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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>August Bebel - Die Frau und der Sozialismus - 9. Kapitel</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="beaa_134.htm">8 . Kapitel </A> | </FONT><A HREF="beaa_000.htm">Inhalt</A> | <A HREF="beaa_163.htm">10. Kapitel</A> </P>
<I><FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER">Neuntes Kapitel <BR>
</I>Zerr&uuml;ttung der Familie <BR>
</FONT><I>1. Das Wachstum der Ehescheidungen</P>
</I><B><P><A NAME="S147">|147|</A></B> Auch Staat und Kirche spielen bei einer solchen "heiligen Ehe" eine keineswegs h&uuml;bsche Rolle. Mag der staatliche Beamte oder der Geistliche, dem die Eheschlie&szlig;ung obliegt, &uuml;berzeugt sein, da&szlig; das vor ihm stehende Brautpaar durch die schmutzigsten Praktiken zueinander gef&uuml;hrt wurde; mag es offenbar sein, da&szlig; beide weder nach ihrem Alter noch nach ihren k&ouml;rperlichen oder geistigen Eigenschaften zueinander passen; mag zum Beispiel die Braut zwanzig, der Br&auml;utigam siebzig Jahre alt sein oder umgekehrt; mag die Braut jung, sch&ouml;n, lebenslustig, der Br&auml;utigam alt, mit Gebresten behaftet, m&uuml;rrisch sein, den Vertreter des Staats oder der Kirche ficht es nicht an. Der Ehebund wird "gesegnet", und mit um so gr&ouml;&szlig;erer Feierlichkeit gesegnet, je reichlicher die Bezahlung f&uuml;r die "heilige Handlung" flie&szlig;t. </P>
<P>Stellt sich aber nach einiger Zeit heraus, da&szlig; eine solche Ehe, wie <I>jedermann</I> vorausgesehen und das ungl&uuml;ckliche Opfer, das in der Mehrzahl der F&auml;lle die Frau ist, selbst voraussah, eine h&ouml;chst ungl&uuml;ckliche wurde, und entschlie&szlig;t sich der eine Teil zur Trennung, dann erheben Staat wie Kirche, die vorher nicht fragen, ob Liebe und moralische Triebe oder nackter, schmutziger Egoismus das Band kn&uuml;pfte, die gr&ouml;&szlig;ten Schwierigkeiten. Jetzt wird nicht als gen&uuml;gender Grund f&uuml;r die Trennung der moralische Abscheu angesehen, jetzt werden handgreifliche Beweise verlangt, Beweise, die den einen Teil in der &ouml;ffentlichen Meinung entehren oder herabsetzen, sonst wird die Trennung nicht ausgesprochen. Da&szlig; die katholische Kirche die Ehescheidung &uuml;berhaupt nicht zul&auml;&szlig;t, es sei denn durch besonderen Dispens des Papstes, der sehr schwer zu erlangen ist und &auml;u&szlig;erstenfalle sich nur zu einer Trennung von Tisch und Bett versteht, verschlimmert <A NAME="S148"><B>|148|</A></B> den Zustand, unter dem alle katholischen Bev&ouml;lkerungen leiden. Auch das deutsche B&uuml;rgerliche Gesetzbuch hat die Ehescheidung bedeutend erschwert. So ist die Ehescheidung auf gegenseitige Einwilligung, die zum Beispiel nach dem preu&szlig;ischen Landrecht zul&auml;ssig war, weggefallen, eine Bestimmung, auf Grund deren eine erhebliche Zahl von Ehescheidungen ausgesprochen wurde, h&auml;ufig auch solche, bei denen viel gravierendere Ursachen vorlagen, die aber aus R&uuml;cksicht auf die Sch&auml;digung des schuldigen Teils verschwiegen wurden. So kamen zum Beispiel in Berlin unter 5.623 Ehescheidungsf&auml;llen, die von 1886 bis 1892 verhandelt wurden, 1.400, rund 25 Prozent, auf gegenseitige Einwilligung. In zahlreichen F&auml;llen kann die Ehescheidung nur eintreten, wenn der Antrag innerhalb sechs Monaten von dem Zeitpunkt an, in dem der klagende Ehegatte von dem Scheidungsgrund Kenntnis erlangte, gestellt wird (<28> 1565 bis 1568 BGB). Nach dem preu&szlig;ischen Landrecht w&auml;hrte der Termin ein Jahr. Man nehme zum Beispiel den Fall an, eine junge Ehefrau entdeckt kurz nach der Ehe, da&szlig; sie einen Mann ehelichte, der kein Ehemann ist. Da ist es ihr unter Umst&auml;nden viel zugemutet, innerhalb sechs Monaten den Scheidungsantrag zu stellen, zu dem eine gewisse moralische St&auml;rke geh&ouml;rt. Als Grund f&uuml;r die Erschwerungen wurde angef&uuml;hrt: "Nur durch m&ouml;glichste Erschwerung der Ehescheidung k&ouml;nne man der <I>fortschreitenden</I> Aufl&ouml;sung der Familie entgegentreten und die Familie neu festigen." Das ist eine Begr&uuml;ndung, die an innerem Widerspruch leidet. Eine zerr&uuml;ttete Ehe wird dadurch nicht wieder ertr&auml;glich, da&szlig; man die Ehegatten zwingt, trotz innerlicher Entfremdung und gegenseitigem Widerwillen beisammen zu bleiben. Ein solcher Zustand, vom Gesetz gest&uuml;tzt, ist durch und durch unmoralisch. Die Folge ist, da&szlig; in soundso vielen F&auml;llen ein Ehebruchsgrund, den der Richter beachten mu&szlig;, geschaffen wird, wodurch weder Staat noch Gesellschaft gewinnen. Eine Konzession an die katholische Kirche ist es auch, da&szlig; man die Scheidung von Tisch und Bett aufnahm, die dem fr&uuml;heren b&uuml;rgerlichen Recht fremd war. Auch ist es kein Ehescheidungsgrund mehr, wenn durch Verschulden des einen Teiles die Ehe kinderlos bleibt. Da&szlig; man auch die Bestimmung in das B&uuml;rgerliche Gesetzbuch aufnahm (<28> 1588): "Die kirchlichen Verpflichtungen in Ansehung der Ehe werden durch die Vorschriften dieses Abschnitts (&uuml;ber die Ehe) nicht ber&uuml;hrt", ist ebenfalls eine Konzession an die Kirchen; sie hat zwar nur eine mehr dekorative Bedeutung, sie charakterisiert aber den <A NAME="S149"><B>|149|</A></B> Geist, der zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Deutschland herrscht. Uns gen&uuml;gt das Zugest&auml;ndnis, da&szlig; man die Ehescheidung erschwert, um der fortschreitenden Aufl&ouml;sung der Familie entgegenzuarbeiten. </P>
<P>Es bleiben also Menschen wider ihren Willen ihr Leben lang aneinandergekettet. Der eine Teil wird zum Sklaven des anderen und gezwungen, sich den intimsten Umarmungen des anderen Teiles aus "ehelicher Pflicht" zu unterwerfen, die er vielleicht mehr verabscheut als Schimpfworte und schlechte Behandlung. Mit vollem Recht sagt Mantegazza: "Es gibt wohl keine gr&ouml;&szlig;ere Tortur als die, welche ein menschliches Wesen zwingt, sich die Liebkosungen einer ungeliebten Person gefallen zu lassen ..."<A NAME="ZF1"><A HREF="beaa_147.htm#F1">(1)</A></A> Ist eine solche Ehe nicht schlimmer als Prostitution? Die Prostituierte hat bis zu einem gewissen Grade die Freiheit, sich ihrem schm&auml;hlichen Gewerbe zu entziehen, und sie hat, wenn sie nicht in einem &ouml;ffentlichen Hause lebt, das Recht, den Kauf der Umarmung desjenigen zur&uuml;ckzuweisen, der ihr aus irgendeinem Grunde nicht zusagt. Aber eine verkaufte Ehefrau mu&szlig; sich die Umarmungen ihres Mannes gefallen lassen, habe sie auch hundert Gr&uuml;nde, ihn zu hassen und zu verachten. </P>
<P>Ist von vornherein die Ehe, mit Wissen beider Teile, als Geld- oder Standesehe geschlossen, dann liegt die Sache g&uuml;nstiger. Man akkommodiert sich gegenseitig und trifft einen modus vivendi. Man will keinen Skandal, und namentlich zwingt die R&uuml;cksicht auf etwa vorhandene Kinder, ihn zu vermeiden, obgleich es gerade diese sind, die unter einem kalten, liebeleeren Leben der Eltern am meisten leiden, auch wenn es nicht in offene Feindschaft, Zank und Hader &uuml;bergeht. Noch h&auml;ufiger akkommodiert man sich, um materiellen Schaden zu verh&uuml;ten. In der Regel ist es der Mann, dessen Verhalten in der Ehe den Stein des Ansto&szlig;es bildet, das zeigen die Ehescheidungsprozesse. Kraft seiner Herrschaftsstellung wei&szlig; er sich anderw&auml;rts zu entsch&auml;digen, wenn die Ehe ihm nicht zusagt und er in ihr keine Befriedigung findet. Die Frau kann Abwege weit weniger betreten, einmal aus physiologischen Gr&uuml;nden, weil, als empfangender Teil, das weit gef&auml;hrlicher f&uuml;r sie ist, dann weil jede &Uuml;bertretung ehelicher Treue ihr als Verbrechen angerechnet wird, das auch die Gesellschaft nicht verzeiht. Die Frau allein begeht einen "Fehltritt" - sei sie Ehefrau, Witwe oder Jung- <A NAME="S150"><B>|150|</A></B> frau -, der Mann handelt im gleichen Falle h&ouml;chstens "inkorrekt". Es wird also ein und dieselbe Handlung ganz verschieden beurteilt, je nachdem sie ein Mann oder eine Frau begeht, und die Frauen selbst urteilen in der Regel &uuml;ber eine "gefallene" Schwester am h&auml;rtesten und unbarmherzigsten.<A NAME="ZF2"><A HREF="beaa_147.htm#F2">(2)</A></A> </P>
