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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Friedrich Engels - Anti-D&uuml;hring - 2. Abschnitt</TITLE>
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Abschnitt</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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Abschnitt</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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<HR size="1">
<P><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 20. Berlin/DDR.
1962. &raquo;Herrn Eugen D&uuml;hrung's Umw&auml;lzung der Wissenschaft&laquo;,
S. <!-- #BeginEditable "Seitenzahl" -->136-238<!-- #EndEditable -->.<BR>
1. Korrektur<BR>
Erstellt am 30.08.1999</SMALL></P>
<H2>Friedrich Engels - Herrn Eugen D&uuml;hring's Umw&auml;lzung der Wissenschaft</H2>
<H1><!-- #BeginEditable "%DCberschrift" -->Einleitung<!-- #EndEditable --></H1>
<hr size="1">
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<H3 align="center"><A NAME="Kap_I">I. Gegenstand und Methode</A></H3>
<P><B>|136|</B> Die politische &Ouml;konomie, im weitesten Sinne, ist die Wissenschaft
von den Gesetzen, welche die Produktion und den Austausch des materiellen Lebensunterhalts
in der menschlichen Gesellschaft beherrschen. Produktion und Austausch sind zwei
verschiedne Funktionen. Produktion kann stattfinden ohne Austausch, Austausch
- eben weil von vornherein nur Austausch von Produkten - nicht ohne Produktion.
Jede dieser beiden gesellschaftlichen Funktionen steht unter dem Einflu&szlig;
von gro&szlig;enteils besondern &auml;u&szlig;ern Einwirkungen und hat daher auch
gro&szlig;enteils ihre eignen, besondern Gesetze. Aber andrerseits bedingen sie
einander in jedem Moment und wirken in solchem Ma&szlig; aufeinander ein, da&szlig;
man sie als die Abszisse und die Ordinate der &ouml;konomischen Kurve bezeichnen
k&ouml;nnte.</P>
<P>Die Bedingungen, unter denen die Menschen produzieren und austauschen, wechseln
von Land zu Land, und in jedem Lande wieder von Generation zu Generation. Die
politische &Ouml;konomie kann also nicht dieselbe sein f&uuml;r alle L&auml;nder
und f&uuml;r alle geschichtlichen Epochen. Vom Bogen und Pfeil, vom Steinmesser
und nur ausnahmsweise vorkommenden Tauschverkehr des Wilden, bis zur tausendpferdigen
Dampfmaschine, zum mechanischen Webstuhl, den Eisenbahnen und der Bank von England
ist ein ungeheurer Abstand. Die Feuerl&auml;nder bringen es nicht zur Massenproduktion
und zum Welthandel, ebensowenig wie zur Wechselreiterei oder einem B&ouml;rsenkrach.
Wer die politische &Ouml;konomie Feuerlands unter dieselben Gesetze bringen wollte
mit der des heutigen Englands, w&uuml;rde damit augenscheinlich nichts zutage
f&ouml;rdern als den allerbanalsten Gemeinplatz. Die politische &Ouml;konomie
ist somit wesentlich eine historische Wissenschaft. Sie behandelt einen geschichtlichen,
das hei&szlig;t einen stets wechselnden Stoff; sie untersucht zun&auml;chst die
besondern Gesetze jeder einzelnen <A NAME="S137"></A><B>|137|</B> Entwicklungsstufe
der Produktion und des Austausches und wird erst am Schlu&szlig; dieser Untersuchung
