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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Franz Mehring: Karl Marx - Revolution und Gegenrevolution</TITLE>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../default.htm"><SMALL>Franz
Mehring</SMALL></A></TD>
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<HR size="1">
<P><SMALL>Seitenzahlen nach: Franz Mehring - Gesammelte Schriften, Band 3. Berlin/DDR,
1960, S. <!-- #BeginEditable "Seitenzahlen" -->160-197<!-- #EndEditable -->.<BR>
1. Korrektur<BR>
Erstellt am 30.10.1999</SMALL></P>
<H2>Franz Mehring: Karl Marx - Geschichte seines Lebens</H2>
<H1><!-- #BeginEditable "Titel" -->Sechstes Kapitel: Revolution und Gegenrevolution<!-- #EndEditable --></H1>
<hr size="1">
<!-- #BeginEditable "Text" -->
<H3 ALIGN="CENTER">1. Februar- und M&auml;rztage<A name="Kap_1"></A></H3>
<P><B>|160|</B> Am 24. Februar 1848 hatte die Revolution das franz&ouml;sische
B&uuml;rgerk&ouml;nigtum gest&uuml;rzt. Sie &uuml;bte ihren R&uuml;ckschlag auch
auf Br&uuml;ssel, doch wu&szlig;te sich der K&ouml;nig Leopold, ein mit allen
Hunden gehetzter Coburger, geschickter aus der Klemme zu ziehen als sein Schwiegervater
in Paris. Er versprach seinen liberalen Ministern, Abgeordneten und B&uuml;rgermeistern,
die Krone niederzulegen, wenn die Nation es w&uuml;nsche, und r&uuml;hrte dadurch
die gem&uuml;tvollen Staatsm&auml;nner der Bourgeoisie so sehr, da&szlig; sie
auf alle rebellischen Gedanken verzichteten.</P>
<P>Danach lie&szlig; der K&ouml;nig die Volksversammlungen auf den &ouml;ffentlichen
Pl&auml;tzen durch seine Soldaten auseinandertreiben und eine polizeiliche Hetze
gegen die fremden Fl&uuml;chtlinge er&ouml;ffnen. Gegen Marx wurde dabei mit besonderer
Roheit verfahren; man verhaftete nicht nur ihn, sondern auch seine Frau, die man
f&uuml;r eine Nacht mit &ouml;ffentlichen Dirnen zusammensperrte. Der Polizeikommissar,
der die Infamie verschuldet hatte, wurde sp&auml;ter abgesetzt, und die Haft mu&szlig;te
sofort aufgehoben werden, doch blieb es bei der Ausweisung, die im &uuml;brigen
eine &uuml;berfl&uuml;ssige Mi&szlig;handlung war.</P>
<P>Denn Marx stand ohnehin auf dem Sprunge, nach Paris abzureisen. Sofort nach
Ausbruch der Februarrevolution hatte die Londoner Zentralbeh&ouml;rde des Kommunistenbundes
ihre Befugnisse auf die Br&uuml;sseler Kreisbeh&ouml;rde &uuml;bertragen. Diese
aber &uuml;bertrug unter dem Belagerungszustande, der tats&auml;chlich schon in
Br&uuml;ssel bestand, am 3. M&auml;rz ihre Befugnisse auf Marx mit der Vollmacht,
eine neue Zentralbeh&ouml;rde in Paris zusammenzusetzen,<A name="ZT1"></A><A href="fm03_160.htm#Z1"><SPAN class="top">[1]</SPAN></A> wohin Marx durch ein
f&uuml;r ihn ehrenvolles, von Flocon gezeichnetes Schreiben der provisorischen
Regierung vom 1. M&auml;rz zur&uuml;ckgerufen worden war.</P>
<P>Bereits am 6. M&auml;rz konnte Marx hier seine &uuml;berlegene Einsicht bew&auml;hren,
indem er sich in einer gro&szlig;en Versammlung der in Paris lebenden Deutschen
dem abenteuerlichen Plan widersetzte, mit bewaffneter Hand nach Deutschland einzubrechen,
um es zu revolutionieren. Ausgeheckt <A NAME="S161"></A><B>|161|*</B> war der
Plan durch den zweideutigen Bornstedt, dem es leider gelang, Herwegh daf&uuml;r
zu gewinnen. Auch Bakunin, der es sp&auml;ter bereut hat, war damals daf&uuml;r.
Die provisorische Regierung unterst&uuml;tzte den Plan, nicht aus revolution&auml;rer
Begeisterung, sondern mit dem Hintergedanken, bei der herrschenden Arbeitslosigkeit
die fremden Arbeiter loszuwerden; sie bewilligte ihnen Marschquartiere und eine
Marschzulage von t&auml;glich 50 Centimes bis zur Grenze. Herwegh t&auml;uschte
sich selbst nicht &uuml;ber ihr &raquo;egoistisches Motiv, viele tausend Handwerker,
die den Franzosen Konkurrenz machen, loszuwerden&laquo;, aber bei seinem Mangel an politischem
Blick trieb er das Abenteuer bis zum kl&auml;glichen Ende bei Niederdossenbach.</P>
<P>Indem Marx sich dieser Revolutionsspielerei entschieden widersetzte, die vollends
sinnlos geworden war, nachdem die Revolution am 13. M&auml;rz in Wien und am 18.
M&auml;rz in Berlin gesiegt hatte, schuf er die Mittel, in wirksamer Weise die
deutsche Revolution zu f&ouml;rdern, auf die die Kommunisten ihr Hauptaugenmerk
gerichtet hatten. Gem&auml;&szlig; seiner Vollmacht bildete er eine neue Zentralbeh&ouml;rde,
die halb aus ehemaligen Br&uuml;sselern (Marx, Engels, Wolff), halb aus ehemaligen
Londonern (Bauer, Moll, Schapper) bestand. Sie erlie&szlig; einen Aufruf, der
siebenzehn Forderungen &raquo;im Interesse des deutschen Proletariats, des kleinen B&uuml;rger-
und Bauernstandes&laquo; enthielt, darunter die Erkl&auml;rung des ganzen Deutschlands
zu einer einigen und unteilbaren Republik, allgemeine Volksbewaffnung, Verstaatlichung
der f&uuml;rstlichen und anderen feudalen Landg&uuml;ter, Bergwerke, Gruben, Transportmittel,
Errichtung von Nationalwerkst&auml;tten, allgemeine unentgeltliche Volkserziehung
usw.<A name="ZT2"></A><A href="fm03_160.htm#Z2"><SPAN class="top">[2]</SPAN></A> Selbstverst&auml;ndlich sollten diese Forderungen der kommunistischen Propaganda
nur die allgemeinen Richtlinien vorzeichnen; da&szlig; sie nicht von heut auf
morgen, sondern nur in einem langen revolution&auml;ren Entwicklungsproze&szlig;
verwirklicht werden konnten, wu&szlig;te niemand besser als Marx.</P>
<P>Der Bund der Kommunisten war viel zu schwach, um als geschlossene Organisation
die revolution&auml;re Bewegung zu beschleunigen. Es zeigte sich, da&szlig; seine
Reorganisation auf dem Kontinent noch in den ersten Anf&auml;ngen steckte. Doch
kam darauf umsoweniger an, als seine Existenzberechtigung verschwunden war, nachdem
die Revolution der Arbeiterklasse die Mittel und die M&ouml;glichkeit einer &ouml;ffentlichen
Propaganda verschafft hatten. Unter diesen Umst&auml;nden stifteten Marx und Engels
in Paris einen deutschen kommunistischen Klub, worin sie den Arbeitern rieten,
sich von dem Zuge Herweghs fernzuhalten, dagegen einzeln in die Heimat zur&uuml;ckzukehren
und f&uuml;r die revolution&auml;re Bewegung zu <A NAME="S162"></A><B>|162|</B>
wirken. So bef&ouml;rderten sie einige hundert Arbeiter nach Deutschland, f&uuml;r
die sie durch Vermittlung Flocons dieselben Verg&uuml;nstigungen erhielten, die
der Freischar Herweghs von der provisorischen Regierung gew&auml;hrt worden waren.</P>
<P>Auf diese Weise gelangte auch die gro&szlig;e Mehrzahl der Bundesglieder nach
Deutschland, und durch sie bew&auml;hrte sich der Bund als eine treffliche Vorschule
der Revolution. Wo die Bewegung irgendeinen kr&auml;ftigen Aufschwung nahm, waren
Bundesglieder ihre treibenden Kr&auml;fte: Schapper in Nassau, Wolff in Breslau,
Stephan Born in Berlin, andere anderswo. Treffend schrieb Born an Marx: &raquo;Der Bund
ist aufgel&ouml;st - &uuml;berall und nirgends.&laquo; Als Organisation war er nirgends,
als Propaganda &uuml;berall, wo schon die realen Bedingungen des proletarischen
Emanzipationskampfs gegeben waren, was freilich nur f&uuml;r einen verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig
kleinen Teil Deutschlands zutraf.</P>
<P>Marx und seine n&auml;heren Freunde warfen sich ins Rheinland als den fortgeschrittensten
Teil Deutschlands, wo ihnen der Code Napol&eacute;on obendrein ein gr&ouml;&szlig;eres
Ma&szlig; von Bewegungsfreiheit sicherte als das preu&szlig;ische Landrecht in
Berlin. Es gelang ihnen, sich der Vorbereitungen zu bem&auml;chtigen, die in K&ouml;ln
von demokratischer und teilweise kommunistischer Seite f&uuml;r ein gro&szlig;es
Blatt getroffen worden waren. Freilich blieben noch mancherlei Schwierigkeiten
zu &uuml;berwinden; namentlich Engels erlebte jetzt die Entt&auml;uschung, da&szlig;
der Wuppertaler Kommunismus noch lange keine Wirklichkeit, geschweige denn eine
Macht, sondern seitdem die Revolution sich leibhaftig gezeigt hatte, nur noch
ein Gespenst von vorgestern war. Am 25. April schrieb er aus Barmen an Marx in
K&ouml;ln: &raquo;Auf Aktien von hier ist verdammt wenig zu rechnen ... Die Leute scheuen
sich alle wie die Pest vor der Diskussion der gesellschaftlichen Fragen; das nennen
sie Aufwiegelei ... Aus meinem Alten ist vollends nichts herauszubei&szlig;en.
F&uuml;r den ist schon die K&ouml;lner Zeitung ein Ausbund von W&uuml;hlerei,
und statt 1.000 Talern schickt er uns lieber 1.000 Kart&auml;tschkugeln auf den
Hals.&laquo; Immerhin brachte auch Engels noch vierzehn Aktien auf, und vom 1. Juni
ab konnte die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; erscheinen.</P>
<P>Als ihr leitender Redakteur zeichnete Marx, und zu ihrem Redaktionsstabe geh&ouml;rten
Engels, Dronke, Weerth und die beiden Wolff.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">2. Junitage<A name="Kap_2"></A></H3>
<P><B><A NAME="S163">|163|</A></B> Die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; nannte sich ein
&raquo;Organ der Demokratie&laquo;, doch war sie es nicht im Sinne irgendeiner parlamentarischen
Linken. Nach dieser Ehre geizte sie nicht, vielmehr hielt sie die &Uuml;berwachung
der Demokraten f&uuml;r dringend notwendig; ihr Ideal, schrieb sie, sei so wenig
die schwarzrotgoldene Republik, da&szlig; auf deren Boden erst ihre Opposition
beginnen werde.</P>
<P>Ganz im Geiste des &raquo;Kommunistischen Manifestes&laquo; suchte sie die revolution&auml;re
Bewegung voranzutreiben, so wie sie nun einmal war. Die Aufgabe war um so dringlicher,
als der revolution&auml;re Boden, den die M&auml;rztage erobert hatten, im Juni
halb und halb schon wieder verloren war. In Wien mit seinen noch unentwickelten
Klassengegens&auml;tzen herrschte eine gem&uuml;tliche Anarchie; in Berlin hatte
die Bourgeoisie das Heft nur in der Hand, um es wieder den besiegten M&auml;chten
des Vorm&auml;rz zuzuschanzen; in den Mittel- und Kleinstaaten paradierten liberale
Minister, die sich von ihren feudalen Vorg&auml;ngern keineswegs durch M&auml;nnerstolz
vor K&ouml;nigsthronen, sondern nur durch eine gr&ouml;&szlig;ere Biegsamkeit
des R&uuml;ckgrats unterschieden, und die Frankfurter Nationalversammlung, die
aus souver&auml;ner Machtvollkommenheit die deutsche Einheit schaffen sollte,
erwies sich, sobald sie am 18. Mai zusammentraf, von vornherein als hoffnungsloser
Schwatzklub.</P>
<P>Mit diesem Schattenwesen rechnete die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; gleich in der
ersten Nummer ab, und zwar so gr&uuml;ndlich, da&szlig; die H&auml;lfte ihrer
wenig zahlreichen Aktion&auml;re den R&uuml;ckzug antrat.<A name="ZT3"></A><A href="fm03_160.htm#Z3"><SPAN class="top">[3]</SPAN></A> Sie stellte dabei keineswegs
&uuml;bertriebene Anspr&uuml;che an die Einsicht und den Mut der parlamentarischen
Helden. Indem sie den f&ouml;derativen Republikanismus kritisierte, den die Linke
des Frankfurter Parlaments vertrat, f&uuml;hrte sie aus, da&szlig; eine F&ouml;deration
von konstitutionellen Monarchien, F&uuml;rstent&uuml;mchen und Republikchen mit
einer republikanischen Regierung an der Spitze nicht die schlie&szlig;liche Verfassung
Deutschlands sein k&ouml;nne, f&uuml;gte aber hinzu: &raquo;Wir stellen nicht das utopistische
Verlangen, da&szlig; a priori eine <I>einige unteilbare deutsche Republik</I> proklamiert
werde, aber wir verlangen von der sogenannten radikal-demokratischen Partei, den
Ausgangspunkt des Kampfes und der revolution&auml;ren Bewegung nicht mit ihrem
Zielpunkt zu verwechseln. Die deutsche Einheit, wie die deutsche Verfassung k&ouml;nnen
nur als Resultat aus einer Bewegung hervorgehen, worin ebensosehr die inneren
Konflikte als der Krieg mit dem Osten zur Entscheidung treiben werden. Die definitive
Konstituierung kann nicht <I>dekretiert</I> werden; sie f&auml;llt zusammen mit der Bewegung
<A NAME="S164"></A><B>|164|*</B>, die wir zu durchlaufen haben. Es handelt sich
daher auch nicht um die Verwirklichung dieser oder jener Meinung, dieser oder
jener politischen Idee; es handelt sich um die Einsicht in den Gang der Entwicklung.
Die Nationalversammlung hat nur die zun&auml;chst praktisch m&ouml;glichen Schritte
zu tun.&laquo;<A name="ZT4"></A><A href="fm03_160.htm#Z4"><SPAN class="top">[4]</SPAN></A> Die Nationalversammlung tat aber, was nach allen Gesetzen der Logik f&uuml;r
praktisch unm&ouml;glich h&auml;tte gelten sollen; sie w&auml;hlte den &ouml;sterreichischen
Erzherzog Johann zum Reichsverweser und spielte dadurch an ihrem Teil die Bewegung
in die H&auml;nde der F&uuml;rsten.</P>
<P>Wichtiger als die Frankfurter waren die Berliner Vorg&auml;nge. Innerhalb der
deutschen Grenzen war der preu&szlig;ische Staat der gef&auml;hrlichste Gegner
der Revolution. Sie hatte ihn zwar am 18. M&auml;rz niedergeworfen, aber die Fr&uuml;chte
des Sieges fielen nach der historischen Lage der Dinge zun&auml;chst der Bourgeoisie
zu, und diese beeilte sich, die Revolution zu verraten. Um die &raquo;Kontinuit&auml;t
des Rechtszustandes&laquo; zu erhalten, das will sagen, um seinen revolution&auml;ren
Ursprung zu verleugnen, berief das b&uuml;rgerliche Ministerium Camphausen-Hansemann
den Vereinigten Landtag ein, um durch diese feudal-st&auml;ndische K&ouml;rperschaft
die Grundlagen einer b&uuml;rgerlichen Verfassung feststellen zu lassen. Es geschah
durch die Gesetze vom 6. und 8. April, von denen jenes eine Reihe b&uuml;rgerlicher
Rechte als Grundz&uuml;ge der neuen Verfassung aufs Papier schrieb, dieses aber
das allgemeine, gleiche, geheime und indirekte Wahlrecht anordnete f&uuml;r eine
Versammlung, die durch Vereinbarung mit der Krone die neue Staatsverfassung feststellen
sollte.</P>
<P>Mit dem famosen Prinzip der &raquo;Vereinbarung&laquo; war tats&auml;chlich der Sieg eskamotiert,
den das Berliner Proletariat am 18. M&auml;rz &uuml;ber die preu&szlig;ischen
Garde-Regimenter erfochten hatte. Bedurften die Beschl&uuml;sse der neuen Versammlung
der Genehmigung durch die Krone, so war diese wieder obenauf; sie diktierte ihren
Willen oder mu&szlig;te durch eine zweite Revolution geb&auml;ndigt werden, deren
M&ouml;glichkeit zu verhindern das Ministerium Camphausen-Hansemann alles tat,
was in seinen Kr&auml;ften stand. Es schikanierte die Versammlung, die am 22.
