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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 11. Kapitel</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="lu05_138.htm"><FONT SIZE=2>10. Kapitel</FONT></A><FONT SIZE=1> | </FONT><A HREF="lu05_005.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="lu05_166.htm"><FONT SIZE=2>12. Kapitel</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut f&uuml;r Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 5. Berlin/DDR. 1975. "Die Akkumulation des Kapitals", S. 155-166.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 20.10.1998</P>
<HR>
</FONT><FONT SIZE=5><P ALIGN="CENTER">Elftes Kapitel</P>
<I><P ALIGN="CENTER">MacCulloch gegen Sismondi</P>
</I></FONT><B><P><A NAME="S155">&lt;155&gt;</A></B> Die Sismondischen Kassandrarufe gegen die r&uuml;cksichtslose Ausbreitung der Kapitalsherrschaft in Europa riefen gegen ihn von drei Seiten eine scharfe Opposition auf den Plan: in England die Schule Ricardos, in Frankreich den Verflacher Smith', J. B. Say, und die St-Simonisten. W&auml;hrend die Gedankeng&auml;nge Owens in England, der den Nachdruck auf die Schattenseiten des Industriesystems und namentlich die Krise legte, sich vielfach mit denen Sismondis begegnen, f&uuml;hlte sich die Schule des anderen gro&szlig;en Utopisten, St-Simons, die den Nachdruck auf den weltumspannenden Gedanken der gro&szlig;industriellen Expansion, auf die schrankenlose Entfaltung der Produktivkr&auml;fte der menschlichen Arbeit legte, durch den Angstruf Sismondis lebhaft beunruhigt. Uns interessiert hier aber die vom theoretischen Standpunkt fruchtbarere Kontroverse zwischen Sismondi und den Ricardianern. Im Namen letzterer richtete zuerst MacCulloch im Oktober 1819, also gleich nach Erscheinen der "Nouveaux principes", in der "Edinburgh Review" eine anonyme Polemik gegen Sismondi, die, wie man sagte, von Ricardo selbst gebilligt wurde.<A NAME="ZF1"><A HREF="lu05_155.htm#F1">(1)</A></A> Auf diese Polemik <A NAME="S156"><B>&lt;156&gt;</A></B> replizierte Sismondi 1820 in Rossis "Annales de jurisprudence" unter dem Titel: "Untersuchung der Frage: W&auml;chst in der Gesellschaft zugleich mit der F&auml;higkeit zu produzieren, auch die F&auml;higkeit zu verbrauchen?"<A NAME="ZF2"><A HREF="lu05_155.htm#F2">(2)</A></A></P>
<P>Sismondi konstatiert selbst in seiner Antwort, da&szlig; es die Schatten der Handelskrise sind, in deren Zeichen seine damalige Polemik stand: "Diese Wahrheit, die wir beide suchen (Sismondi wu&szlig;te &uuml;brigens, als er antwortete, nicht, wer der Anonymus der "Edinburgh Review" war - <I>R. L.</I>), ist in den gegenw&auml;rtigen Zeitl&auml;ufen von der h&ouml;chsten Wichtigkeit. Sie kann als grundlegend f&uuml;r die politische &Ouml;konomie gelten. Ein allgemeiner Niedergang macht sich im Handel geltend, in den Manufakturen und sogar, wenigstens in einigen L&auml;ndern, in der Landwirtschaft. Das Leiden ist ein so langwieriges, ein so au&szlig;erordentliches, das Ungl&uuml;ck ist in so zahlreiche Familien eingekehrt, Unruhe und Entmutigung in alle, da&szlig; die Grundlagen der wirtschaftlichen Ordnung gef&auml;hrdet erscheinen ... Man hat zwei Erkl&auml;rungen, die einander entgegengesetzt sind, f&uuml;r diesen staatlichen Niedergang gegeben, der eine so gro&szlig;e G&auml;rung hervorgerufen hat. Ihr habt zuviel gearbeitet, sagen die einen; ihr habt zuwenig gearbeitet, sagen die anderen. Das Gleichgewicht, sagen die ersteren, wird sich erst dann wiederherstellen, Friede und Wohlstand werden erst dann wiederkehren, wenn ihr den ganzen &Uuml;berschu&szlig; der Waren verbraucht habt, der unverkauft den Markt bedr&uuml;ckt, und wenn ihr in Zukunft eure Produktion nach der Nachfrage der K&auml;ufer richtet; das Gleichgewicht wird sich nur <A NAME="S157"><B>&lt;157&gt;</A></B> einstellen, sagen die anderen, wenn ihr eure Anstrengungen, aufzuh&auml;ufen und zu reproduzieren, verdoppelt. Ihr t&auml;uscht euch, wenn ihr glaubt, da&szlig; unsere M&auml;rkte &uuml;berf&uuml;llt sind, nur die H&auml;lfte unserer Magazine ist gef&uuml;llt, f&uuml;llen wir auch die andere H&auml;lfte: Diese neuen Reicht&uuml;mer werden sich, die einen gegen die anderen, eintauschen und neues Leben dem Handel einfl&ouml;&szlig;en." Hier hat Sismondi mit ausgezeichneter Klarheit den wirklichen Brennpunkt der Kontroverse herausgehoben und formuliert.</P>
