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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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No EOL
24 KiB
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<TITLE>Josef W. Stalin: Zu den Fragen des Leninismus: 4. Die proletarische
Revolution und die Diktatur des Proletariats</TITLE>
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<H2>
J. W. Stalin: Zu den Fragen des Leninismus
</H2>
<H3>
Kapitel 4
</H3>
<H2>
Die proletarische Revolution und die Diktatur des Proletariats
</H2>
<P>
<HR>
<P>
<HR>
<P>
Worin bestehen die charakteristischen Z&uuml;ge der proletarischen Revolution
zum Unterschied von der b&uuml;rgerlichen Revolution?
<P>
Den Unterschied zwischen der proletarischen und der b&uuml;rgerlichen Revolution
k&ouml;nnte man in f&uuml;nf Hauptpunkten zusammenfassen:
<OL>
<LI>
Die b&uuml;rgerliche Revolution beginnt gew&ouml;hnlich, wenn mehr oder weniger
fertige Formen der kapitalistischen Ordnung vorhanden sind, die schon vor
der offenen Revolution im Scho&szlig;e der feudalen Gesellschaft herangewachsen
und ausgereift sind, w&auml;hrend bei Beginn der proletarischen Revolution
fertige Formen des sozialistischen Systems fehlen oder fast fehlen.
<LI>
Die Hauptaufgabe der b&uuml;rgerlichen Revolution besteht darin, die Macht
zu ergreifen und sie mit der vorhandenen b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomik
in Einklang zu bringen, w&auml;hrend die Hauptaufgabe der proletarischen
Revolution darin besteht, nach der Machtergreifung eine neue, die sozialistische
&Ouml;konomik aufzubauen.
<LI>
Die b&uuml;rgerliche Revolution wird gew&ouml;hnlich mit der Machtergreifung
ABGESCHLOSSEN, w&auml;hrend die Machtergreifung in der proletarischen Revolution
blo&szlig; deren Anfang bildet, wobei die Macht als Hebel f&uuml;r den Umbau
der alten &Ouml;konomik und die Organisierung der neuen benutzt wird.
<LI>
Die b&uuml;gerliche Revolution beschr&auml;nkt sich darauf, die Herrschaft
einer Ausbeutergruppe durch die einer anderen Ausbeutergruppe zu ersetzen,
und bedarf deshalb nicht der Zertr&uuml;mmerung der alten Staatsmaschine,
w&auml;hrend die proletarische Revolution alle und jede Ausbeutergruppen
von der Macht verdr&auml;ngt und den F&uuml;hrer aller Werkt&auml;tigen und
Ausgebeuteten, die Klasse der Proletarier, an die Macht bringt, weshalb sie
nicht ohne die Zertr&uuml;mmerung der alten Staatsmaschine und deren Ersetzung
durch eine neue auskommen kann.
<LI>
Die b&uuml;rgerliche Revolution kann die Millionenmassen der Werkt&auml;tigen
und Ausgebeuteten nicht f&uuml;r eine einigerma&szlig;en lange Periode mit
der Bourgeoisie zusammenschlie&szlig;en, und zwar deshalb nicht, weil sie
Werkt&auml;tige und Ausgebeutete sind, w&auml;hrend die proletarische Revolution
sie gerade als Werkt&auml;tige und Ausgebeutete mit dem Proletariat zu einem
dauernden Bund vereinigen kann und mu&szlig;, wenn sie ihre Hauptaufgabe,
die Festigung der Macht des Proletariats und die Errichtung der neuen, der
sozialistischen &Ouml;konomik, erf&uuml;llen will.
