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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Friedrich Engels - Lage der arbeitenden Klasse in England - Die uebrigen Arbeitszweige</TITLE>
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<H2 ALIGN="CENTER">Die &uuml;brigen Arbeitszweige</H2>
<STRONG><P>&lt;408&gt;</STRONG> Wenn wir bei der Schilderung des Fabriksystems uns l&auml;nger aufzuhalten hatten, weil es eine ganz neue Sch&ouml;pfung der industriellen Zeit ist, so werden wir uns bei den &uuml;brigen Arbeitern desto k&uuml;rzer fassen k&ouml;nnen, indem hier entweder das, was von den industriellen Proletariern &uuml;berhaupt, oder was vom Fabriksystem im besondern gesagt ist, ganz oder teilweise seine Anwendung findet. Wir werden also nur zu berichten haben, inwiefern namentlich das Fabriksystem bei den einzelnen Arbeitszweigen sich einzudr&auml;ngen gewu&szlig;t hat und was sich sonst Eigent&uuml;mliches bei ihnen vorfindet.</P>
<P>Die vier Arbeitszweige, auf die sich das Fabrikgesetz erstreckt, bezwecken die Anfertigung von Stoffen zur Kleidung. Wir werden am besten tun, hier gleich diejenigen Arbeiter folgen zu lassen, welche ihr Material aus diesen Fabriken erhalten, und zwar zuerst die <EM>Strumpfwirker </EM>von Nottingham, Derby und Leicester. &Uuml;ber diese Arbeiter berichtet der Child. Empl. Rept., da&szlig; die lange Arbeitszeit (die durch niedrigen Lohn erzwungen wird) vereint mit der sitzenden Lebensart und der Anstrengung der Augen, welche aus der Natur der Arbeit selbst hervorgeht, gew&ouml;hnlich den K&ouml;rper im allgemeinen kr&auml;nklich und besonders die Augen schwach macht. Ohne sehr starkes Licht kann bei Abend nicht gearbeitet werden, und so wenden die Weber gew&ouml;hnlich Glaskugeln an, um das Licht zu konzentrieren, was die Augen sehr angreift. Im vierzigsten Jahre m&uuml;ssen fast alle eine Brille gebrauchen. Die Kinder, welche dabei mit Spulen und N&auml;hen (S&auml;umen) besch&auml;ftigt werden, leiden gew&ouml;hnlich an ihrer Gesundheit und Konstitution bedeutenden Schaden. Sie arbeiten vom sechsten, siebenten oder achten Jahre an in kleinen, dumpfigen Zimmern zehn bis zw&ouml;lf Stunden. Viele werden bei der Arbeit ohnm&auml;chtig, zu schwach f&uuml;r die gew&ouml;hnlichste Hausarbeit und so kurzsichtig, da&szlig; sie schon w&auml;hrend der Kindheit Brillen tragen m&uuml;ssen. Viele wurden von den Kommiss&auml;ren mit allen Symptomen <STRONG>&lt;409&gt;</STRONG> skroful&ouml;ser Konstitution gefunden, und die Fabrikanten weigern sich meistens wegen der Schw&auml;che der M&auml;dchen, die so gearbeitet haben, sie in der Fabrik zu besch&auml;ftigen. Der Zustand dieser Kinder wird als ",ein Schandfleck f&uuml;r ein christliches Land" bezeichnet und der Wunsch nach gesetzlichem Schutz ausgesprochen (Grainger, Rept. App. Pt. 1, p. F. 16, ss. 132-142). Der Fabrikbericht setzt hinzu, da&szlig; die Strumpfwirker die am schlechtesten bezahlten Arbeiter in Leicester seien - sie verdienten 6 sh. und bei gro&szlig;er Anstrengung 7 sh. w&ouml;chentlich durch t&auml;glich sechzehn- bis achtzehnst&uuml;ndige Arbeit. Fr&uuml;her verdienten sie 20 bis 21 sh., aber die Einf&uuml;hrung der vergr&ouml;&szlig;erten St&uuml;hle habe ihr Gesch&auml;ft verdorben, die gro&szlig;e Majorit&auml;t arbeite noch auf den &auml;lteren, einfachen St&uuml;hlen und konkurriere m&uuml;hselig gegen den Fortschritt der Maschinerie. Also auch hier jeder Fortschritt ein R&uuml;ckschritt f&uuml;r den Arbeiter! Aber trotz alledem, erz&auml;hlt Kommiss&auml;r Power, seien die Strumpfwirker stolz darauf, da&szlig; sie <EM>frei </EM>seien und <EM>keine Fabrikglocke </EM>h&auml;tten, die ihnen die Zeit zum Essen, Schlafen und Arbeiten zumesse. Die Lage dieser Arbeiterklasse ist in Beziehung auf den Lohn noch nicht besser als 1833, wo die Fabrikkommission die obigen Angaben machte - die Konkurrenz der s&auml;chsischen Strumpfwirker, die selbst kaum etwas zu bei&szlig;en haben, sorgt daf&uuml;r. Sie schl&auml;gt die Engl&auml;nder auf fast allen fremden und in den geringen Qualit&auml;ten sogar im englischen Markt - mu&szlig; es nicht eine Freude f&uuml;r den deutschen patriotischen Strumpfwirker sein, durch seinen Hunger die englischen Strumpfwirker auch brotlos zu machen, und wird er nicht zum gr&ouml;&szlig;eren Ruhme der deutschen Industrie stolz und freudig forthungern, da doch Deutschlands Ehre es fordert, da&szlig; seine Sch&uuml;ssel nur halb voll sei? 0, es ist eine sch&ouml;ne Sache um die Konkurrenz und den "Wettlauf der Nationen"! Im "Morning Chronicle" - wieder ein liberales Blatt, das Blatt der Bourgeoisie par excellence - finden sich im Dezember 1843 einige Briefe von einem Strumpfwirker in Hinckley &uuml;ber die Lage seiner Arbeitsgenossen. Er berichtet unter andern von 50 Familien, zusammen 321 Personen, die von 109 Webst&uuml;hlen lebten; jeder Webstuhl trug durchschnittlich 5 1/6 sh. ein, jede Familie verdiente durchschnittlich w&ouml;chentlich 11 sh. 4 Pence. Davon gingen ab f&uuml;r Hausmiete, Strumpfstuhlmiete, Kohlen, Licht, Seife, Nadeln zusammen 5 sh. 10 Pence, so da&szlig; f&uuml;r Nahrung auf jeden Kopf t&auml;glich 1 1/2 Pence - 15 Pfennige preu&szlig;isch - &uuml;brigblieben, und f&uuml;r Kleidung gar nichts.</P>
<P><SMALL></P>
<P>"Kein Auge", sagt der Strumpfwirker, "hat gesehen, kein Ohr geh&ouml;rt und kein Herz fassen k&ouml;nnen die H&auml;lfte der Leiden, die diese armen Leute erdulden."</P>
<P></SMALL></P>
<STRONG><P>&lt;410&gt;</STRONG> Betten fehlten ganz oder zur H&auml;lfte, die Kinder liefen zerlumpt und barfu&szlig; umher; die M&auml;nner sagten mit Tr&auml;nen in den Augen: "Wir haben lange, lange kein Fleisch gehabt, wir haben fast vergessen, wie es schmeckt" - und zuletzt arbeiteten einige des Sonntags, obwohl die &ouml;ffentliche Meinung alles eher verzeiht als das und obwohl der rasselnde L&auml;rm des Webstuhls in der ganzen Nachbarschaft geh&ouml;rt wird.</P>
<P><SMALL></P>
<P>"Aber", sagte einer, "seht doch meine Kinder an und la&szlig;t das Fragen. Meine Armut zwingt mich dazu; ich kann und will meine Kinder nicht ewig um Brot schreien h&ouml;ren, ohne das letzte Mittel zu versuchen, durch das ich mir ehrlich Brot erwerben kann. Vorigen Montag stand ich um zwei Uhr auf und arbeitete bis beinahe Mitternacht, die &uuml;brigen Tage von sechs Uhr morgens bis zwischen elf und zw&ouml;lf in der Nacht. Ich bin es leid, ich will mich nicht ins Grab bringen. Jetzt h&ouml;re ich jeden Abend um zehn Uhr auf und hole die verlorne Zeit sonntags nach."</P>
<P></SMALL></P>
<P>Der Lohn ist weder in Leicester noch in Derby und Nottingham gestiegen gegen 1833, und was das schlimmste ist, in Leicester herrscht das Trucksystem, wie schon fr&uuml;her gesagt, in gro&szlig;er Ausdehnung. Es ist daher auch nicht zu verwundern, da&szlig; die Wirker dieser Gegend an allen Arbeiterbewegungen sehr lebhaften Anteil genommen haben, und um so t&auml;tiger und wirksamer, da die St&uuml;hle selbst meistens von <EM>M&auml;nnern </EM>in Bewegung gesetzt werden.</P>
<P>In derselben Gegend, wo die Strumpfwirker leben, ist auch der Hauptsitz der Spitzenfabrikation. In den genannten drei Grafschaften sind im ganzen 2 760 Spitzenmaschinen im Gange, w&auml;hrend im &uuml;brigen Teile von England nur 786 existieren. Die Spitzenfabrikation ist durch eine streng durchgef&uuml;hrte Teilung der Arbeit sehr verwickelt geworden und hat eine Menge Zweige. Zuerst mu&szlig; das Garn gespult werden, was von M&auml;dchen von vierzehn Jahren aufw&auml;rts geschieht (winders); dann werden die Spulen von Knaben (threaders) vom achten Jahre aufw&auml;rts auf die Maschine gesetzt und der Faden durch feine &Ouml;ffnungen, deren jede Maschine durchschnittlich 1 800 hat, eingef&auml;delt und seiner Bestimmung entgegengeleitet; dann macht der Arbeiter die Spitzen, die wie ein breites Tuch aus der Maschine kommen und von ganz kleinen Kindern durch Herausziehen der verbindenden F&auml;den in ihre einzelnen St&uuml;cke zerlegt werden - dies hei&szlig;t running oder drawing lace, und die Kinder selbst lace-runners. Dann werden die Spitzen zum Verkauf fertiggemacht. - Die winders wie die threaders haben keine bestimmte Arbeitszeit, da sie in Anspruch genommen werden, sobald die Spulen einer Maschine abgelaufen