<P>In der Tat steht und f&auml;llt die ganze Position MacCullochs mit der Behauptung, der Austausch sei in Wirklichkeit Austausch von Waren gegen Waren. Jede Ware stelle also nicht nur ein Angebot, sondern ihrerseits eine Nachfrage dar. Das Zwiegespr&auml;ch gestaltete sich darauf in folgender Weise: MacCulloch: "Nachfrage und Angebot sind Ausdr&uuml;cke, die nur korrelativ und wandelbar sind. Das Angebot einer Art von Gut bestimmt die Nachfrage nach einem anderen. So entsteht eine Nachfrage nach einer gegebenen Menge landwirtschaftlicher Produkte, wenn eine Menge Industrieprodukte, deren Herstellung ebensoviel gekostet hat, dagegen in Tausch angeboten wird, und es entsteht andererseits eine tats&auml;chliche Nachfrage nach dieser Menge Industrieprodukte, wenn eine Menge landwirtschaftlicher Produkte, die dieselben Ausgaben verursacht haben, als Gegenwert angeboten wird.<A NAME="ZF3">"<A HREF="lu05_155.htm#F3">(3)</A></A> Die Finte des Ricardianers liegt auf der Hand: Er beliebt von der Geldzirkulation abzusehen und so zu tun, als ob Waren unmittelbar mit Waren gekauft und bezahlt w&auml;ren.</P>
<P>Aus den Bedingungen hochentwickelter kapitalistischer Produktion sind wir pl&ouml;tzlich versetzt in die Zeiten des primitiven Tauschhandels, wie er noch heute im Innern Afrikas gedeihen mag. Der entfernt richtige Kern der Mystifikation besteht darin, da&szlig; in der einfachen Warenzirkulation das Geld lediglich die Rolle des Vermittlers spielt. Aber gerade die Dazwischenkunft dieses Vermittlers, die in der Zirkulation W - G - W (Ware - Geld - Ware) die beiden Akte, den Verkauf und den Kauf, getrennt und zeitlich und &ouml;rtlich voneinander unabh&auml;ngig gemacht hat, bringt es mit sich, da&szlig; jeder Verkauf durchaus nicht gleich vom Kauf gefolgt zu werden braucht, und zweitens, da&szlig; Kauf und Verkauf durchaus nicht an dieselben Personen gebunden sind, ja nur in seltenen Ausnahmef&auml;llen zwischen denselben "Personae dramatis" sich abspielen werden. Diese widersinnige Unterstellung macht aber gerade MacCulloch, indem er einerseits Industrie, andererseits Landwirtschaft als K&auml;ufer und Verk&auml;ufer zugleich einander entgegenstellt. Die Allgemeinheit der Kategorien, die auch noch in ihrer Totalit&auml;t als Austauschende aufgef&uuml;hrt werden, maskiert hier die <A NAME="S158"><B>&lt;158&gt;</A></B> wirkliche Zersplitterung dieser gesellschaftlichen Arbeitsteilung, die zu zahllosen privaten Austauschakten f&uuml;hrt, bei denen das Zusammenfallen der K&auml;ufe mit Verk&auml;ufen der gegenseitigen Waren zu den seltensten Ausnahmef&auml;llen geh&ouml;rt. Die MacCullochsche simplistische Auffassung des Warenaustausches macht &uuml;berhaupt die &ouml;konomische Bedeutung und das historische Auftreten des Geldes ganz unbegreiflich, indem sie die Ware direkt zum Gelde macht, ihr unmittelbare Austauschbarkeit andichtet.</P>
<P>Sismondis Antwort ist nun allerdings ziemlich unbeholfen. Er f&uuml;hrt uns, um die Untauglichkeit der MacCullochschen Darstellung des Warenaustausches f&uuml;r die kapitalistische Produktion darzutun, auf die Leipziger B&uuml;chermesse:</P>
<P>"Zu der B&uuml;chermesse in Leipzig kommen alle Buchh&auml;ndler aus ganz Deutschland, jeder mit vier oder f&uuml;nf Werken, die er ausgestellt hat, von denen jedes Werk in einer Auflage von 500 oder 600 Exemplaren gedruckt ist. Jeder von ihnen tauscht sie gegen andere B&uuml;cher ein und bringt 2.400 B&auml;nde nach Hause, wie er 2.400 mit zur Messe gebracht hat. Er hatte aber vier verschiedene Werke hingebracht und bringt 200 verschiedene heim. Das ist die korrelative und wandelbare Nachfrage und Produktion des Sch&uuml;lers Ricardo: Die eine kauft die andere, die eine bezahlt die andere, die eine ist die Folge der anderen, aber nach unserer Meinung, nach der Meinung des Buchh&auml;ndlers und des Publikums, hat die Nachfrage und der Verbrauch noch nicht begonnen. Das schlechte Buch, wenn es auch in Leipzig getauscht worden ist, bleibt nichtsdestoweniger unverkauft (ein arger Irrtum von Sismondi dies! - <I>R. L.</I>), es wird nicht weniger die Regale des Buchh&auml;ndlers f&uuml;llen, sei es, da&szlig; niemand Bedarf nach ihm hat, sei es, da&szlig; der Bedarf bereits gedeckt ist. Die in Leipzig eingetauschten B&uuml;cher werden sich nur dann verkaufen, wenn die Buchh&auml;ndler Privatleute finden, die sie nicht nur begehren, sondern die auch bereit sind, ein Opfer zu bringen, um sie aus dem Umlauf zu ziehen. Diese erst bilden eine wirkliche Nachfrage." Trotz seiner Naivit&auml;t zeigt das Beispiel deutlich, da&szlig; Sismondi sich durch die Finte seines Widersachers nicht beirren l&auml;&szlig;t und wei&szlig;, worum es sich im Grunde genommen handelt.<A NAME="ZF4"><A HREF="lu05_155.htm#F4">(4)</A></A></P>
