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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>August Bebel - Die Frau und der Sozialismus - 8. Kapitel</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="beaa_125.htm">7 . Kapitel </A> | </FONT><A HREF="beaa_000.htm">Inhalt</A> | <A HREF="beaa_147.htm">9. Kapitel</A> </P>
<I><FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER">Achtes Kapitel <BR>
</I>Die moderne Ehe <BR>
</FONT><I>1. Die Ehe als Beruf</P>
</I><B><P><A NAME="S134">|134|</A></B> "Ehe und Familie sind die Grundlagen des Staates; wer daher Ehe und Familie angreift, greift die Gesellschaft und den Staat an und untergr&auml;bt beide", rufen die Verteidiger der heutigen Ordnung. Die monogamische Ehe ist, wie zur Gen&uuml;ge bewiesen wurde, Ausflu&szlig; der b&uuml;rgerlichen Erwerbs- und Eigentumsordnung, sie bildet also unbestreitbar eine der wichtigsten Grundlagen der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft, ob sie aber den nat&uuml;rlichen Bed&uuml;rfnissen und einer gesunden Entwicklung der menschlichen Gesellschaft entspricht, ist eine andere Frage. Wir werden zeigen, da&szlig; diese auf den b&uuml;rgerlichen Eigentumsverh&auml;ltnissen beruhende Ehe mehr oder weniger Zwangsehe ist, die viele &Uuml;belst&auml;nde aufweist und vielfach ihren Zweck nur unvollkommen oder gar nicht erreicht. Wir werden ferner zeigen, da&szlig; sie eine soziale Einrichtung ist, die f&uuml;r Millionen unerreichbar bleibt und keineswegs jene auf freier Liebeswahl beruhende Ehe ist, die, wie ihre Lobredner behaupten, allein dem Naturzweck entspricht. </P>
<P>Mit Bezug auf die heutige Ehe ruft John Stuart Mill: <I>"Die Ehe ist die einzige wirkliche Leibeigenschaft, welche das Gesetz kennt."</I> Nach der Auffassung Kants bilden Mann und Frau erst den ganzen Menschen. Auf der normalen Verbindung der Geschlechter beruht die gesunde Entwicklung des Menschengeschlechtes. Die Befriedigung des Geschlechtstriebs ist eine Notwendigkeit f&uuml;r die gesunde physische und geistige Entwicklung des Mannes wie der Frau. Aber der Mensch ist kein Tier, und so gen&uuml;gt ihm f&uuml;r die h&ouml;here Befriedigung seines ungest&uuml;msten Triebes blo&szlig; physische Stillung nicht, er verlangt auch geistige Anziehungskraft und &Uuml;bereinstimmung mit dem Wesen, mit dem er eine Verbindung eingeht. Sind diese nicht vorhanden, so vollzieht sich die geschlechtliche Vermischung rein mechanisch, und sie ist alsdann eine unsittliche. Der h&ouml;herstehende Mensch verlangt, <A NAME="S135"><B>|135|</A></B> da&szlig; die beiderseitige Anziehungskraft auch &uuml;ber die Vollziehung des Geschlechtsaktes hinaus dauere <I>und seine veredelnde Wirkung auf das aus der beiderseitigen Verbindung entsprie&szlig;ende Lebewesen ausdehne</I>.<A NAME="ZF1"><A HREF="beaa_134.htm#F1">(1)</A></A> Die Tatsache, da&szlig; solche Anspr&uuml;che in der heutigen Gesellschaft an unz&auml;hlige Ehen nicht gestellt werden k&ouml;nnen, veranla&szlig;te auch <I>Varnhagen v. Ense </I>zu schreiben: "Was wir in dieser Art vor Augen hatten, sowohl von geschlossenen als von noch zu schlie&szlig;enden Ehen, war nicht gemacht, uns von solcher Verbindung einen guten Begriff zu geben; im Gegenteil, die ganze Einrichtung, der nur Liebe und Achtung zugrunde liegen sollte und die wir in allen diesen Beispielen eher auf alles andere gegr&uuml;ndet sahen, wurde uns gemein und ver&auml;chtlich, und wir stimmten schreiend in den Spruch von Friedrich Schlegel ein, den wir in den Fragmenten des 'Athen&auml;ums' lasen: Fast alle Ehen sind Konkubinate, Ehen an der linken Hand oder vielmehr provisorische Versuche und entfernte Ann&auml;herungen zu einer wirklichen Ehe, deren eigentliches Wesen nach allen geistigen und weltlichen Rechten darin besteht, da&szlig; mehrere Personen nur eine werden sollen."<A NAME="ZF2"><A HREF="beaa_134.htm#F2">(2)</A></A> Das ist ganz im Sinne Kants gedacht. </P>
<P>Die Freude an der Nachkommenschaft und die Verpflichtung gegen diese machen das Liebesverh&auml;ltnis zweier Menschen zu einem l&auml;nger dauernden. Ein Paar, das in ein Eheverh&auml;ltnis treten will, soll sich also dar&uuml;ber klar sein, ob sich die beiderseitigen Eigenschaften zu einer solchen Verbindung eignen. Die Antwort m&uuml;&szlig;te aber auch unbeeinflu&szlig;t erfolgen k&ouml;nnen. Das kann aber nur geschehen durch die Fernhaltung jedes anderen Interesses, das mit dem eigentlichen Zwecke der Verbindung, Befriedigung des Naturtriebs und Fortpflanzung des eigenen Wesens in der Fortpflanzung der Rasse, nichts zu tun hat, und durch ein Ma&szlig; von Einsicht, das die blinde Leidenschaft z&uuml;gelt. Da jedoch diese Bedingungen in der gegenw&auml;rtigen Gesellschaft in ungemein zahlreichen F&auml;llen nicht vorhanden sind, so ergibt sich, da&szlig; die heutige Ehe vielfach entfernt ist, ihren wahren Zweck <A NAME="S136"><B>|136|</A></B> zu erf&uuml;llen, und da&szlig; es daher nicht gerechtfertigt ist, sie als eine ideale Institution anzusehen. </P>
