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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Karl Liebknecht - Was will der Spartakusbund?</TITLE>
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<H2>Karl Liebknecht</H2>
<H1> <!-- #BeginEditable "Titel" -->Was will der Spartakusbund?<!-- #EndEditable --></H1>
<P><!-- #BeginEditable "Nachweis" --><SMALL>Rede in einer Versammlung in der Hasenheide in Berlin, 23. Dezember 1918</SMALL><!-- #EndEditable --></P>
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<P>Wir m&uuml;ssen uns in diesem Augenblick vor allem v&ouml;llige Klarheit &uuml;ber die Ziele
unserer Politik verschaffen. Wir bed&uuml;rfen eines genauen Einblickes in den Gang
der Revolution; wir haben zu erkennen, was sie bisher gewesen ist, um zu
begreifen, worin ihre zuk&uuml;nftige Aufgabe bestehen wird.
<P>Bis jetzt ist die deutsche Revolution nichts anderes gewesen als ein Versuch
zur &Uuml;berwindung des Krieges und seiner Folgen. Ihr erster Schritt war daher der
Abschlu&szlig; eines Waffenstillstandes mit den feindlichen M&auml;chten und der Sturz der
F&uuml;hrer des alten Systems. Die n&auml;chste Aufgabe aller entschiedenen Revolution&auml;re
besteht darin, diese Errungenschaften aufrechtzuerhalten und sie zu erweitern.
<P>Wir sehen, da&szlig; der Waffenstillstand, &uuml;ber den die gegenw&auml;rtige Regierung mit
den feindlichen M&auml;chten verhandelt, von diesen zur Erdrosselung Deutschlands
benutzt wird. Das aber ist mit den Zielen des Proletariats unvereinbar; denn
eine solche Erdrosselung w&uuml;rde weder mit dem Ideal eines dauernden noch eines
menschenw&uuml;rdigen Friedens &uuml;bereinstimmen.
<P>Nicht ein Friede des Augenblicks, nicht ein Friede der Gewalt, sondern ein
Friede der Dauer und des Rechts, das ist das Ziel des deutschen wie des
internationalen Proletariats. Aber es ist nicht das Ziel der gegenw&auml;rtigen
Regierung, die, ihrem ganzen Wesen entsprechend, mit den imperialistischen
Regierungen der Entente lediglich einen Frieden des Augenblicks zu schlie&szlig;en
vermag; und zwar deshalb, weil sie es verabs&auml;umt, an die Fundamente des Kapitals
zu r&uuml;hren.
<P>Solange der Kapitalismus besteht, sind - das wissen alle Sozialisten sehr
wohl - Kriege unvermeidlich. Welche Ursachen sind es gewesen, die zum Weltkriege
getrieben haben? Die Herrschaft des Kapitalismus bedeutet die Ausbeutung des
Proletariats; sie bedeutet eine st&auml;ndige und ungehemmte Ausdehnung des
Kapitalismus auf dem Weltmarkt. Hier sto&szlig;en in scharfem Kontrast die
kapitalistischen M&auml;chte der verschiedenen nationalen Gruppen zusammen. Und
dieser wirtschaftliche Zusammensto&szlig; f&uuml;hrt mit Notwendigkeit zuletzt zu einem
Zusammensto&szlig; der politischen und milit&auml;rischen Waffen - zum Kriege. Man will uns
jetzt mit der Idee des V&ouml;lkerbundes zu beruhigen suchen, der einen dauernden
Frieden zwischen den verschiedenen Staaten herbeif&uuml;hren soll. Als Sozialisten
sind wir uns v&ouml;llig klar dar&uuml;ber, da&szlig; ein solcher V&ouml;lkerbund nichts anderes ist
als ein B&uuml;ndnis der herrschenden Klassen der verschiedenen Staaten untereinander
- ein B&uuml;ndnis, das seinen kapitalistischen Charakter nicht verleugnen kann,
gegen das internationale Proletariat gerichtet ist und einen dauernden Frieden
nie zu garantieren vermag.
<P>Die Konkurrenz, das Wesen der kapitalistischen Produktion, bedeutet f&uuml;r uns
Sozialisten Brudermord; wir aber fordern im Gegensatz dazu die internationale
Gemeinsamkeit der Menschen. Nur der Wille des Proletariats ist auf einen
dauernden und menschenw&uuml;rdigen Frieden gerichtet; nie und nimmer kann der
Imperialismus der Entente dem deutschen Proletariat diesen Frieden geben; ihn
wird es von seinen Arbeitsbr&uuml;dern in Frankreich, Amerika und Italien erhalten.
Den Weltkrieg durch einen dauernden und menschenw&uuml;rdigen Frieden abzuschlie&szlig;en,
das also allein vermag die Tatbereitschaft des internationalen Proletariats. So
lehrt es uns unsere sozialistische Grundauffassung.
<P>Jetzt, nach diesem ungeheuren Morden, gilt es f&uuml;rwahr ein Werk aus einem
einzigen Gu&szlig; zu schaffen. Die ganze Menschheit ist in den gl&uuml;henden
Schmelztiegel des Weltkrieges geworfen worden. Das Proletariat h&auml;lt den Hammer
in der Hand, um daraus eine neue Welt zu formen.