Mai zusammentrat, in der kleinlichsten Weise, stellte sich aber als &raquo;Schild vor
die Dynastie&laquo; und gab der einstweilen noch kopflosen Gegenrevolution einen Kopf,
indem es den Prinzen von Preu&szlig;en, den durch und durch reaktion&auml;ren
Thronfolger, aus England zur&uuml;ckberief, wohin ihn am 18. M&auml;rz der Zorn
der Massen vertrieben hatte.</P>
<P>Die Berliner Versammlung stand nun freilich auch nicht auf revolution&auml;rer
H&ouml;he, wenngleich sie sich nicht so v&ouml;llig im Luftreich des Traumes bewegen
konnte wie das Frankfurter Parlament. Sie lie&szlig; sich dazu <A NAME="S165"></A><B>|165|</B>
herbei, das Prinzip der &raquo;Vereinbarung&laquo; anzuerkennen, das ihr das Mark aus den
Knochen sog, raffte sich dann aber noch einmal zu einer halbwegs entschlossenen
Haltung auf, als die Berliner Bev&ouml;lkerung am 14. Juni durch den Sturm auf
das Zeughaus ein drohendes Wort gesprochen hatte. Dar&uuml;ber st&uuml;rzte Camphausen,
aber noch nicht Hansemann. Beide unterschieden sich dadurch, da&szlig; Camphausen
noch mit einem Reste b&uuml;rgerlicher Ideologie geplagt war, w&auml;hrend Hansemann
sich ohne Gram und Scham den nacktesten Profitinteressen der Bourgeoisie verschrieben
hatte. Er glaubte diese Interessen durchzusetzen, indem er dem K&ouml;nig- und
Junkertum noch mehr hofierte, die Versammlung noch mehr korrumpierte und die Massen
noch mehr brutalisierte, als bisher schon geschehen war. Die Gegenrevolution lie&szlig;
ihn aus guten Gr&uuml;nden einstweilen gern gew&auml;hren.</P>
<P>Dieser verh&auml;ngnisvollen Entwicklung stemmte sich nun die &raquo;Neue Rheinische
Zeitung&laquo; mit aller Entschiedenheit entgegen. Sie legte dar, da&szlig; Camphausen
die Reaktion s&auml;e im Sinne der gro&szlig;en Bourgeoisie, aber da&szlig; er
sie ernte im Sinne der Feudalpartei. Sie peitschte die Berliner Versammlung und
namentlich auch die Linke zu entschlossener Haltung auf; gegen&uuml;ber deren
Entr&uuml;stung &uuml;ber die Zerst&ouml;rung etwelcher Fahnen und Waffen bei
dem Zeughaussturm lobte sie den sehr richtigen Takt des Volkes, das nicht nur
gegen seine Unterdr&uuml;cker, sondern auch gegen die gl&auml;nzenden Illusionen
seiner eigenen Vergangenheit revolution&auml;r auftrete. Sie warnte die Linke
vor dem t&auml;uschenden Schein parlamentarischer Siege, die ihr die alte Macht
gern g&ouml;nne, wenn sie selbst nur alle wirklich entscheidenden Positionen besitze.</P>
<P>Dem Ministerium Hansemann sagte die Zeitung ein elendes Ende voraus. Es wolle
die Herrschaft der Bourgeoisie begr&uuml;nden, indem es gleichzeitig mit dem alten
Feudal- und Polizeistaat ein Kompromi&szlig; abschlie&szlig;e. &raquo;In dieser doppelschl&auml;chtigen
widerspruchsvollen Aufgabe sieht es jeden Augenblick die erst zu gr&uuml;ndende
Herrschaft der Bourgeoisie, und seine eigne Existenz von der Reaktion im absolutistischen,
im Feudalsinn &uuml;berfl&uuml;gelt - und es wird ihr unterliegen. Die Bourgeoisie
kann ihre eigne Herrschaft nicht erk&auml;mpfen, ohne vorl&auml;ufig das gesamte
Volk zum Bundesgenossen zu haben, ohne daher mehr oder minder demokratisch aufzutreten.&laquo;<A name="ZT5"></A><A href="fm03_160.htm#Z5"><SPAN class="top">[5]</SPAN></A>
Mit schneidendem Hohne &uuml;bergo&szlig; die Zeitung auch die Bem&uuml;hungen
der Bourgeoisie, die Bauernbefreiung, diese legitimste Aufgabe einer b&uuml;rgerlichen
Revolution, zu einem gaukelnden Schein zu machen. &raquo;Die deutsche Bourgeoisie von
1848 verr&auml;t ohne allen Anstand diese Bauern, die ihre <I>nat&uuml;rlichsten
Bundesgenossen</I>, die Fleisch von ihrem Fleisch sind, und ohne die sie <A NAME="S166"></A><B>|166|</B>
machtlos ist gegen&uuml;ber dem Adel.&laquo;<A name="ZT6"></A><A href="fm03_160.htm#Z6"><SPAN class="top">[6]</SPAN></A> So sei die deutsche Revolution von 1848
nur eine Parodie auf die Franz&ouml;sische Revolution von 1789.</P>
<P>Sie war es noch in anderem Sinne. Die deutsche Revolution hatte nicht aus eigener
Kraft gesiegt, sondern im Gefolge einer franz&ouml;sischen Revolution, die schon
dem Proletariat einen Anteil an der Regierung verschafft hatte. Dadurch wurde
der Verrat der Bourgeoisie an der deutschen Revolution zwar nicht gerechtfertigt
oder auch nur entschuldigt, aber allerdings erkl&auml;rt. Nun aber schien fast
in denselben Junitagen, wo das Ministerium Hansemann seine Totengr&auml;berarbeit
begann, dieser Alp von ihrer Brust zu sinken. In einer furchtbaren Stra&szlig;enschlacht
von vier Tagen wurde das Pariser Proletariat niedergeschlagen, in einem gemeinsamen
Henkersdienste, den alle b&uuml;rgerlichen Klassen und Parteien dem Kapital leisteten.</P>
<P>In Deutschland aber hob die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; das Banner der &raquo;siegenden
Geschlagenen&laquo; aus dem Staube. Wohin die Demokratie in dem Klassenkampf zwischen
Bourgeoisie und Proletariat geh&ouml;rte, sprach Marx mit den m&auml;chtigen Worten
aus: &raquo;Man wird uns fragen, ob wir keine Tr&auml;ne, keinen Seufzer, kein Wort
f&uuml;r die Opfer haben, welche vor der Wut des Volkes fielen, f&uuml;r die Nationalgarde,
die Mobilgarde, die republikanische Garde, die Linie? Der Staat wird ihre Witwen
und Waisen pflegen, Dekrete werden sie verherrlichen, feierliche Leichenz&uuml;ge
werden ihre Reste zur Erde bestatten, die offizielle Presse wird sie unsterblich
erkl&auml;ren, die europ&auml;ische Reaktion wird ihnen huldigen vom Osten bis
zum Westen. Aber die Plebejer, vom Hunger zerrissen, von der Presse geschm&auml;ht,
von den &Auml;rzten verlassen, von den Honetten Diebe gescholten, Brandstifter,
Galeerensklaven, ihre Weiber und Kinder in noch grenzenloseres Elend gest&uuml;rzt,
ihre besten Lebenden &uuml;ber die See deportiert - ihnen den Lorbeer um die drohend
finstere Stirn zu winden, das ist das <I>Vorrecht</I>, das ist das <I>Recht der
demokratischen Presse</I>.&laquo;<A name="ZT7"></A><A href="fm03_160.htm#Z7"><SPAN class="top">[7]</SPAN></A></P>
<P>Dieser herrliche Artikel, aus dem heute noch die Flammen revolution&auml;rer
Leidenschaft emporlodern, kostete der &raquo;Neuen Rheinischen Zeitung&laquo; die andere H&auml;lfte
ihrer Aktion&auml;re.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">3. Der Krieg gegen Ru&szlig;land<A name="Kap_3"></A></H3>
<P>In der ausw&auml;rtigen Politik war der Krieg gegen Ru&szlig;land der Angelpunkt,
um den sich die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; bewegte. In Ru&szlig;land sah sie den
einen Feind der Revolution, der wirklich furchtbar sei <A NAME="S167"></A><B>|167|</B>
und unfehlbar in den Kampf eintreten werde, wenn die Bewegung europ&auml;ische
Ausdehnung annehme.</P>
<P>Sie war damit durchaus auf dem richtigen Wege. Zur selben Zeit, wo sie den
revolution&auml;ren Krieg gegen Ru&szlig;land forderte, bot der Zar, was sie nicht
wissen konnte, aber was heute urkundlich bekannt ist, dem Prinzen von Preu&szlig;en
die Hilfe des russischen Heeres zur gewaltsamen Wiederherstellung des Despotismus
an, und ein Jahr sp&auml;ter hat der russische B&auml;r den &ouml;sterreichischen
Despotismus gerettet, indem er mit seinen plumpen Pranken die ungarische Revolution
niederschlug. Die deutsche Revolution konnte nicht siegen, ohne den preu&szlig;ischen
und den &ouml;sterreichischen Zwangsstaat zu zerst&ouml;ren, und dieses Ziel war
unerreichbar, wenn nicht vorher die Macht des Zaren gebrochen wurde.</P>
<P>Von dem Kriege gegen Ru&szlig;land erwartete die Zeitung eine &auml;hnliche
Entfesselung revolution&auml;rer Kr&auml;fte, wie sie der Franz&ouml;sischen Revolution
von 1789 durch den Krieg mit dem feudalen Deutschland beschieden gewesen war.
Wenn sie nach einem Worte Weerths die deutsche Nation en canaille behandelte,
so war daran richtig, da&szlig; sie in aller Bitterkeit die B&uuml;tteldienste
gei&szlig;elte, womit sich die Deutschen seit siebzig Jahren an der Freiheit und
Unabh&auml;ngigkeit anderer V&ouml;lker vers&uuml;ndigt hatten: in Amerika und
Frankreich, in Italien und Polen, in Holland und Griechenland und wo sonst noch.
&raquo;Jetzt, wo die Deutschen das eigene Joch absch&uuml;tteln, mu&szlig; sich auch
ihre ganze Politik dem Auslande gegen&uuml;ber &auml;ndern, oder in den Fesseln,
womit wir fremde V&ouml;lker umketten, nehmen wir unsere eigene junge, fast nur
erst geahnte Freiheit gefangen. Deutschland macht sich in demselben Ma&szlig;e
frei, worin es die Nachbarv&ouml;lker freil&auml;&szlig;t.&laquo;<A name="ZT8"></A><A href="fm03_160.htm#Z8"><SPAN class="top">[8]</SPAN></A> Die Zeitung denunzierte
die machiavellistische Politik, die, w&auml;hrend sie im Innern Deutschlands in
ihren Grundfesten schwanke, einen engherzigen, dem kosmopolitischen Charakter
des Deutschen widerstrebenden Stammha&szlig; heraufbeschw&ouml;re, um die demokratische
Energie zu l&auml;hmen, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken, der revolution&auml;ren
Glutlava einen Abzugskanal zu schaffen, und so die Waffe der inneren Unterdr&uuml;ckung
zu schmieden.</P>
<P>Sie trat, &raquo;trotz des patriotischen Geheuls und Getrommels fast der ganzen deutschen
Presse&laquo;, vom ersten Augenblick an in Posen f&uuml;r die Polen, in Italien f&uuml;r
die Italiener, in Ungarn f&uuml;r die Ungarn ein. Sie spottete &uuml;ber &raquo;die
Tiefe der Kombination&laquo;, &uuml;ber &raquo;das geschichtliche Paradoxon&laquo;, in demselben
Augenblick, wo die Deutschen mit ihren Regierungen k&auml;mpften, unter dem Kommando
derselben Regierungen einen Kreuzzug gegen die Freiheit Polens, Ungarns, Italiens
zu unternehmen. &raquo;Nur der <I>Krieg mit Ru&szlig;land</I> ist ein Krieg des <I>revolution&auml;ren</I>
<A NAME="S168"></A><B>|168|</B> <I>Deutschlands</I>, ein Krieg, worin es die S&uuml;nden
der Vergangenheit abwaschen, worin es sich ermannen, worin es seine eigenen Autokraten
besiegen kann, worin es, wie einem die Ketten langer, tr&auml;ger Sklaverei absch&uuml;ttelnden
Volke geziemt, die Propaganda der Zivilisation mit dem Opfer seiner S&ouml;hne
erkauft und sich nach innen frei macht, indem es nach au&szlig;en befreit.&laquo;<A name="ZT9"></A><A href="fm03_160.htm#Z9"><SPAN class="top">[9]</SPAN></A></P>
<P>Daraus ergab sich, da&szlig; die Zeitung f&uuml;r keine der unterdr&uuml;ckten
Nationen so leidenschaftlich eintrat wie f&uuml;r die Polen. Die polnische Bewegung
des Jahres 1848 beschr&auml;nkte sich auf die preu&szlig;ische Provinz Posen,
da Russisch-Polen noch durch die Revolution von 1830 und &Ouml;sterreichisch-Polen
noch durch den Aufstand von 1846 entkr&auml;ftet war. Sie trat bescheiden genug
auf und verlangte kaum so viel, wie ihr durch die Vertr&auml;ge von 1815 versprochen,
aber nicht gehalten worden war: die Umwandlung der milit&auml;rischen Besatzung
durch einheimische Truppen und die Besetzung aller &Auml;mter mit Eingeborenen.
In der ersten Angst nach dem 18. M&auml;rz versprach man in Berlin eine &raquo;nationale
Reorganisation&laquo;, aber nat&uuml;rlich mit dem Hintergedanken, sie nicht auszuf&uuml;hren.
W&auml;hrend die Polen gutgl&auml;ubig genug waren, an den guten Willen in Berlin
zu glauben, wurde von hier aus die deutsche und j&uuml;dische Bev&ouml;lkerung
der Provinz Posen aufgehetzt und planm&auml;&szlig;ig ein B&uuml;rgerkrieg gesch&uuml;rt,
dessen Anstiftung durchaus und dessen Greuel fast durchweg aufs preu&szlig;ische
Schuldkonto fielen. Die gewaltsam in gewaltsamen Widerstand getriebenen Polen
schlugen sich sehr tapfer und warfen mehr als einmal, so namentlich am 30. April
bei Miloslaw, den an Waffen und Zahl &uuml;berlegenen Feind in v&ouml;llige Flucht,
aber auf die Dauer war der Kampf der polnischen Sensen mit den preu&szlig;ischen
Schrapnells nat&uuml;rlich aussichtslos.</P>
<P>In der polnischen Frage benahm sich die deutsche Bourgeoisie wie immer, ebenso
kopf- wie treulos. Im Vorm&auml;rz hatte sie ganz gut begriffen, wie eng die deutsche
und die polnische Sache zusammenhingen, und noch nach dem 18. M&auml;rz hatten
ihre Weisen auf dem sogenannten Vorparlament in Frankfurt feierlich erkl&auml;rt,
da&szlig; die Wiederherstellung Polens eine heilige Pflicht der deutschen Nation
sei. Aber dadurch lie&szlig; sich Camphausen nicht hindern, auch in dieser Frage
den B&uuml;ttel des preu&szlig;ischen Junkertums zu spielen. In schm&auml;hlicher
Weise l&ouml;ste er das Versprechen der &raquo;nationalen Reorganisation&laquo; ein, indem
er der Provinz Posen ein St&uuml;ck nach dem andern, im ganzen mehr als zwei Drittteile
ihres Bestandes abri&szlig;, und durch den Bundestag, der unter der Wucht der
allgemeinen Verachtung verendete, mit seinem letzten R&ouml;cheln in den Deutschen
Bund aufnehmen lie&szlig;. Die Frankfurter Nationalversammlung <A NAME="S169"></A><B>|169|*</B>
hatte sich nunmehr mit der Frage zu besch&auml;ftigen, ob sie die in den abgerissenen
Teilen der Provinz Posen gew&auml;hlten Abgeordneten als ihre rechtm&auml;&szlig;igen
Mitglieder anerkennen solle oder nicht. Nach dreit&auml;giger Debatte entschied
sie sich, wie von ihr nicht anders zu erwarten war: dies entartete Kind der Revolution
segnete die Missetat der Gegenrevolution.</P>
<P>Wie nahe diese Frage der &raquo;Neuen Rheinischen Zeitung&laquo; ging, zeigt die Ausf&uuml;hrlichkeit,
womit sie die Frankfurter Verhandlungen in acht oder neun, zum Teil sehr langen
Aufs&auml;tzen glossierte,<A name="ZT10"></A><A href="fm03_160.htm#Z10"><SPAN class="top">[10]</SPAN></A> ganz im Gegensatz zu der ver&auml;chtlichen K&uuml;rze,
womit sie sonst das parlamentarische Geschw&auml;tz abtat. Es ist &uuml;berhaupt
die umfangreichste Arbeit, die in ihren Spalten erschienen ist. Soweit Inhalt
und Stil eine Vermutung zulassen, ist sie von Marx und Engels gemeinsam verfa&szlig;t
worden; jedenfalls ist Engels stark daran beteiligt gewesen, sie tr&auml;gt sehr
deutliche Spuren seiner Art.</P>
<P>Was zun&auml;chst an ihr auff&auml;llt und ihr in der Tat die gr&ouml;&szlig;te
Ehre macht, ist die erfrischende Offenheit, womit sie das nichtsnutzige Spiel
aufdeckte, das mit den Polen getrieben wurde. Aber die sittliche Emp&ouml;rung,
deren Marx und Engels f&auml;hig waren -, viel f&auml;higer, als der biedere Philister
auch nur zu ahnen vermag - hatte nichts zu tun mit dem sentimentalen Mitleid,
wie es etwa Robert Blum in Frankfurt den mi&szlig;handelten Polen gespendet hatte:
&raquo;allertrivialste Kannegie&szlig;erei, wenn auch - was wir gern zugeben - Kannegie&szlig;erei
auf gro&szlig;em Fu&szlig; und in erhabener Arbeit&laquo; <A name="ZT11"></A><A href="fm03_160.htm#Z11"><SPAN class="top">[11]</SPAN></A>, mu&szlig;te sich der gefeierte
Redner der Linken sagen lassen, und nicht ohne Grund. Er begriff nicht, da&szlig;
der Verrat an Polen zugleich der Verrat an der deutschen Revolution war, die dadurch
die unentbehrliche Waffe gegen den zarischen Todfeind verlor.</P>
<P>Zu der &raquo;allertrivialsten Kannegie&szlig;erei&laquo; rechneten Marx und Engels auch
die &raquo;allgemeine V&ouml;lkerverbr&uuml;derung&laquo;, die ohne R&uuml;cksicht auf die
historische Stellung, auf die gesellschaftliche Entwicklungsstufe der V&ouml;lker
nichts weiter wollte als verbr&uuml;dern ins Blaue hinein; &raquo;Gerechtigkeit&laquo;, &raquo;Menschlichkeit&laquo;,
&raquo;Freiheit&laquo;, &raquo;Gleichheit&laquo;, &raquo;Br&uuml;derlichkeit&laquo;, &raquo;Unabh&auml;ngigkeit&laquo; waren f&uuml;r
sie mehr oder weniger moralische Phrasen, die sehr sch&ouml;n kl&auml;ngen, aber
in historischen und politischen Fragen durchaus nichts bewiesen. Diese &raquo;moderne
Mythologie&laquo; ist ihnen allezeit ein Greuel gewesen. Und zumal in den hei&szlig;en
Tagen der Revolution galt ihnen nur die Parole: F&uuml;r oder Wider?</P>
<P>So waren die Polenartikel der &raquo;Neuen Rheinischen Zeitung&laquo; von einer echt revolution&auml;ren
Leidenschaft beseelt, die sie hoch auch &uuml;ber das polenfreundliche Gerede
der landl&auml;ufigen Demokratie erhob. Als <A NAME="S170"></A><B>|170|</B> beredte
Zeugnisse eines durchdringenden politischen Scharfblicks dauern sie heute noch
fort. Nicht jedoch sind sie frei von mancherlei Irrt&uuml;mern &uuml;ber die polnische
Geschichte. So wichtig es war zu sagen, da&szlig; der Kampf f&uuml;r die Unabh&auml;ngigkeit
Polens nur siegreich sein k&ouml;nne, wenn er zugleich ein Sieg der agrarischen
Demokratie &uuml;ber den patriarchalisch-feudalen Absolutismus sei, so war es
doch unrichtig anzunehmen, da&szlig; die Polen seit der Konstitution von 1791
diesen Zusammenhang erkannt h&auml;tten. Ebensowenig stimmte es, da&szlig; im
Jahre 1848 das alte Polen der Adelsdemokratie l&auml;ngst tot und begraben sein,
aber einen robusten Sohn hinterlassen haben sollte, das Polen der Bauerndemokratie.