<P>Wie viele Ehen von ganz anderen Anschauungen aus als den dargelegten geschlossen werden, l&auml;&szlig;t sich nicht beweisen. Die Beteiligten sind interessiert, ihre Ehe vor der Welt anders erscheinen zu lassen, als sie in Wirklichkeit ist. Es besteht hier ein Zustand der Heuchelei, wie ihn keine fr&uuml;here Gesellschaftsperiode in &auml;hnlichem Ma&szlig;e kannte. Und der Staat, der politische Repr&auml;sentant dieser Gesellschaft, hat kein Interesse, Untersuchungen anzustellen, deren Resultat die Gesellschaft in ein bedenkliches Licht setzte. Die Maximen, die der Staat selbst in bezug auf die Verehelichung seiner Beamten und Diener verfolgt, <I>vertragen einen Ma&szlig;stab nicht</I>, <I>wie er der Ehe zugrunde liegen soll</I>. </P>
<I><P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_8_2">2. Der R&uuml;ckgang der Geburten</A></P>
</I><P>Die Ehe soll eine Verbindung sein, die zwei Menschen aus gegenseitiger Liebe eingehen, um ihren Naturzweck zu erreichen. Dieses Motiv ist aber gegenw&auml;rtig in den seltensten F&auml;llen <I>rein</I> vorhanden. Die gro&szlig;e Mehrzahl der Frauen sieht die Ehe als eine Versorgungsanstalt an, in die sie um jeden Preis eintreten mu&szlig;. Umgekehrt betrachtet ein gro&szlig;er Teil der M&auml;nnerwelt die Ehe vom reinen Gesch&auml;ftsstandpunkt aus und erw&auml;gt und berechnet aus materiellen Gesichtspunkten die Vorteile und Nachteile derselben. Und selbst in die Ehen, f&uuml;r die niedrige und egoistische Motive nicht ma&szlig;gebend waren, bringt die rauhe Wirklichkeit so viel St&ouml;rendes und Aufl&ouml;sendes, da&szlig; nur in seltenen F&auml;llen die Hoffnungen erf&uuml;llt werden, welche die Eheschlie&szlig;enden in ihrem Enthusiasmus erwarteten. </P>
<P>Das ist nat&uuml;rlich. Soll die Ehe beiden Gatten ein befriedigendes Zusammenleben gew&auml;hren, so erfordert sie neben der gegenseitigen Liebe und Achtung <I>die Sicherung der materiellen Existenz</I>, <I>das Vorhandensein desjenigen Ma&szlig;es von Lebensnotwendigkeiten und Annehmlichkeiten</I>, <I>das sie glauben f&uuml;r sich und ihre Kinder notwendig zu haben</I>. Die schwere Sorge, der harte Kampf um das Dasein sind der erste Nagel zum Sarge ehelicher Zufriedenheit und ehelichen Gl&uuml;ckes. Die Sorge wird aber um so gr&ouml;&szlig;er, je fruchtbarer sich die eheliche Gemeinschaft erweist, <I>also in je h&ouml;herem Grade sie ihren Zweck erf&uuml;llt</I>. Der Bauer zum Beispiel ist vergn&uuml;gt &uuml;ber jedes Kalb, <A NAME="S137"><B>|137|</A></B> das seine Kuh ihm bringt, er z&auml;hlt mit Behagen die Zahl der Jungen, die ein Mutterschwein ihm wirft, und mit Befriedigung berichtet er das Ergebnis seinen Nachbarn; aber er blickt d&uuml;ster, wenn seine Frau ihm zu <I>der</I> Zahl seiner Spr&ouml;&szlig;linge, die er glaubt ohne schwere Sorgen erziehen zu k&ouml;nnen - und <I>gro&szlig;</I> darf sie <I>nicht</I> sein - einen neuen Zuwachs schenkt, um so d&uuml;sterer, wenn das Neugeborene das Ungl&uuml;ck hat, ein <I>M&auml;dchen</I> zu sein. </P>
<P>Man darf also sagen, sowohl die Eheschlie&szlig;ungen wie die Geburten werden von den &ouml;konomischen Zust&auml;nden beherrscht. Am klassischsten zeigt sich dieses in Frankreich. Dort herrscht in der Landwirtschaft das Parzellensystem. Aber Grund und Boden, unter eine gewisse Grenze zerst&uuml;ckelt, ern&auml;hrte keine Familie mehr. Daher das ber&uuml;hmt und ber&uuml;chtigt gewordene Zweikindersystem, das sich in Frankreich zur sozialen Institution ausgebildet hat und sogar die Bev&ouml;lkerung in vielen Provinzen, zum Schrecken der Staatslenker, fast station&auml;r erh&auml;lt, ja einen erheblichen R&uuml;ckgang derselben verursacht. Was die Entwicklung der Warenproduktion und der Geldwirtschaft auf dem Lande verursacht, das erzeugt noch in st&auml;rkerem Ma&szlig;e die Industrie in den St&auml;dten. Hier nimmt die eheliche Fruchtbarkeit am schnellsten ab. </P>
<P>Die Zahl der Geburten f&auml;llt in Frankreich stetig, trotz Vermehrung der Zahl der Eheschlie&szlig;ungen, aber nicht blo&szlig; in Frankreich, sondern in den meisten Kulturl&auml;ndern. Es dr&uuml;ckt sich darin eine Entwicklung als Folge unserer sozialen Zust&auml;nde aus, die den herrschenden Klassen zu denken geben sollte. In Frankreich wurden 1881 937.057 Kinder geboren, aber 1906 nur noch 806.847, 1907 773.969. Die Geburten blieben also im Jahre 1907 gegen das Jahr 1881 um 163.088 zur&uuml;ck. Charakteristisch ist aber, da&szlig; die Zahl der unehelichen Geburten, die in Frankreich im Jahre 1881 70.079 betrug und in der Periode von 1881 bis 1890 im Jahre 1884 mit 75.754 den h&ouml;chsten Stand erreichte, 1906 immer noch 70.866 K&ouml;pfe stark war, so da&szlig; die Verminderung der Geburten ausschlie&szlig;lich auf die ehelichen fiel. Diese Abnahme der Geburten ist ein Charakteristikum, das durch das ganze Jahrhundert sich bemerkbar macht. Es fielen Geburten in Frankreich auf je 10.000 Einwohner im Jahre: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=366>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1801 bis 1810</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>333</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P>1841 