<P>Nicht nur unter dem Kriege und seiner Verw&uuml;stung leidet das Proletariat,
sondern im Prinzip an der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, der wahren
Ursache dieses Krieges. Die kapitalistische Gesellschaftsordnung zu beseitigen,
das ist die einzige Rettung des Proletariats aus dem dunklen Verh&auml;ngnis seines
Schicksals.
<P>Wie aber kann dieses Ziel erreicht werden ? Zur Beantwortung dieser Frage ist
es n&ouml;tig, sich v&ouml;llig klar dar&uuml;ber zu sein, da&szlig; nur das Proletariat selbst in
eigener Tat sich aus seiner Knechtschaft erl&ouml;sen kann. Man hat uns gesagt: Die
Nationalversammlung ist der Weg zur Freiheit. Die Nationalversammlung bedeutet
aber nichts anderes als eine formelle politische Demokratie. Sie bedeutet
durchaus nicht diejenige Demokratie, die der Sozialismus stets gefordert hat.
Der Wahlzettel ist sicherlich nicht der Hebel, mit dem die Macht der
kapitalistischen Gesellschaftsordnung aus den Fugen gehoben werden kann. Wir
wissen, da&szlig; eine Reihe von Staaten diese formale Demokratie der
Nationalversammlung seit langem besitzt, Frankreich, Amerika, Schweiz. Aber
gleichwohl herrscht auch in diesen Demokratien das Kapital.
<P>Es ist keine Frage, da&szlig; sich bei den Wahlen zur Nationalversammlung der
Einflu&szlig; des Kapitals, seine wirtschaftlich organisierte &Uuml;berlegenheit in
h&ouml;chstem Ma&szlig;e geltend machen wird. Gro&szlig;e Massen der Bev&ouml;lkerung werden sich
unter dem Druck und Einflu&szlig; dieser &Uuml;berlegenheit in Gegensatz zu sich selbst, in
Gegensatz zu ihren eigenen und wahren Interessen setzen und ihre Stimmen ihren
Feinden geben. Schon aus diesem Grunde wird die Nationalversammlung niemals ein
Sieg des sozialistischen Willens sein. Es ist v&ouml;llig verkehrt, zu glauben, da&szlig;
in der formalen Demokratie des Parlaments die sichere Voraussetzung und
Bedingung f&uuml;r die Verwirklichung des Sozialismus gegeben sei. Vielmehr ist
gerade umgekehrt erst der verwirklichte Sozialismus die grundlegende
Voraussetzung f&uuml;r eine wahre Demokratie. Das revolution&auml;re deutsche Proletariat
kann von einer Wiedergeburt des alten Reichstages in der neuen Form der
Nationalversammlung nichts f&uuml;r seine Ziele erwarten; denn diese
Nationalversammlung wird den gleichen Charakter tragen wie die alte
&raquo;Schwatzbude&laquo; am K&ouml;nigsplatz. Wir werden in ihr sicherlich alle die alten
Herrschaften wiederfinden, die dort vor dem Kriege und w&auml;hrend des Krieges die
Geschicke des deutschen Volkes in so verh&auml;ngnisvoller Weise zu bestimmen
suchten. Und wahrscheinlich ist es auch, da&szlig; die b&uuml;rgerlichen Parteien in dieser
Nationalversammlung die Mehrheit haben werden. Aber selbst, wenn das nicht der
Fall sein sollte, wenn die Nationalversammlung mit einer sozialistischen
Mehrheit die Sozialisierung der deutschen Wirtschaft beschlie&szlig;en sollte, so wird
ein solcher parlamentarischer Beschlu&szlig; ein papiernes Dekret bleiben und an dem
energischsten Widerstand der Kapitalisten scheitern. Nicht im Parlament, nicht
mit seinen Methoden kann der Sozialismus verwirklicht werden; hier ist einzig
und allein der au&szlig;erparlamentarische, revolution&auml;re Kampf des Proletariats
entscheidend. Nur durch ihn ist das Proletariat imstande, die Gesellschaft nach
seinem Willen zu formen.
<P>Die kapitalistische Gesellschaft ist ihrem Wesen nach nichts anderes als die
mehr oder minder verh&uuml;llte Herrschaft der Gewalt. Ihre Absicht geht jetzt dahin,
zu den gesetzlichen Zust&auml;nden der fr&uuml;heren &raquo;Ordnung&laquo; zur&uuml;ckzukehren und die
Revolution, die das Proletariat gemacht hat, als einen ungesetzlichen Vorgang,
gleichsam als ein geschichtliches Mi&szlig;verh&auml;ltnis zu diskreditieren und zu
beseitigen. Aber nicht umsonst hat das Proletariat die schwersten Opfer in dem
blutigen Kriege gebracht; wir, die Vork&auml;mpfer der Revolution, werden uns nicht
von unserem Platz verdr&auml;ngen lassen. Wir bleiben so lange am Leben, bis wir die
Macht des Sozialismus fundiert haben.
