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<TITLE>Partei und Arbeiterklasse im System der Diktatur des Proletariats</TITLE>
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J. W. Stalin: Zu den Fragen des Leninismus
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Kapitel 5
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<H2>
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Partei und Arbeiterklasse im System der Diktatur des Proletariats
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Oben sprach ich von der Diktatur des Proletariats vom Standpunkt ihrer
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historischen Unvermeidlichkeit, vom Standpunkt ihres Klasseninhalts, vom
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Standpunkt ihres staatlichen Charakters, schließlich vom Standpunkt
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ihrer destruktiven und konstruktiven Aufgaben, die im Verlaufe einer ganzen
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historischen Periode zu erfüllen sind, die als die Periode des
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Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus bezeichnet wird.
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<P>
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Jetzt müssen wir über die Diktatur des Proletariats vom Standpunkt
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ihres Aufbaus, vom Standpunkt ihres "Mechanismus", vom Standpunkt der Rolle
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und Bedeutung jener "Transmissionen", "Hebel" und "lenkenden Kraft" sprechen,
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die in ihrer Gesamtheit das "System der Diktatur des Proletariats" (Lenin)
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ergeben, und mit deren Hilfe die alltägliche Arbeit der Diktatur des
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Proletariats geleistet wird.
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<P>
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Was sind das für "Transmissionen" oder "Hebel" im System der Diktatur
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des Proletariats? Was ist das für eine "lenkende Kraft"? Wozu braucht
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man sie?
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Die Hebel oder Transmissionen - das sind jene Massenorganisationen des
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Proletariats, ohne deren Hilfe die Verwirklichung der Diktatur unmöglich
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ist.
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Die lenkende Kraft - das ist die fortgeschrittenste Abteilung des Proletariats,
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seine Avantgarde, die die grundlegende führende Kraft der Diktatur des
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Proletariats ist.
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<P>
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Diese Transmissionen, diese Hebel und diese lenkende Kraft hat das Proletariat
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nötig, weil es sich ohne sie in seinem Kampfe um den Sieg in der Lage
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einer unbewaffneten Armee angesichts des organisierten und bewaffneten Kapitals
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erweisen würde. Diese Organisationen hat das Proletariat nötig,
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weil es ohne sie in seinem Kampfe für den Sturz der Bourgeoisie, in
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seinem Kampfe für die Befestigung seiner Macht, in seinem Kampfe für
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den Aufbau des Sozialismus unweigerlich eine Niederlage erleiden würde.
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Die systematische Hilfe dieser Organisationen und die lenkende Kraft der
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Avantgarde sind notwendig, weil ohne diese Bedingungen eine einigermaßen
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dauernde und feste Diktatur des Proletariats unmöglich wäre.
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<P>
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Was sind das für Organisationen?
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<P>
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Es sind dies erstens die <I>Gewerkschaften</I> der Arbeiter mit ihren
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Verzweigungen in der Hauptstadt und in der Provinz in Gestalt einer ganzen
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Reihe von Produktions-, kulturellen, erzieherischen und anderen Organisationen.
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Sie vereinigen die Arbeiter aller Berufe. Es sind dies keine
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Parteiorganisationen. Die Gewerkschaften kann man als die allumfassende
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Organisation der bei uns herrschenden Arbeiterklasse bezeichnen. Sie sind
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die Schule des Kommunismus. Sie stellen aus ihrer Mitte die besten Leute
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für die leitende Arbeit in allen Verwaltungszweigen. Sie verwirklichen
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die Verbindung zwischen den fortgeschrittenen und den zurückgebliebenen
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Elementen innerhalb der Arbeiterklasse. Sie verbinden die Arbeitermassen
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mit der Avantgarde der Arbeiterklasse.
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Es sind dies zweitens die <I>Sowjets</I> mit ihren zahlreichen Verzweigungen
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in der Hauptstadt und in der Provinz in Gestalt administrativer,
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wirtschaftlicher, militärischer, kultureller und anderer staatlicher
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Organisationen, zuzüglich einer ungeheuren Anzahl spontan entstandener
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Massenvereinigungen der Werktätigen, die diese Organisationen umgeben
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und sie mit der Bevölkerung verbinden. Die Sowjets sind die
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Massenorganisationen aller Werktätigen in Stadt und Land. Es sind dies
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keine Parteiorganisationen. Die Sowjets sind der unmittelbare Ausdruck der
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Diktatur des Proletariats. Durch die Sowjets werden die verschiedenartigsten
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Maßnahmen zur Festigung der Diktatur und zum Aufbau des Sozialismus
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durchgeführt. Durch die Sowjets verwirklicht das Proletariat seine
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staatliche Leitung der Bauernschaft. Die Sowjets verbinden die Millionenmassen
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der Werktätigen mit der Avantgarde des Proletariats.
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<P>
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Es sind dies drittens die <I>Genossenschaften</I> aller Art mit allen ihren
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Verzweigungen. Dies ist eine Massenorganisation der Werktätigen, keine
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Parteiorganisation, eine Organisation, die die Werktätigen vor allem
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als Konsumenten, und im Laufe der Zeit auch als Produzenten (landwirtschaftliche
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Genossenschaft) vereinigt. Sie gewinnt besondere Bedeutung nach der Festigung
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der Diktatur des Proletariats, in der Periode des breit entfalteten Aufbaus.
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Sie erleichtert die Verbindung der Avantgarde des Proletariats mit den Massen
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der Bauernschaft und schafft die Möglichkeit, diese Massen in den Strom
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des sozialistischen Aufbaus hineinzuziehen.
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<P>
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Es ist dies viertens der <I>Jugendverband</I>. Dies ist eine Massenorganisation
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der Arbeiter- und Bauernjugend, keine Parteiorganisation, sie lehnt sich
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aber an die Partei an. Ihre Aufgabe ist es, der Partei bei der Erziehung
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der jungen Generation im Geiste des Sozialismus zu helfen. Sie stellt die
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jungen Reserven für alle übrigen Massenorganisationen des Proletariats
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in allen Verwaltungszweigen. Der Jugendverband erlangt besondere Bedeutung
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nach der Festigung der Diktatur des Proletariats, in der Periode der umfassenden
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Kultur- und Erziehungsarbeit des Proletariats.
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<P>
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Es ist dies schließlich die <I>Partei</I> des Proletariats, seine
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Avantgarde. Ihre Kraft besteht darin, daß sie die Besten des Proletariats
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aus allen seinen Massenorganisationen in sich aufnimmt. Ihre Bestimmung ist
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es, die Arbeit aller Massenorganisationen des Proletariats ohne Ausnahme
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<I>zusammenzufassen</I> und deren Tätigkeit auf ein Ziel, auf das Ziel
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der Befreiung des Proletariats, zu <I>richten</I>. Diese zusammenzufassen
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und auf ein einheitliches Ziel zu lenken, ist aber absolut notwendig, da
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sonst die Einheit des Kampfes des Proletariats unmöglich ist, da sonst
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die Führung der proletarischen Massen in ihrem Kampfe um die Macht,
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in ihrem Kampfe um den Aufbau des Sozialismus unmöglich ist. Aber die
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Arbeit der Massenorganisationen des Proletariats zusammenzufassen und zu
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lenken vermag nur die Avantgarde des Proletariats, seine Partei. Nur die
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Partei des Proletariats, nur die Partei der Kommunisten vermag diese Rolle
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des Hauptführers im System der Diktatur des Proletariats zu erfüllen.
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<P>
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Warum?
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"Erstens, weil die Partei ein Sammelbecken der besten Elemente der Arbeiterklasse
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ist, die mit den parteilosen Organisationen des Proletariats unmittelbar
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verbunden sind und diese sehr oft leiten; zweitens, weil die Partei, als
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Sammelbecken der Besten der Arbeiterklasse, die beste Schule zur Heranbildung
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von Führern der Arbeiterklasse ist, die fähig sind, die Organisation
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ihrer Klasse in allen ihren Formen zu leiten; drittens, weil die Partei als
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die beste Schule von Führern der Arbeiterklasse, dank ihrer Erfahrung
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und Autorität, die einzige Organisation ist, die fähig ist, die
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Leitung des Kampfes des Proletariats zu zentralisieren und auf diese Weise
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alle wie immer gearteten parteilosen Organisationen der Arbeiterklasse in
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Hilfsorgane und Transmissionsriemen zu verwandeln, die sie mit der Klasse
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verbinden." (Siehe "Über die Grundlagen des Leninismus".)
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</H5>
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<P>
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Die Partei ist die grundlegende führende Kraft im System der Diktatur
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des Proletariats.
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<P>
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"Die Partei ist die höchste Form des klassenmäßigen
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Zusammenschlusses des Proletariats." (Lenin.)