bis 1850</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>273</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1891 bis 1900</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="JUSTIFY">221</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1811 bis 1820</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>316</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1851 bis 1860</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>262</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1905</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="JUSTIFY">206</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1821 bis 1830</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>308</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1861 bis 1870</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>261</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1906</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="JUSTIFY">206</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1831 bis 1840</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>290</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1881 bis 1890</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>239</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1907</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="JUSTIFY">197</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<B><P><A NAME="S138">|138|</A></B> Das ist eine Abnahme der Geburten im Jahre 1907 im Vergleich zu 1801 (333) um 136 auf je 10.000 Einwohner. Man kann sich vorstellen, da&szlig; dieses Resultat den franz&ouml;sischen Staatsm&auml;nnern und Sozialpolitikern gro&szlig;e Kopfschmerzen bereitet. Aber Frankreich steht in dieser Beziehung nicht allein. Deutschland, insbesondere Sachsen, weist seit geraumer Zeit eine &auml;hnliche Erscheinung auf, und die Abnahme der Geburtsziffer vollzieht sich noch schneller. So kamen in Deutschland auf je 10.000 Einwohner Geburten im Jahre: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=256>
<TR><TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1875</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>423</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1890</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P>370</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1905</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>340</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1880</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P>391</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1895</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>375</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1906</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>341</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1885</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P>385</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1900</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P>368</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1907</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>332</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Die Mehrzahl der &uuml;brigen Staaten Europas zeigt uns ein &auml;hnliches Bild. </P>
<P>So kamen auf 1.000 Einwohner Geburten in: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=429>
<TR><TD WIDTH="25%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1871-1880</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1881-1890</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1891-1900</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1901-1905</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1907</FONT></TD>
</TR>
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</TR>
<TR><TD WIDTH="25%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>England u. Wales</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">35,4</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">32,5</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">29,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">28,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">26,3</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="25%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Schottland</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">34,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">32,3</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">30,2</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">28,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">27&nbsp;&nbsp;&nbsp;</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="25%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Irland</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">26,5</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">23,4</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">23&nbsp;&nbsp;&nbsp;</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">23,2</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">23,2</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