In den polnischen Junkern, die mit gl&auml;nzender Tapferkeit auf den westeurop&auml;ischen
Barrikaden fochten, um ihr Volk aus der klammernden Umarmung der Ostm&auml;chte
zu befreien, erblickten Marx und Engels die Vertreter des polnischen Adels, w&auml;hrend
die Lelewel und Mieroslawski sich doch nur, im Feuer des Kampfes geh&auml;rtet
und gel&auml;utert, &uuml;ber ihre Klasse erhoben, wie ehedem die Hutten und Sickingen
&uuml;ber das deutsche Ritterturn oder in frischerer Vergangenheit die Clausewitz
und Gneisenau &uuml;ber das preu&szlig;ische Junkertum.</P>
<P>Von diesem Irrtum sind auch Marx und Engels bald zur&uuml;ckgekommen, dagegen
hat Engels immer an dem wegwerfenden Urteil der &raquo;Neuen Rheinischen Zeitung&laquo; &uuml;ber
die Unabh&auml;ngigkeitsk&auml;mpfe der s&uuml;dslawischen Nationen und Nati&ouml;nchen
festgehalten. Engels hat sich dar&uuml;ber im Jahre 1882 nicht anders ausgelassen
als in der Polemik, die er 1849 deshalb mit Bakunin f&uuml;hrte. Der russische
Revolution&auml;r war im Juli 1848 in der Zeitung von ihrem Pariser Korrespondenten
Ewerbeck, dessen Behauptung durch eine gleichartige und gleichzeitige Mitteilung
des Havas-B&uuml;ros best&auml;tigt wurde, als Agent der russischen Regierung
verd&auml;chtigt worden, jedoch hatte sich die Nachricht sofort als falsch herausgestellt,
und sie war von der Redaktion in aller Form zur&uuml;ckgenommen worden. Dann hatte
Marx, als er Ende August und Anfang September eine Reise nach Berlin und Wien
unternahm, in Berlin seine alten freundlichen Beziehungen zu Bakunin erneuert
und seine Ausweisung aus Preu&szlig;en im Oktober scharf bek&auml;mpft. Auch Engels
leitete seine Polemik gegen einen Aufruf Bakunins an die Slawen mit der Versicherung
ein, da&szlig; Bakunin &raquo;unser Freund&laquo; sei, ging dann aber mit sachlicher Sch&auml;rfe
gegen die panslawistischen Tendenzen der kleinen Schrift vor.<A name="ZT12"></A><A href="fm03_160.htm#Z12"><SPAN class="top">[12]</SPAN></A></P>
<P>Zun&auml;chst entschied auch hier das Interesse der Revolution. In dem Kampfe
der Wiener Regierung gegen die revolution&auml;ren Deutschen und Ungarn, hatten
sich die &ouml;sterreichischen Slawen - mit Ausnahme der <A NAME="S171"></A><B>|171|</B>
Polen - auf die reaktion&auml;re Seite geschlagen. Sie hatten das aufst&auml;ndische
Wien gest&uuml;rmt und der erbarmungslosen Rache der k. k. Gewalthaber ausgeliefert;
zur Zeit, wo Engels gegen Bakunin schrieb, standen sie gegen das aufst&auml;ndische
Ungarn im Felde, dessen Revolutionskrieg Engels mit gro&szlig;er Sachkenntnis
in der &raquo;Neuen Rheinischen Zeitung&laquo; verfolgte und dabei mit einer leidenschaftlichen
Teilnahme, die ihn die Magyaren nach der H&ouml;he ihrer historischen Entwicklung
ebenso &uuml;bersch&auml;tzen lie&szlig; wie die Polen. Auf die Forderung Bakunins,
den &ouml;sterreichischen Slawen ihre Selbst&auml;ndigkeit zu sichern, antwortete
Engels: &raquo;Wir denken nicht daran. Auf die sentimentalen Br&uuml;derschaftsphrasen,
die uns hier im Namen der kontrerevolution&auml;rsten Nationen Europas dargeboten
werden, antworten wir, da&szlig; der Russenha&szlig; die <I>erste revolution&auml;re
Leidenschaft</I> bei den Deutschen war und noch ist; da&szlig; seit der Revolution
der Tschechen- und Kroatenha&szlig; hinzugekommen ist und da&szlig; wir, in Gemeinschaft
mit Polen und Magyaren, nur durch den entschiedensten Terrorismus gegen diese
slawischen V&ouml;lker die Revolution sicherstellen k&ouml;nnen. Wir wissen jetzt,
wo die Feinde der Revolution konzentriert sind: in Ru&szlig;land und den &ouml;streichischen
Slawenl&auml;ndern; und keine Phrasen, keine Anweisungen auf eine unbestimmte
demokratische Zukunft dieser L&auml;nder werden uns abhalten, unsere Feinde als
Feinde zu behandeln.&laquo;<A name="ZT13"></A><A href="fm03_160.htm#Z13"><SPAN class="top">[13]</SPAN></A> Und so k&uuml;ndigte Engels dem &raquo;revolutionsverr&auml;terischen
Slawentum&laquo; unerbittlichen Kampf auf Leben und Tod an.</P>
<P>Das war jedoch nicht oder nicht nur in einer Aufwallung hei&szlig;en Zorns
&uuml;ber die Knechtsdienste geschrieben, die die &ouml;sterreichischen Slawen
der europ&auml;ischen Reaktion leisteten. Engels sprach den slawischen V&ouml;lkern
- mit Ausnahme der Polen, der Russen und etwa der Slawen in der T&uuml;rkei -
jede geschichtliche Zukunft ab, &raquo;aus dem einfachen Grunde, weil allen &uuml;brigen
Slawen die ersten historischen, geographischen, politischen und industriellen
Bedingungen der Selbst&auml;ndigkeit und Lebensf&auml;higkeit fehlen&laquo;.<A name="ZT14"></A><A href="fm03_160.htm#Z14"><SPAN class="top">[14]</SPAN></A> Der Kampf
um ihre nationale Unabh&auml;ngigkeit mache sie zu willenlosen Werkzeugen des
Zarentums, woran die gutgemeinten Selbstt&auml;uschungen der demokratischen Panslawisten
nichts &auml;ndern k&ouml;nnten. Das historische Recht der gro&szlig;en Kulturv&ouml;lker
auf eine revolution&auml;re Entwicklung gehe dem Kampfe dieser kleinen, verkr&uuml;ppelnden,
ohnm&auml;chtigen Nati&ouml;nchen um Unabh&auml;ngigkeit voran, selbst wenn dabei
manch sanftes Nationenbl&uuml;mlein gewaltsam zerknickt w&uuml;rde; sie w&uuml;rden
dadurch nur bef&auml;higt, an einer geschichtlichen Entwicklung teilzunehmen,
der sie, sich &uuml;berlassen, g&auml;nzlich fremd bleiben m&uuml;&szlig;ten.
Und so sagte Engels noch 1882, wenn der Befreiungsdrang <A NAME="S172"></A><B>|172|*</B>
der Balkanslawen mit den Interessen des westeurop&auml;ischen Proletariats zusammenstie&szlig;e,
so k&ouml;nnten ihm diese Handlanger des Zarentums gestohlen werden; in die Politik
geh&ouml;rten poetische Sympathien nicht hinein.</P>
<P>Engels irrte, wenn er den kleinen slawischen Nationen die geschichtliche Zukunft
absprach, aber sein Grundgedanke war unzweifelhaft richtig, und die &raquo;Neue Rheinische
Zeitung&laquo; vertrat ihn auch mit aller Entschiedenheit in einem Falle, wo er mit
den &raquo;poetischen Sympathien&laquo; des Philister zusammentraf.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">4. Septembertage<A name="Kap_4"></A></H3>
<P>Es handelte sich um den Krieg, den die preu&szlig;ische Regierung nach dem
18. M&auml;rz im Auftrag des Deutschen Bundes mit D&auml;nemark begonnen hatte,
und zwar wegen der schleswig-holsteinischen Frage.</P>
<P>Holstein war ein deutsches Land und geh&ouml;rte zum Deutschen Bunde; Schleswig
stand au&szlig;erhalb dieses Bundes und war, wenigstens in seinen n&ouml;rdlichen
Bezirken, &uuml;berwiegend d&auml;nisch. Beide Herzogt&uuml;mer verband seit manchem
Jahrhundert die Gemeinsamkeit des Herrscherhauses mit dem nur um weniges gr&ouml;&szlig;eren
und volkreicheren K&ouml;nigreich D&auml;nemark, so jedoch, da&szlig; in D&auml;nemark
auch die weibliche, in Schleswig-Holstein aber nur die m&auml;nnliche Erbfolge
galt. Untereinander waren die beiden Herzogt&uuml;mer durch eine strenge Realunion
verkn&uuml;pft und besa&szlig;en in dieser Untrennbarkeit staatliche Selbst&auml;ndigkeit.</P>
<P>So war das Verh&auml;ltnis D&auml;nemarks zu den Herzogt&uuml;mern nach den
v&ouml;lkerrechtlichen Vertr&auml;gen. Tats&auml;chlich gestaltete es sich so,
da&szlig; bis an die Schwelle des neunzehnten Jahrhunderts der deutsche Geist
in Kopenhagen &uuml;berwog, die deutsche Sprache die amtliche Sprache des d&auml;nischen
K&ouml;nigreichs war und schleswig-holsteinische Edelleute den ma&szlig;gebenden
Einflu&szlig; in den d&auml;nischen Kanzleien besa&szlig;en. In den napoleonischen
Kriegen versch&auml;rften sich die nationalen Gegens&auml;tze; D&auml;nemark mu&szlig;te
die Treue, die es dem Erben der Franz&ouml;sischen Revolution bis zuletzt bewahrt
hatte, in den Wiener Vertr&auml;gen mit dem Verlust Norwegens b&uuml;&szlig;en
und wurde im Ringen um seine staatliche Existenz auf die Annexion Schleswig-Holsteins
gedr&auml;ngt, zumal da das allm&auml;hliche Erl&ouml;schen des Mannesstammes
in seinem K&ouml;nigshause den Anheimfall der Herzogt&uuml;mer an eine Nebenlinie
und damit ihre v&ouml;llige Trennung von D&auml;nemark in absehbare N&auml;he
r&uuml;ckte. So emanzipierte sich D&auml;nemark nach seinen Kr&auml;ften vom deutschen
Einflu&szlig; und pflegte <A NAME="S173"></A><B>|173|</B> daf&uuml;r, da es zur
Erzeugung eines eigenen Nationalgeistes zu klein war, einen k&uuml;nstlichen Skandinavismus,
f&uuml;r den es sich mit Norwegen und Schweden zu einer eigenen Kulturwelt zu
verbinden suchte.</P>
<P>Die Versuche der d&auml;nischen Regierung, sich der Elbherzogt&uuml;mer v&ouml;llig
zu bem&auml;chtigen, fanden in ihnen selbst einen z&auml;hen Widerstand, der bald
zur deutschen Nationalsache wurde. Das &ouml;konomisch aufbl&uuml;hende Deutschland
erkannte, besonders nach der Gr&uuml;ndung des Zollvereins, die Bedeutung, die
die schleswig-holsteinische, zwischen zwei Meeren hingestreckte Halbinsel f&uuml;r
seinen Handels- und Seeverkehr hatte, und begr&uuml;&szlig;te mit immer wachsendem
Beifall die schleswig-holsteinische Opposition gegen die d&auml;nische Propaganda.
Seit dem Jahre 1844 wurde das Lied &raquo;Schleswig-Holstein meerumschlungen, deutscher
Sitte hohe Wacht&laquo; eine Art Nationalhymne. Aus dem langweiligen und schl&auml;frigen
Tempo einer vorm&auml;rzlichen Agitation kam die Bewegung freilich nicht heraus,
aber ganz vermochten die deutschen Regierungen sich ihrem Einflu&szlig; nicht
zu entziehen. Als der d&auml;nische K&ouml;nig Christian VIII. im Jahre 1847 einen
entscheidenden Gewaltschritt vorbereitete durch den Offenen Brief, worin er das
Herzogtum Schleswig und selbst einen Teil des Herzogtums Holstein als integrierende
Teile des d&auml;nischen Gesamtstaats ansprach, raffte sich sogar der Bundestag
zu einem lahmen Protest auf, statt sich f&uuml;r unzust&auml;ndig zu erkl&auml;ren,
wie es seine Gewohnheit war, wenn es den Schutz deutscher Volksst&auml;mme vor
f&uuml;rstlichen Gewalttaten galt.</P>
<P>Nun f&uuml;hlte die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; nicht die geringste Stammverwandtschaft
mit dem meerumschlungenen b&uuml;rgerlichen Schoppenenthusiasmus; sie sah in ihm
nur den Gegenpol des Skandinavismus, den sie gei&szlig;elte als &raquo;die Begeisterung
f&uuml;r die brutale, schmutzige, seer&auml;uberische, altnordische Nationalit&auml;t,
f&uuml;r jene tiefe Innerlichkeit, die ihre &uuml;berschwenglichen Gedanken und
Gef&uuml;hle nicht in Worte bringen kann, wohl aber in Taten, n&auml;mlich in
Roheit gegen Frauenzimmer, permanente Betrunkenheit und mit tr&auml;nenreicher
Sentimentalit&auml;t abwechselnde Berserkerwut&laquo;.<A name="ZT15"></A><A href="fm03_160.htm#Z15"><SPAN class="top">[15]</SPAN></A> Die ganze Lage der Dinge verschob
sich in der eigent&uuml;mlichen Weise, da&szlig; unter dem reaktion&auml;ren Banner
des Skandinavismus gerade die b&uuml;rgerliche Opposition in D&auml;nemark focht,
die Partei der sogenannten Eiderd&auml;nen, die nach der D&auml;nisierung des
Herzogtums Schleswig, nach der Ausdehnung des d&auml;nischen Wirtschaftsgebiets
lechzte, um den Gesamtstaat dann durch eine moderne Verfassung zu befestigen,
w&auml;hrend der Kampf der Herzogt&uuml;mer f&uuml;r ihr altes und verbrieftes
Recht mehr oder weniger ein Kampf f&uuml;r feudale Privilegien und dynastische
Schnurrpfeifereien war.</P>
<P><B><A NAME="S174">|174|</A></B> Im Januar 1848 gelangte in D&auml;nemark Friedrich
VII. als letzter Spro&szlig; des Mannesstammes zur Regierung und begann nach dem
Rate seines sterbenden Vaters, eine liberale Gesamtverfassung f&uuml;r D&auml;nemark
und die Herzogt&uuml;mer vorzubereiten. Einen Monat sp&auml;ter rief die Februarrevolution
in Kopenhagen eine st&uuml;rmische Volksbewegung wach. Sie brachte die eiderd&auml;nische
Partei ans Ruder, die sofort mit rastlosem Ungest&uuml;m an die Ausf&uuml;hrung
ihres Programms ging, an die Einverleibung Schleswigs bis zur Eider. Darauf sagten
sich die Herzogt&uuml;mer von dem d&auml;nischen K&ouml;nige los, voran ihr 7.000
Mann starkes Heer, und bildeten in Kiel eine provisorische Regierung. In ihr hatte
der Adel die Oberhand, aber anstatt die Kr&auml;fte des Landes zu entfesseln,
die sich ganz wohl mit der d&auml;nischen Macht h&auml;tten messen k&ouml;nnen,
wandte er sich hilfeflehend an den Bundestag und die preu&szlig;ische Regierung,
von denen er keine Gefahr f&uuml;r feudale Privilegien zu besorgen hatte.</P>
<P>Er fand bereitwilliges Entgegenkommen bei beiden, denen die &raquo;Wahrung der deutschen
Sache&laquo; als willkommene Handhabe erschien, sich von den zerschmetternden Schl&auml;gen
der Revolution zu erholen. Namentlich der preu&szlig;ische K&ouml;nig hatte ein
dringendes Bed&uuml;rfnis, das Ansehen seiner Garde, die am 18. M&auml;rz von
den Berliner Barrikadenk&auml;mpfern aufs Haupt geschlagen worden war, auf einem
milit&auml;rischen Spaziergang gegen das schwache D&auml;nemark wiederherzustellen.
Er ha&szlig;te die eiderd&auml;nische Partei als revolution&auml;re Ausgeburt,
aber auch in den Schleswig-Holsteinern sah er Rebellen gegen die von Gott gesetzte
Obrigkeit und befahl seinen Generalen, den &raquo;Knechtesdienst f&uuml;r die Revolution&laquo;
so schlapp wie m&ouml;glich zu tun; durch einen geheimen Abgesandten, den Major
von Wildenbruch, lie&szlig; er in Kopenhagen wissen, er w&uuml;nsche vor allen
Dingen, die Elbherzogt&uuml;mer ihrem K&ouml;nig-Herzog zu erhalten; er schreite
nur ein, um die radikalen und republikanischen Elemente an unheilbringender Einmischung
zu hindern.</P>
<P>Damit lie&szlig; sich D&auml;nemark aber nicht k&ouml;dern. Es rief seinerseits
den Schutz der Gro&szlig;m&auml;chte an, und England wie Ru&szlig;land waren nur
zu bereit, ihn zu gew&auml;hren. Ihre Hilfe gestattete dem kleinen D&auml;nemark,
das gro&szlig;e Deutschland wie einen Schulbuben zu zausen. W&auml;hrend die d&auml;nischen
Kriegsschiffe dem deutschen Handel die empfindlichsten Wunden schlugen, wurde
das deutsche Bundesheer, das unter dem Befehl des preu&szlig;ischen Generals Wrangel
in die Elbherzogt&uuml;mer einger&uuml;ckt war und trotz seiner elenden Kriegf&uuml;hrung
die um so viel schw&auml;cheren d&auml;nischen Truppen vor sich hergejagt hatte,
durch die diplomatische Intervention der Gro&szlig;m&auml;chte v&ouml;llig lahmgelegt.