<P>Die politische Macht, die sich das Proletariat am 9. November erobert hat,
ist ihm zum Teil schon wieder entrissen worden; entrissen worden ist ihm vor
allen Dingen die Macht, die entscheidenden Stellen in der Staatsverwaltung durch
die M&auml;nner seines Vertrauens zu besetzen. Auch der Militarismus, gegen dessen
Herrschaft wir uns erhoben, ist noch am Leben. Wir kennen sehr wohl die
Ursachen, die dazu gef&uuml;hrt haben, das Proletariat aus seinen Positionen zu
verdr&auml;ngen. Wir wissen, da&szlig; die Soldatenr&auml;te zu Beginn der revolution&auml;ren
Entwicklung die Situation nicht immer klar gesehen haben. Es haben sich in ihre
Reihe zahlreiche schlaue Rechner eingeschlichen, Konjunkturrevolution&auml;re,
Feiglinge, die nach dem Niederbruch der alten Macht sich an die neue
anschlossen, um hier ihre bedrohte Existenz zu salvieren. In zahlreichen F&auml;llen
&uuml;bergaben die Soldatenr&auml;te solchen Leuten verantwortungsvolle Stellungen und
machten dadurch den Bock zum G&auml;rtner. Andererseits hat die gegenw&auml;rtige
Regierung die alte Kommandogewalt wiederhergestellt und auf diese Weise den
Offizieren die Macht zur&uuml;ckgegeben.
<P>Wenn jetzt allenthalben in Deutschland ein chaotisches Durcheinander
herrscht, so tr&auml;gt die Verantwortung daf&uuml;r nicht die Revolution, die die Macht
der herrschenden Klassen zu beseitigen suchte, sondern diese herrschenden
Klassen selbst und der Brand des Krieges, der von den herrschenden Klassen
entz&uuml;ndet worden ist. &raquo;Ordnung und Ruhe mu&szlig; herrschen&rlquo;, so ruft uns die
Bourgeoisie zu, und sie meint damit, da&szlig; das Proletariat vor ihr kapitulieren
solle, um diese Ordnung und Ruhe wiederherzustellen; da&szlig; das Proletariat seine
Macht in die H&auml;nde derjenigen zur&uuml;ckgeben solle, die jetzt unter der Maske der
Revolution die Gegenrevolution vorbereiten. Gewi&szlig;, eine revolution&auml;re Bewegung
l&auml;&szlig;t sich nicht auf glattem Parkettboden durchf&uuml;hren; es setzt Splitter und
Sp&auml;ne in dem Kampfe um eine neue und h&ouml;here Ordnung der Gesellschaft und einen
dauernden Frieden der Menschheit.
<P>Dadurch, da&szlig; die Regierung den alten Gener&auml;len und Offizieren die
Kommandogewalt zu dem Zwecke der Demobilisation der Armee zur&uuml;ckgegeben hat, hat
sie die Demobilisation erschwert und zerr&uuml;ttet. Sicherlich h&auml;tte sich die
Demobilisation weit ruhiger und ordnungsm&auml;&szlig;iger gestaltet, wenn sie der freien
Disziplin der Soldaten &uuml;berlassen worden w&auml;re. Dagegen haben die Gener&auml;le, mit
der Autorit&auml;t der Volksregierung ausger&uuml;stet, auf alle Weise versucht, die
Soldaten mit Ha&szlig; gegen die Regierung zu erf&uuml;llen. Sie haben die Soldatenr&auml;te
eigenm&auml;chtig abgesetzt, sie haben schon in den ersten Tagen der Revolution das
Tragen von roten Fahnen verboten und die roten Fahnen von &ouml;ffentlichen Geb&auml;uden
herunterrei&szlig;en lassen. Alle diese Vorg&auml;nge kommen auf das Schuldkonto der
Regierung, die, um die &raquo;Ordnung&laquo; der Bourgeoisie aufrechtzuerhalten, in Wahrheit
die Revolution erstickt, wenn es sein mu&szlig;, in Blut.
<P>Und da wagt man, uns anzuklagen, da&szlig; wir es seien, die den Terror, den
B&uuml;rgerkrieg und das Blutvergie&szlig;en wollen; da wagt man, uns zuzumuten, wir
sollten auf unsere revolution&auml;re Aufgabe verzichten, damit die Ordnung unserer
Gegner wiederaufgerichtet werde! Nicht wir sind es, die Blutvergie&szlig;en wollen.
Aber sicher ist es, da&szlig; die Reaktion, sobald sie die Macht dazu hat, sich keinen
Augenblick besinnen wird, die Revolution im Blut zu ersticken. Erinnern wir uns
doch ihrer grausamen und niedertr&auml;chtigen Schandtaten, mit denen sie sich noch
vor wenigen Wochen und Monaten besudelte. In der Ukraine hat sie Henkersarbeit
verrichtet, in Finnland hat sie Tausende von Arbeitern gemordet - das sind die
Blutspuren an den H&auml;nden des deutschen Imperialismus, dessen Wortf&uuml;hrer uns
revolution&auml;re Sozialisten jetzt der Propaganda des Terrors und des B&uuml;rgerkrieges
in ihrer l&uuml;genhaften Presse verd&auml;chtigen.
<P>Nein! Wir wollen, da&szlig; sich der Umbau der Gesellschaft und der Wirtschaft ohne
Unordnung und in aller Friedlichkeit vollziehe. Und wenn Unordnung und
B&uuml;rgerkrieg entstehen sollten, so werden einzig und allein diejenigen die Schuld
tragen, die ihre Herrschaft und ihren Profit stets mit Waffengewalt befestigt
und erweitert haben und die auch jetzt wieder versuchen, das Proletariat unter
ihr Joch zu beugen.
