emacs.d/clones/www.mlwerke.de/th/1933/th2_345.htm
2022-08-25 20:29:11 +02:00

672 lines
No EOL
38 KiB
HTML
Raw Blame History

This file contains invisible Unicode characters

This file contains invisible Unicode characters that are indistinguishable to humans but may be processed differently by a computer. If you think that this is intentional, you can safely ignore this warning. Use the Escape button to reveal them.

<HTML>
<HEAD>
<TITLE>Ernst Th&auml;lmann: Aus dem Referat auf der Tagung des ZK der KPD im Sporthaus Ziegenhals</TITLE>
<script src="http://www.mlwerke.de/scripte/Dokident.js" type="text/javascript" language="JavaScript"></script>
</HEAD>
<BODY>
<P>
<CENTER>
<H1>
<A name="top">Aus dem Referat auf der Tagung des ZK der KPD im Sporthaus
Ziegenhals</p>
</H1>
</CENTER>
<P>
<BR>
&nbsp;<BR>
<HR>
</p>
<H3>
Quelle: Ausgew&auml;hlte Reden und Schriften in zwei B&auml;nden,
Band 2, Verlag Marxistische Bl&auml;tter, Frankfurt am Main 1977, Seite 345
- 357</p>
<P>
Ernst Th&auml;lmann</p>
<P>
Aus dem Referat auf der Tagung des ZK der KPD im Sporthaus
Ziegenhals</p>
</H3>
<P>
</p>
<P>
Aus dem Referat auf der Tagung des ZK der KPD im Sporthaus
Ziegenhals (1)</p>
<P>
7. Februar 1933</p>
<P>
Genossen!</p>
<P>
Die Bedeutung der heutigen Konferenz ergibt sich schon aus
der Tatsache, da&szlig; zweifelsohne durch die Bildung der Hitlerregierung
eine solche Zuspitzung des Klassenkampfes eingetreten ist, wie wir sie seit
1918 kaum mehr zu verzeichnen hatten ...</p>
<P>
Das Proletariat und die Werkt&auml;tigen der ganzen Welt blicken
auf uns und [auf] das deutsche Proletariat. Die russischen Arbeiter und Bauern
blicken auf uns. Die kommunistischen Bruderparteien in Frankreich, in der
Tschechoslowakei, Holland und &uuml;berall haben gl&auml;nzend ihre
Solidarit&auml;t mit dem schweren Kampf des [deutschen] Proletariats
verk&uuml;ndet. Die deutsche Partei hat einen wichtigen Schl&uuml;ssel f&uuml;r
den revolution&auml;ren Aufschwung in ganz Europa in ihrer Hand. Wir d&uuml;rfen
keine Zeit verlieren. Jetzt droht der Staatsstreich. Jetzt droht die Vernichtung
der Partei. Jetzt sind in h&ouml;chstem Grade entscheidende Wochen.</p>
<P>
Der Kampf, der vor uns liegt, ist der schwerste, den die Partei
zu bestehen hat. Er kann nicht verglichen werden mit den Jahren seit 1923.
Er gibt jedem Kommunisten eine noch h&ouml;here Verantwortung als selbst
in der damaligen Situation. Unmittelbar m&uuml;ssen wir die Offensive ergreifen,
dann haben wir die Chance f&uuml;r uns.</p>
<P>
Um uns ein klares Bild &uuml;ber die neue Situation, ihre
klassenm&auml;&szlig;igen Hintergr&uuml;nde und die weiteren Perspektiven
zu machen, will ich jetzt zun&auml;chst versuchen, die Faktoren anzuf&uuml;hren,
die zur jetzigen Lage gef&uuml;hrt haben. (2)</p>
<P>
Die andere Seite des Prozesses, die diesen Teilerfolgen der
Betrugsman&ouml;ver der Bourgeoisie gegen&uuml;bersteht, ist der Fortgang
und die weitere Steigerung des revolution&auml;ren Aufschwungs, den Schleicher
nicht aufhalten konnte. Anfang Januar [1933] war es zweifelsohne
vor&uuml;bergehend der Bourgeoisie, der SPD und den Nazis gelungen, uns die
Offensive etwas aus der Hand zu nehmen. Dann, im Zusammenhang mit der
B&uuml;lowplatz-Provokation der Hitlerbanden, vermochten wir, wieder in die
Offensive &uuml;berzugehen. Es zeigte sich, welch eine Versch&auml;rfung
des Klassenkampfes eingetreten ist. So, wie uns die f&uuml;nf bis sechs Tage
BVG-Streik (3) im November ganz rasch an einen Zustand revolution&auml;rer
Zuspitzung und h&ouml;herer Form des Klassenkampfes heranbrachten, so zeigte
sich im Zusammenhang mit unserer Gegenoffensive gegen die SA-Provokation
Ende Januar erneut und noch gesteigert, da&szlig; der PROZE&szlig; DES
HERANREIFENS DER REVOLUTION&Auml;REN KRISE in Deutschland bereits soweit
gediehen ist, da&szlig; VERH&Auml;LTNISM&Auml;&szlig;IG KLEINE EREIGNISSE
RASCH EINE ST&Uuml;RMISCHE BESCHLEUNIGUNG DER REVOLUTION&Auml;REN ENTWICKLUNG
und eine au&szlig;erordentliche Versch&auml;rfung des Klassenkampfes
herbeif&uuml;hren k&ouml;nnen ...</p>
<P>
Soviel &uuml;ber die Entstehungsgeschichte der Hitlerregierung.
Damit ist zugleich das Wichtigste &uuml;ber ihren Charakter und ihre Aufgaben
gesagt.</p>
<P>
Das Kabinett Hitler-Hugenberg-Papen ist die OFFENE FASCHISTISCHE
DIKTATUR. Was die Zusammensetzung der Regierung anbetrifft, so kann es in
Deutschland eine weitere Steigerung in der Richtung des offenen Faschismus
kaum mehr geben. Wohl aber gibt es in den Methoden dieser Regierung der offenen
faschistischen Diktatur noch eine ganze Reihe von Steigerungsm&ouml;glichkeiten.