</OL>
<P>
Nachstehend einige grundlegende Thesen Lenins dar&uuml;ber:
<P>
"Einer der Hauptunterschiede", sagt Lenin, "zwischen der b&uuml;rgerlichen
und der sozialistischen Revolution besteht darin, da&szlig; f&uuml;r die
b&uuml;rgerliche Revolution, die aus dem Feudalismus hervorw&auml;chst, im
Scho&szlig;e der alten Ordnung die neuen Wirtschaftsorganisationen
allm&auml;hlich entstehen, die nach und nach alle Seiten der feudalen
Gesellschaft &auml;ndern. Die b&uuml;rgerliche Revolution stand nur vor EINER
Aufgabe: alle Fesseln der fr&uuml;heren Gesellschaft hinwegzufegen,
beiseitezuwerfen, zu zerst&ouml;ren. Jede b&uuml;rgerliche Revolution, die
diese Aufgabe erf&uuml;llt, erf&uuml;llt alles, was von ihr verlangt wird:
sie st&auml;rkt das Wachstum des Kapitalismus. In einer ganz anderen Lage
befindet sich die sozialistische Revolution. Je r&uuml;ckst&auml;ndiger das
Land ist, das, infolge der Zickzackbewegung der Geschichte, die Revolution
beginnen mu&szlig;te, desto schwieriger ist f&uuml;r dieses Land der
&Uuml;bergang von den alten kapitalistischen Verh&auml;ltnissen zu
sozialistischen. Hier kommen zu den Aufgaben der Zerst&ouml;rung neue,
unerh&ouml;rt schwierige organisatorische Aufgaben hinzu." (Lenin, Ausgew.
Werke, Bd. 7, S. 288.)
<P>
"Wenn die Sch&ouml;pferkraft des Volkes", f&auml;hrt Lenin fort, "in der
russischen Revolution, eine Kraft, die die gro&szlig;e Erfahrung des Jahres
1905 durchgemacht hat, nicht schon im Februar 1917 Sowjets geschaffen
h&auml;tte, so h&auml;tten sie auf keinen Fall vermocht, im Oktober die Macht
zu ergreifen, denn der Erfolg hing lediglich davon ab, ob bereits fertige
Organisationsformen der Bewegung vorhanden waren, die Millionen umfa&szlig;te.
Diese fertige Form waren die Sowjets, und deshalb erwarteten uns auf politischem
Gebiet jene gl&auml;nzenden Erfolge, jener ununterbrochene Triumphzug, den
wir erlebten, denn die neue Form der politischen Macht war da, und wir brauchten
nur mit einigen Dekreten die Sowjetmacht aus dem Embryonalzustand, in dem
sie sich in den ersten Monaten der Revolution befand, zur gesetzlich anerkannten
Form zu machen, die im Russischen Staat - in der Russischen Sowjetrepublik
feste Gestalt erhalten hat." (Ebenda, S. 288/289.)
<P>
"Es blieben", sagt Lenin, "noch zwei ungeheuer schwierige Aufgaben, deren
L&ouml;sung auf keinen Fall ein Triumphzug sein konnte, wie ihn unsere Revolution
in den ersten Monaten erlebte." (Ebenda S. 289.)
<P>
"Erstens waren das die Aufgaben der inneren Organisation, vor denen jede
sozialistische Revolution steht. Der Unterschied zwischen der sozialistischen
und der b&uuml;rgerlichen Revolution besteht gerade darin, da&szlig; die
b&uuml;rgerliche Revolution die fertigen Formen der kapitalistischen
Verh&auml;ltnisse vorfindet, w&auml;hrend die Sowjetmacht, die proletarische
Macht, diese fertigen Verh&auml;ltnisse nicht vorfindet, abgesehen von den
entwickeltsten Formen des Kapitalismus, die im Grunde genommen nur unbedeutende
Spitzen der Industrien erfa&szlig;t und die Landwirtschaft erst ganz wenig
ber&uuml;hrt haben. Die Organisierung der Rechnungsf&uuml;hrung, die Kontrolle
&uuml;ber die Gro&szlig;betriebe, die Umwandlung des ganzen staatlichen
Wirtschaftsmechanismus in eine einzige gro&szlig;e Maschine, in einen
Wirtschaftsorganismus, der so arbeitet, da&szlig; sich hunderte Millionen
Menschen von einem einzigen Plan leiten lassen - das ist die gigantische
organisatorische Aufgabe, die uns zugefallen ist. Unter den jetzigen
Arbeitsbedingungen ist eine Bew&auml;ltigung dieser Aufgabe im Sturmlaufen,
in der Art, wie wir die Aufgaben des B&uuml;rgerkrieges zu l&ouml;sen vermochten,
in keiner Weise m&ouml;glich." (Ebenda, S. 289/290.)