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<P>
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Also: die <I>Gewerkschaften</I> als Massenorganisationen des Proletariats,
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die die Partei mit der Klasse, vor allem auf dem Gebiete der Produktion
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verbindet; die <I>Sowjets</I> als Massenorganisationen der Werktätigen,
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die die Partei mit diesen, vor allem auf staatlichem Gebiete verbindet; die
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<I>Genossenschaften</I> als Massenorganisationen, hauptsächlich der
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Bauernschaft, die die Partei mit den Bauernmassen, vor allem auf wirtschaftlichem
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Gebiete, auf dem Gebiete der Erziehung der Bauernschaft in den sozialistischen
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Aufbau, verbindet; der <I>Jugendverband</I> als Massenorganisation der Arbeiter-
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und Bauernjugend, eine Organisation, die berufen ist, der Avantgarde des
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Proletariats die sozialistische Erziehung der neuen Generation und die
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Heranbildung der jungen Reserven zu erleichtern; und schließlich die
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<I>Partei</I> als grundlegende führende Kraft im System der Diktatur
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des Proletariats, die berufen ist, alle diese Massenorganisationen zu leiten
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- das ist im allgemeinen das Bild des "Mechanismus" der Diktatur, das Bild
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des "Systems der Diktatur des Proletariats".
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<P>
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Ohne die Partei als die grundlegende führende Kraft ist eine
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einigermaßen dauernde und feste Diktatur des Proletariats unmöglich.
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<P>
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Wir haben also, um mit Lenin zu sprechen, "im großen und ganzen einen
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formal nichtkommunistischen, elastischen und verhältnismäßig
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umfassenden, überaus mächtigen proletarischen Apparat, durch den
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die Partei mit der <I>Klasse</I> und der <I>Masse</I> eng verbunden ist und
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durch den unter Führung der Partei die <I>Diktatur der Klasse</I>
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verwirklicht wird" (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 10, S. 82).
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<P>
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Das bedeutet natürlich nicht, daß die Partei die Gewerkschaften,
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die Sowjets und die anderen Massenorganisationen ersetzen kann oder soll.
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Die Partei verwirklicht die Diktatur des Proletariats. Aber sie verwirklicht
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sie nicht unmittelbar, sondern mit Hilfe der Gewerkschaften, durch die Sowjets
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und deren Verzweigungen. Ohne diese "Transmissionen" würde eine
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einigermaßen feste Diktatur unmöglich sein.
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"Die Diktatur läßt sich nicht verwirklichen", sagt Lenin, "ohne
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einige 'Transmissionen' von der Avantgarde zur Masse der fortgeschrittenen
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Klasse und von dieser zur Masse der Werktätigen." "...Die Partei saugt
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sozusagen die Avantgarde des Proletariats in sich auf, und diese Avantgarde
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verwirklicht die Diktatur des Proletariats. Und ohne ein solches Fundament
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wie die Gewerkschaften zu besitzen, kann die Diktatur nicht verwirklicht,
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können die staatlichen Funktionen nicht ausgeübt werden. Ausgeübt
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werden müssen sie <I>mit Hilfe</I> einer Reihe besonderer Institutionen,
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wiederum neuer Art, nämlich: <I>mit Hilfe</I> des Sowjetapparats." (Lenin,
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Sämtl. Werke, Bd. XXVI, S. 80 und 78/79.)
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<P>
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Als höchster Ausdruck der führenden Rolle der Partei, z.B. bei
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uns, in der Sowjetunion, im Lande der Diktatur des Proletariats, muß
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die Tatsache bezeichnet werden, daß keine einzige wichtige politische
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oder organisatorische Frage durch unsere Sowjet- und andere Massenorganisationen
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ohne leitende Weisungen der Partei entschieden wird. In <I>diesem Sinne</I>
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könnte man sagen, daß die Diktatur des Proletariats <I>dem Wesen
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nach</I> die "Diktatur" seiner Avantgarde, die "Diktatur" seiner Partei als
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der grundlegenden führenden Kraft des Proletariats ist. Darüber
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sagt Lenin auf dem II. Kongreß der Komintern:
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<H5>
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"Tanner erklärt, daß er für die Diktatur des Proletariats
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sei, daß er sich aber die Diktatur des Proletariats nicht ganz so vorstelle
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wie wir. Wir verstünden unter der Diktatur des Proletariats <I>im Grunde
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genommen</I> die Diktatur seiner organisierten und klassenbewußten
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Minderheit. Und in der Tat, im Zeitalter des Kapitalismus, wo die Arbeitermassen
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unaufhörlich ausgebeutet werden und nicht imstande sind, ihre menschlichen
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Fähigkeiten zu entwickeln, ist für die politischen Parteien der
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Arbeiter gerade der Umstand am charakteristischsten, daß sie nur eine
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Minderheit ihrer Klasse erfassen können. Die politische Partei kann
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nur die Minderheit der Klasse erfassen, ebenso wie die wirklich
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klassenbewußten Arbeiter in jeder kapitalistischen Gesellschaft nur
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die Minderheit aller Arbeiter bilden. Deshalb müssen wir anerkennen,
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daß nur diese klassenbewußte Minderheit die breiten Arbeitermassen
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leiten und führen kann. Wenn Genosse Tanner sagt, daß er ein Feind
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der Partei sei, daß er aber gleichzeitig dafür sei, daß
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eine Minderheit der am besten organisierten und revolutionärsten Arbeiter
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dem ganzen Proletariat den Weg weise, so sage ich, daß zwischen uns
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in Wirklichkeit keine Differenz besteht." (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 10,
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S. 206.)
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</H5>
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<P>
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Heißt das aber, daß man zwischen der Diktatur des Proletariats
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und der führenden Rolle der Partei (der 'Diktatur' der Partei) das
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<I>Gleichheitszeichen</I> setzen kann, daß man die erste der zweiten
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<I>gleichstellen</I> kann, die erste durch die zweite <I>ersetzen</I> kann?
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Natürlich heißt es das nicht. Natürlich kann man das nicht.
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Sorin z. B. sagt: "<I>Die Diktatur des Proletariats ist die Diktatur unserer
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Partei</I>." ('Lenins Lehre von der Partei', S. 95 russ.) Diese These stellt,
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wie man sieht, die 'Diktatur der Partei' der Diktatur des Proletariats gleich.
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Kann man diese Gleichstellung als richtig bezeichnen, ohne den Boden des
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Leninismus zu verlassen? Nein, das kann man nicht. Und zwar aus folgenden
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Gründen.
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<P>
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<I>Erstens</I>. In dem oben angeführten Zitat aus der Rede Lenins auf
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dem II. Kongreß der Komintern stellt Lenin keineswegs die führende
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Rolle der Partei der Diktatur des Proletariats gleich. Er spricht bloß
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davon, daß "nur die klassenbewußte Minderheit (d.h. die Partei.
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J. St.) die breiten Arbeitermassen leiten und führen kann", daß
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wir also <I>eben in diesem Sinne</I> "unter der Diktatur des Proletariats
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<I>im Grunde genommen</I> die Diktatur seiner organisierten und
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klassenbewußten Minderheit verstehen". Wenn man "im Grunde genommen"
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sagt, so heißt das noch nicht "vollständig". Wir sagen oft, daß
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die nationale Frage im Grunde genommen eine Bauernfrage sei. Und das ist
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völlig richtig. Doch bedeutet das noch nicht, daß die nationale
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Frage sich mit der Bauernfrage deckt, daß die Bauernfrage ihrem Umfange
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nach der nationalen Frage gleich, daß die Bauernfrage mit der nationalen
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Frage identisch ist. Es bedarf keiner Beweise, daß die nationale Frage
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ihrem Umfange nach breiter und reichhaltiger ist als die Bauernfrage. Das
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gleiche ist, als Analogie hierzu, über die Führerrolle der Partei
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und über die Diktatur des Proletariats zu sagen. Verwirklicht die Partei
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die Diktatur des Proletariats und ist in diesem Sinne die Diktatur des
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Proletariats <I>im Grunde genommen</I> "die Diktatur" seiner Partei, so bedeutet
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das noch nicht, daß die "Diktatur der Partei" (die führende Rolle)
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<I>identisch</I> ist mit der Diktatur des Proletariats, daß die erste
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und die zweite ihrem Umfang nach <I>gleich</I> sind. Es bedarf keiner Beweise,
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daß die Diktatur des Proletariats ihrem Umfange nach breiter und
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reichhaltiger ist als die führende Rolle der Partei. Die Partei verwirklicht
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die Diktatur des Proletariats, es ist dies aber die Diktatur des
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<I>Proletariats</I> und keine andere. Wer die Führerrolle der Partei
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der Diktatur des Proletariats gleichstellt, der ersetzt die Diktatur des
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Proletariats durch die "Diktatur" der Partei.
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<P>
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<I>Zweitens</I>. Kein einziger wichtiger Beschluß der Massenorganisationen
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des Proletariats kommt ohne leitende Weisungen der Partei zustande. Das ist
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völlig richtig. Doch bedeutet das, daß die Diktatur des Proletariats
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sich in den leitenden Weisungen der Partei <I>erschöpft</I>? Bedeutet
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das, daß man die leitenden Weisungen der Partei aus diesem Grunde der
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Diktatur des Proletariats gleichstellen kann? Natürlich nicht. Die Diktatur
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des Proletariats besteht aus den leitenden Weisungen der Partei samt der
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Durchführung dieser Weisungen durch die Massenorganisationen des
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Proletariats, samt ihrer Umsetzung in die Tat durch die Bevölkerung.