die wenigen, f&uuml;r Produktion und Austausch &uuml;berhaupt geltenden, ganz
allgemeinen Gesetze aufstellen k&ouml;nnen. Wobei es sich jedoch von selbst versteht,
da&szlig; die f&uuml;r bestimmte Produktionsweisen und Austauschformen g&uuml;ltigen
Gesetze auch G&uuml;ltigkeit haben f&uuml;r alle Geschichtsperioden, denen jene
Produktionsweisen und Austauschformen gemeinsam sind. So z.B. tritt mit der Einf&uuml;hrung
des Metallgeldes eine Reihe von Gesetzen in Wirksamkeit, die f&uuml;r alle L&auml;nder-
und Geschichtsabschnitte g&uuml;ltig bleibt, in denen Metallgeld den Austausch
vermittelt.</P>
<P>Mit der Art und Weise der Produktion und des Austausches einer bestimmten geschichtlichen
Gesellschaft und mit den geschichtlichen Vorbedingungen dieser Gesellschaft ist
auch gleichzeitig gegeben die Art und Weise der Verteilung der Produkte. In der
Stamm- oder Dorfgemeinde mit gemeinsamem Grundeigentum, mit der, oder mit deren
sehr erkennbaren &Uuml;berresten alle Kulturv&ouml;lker in die Geschichte eintreten,
versteht sich eine ziemlich gleichm&auml;&szlig;ige Verteilung der Produkte ganz
von selbst; wo gr&ouml;&szlig;ere Ungleichheit der Verteilung unter den Mitgliedern
eintritt, da ist sie auch schon ein Anzeichen der beginnenden Aufl&ouml;sung der
Gemeinde. - Der gro&szlig;e wie der kleine Ackerbau lassen je nach den geschichtlichen
Vorbedingungen, aus denen sie sich entwickelt haben, sehr verschiedne Verteilungsformen
zu. Aber es liegt auf der Hand, da&szlig; der gro&szlig;e stets eine ganz andre
Verteilung bedingt als der kleine; da&szlig; der gro&szlig;e einen Klassengegensatz
- Sklavenhalter und Sklaven, Grundherren und Fronbauern, Kapitalisten und Lohnarbeiter
- voraussetzt oder erzeugt, w&auml;hrend beim kleinen ein Klassenunterschied der
bei der Ackerbauproduktion t&auml;tigen Individuen keineswegs bedingt ist und
im Gegenteil durch sein blo&szlig;es Dasein den beginnenden Verfall der Parzellenwirtschaft
anzeigt. - Die Einf&uuml;hrung und Verbreitung des Metallgeldes in einem Lande,
wo bisher ausschlie&szlig;lich oder vorwiegend Naturalwirtschaft galt, ist stets
mit einer langsamern oder schnellern Umw&auml;lzung der bisherigen Verteilung
verbunden, und zwar so, da&szlig; die Ungleichheit der Verteilung unter den einzelnen,
also der Gegensatz von reich und arm, mehr und mehr gesteigert wird. - Der lokale,
z&uuml;nftige Handwerksbetrieb des Mittelalters machte gro&szlig;e Kapitalisten
und lebensl&auml;ngliche Lohnarbeiter ebenso unm&ouml;glich, wie die moderne gro&szlig;e
Industrie, die heutige Kreditausbildung und die der Entwicklung beider entsprechende
Austauschform, die freie Konkurrenz, sie mit Notwendigkeit erzeugen.</P>
<P>Mit den Unterschieden in der Verteilung aber treten die <I>Klassenunterschiede</I>
auf. Die Gesellschaft teilt sich in bevorzugte und benachteiligte, aus- <A NAME="S138"></A><B>|138|</B>
beutende und ausgebeutete, herrschende und beherrschte Klassen, und der Staat,
zu dem sich die naturw&uuml;chsigen Gruppen gleichst&auml;mmiger Gemeinden zun&auml;chst
nur behufs der Wahrnehmung gemeinsamer Interessen (Berieselung im Orient z.B.)