<P>
"Die zweite ungeheure Schwierigkeit ... ist die internationale Frage. Wenn
wir mit den Banden Kerenskis so leicht fertig wurden, wenn wir so leicht
eine Staatsmacht bei uns schufen, wenn wir ohne die geringste M&uuml;he das
Dekret &uuml;ber die Sozialisierung des Bodens, &uuml;ber die Arbeiterkontrolle
bekamen, wenn wir das alles so leicht erzielten, so war das nur m&ouml;glich,
weil eine g&uuml;nstige Gestaltung der Verh&auml;ltnisse uns f&uuml;r einen
kurzen Augenblick vor dem internationalen Imperialismus sch&uuml;tzte. Der
internationale Imperialismus mit der ganzen Macht seines Kapitals, mit seiner
hochorganisierten milit&auml;rischen Technik, die eine wirkliche Macht, eine
wirkliche Festung des internationalen Kapitals darstellt, konnte sich auf
keinen Fall, unter keinen Umst&auml;nden mit der Sowjetrepublik vertragen,
sowohl infolge seiner objektiven Lage als auch infolge der &ouml;konomischen
Interessen der Kapitalistenklasse, die in ihm verk&ouml;rpert war, er konnte
es nicht wegen der Handelsverbindungen, der internationalen Finanzbeziehungen.
Hier ist ein Konflikt unvermeidlich. Hier haben wir die gr&ouml;&szlig;te
Schwierigkeit der russischen Revolution, ihr gr&ouml;&szlig;tes historisches
Problem: die Notwendigkeit, die internationalen Aufgaben zu l&ouml;sen, die
Notwendigkeit, die internationale Revolution auszul&ouml;sen." (Ebenda S.
291.)
<P>
Das ist der innere Charakter und der grundlegende Sinn der proletarischen
Revolution.
<P>
Kann man eine so radikale Umgestaltung der alten, der b&uuml;rgerlichen
Verh&auml;ltnisse ohne eine gewaltsame Revolution, ohne die Diktatur des
Proletariats bewerkstelligen?
<P>
Es ist klar, da&szlig; man das nicht glauben kann. Zu glauben, da&szlig;
man eine solche Revolution friedlich, im Rahmen der b&uuml;rgerlichen Demokratie,
die der Herrschaft der Bourgeoisie angepa&szlig;t ist, durchf&uuml;hren kann,
bedeutet, entweder den Verstand verloren und die normalen menschlichen Begriffe
eingeb&uuml;&szlig;t zu haben oder sich in grober Weise und offen von der
proletarischen Revolution loszusagen.
<P>
Diese Feststellung mu&szlig; mit um so gr&ouml;&szlig;erem Nachdruck und
um so gr&ouml;&szlig;erer Entschiedenheit betont werden, als wir es mit einer
proletarischen Revolution zu tun haben, die vorl&auml;ufig in einem Lande
gesiegt hat, das von feindlichen kapitalistischen L&auml;ndern umgeben ist
und dessen Bourgeoisie vom internationalen Kapital unvermeidlich
unterst&uuml;tzt werden wird.
<P>
Deshalb sagt Lenin, da&szlig; "die Befreiung der unterdr&uuml;ckten Klasse
nicht nur ohne gewaltsame Revolution unm&ouml;glich ist, SONDERN AUCH OHNE
VERNICHTUNG des von der herrschenden Klasse geschaffenen Apparats der
Staatsgewalt". (Lenin, Staat und Revolution, S. 4.)
