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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Die Produktion des absoluten Mehrwerts - 9. Rate und Masse des Mehrwerts</TITLE>
<META NAME="Date" CONTENT="1997-11-01">
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<BODY BGCOLOR="#fffffc">
<P ALIGN="CENTER"><A HREF="me23_245.htm"><FONT SIZE=2>8. Kapitel. Der Arbeitstag</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="me23_000.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> |</FONT><A HREF="me23_331.htm"><FONT SIZE=2> 10. Kapitel. Begriff des relativen Mehrwerts</FONT></A></P>
<SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 23, "Das Kapital", Bd. I, Dritter Abschnitt, S. 321 - 330<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1968 </SMALL></P>
<P ALIGN="CENTER">NEUNTES KAPITEL<BR>
<FONT SIZE="+2">Rate und Masse des Mehrwerts</FONT></P>
<B><P><A NAME="S321">&lt;321&gt;</A></B> Wie bisher wird in diesem Kapitel der Wert der Arbeitskraft, also der zur Reproduktion oder Erhaltung der Arbeitskraft notwendige Teil des Arbeitstags, als gegebne, konstante Gr&ouml;&szlig;e unterstellt.</P>
<P>Dies also vorausgesetzt, ist mit der Rate zugleich die Masse des Mehrwerts gegeben, die der einzelne Arbeiter dem Kapitalisten in bestimmter Zeitperiode liefert. Betr&auml;gt z.B. die notwendige Arbeit t&auml;glich 6 Stunden, ausgedr&uuml;ckt in einem Goldquantum von 3 sh. = 1 Taler, so ist der Taler der Tageswert einer Arbeitskraft oder der im Ankauf einer Arbeitskraft vorgescho&szlig;ne Kapitalwert. Ist ferner die Rate des Mehrwerts 100%, so produziert dies variable Kapital von 1 Taler eine Masse Mehrwert von 1 Taler, oder der Arbeiter liefert t&auml;glich eine Masse Mehrarbeit von 6 Stunden.</P>
<P>Das variable Kapital ist aber der Geldausdruck f&uuml;r den Gesamtwert aller Arbeitskr&auml;fte, die der Kapitalist gleichzeitig verwendet. Sein Wert ist also gleich dem Durchschnittswert einer Arbeitskraft, multipliziert mit der Anzahl der verwandten Arbeitskr&auml;fte. Bei gegebnem Wert der Arbeitskraft steht also die Gr&ouml;&szlig;e des variablen Kapitals in direktem Verh&auml;ltnis zur Anzahl der gleichzeitig besch&auml;ftigten Arbeiter. Ist der Tageswert einer Arbeitskraft = 1 Taler, so ist also ein Kapital vorzuschie&szlig;en von 100 Talern, um 100, von n Talern, um n Arbeitskr&auml;fte t&auml;glich zu exploitieren. </P>
<P>Ebenso: Produziert ein variables Kapital von 1 Taler, der Tageswert einer Arbeitskraft, einen t&auml;glichen Mehrwert von 1 Taler, so ein variables Kapital von 100 Talern einen t&auml;glichen Mehrwert von 100, und eins von n Talern einen t&auml;glichen Mehrwert von 1 Taler x n. Die Masse des produzierten Mehrwerts ist also gleich dem Mehrwert, den der Arbeitstag des einzelnen Arbeiters liefert, multipliziert mit der Anzahl der angewandten Arbeiter. Da aber ferner die Masse Mehrwert, die der einzelne Arbeiter produziert, bei gegebnem Wert der Arbeitskraft, durch die Rat des Mehrwerts bestimmt ist, so folgt dies erste Gesetz: Die Masse des produzierten Mehr- <A NAME="S322"><B>&lt;322&gt;</A></B> werts ist gleich der Gr&ouml;&szlig;e des vorgescho&szlig;nen variablen Kapitals multipliziert mit der Rate des Mehrwerts oder ist bestimmt durch das zusammengesetzte Verh&auml;ltnis zwischen der Anzahl der von demselben Kapitalisten gleichzeitig exploitierten Arbeitskr&auml;fte und dem Exploitationsgrad der einzelnen Arbeitskraft. &lt;In der autorisierten franz&ouml;sischen Ausgabe wurde der zweite Teil dieses Satzes wie folgt wiedergegeben: "oder aber sie ist gleich dem Wert einer Arbeitskraft multipliziert mit dem Grad ihrer Exploitation und multipliziert mit der Anzahl der gleichzeitig exploitierten Arbeitskr&auml;fte."&gt;</P>