und wegen des Schutzes nach au&szlig;en fortentwickelt hatten, erh&auml;lt von
nun an ebensosehr den Zweck, die Lebens- und Herrschaftsbedingungen der herrschenden
gegen die beherrschte Klasse mit Gewalt aufrechtzuerhalten.</P>
<P>Die Verteilung ist indes nicht ein blo&szlig;es passives Erzeugnis der Produktion
und des Austausches; sie wirkt ebensosehr zur&uuml;ck auf beide. Jede neue Produktionsweise
oder Austauschform wird im Anfang gehemmt nicht nur durch die alten Formen und
die ihnen entsprechenden politischen Einrichtungen, sondern auch durch die alte
Verteilungsweise. Sie mu&szlig; sich die ihr entsprechende Verteilung erst in
langem Kampf erringen. Aber je beweglicher, je mehr der Ausbildung und Entwicklung
f&auml;hig eine gegebne Produktions- und Austauschweise ist, desto rascher erreicht
auch die Verteilung eine Stufe, in der sie ihrer Mutter &uuml;ber den Kopf w&auml;chst,
in der sie mit der bisherigen Art der Produktion und des Austausches in Widerstreit
ger&auml;t. Die alten naturw&uuml;chsigen Gemeinwesen, von denen schon die Rede
war, k&ouml;nnen Jahrtausende bestehn, wie bei Indern und Slawen noch heute, ehe
der Verkehr mit der Au&szlig;enwelt in ihrem Innern die Verm&ouml;gensunterschiede
erzeugt, infolge deren ihre Aufl&ouml;sung eintritt. Die moderne kapitalistische
Produktion dagegen, die kaum dreihundert Jahre alt und erst seit Einf&uuml;hrung
der gro&szlig;en Industrie, also seit hundert Jahren, herrschend geworden ist,
hat in dieser kurzen Zeit Gegens&auml;tze der Verteilung fertiggebracht - Konzentration
der Kapitalien in wenigen H&auml;nden einerseits, Konzentration der besitzlosen
Massen in den gro&szlig;en St&auml;dten andrerseits -, an denen sie notwendig
zugrunde geht.</P>
<P>Der Zusammenhang der jedesmaligen Verteilung mit den jedesmaligen materiellen
Existenzbedingungen einer Gesellschaft liegt sosehr in der Natur der Sache, da&szlig;
er sich im Volksinstinkt regelm&auml;&szlig;ig widerspiegelt. Solange eine Produktionsweise
sich im aufsteigenden Ast ihrer Entwicklung befindet, solange jubeln ihr sogar
diejenigen entgegen, die bei der ihr entsprechenden Verteilungsweise den k&uuml;rzern
ziehn. So die englischen Arbeiter beim Aufkommen der gro&szlig;en Industrie. Selbst
solange diese Produktionsweise die gesellschaftlich-normale bleibt, herrscht im
ganzen Zufriedenheit mit der Verteilung, und erhebt sich Einspruch - dann aus
dem Scho&szlig; der herrschenden Klasse selbst (Saint-Simon, Fourier, Owen) und
findet bei der ausgebeuteten Masse erst recht keinen Anklang. Erst wenn die fragliche
Produktionsweise ein gut St&uuml;ck ihres absteigenden Asts hinter sich, wenn
<A NAME="S139"></A><B>|139|</B> sie sich halb &uuml;berlebt hat, wenn die Bedingungen
ihres Daseins gro&szlig;enteils verschwunden sind und ihr Nachfolger bereits an
die T&uuml;r klopft - erst dann erscheint die immer ungleicher werdende Verteilung
als ungerecht, erst dann wird von den &uuml;berlebten Tatsachen an die sogenannte
ewige Gerechtigkeit appelliert. Dieser Appell an die Moral und das Recht hilft
uns wissenschaftlich keinen Fingerbreit weiter; die &ouml;konomische Wissenschaft
kann in der sittlichen Entr&uuml;stung, und w&auml;re sie noch so gerechtfertigt,
keinen Beweisgrund sehn, sondern nur ein Symptom. Ihre Aufgabe ist vielmehr, die
neu hervortretenden gesellschaftlichen Mi&szlig;st&auml;nde als notwendige Folgen
der bestehenden Produktionsweise, aber auch gleichzeitig als Anzeichen ihrer hereinbrechenden
