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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Friedrich Engels - Armee</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="me14_000.htm"><FONT SIZE=2>Inhaltsverzeichnis Aufs&auml;tze f&uuml;r "The New American Cyclop&aelig;dia"</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 14, 4. Auflage 1972, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 5-48.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 22.08.1998.</P>
</FONT><H2>Friedrich Engels</H2>
<H1>Armee</H1>
<FONT SIZE=2><P><A NAME="S5">Geschrieben August bis 24. September 1857.<BR>
Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["The New American Cyclop&aelig;dia", Band II]</P>
</FONT><B><P>&lt;5&gt;</A></B> <I>Armee </I>- die organisierte Einheit bewaffneter Menschen, die ein Staat zum Zwecke des offensiven oder defensiven Krieges unterh&auml;lt. Das &auml;gyptische Heer ist die erste Armee aus der Geschichte des Altertums, &uuml;ber die wir etwas Genaueres wissen. Ihre gro&szlig;e Ruhmeszeit f&auml;llt mit der Herrschaft von Ramses II. (Sesostris) zusammen, und die Malereien und Inschriften, die auf den zahlreichen Denkm&auml;lern aus der Zeit seiner Herrschaft von seinen Heldentaten berichten, bilden die Hauptquelle unserer Kenntnis &uuml;ber &auml;gyptische Milit&auml;rangelegenheiten. Die Kriegerkaste &Auml;gyptens war in zwei Klassen geteilt, die hermotybii und die calasirii. In ihrer Bl&uuml;tezeit war die erste 160.000, die andere 250.000 Mann stark. Wahrscheinlich unterschieden sich diese beiden Klassen nur durch Alter oder Dienstzeit voneinander, so da&szlig; die calasirii nach einer gewissen Anzahl von Jahren zu den hermotybii oder zur Reserve &uuml;bergingen. Die gesamte Armee war in einer Art Milit&auml;rkolonien angesiedelt, und jedem Mann wurde als Entsch&auml;digung f&uuml;r seine Dienste ein reichlicher Bodenanteil gew&auml;hrt. Diese Kolonien lagen meistens im unteren Teil des Landes, wo Angriffe der benachbarten asiatischen Staaten zu erwarten waren; nur einige Kolonien wurden am oberen Nil angelegt, da die &Auml;thiopier keine sehr gef&auml;hrlichen Gegner waren. Die St&auml;rke des Heeres lag in seiner Infanterie und besonders in den Bogensch&uuml;tzen. Neben diesen letzteren gab es Fu&szlig;soldaten, die verschiedenartig bewaffnet und entsprechend ihrer Bewaffnung in Bataillone aufgeteilt waren: Lanzentr&auml;ger, Schwertk&auml;mpfer, Keulentr&auml;ger, Schleuderer etc. Die Infanterie wurde von zahlreichen Streitwagen unterst&uuml;tzt, die von je zwei Mann besetzt waren, einem Wagenlenker und einem Bogensch&uuml;tzen. Kavallerie erscheint auf den Denkm&auml;lern nicht. Eine vereinzelte Zeichnung, die einen Mann zu Pferde darstellt, wird als der r&ouml;mischen Epoche angeh&ouml;rig betrachtet, und es scheint erwiesen, da&szlig; der Gebrauch des Pferdes zum Reiten und die Kavallerie den &Auml;gyptern erst durch ihre asiatischen <A NAME="S6"><B>&lt;6&gt;</A></B> Nachbarn bekannt wurde. Nach &uuml;bereinstimmenden Ansichten der Althistoriker ist sicher, da&szlig; sie in einer sp&auml;teren Periode eine starke Reiterei hatten, die, wie jede Kavallerie im Altertum, an den Fl&uuml;geln der Infanterie k&auml;mpfte. Die Schutzausr&uuml;stung der &Auml;gypter bestand aus Schilden, Helmen und Brustharnischen oder Panzerhemden aus verschiedenem Material. Ihre Art, eine befestigte Stellung anzugreifen, zeigt viele der Mittel und K&uuml;nste, die den Griechen und R&ouml;mern bekannt waren. Sie verwandten die testudo, das hei&szlig;t die Schildkr&ouml;te, die vinea und die Sturmleiter; da&szlig; sie jedoch auch die Anwendung beweglicher Belagerungst&uuml;rme kannten und da&szlig; sie Mauern unterminierten, wie Sir G. Wilkinson behauptet, ist nur eine Vermutung. Seit der Zeit des Psammetich I. wurde ein Korps griechischer S&ouml;ldner unterhalten, die auch in Unter&auml;gypten angesiedelt wurden.</P>
<P>Assyrien liefert uns das fr&uuml;heste Beispiel jener asiatischen Heere, die &uuml;ber tausend Jahre lang um den Besitz der L&auml;nder zwischen dem Mittelmeer und dem Indus k&auml;mpften. Auch dort, wie in &Auml;gypten, sind die Denkm&auml;ler die Hauptquelle unserer Informationen. Die Infanterie scheint in ihrer Bewaffnung der &auml;gyptischen &auml;hnlich gewesen zu sein, obwohl der Bogen anscheinend weniger Bedeutung hatte und die Angriffs- und Verteidigungswaffen im allgemeinen besser und ansehnlicher waren. Au&szlig;erdem gab es dort wegen der gr&ouml;&szlig;eren Ausdehnung des Reiches mannigfaltigere Waffen. Speer, Bogen, Schwert und Dolch waren die Hauptwaffen. Assyrer aus der Armee des Xerxes werden auch mit eisenbeschlagenen Keulen dargestellt. Die Schutzausr&uuml;stung bestand aus einem Helm (oft sehr geschmackvoll gearbeitet), einem Panzerhemd aus Filz oder Leder und einem Schild. Einen wichtigen Teil des Heeres bildeten noch die Streitwagen; diese hatten zwei Mann Besatzung, wobei der Lenker den Bogensch&uuml;tzen mit seinem Schild decken mu&szlig;te. Viele von denen, die in Streitwagen k&auml;mpfen, sind in langen Panzerhemden dargestellt. Au&szlig;erdem gab es die Kavallerie, der wir hier zum ersten Male begegnen. Auf den fr&uuml;hesten Skulpturen sitzt der Reiter auf dem blo&szlig;en R&uuml;cken seines Pferdes, sp&auml;ter ist eine Art Polster eingef&uuml;hrt, und auf einer Skulptur ist ein hoher Sattel abgebildet, der dem jetzt im Orient &uuml;blichen &auml;hnelt. Die Kavallerie kann sich schwerlich von der der Perser und sp&auml;terer V&ouml;lker des Orients unterschieden haben: leichte irregul&auml;re Reiterei, in ungeordneten Schw&auml;rmen angreifend, leicht zur&uuml;ckzuschlagen von einer gut bewaffneten, festgef&uuml;gten Infanterie, aber furchtbar f&uuml;r eine ungeordnete oder geschlagene Armee. Demgem&auml;&szlig; stand sie im Rang niedriger als die K&auml;mpfer der Streitwagen, die anscheinend die aristokratische Waffengattung der Armee gebildet haben. In der Taktik der Infanterie scheinen einige Fortschritte in Richtung auf regelm&auml;&szlig;ige Bewegungen und <A NAME="S7"><B>&lt;7&gt;</A></B> Formierung in Reih und Glied gemacht worden zu sein. Die Bogensch&uuml;tzen k&auml;mpften entweder im ersten Glied, wobei sie jeweils von einem Schildtr&auml;ger gedeckt wurden, oder sie bildeten das hintere Glied, w&auml;hrend die ersten und zweiten Glieder, mit Speeren bewaffnet, sich b&uuml;ckten oder knieten, um ihnen das Schie&szlig;en zu erm&ouml;glichen. Bei Belagerungen verstanden sie sich auf den Gebrauch beweglicher Belagerungst&uuml;rme und aufs Minieren; nach einer Stelle bei Hesekiel will es fast scheinen, als errichteten sie eine Art Erdwall oder k&uuml;nstlichen H&uuml;gel, um die Mauern der Stadt zu beherrschen - ein primitiver Anfang des r&ouml;mischen agger. Ihre beweglichen und feststehenden Belagerungst&uuml;rme erbauten sie ebenfalls bis zur H&ouml;he der belagerten Mauer und dar&uuml;ber hinaus, um diese zu beherrschen. Auch der Sturmbock und die vinea wurden von ihnen benutzt, und ihre zahlenm&auml;&szlig;ig sehr starken Armeen leiteten ganze Flu&szlig;arme um, damit sie Zugang zu einer schwachen Front des angegriffenen Ortes gewinnen oder das trockene Flu&szlig;bett als Weg in die Festung benutzen konnten. - Die Babylonier scheinen Armeen gehabt zu haben, die denen der Assyrier glichen, aber genauere Einzelheiten dar&uuml;ber fehlen.</P>
<P>Das Persische Reich verdankte seine Gr&ouml;&szlig;e seinen Begr&uuml;ndern, den kriegerischen Nomaden aus dem heutigen Farsistan, einem Reitervolk, bei dem die Kavallerie von Anfang an vorherrschte, wie seitdem in allen orientalischen Armeen, bis vor kurzem der moderne europ&auml;ische Drill &uuml;bernommen wurde. Darius Hystaspes schuf ein stehendes Heer, um die eroberten Provinzen niederzuhalten und auch um die h&auml;ufigen Revolten der Satrapen oder zivilen Statthalter zu verhindern. So hatte jede Provinz ihre Garnison unter einem besonderen Befehlshaber, au&szlig;erdem befestigte St&auml;dte, die von besonderen Truppenabteilungen besetzt waren. Die Provinzen mu&szlig;ten die Kosten f&uuml;r den Unterhalt dieser Truppen tragen. Zu diesem stehenden Heer geh&ouml;rte auch die Leibwache des K&ouml;nigs, 10.000 ausgew&auml;hlte Fu&szlig;soldaten in goldfunkelnder R&uuml;stung (die "Unsterblichen", Athanatoi), denen auf dem Marsch lange Wagenz&uuml;ge mit ihren Harems und Dienern sowie Kamele mit Vorr&auml;ten folgten, au&szlig;erdem 1.000 Hellebardiere, 1.000 Mann Reiterwache und zahlreiche Streitwagen, von denen einige mit Sicheln versehen waren.</P>
<P>F&uuml;r Unternehmungen gr&ouml;&szlig;eren Ausma&szlig;es wurde diese Kriegsmacht als ungen&uuml;gend erachtet, und in allen Provinzen des Reiches fand eine allgemeine Aushebung statt. Die Masse dieser verschiedenen Kontingente bildete eine wahrhaft orientalische Armee, die aus den verschiedenartigsten Teilen zusammengesetzt war, unterschiedlich in Bewaffnung und Kampfweise und begleitet von einem endlosen Tro&szlig; und zahllosem Gefolge. Die <A NAME="S8"><B>&lt;8&gt;</A></B> Anwesenheit des letzteren erkl&auml;rt uns die von den Griechen zahlenm&auml;&szlig;ig so hoch eingesch&auml;tzte St&auml;rke der persischen Heere. Die Soldaten waren ihrer Nationalit&auml;t entsprechend, mit Bogen, Wurfspie&szlig;en, Speeren, Schwertern, Keulen, Dolchen, Schleudern usw. bewaffnet. Das Kontingent jede Provinz hatte seinen eigenen Befehlshaber; nach Herodot scheinen sie in Zehner-, Hunderter-, Tausendergruppen usw. mit F&uuml;hrern f&uuml;r jede dezimale Unterabteilung eingeteilt gewesen zu sein. Die Befehlsgewalt &uuml;ber gro&szlig;e Heeresteile oder Heeresfl&uuml;gel wurde im allgemeinen Mitgliedern der k&ouml;niglichen Familie &uuml;bertragen. In der Infanterie bildeten die Perser und die anderen arischen Nationen (Meder und Baktrer) die Elite. Sie waren mit Bogen, Speeren mittlerer Gr&ouml;&szlig;e und einem kurzen Schwert bewaffnet; der Kopf war durch eine Art Turban gesch&uuml;tzt und der K&ouml;rper durch einen mit eisernen Schuppen bedeckten Mantel; der Schild war meist Flechtwerk. Doch diese Elite wurde ebenso wie die &uuml;brige persische Infanterie elend geschlagen, sobald sie auch nur den kleinsten Einheiten der Griechen gegen&uuml;berstand, und ihre schwerf&auml;lligen und ungeordnete Haufen scheinen zu jeglichem Widerstand, au&szlig;er einem passiven gegen&uuml;ber den ersten Phalangen von Sparta und Athen, v&ouml;llig unf&auml;hig gewesen zu sein. Zeugnisse daf&uuml;r sind Marathon, Plat&auml;&auml;, Mykale und die Thermopylen. Die Streitwagen, die in der persischen Armee das letzte Mal in der Geschichte erscheinen, m&ouml;gen auf ganz ebenem Gel&auml;nde n&uuml;tzlich gewesen sein, wenn sie gegen einen so bunten Haufen, wie ihn das persische Fu&szlig;volk selbst darstellte, gerichtet waren, aber gegen eine feste Masse von Speertr&auml;gern, wie sie die Griechen bildeten, oder gegen leichte Truppen, die sich die Unebenheit des Bodens zunutze machten, waren sie mehr als nutzlos. Das geringste Hindernis brachte sie zum Stehen. In der Schlacht scheuten die Pferde, und nunmehr ungez&uuml;gelt, stampften sie die eigene Infanterie nieder.</P>
<P>Was die Kavallerie betrifft, so liefern uns die fr&uuml;heren Perioden des Reiches wenig Beweise f&uuml;r ihre Vortrefflichkeit. Auf der Ebene von Marathon - einem guten Kavalleriegel&auml;nde - befanden sich 10.000 Berittene, dennoch konnten sie die Reihen der Athener nicht sprengen. In sp&auml;teren Zeiten zeichnete sich die persische Kavallerie am Granikos aus, wo sie, in einer Linie formiert, die Spitzen der makedonischen Kolonnen &uuml;berfiel, als diese aus den Furten des Flusses hervorkamen, und sie &uuml;ber den Haufen rannte, bevor sie sich entfalten konnten. So widersetzte sich die persisch Kavallerie erfolgreich l&auml;ngere Zeit der Avantgarde Alexanders unter Ptolem&auml;us bis zum Eintreffen des Hauptkorps, an dessen Flanken die leichten Truppen man&ouml;vrierten, woraufhin die persische Kavallerie, die keine zweite Linie oder Reserve hatte, sich zur&uuml;ckziehen mu&szlig;te. Aber zu dieser Zeit <A NAME="S9"><B>&lt;9&gt;</A></B> war das persische Heer durch das Eindringen eines griechischen Elements in Form griechischer S&ouml;ldner gest&auml;rkt worden, die bald nach Xerxes vom K&ouml;nig in Sold genommen wurden, und die Kavallerietaktik, die von Memnon am Granikos angewandt wurde, ist so ausgesprochen unasiatisch, da&szlig; wir sie in Ermangelung genauer Informationen ohne weiteres griechischem Einflu&szlig; zuschreiben k&ouml;nnen.</P>
<P>Die Armeen Griechenlands sind die ersten, von deren detaillierter Organisation wir umfassende und genaue Kenntnis besitzen. Man kann sagen, da&szlig; mit ihnen die Geschichte der Taktik, besonders der Infanterietaktik, beginnt. Ohne bei einem Bericht &uuml;ber das Kriegssystem des heroischen Zeitalters von Griechenland zu verweilen, wie es bei Homer beschrieben wird, als die Reiterei unbekannt war, der Adel und die Anf&uuml;hrer in Streitwagen k&auml;mpften oder zu einem Zweikampf mit einem ebenb&uuml;rtigen Gegner aus dem Wagen stiegen, und als die Infanterie wenig besser gewesen zu sein scheint als die der Asiaten, gehen wir sogleich &uuml;ber zur milit&auml;rischen St&auml;rke Athens in seiner Bl&uuml;tezeit. In Athen war jeder frei geborene Mann zum Kriegsdienst verpflichtet. Nur die Inhaber von bestimmten &ouml;ffentlichen &Auml;mtern und in fr&uuml;heren Zeiten die vierte oder &auml;rmste Klasse der Freien waren ausgenommen. Es war ein Milizsystem, das auf Sklaverei fu&szlig;te. Jeder Jugendliche war bei Erreichung seines 18. Lebensjahres verpflichtet, 2 Jahre Dienst zu tun, besonders beim Schutz der Grenzen. W&auml;hrend dieser Zeit wurde seine milit&auml;rische Ausbildung abgeschlossen. Danach blieb er bis zu seinem 60. Lebensjahr dienstpflichtig. Im Kriegsfalle setzte die Volksversammlung die Anzahl der M&auml;nner fest, die eingezogen werden sollten. Nur in &auml;u&szlig;ersten F&auml;llen griff man zu lev&eacute;es en masse (panstratia). Die strategi, von denen j&auml;hrlich 10 vom Volke gew&auml;hlt wurden, mu&szlig;ten diese Truppen ausheben und organisieren, so da&szlig; die M&auml;nner eines jeden Stammes (Phyle) je eine Einheit unter einem Phylarch bildeten. Die Phylarchen wurden ebenso wie die Taxiarchen oder Hauptleute der Einheiten vom Volke gew&auml;hlt. Dieses ganze Aufgebot bildete die schwere Infanterie (hoplitae), bestimmt f&uuml;r die Phalanx oder tiefe Linienformation der Speerk&auml;mpfer, die urspr&uuml;nglich die ganze bewaffnete Streitkraft bildete und sp&auml;ter, nachdem leichte Truppen und Kavallerie hinzugekommen waren, ihre Hauptst&uuml;tze blieb - das Korps, das die Schlacht entschied. Die Phalanx wurde verschieden tief formiert; wir finden Phalangen erw&auml;hnt, die 8, 12 und 25 Mann tief waren. Die R&uuml;stung der Hopliten bestand aus einem Brustharnisch oder Corselet, Helm, ovalen Schild, Speer und kurzen Schwert. Die St&auml;rke der athenischen Phalanx war der Angriff; ihre Attacke war wegen ihres heftigen Sto&szlig;es ber&uuml;hmt, besonders nachdem Miltiades <A NAME="S10"><B>&lt;10&gt;</A></B> bei Marathon die Beschleunigung des Schrittes w&auml;hrend des Angriffs eingef&uuml;hrt hatte, so da&szlig; sie im Lauf den Feind &uuml;berfiel. In der Defensive war ihr die festere und geschlossenere Phalanx Spartas &uuml;berlegen. W&auml;hrend bei Marathon die gesamte Streitmacht der Athener aus einer schwerbewaffneten Phalanx von 10.000 Hopliten bestand, hatten sie bei Plat&auml;&auml; au&szlig;er 8.000 Hopliten die gleiche Anzahl leichter Truppen. Die drohende Gefahr der persischen Einf&auml;lle machte eine Erweiterung der Milit&auml;rdienstpflicht erforderlich; die &auml;rmste Klasse, die der Theten, wurde aufgeboten. Sie wurden zu leichten Truppen formiert (gymnetae, psili), die keinerlei Schutzausr&uuml;stung oder nur einen runden Schild hatten und mit einem Handspeer und Wurfspeeren bewaffnet waren. Mit der Ausdehnung der Macht Athens wurden seine leichten Truppen durch Kontingente seiner Bundesgenossen und sogar durch S&ouml;ldnertruppen verst&auml;rkt. Akarnanen, &Auml;olier und Kreter, ber&uuml;hmt als Bogensch&uuml;tzen und Schleuderer, kamen hinzu. Eine zwischen ihnen und der hoplitae liegende Art von Truppen wurde gebildet, die peltastae, die &auml;hnlich wie die leichten Truppen bewaffnet, aber imstande war, eine Stellung