<P>Nennen wir also die Masse des Mehrwerts M, den vom einzelnen Arbeiter im Tagesdurchschnitt gelieferten Mehrwert m, das im Ankauf der einzelnen Arbeitskraft t&auml;glich vorgescho&szlig;ne variable Kapital v, die Gesamtsumme des variablen Kapitals V, den Wert einer Durchschnitts-Arbeitskraft k, ihren Exploitationsgrad <FONT SIZE="-1"><SUP>a'</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>a</FONT> <FONT SIZE="-1"><SUP>(Mehrarbeit)</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>(Notwendige Arbeit)</FONT> und die Anzahl der angewandten Arbeiter n, so erhalten wir:</P>
<TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=4 WIDTH=198>
<TR><TD WIDTH="19%" VALIGN="MIDDLE" ROWSPAN=2 HEIGHT=12>
<P>M=</TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="MIDDLE" ROWSPAN=2 HEIGHT=12>
<FONT SIZE=7><P>{</FONT></TD>
<TD WIDTH="67%" VALIGN="TOP" HEIGHT=12>
<FONT SIZE="-1"><SUP><P>m</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>v</FONT> * V</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="67%" VALIGN="TOP" HEIGHT=12>
<P>k * <FONT SIZE="-1"><SUP>a'</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>a</FONT> * n.</TD>
</TR>
</TABLE>
<P>Es wird fortw&auml;hrend unterstellt, nicht nur da&szlig; der Wert einer Durchschnitts-Arbeitskraft konstant ist, sondern da&szlig; die von einem Kapitalisten angewandten Arbeiter auf Durchschnitts-Arbeiter reduziert sind. Es gibt Ausnahmef&auml;lle, wo der produzierte Mehrwert nicht verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig zur Anzahl der exploitierten Arbeiter w&auml;chst, aber dann bleibt auch der Wert der Arbeitskraft nicht konstant.</P>
<P>In der Produktion einer bestimmten Masse Mehrwert kann daher die Abnahme des einen Faktors durch Zunahme des andren ersetzt werden. Wird das variable Kapital vermindert und gleichzeitig in demselben Verh&auml;ltnis die Rate des Mehrwerts erh&ouml;ht, so bleibt die Masse des produzierten Mehrwerts unver&auml;ndert. Mu&szlig; unter den fr&uuml;hern Annahmen der Kapitalist 100 Taler vorschie&szlig;en, um 100 Arbeiter t&auml;glich zu exploitieren, und betr&auml;gt die Rate des Mehrwerts 50%, so wirft dies variable Kapital von 100 einen Mehrwert von 50 Talern ab oder von 100 x 3 Arbeitsstunden. Wird die Rate des Mehrwerts verdoppelt, oder der Arbeitstag, statt von 6 zu 9, von 6 zu 12 Stunden verl&auml;ngert, so wirft das um die H&auml;lfte verminderte variable Kapital von 50 Talern ebenfalls einen Mehrwert von 50 Talern ab oder von 50 x 6 Arbeitsstunden. Verminderung des variablen <A NAME="S323"><B>&lt;323&gt;</A></B> Kapitals ist also ausgleichbar durch proportionelle Erh&ouml;hung im Exploitationsgrad der Arbeitskraft oder die Abnahme in der Anzahl der besch&auml;ftigten Arbeiter durch proportionelle Verl&auml;ngerung des Arbeitstags. Innerhalb gewisser Grenzen wird die vom Kapital erpre&szlig;bare Zufuhr der Arbeit also unabh&auml;ngig von der Arbeiterzufuhr.<A NAME="Z202"><A HREF="me23_321.htm#M202">(202)</A></A> Umgekehrt l&auml;&szlig;t Abnahme in der Rate des Mehrwerts die Masse des produzierten Mehrwerts unver&auml;ndert, wenn propotionell die Gr&ouml;&szlig;e des variablen Kapitals oder die Anzahl der besch&auml;ftigten Arbeiter w&auml;chst.</P>
