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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Friedrich Engels - Wie Oesterreich Italien im Schach Haelt</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="../me_ak59.htm"><FONT SIZE=2>Inhaltsverzeichnis Artikel und Korrespondenzen von Januar bis Dezember 1859</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 13, 7. Auflage 1971, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 195-201.</P>
<P>1. Korrektur<BR>
Erstellt am 04.08.1998</P>
</FONT><H2>Friedrich Engels</H2>
<H1>Wie &Ouml;sterreich Italien in Schach h&auml;lt</H1>
<FONT SIZE=2><P>Geschrieben Mitte Februar 1859.<BR>
Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 5575 vom 4. M&auml;rz 1859]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S195">&lt;195&gt;</A></B> Als General Bonaparte 1796 von den Seealpen herabkam, gen&uuml;gte die gro&szlig;e Woche von Dego, Millesimo, Montenotte und Mondovi, um ganz Piemont und die Lombardei zu erobern. Seine Kolonnen r&uuml;ckten ohne Widerstand bis zum Mincio vor. Doch dort wendete sich des Blatt. Die Mauern von Mantua hielten ihn auf, und der gr&ouml;&szlig;te General seiner Zeit brauchte neun Monate, um dieses Hindernis zu bezwingen. Der ganze zweite Teil des ersten Italienfeldzuges drehte sich um die Eroberung von Mantua. Rivoli, Castiglione, Arcole und der Marsch durch das Brentatal - alles diente der Erreichung dieses gro&szlig;en Zieles. Zweimal wurde Napoleon von einer Festung aufgehalten. Das erste Mal in Mantua, das zweite Mal in Danzig. Napoleon wu&szlig;te sehr gut, da&szlig; Mantua der Schl&uuml;ssel zu Italien war. Nachdem er es genommen, trennte er sich erst davon, als er sich von seiner Krone trennte, und seine Herrschaft &uuml;ber Italien war bis dahin niemals ernsthaft gef&auml;hrdet.</P>
<P>Aus der geographischen Konfiguration Italiens erkl&auml;rt sich, da&szlig; diejenige Macht ganz Italien beherrscht, die den n&ouml;rdlichen Teil, den Gallia Cisalpina der R&ouml;mer, in den H&auml;nden h&auml;lt. Das Po-Bassin ist immer das Schlachtfeld gewesen, auf dem das Schicksal der Halbinsel entschieden wurde. Von Marignano und Pavia &uuml;ber Turin, Arcole, Rivoli, Novi und Marengo bis Custozza und Novara - alle entscheidenden K&auml;mpfe um die Beherrschung Italiens wurden hier ausgetragen. Das ist ganz nat&uuml;rlich. Franzose oder Deutscher, wer immer seinen Gegner aus dem Po-Tal vertreibt, isoliert ihn von der langgestreckten Halbinsel und isoliert die Halbinsel von ihren Verb&uuml;ndeten. Nur auf eigene Ressourcen angewiesen, wird diese Halbinsel, der am wenigsten bev&ouml;lkerte und zivilisierte Teil Italiens, bald unterworfen. In diesem Po-Bassin ist Mantua wiederum die zentralgelegenste Position. Es liegt gleich weit <A NAME="S196"><B>&lt;196&gt;</A></B> entfernt vom Adriatischen wie vom Mittelmeer, etwa 70 Meilen von beiden; auf diese Weise schlie&szlig;t es, von einer Armee auf dem Schlachtfeld verteidigt, wirksam jeden Zugang zur Halbinsel ab. Dazu kommt der unerme&szlig;liche taktische Vorteil seiner Lage: inmitten eines Sees gelegen, mit drei Br&uuml;ckenk&ouml;pfen zum Debouchieren, auf allen Seiten umgeben von einem mit Fl&uuml;ssen durchzogenem Gel&auml;nde ist es in der Lage, die verschiedenen Teile einer Belagerungsarmee voneinander zu isolieren - kein Wunder, da&szlig; es eine traditionelle Redensart gibt: Wer Mantua besitzt, ist Herrscher &uuml;ber Italien.</P>
