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<TITLE>Franz Mehring: Karl Marx - Die Anfänge der Internationalen </TITLE>
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<!--Hier war ein falsch terminierter Kommentar -->
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<TR>
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Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../default.htm"><SMALL>Franz
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Mehring</SMALL></A></TD>
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</TR>
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</TABLE>
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<HR size="1">
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<P><SMALL>Seitenzahlen nach: Franz Mehring - Gesammelte Schriften, Band 3. Berlin/DDR,
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1960, S. <!-- #BeginEditable "Seitenzahlen" -->322-363<!-- #EndEditable -->.<BR>
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1. Korrektur<BR>
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Erstellt am 30.10.1999</SMALL></P>
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<H2>Franz Mehring: Karl Marx - Geschichte seines Lebens</H2>
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<H1><!-- #BeginEditable "Titel" -->Elftes Kapitel: Die Anfänge der Internationalen<!-- #EndEditable --></H1>
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<hr size="1">
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<!-- #BeginEditable "Text" -->
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<H3 ALIGN="CENTER">1. Die Gründung<A name="Kap_1"></A></H3>
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<P><B>|322|</B> Einige Wochen nach Lassalles Tode, am 28. September 1864, wurde
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in London, auf einem großen Meeting in St. Martins Hall, die Internationale
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Arbeiterassoziation gegründet.</P>
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<P>Sie war nicht das Werk eines einzelnen, kein »kleiner Körper mit einem
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großen Kopfe«, keine heimatlose Verschwörerbande; sie war weder das
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nichtige Schattenbild noch das ungeheure Schrecknis, wie in holdem Wechsel die
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von bösem Gewissen gepeitschte Phantasie de kapitalistischen Herolde behauptete.
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Sie war vielmehr eine Durchgangsform des proletarischen Emanzipationskampfes,
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und ihr geschichtliches Wesen bedingte sowohl, daß sie notwendig, als auch
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daß sie vergänglich war.</P>
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<P>Die kapitalistische Produktionsweise als der Widerspruch in sich selbst, erzeugt
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die modernen Staaten und zerstört sie zugleich. Sie treibt die nationalen
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Gegensätze auf die Spitze, aber sie schafft auch alle Nationen nach ihrem
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Bilde um. Auf ihrem Boden ist dieser Gegensatz unlöslich, und an ihm scheiterte
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immer jene Verbrüderung der Völker, von der die bürgerliche Revolution
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soviel zu singen und zu sagen wußte. Indem die große Industrie Freiheit
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und Frieden zwischen den Nationen predigte, machte sie aus diesem Erdball ein
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Kriegslager, wie es keine frühere Periode der Geschichte gesehen hat.</P>
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<P>Jedoch mit der kapitalistischen Produktionsweise fällt auch ihr innerer
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Widerspruch. Wohl kann sich der proletarische Emanzipationskampf nur auf nationalem
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Boden entwickeln; da sich der kapitalistische Produktionsprozeß innerhalb
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nationaler Schranken vollzieht, so steht jedes Proletariat zunächst seiner
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Bourgeoisie gegenüber. Aber das Proletariat unterliegt nicht dem unerbittlichen
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Konkurrenzkampf, der allen internationalen Freiheits- und Friedensträumen
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der Bourgeoisie ein so jähe und rasches Ende bereitet. Sobald die Arbeiter
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erkennen - und diese Erkenntnis fällt schon mit dem ersten Erwachen ihres
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Klassenbewußtseins zusammen -, daß sie die Konkurrenz in ihren eigenen
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Reihen aufheben <A NAME="S323"></A><B>|323|*</B> müssen, um der Übermacht
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des Kapitals überhaupt einen wirksamen Widerstand entgegenzusetzen, so ist
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nur noch ein Schritt zu der tieferen Erkenntnis, daß auch die Konkurrenz
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zwischen den Arbeiterklassen der verschiedenen Länder aufhören müsse,
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vielmehr ihr gemeinsames Zusammenwirken notwendig sei, um die internationale Herrschaft
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der Bourgeoisie zu brechen.</P>
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<P>Demgemäß machte sich in der modernen Arbeiterbewegung die internationale
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Tendenz schon sehr früh geltend. Was der Verstand der Bourgeoisie, der durch
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ihr Profitinteresse verbarrikadiert ist, nur als unpatriotische Gesinnung, als
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einen Mangel an Bildung und Verstand aufzufassen vermochte, das war nichts anderes
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als eine Lebensbedingung des proletarischen Emanzipationskampfes. Allein wenn
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dieser Kampf auch den Zwiespalt zwischen nationaler und internationaler Tendenz,
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worin die Bourgeoisie sich ewig windet, lösen kann und muß, so gebietet
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er hier sowenig wie sonst irgendwo über eine Zauberrute, die seinen und steilen
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Aufstieg in eine ebene und glatte Bahn wandeln kann. Die moderne Arbeiterklasse
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kämpft unter Bedingungen, die ihr von der geschichtlichen Entwicklung gestellt
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sind, die nicht in einem gewaltigen Ansturm überrannt, sondern nur dadurch
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überwunden werden können, daß sie verstanden werden im Sinne des
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Hegelschen Worts: Verstehen heißt überwinden.</P>
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<P>Erschwert wurde dies Verständnis in hohem Grade dadurch, daß die
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Anfänge der europäischen Arbeiterbewegung, in denen sich alsbald ihre
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internationale Richtung aussprach, mannigfach zusammenfielen und sich durchkreuzten
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mit der Gründung großer Nationalstaaten, eben durch die kapitalistische
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Produktionsweise. Wenige Wochen, nachdem das »Kommunistische Manifest« die vereinigte
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Aktion des Proletariats in allen zivilisierten Ländern als eine unerläßliche
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Voraussetzung seiner Emanzipation verkündet hatte, brach die Revolution von
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1848 aus, die in England und Frankreich zwar schon Bourgeoisie und Proletariat
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als feindliche Mächte gegeneinander stellte, aber in Deutschland und Italien
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erst nationale Unabhängigkeitskämpfe entfachte. Allerdings hat damals
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das Proletariat, soweit es sich schon handelnd betätigte, vollkommen richtig
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erkannt, daß diese Unabhängigkeitskämpfe, wenn auch keineswegs
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sein letztes Ziel, so doch eine Station auf dem Wege zu diesem Ziele waren; es
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hat den nationalen Bewegungen in Deutschland und Italien die tapfersten Kämpfer
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gestellt, und nirgends sind diese Bewegungen besser beraten gewesen als in der
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»Neuen Rheinischen Zeitung«, die von den Verfassern des »Kommunistischen Manifestes«
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herausgegeben wurde. Aber der nationale Kampf drängte naturgemäß
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den <A NAME="S324"></A><B>|324|</B> internationalen Gedanken zurück, zumal
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als sich die Bourgeoisie in Deutschland und Italien unter reaktionäre Bajonette
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zu flüchten begann. In Italien organisierten sich Hilfsvereine der Arbeiter
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unter dem nichts weniger als sozialistischen, aber wenigstens republikanischen
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Banner Mazzinis, und in dem entwickelteren Deutschland, dessen Arbeitern schon
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seit den Tagen Weitlings die internationalen Zusammenhänge ihrer Sache nicht
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fremd waren, kam es eben um der nationalen Frage willen zu einem zehnjährigen
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Bruderkriege.</P>
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<P>Anders lagen die Dinge in Frankreich und England, wo die nationale Einheit
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längst gesichert war, als die proletarische Bewegung begann. Hier war schon
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in vormärzlicher Zeit der internationale Gedanke sehr lebendig: Paris galt
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als Hauptstadt der europäischen Revolution, und London war die Metropole
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des Weltmarkts. Jedoch trat er auch hier mehr oder minder zurück nach den
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proletarischen Niederlagen.</P>
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<P>Der furchtbare Aderlaß der Junischlacht lähmte die französische
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Arbeiterklasse, und der eiserne Druck des bonapartistischen Despotismus hinderte
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ihre gewerkschaftliche wie ihre politische Organisation. Sie fiel in das vormärzliche
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Sektenwesen zurück, aus dessen Wirrwarr zwei Richtungen deutlicher hervortraten,
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in denen sich gewissermaßen das revolutionäre und das sozialistische
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Element schied. Die eine Richtung knüpfte an Blanqui an, der kein eigentlich
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sozialistisches Programm hatte, sondern die politische Gewalt durch den kühnen
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Handstreich einer entschlossenen Minderheit erobern wollte. Die andere Richtung
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- und sie war die ungleich stärkere - stand unter dem geistigen Einfluß
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Proudhons, der mit seinen Tauschbanken zur Herstellung eines unentgeltlichen Kredits
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und ähnlichen doktrinären Experimenten von der politischen Bewegung
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ablenkte; von dieser Bewegung hatte Marx schon im »Achtzehnten Brumaire« gesagt,
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daß sie darauf verzichte, die alte Welt mit ihren eignen großen Gesamtmitteln
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umzuwälzen, vielmehr hinter dem Rücken der Gesellschaft, auf Privatweise,
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innerhalb ihrer beschränkten Existenzbedingungen ihre Erlösung zu vollbringen
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suche.</P>
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<P>Eine in manchen Beziehung ähnliche Entwicklung vollzog sich nach dem Scheitern
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des Chartismus in der englischen Arbeiterklasse. Der große Utopist Owen
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lebte zwar noch in hohen Jahren, aber seine Schule versandete in religiösem
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Freidenkertum. Daneben entstand der Christliche Sozialismus der Kingsley und Maurice,
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der - sowenig er mit seinen kontinentalen Zerrbildern in einen Topf geworfen werden
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durfte - mit seinen Bildungs- und Genossenschaftsbestrebungen doch auch von dem
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politischen Kampf nichts wissen wollte. Aber selbst die gewerkschaftlichen Verbände
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der Trade Unions, die England vor Frankreich voraushatte <A NAME="S325"></A><B>|325|*</B>,
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verharrten in politischer Gleichgültigkeit und beschränkten sich auf
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die Befriedigung ihrer nächstliegenden Bedürfnisse, die ihnen durch
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die fieberhafte Industrietätigkeit der fünfziger Jahre und durch die
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englische Vorherrschaft auf dem Weltmarkt erleichtert wurde.</P>
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<P>Trotz alledem war aber auf englischem Boden die internationale Arbeiterbewegung
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erst sehr allmählich eingeschlafen. Ihre letzten Spuren lassen sich bis in
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das Ende der fünfziger Jahre verfolgen. Die Fraternal Democrats hatten ihr
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Dasein bis in die Tage des Krimkrieges fortgeschleppt, und auch nach ihrem völligen
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Einschlafen war ein Internationales Komitee und danach eine Internationale Assoziation
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entstanden, um die sich namentlich Ernest Jones bemüht hatte. Große
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Bedeutung hatten sie freilich nicht gewonnen, aber sie zeigten doch, daß
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der internationale Gedanke nie völlig erloschen war, sondern in schwachen
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Funken fortlebte, die durch kräftigere Windstöße leicht wieder
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zu hellen Flammen angefacht werden konnten.</P>
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<P>Als solche Windstöße wirkten nacheinander die Handelskrise von 1857,
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der Krieg von 1859 und namentlich der Bürgerkrieg, der seit 1860 zwischen
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den Nord- und den Südstaaten der nordamerikanischen Union entbrannt war.
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Hatte die Handelskrise von 1857 der bonapartistischen Herrlichkeit in Frankreich
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den ersten nachhaltigen Stoß gegeben, so war der Versuch, diesen Stoß
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durch ein glückliches Abenteuer der auswärtigen Politik zu parieren,
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keineswegs gelungen. Die Kugel, die der Dezembermann ins Rollen gebracht hatte,
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war ihm längst aus den Händen geglitten. Die italienische Einheitsbewegung
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wuchs ihm über den Kopf, und die französische Bourgeoisie ließ
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sich mit dem mageren Lorbeer der Schlachten von Magenta und Solferino nicht abspeisen.
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Um ihren wachsenden Übermut zu dämpfen, lag der Gedanke nahe, der Arbeiterklasse
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einen größeren Spielraum zu gewähren; die Existenzmöglichkeit
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des zweiten Kaiserreichs bestand ja recht eigentlich in der gelungenen Lösung
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der Aufgabe, Bourgeoisie und Proletariat gegenseitig in Schach zu halten.</P>
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<P>Natürlich dachte Bonaparte nicht an politische Zugeständnisse, wohl
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aber an gewerkschaftliche. Proudhon, der in den französischen Arbeiterkreisen
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den verhältnismäßig größten Einfluß hatte, war
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ein Gegner des Kaiserreichs, obgleich manche seiner paradoxen Einfälle den
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Anschein des Gegenteils erwecken mochten, aber er war auch ein Gegner der Streiks.
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Hier aber schien die französischen Arbeiter der Schuh am meisten zu drücken.
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Trotz der Abmahnungen Proudhons und der strengen Koalitionsverbote wurden von
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1853 bis 1866 nicht weniger als 3.909 Arbeiter wegen Beteiligung an 749 Koalitionen
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strafrechtlich verurteilt. <A NAME="S326"></A><B>|326|</B> Der nachgemachte Cäsar
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begann damit, die Verurteilten zu begnadigen. Dann unterstützte er die Entsendung
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von französischen Arbeitern auf die Londoner Weltausstellung von 1862, und
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zwar, wie sich nicht bestreiten läßt, in viel gründlicherer Weise,
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als der deutsche Nationalverein denselben sinnreichen Gedanken zu gleicher Zeit
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verwirklichte. Die Delegierten sollten von ihren gewerblichen Fachgenossen gewählt
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werden; es wurden in Paris 50 Wahlbüros für 150 Fächer gebildet,
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die im ganzen 200 Vertreter nach London sandten; die Kosten bestritt - neben einer
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freiwilligen Subskription - die kaiserliche und die städtische Kasse mit
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je 20.000 Franken. Bei ihrer Rückkehr durften die Delegierten ausführliche
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Berichte, die meist schon weit über das fachliche Gebiet hinausgriffen, durch
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den Druck verbreiten. Unter den damaligen Verhältnissen war es eine Haupt-
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und Staatsaktion, die dem ahnungsvollen Engel von Pariser Polizeipräfekten
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den Stoßseufzer entlockte, ehe sich der Kaiser auf solche Scherze einließe,
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sollte er lieber gleich die Koalitionsverbote aufheben.</P>
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<P>In der Tat bekundeten die Arbeiter ihrem eigennützigen Gönner nicht
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den Dank, den er beanspruchte, sondern nur den Dank, den er verdiente. Bei den
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Wahlen von 1863 wurden in Paris für die Kandidaten der Regierung nur 82.000,
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für die Kandidaten der Opposition aber 153.000 Stimmen abgegeben, während
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bei den Wahlen von 1857 die Regierung noch 111.000, die Opposition aber erst 96.000
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Wähler gemustert hatte. Man nahm allgemein an, daß die Abwandlung nur
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zum geringeren Teile durch die Abschwenkung der Bourgeoisie, hauptsächlich
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aber durch die veränderte Stellung der Arbeiterklasse zu erklären sei,
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die gerade jetzt, wo der falsche Bonaparte mit ihrem Interesse kokettierte, ihre
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Unabhängigkeit bekunden wollte, wenn sie zunächst auch nur unter der
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Fahne des bürgerlichen Radikalismus marschierte. Diese Annahme wurde bestätigt,
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als für einige Nachwahlen, die 1864 in Paris stattfanden, sechzig Arbeiter
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den Ziseleur Tolain als ihren Kandidaten aufstellten und ein Manifest erließen,
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worin sie das Wiedererwachen des Sozialismus ankündigten. Freilich hätten,
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hieß es darin, die Sozialisten aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt.
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Im Jahre 1848 seien die Arbeiter noch nicht zu einem klaren Programm gelangt;
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mehr aus Instinkt als Überlegung hätten sie dieser oder jener sozialen
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Theorie gehuldigt. Nun hielten sie sich fern von utopischen Übertreibungen
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und suchten nach sozialen Reformen. An solchen Reformen forderte Tolain Preß-
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und Vereinsfreiheit, Aufhebung der Koalitionsverbote, obligatorischen und unentgeltlichen
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Unterricht sowie Abschaffung des Kultusbudgets.</P>
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<P><B><A NAME="S327">|327|</A></B> Jedoch brachte es Tolain nur auf einige hundert
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Stimmen. Proudhon war wohl mit dem Inhalt des Manifestes einverstanden, aber er
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verwarf die Wahlbeteiligung, da ihm die Abgabe weißer Zettel ein schärferer
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Protest gegen das Kaiserreich zu sein schien; den Blanquisten war das Manifest
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zu gemäßigt, und die Bourgeoisie in ihrer liberalen und radikalen Schattierung,
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mit einzelnen Ausnahmen, fiel mit Hohn und Spott über das selbständige
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Auftreten der Arbeiter her, obgleich das Wahlprogramm Tolains ihnen noch gar keinen
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Anlaß zur Beunruhigung bot. Es war eine ganz ähnliche Erscheinung,
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wie sie sich gleichzeitig in Deutschland zeigte. Hierdurch ermutigt, wagte Bonaparte
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wieder einen Schritt vorwärts; im Mai 1864 wurde durch ein Gesetz zwar noch
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nicht das Verbot der Fachvereine aufgehoben, was erst vier Jahre später geschah;
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wohl aber wurden die Paragraphen des Code pénal beseitigt, die Koalitionen
|
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der Arbeiter für Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen untersagten.</P>
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<P>In England waren zwar schon seit dem Jahre 1825 die Koalitionsverbote aufgehoben,
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|
aber die Existenz der Trade Unions war deshalb noch keineswegs weder rechtlich
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noch tatsächlich gesichert, und der Masse ihrer Mitglieder fehlte das politische
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Wahlrecht, das ihnen ermöglicht hätte, die gesetzlichen Hindernisse
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zu beseitigen, die ihnen den Kampf um eine höhere Lebenshaltung erschwerten.