Jeder Zweifel dar&uuml;ber, da&szlig; diese Regierung vor irgendwelchen
balkanischen Methoden (4) des &auml;u&szlig;ersten Terrors zur&uuml;ckschrecken
w&uuml;rde, w&auml;re sehr gef&auml;hrlich.</p>
<P>
ES IST DER BOURGEOISIE ERNST DAMIT, DIE PARTEI UND DIE GANZE
AVANTGARDE DER ARBEITERKLASSE ZU ZERSCHMETTERN. Sie wird deshalb kein Mittel
unversucht lassen, um dieses Ziel zu erreichen. Also nicht nur Vernichtung
der letzten sp&auml;rlichen Rechte der Arbeiter, nicht nur Parteiverbot,
nicht nur faschistische Klassenjustiz, sondern alle Formen des faschistischen
Terrors; dar&uuml;ber hinaus: Masseninternierung von Kommunisten in
Konzentrationslagern, Lynchjustiz und Meuchelmorde an unseren tapferen
antifaschistischen K&auml;mpfern, insbesondere an kommunistischen F&uuml;hrern
- das alles geh&ouml;rt mit zu den Waffen, deren sich die offene faschistische
Diktatur uns gegen&uuml;ber bedienen wird.</p>
<P>
Schon die ersten Tage der Hitlerregierung beweisen den ganzen
TIEFEN ERNST DER SITUATION. Es w&auml;re ein Verbrechen, irgendwelche
legalistischen Illusionen in unseren Reihen zu dulden. Wir m&uuml;ssen in
der ganzen Arbeiterklasse dar&uuml;ber Klarheit schaffen, da&szlig; es
wahrscheinlich keine andere Art der Abl&ouml;sung dieser Regierung geben
kann als ihren revolution&auml;ren Sturz.</p>
<P>
Das bedeutet nicht, da&szlig; der Sturz der Hitlerregierung
und der Sieg der proletarischen Revolution unbedingt ein und dasselbe sein
mu&szlig;. Wir stellen die Frage des Kampfes f&uuml;r den Sturz der
Hitlerregierung, die Frage der Beseitigung der Hitler-Hugenberg-Regierung
als UNMITTELBARE AUFGABE. Wir stellen sie in jeder Stunde, wir stellen sie
HEUTE, wir stellen sie MORGEN, &Uuml;BERMORGEN, wir stellen sie in den
n&auml;chsten Wochen und Monaten, ohne da&szlig; wir unter allen Umst&auml;nden
zu 100 Prozent sagen k&ouml;nnen, da&szlig;, wenn uns der Sturz der
faschistischen Diktatur gelingt, dies schon mit dem SIEG der proletarischen
Revolution DIREKT verbunden ist. Das m&uuml;ssen wir so scharf sagen, weil
wir den heftigsten Feldzug ideologischer Art in den Massen GEGEN JEDE THEORIE
DES "ABWIRTSCHAFTENLASSENS" der Hitlerregierung f&uuml;hren m&uuml;ssen.
Diese Feststellungen schlie&szlig;en jedoch - ich betone das noch einmal
- keineswegs aus, da&szlig; der Kampf zum Sturz der Hitlerregierung gleichzeitig
in den KAMPF UM DIE VOLLE MACHT DES PROLETARIATS umschlagen kann.</p>
<P>
Hier darf es kein Schema geben, sondern nur eine dialektische
Betrachtung. Weder legen wir uns darauf fest, die Hitlerregierung ERST in
dem Augenblick zu st&uuml;rzen, wo die Situation schon F&Uuml;R DEN VOLLEN
SIEG DER PROLETARISCHEN REVOLUTION REIF ist, noch lassen wir au&szlig;er
Betracht, da&szlig;, wie die Beschl&uuml;sse des XII. Plenums (5) ganz klar
sagen, die FRISTEN DES REVOLUTION&Auml;REN AUFSCHWUNGS und f&uuml;r die volle
Entfaltung der revolution&auml;ren Krise HEUTE VIEL K&Uuml;RZER sind als
in den bisherigen Abschnitten der Geschichte des proletarischen
Klassenkampfes.</p>
<P>
Der w&uuml;ste faschistische Terror in Deutschland, dem wir
jetzt entgegengehen, &auml;ndert nichts an unserer revolution&auml;ren
Perspektive. Sowenig wir eine UNTERSCH&Auml;TZUNG DER HITLERREGIERUNG, der
furchtbaren GEFAHR, die der Arbeiterklasse Deutschlands von der offenen
faschistischen Diktatur droht, dulden, sowenig lassen wir eine
&Uuml;bersch&auml;tzung dieser Regierung, ihrer FESTIGKEIT und
WIDERSTANDSF&Auml;HIGKEIT gegen&uuml;ber dem Proletariat zu. (6)</p>
<P>
Was ist die Bilanz unseres bisherigen Kampfes gegen die
faschistische Diktatur? Wir waren nicht imstande, die Aufrichtung der
faschistischen Diktatur bis zur heutigen offenen faschistischen Diktatur
zu verhindern, obwohl wir den Kampf der Massen daf&uuml;r organisiert haben.
Das ist gewi&szlig; eine ernste negative Feststellung.</p>
<P>
Aber umgekehrt k&ouml;nnen wir sagen, da&szlig; wir den
faschistischen Kurs der Bourgeoisie empfindlich gest&ouml;rt haben. Wir haben
sie dabei aufgehalten, stellenweise sogar zur&uuml;ckgeworfen, wie bei der
Sprengung der Papen-Regierung. Zu dieser positiven Einsch&auml;tzung unserer
wachsenden Kampfkraft und damit der wachsenden Kampfkraft der Arbeiterklasse
Deutschlands sind wir berechtigt, ohne unsere Schw&auml;chen zu &uuml;bersehen.