<P>Diese wenigen Betrachtungen werden gen&uuml;gen, um zu zeigen, da&szlig; es nicht leicht sein d&uuml;rfte, die &Ouml;sterreicher aus Italien zu vertreiben, selbst wenn sie nichts weiter als Mantua h&auml;tten. Wozu der erste Feldherr seiner Zeit neun Monate brauchte, das wird ein ehemaliger Hauptmann der Schweizer Artillerie nicht in k&uuml;rzerer Frist schaffen. Aber die milit&auml;rische Lage der Lombardei hat sich seit 1796 stark ver&auml;ndert, sogar noch seit 1848. Der Feldzug von 1848 ist gewisserma&szlig;en das Gegenst&uuml;ck zu dem von 1796. Wenn 1796 zeigte, was Mantua in der Defensive leisten kann, zeigte 1848, was Mantua, Peschiera, Legnago und Verona zusammen bei offensiver Kriegf&uuml;hrung leisten k&ouml;nnen; und seitdem ist diese gl&auml;nzende Position, die zu den besten in Europa z&auml;hlt, auf jede m&ouml;gliche Art und Weise vervollkommnet und verst&auml;rkt worden, und zwar mit einer Sorgfalt, Sachkenntnis und ensemble &lt;Zusammenarbeit&gt;, die dem &ouml;sterreichischen Stab und seinen Ingenieuren zur h&ouml;chsten Ehre gereichen.</P>
<P>Betrachten Sie die Karte. Vom Gardasee bis zum Po flie&szlig;t der Mincio, ein nicht sehr beachtlicher Flu&szlig;, im Sommer an vielen Stellen seicht, doch im ganzen f&uuml;r eine Verteidigungsposition nicht ungeeignet. Die L&auml;nge der Linie, die von Peschiera bis Borgoforte, obgleich dies jenseits des Flusses liegt, gemessen werden mu&szlig;, betr&auml;gt etwa 30 Meilen, so da&szlig; eine Armee, die in deren Mitte liegt, in einem Tagesmarsch den jeweils &auml;u&szlig;ersten Punkt erreichen kann. Diese kurze Linie von 30 Meilen, die zur Rechten (Norden) von dem See und den Tiroler Alpen und zur Linken vom Po flankiert wird, ist die erste Verteidigungsstellung, die eine &ouml;sterreichische Armee gegen einen von Westen kommenden Feind vorfindet. Aber dies ist nicht ihr einziger Vorteil. Fast parallel zum See, zum Mincio und zum Po, zehn bis drei&szlig;ig Meilen dahinter, flie&szlig;t die Etsch und bildet eine zweite und weitaus st&auml;rkere Verteidigungslinie, die zu jeder Jahreszeit ein Hindernis bildet, das nur mit Br&uuml;cken zu &uuml;berwinden ist. Durch diese doppelte Linie werden, wie ein Blick auf die <A NAME="S197"><B>&lt;197&gt;</A></B> Karte zeigt, Tirol und die angrenzenden &ouml;sterreichischen Provinzen auf nat&uuml;rliche Weise zu einem festen Ganzen abgerundet. Sie ist, milit&auml;risch gesprochen, deren notwendige Erg&auml;nzung; darauf gr&uuml;ndet sich der politische Grundsatz &Ouml;sterreichs, da&szlig; die Minciolinie zur Verteidigung Deutschlands notwendig ist und da&szlig; der Rhein am Po verteidigt werden mu&szlig;.</P>
<P>Diese von Natur aus starke Position ist noch k&uuml;nstlich verst&auml;rkt worden. Die Minciolinie wird durch Mantua in zwei Teile geteilt. Diese Festung liegt so nahe an der M&uuml;ndung des Flusses, da&szlig; der untere Teil bei der Berechnung g&auml;nzlich au&szlig;er acht gelassen werden kann. So verk&uuml;rzt sich die Linie um weitere sieben oder acht Meilen, und ihr s&uuml;dliches Ende wird von einer erstrangigen Festung verst&auml;rkt, die auf jeder Seite des Flusses Br&uuml;ckenk&ouml;pfe bildet. Das andere Ende, wo der Flu&szlig; den See verl&auml;&szlig;t, wird von der kleinen Festung Peschiera verteidigt. Diese Festung ist gewi&szlig; nicht sehr stark und wurde 1848 von den Piemontesen eingenommen, sie gen&uuml;gt jedoch, um einem irregul&auml;ren Angriff zu widerstehen und kann folglich gehalten werden, solange die &Ouml;sterreicher das Feld behaupten; gleichzeitig gestattet sie ihnen, auf die Westseite des Mincio zu debouchieren.</P>
