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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Karl Marx - Mein Plagiat an F. Bastiat</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="../me_ak68.htm"><FONT SIZE=2>Inhaltsverzeichnis Artikel und Korrespondenzen 1868</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 16, 6. Auflage 1975, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1962, Berlin/DDR. S. 312/313.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am .</P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>Mein Plagiat an F. Bastiat</H1>
<FONT SIZE=2><P>Geschrieben um den 11. Juli 1868.<BR>
Nach der Handschrift.</P>
</FONT><P><HR></P>
<B><P><A NAME="S312">|312|</A></B> In ........... |in der Handschrift freigelassener Platz f&uuml;r den Titel "Vierteljahrschrift f&uuml;r Volkswirthschaft und Kulturgeschichte"| entdeckt ein Bastiatit, da&szlig; ich die Bestimmung der <I>Wertgr&ouml;&szlig;e </I>der Waren durch die zu ihrer Produktion <I>"gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit"</I> dem F. Bastiat abstibitzt habe, und noch dazu in verballhornter Form. Ich k&ouml;nnte mir dies Quiproquo schon gefallen lassen. Wenn n&auml;mlich dieser Bastiatit Nr. I Bastiats und meine Wertbestimmungen der Sache nach identisch findet, erkl&auml;rt ein Bastiatit Nr. II ziemlich gleichzeitig in dem Leipziger <I>"Literarischen Centralblatt"</I> vom ........................ |in der Handschrift freigelassener Platz f&uuml;r das Datum - 4. Juli 1868 - und folgendes Zitat: "Die Zur&uuml;ckweisung der Werttheorie ist die einzige Aufgabe desjenigen, der Marx bek&auml;mpft; denn wenn das Axiom zugegeben ist, mu&szlig; man Marx die mit strengster Logik gezogenen Konsequenzen fast alle zugestehen."|</P>
<P>Durch Addition von Bastiatit Nr. I zu Bastiatit Nr. II erg&auml;be sich also das Fazit, da&szlig; das ganze Heer der Bastiatiten jetzt in mein Lager &uuml;bergehn und meine Entwicklungen &uuml;ber das Kapital in Bausch und Bogen annehmen m&uuml;&szlig;te. Man begreift, da&szlig; ich nur nach hartem Seelenkampf auf solche Annexationsfreuden verzichte.</P>
<P>Die in meiner Schrift <I>"Das Kapital"</I>, 1867, enthaltene Wertbestimmung findet sich schon 2 Dezennien fr&uuml;her in meiner Schrift gegen Proudhon: "Mis&egrave;re de la Philosophie", Paris 1847. (<A HREF="../me04/me04_065.htm#S98">p. 49 seqq.</A>) Bastiats Wertweisheit kam erst einige Jahre sp&auml;ter auf die Welt. Ich konnte daher nicht den Bastiat abschreiben, wohl aber der Bastiat mich.</P>
<P>Jedoch gibt Bastiat in der Tat gar keine Analyse des Werts. Er tritt nur begriffslose Vorstellungen breit, zum tr&ouml;stlichen Nachweis, da&szlig; "die Welt voll gro&szlig;er, trefflicher, t&auml;glicher Dienst" ist. Die deutschen <A NAME="S313"><B>|313|</A></B> Bastiatiten sind bekanntlich alle nationalliberal. Ich leiste ihnen also auch "gro&szlig;en, trefflichen Dienst" durch einen Fingerzeig auf den <I>spezifisch preu&szlig;ischen Ursprung </I>des Bastiatschen Weisheitsfundes. Der alte Schmalz war n&auml;mlich preu&szlig;ischer Regierungsrat, wenn ich nicht irre, sogar geh. pr. Regierungsrat. Er war au&szlig;erdem Demagogenriecher. Dieser alte Schmalz also ver&ouml;ffentlichte 1818 zu Berlin ein <I>"Handbuch der Staatswirthschaftslehre"</I>. Die franz&ouml;sische &Uuml;bersetzung seines Handbuchs erschien 1826 zu Paris unter dem Titel: <I>"&Eacute;conomie Politique"</I>. Der &Uuml;bersetzer, Henri Jouffroy, figurierte auf dem Titel als <I>"Conseiller au Service de Prusse"</I> |<I>"Preu&szlig;ischer Regierungsrat"</I>|. In folgendem Zitat wird man die Bastiatsche Wertvorstellung nicht nur dem Inhalt, sondern selbst dem Wortlaut nach quintessenzlich vorfinden:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Le travail d'autrui en g&eacute;n&eacute;ral ne produit jamais pour nous qu'une <I>&eacute;conomie</I> de temps, et [que] cette &eacute;conomie de temps est tout ce qui constitue <I>sa valeur</I> et <I>son prix</I>. Le menuisier, par exemple, qui me fait une table, et le domestique qui porte mes lettres a la poste, qui bat mes habits, ou qui cherche pour moi les choses qui me sont n&eacute;cessaires, me rendent l'un et l'autre <I>un service</I> absolument de m&ecirc;me nature; l'un et l'autre m'<I>&eacute;pargne</I> et le temps que je serais oblige d'employer moi-m&ecirc;me a ces occupations, et celui qu'il m'aurait fallu consacrer a acqu&eacute;rir l'aptitude et les talents qu'elles exigent." (<I>Schmalz</I>, l.c. t. I, p. 304.)</P>
<P>|"Die Arbeit anderer bringt uns &uuml;berhaupt nur eine Zeitersparnis, und diese Zeitersparnis ist alles, was ihren Wert und ihren Preis ausmacht. Der Tischler, welcher mir einen Tisch verfertigt, und der Bediente, welcher mir Briefe auf die Post tr&auml;gt, meine Kleider reinigt und die mir n&ouml;tigen Dinge holt, beide tun mir ganz gleichen Dienst; sie ersparen mir die Zeit, und zwar zwiefache Zeit; die erste die, welche ich jetzt aufwenden m&uuml;&szlig;te, um das selbst zu tun; die zweite die, welche ich h&auml;tte anwenden m&uuml;ssen, um mir die Geschicklichkeit dazu zu erwerben."|</P>
</FONT><P>Man wei&szlig; also jetzt, wo Bastiat sein Fett, ich wollte sagen, sein Schmalz hergeholt hat.</P>
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