<P>MacCulloch macht nun weiter einen Versuch, die Betrachtung vom ab- <A NAME="S159"><B>&lt;159&gt;</A></B> strakten Warenaustausch zu konkreten sozialen Verh&auml;ltnissen zu wenden: "Nehmen wir z.B. an, da&szlig; ein Landbebauer hundert Arbeitern Nahrung und Kleidung vorgeschossen hat und da&szlig; diese ihm Nahrungsmittel haben entstehen lassen, die f&uuml;r zweihundert Menschen ausreichend sind, w&auml;hrend ein Fabrikant seinerseits hundert Arbeitern Nahrung und Kleidung vorgeschossen hat, f&uuml;r die ihm diese Kleidungsst&uuml;cke f&uuml;r zweihundert Menschen angefertigt haben. Es wird dann dem P&auml;chter nach Abzug der Nahrung und Kleidung f&uuml;r seine eigenen Arbeiter noch Nahrung f&uuml;r hundert andere zur Verf&uuml;gung stehen, w&auml;hrend der Fabrikant nach Ersatz der Kleidung seiner eigenen Arbeiter noch hundert Kleider f&uuml;r den Markt &uuml;brigbeh&auml;lt. In diesem Falle werden die beiden Artikel, der eine gegen den anderen, getauscht werden, die &uuml;bersch&uuml;ssigen Nahrungsmittel bestimmen die Nachfrage nach den Kleidern, und die &uuml;bersch&uuml;ssigen Kleider bestimmen die Nachfrage nach der Nahrung."</P>
<P>Man wei&szlig; nicht, was man mehr an dieser Hypothese bewundern soll: die Abgeschmacktheit der Konstruktion, die alle wirklichen Verh&auml;ltnisse auf den Kopf stellt, oder die Ungeniertheit, mit der gerade alles, was zu beweisen war, in den Pr&auml;missen bereits vorausgeschickt ist, um hinterher als "bewiesen" zu gelten. Jedenfalls erscheint die Leipziger B&uuml;chermesse dagegen als das Muster einer tiefen und realistischen Denkweise. Um zu beweisen, da&szlig; f&uuml;r jede Sorte Waren jederzeit eine unumschr&auml;nkte Nachfrage geschaffen werden k&ouml;nne, nimmt MacCulloch als Beispiel zwei Produkte, die zu den dringendsten und elementarsten Bed&uuml;rfnissen jedes Menschen geh&ouml;ren: Nahrung und Kleidung. Um zu beweisen, da&szlig; die Waren in jeder beliebigen Menge ohne R&uuml;cksicht auf das Bed&uuml;rfnis der Gesellschaft zum Austausch gebracht werden k&ouml;nnen, nimmt er ein Beispiel, wo zwei Produktenmengen von vornherein aufs Haar genau den Bed&uuml;rfnissen angepa&szlig;t sind, wo also gesellschaftlich gar kein &Uuml;berschu&szlig; vorhanden ist, nennt aber dabei die gesellschaftlich notwendige Menge einen "&Uuml;berschu&szlig;" - n&auml;mlich gemessen an dem pers&ouml;nlichen Bed&uuml;rfnis der Produzenten an ihrem eigenen Produkt - und weist so gl&auml;nzend nach, da&szlig; jeder beliebige "&Uuml;berschu&szlig;" an Waren durch einen entsprechenden "&Uuml;berschu&szlig;" an anderen Waren zum Austausch gelangen kann. Um endlich zu beweisen, da&szlig; der Austausch zwischen verschiedenen privat produzierten Waren - trotzdem ihre Mengen, ihre Herstellungskosten, ihre Wichtigkeit f&uuml;r die Gesellschaft naturgem&auml;&szlig; verschiedene sein m&uuml;ssen - dennoch zuwege gebracht werden k&ouml;nne, nimmt er als Beispiel von vornherein zwei genau gleiche Mengen Waren von genau gleichen Herstellungskosten und genau gleicher allgemeiner Notwendigkeit f&uuml;r die Ge- <A NAME="S160"><B>&lt;160&gt;</A></B> sellschaft. Kurz, um zu beweisen, da&szlig; in der planlosen kapitalistischen Privatwirtschaft keine Krise m&ouml;glich, konstruiert er eine streng planm&auml;&szlig;ig geregelte Produktion, in der &uuml;berhaupt keine &Uuml;berproduktion vorhanden ist.</P>
<P>Der Hauptwitz des pfiffigen Mac liegt aber in anderem. Es handelt sich ja bei der Debatte um das Problem der Akkumulation. Was Sismondi plagte und womit er Ricardo und dessen Epigonen plagte, war folgendes: Wo findet man Abnehmer f&uuml;r den &Uuml;berschu&szlig; an Waren, wenn ein Teil des Mehrwerts, statt von den Kapitalisten privat konsumiert zu werden, kapitalisiert, d.h. zur Erweiterung der Produktion &uuml;ber das Einkommen der Gesellschaft hinaus verwendet wird? Was wird aus dem kapitalistischen Mehrwert, wer kauft die Waren, in denen er steckt? So fragte Sismondi. Und die Zierde der Ricardoschule, ihr offizieller Vertreter auf dem Katheder der Londoner Universit&auml;t, die Autorit&auml;t f&uuml;r derzeitige englische Minister der liberalen Partei wie f&uuml;r die Londoner City, der herrliche MacCulloch, antwortete darauf, indem er ein Beispiel konstruiert, wo &uuml;berhaupt gar kein Mehrwert produziert wird! Seine "Kapitalisten" plagen sich ja nur um Christi willen mit der Landwirtschaft und der Fabrikation: Das ganze gesellschaftliche Produkt nebst "&Uuml;berschu&szlig;" reicht nur f&uuml;r den Bedarf der Arbeiter, f&uuml;r die L&ouml;hne hin, w&auml;hrend der "P&auml;chter" und der "Fabrikant" hungrig und nackend die Produktion und den Austausch dirigieren.</P>
