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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Karl Marx - Kossuth und Louis-Napoleon</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="../me_ak59.htm"><FONT SIZE=2>Inhaltsverzeichnis Artikel und Korrespondenzen von Januar bis Dezember 1859</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 13, 7. Auflage 1971, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 500-507.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 04.08.1998</P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>Kossuth und Louis-Napoleon</H1>
<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 5748 vom 24. September 1859] </P>
</FONT><B><P><A NAME="S500">&lt;500&gt;</A></B> London, 5. September 1859</P>
<P>Sie werden sich erinnern, da&szlig; ich vor etwa einem Jahre in den Spalten der Tribune einige interessante Enth&uuml;llungen &uuml;ber einen gewissen Bangya machte, &uuml;ber seine Mission nach Tscherkessien und die Streitigkeiten, die hieraus zwischen der ungarischen und der polnischen Emigration in Konstantinopel entstanden. Obwohl die damals von mir mitgeteilten Tatsachen sp&auml;ter ihren Weg in die europ&auml;ische Presse fanden, ist niemals ein Versuch unternommen worden, ihre Richtigkeit zu bestreiten. Nun mu&szlig; ich die Aufmerksamkeit Ihrer Leser auf ein anderes verborgenes Kapitel zeitgen&ouml;ssischer Geschichte lenken; ich meine damit die Verbindung zwischen Kossuth und Bonaparte. Es kann nicht l&auml;nger geduldet werden, da&szlig; ein und dieselben M&auml;nner mit der einen Hand den Sold des M&ouml;rders der Franz&ouml;sischen Republik empfangen und mit der anderen Hand das Banner der Freiheit hissen, da&szlig; sie zwei Rollen spielen, die der M&auml;rtyrer und die der H&ouml;flinge; da&szlig; sie, nachdem sie Werkzeuge eines grausamen Usurpators geworden sind, noch als die Vertreter einer unterdr&uuml;ckten Nation auftreten. Ich halte den gegenw&auml;rtigen Zeitpunkt f&uuml;r die Enth&uuml;llung mir schon lange bekannter Tatsachen besonders geeignet, da Bonaparte und seine Speichellecker ebenso wie Kossuth und seine Parteig&auml;nger emsig bem&uuml;ht sind, einen Schleier &uuml;ber Transaktionen zu werfen, die unfehlbar den einen vor den Monarchen und den anderen vor den V&ouml;lkern der Welt kompromittieren w&uuml;rden.</P>
<P>Selbst die voreingenommensten Bewunderer von Herrn Kossuth werden zugeben m&uuml;ssen, da&szlig;, was auch seine anderen Eigenschaften sein m&ouml;gen, er einer F&auml;higkeit leider immer ermangelt hat - der Best&auml;ndigkeit. W&auml;hrend <A NAME="S501"><B>&lt;501&gt;</A></B> seines ganzen Lebens ist er dem Improvisator, der seine Eindr&uuml;cke von seinem Publikum empf&auml;ngt, &auml;hnlicher gewesen als dem Autor, der seine Originalideen der Welt aufdr&uuml;ckt. Diese Unbest&auml;ndigkeit der Gedanken mu&szlig;te sich in zweideutigen Handlungen widerspiegeln. Einige Tatsachen m&ouml;gen die Wahrheit dieser Behauptung illustrieren. In Kutahia trat Herr Kossuth in eine vertrauliche Liaison mit Herrn David Urquhart, &uuml;bernahm sofort die Vorurteile dieses romantischen Hochl&auml;nders und z&ouml;gerte nicht, &uuml;ber Mazzini das Urteil zu f&auml;llen, er sei ein russischer Agent. Er gelobte f&ouml;rmlich, sich von Mazzini fernzuhalten. Aber kaum in London angekommen, bildete er ein Triumvirat mit Mazzini und Ledru-Rollin. Die unbestreitbaren Beweise seiner Doppelz&uuml;ngigkeit wurden der britischen &Ouml;ffentlichkeit in der zwischen L. Kossuth und David Urquhart gef&uuml;hrten Korrespondenz dargelegt, die der letztere Gentleman in der Londoner "Free Press" ver&ouml;ffentlicht hat. In der ersten Rede, die Herr Kossuth nach der Landung an der englischen K&uuml;ste hielt, nannte er Palmerston seinen Busenfreund. Palmerston gab Kossuth durch Vermittlung eines bekannten Parlamentsmitgliedes &lt;Lord Dudley Stuart&gt; seinen Wunsch zu verstehen, ihn in seinem Hause zu empfangen. Kossuth verlangte, von dem britischen Premierminister als Gouverneur von Ungarn empfangen zu werden, eine Forderung, die nat&uuml;rlich sofort ver&auml;chtlich zur&uuml;ckgewiesen wurde. Herr Kossuth gab nun seinerseits der britischen &Ouml;ffentlichkeit durch Herrn Urquhart und andere seiner Bekannten zu verstehen, da&szlig; er Palmerstons Einladung zur&uuml;ckgewiesen habe, weil er sich in Kutahia durch ein genaues Studium des Blaubuches &uuml;ber die ungarischen Angelegenheiten &uuml;berzeugt habe, da&szlig; Palmerston, sein "Busenfreund", im geheimen Einvernehmen mit dem Hofe von St. Petersburg den Verr&auml;ter an dem "teuren Ungarn" gespielt habe. Im Jahre 1853, als eine mazzinische Emeute in Mailand ausbrach, erschien an den Mauern jener Stadt eine Proklamation, die an die ungarischen Soldaten gerichtet war und sie aufforderte, sich auf die Seite der italienischen Aufst&auml;ndischen zu stellen: sie trug die Unterschrift von Ludwig Kossuth. Nachdem die &eacute;meute fehlgeschlagen war, beeilte sich Herr Kossuth, durch die Londoner Zeitungen die Proklamation f&uuml;r eine F&auml;lschung zu erkl&auml;ren und bezichtigte so seinen Freund Mazzini in aller &Ouml;ffentlichkeit der L&uuml;ge. Nichtsdestoweniger war die Proklamation echt. Mazzini <I>hatte </I>im Einverst&auml;ndnis mit Kossuth gehandelt.</P>
<P>In der festen &Uuml;berzeugung, da&szlig; zum Sturz der &ouml;sterreichischen Tyrannei das vereinte Vorgehen Ungarns und Italiens unerl&auml;&szlig;lich sei, versuchte <A NAME="S502"><B>&lt;502&gt;</A></B> Mazzini zun&auml;chst, Kossuth durch einen zuverl&auml;ssigeren ungarischen F&uuml;hrer zu ersetzen, aber da seine Bem&uuml;hungen an der Uneinigkeit in der ungarischen Emigration scheiterten, verzieh er gro&szlig;m&uuml;tig seinem unsicheren Verb&uuml;ndeten und ersparte ihm eine Blo&szlig;stellung, die Kossuths Stellung in England ruiniert h&auml;tte.</P>
<P>Um n&auml;her an die Gegenwart heranzukommen, m&ouml;chte ich Ihnen in Erinnerung rufen, da&szlig; Herr Kossuth im Herbst 1858 eine Reise durch Schottland unternahm, wobei er in verschiedenen St&auml;dten Vortr&auml;ge hielt und die Briten ernstlich vor Louis Bonapartes verr&auml;terischen Absichten warnte. Nehmen Sie zum Beispiel den folgenden Auszug aus einem am 20. November 1858 in Glasgow gehaltenen Vortrag:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ich habe", sagte Herr Kossuth, "bereits in meinem anderen Vortrag auf die Suppe von nationalem Ha&szlig; hingewiesen, die Louis Bonaparte zusammenbraut. Ich will damit nicht behaupten, da&szlig; er eine Invasion in dieses Land beabsichtigt; ohne Zweifel m&ouml;chte er, aber wie der Fuchs in der Fabel liebt er saure Trauben nicht. Es ist noch nicht lange her, da&szlig; Louis Bonaparte die Diplomatie der ganzen Welt - mit Ausnahme vielleicht der Herren von St. Petersburg, die sehr wahrscheinlich das ganze Geheimnis kennen - an das Ende ihrer Weisheit brachte, indem er seine gigantischen Vorbereitungen