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Das Aufkommen des kontinentalen Kapitalismus, das eine Unzahl von Existenzen entwurzelte,
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züchtete ihnen eine gefährliche Schmutzkonkurrenz heran: bei jedem Anlauf
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zur Erhöhung der Arbeitslöhne oder zur Verkürzung der Arbeitszeit
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drohten die Kapitalisten mit der Einfuhr französischer, belgischer, deutscher
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oder anderer ausländischer Arbeiter. Aufrüttelnd wirkte dann besonders
|
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der amerikanische Bürgerkrieg. Er rief eine Baumwollenkrisis hervor, die
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über die Arbeiter der englischen Textilindustrie das größte Elend
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brachte.</P>
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<P>So wurden die Trade Unions aus ihrem beschaulichen Dasein erweckt. Es entstand
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ein Neuer Unionismus, der namentlich durch einige erfahrene Beamte der größten
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Trade Unions vertreten wurde: Allan von den Maschinenbauern, Applegarth von den
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|
Zimmerern, Lucraft von den Schreinern, Cremer von den Maurern, Odger von den Schuhmachern
|
|
und andere. Diese Männer erkannten die Notwendigkeit des politischen Kampfes
|
|
auch für die Gewerkschaften. Sie richteten ihr Augenmerk auf eine Wahlreform;
|
|
sie waren die treibenden Kräfte bei einem Monstermeeting, das unter dem Vorsitze
|
|
des radikalen Politikers Bright in St. James Hall stattfand und stürmischen
|
|
Protest gegen den Plan Palmerstons erhob, zugunsten der südlichen Sklavenstaaten
|
|
in der amerikanischen <A NAME="S328"></A><B>|328|*</B> Bürgerkrieg einzugreifen,
|
|
und als Garibaldi im Frühling 1864 einen Besuch in London abstattete, bereiteten
|
|
sie ihm einen festlichen Empfang.</P>
|
|
<P>Das politische Wiedererwachen der englischen und der französischen Arbeiterklasse
|
|
rief den internationalen Gedanken wieder wach. Schon bei der Weltausstellung von
|
|
1862 fand ein »Verbrüderungsfest« zwischen den französischen Delegierten
|
|
und englischen Arbeitern statt. Enger geknüpft wurde das Band durch den polnischen
|
|
Aufstand von 1863. Die polnische Sache war unter den revolutionären Elementen
|
|
der westeuropäischen Kulturvölker von jeher äußerst populär;
|
|
die Unterdrückung und Zerstückelung Polens machte die drei Ostmächte
|
|
zu einer reaktionären Macht, die Wiederherstellung Polens war ein Stoß
|
|
ins Herz der russischen Hegemonie über Europa. Schon von den Fraternal Democrats
|
|
waren die Gedenktage der polnischen Revolution von 1830 regelmäßig
|
|
gefeiert worden; unter begeisterten Kundgebungen für die polnische Nation,
|
|
doch auch immer schon in dem Sinne, daß die Wiederherstellung eines freien
|
|
und demokratischen Polens eine notwendige Vorbedingung der proletarischen Emanzipation
|
|
sei. So auch 1863. Auf den Londoner Polenmeetings, zu denen französische
|
|
Arbeiter ihre Vertreter gesandt hatten, klang die soziale Note scharf hervor,
|
|
und sie war auch der Grundton einer Adresse, die ein Ausschuß englischer
|
|
Arbeiter unter dem Vorsitz Odgers an die französischen Arbeiter richtete,
|
|
um ihnen für ihre Teilnahme an den Polenmeetings zu danken. Die Adresse betonte
|
|
namentlich, daß die Schmutzkonkurrenz, die das englische Kapital durch die
|
|
Einfuhr ausländischer Arbeiter dem englischen Proletariat mache, nur möglich
|
|
sei, weil es an einer systematischen Verbindung zwischen den arbeitenden Klassen
|
|
aller Länder fehle.</P>
|
|
<P>Sie wurde von Professor Beesly, einem um die Arbeitersache vielfach verdienten
|
|
Gelehrten, der an der Londoner Universität Geschichte vortrug, ins Französische
|
|
übersetzt und rief eine lebhafte Bewegung in den Pariser Werkstätten
|
|
hervor, die in dem Entschluß gipfelte, die Antwort durch eine Deputation
|
|
persönlich nach London zu schicken. Zu deren Empfang berief der englische
|
|
Ausschuß für den 28. September 1864 nach St. Martins Hall ein Meeting,
|
|
das unter dem Vorsitz Beeslys tagte und bis zum Ersticken überfüllt
|
|
war. Tolain verlas die französische Antwortadresse, die vom polnischen Aufstande
|
|
anhob: »Wiederum ist Polen vom Blute seiner Kinder erstickt worden, und wir sind
|
|
machtlose Zuschauer geblieben«, um dann zu fordern, daß die Stimme des Volkes
|
|
in allen großen politischen und sozialen Fragen gehört werden müsse.
|
|
Die despotische Macht des Kapitals müsse gebrochen werden. Durch die <A NAME="S329"></A><B>|329|</B>
|
|
Teilung der Arbeit sei der Mensch zum mechanischen Werkzeug geworden, und der
|
|
Freihandel ohne Solidarität der Arbeiter müsse eine industrielle Leibeigenschaft
|
|
herbeiführen, die unbarmherziger und verhängnisvoller sei, als die in
|
|
den Tagen der großen Revolution zerbrochene Leibeigenschaft. Die Arbeiter
|
|
aller Länder müßten sich vereinigen, um einem verhängnisvollen
|
|
System eine unüberwindliche Schranke entgegenzusetzen.</P>
|
|
<P>Nach einer lebhaften Debatte, in der Eccarius für die Deutschen sprach,
|
|
beschloß das Meeting auf den Antrag des Trade-Unionisten Wheeler, ein Komitee
|
|
niederzusetzen mit der Vollmacht, seine Zahl zu vermehren und die Statuten für
|
|
eine internationale Vereinigung zu entwerfen, die vorläufig gelten sollten,
|
|
bis im nächsten Jahre ein internationaler Kongreß in Belgien endgültig
|
|
darüber entschiede. Das Komitee wurde gewählt: es bestand aus zahlreichen
|
|
Trade-Unionisten und ausländischen Vertretern der Arbeitersache, darunter
|
|
für die Deutschen - ihn nennt der Zeitungsbericht an letzter Stelle - Karl
|
|
Marx.</P>
|
|
<H4 ALIGN="CENTER">2. »Inauguraladresse« und »Statuten«<A name="Kap_2"></A></H4>
|
|
<P>Marx hatte bis dahin keinen tätigen Anteil an der Bewegung genommen. Er
|
|
war von dem Franzosen Le Lubez aufgefordert worden, sich für die deutschen
|
|
Arbeiter zu beteiligen und namentlich einen deutschen Arbeiter als Sprecher zu
|
|
stellen. Er schlug Eccarius vor, während er selbst dem Meeting nur als stumme
|
|
Figur auf der Plattform beiwohnte.</P>
|
|
<P>Marx dachte von seiner wissenschaftlichen Arbeit hoch genug, um sie aller Vereinsspielerei
|
|
voranzustellen, die von vornherein aussichtslos erschien, aber er schob sie gern
|
|
zurück, wo nützliche Arbeit für das Proletariat zu verrichten war.
|
|
Diesmal erkannte er, daß »wirkliche Mächte« im Spiel waren. Er schrieb
|
|
an Weydemeyer und ähnlich an andere Freunde: »Das neulich errichtete Internationale
|
|
Arbeiterkomitee ist nicht ohne Bedeutung. Seine englischen Mitglieder bestehen
|
|
meist aus den Chefs der hiesigen Trade Unions, also den wirklichen Arbeiterkönigen
|
|
von London, denselben Leuten, die dem Garibaldi den Riesenempfang bereiteten und
|
|
die durch das Monstremeeting in St. James Hall (unter Brights Vorsitz) Palmerston
|
|
verhinderten, den Krieg an die Vereinigten Staaten zu erklären, wie er auf
|
|
dem Punkte stand es zu tun. Von seiten der Franzosen sind die Mitglieder unbedeutend,
|
|
aber sie <A NAME="S330"></A><B>|330|</B> sind die direkten Organe der leitenden
|
|
Arbeiter in Paris. Ebenso besteht Verbindung mit den italienischen Vereinen, die
|
|
kürzlich ihren Kongreß in Neapel hielten. Obgleich ich jahrelang systematisch
|
|
alle Teilnahme an allen ›Organisationen‹ ablehnte, so akzeptierte ich diesmal,
|
|
weil es sich um eine Geschichte handelt, wo es möglich ist, bedeutend zu
|
|
wirken.« Marx erkannte, daß »offenbar ein Wiederaufleben der arbeitenden
|
|
Klassen stattfände«, und ihnen die neuen Wege zu bahnen, hielt er für
|
|
seine oberste Pflicht.</P>
|
|
<P>Dabei fügte es sich glücklich, daß ihm die geistige Leitung
|
|
durch äußere Umstände von selbst zufiel. Das gewählte Komitee
|
|
ergänzte sich durch Hinzuziehung neuer Kräfte; es bestand aus etwa 50
|
|
Mitgliedern, zur Hälfte englischen Arbeitern. Danach war am stärksten
|
|
Deutschland durch etwa 10 Mitglieder vertreten, die wie Marx, Eccarius, Leßner,
|
|
Lochner, Pfänder schon dem Bunde der Kommunisten angehört hatten. Frankreich
|
|
hatte 9, Italien 6, Polen und die Schweiz je 2 Vertreter. Nach seiner Konstituierung
|
|
setzte das Komitee ein Unterkomitee nieder, das Programm und Statuten entwerfen
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sollte.</P>
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<P>In dieses Unterkomitee wurde auch Marx gewählt, doch war er durch Krankheit
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oder wegen zu später Benachrichtigung wiederholt verhindert, den Beratungen
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beizuwohnen. Derweil hatten sich der Major Wolf, der Privatsekretär Mazzinis,
|
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der Engländer Weston und der Franzose Le Lubez vergebens mit der Lösung
|
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der Aufgabe befaßt, die dem Unterkomitee gestellt war. So populär Mazzini
|
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damals unter den englischen Arbeitern war, so verstand er sich doch viel zuwenig
|
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auf die moderne Arbeiterbewegung, um mit seinem Entwurf geschulten Trade-Unionisten
|
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zu imponieren. Der proletarische Klassenkampf war ihm unverständlich und
|
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deshalb verhaßt. Sein Programm verstieg sich höchstens zu einiger sozialistischer
|
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Phraseologie, über die das Proletariat im Anfange der sechziger Jahre längst
|
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hinaus war. Ebenso waren seine Statuten aus dem Geiste einer vergangenen Zeit
|
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geboren; in der streng zentralistischen Weise politischer Verschwörungsgesellschaften
|
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abgefaßt, verstießen sie wie gegen die Lebensbedingungen der Trade
|
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Unions im besonderen, so im allgemeinen gegen Lebensbedingungen eines internationalen
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Arbeiterbundes, der keine neue Bewegung schaffen, sondern nur die in verschiedenen
|
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Ländern schon vorhandene, aber verzettelte Klasssenbewegung des Proletariats
|
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verbinden sollte. Ebensowenig kamen die Entwürfe, die Le Lubez und Weston
|
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vorlegten, über ein allgemeines Phrasengeklingel hinaus.</P>
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<P>So war die Sache gründlich verfahren, als Marx sie in die Hand nahm. Er
|
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war entschlossen, daß wo möglich »not one single line [Mehring <A NAME="S331"></A><B>|331|</B>
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übersetzt: nicht eine einzige Zeile] von dem Zeug stehnbleiben sollte«, und
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um sich ganz davon zu emanzipieren, entwarf er - was auf dem Meeting in St. Martins
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Hall nicht vorgesehen war - eine Adresse an die arbeitenden Klassen, eine Art
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Rückblick auf ihre Schicksale seit 1848, um danach die Statuten um so klarer
|
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und kürzer zu fassen. Das Unterkomitee nahm seine Vorschläge sofort
|
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an, nur daß es in die Einleitung der Statuten einige Phrasen von »Recht,
|
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Pflicht, Wahrheit, Moral und Gerechtigkeit« einschaltete, die Marx jedoch, wie
|
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er an Engels schrieb, so unterzubringen wußte, daß sie keinen Schaden
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anrichten konnten. Dann nahm auch das Generalkomitee »Adresse« wie »Statuten«
|
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einstimmig und mit großer Begeisterung an.</P>
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<P>Von der »Inauguraladresse« hat Beesly später einmal gesagt, sie sei wahrscheinlich
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die gewaltigste und schlagendste Darlegung der Arbeitersache gegen die Mittelklasse,
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die je in ein Dutzend kleiner Seiten zusammengepreßt worden sei. Die »Adresse«
|
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begann damit, die große Tatsache festzustellen, daß sich die Not der
|
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Arbeiterklasse in den Jahren von 1848 bis 1864 nicht gemindert habe, obgleich
|
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gerade dieser Zeitraum in den Jahrbüchern der Geschichte beispiellos dastehe
|
|
durch die Entwicklung seiner Industrie und das Wachstum seines Handels. Sie führte
|
|
den Beweis dadurch, daß sie urkundlich gegenüberstellte einerseits
|
|
die fürchterliche Statistik der amtlichen Blaubücher über das Elend
|
|
des englischen Proletariats, andererseits die Ziffern, die der Schatzkanzler Gladstone
|
|
in seinen Budgetreden beigebracht hatte für die berauschende, aber ganz und
|
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gar auf die besitzenden Klassen beschränkte Vermehrung von Macht und Reichtum,
|
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die in jenem Zeitraum vor sich gegangen sei. Die »Adresse« deckte diesen schreienden
|
|
Gegensatz an den englischen Zuständen auf, weil England an der Spitze der
|
|
europäischen Industrie und des europäischen Handels stehe, aber sie
|
|
fügte hinzu, daß er mit anderer Lokalfärbung und auf etwas kleinerer
|
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Stufenleiter in allen Ländern des Festlandes bestehe, wo die große
|
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Industrie sich entwickle.</P>
|
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<P>Überall beschränke sich die berauschende Vermehrung von Macht und
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Reichtum auf die besitzenden Klassen, es sei denn, daß eine kleine Anzahl
|
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von Arbeitern, wie in England, einen etwas erhöhten, aber durch die allgemeine
|
|
Preissteigerung wieder ausgeglichenen Arbeitslohn erhalten hätte. »Überall
|
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sank die große Masse der arbeitenden Klassen in immer tieferes Elend, mindestens
|
|
in demselben Maße, wie die oberen Klassen auf der sozialen Leiter stiegen.
|
|
In allen Ländern Europas steht es jetzt als Wahrheit fest, unleugbar für
|
|
jeden unbefangenen Forscher, und nur bestritten von denen, die ein Interesse <A NAME="S332"></A><B>|332|</B>
|
|
daran haben, anderen trügerische Hoffnungen zu erwecken, daß weder
|
|
die Vervollkommnung der Maschinen noch die Verwertung der Wissenschaft für
|
|
den Ackerbau oder die Industrie, weder die Hilfsmittel und Kunstgriffe des Verkehrs
|
|
noch neue Kolonien oder Auswanderung, weder die Eroberung neuer Märkte noch
|
|
der Freihandel oder alle diese Dinge zusammengenommen das Elend der gewerbtätigen
|
|
Massen zu beseitigen vermögen, daß vielmehr auf der falschen Grundlage
|
|
des Bestehenden jede frische Entwicklung der schöpferischen Kraft der Arbeit
|
|
nur dahin zielt, die sozialen Gegensätze zu vertiefen und den sozialen Konflikt
|
|
zu verschärfen. Hungertod erhob sich in der Hauptstadt des britischen Königreichs
|
|
beinahe auf den Rang einer sozialen Institution während dieser berauschenden
|
|
Periode ökonomischen Fortschritts. Dieser Zeitraum ist in den Jahrbüchern
|
|
der Geschichte gekennzeichnet durch die beschleunigte Wiederkehr, den erweiterten
|
|
Umfang und die tödlichen Wirkungen der sozialen Pest, die man Handels- und
|
|
Industriekrisen nennt.«<A name="ZT1"></A><A href="fm03_322.htm#Z1"><SPAN class="top">[1]</SPAN></A></P>
|
|
<P>Die »Adresse« warf dann einen Blick auf die Niederlage der Arbeiterbewegung
|
|
in den fünfziger Jahren und fand, daß diese Zeit auch ihre entschädigenden
|
|
Charakterzüge habe. Besonders zwei große Tatsachen wurden hervorgehoben.