zu besetzen und zu halten. Sie hatte jedoch wenig Bedeutung, bis Iphikrates sie nach dem Peloponnesischen Krieg reorganisierte. Die leichten Truppen der Athener genossen wegen ihrer Intelligenz und ihrer Schnelligkeit sowohl im Entschlu&szlig; als auch in der Ausf&uuml;hrung einen guten Ruf. Bei mehreren Gelegenheiten, wahrscheinlich auf schwierigem Gel&auml;nde, widerstanden sie sogar der Phalanx Spartas erfolgreich. Die athenische Kavallerie wurde zu einer Zeit eingef&uuml;hrt, als die Republik schon reich und m&auml;chtig war. Das gebirgige Gel&auml;nde Attikas war f&uuml;r diese Waffengattung ung&uuml;nstig, doch die Nachbarschaft von Thessalien und B&ouml;otien - L&auml;nder, reich an Pferden und daher die ersten, die eine Reiterei bildeten - veranla&szlig;te bald deren Einf&uuml;hrung in den anderen Staaten Griechenlands. Die athenische Kavallerie, die erst 300, dann 600 und sogar 1.000 Mann stark war, setzte sich aus den reichsten B&uuml;rgern zusammen und bildete sogar in Friedenszeiten ein stehendes Korps. Sie war eine sehr wirksame Truppe, &auml;u&szlig;erst wachsam, intelligent und k&uuml;hn. In der Schlacht war sie ebenso wie die leichten Truppen im allgemeinen an den Fl&uuml;geln der Phalanx aufgestellt. In sp&auml;teren Zeiten unterhielten die Athener auch 200 S&ouml;ldner berittener Bogensch&uuml;tzen (hippotoxotae). Der athenische Soldat erhielt bis zur Zeit des Perikles keine L&ouml;hnung. Danach wurden 2 Oboli (au&szlig;erdem 2 weitere f&uuml;r Proviant, den der Soldat auftreiben mu&szlig;te) gegeben, und manchmal bekamen selbst die Hopliten nicht mehr als 2 Drachmen. Die unteren F&uuml;hrer erhielten doppelte L&ouml;hnung, Reiter dreifache, Befehlshaber vierfache. Die schwere Kavallerie kostete allein <A NAME="S11"><B>&lt;11&gt;</A></B> in Friedenszeiten 40 Talente (40 000 Dollar) pro Jahr, w&auml;hrend des Krieges bedeutend mehr. Schlachtordnung und Kampfweise waren &auml;u&szlig;erst einfach: Die Phalanx bildete das Zentrum, wobei die M&auml;nner ihre Speere in Angriffsstellung brachten und die ganze Front mit ihren Schilden deckten. Sie griffen die feindliche Phalanx in einer parallelen Front an. Wenn der erste Ansturm nicht gen&uuml;gte, um die Schlachtordnung des Feindes zu durchbrechen, wurde die Schlacht im Nahkampf mit dem Schwert entschieden. Gleichzeitig griffen die leichten Truppen und die Kavallerie entweder die entsprechenden Truppen des Feindes an oder versuchten an der Flanke und im R&uuml;cken der Phalanx zu operieren und sich jede dort eintretende Unordnung zunutze zu machen. Im Falle eines Sieges nahmen sie die Verfolgung auf, im Falle einer Niederlage deckten sie den R&uuml;ckzug so gut wie m&ouml;glich. Die leichten Truppen und die Kavallerie wurden auch f&uuml;r Kundschafterdienste und f&uuml;r Streifz&uuml;ge verwandt; sie beunruhigten unabl&auml;ssig den Feind auf dem Marsch, besonders wenn er durch einen Engpa&szlig; mu&szlig;te, und versuchten seinen Tro&szlig; und die Nachz&uuml;gler gefangenzunehmen.</P>
<P>Die Schlachtordnung war also sehr einfach: Die Phalanx k&auml;mpfte immer als Ganzes; ihre Unterteilung in kleinere Einheiten hatte keine taktische Bedeutung, denn deren Kommandeure hatten keine andere Aufgabe, als darauf zu achten, da&szlig; die Ordnung der Phalanx nicht gest&ouml;rt oder zumindest schnell wiederhergestellt wurde. Worin die St&auml;rke der athenischen Heere w&auml;hrend der Perserkriege bestand, haben wir oben an einigen Beispielen gezeigt. Zu Beginn des Peloponnesischen Krieges betrug ihre Streitmacht 13.000 Hopliten f&uuml;r den Felddienst, 16.000 (die j&uuml;ngsten und &auml;ltesten Soldaten) f&uuml;r den Garnisondienst, 1.200 Reiter und 1.600 Bogensch&uuml;tzen. Nach den Berechnungen von B&ouml;ckh waren die Truppen, die gegen Syrakus geschickt wurden, 38.560 Mann stark, nachgesandte Verst&auml;rkungen 26.000 Mann, im ganzen fast 65.000 Mann. Nach dem vollst&auml;ndigen Zusammenbruch dieses milit&auml;rischen Unternehmens war Athen ebenso ersch&ouml;pft wie Frankreich nach dem russischen Feldzug von 1812.</P>
<P>Sparta war Griechenlands Milit&auml;rstaat par excellence. Wenn die allgemeine gymnastische Erziehung der Athener die Beweglichkeit ebensosehr wie die physische St&auml;rke des K&ouml;rpers entwickelte, so richteten die Spartaner ihr Augenmerk vorwiegend auf St&auml;rke, Ausdauer und H&auml;rte. Sie sch&auml;tzten Standhaftigkeit in den Reihen und milit&auml;rische Ehre h&ouml;her als Intelligenz. Der Athener wurde so ausgebildet, als w&auml;re er f&uuml;r den Kampf bei den leichten Truppen bestimmt, im Kriege jedoch erhielt er einen festen Platz in der schweren Phalanx. Der Spartaner wurde im Gegensatz <A NAME="S12"><B>&lt;12&gt;</A></B> dazu nur zum Dienst in der Phalanx und zu weiter nichts erzogen. Daraus ergab sich, da&szlig;, solange die Phalanx die Schlacht entschied, der Spartaner am Ende im Vorteil war. In Sparta wurde jeder freie B&uuml;rger von seinem 20. bis 60. Lebensjahr in Armeelisten gef&uuml;hrt. Die ephori legten die Anzahl der Auszuhebenden fest, und im allgemeinen wurden M&auml;nner mittleren Alters zwischen 30 und 40 Jahren ausgew&auml;hlt. Wie in Athen wurden die M&auml;nner aus gleichem Stamm oder gleicher Gegend in die gleiche Truppeneinheit eingereiht. Die Organisation des Heeres war auf Br&uuml;derschaften (enomotiae) aufgebaut, die von Lykurg eingef&uuml;hrt worden waren, wovon 2 eine Pentekostys bildeten; 2 Pentekostyen wurden zu einem Lochos vereinigt und 8 Pentekostyen oder 4 Lochen zu einer Mora. Das war die Organisation zu Xenophons Zeiten; in fr&uuml;heren Perioden scheint sie variiert zu haben. Die St&auml;rke einer Mora wird unterschiedlich von 400 bis 900 Mann angegeben und soll zu einer bestimmten Zeit 600 Mann betragen haben. Diese verschiedenen Truppenk&ouml;rper freier Spartaner bildeten die Phalanx. Sie bestand aus Hopliten, die mit einem Speer, einem kurzen Schwert und einem um den Hals befestigten Schild bewaffnet waren. Sp&auml;ter f&uuml;hrte Kleomenes den gro&szlig;en karischen Schild ein, der mittels eines Bandes am linken Arm befestigt war und beide H&auml;nde des Soldaten frei lie&szlig;. Die Spartaner betrachteten es f&uuml;r ihre M&auml;nner als entehrend, nach einer Niederlage ohne Schild zur&uuml;ckzukehren. Das Zur&uuml;ckbringen des Schildes bewies, da&szlig; der R&uuml;ckzug in guter Ordnung und in geschlossener Phalanx erfolgt war, w&auml;hrend einzelne Fl&uuml;chtlinge, die um ihr Leben liefen, nat&uuml;rlich den plumpen Schild wegwerfen mu&szlig;ten. Die spartanische Phalanx hatte im allgemeinen eine Tiefe von 8 Mann, aber manchmal wurde die Tiefe dadurch verdoppelt, da&szlig; man einen Fl&uuml;gel hinter den anderen stellte. Die M&auml;nner scheinen im Schritt marschiert zu sein; auch einige elementare Evolutionen waren gebr&auml;uchlich, wie der Frontwechsel nach hinten durch Kehrtwendung eines jeden Mannes, der Vormarsch oder das Zur&uuml;ckziehen eines Fl&uuml;gels durch Schwenkung etc., doch scheinen sie erst in einer sp&auml;teren Periode eingef&uuml;hrt worden zu sein. In ihrer Bl&uuml;tezeit kannte die spartanische Phalanx ebenso wie die der Athener nur den Angriff von parallelen Fronten. Die Reihen waren auf dem Marsch 6 Fu&szlig; voneinander entfernt, beim Angriff 3 Fu&szlig; und in einer Position zur Abwehr des Angriffs nur 1<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>2</FONT> Fu&szlig;. Die Armee wurde von einem der K&ouml;nige befehligt, der mit seinem Gefolge (damosia) eine Stellung im Zentrum der Phalanx einnahm. Sp&auml;ter, als die Anzahl der freien Spartaner betr&auml;chtlich zur&uuml;ckgegangen war, wurde die St&auml;rke der Phalanx durch eine Auswahl unterworfener Peri&ouml;ken aufrechterhalten, Die Kavallerie betrug nie mehr <A NAME="S13"><B>&lt;13&gt;</A></B> als ungef&auml;hr 600 Mann, die in Trupps (ulami) von 50 Mann eingeteilt waren. Sie deckte nur die Flanken. Au&szlig;erdem bestand eine Einheit von 300 Berittenen, die Elite der Jugend Spartas, doch sa&szlig;en sie in der Schlacht ab und bildeten um den K&ouml;nig eine Art Leibgarde von Hopliten. Als leichte Truppen gab es die Skiriten, Bewohner der Berge bei Arkadien, die gew&ouml;hnlich den linken Fl&uuml;gel deckten. Die Hopliten der Phalanx hatten au&szlig;erdem Heloten als Diener, die in der Schlacht als Pl&auml;nkler k&auml;mpfen sollten; so brachten bei Plat&auml;&auml; die 5.000 Hopliten 35.000 leichtbewaffnete Heloten mit, doch finden wir in der Geschichte nichts &uuml;ber deren Taten verzeichnet.</P>
<P>Nach dem Peloponnesischen Krieg erfuhr die einfache Taktik der Griechen beachtliche Ver&auml;nderungen. In der Schlacht bei Leuktra mu&szlig;te sich Epaminondas mit einer kleinen Streitmacht von Thebanern der weit zahlreicheren und bis dahin un&uuml;berwindlichen spartanischen Phalanx entgegenstellen. Der gew&ouml;hnliche parallele Frontalangriff w&auml;re hier die sichere Niederlage gewesen, da beide Fl&uuml;gel des Epaminondas von der l&auml;ngeren Front des Feindes &uuml;berfl&uuml;gelt worden w&auml;ren. Anstatt in Linie vorzur&uuml;cken, formierte Epaminondas seine Armee zu einer tiefen Kolonne und marschierte in Richtung auf den Fl&uuml;gel der spartanischen Phalanx, auf dem sich der K&ouml;nig aufhielt. Es gelang ihm, die Linie der Spartaner an diesem, dem entscheidenden Punkt zu durchbrechen. Dann lie&szlig; er seine Truppen eine Schwenkung machen, und indem sie sich nach beiden Seiten bewegten, umgingen sie die durchbrochene Linie der Spartaner, die keine neue Front bilden konnten, ohne ihre taktische Ordnung zu verlieren. Bei der Schlacht von Mantinea formierten die Spartaner ihre Phalanx mit gr&ouml;&szlig;erer Tiefe, aber trotzdem brach die thebanische Kolonne wieder durch. Agesilaos in Sparta, Timotheos, Iphikrates und Chabrias in Athen f&uuml;hrten ebenfalls &Auml;nderungen in der Taktik der Infanterie ein. Iphikrates verbesserte die peltastae, eine Art leichter Truppen, die jedoch im Notfalle f&auml;hig waren, in Linie zu k&auml;mpfen. Sie waren mit einem kleinen runden Schild, einem Koller aus festem Leinen und einem langen Holzspeer bewaffnet. Chabrias lie&szlig; die ersten Glieder der Phalanx, wenn sie in der Verteidigung waren, niederknien, um den Angriff des Feindes aufzufangen. Volle Karrees, andere Kolonnen etc. wurden eingef&uuml;hrt, und demgem&auml;&szlig; bildete die Entfaltung einen Bestandteil der elementaren Taktik. Zur gleichen Zeit wurde der leichten Infanterie aller Gattungen gr&ouml;&szlig;ere Aufmerksamkeit geschenkt. Mehrere Waffengattungen wurden den barbarischen und halbbarbarischen Nachbarn der Griechen entlehnt, wie Bogensch&uuml;tzen, beritten und zu Fu&szlig;, Schleuderer etc.</P>
<B><P><A NAME="S14">&lt;14&gt;</A></B> Die Mehrzahl der Soldaten dieser Periode bestand aus S&ouml;ldnern. Die wohlhabenden B&uuml;rger fanden es bequemer, einen Ersatzmann zu bezahlen, als selbst Dienst zu tun. Der Charakter der Phalanx als des ausgesprochen nationalen Teiles der Armee, zu dem nur die freien B&uuml;rger des Staates zugelassen waren, litt so unter dieser Beimischung von S&ouml;ldnern, die kein B&uuml;rgerrecht besa&szlig;en. Kurz vor Beginn der makedonischen Epoche wurden Griechenland und seine Kolonien ebensosehr ein Markt f&uuml;r Gl&uuml;cksritter und S&ouml;ldner wie die Schweiz im 18. und 19. Jahrhundert. Die &auml;gyptischen K&ouml;nige hatten schon fr&uuml;hzeitig ein Korps griechischer Truppen gebildet. Sp&auml;ter gab auch der persische K&ouml;nig seiner Armee mit der Zulassung einer Einheit griechischer S&ouml;ldner eine gewisse Festigkeit. Die Anf&uuml;hrer dieser Einheiten waren regelrechte Condottieri, geradeso wie die Italiens im 16. Jahrhundert.</P>
<P>W&auml;hrend dieser Zeit wurden, besonders bei den Athenern, Kriegsmaschinen eingef&uuml;hrt, die Steine, Pfeile und Brandgeschosse schleuderten. Schon Perikles benutzte einige &auml;hnliche Maschinen bei der Belagerung von Samos. Bei Belagerungen wurde eine Kontravallationslinie mit Graben und Brustwehr angelegt, die den Ort einschlo&szlig;, und versucht, die Kriegsmaschinen in beherrschender Stellung nahe der Mauern aufzustellen. Um die Mauern zum Einsturz zu bringen, wurde gew&ouml;hnlich miniert. Beim Angriff bildete die Kolonne den synaspismus, das hei&szlig;t, die &auml;u&szlig;eren Reihen hielten ihre Schilde vor sich, und die inneren Reihen hielten sie &uuml;ber ihre K&ouml;pfe, um ein Dach (bei den R&ouml;mern testudo genannt) gegen die Wurfgeschosse des Feindes zu bilden.</P>
<P>W&auml;hrend so die griechische Kriegskunst haupts&auml;chlich darauf gerichtet war, das nachgiebige Material der S&ouml;ldnerhaufen in allerlei neue und k&uuml;nstliche Formationen zu bringen und neue Arten leichter Truppen anzuwenden oder zu erfinden zum Nachteil der alten dorischen schweren Phalanx, die zu jener Zeit allein Schlachten entscheiden konnte, wuchs eine Monarchie heran, die durch Annahme aller wirklichen Verbesserungen einen Truppenk&ouml;rper schwerer Infanterie von so kolossalem Ausma&szlig; schuf, da&szlig; keine Armee, mit der er in Ber&uuml;hrung kam, seinem Angriff widerstehen konnte. Philipp von Makedonien formierte ein stehendes Heer von ungef&auml;hr 30.000 Mann Infanterie und 3.000 Mann Kavallerie. Der Hauptteil der Armee war eine riesige Phalanx von ungef&auml;hr 16.000 oder 18.000 Mann, die nach dem Prinzip der spartanischen Phalanx, aber mit verbesserter Bewaffnung, aufgebaut war. Der kleine griechische Schild wurde durch den gro&szlig;en l&auml;nglichen karischen Schild ersetzt und der mittelgro&szlig;e Speer durch den makedonischen Spie&szlig; (sarissa) von 24 Fu&szlig; L&auml;nge. Die Tiefe dieser Phalanx <A NAME="S15"><B>&lt;15&gt;</A></B> variierte unter Philipp von 8 bis 10, 12 oder 24 Mann. Durch die riesige L&auml;nge der Spie&szlig;e konnte, wenn sie nach vorn ausgerichtet waren, jedes der 6 vorderen Glieder die Spitzen aus dem ersten Glied hervorragen lassen. Der regul&auml;re Vormarsch einer so langen Front von 1.000 bis 2.000 Mann setzt eine Vollkommenheit der milit&auml;rischen Grundausbildung voraus, mit der man sich daher st&auml;ndig besch&auml;ftigte. Alexander vervollst&auml;ndigte diese Organisation. Seine Phalanx war normalerweise 16.384 Mann stark, das hei&szlig;t 1.024 Mann nebeneinander und 16 Mann tief. Die 16 Mann starke Reihe (Lochos) wurde von einem Lochagos gef&uuml;hrt, der in der Frontreihe stand. 2 Reihen bildeten eine Dilochia, 2 Dilochien eine Tetrarchia, 2 Tetrarchien eine Taxis, von der wieder je 2 eine Xenagia oder Syntagma, 16 Mann nebeneinander und 16 Mann tief, bildeten. Dies war die Einheit zur Entfaltung der Kr&auml;fte. Marschiert wurde in Kolonnen von Xenagien mit 16 Mann nebeneinander. 16 Xenagien (die 8 Pentakosiarchien oder 4 Chiliarchien oder 2 Telarchien entsprachen) bildeten eine kleine Phalanx, 2 kleine Phalangen eine Diphalangia und 4 eine Tetraphalangia oder die eigentliche Phalanx, Jede dieser Unterabteilungen hatte ihren entsprechenden Kommandeur. Die Diphalangia des rechten Fl&uuml;gels wurde Kopf genannt, die des linken Fl&uuml;gels Schwanz oder Nachhut. Immer wenn eine au&szlig;erordentliche Festigkeit erforderlich war, nahm der linke Fl&uuml;gel hinter dem rechten Aufstellung und bildete eine Front von 512 Mann mit 32 Mann Tiefe. Andererseits konnte dadurch, da&szlig; man die 8 hinteren Glieder zur Linken der vorderen Glieder aufmarschieren lie&szlig;, die Ausdehnung der Front verdoppelt und deren Tiefe auf 8 Mann reduziert werden. Der Abstand zwischen den Reihen und Gliedern war dem der Spartaner &auml;hnlich, doch war die geschlossene Ordnung so kompakt, da&szlig; sich der einzelne Soldat in der Mitte der Phalanx nicht drehen konnte. In der Schlacht wurden keine Abst&auml;nde zwischen den Unterabteilungen der Phalanx gestattet; das Ganze bildete eine ununterbrochene Linie, die en muraille angriff. Die Phalanx wurde ausschlie&szlig;lich von makedonischen Freiwilligen gebildet, obwohl nach der Eroberung Griechenlands auch Griechen eintreten konnten. Die Soldaten waren alle schwerbewaffnete Hopliten. Au&szlig;er Schild und Spie&szlig; trugen sie Helm und Schwert, obwohl der Nahkampf mit dieser Waffe nach dem Angriff dieses Waldes von Spie&szlig;en nicht sehr oft erforderlich gewesen sein kann. Allerdings lag der Fall anders, wenn die Phalanx der r&ouml;mischen Legion standhalten mu&szlig;te. Das ganze System der Phalanx litt seit den fr&uuml;hesten dorischen Zeiten bis zum Zusammenbruch des makedonischen Reiches unter einem gro&szlig;en Nachteil; ihm fehlte die Beweglichkeit. Diese langen, tiefen Linien konnten sich nur auf einer gleichm&auml;&szlig;igen <A NAME="S16"><B>&lt;16&gt;</A></B> und offenen Ebene geordnet und regelm&auml;&szlig;ig bewegen. Jedes Hindernis zwang die Phalanx zur Kolonnenbildung, eine Form, in der sie nicht aktionsf&auml;hig war. &Uuml;berdies hatte sie keine zweite Linie oder Reserve. Sobald ihr also eine Armee gegen&uuml;bertrat, die in kleineren Einheiten formiert und geeignet war, Gel&auml;ndeschwierigkeiten zu &uuml;berwinden, ohne die eigene Kampfordnung zu zerst&ouml;ren, und die &uuml;ber mehrere, einander unterst&uuml;tzende Linien verf&uuml;gte, konnte die Phalanx es nicht verhindern, auf unebenem Gel&auml;nde zu k&auml;mpfen, wo ihr neuer Gegner sie v&ouml;llig zerschlug. Jedoch solchen Gegnern, wie sie Alexander bei Arbela hatte, m&uuml;ssen seine 2 gro&szlig;en Phalangen unbesiegbar erschienen sein. Au&szlig;er dieser schweren Linieninfanterie hatte Alexander eine Elite von 6.000 hypaspistae, noch schwerer bewaffnet, mit noch gr&ouml;&szlig;eren Schilden und l&auml;ngeren Spie&szlig;en. Seine leichte Infanterie bestand aus argyraspides mit kleinen silberbeschlagenen Schilden und aus zahlreichen Peltasten; diese beiden Truppen waren in Halbphalangen organisiert von normalerweise 8.192 Mann, die imstande waren entweder in ge&ouml;ffneter Ordnung oder in Linie zu k&auml;mpfen wie die Hopliten, und ihre Phalanx hatte oft den gleichen Erfolg.</P>