<P>Indes hat der Ersatz von Arbeiteranzahl oder Gr&ouml;&szlig;e des variablen Kapitals durch gesteigerte Rate des Mehrwerts oder Verl&auml;ngerung des Arbeitstags un&uuml;berspringbare Schranken. Welches immer der Wert der Arbeitskraft sei, ob daher die zur Erhaltung des Arbeiters notwendige Arbeitszeit 2 oder 10 Stunden betrage, der Gesamtwert, den ein Arbeiter tagaus, tagein produzieren kann, ist immer kleiner als der Wert, worin sich 24 Arbeitsstunden vergegenst&auml;ndlichen, kleiner als 12 sh. oder 4 Taler, wenn dies der Geldausdruck von 24 vergegenst&auml;ndlichten Arbeitsstunden. Unter unsrer fr&uuml;hern Annahme, wonach t&auml;glich 6 Arbeitsstunden erheischt, um die Arbeitskraft selbst zu reproduzieren oder den in ihrem Ankauf vorgescho&szlig;nen Kapitalwert zu ersetzen, produziert ein variables Kapital von 500 Talern, das 500 Arbeiter zu Mehrwertsrate von 100% oder mit zw&ouml;lfst&uuml;ndigem Arbeitstag verwendet, t&auml;glich einen Mehrwert von 500 Talern oder 6 x 500 Arbeitsstunden. Ein Kapital von 100 Talern, das 100 Arbeiter t&auml;glich verwendet zur Mehrwertsrate von 200% oder mit 18st&uuml;ndigem Arbeitstag, produziert nur eine Mehrwertsmasse von 200 Talern oder 12 x 100 Arbeitsstunden. Und sein gesamtes Wertprodukt, &Auml;quivalent des vorgescho&szlig;nen variablen Kapitals plus Mehrwert, kann tagaus, tagein niemals die Summe von 400 Talern oder 24 x 100 Arbeitsstunden erreichen. Die absolute Schranke des durchschnittlichen Arbeitstags, der von Natur immer kleiner ist als 24 Stunden, bildet eine absolute Schranke f&uuml;r den Ersatz von vermindertem variablen Kapital durch gesteigerte Rate des Mehrwerts oder von verringerter exploitierten Arbeiteranzahl durch erh&ouml;hten Exploitationsgrad der Arbeitskraft. Dies handgreifliche zweite Gesetz ist wichtig zur Erkl&auml;rung vieler Erscheinungen, entspringend aus der sp&auml;ter zu entwickelnden Tendenz des Kapitals, die von ihm besch&auml;ftigte Arbeiteranzahl oder seinen <A NAME="S324"><B>&lt;324&gt;</A></B> variablen in Arbeitskraft umgesetzten Bestandteil soviel als immer m&ouml;glich zu reduzieren, im Widerspruch zu seiner andren Tendenz, die m&ouml;glichst gro&szlig;e Masse von Mehrwert zu produzieren. Umgekehrt. W&auml;chst die Masse der verwandten Arbeitskr&auml;fte oder die Gr&ouml;&szlig;e des variablen Kapitals, aber nicht verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig zur Abnahme in der Rate des Mehrwerts, so sinkt die Masse des produzierten Mehrwerts.</P>
<P>Ein drittes Gesetz ergibt sich aus der Bestimmung der Masse des produzierten Mehrwerts durch die zwei Faktoren, Rate des Mehrwerts und Gr&ouml;&szlig;e des vorgescho&szlig;nen variablen Kapitals. Die Rate des Mehrwerts oder den Exploitationsgrad der Arbeitskraft, und den Wert der Arbeitskraft oder die Gr&ouml;&szlig;e der notwendigen Arbeitszeit gegeben, ist es selbstverst&auml;ndlich, da&szlig;, je gr&ouml;&szlig;er das variable Kapital, desto gr&ouml;&szlig;er die Masse des produzierten Werts und Mehrwerts. Ist die Grenze des Arbeitstags gegeben, ebenso die Grenze seines notwendigen Bestandteils, so h&auml;ngt die Masse von Wert und Mehrwert, die ein einzelner Kapitalist produziert, offenbar ausschlie&szlig;lich ab von der Masse Arbeit, die er in Bewegung setzt. Diese aber h&auml;ngt, unter den gegebnen Annahmen, ab von der Masse Arbeitskraft oder der Arbeiteranzahl, die er exploitiert, und diese Anzahl ihrerseits ist bestimmt durch die Gr&ouml;&szlig;e des von ihm vorgescho&szlig;nen variablen Kapitals. Bei gegebner Rate des Mehrwerts und gegebnem Wert der Arbeitskraft verhalten sich also die Massen des produzierten Mehrwerts direkt wie die Gr&ouml;&szlig;en der vorgescho&szlig;nen variablen Kapitale. Nun wei&szlig; man aber, da&szlig; der Kapitalist sein Kapital in zwei Teile teilt. Einen Teil legt er aus in Produktionsmitteln. Dies ist der konstante Teil seines Kapitals. Den andren Teil setzt er um in lebendige Arbeitskraft. Dieser Teil bildet sein variables Kapital. Auf Basis derselben Produktionsweise findet in verschiednen Produktionszweigen verschiedne Teilung des