<P>In der Regel wird die Frau nur in F&auml;llen schwerster m&auml;nnlicher Untreue oder Mi&szlig;handlung sich entschlie&szlig;en, die Scheidung zu beantragen, weil sie meist in einer materiell abh&auml;ngigen Lebenslage sich befindet und gezwungen ist, die Ehe als Versorgungsanstalt anzusehen; dann weil sie sich als geschiedene Frau gesellschaftlich in keiner beneidenswerten Lage befindet. Sie wird sozusagen als Neutrum angesehen und behandelt. Gehen dennoch die meisten Ehescheidungsklagen von Frauen aus, so ist dies ein Beweis, unter welch moralischer Tortur sie leiden. In Frankreich stellten schon die Frauen, bevor noch die neuere Ehescheidungsgesetzgebung in Kraft trat (1884), die weitaus meisten Antr&auml;ge auf Trennung von Tisch und Bett. Auf Ehescheidung konnten sie gegen den Mann nur klagen, falls dieser die Frau, mit der er intimen Umgang pflog, gegen den Willen der Ehefrau in die eheliche Wohnung aufnahm. So wurden Antr&auml;ge auf Trennung von Tisch und Bett gestellt durchschnittlich pro Jahr von: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=423>
<TR><TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1856-1861</FONT></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1861-1866</FONT></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1866-1871</FONT></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1901-1905</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Frauen</FONT></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.729</FONT></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">2.135</FONT></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">2.591</FONT></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">2.368</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="17%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>M&auml;nnern</FONT></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">184</FONT></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">260</FONT></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">330</FONT></TD>
<TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">591</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Aber die Frauen stellten nicht allein die weitaus meisten Antr&auml;ge, die Zahlen zeigen auch, da&szlig; dieselben von Periode zu Periode zunehmen. Auch anderw&auml;rts zeigt sich, soweit uns zuverl&auml;ssige Mitteilungen vorliegen, da&szlig; die Antr&auml;ge auf Ehescheidung in der Mehrzahl von der Frau ausgehen. Die folgende Tabelle erm&ouml;glicht diesen Vergleich.<A NAME="ZF3"><A HREF="beaa_147.htm#F3">(3)</A></A> </P>
<B><P><A NAME="S151">|151|</A></P></B>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=444>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="53%" VALIGN="TOP" COLSPAN=3>
<FONT SIZE=2><P ALIGN="CENTER">Prozentanteile der Klagen</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">in den Jahren</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">des Mannes</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">der Frau</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Beider Ehegatten</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="53%" VALIGN="BOTTOM" COLSPAN=3>
<FONT SIZE=2><P ALIGN="CENTER">Scheidungen</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>&Ouml;sterreich</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1893-1897</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">4,4</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">5,0</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">90,6</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Rum&auml;nien</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1891-1895</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">30,6</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">68,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">0,5</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Schweiz</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1895-1899</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">26,4</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">45,4</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">8,2</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Frankreich</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1895-1899</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">40,0</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">59,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">-</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Baden</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1895-1899</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">36,0</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">59,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">4,9</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>England und Wales</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1895-1899</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">60,4</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">39,6</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">-</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Schottland</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1898-1899</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">43,3</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">56,7</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">-</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="53%" VALIGN="BOTTOM" COLSPAN=3>
<FONT SIZE=2><P ALIGN="CENTER">Trennungen</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>&Ouml;sterreich</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1897-1899</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">4,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">16,6</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">78,5</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Frankreich</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1895-1899</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">15,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">84,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">-</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>England und Wales</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1895-1899</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">3,0</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">97,0</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">-</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="28%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Schottland</FONT></TD>
<TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1898-1899</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">-</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">100</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">-</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>In den Vereinigten Staaten, wo wir jetzt eine Statistik haben, die sich &uuml;ber vierzig Jahre erstreckt, verteilen sich die Ehescheidungsklagen wie folgt: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=441>
<TR><TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1867-1886</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Prozent</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1887-1905</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Prozent</FONT></TD>
<TD WIDTH="11%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1906</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Prozent</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="11%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Von M&auml;nnern</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">112.540</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">34,2</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">316.149</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">33,4</FONT></TD>
<TD WIDTH="11%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">23.455</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">32,5</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Von Frauen</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">216.176</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">65,8</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">629.476</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">66,6</FONT></TD>
<TD WIDTH="11%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">48.607</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">67,5</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="11%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="21%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Zusammen</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">328.716</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">100</FONT></TD>
<TD WIDTH="15%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">945.625</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">100</FONT></TD>
<TD WIDTH="11%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">72.062</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">100</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Wir sehen also, da&szlig; die Frauen mehr als zwei Drittel aller Antr&auml;ge auf Ehescheidung stellten.<A NAME="ZF4"><A HREF="beaa_147.htm#F4">(4)</A></A> Und ein &auml;hnliches Bild zeigt uns Italien. Es wurden dort in den Jahren 1887 und 1904 1.221 und 2.103 Ehescheidungsklagen erledigt. Von diesen hatten die Frau 593 und 1.142, der Mann 214 und 454, beide Ehegatten 414 und 507 veranla&szlig;t. </P>
<P>Die Statistik belehrt uns aber nicht allein, da&szlig; die Frauen die meisten Antr&auml;ge auf Ehescheidung stellen, sie belehrt uns auch, da&szlig; die Zahl der Ehescheidungen in rascher Zunahme begriffen ist. In Frankreich ist seit 1884 die Ehescheidung gesetzlich neu geregelt, und seitdem haben die Ehescheidungen von Jahr zu Jahr erheblich zugenommen. Es fielen Ehescheidungen in die Jahre: 1884: 1.657, 1885: 4.123, 1890: 6.557, 1895: 7.700, 1900: 7.820, 1905: 10.019, 1906: 10.573, 1907: 10.938. </P>
<P>Auch in der Schweiz sind die Ehescheidungen im Steigen. Im Jahresdurchschnitt von 1886 bis 1890 wurden durchschnittlich 882 Ehen <A NAME="S152"><B>|152|</A></B> geschieden, im Jahresdurchschnitt von 1891 bis 1895: 898, 1897: 1.011, 1898: 1.018, 1899: 1.091, 1905: 1.206, 1906: 1.345. </P>
<P>In &Ouml;sterreich kam es im Jahre 1899 zu 856 Ehescheidungen und 133 Ehetrennungen, 1900: 1.310 und 163, 1905: 1.885 und 262. Es hat sich also im .Laufe eines Jahrzehntes die Zahl der Ehescheidungen und Ehetrennungen mehr als verdoppelt. In Wien fanden 1870 bis 1871 148 Ehescheidungen statt, sie stiegen Jahr f&uuml;r Jahr und beliefen sich 1878 bis 1879 auf 319 F&auml;lle. Aber in Wien, als einer &uuml;berwiegend katholischen Stadt, sind Ehescheidungen sehr schwer durchzusetzen; nichtsdestoweniger konnte schon Mitte der achtziger Jahre ein Wiener Richter die &Auml;u&szlig;erung machen: "Die Klagen wegen gebrochener Ehe sind so h&auml;ufig wie die wegen zerbrochener Fensterscheiben." </P>
<P>In den Vereinigten Staaten betrug die Zahl der Ehescheidungen im Jahre 1867: 9.937, 1886: 25.535, 1895: 40.387, 1902: 61.480, 1906: 72.062. W&auml;re die Zahl der Ehescheidungen im Verh&auml;ltnis zu der Bev&ouml;lkerung im Jahre 1905 dieselbe geblieben wie im Jahre 1870, so w&auml;re die absolute Zahl der Ehescheidungen im Jahre 1905 nur 24.000 und nicht 67.791 stark gewesen, wie sie in der Wirklichkeit war. Im ganzen betrug dort die Zahl der Ehescheidungen in dem Zeitraum von 1867 bis 1886: 328.716, von 1887 bis 1906: 945.625. &Uuml;berhaupt finden in den Vereinigten Staaten absolut und relativ die meisten Ehescheidungen statt. Auf je 100.000 bestehende Ehen kamen Ehescheidungen: 1870: 81, 1880: 107, 1890: 148, 1900: 200. </P>
<P>Die Gr&uuml;nde, warum diese dort h&auml;ufiger sind als in jedem anderen Lande, d&uuml;rften darin zu suchen sein, da&szlig; erstens die Ehescheidung, insbesondere in einzelnen Staaten, leichter ist als in den meisten anderen L&auml;ndern, und zweitens, <I>da&szlig; die Frauen eine weit unabh&auml;ngigere Stellung einnehmen als in jedem anderen Lande und sich daher von ihren Eheherren weniger tyrannisieren lassen</I>. </P>
<P>In Deutschland war die Zahl der rechtskr&auml;ftigen Urteile f&uuml;r Ehescheidungen von 1891 bis 1900 folgende: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=412>
<TR><TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1891</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1892</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1893</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1894</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1895</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1896</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1897</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1898</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1899</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1900</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>6.678</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>6.513</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>6.694</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>7.502</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>8.326</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>8.601</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>9.005</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>9.143</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>9.563</FONT></TD>
<TD WIDTH="10%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>7.928</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Wir sehen, da&szlig; von 1899 bis 1900 die Zahl der Ehescheidungen um 1.635 sank, und zwar, weil mit dem 1. Januar 1900 das B&uuml;rgerliche Gesetzbuch mit seinen erschwerenden Bestimmungen in Kraft trat. <A NAME="S153"><B>|153|</A></B> Aber das Leben war st&auml;rker als das Gesetz. Die Ehescheidungen haben, nachdem ihre Zahl in den Jahren 1900 bis 1902 zur&uuml;ckging, seither wieder von Jahr zu Jahr noch schneller zugenommen. Die Zunahme geschieht auf Grund der h&auml;ufigeren Anwendung des <20>1568 BGB (Zerr&uuml;ttung des ehelichen Verh&auml;ltnisses). Wie gro&szlig; die Scheidungsh&auml;ufigkeit nach 1900 geworden ist, zeigen folgende Zahlen: 1901: 7.964, 1902: 9.069, 1905: 9.933, 1904: 10.868, 1905: 11.147, 1906: 12.180, 1907: 12.489. In Sachsen bewegt sich die Ehescheidungsziffer trotz aller Schwankungen auch in aufsteigender Linie. So entfielen: </P>
<CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=573>
<TR><TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Im Jahrf&uuml;nft</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Ehescheidungen</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Auf 100.000 Ehen</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Im Jahrf&uuml;nft</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Ehescheidungen</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Auf 100.000 Ehen</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1836-1840</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">356</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">121</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1891-1895</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">921</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">138</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1846-1850</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">395</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">121</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1896-1900</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.131</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">151</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>1871-1875</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">581</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">122</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1901-1905</FONT></TD>
<TD WIDTH="18%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.385</FONT></TD>
<TD WIDTH="20%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">168</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER>
<P>Von 100.000 bestehenden Ehen wurden in Preu&szlig;en im Durchschnitt j&auml;hrlich geschieden von 1881 bis 1885: 67,62, 1886 bis 1890: 80,55, 1891 bis 1895: 86,77, 1896: 101,97, 1905: 106, 1908; 121 Ehen. </P>
<P>Das ist eine bedeutende Steigerung. Dieses Wachsen der Scheidungsh&auml;ufigkeit ist eine internationale Erscheinung. So kamen auf je 100.000 bestehende Ehen im Durchschnitt j&auml;hrlich Ehel&ouml;sungen durch Scheidung oder Trennung in: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=489>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1876-1880</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1881-1885</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1886-1890</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">gegen die Jahrhundertwende</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>&Ouml;sterreich</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">-</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">19,4</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">19,7</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">31</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Ungarn</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">31,6</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">30,4</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">30,5</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">58</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Rum&auml;nien</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">37,3</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">52,3</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">73,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">98</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Italien</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">11,8</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">11,3</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">10,6</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">15</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Frankreich</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">33,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">75,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">80,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">129</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>England und Wales</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">6,5</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">7,4</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">7</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">10,6</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Schottland</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">12,3</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">13</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">16,7</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">26</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Irland</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">0,6</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">0,4</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Belgien</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">25,5</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">31,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">43</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">72</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Niederlande</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">-</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">-</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">-</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">78</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Norwegen</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">13,9</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">12,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">19,3</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">33</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Schweden</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">28,5</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">28,6</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">31,6</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">45</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Finnland</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">16,1</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">7,8</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">10,0</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">29</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Schweiz</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">220</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">200</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">188</FONT></TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">199,9</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Es w&auml;re verkehrt, wollte man aus der gro&szlig;en Verschiedenheit der Zahlen zwischen den verschiedenen L&auml;ndern zu g&uuml;nstigen oder ung&uuml;nstigen Schlu&szlig;folgerungen &uuml;ber den so verschiedenen "Moral- <A NAME="S154"><B>|154|</A></B> zustand" kommen. Niemand wird behaupten wollen, da&szlig; die schwedische Bev&ouml;lkerung viermal mehr Ursachen zu Ehescheidungen habe als die englische. In erster Linie ist die Gesetzgebung ins Auge zu fassen, die in einem Lande die Ehescheidung erschwert und sie in anderen bald mehr, bald weniger erleichtert.<A NAME="ZF5"><A HREF="beaa_147.htm#F5">(5)</A></A> Erst in zweiter Linie kommt der Moralzustand in P&gt;etracht, das hei&szlig;t ein Durchschnittsma&szlig; von Gr&uuml;nden, das bald der Mann, bald die Frau als ma&szlig;gebend f&uuml;r die Stellung eines Antrags auf Trennung ansieht. Aber die Zahlen best&auml;tigen: Im allgemeinen wachsen die Ehescheidungen <I>rascher</I> als die Bev&ouml;lkerung, und sie <I>wachsen</I>, <I>w&auml;hrend die Eheschlie&szlig;ungen vielfach fallen</I>. Dar&uuml;ber weiter unten. </P>