="25%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Italien</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">36,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">37,8</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">34,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">32,6</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">31,5</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="25%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Schweden</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">30,5</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">29,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">27,2</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">26,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">25,5</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="25%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>&Ouml;sterreich</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">39&nbsp;&nbsp;&nbsp;</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">37,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">37,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">35,8</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">(1906) 35&nbsp;&nbsp;&nbsp;</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="25%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Ungarn</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">44,3</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">44,0</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">40,6</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">37,2</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">36&nbsp;&nbsp;&nbsp;</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="25%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Belgien</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">32,3</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">30,2</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">29&nbsp;&nbsp;&nbsp;</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">27,7</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">(1906) 25,7</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="25%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Schweiz</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">30,8</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">28,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">28,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">28,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">26,8</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="25%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Niederlande</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">36,2</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">34,2</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">32,5</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">31,5</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">30,0</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Die Abnahme der Geburten ist also ganz allgemein, und obwohl Frankreich und Irland die niedrigsten Quoten aufweisen, vollzieht sich diese Verminderung der Geburtenziffer am schnellsten in England, Deutschland (Sachsen) und Schottland. Die gleiche Erscheinung finden wir in den Vereinigten Staaten und Australien. Noch st&auml;rker tritt diese Tendenz hervor, wenn wir statt der allgemeinen Geburtenziffer die eheliche Fruchtbarkeit in Betracht ziehen, das hei&szlig;t die Beziehung der ehelich Geborenen zu dem mittleren Bestand der verheirateten Frauen in geb&auml;rf&auml;higem Alter, also vom 15. bis zum vollendeten 49. Jahre: </P>
<B><P><A NAME="S139">|139|</A></B> Lebendgeborene eheliche Kinder auf 1.000 verheiratete Frauen im Alter vom 15 bis 49 Jahren (im Jahresdurchschnitt) </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=309>
<TR><TD WIDTH="40%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1876-1885</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1886-1895</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1896-1905</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="40%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="40%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>England und Wales</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">250</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">229</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">203</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="40%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Schottland</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">271</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P>Baden</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P>Belgien</FONT></TD>