Aufl&ouml;sung nachzuweisen, und innerhalb der sich aufl&ouml;senden &ouml;konomischen
Bewegungsform die Elemente der zuk&uuml;nftigen, jene Mi&szlig;st&auml;nde beseitigenden,
neuen Organisation der Produktion und des Austausches aufzudecken. Der Zorn, der
den Poeten macht, ist bei der Schilderung dieser Mi&szlig;st&auml;nde ganz am
Platz, oder auch beim Angriff gegen die, diese Mi&szlig;st&auml;nde leugnenden
oder besch&ouml;nigenden Harmoniker im Dienst der herrschenden Klasse; wie wenig
er aber f&uuml;r den jedesmaligen Fall <I>beweist</I>, geht schon daraus hervor,
da&szlig; man in <I>jeder</I> Epoche der ganzen bisherigen Geschichte Stoff genug
f&uuml;r ihn findet.</P>
<P>Die politische &Ouml;konomie als die Wissenschaft von den Bedingungen und Formen,
unter denen die verschiednen menschlichen Gesellschaften produziert und ausgetauscht
und unter denen sich demgem&auml;&szlig; jedesmal die Produkte verteilt haben
- die politische &Ouml;konomie in dieser Ausdehnung soll jedoch erst geschaffen
werden. Was wir von &ouml;konomischer Wissenschaft bis jetzt besitzen, beschr&auml;nkt
sich fast ausschlie&szlig;lich auf die Genesis und Entwicklung der kapitalistischen
Produktionsweise: es beginnt mit der Kritik der Reste der feudalen Produktions-
und Austauschformen, weist die Notwendigkeit ihrer Ersetzung durch kapitalistische
Formen nach, entwickelt dann die Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise
und ihrer entsprechenden Austauschformen nach der positiven Seite hin, d.h. nach
der Seite, wonach sie die allgemeinen Gesellschaftszwecke f&ouml;rdern, und schlie&szlig;t
ab mit der sozialistischen Kritik der kapitalistischen Produktionsweise, d.h.
mit der Darstellung ihrer Gesetze nach der negativen Seite hin, mit dem Nachweis,
da&szlig; diese Produktionsweise durch ihre eigne Entwicklung dem Punkt zutreibt,
wo sie sich selbst unm&ouml;glich macht. Diese Kritik weist nach, da&szlig; die
kapitalistischen Produktions- und Austauschformen mehr und mehr eine unertr&auml;gliche
Fessel werden f&uuml;r die Produktion selbst; da&szlig; der durch jene Formen
mit Notwendigkeit bedingte Verteilungsmodus eine Klassenlage von t&auml;glich
sich steigernder Unertr&auml;glichkeit erzeugt hat, <A NAME="S140"></A><B>|140|</B>
den sich t&auml;glich versch&auml;rfenden Gegensatz von immer wenigern, aber immer
reicheren Kapitalisten und von immer zahlreicheren und im ganzen und gro&szlig;en
immer schlechter gestellten besitzlosen Lohnarbeitern; und endlich, da&szlig;
die innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise erzeugten, massenhaften Produktivkr&auml;fte,
die von jener nicht mehr zu b&auml;ndigen sind, nur der Besitzergreifung harren
durch eine zum planm&auml;&szlig;igen Zusammenwirken organisierte Gesellschaft,
um allen Gesellschaftsgliedern die Mittel zur Existenz und zu freier Entwicklung
ihrer F&auml;higkeiten zu sichern, und zwar in stets wachsendem Ma&szlig;.</P>
<P>Um diese Kritik der b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomie vollst&auml;ndig durchzuf&uuml;hren,
gen&uuml;gte nicht die Bekanntschaft mit der kapitalistischen Form der Produktion,
des Austausches und der Verteilung. Die ihr vorhergegangnen oder die noch neben
ihr, in weniger entwickelten L&auml;ndern bestehenden Formen mu&szlig;ten ebenfalls,
wenigstens in den Hauptz&uuml;gen, untersucht und zur Vergleichung gezogen werden.
