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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Das zinstragende Kapital. - 25. Kredit und fiktives Kapital</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="me25_404.htm"><FONT SIZE=2>24. Kapitel. Ver&auml;u&szlig;erlichung des Kapitalverh&auml;ltnisses usw.</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="me25_000.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="me25_429.htm"><FONT SIZE=2>26. Kapitel. Akkumulation von Geldkapital usw.</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 25, "Das Kapital", Bd. III, F&uuml;nfter Abschnitt, S. 413 - 428<BR>Dietz Verlag, Berlin/DDR 1983</FONT>
<P ALIGN="CENTER">F&Uuml;NFUNDZWANZIGSTES KAPITEL<BR>
<FONT SIZE="+2">Kredit und fiktives Kapital</FONT></P>
<B><P><A NAME="S413">&lt;413&gt;</A></B> Die eingehende Analyse des Kreditwesens und der Instrumente, die es sich schafft (Kreditgeld usw.), liegt au&szlig;erhalb unsers Planes. Es sind hier nur einige wenige Punkte hervorzuheben, notwendig zur Charakteristik der kapitalistischen Produktionsweise &uuml;berhaupt. Wir haben es dabei nur mit dem kommerziellen und Bankierkredit zu tun. Der Zusammenhang zwischen dessen Entwicklung und der des &ouml;ffentlichen Kredits bleibt au&szlig;er Betracht.</P>
<P>Ich habe fr&uuml;her (Buch I, Kap. III, 3, b) gezeigt, wie sich aus der einfachen Warenzirkulation die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel und damit ein Verh&auml;ltnis von Gl&auml;ubiger und Schuldner unter den Warenproduzenten und Warenh&auml;ndlern bildet. Mit der Entwicklung des Handels und der kapitalistischen Produktionsweise, die nur mit R&uuml;cksicht auf die Zirkulation produziert, wird diese naturw&uuml;chsige Grundlage des Kreditsystems erweitert, verallgemeinert, ausgearbeitet. Im gro&szlig;en und ganzen fungiert das Geld hier nur als Zahlungsmittel, d.h. die Ware wird verkauft nicht gegen Geld, sondern gegen ein schriftliches Versprechen der Zahlung an einem bestimmten Termin. Diese Zahlungsversprechen k&ouml;nnen wir der K&uuml;rze halber s&auml;mtlich unter der allgemeinen Kategorie von Wechseln zusammenfassen. Bis zu ihrem Verfall- und Zahlungstage zirkulieren solche Wechsel selbst wieder als Zahlungsmittel; und sie bilden das eigentliche Handelsgeld. Soweit sie schlie&szlig;lich durch Ausgleichung von Forderung und Schuld sich aufheben, fungieren sie absolut als Geld, indem dann keine schlie&szlig;liche Verwandlung in Geld stattfindet. Wie diese wechselseitigen Vorsch&uuml;sse der Produzenten und Kauleute untereinander die eigentliche Grundlage des Kredits bilden, so bildet deren Zirkulationsinstrument, der Wechsel, die Basis des eigentlichen Kreditgelds, der Banknoten usw. Diese beruhen nicht auf der Geldzirkulation, sei es von metallischem Geld oder von Staatspapiergeld, sondern auf der Wechselzirkulation.</P>
<B><P><A NAME="S414">&lt;414&gt;</A></B> W. Leatham (Bankier in Yorkshire), "Letters on the Currency", 2<FONT SIZE="-1"><SUP>nd</SUP></FONT></FONT> edit., London 1840:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ich finde, da&szlig; der Gesamtbetrag der Wechsel f&uuml;r das ganze Jahr 1839 war 528.493.842 Pfd.St." (er nimmt die ausl&auml;ndischen Wechsel auf ungef&auml;hr 1/7 &lt;1. Auflage: 1/5&gt; des Ganzen an) "und der Betrag der im selben Jahr gleichzeitig laufenden Wechsel 132.123.460 Pfd.St." (p. 55, 56.) "Die Wechsel sind ein Bestandteil der Zirkulation, von gr&ouml;&szlig;erm Betrag als alles &uuml;brige zusammengenommen." (p. 3, 4.) - "Dieser enorme &Uuml;berbau von Wechseln ruht (!) auf der Grundlage, gebildet durch den Betrag der Banknoten und des Goldes; und wenn im Lauf der Ereignisse diese Grundlage sich zu sehr verengert, ger&auml;t ihre Solidit&auml;t und selbst ihre Existenz in Gefahr." (p. 8.) -"Sch&auml;tzt man die ganze Zirkulation" {er meint die Banknoten} "und den Betrag der Verpflichtungen s&auml;mtlicher Banken, wof&uuml;r sofortige Barzahlung verlangt werden kann, so finde ich eine Summe von 153 Millionen, deren Verwandlung in Gold nach dem Gesetz verlangt werden kann, und dagegen 14 Millionen in Gold, um diese Forderung zu befriedigen." (p. 11.) - "Die Wechsel k&ouml;nnen nicht unter Kontrolle gestellt werden, es sei denn, da&szlig; man den Geld&uuml;berflu&szlig; und den niedrigen Zinsfu&szlig; oder Diskonto verhindert, der einen Teil davon erzeugt und diese gro&szlig;e und gef&auml;hrliche Expansion ermuntert. Es ist unm&ouml;glich zu entscheiden, wieviel davon von wirklichen Gesch&auml;ften herr&uuml;hrt, z.B. von wirklichen K&auml;ufen und Verk&auml;ufen, und welcher Teil k&uuml;nstlich gemacht (fictitious) ist und nur aus Reitwechseln besteht, d.h. wo ein Wechsel gezogen wird, um einen laufenden vor Verfall aufzunehmen und so durch Herstellung blo&szlig;er Umlaufsmittel fingiertes Kapital zu kreieren. In Zeiten &uuml;berfl&uuml;ssigen und wohlfeilen Geldes wei&szlig; ich, da&szlig; dies bis zu einem enormen Grade geschieht." (p. 43, 44.)</P>
</FONT><P>J. W. Bosanquet, "Metallic, Paper, and Credit Currency", London 1842:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Der Durchschnittsbetrag der an jedem Gesch&auml;ftstag im Clearing House" {wo die Londoner Bankiers gegenseitig die eingezahlten Schecks und f&auml;lligen Wechsel austauschen} "erledigten Zahlungen ist &uuml;ber 3 Millionen Pfd.St., und der zu diesem Zweck n&ouml;tige t&auml;gliche Geldvorrat ist wenig mehr als 200.000 Pfd.St." (p. 86.) {Im Jahr 1889 betrug der Gesamtumschlag des Clearing House 7.618 1/4 Millionen Pfd.St. oder bei rund 300 Gesch&auml;ftstagen durchschnittlich 25 1/2 Millionen t&auml;glich. - F. E.} "Wechsel sind unstreitig Zirkulationsmittel (currency), unabh&auml;ngig von Geld, soweit sie Eigentum &uuml;bertragen von Hand zu Hand vermittelst Endossement." (p. 92, 93.) "Im Durchschnitt ist anzunehmen, da&szlig; jeder zirkulierende Wechsel zwei Endossements tr&auml;gt und da&szlig; im Durchschnitt jeder Wechsel also zwei Zahlungen erledigt, ehe er verf&auml;llt. Hiernach scheint es, da&szlig; allein durch Endossement die Wechsel eine Eigentums&uuml;bertragung vermittelten zum Wert von zweimal 528 Millionen oder 1.056 Millionen Pfd.St., mehr als 3 Millionen t&auml;glich, im Lauf des Jahres 1839. Es ist daher sicher, da&szlig; Wechsel und Depositen zusammen durch Eigentums&uuml;bertragung von Hand zu Hand und ohne Beihilfe von Geld, Geldfunktionen verrichten zu einem t&auml;glichen Belauf von mindestens 18 Millionen Pfd.St." (p. 93.)</P>