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</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Die angef&uuml;hrten Tatsachen zeigen, da&szlig; die Geburt eines Menschen, "Gottes Ebenbild", wie die Religi&ouml;sen sagen, durchschnittlich unterwertiger taxiert wird als ein neugeborenes Haustier, das spricht aber f&uuml;r den unerfreulichen Zustand, in dem wir uns befinden. In mancher Beziehung unterscheiden sich unsere Anschauungen wenig von denen barbarischer V&ouml;lker. Bei diesen wurden h&auml;ufig Neugeborene get&ouml;tet, insbesondere traf dieses Schicksal die M&auml;dchen, und manche V&ouml;lkerschaften halten es noch heute so. Wir t&ouml;ten die M&auml;dchen nicht mehr, dazu sind wir zu zivilisiert, aber sie werden nur zu oft als Parias behandelt. Der st&auml;rkere Mann dr&auml;ngt die Frau &uuml;berall im Kampfe um das Dasein zur&uuml;ck, und nimmt sie dennoch den Kampf auf, so wird sie nicht selten von dem st&auml;rkeren Geschlecht als unliebsame Konkurrentin mit Ha&szlig; verfolgt. Besonders sind es die M&auml;nner der h&ouml;heren Schichten, die gegen die weibliche Konkurrenz am erbittertsten sind und sie am heftigsten bek&auml;mpfen. Da&szlig; auch Arbeiter den Ausschlu&szlig; der Frauenarbeit fordern, kommt nur ausnahmsweise vor. Als zum Beispiel ein solcher Antrag im Jahre 1876 auf einem franz&ouml;sischen Arbeiterkongre&szlig; gestellt wurde, erkl&auml;rte sich die gro&szlig;e Mehrheit dagegen. Seitdem aber hat gerade unter den klassenbewu&szlig;ten Arbeitern aller L&auml;nder die Auffassung, da&szlig; die Arbeiterin ein gleichberechtigtes Wesen ist, gewaltige Fortschritte gemacht, was insbesondere die Beschl&uuml;sse der internationalen Arbeiterkongresse zeigen. Der <A NAME="S140"><B>|140|</A></B> klassenbewu&szlig;te Arbeiter wei&szlig;, da&szlig; die gegenw&auml;rtige &ouml;konomische Entwicklung die Frau zwingt, sich zum Konkurrenten des Mannes aufzuwerfen, er wei&szlig; aber auch, da&szlig; die Frauenarbeit zu verbieten ebenso unsinnig w&auml;re wie ein Verbot der Anwendung von Maschinen, und so trachtet er danach, die Frau &uuml;ber ihre Stellung in der Gesellschaft aufzukl&auml;ren <I>und sie zur Mitk&auml;mpferin in dem Befreiungskampf des Proletariats gegen den Kapitalismus zu erziehen</I>. </P>
<I><P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_8_3">3. Die Geldehe und die Eheb&ouml;rse</A></P>
</I><P>Die heutige Gesellschaft steht zweifellos h&ouml;her als jede fr&uuml;here, aber die Auffassung in bezug auf das Verh&auml;ltnis der beiden Geschlechter ist vielfach dieselbe geblieben. Professor L. v. Stein ver&ouml;ffentlichte 1876 eine Schrift, "Die Frau auf dem Gebiet der National&ouml;konornie", die wenig ihrem Titel entspricht, in der er ein sehr poetisch gef&auml;rbtes Gem&auml;lde der Ehe gibt. In diesem Gem&auml;lde zeigt sich aber die untert&auml;nige Stellung der Frau gegen&uuml;ber dem "L&ouml;wen" Mann. Stein schreibt: "Der Mann will ein Wesen, das ihn nicht blo&szlig; liebt, das ihn auch versteht. Er will jemanden, dem nicht blo&szlig; das Herz f&uuml;r ihn schl&auml;gt, sondern dessen Hand ihm auch die Stirn gl&auml;ttet, das in seiner Erscheinung den Frieden, die Ruhe, die Ordnung, die stille Herrschaft &uuml;ber sich selbst und die tausend Dinge ausstrahlt, zu denen er t&auml;glich zur&uuml;ckkehrt; er will jemanden, der um alle diese Dinge jenen unaussprechlichen Duft der Weiblichkeit verbreitet, der die belebende W&auml;rme f&uuml;r das Leben des Hauses ist." </P>
<P>In diesem anscheinenden Lobgesang auf die Frau verbirgt sich ihre Erniedrigung und der Egoismus des Mannes. Der Herr Professor malt die Frau als ein duftiges Wesen, das aber, mit der n&ouml;tigen praktischen Rechenkunst ausgestattet, das Soll und Haben der Wirtschaft im Gleichgewicht zu erhalten versteht und im &uuml;brigen zephirartig, wie holder Fr&uuml;hling, um den Herrn des Hauses, den gebietenden L&ouml;wen, schwebt, um ihm jeden seiner W&uuml;nsche an den Augen abzusehen und ihm mit der weichen Hand die Stirn zu gl&auml;tten, die er, der "Herr des Hauses", vielleicht im Br&uuml;ten &uuml;ber seine eigenen Dummheiten runzelt. Kurz, der Herr Professor schildert eine Frau und eine Ehe, wie unter hundert kaum eine vorhanden ist und vorhanden sein kann. Von den vielen Tausenden ungl&uuml;cklicher Ehen und der gro&szlig;en Zahl <A NAME="S141"><B>|141|</A></B> derjenigen Frauen, die nie dazu kommen, eine Ehe zu schlie&szlig;en, wie von den Millionen, die von fr&uuml;h bis sp&auml;t neben dem Ehegatten als Lasttiere zu sorgen haben und sich abrackern m&uuml;ssen, um das bi&szlig;chen Brot f&uuml;r den laufenden Tag zu erwerben, sieht und wei&szlig; er nichts. Bei diesen allen streift die herbe, rauhe Wirklichkeit die poetische F&auml;rbung leichter ab als die Hand den Farbenstaub von den Fl&uuml;geln des Schmetterlings. Ein Blick auf jene ungez&auml;hlten Dulderinnen w&uuml;rde dem Herrn Professor sein poetisch gef&auml;rbtes Gem&auml;lde arg zerst&ouml;rt und ihm sein Konzept verdorben haben. Die Frauen, die er sieht, bilden nur eine winzige Minorit&auml;t, und da&szlig; diese auf der H&ouml;he ihrer Zeit stehen, darf man bezweifeln. </P>