Eine solche positive Einsch&auml;tzung mu&szlig; der Ausgangspunkt f&uuml;r
unsere h&ouml;here revolution&auml;re Aufgabenstellung sein.</p>
<P>
Wenn wir nicht mehr erreichen konnten, so deshalb, weil wir
den Einflu&szlig; der SPD- und ADGB-F&uuml;hrer sowie der christlichen
Gewerkschaftf&uuml;hrer auf breite Arbeitermassen nicht in dem erforderlichen
Ma&szlig;e zu liquidieren vermochten. Uns hemmten in diesem Kampf die
M&auml;ngel unserer Gewerkschaftsarbeit, Betriebsarbeit, die M&auml;ngel
bei der Anwendung der Einheitsfront (7) und im prinzipiellen Kampf gegen
die sozialdemokratischen Betrugsman&ouml;ver. Wir haben in der Vergangenheit
nur insoweit Erfolge im Kampf gegen die faschistische Diktatur erzielen
k&ouml;nnen, wie es uns gelang, diese M&auml;ngel zu &uuml;berwinden und
damit zur Durchf&uuml;hrung der Beschl&uuml;sse des XII. Plenums, unseres
Februarplenums (8) und der 3. Reichsparteikonferenz (9) zu gelangen.</p>
<P>
Wie ist die Lage heute gegen&uuml;ber der Hitlerregierung?</p>
<P>
Wir riefen bei ihrer Macht&uuml;bernahme zum Streik, zum
Massenstreik, Generalstreik auf. Gleichzeitig mit der unmittelbaren Mobilisierung
der Massen von unten f&uuml;r diese Losungen richteten wir ein
Einheitsfrontangebot an die SPD, den ADGB, [den] AfA-Bund und die christlichen
Gewerkschaften in der Linie der konkreten Aufforderung, gemeinsam mit uns
den Generalstreik durchzuf&uuml;hren. Wir f&uuml;hrten also in dieser besonderen
Situation eine kombinierte Einheitsfrontpolitik von unten und oben durch.</p>
<P>
Wir hatten in der Mobilmachung der Massen Erfolge bez&uuml;glich
der Durchf&uuml;hrung von Demonstrationen und des wehrhaften Massenkampfes
gegen den faschistischen Mordterror. Streiks jedoch konnten wir nur in geringerem
Umfange ausl&ouml;sen. Wir m&uuml;ssen deshalb die Frage beantworten, ob
trotzdem unsere Losung richtig war. Die Antwort kann nur bejahend sein.
(10)</p>
<P>
M&uuml;ssen wir also wegen des bisherigen Ausbleibens
gr&ouml;&szlig;erer Streiks in einen tiefen Pessimismus verfallen? Keineswegs!
Wenn auch die Erwartungen gr&ouml;&szlig;er waren als die Tatsachen, so gibt
es doch keine Depressionsstimmungen gr&ouml;&szlig;eren Umfanges in den Massen,
sondern eine wachsende Kampfstimmung. Das, was sich gegenw&auml;rtig in ganz
Deutschland abspielt, die t&auml;glichen Demonstrationen,
Zusammenst&ouml;&szlig;e, Kampfhandlungen in allen Teilen des Reiches, ist
der beste Ausdruck daf&uuml;r, wie geladen, wie gespannt von revolution&auml;ren
Energien die ganze Atmosph&auml;re ist.</p>
<P>
Wenn in ganz Deutschland kein Tag vergeht, wo nicht an ein
paar Stellen Feuergefechte zwischen faschistischen Terrorbanden und der
Arbeiterschaft stattfinden, sei es mit Kommunisten oder Reichsbannerleuten,
so sind das bestimmte Elemente des B&uuml;rgerkrieges, die wir sehen und
bei unserer Beurteilung der Lage und der Aufgaben ber&uuml;cksichtigen
m&uuml;ssen.</p>
<P>
Elemente des B&uuml;rgerkrieges - das ist eine sehr ernste
Feststellung. Denn wir gebrauchen solche revolution&auml;ren Worte nicht
in der Art, wie es einst Heinz Neumann tat, der seine opportunistische Politik
mit &uuml;berspitzten, scheinradikalen Phrasen verbr&auml;mte. Gerade die
Vermeidung von scheinradikaler, &uuml;berspitzter Phraseologie gibt uns jetzt
um so mehr die Gelegenheit, angesichts des Ernstes der Situation mit voller
Autorit&auml;t der Partei in den Massen die au&szlig;erordentliche
Versch&auml;rfung der Lage klarzustellen. Wir m&uuml;ssen alle Unklarheiten
und Schwankungen in der Partei in dieser Frage &uuml;berwinden. Wenn unsere
Kader die politischen Momente der neuen Entwicklung richtig verstehen
w&uuml;rden, w&auml;re der Grad des revolution&auml;ren Vormarsches bereits
viel weiter, als es jetzt der Fall ist. Die Bourgeoisie hat dem Proletariat
den B&uuml;rgerkrieg erkl&auml;rt. Wir sind uns des Ernstes der Situation
und der ganzen Verantwortungsschwere bei dieser Feststellung f&uuml;r die
Partei bewu&szlig;t.</p>
<P>
Aber wir m&uuml;ssen diese Dinge sehen. Denn in ihnen dr&uuml;ckt
sich eine sehr wichtige Erscheinung aus: Wir haben wieder einmal starke
Erscheinungen des Zur&uuml;ckbleibens hinter den Massen. Man braucht diese
Schw&auml;chen der Parteiorganisation nicht zu schwarz zu sehen, aber man
mu&szlig; die Augen aufmachen, um sie rechtzeitig liquidieren zu
k&ouml;nnen.</p>
<P>
Worauf kommt es jetzt vor allem an? WIR M&Uuml;SSEN ERREICHEN,
DA&szlig; DIE KETTE DER MASSENAKTIONEN UND MASSENK&Auml;MPFE GEGEN DIE
FASCHISTISCHE DIKTATUR IN GANZ DEUTSCHLAND NICHT MEHR ABREI&szlig;T. Der
revolution&auml;re Brand mu&szlig; stets an anderen Stellen wieder
verst&auml;rkt aufflackern und sich entz&uuml;nden, wenn er an einer anderen
Stelle vor&uuml;bergehend erstickt wird, bis keine Feuerwehr mehr hilft,
diesen revolution&auml;ren Brand zu l&ouml;schen. So m&uuml;ssen wir dazu
kommen, die Organisierung ununterbrochener Massenaktionen des Proletariats
in allen Formen, auf allen Gebieten in die Wege zu leiten. Dabei w&uuml;rde
die Vernachl&auml;ssigung der Verteidigung der wirtschaftlichen Interessen
der Arbeiter und aller &uuml;brigen werkt&auml;tigen Schichten eine fast
ebenso schwere Gefahr bedeuten wie vor allem jeder &Ouml;konomismus, das
hei&szlig;t die Vernachl&auml;ssigung des politischen Kampfes gegen die Diktatur
der Bourgeoisie.</p>
<P>
Das ist es, was wir f&uuml;r ganz Deutschland, aber auch f&uuml;r
jeden einzelnen Bezirk als Aufgabe stellen: EINE KETTE UNUNTERBROCHENER,
MITEINANDER VERFLOCHTENER UND SICH GEGENSEITIG ABL&Ouml;SENDER AKTIONEN,
DIE ENTFALTUNG ALLER FORMEN DES MASSENWIDERSTANDES UND MASSENKAMPFES GEGEN
DIE FASCHISTISCHE DIKTATUR. Das ist die entscheidende Aufgabe im Kampf um
die proletarische Mehrheit wie im Kampf f&uuml;r die Verwirklichung der Hegemonie
des Proletariats &uuml;ber die &uuml;brigen werkt&auml;tigen Massen. Ich
m&ouml;chte in diesem Zusammenhang ein au&szlig;erordentlich interessantes
Zitat in diesem Zusammenhang aus der Zeit des revolution&auml;ren Aufschwunges
in Ru&szlig;land um 1912/1913 anf&uuml;hren, das f&uuml;r unsere Situation
sehr lehrreich ist. Lenin schreibt im Januar 1913:</p>
<P>
"Die Arbeiter werden ihr ganzes Augenmerk darauf richten, den
spontan wachsenden revolution&auml;ren Streik zu unterst&uuml;tzen, zu
verst&auml;rken, zu entwickeln, ihn BEWU&szlig;T voranzutreiben, um die Bauern
und die Truppen auf den Aufstand vorzubereiten. Wenn die Streiks die Arbeiter
entkr&auml;ften, mu&szlig; man sie abwechselnd durchf&uuml;hren, indem man
die einen ausruhen l&auml;&szlig;t und die, die sich erholt haben, oder 'frische'
Kr&auml;fte in den Kampf f&uuml;hrt. Man mu&szlig; k&uuml;rzere Streiks
organisieren. Manchmal mu&szlig; man Streiks durch Demonstrationen ersetzen.