</FONT><B><P><A NAME="S415">&lt;415&gt;</A></B> Tooke sagt folgendes &uuml;ber Kredit im allgemeinen:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Der Kredit, in seinem einfachsten Ausdruck, ist das wohl oder &uuml;bel begr&uuml;ndete Vertrauen, das jemanden veranla&szlig;t, einem andern einen gewissen Kapitalbelauf anzuvertrauen, in Geld oder in, auf einen bestimmten Geldwert abgesch&auml;tzten, Waren, welcher Betrag stets nach Ablauf einer bestimmten Frist zahlbar ist. Wo das Kapital in Geld verliehen wird, d.h. in Banknoten, oder in einem Barkredit oder in einer Anweisung auf einen Korrespondenten, wird ein Zuschlag von soundso viel Prozent auf den r&uuml;ckzuzahlenden Betrag f&uuml;r den Gebrauch des Kapitals gemacht. Bei Waren, deren Geldwert zwischen den Beteiligten festgestellt ist und deren &Uuml;bertragung einen Verkauf ausmacht, schlie&szlig;t die festgestellte Summe, die gezahlt werden soll, eine Entsch&auml;digung ein f&uuml;r den Gebrauch des Kapitals und f&uuml;r das bis zur Verfallzeit &uuml;bernommene Risiko. Schriftliche Zahlungsverpflichtungen auf bestimmte Verfalltage werden meist f&uuml;r solche Kredite gegeben. Und diese &uuml;bertragbaren Verpflichtungen oder Promessen bilden das Mittel, womit die Verleiher, wenn Sie Gelegenheit f&uuml;r den Gebrauch ihres Kapitals finden, sei es in Form von Geld oder Waren, vor Verfallzeit dieser Wechsel, meistens imstande sind, wohlfeiler zu borgen oder zu kaufen, indem ihr eigner Kredit durch den des zweiten Namens auf dem Wechsel verst&auml;rkt wird. ("Inquiry into the Currency Principle", p. 87.)</P>
</FONT><P>Ch. Coquelin, "Du Cr&eacute;dit et des Banques dans l'Industrie", "Revue des deux Mondes", 1842, tome 31 [p. 797]:</P>
<FONT SIZE=2><P>"In jedem Lande vollzieht sich die Mehrzahl der Kreditgesch&auml;fte im Kreis der industriellen Beziehungen selbst ... der Produzent des Rohstoffs schie&szlig;t diesen dem verarbeitenden Fabrikanten vor und erh&auml;lt von ihm eine Zahlungspromesse auf fixen Verfalltag. Der Fabrikant, nach Ausf&uuml;hrung seines Teils der Arbeit, schie&szlig;t wiederum und zu &auml;hnlichen Bedingungen sein Produkt einem andern Fabrikanten vor, der es weiterverarbeiten mu&szlig;, und so erstreckt sich der Kredit immer weiter, von einem zum andern bis zum Konsumenten. Der Gro&szlig;h&auml;ndler macht dem Kleinh&auml;ndler Warenvorsch&uuml;sse, w&auml;hrend er selbst solche vom Fabrikanten oder vom Kommission&auml;r erh&auml;lt. Jeder borgt mit der einen Hand und leiht mit der andern, zuweilen Geld, aber weit h&auml;ufiger Produkte. So vollzieht sich, in den industriellen Beziehungen, ein unaufh&ouml;rlicher Austausch von Vorsch&uuml;ssen, die sich kombinieren und in allen Richtungen durchkreuzen. Grade in der Vervielf&auml;ltigung und dem Wachstum dieser gegenseitigen Vorsch&uuml;sse besteht die Entwicklung des Kredits, und hier ist der wahre Sitz seiner Macht."</P>
</FONT><P>Die andre Seite des Kreditwesens schlie&szlig;t sich an die Entwicklung des Geldhandels, die nat&uuml;rlich in der kapitalistischen Produktion Schritt h&auml;lt mit der Entwicklung des Warenhandels. Wir haben im vorigen Abschnitt (Kapitel XIX) gesehn, wie sich die Aufbewahrung der Reservefonds der Gesch&auml;ftsleute, die technischen Operationen des Geldeinnehmens und Auszahlens, der internationalen Zahlungen, und damit der Barrenhandel, in den H&auml;nden der Geldh&auml;ndler konzentriert. Im Anschlu&szlig; an diesen Geld- <A NAME="S416"><B>&lt;416&gt;</A></B> handel entwickelt sich die andre Seite des Kreditwesens, die Verwaltung des zinstragenden Kapitals oder des Geldkapitals, als besondre Funktion der Geldh&auml;ndler. Das Borgen und Verleihen des Geldes wird ihr besondres Gesch&auml;ft. Sie treten als Vermittler zwischen den wirklichen Verleiher und den Borger von Geldkapital. Allgemein ausgedr&uuml;ckt besteht das Bankiergesch&auml;ft nach dieser Seite darin, das verleihbare Geldkapital in seiner Hand zu gro&szlig;en Massen zu konzentrieren, so da&szlig; statt des einzelnen Geldverleihers die Bankiers als Repr&auml;sentanten aller Geldverleiher den industriellen und kommerziellen Kapitalisten gegen&uuml;bertreten. Sie werden die allgemeinen Verwalter des Geldkapitals. Andrerseits konzentrieren sie, allen Verleihern gegen&uuml;ber, die Borger, indem sie f&uuml;r die ganze Handelswelt borgen. Eine Bank stellt auf der einen Seite die Zentralisation des Geldkapitals, der Verleiher, auf der andern die Zentralisation der Borger dar. Ihr Profit besteht im allgemeinen darin, da&szlig; sie zu niedrigem Zinsen borgt, als sie ausleiht.</P>
<P>Das verleihbare Kapital, wor&uuml;ber die Banken verf&uuml;gen, flie&szlig;t ihnen in mehrfacher Weise zu. Zun&auml;chst konzentriert sich in ihrer Hand, da sie Kassierer der industriellen Kapitalisten sind, das Geldkapital, das jeder Produzent und Kaufmann als Reservefonds h&auml;lt oder das ihm als Zahlung zuflie&szlig;t. Diese Fonds verwandeln sich so in verleihbares Geldkapital. Dadurch wird der Reservefonds der Handelswelt, weil als gemeinschaftlicher konzentriert, auf das n&ouml;tige Minimum beschr&auml;nkt, und ein Teil des Geldkapitals, der sonst als Reservefonds schlummern w&uuml;rde, wird ausgeliehen, fungiert als zinstragendes Kapital. Zweitens bildet sich ihr verleihbares Kapital aus den Depositen der Geldkapitalisten, die ihnen das Ausleihen derselben &uuml;berlassen. Mit der Entwicklung des Banksystems und namentlich, sobald sie Zins f&uuml;r Depositen zahlen, werden ferner die Geldersparnisse und das augenblicklich unbesch&auml;ftigte Geld aller Klassen bei ihnen deponiert. Kleine Summen, jede f&uuml;r sich unf&auml;hig, als Geldkapital zu wirken, werden zu gro&szlig;en Massen vereinigt und bilden so eine Geldmacht. Diese Ansammlung kleiner Betr&auml;ge mu&szlig; als besondre Wirkung des Banksystems unterschieden werden von seiner Mittlerschaft zwischen den eigentlichen Geldkapitalisten und den Borgern. Endlich werden auch die Revenuen, die nur allm&auml;hlich verzehrt werden sollen, bei den Banken deponiert.</P>
<P>Das Verleihen (wir haben es hier nur mit dem eigentlichen Handelskredit zu tun) geschieht durch Diskontieren der Wechsel - Verwandlung derselben in Geld vor ihrer Verfallzeit - und durch Vorsch&uuml;sse in verschiednen Formen: direkte Vorsch&uuml;sse auf pers&ouml;nlichen Kredit, Lombardvorsch&uuml;sse auf zinstragende Papiere, Staatseffekten, Aktien aller Art, <A NAME="S417"><B>&lt;417&gt;</A></B> namentlich aber auch Vorsch&uuml;sse auf Ladescheine, Dockwarrants &lt;Lagerhausscheine&gt; und andre beglaubigte Besitztitel auf Waren, durch &Uuml;berziehung &uuml;ber die Depositen usw.</P>