<P>
" 'M&ouml;ge sich zuerst, bei Aufrechterhaltung des Privateigentums, d.h.
bei Aufrechterhaltung der Macht und des Jochs des Kapitals, die Mehrheit
der Bev&ouml;lkerung f&uuml;r die Partei des Proletariats aussprechen - dann
erst kann und darf sie die Macht &uuml;bernehmen', SAGEN DIE
KLEINB&Uuml;RGERLICHEN DEMOKRATEN, DIE FAKTISCHEN LAKAIEN DER BOURGEOISIE,
DIE SICH 'SOZIALISTEN' NENNEN." (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 6, S. 493.)
<P>
" 'M&ouml;ge zuerst das revolution&auml;re Proletariat die Bourgeoisie
st&uuml;rzen, das Joch des Kapitals absch&uuml;tteln, den b&uuml;rgerlichen
Staatsapparat zerschlagen - dann wird das siegreiche Proletariat rasch die
Sympathien und die Unterst&uuml;tzung der Mehrheit der werkt&auml;tigen
nichtproletarischen Massen f&uuml;r sich gewinnen k&ouml;nnen, indem es sie
auf Kosten der Ausbeuter zufriedenstellt' - SAGEN WIR (1)." (Ebenda)
<P>
"Um die Mehrheit der Bev&ouml;lkerung f&uuml;r sich zu gewinnen", f&uuml;hrt
Lenin weiter aus, "mu&szlig; das Proletariat erstens die Bourgeoisie
st&uuml;rzen, und die Staatsmacht erobern; es mu&szlig; zweitens die Sowjetmacht
einf&uuml;hren, indem es den alten Staatsapparat in Tr&uuml;mmer schl&auml;gt,
wodurch es sofort die Herrschaft, die Autorit&auml;t, den Einflu&szlig; der
Bourgeoisie und der kleinb&uuml;rgerlichen Paktierer unter den
nichtproletarischen werkt&auml;tigen Massen untergr&auml;bt. Es mu&szlig;
drittens den Einflu&szlig; der Bourgeoisie und der kleinb&uuml;rgerlichen
Paktierer unter der MEHRHEIT der nichtproletarischen werkt&auml;tigen Massen
durch REVOLUTION&Auml;RE Befriedigung IHRER &ouml;konomischen Bed&uuml;rfnisse
auf KOSTEN DER AUSBEUTER endg&uuml;ltig vernichten." (Ebenda S. 486.)
<P>
Das sind die charakteristischen Merkmale der proletarischen Revolution.
<P>
Welches sind im Zusammenhang damit die Grundz&uuml;ge der Diktatur des
Proletariats, wenn anerkannt wird, da&szlig; die Diktatur des Proletariats
den Hauptinhalt der proletarischen Revolution bildet?
<P>
Nachstehend die allgemeinste Definition der Diktatur des Proletariats, wie
sie von Lenin gegeben wurde:
<P>
"Die Diktatur des Proletariats ist nicht die Beendigung des Klassenkampfes,
sondern seine Fortf&uuml;hrung in neuen Formen. Die Diktatur des Proletariats
ist der Klassenkampf des Proletariats, das gesiegt und die politische Macht
erobert hat, gegen die Bourgeoisie, die zwar besiegt, aber nicht vernichtet,
nicht verschwunden ist, nicht aufgeh&ouml;rt hat, Widerstand zu leisten,
gegen die Bourgeoisie, die ihren Widerstand verst&auml;rkt hat." (Lenin,
Vorwort zu: Wie das Volk mit den Losungen der Freiheit und Gleichheit betrogen
wird, S&auml;mtl. Werke, Bd. XXIV, S. 311 russ.)