Eine solche Untersuchung und Vergleichung ist bis jetzt im ganzen und gro&szlig;en
nur von Marx angestellt worden, und seinen Forschungen verdanken wir daher auch
fast ausschlie&szlig;lich das, was &uuml;ber die vorb&uuml;rgerliche theoretische
&Ouml;konomie bisher festgestellt ist.</P>
<P>Obwohl gegen Ende des 17. Jahrhunderts in genialen K&ouml;pfen entstanden,
ist die politische &Ouml;konomie im engern Sinn, in ihrer positiven Formulierung
durch die Physiokraten und Adam Smith, doch wesentlich ein Kind des 18. Jahrhunderts
und reiht sich den Errungenschaften der gleichzeitigen gro&szlig;en franz&ouml;sischen
Aufkl&auml;rer an mit allen Vorz&uuml;gen und M&auml;ngeln jener Zeit. Was wir
von den Aufkl&auml;rern gesagt |Siehe <A HREF="me20_016.htm">S. 16/17</A>|, gilt
auch von den damaligen &Ouml;konomen. Die neue Wissenschaft war ihnen nicht der
Ausdruck der Verh&auml;ltnisse und Bed&uuml;rfnisse ihrer Epoche, sondern der
Ausdruck der ewigen Vernunft; die von ihr entdeckten Gesetze der Produktion und
des Austausches waren nicht Gesetze einer geschichtlich bestimmten Form jener
T&auml;tigkeiten, sondern ewige Naturgesetze; man leitete sie ab aus der Natur
des Menschen. Aber dieser Mensch, bei Lichte besehn, war der damalige, im &Uuml;bergang
zum Bourgeois begriffne Mittelb&uuml;rger, und seine Natur bestand darin, unter
den damaligen, geschichtlich bestimmten Verh&auml;ltnissen zu fabrizieren und
Handel zu treiben.</P>
<P>Nachdem wir unsern &raquo;kritischen Grundleger&laquo; Herrn D&uuml;hring und seine Methode
aus der Philosophie hinl&auml;nglich kennengelernt haben, werden wir auch ohne
Schwierigkeit vorhersagen k&ouml;nnen, wie er die politische &Ouml;konomie auffassen
wird. In der Philosophie war da, wo er nicht einfach faselte <A NAME="S141"></A><B>|141|</B>
(wie in der Naturphilosophie), seine Anschauungsweise eine Verzerrung derjenigen
des 18. Jahrhunderts. Es handelte sich nicht um geschichtliche Entwicklungsgesetze,
sondern um Naturgesetze, ewige Wahrheiten. Gesellschaftliche Verh&auml;ltnisse
wie Moral und Recht wurden nicht nach den jedesmaligen geschichtlich vorliegenden
Bedingungen, sondern durch die famosen beiden M&auml;nner entschieden, von denen
der eine entweder den andern unterdr&uuml;ckt, oder auch nicht, welches letztere
bisher leider nie vorkam. Wir werden uns also kaum t&auml;uschen, wenn wir den
Schlu&szlig; ziehn, da&szlig; Herr D&uuml;hring die &Ouml;konomie ebenfalls auf
endg&uuml;ltige Wahrheiten letzter Instanz, ewige Naturgesetze, tautologische
Axiome von &ouml;dester Inhaltlosigkeit zur&uuml;ckf&uuml;hren, daneben aber den
ganzen positiven Inhalt der &Ouml;konomie, soweit dieser ihm bekannt, durchs Hinterpf&ouml;rtchen
wieder hereinschmuggeln; und da&szlig; er die Verteilung, als ein gesellschaftliches
Ereignis, nicht aus Produktion und Austausch entwickeln, sondern seinen ruhmvollen
beiden M&auml;nnern zur endg&uuml;ltigen Erledigung &uuml;berweisen wird. Und
da uns dies alles bereits altbekannte Kunstgriffe sind, so k&ouml;nnen wir uns
hier um so k&uuml;rzer fassen.</P>
<P>In der Tat erkl&auml;rt uns Herr D&uuml;hring bereits auf S. 2, da&szlig;</P>
<P><SMALL>seine &Ouml;konomie Bezug nimmt auf das in seiner &raquo;Philosophie&laquo; <I>&raquo;Festgestellte&laquo;</I>
und sich &raquo;in einigen wesentlichen Punkten an &uuml;bergeordnete und in einem h&ouml;hern
Untersuchungsgebiet <I>bereits ausgemachte Wahrheiten</I> anlehnt&laquo;.</SMALL></P>