<P>Sehr erheblich wirken auf die Ehescheidungen gr&ouml;&szlig;ere Altersunterschiede der Eheleute ein, sei es, da&szlig; der Mann wesentlich &auml;lter ist als die Frau oder die Frau als der Mann. Das beweist die folgende Zusammenstellung auf Grund der schweizerischen amtlichen Statistik: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=384>
<TR><TD WIDTH="66%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>J&auml;hrliche Zahl der Scheidungen auf je 100.000 Ehen desselben Altersunterschiedes</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1881-1890</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1891-1900</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="66%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="66%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Mann &auml;lter 26 und mehr Jahre</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">271</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">328</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="66%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Mann &auml;lter 11 bis 25 Jahre</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">189</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">198</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="66%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Mann &auml;lter 1 bis 10 Jahre</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">193</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">181</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="66%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Mann und Frau gleich alt</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">195</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">190</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="66%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Mann j&uuml;nger 1 bis 10 Jahre</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">226</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">226</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="66%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Mann j&uuml;nger 11 bis 25 Jahrs</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">365</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">431</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="66%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Mann j&uuml;nger 26 und mehr Jahre</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">759</FONT></TD>
<TD WIDTH="17%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">870</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>&Uuml;ber die Frage, wie sich die Ehescheidungsklagen auf die verschiedenen Schichten der Bev&ouml;lkerung verteilen, liegen uns unter anderem Angaben vor aus Sachsen aus den Jahren 1905 bis 1906 und aus Preu&szlig;en 1895 bis 1905.<A NAME="ZF6"><A HREF="beaa_147.htm#F6">(6)</A></A> </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=367>
<TR><TD WIDTH="56%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="44%" VALIGN="TOP" COLSPAN=2>
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">J&auml;hrliche Scheidungen auf 100.000 verheiratete M&auml;nner</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="56%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="22%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Sachsen</FONT></TD>
<TD WIDTH="22%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Preu&szlig;en</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="56%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="22%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="22%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="56%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Land- und Forstwirtschaft</FONT></TD>
<TD WIDTH="22%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">59</FONT></TD>
<TD WIDTH="22%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">34</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="56%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Industrie</FONT></TD>
<TD WIDTH="22%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">220</FONT></TD>
<TD WIDTH="22%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">158</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="56%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Handel und Verkehr</FONT></TD>
<TD WIDTH="22%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">297</FONT></TD>
<TD WIDTH="22%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">229</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="56%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>&Ouml;ffentlicher Dienst und freie Berufe</FONT></TD>
<TD WIDTH="22%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">346</FONT></TD>
<TD WIDTH="22%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">165</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<B><P><A NAME="S155">|155|</A></B> Die Ehescheidungen waren also am h&auml;ufigsten in Sachsen in der Beamtenwelt und in freien Berufen, in Preu&szlig;en im Handel und Verkehr. Dann folgen f&uuml;r Sachsen Handel und Verkehr, f&uuml;r Preu&szlig;en Beamte und freie Berufe. Die Industrie mit 220 f&uuml;r Sachsen und 158 f&uuml;r Preu&szlig;en nimmt den dritten Rang ein. Am niedrigsten ist die Zahl in der Landwirtschaft. Die wachsende Zahl der Ehescheidungen in der st&auml;dtischen Bev&ouml;lkerung im Vergleich mit der l&auml;ndlichen spricht daf&uuml;r, da&szlig; im allgemeinen mit der zunehmenden Industrialisierung der ganzen Gesellschaft und der abnehmenden Stabilit&auml;t des &ouml;ffentlichen Lebens die Eheverh&auml;ltnisse immer ung&uuml;nstiger werden und die Faktoren sich vermehren, welche die Ehe zerst&ouml;ren. Andererseits sind sie ein Beweis, da&szlig; eine immer gr&ouml;&szlig;ere Zahl Frauen sich entschlie&szlig;t, das ihr unertr&auml;glich d&uuml;nkende Joch abzusch&uuml;tteln. </P>
<I><P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_9_2">2. B&uuml;rgerliche und proletarische Ehe</A></P>
</I><P>Die ehelichen &Uuml;bel aber wachsen, und die Korrumpierung der Ehe nimmt zu in dem Ma&szlig;e, wie der Kampf ums Dasein sich versch&auml;rft und die Ehe immer mehr Geld- beziehentlich Kaufehe wird. Die immer gr&ouml;&szlig;er werdende Schwierigkeit, eine Familie zu unterhalten, bestimmt auch viele M&auml;nner, auf die Ehe &uuml;berhaupt zu verzichten, und so wird die Redensart, die Frau m&uuml;sse in ihrer T&auml;tigkeit auf das Haus beschr&auml;nkt bleiben, sie m&uuml;sse als Hausfrau und Mutter ihren Beruf erf&uuml;llen, immer mehr <I>gedankenlose Phrase</I>. Andererseits m&uuml;ssen diese Zust&auml;nde die au&szlig;ereheliche Befriedigung des Geschlechtsverkehrs beg&uuml;nstigen und die Zahl der Prostituierten vermehren; auch steigt die Zahl derer, die an unnat&uuml;rlicher Befriedigung des Geschlechtstriebs kranken. </P>