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Hier haben wir es, wie man sieht, mit einer ganzen Reihe von
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Übergängen und Zwischenstufen zu tun, die ein bei weitem nicht
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unwichtiges Moment der Diktatur des Proletariats ausmachen. Zwischen den
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leitenden Weisungen der Partei und ihrer Umsetzung in die Tat liegen folglich
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der Wille und die Handlungen der Gefährten, der Wille und die Handlungen
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der Klasse, ihre Bereitschaft (oder Weigerung), solche Weisungen zu
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unterstützen, ihre Fähigkeit (oder Unfähigkeit), diese Weisungen
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durchzuführen, ihre Fähigkeit (oder Unfähigkeit), sie gerade
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so durchzuführen, wie die Lage es erfordert. Es bedarf wohl keiner Beweise,
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daß die Partei, die die Führung auf sich genommen hat, mit dem
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Willen, mit dem Zustande, mit dem Bewußtseinsgrade der von ihr
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Geführten rechnen muß, daß sie den Willen, den Zustand und
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den Bewußtseinsgrad ihrer Klasse nicht außer Rechnung lassen
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darf. Wer daher die führende Rolle der Partei der Diktatur des Proletariats
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gleichstellt, der ersetzt den Willen und die Handlungen der Klasse durch
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die Weisungen der Partei.
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<P>
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<I>Drittens</I>. "Die Diktatur des Proletariats", sagt Lenin, "ist der
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Klassenkampf des Proletariats, das gesiegt und die politische Macht erobert
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hat." (Lenin, Vorwort zu: "Wie das Volk mit den Losungen der Freiheit und
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Gleichheit betrogen wird, Sämtl. Werke, Bd. XXIV, S. 311 russ.) Worin
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kann dieser <I>Klassenkampf</I> zum Ausdruck kommen? Er kann zum Ausdruck
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kommen in einer Reihe bewaffneter Aktionen des Proletariats gegen die
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Vorstöße der gestürzten Bourgeoisie oder gegen die Intervention
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der ausländischen Bourgeoisie. Er kann zum Ausdruck kommen im
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Bürgerkrieg, wenn die Diktatur des Proletariats noch nicht gefestigt
|
|
ist. Er kann zum Ausdruck kommen in einer breiten Organisations- und Aufbauarbeit
|
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des Proletariats, unter Heranziehung der breiten Massen zu diesem Werke,
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|
wenn sich die Macht schon gefestigt hat. In allen diesen Fällen ist
|
|
die handelnde Person das Proletariat als <I>Klasse</I>. Es ist niemals
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|
vorgekommen, daß die Partei, die Partei allein, alle diese Aktionen
|
|
ausschließlich mit ihren eigenen Kräften, ohne Unterstützung
|
|
der Klasse, organisiert hätte. Gewöhnlich leitet sie bloß
|
|
diese Aktionen, und zwar leitet sie sie in dem Maße, in dem sie die
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Unterstützung der Klasse besitzt. Denn die Partei kann sich nicht mit
|
|
der Klasse decken, sie kann nicht die Klasse ersetzen. Denn die Partei bleibt,
|
|
bei all ihrer wichtigen, führenden Rolle, dennoch ein <I>Teil</I> der
|
|
Klasse. Wer daher die führende Rolle der Partei der Diktatur des
|
|
Proletariats gleichstellt, der verwechselt die Klasse mit der Partei.
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<P>
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|
<I>Viertens</I>. Die Partei verwirklicht die Diktatur des Proletariats. "Die
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|
Partei ist die unmittelbar regierende Avantgarde des Proletariats, sie ist
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|
der Führer." (Lenin.) In diesem Sinne <I>übernimmt</I> die Partei
|
|
die Macht, <I>regiert</I> die Partei <I>das Land</I>. Doch bedeutet das noch
|
|
nicht, daß die Partei die Diktatur des Proletariats unter
|
|
Außerachtlassung der Staatsmacht, ohne die Staatsmacht, verwirklicht,
|
|
daß die Partei das Land unabhängig von den Sowjets, nicht durch
|
|
die Sowjets, regiert. Das bedeutet noch nicht, daß man die Partei den
|
|
Sowjets, der Staatsmacht, gleichstellen kann. Die Partei ist der Kern der
|
|
Macht. Aber sie ist nicht die Staatsmacht und kann nicht der Staatsmacht
|
|
gleichgestellt werden. "Als regierende Partei", sagt Lenin, "konnten wir
|
|
nicht umhin, die 'Spitzen' der Sowjets mit den 'Spitzen' der Partei zu
|
|
verschmelzen - sie sind bei uns verschmolzen und werden es bleiben." (Lenin,
|
|
Sämtl. Werke, Bd. XXVI, S. 254.) Das ist völlig richtig. Aber damit
|
|
will Lenin keineswegs sagen, daß unsere Sowjetinstitutionen als Ganzes,
|
|
z.B. unsere Armee, unser Verkehrswesen, unsere Wirtschaftsinstitutionen usw.,
|
|
Institutionen unserer Partei sind, daß die Partei die Sowjets und ihre
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|
Verzweigungen ersetzen, daß man die Partei der Staatsmacht gleichstellen
|
|
kann.
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|
<P>
|
|
Lenin hat wiederholt davon gesprochen, daß "das Sowjetsystem die Diktatur
|
|
des Proletariats ist", daß "die Sowjetmacht die Diktatur des Proletariats
|
|
ist" (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 7, S. 233 und 231), aber er hat niemals gesagt,
|
|
daß die Partei die Staatsmacht sei, daß sie Sowjets und die Partei
|
|
ein und dasselbe seinen. Die Partei, die einige hunderttausend Mitglieder
|
|
zählt, leitet in der Hauptstadt und in der Provinz die Sowjets und deren
|
|
Verzweigungen, die einige Millionen Menschen, Parteimitglieder und Parteilose,
|
|
umfassen, aber sie kann und darf sie nicht ersetzen. Deshalb sagt Lenin,
|
|
daß die "Diktatur verwirklicht wird durch das in den Sowjets organisierte
|
|
Proletariat, das von der Kommunistischen Partei der Bolschewiki geführt
|
|
wird", daß "die ganze Arbeit der Partei <I>mit Hilfe</I> der Sowjets
|
|
erfolgt, die die werktätigen Massen ohne Unterschied des Berufs vereinigen"
|
|
(Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 10, S. 81 und 83), daß man die Diktatur
|
|
"... <I>mit Hilfe</I> des Sowjetapparates verwirklichen muß" (Lenin,
|
|
Sämtl. Werke, Bd. XXVI, S. 79). Wer daher die führende Rolle der
|
|
Partei mit der Diktatur des Proletariats gleichstellt, der verwechselt die
|
|
Sowjets, die Staatsmacht, mit der Partei.
|
|
<P>
|
|
<I>Fünftens</I>. Der Begriff der Diktatur des Proletariats ist ein
|
|
staatlicher Begriff. Die Diktatur des Proletariats schließt unbedingt
|
|
den Begriff der Gewalt ein. Ohne Gewalt gibt es keine Diktatur, wenn man
|
|
die Diktatur im strengen Sinne dieses Wortes auffaßt. Lenin definiert
|
|
die Diktatur des Proletariats als "Staatsmacht, die sich unmittelbar auf
|
|
die Gewalt stützt" (Lenin, Sämtl. Werke, Bd. XIX, S. 397). Spricht
|
|
man daher von der Diktatur der Partei <I>gegenüber</I> der Klasse der
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|
Proletarier und stellt diese Diktatur der Diktatur des Proletariats gleich,
|
|
so wird damit gesagt, daß die Partei gegenüber ihrer Klasse nicht
|
|
bloß Leiter, nicht bloß Führer und Lehrer sein muß,
|
|
sondern auch eine Art Staatsmacht, die ihr gegenüber Gewalt anwendet.
|
|
Wer daher die "Diktatur der Partei" der Diktatur des Proletariats gleichstellt,
|
|
der geht stillschweigend davon aus, daß man die Autorität der
|
|
Partei auf Gewalt aufbauen kann, was absurd und mit dem Leninismus völlig
|
|
unvereinbar ist. Die Autorität der Partei beruht auf dem Vertrauen der
|
|
Arbeiterklasse. Das Vertrauen der Arbeiterklasse aber wird nicht durch Gewalt
|
|
erworben - durch Gewalt könnte es nur vernichtet werden -, sondern durch
|
|
die richtige Theorie der Partei, durch die richtige Politik der Partei, durch
|
|
die Ergebenheit der Partei für die Sache der Arbeiterklasse, durch ihre
|
|
Verbundenheit mit den Massen der Arbeiterklasse, durch ihre Bereitschaft,
|
|
ihre Fähigkeit, die Massen von der Richtigkeit ihrer Losungen zu
|
|
<I>überzeugen</I>.
|
|
<P>
|
|
Was aber folgt aus alledem?
|
|
<OL>
|
|
<LI>
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Lenin wendet das Wort <I>Diktatur</I> der Partei nicht im strengen Sinne
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dieses Wortes an ("Staatsmacht, die sich auf die Gewalt stützt"), sondern
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im übertragenen Sinne, im Sinne der Führung;
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<LI>
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wer die Führerrolle der Partei der <I>Diktatur</I> des Proletariats
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gleichstellt, der entstellt Lenin, da er der Partei fälschlich Funktionen
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der Gewalt gegenüber der Arbeiterklasse als Ganzem zuschreibt;
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<LI>
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wer der Partei Funktionen der Gewalt gegenüber der Arbeiterklasse
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zuschreibt, die ihr nicht eigen sind, der verletzt die elementaren Forderungen
|
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nach richtigen Wechselbeziehungen zwischen Avantgarde und Klasse, zwischen
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Partei und Proletariat.