<P>Sismondi ruft darauf mit berechtigter Ungeduld: "In dem Augenblick, in dem wir erforschen was aus dem &Uuml;berschu&szlig; der Produktion &uuml;ber den Verbrauch der Arbeiter wird, darf man nicht von diesem &Uuml;berschu&szlig; absehen, der den notwendigen Profit der Arbeit und den notwendigen Anteil des Arbeitgebers bildet."</P>
<P>Der Vulgarus jedoch potenziert seine Abgeschmacktheit weiter ins Tausendfache, indem er den Leser annehmen l&auml;&szlig;t, "da&szlig; es tausend P&auml;chter gibt", die ebenso genial verfahren wie jener einzelne, und ebenfalls "tausend Fabrikanten". Nat&uuml;rlich verl&auml;uft wieder der Austausch glatt nach Wunsch. Endlich l&auml;&szlig;t er "infolge einer geschickteren Verwendung der Arbeit und Einf&uuml;hrung von Maschinen" die Produktivit&auml;t der Arbeit genau um das Doppelte zunehmen, und zwar in der Weise, da&szlig; "jeder der tausend P&auml;chter, der seinen hundert Arbeitern die Nahrung und die Bekleidung vorschie&szlig;t, gew&ouml;hnliche Nahrungsmittel f&uuml;r zweihundert Personen zur&uuml;ckerh&auml;lt und au&szlig;erdem Zucker, Tabak und Wein, die dieser Nahrung an Wert gleich sind", w&auml;hrend jeder Fabrikant durch eine analoge Prozedur neben der bisherigen Menge Kleider f&uuml;r alle Arbeiter auch <A NAME="S161"><B>&lt;161&gt;</A></B> noch "B&auml;nder, Spitzen und Batiste erh&auml;lt, "die eine gleiche Summe zu produzieren kosten und die folglich einen tauschbaren Wert haben werden, der diesen zweihundert Bekleidungen gleich ist". Nachdem er so die geschichtliche Perspektive v&ouml;llig umgekehrt und erst kapitalistisches Privateigentum mit Lohnarbeit, dann in einem sp&auml;teren Stadium jene H&ouml;he der Produktivit&auml;t der Arbeit angenommen hat, die die Ausbeutung &uuml;berhaupt erm&ouml;glicht, nimmt er nun an, diese Fortschritte der Produktivit&auml;t der Arbeit vollz&ouml;gen sich auf allen Gebieten in genau demselben Tempo, das Mehrprodukt jedes Produktionszweiges enthielte genau denselben Wert, es verteile sich auf genau dieselbe Anzahl Personen, alsdann l&auml;&szlig;t er die verschiedenen Mehrprodukte sich gegeneinander austauschen - und siehe da! alles tauscht sich wieder glatt und restlos zur allgemeinen Zufriedenheit aus. Dabei begeht Mac unter den vielen anderen auch noch die Abgeschmacktheit, seine " Kapitalisten", die bisher von der Luft lebten und im Adamskost&uuml;m ihren Beruf aus&uuml;bten, nunmehr blo&szlig; von Zucker, Tabak und Wein sich ern&auml;hren und ihre Leiber blo&szlig; mit B&auml;ndern, Spitzen und Batisten schm&uuml;cken zu lassen.</P>
<P>Doch der Hauptwitz liegt wiederum in der Pirouette, mir der er dem eigentlichen Problem ausweicht. Was wird aus dem kapitalisierten Mehrwert, d.h. aus dem Mehrwert, der nicht zur eigenen Konsumtion der Kapitalisten, sondern zur Erweiterung der Produktion verwendet wird? Das war die Frage. Und MacCulloch antwortet darauf, einmal, indem er &uuml;berhaupt von der Mehrwertproduktion absieht, und zum anderen Mal - indem er den ganzen Mehrwert zur Luxusproduktion verwendet. Wer ist nun Abnehmer f&uuml;r die neue Luxusproduktion? Nach dem Beispiel MacCullochs offenbar eben die Kapitalisten (seine P&auml;chter und Fabrikanten), denn au&szlig;er diesen gibt es in seinem Beispiel nur noch Arbeiter. Damit haben wir also die Konsumtion des ganzen Mehrwerts zu pers&ouml;nlichen Zwecken der Kapitalisten oder, mit anderen Worten, einfache Reproduktion. MacCulloch beantwortet also die Frage nach der Kapitalisierung des Mehrwerts entweder durch Absehen von jeglichem Mehrwert oder dadurch, da&szlig; er in demselben Moment, wo Mehrwert entsteht, einfache Reproduktion statt der Akkumulation annimmt. Den <I>Schein</I>, als ob er dennoch von erweiterter Reproduktion redete, gibt er sich dabei wiederum wie fr&uuml;her bei der angeblichen Behandlung des "&Uuml;berschusses" - durch eine Finte, n&auml;mlich dadurch, da&szlig; er erst den unm&ouml;glichen Kasus einer kapitalistischen Produktion ohne Mehrwert konstruiert, um dann das Erscheinen des Mehrprodukts auf der Bildfl&auml;che dem Leser als eine Erweiterung der Produktion zu suggerieren:</P>