Ende Mai erhielt Wrangel aus Berlin den Befehl, sich aus J&uuml;tland zur&uuml;ckzuziehen,
worauf die <A NAME="S175"></A><B>|175|</B> Nationalversammlung am 9. Juni beschlo&szlig;,
da&szlig; die Sache der Herzogt&uuml;mer als eine Angelegenheit deutscher Nation
zu ihrem Wirkungskreise geh&ouml;re und da&szlig; sie die Ehre Deutschlands wahren
werde.</P>
<P>In der Tat wurde der Krieg im Namen des Deutschen Bundes gef&uuml;hrt, und
ihn zu leiten, w&auml;re die Sache der Nationalversammlung und des habsburgischen
Prinzen gewesen, den sie am 28. Juni als Reichsverweser eingesetzt hatte. Daran
kehrte sich aber die preu&szlig;ische Regierung nicht, sondern schlo&szlig; am
28. August unter englischem und russischem Druck mit D&auml;nemark auf sieben
Monate den Waffenstillstand von Malm&ouml;, unter v&ouml;lliger Mi&szlig;achtung
der vom Reichsverweser gestellten Bedingungen und ihres &Uuml;berbringers. Die
einzelnen Bestimmungen des Waffenstillstandes waren f&uuml;r Deutschland &uuml;beraus
schimpflich; die provisorische Regierung Schleswig-Holsteins wurde aufgel&ouml;st
und w&auml;hrend des Waffenstillstands einem d&auml;nischen Parteig&auml;nger
die oberste Leitung anvertraut; die Verordnungen der bisherigen provisorischen
Regierung wurden aufgehoben und die schleswigschen von den holsteinischen Truppen
getrennt. Ebenso geriet Deutschland milit&auml;risch ins Hintertreffen, indem
die Waffenruhe f&uuml;r die Wintermonate beschlossen wurde, wo die d&auml;nische
Flotte zur Blockade der deutschen K&uuml;ste nutzlos wurde, aber der Frost den
Deutschen erlaubt h&auml;tte, &uuml;ber das Eis des Kleinen Belt zu r&uuml;cken,
F&uuml;nen zu erobern und D&auml;nemark auf Seeland zu beschr&auml;nken.</P>
<P>Die Nachricht von dem Abschlu&szlig; des Waffenstillstandes fiel in den ersten
Septembertagen wie ein Donnerschlag auf die Frankfurter Nationalversammlung, die
&raquo;waschweiberredselig wie die Scholastiker des Mittelalters&laquo;, die papierenen &raquo;Grundrechte&laquo;
einer k&uuml;nftigen Reichsverfassung bis zur Bewu&szlig;tlosigkeit diskutierte.
In der ersten Best&uuml;rzung beschlo&szlig; sie am 5. September, die Ausf&uuml;hrung
des Waffenstillstandes zu sistieren, und veranla&szlig;te dadurch den R&uuml;cktritt
des Reichsministeriums.</P>
<P>Diesen Beschlu&szlig; begr&uuml;&szlig;te die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; mit
lebhafter Genugtuung, wenn auch ohne alle Illusionen. &Uuml;ber das Recht der
Vertr&auml;ge hinaus forderte sie den Krieg gegen D&auml;nemark als ein Recht
der geschichtlichen Entwicklung. &raquo;Die D&auml;nen sind ein Volk, das in der unbeschr&auml;nktesten
kommerziellen, industriellen, politischen und literarischen Abh&auml;ngigkeit
von Deutschland steht. Es ist bekannt, da&szlig; die faktische Hauptstadt von
D&auml;nemark nicht Kopenhagen, sondern Hamburg ist, ... da&szlig; D&auml;nemark
alle seine literarischen Lebensmittel, ebensogut wie seine materiellen, &uuml;ber
Deutschland bezieht und da&szlig; die d&auml;nische Literatur - mit Ausnahme Holbergs
- ein matter Abklatsch der deutschen ist ... <A NAME="S176"></A><B>|176|</B> Mit
demselben Recht, mit dem die Franzosen Flandern, Lothringen und Elsa&szlig; genommen
haben und Belgien fr&uuml;her oder sp&auml;ter nehmen werden, mit demselben Recht
nimmt Deutschland Schleswig: mit dem Recht der Zivilisation gegen die Barbarei,
des Fortschritts gegen die Stabilit&auml;t ... Der Krieg, den wir in Schleswig-Holstein
f&uuml;hren, ist also ein wirklicher Revolutionskrieg. Und wer ist von Anfang
an auf Seite D&auml;nemarks gewesen? Die drei kontrerevolution&auml;rsten M&auml;chte
Europas: <I>Ru&szlig;land</I>, <I>England</I> und die <I>preu&szlig;ische Regierung</I>.
Die preu&szlig;ische Regierung hat solange sie konnte, einen blo&szlig;en <I>Scheinkrieg</I>
gef&uuml;hrt - man denke an Wildenbruchs Note, an die Bereitwilligkeit, mit der
sie auf englisch-russische Vorstellungen hin den R&uuml;ckzug aus J&uuml;tland
befahl, und schlie&szlig;lich an den zweimaligen Waffenstillstand! Preu&szlig;en,
England und Ru&szlig;land sind die drei M&auml;chte, die die deutsche Revolution
und ihre erste Folge, die deutsche Einheit, am meisten zu f&uuml;rchten haben:
Preu&szlig;en, weil es dadurch aufh&ouml;rt zu existieren, England, weil der deutsche
Markt dadurch seiner Exploitation entzogen wird, Ru&szlig;land, weil die Demokratie
dadurch nicht nur an die Weichsel, sondern selbst bis an die D&uuml;na und an
den Dnjepr vorr&uuml;cken mu&szlig;. Preu&szlig;en, England und Ru&szlig;land
haben komplottiert gegen Schleswig-Holstein, gegen Deutschland und gegen die Revolution.
Der Krieg, der m&ouml;glicherweise jetzt aus den Beschl&uuml;ssen in Frankfurt
entstehen kann, w&uuml;rde ein Krieg Deutschlands gegen Preu&szlig;en, England
und Ru&szlig;land sein. Und gerade solch ein Krieg tut der einschlummernden deutschen
Bewegung not - ein Krieg gegen die drei Gro&szlig;m&auml;chte der Kontrerevolution,
ein Krieg, der Preu&szlig;en in Deutschland <I>wirklich</I> aufgehn, der die Allianz
mit Polen zum unumg&auml;nglichsten Bed&uuml;rfnis macht, der die Freilassung
Italiens sofort herbeif&uuml;hrt, der gerade gegen die alten kontrerevolution&auml;ren
Alliierten Deutschlands von 1792 bis 1815 gerichtet ist, ein Krieg, der &#155;das Vaterland
in Gefahr&#139; bringt und gerade dadurch rettet, indem er den Sieg <I>Deutschlands</I>
vom Siege der Demokratie abh&auml;ngig macht.&laquo;<A name="ZT16"></A><A href="fm03_160.htm#Z16"><SPAN class="top">[16]</SPAN></A></P>
<P>Was die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; in diesen S&auml;tzen klar und scharf aussprach,
empfand auch der Instinkt der revolution&auml;ren Massen; Tausende str&ouml;mten
aus f&uuml;nfzig Meilen in der Runde nach Frankfurt, bereit zu neuem revolution&auml;ren
Kampfe. Aber wie die Zeitung mit Recht gesagt hatte, dieser neue Kampf w&uuml;rde
die Nationalversammlung selbst weggefegt haben, und dem Selbstmord aus Heroismus
zog sie den Selbstmord aus Feigheit vor. Am 16. September genehmigte sie den Waffenstillstand
von Malm&ouml; und auch ihre Linke mit Ausnahme weniger Mitglieder lehnte ab,
sich als revolution&auml;rer Konvent aufzutun. Es kam nur zu einem kleinen Barrikadenkampf
in Frankfurt selbst, den <A NAME="S177"></A><B>|177|</B> der biedere Reichsverweser
absichtlich heranwachsen lie&szlig;, um dann eine &uuml;berw&auml;ltigende Truppenmacht
aus der Bundesfestung Mainz heranzuziehen und das souver&auml;ne Parlament unter
die Gewalt der Bajonette zu stellen.</P>
<P>Zu gleicher Zeit wurde das Ministerium Hansemann in Berlin von dem elenden
Ende ereilt, das ihm die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; vorhergesagt hatte. Indem es
die &raquo;Staatsmacht&laquo; gegen die &raquo;Anarchie&laquo; st&auml;rkte, half es dem altpreu&szlig;ischen
Beamten-, Milit&auml;r- und Polizeistaat, der am 18. M&auml;rz zusammengebrochen
war, wieder auf die Beine, ohne ihm selbst nur die nackten Profitinteressen der
Bourgeoisie abtrotzen zu k&ouml;nnen, um derentwillen es die Revolution verriet.
Vor allem bestand noch, wie ein Mitglied der Berliner Versammlung seufzte, das
&raquo;alte Milit&auml;rsystem, mit dem der Bruch in den M&auml;rztagen stattgefunden
hatte, in der allervollst&auml;ndigsten Vollst&auml;ndigkeit&laquo;, und seit den Pariser
Junitagen rasselte ihm von selbst die Plempe in der Scheide. Es war ein offenes
Geheimnis, da&szlig; der Waffenstillstand mit D&auml;nemark nicht zuletzt deshalb
von der preu&szlig;ischen Regierung betrieben wurde, um Wrangel mit der Garde
in die Umgegend Berlins zur&uuml;ckzurufen und den entscheidenden Schlag der Gegenrevolution
vorzubereiten. Deshalb raffte sich die Berliner Versammlung am 7. September zu
dem Beschlusse auf, von dem Kriegsminister einen Erla&szlig; zu fordern, der die
Offiziere des Heeres vor allen reaktion&auml;ren Bestrebungen warnen und ihnen
den Austritt aus dem Heere zur Ehrenpflicht machen sollte, falls ihre politische
&Uuml;berzeugung sich nicht mit dem konstitutionellen Rechtszustande vertr&uuml;ge.</P>
<P>Damit war wenig genug getan, zumal da &auml;hnliche Erlasse schon ohne jede
Wirkung an die b&uuml;rgerliche B&uuml;rokratie ergangen waren, aber es war doch
viel mehr, als sich der Militarismus von einem b&uuml;rgerlichen Ministerium bieten
lie&szlig;. Das Ministerium Hansemann st&uuml;rzte, und der General Pfuel bildete
ein neues, rein b&uuml;rokratisches Ministerium, das in aller Gem&uuml;tlichkeit
den von der Versammlung geforderten Erla&szlig; an das Offizierkorps verf&uuml;gte,
aller Welt zum Zeugnis, da&szlig; der Militarismus die b&uuml;rgerliche Herrlichkeit
nicht mehr f&uuml;rchte, sondern ihrer nur noch spotte.</P>
<P>So erf&uuml;llte sich an der &raquo;quengelnden, klugtuenden, entschlu&szlig;unf&auml;higen&laquo;
Versammlung in Berlin die Vorhersage der &raquo;Neuen Rheinischen Zeitung&laquo;, die Linke
k&ouml;nnte an einem sch&ouml;nen Morgen finden, da&szlig; ihr parlamentarischer
Sieg und ihre wirkliche Niederlage zusammenfielen. Auf den L&auml;rm der kontrerevolution&auml;ren
Presse aber dar&uuml;ber, da&szlig; der Sieg der Linken nur durch den Druck der
Berliner Volksmassen auf die <A NAME="S178"></A><B>|178|</B> Versammlung zu erkl&auml;ren
sei, lehnte sie die lahmen Ableugnungsversuche der liberalen Bl&auml;tter ab und
erkl&auml;rte offen: &raquo;Das Recht der demokratischen Volksmassen, durch ihre Anwesenheit
auf die Haltung konstituierender Versammlungen moralisch einzuwirken, ist ein
altes revolution&auml;res Volksrecht, das seit der englischen und franz&ouml;sischen
Revolution in keiner st&uuml;rmischen Zeit entbehrt werden konnte. Diesem Recht
verdankt die Geschichte fast alle energischen Schritte solcher Versammlungen.&laquo;<A name="ZT17"></A><A href="fm03_160.htm#Z17"><SPAN class="top">[17]</SPAN></A>
Ein Wink an den &raquo;parlamentarischen Kretinismus&laquo;, der in den Septembertagen von
1848 die Frankfurter Versammlung ebenso traf wie die Berliner.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">5. Die K&ouml;lner Demokratie<A name="Kap_5"></A></H3>
<P>Die Septemberkrisen in Berlin und Frankfurt &uuml;bten einen starken R&uuml;ckschlag
auch auf K&ouml;ln aus.</P>
<P>Die Rheinlande waren die schwerste Sorge der Gegenrevolution. Sie wurden mit
Truppen &uuml;berh&auml;uft, die sich aus den &ouml;stlichen Provinzen rekrutierten;
etwa der dritte Teil des preu&szlig;ischen Heeres stand in der Rheinprovinz und
Westfalen. Dagegen lie&szlig; sich mit kleinen Aufst&auml;nden nichts machen;
desto notwendiger war eine stramme und straffe Organisation der Demokratie f&uuml;r
den Tag, wo aus der halben eine ganze Revolution werden konnte.</P>
<P>Die demokratische Organisation, die im Juni auf einem, von 88 demokratischen
Vereinen beschickten Kongre&szlig; in Frankfurt a.M. beschlossen worden war, gewann
nur in K&ouml;ln ein festes Knochenger&uuml;st, w&auml;hrend sie &uuml;berall
sonst in Deutschland ein sehr loses Gebilde blieb. Die K&ouml;lner Demokratie
gliederte sich in drei gro&szlig;e Vereine, deren jeder mehrere tausend Mitglieder
z&auml;hlte: die Demokratische Gesellschaft, die von Marx und dem Advokaten Schneider
geleitet wurde, den Arbeiter-Verein, an dessen Spitze Moll und Schapper standen,
und den Verein f&uuml;r Arbeitgeber und Arbeiter, den namentlich der Referendar
Hermann Becker vertrat. Diese Vereine taten sich, als K&ouml;ln von dem Frankfurter
Kongresse zum Vorort f&uuml;r Rheinland und Westfalen gew&auml;hlt worden war,
zu einem Zentralausschu&szlig; zusammen, der Mitte August einen Kongre&szlig;
der rheinischen und westf&auml;lischen Vereine von demokratischer Tendenz nach
K&ouml;ln einberief. Es kamen 40 Abgeordnete, die 17 Vereine vertraten und den
Zentralausschu&szlig; der drei K&ouml;lner Vereine als Kreisausschu&szlig; f&uuml;r
Rheinland und Westfalen best&auml;tigten.</P>
<P><B><A NAME="S179">|179|</A></B> Die Seele dieser Organisation war Marx, wie
er die Seele der &raquo;Neuen Rheinischen Zeitung&laquo; war. Er besa&szlig; die Gabe, &uuml;ber
Menschen zu herrschen, was ihm die landl&auml;ufige Demokratie nun freilich am
wenigsten verzieh. Auf dem K&ouml;lner Kongre&szlig; sah ihn Karl Schurz zum ersten
Male, zur Zeit ein junger Student von neunzehn Jahren, und schilderte ihn noch
aus sp&auml;ter Erinnerung: &raquo;Marx war damals drei&szlig;ig Jahre alt und bereits
das anerkannte Haupt einer sozialistischen Schule. Der untersetzte, kr&auml;ftige
Mann mit der breiten Stirn, dem pechschwarzen Haupthaar und Vollbart und den dunkeln,
blitzenden Augen, zog sofort die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Er besa&szlig;
den Ruf eines in seinem Fach sehr bedeutenden Gelehrten, und was er sagte, war
in der Tat gehaltreich, logisch und klar. Aber niemals habe ich einen Menschen
von so verletzender, unertr&auml;glicher Arroganz des Auftretens kennengelernt.&laquo;
Und immer hat dieser Held der Bourgeoisie sich des schneidend h&ouml;hnischen,
des sozusagen ausspuckenden Tons erinnert, womit Marx das Wort &raquo;Bourgeois&laquo; aussprach.</P>
<P>Es war dieselbe Melodie, die zwei Jahre sp&auml;ter der Leutnant Techow anschlug,
der nach einer Unterhaltung mit Marx schrieb: &raquo;Marx hat mir den Eindruck nicht
nur einer seltenen &Uuml;berlegenheit, sondern auch einer bedeutenden Pers&ouml;nlichkeit
gemacht. H&auml;tte er ebensoviel Herz wie Verstand, ebensoviel Liebe wie Ha&szlig;,
dann w&uuml;rde ich f&uuml;r ihn durchs Feuer gehen, obgleich er mir seine vollst&auml;ndigste
Geringsch&auml;tzung nicht nur verschiedentlich angedeutet, sondern zuletzt ganz
unumwunden ausgesprochen hat. Er ist der erste und einzige unter uns allen, dem
ich das Zeug zutraue zu herrschen, das Zeug, auch unter gro&szlig;en Verh&auml;ltnissen
sich nicht ins kleine zu verlieren.&laquo; Und dann kommt die Litanei, da&szlig; der
gef&auml;hrlichste pers&ouml;nliche Ehrgeiz in Marx alles zerfressen habe.</P>
<P>Anders urteilte Albert Brisbane, der amerikanische Apostel Fouriers, der im
Sommer 1848 sich als Korrespondent der &raquo;New-York Daily Tribune&laquo; in K&ouml;ln aufhielt,
zugleich mit Charles Dana, dem Herausgeber dieses Blattes: &raquo;Ich sah dort Karl
Marx, den F&uuml;hrer der volkst&uuml;mlichen Bewegung. Damals war er gerade im
Aufstieg zur H&ouml;he begriffen, ein Mann in den Drei&szlig;igern, von untersetztem
st&auml;mmigen K&ouml;rperbau mit einem feinen Gesicht und dichtem schwarzen Haar.