sind; und da die Arbeiter auch nachts weben, so k&ouml;nnen sie zu jeder Zeit in die Fabrik oder Arbeitsstube des Webers gerufen werden. Diese Unregelm&auml;&szlig;igkeit der Besch&auml;ftigung, das h&auml;ufige <STRONG>&lt;411&gt;</STRONG> Nachtarbeiten, die unordentliche Lebensart, die daraus folgt, erzeugt eine<STRONG> </STRONG>Menge physischer und moralischer &Uuml;bel, besonders regellosen und fr&uuml;hen geschlechtlichen Verkehr, wor&uuml;ber alle Zeugen einig sind. Die Arbeit selbst ist dem Auge sehr nachteilig; obwohl ein dauernder Nachteil bei den threaders nicht allgemein ausgemacht ist, so erzeugt sie doch Augenentz&uuml;ndungen und w&auml;hrend des Einf&auml;delns selbst Schmerzen, Tr&auml;nenflu&szlig;, momentane Unklarheit des Gesichts etc. Bei den winders ist es aber ausgemacht, da&szlig; ihre Arbeit die Augen ernstlich angreift und au&szlig;er den h&auml;ufigen Entz&uuml;ndungen der Hornhaut auch den grauen und schwarzen Star nicht selten hervorbringt. Die Arbeit der Wirker selbst ist sehr schwer, da die Maschinen mit der Zeit immer breiter gemacht worden sind, so da&szlig; es jetzt fast nur solch gibt, die von drei M&auml;nnern bearbeitet werden, von denen jeder nach vier Stunden den andern abl&ouml;st, so da&szlig; sie zusammen alle vierundzwanzig Stunden und jeder acht Stunden t&auml;glich arbeiten. Hieraus wird klar, weshalb die winders und threaders so oft nachts an die Arbeit m&uuml;ssen, damit die Maschine nicht zu lange stillstehe. Das Einf&auml;deln der Spulen in 1 800 &Ouml;ffnungen nimmt ohnehin drei Kindern zwei Stunden Zeit weg. Manche Maschinen werden auch durch Dampfkraft getrieben und dadurch die Arbeit der M&auml;nner verdr&auml;ngt, und da der Ch. E. Rept. immer nur von "Spitzenfabriken" spricht, wohin die Kinder gerufen w&uuml;rden, so scheint hieraus zu folgen, da&szlig; neuerdings entweder die Arbeit der Wirker in gro&szlig;e Fabriks&auml;le verlegt oder die Anwendung der Dampfwirkerei ziemlich allgemein geworden ist. In beiden F&auml;llen Fortschritt des Fabriksystems. Am ungesundesten ist aber die Arbeit der runners, die meist Kinder von sieben, ja f&uuml;nf oder vier Jahren sind. Kommiss&auml;r Grainger fand sogar ein Kind von <EM>zwei Jahren </EM>mit dieser Arbeit besch&auml;ftigt. Das Verfolgen eines und desselben Fadens, der aus einem k&uuml;nstlich verschlungenen Gewebe mit der Nadel herausgenommen wird ist dem Auge sehr sch&auml;dlich, besonders wenn die Arbeit, wie dies gew&ouml;hnlich, vierzehn bis sechzehn Stunden fortgesetzt wird. Im gelindesten Fall tritt Kurzsichtigkeit in sehr hohem Grade, im schlimmsten, der oft genug vorkommt, unheilbare Erblindung durch den schwarzen Star ein. Au&szlig;erdem aber werden die Kinder durch das fortw&auml;hrende Krummsitzen schw&auml;chlich, engbr&uuml;stig und infolge schlechter Verdauung skroful&ouml;s; St&ouml;rungen der Funktionen des Uterus bei M&auml;dchen sind fast allgemein, und ebenso die Verkr&uuml;mmung des R&uuml;ckgrats, so da&szlig; "man die runners alle an ihrem Gange kennen kann". Dieselben Folgen hat sowohl f&uuml;r die Augen wie f&uuml;r die ganze Konstitution das Sticken der Spitzen. Die medizinischen Zeugen sind alle dar&uuml;ber einig, da&szlig; die Gesundheit aller beim Spitzenmachen besch&auml;ftigten Kinder bedeutend leidet, da&szlig; diese Kinder bla&szlig;, zart, <STRONG>&lt;412&gt;</STRONG> schwach, zu klein f&uuml;r ihr Alter und weit seltener als andre f&auml;hig sind, einer Krankheit zu widerstehen. Ihre gew&ouml;hnlichen &Uuml;bel sind: allgemeine Schw&auml;che, h&auml;ufige Ohnmachten, Schmerzen im Kopf, Seiten, R&uuml;cken und H&uuml;ften, Herzklopfen, &Uuml;belkeit, Erbrechen und Mangel an Appetit, Verkr&uuml;mmung des R&uuml;ckgrats, Skrofeln und Auszehrung. Besonders wird die Gesundheit des weiblichen K&ouml;rpers fortw&auml;hrend und tief untergraben; &uuml;ber Bleichsucht, schwere Geburten und Abortion wurde allgemein geklagt (Grainger, Report, durchg&auml;ngig). Dazu berichtet derselbe Unterbeamte der Child. Empl. Comm., da&szlig; die Kinder sehr h&auml;ufig schlecht und zerlumpt gekleidet seien und ungen&uuml;gende Nahrung, meist nur Brot und Tee, oft monatelang kein Fleisch bek&auml;men. Was den sittlichen Zustand derselben betrifft, so berichtet er:</P>
<P><SMALL></P>
<P>"Alle Einwohner von Nottingham, Polizei, Geistlichkeit, Fabrikanten, Arbeiter und die Eltern der Kinder selbst sind der einhelligen &Uuml;berzeugung, da&szlig; das gegenw&auml;rtige System der Arbeit eine h&ouml;chst fruchtbare Quelle der Immoralit&auml;t ist. Die threaders, meist Knaben, und die winders, meist M&auml;dchen, werden zu gleicher Zeit in der Fabrik verlangt - oft mitten in der Nacht, und da ihre Eltern nicht wissen k&ouml;nnen, wie lange sie dort gebraucht werden, so haben sie die sch&ouml;nste Gelegenheit, ungeh&ouml;rige Verbindungen zu schlie&szlig;en und sich nach der Arbeit zusammen herumzutreiben. Das hat in keinem geringen Grade zu der Immoralit&auml;t beigetragen, welche in Nottingham, laut der &ouml;ffentlichen Stimme, in einer schrecklichen Ausdehnung existiert. Ohnehin wird die h&auml;usliche Ruhe und Bequemlichkeit der Familien, zu denen die Kinder und jungen Leute geh&ouml;ren, diesem h&ouml;chst unnat&uuml;rlichen Stand der Dinge g&auml;nzlich geopfert."</P>
<P></SMALL></P>
<P>Ein anderer Zweig der Spitzenfabrikation, das Spitzenkl&ouml;ppeln, wird in den sonst ackerbauenden Grafschaften Northampton, Oxford, Bedford und Buckingham betrieben, und zwar meist von Kindern und jungen Leuten, die allgemein &uuml;ber schlechte Nahrung klagen und selten Fleisch zu essen bekommen. Die Arbeit selbst ist h&ouml;chst ungesund. Die Kinder arbeiten in kleinen, schlecht ventilierten und dumpfigen Zimmern, stets sitzend und krumm gebeugt &uuml;ber das Kl&ouml;ppelkissen. Um den K&ouml;rper in dieser anstrengenden Stellung zu unterst&uuml;tzen, tragen die M&auml;dchen eine Schn&uuml;rbrust mit h&ouml;lzernem Blankscheit, das bei dem zarten Alter der meisten, in dem die Knochen noch sehr weich sind, und bei der geb&uuml;ckten Stellung das Brustbein und die Rippen g&auml;nzlich verr&uuml;ckt und allgemein Engbr&uuml;stigkeit veranla&szlig;t. Die meisten sterben daher, nachdem sie infolge der sitzenden Arbeit und schlechten Atmosph&auml;re eine Zeitlang an den schmerzlichsten (severest) Wirkungen schlechter Verdauung gelitten haben, an der Schwindsucht. Sie genie&szlig;en fast gar keine Bildung, am wenigsten sittliche, lieben den Putz, und <STRONG>&lt;413&gt;</STRONG> infolge von beidem ist ihr sittlicher Zustand sehr beklagenswert und Prostitution unter ihnen fast epidemisch (Ch. Empl. Comm., Burns, Report).</P>
<P>Das ist der Preis, um den die Gesellschaft den sch&ouml;nen Damen der Bourgeoisie das Vergn&uuml;gen erkauft, Spitzen zu tragen - und ist es nicht ein sehr billiger Preis? Nur ein paar Tausend blinde Arbeiter, nur einige schwinds&uuml;chtige Proletariert&ouml;chter, nur eine sieche Generation der p&ouml;belhaften Masse, die ihr Siechtum auf ihre gleich p&ouml;belhaften Kinder und Kindeskinder vererben wird - was ist das alles? Nichts, gar nichts, unsere englische Bourgeoisie wird den Bericht der Regierungskommission gleichg&uuml;ltig beiseite legen und ihre Frauen und T&ouml;chter nach wie vor mit Spitzen schm&uuml;cken. Es ist doch eine sch&ouml;ne Sache um die Gem&uuml;tsruhe eines englischen Bourgeois!</P>