<B><P><A NAME="S162">&lt;162&gt;</A></B> Diesen Windungen des schottischen Schlangenmenschen war Sismondi nun nicht ganz gewachsen. Er, der seinen Mac bis jetzt Schritt f&uuml;r Schritt an die Wand gedr&uuml;ckt und ihm "offenbare Abgeschmacktheit" nachgewiesen hat, verwirrt sich selbst in dem entscheidenden Punkte der Kontroverse. Er h&auml;tte seinem Widerpart auf die obige Tirade offenbar k&uuml;hl erkl&auml;ren m&uuml;ssen: "Verehrtester! Alle Achtung vor Ihrer geistigen Biegsamkeit, aber Sie suchen ja der Sache wie ein Aal zu entschl&uuml;pfen. Ich frage die ganze Zeit: Wer wird Abnehmer der &uuml;bersch&uuml;ssigen Produkte sein, wenn die Kapitalisten, statt ihren Mehrwert ganz zu verprassen, ihn zu Zwecken der Akkumulation, d.h. zur Erweiterung der Produktion, verwenden werden? Und Sie antworten mir darauf: Je nun, sie werden diese Erweiterung der Produktion in Luxusgegenst&auml;nden vornehmen, und diese Luxusgegenst&auml;nde werden sie nat&uuml;rlich selbst verzehren. Aber das ist ja ein Taschenspielerkunstst&uuml;ck. Denn sofern die Kapitalisten den Mehrwert in Luxus f&uuml;r sich selbst verausgaben, verzehren sie ihn ja und akkumulieren nicht. Es handelt sich aber gerade darum, ob die Akkumulation m&ouml;glich ist, nicht um pers&ouml;nlichen Luxus der Kapitalisten! Geben Sie also entweder darauf - wenn Sie k&ouml;nnen - eine klare Antwort, oder begeben Sie sich selbst dorthin, wo Ihr Wein und Tabak oder meinetwegen der Pfeffer w&auml;chst."</P>
<P>Statt so dem Vulgarus den Daumen aufs Auge zu dr&uuml;cken, wird Sismondi pl&ouml;tzlich ethisch, pathetisch und sozial. Er ruft: "Wer wird die Nachfrage stellen, wer wird genie&szlig;en, die l&auml;ndlichen und die st&auml;dtischen Herren oder ihre Arbeiter? In seiner (Macs) neuen Annahme haben wir einen &Uuml;berschu&szlig; an Produkten, einen Gewinn an der Arbeit. Wem verbleibt er?" Und er antwortet selbst mit der folgenden Tirade:</P>
<P>"Wohl wissen wir - und die Geschichte des Handels lehrt es uns genugsam -, da&szlig; nicht der Arbeiter es ist, der von der Vervielf&auml;ltigung der Produkte Nutzen hat, sein Lohn wird nicht vermehrt. Ricardo hat selbst einmal gesagt, da&szlig; es nicht sein d&uuml;rfe, wenn man das Anwachsen des &ouml;ffentlichen Reichtums nicht aufh&ouml;ren lassen wolle. Eine grauenhafte Erfahrung lehrt uns im Gegenteil, da&szlig; der Arbeitslohn vielmehr fast stets im Verh&auml;ltnis zu dieser Vermehrung vermindert wird. Worin besteht dann aber die Wirkung des Anwachsens der Reicht&uuml;mer f&uuml;r die &ouml;ffentliche Wohlfahrt? Unser Verfasser hat tausend P&auml;chter angenommen, die genie&szlig;en, w&auml;hrend hunderttausend Landarbeiter arbeiten, tausend Fabrikanten, die sich bereichern, w&auml;hrend hunderttausend Handwerker unter ihrem Befehl stehen. Das etwaige Gl&uuml;ck, das der Vermehrung der leichtfertigen Gen&uuml;sse des Luxus entspringen kann, wird also nur einem Hun- <A NAME="S163"><B>&lt;163&gt;</A></B> dertstel der Nation zuteil. W&uuml;rde dieses Hundertstel, das dazu berufen ist, den ganzen &Uuml;berflu&szlig; des Produkts der arbeitenden Klasse zu verbrauchen, auch dann hierzu imstande sein, wenn diese Produktion durch den Fortschritt der Maschinen und der Kapitalien ohne Aufh&ouml;ren anw&auml;chst? In der Annahme des Verfassers mu&szlig; der P&auml;chter oder der Fabrikant jedesmal, wenn das nationale Produkt sich verdoppelt, seinen Verbrauch verhundertfachen; wenn der nationale Reichtum dank der Erfindung so vieler Maschinen heute hundertmal so gro&szlig; ist, als er zu der Zeit war, in der er nur die Produktionskosten deckte, mu&szlig; heute jeder Herr Produkte verbrauchen, die zum Unterhalt von zehntausend Arbeitern ausreichen w&uuml;rden." Und hier glaubt Sismondi wieder den Ansatz zur Krisenbildung gepackt zu haben: "Nehmen wir einmal buchst&auml;blich an, da&szlig; ein Reicher die Produkte verbrauchen kann, die zehntausend Arbeiter angefertigt haben, darunter die B&auml;nder die Spitzen, die Seidenwaren, deren Ursprung uns der Verfasser aufgezeigt hat. Aber ein einzelner Mensch k&ouml;nnte nicht in gleichem Verh&auml;ltnis die Erzeugnisse der Landwirtschaft verbrauchen: die Weine, den Zucker, die Gew&uuml;rze, die Ricardo in Tausch entstehen l&auml;&szlig;t (Sismondi, der den Anonymus der "Edinburgh Review" erst sp&auml;ter erkannte, hatte offenbar zuerst Ricardo im Verdacht, den Artikel geschrieben zu haben - <I>R. L.</I>), w&auml;ren zuviel f&uuml;r die Tafel eines einzigen Menschen. Sie werden nicht verkauft werden, oder vielmehr das Verh&auml;ltnis zwischen den landwirtschaftlichen und Fabrikerzeugnissen, das als Grundlage seines ganzen Systems erscheint, wird sich nicht mehr aufrechterhalten lassen."</P>