<P>Der Kredit nun, den der Bankier gibt, kann in verschiednen Formen gegeben werden, z.B. in Wechseln auf andre Banken, Schecks auf solche, Krediter&ouml;ffnungen derselben Art, endlich, bei Banken mit Notenausgabe, in den eignen Banknoten der Bank. Die Banknote ist nichts als ein Wechsel auf den Bankier, zahlbar jederzeit an den Inhaber, und vom Bankier den Privatwechseln substituiert. Die letztere Form des Kredits erscheint dem Laien besonders frappant und wichtig, erstens weil diese Art Kreditgeld aus der blo&szlig;en Handelszirkulation heraus in die allgemeine Zirkulation tritt und hier als Geld fungiert; auch weil in den meisten L&auml;ndern die Hauptbanken, welche Noten ausgeben, als sonderbarer Mischmasch zwischen Nationalbank und Privatbank in der Tat den Nationalkredit hinter sich haben und ihre Noten mehr oder minder gesetzliches Zahlungsmittel sind; weil es hier sichtbar wird, da&szlig; das, worin der Bankier handelt, der Kredit selbst ist, indem die Banknote nur ein zirkulierendes Kreditzeichen vorstellt. Aber der Bankier handelt auch im Kredit in allen andern Formen, selbst wenn er bar bei ihm deponiertes Geld vorschie&szlig;t. In der Tat bildet die Banknote nur die M&uuml;nze des Gro&szlig;handels, und ist es stets das Depositum, was als Hauptsache bei den Banken ins Gewicht f&auml;llt. Den besten Beweis liefern die schottischen Banken.</P>
<P>Die besondren Kreditinstitute, wie die besondren Formen der Banken selbst, sind f&uuml;r unsern Zweck nicht weiter zu betrachten.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Bankiers haben ein doppeltes Gesch&auml;ft ... 1. Kapital zu sammeln von denen, die keine unmittelbare Verwendung daf&uuml;r haben, und es zu verteilen und zu &uuml;bertragen an andre, die es gebrauchen k&ouml;nnen. 2. Depositen von Einkommen ihrer Kunden zu empfangen und diesen den Betrag auszuzahlen, je nachdem sie ihn zu Konsumtionsauslagen brauchen. Das erstere ist Zirkulation von <I>Kapital</I>, das letztere Zirkulation von <I>Geld </I>(currency)." - "Das eine ist Konzentration des Kapitals auf der einen und Verteilung desselben auf der andern Seite; das andre ist Verwaltung der Zirkulation f&uuml;r die Lokalzwecke der Umgegend." - Tooke, "Inquiry into the Currency Principle", p. 36, 37.</P>
</FONT><P>Wir kommen in Kap. XXVIII auf diese Stelle zur&uuml;ck.</P>
<P>"Reports of Committees", Vol. VIII, "Commercial Distress", Volume II, Part I, 1847/48, Minutes of Evidence. - (Weiterhin zitiert als "Commercial Distress", 1847/48.) In den vierziger Jahren wurden beim Wechsel- <A NAME="S418"><B>&lt;418&gt;</A></B> diskontieren in London in zahllosen F&auml;llen statt Banknoten, Wechsel von einer Bank auf die andre von 21 Tagen Laufzeit genommen. (Aussage von J. Pease, Provinzialbankier, Nr. 4636 und 4645.) Nach demselben Bericht hatten die Bankiers die Gewohnheit, sobald Geld knapp wurde, solche Wechsel ihren Kunden regelm&auml;&szlig;ig in Zahlung zu gehen. Wollte der Empf&auml;nger Banknoten, so mu&szlig;te er diesen Wechsel wieder diskontieren. F&uuml;r die Banken kam dies einem Privilegium gleich, Geld zu machen. Die Herren Jones Loyd and Co. zahlten in dieser Weise "seit unvordenklichen Zeiten", sobald Geld knapp war und der Zinsfu&szlig; &uuml;ber 5%. Der Kunde war froh, solche Banker's Bills zu erhalten, weil Wechsel von Jones Loyd &amp; Co. leichter diskontierbar waren als seine eignen; auch liefen sie oft durch 20 bis 30 H&auml;nde. (ibidem, Nr. 905 bis 902, 992.)</P>
<P>Alle diese Formen dienen dazu, den Zahlungsanspruch &uuml;bertragbar zu machen.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es gibt kaum irgendeine Form, in die der Kredit zu bringen ist, worin er nicht zu Zeiten Geldfunktion zu verrichten hat; ob diese Form eine Banknote oder ein Wechsel oder ein Scheck ist, der Proze&szlig; ist wesentlich derselbe und das Resultat ist wesentlich dasselbe." - Fullarton, "On the Regulation of Currencies", 2nd edit., London 1845, p. 38. - "Banknoten sind das Kleingeld des Kredits." (p. 51.)</P>
</FONT><P>Das Folgende aus J. W. Gilbart, "The History and Principles of Banking", London 1834:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Das Kapital einer Bank besteht aus zwei Teilen, dem Anlagekapital (invested capital) und dem Bankkapital (Banking capital), das angeliehen ist." (p. 117) "Das Bankkapital oder geborgte Kapital wird auf drei Wegen erhalten: 1. durch Annahme von Depositen, 2. durch Ausgabe von eignen Banknoten, 3. durch Ziehung von Wechseln. Wenn mir jemand 100 Pfd.St. umsonst leihen will, und ich leihe diese 100 Pfd.St. an jemand anders f&uuml;r 4% Zins aus, so werde ich im Lauf des Jahrs durch dies Gesch&auml;ft 4 Pfd.St. gewinnen. Ebenso, wenn jemand mein Zahlungsversprechen" (I promise to pay ist die gew&ouml;hnliche Formel f&uuml;r englische Banknoten) "nehmen will und es mir am Ende des Jahres zur&uuml;ckgeben und mir 4% daf&uuml;r zahlen, ganz als ob ich ihm 100 Pfd.St. geliehen h&auml;tte, gewinne ich 4 Pfd.St. durch dies Gesch&auml;ft; und wiederum, wenn jemand in einer Landstadt mir 100 Pfd.St. bringt mit der Bedingung, da&szlig; ich 21 Tage sp&auml;ter diesen Betrag einer dritten Person in London zahlen soll, wird jeder Zins, den ich in der Zwischenzeit von dem Gelde machen kann, mein Profit sein. Dies ist eine sachgem&auml;&szlig;e Zusammenfassung der Operationen einer Bank und des Wegs, wie ein Bankkapital geschaffen wird vermittelst Depositen, Banknoten und Wechseln.", (p. 117.) "Die Profite eines Bankiers stehn im allgemeinen im Verh&auml;ltnis zum Betrag seines geborgten oder Bankkapitals. Um den wirklichen Profit einer Bank festzustellen, ist der Zins auf das Anlagekapital abzuziehn vom Bruttoprofit. Der Rest ist der Bankprofit." (p. 118.) <I>"Die Vorsch&uuml;sse eines Bankiers an seine Kunden werden gemacht mit dem</I> <A NAME="S419"><B>&lt;419&gt;</A></B> <I>Geld andrer Leute."</I> (p. 146.) "Gerade die Bankiers, die keine Banknoten ausgeben, schaffen ein Bankkapital durch Diskontieren von Wechseln. Sie vermehren ihre Depositen vermittelst ihrer Diskontooperationen. Die Londoner Bankiers diskontieren nur f&uuml;r diejenigen H&auml;user, die ein Depositenkonto bei ihnen halten." (p. 119.) "Eine Firma, die bei ihrer Bank Wechsel diskontiert und auf den ganzen Betrag dieser Wechsel Zinsen bezahlt hat, mu&szlig; wenigstens einen Teil dieses Betrags in den H&auml;nden der Bank lassen, ohne Zinsen daf&uuml;r zu erhalten. Auf diesem Wege erh&auml;lt der Bankier auf das vorgescho&szlig;ne Geld einen h&ouml;hern als den laufenden Zinsfu&szlig; und schafft sich ein Bankkapital vermittelst des in seiner Hand verbleibenden Saldos." (p. 120.)</P>