<P>Eine gro&szlig;e Anzahl Arbeiter werden in Lancashire, Derbyshire und dem Westen von Schottland in den Kattundruckereien besch&auml;ftigt. In keiner Branche der englischen Industrie hat die Mechanik so gl&auml;nzende Resultate hervorgebracht, aber auch in keiner hat sie den Arbeiter so gedr&uuml;ckt wie in dieser. Die Anwendung von dampfgetriebenen gravierten Zylindern, die Erfindung, mit solchen Zylindern vier bis sechs Farben zu gleicher Zeit zu drucken, hat die Handarbeit so vollkommen verdr&auml;ngt, wie die Maschinen beim Spinnen und Weben der Baumwolle dies taten, und diese neuen Einrichtungen haben in den Druckereien noch viel mehr Arbeiter verdr&auml;ngt, dies beim Anfertigen der Stoffe geschah. Ein Mann, von einem Kinde unterst&uuml;tzt, tut mit der Maschine die Arbeit, die fr&uuml;her von 200 Arbeitern mit der Hand getan werden mu&szlig;te; eine einzige Maschine liefert jede Minute 28 Yards (80 Fu&szlig;) bedrucktes Tuch. Infolgedessen sind die Kattundrucker in einer sehr schlimmen Lage; die Grafschaften Lancaster, Derby und Chester lieferten (laut Petition der Drucker ans Unterhaus) im Jahre 1842 elf Millionen St&uuml;ck gedruckten Kattun; von diesen wurden 100 000 durch Handarbeit allein, 900 000 teilweise durch Maschinen mit Nachh&uuml;lfe von Handdruck und 10 Millionen allein durch Maschinerie mit von einer bis zu sechs Farben bedruckt. Da die Maschinen meist neueren Datums sind und noch stets verbessert werden, so ist die Zahl der Handdrucker viel zu gro&szlig; f&uuml;r das disponible Arbeitsquantum, und nat&uuml;rlich sind viele - in der Petition wird gesagt, ein Viertel der ganzen Zahl - ganz brotlos, w&auml;hrend die &uuml;brigen durchschnittlich nur einen oder zwei, h&ouml;chstens drei Tage in der Woche besch&auml;ftigt sind und schlecht bezahlt werden. Leach behauptet von einer Druckerei (Deeply Dale, bei Bury in Lancashire), da&szlig; die Handdrucker dort durchschnittlich nicht mehr als 5 sh. verdienten (Stubb. Facts, p, 47), w&auml;hrend er allerdings wohl wei&szlig;, da&szlig; die an den Maschinen Arbei- <STRONG>&lt;414&gt;</STRONG> tenden ziemlich gut bezahlt werden. Die Druckereien sind also dem Fabriksystem vollst&auml;ndig beigetreten, aber ohne unter den diesem auferlegten gesetzlichen Beschr&auml;nkungen zu stehen. Sie fabrizieren einen Modeartikel und haben daher keine regelm&auml;&szlig;ige Arbeitszeit. Haben sie wenig Auftr&auml;ge, so arbeiten sie die halbe Zeit; tun sie mit einem Muster einen guten Treffer und geht das Gesch&auml;ft flott, so wird bis zehn, zw&ouml;lf Uhr, ja die ganze Nacht durch gearbeitet. In der N&auml;he meiner Wohnung bei Manchester war eine Druckerei, die manches Mal bis tief in der Nacht, wenn ich nach Hause kam, noch erleuchtet war, und ich habe oft geh&ouml;rt, da&szlig; dort die Kinder zuweilen so lange zu arbeiten h&auml;tten, da&szlig; sie auf den steinernen Treppen und im Vorhause in den Winkeln ein paar Augenblicke Ruhe und Schlaf zu erhaschen suchten. Ich wei&szlig; nicht <EM>juristisch </EM>gewi&szlig;, ob es wahr ist, sonst w&uuml;rde ich die Firma nennen. Der Bericht der Ch. E. Comm. ist hier sehr fl&uuml;chtig, er berichtet blo&szlig;, da&szlig; in England wenigstens die Kinder meist ziemlich gut gekleidet und gen&auml;hrt sind (dies ist relativ, je nachdem ihre Eltern viel verdienen oder nicht), da&szlig; sie gar keine Bildung haben und moralisch wenig taugen. Wir brauchen blo&szlig; zu bedenken, da&szlig; diese Kinder unter dem Fabriksystem stehen, und k&ouml;nnen dann, auf das hier&uuml;ber Gesagte weisend, weitergehen.</P>
<P>Von den &uuml;brigen, mit der Fabrikation von Kleiderstoffen besch&auml;ftigten Arbeitern bleibt uns wenig zu sagen; die <EM>Bleicher </EM>haben eine sehr ungesunde Arbeit, bei der sie fortw&auml;hrend Chlor, einen der f&uuml;r die Lunge nachteiligsten Stoffe, einzuatmen haben; die Arbeit der <EM>F&auml;rber </EM>ist schon gesunder, in vielen F&auml;llen sehr gesund, da sie Anstrengung des ganzen K&ouml;rpers erfordert; wie diese Klassen bezahlt werden, dar&uuml;ber h&ouml;rt man wenig, und das ist Ursache genug zu dem Schlu&szlig;, da&szlig; sie nicht unter dem Durchschnittslohn bekommen, weil sie sich sonst schon beschweren w&uuml;rden. Die <EM>Samtscherer, </EM>die bei dem gro&szlig;en Verbrauch von Baumwollensamt ziemlich zahlreich sind und sich auf 3 000 bis 4 000 belaufen, haben indirekt sehr hart durch den Einflu&szlig; des Fabriksystems gelitten. Die Ware, die fr&uuml;her mit Handwebst&uuml;hlen gemacht wurde, war nicht ganz egal gewebt und erforderte eine ge&uuml;bte Hand im Aufschneiden der einzelnen Fadenreihen; seitdem sie mit mechanischen St&uuml;hlen gemacht, laufen die Reihen ganz egal, jeder Einschlagsfaden ist genau dem vorhergehenden parallel, und das Aufschneiden ist keine gro&szlig;e Kunst mehr. Die durch Maschinerie brotlos gewordenen Arbeiter werfen sich auf das Samtscheren und dr&uuml;cken den Lohn durch ihre Konkurrenz; die Fabrikanten entdeckten, da&szlig; sie Weiber und Kinder zum Samtscheren gebrauchen konnten - und der Lohn sank auf den von Weibern und Kindern, w&auml;hrend Hunderte von M&auml;nnern verdr&auml;ngt wurden, die&#9;<STRONG>&lt;415&gt;</STRONG> Fabrikanten entdeckten, da&szlig; sie die Arbeit in ihrem Fabriklokal billiger tun lassen konnten als in der Werkstatt des Arbeiters, f&uuml;r die sie doch die Miete indirekt bezahlten; seitdem stehen die zu Scherzimmern eingerichteten niedrigen Oberstockwerke vieler Cottages leer oder werden als Wohnungen vermietet, w&auml;hrend der Samtscherer die Freiheit der Wahl seiner Arbeitsstunden verloren hat und unter die Botm&auml;&szlig;igkeit der Fabrikglocke gebracht ist. Mir ein sagt Samtscherer, der 45 Jahre alt sein mochte, er k&ouml;nne sich der Zeit erinnern, wo er f&uuml;r dieselbe Arbeit, die er jetzt f&uuml;r 1 d. die Yard tun m&uuml;sse, 8 d. erhalten habe; allerdings k&ouml;nne er das egalere Gewebe rascher scheren als das fr&uuml;here, aber er k&ouml;nne in der Stunde lange nicht das Doppelte von dem tun, was er fr&uuml;her in derselben Zeit getan - so da&szlig; sein Wochenlohn auf weniger als 1/4<STRONG> </STRONG>seines fr&uuml;heren gesunken ist. Leach gibt (Stubb. F. p. 35) eine Liste der L&ouml;hne, die 1827 und 1843 f&uuml;r verschiedene Stoffe bezahlt wurden, woraus hervorgeht, da&szlig; die Artikel, welche 1827 4 d., 2 1/2<STRONG> </STRONG>d., 2 3/4 d., 1 d. per Yard bezahlt wurden, im Jahre 1843 nur 1 1/2<STRONG> </STRONG>d., 3/4 d., 1 d. und 3/8 d. per Yard Scherlohn erhielten. Das Verh&auml;ltnis des durchschnittlichen w&ouml;chentlichen Verdienstes stellt sich nach Leach so: 1827 Pfd. St. 1-6-6 d., Pfd. St. 1-2-6 d., Pfd. St. 1~-~-, Pfd. St. 1-6-6 d., und f&uuml;r gleiche Waren 1843 Pfd. St. ~-10-6 d., Pfd. St. ~-7-6 d., Pfd. St. ~-6-8 d., Pfd. St. ~-10-~, und es gibt Hunderte von Arbeitern, die zu diesen letzten Lohns&auml;tzen nicht einmal ankommen k&ouml;nnen. - Von den <EM>Handwebern </EM>der Baumwollenindustrie haben wir schon gesprochen; die &uuml;brigen Webestoffe werden fast ausschlie&szlig;lich durch Handweber verfertigt, die meist auf dieselbe Weise wie die Samtscherer durch Eindringen der durch Maschinen verdr&auml;ngten Arbeiter gelitten haben, und au&szlig;erdem, wie die Fabrikarbeiter, unter einem strengen Strafgesetz wegen schlechter Arbeit stehen. Nehmen wir die <EM>Seidenweber</EM>. Der Seidenfabrikant Brocklehurst, einer der bedeutendsten von ganz England, hat einem Parlamentskomitee Listen aus seinen B&uuml;chern vorgelegt, aus denen hervorgeht, da&szlig; er f&uuml;r dieselben Artikel, f&uuml;r die er 1821 30 sh., 14 sh., 3 1/2 sh., 3/4 sh., 1 1/12<STRONG> </STRONG>sh., l0 sh. Lohn bezahlte, 1831 nur 9 sh., 7 1/2 sh., 2 1/4 sh., 1/3<STRONG> </STRONG>sh., 1/2 sh., 6 1/4 sh. bezahlt, w&auml;hrend doch <EM>hier </EM>keine Verbesserungen der Maschinerie eingetreten waren. Was H[er]r Brocklehurst aber tut, kann wohl als Norm f&uuml;r ganz England angenommen werden. Aus denselben Listen geht hervor, da&szlig; der Durchschnittsverdienst seiner Weber nach allen Abz&uuml;gen 1821 w&ouml;chentlich 16 1/2 sh. und 1831 nur 6 sh. betrug. Seitdem ist der Lohn noch mehr gefallen - die Gewebe, die 1831 1/3<STRONG> </STRONG>sh. oder 4 Pence Weblohn per Yard brachten, bezahlen 1843 nur 2 1/2<STRONG> </STRONG>Pence (es sind die single sarsnets &lt;einfachen Taftgewebe&gt;) - <STRONG>&lt;416&gt;</STRONG> und eine gro&szlig;e Anzahl von Webern auf dem Lande k&ouml;nnen sich nur Arbeit verschaffen, wenn sie diese Gewebe f&uuml;r 1 1/2 bis 2 Pence annehmen. Dazu kommt die willk&uuml;rliche &lt;(<EM>1892</EM>) willk&uuml;rlichste&gt; Lohnverk&uuml;rzung. Jeder Weber, der eine Kette holt, bekommt eine Karte dazu, worauf gew&ouml;hnlich steht: da&szlig; zu diesen oder jenen Tagesstunden die Arbeit angenommen wird, da&szlig; ein Weber, der krankheitshalber nicht arbeiten kann, dies innerhalb drei Tagen am Kontor mu&szlig; anzeigen lassen, sonst gilt Krankheit f&uuml;r keine Entschuldigung; da&szlig; es nicht als gen&uuml;gende Entschuldigung angenommen wird, wenn der Weber sagt, er habe auf Garn f&uuml;r den Einschlag warten m&uuml;ssen, da&szlig; f&uuml;r gewisse Versehen an der Arbeit (wenn