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</OL>
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<P>
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Wir stehen somit unmittelbar vor der Frage der Wechselbeziehungen zwischen
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Partei und Klasse, zwischen Parteimitgliedern und Parteilosen innerhalb der
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Arbeiterklasse.
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<P>
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Lenin definiert diese Wechselbeziehungen als "<I>gegenseitiges Vertrauen</I>
|
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zwischen der Vorhut der Arbeiterklasse und der Arbeitermasse" (Lenin,
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Sämtl. Werke, Bd. XXVI, S. 291).
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<P>
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Was bedeutet das?
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<P>
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Das bedeutet erstens, daß die Partei für die Stimme der Massen
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ein feines Ohr haben muß, daß sie sich dem revolutionären
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Instinkt der Massen gegenüber aufmerksam verhalten muß, daß
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sie die Praxis des Kampfes der Massen studieren muß, indem sie daran
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die Richtigkeit ihrer Politik prüft, daß sie folglich nicht nur
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die Massen lehren, sondern auch von ihnen lernen muß.
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<P>
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|
Das bedeutet zweitens, daß die Partei tagaus, tagein sich das Vertrauen
|
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der proletarischen Massen erobern muß, daß sie durch ihre Politik
|
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und ihre Arbeit die Unterstützung der Massen erringen muß, daß
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|
sie nicht kommandieren darf, sondern vor allem überzeugen muß,
|
|
indem sie es den Massen erleichtert, an Hand ihrer eigenen Erfahrungen die
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|
Richtigkeit der Politik der Partei zu erkennen, daß sie folglich Leiter,
|
|
Führer, Lehrer ihrer Klasse sein muß.
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<P>
|
|
Die Verletzung dieser Bedingungen bedeutet die Verletzung der richtigen
|
|
Wechselbeziehungen zwischen Avantgarde und Klasse, die Untergrabung des
|
|
"gegenseitigen Vertrauens", den Zerfall sowohl der Klassen- als auch der
|
|
Parteidisziplin.
|
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<H5>
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"Sicherlich sieht jetzt schon fast jeder", sagt Lenin, "daß die Bolschewiki
|
|
keine zweieinhalb Monate, geschweige denn zweieinhalb Jahre die Macht
|
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hätten behaupten können ohne die strengste, wahrhaft eiserne Disziplin
|
|
in unserer Partei, <I>ohne die vollste und grenzenloseste Unterstützung
|
|
der Partei durch die gesamte Masse der Arbeiterklasse</I> (Von mir hervorgehoben,
|
|
J. St.), d.h. durch alles, was in dieser Klasse denkt, ehrlich, selbstlos
|
|
ist, Einfluß hat und fähig ist, die rückständigen Schichten
|
|
zu führen oder mit sich fortzureißen." (Lenin, Ausgew. Werke,
|
|
Bd. 10, S. 56.)
|
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</H5>
|
|
<H5>
|
|
"Die Diktatur des Proletariats", sagt Lenin weiter, "ist ein zäher Kampf,
|
|
ein blutiger und unblutiger, gewaltsamer und friedlicher, militärischer
|
|
und wirtschaftlicher, pädagogischer und administrativer Kampf gegen
|
|
die Mächte und Traditionen der alten Gesellschaft. Die Macht der Gewohnheit
|
|
von Millionen und aber Millionen ist die fürchterlichste Macht. Ohne
|
|
eine eiserne und kampfgestählte Partei, ohne eine Partei, <I>die das
|
|
Vertrauen alles dessen genießt, was in der gegebenen Klasse ehrlich
|
|
ist</I>, ohne eine Partei, die es versteht, die Stimmung der Massen zu verfolgen
|
|
und zu beeinflussen, ist es unmöglich, einen solchen Kampf erfolgreich
|
|
zu führen." (Ebenda S. 78.)
|
|
</H5>
|
|
<P>
|
|
Wie erwirbt aber die Partei dieses Vertrauen und diese Unterstützung
|
|
der Klasse? Wie bildet sich die für die Diktatur des Proletariats notwendige
|
|
eiserne Disziplin heraus, auf welchem Boden erwächst sie?
|
|
<P>
|
|
Darüber sagt Lenin folgendes:
|
|
<H5>
|
|
"Worauf stützt sich die Disziplin der revolutionären Partei des
|
|
Proletariats? Wodurch wird sie kontrolliert? Wodurch gestärkt? Erstens
|
|
durch das Klassenbewußtsein der proletarischen Avantgarde und ihre
|
|
Ergebenheit für die Revolution, durch ihre Ausdauer, ihre Selbstaufopferung,
|
|
ihren Heroismus. Zweitens durch ihre Fähigkeit, sich <I>mit den breitesten
|
|
Massen der Werktätigen</I>, in erster Linie mit den proletarischen,
|
|
<I>aber auch mit den nicht proletarischen</I> werktätigen Massen zu
|
|
verbinden, sich ihnen anzunähern und, wenn ihr wollt, bis zu einem gewissen
|
|
Grad sich sogar mit ihnen zu <I>verschmelzen</I>. Drittens durch die Richtigkeit
|
|
der politischen Führung die von dieser Avantgarde verwirklicht wird,
|
|
durch die Richtigkeit ihrer politischen Strategie und Taktik, unter der
|
|
Bedingung, daß die breitesten Massen sich durch die <I>eigene
|
|
Erfahrung</I> von dieser Richtigkeit überzeugen. Ohne diese Bedingungen
|
|
kann in einer revolutionären Partei, die wirklich fähig ist, die
|
|
Partei der fortgeschrittenen Klasse zu sein, die die Bourgeoisie zu stürzen
|
|
und die ganze Gesellschaft umzugestalten hat, die Disziplin nicht verwirklicht
|
|
werden. Ohne diese Bedingungen werden Versuche, eine Disziplin zu schaffen,
|
|
unvermeidlich zu einer Fiktion, zu einer Phrase, zu einer Farce. Diese
|
|
Bedingungen können aber andererseits nicht auf einmal entstehen. Sie
|
|
werden nur durch langwierige Arbeit, durch harte Erfahrung entwickelt; die
|
|
Entwicklung wird durch die richtige, revolutionäre Theorie erleichtert,
|
|
die ihrerseits kein Dogma ist, sondern nur in engem Zusammenhang mit der
|
|
Praxis einer wirklichen Massenbewegung und einer wirklich revolutionären
|
|
Bewegung endgültige Gestalt annimmt." (Ebenda S. 57 / 58.)
|
|
</H5>
|
|
<P>
|
|
Und ferner:
|
|
<H5>
|
|
"Um über den Kapitalismus zu siegen, bedarf es richtiger
|
|
Wechselbeziehungen zwischen der führenden, der kommunistischen Partei,
|
|
der revolutionären Klasse, dem Proletariat, und der Masse, d.h. der
|
|
Gesamtheit der Werktätigen und Ausgebeuteten. Nur die kommunistische
|
|
Partei, wenn sie tatsächlich die Avantgarde der revolutionären
|
|
Klasse ist, wenn sie die besten Vertreter dieser Klasse in ihren Reihen
|
|
zählt, wenn sie aus völlig bewußten, der Sache treu ergebenen
|
|
Kommunisten besteht, die in zähen revolutionären Kämpfen geschult
|
|
und gestählt worden sind, wenn sie es verstanden hat, sich mit dem ganzen
|
|
Leben ihrer Klasse und durch sie mit der ganzen Masse der Ausgebeuteten
|
|
unzertrennlich zu verknüpfen und dieser Klasse und <I>dieser Masse volles
|
|
Vertrauen einzuflößen</I>, nur eine solche Partei ist fähig,
|
|
das Proletariat in dem schonungslosesten, in dem entscheidenden, letzten
|
|
Kampfe gegen alle Mächte des Kapitalismus zu führen. Andererseits
|
|
ist das Proletariat nur unter der Führung einer solchen Partei fähig,
|
|
die ganze Macht seines revolutionären Ansturms zu entfalten, die
|
|
unausbleibliche Apathie und selbst den Widerstand einer kleinen Minderheit
|
|
der vom Kapitalismus verdorbenen Arbeiteraristokratie, der alten Führer
|
|
der Gewerkschaften, Genossenschaften usw. zu überwinden, seine ganze
|
|
Kraft zu entfalten, die infolge der wirtschaftlichen Struktur der
|
|
kapitalistischen Gesellschaft unvergleichlich größer ist als sein
|
|
Anteil an der Bevölkerung." (Ebenda S. 157 / 158.)
