner Schrift
|
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"Die Oktoberrevolution und die Taktik der russischen Kommunisten" im Auge
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hat, wo es heißt:
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<P>
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"Die Diktatur des Proletariats ist keine einfache Regierungsspitze, die von
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der sorgsamen Hand eines 'erfahrenen Strategen' 'geschickt' 'ausgewählt'
|
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wurde und sich auf diese oder jene Schichten der Bevölkerung
|
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'vernünftig stützt'. Die Diktatur des Proletariats ist ein
|
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Klassenbündnis des Proletariats und der werktätigen Massen der
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|
Bauernschaft zum Sturze des Kapitals, zum endgültigen Sieg des Sozialismus,
|
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unter der Bedingung, daß die führende Kraft in diesem Bündnis
|
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das Proletariat ist."
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<P>
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Ich stehe vollständig zu dieser Formulierung der Diktatur des Proletariats,
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|
denn ich glaube, daß sie mit der eben angeführten Formulierung
|
|
Lenins völlig übereinstimmt.
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<P>
|
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Ich behaupte, daß die Erklärung Kamenevs, daß "die Diktatur
|
|
des Proletariats KEIN Bündnis einer Klasse mit einer anderen " sei,
|
|
in dieser vorbehaltlosen Form gegeben, mit der Leninschen Theorie der Diktatur
|
|
des Proletariats nichts gemein hat.
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<P>
|
|
Ich behaupte, daß so nur Leute sprechen können, die den Sinn der
|
|
Idee des Zusammenschlusses, der Idee des Bündnisses des Proletariats
|
|
mit der Bauernschaft, der Idee der HEGEMONIE des Proletariats in diesem
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|
Bündnis nicht begriffen haben.
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<P>
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|
So können nur Leute sprechen, die die folgende Leninsche These nicht
|
|
verstanden haben:
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<P>
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"NUR EINE VERSTÄNDIGUNG MIT DER BAUERNSCHAFT kann die sozialistische
|
|
Revolution in Rußland retten, solange die Revolution in den anderen
|
|
Ländern nicht eingetreten ist." (Lenin, Sämtl. Werke, Bd. XXVI,
|
|
S. 294.)
|
|
<P>
|
|
So können nur Leute sprechen, die den folgenden Leitsatz Lenins nicht
|
|
begriffen haben:
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|
<P>
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|
"DAS HÖCHSTE PRINZIP DER DIKTATUR ist die Wahrung des Bündnisses
|
|
des Proletariats mit der Bauernschaft, damit das Proletariat die leitende
|
|
Rolle und die Staatsmacht behaupten könne." (Ebenda S. 568.)
|
|
<P>
|
|
Lenin hebt eines der wichtigsten Ziele der Diktatur, die Unterdrückung
|
|
der Ausbeuter, hervor und sagt:
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|
<P>
|
|
"Der wissenschaftliche Begriff der Diktatur bedeutet nichts anderes als die
|
|
durch nichts eingeschränkte, durch keinerlei Gesetze, absolut durch
|
|
keinerlei Regel gehemmte, sich unmittelbar auf die Gewalt stützende
|
|
Macht" ... "Die Diktatur bedeutet - nehmt das ein für allemal zur Kenntnis,
|
|
ihr Herren Kadetten - die uneingeschränkte, sich auf die Gewalt und
|
|
nicht auf das Gesetz stützende Macht. Während des Bürgerkrieges
|
|
kann jede Macht, die den Sieg errungen hat, nur eine Diktatur sein." (Lenin,
|
|
Sämtl. Werke, Bd. XXV, S. 549 und 522.)
|
|
<P>
|
|
Aber die Diktatur des Proletariats erschöpft sich natürlich nicht
|
|
in der Gewalt, obwohl es keine Diktatur ohne Gewalt gibt.
|
|
<P>
|
|
"Die Diktatur", sagt Lenin, "bedeutet nicht nur Gewalt, obwohl sie ohne Gewalt
|
|
unmöglich ist, sie bedeutet auch eine Organisation der Arbeit, und zwar
|
|
eine höhere, als es die vorhergehende war." (Rede Lenins, Wie das Volk
|
|
mit den Losungen der Freiheit und Gleichheit betrogen wird, Sämtl. Werke,
|
|
Bd. XXIV, S. 305 russ.)
|
|
<P>
|
|
"Die Diktatur des Proletariats ... ist nicht bloß Gewalt gegenüber
|
|
den Ausbeutern, und sogar nicht einmal hauptsächlich Gewalt. Die
|
|
ökonomische Grundlage dieser revolutionären Gewalt, die
|
|
Bürgschaft ihrer Lebensfähigkeit und ihres Erfolges besteht darin,
|
|
daß das Proletariat einen höheren Typus der gesellschaftlichen
|
|
Organisation der Arbeit im Vergleich zum Kapitalismus repräsentiert
|
|
und verwirklicht. Das ist das Wesentliche. Darin liegt die Quelle der Kraft
|
|
und die Bürgschaft für den unausbleiblichen vollen Sieg des
|
|
Kommunismus." (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 9, S. 467.) "Ihr (der Diktatur J.