<P>Ein oft zitierter Ausspruch lautet: "Der beste Ma&szlig;stab f&uuml;r die Kultur eines Volkes ist die Stellung, welche die Frau einnimmt." Wir lassen das gelten, aber es wird sich dann zeigen, da&szlig; unsere so ger&uuml;hmte Kultur noch nicht weit her ist. In seiner Schrift "Die H&ouml;rigkeit der Frau" - der Titel charakterisiert die Auffassung, die der Verfasser von der Stellung der Frau hat - &auml;u&szlig;ert John Stuart Mill: "Das Leben der M&auml;nner ist h&auml;uslicher geworden. Die steigende Zivilisation legt dem Manne gegen die Frau mehr Fesseln an." Das ist in bedingtem Ma&szlig;e richtig, insofern zwischen Mann und Frau ein aufrichtiges eheliches Verh&auml;ltnis besteht, aber man darf bezweifeln, da&szlig; dieser Ausspruch f&uuml;r eine starke Minderheit gilt. Der verst&auml;ndige Mann wird es f&uuml;r sich selbst von Vorteil erachten, da&szlig; die Frau mehr aus dem engen Kreis der h&auml;uslichen T&auml;tigkeit in das Leben tritt und mit den Zeitstr&ouml;mungen vertraut wird. Die "Fesseln", die er sich damit auferlegt, dr&uuml;cken nicht. Dagegen entsteht die Frage, ob das moderne Leben nicht Faktoren in das Eheleben einf&uuml;hrte, die in h&ouml;herem Grade als fr&uuml;her die Ehe zerst&ouml;ren. </P>
<P>Die Ehe ist in hohem Grade Gegenstand materieller Spekulation geworden. Der Mann, der heiraten will, trachtet danach, mit der Frau auch Eigentum zu erheiraten. Dieses war schon in fr&uuml;herer Zeit der vornehmste Grund, da&szlig; die T&ouml;chter, die man anfangs, als die Vaterfolge ma&szlig;gebend wurde, vom Erbe ausgeschlossen hatte, wieder Erbrecht erlangten. Aber in keiner fr&uuml;heren Zeit war die Ehe in so zynischer Weise, sozusagen auf offenem Markte, Gegenstand der Spekulation und blo&szlig;es Geldgesch&auml;ft wie heute. Gegenw&auml;rtig wird der Eheschacher h&auml;ufig mit einer Schamlosigkeit betrieben, da&szlig; die stetig wiederholte Phrase von der "Heiligkeit" der Ehe als purer Hohn er- <A NAME="S142"><B>|142|</A></B> scheint. Diese Erscheinung hat, wie alles, ihren zul&auml;nglichen Grund. In keiner fr&uuml;heren Zeit wurde es der gro&szlig;en Mehrzahl der Menschen schwerer, sich zu einem gewissen Wohlstand emporzuschwingen, als gegenw&auml;rtig; zu keiner Zeit war aber auch das berechtigte Streben nach menschenw&uuml;rdiger Existenz und Lebensgenu&szlig; so <I>allgemein</I>. Wer das gesteckte Ziel nicht erreicht, empfindet dieses um so schwerer, weil alle glauben, das <I>gleiche</I> Recht zu genie&szlig;en zu haben. <I>Formell</I> besteht <I>kein</I> St&auml;nde- und Klassenunterschied. Jeder will erlangen, was er, nach seiner Lebenslage, als erstrebenswertes Ziel ansieht. Aber viele f&uuml;hlen sich berufen, und wenige sind auserw&auml;hlt. Damit einer in der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft in Behaglichkeit leben kann, m&uuml;ssen zwanzig andere darben. Und damit einer in allen Gen&uuml;ssen schwelgen kann, m&uuml;ssen Hunderte oder Tausende elend bleiben. Aber jeder will zu den Beg&uuml;nstigten geh&ouml;ren und ergreift jedes Mittel, das ihn zum Ziele zu f&uuml;hren scheint, vorausgesetzt, da&szlig; er sich nicht zu stark kompromittiert. Eines der bequemsten und naheliegendsten Mittel, eine bevorzugte soziale Stellung zu erreichen, ist die <I>Geldehe</I>. Das Verlangen nach m&ouml;glichst viel Geld auf der einen und die Sehnsucht nach Rang, Titeln und W&uuml;rden auf der anderen Seite findet auf diese Weise in den h&ouml;heren Schichten der Gesellschaft gegenseitige Befriedigung. Hier wird die Ehe meist als Gesch&auml;ft angesehen, sie ist ein konventionelles Band, das beide Teile &auml;u&szlig;erlich respektieren, im &uuml;brigen handelt nur zu oft jeder Teil nach seinen Neigungen.<A NAME="ZF3"><A HREF="beaa_134.htm#F3">(1)</A></A> </P>
<B><P><A NAME="S143">|143|</A></B> In jeder gr&ouml;&szlig;eren Stadt gibt es bestimmte Orte und Tage, an denen die h&ouml;heren Klassen wesentlich zu dem Zweck zusammentreffen, um den Abschlu&szlig; von Ehen zu bef&ouml;rdern. Diese Zusammenk&uuml;nfte werden deshalb passend "Eheb&ouml;rsen" genannt. Denn wie an der B&ouml;rse, so spielen auch hier die Spekulation und der Schacher die Hauptrolle und bleiben Betrug und Schwindel nicht aus. Mit Schulden &uuml;berladene Offiziere, die aber einen alten Adelstitel pr&auml;sentieren k&ouml;nnen, durch die Debauche br&uuml;chig gewordene Rou&eacute;s, die im ehelichen Hafen die ruinierte Gesundheit wiederherstellen m&ouml;chten und einer Pflegerin bed&uuml;rfen, Fabrikanten, Kaufleute, Bankiers, die manchmal vor dem Bankrott und vor dem Zuchthaus stehen und gerettet sein wollen, endlich alle, die nach Erlangung oder Vermehrung von Geld und Reichtum trachten, erscheinen neben Beamten, die Aussicht auf Avancement besitzen, aber einstweilen in Geldn&ouml;ten sind, als Kunden und schlie&szlig;en den Ehehandel ab. Dabei ist es nicht selten einerlei, ob die k&uuml;nftige Frau jung oder alt, h&uuml;bsch oder h&auml;&szlig;lich, gerade oder bucklig, gebildet oder ungebildet, fromm oder frivol, Christin oder J&uuml;din ist. Lautete nicht der Ausspruch eines sehr ber&uuml;hmten Staatsmannes: "Eine Ehe zwischen einem christlichen H. und einer j&uuml;dischen St. ist sehr empfehlenswert"?