<P>In der besitzenden Klasse sinkt die Frau nicht selten, ganz wie im alten Griechenland, zum blo&szlig;en Geb&auml;rapparat f&uuml;r legitime Kinder herab, zur H&uuml;terin des Hauses oder zur Pflegerin des in der Debauche ruinierten Gatten. Der Mann unterh&auml;lt zu seinem Vergn&uuml;gen und f&uuml;r sein Liebesbed&uuml;rfnis Het&auml;ren - bei uns Kurtisanen oder M&auml;tressen genannt -, die in den sch&ouml;nsten Stadtvierteln wohnen. Andere, denen <A NAME="S156"><B>|156|</A></B> die Mittel keine M&auml;tresse zu unterhalten gestatten, halten es in wie vor der Ehe mit den Phrynen, f&uuml;r die ihr Herz mehr als f&uuml;r die Ehefrau schl&auml;gt; mit ihnen am&uuml;sieren sie sich, und ein Teil unserer Ehefrauen ist korrupt genug, solche Unterhaltungen in der Ordnung zu finden.<A NAME="ZF7"><A HREF="beaa_147.htm#F7">(7)</A></A> </P>
<P>In den oberen und mittleren Klassen der Gesellschaft ist also die Hauptquelle der &Uuml;bel in der Ehe die Geld- und Standesheirat. Die Ehe wird aber noch mehr verderbt durch die Lebensweise dieser Klassen. Dieses trifft auch die Frau, die sich h&auml;ufig dem M&uuml;&szlig;iggang oder korrumpierenden Besch&auml;ftigungen &uuml;berl&auml;&szlig;t. Ihre geistige Nahrung besteht oft nur im Lesen zweideutiger Romane und in Zotenlekt&uuml;re, im Besuch frivoler Theaterst&uuml;cke, im Genu&szlig; sinnenkitzelnder Musik, in berauschenden Nervenstirnulanzien, in Unterhaltungen &uuml;ber die Skandalaff&auml;ren aller Art. Oder der M&uuml;&szlig;iggang und die Langeweile verleitet sie zu galanten Abenteuern, die noch h&auml;ufiger der Mann sucht. Sie jagt von einem Vergn&uuml;gen in das andere, von einem Gastmahl zum anderen, und im Sommer eilt sie in die B&auml;der der Sommerfrischen, um sich von den Strapazen des Winters zu erholen und neue Unterhaltung zu finden. Die Chronique scandaleuse findet bei dieser Lebensweise ihre Rechnung; man verf&uuml;hrt und l&auml;&szlig;t sich verf&uuml;hren. </P>
<P>In den unteren Klassen ist die Geldehe so gut wie unbekannt. In der Regel heiratet der Arbeiter aus Neigung, aber an st&ouml;renden Ursachen in der Ehe fehlt es nicht. Reicher Kindersegen schafft Sorgen und M&uuml;hen, und nur zu oft kehrt die Not ein. Krankheiten und Tod sind in den Arbeiterfamilien h&auml;ufig gesehene G&auml;ste. Arbeitslosigkeit treibt das Elend auf seinen Gipfel. Und wie vieles schm&auml;lert dem Arbeiter den Verdienst oder raubt ihm zeitweilig denselben ganz. Handels- und Industriekrisen machen ihn arbeitslos, die Einf&uuml;hrung neuer <A NAME="S157"><B>|157|</A></B> Maschinen oder Arbeitsmethoden wirft ihn als &uuml;berz&auml;hlig aufs Pflaster; Kriege, ung&uuml;nstige Zoll- und Handelsvertr&auml;ge, Einf&uuml;hrung neuer indirekter Steuern, Ma&szlig;regelung seitens der Unternehmer wegen Bet&auml;tigung seiner &Uuml;berzeugung usw. vernichten seine Existenz oder sch&auml;digen sie schwer. Bald tritt das eine, bald das andere ein, wodurch er bald l&auml;ngere, bald k&uuml;rzere Zeit ein Arbeitsloser, das hei&szlig;t ein Hungernder, wird. Unsicherheit ist die Signatur, seiner Existenz. Solche Schicksalsschl&auml;ge erzeugen Mi&szlig;stimmung und Verbitterung, und diese Stimmung kommt zun&auml;chst im h&auml;uslichen Leben zum Ausbruch, wenn t&auml;glich und st&uuml;ndlich Anforderungen f&uuml;r das Allernotwendigste gestellt werden, die nicht befriedigt werden k&ouml;nnen. Zank und Streit brechen aus. Ruin der Ehe und Familie ist die Folge. </P>
<P>Oder beide, Mann und Frau, gehen auf Arbeit. Die Kinder sind sich selbst oder der &Uuml;berwachung &auml;lterer Geschwister &uuml;berlassen, die selbst der &Uuml;berwachung und Erziehung bed&uuml;rften. In fliegender Eile wird in der Mittagstunde das meist elende Essen hinabgeschlungen, vorausgesetzt, da&szlig; die Eltern &uuml;berhaupt Zeit haben, nach Hause zu eilen, was in Tausenden von F&auml;llen wegen der Entfernung der Arbeitsst&auml;tte von der Wohnung und der K&uuml;rze der Pausen nicht m&ouml;glich ist; m&uuml;de und abgespannt kehren beide abends heim. Statt einer freundlichen, anmutenden H&auml;uslichkeit finden sie eine enge, ungesunde Wohnung, die oft der Luft und des Lichtes entbehrt, und in der meist auch die n&ouml;tigsten Bequemlichkeiten fehlen. Die zunehmende Wohnungsnot mit den daraus erwachsenden entsetzlichen Mi&szlig;st&auml;nden ist eine der dunkelsten Seiten unserer sozialen Ordnung, die zu zahlreichen &Uuml;beln, zu Lastern und Verbrechen f&uuml;hrt. Und die Wohnungsnot wird trotz aller Versuche zur Abhilfe in den St&auml;dten und Industriebezirken mit jedem Jahre gr&ouml;&szlig;er. Immer weitere Schichten werden von ihr erfa&szlig;t: kleine Gewerbetreibende, Beamte, Lehrer, kleine Kaufleute usw. Die Frau des Arbeiters, die abends m&uuml;de und abgehetzt nach Hause kommt, hat von neuem alle H&auml;nde voll zu tun; Hals &uuml;ber Kopf mu&szlig; sie arbeiten, um in der Wirtschaft nur das Notwendigste instand zu setzen. Die Kinder werden eiligst ins Bett gebracht, die Frau sitzt und n&auml;ht und flickt bis in die sp&auml;te Wacht. Die ihr so n&ouml;tige Unterhaltung und Aufrichtung fehlt ihr. Der Mann ist oft unwissend, die Frau wei&szlig; noch weniger, und das wenige, was man sich sonst zu sagen hat, ist rasch erledigt. Der Mann geht ins Wirtshaus, um dort die Annehmlichkeiten zu finden, die ihm zu Hause fehlen; er trinkt, und ist es <A NAME="S158"><B>|158|</A></B> noch so wenig, er verbraucht f&uuml;r seine Verh&auml;ltnisse zuviel. Unter Umst&auml;nden verf&auml;llt er dem Laster des Spieles, das auch in den h&ouml;heren Kreisen der Gesellschaft viele Opfer fordert, und verliert noch mehr, als er vertrinkt. Unterdes sitzt die Frau zu Hause und grollt; sie mu&szlig; wie ein Lasttier arbeiten, f&uuml;r sie gibt es keine Ruhepause und Erholung; der Mann benutzt so gut er kann die Freiheit, die ihm der Zufall gibt, als Mann geboren zu sein. So entsteht die Disharmonie. Ist aber die Frau weniger pflichtgetreu, sucht sie am Abend, nachdem sie m&uuml;de von der Arbeit heimgekehrt ist, eine berechtigte Erholung, so geht die Wirtschaft r&uuml;ckw&auml;rts, und das Elend ist doppelt gro&szlig;. Aber wir leben trotzdem in "der besten aller Welten". </P>
<P>So wird auch die Ehe des Proletariers immer mehr zerr&uuml;ttet. Sogar g&uuml;nstige Arbeitszeiten &uuml;ben ihren zersetzenden Einflu&szlig;, denn sie zwingen ihn zur Sonntags- und &Uuml;berstundenarbeit und nehmen ihm die Zeit, die er f&uuml;r seine Familie noch &uuml;brig hatte. In unz&auml;hligen F&auml;llen hat er ganze Stunden bis zur Arbeitsst&auml;tte; die Mittagspause zum Heimweg zu benutzen, ist f&uuml;r ihn eine Unm&ouml;glichkeit; er steht morgens mit dem fr&uuml;hesten auf, wenn die Kinder noch im tiefsten Schlaf liegen, und kehrt erst sp&auml;t am Abend, wenn sie bereits wieder in dem gleichen Zustand sich befinden, an den Herd zur&uuml;ck. Tausende von Arbeitern, namentlich die Bauarbeiter in den gr&ouml;&szlig;eren St&auml;dten, bleiben der weiten Entfernung wegen die ganze Woche von Hause fern und kehren erst am Schlusse derselben zu ihrer Familie zur&uuml;ck. Bei solchen Zust&auml;nden soll das Familienleben gedeihen! Nun nimmt aber auch die Frauenarbeit immer mehr &uuml;berhand, insbesondere in der Textilindustrie, die ihre Tausende von Dampfwebst&uuml;hlen und Spindelmaschinen von billigen Frauen- und Kinderh&auml;nden bedienen l&auml;&szlig;t. Hier hat sich das fr&uuml;here Verh&auml;ltnis umgekehrt. Frau und Kind gehen in die Fabrik, und nicht selten sitzt der brotlos gewordene Mann zu Hause und besorgt die h&auml;uslichen Verrichtungen. "So findet man im Chemnitzer Bezirk in Appreturanstalten viele Frauen, die nur im Winter daselbst t&auml;tig sind, weil ihre M&auml;nner als Handarbeiter, Maurer, Zimmerer usw. im Winter gar keinen oder nur geringen Verdienst haben, In anderen Bezirken suchen die Frauen von Bauarbeitern w&auml;hrend der Wintermonate Besch&auml;ftigung in Fabriken. Es kommt sehr h&auml;ufig vor, da&szlig; w&auml;hrend der Abwesenheit der Frau der Mann die Wirtschaft besorgt."<A NAME="ZF8"><A HREF="beaa_147.htm#F8">(8)</A></A> In Nordamerika, das bei seiner rapi- <A NAME="S159"><B>|159|</A></B> den kapitalistischen Entwicklung alle &Uuml;bel europ&auml;ischer Industriestaaten in viel gr&ouml;&szlig;erem Umfang erzeugt, hat man f&uuml;r den Zustand, den diese Verh&auml;ltnisse hervorriefen, einen sehr charakteristischen Namen. Man nennt Industrieorte, in denen haupts&auml;chlich die Frauen besch&auml;ftigt sind, w&auml;hrend die M&auml;nner zu Hause sitzen, she towns, w&ouml;rtlich "Siest&auml;dte", Frauenst&auml;dte.<A NAME="ZF9"><A HREF="beaa_147.htm#F9">(9)</A></A> </P>