<P>Also nicht zur Gewalt und nicht zum Blutvergie&szlig;en rufen wir das Proletariat
auf; aber wir rufen es auf zu revolution&auml;rer Tatbereitschaft und zur Entfaltung
all seiner Energie, auf da&szlig; es den Neubau der Welt in seine H&auml;nde nehme. Wir
rufen die Massen der Soldaten und Proletarier dazu auf, an dem Ausbau der
Soldaten- und Arbeiterr&auml;te tatkr&auml;ftig fortzuwirken. Wir rufen sie dazu auf, die
herrschenden Klassen zu entwaffnen, sich selbst aber zu bewaffnen zum Schutze
der Revolution und zur Sicherung des Sozialismus. Das allein gibt uns die Gew&auml;hr
f&uuml;r die Erhaltung und f&uuml;r den Ausbau der Revolution im Sinne der unterdr&uuml;ckten
Volksklassen. Das revolution&auml;re Proletariat darf keinen Augenblick mehr z&ouml;gern,
die b&uuml;rgerlichen Elemente aus allen ihren politischen und sozialen
Machtstellungen zu entfernen; es mu&szlig; die ganze Macht selbst in seine H&auml;nde
nehmen. Gewi&szlig;, wir werden zur Durchf&uuml;hrung der Sozialisierung des
Wirtschaftslebens die Mitwirkung auch der b&uuml;rgerlichen Intelligenz, der
Fachm&auml;nner, der Ingenieure brauchen; aber sie werden unter Kontrolle des
Proletariats ihre Arbeit verrichten.
<P>Von allen diesen dringendsten Aufgaben der Revolution hat die gegenw&auml;rtige
Regierung noch nicht eine einzige in Angriff genommen. Dagegen hat sie alles
getan, um die Revolution zur&uuml;ckzubremsen. Jetzt h&ouml;ren wir, da&szlig; unter ihrer
Mitwirkung drau&szlig;en auf dem Lande Bauernr&auml;te gew&auml;hlt werden, R&auml;te derjenigen
Bev&ouml;lkerungsschicht, die stets zu den r&uuml;ckst&auml;ndigsten und erbittertsten Feinden
des Proletariats geh&ouml;rt hat und die bis auf den heutigen Tag der heftigste Feind
des l&auml;ndlichen Proletariats geblieben ist. All diesen Machenschaften m&uuml;ssen die
Revolution&auml;re fest und entschlossen entgegentreten. Sie m&uuml;ssen von ihrer Macht
Gebrauch machen und vor allem mit der Sozialisierung energisch und sicher
beginnen.
<P>Der erste Schritt wird darin bestehen, da&szlig; die Waffenlager und die gesamte
R&uuml;stungsindustrie vom Proletariat mit Beschlag belegt werden. Dann m&uuml;ssen die
industriellen und landwirtschaftlichen Gro&szlig;betriebe in den Besitz der
Gesellschaft &uuml;berf&uuml;hrt werden. Es kann kein Zweifel bestehen, da&szlig; sich diese
sozialistische Umschaltung der Produktion bei der hohen und stark
zentralisierten Form dieser Wirtschaftsgebilde in Deutschland verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig
leicht und schnell vollziehen l&auml;&szlig;t. Wir besitzen ferner ein bereits
hochentwickeltes Genossenschaftswesen, an dem vor allem auch der Mittelstand
interessiert ist. Auch dies ist ein geeignetes Mittel zu einer wirksamen
Durchf&uuml;hrung des Sozialismus.
<P>Wir sind uns v&ouml;llig klar dar&uuml;ber, da&szlig; es sich bei dieser Sozialisierung um
einen langen und gro&szlig;en Proze&szlig; handelt. Wir verhehlen uns keineswegs die
Schwierigkeiten, die dieser Aufgabe entgegenstehen, zumal in der gef&auml;hrlichen
Situation, in der sich unser Volk jetzt befindet. Aber glaubt jemand allen
Ernstes, da&szlig; sich die Menschen den geeigneten Zeitpunkt f&uuml;r eine Revolution und
f&uuml;r die Verwirklichung des Sozialismus nach ihrem Gutd&uuml;nken und Belieben
auszusuchen verm&ouml;gen? So ist der Gang der Weltgeschichte wahrlich nicht! Jetzt
geht es nicht an zu erkl&auml;ren: F&uuml;r heute und morgen pa&szlig;t uns die sozialistische
Revolution nicht in unseren sorgf&auml;ltig ausgerechneten Plan; aber &uuml;bermorgen,
wenn wir besser dazu vorbereitet sind, wenn wir wieder Brot und Rohstoffe haben
und unsere kapitalistische Produktionsweise sich wieder in vollem Gang befindet,
dann wollen wir &uuml;ber die Sozialisierung der Gesellschaft mit uns reden lassen.