|
|
St.) Hauptwesen besteht in der Organisation und Disziplin der fortgeschrittensten
|
|
Abteilung der Werktätigen, ihrer Avantgarde, ihres einzigen Führers,
|
|
des Proletariats. Sein Ziel ist, den Sozialismus zu schaffen, die Teilung
|
|
der Gesellschaft in Klassen aufzuheben, alle Mitglieder der Gesellschaft
|
|
zu Werktätigen zu machen, jeglicher Ausbeutung des Menschen durch den
|
|
Menschen den Boden zu entziehen. Dieses Ziel kann nicht auf einmal verwirklicht
|
|
werden, es erfordert eine ziemlich lange Übergangsperiode vom Kapitalismus
|
|
zum Sozialismus, einmal deshalb, weil die Neuorganisation der Produktion
|
|
eine schwierige Sache ist, dann auch deshalb, weil man für radikale
|
|
Änderungen auf allen Gebieten des Lebens Zeit braucht, und schließlich
|
|
deshalb, weil die gewaltige Macht der Gewöhnung an kleinbürgerliches
|
|
und bürgerliches Wirtschaften nur in langem, beharrlichem Kampfe
|
|
überwunden werden kann. Deshalb spricht auch Marx von einer ganzen Periode
|
|
der Diktatur des Proletariats als der Periode des Übergangs vom Kapitalismus
|
|
zum Sozialismus." (Lenin, Gruß an die ungarischen Arbeiter, Sämtl.
|
|
Werke, Bd. XXIV, S. 314 russ.)
|
|
<P>
|
|
Das sind die charakteristischen Züge der Diktatur des Proletariats.
|
|
<P>
|
|
Daraus ergeben sich drei grundlegende Seiten der Diktatur des Proletariats:
|
|
<OL>
|
|
<LI>
|
|
Die Macht des Proletariats wird ausgenutzt zur Unterdrückung der Ausbeuter,
|
|
zur Verteidigung des Landes, zur Festigung der Verbindungen mit den Proletariern
|
|
der anderen Länder, zur Entfaltung und zum Sieg der Revolution in allen
|
|
Ländern.
|
|
<LI>
|
|
Die Macht des Proletariats wird ausgenutzt zur endgültigen Loslösung
|
|
der werktätigen und ausgebeuteten Massen von der Bourgeoisie, zur Festigung
|
|
des Bündnisses des Proletariats mit diesen Massen, zur Einbeziehung
|
|
dieser Massen in den sozialistischen Aufbau, zur staatlichen Leitung dieser
|
|
Massen durch das Proletariat.
|
|
<LI>
|
|
Die Macht des Proletariats wird ausgenutzt zur Organisierung des Sozialismus,
|
|
zur Aufhebung der Klassen, zum Übergang in eine Gesellschaft ohne Klassen,
|
|
in eine Gesellschaft ohne Staat.
|
|
</OL>
|
|
<P>
|
|
Die proletarische Diktatur ist die Vereinigung aller dieser drei Seiten.
|
|
Keine dieser Seiten kann als das EINZIGE charakteristische Merkmal der Diktatur
|
|
des Proletariats hingestellt werden, und umgekehrt, das Fehlen auch nur eines
|
|
dieser drei Merkmale genügt, damit die Diktatur des Proletariats angesichts
|
|
der kapitalistischen Umwelt aufhört, eine Diktatur zu sein. Deshalb
|
|
darf keine dieser drei Seiten ausgeschaltet werden, wenn man nicht Gefahr
|
|
laufen will, den Begriff der Diktatur des Proletariats zu entstellen. Nur
|
|
alle diese drei Seiten zusammengenommen geben uns einen vollständigen
|
|
und abgeschlossenen Begriff von der Diktatur des Proletariats.
|
|
<P>
|
|
Die Diktatur des Proletariats hat ihre Perioden, ihre besonderen Formen,
|
|
ihre verschiedenartigen Arbeitsmethoden. In der Periode des Bürgerkrieges
|
|
ist das Merkmal der Gewalt in der Diktatur besonders augenfällig. Aber
|
|
daraus folgt keineswegs, daß in der Periode des Bürgerkrieges
|
|
keine Aufbauarbeit geleistet wird. Ohne Aufbauarbeit ist es unmöglich,
|
|
den Bürgerkrieg zu führen. In der Periode des Aufbaus des Sozialismus
|
|
ist umgekehrt die friedliche, organisatorische, kulturelle Arbeit der Diktatur,
|
|
die revolutionäre Gesetzlichkeit usw. besonders augenfällig. Aber
|
|
daraus folgt wiederum keineswegs, daß das Merkmal der Gewalt in der
|
|
Diktatur während der Periode des Aufbaus wegfällt oder wegfallen
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kann. Die Organe der Unterdrückung, die Armee und andere Organisationen
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sind jetzt, in der Zeit des Aufbaus, nicht minder notwendig als in der Zeit
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des Bürgerkrieges. Ohne das Vorhandensein dieser Organe ist keine
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einigermaßen gesicherte Aufbauarbeit der Diktatur möglich. Man
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darf nicht vergessen, daß die Revolution vorläufig nur in EINEM
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Lande gesiegt hat. Man darf nicht vergessen, daß, solange es eine
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kapitalistische Umwelt gibt, auch die Gefahr der Intervention mit allen sich
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aus dieser Gefahr ergebenden Folgen bestehen wird.
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Fußnoten:
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1. Von mir hervorgehoben. J. St.
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2. Von mir hervorgehoben. J. St.
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3. Von mir hervorgehoben. J. St.
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... weiter zu Kapitel 5: <A HREF="st_146.htm">Partei und Arbeiterklasse im
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System der Diktatur des Proletariats</A>
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