<A NAME="ZF4"><A HREF="beaa_134.htm#F4">(4)</A></A> Das bezeichnenderweise dem Pferdestall entnommene Bild findet, wie die Erfahrung lehrt, in den hohen Kreisen unserer Gesellschaft lebhaften Beifall. Das Geld gleicht alle Sch&auml;den aus und wiegt alle Untugenden auf. Das deutsche Strafgesetzbuch (<28><> 180 und 181) bestraft die Kuppelei mit schwerer Zuchthausstrafe oder Gef&auml;ngnis, aber wenn Eltern, Vorm&uuml;nder und Verwandte ihre Kinder, M&uuml;ndel oder Anverwandte an einen ungeliebten Mann oder an eine ungeliebte Frau f&uuml;r das Leben verkuppeln, nur des Geldes, des Gewinnes, des Ranges oder eines sonstigen Vorteiles wegen, kann kein Staatsanwalt eingreifen, und doch liegt ein Verbrechen vor. Es gibt zahlreiche wohlorganisierte Heiratsb&uuml;ros und <A NAME="S144"><B>|144|</A></B> Kuppler und Kupplerinnen aller Art, die auf Beute ausgehen und die Kandidaten und Kandidatinnen f&uuml;r den "heiligen Stand der Ehe" suchen. Solche Gesch&auml;fte sind besonders profitabel, wenn sie f&uuml;r die Glieder der h&ouml;heren St&auml;nde "arbeiten". 1878 fand in Wien ein Kriminalproze&szlig; gegen eine Kupplerin wegen Giftmischerei statt, der mit ihrer Verurteilung zu f&uuml;nfzehn Jahren Zuchthaus endete. In demselben wurde unter anderem festgestellt, da&szlig; der fr&uuml;here franz&ouml;sische Gesandte in Wien, Graf Banneville, diesem Weibe f&uuml;r die Beschaffung seiner Frau 22.000 Gulden Kuppellohn bezahlte. Andere Mitglieder der hohen Aristokratie wurden in diesem Proze&szlig; ebenfalls aufs schwerste kompromittiert. Gewisse staatliche Organe lie&szlig;en das Weib in seinem dunklen und verbrecherischen Treiben jahrelang gew&auml;hren. Das Warum d&uuml;rfte nach dem Mitgeteilten nicht zweifelhaft sein. In der deutschen Reichshauptstadt erz&auml;hlt man sich &auml;hnliche Geschichten, sie sind ein allt&auml;gliches Vorkommnis, wo immer Ehesuchende sich befinden. Besonderer Gegenstand des Eheschachers sind in den letzten Jahrzehnten f&uuml;r den geldbed&uuml;rftigen europ&auml;ischen Adel die T&ouml;chter und Erbinnen der reichen nordamerikanischen Bourgeoisie, die wieder ihrerseits Bed&uuml;rfnis nach Rang und W&uuml;rden hat, die es in ihrer amerikanischen Heimat nicht gibt. &Uuml;ber dieses Treiben gab charakteristische Aufschl&uuml;sse eine Reihe von Ver&ouml;ffentlichungen, die im Herbst 1889 in einem Teile der deutschen Presse erschienen. Danach hatte ein adliger Industrieritter in Kalifornien sich als Eheagent in deutschen und &ouml;sterreichischen Zeitungen empfohlen. Die Anerbietungen, die er erhielt, zeigten zur Gen&uuml;ge, welche Auffassung &uuml;ber die "Heiligkeit" der Ehe und ihre "ethische" Seite in den betreffenden Kreisen herrschen. Zwei preu&szlig;ische Gardeoffiziere, dem &auml;ltesten preu&szlig;ischen Adel angeh&ouml;rend, waren bereit, auf die Heiratsanerbietungen einzugehen, weil sie, wie sie offenherzig erkl&auml;rten, zusammen &uuml;ber 60.000 Mark Schulden h&auml;tten. In ihrem Schreiben an den Kuppler sagten sie w&ouml;rtlich: "Es ist selbstverst&auml;ndlich, da&szlig; wir kein Geld im voraus bezahlen. Ihre Remuneration erhalten Sie nach der Hochzeitsreise. Empfehlen. Sie uns nur Damen, gegen deren Familien kein Anstand erhoben werden kann. Ebenso w&auml;re es sehr <I>erw&uuml;nscht</I>, mit Damen von m&ouml;glichst einnehmendem &Auml;u&szlig;eren bekannt gemacht zu werden. Wenn verlangt, &uuml;bergeben wir Ihrem Agenten, der uns die n&auml;heren Umst&auml;nde erkl&auml;ren und Photographien usw. zeigen wird, unsere Photographien f&uuml;r diskretion&auml;re Zwecke. Wir be- <A NAME="S145"><B>|145|</A></B> trachten die ganze Angelegenheit im vollsten Vertrauen als eine Sache der Ehre (!) und verlangen nat&uuml;rlich dasselbe von Ihnen. Wir erwarten baldigst Antwort durch Ihren hiesigen Agenten, falls Sie einen solchen haben. </P>
<P>Berlin, Friedrichstra&szlig;e 107, <BR>
15. Dezember 1889 </P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Baron v. M.</I> ...<BR>
<I>Artur v. W.</I> ..."</P>
<P>Ein junger deutscher Adliger, Hans v. H., schrieb aus London, er sei 5 Fu&szlig; 10 Zoll gro&szlig;, von altadliger Familie und im diplomatischen Dienst besch&auml;ftigt. Er machte das Gest&auml;ndnis, da&szlig; sein Verm&ouml;gen durch ungl&uuml;ckliche Wetten bei Pferderennen sehr zusammengeschmolzen sei und er sich deshalb in die Notwendigkeit versetzt sehe, Ausschau nach einer reichen Braut zu halten, um das Defizit decken zu k&ouml;nnen. Auch sei er bereit, sofort eine Reise nach den Vereinigten Staaten zu unternehmen. </P>