Nein, das ist eine grundfalsche und l&auml;cherliche Auffassung von dem Wesen der
geschichtlichen Entwicklung. Man kann sich weder den geeignet erscheinenden
Zeitpunkt f&uuml;r eine Revolution aussuchen noch die Revolution nach eigenem
Ermessen vertagen. Denn was sind Revolutionen ihrem Wesen nach anderes als gro&szlig;e
und elementare gesellschaftliche Krisen, deren Ausbruch und Entfaltung nicht von
dem Willen einzelner abh&auml;ngt und die sich, &uuml;ber die K&ouml;pfe einzelner hinweg,
gleich gewaltigen Gewittern entladen ! Schon Karl Marx hat uns gelehrt, da&szlig; die
soziale Revolution in eine Krise des Kapitalismus fallen mu&szlig;. Nun wohl, dieser
Krieg ist nichts anderes als eine solche Krise; und darum hat jetzt, wenn
irgendwann, die Stunde des Sozialismus geschlagen.
<P>Am Vorabend der Revolution, in jener Nacht vom Freitag zum Samstag, da hatten
die F&uuml;hrer der sozialdemokratischen Parteien noch keine Ahnung, da&szlig; die
Revolution schon vor der T&uuml;r stand. Sie wollten nicht daran glauben, da&szlig; die
revolution&auml;re G&auml;rung in den Massen der Soldaten und Arbeiter bereits so weit
fortgeschritten sei. Als sie aber dann erfuhren, da&szlig; die gro&szlig;e Schlacht bereits
begonnen habe, da liefen sie alle eilig herbei, weil sie sonst h&auml;tten bef&uuml;rchten
m&uuml;ssen, da&szlig; die gewaltige Bewegung &uuml;ber sie hinwegfluten werde.
<P>Der entscheidende Augenblick ist gekommen. T&ouml;richt und schw&auml;chlich sind alle
diejenigen, denen er als ungeeignet erscheint und die dar&uuml;ber jammern, da&szlig; er
gerade jetzt erschienen ist. Auf unsere Tatbereitschaft, auf unseren
revolution&auml;ren Ernst und Willen kommt es jetzt an. Die gro&szlig;e Aufgabe, auf die
wir uns so lange vorbereitet haben, dr&auml;ngt der L&ouml;sung entgegen. Die Revolution
ist da. Sie mu&szlig; sein! Es handelt sich nicht mehr darum ob, sondern nur noch wie!
Die Frage ist gestellt; und aus der Schwierigkeit der Situation, in der wir uns
befinden, darf nicht der Schlu&szlig; gezogen werden, da&szlig; jetzt keine Revolution sein
solle.
<P>Ich wiederhole, da&szlig; wir diese Schwierigkeit nicht verkennen. Vor allem sind
wir uns jener Schwierigkeit bewu&szlig;t, die darin besteht, da&szlig; das deutsche Volk
noch keine revolution&auml;re Erfahrung und &Uuml;berlieferung besitzt. Andererseits ist
aber gerade dem deutschen Proletariat die Aufgabe der Sozialisierung durch
mancherlei Umst&auml;nde wesentlich erleichtert. Die Gegner unseres Programms geben
uns zu bedenken, da&szlig; es in einer so bedrohlichen Lage, jetzt, wo
Arbeitslosigkeit, Mangel an Nahrungsmitteln und Rohstoffen vor der T&uuml;re stehen,
unm&ouml;glich sei, mit der Vergesellschaftung der Wirtschaft zu beginnen. Aber hat
die Regierung der kapitalistischen Klasse nicht gerade im Verlauf des Krieges,
also in einer mindestens ebenso schwierigen Lage, wirtschaftliche Ma&szlig;nahmen der
durchgreifendsten Art getroffen, Ma&szlig;nahmen, welche Produktion und Konsumtion
grundlegend umgestalteten? Und alle diese Ma&szlig;nahmen geschahen damals im Dienste
des Krieges, zum Zwecke des Durchhaltens, im Interesse des Militarismus und der
herrschenden Klasse.
<P>Die Ma&szlig;nahmen der Kriegswirtschaft konnten nur durch die Selbstdisziplin des
deutschen Volkes durchgef&uuml;hrt werden. Damals stand diese Selbstdisziplin im
Dienste des V&ouml;lkermordens, sie war zum Schaden des Volkes wirksam. Jetzt aber,
wo sie im Interesse des Volkes, zu seinem eigenen Nutzen wirken soll, wird sie
imstande sein, noch weit gr&ouml;&szlig;ere Leistungen und Umwandlungen zu vollbringen als
je zuvor. Im Dienste des Sozialismus wird sie das Werk der Sozialisierung
schaffen. Waren es doch gerade die Sozialpatrioten, die jene tief
einschneidenden kriegswirtschaftlichen Ma&szlig;nahmen als Kriegssozialismus
bezeichneten, und Scheidemann, dieser gef&uuml;gige Diener der Milit&auml;rdiktatur, trat
voller Begeisterung daf&uuml;r ein. Nun, wir d&uuml;rfen jedenfalls diesen
Kriegssozialismus als eine Umbildung unseres Wirtschaftslebens betrachten, die
wohl geeignet ist, als Vorbereitung der echten, im Zeichen des Sozialismus
stehenden Sozialisierung zu dienen.
<P>Die Verwirklichung des Sozialismus ist unvermeidlich; sie mu&szlig; kommen, gerade
weil wir die Unordnung, &uuml;ber die man sich jetzt so aufregt, endg&uuml;ltig &uuml;berwinden
m&uuml;ssen. Aber diese Unordnung ist un&uuml;berwindlich, solange die Machthaber von
gestern, die wirtschaftlichen und politischen Gewalten des Kapitalismus, am
Ruder bleiben; denn sie haben dieses Chaos verursacht.