in Cherbourg unter Opferung des letzten Schillings seiner geleerten Schatzkammer mit einer solchen Hast betrieb, als ob seine Existenz von einer gewonnenen Minute abhinge ... Cherbourg bleibt weiterhin ein Bauwerk, allein gegen England gerichtet ... Er erw&auml;gt einen neuen Konflikt im Osten im Verein mit Ru&szlig;land. In diesem Konflikt will er die Bewegungsfreiheit der englischen Marine hemmen, indem er einen guten Teil davon an Ihre K&uuml;sten bindet, w&auml;hrenddessen er einen t&ouml;dlichen Schlag gegen Ihre Lebensinteressen im Osten zu f&uuml;hren beabsichtigt ... Der Krimkrieg, wurde er den Interessen Gro&szlig;britanniens und der T&uuml;rkei entsprechend abgeschlossen? Die Walachei und Moldau erhielten eine Verfassung, die in den H&ouml;hlen der Geheimdiplomatie, diesem Fluch unseres Zeitalters, ausgebr&uuml;tet wurde, eine Verfassung, von Bonaparte im Einvernehmen mit Ru&szlig;land und &Ouml;sterreich ersonnen - f&uuml;rwahr allesamt gl&uuml;hende Freunde der V&ouml;lkerfreiheit! Sie ist in Wirklichkeit nicht mehr und nicht weniger als ein Freibrief f&uuml;r Ru&szlig;land, der ihm die freie Verf&uuml;gung &uuml;ber die F&uuml;rstent&uuml;mer &uuml;berl&auml;&szlig;t ... Mehr noch! Hat Bonaparte, der teure Verb&uuml;ndete, nicht seine Offiziere nach Montenegro entsandt, um den wilden Bergbewohnern die Handhabung des Gewehrs beizubringen? ... Sein Sinn steht nach einem neuen Frieden von Tilsit, falls er ihn nicht schon in der Tasche hat."</P>
</FONT><P>Das war Kossuths &ouml;ffentliche Kritik an Bonaparte, seinem teuren Verb&uuml;ndeten, im Herbst 1858. Noch zu Beginn des Jahres 1859, als Bonapartes Pl&auml;ne f&uuml;r seinen italienischen Freiheits-Kreuzzug Gestalt angenommen hatten, klagte derselbe Kossuth in gl&uuml;hender Sprache in Mazzinis "Pensiero ed Azione" den holl&auml;ndischen Schwindler an und warnte alle <A NAME="S503"><B>&lt;503&gt;</A></B> wahren Republikaner, Italiener, Ungarn, selbst Deutsche, sich nicht als Katzenpfoten von dem imperialistischen Quasimodo gebrauchen zu lassen. Mit einem Wort, er gab nur Mazzinis Ansichten wieder, die letzterer erneut in seinem <A HREF="me13_365.htm#S366">Manifest vom 16. Mai</A> proklamierte, an denen er w&auml;hrend des Kreuzzugs von Bonaparte festhielt und die er am Ende des Krieges in einem anderen Manifest, das die "Tribune" abdruckte, siegesbewu&szlig;t wiederholte.</P>
<P>Kossuth durchschaute damals im Januar 1859, nicht nur den bonapartistischen Betrug, sondern tat alles in seiner Macht stehende, um ihn vor der Welt zu entlarven. Er dr&auml;ngte die "liberale Presse" in diese Richtung, &uuml;ber die nachher die Werkzeuge Bonapartes als "einem pl&ouml;tzlichen Ausbruch" von "antinapoleonischer Raserei" staunten und die sie als ein Symptom von krankhafter "Sympathie f&uuml;r &Ouml;sterreich" brandmarkten. Aber in der Zeit zwischen Januar 1859 und Mai 1859 erfolgte eine seltsame Revolution in den Gef&uuml;hlen und Ideen des gro&szlig;en Improvisators. Er, der im Herbst 1858 eine Vortragsreise durch Schottland unternommen hatte, um die Briten vor Napoleons abscheulichen Absichten zu warnen, begab sich im Mai 1859 vom Londoner Mansion-House aus auf eine neue Vortragsreise bis zur Free-Trade-Hall in Manchester, um Vertrauen zu dem Dezembermann zu predigen und unter dem Vorwand, f&uuml;r Neutralit&auml;t einzutreten, die Briten auf die Seite des kaiserlichen Gauners zu locken. Seine eigene Neutralit&auml;t bewies er bald darauf in nicht mi&szlig;zuverstehender Weise.</P>