|
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</H5>
|
|
<P>
|
|
Aus diesen Zitaten folgt:
|
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<OL>
|
|
<LI>
|
|
die Autorität der Partei und die für die Diktatur des Proletariats
|
|
notwendige eiserne Disziplin in der Arbeiterklasse beruhen nicht auf der
|
|
Furcht oder den "unbeschränkten" Rechten der Partei, sondern auf dem
|
|
Vertrauen der Arbeiterklasse zur Partei, auf der Unterstützung der Partei
|
|
durch die Arbeiterklasse;
|
|
<LI>
|
|
das Vertrauen der Arbeiterklasse zur Partei wird nicht auf einmal und nicht
|
|
durch Gewaltanwendung gegenüber der Arbeiterklasse erworben, sondern
|
|
durch langwierige Arbeit der Partei in den Massen, durch die richtige Politik
|
|
der Partei, durch die Fähigkeit der Partei, die Massen von der Richtigkeit
|
|
ihrer Politik an Hand der eigenen Erfahrung der Massen zu überzeugen,
|
|
durch die Fähigkeit der Partei, sich die Unterstützung der
|
|
Arbeiterklasse zu sichern, die Massen der Arbeiterklasse zu führen;
|
|
<LI>
|
|
ohne die richtig Politik der Partei, die durch die Erfahrung des Kampfes
|
|
der Massen bekräftigt wird, und ohne das Vertrauen der Arbeiterklasse
|
|
gibt es keine wirkliche Führung durch die Partei und kann es sie auch
|
|
nicht geben;
|
|
<LI>
|
|
die Partei und ihre Führung können - wenn die Partei das Vertrauen
|
|
der Klasse genießt und wenn ihre Führung eine wirkliche Führung
|
|
ist - nicht der Diktatur des Proletariats gegenübergestellt werden,
|
|
denn ohne Führung durch die das Vertrauen der Arbeiterklasse
|
|
genießende Partei ("Diktatur" der Partei) ist eine einigermaßen
|
|
feste Diktatur des Proletariats unmöglich.
|
|
</OL>
|
|
<P>
|
|
Ohne diese Bedingungen sind die Autorität der Partei und die eiserne
|
|
Disziplin entweder eine hohle Phrase oder Überheblichkeit und Abenteurertum.
|
|
<P>
|
|
Man darf die Diktatur des Proletariats nicht der Führung durch die Partei
|
|
(ihrer "Diktatur") gegenüberstellen. Man darf es nicht, weil die
|
|
Führung durch die Partei das Wesentliche an der Diktatur des Proletariats
|
|
ist, wenn man eine einigermaßen feste und vollständige Diktatur
|
|
im Auge hat und nicht etwa eine solche, wie es z.B. die Pariser Kommune war,
|
|
die keine vollständige und feste Diktatur darstellte. Man darf es nicht,
|
|
weil die Diktatur des Proletariats und die Führung durch die Partei
|
|
sozusagen auf derselben Linie der Arbeit liegen und in derselben Richtung
|
|
wirksam sind.
|
|
<H5>
|
|
"Schon die Fragestellung allein", sagt Lenin, " 'Diktatur der Partei
|
|
<I>oder</I> Diktatur der Klasse? Diktatur (Partei) der Führer
|
|
<I>oder</I> Diktatur (Partei) der Massen?' zeugt von einer ganz unglaublichen
|
|
und ausweglosen Gedankenverwirrung ... Jedermann weiß, daß die
|
|
Massen sich in Klassen teilen ..., daß die Klassen gewöhnlich
|
|
und in der Mehrzahl der Fälle, wenigstens in den modernen zivilisierten
|
|
Ländern, von den politischen Parteien geführt werden; daß
|
|
die politischen Parteien als allgemeine Regel von mehr oder minder festen
|
|
Gruppen der autoritativsten, einflußreichsten, erfahrensten, auf die
|
|
verantwortungsvollsten Posten gewählten Personen gelenkt werden, die
|
|
Führer genannt werden ... Sich aus diesem Anlaß bis zur
|
|
Gegenüberstellung der Diktatur der Massen und der Diktatur der Führer
|
|
überhaupt zu versteigen, ist ein lächerlicher Unsinn und eine
|
|
Dummheit." (Ebenda S. 75 und 77.)
|
|
</H5>
|
|
<P>
|
|
Das ist völlig richtig. Aber diese richtige Auffassung geht von der
|
|
Voraussetzung aus, daß die richtige Wechselbeziehung zwischen der
|
|
Avantgarde und den Arbeitermassen, zwischen Partei und Klasse vorhanden sind.
|
|
Sie geht von der Voraussetzung aus, daß die Wechselbeziehungen zwischen
|
|
Avantgarde und Klasse sozusagen normal, im Rahmen des "gegenseitigen Vertrauens"
|
|
bleiben.
|
|
<P>
|
|
Wie aber, wenn die richtigen Wechselbeziehungen zwischen Avantgarde und Klasse,
|
|
wenn die Beziehungen des "gegenseitigen Vertrauens" zwischen Partei und Klasse
|
|
gestört sind? Wie dann, wenn die Partei selbst beginnt, auf die eine
|
|
oder die andere Weise sich der Klasse gegenüberzustellen, indem sie
|
|
die Grundlagen der richtigen Wechselbeziehungen zur Klasse, die Grundlagen
|
|
des "gegenseitigen Vertrauens" verletzt? Sind solche Fälle überhaupt
|
|
möglich? Ja, sie sind möglich. Sie sind möglich:
|
|
<OL>
|
|
<LI>
|
|
<I>wenn</I> die Partei beginnt, ihre Autorität in den Massen nicht auf
|
|
ihre Arbeit und das Vertrauen der Massen, sondern auf ihre "unbeschränkten
|
|
Rechte" zu gründen;
|
|
<LI>
|
|
<I>wenn</I> die Politik der Partei offenkundig unrichtig ist, sie aber ihren
|
|
Fehler nicht überprüfen und korrigieren will;
|
|
<LI>
|
|
<I>wenn</I> die Politik der Partei im allgemeinen zwar richtig ist, die Massen
|
|
aber noch nicht bereit sind, sie sich zu eigen zu machen, die Partei jedoch
|
|
nicht abwarten will oder nicht abzuwarten versteht, um den Massen die
|
|
Möglichkeit zu geben, sich an Hand ihrer eigenen Erfahrung von der
|
|
Richtigkeit der Politik der Partei zu überzeugen.
|
|
</OL>
|
|
<P>
|
|
Die Geschichte unserer Partei kennt eine ganze Reihe solcher Fälle.
|
|
Die verschiedenen Gruppierungen und Fraktionen in unserer Partei kamen zu
|
|
Fall und zerstoben deshalb, weil sie eine dieser drei Bedingungen oder manchmal
|
|
auch alle diese Bedingungen zusammen verletzten.
|
|
<P>
|
|
Daraus folgt aber, daß die Gegenüberstellung von Diktatur des
|
|
Proletariats und "Diktatur" (Führung) der Partei nur dann nicht als
|
|
richtig anerkannt werden kann:
|
|
<OL>
|
|
<LI>
|
|
<I>wenn</I> man unter der Diktatur der Partei gegenüber der Arbeiterklasse
|
|
nicht die Diktatur im eigentlichen Sinne dieses Wortes ("die Macht, die sich
|
|
auf die Gewalt stützt"), sondern die Führung durch die Partei versteht,
|
|
die eine Gewaltanwendung gegenüber der Klasse als Ganzes, gegenüber
|
|
ihrer Mehrheit ausschließt, wie dies eben auch von Lenin gemeint ist;
|
|
<LI>
|
|
<I>wenn</I> die Partei die nötigen Voraussetzungen hat, um wirklicher
|
|
Führer der Klasse zu sein, das heißt, wenn die Politik der Partei
|
|
richtig ist, wenn diese Politik den Interessen der Klasse entspricht;
|
|
<LI>
|
|
<I>wenn</I> die Klasse, wenn die Mehrheit der Klasse mit dieser Politik
|
|
einverstanden ist, sie sich zu eigen macht, sich dank der Arbeit der Partei
|
|
von der Richtigkeit dieser Politik überzeugt, der Partei vertraut und
|
|
sie unterstützt.
|
|
</OL>
|
|
<P>
|
|
Die Verletzung dieser Bedingungen ruft unweigerlich einen Konflikt zwischen
|
|
Partei und Klasse, eine Spaltung zwischen den beiden, ihre
|
|
Gegenüberstellung hervor.
|
|
<P>
|
|
Kann man der Klasse mit Gewalt die Führung der Partei aufdrängen?