</FONT><P>&Ouml;konomisierung der Reservefonds, Depositen, Schecks:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Depositenbanken &ouml;konomisieren vermittelst der &Uuml;bertragung der Guthaben den Gebrauch des zirkulierenden Mediums und erledigen Gesch&auml;fte von gro&szlig;em Betrag mit einer geringen Summe wirkliches Geldes. Das so freigesetzte Geld wird vom Bankier angewandt in Vorsch&uuml;ssen an seine Kunden vermittelst Diskontos etc. Daher erh&ouml;ht die &Uuml;bertragung der Guthaben die Wirksamkeit des Depositensystems." (p. 123.) "Es ist gleichg&uuml;ltig, ob die beiden Kunden, die miteinander handeln, ihre Rechnung bei demselben oder bei verschiednen Bankiers halten. Denn die Bankiers tauschen ihre Schecks unter sich aus im Clearing House. Vermittelst der &Uuml;bertragung k&ouml;nnte so das Depositensystem zu einem solchen Grad ausgedehnt werden, da&szlig; es den Gebrauch des Metallgelds ganz verdr&auml;ngte. Wenn jeder ein Depositenkonto bei der Bank hielte und alle seine Zahlungen durch Schecks machte, so w&uuml;rden diese Schecks das einzige zirkulierende Medium. In diesem Falle m&uuml;&szlig;te unterstellt werden, da&szlig; die Bankiers das Geld in ihrer Hand h&auml;tten, sonst h&auml;tten die Schecks keinen Wert." (p. 124.)</P>
</FONT><P>Die Zentralisation des Lokalverkehrs in den H&auml;nden der Banken wird vermittelt 1. durch Zweigbanken. Die Provinzialbanken haben Zweigetablissements in den kleinern St&auml;dten ihres Bereichs; die Londoner Banken in den verschiednen Stadtteilen Londons. 2. durch Agenturen.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Jede Provinzialbank hat einen Agenten in London, um dort ihre Noten oder Wechsel zu zahlen und Geld zu empfangen, das von Londoner Einwohnern eingezahlt wird f&uuml;r Rechnung von Leuten, die in der Provinz wohnen." (p. 127.) "Jeder Bankier f&auml;ngt die Noten des andern auf, gibt sie nicht wieder aus. In jeder gr&ouml;&szlig;ern Stadt kommen sie ein oder zweimal w&ouml;chentlich zusammen und tauschen die Noten aus. Der Saldo wird gezahlt durch Anweisung auf London." (p. 134.) "Der Zweck der Banken ist Erleichterung des Gesch&auml;fts. Alles, was das Gesch&auml;ft erleichtert, erleichtert auch die Spekulation. Gesch&auml;ft und Spekulation sind in vielen F&auml;llen so eng verkn&uuml;pft, da&szlig; es schwer ist zu sagen, wo das Gesch&auml;ft aufh&ouml;rt und wo die Spekulation anf&auml;ngt ... &Uuml;berall, wo Banken sind, ist Kapital leichter und wohlfeiler zu erhalten. Die Wohlfeilheit des Kapitals gibt der Spekulation Vorschub, ganz wie die Wohlfeilheit von Fleisch und Bier der Gefr&auml;&szlig;igkeit und Trunkenheit Vorschub leistet." (p. 137, 138.) "Da die Banken, welche eigne Banknoten ausgeben, stets in diesen Noten zahlen, so kann es scheinen, <A NAME="S420"><B>&lt;420&gt;</A></B> da&szlig; ihr Diskontogesch&auml;ft gemacht werde ausschlie&szlig;lich mit dem hierdurch gemachten Kapital, aber dem ist nicht so. Ein Bankier kann sehr wohl alle von ihm diskontierten Wechsel in seinen eignen Noten zahlen, und dennoch k&ouml;nnen 9/10 der in seinem Besitz befindlichen Wechsel wirkliches Kapital repr&auml;sentieren. Denn obgleich er selbst f&uuml;r diese Wechsel nur sein eignes Papiergeld gegeben, braucht dies doch nicht in Zirkulation zu bleiben, bis die Wechsel verfallen. Die Wechsel k&ouml;nnen drei Monate zu laufen haben, die Noten in drei Tagen zur&uuml;ckkommen." (p. 172.) "Das &Uuml;berziehen der Rechnung durch die Kunden ist geregelte Gesch&auml;ftssache. Es ist in der Tat der Zweck, wof&uuml;r ein Barkredit garantiert wird ... Barkredite werden garantiert nicht nur durch pers&ouml;nliche Sicherheit, sondern auch durch Deponierung von Wertpapieren." (p. 174, 175.) "Kapital, vorgeschossen auf Pfand von Waren, hat dieselbe Wirkung, wie wenn vorgeschossen im Diskontieren von Wechseln. Wenn jemand 100 Pfd.St. auf Sicherheit seiner Waren borgt, so ist es dasselbe, als h&auml;tte er sie f&uuml;r einen Wechsel von 100 Pfd.St. verkauft und diesen beim Bankier diskontiert. Der Vorschu&szlig; aber bef&auml;higt ihn, seine Waren f&uuml;r einen bessern Marktstand hinzuhalten und Opfer zu vermeiden, die er sonst h&auml;tte machen m&uuml;ssen, um Geld f&uuml;r dringende Zwecke zu erhalten." (p. 180, 181.)</P>
</FONT><P>"The Currency Theory Reviewed etc.", p. 62, 63:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es ist unstreitig wahr, da&szlig; die 1.000 Pfd.St., die ich heute bei A deponiere, morgen wieder ausgegeben werden und ein Depositum bei B bilden. &Uuml;bermorgen m&ouml;gen sie, von B wieder ausgegeben, ein Depositum bei C bilden, und so fort ins Unendliche. Dieselben 1.000 Pfd.St. Geld k&ouml;nnen sich also, durch eine Reihe von &Uuml;bertragungen zu einer absolut unbestimmbaren Summe von Depositen vervielf&auml;ltigen. Es ist daher m&ouml;glich, da&szlig; <I>neun Zehntel aller Depositen in England gar keine Existenz haben au&szlig;er in den Buchungsposten in den B&uuml;chern der Bankiers</I>, die jeder f&uuml;r seinen Teil daf&uuml;r einstehn ... So in Schottland, wo das umlaufende Geld" {obendrein fast nur Papiergeld!} "nie &uuml;ber 3 Millionen Pfd.St., die Depositen 27 Millionen. Solange nun nicht eine allgemeine, pl&ouml;tzliche R&uuml;ckforderung der Depositen (a run on the banks) eintritt, so k&ouml;nnen dieselben 1.000 Pfd.St., r&uuml;ckw&auml;rts reisend, mit derselben Leichtigkeit eine ebenso unbestimmbare Summe ausgleichen. Da dieselben 1.000 Pfd.St., womit ich heute meine Schuld an einen Gesch&auml;ftsmann ausgleiche, morgen dessen Schuld an einen andern Kaufmann ausgleichen k&ouml;nnen und &uuml;bermorgen dessen Ausgleichung an die Bank, und so ins Unendliche; so k&ouml;nnen dieselben 1.000 Pfd.St. von Hand zu Hand und von Bank zu Bank gehn und jede denkbare Summe von Depositen ausgleichen."</P>
</FONT><P>{Wir haben gesehn, da&szlig; Gilbart schon 1834 wu&szlig;te:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Alles, was das Gesch&auml;ft erleichtert, erleichtert auch die Spekulation, beide sind in vielen F&auml;llen so eng verkn&uuml;pft, da&szlig; es schwer ist zu Sagen, wo das Gesch&auml;ft aufh&ouml;rt und wo die Spekulation anf&auml;ngt."</P>