z.B. auf eine gewisse Lange des Stoffs mehr Einschlagsf&auml;den kommen, als vorgeschrieben etc.) <EM>nicht weniger</EM> als der halbe Lohn abgezogen werden soll und da&szlig;, wenn der Stoff nicht in der bestimmten Zeit fertig ist, f&uuml;r jede Yard des aufgegebenen St&uuml;cks ein Penny deduziert wird. Die Lohnverk&uuml;rzungen infolge dieser Karten sind so bedeutend, da&szlig; z.B. ein Mann, der zweimal w&ouml;chentlich nach Leigh in Lancashire kommt, um die Gewebe anzunehmen &lt;(<EM>1892</EM>) abzunehmen&gt;, seinem Fabrikanten mindestens f&uuml;nfzehn Pfund (100 Taler preu&szlig;isch) an Strafgeldern jedes Mal mitbringt. So sagt er selbst - und er gilt f&uuml;r einen der Tolerantesten. Fr&uuml;her wurden dergleichen Sachen durch Schiedsrichter entschieden, aber da die Arbeiter meist entlassen wurden, wenn sie darauf drangen, so ist dies jetzt ganz abgekommen, und der Fabrikant verf&auml;hrt ganz willk&uuml;rlich, ist Ankl&auml;ger, Zeuge, Richter, Gesetzgeber und Vollstrecker, alles in einer Person. Und geht der Arbeiter zum Friedensrichter, so hei&szlig;t es: Dadurch, da&szlig; Ihr die Karte annahmt, seid Ihr einen Kontrakt eingegangen, und den m&uuml;&szlig;t Ihr jetzt erf&uuml;llen. Gerade wie bei den Fabrikarbeitern. Ohnehin l&auml;&szlig;t der Fabrikant den Arbeiter jedesmal ein Dokument unterzeichnen, worin dieser erkl&auml;rt, er "willige in die gemachten Abz&uuml;ge". Und sperrt er sich, so wissen gleich alle Fabrikanten der Stadt, da&szlig; er ein Mann ist, der, wie Leach sagt, der</P>
<P><SMALL></P>
<P>"durch Karten verbrieften Ordnung und Gesetzlichkeit widerstrebt und die Frechheit hat, an der Weisheit derer zu zweifeln, die, wie er wissen m&uuml;&szlig;te, doch seine Vorgesetzten in der Gesellschaft sind (Stubb. Facts, p. 37-40)</P>
<P></SMALL></P>
<P>Nat&uuml;rlich, die Weber sind <EM>vollkommen </EM>frei, der Fabrikant zwingt sie ja nicht, seine Ketten und Karten zu nehmen, aber er sagt ihnen, wie Leach es in gutes Englisch &uuml;bersetzt:</P>
<P><SMALL></P>
<P>"Wollt ihr nicht in meiner Schmorpfanne gebraten werden, so k&ouml;nnt ihr auch geradezu ins Feuer spazieren" (if you don't like to be frizzled in my frying-pan, you can take a walk into the fire).</P>
<P></SMALL></P>
<STRONG><P>&lt;417&gt;</STRONG> Die Seidenweber von London, in Spitalfields namentlich, haben seit geraumer Zeit periodisch im gr&ouml;&szlig;ten Elend gelebt, und da&szlig; sie auch jetzt noch mit ihrer Lege keine Ursache haben zufrieden zu sein, folgt daraus, da&szlig; sie einen h&ouml;chst t&auml;tigen Anteil an allen englischen und namentlich Londoner Arbeiterbewegungen nehmen. Die unter ihnen herrschende Not war die Ursache des Fiebers, das im &ouml;stlichen Teile von London ausbrach und die Kommission zur Untersuchung der sanit&auml;rischen Verh&auml;ltnisse der Arbeiterklasse veranla&szlig;te. Wie sehen aber aus dem j&uuml;ngsten Bericht des Londoner Fieberhospitals da&szlig; dies Fieber noch immer fortw&uuml;tet.</P>
<P>Nach den Kleiderstoffen sind vor allen andern die <EM>Metallwaren </EM>die wichtigste Klasse der durch die englische Industrie produzierten Artikel. Diese Fabrikation hat ihre Hauptsitze in <EM>Birmingham, </EM>wo feinere Metallwaren aller Art, in <EM>Sheffield, </EM>wo s&auml;mtliche Messerwaren, und <EM>Staffordshire, </EM>namentlich Wolverhampton, wo die gr&ouml;beren Artikel, Schl&ouml;sser, N&auml;gel etc., gemacht werden. Fangen wir bei Schilderung der Lage der in diesen Industriezweigen besch&auml;ftigten Arbeiter mit Birmingham an. Die Einrichtung der Arbeit hat in <EM>Birmingham, </EM>wie &uuml;berhaupt in den meisten Orten, wo Metalle verarbeitet werden, etwas von dem alten handwerksm&auml;&szlig;igen Charakter behalten; die kleinen Meister bestehen noch fort und arbeiten mit ihren Lehrlingen entweder in der Werkstatt zu Hause oder, wo sie Dampfkraft gebrauchen, in gro&szlig;en Fabrikgeb&auml;uden, die in kleine, einzeln an die Meister vermietete Werkst&auml;tten eingeteilt und in allen Zimmern mit einem durch die Dampfmaschine bewegten Schaft versehen sind, durch den sich wiederum andere Maschinerie treiben l&auml;&szlig;t. L&eacute;on Faucher (Verfasser einer Reihe Artikel &uuml;ber englische Arbeiterverh&auml;ltnisse in der "Revue des deux Mondes", die wenigstens Studium verraten und jedenfalls besser sind, als was bis jetzt sowohl Engl&auml;nder wie Deutsche dar&uuml;ber geschrieben haben) bezeichnet dies Verh&auml;ltnis im Gegensatz zu der gro&szlig;en Fabrikation von Lancashire und Yorkshire mit dem Namen der D&eacute;mocratie industrielle und bemerkt, da&szlig; dies keine sehr g&uuml;nstigen Resultate auf die Lage der Meister wie der Gesellen habe. Diese Bemerkung ist ganz richtig, denn die vielen kleinen Meister, auf die sich der von der Konkurrenz geregelte, sonst von einem einzigen gro&szlig;en Fabrikanten absorbierte Gewinn verteilt, k&ouml;nnen nicht gut dabei bestehen. Die zentralisierende Tendenz des Kapitals h&auml;lt sie niedergedr&uuml;ckt, f&uuml;r einen, der sich bereichert, werden zehn ruiniert und hundert durch den Druck des einen Reichen, der billiger verkaufen kann als sie, schlechter gestellt als vorher. Und in den F&auml;llen, wo sie von vornherein gegen gro&szlig;e Kapitalisten zu <STRONG>&lt;418&gt;</STRONG> konkurrieren haben, versteht es sich von selbst, da&szlig; sie gegen diese Konkurrenz nur m&uuml;hsam ankommen k&ouml;nnen. Die Lehrlinge haben es, wie wir sehen werden, bei den kleinen Meistern wenigstens ebenso schlecht als bei den Fabrikanten, nur mit dem Unterschiede, da&szlig; sie sp&auml;ter selbst Meister werden und so eine gewisse Selbst&auml;ndigkeit erhalten - d. h., sie werden von der Bourgeoisie weniger direkt als in den Fabriken ausgebeutet. So sind diese kleinen Meister weder rechte Proletarier - da sie teilweise von der Arbeit der Lehrlinge leben und nicht die Arbeit selbst, sondern das fertige Produkt verkaufen - noch rechte Bourgeois, da es der Hauptsache nach immer ihre eigne Arbeit ist, die sie erh&auml;lt. Diese eigent&uuml;mliche, vermittelnde Stellung der Arbeiter von Birmingham ist schuld daran, da&szlig; sie sich sehr selten der englischen Arbeiterbewegung ganz und unverhohlen angeschlossen haben. Birmingham ist eine politisch-radikale, aber keine entschieden chartistische Stadt. Indes bestehen auch eine Menge gr&ouml;&szlig;erer Fabriken f&uuml;r Rechnung von Kapitalisten, und in diesen herrscht das Fabriksystem vollkommen - die Teilung der Arbeit, die hier bis ins allereinzelnste (z.B. in der Nadelfabrikation) durchgef&uuml;hrt ist, sowie die Dampfkraft erlaubt die Besch&auml;ftigung einer gro&szlig;en Menge Weiber und Kinder, und wir finden hier (im Ch. E. Rept.) ganz dieselben Z&uuml;ge wieder, die uns der Fabrikbericht gab - Arbeit der Frauen bis zur Stunde der Niederkunft, Unf&auml;higkeit, der Haushaltung vorzustehen, Vernachl&auml;ssigung des Hauswesens und der Kinder, Gleichg&uuml;ltigkeit, ja Abneigung gegen das Familienleben, und Demoralisation - ferner Verdr&auml;ngung der M&auml;nner von der Arbeit, fortw&auml;hrende Maschinenverbesserung, fr&uuml;he Emanzipation der Kinder, M&auml;nner, die von den Frauen und Kindern ern&auml;hrt werden etc. etc. Die Kinder werden als halbverhungert und zerlumpt geschildert - <EM>die H&auml;lfte soll nicht wissen, </EM>was <EM>satt werden hei&szlig;t, </EM>viele leben den ganzen Tag von so viel Brot, als sie f&uuml;r einen Penny (10 Pf. preu&szlig;isch) bekommen, oder erhalten vor dem Mittagessen keine Nahrung; ja, es kamen Beispiele vor, da&szlig; Kinder von 8 Uhr morgens bis 7 Uhr abends nichts zu essen bekamen. Die Kleidung sehr h&auml;ufig kaum hinreichend, ihre Bl&ouml;&szlig;e zu bedecken; viele selbst im Winter barfu&szlig;. Daher sind sie alle klein und schwach f&uuml;r ihr Alter und entwickeln sich selten irgendwie kr&auml;ftig; und wenn man bedenkt, da&szlig; bei diesen wenigen Mitteln zur Reproduktion der physischen Kr&auml;fte noch harte, lang anhaltende Arbeit in geschlossenen R&auml;umen kommt, so wird man sich nicht dar&uuml;ber wundern, da&szlig; sich wenig erwachsene Leute in Birmingham finden, die f&uuml;r den Milit&auml;rdienst passen.</P>
<P><SMALL></P>
<P>"Die Arbeiter", sagt ein Rekrutierungsarzt, "sind klein, schm&auml;chtig und von sehr geringer K&ouml;rperst&auml;rke - viele obendrein in Brust oder R&uuml;ckgrat verwachsen."</P>