<P>Wir sehen also, wie Sismondi auf die MacCullochsche Finte hereinf&auml;llt: Statt die Beantwortung der Frage nach der Akkumulation durch den Hinweis auf die Luxusproduktion abzulehnen, folgt er, ohne die Verschiebung des Feldes zu merken, seinem Widerpart auf dieses Gebiet und findet hier nur zweierlei auszusetzen. Einmal macht er MacCulloch einen sittlichen Vorwurf daraus, da&szlig; er den Mehrwert den Kapitalisten statt der Masse der Arbeitenden zugute kommen l&auml;&szlig;t, und verirrt sich so in eine Polemik gegen die Verteilung der kapitalistischen Wirtschaftsweise. Zum anderen Mal findet er von diesem Seitenpfad unerwartet den Weg zum urspr&uuml;nglichen Problem zur&uuml;ck, das er aber nunmehr so stellt: Die Kapitalisten verbrauchen also selbst im Luxus den ganzen Mehrwert. Sch&ouml;n! Aber ist denn ein Mensch imstande, seinen Verbrauch so rasch und so grenzenlos zu erweitern, wie die Fortschritte der Produktivit&auml;t der Arbeit das Mehrprodukt anwachsen lassen? Hier l&auml;&szlig;t Sismondi also selbst sein eigenes Problem im Stich, und statt die Schwierigkeit der kapitalistischen Akku- <A NAME="S164"><B>&lt;164&gt;</A></B> mulation in dem fehlenden Verbraucher au&szlig;erhalb der Arbeiter und der Kapitalisten zu sehen, findet er nunmehr eine Schwierigkeit der einfachen Reproduktion in den physischen Schranken der Verbrauchsf&auml;higkeit der Kapitalisten selbst. Da die Aufnahmef&auml;higkeit der Kapitalisten f&uuml;r Luxus mit der Produktivit&auml;t der Arbeit, also mit dem Wachstum des Mehrwerts, nicht Schritt halten k&ouml;nne, so m&uuml;ssen sich &Uuml;berproduktion und Krise ergeben, Wir haben schon einmal bei Sismondi in seinen "Nouveaux principes" diesen Gedankengang gefunden, und wir haben hier den Beweis, da&szlig; ihm selbst sein Problem nicht immer ganz klar war. Kein Wunder. Das Problem der Akkumulation mit ganzer Sch&auml;rfe zu erfassen ist nur m&ouml;glich, wenn man mit dem Problem der einfachen Reproduktion fertig geworden ist. Wie sehr es aber damit bei Sismondi noch haperte, haben wir bereits gesehen.</P>
<P>Trotz alledem ist Sismondi in diesem ersten Fall, wo er mit den Epigonen der klassischen Schule die Waffen kreuzte, durchaus nicht der Schw&auml;chere gewesen. Im Gegenteil hat er schlie&szlig;lich seine Gegner zu Paaren getrieben. Wenn Sismondi die elementarsten Grundlagen der gesellschaftlichen Reproduktion verkannte und ganz im Sinne des Smithschen Dogmas das konstante Kapital vernachl&auml;ssigte, so stand er darin jedenfalls seinem Gegner nicht nach: F&uuml;r MacCulloch existiert das konstante Kapital gleichfalls nicht, seine P&auml;chter und Fabrikanten "schie&szlig;en vor" blo&szlig; Nahrung und Kleidung f&uuml;r ihre Arbeiter, und das Gesamtprodukt der Gesellschaft besteht nur aus Nahrung und Kleidung. Sind sich so die beiden in dem elementaren Schnitzer gleich, so &uuml;berragt Sismondi seinen Mac unendlich durch den Sinn f&uuml;r Widerspr&uuml;che der kapitalistischen Produktionsweise. Auf die Sismondische Skepsis in bezug auf die Realisierbarkeit des Mehrwertes ist der Ricardianer ihm schlie&szlig;lich die Antwort schuldig geblieben. Ebenso &uuml;berlegen ist Sismondi, wenn er der satten Zufriedenheit des Harmonikers und Apologeten, f&uuml;r den es "keinen &Uuml;berschu&szlig; der Produktion &uuml;ber die Nachfrage, keine Einschn&uuml;rung des Marktes, kein Leiden gibt", den Notschrei der Nottinghamer Proletarier ins Gesicht schleudert, wenn er nachweist, da&szlig; die Einf&uuml;hrung der Maschinen naturnotwendig "eine &uuml;berfl&uuml;ssige Bev&ouml;lkerung" schaffe, endlich und besonders, wenn er die allgemeine Tendenz des kapitalistischen Weltmarkts mit ihren Widerspr&uuml;chen hervorhebt. MacCulloch bestreitet rundweg die M&ouml;glichkeit allgemeiner &Uuml;berproduktionen und hat f&uuml;r jede partielle &Uuml;berproduktion ein probates Mittel in der Tasche:</P>