<P>Der erw&auml;hnte Industrieritter behauptete, au&szlig;er vielen Grafen, Baronen usw. h&auml;tten sich drei Prinzen und sechzehn Herz&ouml;ge als Heiratskandidaten gemeldet. Aber nicht nur Adlige, auch B&uuml;rgerliche gel&uuml;stet es nach reichen Amerikanerinnen. So verlangte ein Architekt Max W. aus Leipzig eine Braut, die nicht nur Geld, sondern auch Sch&ouml;nheit und Bildung besitzen m&uuml;sse. Aus Kehl am Rhein schrieb ein junger Fabrikbesitzer, Robert D., da&szlig; er sich mit einer Braut, die blo&szlig; 400.000 Mark habe, zufriedengebe und versprach im voraus, sie gl&uuml;cklich zu machen. Doch wozu in die Ferne schweifen, liegt das Gute doch so nahe. Man werfe nur einen Blick in die zahlreichen Heiratsannoncen der gr&ouml;&szlig;eren b&uuml;rgerlichen Zeitungen, und man findet oft Ehegesuche, die nur einer total verlotterten Gesinnung entsprungen sein k&ouml;nnen. Die Stra&szlig;endirne, die aus bitterer Not ihr bewerbe betreibt, ist zuweilen ein Ausbund von Anstand und Tugend gegen diese Ehesucher. Ein sozialdemokratischer Expedient, der einer solchen Annonce Aufnahme in sein Blatt gew&auml;hrte, w&uuml;rde aus seiner Partei ausgesto&szlig;en. Die b&uuml;rgerliche Presse genieren aber solche Annoncen nicht, sie bringen Geld ein, und sie denkt wie Kaiser Vespasian: non olet (es riecht nicht). Das verhindert aber diese Presse nicht, gegen die ehezerst&ouml;rerischen Tendenzen der Sozialdemokratie zu eifern. Ein heuchlerischeres Zeitalter als das unsere hat es nie gegeben. </P>
<B><P><A NAME="S146">|146|</A></B> Werbeb&uuml;ros f&uuml;r Heiraten sind heute die Annoncenbl&auml;tter der meisten unserer Zeitungen. Wer immer, sei es M&auml;nnlein oder Weiblein, unterderhand nichts Passendes zur Heirat findet, vertraut sein Herzensbed&uuml;rfnis frommen konservativen oder moralisch liberalen Zeitungen an, die f&uuml;r Geld und ohne gute Worte sorgen, da&szlig; die gleichgesinnten Seelen sich finden. Mit der Ausbeute eines einzigen Tages aus einer Anzahl der gr&ouml;&szlig;eren Zeitungen lie&szlig;en sich ganze Seiten f&uuml;llen. Auch kommt ab und zu die interessante Tatsache zum Vorschein, da&szlig; man auf dem Wege der Annonce sogar Geistliche als Ehem&auml;nner zu erobern sucht und umgekehrt Geistliche nach einer Ehefrau angeln. Manchmal erbieten sich auch die Bewerber unter der Bedingung, da&szlig; die gesuchte Frau reich sei, einen Fehltritt zu &uuml;bersehen. Kurz, die moralische Verkommenheit gewisser Kreise unserer Gesellschaft kann nicht besser als durch diese Art von Heiratsbewerbung an den Pranger gestellt werden.</P>
<P ALIGN="CENTER"><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von August Bebel</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> "Die Stimmungen und Gef&uuml;hle, mit denen zwei Gatten sich nahen, &uuml;ben unzweifelhaft einen ausschlaggebenden Einflu&szlig; auf die Wirkung des Geschlechtsaktes aus und &uuml;bertragen gewisse Charaktereigenschaften auf das werdende Wesen." Dr. Elisabeth Blackwell, The moral education of the young in relation to sex. Siehe auch Goethes "Wahlverwandtschaften", der dort deutlich schillert, welche Wirkung die Gef&uuml;hle aus&uuml;ben, die zwei Menschen zu intimem Umgang f&uuml;hren. <A HREF="beaa_134.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> Denkw&uuml;rdigkeiten, 1, Band, S. 239. Leipzig, F. A. Brockhaus. <A HREF="beaa_134.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> Die Ehe aus Politik in den h&ouml;chsten Kreisen sei nur der Vollst&auml;ndigkeit halber erw&auml;hnt. In diesen Ehen hat auch in der Regel, und zwar f&uuml;r den Mann wieder in h&ouml;herem Grade als f&uuml;r die Frau, stillschweigend das Privilegium bestanden, sich au&szlig;erehelich nach Laune und Bed&uuml;rfnis schadlos zu halten. Es gab Zeiten, in denen es f&uuml;r einen F&uuml;rsten zumguten Ton geh&ouml;rte, wenigstens eine M&auml;tresse zu unterhalten; das geh&ouml;rte sozusagen zu den f&uuml;rstlichen Attributen. So unterhielt, nach Scherr, der sonst als solid bekannte Friedrich Wilhelm I. von Preu&szlig;en (1715-1740) wenigstens zum Schein ein Verh&auml;ltnis mit einer Generalin. Dagegen ist allgemein bekannt, da&szlig; zum Beispiel August der Starke von Sachsen, K&ouml;nig von Polen, an 500 unehelichen Kindern das Leben gab und K&ouml;nig Viktor Emanuel von Italien, der re galantuomo, 52 uneheliche Kinder hinterlie&szlig;. Vor nicht langer Zeit existierte noch eine romantisch gelegene kleine deutsche Residenz, in der sich ungef&auml;hr ein Dutzend der reizendsten Villen befinden, die der betreffende "Landesvater" als Ruhesitze seinen abgedankten M&auml;tressen erbauen lie&szlig;. &Uuml;ber dieses Kapitel lie&szlig;en sich dicke B&uuml;cher schreiben, wie auch bekanntlich eine umf&auml;ngliche Bibliothek &uuml;ber diese pikanten Vorkommnisse vorhanden ist. Die interne Geschichte der meisten europ&auml;ischen F&uuml;rstenh&ouml;fe und Adelsfamilien ist f&uuml;r jeden Wissenden eine fast ununterbrochene Chronique scandaleuse. Gegen&uuml;ber solchen Tatsachen ist es allerdings recht n&ouml;tig, da&szlig; Geschichte malende Sykophanten die "Legitimit&auml;t" der verschiedenen sich folgenden "Landesv&auml;ter und Landesm&uuml;tter" nicht nur unbezweifelt lassen, sondern sich auch bem&uuml;hen, alle als Muster h&auml;uslicher Tagenden, als treue Ehem&auml;nner oder gute M&uuml;tter darzustellen. Die Auguren sind noch nicht ausgestorben, und sie leben wie die r&ouml;mischen noch heute von der Unwissenheit der Massen. <A HREF="beaa_134.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A> Siehe "F&uuml;rst Bismarck und seine Leute", von Busch. <A HREF="beaa_134.htm#ZF4">&lt;=</A></P></BODY>
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