Aber das Wichtigste ist, da&szlig; die Streiks, die Kundgebungen, die
Demonstrationen nicht abrei&szlig;en, da&szlig; die ganze Bauernschaft und
die ganze Armee von dem beharrlichen Kampf der Arbeiter erfahren, da&szlig;
das Dorf, selbst das entlegenste, sieht, da&szlig; in den St&auml;dten Unruhe
herrscht, da&szlig; sich 'IHRE LEUTE' erhoben haben." (11)</p>
<P>
Die Anwendung einer solchen Taktik des unabl&auml;ssigen Kampfes,
der ununterbrochenen Massenaktionen stellt uns gerade die Aufgabe, alles
daranzusetzen, um m&ouml;glichst rasch die vielen Teilaktionen und
Teilk&auml;mpfe zum gro&szlig;en, umfassenden Massenstreik, ja zum Generalstreik
zu steigern.</p>
<P>
In diesem Zusammenhang, Genossen, eine ernste Erw&auml;gung:
Falls die Reichstagswahlen vom 5. M&auml;rz den Nationalsozialisten, vor
allem auf dem Lande und vielleicht auf Kosten der Deutschnationalen, ein
mehr oder weniger g&uuml;nstiges Resultat bringen w&uuml;rden, ist es sehr
wahrscheinlich, da&szlig; die Hitlerpartei eine solche Stimmung f&uuml;r
weitere faschistische Staatsstreichaktionen zur Festigung und Erweiterung
ihrer Macht ausnutzen wird. Wir haben Kenntnis von den Pl&auml;nen der
Nationalsozialisten, einen Marsch auf Berlin im Anschlu&szlig; an den 5.
M&auml;rz durchzuf&uuml;hren. Mit einer solchen Konzentration ihrer eigenen
Milit&auml;rformationen wollen sich die Nazis mehr oder weniger unabh&auml;ngig
von den deutschnationalen Regierungskollegen und auch von der Reichswehr
und Polizei machen, um diese legalen Machtinstrumente des Staates so gut
wie restlos unter ihren Einflu&szlig; zu bringen.</p>
<P>
Man mu&szlig; sehen, da&szlig; die zwangsl&auml;ufig entstehenden
Zersetzungserscheinungen in den Exekutivorganen, vor allem in der Polizei,
solange diese noch nicht vom Hitlerfaschismus durchdrungen und von ihm
assimiliert sind, eine bestimmte Erleichterung f&uuml;r unseren Kampf darstellen.
Gelingt den Nazis mit Hilfe eines solchen Marsches auf Berlin oder anderer
weiterer faschistischer Staatsstreichaktionen die Durchf&uuml;hrung solcher
Pl&auml;ne zur S&auml;uberung und Faschisierung der Exekutivorgane und zur
Festigung ihrer Machtpositionen, so verschlechtert das die Kampfsituation
des Proletariats.</p>
<P>
Eine solche Erw&auml;gung, Genossen, mu&szlig; uns veranlassen,
mit allem Ernst daranzugehen, da&szlig; wir SCHON VORHER UND JEDENFALLS
UNMITTELBAR GEGEN SOLCHE WEITEREN FASCHISTISCHEN AKTIONEN DIE GANZE KRAFT
DER PARTEI EINSETZEN, UM DEN REVOLUTION&Auml;REN MASSENKAMPF GEGEN DEN FASCHISMUS
ZUR H&Ouml;CHSTEN ENTFALTUNG ZU BRINGEN.</p>
<P>
Von gr&ouml;&szlig;ter Bedeutung ist es, die ganze Partei in
einen solchen Zustand zu bringen, da&szlig; sie sich in h&ouml;chster
Alarmbereitschaft befindet, und jederzeit jeden geeigneten Anla&szlig; zur
Steigerung des Kampfes, zur Ausl&ouml;sung von Massenstreiks bis zum
Generalstreik auszunutzen. Also: Wachsamkeit, Initiative,
Fingerspitzengef&uuml;hl f&uuml;r das Leben der Massen, um jeden Augenblick
die richtige Kampflosung propagieren zu k&ouml;nnen. R&Uuml;CKHALTLOSE
ENTFESSELUNG ALLER FORMEN DER POLITISCHEN UND WIRTSCHAFTLICHEN TAGESK&Auml;MPFE
UND AKTIONEN, TEILK&Auml;MPFE, TEILSTREIKS USW., FESTER, ENTSCHLOSSENER KURS
AUF DEN POLITISCHEN GENERALSTREIK!</p>
<P>
Diese Linie, die wir in allen bisherigen Aufrufen des
Zentralkomitees mit der Losung: Streik - Massenstreik - Generalstreik! konkret
zusammengefa&szlig;t haben, gilt es, in der Praxis durchzusetzen. Das ist
die Linie unseres revolution&auml;ren Massenkampfes f&uuml;r den Sturz der
Hitlerdiktatur. Mit dieser Linie werden wir zugleich die inneren
Widerspr&uuml;che der Regierung, den in ihr selbst aufgespeicherten Sprengstoff
zur Entz&uuml;ndung bringen. (12)</p>
<P>
Gegen&uuml;ber solchen Genossen, die jetzt denken, die Partei
wird vielleicht noch vor den Wahlen verboten, also braucht man keinen Wahlkampf
mehr zu f&uuml;hren, m&uuml;ssen wir sagen, da&szlig; wir im Gegenteil die
allerst&auml;rkste Aktivit&auml;t entfalten m&uuml;ssen. Wir m&uuml;ssen
die Hitlerregierung vor den Massen als Regime des faschistischen Terrors,
der kapitalistischen Aushungerung und des imperialistischen Krieges, als
Regierung der Kapitalisten und Gro&szlig;grundbesitzer entlarven. Wir
m&uuml;ssen die parlamentarischen, demokratischen und legalistischen Illusionen
in den Massen im sch&auml;rfsten ideologischen Kampf gegen die
betr&uuml;gerischen Parolen der SPD beseitigen. Wir m&uuml;ssen den Kampf
um die sozialdemokratischen Arbeiter zur Teilnahme an gemeinsamen Aktionen
und K&auml;mpfen gegen die faschistische Diktatur auf st&auml;rkste steigern.