<P>Nun, diese Erinnerungen, die ich nach Belieben fortsetzen k&ouml;nnte, sollten in den Gem&uuml;tern von Kossuths ehrlichen Bewunderern einige Zweifel erwecken - in solchen M&auml;nnern, die weder durch blinde Verehrung eines Namens noch durch schmutziges Interesse an den demokratischen Granden gebunden sind. Auf alle F&auml;lle werden sie nicht leugnen, da&szlig; die Tatsachen, die ich jetzt berichten will, keinesfalls unvereinbar scheinen mit der Vergangenheit des vermeintlichen Helden der Freiheit. Es gab drei ungarische F&uuml;hrer in Paris, die dem erlauchten Plon-Plon, alias Prince Rouge &lt;Roter Prinz&gt;, den Hof machten, diesem Spr&ouml;&szlig;ling der bonapartistischen Familie, dem das Los zugefallen ist, in derselben Weise mit der Revolution zu kokettieren, wie sein gr&ouml;&szlig;erer Cousin mit "Religion, Ordnung und Eigentum" sch&auml;kert. Diese drei M&auml;nner waren Oberst Kiss, Graf Teleki und General Klapka. Plon-Plon ist, das sei en passant gesagt, woll&uuml;stig wie Heliogabalus, feige wie Iwan III. und falsch wie ein echter Bonaparte, aber <A NAME="S504"><B>&lt;504&gt;</A></B> bei alledem ein homme d'esprit &lt;geistvoller Mensch&gt;, wie die Franzosen sagen. Diese drei Herren &uuml;berredeten Plon-Plon, dem das wahrscheinlich keineswegs &uuml;berraschend kam, mit Kossuth in Verhandlungen einzutreten, ihn nach Paris einzuladen und ihm sogar zu versprechen, den Ex-Gouverneur von Ungarn dem hinterlistigen Herrscher der Tuilerien vorzustellen.</P>
<P>Daraufhin verlie&szlig; Herr Kossuth, versehen mit einem englischen Pa&szlig;, in dem er als Mr. Brown bezeichnet wurde, Anfang Mai London, um nach Paris zu gehen. In Paris hatte er zuerst eine lange Unterredung mit Plon-Plon, dem er seine Pl&auml;ne darlegte, wie in Ungarn eine Insurrektion entfacht werden k&ouml;nne, wenn 40.000 Franzosen, unterst&uuml;tzt von einem Korps magyarischer Fl&uuml;chtlinge, an der K&uuml;ste von Fiume landeten; au&szlig;erdem unterbreitete er ein Anliegen, das in seiner patriotischen Seele den ersten Platz einzunehmen schien, n&auml;mlich die Bildung, wenn auch nur des Ansehens wegen, einer provisorischen Regierung mit Herrn Kossuth an der Spitze. Am Abend des 3. Mai geleitete Plon-Plon in seinem eigenen Wagen Herrn Kossuth in die Tuilerien, um ihn dort dem Dezembermann vorzustellen. W&auml;hrend dieser Zusammenkunft mit Louis Bonaparte verzichtete Herr Kossuth darauf, sich seiner gro&szlig;en rhetorischen F&auml;higkeiten zu bedienen, und gestattete Plon-Plon, als sein Wortf&uuml;hrer aufzutreten. Er spendete ihm sp&auml;ter ein freundliches Kompliment f&uuml;r die fast w&ouml;rtliche Genauigkeit, mit der der Prinz seine Ansichten wiedergegeben hatte.</P>
<P>Nachdem Louis Bonaparte der Darlegung seines Vetters aufmerksam zugeh&ouml;rt hatte, erkl&auml;rte er, der Annahme von Kossuths Vorschl&auml;gen durch ihn stehe ein gro&szlig;es Hindernis im Wege, n&auml;mlich dessen republikanische Prinzipien und republikanische Verbindungen. Da geschah es, da&szlig; Herr Kossuth h&ouml;chst feierlich <I>dem republikanischen Glauben abschwor </I>und beteuerte, da&szlig; er weder jetzt Republikaner sei, noch es je gewesen, da&szlig; allein politische Notwendigkeit und eine sonderbare Verkettung von Umst&auml;nden ihn gezwungen h&auml;tten, sich vor&uuml;bergehend mit der republikanischen Partei der europ&auml;ischen Emigration zu verbinden. Gleichzeitig bot er zum Beweis seiner antirepublikanischen Gesinnung im Namen seines Landes dem Prinzen Plon-Plon die ungarische Krone an. Zwar war die Krone, &uuml;ber die er so verf&uuml;gte, noch gar nicht vakant geworden, und er besa&szlig; keinerlei Vollmacht, sie zu verschachern; aber wer Herrn Kossuths Auftreten im Ausland aufmerksam beobachtet hat, mu&szlig; gewahr geworden sein, da&szlig; er seit langem daran gew&ouml;hnt ist, vom "teuren Ungarn" zu sprechen wie ein Krautjunker von seinem Landgut.</P>