</FONT><P>Je gr&ouml;&szlig;er die Leichtigkeit, womit Vorsch&uuml;sse auf unverkaufte Waren zu erlangen sind, desto mehr solcher Vorsch&uuml;sse werden aufgenommen, desto gr&ouml;&szlig;er ist die Versuchung, Waren zu fabrizieren oder schon fabrizierte auf <A NAME="S421"><B>&lt;421&gt;</A></B> entfernte M&auml;rkte zu schleudern, nur, um zun&auml;chst Geldvorsch&uuml;sse darauf zu erhalten. Wie die gesamte Gesch&auml;ftswelt eines Landes von solchem Schwindel ergriffen werden kann und wie das dann endet, davon gibt uns die englische Handelsgeschichte von 1845 - 1847 ein schlagendes Beispiel. Hier sehn wir, was der Kredit leisten kann. Zur Erl&auml;uterung der folgenden Beispiele vorher nur einige kurze Bemerkungen.</P>
<P>Ende 1842 begann der Druck zu weichen, der seit 1837 fast ununterbrochen auf der englischen Industrie gelastet hatte. In den beiden folgenden Jahren steigerte sich die Nachfrage des Auslandes nach englischen Industrieprodukten noch mehr; 1845/46 bezeichnete die Periode der h&ouml;chsten Prosperit&auml;t. 1843 hatte der Opiumkrieg dem englischen Handel China ge&ouml;ffnet. Der neue Markt bot einen neuen Vorwand zu der bereits in vollem Schwung begriffnen Ausdehnung, namentlich der Baumwollindustrie. "Wie k&ouml;nnen wir je zuviel produzieren? Wir haben 300 Millionen Menschen zu kleiden" - sagte dem Schreiber dieses damals ein Fabrikant in Manchester. Aber alle die neuerrichteten Fabrikgeb&auml;ude, Dampf- und Spinnmaschinen und Webst&uuml;hle waren nicht hinreichend, den massenweise hereinstr&ouml;menden Mehrwert von Lancashire zu absorbieren. Mit derselben Leidenschaft, womit man die Produktion steigerte, warf man sich auf den Bau von Eisenbahnen; hier fand das Spekulationsgel&uuml;st der Fabrikanten und Kaufleute zuerst Befriedigung, und zwar schon seit Sommer 1844. Man zeichnete Aktien, soviel man konnte, d.h. soweit das Geld zur Deckung der ersten Einzahlungen reichte; f&uuml;r das weitere wird sich schon Rat finden! Als dann die weiteren Einzahlungen kamen - nach Frage 1059, C.D. 1848/1857, betrug das 1846/47 in Eisenbahnen angelegte Kapital an 75 Millionen Pfd.St. -, mu&szlig;te der Kredit in Anspruch genommen werden, und das eigentliche Gesch&auml;ft der Firma mu&szlig;te meist auch noch bluten.</P>
<P>Und dies eigentliche Gesch&auml;ft war in den meisten F&auml;llen auch schon &uuml;berlastet. Die lockenden hohen Profite hatten zu weit ausgedehnteren Operationen verleitet, als die disponiblen fl&uuml;ssigen Mittel rechtfertigten. Aber der Kredit war ja da, leicht erlangbar und wohlfeil obendrein. Der Bankdiskonto stand niedrig: 1844 1<FONT SIZE="-1"><SUP>3</SUP></FONT>/<FONT SIZE=2>4</FONT>-2<FONT SIZE="-1"><SUP>3</SUP></FONT>/<FONT SIZE=2>4</FONT>%, 1845 bis Oktober unter 3%, dann eine kurze Zeit steigend bis 5% (Febr. 1846), dann wieder fallend bis auf 3<FONT SIZE="-1"><SUP>1</SUP></FONT>/<FONT SIZE=2>4</FONT>% im Dez. 1846. Die Bank hatte in ihren Kellern einen Goldvorrat von unerh&ouml;rtem Betrag. Alle inl&auml;ndischen B&ouml;rsenwerte standen so hoch wie nie vorher. Warum also die sch&ouml;ne Gelegenheit vorbeigehn lassen, warum nicht flott ins Geschirr gehn? Warum nicht den nach englischen Fabrikaten schmachtenden fremden M&auml;rkten alle Waren zuschicken, die man nur fabrizieren konnte? Und warum sollte nicht der Fabrikant selbst den <A NAME="S422"><B>&lt;422&gt;</A></B> doppelten Gewinn einheimsen, der aus dem Verkauf des Garns und Gewebes im fernen Osten und aus dem Verkauf der daf&uuml;r erhaltenen R&uuml;ckfracht in England erwuchs?</P>
<P>So entstand das System der massenhaften Konsignationen, gegen Vorschu&szlig;, nach Indien und China, das sehr bald sich fortentwickelte zu einem System von Konsignationen blo&szlig; um des Vorschusses willen, wie es in den nachfolgenden Noten im einzelnen geschildert ist und wie es mit Notwendigkeit enden mu&szlig;te in massenhafter &Uuml;berf&uuml;hrung der M&auml;rkte und im Krach.</P>
<P>Dieser Krach kam zum Ausbruch infolge der Mi&szlig;ernte von 1846. England und besonders Irland bedurften enormer Zufuhren von Lebensmitteln, namentlich Korn und Kartoffeln. Aber die L&auml;nder, die diese lieferten, konnten nur zum allergeringsten Teil in englischen Industrieprodukten daf&uuml;r bezahlt werden; man mu&szlig;te Edelmetall in Zahlung geben; Gold f&uuml;r mindestens 9 Millionen ging ins Ausland. Von diesem Gold kamen volle 7<FONT SIZE="-1"><SUP>1</SUP></FONT>/<FONT SIZE=2>2</FONT> Millionen aus dem Barschatz der Bank von England, deren Bewegungsfreiheit auf dem Geldmarkt dadurch empfindlich gel&auml;hmt wurde; die &uuml;brigen Banken, deren Reserven bei der Bank von England liegen, tats&auml;chlich mit der Reserve dieser Bank identisch sind, mu&szlig;ten nun ebenfalls ihre Geldakkommodation einschr&auml;nken; der rasch und leicht dahinstr&ouml;mende Flu&szlig; der Zahlungen geriet ins Stocken, erst hier und da, dann allgemein. Der Bankdiskonto, im Januar 1847 noch 3-3<FONT SIZE="-1"><SUP>1</SUP></FONT>/<FONT SIZE=2>2</FONT>%, stieg im April, wo die erste Panik losbrach, auf 7%; dann kam im Sommer nochmals eine vor&uuml;bergehende kleine Erleichterung (6, 5, 6%), als aber auch die neue Ernte mi&szlig;riet, brach die Panik aufs neue und heftiger los. Der offizielle Minimaldiskonto der Bank stieg im Oktober auf 7, im November auf 10%, d.h. die weitaus gr&ouml;&szlig;te Mehrzahl der Wechsel wurde nur gegen kolossale Wucherzinsen oder &uuml;berhaupt nicht mehr diskontierbar; die allgemeine Zahlungsstockung brachte eine Reihe der ersten H&auml;user und viele, viele mittlere und kleine zum Bankrott; die Bank selbst war in Gefahr, infolge der ihr durch den pfiffigen Bankakt von 1844 auferlegten Beschr&auml;nkungen fallieren zu m&uuml;ssen - da suspendierte, auf allgemeines Andringen, die Regierung am 25. Oktober den Bankakt und entfernte damit die der Bank auferlegten absurden gesetzlichen Fesseln. Nun konnte sie ihren Notenschatz ungehindert in Zirkulation setzen; da der Kredit dieser Banknoten tats&auml;chlich durch den Kredit der Nation garantiert, also unersch&uuml;ttert war, trat damit sofort die entscheidende Erleichterung der Geldklemme ein; nat&uuml;rlich fallierten noch eine Menge gro&szlig;er und kleiner, hoffnungslos festgerittner Firmen, aber der H&ouml;hepunkt der Krise war &uuml;berwunden, der Bankdiskonto <A NAME="S423"><B>&lt;423&gt;</A></B> fiel im Dezember &lt;1. Auflage: September&gt; wieder auf 5%, und schon im Laufe von 1848 bereitete sich jene erneuerte Gesch&auml;ftst&auml;tigkeit vor, die den revolution&auml;ren Bewegungen des Kontinents im Jahre 1849 die Spitze abbrach, und die in den f&uuml;nfziger Jahren zuerst eine bis dahin unerh&ouml;rte industrielle Prosperit&auml;t herbeif&uuml;hrte, dann aber auch - den Krach von 1857. - F. E.}</P>