<P>Die Linie der Etsch wurde bis 1815 vernachl&auml;ssigt. Sie bildete von 1797 bis 1809 die Grenze zwischen &Ouml;sterreich und Italien; doch seit 1815 befindet sich &Ouml;sterreich im Besitz beider Ufer des Flusses. Hinter Mantua, etwa 25 Meilen entfernt, liegt an der Etsch die kleine Festung Legnago; aber die n&auml;chste Stadt hinter Peschiera, Verona, war nicht befestigt. Die &Ouml;sterreicher brauchten jedoch nicht lange, um herauszufinden, da&szlig; Verona befestigt werden mu&szlig;, damit die Position v&ouml;llig ihrer Aufgabe gerecht werden kann. Und so geschah es. Aber durch die &uuml;bliche Tr&auml;gheit des vors&uuml;ndflutlichen &Ouml;sterreichs wurde die Ausf&uuml;hrung so vernachl&auml;ssigt, da&szlig; 1848, als die Revolution ausbrach, nur das gegen &Ouml;sterreich gerichtete linke oder &ouml;stliche Ufer des Flusses leidlich befestigt war, w&auml;hrend die dem Feind zugewandte Seite verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig ungesch&uuml;tzt blieb.</P>
<P>Radetzky und seine Stabchefs, He&szlig; und Sch&ouml;nhals, machten sich, nachdem die Revolution sie aus Mailand verjagt hatte, sofort an die Arbeit, um diesen Fehler zu korrigieren. Die H&ouml;hen, die Verona im Westen umgeben, wurden mit Sch&uuml;tzengr&auml;ben gekr&ouml;nt, und durch diese wurden die Schutzw&auml;lle der Stadt vor einem bestreichenden Feuer gesch&uuml;tzt. Das war &Ouml;sterreichs Gl&uuml;ck. Die Minciolinie mu&szlig;te aufgegeben werden. Peschiera wurde von den Piemontesen belagert, und sie drangen sogar bis zu den Schutzw&auml;llen der Redouten vor. Hier jedoch wurden sie zum Stehen gebracht. Der Tag von Santa Lucia (6. Mai 1848) zeigte ihnen, da&szlig; jeder weitere Vorsto&szlig; auf die Stellung von Verona nutzlos war.</P>
<B><P><A NAME="S198">&lt;198&gt;</A></B> Trotzdem befand sich noch ganz Oberitalien in den H&auml;nden der revolution&auml;ren Armee. Radetzky hielt nur seine vier Festungen und benutzte Verona als befestigtes Lager f&uuml;r seine Armee. Seine Front, die Flanken und fast das gesamte Hinterland waren in der Hand des Gegners; sogar die Kommunikationen mit Tirol waren bedroht und zeitweise unterbrochen. Dennoch gelang es einer Division unter General Nugent, sich durch das aufst&auml;ndische Venetien durchzuschlagen und gegen Ende Mai zu ihm zu sto&szlig;en. Nun zeigte Radetzky, was mit dieser gl&auml;nzenden Position, die er sich gerade geschaffen hatte, erreicht werden konnte. Au&szlig;erstande, noch l&auml;nger in der ausfouragierten Umgebung Veronas zu verbleiben, zu schwach, um das Feld in einer entscheidenden Schlacht zu behaupten, brachte er seine Armee mit einem k&uuml;hnen und geschickten Flankenmarsch &uuml;ber Legnago nach Mantua. Und bevor der Gegner richtig begriffen hatte, was vorging, ruckte Radetzky von Mantua aus vor, um ihn auf