<P>Die Pflicht der gegenw&auml;rtigen Regierung w&auml;re es gewesen, zuzugreifen und
schnell und entschieden zu handeln. Aber sie hat die Aufgabe der Sozialisierung
nicht um einen Schritt gef&ouml;rdert. Was hat sie in der Ern&auml;hrungsfrage geleistet?
Sie spricht zum Volke: &raquo;Du mu&szlig;t h&uuml;bsch artig sein und Dich gesittet benehmen,
dann wird uns Wilson Lebensmittel schicken.&laquo; Das gleiche ruft uns Tag f&uuml;r Tag
die gesamte Bourgeoisie zu, und diejenigen, die sich noch vor wenigen Monaten
nicht genug darin tun konnten, den Pr&auml;sidenten von Amerika zu beschimpfen und
mit Kot zu bewerfen, sie begeistern sich jetzt f&uuml;r ihn und fallen ihm voller
Bewunderung zu F&uuml;&szlig;en - um Lebensmittel von ihm zu erhalten. Ja freilich! Wilson
und seine Genossen werden uns vielleicht helfen, aber sicherlich nur in dem Ma&szlig;e
und in der Form, als es den imperialistischen Interessen des Ententekapitalismus
entspricht. Jetzt beeilen sich alle offenen und heimlichen Gegner der
proletarischen Revolution, Wilson als den guten Freund des deutschen Volkes
anzupreisen, aber gerade dieser menschenfreundliche Wilson ist es ja gewesen,
der den grausamen Waffenstillstandsbedingungen Fochs seine Billigung erteilt und
dadurch dazu beigetragen hat, die Not des Volkes ins unerme&szlig;liche zu steigern.
Nein, wir revolution&auml;ren Sozialisten glauben keinen Augenblick lang an den
Schwindel von der Menschenfreundlichkeit Wilsons, der nichts anderes tut und tun
kann, als die Interessen des Ententekapitals in kluger Berechnung zu vertreten.
Doch wozu dient jener Schwindel, mit dem die Bourgeoisie und die Sozialpatrioten
jetzt hausieren gehen, in Wahrheit? Um das Proletariat zu &uuml;berreden und zu
verleiten, die Macht, die es sich durch die Revolution erobert hat,
preiszugeben.
<P>Wir werden nicht darauf hereinfallen. Wir stellen unsere sozialistische
Politik auf den granitenen Boden des deutschen Proletariats; wir stellen sie auf
den granitenen Boden des internationalen Sozialismus. Wir halten es weder mit
der W&uuml;rde noch mit der revolution&auml;ren Aufgabe des Proletariats f&uuml;r vereinbar,
da&szlig; wir, die wir mit der sozialen Revolution begonnen haben, an die
Barmherzigkeit des Ententekapitals appellieren, sondern wir rechnen auf die
revolution&auml;re Solidarit&auml;t und die internationale Tatbereitschaft der Proletarier
Frankreichs, Englands, Italiens und Amerikas. Die Kleinm&uuml;tigen und Ungl&auml;ubigen,
die jedes sozialistischen Geistes bar sind, rufen uns zu, da&szlig; wir Toren seien,
auf den Ausbruch einer sozialen Revolution in den L&auml;ndern zu hoffen, die
siegreich aus diesem Weltkrieg hervorgegangen seien. Wie steht es mit diesem
Einwurf? Selbstverst&auml;ndlich w&auml;re es v&ouml;llig verkehrt, zu glauben, da&szlig; schon im
n&auml;chsten Augenblick, gleichsam auf ein Kommando, die Revolution in den Staaten
der Entente ausbrechen wird. Die Weltrevolution, die unser Ziel und unsere
Hoffnung ist, ist ein viel zu gewaltiger historischer Proze&szlig;, als da&szlig; sie sich
Schlag auf Schlag, in Tagen und Wochen entfalten k&ouml;nnte. Die russischen
Sozialisten haben die deutsche Revolution vorausgesagt als notwendige Konsequenz
der russischen. Aber noch ein volles Jahr nach dem Ausbruch der russischen
Revolution war alles bei uns still, bis schlie&szlig;lich doch die Stunde schlug.
<P>Jetzt herrscht bei den V&ouml;lkern der Entente begreiflicherweise ein m&auml;chtiger
Siegestaumel, und die Freude &uuml;ber die Zertr&uuml;mmerung des deutschen Militarismus,
&uuml;ber die Befreiung Belgiens und Frankreichs ist so laut, da&szlig; wir ein
revolution&auml;res Echo von seiten der Arbeiterschaft unserer bisherigen Feinde in
diesem Augenblick nicht erwarten d&uuml;rfen. Und au&szlig;erdem wird die Zensur, die in
den Ententel&auml;ndern noch gebietet, jede Stimme, die zum revolution&auml;ren Anschlu&szlig;
an das revolution&auml;re Proletariat auffordert, gewaltsam unterdr&uuml;cken. Auch ist
nicht zu &uuml;bersehen, da&szlig; die verr&auml;terische und verbrecherische Politik der
Sozialpatrioten dazu gef&uuml;hrt hat, w&auml;hrend des Krieges den internationalen
Zusammenhang des Proletariats zu zerrei&szlig;en und zu zerst&ouml;ren.