<P>Die Zulassung der Frauen zu allen gewerblichen Berufen ist heute allseitig zugestanden, Die b&uuml;rgerliche Gesellschaft, jagend nach Profit und Gewinn, hat l&auml;ngst erkannt, welch ein vortreffliches Ausbeutungsobjekt im Vergleich mit dem Manne die sich leichter f&uuml;gende und schmiegende und anspruchslosere Arbeiterin ist.<A NAME="ZF10"><A HREF="beaa_147.htm#F10">(10)</A></A> So ist die Zahl der Berufe und Besch&auml;ftigungsarten, in welchen Frauen als Arbeiterinnen Anwendung finden, eine mit jedem Jahr wachsende. Die Ausdehnung und Verbesserung der Maschinerie, die Vereinfachung des Arbeitsprozesses durch immer gr&ouml;&szlig;ere Arbeitsteilung, der wachsende Konkurrenzkampf der Kapitalisten unter sich wie der auf dem Weltmarkt in Rivalit&auml;t stehenden Industriel&auml;nder beg&uuml;nstigen die immer weitere Anwendung der Frauenarbeit. Das ist eine Erscheinung, die allen Industriestaaten gemeinsam ist. Aber in dem Ma&szlig;e, wie die Zahl der Arbeiterinnen sich vermehrt, werden diese vielfach Konkurrenten der m&auml;nnlichen Arbeiter. Zahlreiche &Auml;u&szlig;erungen in den Berichten der <A NAME="S160"><B>|160|</A></B> Fabrikinspektoren wie in den statistischen Angaben &uuml;ber die Besch&auml;ftigung von Arbeiterinnen best&auml;tigen dieses. </P>
<P>Am schlimmsten ist die Lage der Frauen in denjenigen Gewerbezweigen, in welchen sie &uuml;berwiegend besch&auml;ftigt sind, wie zum Beispiel in der Bekleidungs- und W&auml;scheindustrie, namentlich in den Arbeitszweigen, in welchen die Arbeit in der eigenen Wohnung f&uuml;r den Unternehmer verrichtet wird. Die stattgehabten Untersuchungen &uuml;ber die Lage der Arbeiterinnen in der W&auml;schefabrikation und der Konfektionsbranche, die im Jahre 1886 der Bundesrat veranstaltete, haben auch ergeben, da&szlig; die erb&auml;rmlichen Wohnverh&auml;ltnisse dieser Arbeiterinnen sie vielfach zu Nebenverdienst durch Preisgabe ihres K&ouml;rpers zwingen. </P>
<P>Unser christlicher Staat, dessen Christentum man in der Regel dort vergeblich sucht, wo es angewendet werden sollte, und dort findet, wo es &uuml;berfl&uuml;ssig oder sch&auml;dlich ist, dieser christliche Staat handelt wie der christliche Bourgeois, was den nicht wundert, der wei&szlig;, da&szlig; der christliche Staat nur der Kommis unseres christlichen Bourgeois ist. Der Staat entschlie&szlig;t sich schwer zu Gesetzen, welche die Frauenarbeitszeit auf ein ertr&auml;gliches Ma&szlig; beschr&auml;nken und die Kinderarbeit verbieten, wie er auch vielen seiner Beamten weder ausreichende Sonntagsruhe noch eine normale Arbeitszeit gew&auml;hrt und so ihr Familienleben sch&auml;digt. Post-, Eisenbahn-, Gef&auml;ngnisbeamte usw. m&uuml;ssen h&auml;ufig weit &uuml;ber das zul&auml;ssige Zeitma&szlig; ihren Dienst versehen, aber ihre Entlohnung steht im umgekehrten Verh&auml;ltnis. </P>
<P>Da ferner die Wohnungsmieten im Vergleich zum Einkommen des Arbeiters, des niederen Beamten und des kleinen Mannes viel zu hoch sind, m&uuml;ssen sie sich aufs &auml;u&szlig;erste einschr&auml;nken. Es werden Schlafburschen oder Logierm&auml;dchen in die Wohnung genommen, &ouml;fter auch beide zugleich.<A NAME="ZF11"><A HREF="beaa_147.htm#F11">(11)</A></A> Alte und Junge wohnen auf engstem Raume, ohne Scheidung der Geschlechter zusammengepfercht, oft Zeuge der intim- <A NAME="S161"><B>|161|</A></B> sten Vorg&auml;nge. Wie dabei Schamgef&uuml;hl und Sittlichkeit fahren, dar&uuml;ber gibt es schauerliche Tatsachen. Die vielfach er&ouml;rterte Zunahme der Verrohung und Verwilderung der Jugend ist vorzugsweise solchen Zust&auml;nden geschuldet, die in der Stadt und auf dem Lande bestehen. Und welche Wirkung mu&szlig; f&uuml;r die Kinder die Erwerbsarbeit haben? Die schlechteste, die sich denken l&auml;&szlig;t, sowohl physisch wie moralisch.</P>
<P>Die immer mehr zunehmende industrielle Besch&auml;ftigung auch der verheirateten Frau ist namentlich bei Schwangerschaften, Geburten und in der ersten Lebenszeit der. Kinder, w&auml;hrend diese auf die m&uuml;tterliche Nahrung angewiesen sind, von den verh&auml;ngnisvollsten Folgen. Es entstehen w&auml;hrend der Schwangerschaft eine Menge Krankheiten, die sowohl auf die Leibesfrucht als auf den Organismus der Frau zerst&ouml;rend wirken und Fr&uuml;h- und Totgeburten hervorrufen. Ist das Kind zur Welt, so ist die Mutter gezwungen, wieder so rasch als m&ouml;glich zur Fabrik zur&uuml;ckzukehren, damit ihr Platz nicht von einer Konkurrentin besetzt wird. Die unausbleiblichen Folgen f&uuml;r die kleinen W&uuml;rmer sind: vernachl&auml;ssigte Pflege, unpassende Nahrung, auch g&auml;nzlicher Mangel an Nahrung; sie werden, um ruhig zu sein, mit Opiaten gef&uuml;ttert. Und die weiteren Folgen sind: massenhaftes Sterben oder Siechtum und Verk&uuml;mmerung, mit einem Worte: Degenerstion der Rasse. Vielfach wachsen die Kinder auf, ohne rechte m&uuml;tterliche oder v&auml;terliche Liebe genossen und wahre Elternliebe empfunden zu haben. So gebiert, lebt und stirbt das Proletariat. Und Staat und Gesellschaft wundern sich, da&szlig; sich Roheit, Sittenlosigkeit und Verbrechen h&auml;ufen. </P>
<P>Als im Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in den englischen Baumwollendistrikten infolge des nordamerikanischen Sklavenbefreiungskriegs viele tausende von Arbeiterinnen feiern mu&szlig;ten, machten die &Auml;rzte die auffallende Entdeckung, da&szlig; ungeachtet der gro&szlig;en Not der Bev&ouml;lkerung die Kindersterblichkeit abnahm. Die Ursache war, die Kinder genossen jetzt die Nahrung von der Mutter und erhielten eine bessere Pflege, als sie je gehabt hatten. Die gleiche Tatsache ist seitens der &Auml;rzte in der Krise der siebziger Jahre in Nordamerika, besonders in New York und Massachusetts, konstatiert worden. Die Arbeitslosigkeit zwang die Frauen zu feiern und lie&szlig; ihnen Zeit zur Kinderpflege. &Auml;hnliche Beobachtungen hat man w&auml;hrend des Generalstreiks in Schweden (August und September 1909) gemacht. Die Sterblichkeitsziffer in Stockholm und auch in an- <A NAME="S162"><B>|162|</A></B> deren gr&ouml;&szlig;eren schwedischen St&auml;dten hat sich seit langen Zeiten nicht so g&uuml;nstig gestaltet wie in den Wochen dieses Riesenstreiks. Eine der hervorragendsten medizinischen Autorit&auml;ten Stockholms hat sich dahin ausgesprochen, da&szlig; diese ungemein befriedigenden Sterblichkeits- wie &uuml;berhaupt Gesundheitsverh&auml;ltnisse ganz zweifellos mit dem Riesenstreik in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Am wichtigsten sei zweifellos der Umstand, da&szlig; die gro&szlig;en Scharen, aus denen sich die "Armee des M&uuml;&szlig;iggangs" w&auml;hrend der Streikwochen zusammensetzte, Gelegenheit gehabt h&auml;tten, sich fast unausgesetzt unter freiem Himmel, in frischer Luft, aufzuhalten, was der k&ouml;rperlichen Gesundheit nat&uuml;rlich &auml;u&szlig;erst dienlich gewesen sei, Wie umfassend die f&uuml;r die Arbeitsr&auml;ume geltenden sanit&auml;ren Vorschriften auch sein m&ouml;gen, so sei die Luft in den Arbeitslokalen doch im allgemeinen immer so beschaffen, da&szlig; sie in gesundheitlicher Beziehung mehr oder weniger sch&auml;dlich wirken m&uuml;sse. Die Bedeutung des <I>Alkoholverbots</I> w&auml;hrend des Riesenstreiks d&uuml;rfe auch nicht untersch&auml;tzt werden. </P>