<P></SMALL></P>
<STRONG><P>&lt;419&gt;</STRONG> Nach der Angabe eines rekrutierenden Unteroffiziers sind die Leute in Birmingham kleiner als irgendwo anders, meist 5 Fu&szlig; 4 bis 5 Zoll gro&szlig;, und aus 613 angeworbenen Rekruten wurden nur 238 tauglich befunden. Was die Bildung betrifft, so wurde schon oben <A HREF="me02_324.htm#E1">(S.338 ff.)</A> eine Reihe von Aussagen und Beispielen hier&uuml;ber aus den Metallbezirken gegeben, auf die ich hier verweise; &uuml;brigens geht aus dem Ch. E. Rept. hervor, da&szlig; in Birmingham &uuml;ber die H&auml;lfte der Kinder zwischen 5 und 15 Jahren keine Schule irgendeiner Art besuchen, da&szlig; die schulbesuchenden Kinder oft wechseln, so da&szlig; ihnen unm&ouml;glich irgendeine nachhaltige Bildung gegeben werden kann, und da&szlig; die Kinder alle sehr fr&uuml;h aus der Schule weggenommen und an die Arbeit gesetzt werden. Was f&uuml;r Lehrer dabei angewandt werden, geht ebenfalls aus diesem Bericht hervor; eine Lehrerin antwortete auf die Frage, ob sie auch Unterricht in der Moral gebe: Nein, f&uuml;r 3 Pence w&ouml;chentlich Schulgeld sei das nicht zu verlangen; mehrere andere verstanden selbst diese Frage nicht, und andere hielten dies durchaus nicht f&uuml;r einen Teil ihrer Pflicht. Eine Lehrerin sagte, Moral lehre sie nicht, aber sie bem&uuml;he sich, den Kindern gute Prinzipien beizubringen, und dabei machte sie einen derben Sprachschnitzer. In den Schulen selbst fand der Kommiss&auml;r fortw&auml;hrenden L&auml;rm und Unordnung. Daher ist der sittliche Zustand der Kinder selbst im h&ouml;chsten Grade beklagenswert; die H&auml;lfte aller Verbrecher ist unter 15 Jahre alt, und in <EM>einem</EM> Jahre wurden allein 90 zehnj&auml;hrige Verbrecher, unter denen 44 Kriminalf&auml;lle, verurteilt. Ungeregelter Geschlechtsverkehr scheint nach der Ansicht der Kommiss&auml;re fast allgemein und zwar schon in sehr jugendlichem Alter vorzukommen. (Grainger, Rept. et evid.)</P>
<P>In dem Eisendistrikt von <EM>Staffordshire </EM>sieht es noch schlimmer aus. Bei den groben Eisenwaren, die hier gemacht werden, ist weder viel Teilung der Arbeit (mit gewissen Ausnahmen) noch Dampfkraft und Maschinerie anzuwenden. Hier - in Wolverhampton, Willenhall, Bilston, Sedgeley, Wednesfield, Darlaston, Dudley, Walsall, Wednesbury etc. - gibt es daher weniger Fabriken, aber desto mehr kleine Schmieden, in denen die kleinen Meister einzeln mit einem oder mehreren Lehrlingen, die ihnen bis zum einundzwanzigsten Jahre dienstbar sind, arbeiten. Die kleinen Meister sind ungef&auml;hr in derselben Lage wie die von Birmingham, aber die Lehrlinge haben es meist weit schlechter. Sie bekommen fast nur das Fleisch von kranken, gefallenen Tieren oder faules Fleisch und faule Fische zu essen, desgleichen zu fr&uuml;h geworfene K&auml;lber und auf der Eisenbahn erstickte Schweine. Und dies tun nicht nur kleine Meister, sondern auch gr&ouml;&szlig;ere Fabrikanten, die 30 bis 40 Lehrlinge haben. Dies scheint in Wolverhampton wirklich allgemein zu sein. Die nat&uuml;rliche Folge davon sind h&auml;ufige Unterleibs- und andere Krankheiten. <STRONG>&lt;420&gt;</STRONG> Dazu bekommen die Kinder meist nicht satt zu essen und haben selten andere Kleider als ihr Arbeitszeug, so da&szlig; sie schon deshalb nicht in die Sonntagsschule gehen. Die Wohnungen sind schlecht und schmutzig, oft in so hohem Grade, da&szlig; Krankheiten daraus entstehen, und trotz der sonst meistens gesunden Arbeit sind die Kinder deshalb klein, schlecht gewachsen, schwach und in vielen F&auml;llen arg verkr&uuml;ppelt. In Willenhall z.B. sind unz&auml;hlige Leute, die von dem ewigen Feilen am Schraubstock einen Buckel und <EM>ein </EM>krummes Bein - das Hinterbein, hind-leg, wie sie's nennen - haben, so da&szlig; die Beine die Form eines K haben; dazu soll mindestens der dritte Teil der dortigen Arbeiter einen Bruch haben. Hier sowohl wie in Wolverhampton fanden sich zahllose Beispiele zur&uuml;ckgehaltener Pubert&auml;t sowohl bei M&auml;dchen - auch diese arbeiten in den Schmieden! - als Knaben selbst bis zum neunzehnten Jahr. In Sedgeley und der Umgegend, wo fast nur N&auml;gel geschmiedet werden, wohnen und arbeiten die Leute in erb&auml;rmlichen stall&auml;hnlichen H&uuml;tten, die an Schmutz ihresgleichen suchen. M&auml;dchen und Knaben f&uuml;hren vom zehnten oder zw&ouml;lften Jahre an den Hammer und gelten erst dann f&uuml;r voll ausgebildete Arbeiter, wenn sie tausend N&auml;gel jeden Tag liefern. F&uuml;r 1 200 N&auml;gel ist der Lohn 5 3/4 Pence oder nicht ganz 5 Silbergroschen. Jeder Nagel bekommt 12 Schl&auml;ge, und da der Hammer 1 1/4 Pfd. wiegt, so mu&szlig; der Arbeiter l8 000 Pfd. heben, bis er diesen elenden Lohn verdient hat. Bei dieser schweren Arbeit und der ungen&uuml;genden Nahrung m&uuml;ssen die Kinder einen schlecht ausgebildeten, kleinen, schwachen K&ouml;rper bekommen, wie dies auch durch die Angaben der Kommiss&auml;re best&auml;tigt wird. &Uuml;ber den Stand der Bildung auch in diesem Distrikte sind oben schon Data gegeben worden. Die Bildung steht in diesem Bezirk wirklich unglaublich niedrig, die H&auml;lfte aller Kinder besucht nicht einmal eine Sonntagsschule, und die andre H&auml;lfte tut dies auch nur sehr unregelm&auml;&szlig;ig; sehr wenige im Vergleich mit andern Distrikten k&ouml;nnen lesen, und mit dem Schreiben ist's noch viel schlechter bestellt. Nat&uuml;rlich, denn zwischen dem siebenten und zehnten Jahre werden die Kinder an die Arbeit gestellt, gerade wenn sie <EM>eben </EM>f&auml;hig werden, eine Schule mit Nutzen zu besuchen, und die Sonntagsschullehrer - Schmiede oder Grubenleute - k&ouml;nnen oft kaum lesen und nicht einmal ihren Namen schreiben. Der moralische Zustand ist diesen Erziehungsmitteln entsprechend. In Willenhall, behauptet Kommiss&auml;r Horne - und liefert reichliche Belege dazu -, existiert durchaus kein sittliches Gef&uuml;hl unter den Arbeitern. &Uuml;berhaupt fand er, da&szlig; die Kinder weder Pflichten gegen ihre Eltern kannten, noch Zuneigung f&uuml;r sie f&uuml;hlten. Sie waren so wenig f&auml;hig zu &uuml;berlegen, was sie sagten, so abgestumpft, so tierisch dumm, da&szlig; sie oft behaupteten, sie w&uuml;rden gut behandelt, es ginge ihnen vortrefflich, wenn sie zw&ouml;lf bis vierzehn Stunden arbeiten mu&szlig;ten, in <STRONG>&lt;421&gt;</STRONG> Lumpen gingen, nicht satt zu essen bekamen und geschlagen wurden, da&szlig; sie es einige Tage nachher noch f&uuml;hlten. Sie wu&szlig;ten von keiner andern Lebensweise, als von morgens bis abends sich abzuplagen, bis man ihnen erlaubte aufzuh&ouml;ren, und verstanden nicht einmal die ihnen unerh&ouml;rte Frage: ob sie m&uuml;de seien (Horne, Rept. and evid.).</P>
<P>In <EM>Sheffield </EM>ist der Lohn besser und daher mit ihm auch die &auml;u&szlig;ere Lage der Arbeiter. Dagegen sind hier einige Arbeitszweige wegen ihrer au&szlig;erordentlich nachteiligen Wirkung auf die Gesundheit zu bemerken. Gewisse Operationen bedingen den fortw&auml;hrenden Druck von Werkzeugen gegen die Brust und erzeugen h&auml;ufig die Schwindsucht, andere, z.B. Feilenhauen, hindern die allgemeine Entwicklung des K&ouml;rpers und bringen Unterleibsbeschwerden hervor; das Knochenschneiden (zu Messerheften) zieht Kopfschmerzen, Gallen&uuml;bel und bei M&auml;dchen, deren viele dabei besch&auml;ftigt sind, Bleichsucht nach sich. Bei weitem die ungesundeste Arbeit ist aber das Schleifen der Klingen und Gabeln, das, besonders wenn es auf trocknen Steinen geschieht, unfehlbar einen fr&uuml;hen Tod nach sich zieht. Die Ungesundheit dieser Arbeit liegt teils in der geb&uuml;ckten Stellung, bei der die Brust und der Magen gedr&uuml;ckt wird, besonders aber in der Menge scharfkantigen, metallischen Staubes, der beim Schleifen abspringt, die Atmosph&auml;re f&uuml;llt und notwendig eingeatmet wird. Die Trockenschleifer werden durchschnittlich kaum 35, die Na&szlig;schleifer selten &uuml;ber 45 Jahre alt. Dr. Knight in Sheffield sagt:</P>
<P><SMALL></P>