<P>I. &Uuml;ber die kolossale Entwertung von Staatspapieren und Aktien w&auml;hrend der Krise 1847 gibt ein vom House of Lords 1848 herausgegebnes Aktenst&uuml;ck Aufschlu&szlig;. Danach betrug der Wertfall am 23. Oktober 1847 verglichen mit dem Stand vom Februar desselben Jahres:</P>
<TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=1 WIDTH=427>
<TR><TD WIDTH="59%" VALIGN="TOP">
<P>auf englische Staatspapiere</TD>
<TD WIDTH="41%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">93.824.217 Pfd.St.</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="59%" VALIGN="TOP">
<P>auf Dock- und Kanalaktien&#9;</TD>
<TD WIDTH="41%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">1.358.288 Pfd.St.</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="59%" VALIGN="TOP">
<P>auf Eisenbahnaktien</TD>
<TD WIDTH="41%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">19.579.820 Pfd.St.</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="59%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="41%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="59%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">Zusammen:</TD>
<TD WIDTH="41%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">114.762.325 Pfd.St.</TD>
</TR>
</TABLE>
<P>II. &Uuml;ber den Schwindel im ostindischen Gesch&auml;ft, wo man nicht mehr Wechsel zog, weil Ware gekauft worden war, sondern Waren kaufte, um diskontierbare, in Geld umsetzbare Wechsel ziehen zu k&ouml;nnen, hei&szlig;t es im "Manchester Guardian" vom 24. Nov. 1847:</P>
<P>A in London l&auml;&szlig;t durch B beim Fabrikanten C in Manchester Waren zur Verschiffung an D in Ostindien kaufen. B zahlt C in Sechsmonats-Wechseln, gezogen von C auf B. Er deckt sich ebenfalls durch Sechsmonats-Wechsel auf A. Sobald die Ware verschifft, zieht A, gegen den eingesandten Ladeschein, ebenfalls Sechsmonats-Wechsel auf D.</P>
<FONT SIZE=2><P>"K&auml;ufer und Versender sind also beide im Besitz von Fonds, viele Monate ehe sie die Waren wirklich bezahlen; und sehr gew&ouml;hnlich wurden diese Wechsel bei Verfall erneuert unter dem Vorwand, Zeit f&uuml;r den R&uuml;ckflu&szlig; zu geben bei einem so langatmigen Gesch&auml;ft. Leider aber f&uuml;hrten Verluste in einem solchen Gesch&auml;ft nicht zu seiner Einschr&auml;nkung, sondern gradezu zu seiner Ausdehnung. Je &auml;rmer die Beteiligten wurden, desto gr&ouml;&szlig;er ihr Bed&uuml;rfnis zu kaufen, um dadurch in neuen Vorsch&uuml;ssen Ersatz f&uuml;r das in den vorigen Spekulationen verlorne Kapital zu finden. Die Eink&auml;ufe wurden nun nicht mehr reguliert durch Nachfrage und Zufuhr, sie wurden der wichtigste Teil der Finanzoperationen einer festgerittnen Firma. Aber das ist nur die eine Seite. Wie mit dem Export von Manufakturwaren hier, so ging es mit dem Einkauf und Verschiffen von Produkten dr&uuml;ben. H&auml;user in Indien, die Kredit genug hatten, ihre Wechsel diskontiert zu bekommen, kauften Zucker, Indigo, Seide oder Baumwolle - nicht weil die Einkaufspreise, gegen die letzten Londoner Preise, einen Profit versprachen. sondern weil fr&uuml;here Tratten auf das Londoner Haus bald f&auml;llig wurden und gedeckt werden mu&szlig;ten. Was war einfacher, als eine Ladung Zucker zu kaufen, sie in Zehnmonats- <A NAME="S424"><B>&lt;424&gt;</A></B> Wechseln auf das Londoner Haus zu bezahlen und die Ladescheine mit der &Uuml;berlandpost nach London zu schicken? Weniger als zwei Monate nachher waren die Ladescheine dieser kaum verschifften Waren, und damit die Waren selbst, in Lombard Street verpf&auml;ndet, und das Londoner Haus kam zu Geld, acht Monate vor Verfall der dagegen gezognen Wechsel. Und alles das ging flott, ohne Unterbrechung oder Schwierigkeit, solange die Diskonth&auml;user Geld im &Uuml;berflu&szlig; fanden, um es auf Ladescheine und Dockwarrants vorzuschie&szlig;en und bis zu unbegrenzten Betr&auml;gen die Wechsel indischer H&auml;user auf 'feine' Firmen in Mincing Lane zu diskontieren."</P>
</FONT><P>{Diese Schwindelprozedur blieb im Schwang, solange die Waren von und nach Indien das Kap umsegeln mu&szlig;ten. Seitdem sie durch den Suezkanal gehn, und zwar mit Dampfschiffen, ist dieser Methode, fiktives Kapital zu fabrizieren, die Grundlage entzogen: die lange Reisezeit der Waren. Und seitdem der Telegraph den Stand des indischen Markts dem englischen Gesch&auml;ftsmann und den Stand des englischen Marktes dem indischen H&auml;ndler noch am selben Tag bekanntgab, wurde diese Methode vollends unm&ouml;glich. - F. E.}</P>
<P>III. Das Folgende ist aus dem schon zitierten Bericht "Commercial Distress", 1847/48:</P>
<FONT SIZE=2><P>"In der letzten Aprilwoche 1847 zeigte die Bank von England der Royal Bank of Liverpool an, da&szlig; sie von nun an ihr Diskontogesch&auml;ft mit der letztren auf die H&auml;lfte des Betrags herabsetzen werde. Diese Mitteilung wirkte sehr schlimm, weil die Zahlungen in Liverpool letzthin weit mehr in Wechseln als in bar erfolgten; und weil die Kaufleute, die der Bank gew&ouml;hnlich viel bares Geld brachten, um damit ihre Akzepte zu zahlen, in der letzten Zeit nur Wechsel bringen konnten, die sie selbst f&uuml;r ihre Baumwolle und andre Produkte erhalten hatten. Dies hatte stark zugenommen und damit die Gesch&auml;ftsschwierigkeit. Die Akzepte, die die Bank f&uuml;r die Kaufleute zu zahlen hatte, waren meistens ausw&auml;rts gezogen und waren bisher meist ausgeglichen worden durch die f&uuml;r die Produkte erhaltne Zahlung. Die Wechsel, die die Kaufleute jetzt brachten, statt des fr&uuml;hern Bargelds, waren Wechsel von verschiedner Laufzeit und verschiedner Art, eine betr&auml;chtliche Zahl Bankwechsel auf drei Monate dato, die gro&szlig;e Masse waren Wechsel gegen Baumwolle. Diese Wechsel waren akzeptiert, wenn Bankwechsel, durch Londoner Bankiers, sonst aber durch Kaufleute aller Art, im brasilischen, amerikanischen, kanadischen, westindischen usw. Gesch&auml;ft ... Die Kaufleute zogen nicht aufeinander, sondern die Kunden im Inlande, die Produkte in Liverpool gekauft hatten, deckten sie in Wechseln auf Londoner Banken oder in Wechseln auf sonstige H&auml;user in London oder in Wechseln auf irgend jemand. Die Ank&uuml;ndigung der Bank von England verursachte, da&szlig; f&uuml;r Wechsel gegen verkaufte fremde Produkte die Laufzeit abgek&uuml;rzt wurde, die sonst h&auml;ufig &uuml;ber drei Monate war." (p. 26, 27.)</P>