Seine Z&uuml;ge hatten den Ausdruck gro&szlig;er Energie, und hinter seiner ma&szlig;vollen
Zur&uuml;ckhaltung konnte man das leidenschaftliche Feuer einer k&uuml;hnen Seele
entdecken.&laquo; In der Tat - mit besonnener K&uuml;hnheit hat Marx damals die K&ouml;lner
Demokratie geleitet.</P>
<P>So gro&szlig; die Aufregung war, die die Septemberkrisen in ihren Reihen hervorriefen,
so wagte die Frankfurter Versammlung keine Revolution <A NAME="S180"></A><B>|180|*</B>
und das Ministerium Pfuel noch keine Gegenrevolution. Damit war jeder &ouml;rtliche
Aufstand aussichtslos, aber um so mehr lag den K&ouml;lner Beh&ouml;rden daran,
einen Putsch hervorzurufen, der mit leichter M&uuml;he blutig niedergeschlagen
werden konnte. Auf erdichtete und bald von ihnen selbst fallengelassene Vorw&auml;nde
hin gingen sie mit gerichtlichen und polizeilichen Prozeduren gegen die Mitglieder
des Demokratischen Kreisausschusses und die Redakteure der &raquo;Neuen Rheinischen
Zeitung&laquo; vor. Marx warnte vor der lauernden Hinterlist der Gegner; in einem Augenblick,
wo keine gro&szlig;e Frage die Gesamtbev&ouml;lkerung in den Kampf treibe und
jeder Putsch daher scheitern m&uuml;sse, sei ein Aufstandsversuch um so zweckloser,
als in naher Zukunft gewaltige Ereignisse eintreten k&ouml;nnten und man sich
vor dem Tage der Entscheidung nicht kampfunf&auml;hig machen d&uuml;rfe. Wenn
die Krone eine Gegenrevolution wage, dann schlage f&uuml;r das Volk die Stunde
einer neuen Revolution.</P>
<P>Dennoch kam es zu einem kleinen Tumulte, als am 25. September Becker, Moll,
Schapper und Wilhelm Wolff verhaftet werden sollten. Es wurden sogar einige Barrikaden
gebaut, auf die Nachricht, da&szlig; Milit&auml;r anr&uuml;cke, um eine Volksversammlung
zu sprengen, die auf dem Alten Markte stattfand, aber das Milit&auml;r kam nicht,
und erst als danach wieder v&ouml;llige Ruhe hergestellt war, hatte der Kommandant
den Mut, den Belagerungszustand &uuml;ber K&ouml;ln zu verh&auml;ngen. Dadurch
wurde die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; unterdr&uuml;ckt; am 27. September h&ouml;rte
sie auf zu erscheinen. Sie t&ouml;dlich zu treffen, war wohl der eigentliche Zweck
des sinnlosen Gewaltstreiches, den das Ministerium Pfuel schon nach wenigen Tagen
aufhob. Und sie wurde auch schwer genug getroffen, so da&szlig; sie erst am 12.
Oktober wieder auf dem Kampfplatz erscheinen konnte.</P>
<P>Ihre Redaktion wurde gesprengt, da die meisten Redakteure, um Verhaftsbefehlen
zu entgehen, &uuml;ber die Grenze gingen, nach Belgien wie Dronke und Engels oder
nach der Pfalz wie Wilhelm Wolff, und erst allm&auml;hlich wieder zur&uuml;ckkehren
konnten; Engels war noch Anfang Januar 1849 in Bern, wohin er durch Frankreich
meist zu Fu&szlig; gewandert war. Vor allem aber waren die Finanzen der Zeitung
v&ouml;llig zerr&uuml;ttet. Nach dem Abfall ihrer Aktion&auml;re hatte sie sich
Dank ihrer wachsenden Verbreitung m&uuml;hsam durchgefristet; nach diesem neuen
Schlage aber war sie nur dadurch zu halten, da&szlig; Marx sie als &raquo;pers&ouml;nliches
Eigentum&laquo; &uuml;bernahm, das will sagen, ihr das bi&szlig;chen Verm&ouml;gen opferte,
das er von seinem Vater geerbt hatte, oder auf sein k&uuml;nftiges Erbteil fl&uuml;ssig
zu machen verstand. Er selbst hat nie ein Wort dar&uuml;ber verloren, aber durch
briefliche &Auml;u&szlig;erungen seiner Frau ist die Tatsache festgestellt und
auch durch &ouml;ffentliche Erkl&auml;rungen seiner Freunde, in <A NAME="S181"></A><B>|181|</B>
denen auf etwa 7.000 Taler beziffert wird, was Marx in dem Revolutionsjahre der
Agitation und dem Blatte geopfert hat. Doch kommt es nat&uuml;rlich nicht auf
die H&ouml;he der Summe an, sondern darauf an, ob er die Festung bis auf die letzte
Munition zu halten versuchte.</P>
<P>Noch in anderer Beziehung lebte er von der Hand in den Mund. Nach Ausbruch
der Revolution hatte der Bundesrat am 30. M&auml;rz beschlossen, wahlberechtigt
und w&auml;hlbar zur deutschen Nationalversammlung sollten auch die deutschen
Fl&uuml;chtlinge sein, wenn sie nach Deutschland zur&uuml;ckkehrten und ihr B&uuml;rgerrecht
wieder antreten zu wollen erkl&auml;rten. Dieser Beschlu&szlig; war von der preu&szlig;ischen
Regierung ausdr&uuml;cklich anerkannt worden. Marx hatte die Bedingung erf&uuml;llt,
die ihm das Reichsb&uuml;rgerrecht sicherte, und konnte um so mehr beanspruchen,
da&szlig; ihm das preu&szlig;ische Indigenat nicht verweigert w&uuml;rde. In der
Tat gew&auml;hrte es ihm der K&ouml;lner Stadtrat sofort, als er sich im April
1848 darum bewarb, und der K&ouml;lner Polizeidirektor M&uuml;ller, dem Marx vorstellte,
da&szlig; er seine Familie nicht aufs Ungewisse von Trier nach K&ouml;ln &uuml;bersiedeln
lassen k&ouml;nne, versicherte ihn, da&szlig; seine Renaturalisation auch von
der Bezirksregierung genehmigt werden w&uuml;rde, die den Beschlu&szlig; des Stadtrats
nach einem alten preu&szlig;ischen Gesetze zu best&auml;tigen hatte. Inzwischen
begann die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; zu erscheinen, und am 3. August erhielt Marx
ein amtliches Schreiben des kommissarischen Polizeidirektors Geiger, worin ihn
dieser benachrichtigte, da&szlig; die K&ouml;nigliche Regierung nach Lage seiner
Verh&auml;ltnisse von ihrer Befugnis, einem Ausl&auml;nder die Eigenschaft als
preu&szlig;ischem Untertan zu verleihen, zu seinen Gunsten &raquo;f&uuml;r jetzt&laquo; keinen
Gebrauch gemacht habe, er daher nach wie vor als Ausl&auml;nder zu betrachten
sei. Eine geharnischte Beschwerdeschrift, die Marx daraufhin am 22. August an
das Ministerium des Innern richtete, wurde zur&uuml;ckgewiesen.</P>
<P>Seine Familie aber hatte er, der z&auml;rtlichste Gatte und Vater, auch aufs
&raquo;Ungewisse&laquo; nach K&ouml;ln kommen lassen. Sie war inzwischen angewachsen; auf
das erste T&ouml;chterchen, das nach der Mutter Jenny hie&szlig;, und im Mai 1844
geboren wurde, war im September 1845 ein zweites T&ouml;chterchen Laura und nach
vermutlich nicht l&auml;ngerem Zwischenraume ein S&ouml;hnchen Edgar gefolgt,
das einzige dieser und der sp&auml;teren Kinder, dessen Geburtsjahr und Geburtsmonat
nicht mehr genau festgestellt werden kann. Als treuer Hausgeist begleitete Helene
Demuth die Familie schon seit den Pariser Tagen.</P>
<P>Marx geh&ouml;rte nicht zu den Menschen, die ihre Hand durch die Begr&uuml;&szlig;ung
von jedem neugeheckten Bruder h&auml;rten, aber wohl zu denen, die Treu' erzeigen
und Freundschaft halten k&ouml;nnen. Auf demselben <A NAME="S182"></A><B>|182|</B>
Kongresse, wo er durch seine unertr&auml;gliche Anma&szlig;ung auch die zur&uuml;ckgesto&szlig;en
haben sollte, die ihm willig entgegenkamen, gewann er in dem Advokaten Schily
aus Trier und dem Lehrer Imandt aus Krefeld Freunde f&uuml;rs Leben, und wenn
die strenge Geschlossenheit seines Wesens halben Revolution&auml;ren, wie Schurz
und Techow, unheimlich erschien, so zwang sie, gerade in diesen K&ouml;lner Tagen,
echte Revolution&auml;re, wie Freiligrath und Lassalle, um so unwiderstehlicher
in seinen geistigen und gem&uuml;tlichen Bann.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">6. Freiligrath und Lassalle<A name="Kap_6"></A></H3>
<P>Ferdinand Freiligrath war acht Jahre &auml;lter als Marx. Er hatte in jungen
Jahren reichlich von der Milch frommer Denkungsart getrunken, und die Schl&auml;ge
der alten &raquo;Rheinischen Zeitung&laquo; empfunden, als er nach Herweghs Ausweisung aus
Preu&szlig;en ein Spottlied auf die mi&szlig;lungene Triumphfahrt dieses Dichters
angestimmt hatte. Bald aber hatte die vorm&auml;rzliche Reaktion aus dem Paulus
einen Saulus gemacht, und im Br&uuml;sseler Exil war er sich zwar fl&uuml;chtig
nur, aber freundlich mit Marx begegnet, einem &raquo;interessanten, netten, anspruchslos
auftretenden Kerl&laquo;, wie er meinte, und darin hatte Freiligrath ein Urteil. Denn
obgleich oder vielmehr weil er frei war von aller Eitelkeit, besa&szlig; er eine
feine Empfindung f&uuml;r alles, was nur entfernt nach Anma&szlig;ung schmeckte.</P>
<P>Eine wirkliche Freundschaft haben beide M&auml;nner erst im Sommer und Herbst
1848 geschlossen. Was sie verband, war die gegenseitige Achtung vor dem k&uuml;hnen
und starken Charakter, mit dem jeder von beiden das gemeinsame revolution&auml;re
Prinzip in der rheinischen Bewegung vertrat. &raquo;Er ist ein wirklicher Revolution&auml;r
und ein durch und durch ehrlicher Mann, ein Lob, das ich wenigen zuteilen m&ouml;chte&laquo;,
schrieb Marx mit auf richtigem Respekt in einem Briefe an Weydemeyer, den er gleichwohl
ermunterte, dem Dichter ein wenig um den Bart zu gehen, denn das V&ouml;lklein
der Poeten wolle nun einmal gestreichelt sein, wenn es singen solle. Und so schrieb
Marx, der sonst sein Herz nicht auf der Zunge trug, in einer Stunde der Spannung
an Freiligrath selbst: &raquo;Ich sage Dir unumwunden, da&szlig; ich mich nicht entschlie&szlig;en
kann, einen der wenigen M&auml;nner, die ich im eminenten Sinne des Worts als
<I>Freunde</I> geliebt habe, wegen irrelevanter [Mehring &uuml;bersetzt: unwesentlicher]
Mi&szlig;verst&auml;ndnisse zu verlieren.&laquo; In der Zeit der schwersten Not hat
Marx n&auml;chst Engels keinen treueren Freund gehabt als Freiligrath.</P>
<P><B><A NAME="S183">|183|</A></B> Weil diese Freundschaft so echt und einfach
war, ist sie den Philistern von jeher ein &Auml;rgernis und eine Torheit gewesen.
Bald soll die &uuml;berhitzte Einbildungskraft des Dichters ihm einen sch&auml;ndlichen
Streich gespielt und ihn in eine Gesellschaft dunkler Ehrenm&auml;nner verlockt,
bald soll ein d&auml;monischer Demagoge einen harmlosen S&auml;nger giftig angehaucht
und zum Verstummen gebracht haben. Es w&uuml;rde sich nicht lohnen, dar&uuml;ber
auch nur ein Wort zu verlieren, wenn man als Gegengift gegen den Unsinn nicht
das falsche Heilmittel verabreicht h&auml;tte, aus Freiligrath einen modernen
Sozialdemokraten zu machen, was ihn nun doch auch in ein schiefes Licht r&uuml;ckt.
Er war ein Revolution&auml;r aus dichterischer Anschauung, nicht aus wissenschaftlicher
Erkenntnis; er sah in Marx einen revolution&auml;ren Vork&auml;mpfer und im Bunde
der Kommunisten eine revolution&auml;re Vorhut, die ihresgleichen nicht in ihrer
Zeit hatten, aber die historischen Gedankeng&auml;nge des &raquo;Kommunistischen Manifestes&laquo;
blieben ihm mehr oder minder fremd, und mit dem oft so elenden und n&uuml;chternen
Kleinkram der Agitation durfte man seiner gl&uuml;henden Phantasie nicht kommen.</P>
<P>Von ganz anderm Schlage war Ferdinand Lassalle, der sich zu gleicher Zeit eng
an Marx anschlo&szlig;. Er war sieben Jahre j&uuml;nger als dieser und hatte sich
bisher nur durch einen eifrigen Kampf f&uuml;r die von ihrem Gatten mi&szlig;handelte
und von ihrer Kaste verratene Gr&auml;fin Hatzfeldt bekannt gemacht; im Februar
1848 wegen angeblicher Verleitung zum Diebstahl einer Kassette verhaftet, war
er am 11. August nach einer gl&auml;nzenden Verteidigung von den K&ouml;lner Geschworenen
freigesprochen worden und konnte sich nun erst an den revolution&auml;ren K&auml;mpfen
beteiligen, als deren Leiter ihm, bei seiner &raquo;unendlichen Sympathie f&uuml;r jede
gro&szlig;e Kraft&laquo;, Marx nicht anders als imponieren konnte.</P>
<P>Lassalle hatte die Schule Hegels durchlaufen und beherrschte v&ouml;llig die
Methode des Meisters, ohne schon an ihrer Unfehlbarkeit zu zweifeln, aber auch
ohne epigonenhafte Verk&uuml;mmerung; bei einem Besuch in Paris hatte er den franz&ouml;sischen
Sozialismus kennengelernt und von Heines Seherblick die Weihe einer gro&szlig;en
Zukunft empfangen. Allein die gro&szlig;en Erwartungen, die dieser J&uuml;ngling
erregte, wurden ged&auml;mpft durch manche Zwiesp&auml;ltigkeit seines Wesens,
die er im Kampf mit dem niederziehenden Erbe einer unterdr&uuml;ckten Rasse noch
nicht ausgeglichen hatte; in seinem elterlichen Hause hatte noch ganz und gar
der fade Dunst des polnischen Judentums geherrscht. Und in seiner Schilderhebung
f&uuml;r die Gr&auml;fin Hatzfeldt vermochten auch freiere Geister nicht immer
zu erkennen, was er selbst behauptete und von seinem Standpunkt aus auch mit Recht
behaupten konnte, da&szlig; er in dem einzelnen Falle die <A NAME="S184"></A><B>|184|</B>
soziale Misere einer zu Grabe keuchenden Zeit bek&auml;mpfe. Sogar Freiligrath,
der ihn &uuml;berhaupt nie sehr gern gemocht hat, sprach wegwerfend von dem &raquo;Familiendreck&laquo;,
um den sich nach Lassalles Meinung die ganze Weltgeschichte drehe.</P>
<P>Sieben Jahre sp&auml;ter hat sich Marx ganz &auml;hnlich ge&auml;u&szlig;ert:
Lassalle halte sich f&uuml;r weltbezwingend, weil er r&uuml;cksichtslos in einer
Privatintrige gewesen sei, als ob ein wirklich bedeutender Mensch zehn Jahre einer
solchen Bagatelle opfern w&uuml;rde. Und noch ein paar Jahrzehnte sp&auml;ter
hat Engels gemeint, Marx habe von Anfang an eine starke Antipathie gegen Lassalle
gehegt; die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; habe geflissentlich sowenig als m&ouml;glich
von Lassalles Hatzfeldtprozessen Notiz genommen, weil man sich nicht den Anschein
einer Gemeinsamkeit mit Lassalle in diesen Dingen habe geben wollen. Hierin ist
aber Engels durch seine Erinnerung get&auml;uscht worden. Die &raquo;Neue Rheinische
Zeitung&laquo; hat sehr ausf&uuml;hrlich &uuml;ber den Proze&szlig; wegen des Kassettendiebstahls
berichtet, bis zum Tage ihrer Unterdr&uuml;ckung am 27. September, und aus diesen
Berichten kann man freilich ersehen, da&szlig; der Proze&szlig; seine minder sch&ouml;nen
Seiten hatte. Auch hat Marx, wie er selbst in einem Briefe an Freiligrath angibt,
der Gr&auml;fin Hatzfeldt in ihrer damaligen Bedr&auml;ngnis aus seinen bescheidenen
Mitteln mit Darlehen ausgeholfen, und als er selbst gleich nach seiner K&ouml;lner
Zeit in arge Bedr&auml;ngnis geriet, hat er neben Freiligrath in einer Stadt,
wo er manchen alten Freund besa&szlig;, Lassalle zu seinem Vertrauten erw&auml;hlt.</P>
<P>Sicherlich hat Engels darin recht, da&szlig; Marx nach dem volkst&uuml;mlichen
Ausdruck nun mal die Antipathie hatte, wie Engels selbst und auch Freiligrath,
jene Antipathie, die &uuml;ber oder auch unter allen Vernunftgr&uuml;nden steht.