Wir m&uuml;ssen &uuml;berall den gemeinsamen Massenselbstschutz aufziehen,
einen Patrouillendienst in den Arbeitervierteln, die M&ouml;glichkeit rascher
Alarmierung der Arbeiterschaft gegen faschistische &Uuml;berf&auml;lle usw.
organisieren. Wir m&uuml;ssen anl&auml;&szlig;lich des drohend bevorstehenden
Parteiverbots die Rolle der Partei immer deutlicher als der einzigen Partei
eines realen, positiven Auswegs aus der Krise, als der einzigen Partei der
Verteidigung der Interessen der werkt&auml;tigen Massen herausarbeiten. Wir
m&uuml;ssen die Aktivit&auml;t f&uuml;r den Schutz der Partei und der
proletarischen F&uuml;hrer zur Entfaltung bringen und eine solche Stimmung
in den Massen schaffen, da&szlig; ein Verbot der KPD von den Massen mit der
Entfaltung der gr&ouml;&szlig;ten Kampfaktion beantwortet wird. Wir m&uuml;ssen
anl&auml;&szlig;lich des bevorstehenden Streikverbots die Schaffung von illegalen
betrieblichen Streikkassen endlich in die Tat umsetzen.</p>
<P>
Wir m&uuml;ssen eine z&uuml;ndende Massenarbeit unter den Bauern,
den Kleinbauern und Landarbeitern entfalten, weil auf dem Lande die
st&auml;rkste Basis f&uuml;r die faschistische Diktatur und die Nazibewegung
vorhanden ist. Wir d&uuml;rfen die Bauernmassen nicht den Nationalsozialisten
&uuml;berlassen, die unter ihnen einen Siegestaumel zu erzeugen versuchen.
Viele Bauern glauben trotz ihrer trostlosen und elenden Lage gegenw&auml;rtig
an die Hitler-Hugenberg-Regierung. Auch hier gilt es f&uuml;r uns, wirkliche
Aktionen der Bauern im Kampfe gegen den Steuerwucher durchzusetzen,
Massendemonstrationen vor den Finanz&auml;mtern und weitergehende Kampfformen.
Wir m&uuml;ssen unter diesen Massen der Dorfarmut, der Zwerg- und Kleinbauern
und auch der Mittelbauern eine breite Propaganda entfalten, indem wir [vor]
ihnen die Agrarpolitik der Hitler-Hugenberg-Regierung als eine Politik
ausschlie&szlig;lich zum Nutzen der Gro&szlig;agrarier entlarven, und zugleich
die Forderung popularisieren, die bei den gro&szlig;en Trusts und Konzernen
lagernden riesigen Vorr&auml;te an Waren des t&auml;glichen Lebensbedarfs,
an landwirtschaftlichen Ger&auml;tschaften und Maschinen, an chemischen
D&uuml;ngemitteln usw. zu beschlagnahmen und unter der armen Bauernschaft
aufzuteilen. Wir m&uuml;ssen das B&uuml;ndnis zwischen Stadt und Land, zwischen
den k&auml;mpfenden Arbeitern und den werkt&auml;tigen Bauern schmieden.
Wir m&uuml;ssen den armen Bauernmassen klarmachen, da&szlig; nur im B&uuml;ndnis
mit dem Proletariat, nur unter proletarischer Hegemonie, nur im Kampf gegen
die Kapitalisten auch das Los der Bauern gebessert werden kann.</p>
<P>
Wir m&uuml;ssen die gr&ouml;&szlig;te Sto&szlig;kraft entfalten
zur Gewinnung der proletarischen und werkt&auml;tigen Jugend aus der SAJ,
aber sogar aus der Hitlerjugend m&uuml;ssen wir einzelne und ganze Massen
her&uuml;berrei&szlig;en. Wir m&uuml;ssen gegen die Zwangsarbeit, gegen die
Zuchthauslager und die Kasernierung mit der Arbeitsdienstpflicht (13), gegen
die Militarisierung der Jugend Sturm laufen.</p>
<P>
Gegen die chauvinistische Kriegshetze und imperialistische
Kriegspolitik des Faschismus m&uuml;ssen wir die Massenpropaganda f&uuml;r
den proletarischen Internationalismus, f&uuml;r unsere Freiheitspolitik
entfalten.</p>
<P>
Wir m&uuml;ssen den Massen unser Programm zeigen als das Programm
des einzigen Auswegs aus Elend, Not und Unterdr&uuml;ckung, als Programm
der sozialen und nationalen Befreiung des deutschen Volkes. Wir m&uuml;ssen
ihnen zeigen, da&szlig; wir die Partei sind, die durch die Befreiung der
Arbeiterklasse die Einheit der Nation verwirklicht, indem sie das kapitalistische
System bis zu dessen Vernichtung bek&auml;mpft. </p>
<P>
Das Wichtigste aber ist, da&szlig; sich bei allen unseren
Kampfma&szlig;nahmen die Linie wie ein roter Faden hindurchzieht: Wir
organisieren den aktiven Massenkampf, die Einheitsfront der Tat zur Befreiung
des werkt&auml;tigen Volkes aus faschistischer reaktion&auml;rer Knechtschaft.