<P>&Uuml;berall dieselbe Zudringlichkeit der Selbstanpreisung. &Uuml;berall der
Triumph des Herrn D&uuml;hring &uuml;ber das von Herrn D&uuml;hring Festgestellte
und Ausgemachte. Ausgemacht in der Tat, das haben wir des breiteren gesehn - aber
wie man ein schwalchendes Licht ausmacht.</P>
<P>Gleich darauf haben wir </P>
<P><SMALL>&raquo;die allgemeinsten Naturgesetze aller Wirtschaft&laquo; - </SMALL></P>
<P>also hatten wir richtig geraten.</P>
<P><SMALL>Aber diese Naturgesetze lassen nur dann ein richtiges Verst&auml;ndnis
der abgelebten Geschichte zu, wenn man sie &raquo;in derjenigen n&auml;hern Bestimmung
untersucht, die ihre Ergebnisse durch die politische Unterwerfungs- und Gruppierungsformen
erfahren haben. Einrichtungen wie die Sklaverei und die Lohnh&ouml;rigkeit, zu
denen sich als Zwillingsgeburt das Gewalteigentum gesellt, sind als sozial&ouml;konomische
Verfassungsformen echt politischer Natur zu betrachten und bilden in der bisherigen
Welt den Rahmen, innerhalb dessen sich die Wirkungen wirtschaftlicher Naturgesetze
allein zeigen konnten.&laquo;</SMALL></P>
<P>Dieser Satz ist die Fanfare, die uns als Wagnersches Leitmotiv den Anmarsch
der beiden famosen M&auml;nner verk&uuml;ndet. Aber er ist noch mehr, er <A NAME="S142"></A><B>|142|</B>
ist das Grundthema des ganzen D&uuml;hringschen Buchs. Beim Recht wu&szlig;te
Herr D&uuml;hring uns nichts zu bieten, als eine schlechte &Uuml;bersetzung der
Rousseauschen Gleichheitstheorie ins Sozialistische |siehe <A HREF="me20_032.htm#S65">S.
89-95</A>|, wie man sie in jedem Pariser Arbeiter-Estaminet seit Jahren weit besser
h&ouml;ren kann. Hier gibt er eine nicht bessere, sozialistische &Uuml;bersetzung
der Klagen der &Ouml;konomen &uuml;ber die Verf&auml;lschung der &ouml;konomischen
ewigen Naturgesetze und ihrer Wirkungen durch die Einmischung des Staats, der
Gewalt. Und hiermit steht er verdienterma&szlig;en unter den Sozialisten ganz
allein. Jeder sozialistische Arbeiter, einerlei, welcher Nationalit&auml;t, wei&szlig;
ganz gut, da&szlig; die Gewalt die Ausbeutung nur sch&uuml;tzt, aber nicht verursacht;
da&szlig; das Verh&auml;ltnis von Kapital und Lohnarbeit der Grund seiner Ausbeutung
ist, und da&szlig; dieses auf rein &ouml;konomischem und keineswegs auf gewaltsamem
Wege entstanden ist.</P>
<P>Des weitern erfahren wir nun, da&szlig; man</P>
<P><SMALL>bei allen &ouml;konomischen Fragen &raquo;zwei Herg&auml;nge, den der Produktion
und den der Verteilung wird unterscheiden k&ouml;nnen&laquo;. Au&szlig;erdem habe der
bekannte oberfl&auml;chliche J. B. Say noch einen dritten Hergang, den des Verbrauchs,
der Konsumtion, hinzugef&uuml;gt, aber nichts Gescheites dar&uuml;ber zu sagen
gewu&szlig;t, ebensowenig wie seine Nachfolger. Der Austausch oder die Zirkulation
aber sei nur eine Unterabteilung der Produktion, zu der alles geh&ouml;re, was
geschehn mu&szlig;, damit die Erzeugnisse an den letzten und eigentlichen Konsumenten
gelangen.</SMALL></P>
<P>Wenn Herr D&uuml;hring die beiden wesentlich verschiednen, wenn auch sich gegenseitig
bedingenden Prozesse der Produktion und der Zirkulation zusammenwirft und ganz
ungeniert behauptet, aus der Unterlassung dieser Verwirrung k&ouml;nne nur &raquo;Verwirrung
entstehn&laquo;, so beweist er damit blo&szlig;, da&szlig; er die kolossale Entwicklung,
die gerade die Zirkulation in den letzten f&uuml;nfzig Jahren durchgemacht hat,
nicht kennt oder nicht versteht; wie denn auch sein Buch weiterhin best&auml;tigt.