<P>"Ich kann die Sch&auml;dlichkeit dieser Besch&auml;ftigung nur dadurch einigerma&szlig;en deutlich machen, da&szlig; ich die st&auml;rksten Trinker unter den Schleifern f&uuml;r die langlebigsten unter ihnen erkl&auml;re, weil sie am meisten von ihrer Arbeit abwesend sind. Im ganzen sind etwa 2 500 Schleifer in Sheffield. Ungef&auml;hr 150 (30 M&auml;nner und 70 Knaben) sind Gabelschleifer - diese sterben zwischen dem 28. und 32. Lebensjahre: die Rasiermesserschleifer, die sowohl na&szlig; als trocken schleifen, sterben zwischen 40 und 45 Jahren, und die Tischmesserschleifer, die na&szlig; schleifen, sterben zwischen 40 und 50 Jahren."</P>
<P></SMALL></P>
<P>Derselbe Arzt gibt folgende Schilderung des Verlaufs ihrer Krankheit, des sogenannten Schleifer-Asthma:</P>
<P><SMALL></P>
<P>"Sie fangen ihre Arbeit gew&ouml;hnlich mit dem vierzehnten Jahre an, und wenn sie gute Konstitution haben, so sp&uuml;ren sie vor dem zwanzigsten Jahre selten viel Beschwerden. Dann fangen die Symptome ihrer eigent&uuml;mlichen Krankheit an, sich zu zeigen; der Atem geht ihnen bei der geringsten Anstrengung, beim Treppen- oder Bergsteigen, gleich aus, sie halten die Schultern hoch, um die best&auml;ndige und zunehmende Atemnot zu erleichtern, sie beugen sich nach vorn und scheinen &uuml;berhaupt sich in der gedr&uuml;ckten Stellung, in der sie arbeiten, am behaglichsten zu f&uuml;hlen; ihre Gesichtsfarbe wird schmutziggelb, ihre Gesichtsz&uuml;ge dr&uuml;cken Angst aus, sie klagen &uuml;ber Beklommenheit auf der Brust; ihre Stimme wird rauh und heiser, sie husten laut, wie wenn die Luft durch eine h&ouml;lzerne R&ouml;hre getrieben w&uuml;rde. Von Zeit zu Zeit <STRONG>&lt;422&gt;</STRONG> expektorieren sie bedeutende Quantit&auml;ten Staub, entweder mit Schleim vermengt oder in kugel- oder zylinderf&ouml;rmigen Massen mit einem d&uuml;nnen &Uuml;berzuge von Schleim. Blutspeien, Unf&auml;higkeit zu liegen. Nachtschwei&szlig;, kolliquative Diarrh&ouml;e, ungew&ouml;hnliche Abmagerung mit allen gew&ouml;hnlichen Symptomen der Lungenschwindsucht raffen sie endlich hin, nachdem sie monate-, ja oft jahrelang gesiecht haben, unf&auml;hig, sich und die Ihrigen durch Arbeit zu ern&auml;hren &lt;(<EM>1845</EM>) irrt&uuml;mlich: erniedrigen&gt;. Ich mu&szlig; hinzuf&uuml;gen, da&szlig; alle Versuche, die bis jetzt gemacht wurden, das Schleifer-Asthma zu verhindern oder zu heilen, g&auml;nzlich fehlgeschlagen sind."</P>
<P></SMALL></P>
<P>Dies schrieb Knight vor zehn Jahren; seitdem hat sich die Zahl der Schleifer und die Wut der Krankheit vermehrt, man hat aber auch Versuche gemacht, durch verdeckte Schleifsteine und Ableitung des Staubes durch Zug der Krankheit zuvorzukommen. Diese sind wenigstens teilweise gelungen, aber die Schleifer selbst wollen ihre Anwendung nicht und haben sie sogar hier und da zerschlagen - weil sie glauben, da&szlig; dadurch mehr Arbeiter in ihr Gesch&auml;ft kommen und ihren Lohn dr&uuml;cken wurden; sie sind f&uuml;r "ein kurzes Leben, aber ein lustiges". Dr. Knight hat oft Schleifern, die mit den ersten Symptomen des Asthma zu ihm kamen, gesagt: Ihr holt euch den Tod, wenn ihr wieder zur&uuml;ck zum Schleifstein geht. Aber es hat nie geholfen; wer einmal Schleifer war, der war auch verzweifelt, als ob er sich dem Teufel verkauft h&auml;tte. Die Bildung ist in Sheffield auf einer sehr niedrigen Stufe; ein Geistlicher, der sich viel mit der Statistik der Erziehung besch&auml;ftigt hatte, war der Ansicht, da&szlig; aus 16 500 Kindern der arbeitenden Klasse, die imstande seien, eine Schule zu besuchen, kaum 6 500 lesen k&ouml;nnten; dies kommt daher, da&szlig; die Kinder schon mit dem siebenten und allersp&auml;testens mit dem zw&ouml;lften Jahre aus der Schule genommen werden und da&szlig; die Schulmeister nichts taugen (einer von ihnen war ein &uuml;berf&uuml;hrter Dieb, der nach seiner Entlassung aus dem Gef&auml;ngnis kein anderes Mittel fand, sich zu ern&auml;hren, als - die Schulmeisterei!). Die Immoralit&auml;t scheint in Sheffield unter der Jugend gr&ouml;&szlig;er zu sein als irgendwo anders (man wei&szlig; freilich kaum, welcher Stadt man den Preis zuerkennen soll, und wenn man die Berichte liest, so glaubt man von jeder, sie verdiene ihn). Die jungen Leute liegen sonntags den ganzen Tag auf der Stra&szlig;e, werfen Geld auf oder hetzen Hunde aufeinander, gehen flei&szlig;ig in die Branntweinschenken und sitzen dort mit ihren Sch&auml;tzchen zusammen, bis sie sp&auml;t abends paarweise einsame Promenaden machen. In einer Kneipe, die der Kommissar besuchte, sa&szlig;en 40 bis 50 junge Leute beiderlei Geschlechts, fast alle unter 17 Jahren, jeder Junge bei seinem M&auml;del. Hier und da wurde Karten gespielt, in andern gesungen oder <STRONG>&lt;423&gt;</STRONG> getanzt, &uuml;berall getrunken. Dazwischen sa&szlig;en erkl&auml;rte Freudenm&auml;dchen von Profession. Kein Wunder also, da&szlig;, wie alle Zeugen aussagen, der fr&uuml;he regellose Geschlechtsverkehr, jugendliche Prostitution, schon bei Individuen von 14 und 15 Jahren au&szlig;erordentlich h&auml;ufig in Sheffield ist. Verbrechen, und zwar von sehr wilder, verzweifelter Art, sind gang und g&auml;be; ein Jahr vor Ankunft des Kommissars wurde eine Bande, meist junger Leute, gefangengenommen, als sie eben im Begriff war, die Stadt in Brand zu stecken; sie waren mit Lanzen und Brennstoffen vollkommen equipiert. Wir werden sp&auml;ter sehen, da&szlig; die Arbeiterbewegung in Sheffield denselben wilden Charakter hat (Symons, Rept. and evid.).</P>
<P>Au&szlig;er diesen Hauptstapelpl&auml;tzen der Metallverarbeitung gibt es noch Stecknadelfabriken in Warrington (Lancashire), wo ebenfalls unter den Arbeitern, besonders den Kindern, viel Elend, Immoralit&auml;t und Unwissenheit herrscht, und eine Anzahl Nagelschmieden in der Gegend von Wigan (Lancashire) und im Osten von Schottland; die Berichte aus diesen letzteren Distrikten stimmen fast ganz mit denen aus Staffordshire &uuml;berein. Es bleibt uns nun noch ein einziger Zweig dieser Industrie - die <EM>Maschinenfabrikation, </EM>die namentlich in den Fabrikdistrikten, besonders in Lancashire betrieben wird und bei der das Eigent&uuml;mliche die Verfertigung von Maschinen durch Maschinen ist, wodurch den sonst verdr&auml;ngten Arbeitern die letzte Zufluchtsst&auml;tte, die Besch&auml;ftigung bei der Fabrikation der Maschinen, durch welche sie brotlos wurden, wieder genommen wurde. Maschinen zum Hobeln und Bohren, Maschinen, die Schrauben, R&auml;der, Schraubenmuttern usw. schneiden, mechanische Drehb&auml;nke haben auch hier eine Menge Arbeiter, die fr&uuml;her zu gutem Lohn regelm&auml;&szlig;ig besch&auml;ftigt waren, brotlos gemacht, und wer Lust hat, kann deren in Manchester eine Menge sehen.</P>
<P>N&ouml;rdlich von dem Eisendistrikt von Staffordshire liegt ein industrieller Bezirk, zu dem wir uns jetzt wenden wollen: die <EM>T&ouml;pfereien </EM>(potteries), deren Hauptsitz die Gemeinde (borough) Stoke ist, welche die Ortschaften Henley, Burslem, Lane End, Lane Delph, Etruria, Coleridge, Langport, Tunstall, Golden Hill mit zusammen 60 000 Einwohnern umfa&szlig;t. Der Ch. E. Rept. berichtet hier&uuml;ber: In einigen Zweigen dieser Fabrikation - von Steingut - haben die Kinder eine leichte Besch&auml;ftigung in warmen, luftigen S&auml;len; in andern dagegen wird von ihnen eine harte, anstrengende Arbeit verlangt, w&auml;hrend sie weder hinreichende Nahrung noch gute Kleidung erhalten. Viele Kinder klagen: "Habe nicht genug zu essen, bekomme meist Kartoffeln und Salz, nie Fleisch, nie Brot, geh' nicht in die Schule, hab' keine Kleider nicht." - "Habe heute gar nichts zu Mittag gehabt, zu Hause haben sie nie ein Mittagessen, bekomme meist Kartoffeln und Salz, zuweilen Brot." - <STRONG>&lt;424&gt;</STRONG><EM> </EM>"Dies sind alle Kleider, die ich habe, kein Sonntagszeug zu Hause." Unter den Kindern, deren Arbeit besonders nachteilig ist, sind die mould-runners zu bemerken, die die fertig geformte Ware mit der Form in die Trockenstube zu tragen haben und nachher, wenn die erstere geh&ouml;rig getrocknet ist, die leere Form zur&uuml;ckbringen. Sie m&uuml;ssen so den ganzen Tag unter einem f&uuml;r ihr Alter schweren Gewicht ab und zu gehen, und die hohe Temperatur, in der sie dies zu tun haben, vermehrt ihre Abmattung noch bedeutend. Diese Kinder sind, mit kaum einer einzigen Ausnahme, mager, bla&szlig;, schw&auml;chlich, klein und schlecht gewachsen; sie leiden fast alle an Magen&uuml;beln, Erbrechen, Mangel an