dem westlichen Ufer des Mincio anzugreifen. Er drang in die feindliche Einschlie&szlig;ungslinie ein und zwang die Hauptarmee der Piemontesen, sich aus ihrer Stellung vor Verona zur&uuml;ckzuziehen. Den Fall von Peschiera konnte er jedoch nicht verhindern, und nachdem er mit seinem Marsch nach Mantua alles erreicht hatte, was nur zu erreichen war, sammelte er seine Truppen wieder, marschierte &uuml;ber Legnago gegen Vicenza und entri&szlig; diese Stadt den Italienern, wodurch er sich das ganze venetianische Festland unterwarf, seine Kommunikationen wieder erlangte und die Ressourcen eines gro&szlig;en und reichen Gebiets im R&uuml;cken sicherte; danach zog er sich wieder auf seinen St&uuml;tzpunkt Verona zur&uuml;ck, und die Piemontesen waren so v&ouml;llig ratlos, wie er daraus zu vertreiben sei, da&szlig; sie dar&uuml;ber einen ganzen Monat mit Nichtstun verloren. In dieser Zeit waren jedoch drei starke &ouml;sterreichische Brigaden angekommen , und nun wendete sich das Blatt. In drei Tagen verjagte Radetzky die Piemontesen von den Hohen zwischen Etsch und Mincio, umging gleichzeitig ihre rechte Flanke bei Mantua und erteilte ihnen eine derartige Lektion, da&szlig; sie sich nicht eher wieder zum Kampf stellten, als bis sie den Ticino hinter sich gelassen hatten</P>
<P>Dieser Feldzug Radetzkys beweist, was ein General mit einer zahlenm&auml;&szlig;ig unterlegenen Arme leisten kann, wenn er von einem gut befestigten Flu&szlig;liniensystem unterst&uuml;tzt wird. Ganz gleich, wo die Piemontesen standen oder wie sie versuchten, Front zu machen, sie konnten die &Ouml;sterreicher nicht angreifen; das Tasten im Dunkeln, worauf alle ihre milit&auml;rischen Operationen in den letzten f&uuml;nf Wochen vor ihrer endg&uuml;ltigen Niederlage beschr&auml;nkt blieben, zeigt deutlich, wie hilflos festgefahren sie waren. Worin bestand nun die Starke der Position Radetzkys? Lediglich darin, da&szlig; die Festungen ihn nicht nur vor einem Angriff sch&uuml;tzten, sondern da&szlig; sie den Feind zwangen, <A NAME="S199"><B>&lt;199&gt;</A></B> seine Kr&auml;fte zu teilen, w&auml;hrend Radetzky unter ihrem Schutz an jedem Punkt mit seinen gesamten Streitkr&auml;ften gegen den Teil des Feindes operieren konnte, auf den er zuf&auml;llig stie&szlig;. Peschiera band eine Menge Truppen; w&auml;hrend Radetzky in Verona war, band Mantua weitere Truppen, und kaum war er nach Mantua gegangen, da zwang Verona die Piemontesen, ein Beobachtungskorps dort zu lassen. Mehr noch: Die Italiener mu&szlig;ten mit getrennten Korps auf beiden Seiten der Fl&uuml;sse operieren, wobei keines das andere schnell unterst&uuml;tzen konnte, w&auml;hrend Radetzky, gest&uuml;tzt auf seine Festungen und Br&uuml;ckenk&ouml;pfe, nach Belieben seine gesamten Kr&auml;fte von einem Ufer aufs andere werfen konnte. Vicenza und das venetianische Festland w&auml;ren nie gefallen, wenn die Piemontesen imstande gewesen w&auml;ren, es zu unterst&uuml;tzen. Aber nach Lage der Dinge ergriff Radetzky von beiden Besitz, w&auml;hrend die Piemontesen von den Garnisonen Veronas und Mantuas in Schach gehalten wurden.</P>