</FONT><P>Die Prosperit&auml;tsperiode 1844 - 1847 in England war, wie oben geschildert, verkn&uuml;pft mit dem ersten gro&szlig;en Eisenbahnschwindel. &Uuml;ber dessen <A NAME="S425"><B>&lt;425&gt;</A></B> Wirkung auf das Gesch&auml;ft im allgemeinen hat der angef&uuml;hrte Bericht folgendes:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Im April 1847 hatten fast alle kaufm&auml;nnischen H&auml;user angefangen, ihr Gesch&auml;ft mehr oder weniger auszuhungern (to starve their business) durch Anlage eines Teils ihres Handelskapitals in Eisenbahnen." (p. 41, 42.) - "Es wurden auch Anleihen zu hohem Zinsfu&szlig;, z.B. 8%, aufgenommen auf Eisenbahnaktien bei Privatleuten, Bankiers und Assekuranzgesellschaften." (p. 66, 67.) "Diese so gro&szlig;en Vorsch&uuml;sse dieser Gesch&auml;ftsh&auml;user an die Eisenbahnen veranla&szlig;ten sie wiederum, bei den Banken zuviel Kapital vermittelst Wechseldiskontos aufzunehmen, um damit ihr eignes Gesch&auml;ft fortzuf&uuml;hren." (p. 67.) - (Frage:) "W&uuml;rden Sie sagen, da&szlig; die Einzahlungen auf Eisenbahnaktien viel beitrugen zu dem Druck, der" {auf dem Geldmarkt} "im April und Oktober" {1847} "herrschte?" (Antwort:) "Ich glaube, da&szlig; sie kaum irgend etwas beitrugen zu dem Druck im April. Nach meiner Ansicht hatten sie bis in den April, und vielleicht bis in den Sommer hinein, die Bankiers eher gest&auml;rkt als geschw&auml;cht. Denn die wirkliche Verwendung des Geldes erfolgte durchaus nicht ebenso rasch wie die Einzahlungen; infolge davon hatten die meisten Banken im Anfang des Jahrs einen ziemlich gro&szlig;en Betrag von Eisenbahnfonds in ihrer Hand." {Dies wird best&auml;tigt durch zahlreiche Aussagen von Bankiers im C.D., 1848/1857.} "Dieser schmolz im Sommer allm&auml;hlich zusammen und war am 31. Dezember wesentlich geringer. Eine Ursache des Drucks im Oktober war die allm&auml;hliche Abnahme der Eisenbahnfonds in den H&auml;nden der Banken; zwischen dem 22. April und dem 31. Dezember verminderten sich die Eisenbahnsaldos in unsrer Hand um ein Drittel. Diese Wirkung hatten die Eisenbahneinzahlungen in ganz Gro&szlig;britannien; sie haben nach und nach die Depositen der Banken abgezapft." (p. 43, 44.)</P>
</FONT><P>So sagt auch Samuel Gurney (Chef der ber&uuml;chtigten Firma Overend, Gurney &amp; Co.):</P>
<FONT SIZE=2><P>"1846 war bedeutend gr&ouml;&szlig;re Nachfrage nach Kapital f&uuml;r Eisenbahnen, hob aber nicht den Zinsfu&szlig;. Es fand eine Kondensation kleinerer Summen zu gr&ouml;&szlig;ern Massen statt, und diese gro&szlig;en Massen wurden in unserm Markt verbraucht; so da&szlig; im ganzen die Wirkung die war, mehr Geld auf den Geldmarkt der City zu werfen, nicht so sehr, es herauszunehmen." [p. 159.]</P>
</FONT><P>A. Hodgson, Direktor der Liverpool Joint Stock Bank, zeigt, wie sehr Wechsel die Reserve f&uuml;r Bankiers bilden k&ouml;nnen:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es war unsre Gewohnheit, mindestens 9/10 aller unsrer Depositen und alles Geld, das wir von andren Personen erhielten, in unserm Portefeuille zu halten in Wechseln, die von Tag zu Tag verfallen ... so sehr, da&szlig; w&auml;hrend der Zeit der Krise der Ertrag der t&auml;glich verfallenden Wechsel fast dem Betrag der t&auml;glich an uns gemachten Zahlungsforderungen gleichkam." (p. 53.)</P>
</FONT><B><P><A NAME="S426">&lt;426&gt;</A></B> <I>Spekulationswechsel.</P>
</I><FONT SIZE=2><P>Nr. 5092. "Von wem waren die Wechsel" (gegen verkaufte Baumwolle) "haupts&auml;chlich akzeptiert?" {R. Gardner, der in diesem Werk mehr genannte Baumwollfabrikant:} "Von Warenmaklern; ein H&auml;ndler kauft Baumwolle, &uuml;bergibt sie einem Makler, zieht auf diesen Makler, und l&auml;&szlig;t die Wechsel diskontieren." - Nr. 5094. "Und diese Wechsel gehn zu den Liverpooler Banken und werden dort diskontiert? - Jawohl, und auch sonstwo ... H&auml;tte nicht diese Akkommodation bestanden, die haupts&auml;chlich von Liverpooler Banken bewilligt wurde, so w&auml;re nach meiner Ansicht Baumwolle im vorigen Jahr um 1 1/2 d. oder 2 d. per Pfund wohlfeiler gewesen." - Nr. 600. "Sie sagten, eine ungeheure Anzahl Wechsel h&auml;tten zirkuliert, gezogen von Spekulanten auf Baumwollmakler in Liverpool; gilt dasselbe von Ihren Vorsch&uuml;ssen auf Wechsel gegen andre Kolonialprodukte au&szlig;er Baumwolle?" - {A.Hodgson, Bankier in Liverpool:} "Es bezieht sich auf alle Arten Kolonialprodukte, aber ganz besonders auf Baumwolle." - Nr. 601. "Suchen Sie als Bankier sich diese Art Wechsel fernzuhalten? - Keineswegs; wir betrachten sie als ganz rechtm&auml;&szlig;ige Wechsel, wenn in m&auml;&szlig;iger Menge gehalten ... Diese Art Wechsel werden oft verl&auml;ngert."</P>
</FONT><I><P>Schwindel im ostindisch-chinesischen Markt 1847. - </I>Charles Turner (Chef einer der ersten ostindischen Firmen in Liverpool):</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wir alle kennen die Vorf&auml;lle, die in Beziehung auf das Gesch&auml;lt nach Mauritius und in &auml;hnlichen Gesch&auml;ften stattgefunden haben. Die Makler waren gewohnt, Vorsch&uuml;sse zu machen auf Waren, nicht nur nach ihrer Ankunft, zur Deckung der gegen diese Waren gezognen Wechsel, was vollst&auml;ndig in der Ordnung ist, und Vorsch&uuml;sse auf Ladescheine ... sondern sie haben Vorsch&uuml;sse gemacht auf das Produkt, ehe es verschifft, und in einigen F&auml;llen, ehe es fabriziert war. Ich z.B. hatte in einem Spezialfall in Kalkutta Wechsel gekauft f&uuml;r 6.000-7.000 Pfd.St.; der Erl&ouml;s f&uuml;r diese Wechsel ging nach Mauritius, um dort Zucker pflanzen zu helfen; die Wechsel kamen nach England, und &uuml;ber die H&auml;lfte davon wurden protestiert; dann, als die Verschiffungen von Zucker endlich ankamen, aus denen diese Wechsel bezahlt werden sollten, da fand sich, da&szlig; dieser Zucker bereits an dritte Personen verpf&auml;ndet war, ehe er verschifft, ja in der Tat fast schon, ehe er gesotten war." (p. 78.) "Die Waren f&uuml;r den ostindischen Markt m&uuml;ssen jetzt dem Fabrikanten bar bezahlt werden; aber das hat nicht viel zu sagen, denn wenn der K&auml;ufer einigen Kredit in London hat, so zieht er auf London und diskontiert den Wechsel in London, wo der Diskonto jetzt niedrig steht; er bezahlt den Fabrikanten mit dem so erhaltnen Geld ... es dauert mindestens zw&ouml;lf Monate, bis ein Verschiffer von Waren nach Indien seine Retouren von dort bekommen kann ... ein Mann mit 10.000 oder 15.000 Pfd.St., der ins indische Gesch&auml;ft geht, w&uuml;rde sich einen Kredit zu einer betr&auml;chtlichen Summe bei einem Londoner Hause