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<TITLE>Karl Marx - Die Wahlresultate in den Nordstaaten</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="../me_ak62.htm"><FONT SIZE=2>Inhaltsverzeichnis Artikel und Korrespondenzen 1862</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 15, 4. Auflage 1972, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 565/566.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 25.10.1998.</P>
</FONT><H2>Karl Marx </H2>
<H1>[Die Wahlresultate in den Nordstaaten] </H1>
<FONT SIZE=2><P>Geschrieben am 18. November 1862.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["Die Presse" Nr. 321 vom 23. November 1862] </P>
</FONT><B><P><A NAME="S565">|565|</A></B> Die Wahlen sind in der Tat eine Niederlage f&uuml;r die Regierung zu Washington. Die alten F&uuml;hrer der Demokratischen Partei haben die Verstimmung &uuml;ber finanzielles Ungeschick und milit&auml;rische T&ouml;lpeleien gewandt ausgebeutet, und es unterliegt keinem Zweifel, da&szlig; der Staat New York offiziell in der Hand der Seymours, Woods und Bennetts das Zentrum gef&auml;hrlicher Intrigen werden kann. Indes mu&szlig; man andererseits die praktische Wichtigkeit dieser Reaktion nicht &uuml;bertreiben. Das gegenw&auml;rtige republikanische Repr&auml;sentantenhaus tagt fort, und seine jetzt erw&auml;hlten Nachfolger treten erst im Dezember 1863 an seine Stelle. Die Wahlen, soweit sie den Kongre&szlig; zu Washington betreffen, sind also vorderhand eine blo&szlig;e Demonstration. Wahl von Gouverneuren hat in keinem Staat au&szlig;er New York stattgefunden. Die Republikanische Partei befindet sich also nach wie vor an der Spitze der einzelnen Staaten. Die Wahlsiege der Republikaner in Massachusetts, Iowa, Illinois und Michigan balancieren einigerma&szlig;en die Verluste in New York, Pennsylvania, Ohio und Indiana. </P>
<P>Eine etwas n&auml;here Analyse der "demokratischen" Gewinne f&uuml;hrt zu einem ganz anderm Resultat als demjenigen, welches von den englischen Bl&auml;ttern ausposaunt wird. Die<I> Stadt</I> New York, stark mit irischem P&ouml;bel zersetzt, bis in die letzte Zeit aktiv im Sklavenhandel beteiligt, der Sitz des amerikanischen Geldmarktes und voller Hypothekargl&auml;ubiger auf die s&uuml;dlichen Pflanzungen, war von jeher entschieden "demokratisch", ganz wie Liverpool noch heute toryistisch ist. Die<I> Landdistrikte</I> des Staates New York haben diesmal, wie seit 1856, mit den Republikanern gestimmt, doch nicht mit demselben Feuereifer wie 1860. Ein gro&szlig;er Teil ihrer stimmf&auml;higen Mannschaft befindet sich au&szlig;erdem im Felde. Rechnet man Stadt- und Landdistrikte zusammen, so bel&auml;uft sich die demokratische Majorit&auml;t im Staat New York nur auf 8-10.000 Stimmen. </P>
<P>In Pennsylvania, das lange schwankte erst zwischen Whigs und Demokraten, sp&auml;ter zwischen Demokraten und Republikanern, betr&auml;gt die <A NAME="S566"><B>|566|</A></B> demokratische Majorit&auml;t blo&szlig; 3.500 Stimmen, in Indiana ist sie noch schw&auml;cher, und in Ohio, wo sie 8.000 Stimmen z&auml;hlt, haben jedoch der Sympathie mit dem S&uuml;den &uuml;berwiesene Demokratenf&uuml;hrer, wie u.a. der ber&uuml;chtigte Vallandigham, ihre Sitze im Kongre&szlig; verloren. Der Irl&auml;nder erblickt im Neger einen gef&auml;hrlichen Konkurrenten. Die t&uuml;chtigen Bauern in Indiana und Ohio hassen den Neger in zweiter Linie nach dem Sklavenhalter. Er ist ihnen Symbol der Sklaverei und der Erniedrigung der Arbeiterklasse, und die demokratische Presse droht ihnen t&auml;glich mit einer &Uuml;berschwemmung ihrer Territorien durch den "nigger". Zudem war die Verstimmung &uuml;ber die elende Art der Kriegsf&uuml;hrung in Virginia am lautesten in diesen Staaten, die die st&auml;rksten Freiwilligen-Kontingente geliefert. </P>
<P>Dies alles jedoch trifft nicht die Hauptsache. Zur Zeit von Lincolns Wahl (1860) existierte weder der B&uuml;rgerkrieg, noch stand die Frage der Negeremanzipation auf der Tagesordnung. Die Republikanische Partei, damals durchaus getrennt von der Partei der Abolitionisten, bezweckte 1860 mit ihrem Wahlvotum nichts als einen Protest gegen die Ausdehnung der Sklaverei &uuml;ber die Territorien, proklamierte aber zugleich Nichteinmischung mit diesem Institut in den Staaten, wo es bereits legal existierte. Mit der<I> Sklavenemanzipation</I> als Feldparole w&auml;re Lincoln damals unbedingt durchgefallen. Man wies sie entschieden ab. </P>
<P>Ganz anders verhielt es sich bei den eben beendigten Wahlen. Die Republikaner machten gemeinschaftliche Sache mit den Abolitionisten. Sie erkl&auml;rten sich emphatisch f&uuml;r unmittelbare Emanzipation, sei es ihrer selbst wegen, sei es als Mittel zur Beendigung der Rebellion. Erw&auml;gt man diesen Umstand, so erscheinen die Regierungsmajorit&auml;t in Michigan, Illinois, Massachusetts, Iowa und Delaware, und die sehr bedeutende Minorit&auml;t, die in den Staaten New York, Ohio und Pennsylvania f&uuml;r sie stimmte, gleich &uuml;berraschend. Vor dem Krieg war ein solches Resultat unm&ouml;glich, selbst in Massachusetts. Es bedarf nur noch der Energie von seiten der Regierung und des n&auml;chsten Monat zusammenkommenden Kongresses, damit die Abolitionisten, jetzt identisch mit den Republikanern, &uuml;berall moralisch und numerisch das &Uuml;bergewicht erhalten. Louis Bonapartes Interventionsgel&uuml;ste geben ihnen einen "ausw&auml;rtigen" Halt. Die Gefahr liegt einzig in der Beibehaltung solcher Generale, wie McClellan, die, abgesehen von ihrer Unf&auml;higkeit, erkl&auml;rte proslavery men |Verfechter der Sklaverei| sind. </P>
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