<P>In der Hausindustrie, die volkswirtschaftliche Romantiker so idyllisch darstellen, liegen die Verh&auml;ltnisse nicht besser. Hier ist neben dem Manne die Frau von fr&uuml;h bis in die Nacht an die Arbeit gekettet, und die Kinder werden vom fr&uuml;hesten Alter zu gleichem Werke angehalten. Zusammengepfercht auf den kleinsten Raum leben Mann, Frau, Familie und etwaige Hilfspersonen mitten unter den Arbeitsabf&auml;llen und bei den unangenehmsten D&uuml;nsten und Ger&uuml;chen. Dem Wohn- und Arbeitslokal entsprechen die Schlafr&auml;ume. In der Regel dunkle L&ouml;cher, ohne Ventilation, sind diese schon f&uuml;r die Gesundheit bedenklich; wenn darin nur ein Teil der in ihnen untergebrachten Menschen hauste. </P>
<P>Der immer schwerer werdende Kampf ums Dasein zwingt auch oft Frauen und M&auml;nner zu Handlungen, die sie unter anderen Verh&auml;ltnissen verabscheuten. So wurde 1877 in M&uuml;nchen konstatiert, da&szlig; unter den polizeilich eingetragenen und &uuml;berwachten Prostituierten nicht weniger als 203 Frauen von Arbeitern und Handwerkern waren. Und wie viele verheiratete Frauen geben aus Not sich preis, ohne da&szlig; sie sich der polizeilichen Kontrolle unterwerfen, die Schamgef&uuml;hl und Menschenw&uuml;rde aufs tiefste verletzt. </P>
<P ALIGN="CENTER"><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von August Bebel</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> Die Physiologie der Liebe. <A HREF="beaa_147.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> Alexandre Dumas sagt sehr richtig in "Monsieur Alphonse": "Der Mann hat zwei Arten von Moral gemacht: eine f&uuml;r sich selbst, eine f&uuml;r das Weib; eine, die ihm die Liebe mit allen Frauen erlaubt, und eine, die der Frau als Ersatz f&uuml;r ihre auf immer verlorene Freiheit die Liebe mit blo&szlig; einem Manne gestattet." Siehe auch Selbstanklage Gretchens im Faust. <A HREF="beaa_147.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> Georg v. Mayr, Statistik und Gesellschaftslehre. 3. Band, S. 255. T&uuml;bingen 1909. <A HREF="beaa_147.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A> Marriage and divorce. 1887 bis 1906. Bureau of the Census. Bulletin 96, S. 12. Washington 1908. <A HREF="beaa_147.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F5">(5)</A> In England ist die Ehescheidung ein Privileg der Reichen. Die Proze&szlig;kosten sind so hoch, da&szlig; die Ehescheidung f&uuml;r unbemittelte Leute, die noch dazu gezwungen sind, eine Reise nach London zu machen, fast zur Unm&ouml;glichkeit wird. Im ganzen Lande gibt es blo&szlig; ein einziges Ehescheidungsgericht - in London. <A HREF="beaa_147.htm#ZF5">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F6">(6)</A> Paul Kollmann, Die Ehescheidungen in Sachsen. Zeitschrift des K&ouml;nigl. S&auml;chs. Stat. Landesamtes 1907, II, und F. K&uuml;hnert, Die Ehescheidungsbewegung in Preu&szlig;en in den Jahren 1895 bis 1905, Zeitschrift des K&ouml;nigl. Preu&szlig;. Stat. Landesamtes 1907, II. <A HREF="beaa_147.htm#ZF6">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F7">(7)</A> B&uuml;cher beklagt in seiner schon mehrfach zitierten Schrift "Die Frauenfrage im Mittelalter" den Zerfall der Ehe und des Familienlebens; er verurteilt die zunehmende Frauenarbeit in der Industrie und verlangt die "R&uuml;ckkehr" auf das "eigenste Gebiet der Frau", wo sie allein "Werte" schaffe, ins Haus und in die Familie. Die Bestrebungen der modernen Frauenfreunde erscheinen ihm als "Dilettantismus", und er hofft schlie&szlig;lich, "da&szlig; man bald in richtigere Bahnen einlenke", ist aber offenbar au&szlig;erstande, einen erfolgreichen Weg zu zeigen. Das ist auch, vom b&uuml;rgerlichen Standpunkt aus, unm&ouml;glich. Die Ehezust&auml;nde wie die Lage der gesamten Frauenwelt sind nicht willk&uuml;rlich geschaffen, sie sind das nat&uuml;rliche Produkt unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Diese Kulturentwicklung vollzieht sich aber nach immanenten Gesetzen. <A HREF="beaa_147.htm#ZF7">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F8">(8)</A> Technik und Wirtschaft. August 1909. S. 377. <A HREF="beaa_147.htm#ZF8">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F9">(9)</A> Daf&uuml;r spricht folgende Notiz im "Levest. Journ." aus dem Jahre 1893, in der es hei&szlig;t: "Eine der <I>Sonderbarkeiten</I> der <I>Fabrikd&ouml;rfer </I>Maines ist die Klasse von M&auml;nnern, welche zutreffend als 'Haush&auml;lter' bezeichnet werden k&ouml;nnen. Fast in <I>jeder </I>Stadt, wo es viel <I>Industrie </I>gibt, findet man diese M&auml;nner in <I>gro&szlig;er </I>Zahl. Wer kurz nach der Mittagszeit vorspricht, wird sie mit vorgebundenen Sch&uuml;rzen beim Sch&uuml;sselwaschen finden. Zu anderen Zeiten kann man sie scheuern, die Betten machen, die Kinder waschen, aufr&auml;umen oder kochen sehen ... Diese M&auml;nner besorgen die Wirtschaft aus dem <I>einfachen </I>Grunde, weil ihre Frauen <I>mehr m den Fabriken verdienen k&ouml;nnen als sie </I>und es eine Geldersparnis bedeutet, wenn die Frauen arbeiten gehen." <A HREF="beaa_147.htm#ZF9">&lt;=</A> </P>
<P><A NAME="F10">(10)</A> "Herr E., ein Fabrikant, unterrichtet mich, da&szlig; er ausschlie&szlig;lich Weiber bei seinen mechanischen Webst&uuml;hlen besch&auml;ftigt; er gebe <I>verheirateten </I>Frauen den Vorzug, besonders solchen mit Familie zu Hause, <I>die von ihnen f&uuml;r den Unterhalt abh&auml;ngt</I>; sie sind viel aufmerksamer und gelehriger als unverheiratete und <I>zur &auml;u&szlig;ersten Anstrengung ihrer Kr&auml;fte gezwungen</I>, um die notwendigen Lebensmittel beizuschaffen. So werden die Tugenden, die eigent&uuml;mlichen Tugenden des weiblichen Charakters, zu seinem Schaden verkehrt - so wird alles Sittliche und Zarte ihrer Natur zum Mittel ihrer Sklaverei und ihres Leidens gemacht." Rede des Lord Ashley &uuml;ber die Zehnstundenbill, 1844. Karl Marx, Das Kapital. 2. Auflage. <A HREF="beaa_147.htm#ZF10">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F11">(11)</A> Nach den Ergebnissen der preu&szlig;ischen Volksz&auml;hlung von 1900 wurden 3.467.388 Personen gez&auml;hlt, die nicht mit dem Haushaltungsvorstand verwandt sind, und im Gesamtdurchschnitt f&uuml;r Preu&szlig;en bestanden diese Fremdelemente der Familienhaushaltungen zu etwa einem Viertel aus fremden Wohn- und Schlafgenossen (378.548 Zimmerabmieter und 455.322 Schlafg&auml;nger), auf dem Lande nur zu einem Siebentel, in den St&auml;dten dagegen zu einem Drittel und in Berlin zu erheblich mehr als zur H&auml;lfte (57.180 Zimmerabmieter und 99.795 Schlafg&auml;nger). G. v. Mayr, Statistik und Gesellschaftslehre. 3. Band, S. 89. T&uuml;bingen 1909. <A HREF="beaa_147.htm#ZF11">&lt;=</A></P></BODY>
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