<P>Die makedonische Kavallerie setzte sich aus jungen makedonischen und thessalischen Adligen zusammen; sp&auml;ter kam eine Reitereinheit des eigentlichen Griechenlands hinzu. Diese war in Eskadronen (ilae) eingeteilt, vor denen allein der makedonische Adel 8 bildete. Sie waren das, was wir schwere Kavallerie nennen w&uuml;rden; sie trugen einen Helm, einen K&uuml;ra&szlig; und einen Beinharnisch aus eisernen Schuppen zum Schutze der Beine und waren mit einem langen Schwert und einem Spie&szlig; bewaffnet. Auch das Pferd trug einen eisernen Kopfschutz. Dieser Kavallerie, den cataphracti, wurde sowohl von Philipp als auch von Alexander gro&szlig;e Aufmerksamkeit geschenkt. Letzterer verwandte sie zu seinem entscheidenden Man&ouml;ver bei Arbela, als er zuerst einen Fl&uuml;gel der Perser schlug und verfolgte und dann, indem er ihr Zentrum umging, dem anderen Fl&uuml;gel in den R&uuml;cken fiel. Die Kavallerie griff in verschiedenen Formationen an: in Linie, in gew&ouml;hnlicher rechtwinkliger Kolonne, in rauten- oder keilf&ouml;rmiger Kolonne. Die leichte Kavallerie hatte keine Schutzausr&uuml;stung; sie trug Wurfspeere und leichte kurze Lanzen. Dazu kam noch ein Korps von arcobalistae oder berittener Bogensch&uuml;tzen, die als Vorposten, Patrouillen, Kundschafter und allgemein f&uuml;r die irregul&auml;re Kriegf&uuml;hrung dienten. Dies waren die Kontingente der thrakischen und illyrischen St&auml;mme, die au&szlig;erdem einige Tausend Mann irregul&auml;re Infanterie stellten. Eine neue Waffengattung, die Alexander ins Leben rief, erfordert deshalb unsere Aufmerksamkeit, weil sie in unsere Zeit nachgeahmt wurde, die dimachae, berittene Truppen, die entweder <A NAME="S17"><B>&lt;17&gt;</A></B> als Kavallerie oder als Infanterie k&auml;mpfen sollten. Die Dragoner des 16. und der folgenden Jahrhunderte sind eine vollendete Kopie davon, wie wir weiterhin sehen werden. Wir besitzen jedoch keine Unterlagen dar&uuml;ber, ob diese hybriden Truppen der Antike in ihrer doppelten Aufgabe erfolgreicher waren als die modernen Dragoner.</P>
<P>So sah die Zusammensetzung des Heeres aus, mit dem Alexander das Land zwischen dem Mittelmeer, dem Oxus und dem Satledsch eroberte. Was die St&auml;rke des Heeres betrifft, so bestand es bei Arbela aus 2 gro&szlig;en Phalangen der Hopliten (sagen wir 30.000 Mann), 2 Halbphalangen der Peltasten (16.000), 4.000 Mann Kavallerie und 6.000 Mann irregul&auml;ren Truppen, im ganzen ungef&auml;hr 56.000 Mann. Am Granikos betrug seine Streitmacht aller Waffengattungen 35.000 Mann, von denen 5.000 Mann Kavallerie waren.</P>
<P>&Uuml;ber die karthagische Armee wissen wir keine Einzelheiten, sogar die St&auml;rke der Streitmacht, mit der Hannibal die Alpen &uuml;berquerte, ist umstritten. Die Heere der Nachfolger Alexanders zeigen keine Verbesserungen seiner Formationen; die Einf&uuml;hrung von Elefanten war nur von kurzer Dauer. Diese Tiere waren, wenn sie durch Feuer scheu wurden, f&uuml;r ihre eigenen Truppen gef&auml;hrlicher als f&uuml;r den Feind. Die sp&auml;teren griechischen Armeen (unter dem Ach&auml;ischen Bund) wurden teils nach dem makedonischen, teils nach dem r&ouml;mischen System formiert.</P>
<P>Die r&ouml;mische Armee bietet uns das vollst&auml;ndigste System der Infanterietaktik, das zu einer Zeit entwickelt wurde, als das Schie&szlig;pulver noch unbekannt war. Die Vorherrschaft der schweren Infanterie und kompakter Einheiten bleibt erhalten, doch es kommen hinzu: die Beweglichkeit getrennter kleinerer Einheiten, die M&ouml;glichkeiten des Kampfes auf unebenem Boden, die Aufstellung mehrerer Linien hintereinander, teils als Unterst&uuml;tzung und Hilfe, teils sogar als m&auml;chtige Reserve, und schlie&szlig;lich ein Ausbildungssystem des einzelnen Soldaten, das sogar noch zweckm&auml;&szlig;iger war als das System Spartas. Infolgedessen &uuml;berwanden die R&ouml;mer jede ihnen entgegentretende Kriegsmacht, die makedonische Phalanx ebenso wie die numidische Reiterei.</P>
<P>In Rom war jeder B&uuml;rger vom 17. bis 45. oder 50. Lebensjahr dienstpflichtig, wenn er nicht zur niedrigsten Klasse geh&ouml;rte oder in 20 Feldz&uuml;gen zu Fu&szlig; oder in 10 als Reiter gedient hatte. Gew&ouml;hnlich wurden nur die j&uuml;ngeren M&auml;nner ausgew&auml;hlt. Der Drill des Soldaten war sehr streng und darauf gerichtet, die k&ouml;rperlichen Kr&auml;fte in jeder denkbaren Weise zu entwickeln. Laufen, Springen, Voltigieren, Klettern, Ringen, Schwimmen, erst nackt, dann mit voller Ausr&uuml;stung, wurden neben der regul&auml;ren Aus- <A NAME="S18"><B>&lt;18&gt;</A></B> bildung im Gebrauch der Waffen und in den verschiedenen Bewegungen der Truppen st&auml;ndig ge&uuml;bt. Lange M&auml;rsche in schwieriger Marschordnung, wobei jeder Soldat 40-60 Pfund trug, wurden in einem Tempo von 4 Meilen die Stunde durchgef&uuml;hrt. Auch die Anwendung von Schanzzeug und das Aufwerfen verschanzter Lager in kurzer Zeit waren ein Teil der milit&auml;rischen Ausbildung, und nicht nur die Rekruten, sondern sogar die Veteranenlegionen mu&szlig;ten sich diesen &Uuml;bungen unterziehen, um ihre K&ouml;rper frisch und gelenkig zu erhalten und gegen&uuml;ber Strapazen und Entbehrungen abgeh&auml;rtet zu bleiben. Solche Soldaten waren in der Tat imstande, die Welt zu erobern.</P>
<P>In der Bl&uuml;tezeit der Republik gab es im allgemeinen 2 Konsular-Armeen, von denen jede aus 2 Legionen und aus den Kontingenten der Bundesgenossen (bei der Infanterie gleich stark, bei der Kavallerie doppelt so stark wie die r&ouml;mischen) bestand. Die Aushebung der Truppen geschah in einer allgemeinen B&uuml;rgerversammlung auf dem Kapitol &lt;Tempelburg des alten Rom&gt; oder dem Campus Martius &lt;St&auml;tte der Volksversammlungen und Exerzierplatz im alten Rom&gt;; von jedem Tribus wurde die gleiche Anzahl M&auml;nner genommen, die wiederum gleichm&auml;&szlig;ig auf die 4 Legionen verteilt wurden, bis die erforderliche Anzahl erreicht war. Sehr oft traten B&uuml;rger, die wegen ihres Alters oder ihrer Teilnahme an zahlreichen Feldz&uuml;gen vom Dienst befreit waren, wieder als Freiwillige ein. Die Rekruten wurden dann vereidigt und entlassen, bis man sie wieder brauchte. Bei der Einberufung wurden die J&uuml;ngsten und &auml;rmsten als velites genommen, die n&auml;chsten - dem Alter und dem Verm&ouml;gen nach - als hastati und principes und die &auml;ltesten und reichsten als triarii. Jede Legion z&auml;hlte 1.200 velites, 1.200 hastati, 1.200 principes, 600 triarii und 300 Reiter (Ritter), im ganzen 4.500 Mann. Die hastati, principes und triarii waren in je 10 Manipel oder Kompanien aufgeteilt und zu jedem Manipel geh&ouml;rte eine gleiche Anzahl velites. Diese velites (rorarii, accensi, ferentarii) bildeten die leichten Truppen der Legion und standen gemeinsam mit der Kavallerie auf ihren Fl&uuml;geln. Die hastati bildeten die erste, die principes die zweite Linie; sie waren urspr&uuml;nglich mit Speeren bewaffnet. Die triarii bildeten die Reserve und waren mit dem pilum bewaffnet, einem kurzen, aber au&szlig;erordentlich schweren und gef&auml;hrlichen Speer, den sie in die vordersten Glieder des Feindes warfen, unmittelbar bevor sie den Nahkampf mit dem Schwert begannen. Jeder Manipel wurde von einem Zenturio befehligt, der einen zweiten Zenturio als Stellvertreter hatte. Die Zenturionen bildeten in der ganzen Legion eine Rangordnung, <A NAME="S19"><B>&lt;19&gt;</A></B> und zwar vom niedrigsten, dem zweiten Zenturio des letzten oder zehnten Manipels der hastati bis zum ersten Zenturio des ersten Manipels der triarii (primus pilus), der bei Abwesenheit eines h&ouml;heren Befehlshabers sogar das Kommando &uuml;ber die ganze Legion &uuml;bernahm. Im allgemeinen befehligte der primus pilus alle triarii, ebenso wie der primus princeps (der erste Zenturio des ersten Manipels der principes) alle principes und der primus hastatus alle hastati der Legion befehligte.</P>
<P>In einer fr&uuml;heren Zeit wurde die Legion abwechselnd von ihren 6 Kriegstribunen befehligt; jeder von ihnen &uuml;bernahm das Kommando f&uuml;r 2 Monate. Nach dem ersten B&uuml;rgerkrieg wurden Legaten als st&auml;ndige Befehlshaber an die Spitze jeder Legion gestellt; die Tribunen waren jetzt meist Kommandeure, die mit den Stabs- oder mit Verwaltungsangelegenheiten betraut wurden. Der Unterschied in der Bewaffnung der drei Linien verschwand noch vor der Zeit des Marius. Alle drei Linien der Legion wurden mit dem pilum ausger&uuml;stet, das nun die nationale Waffe der R&ouml;mer bildete. Auch der qualitative Unterschied zwischen den drei Linien verschwand bald, soweit er auf Alter und L&auml;nge der Dienstzeit beruhte. Nach Berichten von Sallust erschienen in der Schlacht des Metellus gegen Jugurtha zum letzten Male hastati, principes und triarii. Marius bildete nun aus den 30 Manipeln der Legion 10 Kohorten und stellte diese in 2 Linien von je 5 Kohorten auf. Gleichzeitig wurde die normale St&auml;rke der Kohorte auf 600 Mann erh&ouml;ht. Die erste Kohorte unter dem primus pilus trug den Legionsadler. Die Kavallerie blieb in Turmen zu je 30 Reitern formiert und hatte 3 Dekurionen, von denen der erste die Turme befehligte. Die Ausr&uuml;stung der r&ouml;mischen Infanterie bestand aus einem halbzylinderf&ouml;rmigen Schild, 4 mal 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>2</FONT> Fu&szlig; gro&szlig;, aus Holz gefertigt, mit Leder bezogen und mit eisernen Beschlagen verst&auml;rkt; in der Mitte hatte er einen H&ouml;cker (umbo), um Speerst&ouml;&szlig;e zu parieren. Der Helm war aus Bronze, hatte gew&ouml;hnlich hinten eine Verl&auml;ngerung, um den Nacken zu sch&uuml;tzen, und wurde mit Lederb&auml;ndern befestigt, die mit Bronzeschuppen besetzt waren. Der Brustharnisch, etwa ein Fu&szlig; im Quadrat, war an einem Ledercorselet mit geschuppten Riemen, die &uuml;ber die Schulter reichten, befestigt; bei den Zenturionen bestand er aus einem mit Bronzeschuppen bedeckten Panzerhemd. Das rechte Bein, das beim Schwertsto&szlig; durch das Vorstellen exponiert wurde, war durch eine Bronzeplatte gesch&uuml;tzt. Au&szlig;er dem kurzen Schwert, das mehr zum Sto&szlig;en als zum Schlagen benutzt wurde, trugen die Soldaten das pilum, einen schweren Speer, dessen h&ouml;lzerner 4<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>2</FONT> Fu&szlig; langer Schaft mit einer eisernen Spitze von 1<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>2</FONT> Fu&szlig; verl&auml;ngert war, also insgesamt 6 Fu&szlig; lang und - bei einem Querschnitt des h&ouml;lzernen Teils von <A NAME="S20"><B>&lt;20&gt;</A></B> 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>2</FONT> Quadratzoll - ungef&auml;hr 10 oder 11 Pfund schwer. Wenn das pilum aus einer Entfernung von 10 oder 15 Schritt geworfen wurde, durchbohrte es oft Schild und Brustharnisch und warf fast immer den Gegner um. Die leichtbewaffneten velites trugen leichte, kurze Wurfspeere. In den sp&auml;teren Perioden der Republik, als die barberischen Hilfstruppen den leichten Dienst &uuml;bernahmen, verschwand diese Art der Truppen vollst&auml;ndig. Die Kavallerie war mit einer Ausr&uuml;stung versehen, &auml;hnlich der der Infanterie, n&auml;mlich einer Lanze und einem l&auml;ngeren Schwert. Aber die eigentliche r&ouml;mische Kavallerie war nicht sehr gut und zog es vor, abgesessen zu k&auml;mpfen. Sie wurde sp&auml;ter g&auml;nzlich abgeschafft und durch numidische, spanische, gallische und germanische Reiter ersetzt.</P>
<P>Die taktische Aufstellung der r&ouml;mischen Truppen gestattete gro&szlig;e Beweglichkeit. Die Manipel wurden in Intervallen formiert, die der frontalen Breite entsprachen; ihre Tiefe variierte zwischen 5 oder 6 bis 10 Mann. Die Manipel der zweiten Linie fanden hinter den Intervallen der ersten Manipel Aufstellung, die triarii noch weiter hinten, aber in einer ununterbrochenen Linie. Wenn die Umst&auml;nde es verlangten, konnten die Manipel jeder Linie seitlich aufschlie&szlig;en, das hei&szlig;t eine ununterbrochene Linie formieren, oder die Manipel der zweiten Linie konnten vorr&uuml;cken, um die Intervalle der ersten aufzuf&uuml;llen; dort, wo gr&ouml;&szlig;ere Tiefe erforderlich war, schlossen die Manipel der principes jeder hinter dem entsprechenden Manipel der hastati auf und verdoppelten deren Tiefe. Als sie den Elefanten des Pyrrhos gegen&uuml;berstanden, formierten sich alle drei Linien mit Intervallen, wobei jeder Manipel genau hinter dem vorderen Manipel stand, um Platz zu lassen, damit die Tiere geradeswegs die Schlachtordnung durchliefen. In dieser Formation war die Schwerf&auml;lligkeit der Phalanx in jeder Weise erfolgreich &uuml;berwunden. Die Legion konnte sich, ohne ihre Schlachtordnung zu zerst&ouml;ren, in einem Gel&auml;nde bewegen und man&ouml;vrieren, in das sich die Phalanx nicht ohne gr&ouml;&szlig;tes Risiko vorwagen durfte. Um ein Hindernis zu passieren, mu&szlig;ten h&ouml;chstens ein oder zwei Manipel ihre Frontlinie verk&uuml;rzen, und in wenigen Augenblicken war die Front wiederhergestellt. Die Legion konnte ihre ganze Front mit leichten Truppen decken, da sich diese beim Vormarsch der Linie durch die Intervalle zur&uuml;ckziehen konnten. Doch den Hauptvorteil bildete die Aufstellung in mehreren Linien, die, den Erfordernissen der Situation entsprechend, nacheinander in den Kampf geschickt wurden. Bei der Phalanx mu&szlig;te der Angriff mit einem einzigen Sto&szlig; entschieden werden. Es gab keine frischen Reservetruppen, die im Falle eines Mi&szlig;erfolgs den Kampf aufgenommen h&auml;tten - mit diesem Fall war in der Tat nie gerechnet worden. Dagegen konnte die Legion mit <A NAME="S21"><B>&lt;21&gt;</A></B> ihren leichten Truppen und der Kavallerie den Feind auf seiner ganzen Front ins Gefecht ziehen - sie konnte dem Vormarsch der gegnerischen Phalanx ihre erste Linie der hastati gegen&uuml;berstellen, die nicht so leicht zu schlagen war, da zumindest 6 der 10 Manipel zun&auml;chst einzeln h&auml;tten zerschlagen werden m&uuml;ssen - sie konnte die Kr&auml;fte des Feindes durch den Vormarsch der principes zerm&uuml;rben und schlie&szlig;lich den Sieg durch die triarii entscheiden. Auf diese Weise blieben die Truppen und der Verlauf der Schlacht in der Hand des Feldherrn, w&auml;hrend die Phalanx, war sie einmal ins Gefecht gezogen worden, unwiderruflich mit ihrer ganzen St&auml;rke eingesetzt war und den Kampf zu Ende f&uuml;hren mu&szlig;te. Wenn der r&ouml;mische Feldherr die Schlacht abbrechen wollte, gestattete ihm die Organisation der Legionen, mit seinen Reserven eine Stellung zu beziehen, w&auml;hrend sich die vorher unmittelbar am Kampf beteiligten Truppen durch die Intervalle zur&uuml;ckzogen und ihrerseits eine Stellung einnahmen. In jedem Fall war immer ein Teil der Truppen in guter Ordnung, denn sogar wenn die triarii zur&uuml;ckgeschlagen wurden, hatten sich die zwei ersten Linien hinter ihnen wieder formiert. Als die Legionen des Flamininus in den Ebenen Thessaliens auf die Phalanx Philipps stie&szlig;en, wurde ihr erster Angriff sofort zur&uuml;ckgeschlagen; doch als ein Angriff auf den anderen folgte, erm&uuml;deten die Makedonier und verloren einen Teil der Festigkeit ihrer Formation, und wo immer sich ein Zeichen von Unordnung einstellte, gab es einen r&ouml;mischen Manipel, der einen Einbruch in die schwerf&auml;llige Masse versuchte. Als schlie&szlig;lich 20 Manipel die Flanken und den R&uuml;cken der Phalanx angriffen, konnte der taktische Zusammenhalt nicht l&auml;nger aufrechterhalten werden; die tiefe Linie l&ouml;ste sich in einen Schwarm von Fl&uuml;chtenden auf, und die Schlacht war verloren.</P>