Kapitals in konstanten und variablen Bestandteil statt. Innerhalb desselben Produktionszweige wechselt dies Verh&auml;ltnis mit wechselnder technischer Grundlage und gesellschaftlicher Kombination des Produktionsprozesses. Wie aber ein gegebnes Kapital immer zerfalle in konstanten und variablen Bestandteil, ob der letztre sich zum erstren verhalte wie 1 : 2, 1 : 10 oder 1 : x, das eben aufgestellte Gesetz wird nicht davon ber&uuml;hrt, da fr&uuml;herer Analyse gem&auml;&szlig; der Wert des konstanten Kapitals im Produktenwert zwar wiedererscheint, aber nicht in das neugebildete Wertprodukt eingeht. Um 1.000 Spinner zu verwenden, sind nat&uuml;rlich mehr Rohmaterialen, Spindeln usw. erheischt, als um 100 zu verwenden. Der Wert dieser zuzusetzenden Produktionsmittel aber mag steigen, fallen, unver&auml;ndert bleiben, gro&szlig; oder klein sein, er bleibt ohne irgendeinen Einflu&szlig; auf den Verwertungsproze&szlig; der sie bewegenden Arbeitskr&auml;fte. Das oben konstatierte Gesetz <A NAME="S325"><B>&lt;325&gt;</A></B> nimmt also die Form an: Die von verschiednen Kapitalen produzierten Massen von Wert und Mehrwert verhalten sich bei gegebnem Wert und gleich gro&szlig;em Exploitationsgrad der Arbeitskraft direkt wie die Gr&ouml;&szlig;en der variablen Bestandteile dieser Kapitale, d.h. ihrer in lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandteile.</P>
<P>Dies Gesetz widerspricht offenbar aller auf den Augenschein gegr&uuml;ndeten Erfahrung. Jedermann wei&szlig;, da&szlig; ein Baumwollspinner, der, die Prozentteile des angewandten Gesamtkapitals berechnet, relativ viel konstantes und wenig variables Kapital anwendet, deswegen keinen kleinren Gewinn oder Mehrwert erbeutet als ein B&auml;cker, der relativ viel variables und wenig konstantes Kapital in Bewegung setzt. Zur L&ouml;sung dieses scheinbaren Widerspruchs bedarf es noch vieler Mittelglieder, wie es vom Standpunkt der elementaren Algebra vieler Mittelglieder bedarf, um zu verstehn, da&szlig; <FONT SIZE="-1"><SUP>0</FONT></SUP>/<SUB>0</SUB> eine wirkliche Gr&ouml;&szlig;e darstellen kann. Obgleich sie das Gesetz nie formuliert hat, h&auml;ngt die klassische &Ouml;konomie instinktiv daran fest, weil es eine notwendige Konsequenz des Wertgesetzes &uuml;berhaupt ist. Sie sucht es durch gewaltsame Abstraktion vor den Widerspr&uuml;chen der Erscheinung zu retten. Man wird sp&auml;ter <A NAME="Z203"><A HREF="me23_321.htm#M203">(203)</A></A> sehn, wie die Ricardosche Schule an diesem Stein des Ansto&szlig;es gestolpert ist. Die Vulg&auml;r&ouml;konomie, die "wirklich auch nichts gelernt hat", pocht hier, wie &uuml;berall, auf den Schein gegen das Gesetz der Erscheinung. Sie glaubt im Gegensatz zu Spinoza, da&szlig; "die Unwissenheit ein hinreichender Grund ist".</P>
<P>Die Arbeit, die vom Gesamtkapital einer Gesellschaft tagaus, tagein in Bewegung gesetzt wird, kann als ein einziger Arbeitstag betrachtet werden. Ist z.B. die Zahl der Arbeiter eine Million und betr&auml;gt der Durchschnittsarbeitstag eines Arbeiters 10 Stunden, so besteht der gesellschaftliche Arbeitstag aus 10 Millionen Stunden. Bei gegebner L&auml;nge dieses Arbeitstags, seien seine Grenzen physisch oder sozial gezogen, kann die Masse des Mehrwerts nur vermehrt werden durch Vermehrung der Arbeiteranzahl, d.h. der Arbeiterbev&ouml;lkerung. Das Wachstum der Bev&ouml;lkrung bildet hier die mathematische Grenze f&uuml;r Produktion des Mehrwerts durch das gesellschaftliche Gesamtkapital. Umgekehrt. Bei gegebner Gr&ouml;&szlig;e der Bev&ouml;lkrung wird diese Grenze gebildet durch die m&ouml;gliche Verl&auml;ngerung des Arbeitstags.<A NAME="Z204"><A HREF="me23_321.htm#M204">(204)</A></A> Man wird im folgenden Kapitel sehn, da&szlig; dies Gesetz nur f&uuml;r die bisher behandelte Form des Mehrwerts gilt. </P>