Damit nicht genug. Nachdem er so Produktion und Austausch in eins als Produktion
schlechthin zusammenfa&szlig;t, stellt er die Verteilung neben die Produktion
als einen zweiten, ganz &auml;u&szlig;erlichen Hergang hin, der mit dem ersten
gar nichts zu schaffen hat. Nun haben wir gesehn, da&szlig; die Verteilung in
ihren entscheidenden Z&uuml;gen jedesmal das notwendige Ergebnis der Produktions-
und Austauschverh&auml;ltnisse einer bestimmten Gesellschaft, sowie der geschichtlichen
Vorbedingungen dieser Gesellschaft ist, und zwar dergestalt, da&szlig;, wenn wir
diese kennen, wir mit Bestimmtheit auf die in dieser Gesellschaft herrschende
Verteilungsweise schlie&szlig;en k&ouml;nnen. Wir sehn aber ebenfalls, da&szlig;
Herr D&uuml;hring, wenn <A NAME="S143"></A><B>|143|</B> er den in seiner Moral-,
Rechts- und Geschichtsauffassung &raquo;festgestellten&laquo; Grunds&auml;tzen nicht untreu
werden will, diese elementare &ouml;konomische Tatsache verleugnen mu&szlig; und
da&szlig; er dies namentlich mu&szlig;, wenn es gilt, seine beiden unentbehrlichen
M&auml;nner in die &Ouml;konomie hineinzuschmuggeln. Und nachdem die Verteilung
gl&uuml;cklich alles Zusammenhangs mit der Produktion und dem Austausch entledigt,
kann dies gro&szlig;e Ereignis vor sich gehn.</P>
<P>Erinnern wir uns indes zuerst, wie die Sache bei Moral und Recht sich entwickelte.
Hier fing Herr D&uuml;hring urspr&uuml;nglich mit nur Einem Mann an; er sagte:</P>
<P><SMALL>&laquo;Ein Mensch, insofern er als einzig, oder, was dasselbe leistet, als
au&szlig;er jedem Zusammenhang mit andern gedacht wird, kann keine <I>Pflichten</I>
haben. F&uuml;r ihn gibt es kein , sondern nur ein Wollen.&laquo;</SMALL></P>
<P>Was aber ist dieser pflichtenlose, als einzig gedachte Mensch anders, als der
fatale &raquo;Urjude Adam&laquo; im Paradiese, wo er ohne S&uuml;nde ist, weil er eben keine
begehn kann? - Aber auch diesem wirklichkeitsphilosophischen Adam steht ein S&uuml;ndenfall
bevor. Neben diesen Adam tritt pl&ouml;tzlich - zwar keine Eva mit wallendem Lockenhaar,
aber doch ein zweiter Adam. Und sofort erh&auml;lt Adam Pflichten und - bricht
sie. Statt seinen Bruder als Gleichberechtigten an seinen Busen zu schlie&szlig;en,
unterwirft er ihn seiner Herrschaft, knechtet er ihn - und an den Folgen dieser
ersten S&uuml;nde, an der Erbs&uuml;nde der Knechtung, leidet die ganze Weltgeschichte
bis auf den heutigen Tag, weshalb sie auch nach Herrn D&uuml;hring keine drei
Pfennige wert ist.</P>
<P>Wenn also Herr D&uuml;hring, beil&auml;ufig gesagt, die &raquo;Negation der Negation&laquo;
hinreichend der Verachtung preiszugeben glaubte, indem er sie als einen Abklatsch
der alten Geschichte vom S&uuml;ndenfall und der Erl&ouml;sung bezeichnete, was
sollen wir dann sagen von <I>seiner</I> neuesten Ausgabe derselben Geschichte?