<P>
Lenin wendet sich gegen die Verwechslung der Diktatur des Proletariats mit
der "vom gesamten Volk ausgehenden", "aus allgemeinen Wahlen hervorgehenden",
"klassenlosen" Macht und sagt:
<P>
"Die Klasse, die die politische Herrschaft erobert hat, tut das in dem
Bewu&szlig;tsein, da&szlig; sie sie ALLEIN &uuml;bernimmt. Das ist im Begriff
der Diktatur des Proletariats enthalten. Dieser Begriff hat nur dann einen
Sinn, wenn die Klasse wei&szlig;, da&szlig; sie allein die politische Macht
in die Hand nimmt und weder sich selbst noch die anderen durch ein Gerede
&uuml;ber die 'vom gesamten Volk ausgehende, aus allgemeinen Wahlen
hervorgehende, vom ganzen Volk geheiligte' Macht betr&uuml;gt." (Lenin,
S&auml;mtl. Werke, Bd. XXVI, S. 354.)
<P>
Das bedeutet jedoch nicht, da&szlig; die Macht EINER Klasse, der Klasse der
Proletarier, die die Macht mit anderen Klassen nicht teilt und nicht teilen
kann, zur Verwirklichung ihrer Ziele nicht der Hilfe, des B&uuml;ndnisses
mit den werkt&auml;tigen und ausgebeuteten Massen anderer Klassen bedarf.
Im Gegenteil. Diese Macht, die Macht EINER Klasse, kann nur durch eine besondere
Form des B&uuml;ndnisses zwischen der Klasse der Proletarier und den
werkt&auml;tigen Massen der kleinb&uuml;rgerlichen Klassen, vor allem den
werkt&auml;tigen Massen der Bauernschaft, errichtet und bis zu Ende verwirklicht
werden.
<P>
Was ist das f&uuml;r eine besondere Form des B&uuml;ndnisses, worin besteht
sie? Widerspricht dieses B&uuml;ndnis mit den werkt&auml;tigen Massen anderer,
nichtproletarischer Klassen nicht &uuml;berhaupt der Idee der Diktatur einer
Klasse?
<P>
Diese besondere Form des B&uuml;ndnisses besteht darin, da&szlig; die
f&uuml;hrende Kraft dieses B&uuml;ndnisses das Proletariat ist. Diese besondere
Form des B&uuml;ndnisses besteht darin, da&szlig; der F&uuml;hrer des Staates,
der F&uuml;hrer im System der Diktatur des Proletariats EINE Partei ist,
die Partei des Proletariats, die Partei der Kommunisten, die die F&uuml;hrung
mit anderen Parteien NICHT TEILT UND NICHT TEILEN KANN.
<P>
Wie man sieht, ist der Widerspruch hier nur ein vermeintlicher, ein scheinbarer.
<P>
"Die Diktatur des Proletariats", sagt Lenin, "ist eine BESONDERE FORM DES
KLASSENB&Uuml;NDNISSES (2) zwischen dem Proletariat, der Avantgarde der
Werkt&auml;tigen, und den zahlreichen nichtproletarischen Schichten der
Werkt&auml;tigen (Kleinb&uuml;rgertum, Kleineigent&uuml;mer, Bauernschaft,
Intelligenz usw.), oder deren Mehrheit, eines B&uuml;ndnisses gegen das Kapital,
eines B&uuml;ndnisses zum Zwecke des v&ouml;lligen Sturzes des Kapitals,
der v&ouml;lligen Unterdr&uuml;ckung des Widerstandes der Bourgeoisie und
ihrer Restaurationsversuche, eines B&uuml;ndnisses zum Zwecke der
endg&uuml;ltigen Errichtung und Festigung des Sozialismus. Das ist ein
B&uuml;ndnis besonderer Art, das sich in einer besonderen Situation herausbildet,
n&auml;mlich in der Situation eines w&uuml;tenden B&uuml;rgerkrieges; das
ist ein B&uuml;ndnis der festen Anh&auml;nger des Sozialismus mit dessen
schwankenden Verb&uuml;ndeten, manchmal mit 'Neutralen' (dann wird das
B&uuml;ndnis aus einem Kampfabkommen ein Neutralit&auml;tsabkommen), ein
B&Uuml;NDNIS ZWISCHEN &Ouml;KONOMISCH, POLITISCH, SOZIAL, GEISTIG UNGLEICHARTIGEN
KLASSEN." (Lenin, Vorwort zu: Wie das Volk mit den Losungen der Freiheit
und Gleichheit betrogen wird, S&auml;mtl. Werke, Bd. XXIV, S. 311 russ.)