Aber es liegen Zeugnisse genug daf&uuml;r vor, da&szlig; Marx sich nicht von vornherein
von seiner Antipathie so habe beherrschen lassen, um selbst nur den bei alledem
tieferen Sinn der Hatzfeldtischen H&auml;ndel zu verkennen, geschweige denn die
gl&uuml;hende Begeisterung Lassalles f&uuml;r die Sache der Revolution, seine
hervorragenden Gaben f&uuml;r den Klassenkampf des Proletariats und zuletzt auch
die hingebende Freundschaft, die ihm der j&uuml;ngere Kampfgenosse entgegentrug.</P>
<P>Es ist nicht um Lassalles willen, dessen historisches Recht l&auml;ngst gesichert
worden ist, wenn man sorgsam abw&auml;gen mu&szlig;, wie sich der Verkehr zwischen
beiden M&auml;nnern schon von Anfang an gestaltet hat. Mehr kommt darauf an, Marx
vor jedem falschen Schein zu sichern, denn sein Verh&auml;ltnis zu Lassalle ist
das schwierigste psychologische Problem, das sein Leben bietet.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">7. Oktober- und Novembertage<A name="Kap_7"></A></H3>
<P><B><A NAME="S185">|185|</A></B> Als die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; am 12. Oktober
wieder zu erscheinen begann, mit der Ank&uuml;ndigung, da&szlig; Freiligrath in
ihre Redaktion eingetreten sei, hatte sie das Gl&uuml;ck, eine neue Revolution
zu begr&uuml;&szlig;en. Am 6. Oktober war das Wiener Proletariat mit derber Faust
in den t&uuml;ckischen Plan der habsburgischen Gegenrevolution gefahren, nach
den Siegen Radetzkys in Italien mit Hilfe der slawischen V&ouml;lkerschaften erst
die rebellischen Ungarn und danach die rebellischen Deutschen niederzuwerfen.</P>
<P>Marx hatte sich vom 28. August bis 7. September in Wien aufgehalten, um die
dortigen Massen aufzukl&auml;ren. Nach den sehr sp&auml;rlichen Zeitungsnotizen,
die dar&uuml;ber vorliegen, war es ihm damit nicht gelungen; erkl&auml;rlich genug,
da sich die Wiener Arbeiter noch auf einer verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig niedrigen
Stufe der Entwicklung befanden. Um so h&ouml;her war der echt revolution&auml;re
Instinkt zu sch&auml;tzen, womit sie sich dem Marsch der Regimenter widersetzten,
die zur Bek&auml;mpfung der Ungarn befohlen worden waren. Sie lenkten damit den
ersten Sto&szlig; der Gegenrevolution auf sich selbst, eine hochherzige Aufopferung,
deren der ungarische Adel nicht in gleichem Ma&szlig;e f&auml;hig war. Er wollte
den Kampf f&uuml;r die Unabh&auml;ngigkeit seines Landes auf Grund seiner verbrieften
Rechte f&uuml;hren, und das ungarische Heer wagte nur einen halben und zaghaften
Vorsto&szlig;, der den Todeskampf des Wiener Aufstandes nicht erleichtert, sondern
erschwert hat.</P>
<P>Nicht besser benahm sich die deutsche Demokratie. Sie erkannte wohl, wieviel
auch f&uuml;r sie von dem Gelingen des Wiener Aufstandes abhing. Siegte die Gegenrevolution
in der &ouml;sterreichischen Hauptstadt, so f&uuml;hrte sie auch in der preu&szlig;ischen
Hauptstadt, wo sie l&auml;ngst auf der Lauer lag, den entscheidenden Streich.
Aber die deutsche Demokratie berauschte sich nur in sentimentalen Klagen, in unfruchtbaren
Sympathien, in Hilferufen an den hilflosen Reichsverweser. Der Demokratische Kongre&szlig;,
der Ende Oktober zum zweiten Male in Berlin tagte, erlie&szlig; einen von Ruge
verfa&szlig;ten Aufruf, zugunsten des belagerten Wiens, von dem die &raquo;Neue Rheinische
Zeitung&laquo; treffend sagte, da&szlig; er den Mangel an revolution&auml;rer Energie
durch ein predigerartiges Heulerpathos ersetze, hinter dem sich der entschiedenste
Mangel an Gedanken und Leidenschaft verberge. Ihre leidenschaftlichen Aufrufe,
von Marx in wuchtiger Prosa, von Freiligrath in prachtvollen Versen erlassen,
den Wienern die einzige Hilfe zu bringen, die sie retten k&ouml;nne: die Besiegung
der Gegenrevolution im eigenen Hause, verhallten in die leere Luft.</P>
<P><B><A NAME="S186">|186|</A></B> Damit war das Schicksal der Wiener Revolution
besiegelt. Verraten auch von der Bourgeoisie und den Bauern im eigenen Hause,
unterst&uuml;tzt nur von den Studenten und einem Teil des Kleinb&uuml;rgertums,
leisteten die Wiener Arbeiter heldenm&uuml;tigen Widerstand. Aber am Abend des
31. Oktober gelang der Sturm der belagernden Truppen; am 1. November wehte eine
riesige schwarzgelbe Fahne vom Stephansturme.</P>
<P>Der ersch&uuml;tternden Trag&ouml;die in Wien folgte die groteske Tragikom&ouml;die
in Berlin auf dem Fu&szlig;e. Das Ministerium Pfuel wurde abgel&ouml;st durch
das Ministerium Brandenburg, das der Versammlung befahl, sich in die Provinzstadt
Brandenburg zur&uuml;ckzuziehen, und Wrangel r&uuml;ckte mit den Garderegimentern
in Berlin ein, um diesen Befehl mit Waffengewalt durchzusetzen. Brandenburg, ein
illegitimer Hohenzoller, verglich sich selbst allzu schmeichelhaft mit einem Elefanten,
der die Revolution zerstampfen solle; treffender meinte die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo;,
Brandenburg und sein Mitschuldiger Wrangel seien &raquo;zwei Menschen ohne Kopf, ohne
Herz, ohne Tendenz, reiner Schnurrbart&laquo;, jedoch als solche der richtige Gegensatz
zu der w&uuml;rdigen Vereinbarerversammlung.</P>
<P>In der Tat gen&uuml;gte der &raquo;reine Schnurrbart&laquo;, sie einzusch&uuml;chtern.
Sie weigerte sich zwar, ihren verfassungsm&auml;&szlig;igen Sitz Berlin zu verlassen,
und als nun Schlag auf Schlag eine Gewalttat der anderen folgte, die Aufl&ouml;sung
der B&uuml;rgerwehr, die Verh&auml;ngung des Belagerungszustandes, erkl&auml;rte
sie die Minister f&uuml;r Hochverr&auml;ter, die sie dem - Staatsanwalt denunzierte.
Aber sie lehnte die Aufforderung des Berliner Proletariats ab, mit den Waffen
in der Hand das zertretene Recht des Landes wiederherzustellen, und verk&uuml;ndete
den &raquo;passiven Widerstand&laquo;, will sagen den edlen Entschlu&szlig;, die Hiebe des
Gegners mit dem R&uuml;cken aufzufangen. Dann lie&szlig; sie sich von Wrangels
Truppen aus einem Saal in den andern jagen und sprach schlie&szlig;lich in einer
augenblicklichen Temperamentsaufwallung, gegen&uuml;ber den schon in ihre Sitzung
dringenden Bajonetten, dem Ministerium Brandenburg das Recht ab, &uuml;ber Staatsgelder
zu verf&uuml;gen und Steuern zu erheben, solange sie ihre Sitzungen nicht frei
in Berlin halten k&ouml;nne. Kaum aber war sie auseinandergejagt, als ihr Pr&auml;sident
von Unruh, in banger Sorge um seinen teuren Leichnam, das B&uuml;ro zusammenrief,
um protokollarisch festzustellen, da&szlig; der Steuerverweigerungsbeschlu&szlig;,
den er sonst ruhig ins Land gehen lie&szlig;, wegen eines Formfehlers gar nicht
rechtskr&auml;ftig gefa&szlig;t sei.</P>
<P>Es blieb der &raquo;Neuen Rheinischen Zeitung&laquo; vorbehalten, dem Gewaltstreich der
Regierung in historisch w&uuml;rdiger Weise entgegenzutreten. F&uuml;r sie war
jetzt der entscheidende Augenblick gekommen, wo die Gegenrevolution durch eine
zweite Revolution bek&auml;mpft werden m&uuml;sse, und <A NAME="S187"></A><B>|187|</B>
jeden neuen Tag rief sie die Massen auf, der Gewalt jede Art von Gewalt entgegenzusetzen.
Der passive Widerstand m&uuml;sse den aktiven zu seiner Grundlage haben, sonst
gleiche er dem Str&auml;uben eines Kalbes gegen seinen Schl&auml;chter. R&uuml;cksichtslos
wurden alle juristischen Spitzfindigkeiten der Vereinbarungstheorie weggefegt,
hinter denen sich die Feigheit der Bourgeoisie verstecken wollte. &raquo;Die preu&szlig;ische
Krone ist in ihrem <I>Rechte</I>, indem sie der Versammlung als <I>absolute</I>
Krone gegen&uuml;bertritt. Aber die Versammlung ist im <I>Unrechte</I>, weil sie
der Krone nicht gegen&uuml;bertritt als <I>absolute Versammlung</I> ... die alte
B&uuml;rokratie will nicht zur Dienerin einer Bourgeoisie herabsinken, deren despotische
Schulmeisterin sie bisher war. Die feudale Partei will ihre Auszeichnungen und
ihre Interessen nicht auf dem Altar des B&uuml;rgertums auflodern lassen. Und
die Krone endlich, sie erblickt in den Elementen der alten feudalen Gesellschaft,
deren h&ouml;chster Auswuchs sie ist, ihren wahren einheimischen gesellschaftlichen
Boden, w&auml;hrend sie in der Bourgeoisie eine fremde k&uuml;nstliche Erde erblickt,
von der sie nur getragen wird, unter der Bedingung, zu verk&uuml;mmern. Die berauschende
<I>&#155;Gnade Gottes&#139;</I> verwandelt die Bourgeoisie in einen ern&uuml;chternden <I>Rechtstitel</I>,
die Herrschaft des Bluts in die Herrschaft des Papiers, die k&ouml;nigliche Sonne
in eine b&uuml;rgerliche Astrallampe. Das K&ouml;nigtum lie&szlig; sich daher
nicht beschwatzen von der Bourgeoisie. Es antwortete ihrer halben Revolution mit
einer ganzen Kontrerevolution. Es st&uuml;rzte die Bourgeoisie zur&uuml;ck in
die <I>Arme der Revolution</I>, <I>des Volkes</I>, indem es ihr zurief: <I>Brandenburg
in der Versammlung, und die Versammlung in Brandenburg</I>.&laquo;<A name="ZT18"></A><A href="fm03_160.htm#Z18"><SPAN class="top">[18]</SPAN></A> Die &raquo;Neue Rheinische
Zeitung&laquo; &uuml;bersetzte diese Losung der Gegenrevolution treffend: Die Wachtstube
in der Versammlung und die Versammlung in der Wachtstube. Sie hoffte, mit dieser
Parole werde das Volk siegen, sie las in ihr die Grabschrift des Hauses Brandenburg.</P>
<P>Als die Berliner Versammlung die Steuerverweigerung beschlossen hatte, forderte
der Demokratische Kreisausschu&szlig; in einem von Marx, Schapper und Schneider
[II] gezeichneten Aufruf vom 18. November die demokratischen Vereine der Rheinprovinz
auf, die Durchf&uuml;hrung folgender Ma&szlig;regeln zu bewerkstelligen: die gewaltsame
Eintreibung der Steuern wird &uuml;berall durch jede Art des Widerstandes zur&uuml;ckgewiesen;
der Landsturm zur Abwehr des Feindes wird &uuml;berall organisiert; f&uuml;r die
Unbemittelten werden Waffen und Munition auf Gemeindekosten oder durch freiwillige
Beitr&auml;ge beschafft; falls sich die Beh&ouml;rden weigern, die Beschl&uuml;sse
der Versammlung anzuerkennen und auszuf&uuml;hren, werden Sicherheitsaussch&uuml;sse
niedergesetzt, wom&ouml;glich im Einverst&auml;ndnis mit den Gemeinder&auml;ten;
der gesetzgebenden Versammlung widerstrebende <A NAME="S188"></A><B>|188|</B>
Gemeinder&auml;te werden durch Volkswahl erneuert.<A name="ZT19"></A><A href="fm03_160.htm#Z19"><SPAN class="top">[19]</SPAN></A> Der Demokratische Vereinsausschu&szlig;
tat damit das, was die Berliner Versammlung h&auml;tte tun m&uuml;ssen, wenn es
ihr mit dem Beschlu&szlig; der Steuerverweigerung ernst gewesen w&auml;re. Aber
diese Helden zitterten alsbald vor ihrem eigenen Heldenmut; sie eilten in ihre
Wahlkreise, um die Ausf&uuml;hrung ihres Beschlusses zu hintertreiben, und trollten
sich dann nach Brandenburg, um ihre Beratungen fortzusetzen. Damit hatte sich
die Versammlung so entw&uuml;rdigt, da&szlig; die Regierung sie am 5. Dezember
mit einem Fu&szlig;tritt auseinanderjagen konnte, unter Oktroyierung einer neuen
Verfassung und eines neuen Wahlgesetzes.</P>
<P>Dadurch war auch der Rheinische Kreisausschu&szlig; in seiner von Waffen starrenden
Provinz lahmgelegt. Am 22. November wurde Lassalle, der dem Aufrufe begeisterte
Heeresfolge geleistet hatte, in D&uuml;sseldorf verhaftet, und in K&ouml;ln schritt
der Staatsprokurator gegen die Unterzeichner des Aufrufs ein, wenn er sie auch
nicht zu verhaften wagte. Am 8. Februar standen sie wegen Aufforderung zum bewaffneten
Widerstande gegen das Milit&auml;r und die Beamten vor den K&ouml;lner Geschworenen.</P>
<P>In schlagender Rede wies Marx den Versuch des Staatsprokurators zur&uuml;ck,
aus den Gesetzen vom 6. und 8. April, aus denselben Gesetzen, die die Regierung
durch ihren Staatsstreich zerrissen hatte, das Unrecht der Versammlung und in
noch h&ouml;herem Grade das Unrecht der Angeklagten zu folgern. Wer eine Revolution
gl&uuml;cklich vollbringe, k&ouml;nne seine Gegner henken, aber nicht verurteilen,
als besiegte Feinde aus dem Wege r&auml;umen, aber nicht als Verbrecher richten.
Es sei eine feige Heuchelei der Gesetzlichkeit, nach vollendeter Revolution oder
Gegenrevolution die umgesto&szlig;enen Gesetze gegen die Verteidiger derselben
Gesetze anzuwenden. Die Frage, wer im Rechte gewesen sei, die Krone oder die Versammlung,
sei eine geschichtliche Frage, die nur die Geschichte und keine Jury entscheiden
k&ouml;nne.</P>
<P>Aber Marx ging weiter und lehnte &uuml;berhaupt ab, die Gesetze vom 6. und
8. April anzuerkennen. Sie seien willk&uuml;rliche Machwerke des Vereinigten Landtags,
die der Krone das Eingest&auml;ndnis ihrer im M&auml;rzkampf erlittenen Niederlage
h&auml;tten ersparen sollen. Nach den Gesetzen einer feudalen K&ouml;rperschaft
k&ouml;nne nicht eine Versammlung gerichtet werden, die die moderne b&uuml;rgerliche
Gesellschaft vertrete. Es sei eine juristische Einbildung, da&szlig; die Gesellschaft
auf dem Gesetze beruhe. Vielmehr beruhe das Gesetz auf der Gesellschaft. &raquo;Hier,
der Code Napol&eacute;on, den ich in der Hand habe, er hat nicht die moderne b&uuml;rgerliche
Gesellschaft erzeugt. Die im 18. Jahrhundert entstandene, im 19. Jahrhundert fortentwickelte
b&uuml;rgerliche Gesellschaft findet vielmehr im Code <A NAME="S189"></A><B>|189|</B>
nur einen gesetzlichen Ausdruck. Sobald er den gesellschaftlichen Verh&auml;ltnissen
nicht mehr entspricht, ist er nur noch ein Ballen Papier. Sie k&ouml;nnen die
alten Gesetze nicht zur Grundlage der neuen Gesellschaft machen, so wenig, als
diese alten Gesetze die alten gesellschaftlichen Zust&auml;nde gemacht haben.&laquo;<A name="ZT20"></A><A href="fm03_160.htm#Z20"><SPAN class="top">[20]</SPAN></A>
Die Berliner Versammlung habe ihre historische Stellung nicht begriffen, wie sie
aus der M&auml;rzrevolution hervorgegangen sei. Der Vorwurf des Staatsprokurators,
da&szlig; sie keine Vermittlung gewollt habe, treffe sie so wenig, da&szlig; ihr
Ungl&uuml;ck und ihr Unrecht gerade darin bestehen, sich aus einem revolution&auml;ren
Konvent zu einer zweideutigen Gesellschaft von Vereinbarern herabgew&uuml;rdigt
zu haben. &raquo;Was hier vorlag, das war kein politischer Konflikt zweier Fraktionen
auf dem Boden <I>einer</I> Gesellschaft, das war der <I>Konflikt zweier Gesellschaften</I>
selbst, ein <I>sozialer</I> Konflikt, der eine politische Gestalt angenommen hatte,
<I>es war der Kampf der alten feudal-b&uuml;rokratischen mit der modernen b&uuml;rgerlichen
Gesellschaft</I>, der Kampf zwischen der Gesellschaft der <I>freien Konkurrenz</I>
und der <I>Gesellschaft des Zunftwesens</I>, zwischen der Gesellschaft des Grundbesitzes
mit der Gesellschaft der Industrie, zwischen der Gesellschaft des Glaubens mit
der Gesellschaft des Wissens.&laquo;<A name="ZT21"></A><A href="fm03_160.htm#Z21"><SPAN class="top">[21]</SPAN></A> Zwischen diesen Gesellschaften gebe es keinen Frieden,
sondern nur Kampf auf Leben und Tod. Die Steuerverweigerung ersch&uuml;ttere nicht
die Grundfesten der Gesellschaft, wie der Staatsprokurator lustigerweise behauptet
hatte, sondern sie sei eine Notwehr der Gesellschaft gegen die Regierung, die
die Gesellschaft in ihren Grundfesten bedrohe.</P>
<P>Mit der Steuerverweigerung habe die Versammlung nicht ungesetzlich gehandelt,
wohl aber nicht gesetzlich mit der Verk&uuml;ndung des passiven Widerstandes.