<P>"Man kann einwenden", sagt er, "da&szlig; man bei Annahme des Grundsatzes, da&szlig; die Nachfrage sich stets im Verh&auml;ltnis zur Produktion ver- <A NAME="S165"><B>&lt;165&gt;</A></B> mehrt, die Einschn&uuml;rungen und Stockungen nicht erkl&auml;ren k&ouml;nne, die ein ungeordneter Handel erzeugt. Wir antworten sehr ruhig: Eine Einschn&uuml;rung ist die Folge eines Anwachsens einer besonderen Klasse von Waren, denen ein verh&auml;ltnism&auml;&szlig;iges Anwachsen von Waren, die ihnen als Gegenwert dienen k&ouml;nnen, nicht gegen&uuml;bersteht. W&auml;hrend unsere tausend P&auml;chter und ebenso viele Fabrikanten ihre Produkte austauschen und sich gegenseitig einen Markt darbieten, k&ouml;nnen tausend neue Kapitalisten, die sich der Gesellschaft angliedern, von denen jeder hundert Arbeiter im Landbau besch&auml;ftigt, ohne Zweifel eine unmittelbare Einschn&uuml;rung des Marktes in landwirtschaftlichen Produkten herbeif&uuml;hren, weil ein gleichzeitiges Anwachsen der Produktion von Manufakturwaren, die sie kaufen sollen, mangelt. Aber wenn die eine H&auml;lfte dieser neuen Kapitalisten Fabrikanten werden, so werden sie Manufakturwaren schaffen, die zum Ankauf des Bruttoprodukts der anderen H&auml;lfte gen&uuml;gend sind. Das Gleichgewicht ist wieder hergestellt, und f&uuml;nfzehnhundert P&auml;chter werden mit f&uuml;nfzehnhundert Fabrikanten ihre entsprechenden Produkte mit genau derselben Leichtigkeit tauschen, mit der die tausend P&auml;chter und die tausend Fabrikanten ehemals die ihrigen getauscht haben." Auf diese Possenreiterei, die "sehr ruhig" mit der Stange im Nebel herumf&auml;hrt, antwortet Sismondi mir dem Hinweis auf die wirklichen Verschiebungen und Umw&auml;lzungen des Weltmarkts, die sich vor seinen Augen vollzogen:</P>
<P>"Man hat wilde L&auml;nder unter Kultur gesetzt, und die politischen Umw&auml;lzungen, die &Auml;nderung in dem System der Finanzen, der Friede, haben in die H&auml;fen der alten Landwirtschaft treibenden L&auml;nder auf einmal Schiffsladungen eingehen lassen, die fast allen ihren Ernten gleichkommen. Die ungeheuren Provinzen, die Ru&szlig;land neuerdings am Schwarzen Meere zivilisiert hat, &Auml;gypten, das einen Regierungswechsel erlebt hat, die Berberei <A NAME="ZF5"><A HREF="lu05_155.htm#F5">(5)</A></A>, der der Seeraub untersagt worden ist, haben pl&ouml;tzlich die Speicher Odessas, Alexandriens und Tunis in die H&auml;fen Italiens geleert und haben ein solches &Uuml;berma&szlig; von Getreide mit sich gef&uuml;hrt, da&szlig; die ganzen K&uuml;sten entlang die T&auml;tigkeit des P&auml;chters eine verlustbringende geworden ist. Das &uuml;brige Europa ist nicht vor einer &auml;hnlichen Umw&auml;lzung sicher, die die ungeheure Ausdehnung des neuen Landes verursacht hat, das an den Ufern des Mississippi auf einmal unter Kultur gesetzt worden ist und das alle seine Erzeugnisse ausf&uuml;hrt. Selbst der Einflu&szlig; Neuhollands kann eines Tages f&uuml;r die englische Industrie vernichtend sein, wenn nicht in Hinsicht auf die Lebensmittel, f&uuml;r die der Transport zu kostspielig ist, so doch hinsichtlich der Wolle und der anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse, <A NAME="S166"><B>&lt;166&gt;</A></B> deren Bef&ouml;rderung eine leichtere ist." Was war nun der Rat MacCullochs angesichts dieser Agrarkrise in S&uuml;deuropa? Die H&auml;lfte der neuen Landwirte sollten Fabrikanten werden. Darauf sagt Sismondi: "Diesen Rat kann man ernsthaft nur den Tataren in der Krim oder den &auml;gyptischen Fellachen geben" - und er f&uuml;gt hinzu: "Noch ist der Augenblick nicht gekommen, um neue Fabriken in &uuml;berseeischen Gegenden oder in Neuholland einzurichten." Man sieht, Sismondi erkannte mit klarem Blick, da&szlig; die Industrialisierung der &uuml;berseeischen Gebiete nur eine Frage der Zeit war. Da&szlig; aber auch die Ausdehnung des Weltmarktes nicht eine L&ouml;sung der Schwierigkeit, sondern blo&szlig; ihre Reproduktion in h&ouml;herer Potenz, noch gewaltigere Krisen bringen mu&szlig;, auch dessen war sich Sismondi wohl bewu&szlig;t. Er stellte im voraus als die Kehrseite der Expansionstendenz des Kapitalismus fest: eine noch gr&ouml;&szlig;ere Versch&auml;rfung der Konkurrenz, eine noch gr&ouml;&szlig;ere Anarchie der Produktion. Ja, er legt sogar den Finger auf die Grundursache der Krisen, indem er die Tendenz der kapitalistischen Produktion, &uuml;ber jede Marktschranke hinauszueilen, an einer Stelle scharf formuliert: "Man hat h&auml;ufig angek&uuml;ndigt", sagt er zum Schlu&szlig; seiner Replik gegen MacCulloch, "da&szlig; das Gleichgewicht sich wieder herstellen und die Arbeit wieder beginnen w&uuml;rde, aber eine einzige Nachfrage entwickelte jedesmal eine Bewegung, die &uuml;ber die wirklichen Bed&uuml;rfnisse des Handels weit hinausging, und dieser neuen T&auml;tigkeit folgte bald eine noch peinvollere Einschn&uuml;rung."</P>