<B><P><A NAME="S326">&lt;326&gt;</A></B> Aus der bisherigen Betrachtung der Produktion des Mehrwerts ergibt sich, da&szlig; nicht jede beliebige Geld- oder Wertsumme in Kapital verwandelbar, zu dieser Verwandlung vielmehr ein bestimmtes Minimum von Geld oder Tauschwert in der Hand des einzelnen Geld- oder Warenbesitzers vorausgesetzt ist. Das Minimum von variablem Kapital ist der Kostenpreis einer einzelnen Arbeitskraft, die das ganze Jahr durch, tagaus, tagein, zur Gewinnung von Mehrwert vernutzt wird. W&auml;re dieser Arbeiter im Besitz seiner eignen Produktionsmittel und begn&uuml;gte er sich, als Arbeiter zu leben, so gen&uuml;gte ihm die zur Reproduktion seiner Lebensmittel notwendige Arbeitszeit, sage von 8 Stunden t&auml;glich. Er brauchte also auch nur Produktionsmittel f&uuml;r 8 Arbeitsstunden. Der Kapitalist dagegen, der ihn au&szlig;er diesen 8 Stunden sage 4 Stunden Mehrarbeit verrichten l&auml;&szlig;t, bedarf einer zus&auml;tzlichen Geldsumme zur Beschaffung der zus&auml;tzlichen Produktionsmittel. Unter unsrer Annahme jedoch m&uuml;&szlig;te er schon zwei Arbeiter anwenden, um von dem t&auml;glich angeeigneten Mehrwert wie ein Arbeiter leben, d.h. seine notwendigen Bed&uuml;rfnisse befriedigen zu k&ouml;nnen. In diesem Fall w&auml;re blo&szlig;er Lebensunterhalt der Zweck seiner Produktion, nicht Vermehrung des Reichtums, und das letztre ist unterstellt bei der kapitalistischen Produktion. Damit er nur doppelt so gut lebe wie ein gew&ouml;hnlicher Arbeiter und die H&auml;lfte des produzierten Mehrwerts in Kapital zur&uuml;ckverwandle, m&uuml;&szlig;te er zugleich mit der Arbeiterzahl das Minimum des vorgescho&szlig;nen Kapitals um das Achtfache steigern. Allerdings kann er selbst, gleich seinem Arbeiter, unmittelbar Hand im Produktionsprozesse anlegen, aber ist dann auch nur ein Mittelding zwischen Kapitalist und Arbeiter, ein "kleiner Meister". Ein gewisser H&ouml;hegrad der kapitalistischen Produktion bedingt, da&szlig; der Kapitalist die ganze Zeit, w&auml;hrend deren er als Kapitalist, d.h. als personifiziertes Kapital funktioniert, zur Aneignung und daher Kontrolle fremder Arbeit und zum Verkauf der Produkte dieser Arbeit verwenden k&ouml;nne.<A NAME="Z205"><A HREF="me23_321.htm#M205">(205)</A></A> Die Verwandlung des Handwerksmeisters in den Kapitalisten <A NAME="S327"><B>&lt;327&gt;</A></B> suchte das Zunftwesen des Mittelalters dadurch gewaltsam zu verhindern, da&szlig; es die Arbeiteranzahl, die ein einzelner Meister besch&auml;ftigen durfte, auf ein sehr geringes Maximum beschr&auml;nkte. Der Geld- oder Warenbesitzer verwandelt sich erst wirklich in einen Kapitalisten, wo die f&uuml;r die Produktion vorgescho&szlig;ne Minimalsumme weit &uuml;ber dem mittelaltrigen Maximum steht. Hier, wie in der Naturwissenschaft, bew&auml;hrt sich die Richtigkeit des von Hegel in seiner "Logik" entdeckten Gesetzes, da&szlig; blo&szlig; quantitative Ver&auml;ndrungen auf einem gewissen Punkt in qualitative Unterschiede umschlagen.<A NAME="Z205a"><A HREF="me23_321.htm#M205a">(205a)</A></A></P>
<P>Das Minimum der Wertsumme, wor&uuml;ber der einzelne Geld- oder Warenbesitzer verf&uuml;gen mu&szlig;, um sich in einen Kapitalisten zu entpuppen, wechselt auf verschiednen Entwicklungsstufen der kapitalistischen Produktion und ist, bei gegebner Entwicklungsstufe, verschieden in verschiednen Produktionssph&auml;ren, je nach ihren besondren technischen Bedingungen. Gewisse Produktionssph&auml;ren erheischen schon in den Anf&auml;ngen der kapi- <A NAME="S328"><B>&lt;328&gt;</A></B> talistischen Produktion ein Minimum von Kapital, das sich noch nicht in der Hand einzelner Individuen vorfindet. Dies veranla&szlig;t teils Staatssubsidien an solche Private, wie in Frankreich zur Zeit Colberts und wie in manchen deutschen Staaten bis in unsre Epoche hinein, teils die Bildung von Gesellschaften mit gesetzlichem Monopol f&uuml;r den Betrieb gewisser Industrie- und Handelszweige <A NAME="Z206"><A HREF="me23_321.htm#M206">(206)</A></A> - die Vorl&auml;ufer der modernen Aktiengesellschaften.</P>