|
|
Nein, das kann man nicht. Jedenfalls kann eine <I>solche</I> Führung
|
|
keine auch nur einigermaßen dauernde sein. Wenn die Partei die Partei
|
|
des Proletariats bleiben will, so muß sie wissen, daß sie vor
|
|
allem und hauptsächlich <I>Leiter, Führer, Lehrer</I> der
|
|
Arbeiterklasse ist. Wir dürfen die Worte Lenins nicht vergessen, die
|
|
er darüber in seiner Schrift "Staat und Revolution" gesagt hat:
|
|
<H5>
|
|
"Durch Erziehung der Arbeiterpartei erzieht der Marxismus die Avantgarde
|
|
des Proletariats, die fähig ist, die Macht zu ergreifen und <I>das ganze
|
|
Volk</I> zum Sozialismus zu <I>führen</I>, die neue Ordnung zu leiten
|
|
und zu organisieren, <I>Leiter, Lehrer, Führer</I> aller Werktätigen
|
|
und Ausgebeuteten zu sein bei der Gestaltung ihres gesellschaftlichen Lebens
|
|
ohne die Bourgeoisie und gegen die Bourgeoisie." (Lenin, Staat und Revolution,
|
|
S. 18.)
|
|
</H5>
|
|
<P>
|
|
Kann man die Ansicht vertreten, daß die Partei der wirkliche Führer
|
|
der Klasse ist, wenn ihre Politik unrichtig ist, wenn ihre Politik mit den
|
|
Interessen der Klasse in Kollision gerät? Natürlich kann man das
|
|
nicht. In solchen Fällen muß die Partei, wenn sie Führer
|
|
bleiben will, ihre Politik überprüfen, muß sie ihre Politik
|
|
richtigstellen, ihren Fehler zugeben und wiedergutmachen. Man könnte
|
|
sich zur Bestätigung dieses Leitsatzes auf eine solche Tatsache aus
|
|
der Geschichte unserer Partei berufen, wie die Periode der Abschaffung der
|
|
Ablieferungspflicht, als die Arbeiter- und Bauernmassen offensichtlich ihre
|
|
Unzufriedenheit mit unserer Politik bekundeten und als die Partei offen und
|
|
ehrlich an die Überprüfung dieser Politik schritt. Sehen wir, was
|
|
Lenin damals auf dem X. Parteitag über die Frage der Abschaffung der
|
|
Ablieferungspflicht und der Einführung der Neuen Ökonomischen Politik
|
|
sagte:
|
|
<H5>
|
|
"Wir dürfen nichts zu verheimlichen suchen, sondern müssen
|
|
unverblümt aussprechen, daß die Bauernschaft mit der Form der
|
|
Beziehungen, wie sie sich bei uns zu ihr herausgebildet hat, unzufrieden
|
|
ist, daß sie diese Form der Beziehungen nicht will und so nicht weiterleben
|
|
wird. Das ist unbestreitbar. Dieser Wille der Bauernschaft ist in ganz bestimmter
|
|
Weise zum Ausdruck gekommen. Das ist der Wille der ungeheuren Massen der
|
|
werktätigen Bevölkerung. Dem müssen wir Rechnung tragen, und
|
|
wir sind nüchterne Politiker genug um geradeheraus zu sagen: <I>Laßt
|
|
uns unsere Politik gegenüber der Bauernschaft revidieren</I>." (Lenin,
|
|
Sämtl. Werke, Bd. XXVI, S. 295.)
|
|
</H5>
|
|
<P>
|
|
Kann man die Ansicht vertreten, daß die Partei die Initiative und die
|
|
Leitung bei der Organisierung der entscheidenden Massenaktionen lediglich
|
|
aus dem Grund auf sich nehmen muß, weil ihre Politik im allgemeinen
|
|
richtig ist, <I>wenn</I> diese Politik noch nicht das Vertrauen und die
|
|
Unterstützung der Klasse findet infolge, sagen wir, der politischen
|
|
Rückständigkeit der Klasse, <I>wenn</I> es der Partei noch nicht
|
|
gelungen ist, die Klasse von der Richtigkeit ihrer Politik zu überzeugen,
|
|
weil, sagen wir, die Ereignisse noch nicht herangereift sind? Nein, keineswegs.
|
|
In solchen Fällen muß die Partei, wenn sie ein wirklicher Führer
|
|
sein will, abzuwarten verstehen, muß sie die Massen von der Richtigkeit
|
|
ihrer Politik überzeugen, muß sie den Massen helfen, sich an Hand
|
|
ihrer eigenen Erfahrung von der Richtigkeit dieser Politik zu überzeugen.
|
|
<H5>
|
|
"Hat die revolutionäre Partei", sagt Lenin, "nicht die Mehrheit in der
|
|
Vorhut der revolutionären Klassen und im Lande, so kann von einem Aufstand
|
|
keine Rede sein." (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 6, S. 296.)
|
|
</H5>
|
|
<H5>
|
|
"Ohne eine Änderung in den Anschauungen der Mehrheit der Arbeiterklasse
|
|
ist die Revolution unmöglich, diese Änderung aber wird durch die
|
|
politische Erfahrung der Massen geschaffen." (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 10,
|
|
S. 119.)
|
|
</H5>
|
|
<H5>
|
|
"Die proletarische Avantgarde ist ideologisch gewonnen. Das ist das Wesentliche.
|
|
Ohne diese Vorbedingungen kann man nicht einmal den ersten Schritt zum Siege
|
|
machen. Aber von hier bis zum Siege ist es noch ziemlich weit. Mit der Avantgarde
|
|
allein kann man nicht siegen. Die Avantgarde allein in den entscheidenden
|
|
Kampf werfen, solange die ganze Klasse, solange die breiten Massen nicht
|
|
eine Position eingenommen haben, wo sie die Avantgarde entweder direkt
|
|
unterstützen oder wenigstens eine wohlwollende Neutralität ihr
|
|
gegenüber üben und eine völlige Unfähigkeit, ihren Gegner
|
|
zu unterstützen, an den Tag gelegt haben, wäre nicht nur eine Dummheit,
|
|
sondern auch ein Verbrechen. Damit aber wirklich die ganze Klasse, damit
|
|
wirklich die breiten Massen der Werktätigen und vom Kapital
|
|
Unterdrückten zu dieser Position gelangen, dazu ist Propaganda allein,
|
|
Agitation allein zu wenig. Dazu bedarf es der eigenen politischen Erfahrung
|
|
dieser Massen." (Ebenda S. 128.)
|
|
</H5>
|
|
<P>
|
|
Es ist bekannt, daß unsere Partei in der Periode von den Aprilthesen
|
|
Lenins bis zum Oktoberaufstand 1917 eben in dieser Weise handelte. Und gerade
|
|
deshalb, weil sie gemäß diesen Hinweisen Lenins handelte, hat
|
|
sie den Aufstand siegreich durchgeführt.
|
|
<P>
|
|
Das sind im wesentlichen die Bedingungen für die richtigen
|
|
Wechselbeziehungen zwischen Avantgarde und Klasse.
|
|
<P>
|
|
Was heißt <I>führen</I>, wenn die Politik der Partei richtig ist
|
|
und die richtigen Beziehungen zwischen Avantgarde und Klasse nicht gestört
|
|
werden?
|
|
<P>
|
|
Führen heißt unter diesen Bedingungen: verstehen, die Massen von
|
|
der Richtigkeit der Politik der Partei zu überzeugen, heißt solche
|
|
Losungen aufstellen und durchführen, die die Massen an die Positionen
|
|
der Partei heranführen und es ihnen erleichtern, an Hand ihrer eigenen
|
|
Erfahrungen die Richtigkeit der Politik der Partei zu erkennen, die Massen
|
|
auf das Niveau des Bewußtseins der Partei heben und sich somit die
|
|
Unterstützung der Massen, ihre Bereitschaft zum entscheidenden Kampfe
|
|
sichern.
|
|
<P>
|
|
Deshalb ist die Methode der Überzeugung die Hauptmethode der Führung
|
|
der Klasse durch die Partei.
|
|
<H5>
|
|
"Wenn wir", sagt Lenin, "jetzt in Rußland, nach zweieinhalb Jahren
|
|
ungeahnter Siege über die Bourgeoisie Rußlands und der Entente,
|
|
die 'Anerkennung der Diktatur' zur Bedingung für den Eintritt in die
|
|
Gewerkschaften machen wollten, so würden wir eine Dummheit begehen,
|
|
unserem Einfluß auf die Massen Abbruch tun und den Menschewiki Vorschub
|
|
leisten. Denn die ganze Aufgabe der Kommunisten besteht darin, es zu verstehen,
|
|
die Rückständigen zu <I>überzeugen, unter</I> ihnen zu arbeiten,
|
|
nicht aber sich von ihnen durch ausgeklügelte, kindisch-'radikale' Losungen
|
|
<I>abzusondern</I>." (Ebenda S. 88.)
|
|
</H5>
|
|
<P>
|
|
Das bedeutet natürlich nicht, daß die Partei alle Arbeiter, bis
|
|
auf den letzten Mann, überzeugen muß, daß man erst, wenn
|
|
dies erreicht ist, zu Aktionen schreiten kann, daß man erst dann die
|
|
Aktionen einleiten kann. Keineswegs. Das bedeutet bloß, daß die
|
|
Partei, ehe sie zu entscheidenden politischen Aktionen schreitet, sich durch
|
|
langwierige revolutionäre Arbeit die Unterstützung der Mehrheit
|
|
der Arbeitermassen, zumindest aber die wohlwollende Neutralität der
|
|
Mehrheit der Klasse sichern muß. Andernfalls wäre der Leninsche
|
|
Leitsatz, daß die Gewinnung der Mehrheit der Arbeiterklasse für
|
|
die Partei eine unerläßliche Bedingung der siegreichen Revolution
|
|
ist, jeden Sinnes bar.
|
|
<P>
|
|
Aber wie steht es um die Minderheit, wenn sie nicht will, wenn sie nicht
|
|
einverstanden ist, sich freiwillig dem Willen der Mehrheit zu unterwerfen?