&raquo;Wenn die Eintreibung der Steuern einmal f&uuml;r ungesetzlich erkl&auml;rt ist,
mu&szlig; ich die gewaltsame Aus&uuml;bung der Ungesetzlichkeit nicht gewaltsam
zur&uuml;ckweisen?&laquo;<A name="ZT22"></A><A href="fm03_160.htm#Z22"><SPAN class="top">[22]</SPAN></A> Wenn die Herren Steuerverweigerer den revolution&auml;ren
Weg verschm&auml;hten, um nicht ihre K&ouml;pfe zu riskieren, so mu&szlig;te sich
das Volk in Aus&uuml;bung der Steuerverweigerung auf revolution&auml;ren Boden
stellen. Das Verhalten der Versammlung sei f&uuml;r das Volk nicht ma&szlig;gebend.
&raquo;Die Nationalversammlung hat keine Rechte f&uuml;r sich, das Volk hat ihr nur
die Behauptung seiner eigenen Rechte &uuml;bertragen. Vollf&uuml;hrt sie ihr Mandat
nicht, so ist es erloschen. Das Volk selbst tritt dann in eigener Person auf die
B&uuml;hne und handelt aus eigener Machtvollkommenheit ... Wenn die Krone eine
Kontrerevolution macht, so antwortet das Volk mit Recht durch eine Revolution.&laquo;<A name="ZT23"></A><A href="fm03_160.htm#Z23"><SPAN class="top">[23]</SPAN></A>
Marx schlo&szlig; damit zu sagen, da&szlig; erst der erste Akt des Dramas beendet
sei. Die Folge sei entweder vollst&auml;ndiger Sieg der Gegenrevolution <A NAME="S190"></A><B>|190|*</B>
oder neue siegreiche Revolution. Vielleicht sei der Sieg der Revolution erst m&ouml;glich
nach vollendeter Gegenrevolution.</P>
<P>Nach dieser Rede voll revolution&auml;ren Stolzes sprachen die Geschworenen
die Angeklagten frei, und ihr Obmann dankte obendrein dem Redner f&uuml;r die
lehrreiche Auseinandersetzung.</P>
<H3 ALIGN="CENTER">8. Ein Streich aus dem Hinterhalte<A name="Kap_8"></A></H3>
<P>Mit dem Siege der Gegenrevolution in Wien und Berlin waren die entscheidenden
W&uuml;rfel f&uuml;r Deutschland gefallen. Was an revolution&auml;ren Errungenschaften
noch &uuml;brigblieb, war die Frankfurter Versammlung, die l&auml;ngst allen politischen
Kredit verloren hatte und sich in endlosem Wortschwall an einer papiernen Verfassung
abarbeitete, von der nur noch zweifelhaft blieb, ob sie auf den &ouml;sterreichischen
oder den preu&szlig;ischen Degen gespie&szlig;t werden w&uuml;rde.</P>
<P>Nachdem die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; im Dezember noch einmal in einer Reihe
gl&auml;nzender Artikel die Geschichte der preu&szlig;ischen Revolution und Gegenrevolution
geschrieben hatte, richtete sie f&uuml;r das neue Jahr 1849 ihren hoffenden Blick
auf die Erhebung der franz&ouml;sischen Arbeiterklasse, von der sie einen Weltkrieg
erwartete. &raquo;Das Land aber, das ganze Nationen in seine Proletarier verwandelt,
das mit seinen Riesenarmen die ganze Welt umspannt h&auml;lt, das mit seinem Gelde
schon einmal die Kosten der europ&auml;ischen Restauration bestritten hat, in
dessen eigenem Scho&szlig;e die Klassengegens&auml;tze sich zur ausgepr&auml;gtesten,
schamlosesten Form fortgetrieben haben - <I>England</I> scheint der Fels, an dem die
Revolutionswogen scheitern, das die neue Gesellschaft schon im Mutterscho&szlig;e
aushungert. England beherrscht den Weltmarkt. Eine Umw&auml;lzung der national-&ouml;konomischen
Verh&auml;ltnisse in jedem Lande des europ&auml;ischen Kontinents, auf dem gesamten
europ&auml;ischen Kontinente ohne England, ist der Sturm in einem Glase Wasser.
Die Verh&auml;ltnisse der Industrie und des Handels innerhalb jeder Nation sind
beherrscht durch ihren Verkehr mit andern Nationen, sind bedingt durch ihr Verh&auml;ltnis
zum Weltmarkt. England aber beherrscht den Weltmarkt, und die Bourgeoisie beherrscht
England.&laquo;<A name="ZT24"></A><A href="fm03_160.htm#Z24"><SPAN class="top">[24]</SPAN></A> So wird jede franz&ouml;sisch-soziale Umw&auml;lzung an der englischen
Bourgeoisie scheitern, an der industriellen und kommerziellen Weltherrschaft Gro&szlig;britanniens.
Jede partielle soziale Reform in Frankreich, und auf dem europ&auml;ischen Kontinente
&uuml;berhaupt, ist und bleibt, soweit sie definitiv sein soll, ein hohler frommer
<A NAME="S191"></A><B>|191|</B> Wunsch. Und das alte England wird nur gest&uuml;rzt
durch einen Weltkrieg, der allein der Chartistenpartei, der organisierten englischen
Arbeiterpartei, die Bedingungen zu einer erfolgreichen Erhebung gegen ihre riesenhaften
Unterdr&uuml;cker bietet. Die Chartisten an der Spitze der englischen Regierung
- erst mit diesem Augenblicke tritt die soziale Revolution aus dem Reiche der
Utopie in das Reich der Wirklichkeit.</P>
<P>Die Voraussetzung dieser Zukunftshoffnungen blieb aus; seit den Junitagen noch
immer aus tausend Wunden blutend, war die franz&ouml;sische Arbeiterklasse einer
neuen Erhebung unf&auml;hig. Seit dem Rundgange, den die europ&auml;ische Gegenrevolution
von den Pariser Junitagen &uuml;ber Frankfurt, Wien und Berlin angetreten hatte,
um ihn vorl&auml;ufig mit der am 10. Dezember erfolgten Wahl des falschen Bonaparte
zum Pr&auml;sidenten der franz&ouml;sischen Republik zu beschlie&szlig;en, lebte
die Revolution nur noch in Ungarn und fand in Engels, der inzwischen nach K&ouml;ln
zur&uuml;ckgekehrt war, den beredtesten und sachkundigsten Anwalt. Sonst mu&szlig;te
sich die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; auf den Kleinkrieg gegen die hereinbrechende
Gegenrevolution beschr&auml;nken, und sie k&auml;mpfte in ihm so k&uuml;hn und
trotzig, wie in den gro&szlig;en Feldschlachten des Vorjahres. Ein B&uuml;ndel
Pre&szlig;prozesse, das ihr das Reichsministerium als der schlechtesten Zeitung
der schlechten Presse widmete, begr&uuml;&szlig;te sie mit der sp&ouml;ttischen
Bemerkung, da&szlig; die Reichsgewalt die komischste aller komischen Gewalten
sei. Dem prahlenden Heraush&auml;ngen des &raquo;Preu&szlig;entums&laquo;, worin sich die
ostelbischen Junker nach dem Berliner Staatsstreiche gefielen, setzte sie den
verdienten Hohn entgegen: &raquo;Wir <I>Rheinl&auml;nder</I> haben das Gl&uuml;ck, bei
dem gro&szlig;en Menschenschacher zu Wien einen <I>&#155;Gro&szlig;herzog&#139;</I> vom
Niederrhein gewonnen zu haben, der die Bedingungen nicht erf&uuml;llt hat, unter
denen er &#155;Gro&szlig;herzog&#139; wurde. Ein <I>&#155;K&ouml;nig von Preu&szlig;en&#139;</I> existiert
f&uuml;r uns erst durch die Berliner <I>Nationalversammlung</I>, und da f&uuml;r
unsern <I>&#155;Gro&szlig;herzog&#139;</I> vom Niederrhein keine Berliner <I>Nationalversammlung</I>
existiert, so existiert f&uuml;r uns kein <I>&#155;K&ouml;nig von Preu&szlig;en&#139;</I>.
Dem Gro&szlig;herzoge vom Niederrhein sind wir durch den V&ouml;lkerschacher anheimgefallen!
Sobald wir weit genug sind, die Seelenverk&auml;uferei nicht mehr anzuerkennen,
werden wir den &#155;Gro&szlig;herzog vom Niederrhein&#139; nach seinem <B>&#155;Besitztitel&#139;</B>
fragen.&laquo;<A name="ZT25"></A><A href="fm03_160.htm#Z25"><SPAN class="top">[25]</SPAN></A> Das wurde mitten in den wildesten Orgien der Gegenrevolution geschrieben.</P>
<P>Eins freilich vermi&szlig;t man auf den ersten Blick in den Spalten der &raquo;Neuen
Rheinischen Zeitung&laquo;, was man darin in erster Reihe zu finden vermuten m&ouml;chte:
eine ausf&uuml;hrliche Berichterstattung &uuml;ber die gleichzeitige Arbeiterbewegung
in Deutschland. Sie war bis in die ostelbischen Gefilde hinein gar nicht so unbedeutend,
hatte ihre Kongresse, ihre <A NAME="S192"></A><B>|192|</B> Organisationen, ihre
Zeitungen; und ihr f&auml;higster Kopf, Stephan Born, war von Br&uuml;ssel und
Paris her mit Engels und Marx befreundet; er arbeitete auch jetzt von Berlin und
Leipzig aus f&uuml;r die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo;. Born verstand das &raquo;Kommunistische
Manifest&laquo; sehr gut, wenn er es dem in den weitaus gr&ouml;&szlig;ten Teil Deutschlands
noch ganz unentwickelten Klassenbewu&szlig;tsein des Proletariats auch nur unvollkommen
anzupassen wu&szlig;te; erst in sp&auml;terer Zeit hat Engels mit unbilliger Sch&auml;rfe
&uuml;ber die damalige T&auml;tigkeit Borns geurteilt.<A name="ZT26"></A><A href="fm03_160.htm#Z26"><SPAN class="top">[26]</SPAN></A> Es ist durchaus glaubhaft,
wenn Born in seinen Denkw&uuml;rdigkeiten erz&auml;hlt, da&szlig; Marx und Engels
in den Revolutionsjahren nie ein Wort der Unzufriedenheit &uuml;ber seine damalige
T&auml;tigkeit ge&auml;u&szlig;ert h&auml;tten, womit nicht ausgeschlossen zu
sein brauchte, da&szlig; sie im einzelnen mit manchem unzufrieden gewesen sind.
Jedenfalls vollzogen sie selbst im Fr&uuml;hjahr 1849 eine Ann&auml;herung an
die Arbeiterbewegung, die unabh&auml;ngig von ihrem Einflu&szlig; entstanden war.</P>
<P>Die geringe Beachtung, die die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; dieser Bewegung zun&auml;chst
geschenkt hatte, erkl&auml;rte sich zum Teil daraus, da&szlig; ein besonderes
Organ des K&ouml;lner Arbeitervereins unter der Leitung Molls und Schappers zweimal
w&ouml;chentlich erschien, zum Teil, und zwar zum gr&ouml;&szlig;eren Teil dadurch,
da&szlig; sie vorerst ein &raquo;Organ der Demokratie&laquo; sein, das hei&szlig;t die gemeinsamen
Interessen der Bourgeoisie und des Proletariats gegen&uuml;ber dem Absolutismus
und dem Feudalismus sichern wollte. Das war wirklich auch das Notwendigste, indem
es den Boden schuf, worauf das Proletariat seinen Tanz mit der Bourgeoisie beginnen
konnte. Allein der b&uuml;rgerliche Bestandteil dieser Demokratie zerm&uuml;rbte
je l&auml;nger desto mehr; bei jeder auch nur halbwegs ernsten Probe brach er
zusammen. In dem f&uuml;nfk&ouml;pfigen Zentralausschu&szlig;, der von dem ersten
Demokratischen Kongresse im Juni 1848 gew&auml;hlt worden war, befanden sich Leute
wie Meyen und der aus Amerika zur&uuml;ckgekehrte Kriege; unter solcher Leitung
geriet diese Organisation in schnellen Verfall, der sich erschreckend offenbarte,
als sie am Vorabend des preu&szlig;ischen Staatsstreichs zum zweiten Male in Berlin
tagte. Wenn jetzt ein neuer Zentralausschu&szlig; gew&auml;hlt wurde, dem auch
d'Ester angeh&ouml;rte, der mit Marx pers&ouml;nlich und politisch befreundet
war, so war damit doch nur erst ein Wechsel auf die Zukunft gezogen. Die parlamentarische
Linke der Berliner Versammlung hatte in der Novemberkrise versagt, und die Frankfurter
Linke versank immer mehr in dem Sumpf kl&auml;glicher Kompromisse.</P>
<P>In dieser Lage der Dinge erkl&auml;rten Marx, Wilhelm Wolff, Schapper und Hermann
Becker am 13. April ihren Austritt aus dem Demokratischen Kreisausschu&szlig;.
Sie begr&uuml;ndeten ihren Entschlu&szlig; mit den Worten: &raquo;Wir erachten, da&szlig;
die jetzige Organisation der demokratischen Vereine <B>|<A NAME="S193">193|</A></B>
zu viele heterogene Elemente in sich schlie&szlig;t, als da&szlig; eine dem Zweck
der Sache gedeihliche T&auml;tigkeit m&ouml;glich w&auml;re. Wir sind vielmehr
der Ansicht, da&szlig; eine engere Verbindung der Arbeitervereine, da dieselben
aus gleichen Elementen bestehen, vorzuziehen ist.&laquo;<A name="ZT27"></A><A href="fm03_160.htm#Z27"><SPAN class="top">[27]</SPAN></A> Gleichzeitig schied der K&ouml;lner
Arbeiterverein aus dem Verbande der rheinischen Demokratenvereine aus und berief
demn&auml;chst s&auml;mtliche Arbeiter- sowie alle anderen Vereine, die den Grunds&auml;tzen
der sozialen Demokratie anhingen, zu einem Provinzialkongresse f&uuml;r den 6.
Mai.<A name="ZT28"></A><A href="fm03_160.htm#Z28"><SPAN class="top">[28]</SPAN></A> Dieser Kongre&szlig; sollte &uuml;ber eine Organisation der rheinisch-westf&auml;lischen
Arbeitervereine sowie dar&uuml;ber entscheiden, ob der von der Leipziger Arbeiterverbr&uuml;derung,
der von Born geleiteten Organisation, f&uuml;r den Monat Juni nach Leipzig einberufene
Kongre&szlig; s&auml;mtlicher deutscher Arbeitervereine zu beschicken sei.</P>
<P>Vor diesen Erkl&auml;rungen hatte die &raquo;Neue Rheinische Zeitung&laquo; schon am 20.
M&auml;rz mit den flammenden, das l&auml;ndliche Proletariat aufst&uuml;rmenden
Aufs&auml;tzen Wilhelm Wolffs &uuml;ber die Schlesische Milliarde begonnen und
Marx selbst am 5. April mit dem Abdruck der Vortr&auml;ge, die er im Br&uuml;sseler
Arbeiterverein &uuml;ber Lohnarbeit und Kapital gehalten hatte. Nachdem die Zeitung
an den kolossalen Massenk&auml;mpfen des Jahres 1848 nachgewiesen hatte, da&szlig;
jede revolution&auml;re Erhebung, m&ouml;ge ihr Ziel noch so fernliegend dem Klassenkampfe
scheinen, scheitern m&uuml;sse, bis die revolution&auml;re Arbeiterklasse siege,
wollte sie nunmehr auf die &ouml;konomischen Verh&auml;ltnisse n&auml;her eingehen,
worauf die Existenz der Bourgeoisie sich gr&uuml;nde wie die Sklaverei der Arbeiter.</P>
<P>Die aussichtsreiche Entwicklung wurde jedoch unterbrochen durch die K&auml;mpfe
um die papierene Reichsverfassung, die die Frankfurter Versammlung endlich zurechtfabriziert
hatte. An und f&uuml;r sich war sie nicht wert, da&szlig; auch nur ein Tropfen
Blut um sie vergossen wurde; die erbliche Kaiserkrone, die sie auf das Haupt des
preu&szlig;ischen K&ouml;nigs st&uuml;lpen wollte, glich auf ein Haar einer Narrenkappe.