|
|
Zuerst der gesetzliche Zehnstundentag mit seinen für das englische Proletariat
|
|
so heilsamen Folgen. Der Kampf für die gesetzliche Beschränkung der
|
|
Arbeitszeit war ein direkter Eingriff in den großen Kampf zwischen der blinden
|
|
Regel der Gesetze über Angebot und Nachfrage, die die politische Ökonomie
|
|
der Bourgeoisie ausmachen, und der durch soziale Fürsorge geregelten Produktion,
|
|
die die Arbeiterklasse vertritt. »Und deshalb war die Zehnstundenbill nicht nur
|
|
ein großer praktischer Erfolg, sondern auch der Sieg eines Prinzips; zum
|
|
ersten Male erlag die politische Ökonomie der Bourgeoisie der politischen
|
|
Ökonomie der Arbeiterklasse.«<A name="ZT2"></A><A href="fm03_322.htm#Z2"><SPAN class="top">[2]</SPAN></A></P>
|
|
<P>Einen noch größeren Sieg erfocht die politische Ökonomie des
|
|
Proletariats durch die Kooperativbewegung, die auf dem Prinzip der Kooperation
|
|
beruhenden, durch wenige unverzagte, wenn auch ununterstützte Hände
|
|
ins Leben gerufenen Fabriken. Der Wert dieser großen sozialen Versuche könne
|
|
nicht hoch genug angeschlagen werden. »Durch die Tat, statt der Gründe, haben
|
|
sie bewiesen, daß Produktion in großem Maßstab und in Übereinstimmung
|
|
mit den Geboten modernster Wissenschaft stattfinden kann ohne die Existenz einer
|
|
Klasse von Unternehmern, die einer Klasse von Arbeitern zu tun gibt, daß
|
|
die Arbeitsmittel, um Früchte zu tragen, nicht als Werkzeuge ausbeutender
|
|
Herrschaft über die Arbeitenden selbst monopolisiert zu werden brauchen,
|
|
<A NAME="S333"></A><B>|333|</B> daß Lohnarbeit wie Sklavenarbeit wie Leibeigenschaft
|
|
nur eine untergeordnete und vorübergehende Form ist, die, dem Untergange
|
|
geweiht, verschwinden muß vor der genossenschaftlichen Arbeit, die ihre
|
|
schwere Aufgabe mit williger Hand, leichtem Sinn und fröhlichem Herzen erfüllt.«<A name="ZT3"></A><A href="fm03_322.htm#Z3"><SPAN class="top">[3]</SPAN></A>
|
|
Gleichwohl vermag Kooperativarbeit, auf gelegentliche Versuche beschränkt,
|
|
das kapitalistische Monopol nicht zu brechen. »Vielleicht haben gerade aus diesem
|
|
Grunde Aristokraten von anscheinend edler Denkungsart, menschenfreundliche Schönredner
|
|
der Bourgeoisie und selbst geschäftskluge Nationalökonomen ganz urplötzlich
|
|
mit widerlichen Komplimenten eben dem Kooperativarbeitssystem gehuldigt, das sie
|
|
vergebens im Keime zu ersticken versucht, als die Utopie des Träumers verhöhnt
|
|
oder als Verrücktheit des Sozialisten gebrandmarkt hatten.«<A name="ZT4"></A><A href="fm03_322.htm#Z4"><SPAN class="top">[4]</SPAN></A> Erst die Entwicklung
|
|
der Kooperativarbeit zu nationalen Dimensionen könne die Massen retten. Dagegen
|
|
würden die Herren des Grundbesitzes und des Kapitals stets ihre politischen
|
|
Vorrechte aufbieten, um ihre ökonomischen Monopole zu verewigen. Deshalb
|
|
sei es die große Pflicht der arbeitenden Klassen, politische Macht zu erobern.</P>
|
|
<P>Diese Pflicht schienen die Arbeiter begriffen zu haben, wie ihr gleichzeitiges
|
|
Wiederaufleben in England, Frankreich, Deutschland und Italien, ihr gleichzeitiges
|
|
Streben nach einer politischen Reorganisation der Arbeiterpartei bewiese. »Ein
|
|
Element des Erfolges besitzen sie - Zahlen. Aber Zahlen wiegen nur schwer in der
|
|
Waage, wenn sie durch ein Bündnis vereinigt und einem bewußten Ziel
|
|
entgegengeführt werden.«<A name="ZT5"></A><A href="fm03_322.htm#Z5"><SPAN class="top">[5]</SPAN></A> Die Erfahrung der Vergangenheit lehre, daß
|
|
Mißachtung der Brüderlichkeit, die zwischen den Arbeitern der verschiedenen
|
|
Länder bestehen und sie anspornen sollte, in allen Kämpfen für
|
|
ihre Emanzipation fest beieinander zu stehen, sich durch eine allgemeine Vereitelung
|
|
ihrer zusammenhanglosen Anstrengungen räche. Diese Erwägung habe das
|
|
Meeting in St. Martins Hall zur Gründung der Internationalen Arbeiterassoziation
|
|
veranlaßt.</P>
|
|
<P>Und noch eine Überzeugung habe dies Meeting beherrscht. Erheische die
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|
Emanzipation der arbeitenden Klassen ihren brüderlichen Beistand, wie könnten
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|
sie dieses große Ziel erreichen mit einer auswärtigen Politik der Regierungen,
|
|
die frevelhafte Pläne verfolge, mit nationalen Vorurteilen spiele und in
|
|
Raubzügen Blut und Gut des Volkes vergeude? Nicht die Weisheit der herrschenden
|
|
Klassen, sondern der heldenmütige Widerstand des Proletariats gegen ihre
|
|
verbrecherische Torheit habe den Westen Europas vor einem infamen Kreuzzug für
|
|
die Verewigung und Fortpflanzung der Sklaverei auf dem jenseitigen Ufer des Atlantischen
|
|
Ozeans bewahrt. Der schamlose Beifall, die nur scheinbare <A NAME="S334"></A><B>|334|</B>
|
|
Sympathie oder die blöde Gleichgültigkeit, womit die höheren Klassen
|
|
zugesehen hätten, wie Rußland die Bergfeste des Kaukasus erbeutete
|
|
und das heldenmütige Polen ermordete, wiesen die arbeitenden Klassen auf
|
|
ihre Pflicht, in die Geheimnisse der internationalen Politik einzudringen, die
|
|
diplomatischen Streiche ihrer Regierungen zu überwachen, ihnen mit allen
|
|
Mitteln entgegenwirken, wenn möglich; wenn es aber unmöglich sei, ihnen
|
|
zuvorzukommen, sich in gleichzeitigen Demonstrationen zu vereinigen, und die einfachen
|
|
Gesetze von Moral und Recht, die die Beziehungen von Privatpersonen regeln sollten,
|
|
als die obersten Gesetze für den Verkehr der Nationen geltend zu machen.
|
|
Der Kampf für eine solche auswärtige Politik sei eingeschlossen in den
|
|
allgemeinen Kampf für die Emanzipation der Arbeiterklasse. Die »Adresse«
|
|
schloß wie einst das »Kommunistische Manifest«: Proletarier aller Länder,
|
|
vereinigt euch!</P>
|
|
<P>Die »Statuten« begannen mit Erwägungsgründen <A name="ZT6"></A><A href="fm03_322.htm#Z6"><SPAN class="top">[6]</SPAN></A>, die sich in folgende
|
|
Sätze zusammenfassen lassen: Die Emanzipation der Arbeiterklasse muß
|
|
durch die Arbeiter selbst erobert werden; der Kampf für sie ist kein Kampf
|
|
für neue Klassenvorrechte, sondern für die Vernichtung aller Klassenherrschaft.
|
|
Der ökonomischen Unterwerfung des Arbeiters unter den Aneigner der Arbeitsmittel,
|
|
das heißt der Lebensquellen, liegt die Knechtschaft in allen ihren Formen
|
|
zugrunde: dem sozialen Elend, der geistigen Verkümmerung und der politischen
|
|
Abhängigkeit. Die ökonomische Emanzipation der Arbeiterklasse ist daher
|
|
das große Ziel, dem jede politische Bewegung als Mittel dienen muß.
|
|
Alle nach diesem Ziele strebenden Versuche sind bisher gescheitert aus Mangel
|
|
an Einigkeit zwischen den verschiedenen Arbeitsgruppen jedes Landes und zwischen
|
|
den Arbeiterklassen der verschiedenen Länder. Die Emanzipation der Arbeiter
|
|
ist weder eine lokale noch eine nationale, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe;
|
|
sie umfaßt alle Länder, in denen die moderne Gesellschaft besteht;
|
|
sie kann nur vollbracht werden durch das planmäßige Zusammenwirken
|
|
dieser Länder. An diese klaren und scharfen Sätze waren dann jene moralischen
|
|
Gemeinplätze über Gerechtigkeit und Wahrheit, Pflichten und Rechte gehängt,
|
|
die Marx nur mit Widerstreben in seinem Text aufnahm.</P>
|
|
<P>Die Organisation des Bundes gipfelte in einem Generalrat, der zusammengesetzt
|
|
sein sollte aus Arbeitern der verschiedenen, in der Assoziation vertretenen Länder.
|
|
Bis zum ersten Kongreß übernahm das in St. Martins Hall gewählte
|
|
Komitee die Befugnisse des Generalrats. Sie bestanden darin, die internationale
|
|
Vermittlung zwischen den Arbeiterorganisationen der verschiedenen Länder
|
|
zu übernehmen, die Arbeiter <A NAME="S335"></A><B>|335|</B> jedes Landes
|
|
fortdauernd über die Bewegungen ihrer Klasse in anderen Ländern zu unterrichten,
|
|
statistische Untersuchungen über die Lage der arbeitenden Klassen anzustellen,
|
|
Fragen von allgemeinem Interesse in allen Arbeitergesellschaften beraten zu lassen,
|
|
im Falle internationaler Streitigkeiten eine gleichmäßige und gleichzeitige
|
|
Aktion der verbundenen Organisationen zu veranlassen, periodische Berichte zu
|
|
veröffentlichen und ähnlichen Aufgaben. Der Generalrat wurde vom Kongreß
|
|
gewählt, der jährlich einmal zusammentrat. Der Kongreß bestimmte
|
|
den Sitz des Generalrats sowie Ort und Zeit des nächsten Kongresses. Doch
|
|
war der Generalrat befugt, die Zahl seiner Mitglieder zu vervollständigen
|
|
und im Notfalle den Ort des Kongresses zu wechseln, nicht aber die Zeit seines
|
|
Zusammentritts hinauszuschieben. Die Arbeitergesellschaften der einzelnen Länder,
|
|
die sich der Internationalen anschlossen, behielten ihre gesonderte Organisation
|
|
unangetastet bei. Keiner unabhängigen Lokalgesellschaft war verwehrt, unmittelbar
|
|
mit dem Generalrat zu verkehren, doch wurde es als eine für die wirksame
|
|
Tätigkeit des Generalrats notwendige Vorbedingung bezeichnet, daß die
|
|
gesonderten Arbeitergesellschaften der einzelnen Länder sich soweit möglich
|
|
zu nationalen, in Zentralorganen vertretenen Körperschaften vereinigten.</P>
|
|
<P>So falsch es ist zu sagen, daß die Internationale die Erfindung eines
|
|
»großen Kopfes« gewesen sei, so war es gleichwohl ihr Glück, daß
|
|
sie bei ihrem Entstehen einen großen Kopf fand, der ihr lange Irrwege ersparte,
|
|
indem er ihr den richtigen Weg wies. Mehr tat Marx nicht und mehr wollte er auch
|
|
nicht tun. Die unvergleichliche Meisterschaft der »Adresse« wie der »Statuten«
|
|
bestand eben darin, daß sie durchweg an die augenblickliche Lage der Dinge
|
|
anknüpften und gleichwohl, wie Liebknecht einmal treffend sagte, die letzten
|
|
Konsequenzen des Kommunismus enthielten, nicht minder als das »Kommunistische
|
|
Manifest«.</P>
|
|
<P>Von diesem unterschieden sie sich nicht nur durch die Form; »es bedarf Zeit«,
|
|
schrieb Marx an Engels, »bis die wiedererwachte Bewegung die alte Kühnheit
|
|
der Sprache wieder erlaubt. Nötig fortiter in re, suaviter in modo [Mehring
|
|
übersetzt: stark in der Sache, mild in der Form].« Sie hatte überhaupt
|
|
eine andere Aufgabe. Es kam nunmehr darauf an, die gesamte streitbare Arbeiterschaft
|
|
Europas und Amerikas zu einem großen Heereskörper zu verschmelzen,
|
|
ein Programm aufzustellen, das nach einem Worte von Engels, den englischen Trade
|
|
Unions, den französischen, belgischen, italienischen, spanischen Proudhonisten,
|
|
den deutschen Lassalleanern die Türe nicht verschloß. Für den
|
|
schließlichen Sieg des wissenschaftlichen Sozialismus, wie er im »Kommunistischen
|
|
Manifest« <A NAME="S336"></A><B>|336|*</B> aufgestellt war, verließ sich
|
|
Marx einzig und allein auf die intellektuelle Entwicklung der Arbeiterklasse,
|
|
wie sie aus ihrer vereinigten Aktion hervorgehen mußte.</P>
|
|
<P>Früh genug wurde seine Erwartung auf eine harte Probe gestellt; kaum hatte
|
|
er die Werbearbeit für die Internationale begonnen, als er in einen schweren
|
|
Zusammenstoß mit derjenigen europäischen Arbeiterklasse geriet, der
|
|
die Grundsätze der Internationalen am ehesten einleuchteten.</P>
|
|
<H4 ALIGN="CENTER">3. Die Absage an Schweitzer<A name="Kap_3"></A></H4>
|
|
<P>Es ist eine alte aber weder schöne noch wahre Überlieferung, daß
|
|
die deutschen Lassalleaner den Eintritt in die Internationale verweigert und sich
|
|
überhaupt feindlich zu ihr gestellt hätten.</P>
|
|
<P>Zunächst ist nicht abzusehen, welchen Grund sie dazu gehabt haben sollten.
|
|
Ihre straffe Organisation, auf die sie allerdings hohen Wert legten, wurde durch
|
|
die »Statuten« der Internationalen nicht im entferntesten angetastet, und die
|
|
»Inauguraladresse« konnten sie von A bis Z unterschreiben; mit besonderer Genugtuung
|
|
sogar den Abschnitt über die Kooperativarbeit, die nur durch ihre Ausdehnung
|
|
zu nationalen Dimensionen und ihre Förderung durch Staatsmittel die Massen
|
|
retten könne.</P>
|
|
<P>In der Tat haben sich die deutschen Lassalleaner von vornherein durchaus freundlich
|
|
zur Internationalen gestellt, obgleich sie zur Zeit ihrer Entstehung genug mit
|
|
sich selbst zu tun hatten. Nach dem Tode Lassalles und auf dessen testamentarische
|
|
Empfehlungen war Bernhard Becker zum Präsidenten des Allgemeinen Deutschen
|
|
Arbeitervereins gewählt worden, erwies sich jedoch so unfähig, daß
|
|
ein heilloser Wirrwarr entstand. Was den Verein noch zusammenhielt, war das Vereinsorgan,
|
|
der »Social-Demokrat«, der seit Ende des Jahres 1864 unter der geistigen Leistung
|
|
J. B. von Schweitzers erschien. Dieser ebenso energische wie fähige Mann
|
|
hatte sich aufs eifrigste um die Mitarbeit von Marx und Engels beworben, hatte
|
|
Liebknecht, wozu ihn niemand zwang, in die Redaktion aufgenommen und gleich in
|
|
der zweiten und dritten Nummer seines Blattes die »Inauguraladresse« abgedruckt.</P>
|
|
<P>Nun hatte allerdings Moses Heß, der aus Paris für das Blatt korrespondierte,
|
|
die Unabhängigkeit Tolains verdächtigt, indem er ihn einen Freund des
|
|
Palais Royal nannte, wo Jerôme Bonaparte den roten Demagogen spielte, aber
|
|
Schweitzer hatte den Brief erst nach ausdrücklicher <A NAME="S337"></A><B>|337|*</B>
|
|
Genehmigung Liebknechts veröffentlicht. Als sich Marx darüber beschwerte,
|
|
ging Schweitzer noch weiter und ordnete an, daß Liebknecht alles selbst
|
|
zu redigieren habe, was sich auf die Internationale bezöge; ja am 15. Februar
|
|
1865 schrieb er an Marx, er werde eine Resolution vorschlagen, worin der Allgemeine
|
|
Deutsche Arbeiterverein sein volles Einverständnis mit den Grundsätzen
|
|
der Internationalen erklären und die Beschickung ihrer Kongresse versprechen
|
|
solle, auf seinen formellen Anschluß aber lediglich aus Rücksicht auf
|
|
die deutschen Bundesgesetze verzichten werde, die die Verbindung verschiedener
|
|
Vereine verboten. Auf dieses Angebot hat Schweitzer keine Antwort mehr erhalten;
|
|
vielmehr sagten sich Marx und Engels durch eine öffentliche Erklärung
|
|
von der Mitarbeit für den »Social-Demokraten« los.</P>
|
|
<P>Daraus geht schon zur Genüge hervor, daß der peinliche Bruch in
|
|
keiner Weise mit Zwistigkeiten wegen der Internationalen zu tun hatte. Was ihn
|
|
veranlaßte, sagten Marx und Engels ganz offen in ihrer Erklärung. Sie
|
|
hätten keinen Augenblick die schwierige Stellung des »Social-Demokraten«
|
|
verkannt und keine für den Meridian von Berlin unpassenden Ansprüche
|
|
erhoben. Aber sie hätten wiederholt gefordert, daß dem Ministerium
|
|
und der feudal-absolutistischen Partei gegenüber eine wenigstens ebenso kühne
|
|
Sprache geführt werde wie gegenüber den Fortschrittlern. Die von dem
|
|
»Social-Demokraten« befolgte Taktik schlösse ihre weitere Betätigung
|
|
an dem Blatte aus. Was sie einst in der »Deutschen-Brüsseler-Zeitung« über
|
|
den königlich preußischen Regierungssozialismus und die Stellung der
|
|
Arbeiterpartei zu solchem Blendwerk entwickelt hätten, in einer Antwort an
|
|
den »Rheinischen Beobachter«, der eine »Allianz« des »Proletariats« mit der »Regierung«
|
|
gegen die »liberale Bourgeoisie« vorgeschlagen habe, das unterschrieben sie auch
|
|
jetzt Wort für Wort.</P>
|
|
<P>Mit einer solchen »Allianz« oder einem »preußischen Regierungssozialismus«
|
|
hatte die Taktik des »Social-Demokraten« nichts zu tun. Nachdem sich die Hoffnung
|
|
Lassalles, die deutsche Arbeiterklasse in einem mächtigen Anlauf aufzurütteln,
|
|
als trügerisch erwiesen hatte, war der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein
|
|
mit seinen paar tausend Mitgliedern eingeklemmt zwischen zwei Gegnern, deren jeder
|
|
stark genug war, ihn zu erdrücken. So wie die Dinge damals lagen, hatte die
|
|
junge Arbeiterpartei von dem stumpfsinnigen Haß der Bourgeoisie gar nichts,
|
|
von dem verschlagenen Diplomaten Bismarck aber wenigstens so viel zu erwarten,
|
|
daß er seine großpreußische Politik nicht ohne gewisse Zugeständnisse
|
|
an die Volksmassen durchführen konnte. Weder über den Wert noch über
|
|
den Zweck solcher Zugeständnisse hat sich Schweitzer <A NAME="S338"></A><B>|338|</B>
|
|
je einer Einbildung hingegeben, aber zu einer Zeit, wo der deutschen Arbeiterklasse
|
|
die gesetzlichen Vorbedingungen ihrer Organisation so gut wie ganz fehlten, wo
|
|
sie ein wirksames Wahlrecht überhaupt nicht besaß und Preß-,
|
|
Vereins- und Versammlungsfreiheit der bürokratischen Willkür preisgegeben
|
|
waren, war ein Vorwärtskommen nicht so möglich, daß der »Social-Demokrat«
|
|
auf beide Gegner gleich heftig einschlug, sondern nur so, daß er einen gegen
|
|
den andern ausspielte. Unerläßliche Vorbedingung einer solchen Politik
|
|
war nur, daß die Unabhängigkeit der jungen Arbeiterpartei nach allen
|
|
Seiten gewahrt und das Bewußtsein dieser Unabhängigkeit in den Arbeitermassen
|
|
immer wach erhalten wurde.</P>
|
|
<P>Das aber hat Schweitzer mit gleichem Bemühen wie Erfolg getan, und man
|
|
wird in dem « Social-Demokraten« vergebens auch nur nach einer Silbe suchen, die
|
|
nach einer »Allianz« mit der Regierung gegen die Fortschrittspartei geschmeckt
|
|
hätte. Verfolgt man die damalige öffentliche Tätigkeit Schweitzers
|
|
im Zusammenhange mit der allgemeinen politischen Entwicklung, so wird man auf
|
|
manche Fehler stoßen, wie Schweitzer übrigens selbst zugegeben hat,
|
|
aber im wesentlichen auf eine kluge und konsequente Politik, die durchaus nur
|
|
auf die Interessen der Arbeiterklasse abzielte und unmöglich von Bismarck
|
|
oder welchem Reaktionär sonst immer diktiert sein konnte.</P>
|
|
<P>Vor Marx und Engels hatte Schweitzer, wenn auch sonst nichts, so doch die genaue
|
|
Kenntnis der preußischen Zustände voraus. Sie sahen diese Zustände
|
|
immer nur erst durch eine gefärbte Brille, und Liebknecht versagte in der
|
|
aufklärenden und vermittelnden Tätigkeit, die ihm nach Lage der Dinge
|
|
zugefallen wäre. Er war im Jahre 1862 nach Deutschland zurückgekehrt,
|
|
auf den Ruf des roten Republikaners Braß, der ebenfalls aus dem Exil heimgekehrt
|
|
war, um die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung« zu begründen. Kaum aber war
|
|
Liebknecht in die Redaktion eingetreten, als sich herausstellte, daß Braß
|
|
das Blatt an das Ministerium Bismarck verkauft hatte. Liebknecht schied sofort
|
|
aus; allein diese erste Erfahrung auf deutschem Boden war dennoch ein sehr unglücklicher
|
|
Zufall für ihn. Nicht etwa nur in dem äußerlichen Sinne, daß
|
|
er nun wieder auf der Straße lag wie in den langen Jahren des Exils. Darum
|
|
kümmerte er sich am wenigsten: die Interessen seiner Sache standen ihm immer
|
|
über den Interessen seiner Person. Aber sein Erlebnis mit Braß hinderte
|
|
seine unbefangene Orientierung über die neuen Zustände, die er in Deutschland
|
|
vorfand.</P>
|
|
<P>Liebknecht war wesentlich noch der alte Achtundvierziger, als er auf deutschen
|
|
Boden zurückkehrte. Der alte Achtundvierziger im Sinne der <A NAME="S339"></A><B>|339|</B>
|
|
»Neuen Rheinischen Zeitung«, in der die sozialistische Theorie und selbst der
|
|
proletarische Klassenkampf noch sehr zurücktraten hinter dem revolutionären
|
|
Kampf der Nation gegen die Herrschaft rückständiger Klassen. Die sozialistische
|
|
Theorie, so gut er ihre Grundgedanken verstand, ist in ihrem gelehrten Gerüste
|
|
niemals die Sache Liebknechts gewesen; was er in den Jahren des Exils von Marx
|
|
gelernt hatte, war besonders die Neigung, die weiten Gefilde der internationalen
|
|
Politik nach revolutionären Keimen abzuleuchten. Dabei kam für Marx
|
|
und Engels, die als geborene Rheinländer allzu verächtlich über
|
|
alles ostelbische Wesen dachten, der preußische Staat schon sehr zu kurz,
|
|
und nun vollends für Liebknecht, der, ein geborener Süddeutscher, in