<P>Wenn die Franzosen in Algerien mit einer Kolonne durch ein feindliches Gebiet marschieren m&uuml;ssen, bilden sie vier Infantene-Karrees und stellen sie an den vier Ecken eines Rhomboids auf; die Kavallerie und die Artillerie befinden sich in der Mitte. Wenn die Araber angreifen, werden sie durch das anhaltende Feuer der Infanterie abgewehrt, und sobald ihr Angriff gebrochen ist, st&uuml;rmt die Kavallerie in sie hinein, und die Artillerie protzt ab, um ihnen ihre Kugeln zu schicken. Falls die Kavallerie zur&uuml;ckgeschlagen wird, findet sie hinter den Karrees der Infanterie sicheren Schutz. Was die solide Infanterie gegen solche irregul&auml;ren Haufen leistet, das leistet ein System von Festungen f&uuml;r eine unterlegene Feldarmee, besonders wenn diese Festungen an einem Netz von Fl&uuml;ssen gelegen sind. Verona, Mantua, Peschiera, Legnago bilden die vier Ecken eines Quadrats, und solange nicht mindestens drei von ihnen eingenommen sind, kann selbst eine unterlegene Armee nicht gezwungen werden, die Position zu verlassen. Doch wie sie nehmen? Peschiera allerdings wird immer leicht fallen, wenn die &Ouml;sterreicher das Feld nicht behaupten k&ouml;nnen. Bei Mantua jedoch hatte man 1848 erst gar nicht versucht, es von allen Seiten einzuschlie&szlig;en, noch viel weniger, es zu belagern. Um Mantua einzuschlie&szlig;en, sind drei Armeen n&ouml;tig: eine am westlichen, eine am &ouml;stlichen Ufer des Mincio zur Belagerung, und eine, um die Belagerung gegen die &Ouml;sterreicher bei Verona zu decken. Durch geschicktes Man&ouml;vrieren zwischen den Fl&uuml;ssen und Festungen kann jede dieser drei Armeen ad libitum von der <I>Gesamtheit </I>der &ouml;sterreichischen Streitkr&auml;fte angegriffen werden. Wie ist unter solchen Umst&auml;nden eine Belagerung aufrechtzuerhalten? Wenn General Bonaparte neun Monate brauchte, um Mantua, auf sich allein gestellt, auszuhungern, wie stark wird es sein, wenn es von <A NAME="S200"><B>&lt;200&gt;</A></B> einer Armee unterst&uuml;tzt wird, die sich auf Verona, Legnago und Peschiera st&uuml;tzt, die imstande ist, mit vereinten Kr&auml;ften an beiden Ufern des Mincio oder der Etsch zu man&ouml;vrieren und deren R&uuml;ckzug nie abgeschnitten werden kann, da sie zwei Kommunikationslinien besitzt, eine durch Tirol und die andere durch das Venetianische? Wir haben keine Bedenken, zu behaupten, da&szlig; diese Position eine der st&auml;rksten in Europa ist, und da sie von den &Ouml;sterreichern nicht nur vollst&auml;ndig vorbereitet, sondern auch v&ouml;llig richtig erkannt wird, glauben wir, da&szlig; 150.000 &Ouml;sterreicher die doppelte Zahl an Gegnern hier nicht zu f&uuml;rchten brauchen.</P>
<P>Aber angenommen, sie werden doch aus dieser Position herausgetrieben. Angenommen, sie verlieren Mantua und Peschiera und Legnago. Solange sie Verona halten und nicht vollst&auml;ndig aus dem Felde geschlagen werden, k&ouml;nnen sie den Marsch jeder franz&ouml;sischen Armee auf Triest und Wien sehr gef&auml;hrden. Wenn sie Verona als Vorposten behalten, k&ouml;nnen sie sich nach Tirol zur&uuml;ckziehen, ihre Kr&auml;fte sammeln und den Feind erneut zwingen. seine Kr&auml;fte zu teilen. Ein Teil mu&szlig; Verona belagern, ein anderer das Tal der Etsch verteidigen; wird dann genug &uuml;brigbleiben, um auf Wien zu marschieren? Wenn ja, dann kann die Tiroler Armee sie im Tal der Brenta &uuml;berfallen, dessen strategische Bedeutung General Bonaparte den &Ouml;sterreichern 1796 in einer recht