<B><P><A NAME="S505">&lt;505&gt;</A></B> Die Verleugnung des Republikanismus durch Herrn Kossuth halte ich f&uuml;r aufrichtig. Eine Zivilliste von 300.000 Gulden, die er in Pest f&uuml;r die Aufrechterhaltung des Glanzes der Exekutive beanspruchte, das Patronat &uuml;ber die Krankenh&auml;user, das von einer &ouml;sterreichischen Erzherzogin auf seine eigene Schwester &uuml;bertragen wurde, der Versuch, einigen Regimentern seinen Namen zu geben; sein Streben, sich mit einer Kamarilla zu umgeben; die Hartn&auml;ckigkeit mit der er sich w&auml;hrend seines Aufenthaltes im Ausland an den Gouverneurstitel klammerte obgleich er ihn in der Zeit der ungarischen Katastrophe niedergelegt hatte; sein ganzes Auftreten, viel mehr das eines Pr&auml;tendenten als das eines Fl&uuml;chtlings - alles dies deutet auf Tendenzen, die dem Republikanismus fremd sind. Wie dem auch sein mag, ich versichere ausdr&uuml;cklich, da&szlig; Ludwig Kossuth vor dem franz&ouml;sischen Usurpator dem Republikanismus abgeschworen und in Gegenwart des Dezembermannes die ungarische Krone Plon-Plon, dem bonapartistischen Sardanapal, angeboten hat. Einiges ziemlich leichtfertiges Geschw&auml;tz &uuml;ber die Tatsache seiner Unterredung mit Bonaparte in den Tuilerien mag Anla&szlig; zu dem notorisch falschen Ger&uuml;cht gegeben haben, da&szlig; Kossuth die geheimen Pl&auml;ne seiner republikanischen Ex-Verb&uuml;ndeten verraten habe. Er war nicht aufgefordert worden, ihre vermutlichen Geheimnisse preiszugeben, noch w&uuml;rde er auf einen solchen sch&auml;ndlichen Vorschlag eingegangen sein. Nachdem es ihm gelungen war, Louis Napoleons Besorgnisse hinsichtlich seiner republikanischen Neigungen v&ouml;llig zu zerstreuen, und nachdem er zugesichert hatte, sich f&uuml;r die dynastischen Interessen der Bonapartes einzusetzen, wurde ein Handel abgeschlossen, durch den Herrn Kossuth drei Millionen Francs zur Verf&uuml;gung gestellt wurden. In dieser Abmachung lag an und f&uuml;r sich nichts verf&auml;ngliches, denn zur milit&auml;rischen Organisation der ungarischen Emigration waren Geldmittel n&ouml;tig, und warum sollte Herr Kossuth von seinem neuen Verb&uuml;ndeten nicht mit demselben Recht Subsidien empfangen, mit dem alle despotischen M&auml;chte Europas w&auml;hrend des ganzen Verlaufs des Antijakobinerkrieges Subsidien von England empfingen? Ich kann jedoch die Tatsache nicht verschweigen, da&szlig; von den so zur Verf&uuml;gung gestellten Millionen Herr Kossuth sofort f&uuml;r seine pers&ouml;nlichen Ausgaben die recht h&uuml;bsche Summe von 75.000 Francs in Anspruch nahm und au&szlig;erdem eine Jahrespension f&uuml;r sich festsetzte, falls der italienische Krieg enden sollte, ohne da&szlig; er zur Invasion in Ungarn gef&uuml;hrt hat. Bevor Herr Kossuth die Tuilerien verlie&szlig;, kam man &uuml;berein, da&szlig; er den angeblich &ouml;sterreichischen Tendenzen des Derby-Ministeriums durch Er&ouml;ffnung einer Neutralit&auml;tskampagne in England entgegenwirken sollte. Es ist allgemein bekannt, wie bei seiner R&uuml;ckkehr in das perfide <A NAME="S506"><B>&lt;506&gt;</A></B> Albion die spontane Unterst&uuml;tzung der Whigs und der Manchesterschule ihm die erfolgreiche Erf&uuml;llung dieses ersten Teils seiner Verpflichtung erm&ouml;glichte.</P>