<P>Gegen die Reiterei formierte die Legion den orbis, eine Art Karree mit dem Tro&szlig; in der Mitte. War auf dem Marsch ein Angriff zu bef&uuml;rchten, so formierte sie die legio quadrata, eine Art ausgedehnte Kolonne mit einer breiten Front, den Tro&szlig; im Zentrum. Dies war nat&uuml;rlich nur auf offenem Gel&auml;nde m&ouml;glich, wo sich die Marschlinie quer &uuml;ber das Land erstrecken konnte</P>
<P>Zu C&auml;sars Zeiten wurden die Legionen meist aus Freiwilligen in Italien rekrutiert. Nach dem Bundesgenossenkrieg wurde das B&uuml;rgerrecht und damit die Milit&auml;rdienstpflicht auf ganz Italien ausgedehnt, und demzufolge waren weit mehr M&auml;nner verf&uuml;gbar als erforderlich. Die Bezahlung war ungef&auml;hr gleich dem Verdienst eines Arbeitenden; daher gab es gen&uuml;gend Rekruten, auch wenn man nicht auf die allgemeine Aushebung zur&uuml;ckgriff. Nur in Ausnahmef&auml;llen rekrutierte man die Legionen in den Provinzen; so <A NAME="S22"><B>&lt;22&gt;</A></B> hatte C&auml;sar seine f&uuml;nfte Legion im r&ouml;mischen Gallien rekrutiert, doch erhielt diese nachher en masse die r&ouml;mischen B&uuml;rgerrechte. Die Legionen hatten bei weitem nicht die nominelle St&auml;rke von 4.500 Mann; C&auml;sars Legionen z&auml;hlten selten viel mehr als 3.000. Man zog es vor, die ausgehobenen Rekruten zu neuen Legionen zu formieren (legiones tironum), anstatt sie in den alten Legionen mit den Veteranen zusammen aufzustellen. Diese neuen Legionen wurden zun&auml;chst von Schlachten auf offenem Feld ausgeschlossen und haupts&auml;chlich zur Bewachung des Lagers verwandt. Die Legion war in 10 Kohorten von je 3 Manipeln eingeteilt. Die Bezeichnungen hastati, principes, triarii wurden beibehalten, soweit sie notwendig waren, um den Rang der Offiziere entsprechend dem oben angef&uuml;hrten System zu kennzeichnen; f&uuml;r die Soldaten hatten diese Bezeichnungen jede Bedeutung verloren. Die 6 Zenturionen der ersten Kohorte einer jeden Legion hatten das Recht, an den Beratungen des Kriegsrats teilzunehmen. Sie kamen aus den Reihen der Soldaten und erreichten selten einen h&ouml;heren Rang. Die Schule f&uuml;r den h&ouml;heren Kommandobestand bildete der pers&ouml;nliche Stab des Feldherrn und setzte sich aus gebildeten jungen M&auml;nnern zusammen, die bald zum Rang der tribuni militum und sp&auml;ter zu dem der legati aufstiegen. Die Bewaffnung des Soldaten blieb die gleiche: pilum und Schwert. Neben seiner Ausr&uuml;stung trug der Soldat sein pers&ouml;nliches Gep&auml;ck, das 35 bis 60 Pfund wog. Die Tragevorrichtung war so unhandlich, da&szlig; der Soldat erst kampff&auml;hig war, wenn er das Gep&auml;ck abgesetzt hatte. Die Lagerutensilien der Armee wurden von Pferden und Mauleseln bef&ouml;rdert, von denen eine Legion ungef&auml;hr 500 brauchte. Jede Legion hatte ihren Adler und jede Kohorte ihr Feldzeichen. F&uuml;r die leichte Infanterie zog C&auml;sar aus seinen Legionen eine bestimmte Anzahl M&auml;nner (antesignani) ab, die f&uuml;r den leichten Dienst ebenso geeignet waren wie f&uuml;r den Nahkampf in Linie. Au&szlig;er diesen hatte er seine Hilfskr&auml;fte aus den Provinzen, kretische Bogensch&uuml;tzen, balearische Schleuderer, gallische und numidische Kontingente und germanische S&ouml;ldner. Seine Reiterei bestand teils aus gallischen, teils aus germanischen Truppen. R&ouml;mische Leichtbewaffnete und r&ouml;mische Reiterei gab es seit einiger Zeit nicht mehr.</P>
<P>Der Armeestab bestand aus den legati, die vom Senat ernannt wurden. Sie waren Stellvertreter des Feldherrn, denen er das Kommando &uuml;ber einzelne Korps oder Teile der Schlachtordnung &uuml;bertrug. C&auml;sar gab zum ersten Male jeder Legion einen Legaten als st&auml;ndigen Kommandeur bei. Waren nicht gen&uuml;gend legati vorhanden, so mu&szlig;te auch der quaestor das Kommando einer Legion &uuml;bernehmen. Er war eigentlich der Zahlmeister der Armee und Leiter des Verpflegungswesens und wurde in diesem Amt <A NAME="S23"><B>&lt;23&gt;</A></B> von zahlreichen Schreibern und Ordonnanzen unterst&uuml;tzt. Dem Stab angegliedert waren die tribuni militum und die oben erw&auml;hnten jungen Freiwilligen (contubernales, comites praetorii), die als Adjutanten, Ordonnanzoffiziere Dienst taten. In der Schlacht jedoch k&auml;mpften sie wie die einfachen Soldaten in Linie, und zwar in den Reihen der cohors praetoria, die aus Liktoren, Schreibern, Dienern, Kundschaftern (speculatores) und Ordonnanzen (apparitores) des Hauptquartiers bestanden. Der Feldherr hatte au&szlig;erdem eine Art Leibwache, aus Veteranen bestehend, die sich freiwillig auf den Ruf ihres fr&uuml;heren Feldherrn hin wieder gemeldet hatten. Diese Truppe, die beim Marsch beritten war, aber abgesessen k&auml;mpfte, wurde als die Elite der Armee betrachtet. Sie trug und bewachte das vexillum, das Signalbanner der gesamten Armee. F&uuml;r die Schlacht formierte C&auml;sar seine Truppen gew&ouml;hnlich in 3 Linien; in der ersten standen 4 Kohorten jeder Legion, in der zweiten und dritten je 3; die Kohorten der zweiten Linie richteten sich auf die Intervalle der ersten aus. Die zweite Linie mu&szlig;te die erste unterst&uuml;tzen, w&auml;hrend die dritte Linie eine allgemeine Reserve f&uuml;r entscheidende Man&ouml;ver gegen die Front oder die Flanke des Feindes oder zur Abwehr seiner entscheidenden Angriffe bildete. Gelang es dem Feind, die Frontlinie so weit zu &uuml;berfl&uuml;geln, da&szlig; ihre Verl&auml;ngerung notwendig wurde, verteilte man die Armee auf nur 2 Linien. Eine einzige Linie (acies simplex) wurde nur im &auml;u&szlig;ersten Notfalle und dann ohne Intervall zwischen den Kohorten angewandt; bei der Verteidigung eines Lagers war sie jedoch die Regel, da die Linie noch 8-10 Mann tief war und eine Reserve aus den M&auml;nnern bilden konnte, die keinen Platz auf dem Parapett hatten.</P>
<P>Augustus vervollst&auml;ndigte das Werk, die r&ouml;mischen Truppen zu einem regul&auml;ren stehenden Heer umzubilden. Er hatte 25 Legionen &uuml;ber das ganze Reich verteilt, von denen 8 am Rhein (diese galten als die Hauptkraft, praecipuum robur, der Armee), 3 in Spanien, 2 in Afrika, 2 in &Auml;gypten, 4 in Syrien und Kleinasien und 6 in den Donaul&auml;ndern standen. In Italien waren ausgew&auml;hlte Truppen stationiert, die nur in diesem Lande rekrutiert wurden und die den Schutz des Kaisers &uuml;bernahmen; diese bestanden aus 12, sp&auml;ter aus 14 Kohorten. Au&szlig;erdem hatte die Stadt Rom 7 Kohorten Munizipalwachen (vigiles), die urspr&uuml;nglich aus freigelassenen Sklaven gebildet wurden. Neben dieser regul&auml;ren Armee mu&szlig;ten die Provinzen wie fr&uuml;her ihre leichten Hilfstruppen stellen, die nun meist in eine Art Miliz f&uuml;r Garnison- und Polizeidienst verwandelt wurden. An bedrohten Grenzen jedoch wurden nicht nur diese Hilfstruppen, sondern auch ausl&auml;ndische S&ouml;ldner im aktiven Dienst gehalten. Die Anzahl der Legionen stieg unter <A NAME="S24"><B>&lt;24&gt;</A></B> Trajanus auf 30, unter Septimius Severus auf 33. Neben ihren Nummern hatten die Legionen auch Namen nach ihren Standorten (L[egio] Germanica, L[egio] Italica), nach Kaisern (L[egio] Augusta), nach G&ouml;ttern (L[egio] Primigenia, L[egio] Apollinaris) oder als ehrenvolle Auszeichnungen (L[egio] fidelis, L[egio] pia, L[egio] invicta). Die Organisation der Legion machte einige Ver&auml;nderungen durch. Der Befehlshaber wurde nun praefectus genannt. Die St&auml;rke der ersten Kohorte wurde verdoppelt (cohors milliaria) und die normale St&auml;rke der Legion auf 6.100 Mann bei der Infanterie und 726 Mann bei der Kavallerie erh&ouml;ht. Dies sollte das Minimum sein, und falls notwendig, sollten eine oder mehrere cohorte milliariae hinzugef&uuml;gt werden. Die cohors milliaria wurde von einem Milit&auml;rtribun befehligt, die anderen von Tribunen oder praepositi; der Rang des Zenturio wurde so auf die unteren Anf&uuml;hrer beschr&auml;nkt. Die Aufnahme von Freigelassenen oder Sklaven, von Einheimischen aus den Provinzen und Leuten allerlei Art in die Legionen wurde zur Regel; das r&ouml;mische B&uuml;rgerrecht war f&uuml;r die Pr&auml;torianer nur in Italien erforderlich und sogar dort wurde es sp&auml;ter aufgehoben. Der r&ouml;mische Nationalcharakter der Armee wurde bald durch das Eindringen barbarischer und halbbarbarischer, romanisierter und nichtromanisierter Elemente verw&auml;ssert; nur die Kommandeure waren nach wie vor r&ouml;mischer Herkunft. Diese Verschlechterung der Elemente, aus denen sich die Armee zusammensetzte, wirkte sich sehr bald auf Ausr&uuml;stung und Taktik aus. Der schwere Brustharnisch und das pilum wurden abgeschafft. Das m&uuml;hevolle Ausbildungssystem, das die Welteroberer geformt hatte, wurde vernachl&auml;ssigt. Unn&uuml;tzes Gefolge und Luxus wurden f&uuml;r die Armee zur Notwendigkeit und die impedimenta (Tro&szlig;) wuchsen, w&auml;hrend St&auml;rke und Ausdauer der Armee abnahmen. Der Niedergang zeigte sich ebenso wie seinerzeit Griechenland in der Vernachl&auml;ssigung der schweren Linieninfanterie, einer t&ouml;richten Vorliebe f&uuml;r alle Arten leichter Ausr&uuml;stung und Annahme barbarischer Ausr&uuml;stungen und Kampfweisen. So finden wir unz&auml;hlige Klassifizierungen der leichten Truppen (auxiliatores, exculcatores, jaculatores, excursatores, praecursatores, scutati, funditores, balistarii, tragularii), mit vielerlei Arten von Wurfgeschossen bewaffnet, und wir erfahren von Vegetius, da&szlig; die Kavallerie in Nachahmung der Goten, Alanen und Hunnen verbessert worden war. Schlie&szlig;lich h&ouml;rte jeglicher Unterschied in Ausr&uuml;stung und Bewaffnung zwischen R&ouml;mern und Barbaren auf, und die Germanen, physisch und moralisch &uuml;berlegen, &uuml;berrannten die Einheiten der entromanisierten Legionen. Der Eroberung des Abendlandes durch die Germanen stellte sich daher nur ein kleiner &Uuml;berrest entgegen, <A NAME="S25"><B>&lt;25&gt;</A></B> ein schwacher Abglanz der alten r&ouml;mischen Taktik; aber sogar dieser kleine &Uuml;berrest wurde nun zerst&ouml;rt.</P>
<P>Das ganze Mittelalter ist eine ebenso unfruchtbare Periode f&uuml;r die Entwicklung der Taktik wie f&uuml;r jede andere Wissenschaft. Das Feudalsystem war im wesentlichen ein Gegner der Disziplin, obgleich es in seinen ersten Anf&auml;ngen eine milit&auml;rische Organisation war. Rebellionen und Abspaltungen gro&szlig;er Vasallen mit ihren Kontingenten fanden st&auml;ndig statt. Die Befehlserteilung an die Anf&uuml;hrer wurde gew&ouml;hnlich zu einem l&auml;rmenden Kriegsrat, wodurch alle ausgedehnten Operationen unm&ouml;glich gemacht wurden. Kriege waren daher selten auf entscheidende Punkte gerichtet; K&auml;mpfe um den Besitz einer einzigen Ortschaft f&uuml;llten ganze Feldz&uuml;ge aus. Die einzigen gr&ouml;&szlig;eren Operationen dieser Periode (wenn man die verworrene Zeit vom 6. bis 12. Jahrhundert au&szlig;er acht l&auml;&szlig;t) sind die Kriegsz&uuml;ge der deutschen Kaiser nach Italien und die Kreuzz&uuml;ge - die einen so ergebnislos wie die anderen.</P>
<P>Die Infanterie des Mittelalters, die sich aus den feudalen Lehnsm&auml;nnern und einem Teil der Bauernschaft zusammensetzte, bestand haupts&auml;chlich aus Pikenieren und war meist erb&auml;rmlich. F&uuml;r die Ritter, v&ouml;llig eisengepanzert, war es spielend einfach, in diesen ungesch&uuml;tzten Haufen zu reiten und willk&uuml;rlich dreinzuschlagen. Ein Teil der Infanterie auf dem Festland Europas war mit der Armbrust bewaffnet, w&auml;hrend in England der Langbogen zur nationalen Waffe der Bauernschaft wurde. Dieser Langbogen war eine furchtbare Waffe und sicherte den Engl&auml;ndern die &Uuml;berlegenheit &uuml;ber die Franzosen bei Cr&eacute;cy, Poitiers und Azincourt. Leicht vor dem Regen zu sch&uuml;tzen, der zeitweilig die Armbrust untauglich machte, erzielte der Pfeil des Langbogens Entfernungen von &uuml;ber 200 Yard, also nicht viel weniger als die wirksame Reichweite der alten glatten Muskete. Der Pfeil durchdrang ein Brett von Zollst&auml;rke und durchschlug sogar den Brustharnisch. So behauptete der Langbogen seinen Platz lange Zeit sogar gegen die ersten Handfeuerwaffen, besonders da es m&ouml;glich war, in der gleichen Zeit sechs Pfeile abzuschie&szlig;en, in der die Muskete jener Epoche einmal geladen und abgefeuert werden konnte. Noch Ende des 16. Jahrhunderts versuchte K&ouml;nigin Elisabeth, den nationalen Langbogen als Kriegswaffe wieder einzuf&uuml;hren. Er erwies sich besonders wirksam gegen die Kavallerie. Die Pfeile verwundeten oder t&ouml;teten die Pferde, und selbst wenn die R&uuml;stung der Krieger sich als schu&szlig;fest erwies, wurden die ihrer Pferde beraubten Ritter kampfunf&auml;hig und gew&ouml;hnlich gefangengenommen. Die Bogensch&uuml;tzen k&auml;mpften entweder ausgeschw&auml;rmt oder in Linie. Die Kavallerie war die entscheidende Waffengattung des Mittelalters. Die Ritter in voller <A NAME="S26"><B>&lt;26&gt;</A></B> R&uuml;stung bildeten den ersten wirksamen Truppenk&ouml;rper der schweren Kavallerie in der Geschichte, der in regul&auml;rer Formation angriff; denn Alexanders cataphracti, obwohl sie die Schlacht bei Arbela entschieden, waren eine derartige Ausnahme, da&szlig; wir nachdem nichts mehr von ihnen h&ouml;ren, und in der gesamten Folge der antiken Geschichte behauptete die Infanterie ihre vorherrschende Stellung in der Schlacht. Der einzige Fortschritt also, den das Mittelalter uns hinterlie&szlig;, ist die Schaffung einer Kavallerie, von der unsere moderne Reiterei direkt abstammt. Was f&uuml;r eine schwerf&auml;llige Angelegenheit diese Kavallerie jedoch war, ist schon durch die eine Tatsache bewiesen, da&szlig; sie das ganze Mittelalter hindurch die schwere, sich langsam bewegende Waffengattung war, w&auml;hrend der gesamte leichte Dienst und die schnellen Bewegungen von der Infanterie ausgef&uuml;hrt wurden. Die Ritter k&auml;mpften jedoch nicht immer in geschlossener Ordnung. Sie zogen es vor, im Zweikampf mit einzelnen Gegnern zu fechten oder mit ihren Pferden mitten in die feindliche Infanterie hineinzusprengen. So kehrte man mit dieser Art und Weise, eine Schlacht auszutragen, zu den homerischen Zeiten zur&uuml;ck. Wenn die Ritter aber in geschlossener Ordnung k&auml;mpften, so griffen sie entweder in Linie (ein Mann tief, die leichter bewaffneten Knappen bildeten das zweite Glied) oder in tiefer Kolonne an. Solch ein Angriff wurde in der Regel nur gegen die Ritter (bewaffnete Reiter) der gegnerischen Armee unternommen; denn gegen die Infanterie w&auml;re er eine Verschwendung von Kr&auml;ften gewesen. Die Pferde, mit der eigenen sowie der R&uuml;stung ihres Reiters schwer beladen, konnten nur langsam und nur kurze Strecken laufen. Daher war diese unbewegliche Kavallerie w&auml;hrend der Kreuzz&uuml;ge und in den Kriegen gegen die Mongolen in Polen und Schlesien st&auml;ndig &uuml;beranstrengt und wurde schlie&szlig;lich von den beweglichen leichten Reitern des Ostens aufgerieben. In den &ouml;sterreichischen und burgundischen Kriegen gegen die Schweiz mu&szlig;ten die Ritter - auf schwierigem Gel&auml;nde in Kampf verwickelt - absteigen und eine Phalanx bilden, die noch unbeweglicher war als die makedonische. In Gebirgsp&auml;ssen wurden Felsbrocken und Baumst&uuml;mpfe auf sie geschleudert, wodurch die Phalanx ihre taktische Ordnung verlor und durch einen entschlossenen Angriff zerstreut wurde.</P>