|
|
den Bewegungsjahren nur auf badischem und schweizerischem Boden, den Ursitzen
|
|
der Kantönlipolitik, tätig gewesen war. Preußen war ihm immer
|
|
noch der vormärzliche Vasallenstaat des Zarentums, der sich mit den verächtlichen
|
|
Mitteln der Korruption gegen den geschichtlichen Fortschritt sträube und
|
|
vor allem über den Haufen gerannt werden müsse, ehe an moderne Klassenkämpfe
|
|
in Deutschland zu denken sei. Liebknecht erkannte nicht, wie sehr die ökonomische
|
|
Entwicklung der fünfziger Jahre auch den preußischen Staat umgewandelt
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und Zustände in ihm geschaffen hatte, unter deren Einwirkung die Loslösung
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der Arbeiterklasse von der bürgerlichen Demokratie eine geschichtliche Notwendigkeit
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geworden war.</P>
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<P>So war ein dauerndes Einvernehmen zwischen Liebknecht und Schweitzer unmöglich,
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und in Liebknechts Augen schlug es dem Fasse den Boden aus, als Schweitzer fünf
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Artikel über das Ministerium Bismarck veröffentlichte, die an sich zwar
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eine meisterhafte Parallele zwischen der großpreußischen und der proletarisch-revolutionären
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Politik in der deutschen Einheitsfrage zogen, aber an dem »Fehler« litten, die
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gefährliche Wucht der großpreußischen Politik so beredt zu schildern,
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daß diese fast verherrlicht zu werden schien. Dagegen beging Marx den »Fehler«,
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in einem Schreiben vom 13. Februar an Schweitzer auszuführen, daß von
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der preußischen Regierung wohl allerlei frivole Spielereien mit Produktivgenossenschaften,
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aber keine Aufhebung der Koalitionsverbote zu erwarten sei, die den Bürokratismus
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und die Polizeiherrschaft durchbräche. Marx vergaß dabei nur zu sehr,
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was er einst so beredt gegen Proudhon ausgeführt hatte, daß die Regierungen
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nicht die wirtschaftlichen Verhältnisse kommandieren, sondern die wirtschaftlichen
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Verhältnisse umgekehrt die Regierungen. Wenige Jahre noch, und das Ministerium
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Bismarck mußte, gern oder ungern, die Koalitionsverbote aufheben. In seiner
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Antwort vom 15. Februar - demselben <A NAME="S340"></A><B>|340|</B> Briefe, worin
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Schweitzer den Anschluß des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins an die
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Internationale zu befördern versprach und nochmals betonte, Liebknecht habe
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alles, was sich auf die Internationale bezöge, selbständig zu redigieren
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- bemerkte Schweitzer, er werde jede theoretische Aufklärung, die ihm Marx
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gewähre, gern entgegennehmen, aber um die praktischen Fragen momentaner Taktik
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richtig zu entscheiden, müsse man im Mittelpunkte der Bewegung stehen und
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die Verhältnisse genau kennen. Daraufhin vollzogen Marx und Engels den Bruch.</P>
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<P>Völlig erklärt werden diese Irrungen und Wirrungen doch nur durch
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das verhängnisvolle Treiben der Gräfin Hatzfeldt. Die alte Freundin
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Lassalles hat sich damals aufs schwerste versündigt an dem Andenken des Mannes,
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der einst ihr Leben vor dem Tode der Infamie geschützt hatte. Sie wollte
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aus der Schöpfung Lassalles eine autoritätsgläubige Sekte machen,
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die auf die Worte des Meisters schwor, nicht einmal so, wie dieser sie gesprochen
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hatte, sondern wie die Gräfin Hatzfeldt sie auslegte. Den Unfug, den sie
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trieb, ersieht man aus einem Briefe, den Engels am 10. März an Weydemeyer
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richtete. Es heißt darin nach einigen Worten über die Gründung
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des »Social-Demokraten«: »Nun aber entstand in dem Blättchen einerseits ein
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unerträglicher Lassalle-Kultus, während wir inzwischen positiv erfuhren
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(die alte Hatzfeldt erzählte es dem Liebknecht und forderte ihn auf, in diesem
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Sinne zu wirken), daß Lassalle <I>viel tiefer</I> mit Bismarck drin war,
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als wir je gewußt hatten. Es existierte eine förmliche Allianz zwischen
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beiden, die so weit gekommen war, daß Lassalle nach Schleswig-Holstein gehn
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sollte und da für die Annexation der Herzogtümer an Preußen auftreten,
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während Bism[arck] weniger bestimmte Zusagen wegen Einführung einer
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Art allgemeinen Stimmrechts und bestimmtere wegen Koalitionsrecht und sozialer
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Konzessionen, Staatsunterstützung für Arbeiterassoziationen usw. gemacht
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hatte. <I>Gedeckt</I> war der dumme Lassalle dem Bism[arck] gegenüber durch
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<I>gar nichts</I>, au contraire [von Mehring übersetzt: im Gegenteil], er
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wäre sans façon [von Mehring übersetzt: ohne Umstände] ins
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Loch geworfen worden, sobald er unbequem wurde. Die Herren vom ›Social-Demokrat‹
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<I>wußten das</I> und fuhren trotz alledem mit dem Kultus Lassalles heftiger
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und heftiger fort. Dazu aber kam, daß die Kerle sich durch <I>Drohungen</I>
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von seiten Wageners (von der ›Kreuzzeitung‹) einschüchtern ließen,
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Bismarck die Cour zu schneiden, mit ihm zu kokettieren, etc., etc. ... Wir ließen
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inliegende Erklärung drucken und traten ab, wobei auch Liebknecht abtrat.«
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Es ist schwer verständlich, daß Marx und Engels und Liebknecht, die
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alle Lassalle gekannt hatten <A NAME="S341"></A><B>|341|</B> und alle den »Social-Demokrat«
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lasen, an die Märchen der Gräfin Hatzfeldt glaubten, aber wenn sie einmal
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daran glaubten, so war es nur zu verständlich, wenn sie sich von der Bewegung
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abwandten, die Lassalle eingeleitet hatte.</P>
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<P>Eine praktische Wirkung auf diese Bewegung hatte ihre Absage jedoch nicht.
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Selbst alte Mitglieder des Kommunistenverbandes wie Röser, der einst vor
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den Kölner Assisen so beredt die Grundsätze des »Kommunistischen Manifestes«
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verfochten hatte, erklärten sich für die Taktik Schweitzers.</P>
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<H3 ALIGN="CENTER">4. Die erste Konferenz in London<A name="Kap_4"></A></H3>
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<P>Wenn so die Lassalleaner von vornherein aus dem neuen Bunde ausschieden, so
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ging auch die Werbearbeit unter den englischen Gewerkschaften und den französischen
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Proudhonisten zunächst nur langsam vor sich.</P>
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<P>Es war doch erst ein kleiner Kreis von Gewerkschaftsführern, der die Notwendigkeit
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des politischen Kampfes begriffen hatte, und auch er sah in der Internationalen
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mehr nur ein Mittel für seine gewerkschaftlichen Zwecke. Aber wenn diese
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Männer wenigstens ein großes Maß praktischer Erfahrung in allen
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Organisationsfragen besaßen, so fehlte es den französischen Proudhonisten
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hierin nicht weniger als an einer klaren Einsicht in das geschichtliche Wesen
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der Arbeiterbewegung. Es war eben eine gewaltige Aufgabe, die sich der neue Bund
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gestellt hatte, und sie zu lösen, bedurfte es eines gewaltigen Fleißes
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wie einer gewaltigen Kraft.</P>
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<P>Marx hat beides aufgeboten, den Fleiß wie die Kraft, obgleich er damals
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immer wieder von schmerzhaften Krankheiten geplagt wurde und darauf brannte, sein
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wissenschaftliches Hauptwerk zu einem gewissen Abschluß zu bringen. Er seufzte
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wohl einmal: »Das Schlimme bei solcher Agitation ist, daß man sehr bothered
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[Mehring übersetzt: gestört] wird, sobald man sich dran beteiligt« oder
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er meinte, die Internationale, und was drum und dran hänge, laste »wie ein
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Inkubus« auf ihm, und er wäre froh, sie abschütteln zu können.
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Aber das ginge nun einmal nicht; wer A gesagt habe, müsse auch B sagen, und
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im Grunde wäre Marx nicht er selbst gewesen, wenn ihn das Tragen dieser Last
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nicht doch froher und glücklicher gemacht hätte, als ihn ihr Abschütteln
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irgend hätte machen können.</P>
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<P>Es stellte sich alsbald heraus, daß er das eigentliche »Haupt« der <A NAME="S342"></A><B>|342|</B>
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ganzen Bewegung war. Nicht als ob er sich irgendwie vorgedrängt hätte;
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er hatte eine grenzenlose Verachtung für alle wohlfeile Popularität,
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und von der Demokratenmanier, öffentlich sich wichtig zu machen und nichts
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zu tun, wollte er sich dadurch unterscheiden, daß er hinter den Kulissen
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arbeitete und öffentlich verschwände. Aber keiner von allen, die in
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dem kleinen Bunde tätig waren, besaß auch nur entfernt die seltenen
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Eigenschaften, die für seine so umfassende Agitation notwendig waren: den
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klaren und tiefen Einblick in die Gesetze der geschichtlichen Entwicklung, die
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Energie, das Notwendige zu wollen, und die Geduld, sich mit dem Möglichen
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zu bescheiden, die langmütige Nachsicht mit dem ehrlichen Irrtum und die
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herrische Unerbittlichkeit gegen verstockte Unwissenheit. Auf ungleich weiterem
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Gebiete, als einst in dem revolutionären Köln, konnte Marx jetzt seine
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unvergleichliche Tätigkeit üben, die Menschen zu beherrschen, indem
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er sie lehrte und leitete.</P>
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<P>»Enorm viel Zeit« kosteten ihm von vornherein die persönlichen Häkeleien
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und Streitigkeiten, die von den Anfängen solcher Bewegungen unzertrennlich
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zu sein pflegen; die italienischen und namentlich die französischen Mitglieder
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machten viel unnütze Schwierigkeiten. In Paris bestand seit den Revolutionsjahren
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eine tiefe Abneigung zwischen »Kopf- und Handarbeitern«; die Proletarier konnten
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den nur allzu häufigen Verrat der Literaten nicht vergessen, und die Literaten
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verketzerten jede Arbeiterbewegung, die nichts von ihnen wissen wollte. Aber auch
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innerhalb der Arbeiterklasse selbst wucherte unter dem Druck des bonapartistischen
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Militärdespotismus der Verdacht bonapartistischer Mogeleien, zumal da jedes
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Mittel der Verständigung durch Vereine oder Zeitungen fehlte. Das Brodeln
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dieser »Franzosensuppe« hat dem Generalrat manchen kostbaren Abend und manche
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weitläufige Resolution gekostet.</P>
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<P>Erfreulicher und fruchtbarer für Marx waren die Arbeiten, womit er an
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den englischen Zweig der Internationalen anknüpfte. Wie die englischen Arbeiter
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das Eintreten der englischen Regierung für die rebellischen Südstaaten
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der Union bekämpft hatten, so war es ihr gutes Recht, Abraham Lincoln zu
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seiner Wiederwahl als Präsidenten zu beglückwünschen. Marx entwarf
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die Adresse an den »einfachen Sohn der Arbeiterklasse, dem die Aufgabe zugefallen
|
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sei, sein Land durch de erhabenen Kampf für die Befreiung einer geknechteten
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Rasse zu führen« <A name="ZT7"></A><A href="fm03_322.htm#Z7"><SPAN class="top">[7]</SPAN></A>; solange die weißen Arbeiter der Union nicht begriffen
|
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hätten, daß die Sklaverei ihre Republik schände, solange sie sich
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vor dem Neger, der verkauft wurde, ohne um seine Einwilligung gefragt zu werden,
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mit dem hohen Vorrecht des weißen Arbeiters gebrüstet hätten,
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|
sich <A NAME="S343"></A><B>|343|</B> selbst verkaufen und den Herrn auswählen
|
|
zu dürfen, solange seien sie unfähig gewesen, die wahre Freiheit zu
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erlangen oder den Emanzipationskampf ihrer europäischen Brüder zu unterstützen.
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Aber diese Schranke habe das rote Blutmeer des Bürgerkrieges hinweggeschwemmt.
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Die Adresse war mit offenbarer Lust und Liebe zur Sache entworfen, obgleich Marx,
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der wie Lessing von den eigenen Arbeiten in wegwerfendem Tone zu sprechen liebte,
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an Engels schrieb, er habe das Zeug aufzusetzen gehabt (was viel schwerer sei
|
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als eine inhaltliche Arbeit), damit sich die Phraseologie, auf die sich solche
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|
Schreiberei beschränke, wenigstens von der demokratischen Vulgärphraseologie
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unterscheide. Lincoln empfand den Unterschied sehr wohl; er antwortete in sehr
|
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freundlichem und herzlichem Tone, zur Verwunderung der Londoner Presse, denn Glückwunschadressen
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von bürgerlich-demokratischer Seite fertigte der »old man« mit ein paar formellen
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Komplimenten ab.</P>
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<P>»Inhaltlich« war dann freilich noch viel wichtiger eine Abhandlung über
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»Lohn, Preis und Profit« <A name="ZT8"></A><A href="fm03_322.htm#Z8"><SPAN class="top">[8]</SPAN></A>, die Marx am 26. Juni 1865 im Generalrat der Internationalen
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vortrug, um die von einzelnen Mitgliedern vertretene Ansicht zu widerlegen, daß
|
|
ein allgemeines Steigen des Lohnes den Arbeitern nichts nutzen könne und
|
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deshalb die Trade Unions schädlich wirkten. Diese Ansicht ging von dem Irrtum
|
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aus, daß der Arbeitslohn den Wert der Waren bestimme, und daß, wenn
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|
die Kapitalisten heute 5 Schilling Lohn statt 4 zahlten, sie morgen, infolge der
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|
gestiegenen Nachfrage, ihre Waren für 5 Schilling statt 4 verkaufen würden.
|
|
Marx meinte, so fad das nun sei und sich nur an die äußerlichste Oberfläche
|
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der Erscheinung halte, so sei es doch nicht leicht, alle die ökonomischen
|
|
Fragen, die damit zusammenhingen, Ignoranten auseinanderzusetzen; ein Kurs in
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politischer Ökonomie lasse sich nicht in eine Stunde zusammendrängen.