|
|
Kann die Partei, soll die Partei, die das Vertrauen der Mehrheit auf ihrer
|
|
Seite hat, die Minderheit zur Unterwerfung unter den Willen der Mehrheit
|
|
zwingen? Jawohl, sie kann und muß es. Die Führung wird durch die
|
|
Methode der Überzeugung der Massen gesichert, die die Hauptmethode der
|
|
Einwirkung der Partei auf die Massen ist. Das schließt aber die Anwendung
|
|
von Zwang nicht aus, sondern setzt sie voraus, wenn dieser Zwang sich auf
|
|
das Vertrauen und die Unterstützung der Partei durch die Mehrheit der
|
|
Arbeiterklasse gründet, wenn er gegenüber der Minderheit angewendet
|
|
wird, nachdem man es vermocht hat, die Mehrheit zu überzeugen.
|
|
<P>
|
|
Man denke an die diesbezüglichen Auseinandersetzungen in unserer Partei,
|
|
die in der Periode der Gewerkschaftsdiskussion stattfanden. Worin bestand
|
|
damals der Fehler der Opposition, der Fehler des ZK der Eisenbahn- und
|
|
Schiffahrtsarbeiter? Etwa darin, daß die Opposition damals die Anwendung
|
|
von Zwang für möglich hielt? Nein, nicht darin. Der Fehler der
|
|
Opposition bestand damals darin, daß sie, außerstande, die Mehrheit
|
|
von der Richtigkeit ihrer Stellungnahme zu überzeugen, und nachdem sie
|
|
das Vertrauen der Mehrheit eingebüßt hatte, dennoch
|
|
Zwangsmaßnahmen anzuwenden begann und das "Durchrütteln" der Leute
|
|
forderte, die das Vertrauen der Mehrheit besaßen.
|
|
<P>
|
|
Sehen wir, was Lenin damals auf dem X. Parteitag in seiner Rede über
|
|
die Gewerkschaften sagte:
|
|
<H5>
|
|
"Um die Wechselbeziehungen und das gegenseitige Vertrauen zwischen der Avantgarde
|
|
der Arbeiterklasse und der Arbeitermasse herzustellen, hätte man, wenn
|
|
das ZK der Eisenbahn- und Schiffahrtsarbeiter einen Fehler begangen hat ...,
|
|
diesen Fehler korrigieren sollen. Wenn man aber anfängt, diesen Fehler
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zu verteidigen, so wird das zur Quelle der politischen Gefahr. Wenn wir nicht
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das Möglichste im Geiste der Demokratie täten, um den Stimmungen,
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die hier Kutusow zum Ausdruck bringt, Rechnung zu tragen, so würden
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wir einen politischen Zusammenbruch erleben. <I>Vor allem müssen wir
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überzeugen und dann erst Zwang anwenden. Wir müssen um jeden Preis
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zuerst überzeugen und dann erst Zwang anwenden.</I> Wir haben es nicht
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verstanden, die breiten Massen zu überzeugen, und haben das richtige
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Verhältnis zwischen Avantgarde und Massen gestört.." (Lenin,
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Sämtl. Werke, Bd. XXVI, S. 291.)
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</H5>
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<P>
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Dasselbe sagt Lenin in seiner Schrift "Über die Gewerkschaften":
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<H5>
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"Wir haben dann richtig und erfolgreich Zwang angewandt, wenn wir es verstanden,
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vorher für ihn eine Basis durch Überzeugung zu schaffen." (Ebenda
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S. 92.)
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</H5>
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<P>
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Und das ist völlig richtig. Denn ohne diese Bedingungen ist keinerlei
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Führung möglich. Denn nur auf diese Weise kann man die Einheit
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der Aktion in der Partei sichern, wenn es sich um die Partei handelt, und
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die Einheit der Aktion der Klasse, wenn es sich um die Klasse als Ganzes
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handelt. Ohne diese Bedingungen kommt es zu Spaltung, Zerfahrenheit, Zersetzung
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in den Reihen der Arbeiterklasse.
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<P>
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Das sind im allgemeinen die Grundlagen der richtigen Führung durch die
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Partei.
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<P>
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Jede andere Auffassung von der Führung ist Syndikalismus, Anarchismus,
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Bürokratismus, was man will - nur nicht Bolschewismus, nur nicht Leninismus.
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<P>
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Man darf die Diktatur des Proletariats nicht der Führung durch die Partei
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(ihrer "Diktatur") gegenüberstellen, wenn richtige Wechselbeziehungen
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zwischen Partei und Arbeiterklasse, zwischen Avantgarde und Arbeitermassen
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vorhanden sind. Daraus folgt aber, daß man erst recht nicht die Partei
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der Arbeiterklasse, die Führung durch die Partei (ihrer "Diktatur")
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der Diktatur der Arbeiterklasse gleichstellen darf. <I>Aus dem Grunde</I>,
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weil man die "Diktatur" der Partei nicht der Diktatur des Proletariats
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gegenüberstellen darf, kam Sorin zu der unrichtigen Schlußfolgerung,
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daß "<I>die Diktatur des Proletariats die Diktatur unserer Partei
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ist"</I>. Aber Lenin spricht nicht nur von der Unzulässigkeit einer
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solchen Gegenüberstellung. Er spricht gleichzeitig davon, daß
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es unzulässig ist, "die Diktatur der Massen der Diktatur der Führer"
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gegenüberzustellen. Soll man etwa <I>aus diesem Grunde</I> die Diktatur
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der Führer der Diktatur des Proletariats gleichstellen? Wollten wir
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diesen Weg beschreiten, so müßten wir sagen, daß "<I>die
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Diktatur des Proletariats die Diktatur unserer Führer ist</I>". Eben
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zu dieser Dummheit führt ja eigentlich die Politik der Gleichstellung
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der "Diktatur" der Partei mit der Diktatur des Proletariats ...
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<P>
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Wie steht die Sache in dieser Hinsicht bei Sinowjew?
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<P>
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Sinowjew steht im Grunde genommen auf demselben Standpunkt der Gleichstellung
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der "Diktatur" der Partei mit der Diktatur des Proletariats wie Sorin, mit
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dem Unterschied jedoch, daß Sorin sich unumwundener und klarer
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ausdrückt, während Sinowjew "sich windet". Es genügt, wenn
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wir z.B. folgende Stelle aus dem Buche Sinowjews "Leninismus" nehmen, um
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uns davon zu überzeugen:
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<H5>
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"Was ist", sagt Sinowjew, "die in der Sowjetunion bestehende Ordnung vom
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Standpunkte ihres Klasseninhalts? Das ist die Diktatur des Proletariats.
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Was ist die unmittelbare Triebfeder der Staatsmacht in der UdSSR? Wer
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verwirklicht die Macht der Arbeiterklasse? Die Kommunistische Partei! In
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diesem Sinne besteht bei uns die Diktatur der Partei. Welches ist die juridische
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Form der Staatsmacht in der UdSSR? Welches ist der neue Typ der Staatsordnung,
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der von der Oktoberrevolution geschaffen wurde? Das ist das Sowjetsystem.
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Das eine widerspricht in keiner Weise dem anderen."
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</H5>
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<P>
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Daß das eine dem anderen nicht widerspricht, ist natürlich richtig,
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<I>wenn</I> man unter der Diktatur der Partei gegenüber der Arbeiterklasse
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als Ganzem die Führung durch die Partei versteht. Wie kann man aber
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<I>aus diesem Grunde</I> ein Gleichheitszeichen zwischen Diktatur des
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Proletariats und "Diktatur" der Partei, zwischen Sowjetsystem und "Diktatur"
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der Partei setzen? Lenin stellte das Sowjetsystem der Diktatur des Proletariats
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gleich, und er hatte recht, denn die Sowjets, <I>unsere</I> Sowjets, sind
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Organisationen, die die werktätigen Massen um das Proletariat unter
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Führung der Partei zusammenfassen. Aber wann, wo, in welchem seiner
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Werke hat Lenin ein Gleichheitszeichen zwischen "Diktatur" der Partei und
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Diktatur des Proletariats, zwischen "Diktatur" der Partei und System der
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Sowjets gesetzt, wie das jetzt Sinowjew tut?
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<P>
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Der Diktatur des Proletariats widerspricht weder die Führung ("Diktatur")
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durch die Partei noch die Führung ("Diktatur") durch die Führer.
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Soll man etwa <I>aus diesem Grunde</I> verkünden, daß unser Land
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das Land der Diktatur des Proletariats ist, <I>das heißt</I> das Land
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der Diktatur der Partei, <I>das heißt</I> das Land der Diktatur der
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Führer? Aber gerade zu dieser Dummheit führt doch das "Prinzip"
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der Gleichstellung der "Diktatur" der Partei mit der Diktatur des Proletariats,
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für das Sinowjew verstohlen und zaghaft eintritt.
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<P>
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In den zahlreichen Werken Lenins habe ich nur fünf Fälle finden
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können, wo Lenin im Vorbeigehen die Frage der Diktatur der Partei streift.
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<P>
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Der erste Fall betrifft eine Polemik gegen die Sozialrevolutionäre und
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Menschewiki, wo er sagt:
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<H5>
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"Wenn man uns die Diktatur <I>einer</I> Partei zum Vorwurf macht und uns,
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wie ihr gehört habt, die sozialistische Einheitsfront vorschlägt,
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so sagen wir: 'Jawohl, die Diktatur <I>einer</I> Partei! Dabei bleiben wir,
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und diesen Boden können wir nicht verlassen, weil das die Partei ist,
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die sich im Laufe von Jahrzehnten die Stellung als Avantgarde des gesamten
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Fabrik- und Industrieproletariats erobert hat.' " (Rede Lenins auf dem I.