<P>Seit 1851 hatte sich der gr&ouml;&szlig;te Teil der ungarischen Emigranten von Bedeutung und politischem Ansehen von Herrn Kossuth getrennt, aber teils infolge der Aussicht auf eine Invasion in Ungarn mit Hilfe franz&ouml;sischer Truppen, teils durch die logische Anziehungskraft der drei Millionen Francs - da die Welt, wie der echte Napoleon in einem seiner Anf&auml;lle von Zynismus sagte, von "le petit ventre" &lt;"dem kleinen Bauch" (dem Magen)&gt; regiert wird - scharte sich, von einigen wenigen ehrenvollen Ausnahmen abgesehen, die ganze ungarische Emigration in Europa um die bonapartistischen Banner, die von Ludwig Kossuth gehi&szlig;t wurden. Da&szlig; die Transaktionen, in die er sich mit ihnen einlie&szlig;, einen dezembristischen Beigeschmack von Korruption hatten, kann nicht geleugnet werden, da er, um seinen neugewonnenen Parteig&auml;ngern eine gr&ouml;&szlig;ere Menge des franz&ouml;sischen Geldes zuweisen zu k&ouml;nnen, sie zu h&ouml;heren milit&auml;rischen R&auml;ngen bef&ouml;rderte: Leutnante z.B. avancierten in den Majorsrang. Zun&auml;chst erhielt jeder von ihnen seine Reisekosten nach Piemont, dann eine pr&auml;chtige Uniform (die Kosten einer Majorsuniform betrugen 150 Pfd.St.) und sechs Monate Sold im voraus, mit dem Versprechen, da&szlig; bei Friedensschlu&szlig; ein Jahressold gezahlt werde. Der sogenannte Obergeneral erhielt ein Sal&auml;r von 10.000 frs., die Generale jeder 6.000 frs., die Brigadekommandeure 5.000 frs., die Oberstleutnante 4.000 frs., die Majore 3.000 frs. usw.</P>
<P>Die Namen der prominenteren Pers&ouml;nlichkeiten, die sich mit Kossuth verb&uuml;ndeten und bonapartistisches Geld einsteckten, sind folgende: die Generale Klapka, Perczel, Vetter, Czecz; die Obersten Szab&oacute;, Em&eacute;rich und Etienne, Kiss, Graf A. Teleki, Graf Bethlen, Medny&aacute;nszky, Ih&aacute;sz und einige Oberstleutnante und Majore. Unter den Zivilisten m&ouml;chte ich erw&auml;hnen Graf L. Teleki, Puky, Pulszky, Ir&aacute;nyi, Ludvigh, Simonyi, Henszelman, Veres und andere - in der Tat, alle ungarischen Fl&uuml;chtlinge, die in England und auf dem Kontinent leben, mit der alleinigen Ausnahme von S. Vukovics (in London oder Axminster), R&oacute;nay (in London, ein ungarischer Gelehrter) und B. Szemere (in Paris, fr&uuml;her ungarischer Ministerpr&auml;sident).</P>
<P>Nun, es w&auml;re ungerecht anzunehmen, da&szlig; alle diese M&auml;nner aus korrupten Motiven handelten. Die Mehrheit besteht wahrscheinlich aus einfachen Betrogenen - patriotischen Soldaten, von denen man nicht erwarten kann, <A NAME="S507"><B>&lt;507&gt;</A></B> da&szlig; sie klare politische Prinzipien besitzen oder den Scharfsinn, die diplomatischen R&auml;nke zu durchschauen. Einige, wie General Perczel, zogen sich sofort zur&uuml;ck, als die Ereignisse Licht in die bonapartistischen Betr&uuml;gereien gebracht hatten. Ludwig Kossuth jedoch, der noch im Januar 1859 durch seine Artikel in Mazzinis "Pensiero ed Azione" sich als kompetenter Beurteiler der Pl&auml;ne Bonapartes erwiesen hatte, kann keinesfalls in der gleichen Weise entschuldigt werden.</P>
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