<P>Und was f&uuml;r eine Revolution ist es denn eigentlich, die wir jetzt von den
Sozialisten Frankreichs, Englands, Italiens und Amerikas erwarten? Welches Ziel
und welchen Charakter soll diese Revolution haben? Die Revolution vom 9.
November stellte sich in ihrem ersten Stadium die Aufrichtung einer
demokratischen Republik zur Aufgabe, sie hatte ein b&uuml;rgerliches Programm; und
wir wissen sehr gut, da&szlig; sie diesen Standpunkt auch auf der Stufe ihrer
gegenw&auml;rtigen Entwicklung in Wahrheit noch nicht &uuml;berwunden hat. Aber eine
Revolution von solcher Art erwarten wir keineswegs von dem Proletariat der
Entente, und zwar deswegen nicht, weil Frankreich, England, Amerika und Italien
sich seit Jahrzehnten und Jahrhunderten bereits im festen Besitz dieser
b&uuml;rgerlich demokratischen Freiheit befinden, um die wir hier am 9. November
gerungen haben. Sie besitzen die republikanische Staatsverfassung, also gerade
dasjenige, was uns die gepriesene Nationalversammlung erst bescheren soll; denn
das K&ouml;nigtum in England und Italien ist nur eine belanglose &Auml;u&szlig;erlichkeit, eine
Dekoration und eine Fassade. Also wir k&ouml;nnen von dem Proletariat der
Ententestaaten mit Fug gar keine andere als eine soziale Revolution erwarten.
Doch wie sind wir zu einer solchen Erwartung berechtigt, wie k&ouml;nnen wir an das
Proletariat der anderen L&auml;nder die Forderung einer sozialen Revolution stellen,
solange wir selbst sie noch nicht gemacht haben ! Wir m&uuml;ssen also den ersten
Schritt dazu tun. Je schneller und entschiedener das deutsche Proletariat mit
dem guten Beispiel vorangeht, je schneller und entschiedener wir unsere
Revolution zum Sozialismus hin entwickeln, je schneller wird uns das Proletariat
der Entente folgen.
<P>Damit uns aber der gro&szlig;e Wurf des Sozialismus gelingt - dazu ist es unbedingt
erforderlich, da&szlig; die politische Macht dem Proletariat erhalten bleibe. Denn
jetzt gibt es kein Schwanken und Z&ouml;gern mehr, sondern nur noch ein klares
Entweder - Oder. Entweder der b&uuml;rgerliche Kapitalismus f&auml;hrt fort zu leben und
die Erde und die gesamte menschliche Gesellschaft zu begl&uuml;cken mit seiner
Ausbeutung und Lohnsklaverei und der Verewigung der Kriegsgefahr, oder aber das
Proletariat besinnt sich auf seine weltgeschichtliche Aufgabe und auf sein
Klasseninteresse, das es dazu aufruft, alle Klassenherrschaft f&uuml;r immer
aufzuheben.
<P>Jetzt versucht man von sozialpatriotischer und b&uuml;rgerlicher Seite, das Volk
von dieser seiner geschichtlichen Mission abspenstig zu machen, indem man ihm
die Gefahren der Revolution schwarz und gruselig an die Wand malt; indem man in
den blutigsten Farben die Not und Zerst&ouml;rung, den Aufruhr und Schrecken
schildert, von denen die Umw&auml;lzung der gesellschaftlichen Verh&auml;ltnisse angeblich
begleitet sein wird. Aber diese Schwarzmalerei ist vergebene Liebesm&uuml;h ! Denn
die Verh&auml;ltnisse selbst, die Unf&auml;higkeit des Kapitals, das Wirtschaftsleben, das
von ihm zerst&ouml;rt wurde, wiederaufzubauen, sie sind es, die das Volk mit eiserner
Notwendigkeit auf den Weg der sozialen Revolution treiben werden. Wenn wir die
gro&szlig;en Streikbewegungen der letzten Tage mit Aufmerksamkeit betrachten, so
erkennen wir deutlich, da&szlig; selbst mitten in der Revolution der Konflikt zwischen
dem Unternehmertum und der Lohnarbeiterschaft lebendig ist. Der proletarische
Klassenkampf ruht nicht, solange sich die Bourgeoisie auf den Tr&uuml;mmern ihrer
ehemaligen Herrlichkeit behauptet; er wird erst ruhen in dem Augenblick, wo die
soziale Revolution zum siegreichen Ende gelangt ist.
<P>Das ist es, was der Spartakusbund will.