Der K&ouml;nig nahm sie nicht an, aber er lehnte sie auch nicht ab; er wollte
mit den deutschen F&uuml;rsten &uuml;ber die Reichsverfassung verhandeln, in der
geheimen Hoffnung, da&szlig; sie ihm die preu&szlig;ische Hegemonie zugestehen
w&uuml;rden, wenn er mit dem preu&szlig;ischen Schwerte niederw&uuml;rfe, was
in den deutschen Mittel- und Kleinstaaten noch an revolution&auml;rer Kraft vorhanden
war.</P>
<P>Es war ein Leichenraub an der Revolution, der noch einmal die revolution&auml;re
Flamme sch&uuml;rte. Er rief eine Reihe von Aufst&auml;nden hervor, denen die
Reichsverfassung den Namen, wenn auch nicht den Inhalt gab. Sie verk&ouml;rperte
trotz alledem die Souver&auml;nit&auml;t der Nation, die in ihr abgemeuchelt werden
sollte, um von neuem die Souver&auml;nit&auml;t der <A NAME="S194"></A><B>|194|</B>
F&uuml;rsten herzustellen. Im K&ouml;nigreich Sachsen, im Gro&szlig;herzogtum
Baden und in der bayrischen Pfalz wurde mit den Waffen um die Reichsverfassung
gek&auml;mpft, und &uuml;berall spielte der preu&szlig;ische K&ouml;nig den Henker,
um dann freilich von den Potentaten, die er gerettet hatte, um den Lohn des Henkersdienstes
geprellt zu werden. Auch in der Rheinprovinz kam es zu einzelnen Aufst&auml;nden,
doch sie wurden im Keime erstickt durch die &Uuml;bermacht der Heeresmassen, womit
die Regierung die gef&uuml;rchtete Provinz &uuml;berschwemmt hatte.</P>
<P>Nun gewann man auch die Courage zu einem vernichtenden Schlage gegen die &raquo;Neue
Rheinische Zeitung&laquo;. Je mehr sich die Anzeichen einer neuen revolution&auml;ren
Erhebung mehrten, um so heller loderten die Flammen revolution&auml;rer Leidenschaft
in ihren Spalten auf; ihre Extrabl&auml;tter im April und Mai waren ebenso viele
Aufrufe an das Volk, sich zum Losschlagen bereit zu halten; damals erwarb sich
das Blatt von der &raquo;Kreuzzeitung&laquo; das ehrenvolle Lob der Chimborassofrechheit,
gegen die der &raquo;Moniteur&laquo; von 1793 matt erscheine. Die Regierung wollte ihm l&auml;ngst
an den Kragen, aber der Mut, der Mut! Mit zwei Prozessen gegen Marx hatte man
ihm bei der Stimmung der rheinischen Geschworenen nur neue Triumphe bereitet;
der Berliner Anregung, abermals den Belagerungszustand &uuml;ber K&ouml;ln zu
verh&auml;ngen, wich die &auml;ngstliche Festungskommandantur aus. Sie wandte
sich vielmehr an die Polizeidirektion mit der Aufforderung, Marx als &raquo;gef&auml;hrlichen
Menschen&laquo; auszuweisen.</P>
<P>Diese Beh&ouml;rde wieder wandte sich in ihrer Not an die K&ouml;lner Bezirksregierung,
die an ihrem Teil ihren Schmerz in den Busen Manteuffels aushauchte, der als Minister
des Innern ihr Vorgesetzter war. Sie berichtete am 10. M&auml;rz, Marx weile immer
noch in K&ouml;ln ohne Aufenthaltserlaubnis, und die von ihm redigierte Zeitung
fahre in ihren destruktiven Tendenzen fort, zum Umsturz der bestehenden Verfassungen
und zur Herstellung der sozialen Republik aufzureizen, unter Verh&ouml;hnung und
Verspottung alles dessen, was sonst der Mensch achte und heilig, halte; sie werde
um so sch&auml;ndlicher, als die Frechheit und die Laune, womit sie geschrieben
werde, ihren Leserkreis immer mehr vergr&ouml;&szlig;ere. Die Polizeidirektion
aber habe Bedenken gegen die Aufforderung der Festungskommandantur, Marx auszuweisen,
und die Regierung k&ouml;nne diesen Bedenken nur beipflichten; eine Ausweisung
&raquo;ohne besondere &auml;u&szlig;ere Veranlassung&laquo;, &raquo;lediglich der Tendenz und Gef&auml;hrlichkeit
der Zeitung wegen&laquo; k&ouml;nne m&ouml;glicherweise eine Demonstration der demokratischen
Partei hervorrufen.</P>
<P>Auf diesen Bericht wandte sich Manteuffel an Eichmann, den Oberpr&auml;sidenten
der Rheinprovinz, um auch dessen Meinung zu h&ouml;ren. Eichmann <A NAME="S195"></A><B>|195|*</B>
antwortete am 29. M&auml;rz, da&szlig; die Ausweisung zwar berechtigt, aber nicht
unbedenklich sei, bevor sich Marx nicht weiteres zuschulden kommen lasse. Danach
verf&uuml;gte Manteuffel am 7. April, da&szlig; er gegen die Ausweisung nichts
einzuwenden habe, aber ihren Zeitpunkt der Regierung &uuml;berlassen m&uuml;sse;
w&uuml;nschenswert sei allerdings, da&szlig; sie im Anschlu&szlig; an eine Verschuldung
erfolge. Sie erfolgte dann am 11. Mai, nicht wegen einer besonderen Verschuldung,
sondern wegen der gef&auml;hrlichen Tendenz der &raquo;Neuen Rheinischen Zeitung&laquo;. Mit
andern Worten, die Regierung f&uuml;hlte sich am 11. Mai stark genug f&uuml;r
einen hinterh&auml;ltigen Streich, den zu ver&uuml;ben sie am 29. M&auml;rz und
am 7. April noch zu feige gewesen war.</P>
<P>Der preu&szlig;ische Professor, der diesen urkundlichen Hergang der Dinge j&uuml;ngst
aus den Archiven aufgedeckt hat, wollte damit offenbar den dichterischen Seherblick
Freiligraths feiern, der unter dem frischen Eindruck der Ausweisung sang:</P>
<DL>
<DT>
<DD>Kein offner Hieb in offner Schlacht -<BR>
Es f&auml;llen die N&uuml;cken und T&uuml;cken, <BR>
Es f&auml;llt mich die schleichende Niedertracht <BR>
Der schmutzigen Westkalm&uuml;cken.</DD>
</DL>
<H3 ALIGN="CENTER">9. Noch ein feiger Streich<A name="Kap_9"></A></H3>
<P>Marx befand sich ausw&auml;rts, als der Ausweisungsbefehl erfolgte. Obgleich
die Zeitung in fortw&auml;hrendem Aufsteigen begriffen war und gegen 6.000 Abonnenten
z&auml;hlte, so waren ihre finanziellen Schwierigkeiten doch noch nicht &uuml;berwunden;
mit der Zunahme der Abonnenten wuchsen die baren Auslagen, w&auml;hrend die Einnahmen
nur nachtr&auml;glich erhoben werden konnten. In Hamm verhandelte Marx mit Rempel,
einem der beiden Kapitalisten, die im Jahre 1846 bereit gewesen waren, einen kommunistischen
Verlag zu begr&uuml;nden, doch war der Wackere auch jetzt ein Mann mit zugekn&ouml;pften
Taschen und wies Marx an den ehemaligen Leutnant Hentze, der in der Tat der Zeitung
300 Taler vorscho&szlig;, deren R&uuml;ckzahlung Marx als pers&ouml;nliche Verpflichtung
&uuml;bernahm. Hentze, der sich sp&auml;ter als Lockspitzel entpuppte, wurde damals
von der Polizei verfolgt und reiste mit Marx nach K&ouml;ln, wo dieser den &raquo;Regierungswisch&laquo;
vorfand.</P>
<P>Damit war das Schicksal der Zeitung besiegelt. Ein paar andere Redakteure konnten
ebenfalls als &raquo;Ausl&auml;nder&laquo; ausgewiesen werden, der <A NAME="S196"></A><B>|196|</B>
Rest stand unter gerichtlicher Verfolgung. Am 19. Mai erschien die letzte rote
Nummer mit dem ber&uuml;hmten Abschiedsliede Freiligraths und einem trotzigen
Abschiedsworte, worin Marx hageldicht seine Hiebe auf den R&uuml;cken der Regierung
sausen lie&szlig;. &raquo;Wozu diese albernen Phrasen, diese offiziellen L&uuml;gen!
... <I>Wir sind r&uuml;cksichtslos, wir verlangen keine R&uuml;cksicht von euch.
Wenn die Reihe an uns k&ouml;mmt, wir werden den Terrorismus nicht besch&ouml;nigen.</I>
Aber die <I>royalistischen Terroristen</I>, die Terroristen von Gottes- und Rechtsgnaden,
in der Praxis sind sie brutal, ver&auml;chtlich, gemein, in der Theorie feig,
versteckt, doppelz&uuml;ngig, in beiden Beziehungen <I>ehrlos</I>.&laquo;<A name="ZT29"></A><A href="fm03_160.htm#Z29"><SPAN class="top">[29]</SPAN></A> Die Zeitung
warnte die K&ouml;lner Arbeiter vor jedem Putsch; nach der milit&auml;rischen
Lage K&ouml;lns w&auml;ren sie rettungslos verloren. Die Redakteure dankten ihnen
f&uuml;r ihre Teilnahme, &raquo;ihr letztes Wort wird &uuml;berall und immer sein: <I>Emanzipation
der arbeitenden Klasse</I>!&laquo;<A name="ZT30"></A><A href="fm03_160.htm#Z30"><SPAN class="top">[30]</SPAN></A></P>
<P>Daneben erf&uuml;llte Marx die Pflichten, die ihm als Kapit&auml;n des scheiternden
Schiffs oblagen. Die 300 Taler, die ihm Hentze geborgt hatte, 1.500 Taler Abonnementsgelder,
die er von der Post erhielt, die ihm geh&ouml;rige Schnellpresse usw. wurden s&auml;mtlich
verwandt, um die Schulden der Zeitung an Setzer, Drucker, Papierh&auml;ndler,
Kontoristen, Korrespondenten, Redakteurpersonal usw. abzutragen. F&uuml;r sich
behielt er nur das Silberzeug seiner Frau, das ins Frankfurter Pfandhaus wanderte.
Die paar hundert Gulden, die daf&uuml;r erl&ouml;st wurden, waren der Zehrpfennig
der Familie, als sie von neuem, wie unsere Altvorderen zu sagen pflegten, ins
&raquo;Elend&laquo; wandern mu&szlig;te.</P>
<P>Von Frankfurt aus begab sich Marx mit Engels auf den Schauplatz des badisch-pf&auml;lzischen
Aufstandes. Sie gingen erst nach Karlsruhe, dann nach Kaiserslautern, wo sie d'Ester
antrafen, der die Seele der provisorischen Regierung war. Von ihm erhielt Marx
ein Mandat des Demokratischen Zentralausschusses, um in Paris die deutsche revolution&auml;re
Partei bei der Montagne der Nationalversammlung zu vertreten, der damaligen, aus
kleinb&uuml;rgerlichen und proletarischen Elementen gemischten Sozialdemokratie,
die einen gro&szlig;en Schlag gegen die Ordnungsparteien und deren Vertreter,
den falschen Bonaparte, vorbereitete. Auf der R&uuml;ckreise wurden sie von den
hessischen Truppen als der Teilnahme am Aufstande verd&auml;chtig verhaftet, nach
Darmstadt und von da nach Frankfurt transportiert, wo sie wieder freigegeben wurden.
Marx ging nun nach Paris, w&auml;hrend Engels nach Kaiserslautern zur&uuml;ckkehrte,
um als Adjutant in die Freischar einzutreten, die der ehemalige preu&szlig;ische
Leutnant Willich gebildet hatte.</P>
<P>Am 7. Juni schrieb Marx aus Paris, da&szlig; dort eine royalistische Reaktion
<A NAME="S197"></A><B>|197|*</B> herrsche, schauerlicher als unter Guizot, aber
da&szlig; auch ein kolossaler Ausbruch des Revolutionskraters nie n&auml;her bevorgestanden
habe. Diese Erwartung t&auml;uschte ihn jedoch; der Schlag, den die Montagne plante,
scheiterte, und nicht einmal in sehr erhebender Weise. Ihn selbst traf einen Monat
sp&auml;ter die Rache der Sieger; am 19. Juli lie&szlig; ihm der Minister des
Innern durch den Polizeipr&auml;fekten anbefehlen, seinen Wohnsitz im Departement
Morbihan zu nehmen. Es war ein feiger Streich, &raquo;die Infamie der Infamien&laquo;, wie
Freiligrath auf die Nachricht hin an Marx schrieb. &raquo;Daniels erkl&auml;rt Morbihan
f&uuml;r den ungesundesten Strich Frankreichs, schwammig und fieberhauchend: die
pontinischen S&uuml;mpfe der Bretagne.&laquo; Marx lie&szlig; sich denn auch nicht auf
diesen &raquo;verkleideten Mordversuch&laquo; ein; vorl&auml;ufig gelang ihm, die Ausf&uuml;hrung
durch eine Berufung an den Minister des Innern aufzuschieben.</P>
<P>Er befand sich in der bittersten Notlage, da seine sp&auml;rlichen Mittel v&ouml;llig
aufgezehrt waren, und wandte sich an Freiligrath und Lassalle um Hilfe. Beide
taten ihr m&ouml;glichstes, so jedoch, da&szlig; sich Freiligrath &uuml;ber die
Indiskretion beklagte, womit Lassalle die Sache betreibe und zum Kneipengespr&auml;ch
gemacht habe. Marx war davon peinlich ber&uuml;hrt; am 31. Juli antwortete er:
&raquo;Die gr&ouml;&szlig;te Verlegenheit ist mir lieber als eine &ouml;ffentliche Bettelei.
Ich habe ihm deshalb geschrieben. Die Geschichte irritiert [Mehring &uuml;bersetzt:
&auml;rgert] mich ganz unaussprechlich.&laquo; Doch wu&szlig;te Lassalle die Verstimmung
zu beseitigen durch einen Brief, der von gutem Willen &uuml;berflo&szlig;, wenngleich
die Versicherungen des Verfassers, die Sache &raquo;mit &auml;u&szlig;erster Delikatesse&laquo;
betrieben zu haben, doch manchen Zweifel zulie&szlig;en.</P>
<P>Am 23. August meldete Marx an Engels, da&szlig; er Frankreich verlasse und
am 5. September an Freiligrath, seine Frau werde ihm am 15. September folgen;
er wisse nicht, wie er die zu ihrer Abreise und zu ihrer Ansiedlung n&ouml;tigen
Mittel auftreiben solle. In sein drittes Exil geleitete ihn die schwarze Sorge,
und sie ist ihm hier eine nur allzu getreue Begleiterin geblieben.</P>
<HR size="1">
<P><A name="Z1"></A><SPAN class="top">[1]</SPAN> Beschlu&szlig; und Vollmacht in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_607.htm">Bd. 4, S. 607.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT1">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z2"></A><SPAN class="top">[2]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_003.htm">Bd. 5, S. 3-5.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT2">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z3"></A><SPAN class="top">[3]</SPAN> Die Frankfurter Versammlung, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_014.htm">Bd. 5, S. 14-17.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT3">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z4"></A><SPAN class="top">[4]</SPAN> Programme der radikal-demokratischen Partei und der Linken in Frankfurt, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_039.htm#S42">Bd. 5, S. 42.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT4">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z5"></A><SPAN class="top">[5]</SPAN> Der B&uuml;rgerwehrgesetzentwurf, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_243.htm#S249">Bd. 5, S. 249.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT5">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z6"></A><SPAN class="top">[6]</SPAN> Der Gesetzentwurf &uuml;ber die Aufhebung der Feudallasten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_278.htm#S283">Bd. 5, S. 283.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT6">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z7"></A><SPAN class="top">[7]</SPAN> Die Junirevolution, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_133.htm#S136">Bd. 5, S. 136/137.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT7">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z8"></A><SPAN class="top">[8]</SPAN> Ausw&auml;rtige deutsche Politik, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_154.htm#S155">Bd. 5, S. 155.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT8">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z9"></A><SPAN class="top">[9]</SPAN> Die ausw&auml;rtige deutsche Politik und die letzten Ereignisse zu Prag, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_202.htm">Bd. 5, S. 202.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT9">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z10"></A><SPAN class="top">[10]</SPAN> Friedrich Engels: Die Polendebatte in Frankfurt, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_319.htm">Bd. 5, S. 319-353.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT10">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z11"></A><SPAN class="top">[11]</SPAN> Friedrich Engels: Die Polendebatte in Frankfurt, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_319.htm#S340">Bd. 5, S. 340.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT11">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z12"></A><SPAN class="top">[12]</SPAN> Friedrich Engels: Der demokratische Panslawismus, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_270.htm">Bd. 6, S. 270-286.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT12">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z13"></A><SPAN class="top">[13]</SPAN> Friedrich Engels: Der demokratische Panslawismus, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_270.htm#S286">Bd. 6, S. 286.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT13">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z14"></A><SPAN class="top">[14]</SPAN> Friedrich Engels: Der demokratische Panslawismus, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_270.htm#S275">Bd. 6, S. 275.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT14">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z15"></A><SPAN class="top">[15]</SPAN> Der d&auml;nisch-preu&szlig;ische Waffenstillstand, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_393.htm#S394">Bd. 5, S. 394.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT15">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z16"></A><SPAN class="top">[16]</SPAN> Der d&auml;nisch-preu&szlig;ische Waffenstillstand, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_393.htm#S394">Bd. 5, S. 394, 395, 396.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT16">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z17"></A><SPAN class="top">[17]</SPAN> Die Freiheit der Beratungen in Berlin, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_405.htm#S406">Bd. 5, S. 406.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT17">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z18"></A><SPAN class="top">[18]</SPAN> Die Konterrevolution in Berlin, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_007.htm#S8">Bd. 6, S. 8/9.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT18">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z19"></A><SPAN class="top">[19]</SPAN> [Aufforderung des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten zur Steuerverweigerung], in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_033.htm">Bd. 6, S. 33.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT19">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z20"></A><SPAN class="top">[20]</SPAN> Der Proze&szlig; gegen den Rheinischen Kreisausschu&szlig; der Demokraten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_240.htm#S245">Bd. 6, S. 245.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT20">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z21"></A><SPAN class="top">[21]</SPAN> Der Proze&szlig; gegen den Rheinischen Kreisausschu&szlig; der Demokraten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_240.htm#S252">Bd. 6, S. 252/253.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT21">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z22"></A><SPAN class="top">[22]</SPAN> Der Proze&szlig; gegen den Rheinischen Kreisausschu&szlig; der Demokraten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_240.htm#S256">Bd. 6, S. 256.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT22">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z23"></A><SPAN class="top">[23]</SPAN> Der Proze&szlig; gegen den Rheinischen Kreisausschu&szlig; der Demokraten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_240.htm#S256">Bd. 6, S. 256/257.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT23">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z24"></A><SPAN class="top">[24]</SPAN> Die revolution&auml;re Bewegung, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_148.htm#S149">Bd. 6, S. 149.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT24">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z25"></A><SPAN class="top">[25]</SPAN> Das Organ Manteuffel und Johannes -
Die Rheinprovinz und der K&ouml;nig von Preu&szlig;en, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_076.htm">Bd. 6, S. 76.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT25">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z26"></A><SPAN class="top">[26]</SPAN> Friedrich Engels: Zur Geschichte des Bundes der Kommunisten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me21/me21_206.htm#S219">Bd. 21, S. 219.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT26">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z27"></A><SPAN class="top">[27]</SPAN> Erkl&auml;rung, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_426.htm">Bd. 6, 426.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT27">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z28"></A><SPAN class="top">[28]</SPAN> Die Beschl&uuml;sse der Generalversammlung des Arbeitervereins vom 16. April 1849, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_584.htm">Bd. 6, 584.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT28">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z29"></A><SPAN class="top">[29]</SPAN> [Die standrechtliche Beseitigung der &raquo;Neuen Rheinischen Zeitung&laquo;], in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_503.htm#S504">Bd. 6, 504/505.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT29">&lt;=</A></P>
<P><A name="Z30"></A><SPAN class="top">[30]</SPAN> An die Arbeiter K&ouml;lns, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_519.htm">Bd. 6, 519.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT30">&lt;=</A></P>
<!-- #EndEditable -->
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<P><SMALL>Pfad: &raquo;../fm/fm03&laquo;<BR>
Verkn&uuml;pfte Dateien: &raquo;<A href="http://www.mlwerke.de/css/format.css">../../css/format.css</A>&laquo;
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../../index.shtml.html"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
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Mehring</SMALL></A></TD>
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