<P>
In einem seiner Instruktionsreferate sagt Kamenev, gegen diese Auffassung
von der Diktatur des Proletariats polemisierend:
<P>
"Die Diktatur ist KEIN (3) B&uuml;ndnis einer Klasse mit einer anderen."
<P>
Ich glaube, da&szlig; Kamenev hier vor allem eine Stelle aus meiner Schrift
"Die Oktoberrevolution und die Taktik der russischen Kommunisten" im Auge
hat, wo es hei&szlig;t:
<P>
"Die Diktatur des Proletariats ist keine einfache Regierungsspitze, die von
der sorgsamen Hand eines 'erfahrenen Strategen' 'geschickt' 'ausgew&auml;hlt'
wurde und sich auf diese oder jene Schichten der Bev&ouml;lkerung
'vern&uuml;nftig st&uuml;tzt'. Die Diktatur des Proletariats ist ein
Klassenb&uuml;ndnis des Proletariats und der werkt&auml;tigen Massen der
Bauernschaft zum Sturze des Kapitals, zum endg&uuml;ltigen Sieg des Sozialismus,
unter der Bedingung, da&szlig; die f&uuml;hrende Kraft in diesem B&uuml;ndnis
das Proletariat ist."
<P>
Ich stehe vollst&auml;ndig zu dieser Formulierung der Diktatur des Proletariats,
denn ich glaube, da&szlig; sie mit der eben angef&uuml;hrten Formulierung
Lenins v&ouml;llig &uuml;bereinstimmt.
<P>
Ich behaupte, da&szlig; die Erkl&auml;rung Kamenevs, da&szlig; "die Diktatur
des Proletariats KEIN B&uuml;ndnis einer Klasse mit einer anderen " sei,
in dieser vorbehaltlosen Form gegeben, mit der Leninschen Theorie der Diktatur
des Proletariats nichts gemein hat.
<P>
Ich behaupte, da&szlig; so nur Leute sprechen k&ouml;nnen, die den Sinn der
Idee des Zusammenschlusses, der Idee des B&uuml;ndnisses des Proletariats
mit der Bauernschaft, der Idee der HEGEMONIE des Proletariats in diesem
B&uuml;ndnis nicht begriffen haben.
<P>
So k&ouml;nnen nur Leute sprechen, die die folgende Leninsche These nicht
verstanden haben:
<P>
"NUR EINE VERST&Auml;NDIGUNG MIT DER BAUERNSCHAFT kann die sozialistische
Revolution in Ru&szlig;land retten, solange die Revolution in den anderen
L&auml;ndern nicht eingetreten ist." (Lenin, S&auml;mtl. Werke, Bd. XXVI,
S. 294.)
<P>
So k&ouml;nnen nur Leute sprechen, die den folgenden Leitsatz Lenins nicht
begriffen haben:
<P>
"DAS H&Ouml;CHSTE PRINZIP DER DIKTATUR ist die Wahrung des B&uuml;ndnisses
des Proletariats mit der Bauernschaft, damit das Proletariat die leitende
Rolle und die Staatsmacht behaupten k&ouml;nne." (Ebenda S. 568.)