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Indessen gelang es ihm vortrefflich, und die Trade Unions dankten ihm einen wesentlichen
|
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Dienst.</P>
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<P>Vor allem war es aber die aufspringende Bewegung um die englische Wahlreform,
|
|
der die Internationale ihre ersten namhaften Erfolge verdankte. Schon am 1. Mai
|
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1865 meldete Marx an Engels: »Die Reform League ist unser Werk. In dem engeren
|
|
Ausschuß der Zwölf (je sechs Mann von der Mittel- und der Arbeiterklasse)
|
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sind alle Arbeiter Mitlieder unseres Generalrats (darunter Eccarius). Alle mittleren
|
|
Bürgerversuche, die Arbeiter irrezuführen, haben wir vereitelt ... Gelingt
|
|
diese Reelektrisierung der politischen Bewegung der englischen Arbeiterklasse,
|
|
so hat unsere Assoziation, ohne irgendwelches Aufheben zu machen, schon mehr für
|
|
die europäische Arbeiterklasse geleistet, als auf irgendeinem anderen Wege
|
|
möglich gewesen wäre. Und es ist alle Aussicht <A NAME="S344"></A><B>|344|*</B>
|
|
auf Erfolg vorhanden.« Darauf antwortete Engels am 3. Mai: »Die Internationale
|
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Assoziation hat sich wirklich in der kurzen Zeit und mit dem wenigen Spektakel
|
|
ein kolossales Terrain erobert. Es ist aber gut, daß sie jetzt in England
|
|
beschäftigt wird, statt sich ewig mit den französischen Klüngeleien
|
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beschäftigen zu müssen. Da hast Du doch etwas für Deinen Zeitverlust.«
|
|
Es sollte sich freilich bald herausstellen, daß auch dieser Erfolg seine
|
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Kehrseite hatte.</P>
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|
<P>Alles in allem hielt Marx die Lage noch nicht reif genug für einen öffentlichen
|
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Kongreß, wie er für das Jahr 1865 in Brüssel vorgesehen war. Er
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|
fürchtete von ihm nicht mit Unrecht ein babylonisches Sprachgewirr. Mit vieler
|
|
Mühe gelang es ihm, namentlich gegen den Widerstand der Franzosen, den öffentlichen
|
|
Kongreß in eine geschlossene vorläufige Konferenz in London umzuwandeln,
|
|
zu der nur Vertreter der leitenden Komitees kommen sollten, um den künftigen
|
|
Kongreß vorzubereiten. Als Gründe führte Marx an die Notwendigkeit
|
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einer solchen vorherigen Verständigung, die Wahlbewegung in England und die
|
|
in Frankreich beginnenden Streiks, endlich ein eben in Belgien erlassenes Fremdengesetz,
|
|
das die Abhaltung eines Kongresses in Brüssel unmöglich mache.</P>
|
|
<P>Diese Konferenz tagte vom 25. bis 29. September 1865. Vom Generalrat waren
|
|
neben dem Präsidenten Odger, dem Generalsekretär Cremer und einigen
|
|
anderen englischen Mitgliedern abgesandt Marx und seine beiden Hauptgehilfen in
|
|
Sachen der Internationalen, Eccarius und Jung, ein schweizerischer Uhrmacher,
|
|
der in London ansässig war und gleich gut deutsch, englisch und französisch
|
|
sprach. Aus Frankreich waren Tolain, Fribourg, Limousin gekommen, die alle der
|
|
Internationalen abtrünnig werden sollten, daneben Schily, Marxens alter Freund
|
|
schon von 1848 her, und Varlin, der spätere Held und Märtyrer der Pariser
|
|
Kommune. Aus der Schweiz der Buchbinder Dupleix für die romanischen und Johann
|
|
Philipp Becker, der ehemalige Bürstenbinder und nunmehrige unermüdliche
|
|
Agitator, für die deutschen Arbeiter. Aus Belgien César de Paepe,
|
|
der sich als Setzerlehrling auf das Studium der Medizin geworfen und es bis zum
|
|
Arzt gebracht hatte.</P>
|
|
<P>Die Konferenz beschäftigte sich zunächst mit den Finanzen des Bundes.
|
|
Es ergab sich, daß für das erste Jahr nicht mehr als etwa 33 Pfund
|
|
aufgebracht worden waren. Über einen regelmäßigen Mitgliederbeitrag
|
|
einigte man sich noch nicht, man beschloß, zum Zwecke der Propaganda und
|
|
für die Kosten des Kongresses 150 Pfund aufzubringen, und zwar von England
|
|
80, Frankreich 40, von Deutschland, Belgien und der Schweiz je 10 Pfund. Lebendig
|
|
geworden ist das Budget freilich nicht, <A NAME="S345"></A><B>|345|</B> denn »der
|
|
Nerv der Dinge« ist niemals der Nerv der Internationalen gewesen. Noch nach Jahren
|
|
meinte Marx mit grimmigem Humor, die Finanzen des Generalrats seien stets wachsende,
|
|
negative Größen, und nach Jahrzehnten schrieb Engels, statt der vielberufenen
|
|
»Millionen der Internationalen« habe der Generalrat meist nur über Schulden
|
|
verfügt; wohl nie sei mit so wenig Geld so viel geleistet worden.</P>
|
|
<P>Über die Lage in England berichtete der Generalsekretär Cremer. Man
|
|
halte auf dem Festlande die Trade Unions für sehr reich, die eine Sache,
|
|
die ja auch die ihrige sei, unterstützen könnten, aber sie seien an
|
|
kleinliche Statuten gebunden, die sie in engen Grenzen hielten. Mit Ausnahme einiger
|
|
weniger Männer wüßten sie auch nichts von Politik, deren Verständnis
|
|
man ihnen schwer beibringen könne. Immerhin zeige sich ein gewisser Fortschritt.
|
|
Vor wenigen Jahren würde man Abgesandte der Internationalen gar nicht erst
|
|
angehört haben; heute nehme man sie freundlich auf, höre sie an und
|
|
billige ihre Grundsätze. Es sei der erste Fall, daß eine Vereinigung,
|
|
die irgend etwas mit Politik zu tun habe, sich bei den Trade Unions so habe einführen
|
|
können.</P>
|
|
<P>Aus Frankreich berichteten Fribourg und Tolain, daß die Internationale
|
|
eine günstige Aufnahme gefunden habe; außer in Paris seien Mitglieder
|
|
in Rouen, Nantes, Elbeuf, Caen und andern Orten angeworben und eine ansehnliche
|
|
Zahl von Mitgliedskarten zum Jahresbetrage von 1,25 Franken verkauft worden, doch
|
|
sei der Erlös für die Einrichtung eines Pariser Zentralbüros und
|
|
die Reisekosten der Delegierten draufgegangen. Der Generalrat wurde auf den Verkauf
|
|
der 400 Mitgliedskarten vertröstet, die noch nicht abgesetzt worden seien.
|
|
Die französischen Delegierten klagten über die Verschiebung des Kongresses
|
|
als ein großes Hindernis der Entwicklung, auch über die Verängstigung
|
|
der Arbeiter durch das bonapartistische Polizeiregiment; man begegne fortwährend
|
|
dem Einwande: Zeigt, daß ihr handeln könnt, und wir wollen uns anschließen.</P>
|
|
<P>Recht günstig lauteten die Berichte, die Becker und Dupleix aus der Schweiz
|
|
erstatteten, obgleich hier die Agitation erst vor sechs Monaten begonnen hatte.
|
|
In Genf zählte man 400, in Lausanne 150 Mitglieder und ebenso viele in Vevey.
|
|
Der monatliche Mitgliederbeitrag betrüge 50 Pence, doch würden die Mitglieder
|
|
auch das Doppelte zahlen; sie seien ganz und gar von der Notwendigkeit durchdrungen,
|
|
für den Generalrat zu steuern. Geld brächten die Delegierten freilich
|
|
auch noch nicht mit, sondern nur den Trost, daß sie einen netten Überschuß
|
|
mitgebracht haben würden, wenn ihre Reisekosten nicht gewesen wären.</P>
|
|
<P><B><A NAME="S346">|346|</A></B> In Belgien bestand die Agitation erst einen
|
|
Monat. Doch berichtete de Paepe, es seien bereits 60 Mitglieder geworben worden,
|
|
die sich verpflichtet hätten, jährlich mindestens 3 Franken zu zahlen,
|
|
wovon dem Generalrat der dritte Teil abgeführt werden sollte.</P>
|
|
<P>Was den Kongreß anbetraf, so beantragte Marx im Namen des Generalrats,
|
|
ihn im September oder Oktober 1866 in Genf abzuhalten. Der Ort wurde einstimmig
|
|
genehmigt, doch der Zeitpunkt auf lebhaftes Andringen der Franzosen bis auf die
|
|
letzte Woche des Mai vorgeschoben. Die Franzosen verlangten auch, daß wer
|
|
eine Mitgliedskarte aufweisen könne, Sitz und Stimme auf dem Kongreß
|
|
beanspruchen dürfe; sie meinten, das sei eine Prinzipienfrage für sie,
|
|
so sei das allgemeine Stimmrecht zu verstehen. Nur nach heißer Debatte war
|
|
die Vertretung durch Delegierte durchzusetzen, die namentlich Cremer und Eccarius
|
|
befürworteten.</P>
|
|
<P>Die Tagesordnung des Kongresses war vom Generalrat sehr reichlich vorgesehen:
|
|
genossenschaftliche Arbeit; Verkürzung der Arbeitszeit; Frauen- und Kinderarbeit;
|
|
Vergangenheit und Zukunft der Gewerkschaften: Einfluß der stehenden Heere
|
|
auf die Interessen der arbeitenden Klassen usw. Alles wurde einstimmig angenommen;
|
|
nur zwei Punkte riefen Meinungsverschiedenheiten hervor.</P>
|
|
<P>Der eine dieser Punkte wurde nicht vom Generalrat vorgeschlagen, sondern von
|
|
den Franzosen. Sie verlangten als besonderen Gegenstand der Tagesordnung: religiöse
|
|
Ideen und ihr Einfluß auf die soziale, politische und geistige Bewegung.
|
|
Wie sie daraufkamen und wie Marx sich dazu stellte, ergibt sich vielleicht am
|
|
kürzesten aus einigen Sätzen seines Nachrufs auf Proudhon, den er wenige
|
|
Monate früher im »Social-Demokrat« Schweitzers veröffentlicht hatte,
|
|
beiläufig seinem einzigen Beitrage für dies Blatt: »Seine Angriffe gegen
|
|
Religion, Kirche usw. besitzen jedoch ein großes lokales Verdienst zu einer
|
|
Zeit, wo die französischen Sozialisten es passend hielten, dem bürgerlichen
|
|
Voltairianismus des 18. und der deutschen Gottlosigkeit des 19. Jahrhunderts durch
|
|
Religiosität überlegen zu sein. Wenn Peter der Große die russische
|
|
Barbarei durch Barbarei niederschlug, so tat Proudhon sein Bestes, das französische
|
|
Phrasenwesen durch die Phrase niederzuwerfen.«<A name="ZT9"></A><A href="fm03_322.htm#Z9"><SPAN class="top">[9]</SPAN></A> Auch englische Delegierte warnten
|
|
vor diesem »Apfel der Zwietracht«, doch setzten die Franzosen ihren Antrag mit
|
|
18 gegen 13 Stimmen durch.</P>
|
|
<P>Der andere Punkt der Tagesordnung, um den gestritten wurde, war vom Generalrat
|
|
vorgeschlagen und betraf eine Frage der europäischen Politik, die für
|
|
Marx besonders wichtig war, nämlich »die Notwendigkeit, den fortschreitenden
|
|
Einfluß Rußlands in Europa zu hemmen, <A NAME="S347"></A><B>|347|</B>
|
|
indem man gemäß dem Selbstbestimmungsrechte der Nationen ein unabhängiges
|
|
Polen auf demokratischer und sozialistischer Basis wiederherstelle«. Davon wollten
|
|
namentlich die Franzosen wieder nichts wissen; weshalb politische Fragen mit sozialen
|
|
vermischen, weshalb in die Ferne schweifen, wo so viele Unterdrückung vor
|
|
der eigenen Tür zu bekämpfen, weshalb den Einnuß der russischen
|
|
Regierung hemmen, da der Einfluß der preußischen, österreichischen,
|
|
französischen und englischen Regierung nicht weniger verhängnisvoll
|
|
sei? Besonders entschieden sprach auch der belgische Delegierte in diesem Sinne.
|
|
César de Paepe meinte, die Wiederherstellung Polens könne nur drei
|
|
Klassen nützen: dem hohen Adel, dem niederen Adel und der Geistlichkeit.</P>
|
|
<P>Hier ist nun der Einfluß Proudhons ganz greifbar. Proudhon hatte sich
|
|
wiederholt gegen die Wiederherstellung Polens ausgesprochen, zuletzt noch zur
|
|
Zeit des polnischen Aufstandes von 1863, worin er, wie Marx in seinem Nachrufe
|
|
sagte, zu Ehren des Zaren kretinhaften Zynismus trieb. Umgekehrt hatte derselbe
|
|
Aufstand die alten Sympathien, die Marx und Engels in den Revolutionsjahren für
|
|
die polnische Sache bekundet hatten, wieder aufgefrischt: sie wollten ein gemeinsames
|
|
Manifest daran knüpfen, aus dem freilich nichts geworden ist.</P>
|
|
<P>Ihre Sympathie für Polen war keineswegs kritiklos; am 21. April 1863 schrieb
|
|
Engels an Marx: »Ich muß sagen, für die Polacken von 1772 sich zu begeistern,
|
|
dazu gehört ein Büffel. Im größten Teil von Europa fiel doch
|
|
damals der Adel mit Anstand, teilweise mit esprit [Mehring übersetzt: Witz],
|
|
so sehr auch seine allgemeine Maxime war, daß der Materialismus in dem bestehe,
|
|
was man esse, trinke, beschlafe, im Spiel gewinne oder für Schuftereien bezahlt
|
|
erhalte, aber so dumm in der Methode, sich an die Russen zu verkaufen wie die
|
|
Polacken, war doch sonst kein Adel.« Allein solange an eine Revolution in Rußland
|
|
selbst noch nicht gedacht werden konnte, bot die Wiederherstellung Polens die
|
|
einzige Möglichkeit, den zarischen Einfluß auf die europäische
|
|
Kultur zurückzuschrauben, und dementsprechend sah Marx in der grausamen Unterdrückung
|
|
des polnischen Aufstandes und dem gleichzeitigen Vordringen des zarischen Despotismus
|
|
im Kaukasus die wichtigsten europäischen Ereignisse seit dem Jahre 1815.
|
|
Auf sie hatte er in dem Abschnitt der »Inauguraladresse«, der sich mit der auswärtigen
|
|
Politik des Proletariats beschäftigte, den stärksten Nachdruck gelegt,
|
|
und über den Widerstand, den dieser Punkt der Tagesordnung bei Tolain, Fribourg
|
|
und andern fand, hat er sich noch lange nachher bitter geäußert. Zunächst
|
|
freilich gelang es ihm, diesen Widerstand mit Hilfe der englischen Delegierten
|
|
zu brechen; die polnische Frage blieb auf der Tagesordnung.</P>
|
|
<P><B><A NAME="S348">|348|</A></B> Die Konferenz tagte morgens in geschlossenen
|
|
Sitzungen, denen Jung, und abends in halböffentlichen Versammlungen, denen
|
|
Odger vorsaß. In diesen Versammlungen wurden die Fragen, soweit sie in den
|
|
geschlossenen Sitzungen geklärt worden waren, in weiteren Arbeiterkreisen
|
|
besprochen. Die Pariser Delegierten veröffentlichten einen Bericht über
|
|
die Konferenz und das für den Kongreß aufgestellte Programm, das in
|
|
der Pariser Presse einen lebhaften Widerhall fand. Mit augenscheinlicher Befriedigung
|
|
notierte Marx: »Unsre Pariser sind etwas verblüfft, daß der Paragraph
|
|
über Rußland und Polen, den sie <I>nicht</I> haben wollten, grade am
|
|
meisten Sensation macht.« Und auf den »enthusiastischen Kommentar«, den dieser
|
|
Paragraph im besonderen wie das Kongreßprogramm im allgemeinen durch Henri
|
|
Martin, den bekannten französischen Historiker fand, hat sich Marx noch nach
|
|
einem Dutzend von Jahren gern berufen.</P>
|
|
<H3 ALIGN="CENTER">5. Der deutsche Krieg<A name="Kap_5"></A></H3>
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<P>Für ihn persönlich hatte die Hingebung, die er der Internationalen
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widmete, die unerfreuliche Folge, daß die dadurch herbeigeführte Stockung
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seiner Erwerbsarbeit wieder alle Nöte heraufbeschwor.</P>
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<P>Schon am 31. Juli mußte er an Engels schreiben, daß er seit zwei
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Monaten rein aufs Pfandhaus lebe. »Ich versichere Dir, ich hätte mir lieber
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den Daumen abhauen lassen, als diesen Brief an Dieb zu schreiben. Es ist wahrhaft
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niederschmetternd, sein halbes Leben abhängig zu bleiben. Der einzige Gedanke,
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der mich dabei aufrechthält, ist der, daß wir zwei ein Kompaniegeschäft
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treiben, wo ich meine Zeit für den theoretischen und Parteiteil des business
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gebe. Ich wohne allerdings zu teuer für meine Verhältnisse, und außerdem
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haben wir dies Jahr besser gelebt als sonst. Aber es ist das einzige Mittel, damit
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die Kinder, abgesehn von dem vielen, was sie erlitten hatten und wofür sie
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wenigstens kurze Zeit entschädigt wurden, Beziehungen und Verhältnisse
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eingehn können, die ihnen eine Zukunft sichern können. Ich glaube, Du
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selbst wirst der Ansicht sein, daß, selbst bloß kaufmännisch
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betrachtet, eine reine Proletariereinrichtung hier unpassend wäre, die ganz
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gut ginge, wenn meine Frau und ich alleine oder wenn die Mädchen Jungen wären«.