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Allrussischen Kongreß der Bildungsarbeiter, Sämtl. Werke, Bd.
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XXIV, S. 423 russ.)
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</H5>
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<P>
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Der zweite Fall betrifft den "Brief an die Arbeiter und Bauern
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anläßlich des Sieges über Koltschak". Dort sagt er:
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<H5>
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"Die Bauern schrecken sie (besonders die Menschewiki und
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Sozialrevolutionäre, sie alle, sogar die 'Linken' unter ihnen) mit dem
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Schreckgespenst der 'Diktatur <I>einer</I> Partei', der Partei der Bolschewiki,
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der Kommunisten. Das Beispiel Koltschak hat die Bauern gelehrt, ein
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Schreckgespenst nicht zu fürchten. Entweder die Diktatur (das heißt
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die eiserne Macht) der Gutsbesitzer und Kapitalisten oder die Diktatur der
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Arbeiterklasse." (Lenin, Brief an die Arbeiter und Bauern, ebenda S. 436
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russ.)
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</H5>
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<P>
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Der dritte Fall betrifft die Rede Lenins auf dem II. Kongreß der Komintern,
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in der er gegen Tanner polemisiert. Diese Rede habe ich oben zitiert.
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<P>
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Der vierte Fall, das sind einige Zeilen in der Schrift "Die Kinderkrankheit".
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Die betreffenden Zitate wurden schon oben angeführt.
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<P>
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Und der fünfte Fall betrifft den Entwurf einer Disposition über
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die Diktatur des Proletariats, veröffentlicht im "Lenin-Sammelband"
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Nr. III, wo ein Untertitel "Diktatur <I>einer</I> Partei" vorkommt
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("Lenin-Sammelband" Nr. III, S. 497 russ.).
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<P>
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|
Es muß festgestellt werden, daß Lenin in zwei von den fünf
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Fällen, nämlich im letzten und im zweiten Fall, die Worte "Diktatur
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<I>einer</I> Partei" in Anführungszeichen setzt und damit offenkundig
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den ungenauen, übertragenen Sinn dieser Formel unterstreicht.
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<P>
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|
Es muß ferner festgestellt werden, daß Lenin in <I>allen</I>
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diesen Fällen unter "Diktatur der Partei" <I>gegenüber der
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Arbeiterklasse</I> nicht die Diktatur im eigentlichen Sinne dieses Wortes
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("sich auf die Gewalt stützende Macht"), sondern die Führung durch
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die Partei versteht.
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<P>
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Es ist charakteristisch, daß in <I>keinem einzigen</I> seiner
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Werke, weder in den grundlegenden noch in den übrigen, wo Lenin die
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|
Diktatur des Proletariats und die Rolle der Partei im System der Diktatur
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des Proletariats behandelt oder einfach erwähnt, auch nur eine Andeutung
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darauf zu finden ist, daß "die Diktatur des Proletariats die Diktatur
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unserer Partei ist". Im Gegenteil: jede Seite, jede Zeile dieser Werke
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schlägt dieser Formel ins Gesicht (siehe "Staat und Revolution", "Die
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proletarische Revolution und der Renegat Kautsky", "Die Kinderkrankheit"
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usw.).
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<P>
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Noch charakteristischer ist es, daß wir in den Thesen des II. Kongresses
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der Komintern über die Rolle der politischen Partei, die unter der
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unmittelbaren Leitung Lenins ausgearbeitet wurden und auf die sich Lenin
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in seinen Reden wiederholt als auf ein Muster für die richtige Formulierung
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der Rolle und der Aufgaben der Partei berief, <I>kein einziges</I>,
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buchstäblich <I>kein einziges</I> Wort über die Diktatur der Partei
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finden.
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<P>
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Was besagt das alles?
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<P>
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Es besagt:
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<UL>
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<LI>
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a) daß Lenin die Formel "Diktatur der Partei" nicht für einwandfrei
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und genau hielt, weshalb sie in den Werken Lenins äußerst selten
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gebraucht und manchmal in Anführungszeichen gesetzt wird;
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<LI>
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b) daß Lenin in jenen wenigen Fällen, wo er in der Polemik mit
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Gegnern gezwungen war, von der Diktatur der Partei zu sprechen, gewöhnlich
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von der "Diktatur <I>einer</I> Partei", d.h. davon sprach, daß unsere
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Partei <I>allein</I> an der Macht steht, daß sie die Macht <I>nicht
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mit anderen Parteien teilt</I>, wobei er stets erläuterte, daß
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man unter der Diktatur der Partei <I>gegenüber der Arbeiterklasse</I>
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die Führung durch die Partei, ihre führende Rolle verstehen muß;
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<LI>
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c) daß Lenin in allen Fällen, wo er es für nötig hielt,
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|
die Rolle der Partei im System der Diktatur des Proletariats wissenschaftlich
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zu definieren, <I>ausschließlich</I> von der führenden Rolle der
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Partei gegenüber der Arbeiterklasse sprach (und solche Fälle gibt
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es Tausende);
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<LI>
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d) daß gerade deshalb Lenin sich nicht "einfallen" ließ, in die
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grundlegende Resolution über die Rolle der Partei - ich meine die Resolution
|
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des II. Kongresses der Komintern - die Formel "Diktatur der Partei" aufzunehmen;
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<LI>
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e) daß vom Standpunkt des Leninismus diejenigen Genossen nicht im Rechte
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und politisch kurzsichtig sind, die die "Diktatur" der Partei und folglich
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auch die "Diktatur der Führer" der Diktatur des Proletariats gleichstellen
|
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oder gleichzustellen versuchen, denn sie verletzen dadurch die Bedingungen
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für die richtigen Wechselbeziehungen zwischen Avantgarde und Klasse.
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</UL>
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<P>
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Ich spreche schon gar nicht davon, daß die Formel "Diktatur der Partei",
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wenn sie ohne die obenerwähnten Vorbehalte genommen wird, eine ganze
|
|
Reihe von Gefahren und politischen Nachteilen in unserer praktischen Arbeit
|
|
hervorrufen kann. Durch diese Formel, ohne Vorbehalte genommen, wird gleichzeitig
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gesagt:
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<UL>
|
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<LI>
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a) <I>zu den parteilosen Massen</I>: wagt nicht zu widersprechen, wagt nicht
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zu räsonieren, denn die Partei ist allmächtig, denn wir haben die
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Diktatur der Partei;
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<LI>
|
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b) <I>zu den Parteikadern</I>: handelt kühner, greift fester zu, man
|
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braucht gar nicht auf die Stimme der parteilosen Massen zu hören - wir
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|
haben die Diktatur der Partei;
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|
<LI>
|
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c) <I>zu den Parteispitzen</I>: man kann sich den Luxus einer gewissen
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|
Selbstzufriedenheit erlauben, man kann wohl auch ein wenig überheblich
|
|
sein, denn wir haben ja die Diktatur der Partei und "folglich" auch die Diktatur
|
|
der Führer.
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</UL>
|
|
<P>
|
|
Auf diese Gefahren hinzuweisen, ist gerade jetzt angebracht, in der Periode
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des Aufschwungs der politischen Aktivität der Massen, wo die Bereitschaft
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der Partei, aufmerksam auf die Stimme der Massen zu lauschen, für uns
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|
von besonderem Wert ist, wo die Feinfühligkeit gegenüber den
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|
Anforderungen der Massen das grundlegende Gebot unserer Partei ist, wo von
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der Partei besondere Umsicht und besondere Beweglichkeit in der Politik verlangt
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werden, wo die Gefahr der Selbstüberhebung eine der ernstesten Gefahren
|
|
ist, vor denen die Partei in der Frage der richtigen Führung der Massen
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|
steht.
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|
<P>
|
|
Man muß an die goldenen Worte Lenins denken, die er auf dem XI. Parteitag
|
|
unserer Partei gesagt hat:
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<H5>
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"In der Volksmasse sind wir (Kommunisten. J. St.) immerhin nur ein Tropfen
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im Meere, und wir können nur dann regieren, wenn wir das richtig
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ausdrücken, dessen sich das Volk bewußt ist. Andernfalls wird
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|
die kommunistische Partei nicht das Proletariat führen und das Proletariat
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nicht die Massen führen, und die ganze Maschinerie wird zerfallen."
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(Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 9, S. 393.)
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</H5>
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<P>
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|
<I>"Das richtig ausdrücken, dessen sich das Volk bewußt ist"</I>
|
|
- das ist gerade jene unerläßliche Bedingung, die der Partei die
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ehrenvolle Rolle sichert, die grundlegende führende Kraft im System
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der Diktatur des Proletariats zu sein.
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|
<P>
|
|
<HR>
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<H4>
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|
... weiter zu Kapitel 6: <A HREF="st_165.htm">Die Frage des Sozialismus in
|
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einem Lande</A>
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</H4>
|
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<P>
|
|
<HR>
|
|
</BODY>
|
|
</HTML> |