<P>Jetzt greift man die Spartakusleute mit allen erdenklichen Mitteln an. Die
Presse der Bourgeoisie und der Sozialpatrioten, vom &raquo;Vorw&auml;rts&laquo; bis zur
&raquo;Kreuz-Zeitung&laquo;, strotzt von den abenteuerlichsten L&uuml;gen, von den frechsten
Verdrehungen, von Entstellungen und Verleumdungen. Was schimpft man uns nicht
alles nach? Da&szlig; wir den Terror verk&uuml;nden; da&szlig; wir den blutigsten B&uuml;rgerkrieg
entfesseln wollten; da&szlig; wir uns mit Waffen und Munition ausr&uuml;sten und den
bewaffneten Aufstand vorbereiten. Mit einem Wort: da&szlig; wir die gef&auml;hrlichsten und
gewissenlosesten Bluthunde der Welt seien. Diese L&uuml;gen sind leicht zu
durchschauen. Als ich gleich im Beginn des Krieges ein kleines, mutiges,
opferbereites H&auml;uflein von revolution&auml;ren Genossen um mich scharte und es dem
Krieg und dem Kriegstaumel entgegenwarf, da wurden wir von allen Seiten
niedergebr&uuml;llt, verfolgt und in den Kerker geworfen. Und als ich es offen und
laut aussprach, was damals niemand auszusprechen wagte und was damals noch die
wenigsten erkennen wollten: da&szlig; Deutschland und seine politischen und
milit&auml;rischen Leiter am Kriege schuldig seien - da hie&szlig; es, ich sei ein gemeiner
Verr&auml;ter, ein bezahlter Agent der Entente, ein vaterlandsloser Geselle, der den
Untergang Deutschlands wolle. Wir h&auml;tten es bequemer haben k&ouml;nnen, wenn wir
geschwiegen oder in den allgemeinen Chor des Chauvinismus und Militarismus
eingestimmt h&auml;tten. Aber wir zogen es vor, die Wahrheit zu sagen, ohne auf die
Gefahr zu achten, in die wir uns dadurch begaben. Jetzt sehen alle, auch
diejenigen, die damals gegen uns w&uuml;teten, ein, da&szlig; das Recht und die Wahrheit
auf unserer Seite waren. Jetzt, nach der Niederlage und nach den ersten Tagen
der Revolution, sind dem ganzen Volk die Augen ge&ouml;ffnet worden, so da&szlig; es
erkennt, da&szlig; es von seinen F&uuml;rsten, seinen Alldeutschen, seinen Imperialisten
und Sozialpatrioten in diesen Abgrund seines Ungl&uuml;cks hineingesto&szlig;en worden ist.
Und gerade jetzt wieder, wo wir abermals unsere Stimme erheben, um dem deutschen
Volke den einzigen Weg zu zeigen, der es aus diesem Ungl&uuml;ck zur wahren Freiheit
und zum dauernden Frieden zu f&uuml;hren vermag, in diesem Augenblick kommen
dieselben Menschen, die damals uns und die Wahrheit niederschrien, und nehmen
ihren alten Feldzug der L&uuml;ge und der Verleumdung gegen uns wieder auf. M&ouml;gen sie
auch jetzt geifern und schreien, m&ouml;gen sie wie bellende Hunde hinter uns
herlaufen - wir werden unseren geraden Weg, den Weg der Revolution und des
Sozialismus, unbek&uuml;mmert verfolgen, indem wir uns sagen: Viel Feind, viel Ehr!
Nur zu wohl wissen wir es, da&szlig; die gleichen Verbrecher und Verr&auml;ter, die im
Jahre 1914 das deutsche Proletariat mit der Phrase des Sieges und der Eroberung,
mit der Aufforderung zum &raquo;Durchhalten&laquo; und mit dem niedertr&auml;chtigen Abschlu&szlig; des
Burgfriedens zwischen Kapital und Arbeit betrogen, da&szlig; diejenigen, die auf
solche Art den revolution&auml;ren Klassenkampf des Proletariats zu ersticken suchten
und jeden Streik als wilden Streik w&auml;hrend des Krieges mit Hilfe ihres
Organisationsapparates und der Beh&ouml;rden niederknebelten - da&szlig; sie die gleichen
sind, die jetzt, im Jahre 1918, abermals vom Nationalfrieden sprechen und die
die Solidarit&auml;t aller Parteien zum Zweck des Aufbaues unseres Staates
proklamieren.
<P>Dieser neuen Einigung von Proletariat und Bourgeoisie, dieser verr&auml;terischen
Fortsetzung der L&uuml;ge von 1914 soll die Nationalversammlung dienen. Das soll ihre
wahre Aufgabe sein. Mit ihrer Hilfe soll der revolution&auml;re Klassenkampf des
Proletariats zum zweiten Male erstickt werden. Aber wir erkennen, da&szlig; hinter
dieser Nationalversammlung in Wahrheit der alte deutsche Imperialismus steht,
der trotz der Niederlage Deutschlands nicht tot ist. Nein, er ist nicht tot; und
bleibt er am Leben, so ist das deutsche Proletariat um die Fr&uuml;chte seiner
Revolution geprellt.
<P>Niemals darf das geschehen. Noch ist das Eisen warm, jetzt m&uuml;ssen wir es
schmieden. Jetzt oder nie! Entweder wir gleiten zur&uuml;ck in den alten Sumpf der
Vergangenheit, aus dem wir in revolution&auml;rem Anlauf versucht haben, uns zu
erheben, oder wir setzen den Kampf fort bis zum Sieg und zur Erl&ouml;sung, bis zur
Erl&ouml;sung der ganzen Menschheit von dem Fluche der Knechtschaft. Damit wir dieses
gro&szlig;e Werk, die gr&ouml;&szlig;te und erhebendste Aufgabe, die der menschlichen Kultur je
gestellt worden ist, siegreich vollenden, dazu mu&szlig; das deutsche Proletariat zur
Aufrichtung der Diktatur schreiten.
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