<P ALIGN="CENTER">__________</P>
<P>Wir halten uns nicht beim Detail der Ver&auml;ndrungen auf, die das Verh&auml;ltnis von Kapitalist und Lohnarbeiter im Verlaufe des Produktionsprozesses erfuhr, also auch nicht bei den weitren Fortbestimmungen des Kapitals selbst. Nur wenige Hauptpunkte seien hier betont.</P>
<P>Innerhalb des Produktionsprozesses entwickelte sich das Kapital zum Kommando &uuml;ber die Arbeit, d.h. &uuml;ber die sich bet&auml;tigende Arbeitskraft oder den Arbeiter selbst. Das personifizierte Kapital, der Kapitalist, pa&szlig;t auf, da&szlig; der Arbeiter sein Werk ordentlich und mit dem geh&ouml;rigen Grad von Intensit&auml;t verrichte.</P>
<P>Das Kapital entwickelte sich ferner zu einem Zwangsverh&auml;ltnis, welches die Arbeiterklasse n&ouml;tigt, mehr Arbeit zu verrichten, als der enge Umkreis ihrer eignen Lebensbed&uuml;rfnisse vorschrieb. Und als Produzent fremder Arbeitsamkeit, als Auspumper von Mehrarbeit und Exploiteur von Arbeitskraft &uuml;bergipfelt es an Energie, Ma&szlig;losigkeit und Wirksamkeit alle fr&uuml;hern auf direkter Zwangsarbeit beruhenden Produktionssysteme.</P>
<P>Das Kapital ordnet sich zun&auml;chst die Arbeit unter mit den technischen Bedingungen, worin es sie historisch vorfindet. Es ver&auml;ndert daher nicht unmittelbar die Produktionsweise. Die Produktion von Mehrwert in der bisher betrachteten Form, durch einfache Verl&auml;ngrung des Arbeitstags, erschien daher von jedem Wechsel der Produktionsweise selbst unabh&auml;ngig. Sie war in der altmodischen B&auml;ckerei nicht minder wirksam als in der modernen Baumwollspinnerei.</P>
<P>Betrachten wir den Produktionsproze&szlig; unter dem Gesichtspunkt des Arbeitsprozesses, so verhielt sich der Arbeiter zu den Produktionsmitteln nicht als Kapital, sondern als blo&szlig;em Mittel und Material seiner zweckm&auml;&szlig;igen produktiven T&auml;tigkeit. In einer Gerberei z.B. behandelt er die Felle als seinen blo&szlig;en Arbeitsgegenstand. Es ist nicht der Kapitalist, dem er das Fell gerbt. Anders, sobald wir den Produktionsproze&szlig; unter dem <A NAME="S329"><B>&lt;329&gt;</A></B> Gesichtspunkt des Verwertungsprozesses betrachteten. Die Produktionsmittel verwandelten sich sofort in Mittel zur Einsaugung fremder Arbeit. Es ist nicht mehr der Arbeiter, der die Produktionsmittel anwendet, sondern es sind die Produktionsmittel, die den Arbeiter anwenden. Statt von ihm als stoffliche Elemente seiner produktiven T&auml;tigkeit verzehrt zu werden, verzehren sie ihn als Ferment ihres eignen Lebensprozesses, und der Lebensproze&szlig; des Kapitals besteht nur in seiner Bewegung als sich selbst verwertender Wert. Schmelz&ouml;fen und Arbeitsgeb&auml;ude, die des Nachts ruhn und keine lebendige Arbeit einsaugen, sind "reiner Verlust" ("mere loss") f&uuml;r den Kapitalisten. Darum konstituieren Schmelz&ouml;fen und Arbeitsgeb&auml;ude einen "Anspruch auf die Nachtarbeit" der Arbeitskr&auml;fte. Die blo&szlig;e Verwandlung des Geldes in gegenst&auml;ndliche Faktoren des Produktionsprozesses, in Produktionsmittel, verwandelt letztre in Rechtstitel und Zwangstitel auf fremde Arbeit und Mehrarbeit. Wie diese der kapitalistischen Produktion eigent&uuml;mliche und sie charakterisierende Verkehrung, ja Verr&uuml;ckung des Verh&auml;ltnisses von toter und lebendiger Arbeit, von Wert und wertsch&ouml;pferischer Kraft, sich im Bewu&szlig;tsein der Kapitalistenk&ouml;pfe abspiegelt, zeige schlie&szlig;lich noch ein Beispiel. W&auml;hrend der englischen Fabrikantenrevolte von 1848-1850 schrieb</P>