schmerzhaften Lektion beibrachte. Ein solches Experiment w&uuml;rde jedoch ein entscheidender Fehler sein, es sei denn, da&szlig; eine andere Armee zur Verteidigung der direkten Stra&szlig;e nach Deutschland zur Verf&uuml;gung steht; denn wenn die Hauptkraft der &Ouml;sterreicher in die Tiroler Alpen geworfen wird, k&ouml;nnte der Feind daran vorbeimarschieren und in Wien ankommen, bevor die &Ouml;sterreicher sich von den Bergen gel&ouml;st h&auml;tten. Doch nehmen wir an, da&szlig; Wien befestigt ist (wir glauben, da&szlig; dies jetzt geschieht), dann wird diese Betrachtung hinf&auml;llig. Die Armee w&uuml;rde noch rechtzeitig ankommen, um es zu unterst&uuml;tzen und k&ouml;nnte die Verteidigung der K&auml;rntner Grenze darauf beschr&auml;nken, in den Alpen die linke Flanke des Eindringlings st&auml;ndig zu umschw&auml;rmen und zu drohen, ihn entweder bei Bassano oder Conegliano zu &uuml;berfallen oder sich seiner Kommunikationen zu bem&auml;chtigen, sobald er vorbeimarschiert ist.</P>
<P>Diese indirekte Verteidigung der deutschen S&uuml;dgrenze ist &uuml;brigens die beste Antwort auf das Argument, mit welchem &Ouml;sterreich seine Besetzung Italiens verteidigt, n&auml;mlich da&szlig; die Linie des Mincio die nat&uuml;rliche Grenze Deutschlands im S&uuml;den sei. W&auml;re es so, dann w&uuml;rde der Rhein die nat&uuml;rliche Grenze Frankreichs sein. Jedes Argument. das f&uuml;r den einen Fall pa&szlig;t, ist f&uuml;r den anderen ebenfalls voll anwendbar. Aber gl&uuml;cklicherweise braucht Frankreich nicht den Rhein und Deutschland nicht den Po und den Mincio. <A NAME="S201"><B>&lt;201&gt;</A></B> Wer umgeht, wird selbst umgangen. Wenn das venetianische Gebiet Tirol umgeht, umgeht Tirol ganz Italien. Der Pa&szlig; von Bormio f&uuml;hrt direkt nach Malland und kann dazu benutzt werden, einem Feind, der Triest und Gradisca angreift, ein Marengo zu bereiten, so wie der Gro&szlig;e St. Bernhard gegen Melas benutzt wurde, als dieser die Var-Linie angriff. Im Krieg gewinnt mit Sicherheit schlie&szlig;lich derjenige, der das Feld am l&auml;ngsten und besten behauptet. La&szlig;t Deutschland mit starker Hand Tirol halten und es kann sich sehr wohl leisten, den Italienern in der Ebene ganz ihren Willen zu lassen. Solange seine Armeen das Feld zu halten verm&ouml;gen, ist wenig daran gelegen, ob das venetianische Festland politisch zu ihm geh&ouml;rt. Milit&auml;risch gesehen <I>beherrscht </I>seine Alpengrenze dieses Gebiet, und das sollte gen&uuml;gen.</P>
<P>Dies ist selbstverst&auml;ndlich eine Frage, die Italien und Deutschland allein angeht. Sobald Frankreich hinzukommt, liegen die Dinge anders; wenn Frankreich sein ganzes Gewicht in die Waagschale wirft, ist es nur nat&uuml;rlich, da&szlig; jeder der beiden Kombattanten seine Position soweit wie m&ouml;glich sichern wird. Deutschland kann es sich leisten, die Linie des Mincio und auch der Etsch aufzugeben, jedoch nur zugunsten Italiens und nicht einer anderen Nation.</P>
<P>Bisher haben wir die Chancen eines Verteidigungskrieges nur von seiten der &Ouml;sterreicher betrachtet. Wenn es jedoch zum Kriege kommen sollte, wird ihre Lage ihnen gebieterisch einen offensiven Feldzugsplan aufzwingen - doch dar&uuml;ber sp&auml;ter mehr.</P>
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