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Engels half sofort, doch für ein paar Jahre begann nun noch einmal die Not
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mit den gemeinen Sorgen des Lebens.</P>
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<P>Einige Monate darauf eröffnete sich für Marx eine neue Erwerbsquelle
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durch ein ebenso sonderbares wie unerwartetes Angebot, das er <A NAME="S349"></A><B>|349|</B>
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durch einen Brief Lothar Buchers vom 5. Oktober 1865 erhielt. Beide Männer
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hatten in den Jahren, wo Bucher als Flüchtling in London lebte, keine Beziehungen
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zueinander gehabt, am wenigsten freundliche; auch nachdem Bucher eine selbständige
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Stellung innerhalb des allgemeinen Emigrantenknäuels einzunehmen begonnen
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und sich an Urquhart angeschlossen hatte als dessen begeisterter Anhänger,
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blieb Marx gegen ihn sehr kritisch gestimmt. Dagegen äußerte sich Bucher
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über die Streitschrift, die Marx gegen Vogt gerichtet hatte, sehr günstig
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zu Borkheim und wollte sie in der »Allgemeinen Zeitung« besprechen, was jedoch
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unterblieben ist, sei es, daß Bucher sie nicht geschrieben oder das Augsburger
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Blatt sie abgelehnt hat. Bucher war dann nach Erlaß der preußischen
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Amnestie heimgekehrt und hatte sich in Berlin mit Lassalle befreundet; mit diesem
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kam er 1862 zur Weltausstellung nach London, und nun war er auch durch Lassalle
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mit Marx persönlich bekannt geworden, der in ihm »ein ganz feines, wenn auch
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verzwicktes Männchen« fand, dem er nicht zutraute, mit Lassalles »auswärtiger
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Politik« einverstanden zu sein. Nach Lassalles Tode hatte sich Bucher in die Dienste
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der preußischen Regierung begeben und danach hatte Marx ihn und Rodbertus
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in einem Brief an Engels mit dem Kraftwort erledigt: Lumpenpack, all das Gesindel
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aus Berlin, Mark und Pommern!«</P>
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<P>Nun schrieb Bucher an Marx: »Zuerst business! Der ›Staats-Anzeiger‹ wünscht
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monatlich einen Bericht über die Bewegung des Geldmarkts (und natürlich
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auch des Warenmarkts, soweit beides nicht zu trennen). Ich wurde gefragt, ob ich
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jemanden empfehlen könnte, und erwiderte, niemand würde das besser machen
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als Sie. Ich bin infolgedessen ersucht worden, mich an Sie zu wenden. Es werden
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Ihnen in betreff der Größe des Artikels keine Grenzen gesetzt, je gründlicher
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und umfassender, desto besser. In betreff des Inhalts versteht es sich, daß
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Sie nur Ihrer wissenschaftlichen Überzeugung folgen; jedoch würde die
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Rücksicht auf den Leserkreis (haute finance), nicht auf die Redaktion, es
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ratsam machen, daß Sie den innersten Kern nur eben für den Sachverständigen
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durchscheinen lassen und Polemik vermeiden.« Es folgten noch ein paar geschäftliche
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Bemerkungen, eine Erinnerung an einen gemeinsamen Ausflug mit Lassalle, dessen
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Ende ihm noch immer ein »psychologisches Rätsel« sei und die Mitteilung,
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daß er, wie Marx wisse, zu seiner ersten Liebe, den Akten, zurückgekehrt
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sei. »Ich war immer mit Lassalle darüber verschiedener Meinung, daß
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er sich die Entwicklung so schnell dachte. Der Fortschritt wird sich noch oft
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häuten, ehe er stirbt; wer also während seines Lebens noch innerhalb
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des Staates wirken will, der muß sich ralliieren um die Regierung.« Der
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Brief schloß, nach einer Empfehlung <A NAME="S350"></A><B>|350|*</B> an
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Frau Marx und Grüßen an die jungen Damen, besonders die ganz kleine,
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mit der üblichen Floskel: Hochachtungsvoll und ergebenst.</P>
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<P>Marx antwortete ablehnend, doch fehlen nähere Angaben darüber, was
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er schrieb und wie er über den Brief Buchers dachte. Gleich nach dessen Empfang
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reiste er nach Manchester, wo er die Sache mit Engels besprochen haben wird; in
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ihrem Briefwechsel wird sie nicht erwähnt, und auch sonst hat sie Marx in
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den Briefen an seine Freunde, soweit sie bisher bekannt geworden sind, nur einmal
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flüchtig gestreift. Wohl aber hat er den Brief Buchers vierzehn Jahre später,
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als nach den Attentaten Hödels und Nobilings die tobende Sozialistenhetze
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in Berlin losbrach, in das Lager der Hetzer geschleudert, wo er mit der zerstörenden
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Kraft einer Bombe explodiert ist. Bucher war damals Sekretär des Berliner
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Kongresses und hatte nach der Versicherung seines offiziösen Biographen den
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Entwurf des ersten Sozialistengesetzes verfaßt, das nach dem Attentate Hödels
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dem Reichstage vorgelegt, aber von diesem noch abgelehnt wurde.</P>
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<P>Seitdem ist viel darüber geschrieben worden, ob Bismarck durch den Brief
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Buchers versucht habe, Marx zu kaufen. Es ist richtig, daß Bismarck im Herbst
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1865, als der Vertrag von Gastein den drohenden Bruch mit Österreich nur
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notdürftig verkittet hatte, sicher geneigt war, nach seinem eigenen Jägervergleich
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»alle Hunde loszulassen, die bellen wollen«. Er war freilich viel zu eingefleischter
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ostelbischer Junker, um etwa in der Weise eines Disraeli oder auch nur eines Bonaparte
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mit der Arbeiterfrage zu liebäugeln; es ist bekannt, wie drollige Vorstellungen
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er sich von Lassalle machte, mit dem er doch mehrfach persönlich verkehrt
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hatte. Nun hatte er in seiner nächsten Umgebung zwei Personen, die in diesem
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delikaten Punkte besser Bescheid wußten, eben Lothar Bucher und Hermann
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Wagener, und Wagener hat sich damals auch eifrig bemüht, die deutsche Arbeiterbewegung
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zu ködern, und soweit es auf die Gräfin Hatzfeld ankam, hat er sie auch
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geködert. Aber Wagener war als geistiger Leiter der Junkerpartei und alter
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Freund Bismarcks schon aus vormärzlicher Zeit ungleich unabhängiger
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gestellt als Bucher, der ganz auf Bismarcks Wohlwollen angewiesen blieb, da ihn
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die Bürokratie als unberufenen Eindringling mit scheelen Blicken betrachtete,
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wie auch der König von wegen 1848 nichts von ihm wissen wollte. Ohnehin war
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Bucher ein schwacher Charakter, ein »Fisch ohne Gräten«, wie sein Freund
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Rodbertus ihn zu nennen pflegte.</P>
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<P>Hat also Marx durch den Brief Buchers gekauft werden sollen, so ist es sicherlich
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nicht ohne Vorwissen Bismarcks geschehen. Es fragt sich nur, ob ein solcher Kaufversuch
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vorgelegen hat. Die Art, wie Marx den Brief Buchers gegen die Sozialistenhetze
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von 1878 verwertete, war ein <A NAME="S351"></A><B>|351|</B> ebenso erlaubter
|
|
wie geschickter Schachzug, aber damit ist noch nicht einmal beweisen, daß
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Marx den Brief Buchers von Anfang an als Bestechungsversuch aufgefaßt hat,
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|
geschweige denn, daß er ein solcher Versuch gewesen ist. Bucher wußte
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sehr gut, daß Marx, seit seiner Absage an Schweitzer, bei den Lassalleanern
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einstweilen sehr schlecht angeschrieben war, und zudem war ein Monatsbericht über
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den internationalen Geld- und Warenmarkt in der langweiligsten aller deutschen
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Zeitungen kaum das geeignete Mittel, die allgemeine Mißstimmung gegen Bismarcks
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Politik zu beschwichtigen oder gar die Arbeiter für diese Politik zu gewinnen.
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So hat Buchers Versicherung, er habe den alten Exilsgenossen dem Kurator des »Staats-Anzeigers«
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|
ohne alle politischen Hintergedanken empfohlen, viel für sich, etwa mit der
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Einschränkung, daß sich der Kurator einen fortschrittlichen Manchestermann
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von vornherein verbeten haben mag. Nachdem Bucher bei Marx abgeblitzt war, wandte
|
|
er sich an Dühring, der sich auf die Sache einließ, aber sie bald aufgab,
|
|
da der Kurator keineswegs die Achtung vor der »wissenschaftlichen Überzeugung«
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bewies, die ihm Bucher nachgerühmt hatte.</P>
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<P>Schlimmer noch, als die wirtschaftliche Bedrängnis, in die Marx durch
|
|
seine aufreibende Tätigkeit für die Internationale und sein wissenschaftliches
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Werk geriet, war die wachsende Erschütterung seiner Gesundheit. Am 10. Februar
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1866 schrieb ihm Engels: »Du mußt wirklich endlich etwas Vernünftiges
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tun, um aus diesem Karbunkelkram herauszukommen ... Laß das Nachtsarbeiten
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einige Zeit sein und führe eine etwas regelmäßigere Lebensweise.«
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Darauf antwortete Marx am 13. Februar: »Gestern lag ich wieder brach, da ein bösartiger
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Hund von Karbunkel an linker Lende ausgebrochen. Hätte ich Geld genug, das
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heißt mehr >- 0, für meine Familie, und wäre mein Buch fertig,
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so wäre es mir völlig gleichgültig, ob ich heute oder morgen auf
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den Schindanger geworfen würde, alias verreckte. Unter besagten Umständen
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geht es aber noch nicht.« Und eine Woche darauf erhielt Engels die Schreckensbotschaft:
|
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»Diesmal ging es um die Haut. Meine Familie wußte nicht, wie serieux [Mehring
|
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übersetzt: ernst] der cas [Mehring übersetzt: Fall] war. Wenn sich das
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Zeug noch drei- bis viermal in derselben Form wiederholt, bin ich ein Mann des
|
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Todes. Ich bin wundervoll abgefallen und noch verdammt schwach, nicht im Kopf,
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sondern in Lende und Bein. Die Ärzte haben ganz recht, daß <I>übertriebne
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Nachtarbeit</I> die Hauptursache dieses Rückfalls. Aber ich kann den Herren
|
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nicht die Ursachen mitteilen - was auch ganz zwecklos wäre -, die mich zu
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dieser Extravaganz <I>zwingen</I>.« Nunmehr erzwang aber Engels, daß Marx
|
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sich einige Wochen Erholung gönnte und nach Margate an die See ging.</P>
|
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<P><B><A NAME="S352">|352|</A></B> Hier fand Marx bald seine frohe Laune wieder.
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In einem lustigen Briefe an seine Tochter Laura schrieb er: »Ich bin recht froh,
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|
daß ich in einem Privathause Wohnung genommen habe und nicht in einem Gasthaus,
|
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wo man unweigerlich mit Lokalpolitik, Familienskandal und Nachbarklatsch geplagt
|
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wird. Und dennoch kann ich nicht singen mit dem Müller von Dee: Ich kümmere
|
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mich um niemand, und niemand fragt nach mir. Denn da ist immer noch meine Wirtin,
|
|
die taub wie ein Zaunpfahl ist, und ihre Tochter, die von chronischer Heiserkeit
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geplagt wird. Es sind aber sehr nette Leute, aufmerksam und nicht zudringlich.
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|
- Ich selbst habe mich in einen wandernden Spazierstock verwandelt, renne den
|
|
größten Teil des Tages umher, schnappe Luft, gehe um zehn Uhr zu Bette,
|
|
lese nichts, schreibe noch weniger, und arbeite mich überhaupt in jenen Seelenzustand
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des Nichts hinein, den der Buddhaismus als den Gipfelpunkt menschlicher Glückseligkeit
|
|
betrachtet.« Und am Schluß die neckende Bemerkung, die wohl schon auf kommende
|
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Dinge deutete: »Dieser verdammte Schlingel Lafargue quält mich mit seinem
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Proudhonismus und wird wohl nicht eher ruhen, bis ich ihm seinen Kreolenschädel
|
|
gründlich verkeilt habe.«</P>
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<P>In eben diesen Tagen, wo Marx in Margate weilte, entluden sich die ersten Blitze
|
|
des Kriegsgewitters, das über Deutschland heraufgezogen war. Am 8. April
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|
hatte Bismarck mit Italien ein Angriffsbündnis gegen Österreich abgeschlossen,
|
|
und am Tage darauf richtete er den Antrag an den Bundestag, ein deutsches Parlament
|
|
auf Grund des allgemeinen Stimmrechts einzuberufen, um eine Bundesreform zu beraten,
|
|
über die sich die deutschen Regierungen zu einigen hätten. Die Stellung,
|
|
die Marx und Engels zu diesen Vorgängen einnahmen, zeigte nun doch, daß
|
|
sie den deutschen Zuständen sehr entfremdet waren. Sie schwankten in ihrem
|
|
Urteil. Am 10. April schrieb Engels über Bismarcks Antrag wegen eines deutschen
|
|
Parlaments: »Welch ein Rindvieh muß der Kerl sein zu glauben, das hülfe
|
|
ihm auch nur ein Atom! ... Wenn es wirklich zum Klappen kommt, so hängt zum
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|
ersten Mal in der Geschichte die Entwicklung ab von der Haltung Berlins. Schlagen
|
|
die Berliner zur rechten Zeit los, so kann die Sache gut werden - aber wer kann
|
|
sich auf die verlassen?« </P>
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|
<P>Drei Tage später schrieb er wieder, mit einer merkwürdig klaren Voraussicht
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|
der Dinge: »Wie es den Anschein hat, wird der deutsche Bürger nach einigem
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|
Sträuben darauf [von Mehring eingefügt: nämlich das allgemeine
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|
Stimmrecht] eingehn, denn der Bonapartismus ist doch die wahre Religion der modernen
|
|
Bourgeoisie. Es wird mir immer klarer, daß die Bourgeoisie nicht das Zeug
|
|
hat, selbst direkt zu herrschen, und <A NAME="S353"></A><B>|353|</B> daß
|
|
daher, wo nicht eine Oligarchie wie hier in England es übernehmen kann, Staat
|
|
und Gesellschaft gegen gute Bezahlung im Interesse der Bourgeoisie zu leiten,
|
|
eine bonapartistische Halbdiktatur die normale Form ist; die großen materiellen
|
|
Interessen der Bourgeoisie führt sie durch, selbst gegen die Bourgeoisie,
|
|
läßt ihr aber keinen Teil an der Herrschaft selbst. Andrerseits ist
|
|
diese Diktatur selbst wieder gezwungen, diese materiellen Interessen der Bourgeoisie
|
|
widerwillig zu adoptieren. So haben wir jetzt den Monsieur Bismarck, wie er das
|
|
Programm des Nationalvereins adoptiert. Das Durchführen ist freilich etwas
|
|
ganz anderes, allein am deutschen Bürger scheitert B[ismarck] schwerlich.«
|
|
Woran er aber wirklich scheitern würde, so meinte Engels, sei die österreichische
|
|
Heeresmacht. Benedek sei jedenfalls ein besserer General als Prinz Friedrich Karl;
|
|
Österreich könne wohl Preußen, nicht aber Preußen Osterreich
|
|
aus eigener Kraft zum Frieden zwingen; jeder preußische Erfolg wäre
|
|
also eine Aufforderung an Bonaparte, sich einzumischen.</P>
|
|
<P>Fast genau mit denselben Worten schilderte Marx die damalige Lage in einem
|
|
Brief an einen neugewonnenen Freund, den Arzt Kugelmann in Hannover, der schon
|
|
als junger Bursch im Jahre 1848 für Marx und Engels geschwärmt, alle
|
|
ihre Schriften sorgsam gesammelt, aber erst im Jahre 1862 durch Freiligraths Vermittlung
|
|
sich an Marx gewandt hatte, dem er schnell ein naher Vertrauter wurde. In allen
|
|
militärischen Fragen unterwarf sich Marx den Urteilen, die Engels fällte,
|
|
mit einem Verzicht auf jede Kritik, der ihm sonst am wenigsten eigen war.</P>
|
|
<P>Erstaunlicher noch, als seine Überschätzung der österreichischen
|
|
Macht, war die Auffassung, die Engels von den inneren Zuständen des preußischen
|
|
Heeres hatte. Erstaunlicher namentlich deshalb, weil er eben in einer vortrefflichen
|
|
Schrift die Heeresreform, um die der preußische Verfassungskonflikt entbrannt
|
|
war, mit einer, den bürgerlich-demokratischen Kannegießern weit überlegenen
|
|
Einsicht dargestellt hatte.<A name="ZT10"></A><A href="fm03_322.htm#Z10"><SPAN class="top">[10]</SPAN></A> Am 25. Mai schrieb er: »Wenn die Österreicher
|
|
gescheit genug sind nicht anzugreifen, so bricht der Tanz in der preußischen
|
|
Armee sicher los. So rebellisch, wie die Kerle bei dieser Mobilmachung sind, waren
|
|
sie nie. Leider erfährt man nur den allergeringsten Teil von dem, was vorgeht,
|
|
aber das ist schon genug, um zu beweisen, daß mit dieser Armee ein Angriffskrieg
|
|
unmöglich ist.« Und noch am 11. Juni: »Die Landwehr wird in diesem Krieg
|
|
den Preußen ebenso gefährlich wie 1806 die Polen, die auch über
|
|
<SPAN class="top">1</SPAN>/<SPAN class="bottom">3</SPAN> der Armee ausmachten
|
|
und die ganze Geschichte ... desorganisierten. Nur daß die Landwehr, statt
|
|
zu debandieren, rebellieren wird nach der Niederlage.« Das wurde drei Wochen vor
|
|
Königgrätz geschrieben.</P>
|
|
<P><B><A NAME="S354">|354|</A></B> Königgrätz zerstreute dann alle Nebel,
|
|
und schon am Tage nach der Schlacht schrieb Engels: »Was sagst Du zu den Preußen?