<FONT SIZE=2><P>"der Chef der Leinen- und Baumwollspinnerei zu Paisley, einer der &auml;ltesten und respektabelsten Firmen von Westschottland, der Kompagnie Carlile, S&ouml;hne und Co., die seit 1752 besteht und Generation nach Generation von derselben Familie gef&uuml;hrt wird" - </P>
</FONT><P>dieser &auml;u&szlig;erst intelligente Gentleman also schrieb in die "Glasgow Daily Mail" vom 25. April 1849 einen Brief <A NAME="Z207"><A HREF="me23_321.htm#M207">(207)</A></A> unter dem Titel: "Das Relaissystem", worin u.a. folgende grotesk naive Stelle unterl&auml;uft:</P>
<FONT SIZE=2><P>"La&szlig;t uns nun die &Uuml;bel betrachten, die aus einer Reduktion der Arbeitszeit von 12 auf 10 Stunden flie&szlig;en ... Sie 'belaufen' sich auf die allerernsthafteste Besch&auml;digung der Aussichten und des Eigentums des Fabrikanten. Arbeitete er" (d.h. seine "H&auml;nde") "12 Stunden und wird er auf 10 beschr&auml;nkt, dann schrumpfen je 12 Maschinen oder Spindeln seines Etablissements auf 10 zusammen (then every 12 machines or spindles, in his establischment, shrink to 10), und wollte er seine Fabrik verkaufen, so w&uuml;rden sie nur als 10 gewertsch&auml;tzt werden, so da&szlig; so ein sechster Teil vom Wert einer jeden Fabrik im ganzen Lande abgezogen w&uuml;rde."<A NAME="Z208"></FONT><A HREF="me23_321.htm#M208"><FONT SIZE=2>(208)</FONT></A></A><FONT SIZE=2> </P>
</FONT><B><P><A NAME="S330">&lt;330&gt;</A></B> Diesem erbangestammten Kapitalhirn von Westschottland verschwimmt der Wert der Produktionsmittel, Spindeln usw., so sehr mit ihrer Kapitaleigenschaft, sich selbst zu verwerten oder t&auml;glich ein bestimmtes Quantum fremder Gratisarbeit einzuschlucken, da&szlig; der Chef des Hauses Carlile und Co. in der Tat w&auml;hnt, beim Verkauf seiner Fabrik werde ihm nicht nur der Wert der Spindeln gezahlt, sondern obendrein ihre Verwertung, nicht nur die Arbeit, die in ihnen steckt und zur Produktion von Spindeln derselben Art n&ouml;tig ist, sondern auch die Mehrarbeit, die sie t&auml;glich aus den braven Westschotten von Paisley auspumpen helfen, und ebendeshalb, meint er, schrumpfe mit der Verk&uuml;rzung des Arbeitstags um zwei Stunden der Verkaufspreis von je 12 Spinnmaschinen auf den von je 10 zusammen! </P>
<P><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten<A NAME="M202"></P>
<P>(202)</A> Dies Elementargesetz scheint den Herren von der Vulg&auml;r&ouml;konomie unbekannt die, umgekehrte Archimedes, in der Bestimmung der Marktpreise der Arbeit durch Nachfrage und Zufuhr den Punkt gefunden zu haben glauben, nicht um die Welt aus den Angeln zu heben, sondern um sie stillzusetzen. <A HREF="me23_321.htm#Z202">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M203">(203)</A> N&auml;heres dar&uuml;ber im "Vierten Buch". <A HREF="me23_321.htm#Z203">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M204">(204)</A> "Die Arbeit einer Gesellschaft, das ist die in der Wirtschaft verwandte Zeit, stellt eine gegebene Gr&ouml;&szlig;e dar, sagen wir 10 Stunden t&auml;glich von einer Million Menschen oder 10 Millionen Stunden ... Das Kapital ist in seinem Wachstum begrenzt. In jeder gegebenen Periode besteht diese Grenze in dem wirklichen Ausma&szlig; der in der Wirtschaft verwandten Zeit." ("An Essay on the Political Economy of Nations", London 1821, p. 47, 49.) <A