Alles, unser Kampf gegen die Nazis und Deutschnationalen wie gegen SPD und
Zentrum, mu&szlig; von den Millionenmassen als Teil dieses Kampfes gegen
die faschistische Diktatur, gegen die Hitlerregierung verstanden werden.</p>
<P>
Zum Schlu&szlig;, Genossen. Ich habe schon auf die
au&szlig;erordentliche Beschleunigung des Tempos der revolution&auml;ren
Entwicklung hingewiesen, wie es mit der Aufrichtung der offen faschistischen
Diktatur teilweise in Erscheinung getreten und teilweise erst recht
ausgel&ouml;st worden ist. Hieraus ergeben sich ernste Konsequenzen. (14)
Wir d&uuml;rfen die heutige Arbeit der Partei nicht gleichstellen mit der
Arbeit vor drei oder sechs Monaten. Wir m&uuml;ssen die Kraftanstrengungen
verdoppeln und verdreifachen. Wir m&uuml;ssen in jedem Genossen das
Bewu&szlig;tsein f&uuml;r die Verantwortung der Partei vor der Arbeiterklasse
wecken.</p>
<P>
Das erfordert, da&szlig; jede B[ezirks]l[eitung] mit
gr&ouml;&szlig;ter Gr&uuml;ndlichkeit, ohne vor stundenlangen Er&ouml;rterungen
zur&uuml;ckzuschrecken, untersuchen mu&szlig;, welche Tatsachen im Leben
des Proletariats zu verzeichnen sind, die in dieser Situation f&uuml;r die
Kampforganisierung, f&uuml;r die &Uuml;berwindung des gro&szlig;en
Tempoverlustes, den wir in ganz Deutschland haben, ausgenutzt werden
k&ouml;nnen. Dar&uuml;ber hinaus m&uuml;ssen wir immer st&auml;rker, auch
propagandistisch, unsere Kader und die Massen auf die h&ouml;heren
revolution&auml;ren Aufgaben vorbereiten.</p>
<P>
Wir m&uuml;ssen z.B. damit beginnen, den Massen klarzumachen,
da&szlig; auch der Streik, selbst der Generalstreik, nicht die h&ouml;chste
Kampfform der Arbeiterklasse ist, sondern da&szlig; es dar&uuml;ber hinaus
die h&ouml;heren revolution&auml;ren Formen des Kampfes um die politische
Macht geben wird, auf die wir nach den Beschl&uuml;ssen des XII. Plenums
die Massen vorbereiten m&uuml;ssen. Oder nehmen wir die Frage des wehrhaften
Massenkampfes gegen den blutigen faschistischen Terror. Es ist klar, da&szlig;
man heute die Frage nicht so stellen kann wie vor dem 30. Januar. Gegen&uuml;ber
&Uuml;berf&auml;llen auf Arbeiterh&auml;user, Parteih&auml;user,
Gewerkschaftsh&auml;user, Arbeiterlokale und Wohnungen unserer Funktion&auml;re
oder aber auch von solchen der SPD, des Reichsbanners und der Gewerkschaften,
wobei die Nazis mit dem Revolver und der Handgranate vorgehen, k&ouml;nnen
wir nicht mit Parolen und Protesten antworten. Hier m&uuml;ssen wir die Massen
zu h&ouml;heren Formen der wehrhaften Massennotwehr, der geschlossenen aktiven
Verteidigung des Arbeiterlebens und Arbeitereigentums erziehen.</p>
<P>
Das bedeutet keine Konzession an den individuellen Terror.
Das bedeutet erst recht keine Abschw&auml;chung des Kurses auf die
ideologisch-politische Offensive unter den nationalsozialistischen
Werkt&auml;tigen. Im Gegenteil. Wir m&uuml;ssen durch unseren Kampf gegen
die Hitlerregierung den "Begeisterungstaumel" der ersten Tage bei manchen
Teilen der Nazis rasch &uuml;berwinden und immer mehr differenzieren zwischen
den aktiven, terroristischen Landsknechten des Faschismus und den breiten
Massen der werkt&auml;tigen Anh&auml;ngerschaft der Nazis. Dar&uuml;ber hinaus
m&uuml;ssen wir auch unter den SA-Leuten eine entsprechende T&auml;tigkeit
zur Zersetzung dieser terroristischen Formationen der Bourgeoisie
entfalten.</p>
<P>
Einige Worte zu den h&ouml;heren Kampfaufgaben und h&ouml;heren
revolution&auml;ren Losungen der Partei. Wie ihr wi&szlig;t, haben wir im
Kampf gegen die Rechten und Vers&ouml;hnler (15) unter den Bedingungen der
relativen Stabilisierung des Kapitalismus die Aufstellung eines besonderen
Aktionsprogramms und von &Uuml;bergangslosungen, wie "Kontrolle der Produktion"
usw., abgelehnt. Unter den Bedingungen der relativen Stabilisierung w&auml;ren
derartige Losungen lediglich der N&auml;hrboden f&uuml;r opportunistische
Illusionen und eine Abschw&auml;chung der revolution&auml;ren Linie der Partei
gewesen.</p>
<P>
In dem Ma&szlig;e, wie wir mit dem steigenden revolution&auml;ren
Aufschwung st&auml;rker an die revolution&auml;re Krise herankommen, wird
sich die Lage f&uuml;r uns bez&uuml;glich der Aufstellung von
&Uuml;bergangslosungen ver&auml;ndern. Dann werden die Voraussetzungen gegeben
sein, mit solchen &Uuml;bergangslosungen in st&auml;ndiger Steigerung die
Massen unmittelbar zum Angriff auf den kapitalistischen Staat, auf die
b&uuml;rgerliche Klassenherrschaft &uuml;berhaupt zu leiten. Unsere Losung
des Kampfes f&uuml;r den Sturz der Hitlerregierung kann unter bestimmten
Voraussetzungen in den Kampf zur Beseitigung der b&uuml;rgerlichen
Klassenherrschaft &uuml;berhaupt, in den Kampf um die Eroberung der politischen
Macht durch die Arbeiterklasse und die Aufrichtung der proletarischen Diktatur
&uuml;bergeleitet werden. Das braucht nicht so zu sein, aber es mu&szlig;
unsere ganze Aktivit&auml;t und Anstrengung darauf gerichtet werden, die
Massen so rasch wie m&ouml;glich an den Machtkampf heranzuf&uuml;hren. In
diesem h&ouml;heren (16) revolution&auml;ren Kampfabschnitt k&ouml;nnen
wir auf bestimmte Aktionslosungen, die zwischen den bisherigen und den