Appetit, und viele von ihnen sterben an der Auszehrung. Fast ebenso schw&auml;chlich sind die Knaben, die mit dem Namen jiggers bezeichnet werden, nach dem Rad (jigger), das sie zu drehen haben. Am sch&auml;dlichsten aber ist bei weitem die Arbeit derer, die die fertige Ware in eine Fl&uuml;ssigkeit, welche gro&szlig;e Quantit&auml;ten Blei und h&auml;ufig auch viel Arsenik enth&auml;lt, eintauchen oder die frischeingetauchte Ware in die H&auml;nde zu nehmen haben. Die H&auml;nde und Kleider dieser Arbeiter - M&auml;nner und Kinder - sind immer na&szlig; von dieser Fl&uuml;ssigkeit, die Haut wird weich und l&ouml;st sich bei dem fort w&auml;hrenden Anfassen rauher Gegenst&auml;nde ab, so da&szlig; die Finger oft bluten und fortw&auml;hrend in einem Zustande sind, der die Absorption dieser gef&auml;hrlichen Stoffe im h&ouml;chsten Grade beg&uuml;nstigt. Die Folgen davon sind heftige Schmerzen und ernstliche Krankheiten des Magens und der Eingeweide, hartn&auml;ckige Konstipation, Kolik, zuweilen Auszehrung und <EM>am allerh&auml;ufigsten Epilepsie </EM>bei Kindern. Bei M&auml;nnern tritt gew&ouml;hnlich teilweise L&auml;hmung der Handmuskeln, colica pictorum und L&auml;hmung ganzer Glieder ein. Ein Zeuge erz&auml;hlt, da&szlig; zwei Knaben, die mit ihm arbeiteten, bei der Arbeit in Kr&auml;mpfen gestorben seien; ein anderer, der zwei Jahre als Knabe beim Eintauchen geholfen, erz&auml;hlt, er habe anfangs heftige Unterleibsbeschwerden gehabt, dann einen Krampf, infolgedessen er zwei Monate bettl&auml;gerig war, seitdem Kr&auml;mpfe immer h&auml;ufiger, jetzt alle Tage, <EM>oft zehn bis zwanzig epileptische Anf&auml;lle </EM>an <EM>einem Tage. </EM>Seine rechte Seite sei gel&auml;hmt, und wie die &Auml;rzte ihm sagten, werde er nie den Gebrauch seiner Glieder wiedererhalten. In einer Fabrik im Eintauchhause vier M&auml;nner, alle epileptisch und an heftiger Kolik leidend, und elf Knaben, von denen auch schon einige epileptisch. Kurz, diese f&uuml;rchterliche Krankheit tritt infolge dieser Besch&auml;ftigung ganz allgemein ein, und auch das zum gr&ouml;&szlig;eren Geldgewinn der Bourgeoisie! In den Zimmern, in denen das Steingut gescheuert wird, ist die Atmosph&auml;re mit fein pulverisiertem Kieselstaub angef&uuml;llt, dessen Einatmung ebenso sch&auml;dlich wirkt wie die des Stahlstaubes bei den Sheffielder Schleifern. Den Arbeitern geht der Atem aus, sie k&ouml;nnen nicht ruhig liegen, leiden an wunder Kehle, heftigem <STRONG>&lt;425&gt;</STRONG> Husten und bekommen eine so leise Stimme, da&szlig; man sie kaum h&ouml;ren kann. Sie sterben auch alle an der Schwindsucht. In den potteries sollen verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig viele Schulen sein, die den Kindern Gelegenheit zum Unterricht bieten, aber da sie so fr&uuml;h in die Fabriken geschickt werden und solange arbeiten m&uuml;ssen (meist zw&ouml;lf und oft mehr Stunden); so sind sie nicht imstande, die Schulen zu benutzen, und daher konnten drei Viertel der vom Kommiss&auml;r gepr&uuml;ften Kinder weder lesen noch schreiben, und der ganze Distrikt war in der tiefsten Unwissenheit. Kinder, die jahrelang Sonntagsschulen besucht haben, waren nicht imstande, einen Buchstaben vom andern zu unterscheiden, und im ganzen Distrikt steht au&szlig;er der intellektuellen auch die sittliche und religi&ouml;se Bildung auf einer sehr niedrigen Stufe (Scriven, Rept. and evid.).</P>
<P>Auch in der <EM>Glasfabrikation </EM>kommen Arbeiten vor, die zwar M&auml;nnern wenig zu schaden scheinen, aber dennoch von Kindern nicht ertragen werden k&ouml;nnen. Die harte Arbeit, die Unregelm&auml;&szlig;igkeit der Arbeitszeit, das h&auml;ufige Nachtarbeiten und besonders die gro&szlig;e Hitze der Arbeitslokale (100&#9;bis 130<33> Fahrenheit &lt;<EM>(1845) </EM>und <EM>(1892) </EM>irrt&uuml;mlich: 300 bis 330<33> Fahrenheit&gt;) erzeugen bei Kindern allgemeine Schw&auml;che und Krankheit, schlechten Wuchs, und besonders Augen&uuml;bel, Unterleibskrankheiten und bronchitische und rheumatische Affektionen. Viele Kinder sind bla&szlig;, haben rote, oft wochenlang erblindete Augen, leiden an heftiger &Uuml;belkeit, Erbrechen, Husten, Erk&auml;ltungen und Rheumatismus. Bei dem Herausnehmen der Ware aus den &Ouml;fen m&uuml;ssen die Kinder h&auml;ufig in eine solche Hitze hineingehen, da&szlig; ihnen die Bretter, auf denen sie stehen, unter den F&uuml;&szlig;en in Brand geraten. Die Glasbl&auml;ser sterben meist fr&uuml;h an Schw&auml;che und Brustleiden. (Leifchild, Rept. App.Pt. II, p. L2, ss. II, 12; Franks, Rept.App.Pt. II, K 7, s. 48; Tancred, Evid. App. Pt. II, p. i 76 etc., alle im Ch. E. Rept.). </P>
<P>Im allgemeinen bezeugt derselbe Bericht in allen Zweigen der Industrie das allm&auml;hliche, aber sichere Eindringen des Fabriksystems, das sich besonders durch die Besch&auml;ftigung von Weibern und Kindern zu erkennen gibt. Ich habe es nicht f&uuml;r n&ouml;tig gehalten, &uuml;berall die Fortschritte der Maschinerie und die Verdr&auml;ngung der erwachsenen M&auml;nner weiterzuverfolgen. Wer mit dem Industriewesen einigerma&szlig;en bekannt ist, wird sich dies leicht selbst erg&auml;nzen k&ouml;nnen, w&auml;hrend mir hier der Raum mangelt, diese bei Gelegenheit des Fabriksystems in ihren Resultaten entwickelte Seite des jetzigen Produktionssystems in ihren Einzelheiten zu verfolgen. &Uuml;berall wendet man Maschinen an und vernichtet dadurch die letzte Spur der Unabh&auml;ngigkeit des Arbeiters. &Uuml;berall l&ouml;st sich durch die Arbeit der Frau und der Kinder die Familie auf <STRONG>&lt;426&gt;</STRONG> oder wird gar durch die Brotlosigkeit des Mannes auf den Kopf gestellt; &uuml;berall liefert die Unvermeidlichkeit der Maschinerie dem gro&szlig;en Kapitalisten das Gesch&auml;ft und mit ihm die Arbeiter in die H&auml;nde. Die Zentralisation des Besitzes schreitet unaufhaltsam vorw&auml;rts, die Trennung der Gesellschaft in gro&szlig;e Kapitalisten und besitzlose Arbeiter wird t&auml;glich sch&auml;rfer, die industrielle Entwicklung der Nation r&uuml;ckt mit Riesenschritten auf eine unausbleibliche Krisis los.</P>
<P>Ich erw&auml;hnte schon oben, da&szlig; in den <EM>Handwerken </EM>die Macht des Kapitals und mitunter auch die Teilung der Arbeit dasselbe Resultat herbeigef&uuml;hrt, die kleine Bourgeoisie verdr&auml;ngt und an ihre Stelle gro&szlig;e Kapitalisten und besitzlose Arbeiter gesetzt haben. &Uuml;ber diese Handwerker ist im Grunde wenig zu sagen, da alles, was auf sie Bezug hat, bereits da seine Stelle gefunden hat, wo von dem industriellen Proletariat im allgemeinen die Rede war; auch hat sich hier in der Art der Arbeit und ihrem Einflusse auf die Gesundheit seit dem Eintritt der industriellen Bewegung wenig ver&auml;ndert. Aber die Ber&uuml;hrung mit den eigentlichen Industriearbeitern, der Druck der gro&szlig;en Kapitalisten, der viel f&uuml;hlbarer wurde als der der kleinen Meister, zu denen der Geselle doch noch in einem pers&ouml;nlichen Verh&auml;ltnisse stand, die Einfl&uuml;sse<STRONG> </STRONG>gro&szlig;st&auml;dtischen Lebens und der fallende Lohn haben fast alle Handwerker zu t&auml;tigen Teilnehmern der Arbeiterbewegungen gemacht. Wir werden hier&uuml;ber sogleich zu reden haben und wenden uns inzwischen zu einer Klasse der arbeitenden Bev&ouml;lkerung von London, die wegen der au&szlig;erordentlichen Barbarei, mit welcher sie von der Geldgier der Bourgeoisie ausgebeutet wird, besondere Beachtung verdient. Ich meine die Putzmacherinnen und N&auml;hterinnen.</P>