<P>
Lenin hebt eines der wichtigsten Ziele der Diktatur, die Unterdr&uuml;ckung
der Ausbeuter, hervor und sagt:
<P>
"Der wissenschaftliche Begriff der Diktatur bedeutet nichts anderes als die
durch nichts eingeschr&auml;nkte, durch keinerlei Gesetze, absolut durch
keinerlei Regel gehemmte, sich unmittelbar auf die Gewalt st&uuml;tzende
Macht" ... "Die Diktatur bedeutet - nehmt das ein f&uuml;r allemal zur Kenntnis,
ihr Herren Kadetten - die uneingeschr&auml;nkte, sich auf die Gewalt und
nicht auf das Gesetz st&uuml;tzende Macht. W&auml;hrend des B&uuml;rgerkrieges
kann jede Macht, die den Sieg errungen hat, nur eine Diktatur sein." (Lenin,
S&auml;mtl. Werke, Bd. XXV, S. 549 und 522.)
<P>
Aber die Diktatur des Proletariats ersch&ouml;pft sich nat&uuml;rlich nicht
in der Gewalt, obwohl es keine Diktatur ohne Gewalt gibt.
<P>
"Die Diktatur", sagt Lenin, "bedeutet nicht nur Gewalt, obwohl sie ohne Gewalt
unm&ouml;glich ist, sie bedeutet auch eine Organisation der Arbeit, und zwar
eine h&ouml;here, als es die vorhergehende war." (Rede Lenins, Wie das Volk
mit den Losungen der Freiheit und Gleichheit betrogen wird, S&auml;mtl. Werke,
Bd. XXIV, S. 305 russ.)
<P>
"Die Diktatur des Proletariats ... ist nicht blo&szlig; Gewalt gegen&uuml;ber
den Ausbeutern, und sogar nicht einmal haupts&auml;chlich Gewalt. Die
&ouml;konomische Grundlage dieser revolution&auml;ren Gewalt, die
B&uuml;rgschaft ihrer Lebensf&auml;higkeit und ihres Erfolges besteht darin,
da&szlig; das Proletariat einen h&ouml;heren Typus der gesellschaftlichen
Organisation der Arbeit im Vergleich zum Kapitalismus repr&auml;sentiert
und verwirklicht. Das ist das Wesentliche. Darin liegt die Quelle der Kraft
und die B&uuml;rgschaft f&uuml;r den unausbleiblichen vollen Sieg des
Kommunismus." (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 9, S. 467.) "Ihr (der Diktatur J.
St.) Hauptwesen besteht in der Organisation und Disziplin der fortgeschrittensten
Abteilung der Werkt&auml;tigen, ihrer Avantgarde, ihres einzigen F&uuml;hrers,
des Proletariats. Sein Ziel ist, den Sozialismus zu schaffen, die Teilung
der Gesellschaft in Klassen aufzuheben, alle Mitglieder der Gesellschaft
zu Werkt&auml;tigen zu machen, jeglicher Ausbeutung des Menschen durch den
Menschen den Boden zu entziehen. Dieses Ziel kann nicht auf einmal verwirklicht
werden, es erfordert eine ziemlich lange &Uuml;bergangsperiode vom Kapitalismus
zum Sozialismus, einmal deshalb, weil die Neuorganisation der Produktion
eine schwierige Sache ist, dann auch deshalb, weil man f&uuml;r radikale
&Auml;nderungen auf allen Gebieten des Lebens Zeit braucht, und schlie&szlig;lich
deshalb, weil die gewaltige Macht der Gew&ouml;hnung an kleinb&uuml;rgerliches
und b&uuml;rgerliches Wirtschaften nur in langem, beharrlichem Kampfe
&uuml;berwunden werden kann. Deshalb spricht auch Marx von einer ganzen Periode
der Diktatur des Proletariats als der Periode des &Uuml;bergangs vom Kapitalismus
zum Sozialismus." (Lenin, Gru&szlig; an die ungarischen Arbeiter, S&auml;mtl.
Werke, Bd. XXIV, S. 314 russ.)
<P>
Das sind die charakteristischen Z&uuml;ge der Diktatur des Proletariats.
<P>
Daraus ergeben sich drei grundlegende Seiten der Diktatur des Proletariats:
<OL>
<LI>
Die Macht des Proletariats wird ausgenutzt zur Unterdr&uuml;ckung der Ausbeuter,
zur Verteidigung des Landes, zur Festigung der Verbindungen mit den Proletariern
der anderen L&auml;nder, zur Entfaltung und zum Sieg der Revolution in allen
L&auml;ndern.