&Uuml;bergangslosungen liegen, sowie auf die Propagierung unserer Endziellosungen
nicht verzichten.</p>
<P>
Was bedeutet das? Von einer solchen revolution&auml;ren Perspektive
ausgehend, m&uuml;ssen wir erw&auml;gen, ob nicht in rascher Frist das
Bed&uuml;rfnis f&uuml;r ein bestimmtes Kampfprogramm der Partei gegeben sein
wird. Ein solches Kampfprogramm m&uuml;&szlig;te ausgehen von bestimmten
Aktionsparolen, die f&uuml;r die augenblickliche Situation Geltung haben,
wie Beschlagnahme der Kohlenvorr&auml;te, der Lebensmittelvorr&auml;te,
Entwaffnung der faschistischen Terrorgarden usw. durch die Massen selbst,
also Teillosungen und Forderungen, die unmittelbar zu einer Versch&auml;rfung
des revolution&auml;ren Klassenkampfes f&uuml;hren und die Massen auf eine
h&ouml;here Ebene des Klassenkampfes bringen, Losungen, die zu unmittelbaren
Aktionen der Massen zwecks Realisierung ihrer Forderungen bei geeigneten
Gelegenheiten f&uuml;hren k&ouml;nnen und zugleich endg&uuml;ltig erst mit
der Eroberung der politischen Macht verwirklicht werden k&ouml;nnen.</p>
<P>
Genossen! Wir als einzige sind die Einpeitscher des Kampfes
gegen die faschistische Konterrevolution. Wir m&uuml;ssen den Verzweifelten
und M&uuml;den den Weg zeigen. Wir m&uuml;ssen an der Spitze des k&auml;mpfenden
Proletariats zum Sieg des Sozialismus gelangen. Wir peitschen die Massen,
die noch in den Reihen der klassenfeindlichen Parteien stehen, auf, sich
gegen ihre F&uuml;hrer zu emp&ouml;ren und sich in die revolution&auml;re
Freiheitsfront einzureihen. Wir sind die einzige Partei des Kampfes gegen
den kapitalistischen Staat, wie wir die einzige Partei sind, die die
volksfeindliche Politik der kapitalistischen Regierungen anprangert.</p>
<P>
Zusammengefa&szlig;t, Genossen:</p>
<P>
Eiserner Kurs auf die Sicherung der Partei und ihre
Fortf&uuml;hrung trotz aller Anschl&auml;ge des faschistischen Terrors!</p>
<P>
Konzentration aller Kr&auml;fte auf die Entfaltung jeder Form
des Massenwiderstandes, der Massenaktionen und Massenk&auml;mpfe auf der
Linie: Demonstrationen, Streiks, Massenstreiks, Generalstreik gegen die
faschistische Diktatur!</p>
<P>
Einheitsfrontpolitik zur Kampfmobilisierung in h&ouml;heren
Formen mit k&uuml;hner Initiative! St&auml;rkster Kurs auf die Zerschlagung
aller parlamentarischen und demokratischen Illusionen, auf die Erziehung
der Massen zum au&szlig;erparlamentarischen Massenkampf!</p>
<P>
H&ouml;here revolution&auml;re Aufgabenstellung, auch in Agitation
und Propaganda, zwecks Vorbereitung der Massen und Heranf&uuml;hrung der
Massen an den Machtkampf, an den Kampf um die Arbeiter-und-Bauern-Republik!</p>
<P>
H&ouml;chste Entfaltung der Masseninitiative, der eigenen
Aktivit&auml;t und Selbst&auml;ndigkeit der unteren Einheiten und
Leitungen!</p>
<P>
Revolution&auml;res Selbstbewu&szlig;tsein, Siegeszuversicht,
Angriffsfreude bei bolschewistischer N&uuml;chternheit!</p>
<P>
Das alles verwirklichen hei&szlig;t: die faschistische Diktatur
schlagen und zerschlagen! Vorw&auml;rts in diesem Kampf! Erf&uuml;llt eure
revolution&auml;re Pflicht f&uuml;r den Sieg der deutschen Arbeiterklasse!</p>
<P>
Quelle: Institut f&uuml;r Marxismus-Leninismus beim ZK der
SED,</p>
<P>
Zentrales Parteiarchiv, NL 3/42.</p>
<div id="Fussnoten">
<P>
Fu&szlig;noten:</p>
<P>
1 Diese in einer Gastst&auml;tte bei Niederlehme -
s&uuml;d&ouml;stlich von Berlin - illegal durchgef&uuml;hrte Tagung war die
letzte Plenartagung des ZK der KPD, die im faschistischen Deutschland stattfand
und an der Ernst Th&auml;lmann teilnahm. Sein Referat nahm mehrere Stunden
in Anspruch. Wie auf dem Januarplenum 1931 und dem Februarplenum 1932 behandelte
er umfassend die Situation und alle wesentlichen Aspekte der Politik der
KPD. Th&auml;lmann arbeitete die j&auml;he Wendung heraus, die mit der Errichtung
der offenen faschistischen Diktatur eingetreten war, gab aber bereits eine
tiefgr&uuml;ndige Analyse der grundlegenden Widerspr&uuml;che und Schw&auml;chen
dieses Regimes. Aus dieser Analyse leitete er sowohl die n&auml;chsten als
auch die langfristigen Aufgaben zur Bek&auml;mpfung der Hitlerdiktatur ab,
wobei er die Fragen des Massenkampfes, der Einheitsfront- und
B&uuml;ndnispolitik betonte. Er vertiefte die Behandlung der unmittelbaren
antifaschistischen Kampfaufgaben, unterstrich deren relative
Selbst&auml;ndigkeit, und er beleuchtete die Fragen des Weges zur politischen
Macht der Arbeiterklasse differenzierter, als es bis dahin geschehen war.
Insofern entwickelte das Referat nicht nur eine Orientierung mit weiter
Perspektive, sondern auch &Uuml;berlegungen, die sich in die geistige
Vorbereitung des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale und
der Br&uuml;sseler Konferenz der KPD einf&uuml;gen.</p>
<P>
Ein Manuskript oder Stenogramm der Rede wurde bisher nicht
aufgefunden. Es sind lediglich jene Ausz&uuml;ge unbekannter Herkunft enthalten,
die von der Nazijustiz in die Anklageschrift gegen Ernst Th&auml;lmann
aufgenommen worden sind. Ihre - vollst&auml;ndige - Wiedergabe erfolgt nach
der Abschrift, die Ernst Th&auml;lmann von dieser Anklageschrift anfertigte.