<P>Es ist eigent&uuml;mlich, da&szlig; gerade die Verfertigung derjenigen Artikel, welche zum Schmuck der <EM>Damen von der Bourgeoisie </EM>dienen, mit den traurigsten Folgen f&uuml;r die Gesundheit der dabei besch&auml;ftigten Arbeiter verkn&uuml;pft ist. Wir sahen dies schon oben bei der Spitzenfabrikation und haben jetzt wieder die Putzmacherl&auml;den von London zum Beweise f&uuml;r diese Angabe. Diese Etablissements besch&auml;ftigen eine Menge junger M&auml;dchen - es sollen ihrer im ganzen 15 000 sein -, welche im Hause wohnen und essen, meist vom Lande herkommen und so die vollst&auml;ndigen Sklaven der Brotherrschaft sind. W&auml;hrend der fashionablen Saison, die etwa vier Monate im Jahre dauert, sind selbst in den besten Etablissements die Arbeitsstunden t&auml;glich f&uuml;nfzehn und, wenn dringende Gesch&auml;fte vorkommen, achtzehn; in den meisten L&auml;den indes wird w&auml;hrend dieser Zeit ohne alle feste Zeitbestimmung gearbeitet, so da&szlig; die M&auml;dchen nie mehr als sechs, oft nur drei oder vier, ja zuweilen nur zwei Stunden in vierundzwanzig zur Ruhe und zum Schlaf frei haben und neunzehn bis zweiundzwanzig Stunden gearbeitet wird, wenn sie nicht, was <STRONG>&lt;427&gt;</STRONG> oft genug vorkommt, die ganze Nacht durcharbeiten m&uuml;ssen! Die einzige Grenze, die ihrer Arbeit gesetzt wird, ist die positive physische Unf&auml;higkeit, die Nadel auch nur eine Minute l&auml;nger zu f&uuml;hren. Es kommen F&auml;lle vor, wo diese h&uuml;lflosen Gesch&ouml;pfe neun Tage lang hintereinander nicht aus den Kleidern kamen und nur gelegentlich dann und wann ein paar Augenblicke auf einer Matratze ausruhen konnten, wo man ihnen das Essen kleingeschnitten vorsetzte, damit sie es in der k&uuml;rzestm&ouml;glichen Zeit verschlucken k&ouml;nnten; kurz, diese ungl&uuml;cklichen M&auml;dchen werden durch die moralische Sklavenpeitsche - die Drohung der Entlassung - in einer so anhaltenden und unabl&auml;ssigen Arbeit erhalten, wie sie kein starker Mann, geschweige denn zarte M&auml;dchen von 14 bis 20 Jahren ertragen k&ouml;nnen. Dazu die dumpfige Luft der Arbeitszimmer und ebenfalls der Schlafs&auml;le, die geb&uuml;ckte Stellung, die schlechte, schwerverdauliche Kost - alles das, aber vor allem die lange Arbeit und Absperrung von der freien Luft, erzeugt die traurigsten Resultate f&uuml;r die Gesundheit der M&auml;dchen. Mattigkeit und Erschlaffung, Schw&auml;che, Verlust des Appetits, Schmerzen in den Schultern, dem R&uuml;cken und den H&uuml;ften, besonders aber Kopfschmerzen treten sehr bald ein; dann Verkr&uuml;mmung des R&uuml;ckgrats, hohe, verwachsene Schultern, Abmagerung, geschwollene, flie&szlig;ende und schmerzhafte Augen, die bald kurzsichtig werden, Husten, Engbr&uuml;stigkeit und kurzer Atem sowie alle weiblichen Entwicklungskrankheiten. Die Augen leiden in vielen F&auml;llen so stark, da&szlig; unheilbare Blindheit, g&auml;nzliche Desorganisation des Auges eintritt, und wenn das Gesicht gut genug bleibt, um eine Fortsetzung der Arbeit m&ouml;glich zu machen, so endigt gew&ouml;hnlich die Schwindsucht das kurze, traurige Leben dieser Putzmacherinnen. Selbst bei denjenigen, die diese Arbeit fr&uuml;h genug verlassen, bleibt die k&ouml;rperliche Gesundheit f&uuml;r immer zerst&ouml;rt, die Kraft der Konstitution gebrochen; sie sind fortw&auml;hrend, besonders in der Ehe, siech und schw&auml;chlich und bringen kr&auml;nkliche Kinder zur Welt. Alle &Auml;rzte, die von dem Kommiss&auml;r (der Ch. Empl. Comm.) befragt wurden, &auml;u&szlig;erten sich einstimmig dahin, da&szlig; keine Lebensweise erfunden werden k&ouml;nne, die mehr als diese dahin ziele, die Gesundheit zu vernichten und einen fr&uuml;hen Tod herbeizuf&uuml;hren.</P>
<P>Mit derselben Grausamkeit, nur etwas mehr indirekt, werden die <EM>N&auml;hterinnen </EM>&uuml;berhaupt in London ausgebeutet. Die M&auml;dchen, welche sich mit der Anfertigung von Schn&uuml;rleibchen besch&auml;ftigen, haben eine harte, m&uuml;hsame, das Auge anstrengende Arbeit, und was ist der Lohn, den sie bekommen? Ich wei&szlig; es nicht, aber das wei&szlig; ich, da&szlig; der Unternehmer, der B&uuml;rgschaft f&uuml;r das ihm &uuml;berlieferte Material geben mu&szlig; und die Arbeit an die einzelnen N&auml;hterinnen verteilt, 1 1/2<STRONG> </STRONG>Penny, 15 Pfennig preu&szlig;isch, f&uuml;r das St&uuml;ck erh&auml;lt. Davon geht sein Nutzen noch ab, und der ist mindestens 1/2<STRONG> </STRONG>Penny - h&ouml;ch- <STRONG>&lt;428&gt;</STRONG> stens also 1 Penny geht in die Tasche des armen M&auml;dchens. Die M&auml;dchen, welche Halsbinden n&auml;hen, m&uuml;ssen sich zu sechzehnst&uuml;ndiger Arbeit verpflichten und erhalten w&ouml;chentlich 4 1/2<STRONG> </STRONG>sh., 1 1/2 Taler preu&szlig;isch, wof&uuml;r sie etwa soviel kaufen k&ouml;nnen wie f&uuml;r 20 Silbergroschen in der teuersten Stadt Deutschlands <A HREF="me02_408.htm#O1"><A NAME="Z1">(1)</A></A>. Am schlimmsten aber ergeht es denen, die Hemden n&auml;hen. Sie bekommen f&uuml;r ein gew&ouml;hnliches Hemd 1 2/2 Pence - fr&uuml;her bekamen sie 2 bis 3 Pence, aber seitdem das Armenhaus von St. Pancras, das von einer <EM>bourgeoisie-radikalen</EM> &lt;(<EM>1892</EM>) <EM>bourgeois-radikalen</EM>&gt;<EM> </EM>Beh&ouml;rde verwaltet wird, anfing zu 1 1/2 Pence Arbeit zu&#9;&uuml;bernehmen, mu&szlig;ten die armen Frauenzimmer es auch tun. F&uuml;r feine, verzierte Hemden, die bei achtzehnst&uuml;ndiger Arbeit in einem Tage fertiggemacht werden k&ouml;nnen, wird 6 Pence, 5 Silbergroschen, bezahlt. Der Lohn dieser N&auml;hterinnen betr&auml;gt hiernach und nach vielseitigen Aussagen von Arbeiterinnen und &Uuml;bernehmern &lt;(1892) Unternehmers (offenbar Druckfehler)&gt;, bei sehr angestrengter, tief in die Nacht hinein fortgesetzter Arbeit w&ouml;chentlich 2 1/2 bis 3 Shilling! Und was dieser sch&auml;ndlichen Barbarei die Krone aufsetzt, ist, da&szlig; die N&auml;hterinnen den Betrag der ihnen anvertrauten Materialien teilweise deponieren m&uuml;ssen, was sie nat&uuml;rlich nicht anders k&ouml;nnen, als wenn sie - wie dies auch die Eigent&uuml;mer wissen - einen Teil derselben verpf&auml;nden und entweder mit Verlust einl&ouml;sen, oder, wenn sie die Stoffe nicht ausl&ouml;sen <EM>k&ouml;nnen, </EM>vor das Friedensgericht wandern m&uuml;ssen, wie dies einer N&auml;hterin im November 1843 geschah. Ein armes M&auml;dchen, das in diesem Falle war und nicht wu&szlig;te, was es anfangen sollte, ertr&auml;nkte sich im August 1844 in einem Kanal. Diese N&auml;hterinnen leben gew&ouml;hnlich in kleinen Dachst&uuml;bchen im gr&ouml;&szlig;ten Elende, wo sich ihrer so viele in einem Zimmer zusammendr&auml;ngen, als der Raum nur eben erlaubt, und wo im Winter meist die animalische W&auml;rme der Anwesenden das einzige Heizungsmittel ist. Dort sitzen sie &uuml;ber ihre Arbeit geb&uuml;ckt und n&auml;hen von morgens vier oder f&uuml;nf bis Mitternacht, verw&uuml;sten ihre Gesundheit in ein paar Jahren und bringen sich in ein fr&uuml;hes Grab, ohne sich auch nur die allerdringendsten Bed&uuml;rfnisse verschaffen zu k&ouml;nnen <A HREF="me02_408.htm#O2"><A NAME="Z2">(2)</A></A>, w&auml;hrend unten zu <STRONG>&lt;429&gt;</STRONG> ihren F&uuml;&szlig;en die gl&auml;nzenden Karossen der hohen Bourgeoisie vorbeirollen und w&auml;hrend vielleicht zehn Schritt weiter ein erb&auml;rmlicher Dandy an einem Abend mehr Geld im Pharo verliert, als sie sich im ganzen Jahre erwerben k&ouml;nnen.</P>
<P ALIGN="CENTER">______</P>
<P>Das ist die Lage des englischen industriellen Proletariats. &Uuml;berall, wohin wir uns wenden, finden wir dauerndes oder tempor&auml;res Elend, Krankheiten, die aus der Lage oder der Arbeit entstehen, Demoralisation; &uuml;berall Vernichtung, langsame, aber sichere Untergrabung der menschlichen Natur in k&ouml;rperlicher wie geistiger Beziehung. Ist das ein Zustand, der dauern kann? </P>
<P>Dieser Zustand kann und wird nicht dauern. Die Arbeiter, die gro&szlig;e Majorit&auml;t des Volks, wollen es nicht. Sehen wir zu, was <EM>sie </EM>von diesem Zustande sagen.</P>
<P><HR></P>
<P>Anmerkungen F. E.:</P>
<P><A NAME="O1">(1)</A> Vgl. "Weekly Dispatch", 17. M&auml;rz 1844. <A HREF="me02_408.htm#Z1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="O2">(2)</A> Thomas Hood, der talentvollste aller jetzigen englischen Humoristen und, wie alle Humoristen, voll menschlichen Gef&uuml;hle, aber ohne alle geistige Energie, ver&ouml;ffentlichte im Anfange des Jahres 1844, als das Elend der N&auml;hterinnen alle Zeitungen f&uuml;llte, ein sch&ouml;nes Gedicht: "The Song of the Shirt", das Lied vom Hemde, das manche mitleidige, aber nutzlose Tr&auml;ne den Augen der Bourgeoisiet&ouml;chter entlockte. Ich habe nicht Raum genug, um es hier wiedergeben zu k&ouml;nnen; es stand urspr&uuml;nglich im "Punch" und machte dann die Runde durch die Zeitungen. Da die Lage der N&auml;hterinnen damals in allen Zeitungen besprochen wurde, sind spezielle Zitate &uuml;berfl&uuml;ssig. <A HREF="me02_408.htm#Z2">&lt;=</A></P></BODY>
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