<LI>
Die Macht des Proletariats wird ausgenutzt zur endg&uuml;ltigen Losl&ouml;sung
der werkt&auml;tigen und ausgebeuteten Massen von der Bourgeoisie, zur Festigung
des B&uuml;ndnisses des Proletariats mit diesen Massen, zur Einbeziehung
dieser Massen in den sozialistischen Aufbau, zur staatlichen Leitung dieser
Massen durch das Proletariat.
<LI>
Die Macht des Proletariats wird ausgenutzt zur Organisierung des Sozialismus,
zur Aufhebung der Klassen, zum &Uuml;bergang in eine Gesellschaft ohne Klassen,
in eine Gesellschaft ohne Staat.
</OL>
<P>
Die proletarische Diktatur ist die Vereinigung aller dieser drei Seiten.
Keine dieser Seiten kann als das EINZIGE charakteristische Merkmal der Diktatur
des Proletariats hingestellt werden, und umgekehrt, das Fehlen auch nur eines
dieser drei Merkmale gen&uuml;gt, damit die Diktatur des Proletariats angesichts
der kapitalistischen Umwelt aufh&ouml;rt, eine Diktatur zu sein. Deshalb
darf keine dieser drei Seiten ausgeschaltet werden, wenn man nicht Gefahr
laufen will, den Begriff der Diktatur des Proletariats zu entstellen. Nur
alle diese drei Seiten zusammengenommen geben uns einen vollst&auml;ndigen
und abgeschlossenen Begriff von der Diktatur des Proletariats.
<P>
Die Diktatur des Proletariats hat ihre Perioden, ihre besonderen Formen,
ihre verschiedenartigen Arbeitsmethoden. In der Periode des B&uuml;rgerkrieges
ist das Merkmal der Gewalt in der Diktatur besonders augenf&auml;llig. Aber
daraus folgt keineswegs, da&szlig; in der Periode des B&uuml;rgerkrieges
keine Aufbauarbeit geleistet wird. Ohne Aufbauarbeit ist es unm&ouml;glich,
den B&uuml;rgerkrieg zu f&uuml;hren. In der Periode des Aufbaus des Sozialismus
ist umgekehrt die friedliche, organisatorische, kulturelle Arbeit der Diktatur,
die revolution&auml;re Gesetzlichkeit usw. besonders augenf&auml;llig. Aber
daraus folgt wiederum keineswegs, da&szlig; das Merkmal der Gewalt in der
Diktatur w&auml;hrend der Periode des Aufbaus wegf&auml;llt oder wegfallen
kann. Die Organe der Unterdr&uuml;ckung, die Armee und andere Organisationen
sind jetzt, in der Zeit des Aufbaus, nicht minder notwendig als in der Zeit
des B&uuml;rgerkrieges. Ohne das Vorhandensein dieser Organe ist keine
einigerma&szlig;en gesicherte Aufbauarbeit der Diktatur m&ouml;glich. Man
darf nicht vergessen, da&szlig; die Revolution vorl&auml;ufig nur in EINEM
Lande gesiegt hat. Man darf nicht vergessen, da&szlig;, solange es eine
kapitalistische Umwelt gibt, auch die Gefahr der Intervention mit allen sich
aus dieser Gefahr ergebenden Folgen bestehen wird.
<P>
<HR>
<P>
Fu&szlig;noten:
<P>
1. Von mir hervorgehoben. J. St.
<P>
2. Von mir hervorgehoben. J. St.
<P>
3. Von mir hervorgehoben. J. St.
<P>
<HR>
<H4>
... weiter zu Kapitel 5: <A HREF="st_146.htm">Partei und Arbeiterklasse im
System der Diktatur des Proletariats</A>
</H4>
<P>
<HR>
</BODY>
</HTML>