Vorkommende Auslassungszeichen (...) sind so in der Quelle enthalten. An
einigen Stellen haben die Verfasser der Anklageschrift Bemerkungen &uuml;ber
den Inhalt der nicht aufgenommenen Teile des Referats eingef&uuml;gt. Der
informative Gehalt dieser Bemerkungen wurde in Anmerkungen wiedergegeben,
da er wesentliche R&uuml;ckschl&uuml;sse auf den vollen Inhalt des Referats
zul&auml;&szlig;t.</p>
<P>
2 Im Referat folgte eine Darstellung der Entwicklung w&auml;hrend
der Regierung des Generals v. Schleicher (Dezember 1932 / Januar 1933).</p>
<P>
3 An diesem gr&ouml;&szlig;ten Streik des Jahres 1932 vom
3. bis 7. November beteiligten sich rund 22.000 Arbeiter. Er richtete sich
gegen einen angek&uuml;ndigten Lohnabbau und wurde von der Revolution&auml;ren
Gewerkschaftsopposition (RGO) vorbereitet und in bestimmendem Ma&szlig;e
gef&uuml;hrt. Obwohl die Lohnsenkung nicht verhindert werden konnte, erlitt
die Papen-Regierung durch den Streik eine schwere politisch-moralische
Niederlage.</p>
<P>
4 Ernst Th&auml;lmann bezieht sich hier auf die faschistischen
Regimes in Bulgarien und Jugoslawien.</p>
<P>
5 Das XII. Plenum des EKKI, das vom 27. August bis 15. September
1932 stattfand, sollte urspr&uuml;nglich schon fr&uuml;her zusammentreten.</p>
<P>
6 Im Referat folgte eine Betrachtung der Vor- und Nachteile,
die sich f&uuml;r die Hitlerregierung ergaben.</p>
<P>
7 In der Anklageschrift: Einheitsfronttaktik.</p>
<P>
8 Die Tagung des ZK der KPD, die vom 20. bis 23. Februar 1932
stattfand, war eine der bedeutensten Beratungen der Parteif&uuml;hrung der
KPD Anfang der drei&szlig;iger Jahre. An ihr nahmen au&szlig;er den Mitgliedern
des Zentralkomitees zahlreiche weitere Funktion&auml;re teil, ferner auch
Vertreter von acht Bruderparteien.</p>
<P>
Ernst Th&auml;lmann analysierte in seinem Referat besonders
aufmerksam das politische Kr&auml;fteverh&auml;ltnis und die M&ouml;glichkeiten,
es zugunsten der Arbeiterklasse zu ver&auml;ndern. Er verlangte von der Partei,
den Kampf gegen den Hitlerfaschismus an allen Fronten entschieden zu
versch&auml;rfen, und wies nach, da&szlig; das Hauptkettenglied dieses Kampfes
eine elastische Einheitsfrontpolitik sein m&uuml;&szlig;te.</p>
<P>
9 Die 3. Parteikonferenz der KPD tagte vom 15. bis 18. Oktober,
an ihr nahmen 216 Delegierte aus den Parteizellen sowie die
Bezirkssekret&auml;re, Redakteure, Abteilungsleiter im ZK und die &uuml;brigen
Mitglieder des ZK teil. In der Diskussion sprachen 57 Teilnehmer, die meisten
zu Erfahrungen der Streikbewegung, die zu entwickeln der KPD und der RGO
im September / Oktober 1932 gelang und mit der der Versuch der Papen-Regierung
vereitelt wurde, das Tarifrecht zu vernichten.</p>
<P>
10 Auf diese Problematik wurde im Referat noch weiter eingegangen,
unter anderem auf die geringe Zahl von Streiks.</p>
<P>
11 W. I. Lenin: Die Entwicklung der revolution&auml;ren Streiks
und der Stra&szlig;endemonstrationen. In: Werke, Bd. 18, Berlin 1974, S.
469/470.</p>
<P>
12 Im Referat folgten nun Ausf&uuml;hrungen &uuml;ber die
Einheitsfrontpolitik.</p>
<P>
13 Durch die Notverordnung der Br&uuml;ning-Regierung vom
5. Juli 1931 wurde der freiwillige Arbeitsdienst - besonders f&uuml;r jugendliche
Erwerbslose - eingef&uuml;hrt, dessen Umwandlung in eine Arbeitsdienstpflicht
die Nazis erstrebten und 1935 vollzogen. Als Zuchthauslager bezeichnet Ernst
Th&auml;lmann die zunehmend militarisierten Lager des "freiwilligen
Arbeitsdienstes"; als Zwangsarbeit die laut Arbeitslosenversicherungsgesetz
von 1927 durch jugendliche Erwerbslose unter 21 Jahren und Empf&auml;nger
von Krisenunterst&uuml;tzung zu stark untertariflicher Entlohnung zu leistende
"Pflichtarbeit".</p>
<P>
14 Dieser Satz ist in der Abschrift Ernst Th&auml;lmanns nicht
enthalten, nur in der Anklageschrift.</p>
<P>
15 Im Jahre 1928 war in der KPD eine Gruppe mit
rechtsopportunistischen Auffassungen aufgetreten. Diese Rechten bestritten,
da&szlig; die kapitalistische Stabilisierung zu zerfallen begann und eine
Wirtschaftskrise bevorstand, da&szlig; die Kriegsgefahr zunahm und die deutsche
imperialistische Bourgeoisie immer aggressiver auftrat und sich immer mehr
auf einen Rechtskurs orientierte; sie fa&szlig;ten vielmehr die zeitweilige
Stabilisierung des Kapitalismus als dessen dauerhafte Festigung auf. Davon
ausgehend wandten sie sich gegen die Orientierung der Partei auf die Vorbereitung
und F&uuml;hrung von Massenk&auml;mpfen durch die Kommunisten, suchten der
Partei reformistische Losungen aufzudr&auml;ngen und waren faktisch bereit,
die Arbeiterklasse dem Einflu&szlig; und der F&uuml;hrung der rechten
Sozialdemokratie zu &uuml;berlassen.</p>
<P>
Die Auseinandersetzung mit den rechtsopportunistischen Auffassungen
und Kr&auml;ften in der KPD wurde durch Vertreter einer vers&ouml;hnlerischen
Haltung erschwert, die die Tragweite der Ver&auml;nderungen der Lage nicht
erkannten und die Notwendigkeit der Einheit und Geschlossenheit der Partei
auf dem Boden des Marxismus-Leninismus untersch&auml;tzten. </p>
<P>
16 In der Quelle: erh&ouml;hten.</p>
</P>
</div>
<div id="Abspann">
<script type="text/javascript" language="JavaScript"> DateiInfo(); </script>
</div> <!-- Abspann -->
</BODY>
</HTML>