|
|
Die Ausbeutung der ersten Erfolge ist mit enormer Energie geschehen ... Solch
|
|
eine Entscheidungsschlacht in 8 Stunden abgemacht, ist noch nicht dagewesen; unter
|
|
andern Umständen hätte sie zwei Tage gedauert. Aber das Zündnadelgewehr
|
|
ist eine heillose Waffe, und dann schlugen sich die Kerle wirklich mit einer Bravour,
|
|
die ich an solchen Friedenstruppen nie gesehen habe.« Engels und Marx konnten
|
|
irren und haben oft geirrt, aber sie haben sich nie gegen die Erkenntnis gesträubt,
|
|
die ihnen die Ereignisse selbst aufzwangen. Der preußische Sieg war für
|
|
sie ein harter Bissen, doch würgten sie nicht hilflos daran. Engels, der
|
|
in dieser Frage die Führung behielt, faßte nun am 25. Juli die Lage
|
|
so zusammen: »Die Geschichte in Deutschland scheint mir jetzt ziemlich einfach.
|
|
Von dem Augenblick an, wo Bismarck den kleindeutschen Bourgeoisieplan mit der
|
|
preußischen Armee und so kolossalem Sukzeß durchführte, hat die
|
|
Entwicklung in Deutschland diese Richtung so entschieden genommen, daß wir
|
|
ebenso gut wie andre die vollzogene Tatsache anerkennen müssen, ob sie uns
|
|
gefallen mag oder nicht ... Die Sache hat das Gute, daß sie die Situation
|
|
vereinfacht, eine Revolution dadurch erleichtert, daß sie die Krawalle der
|
|
kleinen Hauptstädte beseitigt und die Entwicklung jedenfalls beschleunigt.
|
|
Am Ende ist doch ein deutsches Parlament ein ganz andres Ding als eine preußische
|
|
Kammer. Die ganze Kleinstaaterei wird in die Bewegung hineingerissen, die schlimmsten
|
|
lokalisierenden Einflüsse hören auf, und die Parteien werden endlich
|
|
wirklich nationale, statt bloß lokale.« Worauf Marx zwei Tage später
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mit trockener Gelassenheit erwiderte: »Ich bin ganz Deiner Ansicht, daß
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|
man den Dreck nehmen muß, wie er ist. Doch ist es angenehm, während
|
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dieser jungen Zeit der ersten Liebe in der Ferne zu sein.«</P>
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<P>Gleichzeitig schrieb Engels, nicht in lobendem Sinne, daß »Bruder Liebknecht
|
|
sich in eine fanatische Österreicherei hineinreite«; offenbar rühre
|
|
eine »Wutkorrespondenz« aus Leipzig in der »Frankfurter Zeitung« von ihm her;
|
|
diese fürschtenmörderische Zeitung sei so weit gekommen, daß sie
|
|
den Preußen ihre schändliche Behandlung des »ehrwürdigen Kurfürsten
|
|
von Hessen« vorwerfe und für den armen blinden Welfen schwärme. Dagegen
|
|
erklärte sich Schweitzer in Berlin aus denselben Gründen und mit denselben
|
|
Worten so wie Marx und Engels in London, wegen welcher »opportunistischen« Politik
|
|
dieser Unglückliche heute noch die sittliche Empörung der gewichtigen
|
|
Staatsmänner ertragen muß, die Marx und Engels zwar nicht verstehen,
|
|
aber anbeten.</P>
|
|
<H3 ALIGN="CENTER">6. Der Genfer Kongreß<A name="Kap_6"></A></H3>
|
|
<P><B><A NAME="S355">|355|</A></B> Wider die Absicht hatte der erste Kongreß
|
|
der Internationalen noch nicht stattgefunden, als die Schlacht bei Königgrätz
|
|
über die deutschen Geschicke entschied. Er hatte noch einmal bis in den September
|
|
des Jahres vertagt werden müssen, obgleich sein zweites Lebensjahr dem neuen
|
|
Bunde einen ungleich schnelleren Aufstieg beschert hatte als das erste.</P>
|
|
<P>Auf dem Festlande begann sich Genf als sein wichtigster Mittelpunkt herauszubilden,
|
|
wo sowohl die romanische wie die deutsche Sektion mit der Gründung eigener
|
|
Parteiorgane vorgingen. Das deutsche war der »Vorbote«, eine von dem alten Becker
|
|
gegründete und geleitete Monatsschrift, deren sechs Jahrgänge noch heute
|
|
zu den wichtigsten Quellen für die Geschichte der Internationalen gehören.
|
|
Der »Vorbote« erschien seit dem Januar 1866 und nannte sich »Zentralorgan der
|
|
Sektionsgruppe deutscher Sprache«, denn auch die deutschen Mitglieder der Internationalen,
|
|
so viele oder so wenige ihrer waren, hielten sich nach Genf, da die deutschen
|
|
Vereinsgesetze die Bildung inländischer Sektionen hinderten. Aus ähnlichen
|
|
Gründen erstreckte die romanische Sektion in Genf ihren Einfluß tief
|
|
nach Frankreich.</P>
|
|
<P>Auch in Belgien hatte sich die Bewegung schon ein eignes Blatt geschaffen,
|
|
die »Tribune du Peuple«, die Marx als offizielles Organ der Internationalen ebenso
|
|
anerkannte wie die beiden Genfer Blätter. Nicht jedoch zählte er dazu
|
|
ein oder ein paar Blättchen, die in Paris erschienen und in ihrer Weise die
|
|
Arbeitersache vertraten. Die Sache nahm zwar auch in Frankreich einen guten Fortgang,
|
|
aber mehr wie ein Flug- als wie ein Herdfeuer. Bei dem gänzlichen Mangel
|
|
an Preß- und Versammlungsfreiheit ließen sich wirkliche Bewegungszentren
|
|
schwer schaffen, und die zweideutige Duldung der bonapartistischen Polizei wirkte
|
|
zunächst mehr einschläfernd als erweckend auf die Energie der Arbeiter.
|
|
Auch der stark vorherrschende Proudhonismus war nicht geeignet, die organisatorische
|
|
Kraft des Proletariats zu fördern.</P>
|
|
<P>Er lärmte besonders in dem »jungen Frankreich«, das flüchtig in Brüssel
|
|
oder London lebte. Im Februar 1866 machte eine französische Sektion, die
|
|
sich in London gebildet hatte, dem Generalrat heftige Opposition, weil er die
|
|
Polenfrage auf das Programm des Genfer Kongresses gesetzt hatte. Im Sinne Proudhons
|
|
fragte sie, wie man denn denken könne, den russischen Einfluß durch
|
|
die Wiederherstellung Polens zurückzudämmen, in einem Augenblick, wo
|
|
die russischen Leibeigenen durch Rußland befreit würden, während
|
|
die polnischen Adligen und <A NAME="S356"></A><B>|356|</B> Priester sich stets
|
|
geweigert hätten, ihren Leibeigenen die Freiheit zu geben? Auch beim Ausbruch
|
|
des deutschen Krieges erregten die französischen Mitglieder der Internationalen
|
|
und selbst ihres Generalrats viel unnützen Streit mit ihrem »Proudhonistischen
|
|
Stirnerianismus«, wie Marx einmal sagt,-, indem sie alle Nationalitäten für
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|
veraltet erklärten und ihre Auflösung in kleine »Gruppen« verlangten,
|
|
die wieder einen »Verein« bilden sollten, aber keinen Staat. »Und zwar soll diese
|
|
›Individualisierung‹ der Menschheit und der entsprechende ›mutualisme‹ vor sich
|
|
gehn, indem die Geschichte in allen andern Ländern aufhört und die ganze
|
|
Welt wartet, bis die Franzosen reif sind, eine soziale Revolution zu machen. Dann
|
|
werden sie uns das Experiment vormachen, und die übrige Welt wird, durch
|
|
die Kraft ihres Beispiels überwältigt, dasselbe tun.« Diesen Spott richtete
|
|
Marx zumal an seine »sehr guten Freunde« Lafargue und Longuet, die seine Schwiegersöhne
|
|
werden sollten, aber zunächst als »Proudhongläubige« ihm manche Schererei
|
|
verursachten.</P>
|
|
<P>Das Schwergewicht der Internationalen lag immer noch in den Trade Unions. So
|
|
sah auch Marx die Dinge an; am 15. Januar 1866 sprach er in einem Brief an Kugelmann
|
|
seine Genugtuung darüber aus, daß es gelungen sei, diese einzige wirklich
|
|
große Arbeiterorganisation in die Bewegung zu ziehen; besondere Freude bereitete
|
|
ihm ein Riesenmeeting, das einige Wochen früher in St. Martins Hall zugunsten
|
|
der Wahlreform stattgefunden hatte, unter der geistigen Leitung der Internationalen.
|
|
Als dann das Whigministerium Gladstone im März 1866 eine Wahlreformvorlage
|
|
eingebracht hatte, die einem Teil seiner eigenen Partei zu radikal war, und durch
|
|
den Abfall dieser Mitglieder stürzte, um durch das Toryministerium Disraeli
|
|
abgelöst zu werden, das die Wahlreform auf die lange Bank zu schieben versuchte,
|
|
nahm die Bewegung stürmische Formen an. Am 7. Juli schrieb Marx an Engels:
|
|
»Die Londoner Arbeiterdemonstrationen, fabelhaft, verglichen mit dem, was wir
|
|
seit 1849 in England gesehn, sind rein das Werk der <I>›International‹</I>. Mr.
|
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Lucraft f.i. [Mehring übersetzt: zum Beispiel], der Hauptmann auf dem Trafalgar
|
|
Square, is one of our council [Mehring übersetzt: ist einer von unserem Rat].«
|
|
Auf dem Trafalgar Square, wo 20.000 Menschen versammelt waren, berief Lucraft
|
|
ein Meeting nach White Hall Gardens ein, wo »wir zuzeiten einem unserer Könige
|
|
den Kopf abgehauen«; gleich darauf kam es im Hyde Park, wo 60.000 Menschen versammelt
|
|
waren, fast schon zum offenen Aufstande.</P>
|
|
<P>Die Verdienste der Internationalen um diese Bewegung, die durch das ganze Land
|
|
ging, erkannten die Trade Unions völlig an. Eine von sämtlichen <A NAME="S357"></A><B>|357|*</B>
|
|
Trades Unions beschickte Konferenz in Sheffield beschloß: »Indem die Konferenz
|
|
der Internationalen Arbeiterassoziation für ihre Bemühungen, die Arbeiter
|
|
aller Länder durch ein Band der Brüderlichkeit zu vereinen, volle Anerkennung
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|
zollt, empfiehlt sie allen hier vertretenen Gesellschaften auf das eindringlichste,
|
|
sich dieser Körperschaft anzuschließen, in der Überzeugung, daß
|
|
dies von der äußersten Wichtigkeit ist für den Fortschritt und
|
|
das Gedeihen der gesamten Arbeiterklasse.« Nunmehr schlossen sich eine ganze Reihe
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von Gewerkschaften der Internationalen an, doch war dieser große moralisch-politische
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nicht in gleichem Maße ein materieller Erfolg. Es blieb den angeschlossenen
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Gewerkschaften überlassen, nach Belieben oder auch gar keine Beiträge
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zu zahlen, und wenn sie es taten, geschah es in recht bescheidener Weise. So zahlten
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jährlich die Schuhmacher mit 5.000 Mitgliedern fünf, die Zimmerer mit
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9.000 Mitgliedern zwei, die Maurer mit 3.000 bis 4.000 Mitgliedern gar nur ein
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Pfund.</P>
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<P>Auch erkannte Marx sehr früh, daß sich in dem »Reformmovement« »der
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verfluchte traditionelle Charakter aller englischen Bewegungen« zeige. Schon vor
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Gründung der Internationalen hatten die Trade mit den bürgerlichen Radikalen
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wegen der Wahlreform angeknüpft. Diese Beziehungen wurden nur noch enger,
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je mehr die Bewegung greifbare Früchte zu reifen versprach; »Abschlagszahlungen«,
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die früher mit höchster Entrüstung zurückgewiesen worden waren,
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erschienen als würdige Kampfpreise; Marx vermißte doch den feurigen
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Geist der alten Chartisten. Er tadelte die Unfähigkeit der Engländer,
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zwei Dinge auf einmal zu tun; je mehr die Wahlbewegung vorwärtsginge, um
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so kühler würden die Londoner Führer »in unserem engeren Movement«;
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»in England hat die Reformbewegung, die von uns ins Leben gerufen wurde, uns beinahe
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getötet«. Ein starkes Hindernis dieser Entwicklung fiel dadurch fort, daß
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Marx durch seine Krankheit und den Aufenthalt in Margate am persönlichen
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Eingreifen verhindert wurde. </P>
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<P>Viel Mühe und Sorge machte ihm auch »The Workman's Advocate«, ein Wochenblatt,
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das die Konferenz von 1865 zum offiziellen Organe der Internationalen erhoben
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hatte und das sich im Februar 1866 in »The Commonwealth« umtaufte. Marx saß
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mit im Verwaltungsrat des beständig mit finanziellen Nöten kämpfenden
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und deshalb auf die Hilfe bürgerlicher Wahlreformer angewiesenen Blattes;
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er bemühte sich eifrig, bürgerlichen Einflüssen das Gegengewicht
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zu halten und daneben Eifersüchteleien um die Redaktion zu steuern; zeitweise
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redigierte Eccarius das Blatt und veröffentlichte in ihm seine bekannte Streitschrift
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gegen Stuart Mill, an der Marx stark mitgeholfen hat. Schließlich konnte
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<A NAME="S358"></A><B>|358|</B> Marx aber doch nicht hindern, daß der »Commonwealth«
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»einstweilen in ein reines Reformorgan umschlug«, wie es in einem Brief an Kugelmann
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heißt, »aus halb ökonomischen und halb politischen Gründen«.</P>
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<P>Diese Gesamtlage der Dinge erklärt es hinlänglich, daß Marx
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dem ersten Kongreß der Internationalen mit großen Befürchtungen
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entgegensah, weil er von ihm »eine europäische Blamage« befürchtete.
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Da die Pariser auf dem Beschluß der Londoner Konferenz bestanden, wonach
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der Kongreß Ende Mai stattfinden sollte, so wollte Marx selbst hinübergehen,
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um sie von der Unmöglichkeit dieses Termins zu überzeugen, doch Engels
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meinte, die ganze Geschichte sei nicht das Risiko wert, daß Marx in die
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Fänge der bonapartistischen Polizei geriete, in denen er ungeschützt
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sein würde; ob der Kongreß was Gutes beschließen werde, sei Nebensache,
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wenn nur jeder Skandal vermieden werden könne, und das werde doch wohl möglich
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sein. In gewissem Sinne - wenigstens ihnen selbst gegenüber - werde jede
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derartige Demonstration eine Blamage sein, ohne daß sie es deshalb vor Europa
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zu sein brauche.</P>
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<P>Der Knoten löste sich dadurch, daß die Genfer selbst, da sie mit
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ihren Vorbereitungen nicht fertig waren, die Vertagung des Kongresses bis in den
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September beschlossen, womit man überall, außer in Paris, einverstanden
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war. Marx selbst beabsichtigte nicht, an dem Kongreß persönlich teilzunehmen,
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da die Arbeit an seinem wissenschaftlichen Werk keine längere Unterbrechung
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mehr zuließ; ihm erschien, was er dadurch tat, viel wichtiger für die
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Arbeiterklasse, als was er persönlich auf irgendeinem Kongreß tun könnte.
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Aber er verwandte doch viel Zeit darauf, einen günstigen Verlauf des Kongresses
|
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zu sichern; er entwarf eine Denkschrift für die Londoner Delegierten <A name="ZT11"></A><A href="fm03_322.htm#Z11"><SPAN class="top">[11]</SPAN></A>, die
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er absichtlich auf solche Punkte beschränkte, »die unmittelbare Verständigung
|
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und Zusammenwirken der Arbeiter erlauben und den Bedürfnissen des Klassenkampfs
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und der Organisation der Arbeiter zur Klasse unmittelbar Nahrung und Anstoß
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geben«. Man kann dieser Denkschrift dasselbe Kompliment machen, wie es Beesly
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der »Inauguraladresse« gemacht hatte: auf wenigen Seiten sind so gründlich
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und schlagend wie nur je die nächsten Forderungen des internationalen Proletariats
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zusammengefaßt. Als Vertreter des Generalrats gingen der Präsident
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Odger und der Generalsekretär Cremer nach Genf, mit ihnen Eccarius und Jung,
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auf deren Verständnis sich Marx in erster Reihe verlassen konnte.</P>
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<P>Der Kongreß tagte vom 3. bis 8. September unter dem Vorsitze Jungs und
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in Anwesenheit von 60 Delegierten. Marx fand, daß er »über Erwarten
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ausgefallen sei«. Nur über die »Herren Pariser« ließ er sich recht
|
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bitter aus. »Sie hatten den Kopf voll mit den leersten Proudhonischen <A NAME="S359"></A><B>|359|</B>
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Phrasen. Sie schwatzen von Wissenschaft und wissen nichts. Sie verschmähen
|
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alle <I>revolutionäre</I>, i. e. aus dem Klassenkampf selbst entspringende
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Aktion, alle konzentrierte, gesellschaftliche, also auch durch <I>politische</I>
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Mittel (wie z.B. <I>gesetzliche</I> Abkürzung des Arbeitstags) durchsetzbare
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Bewegung; unter dem <I>Vorwand der Freiheit</I> und des Antigouvernementalismus
|
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oder Antiautoritätsindividualismus - diese Herren, die so ruhig seit sechzehn
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Jahren den elendesten Despotismus ertragen haben und ertragen! - predigen sie
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in der Tat die ordinäre bürgerliche Wirtschaft, nur proudhonisch idealisiert!«
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Und so weiter in noch härteren Wendungen.</P>
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<P>Das Urteil ist reichlich scharf, obgleich sich Johann Philipp Becker, der auf
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dem Kongresse selbst als Hauptbeteiligter anwesend war, einige Jahre später
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womöglich noch schärfer über das Tohuwabohu ausgelassen hat, das
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auf ihm geherrscht habe. Nur daß Becker über den Franzosen nicht die
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Deutschen, und über den Proudhonisten nicht die Schulze-Delitzschianer vergaß.