<P>Um das 14. Jahrhundert wurde eine Art leichtere Kavallerie eingef&uuml;hrt und ein Teil der Bogensch&uuml;tzen mit Pferden versehen, um ihnen das Man&ouml;vrieren zu erleichtern. Doch wurden diese und andere Ver&auml;nderungen bald sinnlos, sie mu&szlig;ten aufgegeben oder anders angewandt werden infolge der Einf&uuml;hrung jenes neuen Elements, das dazu bestimmt war, das gesamte System der Kriegf&uuml;hrung zu ver&auml;ndern - das Schie&szlig;pulver.</P>
<B><P><A NAME="S27">&lt;27&gt;</A></B> Die Kenntnis von der Zusammensetzung und dem Gebrauch des Schie&szlig;pulvers verbreitete sich von den Arabern in Spanien nach Frankreich und dem &uuml;brigen Europa; die Araber selbst erhielten es von weiter &ouml;stlich lebenden Nationen, die es wiederum von den urspr&uuml;nglichen Erfindern, den Chinesen, hatten. In der ersten H&auml;lfte des 14. Jahrhunderts wurden die ersten Kanonen bei den europ&auml;ischen Armeen eingef&uuml;hrt; das waren schwere, plumpe Artilleriest&uuml;cke, die Steinkugeln warfen und nur f&uuml;r den Belagerungskrieg taugten. Es wurden jedoch bald leichte Waffen erfunden. So versorgte sich die Stadt Perugia in Italien im Jahre 1364 mit 500 Handrohren, die nicht l&auml;nger als 8 Zoll waren. Das war der Ansto&szlig; zur Herstellung von Pistolen (nach Pistoja in Toskana benannt). Nicht lange danach wurden l&auml;ngere und schwerere Handrohre (arquebuses) angefertigt, die unseren jetzigen Muskete entsprechen. Da sie aber ein kurzes und schweres Rohr hatten, war ihre Reichweite nur gering; das Luntenschlo&szlig; machte ein genaues Zielen fast unm&ouml;glich; au&szlig;erdem hatte diese Muskete fast jeder anderen nur denkbaren Nachteil. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts gab es in Westeuropa keine milit&auml;rische Streitmacht ohne Artillerie und Arkebusiere. Der Einflu&szlig; der neuen Waffe auf die allgemeine Taktik war jedoch sehr wenig sichtbar. F&uuml;r die gro&szlig;en wie die kleinen Feuerwaffen wurde eine sehr lange Zeit zum Laden gebraucht, und infolge ihrer Schwerf&auml;lligkeit und Kostspieligkeit hatten sie um 1450 nicht einmal die Armbrust verdr&auml;ngt.</P>
<P>In der Zwischenzeit trugen der allgemeine Verfall des feudalen Systems und das Entstehen von St&auml;dten dazu bei, die Zusammensetzung der Armeen zu ver&auml;ndern. Die gr&ouml;&szlig;eren Vasallen waren entweder durch eine Zentralgewalt unterworfen worden wie in Frankreich, oder sie waren sozusagen unabh&auml;ngige Souver&auml;ne wie in Deutschland und Italien geworden. Die Macht des niederen Adels wurde von der Zentralgewalt, die ein B&uuml;ndnis mit den St&auml;dten einging, gebrochen. Die feudalen Armeen h&ouml;rten auf zu bestehen; neue Armeen wurden aus den zahlreichen S&ouml;ldnern gebildet, denen es nun durch den Verfall des Feudalismus freistand, jenen zu dienen, die sie bezahlten. So entstand etwas &Auml;hnliches wie ein stehendes Heer; aber diese S&ouml;ldner - M&auml;nner aus allen Nationen, die schwer im Zaum zu halten waren und unregelm&auml;&szlig;ig entlohnt wurden - ver&uuml;bten sehr schwere Ausschreitungen. In Frankreich bildete K&ouml;nig Karl VII. daher eine st&auml;ndige Streitmacht aus Einheimischen. Im Jahre 1445 hob er 15 compagnies d'ordonnance &lt;Ordonnanzkompanien, die haupts&auml;chlich aus den Reihen des Adels rekrutiert wurden&gt; von je 600 Mann aus, im ganzen 9.000 Mann Kavallerie, <A NAME="S28"><B>&lt;28&gt;</A></B> die in den St&auml;dten des K&ouml;nigreichs stationiert und regelm&auml;&szlig;ig entlohnt wurden. Jede Kompanie war in 100 Lanzen eingeteilt; eine Lanze bestand aus einem bewaffneten Reiter, 3 Bogensch&uuml;tzen, einem Knappen und einem Pagen. Sie bildeten also eine Mischung von schwerer Kavallerie mit berittenen Bogensch&uuml;tzen, wobei die beiden Waffengattungen in der Schlacht nat&uuml;rlich getrennt k&auml;mpften. Im Jahre 1448 f&uuml;gte er 16 .000 francs-archers &lt;Bogensch&uuml;tzen, die von allen Abgaben befreit waren&gt; unter 4 Kapit&auml;n-Generalen hinzu, die je 8 Kompanien von 500 Mann befehligten. Alle Bogensch&uuml;tzen waren mit der Armbrust ausger&uuml;stet. Sie wurden durch die Gemeinden rekrutiert, von ihnen bewaffnet und waren v&ouml;llig steuerfrei. So entstand das erste stehende Heer der modernen Zeit.</P>
<P>Am Ende dieser ersten Periode der modernen Taktik, wie sie aus dem mittelalterlichen Durcheinander hervorging, kann man den Stand der Dinge wie folgt zusammenfassen: Die Hauptmasse der Infanterie, die aus S&ouml;ldnern bestand, war mit Pike und Schwert, Brustharnisch und Helm ausger&uuml;stet. Sie k&auml;mpfte in tiefen, geschlossenen Massen; da sie aber besser bewaffnet und ausgebildet war als die feudale Infanterie, zeigte sie gr&ouml;&szlig;ere Ausdauer und Ordnung im Kampf. Die Soldaten der stehenden Aufgebote und die S&ouml;ldner, die Berufssoldaten waren, erwiesen sich nat&uuml;rlich den gelegentlichen Aufgeboten und den zusammenhanglosen Haufen der feudalen Gefolgschaften &uuml;berlegen. Die schwere Kavallerie war nun des &ouml;fteren gezwungen, in dichter Schlachtordnung gegen die Infanterie vorzugehen. Die leichte Infanterie war noch immer haupts&auml;chlich aus Bogensch&uuml;tzen zusammengesetzt, doch gewann der Gebrauch der Handfeuerwaffe bei den Pl&auml;nklern an Boden. Die Reiterei blieb bislang noch die Hauptwaffe; die schwere Kavallerie - bestehend aus gewappneten, eisengepanzerten Reitern, die sich aber nicht mehr in jedem Falle aus dem Adelsstand zusammensetzten - war gezwungen, von ihrer ehemaligen ritterlichen und homerischen Kampfweise &uuml;berzugehen zu der prosaischeren Notwendigkeit, in dichter Ordnung anzugreifen. Doch die Schwerf&auml;lligkeit einer solchen Kavallerie machte sich nun allgemein f&uuml;hlbar, und es wurden viele Pl&auml;ne entworfen, um eine leichtere Reiterei zu entwickeln. Zum Teil mu&szlig;ten berittene Bogensch&uuml;tzen, wie berichtet wird, diesen Bedarf decken; in Italien und den benachbarten L&auml;ndern wurden die stradioti - leichte Kavallerie nach t&uuml;rkischem Muster, die sich aus bosnischen und albanischen S&ouml;ldnern zusammensetzte, einer Art Baschi-Bosuks - gern verwandt und waren besonders bei Verfolgungen sehr gef&uuml;rchtet. Polen und Ungarn hatten neben <A NAME="S29"><B>&lt;29&gt;</A></B> der vom Westen &uuml;bernommenen schweren Kavallerie ihre eigene nationale leichte Kavallerie beibehalten. Die Artillerie steckte noch in den Kinderschuhen. Die schweren Kanonen dieser Zeit wurden wohl ins Feld mitgenommen, konnten aber ihre einmal bezogene Stellung nicht wechseln. Das Pulver war schlecht, das Laden umst&auml;ndlich und langwierig, die Reichweite der Steinkugeln gering.</P>
<P>Das Ende des 15. und der Beginn des 16. Jahrhunderts sind durch einen doppelten Fortschritt gekennzeichnet: Die Franzosen verbesserten die Artillerie, und die Spanier gaben der Infanterie einen neuen Charakter. Karl VIII. von Frankreich machte seine Kanonen so weit beweglich, da&szlig; er sie nicht nur mit aufs Schlachtfeld nehmen konnte, sondern da&szlig; sie auch ihre Stellung w&auml;hrend der Schlacht wechseln und den anderen Truppen, die in ihren Bewegungen nicht sehr schnell waren, folgen konnten. Dadurch wurde er zum Begr&uuml;nder der Feldartillerie. Seine Kanonen, die auf Lafetten mit R&auml;dern montiert und von zahlreichen Pferden gezogen wurden, erwiesen sich gegen&uuml;ber der altmodischen, schwerf&auml;lligen Artillerie der Italiener (die von Ochsen gezogen wurde) weitaus &uuml;berlegen und richteten eine derartige Verheerung in den tiefen Kolonnen der italienischen Infanterie an, da&szlig; Machiavelli seine "Kriegskunst" haupts&auml;chlich deshalb schrieb, um Formationen vorzuschlagen, die dazu dienten, der Wirkung dieser Artillerie auf die Infanterie zu begegnen. In der Schlacht von Marignano besiegte Franz I. von Frankreich die Schweizer Pikeniere durch das wirksame Feuer und die Beweglichkeit dieser Artillerie, die aus Flankenpositionen heraus die Schweizer Schlachtordnung der L&auml;nge nach bestrich. Die Herrschaft der Pike bei der Infanterie war im Absterben. Die Spanier verbesserten die herk&ouml;mmliche Handfeuerwaffe (arquebuse) und f&uuml;hrten sie bei der regul&auml;ren schweren Infanterie ein. Ihre Muskete (hacquebutte) war eine schwere, langl&auml;ufige, mit einer Bohrung f&uuml;r 2 Unzen schwere Kugeln versehene Waffe, die von einem Auflagegestell abgefeuert wurde, das aus einer gabelf&ouml;rmigen Stange bestand. Die Kugel der Muskete durchschlug den st&auml;rksten Brustharnisch und wirkte dadurch entscheidend gegen die schwere Kavallerie, die in Unordnung geriet, sobald ihre M&auml;nner zu fallen begannen. Jeder Kompanie Pikeniere waren 10 oder 15 Musketiere zugeteilt, und die Wirkung ihres Feuers setzte bei Pavia sowohl Freund als auch Feind in Erstaunen. Frundsberg erz&auml;hlt, da&szlig; in dieser Schlacht ein einziger Schu&szlig; aus einer solchen Muskete gew&ouml;hnlich mehrere M&auml;nner und Pferde niederri&szlig;. Seit jener Zeit datiert die &Uuml;berlegenheit der spanischen Infanterie, die &uuml;ber 100 Jahre andauerte.</P>
<P>Der Krieg, der der Erhebung der Niederlande folgte, hatte auf die <A NAME="S30"><B>&lt;30&gt;</A></B> Formierung der Armeen gro&szlig;en Einflu&szlig;. Spanier wie Holl&auml;nder verbesserten alle Waffen betr&auml;chtlich. Bisher mu&szlig;ten in den S&ouml;ldnerarmeen alle M&auml;nner, die sich zum Milit&auml;rdienst anboten, voll ausger&uuml;stet, bewaffnet und mit der Waffe vertraut sein. In diesem langen Krieg jedoch, 40 Jahre auf einem kleinen Landstrich gef&uuml;hrt, wurden verf&uuml;gbare Rekruten dieser Art bald rar. Die Holl&auml;nder mu&szlig;ten sich mit solchen tauglichen Freiwilligen begn&uuml;gen, die sie auftreiben konnten, und die Regierung stand nun vor der Notwendigkeit, diese ausbilden zu lassen. Moritz von Nassau verfa&szlig;te das erste Exerzierreglement der modernen Zeit und legte somit den Grundstein f&uuml;r die einheitliche Ausbildung einer ganzen Armee. Die Infanterie begann wieder im Schritt zu marschieren; sie gewann viel an Einheitlichkeit und Festigkeit. Formiert wurde sie nun in kleineren Einheiten; die Kompanien, bisher 400-500, wurden auf 200 und 150 Mann reduziert; 10 Kompanien bildeten ein Regiment. Die verbesserte Muskete gewann an Boden gegen&uuml;ber der Pike. Ein Drittel der gesamten Infanterie bestand aus Musketieren, die in jeder Kompanie mit den Pikenieren vermischt waren. Diese, nur zum Nahkampf erforderlich, behielten ihren Helm, Brustharnisch und Stahlhandschuhe; die Musketiere wurden von jeglicher Schutzausr&uuml;stung befreit. Die Pikeniere formierten sich gew&ouml;hnlich in 2 Gliedern, die Musketiere in 5-8 Gliedern; sobald das erste Glied gefeuert hatte, zog es sich zum Laden zur&uuml;ck. Noch gr&ouml;&szlig;ere Ver&auml;nderungen vollzogen sich in der Kavallerie, und auch hier wurde Moritz von Nassau f&uuml;hrend. Wegen der Unm&ouml;glichkeit, eine schwere Kavallerie gepanzerter Reiter zu bilden, organisierte er eine Einheit leichter Reiterei, die in Deutschland rekrutiert wurde und mit einem Helm, einem K&uuml;ra&szlig;, einer Armr&uuml;stung, Stahlhandschuhen und langen Stiefeln ausger&uuml;stet war; da diese Reiter mit der Lanze der schwerbewaffneten spanischen Kavallerie nicht ebenb&uuml;rtig gewesen w&auml;ren, bewaffnete er sie mit Schwert und langen Pistolen. Diese neue Gattung von Reitern, die unseren modernen K&uuml;rassieren nahekommt, erwies sich den weit weniger zahlreichen und weniger beweglichen spanischen Reitern bald &uuml;berlegen, deren Pferde sie niederschossen, bevor diese langsame Masse &uuml;ber sie hereinbrach. Moritz von Nassau hatte seine K&uuml;rassiere ebenso gut gedrillt wie seine Infanterie; er erreichte einen solchen Stand, da&szlig; er es wagen konnte, mit ihren gro&szlig;en und kleinen Einheiten in der Schlacht Frontwechsel und andere Evolutionen vorzunehmen. Auch Alba fand es bald notwendig, seine leichte Reiterei zu verbessern. Bisher taugte sie nur f&uuml;r Scharm&uuml;tzel und den Einzelkampf, doch unter seiner Leitung lernte sie es bald, ebenso wie die schwere Kavallerie, als geschlossene Masse anzugreifen. Die Aufstellung der Kavallerie blieb noch 5-8 Glieder <A NAME="S31"><B>&lt;31&gt;</A></B> tief. Um diese Zeit f&uuml;hrte Heinrich IV. von Frankreich eine neue Art Reiterei ein, die Dragoner, die urspr&uuml;nglich als Infanterie verwandt wurden und nur beritten waren, um schneller von Ort zu Ort zu kommen. Wenige Jahre nach ihrer Einf&uuml;hrung verwandte man sie auch als Kavallerie und r&uuml;stete sie f&uuml;r diesen doppelten Dienst aus. Die Dragoner hatten weder eine R&uuml;stung noch hohe Stiefel, sondern nur einen Kavalleries&auml;bel und manchmal eine Lanze; au&szlig;erdem trugen sie die Infanteriemuskete oder einen k&uuml;rzeren Karabiner. Diese Truppen erf&uuml;llten jedoch nicht die Erwartungen, die zu ihrer Formierung gef&uuml;hrt hatten. Sie wurden bald ein Teil der regul&auml;ren Kavallerie und h&ouml;rten auf, als Infanterie zu k&auml;mpfen. (Zar Nikolaus von Ru&szlig;land unternahm den Versuch, die urspr&uuml;nglichen Dragoner wieder einzuf&uuml;hren. Er bildete eine Einheit von 16.000 Mann, die sowohl im Kampf zu Fu&szlig; als auch f&uuml;r den Reiterkampf geeignet war. Sie hatte aber nie Gelegenheit, w&auml;hrend der Schlacht abzusitzen, sondern k&auml;mpfte immer als Kavallerie. Deshalb wurde sie aufgel&ouml;st und als Kavalleriedragoner der &uuml;brigen russischen Kavallerie einverleibt.) In der Artillerie behielten die Franzosen ihre einmal gewonnene &Uuml;berlegenheit. Um diese Zeit wurde von ihnen das Zugtau erfunden und von Heinrich IV. die Kart&auml;tsche eingef&uuml;hrt. Auch die Spanier und Holl&auml;nder machten ihre Artillerie leichter und vereinfachten sie, doch blieb sie noch immer eine schwerf&auml;llige Angelegenheit, und die leichten, beweglichen Kanonen wirksamen Kalibers und gr&ouml;&szlig;erer Reichweite waren noch unbekannt.</P>
<P>Mit dem Drei&szlig;igj&auml;hrigen Krieg beginnt die Periode Gustav Adolfs, des gro&szlig;en Milit&auml;rreformators des 17. Jahrhunderts. Seine Infanterieregimenter waren zu zwei Dritteln aus Musketieren und zu einem Drittel aus Pikenieren zusammengesetzt. Einige Regimenter bestanden nur aus Musketieren. Die Musketen waren um so viel leichter geworden, da&szlig; das Auflagegestell &uuml;berfl&uuml;ssig wurde. Gustav Adolf f&uuml;hrte auch Papierpatronen ein, die das Laden sehr erleichterten. Die tiefe Formation wurde aufgegeben; seine Pikeniere standen 6, seine Musketiere nur 3 Mann tief. Diese wurden zum Feuern in Pelotons und in einzelnen Gliedern ausgebildet. Die schwerf&auml;lligen Regimenter von 2.000 oder 3.000 Mann reduzierte man auf 1.300 oder 1.400 Mann und teilte sie in 8 Kompanien ein; 2 Regimenter wurden zu einer Brigade formiert. Mit dieser Formation besiegte Gustav Adolf die dichten Massen seiner Gegner, die oft wie eine Kolonne oder ein volles Karree von 30 Reihen Tiefe aufgestellt waren und auf die seine Artillerie eine schreckliche Wirkung aus&uuml;bte. Die Kavallerie wurde nach &auml;hnlichen Prinzipien reorganisiert. Die gepanzerten Reiter wurden vollst&auml;ndig abgeschafft. Bei den K&uuml;rassieren verzichtete man auf die Arm- <A NAME="S32"><B>&lt;32&gt;</A></B> panzerungen und einige andere zwecklose St&uuml;cke der R&uuml;stung, sie wurden dadurch wesentlich leichter und beweglicher. Gustav Adolfs Dragoner k&auml;mpften fast immer als Kavallerie. K&uuml;rassiere wie Dragoner wurden nur 3 Glieder tief formiert und hatten ausdr&uuml;ckliche Anweisung, keine Zeit mit dem Schie&szlig;en zu verlieren, sondern sofort mit dem S&auml;bel in der Hand anzugreifen. Sie waren in Eskadronen von 125 Mann eingeteilt. Die Artillerie wurde durch das Hinzukommen leichter Kanonen verbessert. Die Lederkanonen Gustav Adolfs sind ber&uuml;hmt, sie wurden aber nicht lange beibehalten, sondern durch gu&szlig;eiserne Vierpf&uuml;nder ersetzt, die jetzt so leicht waren, da&szlig; sie von zwei Pferden gezogen werden konnten. Diese Kanonen konnten in der gleichen Zeit sechsmal abgefeuert werden, in der ein Musketier zweimal scho&szlig;. Jedem Infanterieregiment waren 2 Vierpf&uuml;nder zugeteilt. So wurde die Trennung zwischen leichter und schwerer Feldartillerie vollzogen; die leichten Kanonen begleiteten die Infanterie, w&auml;hrend die schweren Gesch&uuml;tze in der Reserve blieben oder f&uuml;r die ganze Dauer der Schlacht in Stellung gingen. Die damaligen Armeen zeigen das langsam wachsende &Uuml;bergewicht der Infanterie &uuml;ber die Kavallerie. In der Schlacht bei Leipzig 1631, hatte Gustav Adolf 19.000 Mann Infanterie und 11.000 Mann Kavallerie, Tilly 31.000 Mann Infanterie und 13.000 Mann Kavallerie. Im Jahre 1632 hatte Wallenstein bei L&uuml;tzen 24.000 Mann Infanterie und 16.000 Mann Kavallerie (in 170 Eskadronen). Die Anzahl der Kanonen stieg weiterhin mit der Einf&uuml;hrung leichter St&uuml;cke. Die Schweden hatten oft 5-12 Kanonen auf je 1.000 Mann, und in der Schlacht am Lech erzwang Gustav Adolf den &Uuml;bergang &uuml;ber diesen Flu&szlig; unter dem Schutz des Feuers von 72 schweren Gesch&uuml;tzen.</P>