ausmachen; diesem Hause w&uuml;rde er 1% geben und auf es ziehn, gegen die Bedingung, da&szlig; der Erl&ouml;s der nach Indien gesandten Waren an dies Londoner Haus geschickt wird; wobei aber beide Teile stillschweigend einverstanden sind, da&szlig; das Londoner Haus keinen wirklichen Barvorschu&szlig; zu leisten hat; d.h. die Wechsel werden prolongiert, bis die Retouren <A NAME="S427"><B>&lt;427&gt;</A></B> ankommen. Die Wechsel wurden diskontiert in Liverpool, Manchester, London, manche von ihnen sind im Besitz von schottischen Banken." (p. 79.) - Nr. 786. "Da ist ein Haus, das neulich in London fallierte; bei Pr&uuml;fung der B&uuml;cher entdeckte man folgendes: Hier ist eine Firma in Manchester, und eine andre in Kalkutta; sie er&ouml;ffneten einen Kredit bei dem Londoner Haus f&uuml;r 200.000 Pfd.St.; d.h. die Gesch&auml;ftsfreunde dieser Manchester Firma, die dem Hause in Kalkutta von Glasgow und Manchester Waren auf Konsignation schickten, trassierten auf das Londoner Haus bis zum Betrage von 200.000 Pfd.St.; gleichzeitig war die Verabredung, da&szlig; das Kalkutta-Haus auf das Londoner Haus auch 200.000 Pfd.St. zieht; diese Wechsel wurden in Kalkutta verkauft, mit dem Ertrag andre Wechsel gekauft, und diese wurden nach London geschickt, um das dortige Haus zu bef&auml;higen, die ersten von Glasgow oder Manchester gezognen Wechsel zu bezahlen. So wurden durch dieses eine Gesch&auml;ft Wechsel f&uuml;r 600.000 Pfd.St. in die Welt gesetzt." - Nr. 971. "Gegenw&auml;rtig, wenn ein Haus in Kalkutta eine Schiffsladung kauft" {f&uuml;r England} "und sie mit ihren eignen Tratten auf ihren Londoner Korrespondenten bezahlt und die Ladescheine hierher gesandt werden, so werden diese Ladescheine sofort f&uuml;r sie benutzbar zur Erhebung von Vorsch&uuml;ssen in Lombard Street; also haben sie acht Monate Zeit, worin sie das Geld benutzen k&ouml;nnen, ehe ihre Korrespondenten die Wechsel zu zahlen haben."</P>
</FONT><P>IV. Im Jahr 1848 sa&szlig; ein geheimer Ausschu&szlig; des Oberhauses zur Untersuchung der Ursachen der Krise von 1847. Die vor diesem Ausschu&szlig; abgelegten Zeugenaussagen wurden jedoch erst 1857 ver&ouml;ffentlicht (Minutes of Evidence, taken before the Secret Committee of the H. of L. appointed to inquire into the Causes of Distress etc.", 1857; zitiert als C.D., 1848/1857). Hier sagte Herr Lister, Dirigent der Union Bank of Liverpool unter andrem aus:</P>
<FONT SIZE=2><P>2444. "Es bestand, Fr&uuml;hjahr 1847, eine ungeh&ouml;rige Ausdehnung des Kredits ... weil Gesch&auml;ftsleute ihr Kapital vom Gesch&auml;ft auf Eisenbahnen &uuml;bertrugen und doch das Gesch&auml;ft in der alten Ausdehnung fortf&uuml;hren wollten. Jeder glaubte wahrscheinlich zuerst, er k&ouml;nne die Eisenbahnaktien mit Profit verkaufen und so das Geld im Gesch&auml;ft ersetzen. Er fand vielleicht, da&szlig; das nicht m&ouml;glich war und nahm so Kredit in seinem Gesch&auml;ft, wo er fr&uuml;her bar bezahlt hatte. Hieraus entsprang eine Kreditausdehnung."</P>
<P>2500. "Diese Wechsel, worauf die Banken, die sie &uuml;bernommen hatten, Verluste erlitten, waren dies Wechsel haupts&auml;chlich gegen Korn oder gegen Baumwolle? ... Es waren Wechsel gegen Produkte aller Art, Korn, Baumwolle und Zucker und Produkte aller Art. Es gab damals fast nichts, &Ouml;l vielleicht ausgenommen, das nicht im Preise fiel." - 2506. "Ein Makler, der einen Wechsel akzeptiert, akzeptiert ihn nicht, ohne hinreichend gedeckt zu sein, auch gegen einen Preisfall der Ware, die als Deckung dient."</P>
<P>2512. "Gegen Produkte werden zweierlei Wechsel gezogen. Zur ersten Art geh&ouml;rt der urspr&uuml;ngliche Wechsel, der von dr&uuml;ben auf den Importeur gezogen wird ... Die Wechsel, die so gegen Produkte gezogen werden, verfallen h&auml;ufig, ehe die Produkte <A NAME="S428"><B>&lt;428&gt;</A></B> ankommen. Der Kaufmann mu&szlig; deshalb, wenn die Ware ankommt und er nicht hinreichendes Kapital hat, sie beim Makler verpf&auml;nden, bis er sie verkaufen kann. Dann wird sofort ein Wechsel der andern Art vom Liverpooler Kaufmann auf den Makler gezogen, auf Sicherheit jener Ware ... es wird dann die Sache des Bankiers, sich beim Makler zu vergewissern, ob er die Ware hat und wieweit er darauf vorgeschossen hat. Er mu&szlig; sich &uuml;berzeugen, da&szlig; der Makler Deckung hat, um sich im Fall eines Verlusts zu erholen."</P>
<P>2516. "Wir bekommen auch Wechsel vom Ausland ... Jemand kauft dr&uuml;ben einen Wechsel auf England und schickt ihn an ein Haus in England; wir k&ouml;nnen dem Wechsel nicht ansehn, ob er verst&auml;ndig oder unverst&auml;ndig gezogen ist, ob er Produkte oder Wind repr&auml;sentiert."</P>
<P>2533. "Sie sagten, da&szlig; ausw&auml;rtige Produkte fast aller Art mit gro&szlig;em Verlust verkauft wurden. Glauben Sie, da&szlig; das der Fall war infolge ungerechtfertigter Spekulation in diesen Produkten? - Es entsprang aus einer sehr gro&szlig;en Einfuhr, w&auml;hrend keine entsprechende Konsumtion bestand, um sie wegzuf&uuml;hren. Nach allem Anschein fiel die Konsumtion sehr bedeutend." - 2534. - "Im Oktober ... waren Produkte fast unverk&auml;uflich."</P>
</FONT><P>Wie auf der H&ouml;he des Krachs sich ein allgemeines sauve qui peut &lt;Rette sich wer kann&gt; entwickelt, dar&uuml;ber spricht sich im selben Bericht ein Kenner ersten Ranges aus, der w&uuml;rdige geriebene Qu&auml;ker Samuel Gurney von Overend, Gurney &amp; Co.:</P>
<FONT SIZE=2><P>1262. "Wenn eine Panik herrscht, so fragt ein Gesch&auml;ftsmann sich nicht, wie hoch er seine Banknoten anlegen kann oder ob er l oder 2% beim Verkauf seiner Schatzscheine oder Dreiprozentigen verlieren wird. Ist er einmal unter dem Einflu&szlig; des Schreckens, so liegt ihm nichts an Gewinn oder Verlust; er bringt sich selbst in Sicherheit, die &uuml;brige Welt mag tun was sie will."</P>
</FONT><P>V. &Uuml;ber die wechselseitige &Uuml;berf&uuml;hrung zweier M&auml;rkte sagt Herr Alexander, Kaufmann im ostindischen Gesch&auml;ft, vor dem Unterhaus-Ausschu&szlig; &uuml;ber die Bankakte 1857 (zitiert als B.C., 1857):</P>
<FONT SIZE=2><P>4330. "Augenblicklich, wenn ich in Manchester 6 Schill. auslege, bekomme ich 5 Schill. in Indien zur&uuml;ck; wenn ich 6 Schill. in Indien auslege, bekomme ich 5 Schill. in London zur&uuml;ck."</P>
</FONT><P>So da&szlig; also der indische Markt durch England und der englische durch Indien gleichm&auml;&szlig;ig &uuml;berf&uuml;hrt worden ist. Und zwar war dies der Fall im Sommer 1857, kaum zehn Jahre nach der bittern Erfahrung von 1847!</P></BODY>
</HTML>