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»Welche Höflichkeiten mußten da an die guten Leutchen verschwendet
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werden, um anständig der Gefahr ihres Beglückungssturmlaufs zu entrinnen!«
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Anders freilich hieß es in den gleichzeitigen Berichten des »Vorboten« über
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die Verhandlungen des Kongresses, die mit einiger Kritik gelesen sein wollen.</P>
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<P>Die Franzosen waren verhältnismäßig stark vertreten, sie verfügten
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über etwa ein Drittel der Mandate und ließen es an Beredsamkeit nicht
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fehlen, aber viel haben sie nicht erreicht. Ihr Antrag, nur Handarbeiter, nicht
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|
auch Kopfarbeiter in die Internationale aufzunehmen, fiel zu Boden, ebenso ihr
|
|
Antrag, die religiösen Fragen ins Programm des Bundes aufzunehmen, womit
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diese Mißgeburt für immer beseitigt war. Angenommen wurde dagegen ein
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|
von ihnen eingebrachter, ziemlich harmloser Antrag auf Studien über den internationalen
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|
Kredit, die im Sinne Proudhons auf eine spätere Zentralbank der Internationalen
|
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abzielten. Empfindlicher war die Annahme eines von Tolain und Fribourg eingebrachten
|
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Antrages, der die Frauenarbeit »als Prinzip der Entartung« verwarf und der Frau
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ihren Platz in der Familie anwies. Doch stieß er schon bei Varlin und anderen
|
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Franzosen selbst auf Widerspruch und wurde nur neben den Anträgen des Generalrats
|
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über Frauen- und Kinderarbeit angenommen, die ihn totschlugen. Sonst gelang
|
|
den Franzosen nur, hier und da einiges proudhonistische Flickwerk in die Beschlüsse
|
|
einzuschmuggeln, woraus es sich erklärt, daß Marx über diese Schönheitsfehler,
|
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durch die seine mühsame Arbeit entstellt wurde, recht verdrießlich
|
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war, ohne doch zu verkennen, daß er mit dem ganzen Verlauf des Kongresses
|
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wohl zufrieden sein konnte.</P>
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<P><B><A NAME="S360">|360|</A></B> Nur in einem Punkte hatte er eine Abweisung
|
|
erfahren, die ihm empfindlich sein konnte und auch wohl besonders empfindlich
|
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war, in der polnischen Frage. Nach den Erfahrungen der Londoner Konferenz war
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dieser Punkt in der englischen Denkschrift sorgfältig begründet worden.
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Die europäischen Arbeiter müßten diese Frage aufnehmen, weil die
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herrschenden Klassen, trotz aller sonstigen Schwärmerei für alle Arten
|
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von Nationalitäten, sie unterdrückten, weil Aristokratie und Bourgeoisie
|
|
die finstere asiatische Macht im Hintergrunde als eine letzte Zuflucht gegen das
|
|
Vorschreiten der Arbeiterklasse betrachteten. Diese Macht könne nur unschädlich
|
|
gemacht werden durch die Wiederherstellung Polens auf demokratischer Grundlage.
|
|
Davon werde es abhängen, ob Deutschland ein Vorposten der Heiligen Allianz
|
|
oder ein Verbündeter des republikanischen Frankreichs sei. Die Arbeiterbewegung
|
|
werde beständig aufgehalten, unterbrochen und verzögert, bis diese große
|
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europäische Frage gelöst sei. Die Engländer traten energisch für
|
|
den Antrag ein, aber die Franzosen und ein Teil der romanischen Schweizer widersprachen
|
|
nicht minder lebhaft; man einigte sich endlich auf den Vorschlag Beckers, der
|
|
selbst für den Antrag sprach, aber eine offene Spaltung in dieser Frage vermeiden
|
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wollte, auf den ausweichenden Beschluß, da die Internationale gegen jede
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Gewaltherrschaft sei, so sei sie auch bestrebt, den imperialistischen Einfluß
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Rußlands zu beseitigen und Polen auf sozialdemokratischer Grundlage wiederherzustellen.</P>
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|
<P>Sonst aber siegte die englische Denkschrift auf der ganzen Linie. Die provisorischen
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Statuten wurden bis auf einige Änderungen bestätigt; die »Inauguraladresse«
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wurde nicht debattiert, aber seitdem in den Beschlüssen und Kundgebungen
|
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der Internationalen stets als offizielles Aktenstück zitiert. Der Generalrat
|
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wurde mit dem Sitz in London wiedergewählt; er sollte eine umfassende Statistik
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über die Lage der internationalen Arbeiterklasse veranstalten und, sooft
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es seine Mittel erlaubten, einen Bericht über alles erstatten, was die Internationale
|
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Arbeiterassoziation interessiere. Um seine Auslagen zu decken, wurde jedem Mitgliede
|
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für das nächste Jahr ausnahmsweise eine Extrasteuer von 30 Centimes
|
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(24 Pfennig) auferlegt, als regelmäßigen Jahresbeitrag für die
|
|
Kasse des Generalrats empfahl der Kongreß einen halben oder ganzen Penny
|
|
(8,5 Pfennig), außer dem Preise für die Mitgliedskarte.</P>
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|
<P>Unter den programmatischen Kundgebungen des Kongresses standen die Beschlüsse
|
|
über Arbeiterschutzgesetzgebung und Gewerkvereine obenan. Der Kongreß
|
|
stellte den Grundsatz auf, daß die Arbeiterklasse sich Arbeiterschutzgesetze
|
|
erkämpfen müsse. »Indem die Arbeiterklasse solche Gesetze durchsetzt,
|
|
befestigt sie nicht die regierende Macht. Im <A NAME="S361"></A><B>|361|</B> Gegenteil
|
|
wandelt sie jene Macht, die jetzt gegen sie gebraucht wird, in ihr eigenes Werkzeug
|
|
um.«<A name="ZT12"></A><A href="fm03_322.htm#Z12"><SPAN class="top">[12]</SPAN></A> Sie bewirkte durch ein allgemeines Gesetz, was durch isolierte individuelle
|
|
Anstrengungen bewirken zu wollen, ein nutzloser Versuch sein würde. Der Kongreß
|
|
empfahl die Beschränkung des Arbeitstages als eine Bedingung, ohne die alle
|
|
anderen Bestrebungen des Proletariats um seine Emanzipation scheitern müßten.
|
|
Sie sei nötig, um die körperliche Energie und Gesundheit der Arbeiterklasse
|
|
wiederherzustellen, um ihr die Möglichkeit geistiger Entwicklung, gesellschaftlichen
|
|
Umgangs, sozialer und politischer Tätigkeit zu gewähren. Als gesetzliche
|
|
Grenze des Arbeitstages schlug der Kongreß acht Stunden vor, die in eine
|
|
bestimmte Tagesperiode gelegt werden müßten, so zwar, daß diese
|
|
Periode die acht Stunden Arbeit und die Unterbrechungen für Mahlzeiten umfasse.
|
|
Der Achtstundentag solle gelten für alle volljährigen Leute, Männer
|
|
wie Frauen, die Volljährigkeit vom Schlusse des 18. Lebensjahres an gerechnet.
|
|
Nachtarbeit sei gesundheitlich zu verwerfen, unerläßliche Ausnahmen
|
|
müßten von der Gesetzgebung festgestellt werden. Frauen seien mit aller
|
|
möglichen Strenge von der Nachtarbeit auszuschließen sowie von aller
|
|
anderen Arbeit, die für den weiblichen Körper gesundheitsgefährlich
|
|
oder für das weibliche Geschlecht sittenwidrig sei.</P>
|
|
<P>In der Tendenz der modernen Industrie, Kinder und junge Personen beiderlei
|
|
Geschlechts zur Mitwirkung an der gesellschaftlichen Produktion heranzuziehen,
|
|
sah der Kongreß einen heilsamen rechtmäßigen Fortschritt, so
|
|
abscheulich die Form sei, worin er sich unter der Herrschaft des Kapitals verwirkliche.
|
|
In einem vernünftigen Zustande der Gesellschaft müßte jedes Kind
|
|
ohne Unterschied vom neunten Lebensjahre an produktiver Arbeiter werden, ebenso
|
|
wie keine erwachsenen Personen von dem allgemeinen Naturgesetz ausgenommen werden
|
|
dürften: nämlich zu arbeiten, um essen zu können, und zu arbeiten
|
|
nicht bloß mit dem Gehirne, sondern mit den Händen. In der gegenwärtigen
|
|
Gesellschaft empfehle es sich, die Kinder und jugendlichen Personen in drei Klassen
|
|
zu teilen und verschieden zu behandeln: in Kinder von 9 bis 12, in Kinder von
|
|
13 bis 15, in Jünglinge und Mädchen von 16 bis 17 Jahren. Die Arbeitszeit
|
|
der ersten Klasse in irgendeiner Werkstelle oder häuslichen Arbeit solle
|
|
sich auf zwei, der zweiten auf vier, der dritten auf sechs Stunden beschränken,
|
|
wobei der dritten Klasse eine Unterbrechung der Arbeitszeit auf wenigstens eine
|
|
Stunde für Mahlzeiten und Erholung vorbehalten bleiben müsse, jedoch
|
|
dürfe die produktive Arbeit von Kindern und jugendlichen Personen nur gestattet
|
|
werden, wenn sie mit Bildung verbunden werde, worunter drei Dinge <A NAME="S362"></A><B>|362|</B>
|
|
zu verstehen seien: geistige Bildung, körperliche Gymnastik und endlich technische
|
|
Erziehung, die die allgemeinen wissenschaftlichen Grundsätze aller Produktionsprozesse
|
|
mitteile und zugleich das heranwachsende Geschlecht in den praktischen Gebrauch
|
|
der elementarsten Werkzeuge einweihe.</P>
|
|
<P>Über die Gewerkvereine beschloß der Kongreß, daß ihre
|
|
Tätigkeit nicht nur rechtmäßig, sondern auch notwendig sei. Sie
|
|
seien das Mittel, die einzige soziale Gewalt, die das Proletariat besitze, nämlich
|
|
seine Zahl, der konzentrierten sozialen Gewalt des Kapitals entgegenzusetzen.
|
|
Solange die kapitalistische Produktionsweise bestände, könnten die Gewerkvereine
|
|
nicht entbehrt werden, sondern würden vielmehr ihre Tätigkeit durch
|
|
internationale Verbindung verallgemeinern. Indem sie sich bewußt den unaufhörlichen
|
|
Übergriffen des Kapitals widersetzten, würden sie unbewußt Schwerpunkte
|
|
der Organisation für die arbeitende Klasse, ähnlich wie die mittelalterlichen
|
|
Kommunen zu solchen Schwerpunkten für die bürgerliche Klasse geworden
|
|
seien. Unaufhörliche Guerillagefechte in dem täglichen Kampfe zwischen
|
|
Kapital und Arbeit liefernd, würden die Gewerkvereine noch weit wichtiger
|
|
als organisierte Hebel für die Aufhebung der Lohnarbeit. Bisher hätten
|
|
die Gewerkvereine zu ausschließlich den unmittelbaren Kampf gegen das Kapital
|
|
ins Auge gefaßt, in Zukunft dürften sie sich nicht der allgemeinen
|
|
politischen und sozialen Bewegung ihrer Klasse fernhalten. Sie würden sich
|
|
am stärksten ausbreiten, wenn die große Masse des Proletariats sich
|
|
überzeuge, daß ihr Ziel, weit entfernt, begrenzt und selbstsüchtig
|
|
zu sein, sich vielmehr auf die allgemeine Befreiung der niedergetretenen Millionen
|
|
richte.</P>
|
|
<P>Im Sinne dieser Resolution unternahm Marx bald nach dem Genfer Kongreß
|
|
noch einen Versuch, von dem er sich viel versprach. Am 13. Oktober 1866 schrieb
|
|
er an Kugelmann: »Der Londoner Council der english Trade Unions (sein Sekretär
|
|
ist unser Präsident Odger) konsultiert in diesem Augenblick, ob er sich als
|
|
englischer Zweig der Internationalen Assoziation erklären soll. Tut er es,
|
|
so geht die Regierung der Arbeiterklasse hier in einem gewissen Sinne auf uns
|
|
über, und wir können die Bewegung sehr vorantreiben.« Aber der Gewerkschaftsrat
|
|
tat es nicht, bei aller Freundschaft für die Internationale beschloß
|
|
er, seine Selbständigkeit zu wahren, und wenn anders die Historiker der Trade
|
|
Unions zutreffend unterrichtet sind, hat der Gewerkschaftsrat auch abgelehnt,
|
|
einen Vertreter der Internationalen an seinen Sitzungen teilnehmen zu lassen,
|
|
um schnell über alle Arbeitseinstellungen des Festlandes zu berichten.</P>
|
|
<P><B><A NAME="S363">|363|</A></B> Schon in den ersten Jahren erfuhr die Internationale,
|
|
daß ihrer große Erfolge harrten, aber daß diese Erfolge doch
|
|
ihre bestimmte Grenze hatten. Jedoch vorerst durfte sie sich ihrer Erfolge erfreuen,
|
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und mit lebhafter Genugtuung verzeichnete Marx in dem großen Werke, an das
|
|
er eben die letzte Hand legte, daß gleichzeitig mit dem Genfer Kongreß
|
|
ein allgemeiner Arbeiter-Kongreß in Baltimore den Achtstundentag als die
|
|
erste Forderung bezeichnet habe, um die Arbeit aus den Fesseln des Kapitalismus
|
|
zu befreien.</P>
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<P>Er meinte, die Arbeit in weißer Hand könne sich nicht emanzipieren,
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wo sie in schwarzer Hand gebrandmarkt werde. Aber die erste Frucht des amerikanischen
|
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Bürgerkrieges, der die Sklaverei getötet habe, sei die Achtstundenagitation,
|
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mit den Siebenmeilenstiefeln der Lokomotive vom Atlantischen bis zum Stillen Ozean
|
|
ausschreitend, von Neuengland bis nach Kalifornien.</P>
|
|
<HR size="1">
|
|
<P><A name="Z1"></A><SPAN class="top">[1]</SPAN> Karl Marx: Die Inauguraladresse der Internationalen Arbeiterassozisation, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_005.htm#S9">Bd. 16, S. 9/10.</A> <A href="fm03_322.htm#ZT1"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z2"></A><SPAN class="top">[2]</SPAN> Karl Marx: Die Inauguraladresse der Internationalen Arbeiterassozisation, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_005.htm#S11">Bd. 16, S. 11.</A> <A href="fm03_322.htm#ZT2"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z3"></A><SPAN class="top">[3]</SPAN> Karl Marx: Die Inauguraladresse der Internationalen Arbeiterassozisation, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_005.htm#S11">Bd. 16, S. 11/12.</A> <A href="fm03_322.htm#ZT3"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z4"></A><SPAN class="top">[4]</SPAN> Karl Marx: Die Inauguraladresse der Internationalen Arbeiterassozisation, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_005.htm#S12">Bd. 16, S. 12.</A> <A href="fm03_322.htm#ZT4"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z5"></A><SPAN class="top">[5]</SPAN> Karl Marx: Die Inauguraladresse der Internationalen Arbeiterassozisation, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_005.htm#S12">Bd. 16, S. 12.</A> <A href="fm03_322.htm#ZT5"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z6"></A><SPAN class="top">[6]</SPAN> Karl Marx: Provisorische Statuten der Internationalen Arbeiter-Assoziation, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_014.htm">Bd. 16, S. 14-16.</A> <A href="fm03_322.htm#ZT6"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z7"></A><SPAN class="top">[7]</SPAN> Karl Marx: An Abraham Lincoln,
|
|
Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_018.htm#S19">Bd. 16, S. 19.</A> <A href="fm03_322.htm#ZT7"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z8"></A><SPAN class="top">[8]</SPAN> Karl Marx: Lohn, Preis und Profit, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_101.htm">Bd. 16, S. 101-152.</A> <A href="fm03_322.htm#ZT8"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z9"></A><SPAN class="top">[9]</SPAN> Karl Marx: Über P. J. Proudhon, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_025.htm#S31">Bd. 16, S. 31.</A> <A href="fm03_322.htm#ZT9"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z10"></A><SPAN class="top">[10]</SPAN> Friedrich Engels: Die preußische Militärfrage und die deutsche Arbeiterpartei, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_037.htm">Bd. 16, S. 37-78.</A> <A href="fm03_322.htm#ZT10"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z11"></A><SPAN class="top">[11]</SPAN> Karl Marx: Instruktionen für die Delegierten des Provisorischen Zentralrats zu den einzelnen Fragen, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_190.htm">Bd. 16, S. 190/199.</A> <A href="fm03_322.htm#ZT11"><=</A></P>
|
|
<P><A name="Z12"></A><SPAN class="top">[12]</SPAN> Karl Marx: Instruktionen für die Delegierten des Provisorischen Zentralrats zu den einzelnen Fragen, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_190.htm#S194">Bd. 16, S. 194.</A> <A href="fm03_322.htm#ZT12"><=</A></P>
|
|
<!-- #EndEditable -->
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<HR size="1" align="left" width="200">
|
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<P><SMALL>Pfad: »../fm/fm03«<BR>
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|
Verknüpfte Dateien: »<A href="http://www.mlwerke.de/css/format.css">../../css/format.css</A>«
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</SMALL>
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<HR size="1">
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<TABLE width="100%" border="0" align="center" cellspacing=0 cellpadding=0>
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<TR>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../../index.shtml.html"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
|
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<TD ALIGN="center"><B>|</B></TD>
|
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "link2a" --><A HREF="fm03_272.htm"><SMALL>10.
|
|
Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="fm03_000.htm"><SMALL>Inhalt</SMALL></A></TD>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "link2b" --><A HREF="fm03_364.htm"><SMALL>12.
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Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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<TD ALIGN="center"><B>|</B></TD>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../default.htm"><SMALL>Franz
|
|
Mehring</SMALL></A></TD>
|
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