<P>W&auml;hrend der zweiten H&auml;lfte des 17. und der ersten H&auml;lfte des 18. Jahrhunderts wurden mit der allgemeinen Einf&uuml;hrung des Bajonetts die Pike und die gesamte Schutzr&uuml;stung der Infanterie endg&uuml;ltig beseitigt. Das Bajonett, das um 1640 in Frankreich erfunden wurde, brauchte 80 Jahre, um sich gegen die Pike durchzusetzen. Zuerst &uuml;bernahmen die &Ouml;sterreicher das Bajonett f&uuml;r ihre gesamte Infanterie, als n&auml;chste die Preu&szlig;en, w&auml;hrend die Franzosen die Pike bis 1703 und die Russen bis 1721 beibehielten. Das Steinschlo&szlig;gewehr, in Frankreich ungef&auml;hr um die gleiche Zeit wie das Bajonett erfunden, wurde ebenfalls vor 1700 allm&auml;hlich bei den meisten Armeen eingef&uuml;hrt. Es verk&uuml;rzte den Vorgang des Ladens wesentlich, sch&uuml;tzte das Pulver auf der Pfanne einigerma&szlig;en vor dem Regen und trug deshalb sehr viel zur Abschaffung der Pike bei. Das Abfeuern ging jedoch immer noch so langsam vonstatten, da&szlig; ein Mann nicht mehr als 24 bis 36 Patronen in einer Schlacht verbrauchen konnte, bis in der zweiten H&auml;lfte <A NAME="S33"><B>&lt;33&gt;</A></B> dieser Periode verbesserte Reglements, bessere Ausbildung und weitere Verbesserung in der Konstruktion der Handfeuerwaffen (besonders der eiserne Ladestock, zuerst in Preu&szlig;en eingef&uuml;hrt) den Soldaten bef&auml;higten, erheblich schneller zu feuern. Dadurch wurde erforderlich, die Tiefe der Formation noch weiter zu vermindern, und die Infanterie wurde nur noch 4 Glieder tief formiert. Aus den Kompanien der Grenadiere, die urspr&uuml;nglich dazu bestimmt waren, vor dem Nahkampf Handgranaten zu werfen, aber bald darauf beschr&auml;nkt wurden, nur mit der Muskete zu k&auml;mpfen, wurde eine Art Elite-Infanterie gebildet. In einigen deutschen Armeen wurden schon im Drei&szlig;igj&auml;hrigen Krieg mit B&uuml;chsen ausger&uuml;stete Sch&uuml;tzen formiert. Die B&uuml;chse selbst war 1498 in Leipzig erfunden worden. Diese Waffe wurde nun neben der Muskete verwandt, wobei die besten Sch&uuml;tzen jeder Kompanie damit ausger&uuml;stet waren; au&szlig;erhalb Deutschlands fand die B&uuml;chse jedoch nur wenig Anklang. Die &Ouml;sterreicher hatten eine Art leichte Infanterie, Panduren genannt; dies waren kroatische und serbische irregul&auml;re Truppen der Milit&auml;rgrenze gegen die T&uuml;rkei, die wohl f&uuml;r Streifz&uuml;ge und bei Verfolgungen n&uuml;tzlich waren, aber vom Standpunkt der Taktik jener Zeit und bei ihrem absoluten Mangel an milit&auml;rischer Ausbildung in der Schlacht nutzlos waren. Die Franzosen und die Holl&auml;nder schufen zu &auml;hnlichen Zwecken eine irregul&auml;re Infanterie, die sie compagnies franches nannten. Mit dem Wegfall der Panzer bei den Reitern wurde auch die Kavallerie in allen Armeen leichter. Die K&uuml;rassiere behielten nur den Brustharnisch und den Helm; in Frankreich und Schweden schaffte man auch den Brustharnisch ab. Die sich steigernde Wirksamkeit und Geschwindigkeit des Infanteriefeuers machte der Kavallerie sehr viel zu schaffen. Man erkannte bald, da&szlig; es f&uuml;r diese Waffengattung v&ouml;llig nutzlos war, die Infanterie mit dem S&auml;bel in der Hand anzugreifen, und die Ansicht von der Un&uuml;berwindlichkeit einer Feuerlinie wurde so vorherrschend, da&szlig; man auch die Kavallerie lehrte, sich mehr auf den Karabiner als auf den S&auml;bel zu verlassen. So kam es zu jener Zeit h&auml;ufig vor, da&szlig; zwei Kavallerielinien ebenso wie die Infanterie ein gegenseitiges Feuergefecht f&uuml;hrten. Es wurde als sehr waghalsig angesehen, bis auf zwanzig Yard an den Feind heranzureiten, dann eine Salve abzufeuern und im Trab anzugreifen. Karl XII. jedoch blieb bei dem Grundsatz seines ber&uuml;hmten Vorfahren &lt;Gustav Adolf&gt;. Seine Kavallerie verlor keine Zeit, um zu feuern, sondern griff stets mit dem S&auml;bel in der Hand an, was sich ihr entgegenstellte: Kavallerie, Infanterie, Batterien und Verschanzungen, und zwar immer mit Erfolg. Auch die Fran- <A NAME="S34"><B>&lt;34&gt;</A></B> zosen durchbrachen das neue System und begannen wieder, sich nur auf den S&auml;bel zu verlassen. Die Tiefe der Kavallerieformationen wurde noch weiter herabgesetzt, und zwar von 4 auf 3 Reiter. Die Artilleriegesch&uuml;tze wurden jetzt leichter und die Verwendung von Kartuschen und Kart&auml;tschen allgemein. Eine weitere gro&szlig;e Neuerung bedeutete die Einbeziehung der Artillerie in die Armee. Obgleich die Gesch&uuml;tze bis zu dieser Zeit dem Staat geh&ouml;rten, waren die M&auml;nner, die sie bedienten, keine eigentlichen Soldaten, sondern bildeten eine Art Gilde, und die Artillerie wurde nicht als Waffengattung, sondern als Handwerk betrachtet. Ihre Vorgesetzten hatten keinen Rang in der Armee und wurden eher den Schneidermeistern oder Zimmerleuten gleichgestellt, als da&szlig; man sie als Gentlemen, die ein Offizierspatent in der Tasche trugen, ansah. Um diese Zeit jedoch wurde die Artillerie zu einem festen Bestandteil der Armee und in Kompanien und Bataillone eingeteilt; die M&auml;nner wurden regul&auml;re Soldaten, und ihre Vorgesetzten bekamen ihren Rang wie die Offiziere der Infanterie und Kavallerie. Die durch diese &Auml;nderung hervorgerufene Zentralisation und Best&auml;ndigkeit dieser Waffengattung bahnte den Weg f&uuml;r die Wissenschaft der Artillerie, die sich unter dem alten System nicht entwickeln konnte.</P>
<P>Der &Uuml;bergang von der tiefen Formation zur Linie, von der Pike zur Muskete, von der &Uuml;berlegenheit der Kavallerie zur &Uuml;berlegenheit der Infanterie war so nach und nach vollendet worden, als Friedrich der Gro&szlig;e seine Feldz&uuml;ge und damit die klassische &Auml;ra der Lineartaktik begann. Er formierte seine Infanterie 3 Mann tief und lie&szlig; sie in einer Minute f&uuml;nfmal feuern. Gleich in seiner ersten Schlacht bei Mollwitz marschierte diese Infanterie in Linie auf und schlug mit ihrem schnellen Feuer alle Angriffe der &ouml;sterreichischen Kavallerie zur&uuml;ck, die gerade die preu&szlig;ische Reiterei in die Flucht gejagt hatte. Nachdem die preu&szlig;ische Infanterie die Kavallerie der &Ouml;sterreicher erledigt hatte, griff sie die &ouml;sterreichische Infanterie an, besiegte sie und gewann so die Schlacht. Der Versuch, Karrees gegen die Kavallerie zu bilden, wurde in gro&szlig;en Schlachten nie unternommen, sondern nur dann, wenn die Infanterie auf dem Marsch von feindlicher Kavallerie &uuml;berrascht wurde. War die Infanterie in einer Schlacht von der Kavallerie bedroht, formierten sich die &auml;u&szlig;ersten Fl&uuml;gel der Infanterie en potence, und dies wurde allgemein als ausreichend befunden. Um den &ouml;sterreichischen Panduren wirksam zu begegnen, bildete Friedrich &auml;hnliche irregul&auml;re Truppen der Infanterie und Kavallerie, verlie&szlig; sich aber in der Schlacht nie auf diese und setzte sie selten ein. Der langsame Vormarsch der st&auml;ndig feuernden Linie entschied seine Schlachten. Die von seinem <A NAME="S35"><B>&lt;35&gt;</A></B> Vorg&auml;nger &lt;Friedrich Wilhelm I.&gt; vernachl&auml;ssigte Kavallerie wurde nun v&ouml;llig revolutioniert. Sie wurde nur 2 Reiter tief formiert, und das Schie&szlig;en war ihr, au&szlig;er bei der Verfolgung des Feindes, streng untersagt. Der Reitkunst, der man bisher geringe Bedeutung beigemessen hatte, schenkte man nunmehr gr&ouml;&szlig;te Aufmerksamkeit. Alle Bewegungen der Kavallerie mu&szlig;ten in vollem Galopp und dichten Reihen durchgef&uuml;hrt werden. Durch die von Seydlitz eingef&uuml;hrten Ma&szlig;nahmen gewann die Kavallerie Friedrichs des Gro&szlig;en eine &Uuml;berlegenheit gegen&uuml;ber jeder anderen zu jener Zeit oder je vorher existierenden, und ihr k&uuml;hnes Reiten, ihre feste Ordnung, ihr st&uuml;rmischer Angriff und ihr schnelles Sammeln sind noch von keiner Kavallerie sp&auml;ter erreicht worden. Die Artillerie wurde um so viel leichter, da&szlig; einige der schwerkalibrigen Gesch&uuml;tze nicht imstande waren, volle Ladungen auszuhalten, und deshalb nachher abgeschafft werden mu&szlig;ten. Die schwere Artillerie war jedoch infolge ihrer minderwertigen und schweren Lafetten und ihrer unvollkommenen Organisation noch sehr langsam und schwerf&auml;llig in ihren Bewegungen. In der Schlacht bezog sie sofort Stellung und wechselte manchmal nach vorn in eine zweite, aber ein Man&ouml;vrieren gab es nicht. Die leichte Artillerie - Regimentsgesch&uuml;tze, die der Infanterie zugeteilt waren - wurde vor die Infanterielinie, 50 Schritt vor den Zwischenr&auml;umen der Bataillone, placiert; sie r&uuml;ckte mit der Infanterie vor, wobei die Gesch&uuml;tze von den M&auml;nnern gezogen wurden, und er&ouml;ffnete das Feuer mit Kart&auml;tschen auf 300 Yard Entfernung. Die Anzahl der Gesch&uuml;tze war sehr gro&szlig;, 3 bis 6 Kanonen auf 1.000 Mann.</P>
<P>Die Infanterie war ebenso wie die Kavallerie in Brigaden und Divisionen eingeteilt; aber da kaum man&ouml;vriert wurde, nachdem die Schlacht einmal begonnen hatte, und jedes Bataillon auf seinem Platz in der Linie bleiben mu&szlig;te, hatten diese Unterabteilungen keine taktische Bedeutung. Bei der Kavallerie mag ein Brigadegeneral w&auml;hrend eines Angriffs hin und wieder vor der Notwendigkeit gestanden haben, auf eigene Verantwortung zu handeln, bei der Infanterie aber konnte ein solcher Fall nie eintreten. Diese Linienformation - Infanterie mit 2 Linien im Zentrum und Kavallerie mit 2 oder 3 Linien an den Fl&uuml;geln - war ein wesentlicher Fortschritt gegen&uuml;ber der tiefen Formation fr&uuml;herer Zeiten. Durch sie entwickelte sich die volle Wirkung des Infanteriefeuers ebenso wie die des Angriffs der Kavallerie, indem sie zulie&szlig;, da&szlig; eine maximale Anzahl von Soldaten gleichzeitig wirkte; aber gerade die Vervollkommnung in dieser Hinsicht pre&szlig;te die gesamte Armee gleichsam in eine Zwangsjacke. Jede Eskadron, jedes <A NAME="S36"><B>&lt;36&gt;</A></B> Bataillon oder Gesch&uuml;tz hatte einen festen Platz in der Schlachtordnung, der nicht umgesto&szlig;en oder irgendwie ver&auml;ndert werden konnte, ohne da&szlig; die Wirksamkeit des Ganzen beeintr&auml;chtigt wurde. Es mu&szlig;te deshalb auf dem Marsch alles so organisiert sein, da&szlig; jede Unterabteilung genau an die f&uuml;r sie vorgesehene Stelle kam, wenn sich die Armee zum Lagern oder zur Schlacht formierte. Alle durchzuf&uuml;hrenden Man&ouml;ver mu&szlig;ten daher mit der ganzen Armee vorgenommen werden. Da diese langsamen Truppen nur daf&uuml;r geeignet waren, in Linie und in einer derart starren Schlachtordnung zu k&auml;mpfen, w&auml;re es undurchf&uuml;hrbar und falsch gewesen, einen einzelnen Teil f&uuml;r einen Flankenangriff abzutrennen oder eine besondere Reserve mit &uuml;berlegenen Kr&auml;ften f&uuml;r den Angriff auf eine schwache Stelle zu bilden. Zu der damaligen Zeit ging das Vorr&uuml;cken in der Schlacht bei so langen Linien au&szlig;erordentlich langsam vor sich, um die Frontlinie auf gleicher H&ouml;he zu halten. Zelte wurden vom Tro&szlig; st&auml;ndig mitgef&uuml;hrt und jede Nacht aufgeschlagen. Das Lager war leicht verschanzt. Die Truppen wurden aus Magazinen verpflegt; die Feldb&auml;ckereien begleiteten die Armee so weit es irgend m&ouml;glich war. Kurzum, die Bagage und der &uuml;brige Tro&szlig; der Armee waren ungeheuer gro&szlig; und behinderten ihre Bewegungen in einem heutzutage unvorstellbaren Ma&szlig;e. Trotz all dieser Nachteile war jedoch die milit&auml;rische Organisation Friedrichs des Gro&szlig;en bei weitem die beste jener Zeit und wurde eifrig von allen anderen europ&auml;ischen Regierungen &uuml;bernommen. Die Rekrutierung der Streitkr&auml;fte wurde fast &uuml;berall auf dem Wege der Freiwilligenwerbung, die oft von List und Gewalt begleitet war, durchgef&uuml;hrt. Erst nach sehr schweren Verlusten nahm Friedrich zu Zwangsaushebungen in seinen Provinzen Zuflucht.</P>
<P>Als der Koalitionskrieg gegen die Franz&ouml;sische Republik begann, z&auml;hlte die durch den Ausfall ihrer Offiziere desorganisierte franz&ouml;sische Armee weniger als 150.000 Mann. Der Feind war zahlenm&auml;&szlig;ig weit st&auml;rker; deshalb wurden neue Aufgebote erforderlich, und diese wurden in einem riesigen Ausma&szlig; aus nationalen Freiwilligen gebildet, von denen 1793 mindestens 500 Bataillone bestanden haben m&uuml;ssen. Diese Truppen waren nicht ausgebildet, und es war auch keine Zeit f&uuml;r eine Ausbildung, die dem komplizierten System der Lineartaktik und dem Grad der erforderlichen Vollkommenheit bei Bewegungen in Linie gen&uuml;gte. Obwohl die Franzosen jetzt zahlenm&auml;&szlig;ig weit &uuml;berlegen waren, zog jeder Versuch, dem Feind in Linie zu begegnen, eine vollst&auml;ndige Niederlage nach sich. Ein neues taktisches System wurde unumg&auml;nglich. Die amerikanische Revolution hatte die Vorteile gezeigt, die man mit milit&auml;risch unausgebildete Truppen durch aufgel&ouml;ste Ordnung und durch Tirailleurfeuer erzielen <A NAME="S37"><B>&lt;37&gt;</A></B> konnte. Die Franzosen &uuml;bernahmen dieses System und unterst&uuml;tzten die Tirailleure durch tiefe Kolonnen, bei denen eine kleine Unordnung weniger ins Gewicht fiel, solange die Masse gut zusammenblieb. In dieser Formation warfen sie ihre zahlenm&auml;&szlig;ig &uuml;berlegenen Truppen gegen den Feind und waren im allgemeinen erfolgreich. Diese neue Formation und die mangelnde Erfahrung ihrer Truppen veranla&szlig;te sie, auf unebenem Gel&auml;nde, in D&ouml;rfern und W&auml;ldern zu k&auml;mpfen, wo sie Schutz vor dem Feuer des Feindes fanden und wo dessen Linie immer wieder durcheinandergeriet. Da sie keine Zelte, Feldb&auml;ckereien etc. hatten, waren sie gezwungen, im Freien zu biwakieren und von dem zu leben, was das Land ihnen bot. Sie erreichten so eine bei ihren Feinden unbekannte Beweglichkeit, da diese durch Zelte und durch verschiedenartigsten Tro&szlig; behindert waren. Als der Revolutionskrieg in Napoleon den Mann hervorgebracht hatte, der diese neue Methode der Kriegf&uuml;hrung in ein regul&auml;res System brachte und es mit dem kombinierte, was am alten System noch n&uuml;tzlich war, der auch die neue Methode sofort auf den Stand der Vollkommenheit brachte, die Friedrich der Lineartaktik gegeben hatte - da waren die Franzosen fast unbesiegbar, bis ihre Gegner von ihnen gelernt und ihre Armeen nach dem neuen Vorbild organisiert hatten. Die Hauptmerkmale dieses neuen Systems sind: Wiederherstellung des alten Prinzips, da&szlig; laut Gesetz jeder B&uuml;rger im Notfalle zur Verteidigung des Landes aufgerufen werden kann, und die sich daraus ergebende Bildung der Armee durch Zwangsaufgebote gr&ouml;&szlig;eren oder kleineren Ausma&szlig;es unter der gesamten Bev&ouml;lkerung - eine Ver&auml;nderung, durch die die zahlenm&auml;&szlig;ige St&auml;rke der Armeen sofort auf das Dreifache des Durchschnitts zur Zeit Friedrichs erh&ouml;ht wurde und im Notfalle noch weiter erh&ouml;ht werden konnte. Dazu kam der Fortfall der Lagerutensilien sowie der Abh&auml;ngigkeit von der Magazinverpflegung; das Biwak wurde eingef&uuml;hrt, und es setzte sich der Grundsatz durch, da&szlig; der Krieg den Krieg ern&auml;hrt. Die Beweglichkeit und Selbst&auml;ndigkeit einer Armee wurde hierdurch ebenso erh&ouml;ht wie ihre zahlenm&auml;&szlig;ige St&auml;rke durch das Gesetz der allgemeinen Dienstpflicht. Bei der taktischen Organisation setzte sich das Prinzip durch, Infanterie, Kavallerie und Artillerie in den kleineren Einheiten einer Armee, in den Korps und den Divisionen, zu vereinen. So wurde jede Division zu einer vollst&auml;ndigen Armee kleineren Formats, f&auml;hig zum selbst&auml;ndigen Handeln und mit einer beachtlichen Widerstandskraft auch gegen&uuml;ber einem zahlenm&auml;&szlig;ig &uuml;berlegenen Feind. Die Schlachtordnung basierte nun auf der Kolonne; diese