HREF="me23_321.htm#Z204">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M205">(205)</A> "Der P&auml;chter darf nicht auf seiner eigenen Arbeit aufbauen; und wenn er es tut, so wird er meiner Meinung nach dadurch verlieren. Seine T&auml;tigkeit sollte in der Beaufsichtigung des Ganzen bestehen: er mu&szlig; auf seinen Drescher achten, denn sonst wird bald der Lohn hinausgeworfen sein f&uuml;r Getreide, das nicht ausgedroschen ist; ebenso m&uuml;ssen seine M&auml;her, Schnitter usw. &uuml;berwacht werden; er mu&szlig; st&auml;ndig seine Z&auml;une nachsehen; er mu&szlig; aufpassen, ob nichts vernachl&auml;ssigt wird; das w&uuml;rde der Fall sein, wenn er sich auf einen Punkt beschr&auml;nken w&uuml;rde." ([J. Arbuthnot,] "An Enquiry into the Connection between the Price of Provisions, and the Size of Farms etc." By a Farmer, London 1773, p. 12.) Diese Schrift ist sehr interessant. Man kann darin die Genesis des "capitalist farmer" oder "merchant farmer" &lt;"kapitalistischen P&auml;chters" oder "kaufm&auml;nnischen P&auml;chters"&gt;, wie er ausdr&uuml;cklich genannt wird, studieren und seiner Selbstverherrlichung gegen&uuml;ber dem "small farmer" &lt;"kleinen P&auml;chter"&gt;, dem es wesentlich um die Subsistenz zu tun ist, zuh&ouml;ren. "Die Kapitalistenklasse wird zuerst teilweise und schlie&szlig;lich ganz und gar entbunden von der Notwendigkeit der Handarbeit." ("Textbook of Lectures on the Polit. Economy of Nations". By the Rev. Richard Jones, Hertford 1852, Lecture III, p. 39.) <A HREF="me23_321.htm#Z205">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M205a">(205a)</A> Die in der modernen Chemie angewandte, von Laurent und Gerhardt zuerst wissenschaftlich entwickelte Molekulartheorie beruht auf keinem andren Gesetze. {Zusatz zur 3. Ausg.} - Wir bemerken zur Erkl&auml;rung dieser f&uuml;r den Nichtchemiker ziemlich dunklen Anmerkung, da&szlig; der Verfasser hier von den von C. Gerhardt 1843 zuerst so benannten "homologen Reihen" von Kohlenwasserstoffverbindungen spricht, von denen jede eine eigne algebraische Zusammensetzungsformel hat. So die Reihe der Paraffine: C<SUB>n</SUB>H<SUB>2n+2</SUB>; die der normalen Alkohole: C<SUB>n</SUB>H<SUB>2n+2</SUB>; die der normalen fetten S&auml;uren: C<SUB>n</SUB>H<SUB>2n</SUB>O<SUB>2</SUB> und viele andre. In obigen Beispielen wird durch einfachen quantitativen Zusatz von CH<SUB>2</SUB> zur Molekularformel jedesmal ein qualitativ verschiedner K&ouml;rper gebildet. &Uuml;ber die, von Marx &uuml;bersch&auml;tzte, Teilnahme Laurents und Gerhardts an der Feststellung dieser wichtigen Tatsache vgl. Kopp, "Entwicklung der Chemie", M&uuml;nchen 1873, S. 709 und 716, und Schorlemmer, "Rise and Progress of Organic Chemistry", London 1879, p. 54. - F. E. <A HREF="me23_321.htm#Z205a">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M206">(206)</A> "Die Gesellschaft Monopolia" nennt Martin Luther derartige Institute. <A HREF="me23_321.htm#Z206">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M207">(207)</A> "Reports of Insp. of Fact. for 30th April 1849", p. 59. <A HREF="me23_321.htm#Z207">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M208">(208)</A> l.c.p. 60. Fabrikinspektor Stuart, selbst Schotte, und im Gegensatz zu den englischen Fabrikinspektoren ganz in kapitalistischer Denkart befangen, bemerkt ausdr&uuml;cklich, dieser Brief, den er seinem Bericht einverleibt, "sei die allern&uuml;tzlichste Mitteilung, die irgendeiner der Fabrikanten, welche das Relaissystem anwenden, gemacht, und ganz besonders darauf berechnet, die Vorurteile und Bedenken gegen jenes System zu beseitigen". <A HREF="me23_321.htm#Z208">&lt;=</A></P></BODY>
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