<P>Solchen tiefen Griffen der Sismondischen Analyse in die wirklichen Widerspr&uuml;che der Kapitalbewegung hat der Vulgarus auf dem Londoner Katheder mit seinem Harmoniegeschw&auml;tz und seinem Kontertanz zwischen den tausend beb&auml;nderten P&auml;chtern und den tausend weinseligen Fabrikanten nichts zu erwidern gehabt.</P>
<P><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von Rosa Luxemburg</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> Der Artikel in der "Edinburgh Review" war eigentlich gegen Owen gerichtet. Auf 24 Druckseiten zieht er scharf gegen die vier Schriften zu Felde: A New View of Society, or Essay on the Pronciole Formation of the Human Character; Obsevations on the Effect of the Manufacturing System; Two Memorials on Behalf of the Working Classes, presented to the Governments of America and Europe; endlich Three Tracts, and an Account of Public Proceedings relative to the Employment of the Poor. Der Anonymus sucht Owen haarklein nachzuweisen, da&szlig; seine Reformideen nicht im geringsten auf die wirklichen Ursachen der Misere des englischen Proletariats zur&uuml;ckgreifen, denn diese wirklichen Ursachen seien: der &Uuml;bergang zur Bebauung unfruchtbarerer L&auml;ndereien (die Ricardosche Grundrententheorie!), die Kornz&ouml;lle und die hohen Steuern, die den P&auml;chter wie den Fabrikanten bedr&uuml;cken. Also Freihandel und laissez faire - das ist Alpha und Omega! Bei ungehinderter Akkumulation wird jeder Zuwachs der Produktion f&uuml;r sich selbst einen Zuwachs der Nachfrage schaffen. Hier wird Owen unter Hinweisen auf Say und James Mill einer "v&ouml;lligen Ignoranz" geziehen: "In his reasonings, as well as in his plans, Mr. Owen shows himself profoundly ignorant of all the laws which regulate the production and distribution of wealth." Und von Owen kommt der Verfasser auch auf Sismondi, wobei er die Kontroverse selbst wie folgt formuliert: "He (Owen) conceives that when competition is unchecked by any artificial regulations, and industry permitted to flow in its natural channels, the use of machinery may increase the supply of the several articles of wealth beyond the demand for them, and by creating an excess of all commodities, throw the working classes out of employment. This is the position which we hold to be fundamentally erroneous; and as it is strongly insisted on by the celebrated Mr. de Sismondi in his 'Nouveaux principes d'&eacute;conomie politique', we must entreat the indulgence of our readers while we endeavour to point out its fallacy, and to demonstrate, that the power of consuming necessarily increases with every increase in the power of producing." (Edinburg Review, Oktober 1819, S. 470.) <A HREF="lu05_155.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> Der Titel des Aufsatzes lautet im Original: "Examen de cette question: Le pouvoir de consommer s'accro&icirc;t-il toujours dans la soci&eacute;t&eacute; avec le pouvoir de produire?" Es war unm&ouml;glich, Rossis "Annalen" zu erlangen, der Aufsatz ist aber von Sismondi in seiner zweiten Auflage der "Nouveaux principes" ganz aufgenommen. <A HREF="lu05_155.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> l.c., S. 470 <A HREF="lu05_155.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A> Die Leipziger B&uuml;chermesse Sismundis als Mikrokosmos des kapitalistischen Weltmarkts feierte &uuml;brigens nach f&uuml;nfundf&uuml;nfzig Jahren eine fr&ouml;hliche Auferstehung - in dem wissenschaftlichen "System" Eugen D&uuml;hrings. Und wenn Engels in seiner kritischen St&auml;upung des ungl&uuml;cklichen Universalgenies diesen Einfall damit erkl&auml;rt, D&uuml;hring zeige sich darin als "echter deutscher Literatus", da&szlig; er sich wirkliche industrielle Krisen an eingebildeten Krisen auf dem Leipziger B&uuml;chermarkt, den Sturm auf der See am Sturm im Glase Wasser klarzumachen sucht, so hat der gro&szlig;e Denker auch hier wieder, wie in so vielen von Engels nachgewiesenen F&auml;llen, einfach eine stille Anleihe bei einem anderen gemacht. <A HREF="lu05_155.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F5">(5)</A> Berberei ist die alte Bezeichnung f&uuml;r das vornehmlich von Berbern bewohnte Nordwest-Afrika. <A HREF="lu05_155.htm#ZF5">&lt;=</A></P></BODY>
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