bildete das Reservoir, von dem die Sch&uuml;tzen ausschw&auml;rmten und zu dem sie zur&uuml;ckkehrten. Die Kolonne war eine keilartige kompakte Masse, die gegen einen <A NAME="S38"><B>&lt;38&gt;</A></B> besonderen Punkt der feindlichen Linie geworfen wurde; sie war die Form sich dem Feind zu n&auml;hern, sich dann zu entfalten und, falls das Gel&auml;nde und der Stand des Gefechts es erforderlich machten, dem Feind Feuerlinien entgegenzustellen. Die gegenseitige Unterst&uuml;tzung der drei Waffengattungen entwickelte sich zu ihrer vollen St&auml;rke durch ihr Zusammenwirken in kleinen Einheiten und durch die Kombination der drei Kampfarten; Sch&uuml;tzenschw&auml;rme, Sch&uuml;tzenlinie und Kolonne bildeten die gro&szlig;e taktische &Uuml;berlegenheit der modernen Armeen. Auf diese Weise wurde jedes Art Gel&auml;nde zum Kampf geeignet, und zu den wichtigsten Eigenschaften eines Befehlshabers geh&ouml;rte nun die F&auml;higkeit, schnell die Vor- und Nachteile des Gel&auml;ndes abzusch&auml;tzen und sofort seine Truppen zweckentsprechend einzusetzen. Nicht nur f&uuml;r den Oberbefehlshaber, sondern auch f&uuml;r die untergeordneten Offiziere waren jetzt diese Qualit&auml;ten und die allgemeine Bef&auml;higung zu selbst&auml;ndigem Kommando eine Notwendigkeit. Korps, Divisionen, Brigaden und Detachements wurden stets vor Situationen gestellt, bei denen ihre Kommandeure auf eigene Verantwortung handeln mu&szlig;ten. Das Schlachtfeld wies nicht mehr lange ununterbrochene Infanterielinien auf, die in einer weiten Ebene mit Kavallerie an den Fl&uuml;geln aufgestellt waren, sondern einzelne Korps und Divisionen standen in Kolonnen massiert hinter D&ouml;rfern, Stra&szlig;en oder H&uuml;geln versteckt, voneinander durch ziemlich gro&szlig;e Zwischenr&auml;ume getrennt, w&auml;hrend nur ein kleiner Teil der Truppen tats&auml;chlich im Sch&uuml;tzen- und Artilleriegefecht verwickelt war, bis der entscheidende Moment nahte. Die Schlachtlinien dehnten sich der Anzahl der Truppen und dem Charakter dieser Formation entsprechend aus; es war jetzt nicht n&ouml;tig, jeden Zwischenraum mit einer dem Feind sichtbaren Linie auszuf&uuml;llen, solange Truppen zur Hand waren, um aufzur&uuml;cken, wenn erforderlich. Die Umgehung der Flanken wurde jetzt gew&ouml;hnlich zu einer strategischen Operation; die st&auml;rkere Armee schob sich v&ouml;llig zwischen die schw&auml;chere und deren Verbindungslinien, so da&szlig; eine einzige Niederlage zur Vernichtung einer ganzen Armee f&uuml;hren und einen Feldzug entscheiden konnte. Es war das bevorzugte taktische Man&ouml;ver, das Zentrum des Feindes mit frischen Truppen zu durchbrechen, sobald die Lage ergab, da&szlig; dieser seine letzten Reserven eingesetzt hatte. Waren Reserven in der Lineartaktik fehl am Platze und der Schlagkraft der Armee im entscheidenden Moment abtr&auml;glich, so wurden sie jetzt das Hauptmittel, das eine Kampfhandlung entschied. Die Schlachtordnung dehnte sich in der Front und auch in der Tiefe aus: Von der Sch&uuml;tzenlinie bis zur Position der Reserven betrug die Tiefe sehr oft 2 [engl.] Meilen und mehr. Kurzum, wenn das neue System auch weniger Drill und <A NAME="S39"><B>&lt;39&gt;</A></B> Paradepedanterie erforderte, so verlangte es doch weit gr&ouml;&szlig;ere Schnelligkeit, Anstrengung und Intelligenz von jedem, vom h&ouml;chsten Kommandeur ebenso wie vom einfachsten Sch&uuml;tzen; jede seit Napoleon gemachte neue Verbesserung geht in dieser Richtung.</P>
<P>Die Ver&auml;nderungen in der Ausr&uuml;stung der Armeen waren in dieser Zeit nur unwesentlich. Die st&auml;ndigen Kriege lie&szlig;en wenig Raum f&uuml;r solche Verbesserungen, deren Einf&uuml;hrung Zeit erfordert. Zwei sehr wichtige Neuerungen vollzogen sich in der franz&ouml;sischen Armee kurz vor der Revolution: die Einf&uuml;hrung eines neuen Musketenmodells mit verringertem Kaliber und geringerem Spielraum, das au&szlig;erdem einen geschweiften Kolben an Stelle des bisher gebr&auml;uchlichen geraden hatte. Diese sorgf&auml;ltiger gearbeitete Waffe trug viel zur &Uuml;berlegenheit der franz&ouml;sischen Sch&uuml;tzen bei und blieb das Modell, nach dem mit unwesentlichen &Auml;nderungen die Musketen aller Armeen bis zur Einf&uuml;hrung des Perkussionsschlosses konstruiert waren. Die zweite Neuerung war die Vereinfachung und Verbesserung der Artillerie durch Gribeauval. Die franz&ouml;sische Artillerie befand sich unter Ludwig XV. in einem v&ouml;llig vernachl&auml;ssigten Zustand; die Gesch&uuml;tze hatten alle m&ouml;glichen Kaliber, die Lafetten waren altmodisch, und die Modelle, nach denen sie gebaut, waren nicht einmal einheitlich. Es gelang Gribeauval, der w&auml;hrend des Siebenj&auml;hrigen Krieges bei den &Ouml;sterreichern gedient und dort bessere Modelle gesehen hatte, die Anzahl der Kaliber zu vermindern, die Modelle zu vereinheitlichen und zu verbessern und so das ganze System erheblich zu vereinfachen. Es waren Gribeauvals Gesch&uuml;tze und Lafetten, mit denen Napoleon seine Kriege f&uuml;hrte. Die englische Artillerie, die sich bei Ausbruch des Krieges mit Frankreich in &auml;u&szlig;erst schlechtem Zustand befand, wurde nach und nach, wenn auch langsam, wesentlich verbessert. So entstand die Blockschwanzlafette, die seitdem viele Armeen des Kontinents &uuml;bernahmen, und auch die Einrichtung, die Fu&szlig;artilleristen auf den Protzen und den Munitionswagen unterzubringen. Die von Friedrich dem Gro&szlig;en erstmals geschaffene reitende Artillerie wurde w&auml;hrend der Zeit Napoleons besonders von ihm selbst gepflegt und ihre eigentliche Taktik &uuml;berhaupt erst entwickelt. Nach Beendigung des Krieges stellte es sich heraus, da&szlig; die Briten in dieser Waffengattung am leistungsf&auml;higsten waren. Von allen gro&szlig;en europ&auml;ischen Armeen ist die &ouml;sterreichische die einzige, die an Stelle reitender Artillerie Batterien verwendet, bei denen die M&auml;nner auf daf&uuml;r vorgesehenen Wagen sitzen.</P>
<P>Die deutschen Armeen behielten noch immer die besonder Kategorie der mit B&uuml;chsen bewaffneten Infanterie bei, und das neue System des Kampfes in Sch&uuml;tzenlinie gab dieser Waffe neue Bedeutung. Diese B&uuml;chse <A NAME="S40"><B>&lt;40&gt;</A></B> wurde besonders entwickelt und 1838 von den Franzosen &uuml;bernommen, die in Algerien eine Handfeuerwaffe von gro&szlig;er Reichweite ben&ouml;tigten. Man formierte die tirailleurs de Vincennes, sp&auml;ter chasseurs &agrave; pied und brachte sie auf einen bisher unerreichten Stand der Wirksamkeit. Diese Formation gab Anla&szlig; zu gro&szlig;en Verbesserungen bei den Gewehren, und dadurch wurden sowohl die Reichweite als auch die Pr&auml;zision in einem hervorragenden Ma&szlig;e erh&ouml;ht. Dabei wurden Namen wie Delvigne, Thouvenin, Mini&eacute; ber&uuml;hmt. F&uuml;r die gesamte Infanterie der meisten Armeen f&uuml;hrte man zwischen 1830 und 1840 das Perkussionsschlo&szlig; ein; wie immer waren Engl&auml;nder und Russen die letzten. Inzwischen waren von verschiedenen L&auml;ndern gro&szlig;e Anstrengungen gemacht worden, die Handfeuerwaffen noch weiter zu verbessern und ein Gewehr von gr&ouml;&szlig;erer Reichweite zu schaffen, mit dem die gesamte Infanterie ausger&uuml;stet werden konnte. So f&uuml;hrten die Preu&szlig;en das Z&uuml;ndnadelgewehr ein, einen gezogenen Hinterlader, der sehr schnell feuern konnte und eine gro&szlig;e Reichweite hatte; die aus Belgien stammende Erfindung wurde durch die Preu&szlig;en wesentlich verbessert. Alle leichten Bataillone erhielten dieses Gewehr; f&uuml;r den &uuml;brigen Teil der Infanterie wurden die alten Waffen vor kurzem durch einen sehr einfachen Proze&szlig; zu Mini&eacute;-Gewehren umgearbeitet. Diesmal waren die Engl&auml;nder die ersten, die ihre gesamte Infanterie mit einer vorz&uuml;glichen Waffe, n&auml;mlich dem Enfield-Gewehr, einem leicht ver&auml;nderten Mini&eacute;, ausr&uuml;steten. Die &Uuml;berlegenheit dieses Gewehrs erwies sich in vollem Umfange auf der Krim und rettete die Engl&auml;nder bei Inkerman.</P>
<P>In der Taktik der Infanterie und Kavallerie fanden keine wesentlichen Ver&auml;nderungen statt, wenn wir von der gro&szlig;en Verbesserung der Taktik der leichten Infanterie durch die franz&ouml;sischen chasseurs und dem neuen preu&szlig;ischen System der Kompaniekolonnen absehen, welches zweifellos, vielleicht mit einigen Variationen, bald seiner gro&szlig;en taktischen Vorteile wegen Allgemeingut werden wird. Bei den Russen und &Ouml;sterreichern ist die Formation noch 3 Mann tief, die Engl&auml;nder formieren seit Napoleons Zeiten 2 Mann tief. Die Preu&szlig;en marschieren in 3 Reihen, k&auml;mpfen aber meist in 2 Reihen Tiefe, wobei die 3. Reihe Sch&uuml;tzenz&uuml;ge und die Reserve bildet. Die Franzosen formierten bisher 3 Mann tief, k&auml;mpften auf der Krim 2 Mann tief und f&uuml;hren diese Formation in der ganzen Armee ein. Was die Kavallerie anbelangt, so wurde der fehlgeschlagene russische Versuch, die Dragoner des 17. Jahrhunderts wieder einzuf&uuml;hren, bereits erw&auml;hnt.</P>
<P>Bei der Artillerie wurden in jeder Armee wesentliche Verbesserungen der Details und eine Vereinfachung der Kaliber, der R&auml;dermodelle, <A NAME="S41"><B>&lt;41&gt;</A></B> Lafetten etc. vorgenommen. Die Artilleriewissenschaft wurde bedeutend verbessert. Es ergaben sich jedoch keine wesentlichen Ver&auml;nderungen. Die meisten kontinentalen Armeen sind ausger&uuml;stet mit Sechs- und Zw&ouml;lfpf&uuml;ndern, die Piemontesen mit Acht- und Sechzehnpf&uuml;ndern, die Spanier mit Acht- und Zw&ouml;lfpf&uuml;ndern. Die Franzosen, die bisher Acht- und Zw&ouml;lfpf&uuml;nder hatten, f&uuml;hren jetzt Louis-Napoleons sogenannte Haubitzenkanone ein, einen einfachen leichten Zw&ouml;lfpf&uuml;nder, aus dem auch kleine Granaten abgefeuert werden und der jede andere Art Feldgesch&uuml;tz ersetzen soll. Die Briten haben in den Kolonien Drei- und Sechspf&uuml;nder, aber in den Armeen, die sie in andere L&auml;nder schicken, benutzen sie jetzt nur Neunpf&uuml;nder, Zw&ouml;lfpf&uuml;nder und Achtzehnpf&uuml;nder. Auf der Krim hatten sie sogar eine Feldbatterie von Zweiunddrei&szlig;igpf&uuml;ndern, doch blieb sie immer stecken.</P>
<P>Die allgemeinen Organisationsformen der modernen Armeen sind einander sehr &auml;hnlich. Mit Ausnahme der britischen und amerikanischen rekrutieren sich die Armeen auf dem Wege der Zwangsaushebung, die entweder auf der Konskription beruht - in diesem Falle werden die M&auml;nner, nachdem sie ihre Zeit abgedient haben, f&uuml;r immer entlassen - oder auf dem Reservesystem, in dem die Zeit des aktiven Dienstes zwar kurz ist, aber die M&auml;nner f&uuml;r eine bestimmte Zeit erneut einberufen werden k&ouml;nnen. Frankreich ist das beste Beispiel f&uuml;r das erste, Preu&szlig;en f&uuml;r das zweite System. Sogar in England, wo sowohl Linientruppen als auch Miliz im allgemeinen durch Freiwilligenwerbung rekrutiert werden, ist, falls es an Freiwilligen mangelt, die Konskription (oder Auslosung) f&uuml;r die Miliz gesetzlich festgelegt. In der Schweiz gibt es kein stehendes Heer; die ganze Streitmacht setzt sich aus der nur kurze Zeit ausgebildeten Miliz zusammen. In einigen L&auml;ndern ist die Anwerbung fremder S&ouml;ldner noch die Regel. Neapel und der Papst haben immer noch ihre Schweizer Regimenter, die Franzosen ihre Fremdenlegion, und England ist im Falle eines ernsten Krieges regelm&auml;&szlig;ig gezwungen, zu diesem Mittel zu greifen. Die Dauer des aktiven Dienstes ist sehr unterschiedlich; sie variiert von einigen Wochen bei den Schweizern, 18 Monaten bis 2 Jahren bei den kleineren deutschen Staaten und 3 Jahren bei den Preu&szlig;en, bis zu 5 oder 6 Jahren in Frankreich, 12 Jahren in England und sogar 15-25 Jahren in Ru&szlig;land. Die Offiziere rekrutieren sich auf verschiedene Weise. In den meisten Armeen gibt es jetzt zwar keine gesetzlichen Hindernisse f&uuml;r den Aufstieg aus den Reihen der einfachen Soldaten, aber in der Praxis gibt es sehr viele Hindernisse. In Frankreich und &Ouml;sterreich mu&szlig; ein Teil der Offiziere aus den Reihen der Sergeanten entwickelt werden; dies wird in Ru&szlig;land wegen der ungen&uuml;genden Anzahl <A NAME="S42"><B>&lt;42&gt;</A></B> von gebildeten Kandidaten f&uuml;r die Offizierslaufbahn zur Notwendigkeit. In Friedenszeiten ist die Pr&uuml;fung f&uuml;r das Offizierspatent in Preu&szlig;en eine Sperre f&uuml;r M&auml;nner ohne entsprechende Schulbildung; in England ist ein Aufstieg aus den Reihen der einfachen Soldaten eine seltene Ausnahme. F&uuml;r die &uuml;brigen Offiziere gibt es in den meisten L&auml;ndern Milit&auml;rschulen, obgleich es, au&szlig;er in Frankreich, im allgemeinen nicht n&ouml;tig ist, sie zu absolvieren. In der milit&auml;rischen Ausbildung sind die Franzosen, in der Allgemeinbildung die preu&szlig;ischen Offiziere f&uuml;hrend, die Engl&auml;nder und Russen haben in beiden den tiefsten Stand.</P>
<P>Im Hinblick auf die erforderlichen Pferde kann gesagt werden, da&szlig; Preu&szlig;en das einzige Land ist, in dem der Pferdebestand ebenfalls Zwangsaushebungen unterworfen ist, wobei die Eigent&uuml;mer mit festgesetzten Preisen abgefunden werden.</P>
<P>Abgesehen von den vorerw&auml;hnten Ausnahmen ist die Ausr&uuml;stung und Bewaffnung der modernen Armeen jetzt fast &uuml;berall die gleiche. Es besteht nat&uuml;rlich ein gro&szlig;er Unterschied in der Qualit&auml;t und in der Art der Verarbeitung des Materials. In dieser Hinsicht stehen die Russen an letzter Stelle, die Engl&auml;nder, insofern sie von den ihnen zur Verf&uuml;gung stehenden industriellen Vorteilen wirklich Gebrauch machen, an erster Stelle.</P>
<P>Die Infanterie aller Armeen wird in Linieninfanterie und in leichte Infanterie eingeteilt. Die erste ist die Regel, und aus ihr setzt sich die Masse jeder Infanterie zusammen; wirklich leichte Infanterie bildet &uuml;berall die Ausnahme. Von der letztgenannten besitzen die Franzosen gegenw&auml;rtig qualitativ entschieden die beste und eine betr&auml;chtliche Anzahl: 21 Bataillone J&auml;ger, 9 Bataillone Zuaven und 6 Bataillone eingeborene algerische Tirailleure. Die aus 32 Bataillonen bestehende &ouml;sterreichische leichte Infanterie ist ebenfalls ausgezeichnet, das trifft besonders auf die J&auml;ger zu. Die Preu&szlig;en besitzen 9 Sch&uuml;tzenbataillone und 40 Bataillone leichte Infanterie, die letzteren werden jedoch ihren besonderen Aufgaben nicht gen&uuml;gend gerecht. Die Engl&auml;nder haben au&szlig;er ihren 6 Sch&uuml;tzenbataillonen keine wirklich leichte Infanterie und sind nach den Russen entschieden am wenigsten daf&uuml;r geeignet. Von den Russen kann man sagen, da&szlig; sie keine wirklich leichte Infanterie haben, denn die vorhandenen 6 Sch&uuml;tzenbataillone verschwinden in ihrer riesigen Armee.</P>
<P>Auch die Kavallerie ist &uuml;berall in schwere und leichte Reiterei eingeteilt. K&uuml;rassiere sind immer schwere, Husaren, J&auml;ger, Chevaulegers immer leichte Reiterei, Dragoner und Ulanen sind in manchen Armeen leichte, in anderen schwere Kavallerie. Die Russen w&auml;ren auch ohne leichte <A NAME="S43"><B>&lt;43&gt;</A></B> Kavallerie, h&auml;tten sie nicht die Kosaken. Die beste leichte Kavallerie haben zweifellos die &Ouml;sterreicher: die nationalen ungarischen und polnischen Husaren.</P>
<P>Die gleiche Einteilung gilt f&uuml;r die Artillerie mit Ausnahme der franz&ouml;sischen, die, wie bereits festgestellt, jetzt nur ein Kaliber hat. Bei den anderen Armeen gibt es je nach den Kalibern ihrer Gesch&uuml;tze noch leichte und schwere Batterien. Die leichte Artillerie wird wiederum in reitende und Fu&szlig;artillerie unterteilt, wobei besonders die erstere dazu bestimmt ist, mit der Kavallerie gemeinsam zu operieren. Die &Ouml;sterreicher haben, wie festgestellt, keine reitende Artillerie, die Engl&auml;nder und Franzosen keine eigentliche Fu&szlig;artillerie, da die M&auml;nner auf Protzen und Munitionswagen bef&ouml;rdert werden.</P>
<P>Die Infanterie ist in Kompanien, Bataillone und Regimenter formiert. Das Bataillon ist die taktische Einheit; es ist die Form, in der, von ein paar Ausnahmef&auml;llen abgesehen, die Truppen k&auml;mpfen. Ein Bataillon darf darum nicht zu stark sein, damit es durch Stimme und Auge seines Kommandeurs gef&uuml;hrt werden kann; es darf aber auch nicht zu schwach sein, damit es als selbst&auml;ndige Einheit in der Schlacht, auch nach Verlusten w&auml;hrend einer Kampagne, noch aktionsf&auml;hig ist. Daher variiert die St&auml;rke des Bataillons zwischen 600 und 1.400 Mann; 800 bis 1.000 Mann bilden den Durchschnitt. Die Einteilung eines Bataillons in Kompanien hat zum Ziel: die Festsetzung seiner man&ouml;vrierf&auml;higen Unterabteilungen, die Beherrschung der Einzelheiten der Ausbildung durch die Mannschaften und die bequemere wirtschaftliche Verwaltung. In Wirklichkeit erscheinen die Kompanien nur bei Scharm&uuml;tzeln als selbst&auml;ndige Einheiten und bei den Preu&szlig;en bei der Formierung von Kompaniekolonnen, wobei jede der 4 Kompanien eine Kolonne von 3 Z&uuml;gen bildet. Diese Formation setzt starke Kompanien voraus, und sie z&auml;hlen daher in Preu&szlig;en 250 Mann. Die Anzahl der Kompanien in einem Bataillon variiert ebenso wie ihre St&auml;rke. Die Engl&auml;nder haben 10 Kompanien, jede 90 bis 120 Mann stark, die Russen und Preu&szlig;en 4, mit je 250 Mann, die Franzosen und &Ouml;sterreicher 6 von verschiedener St&auml;rke. Die Bataillone werden zu Regimentern formiert; das geschieht mehr aus administrativen und disziplinarischen Gr&uuml;nden und um die Einheitlichkeit der Ausbildung zu sichern als zu irgendeinem taktischen Zweck; in Kriegsformationen werden daher die Bataillone eines Regiments oft getrennt. In Ru&szlig;land und &Ouml;sterreich hat jedes Regiment 4, in Preu&szlig;en 3, in Frankreich 2 Stammbataillone au&szlig;er dem Depotbataillon; in England bestehen die meisten Regimenter im Frieden aus nur 1 Bataillon. Die Kavallerie wird in Eskadronen und Regimenter gegliedert. Die 100 bis <A NAME="S44"><B>&lt;44&gt;</A></B> 200 Mann starke Eskadron bildet die taktische und administrative Einheit; nur die Engl&auml;nder unterteilen die Eskadron zu administrativen Zweckei in 2 Trupps. Zu einem Regiment geh&ouml;ren 3 bis 10 Stammeskadronen. In Friedenszeiten haben die Briten nur 3 Eskadronen mit ungef&auml;hr je 120 Reitern, die Preu&szlig;en 4 mit je 150, die Franzosen 5 mit je 180 bis 200, die &Ouml;sterreicher 6 oder 8 mit je 200 und die Russen 6 bis 10 mit je 150 bis 170 Reitern. Bei der Kavallerie ist das Regiment eine Einheit von taktischer Bedeutung, da ein Regiment &uuml;ber die Mittel verf&uuml;gt, einen selbst&auml;ndiger Angriff zu f&uuml;hren, bei dem sich die Eskadronen gegenseitig unterst&uuml;tzen; zu diesem Zweck wird es in gen&uuml;gender St&auml;rke formiert, n&auml;mlich 500 bis 1.600 Mann Reiterei. Nur die Briten haben so schwache Regimenter, da&szlig; sie gezwungen sind, 4 oder 5 davon zu 1 Brigade zusammenzufassen; dagegen sind die &ouml;sterreichischen und russischen Regimenter in vielen F&auml;llen ebenso stark wie eine durchschnittliche Brigade. Die Franzosen haben nominell sehr starke Regimenter, doch traten sie bisher in wesentlich reduzierter Zahl zum Kampf an, da es ihnen an Pferden mangelte.</P>
<P>Die Artillerie wird in Batterien formiert; die Einteilung dieser Waffengattung in Regimenter oder Brigaden erfolgt nur f&uuml;r Friedenszwecke, da in den meisten F&auml;llen die Batterien beim aktiven Einsatz voneinander getrennt und nur so eingesetzt werden. Eine Batterie hat als Minimum 4 Gesch&uuml;tze, die &Ouml;sterreicher haben 8 und die Franzosen und Engl&auml;nder 6 in jeder Batterie.</P>
<P>Sch&uuml;tzen oder andere Truppen ausgesprochen leichter Infanterie sind gew&ouml;hnlich nur in Bataillonen und Kompanien und nicht in Regimentern, organisiert, da sich der Charakter dieser Waffengattung nicht mit ihrer Zusammenfassung zu gro&szlig;en Einheiten vertr&auml;gt. Das gleiche gilt f&uuml;r Sappeure und Mineure, die &uuml;brigens nur einen sehr kleinen Teil der Armee ausmachen. Lediglich die Franzosen machen in diesem Fall eine Ausnahme, doch z&auml;hlen ihre 3 Regimenter Sappeure und Mineure im ganzen nur 6 Bataillone.</P>
<P>In Friedenszeiten wird die Formierung der meisten Armeen im allgemeinen mit dem Regiment als abgeschlossen betrachtet. Die gr&ouml;&szlig;eren Einheiten, die Brigaden, Divisionen und Armeekorps, werden meistens erst bei Kriegsausbruch formiert. Nur die Russen und Preu&szlig;en haben ihre Armee durchorganisiert und die h&ouml;heren Kommandos wie zur Kriegszeit besetzt. In Preu&szlig;en tr&auml;gt dies jedoch einen v&ouml;llig formalen Charakter, solange nicht mindestens ein ganzes Armeekorps mobilisiert wird, was die Einberufung der Landwehr einer ganzen Provinz voraussetzt, und wenn in Ru&szlig;land die Truppenteile tats&auml;chlich zu Regimentern formiert sind, so <A NAME="S45"><B>&lt;45&gt;</A></B> hat doch der vergangene Krieg &lt;Krimkrieg 1853-1856&gt; gezeigt, da&szlig; die urspr&uuml;nglichen Divisionen und Korps sehr bald ineinander &uuml;bergingen, so da&szlig; der Vorteil einer solchen Formation eher f&uuml;r den Frieden als f&uuml;r den Kriegsfall besteht.</P>
<P>In Kriegszeiten werden mehrere Bataillone oder Eskadronen zu einer Brigade formiert: 4 bis 8 Bataillone zu einer Infanterie- oder 6 bis 20 Eskadronen zu einer Kavalleriebrigade. Bei gro&szlig;en Kavallerieregimentern k&ouml;nnen diese sehr gut an Stelle von Brigaden stehen, doch wird ihre St&auml;rke sehr h&auml;ufig um die Detachements verringert, die sie den Divisionen stellen m&uuml;ssen. W&auml;hrend die leichte und die Linieninfanterie vorteilhaft in einer Brigade vereinigt werden k&ouml;nnen, ist das bei der leichten und schweren Kavallerie nicht der Fall. Die &Ouml;sterreicher f&uuml;gen sehr h&auml;ufig jeder Brigade eine Batterie hinzu. Mehrere Brigaden zusammengefa&szlig;t bilden eine Division. In den meisten Armeen setzt sich die Division aus allen drei Waffengattungen zusammen, und zwar aus 2 Brigaden Infanterie, 4 bis 6 Eskadronen Kavallerie und 1 bis 3 Batterien. Die Franzosen und Russen haben bei ihren Divisionen keine Kavallerie, und die Engl&auml;nder bilden sie ausschlie&szlig;lich aus der Infanterie. Wenn daher diese Nationen beim Kampf nicht im Nachteil sein wollen, sind sie im Kriegsfall gezwungen, ihren Divisionen Kavallerie (und entsprechend Artillerie) hinzuzuf&uuml;gen; das wird leicht &uuml;bersehen, ist oft auch schwierig oder unm&ouml;glich. Der Anteil der Divisionskavallerie ist jedoch &uuml;berall nur klein, und deshalb wird der Rest dieser Waffengattung in Kavalleriedivisionen von je 2 Brigaden als Reservekavallerie formiert.</P>
<P>Bei gr&ouml;&szlig;eren Armeen werden 2 oder 3 Divisionen, manchmal auch 4, zu einem Armeekorps zusammengefa&szlig;t. Solch ein Korps hat stets seine eigene Kavallerie und Artillerie, auch dann, wenn die Divisionen keine haben; wenn die Divisionen gemischte Einheiten sind, steht dem Kommandeur des Korps noch eine Reserve von Kavallerie und Artillerie zur Verf&uuml;gung. Napoleon bildete als erster diese gemischten Einheiten, und damit nicht zufrieden, organisierte er die ganze &uuml;brige Kavallerie in Reservekavalleriekorps von 2 oder 5 Kavalleriedivisionen, denen reitende Artillerie beigegeben war. Die Russen haben diese Organisation ihrer Reservekavallerie beibehalten; die anderen Armeen werden sie wahrscheinlich in einem Kriege von Bedeutung wieder aufnehmen, obwohl die erzielte Wirkung bisher noch nie im Verh&auml;ltnis zu der riesigen Masse der Reiterei stand, die auf diese Weise an einem Punkt konzentriert war.</P>
<P>So sieht die moderne Organisation des k&auml;mpfenden Teils einer Armee <A NAME="S46"><B>&lt;46&gt;</A></B> aus. Trotz der Abschaffung von Zelten, Magazinen, Feldb&auml;ckereien und Proviantwagen besteht noch ein gro&szlig;er Tro&szlig; von Nichtkombattanten und Fuhrwerken, der notwendig ist, um die Schlagkraft der Armee w&auml;hrend des Feldzugs zu sichern. Um davon ein Bild zu vermitteln, nennen wir nur den Tro&szlig;, der nach dem bestehenden Reglement f&uuml;r ein Armeekorps des preu&szlig;ischen Heeres erforderlich ist:</P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=1 WIDTH=520>
<TR><TD VALIGN="TOP" HEIGHT=19>
<P>Artillerietro&szlig;: 6 Parkkolonnen mit 30 Wagen, 1 Feuerwerkerkolonne von 6 Wagen.</TD>
</TR>
<TR><TD VALIGN="TOP">
<P>Pontontro&szlig;: 34 Pontonwagen, 5 Werkzeugwagen, 1 Schmiede.</TD>
</TR>
<TR><TD VALIGN="TOP">
<P>Infanterietro&szlig;: 116 Wagen, 108 Gespanne.</TD>
</TR>
<TR><TD VALIGN="TOP">
<P>Sanit&auml;tstro&szlig;: 50 Wagen (f&uuml;r 1.600 oder 2.000 Kranke).</TD>
</TR>
<TR><TD VALIGN="TOP">
<P>Tro&szlig; der Intendantur: 159 Wagen.</TD>
</TR>
<TR><TD VALIGN="TOP">
<P>Reservetro&szlig;: 1 Wagen, 75 Reservepferde.</TD>
</TR>
<TR><TD VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000"></TD>
</TR>
<TR><TD VALIGN="TOP">
<P>Insgesamt: 402 Wagen, 1.791 Pferde, 3.000 Mann.</TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Um die Kommandeure der Armeen, Armeekorps und Divisionen zu bef&auml;higen - jeden auf seinem Gebiet -, die ihnen anvertrauten Truppen zu f&uuml;hren, wird in allen Armeen, mit Ausnahme der britischen, ein besonderes Offizierskorps formiert, das als Stab bezeichnet wird. Die Funktionen dieser Offiziere erstrecken sich auf das Erkunden und Skizzieren des Gel&auml;ndes, auf dem die Armee vorgeht oder eventuell vorgehen soll, und auf die Mithilfe bei der Ausarbeitung von Operationspl&auml;nen sowie ihrer detaillierter Anordnung, damit keine Zeit verlorengeht, keine Verwirrung entsteht und die Truppen keinen unn&uuml;tzen Strapazen ausgesetzt werden. Diese Offiziere nehmen daher sehr wichtige Stellungen ein und sollten eine gr&uuml;ndliche abgeschlossene milit&auml;rische Ausbildung mit voller Kenntnis der F&auml;higkeiten einer jeden Waffengattung auf dem Marsch und in der Schlacht besitzen. Deshalb werden sie in allen L&auml;ndern aus dem Kreis der f&auml;higsten Personen ausgew&auml;hlt und in den h&ouml;chsten Milit&auml;rschulen sorgf&auml;ltig ausgebildet. Nur die Engl&auml;nder glauben, da&szlig; sich jeder Subalterne oder jeder Offizier, der aus der Armee schlechthin ausgew&auml;hlt wird, f&uuml;r eine solche Position eignet, und die Folge davon ist, da&szlig; ihr Stab mittelm&auml;&szlig;ig und die Armee nur zu den langsamsten und einfachsten Man&ouml;vern imstande ist, w&auml;hrend der Kommandeur, falls er &uuml;berhaupt verantwortungsbewu&szlig;t handelt, die gesamte Stabsarbeit selbst machen mu&szlig;. Zu einer Division kann selten mehr als ein Stabsoffizier geh&ouml;ren, ein Armeekorps hat seinen eigenen Stab unter der Leitung eines h&ouml;heren Offiziers oder eines Stabsoffiziers, und eine Armee hat einen vollst&auml;ndigen Stab mit mehreren Generalen unter einem Stabschef, der in dringenden F&auml;llen seine Befehle im Namen des Armeebefehlshabers erteilt. Dem Stabschef unterstehen in der britischen <A NAME="S47"><B>&lt;47&gt;</A></B> Armee ein Generaladjutant und ein Generalquartiermeister; in anderen Armeen ist der Generaladjutant zu gleicher Zeit Chef des Stabes. In Frankreich vereinigt der Stabschef beide Funktionen in einer Person und hat f&uuml;r jede eine besondere Abteilung unter seinem Kommando. Der Generaladjutant ist der Chef des Personals der Armee; er erh&auml;lt die Berichte aller untergeordneten Abteilungen und Einheiten der Armee und ordnet alle Angelegenheiten der Disziplin, Instruktion, Formation, Ausr&uuml;stung, Bewaffnung etc. Die Verbindung aller Untergebenen zum Oberbefehlshaber geht &uuml;ber ihn. Ist er gleichzeitig Stabschef, so arbeitet er mit dem Kommandeur bei der Aufstellung und Ausarbeitung der Operations- und Marschpl&auml;ne der Armee zusammen. Die detaillierte Ausarbeitung dieser Pl&auml;ne ist Angelegenheit des Generalquartiermeisters; von ihm werden die Einzelheiten der M&auml;rsche, Winterquartiere und Lager vorbereitet. Dem Hauptquartier ist eine gen&uuml;gende Anzahl von Stabsoffizieren zur Erkundung des Gel&auml;ndes, zur Projektierung der Verteidigungs- oder Angriffspositionen etc. beigegeben. Au&szlig;erdem gibt es einen Oberbefehlshaber der Artillerie und einen h&ouml;heren Genieoffizier f&uuml;r die entsprechenden Abteilungen des Stabes, einige Stellvertreter des Oberbefehlshabers an besonderen Punkten des Schlachtfeldes und eine Anzahl von Ordonnanzoffizieren und Ordonnanzen zur Bef&ouml;rderung von Befehlen und Depeschen.</P>
<P>Zum Hauptquartier geh&ouml;rt ferner der Chef der Intendantur mit seinen Schreibern, der Armeezahlmeister, der Chef der Sanit&auml;tsabteilung und der Kriegsgerichtsrat oder der Leiter der Kriegsgerichtsabteilung. Nach dem gleichen Vorbild sind die St&auml;be der Armeekorps und der Divisionen organisiert, jedoch viel einfacher und mit weniger Personal. Die St&auml;be der Brigaden und Regimenter sind zahlenm&auml;&szlig;ig noch kleiner, und der Stab eines Bataillons kann nur aus dem Kommandeur, seinem Adjutanten, einem Offizier als Zahlmeister, einem Sergeanten als Schreiber und einem Tambour oder Hornisten bestehen.</P>
<P>Zur Aufrechterhaltung und Leitung der milit&auml;rischen Kr&auml;fte einer gro&szlig;en Nation sind, au&szlig;er den bisher genannten, zahlreiche weitere Einrichtungen erforderlich. Es gibt Rekrutierungs- und Remonte-Offiziere; die letztgenannten stehen oft in Verbindung mit der Verwaltung von staatlichen Pferdezuchtanstalten, von Milit&auml;rschulen f&uuml;r Offiziere und Unteroffiziere, von Musterbataillonen, -eskadronen und -batterien, von musterg&uuml;ltigen Reitschulen und Ausbildungsst&auml;tten f&uuml;r Tier&auml;rzte. Die meisten L&auml;nder haben staatliche Gie&szlig;ereien und Fabriken zur Herstellung von Handfeuerwaffen und Schie&szlig;pulver, fernerhin verschiedene Kasernen, Arsenale, Speicher, Festungen samt Einrichtungen und dem sie befehligenden Offiziersstab. <A NAME="S48"><B>&lt;48&gt;</A></B> Schlie&szlig;lich gibt es die Hauptintendantur und den Generalstab der Armee, die, da ihr Bereich die gesamte bewaffnete Streitkraft umfa&szlig;t, sogar mehr Mitarbeiter z&auml;hlen und umfangreichere Aufgaben zu bew&auml;ltigen haben als die Intendantur und der Stab einer einzelnen aktiven Armee. Besonders der Generalstab hat bedeutende Aufgaben. Er ist im allgemeinen eingeteilt in eine historische Sektion (die Material zur Kriegsgeschichte, &uuml;ber die Organisation der Armeen in der Vergangenheit und der Gegenwart etc. sammelt), eine topographische Sektion (die mit der Herstellung von Karten und der trigonometrischen Vermessung des ganzen Landes betraut ist), eine statistische Sektion etc. An der Spitze all dieser Einrichtungen, wie an der Spitze der Armee, steht das Kriegsministerium, das in den einzelnen L&auml;ndern verschiedenartig organisiert ist, das aber, wie aus den vorstehenden Betrachtungen deutlich hervorgeht, mannigfaltige Gebiete umfa&szlig;t. Als Beispiel f&uuml;hren wir die Organisation des franz&ouml;sischen Kriegsministeriums an. Es umfa&szlig;t 7 Bereiche oder Abteilungen: 1. Personal; 2. Artillerie; 3. Ingenieure und Festungen; 4. Verwaltungsangelegenheiten; 5. Algerien; 6. Kriegsdepot (historisch, topographisch etc. und Stabssektionen); 7. Finanzen des Kriegsdepartements. Unmittelbar zum Ministerium geh&ouml;ren folgende beratende Kommissionen, die sich aus Linienoffizieren und Stabsoffizieren sowie Fachleuten zusammensetzen: Stabskomitees der Infanterie, der Kavallerie, der Artillerie, des Befestigungswesens, der Sanit&auml;tsangelegenheiten und die Kommissionen f&uuml;r Tierheilkunde sowie f&uuml;r &ouml;ffentliche Bauten. So sieht die riesige Maschinerie aus, die der Rekrutierung, der Remonte, der Ern&auml;hrung und Leitung dient und die immer wieder eine moderne erstklassige Armee erzeugt.</P>
<P>Diese gewaltige Organisation entspricht den in einer Armee zusammengefa&szlig;ten Menschenmassen. Wenn auch Napoleons Gro&szlig;e Armee von 1812, als er 200.000 Mann in Spanien, 200.000 in Frankreich, Italien, Deutschland und Polen hatte und Ru&szlig;land mit 450.000 Mann und 1.300 Gesch&uuml;tzen &uuml;berfiel, bisher niemals ihresgleichen fand, wenn wir h&ouml;chstwahrscheinlich auch nie wieder eine solche Armee wie diese 450.000 Mann zu einer Operation vereinigt sehen werden, so kann doch jeder der gro&szlig;en kontinentalen Staaten Europas, Preu&szlig;en inbegriffen, eine bewaffnete und disziplinierte Streitmacht von 500.000 Mann und dar&uuml;ber aufstellen, und ihre Armeen sind, obwohl sie nicht mehr als 1<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>2</FONT> bis 3 Prozent der Bev&ouml;lkerung betragen, noch in keiner fr&uuml;heren Geschichtsperiode erreicht worden.</P>
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