(denn auch der Erl&ouml;sung werden wir mit der Zeit, um einen Reptilienausdruck
zu gebrauchen, &raquo;n&auml;hertreten&laquo;). Jedenfalls doch wohl, da&szlig; wir die alte
semitische Stammsage vorziehn, bei der es sich dem M&auml;nnlein und dem Weiblein
doch der M&uuml;he verlohnte, aus dem Stand der Unschuld zu treten, und da&szlig;
Herrn D&uuml;hring der Ruhm ohne Konkurrenz verbleiben wird, seinen S&uuml;ndenfall
konstruiert zu haben mit zwei M&auml;nnern.</P>
<P>H&ouml;ren wir also nun die &Uuml;bersetzung des S&uuml;ndenfalls ins &Ouml;konomische:</P>
<P><SMALL>&raquo;F&uuml;r den Gedanken der Produktion kann allenfalls die Vorstellung
von einem Robinson, welcher mit seinen Kr&auml;ften der Natur isoliert gegen&uuml;bersteht
und mit niemandem etwas zu teilen hat, ein geeignetes Denkschema abgeben ... Von
einer gleichen Zweckm&auml;&szlig;igkeit ist f&uuml;r die Veranschaulichung des
Wesentlichsten in dem Verteilungs- <A NAME="S144"></A><B>|144|</B> gedanken das
Denkschema von zwei Personen, deren wirtschaftliche Kr&auml;fte sich kombinieren
und die sich offenbar bez&uuml;glich ihrer Anteile gegenseitig in irgendeiner
Form auseinandersetzen m&uuml;ssen. Mehr als dieses einfachen Dualismus bedarf
es in der Tat nicht, um in aller Strenge einige der wichtigsten Verteilungsbeziehungen
darzulegen und deren Gesetze embryonisch in ihrer logischen Notwendigkeit zu studieren
... Das Zusammenwirken auf gleichem Fu&szlig; ist hier ebenso denkbar, als die
Kombination der Kr&auml;fte durch v&ouml;llige Unterdr&uuml;ckung des einen Teils,
der alsdann als Sklave oder blo&szlig;es Werkzeug zum wirtschaftlichen Dienst
gepre&szlig;t und eben auch nur als Werkzeug unterhalten wird ... Zwischen dem
Zustande der Gleichheit und dem der Nullit&auml;t auf der einen und der Omnipotenz
und einzig aktiven Beteiligung auf der andern Seite befindet sich eine Reihe von
Stufen, f&uuml;r deren Besetzung die Erscheinungen der Weltgeschichte in bunter
Mannigfaltigkeit gesorgt haben. Ein universeller Blick f&uuml;r die verschiednen
<I>Rechts-</I> und <I>Unrechs</I>institutionen der Geschichte ist hier die wesentliche
Voraussetzung&laquo; ...,</SMALL></P>
<P>und zum Schlu&szlig; verwandelt sich die ganze Verteilung in ein </P>
<P><SMALL>&raquo;&ouml;konomisches Verteilungsrecht&laquo;.</SMALL></P>
<P>Jetzt endlich hat Herr D&uuml;hring wieder festen Boden unter den F&uuml;&szlig;en.
Arm in Arm mit seinen beiden M&auml;nnern kann er sein Jahrhundert in die Schranken
fordern. Aber hinter diesem Dreigestirn steht noch ein Ungenannter.</P>
<P>&raquo;Das Kapital hat die Mehrarbeit nicht erfunden. &Uuml;berall, wo ein Teil der
Gesellschaft das Monopol der Produktionsmittel besitzt, mu&szlig; der Arbeiter,
frei oder unfrei, der zu seiner Selbsterhaltung notwendigen <A NAME="ZT1"></A><A HREF="me20_136.htm#T1"><SPAN class="top">{1}</SPAN></A>
Arbeitszeit &uuml;bersch&uuml;ssige Arbeitszeit zusetzen, um die Lebensmittel
f&uuml;r den Eigner der Produktionsmittel zu produzieren, sei dieser Eigent&uuml;mer
nun atheniensischer Kaloskagathos <A NAME="ZT2"></A><A HREF="me20_136.htm#T2"><SPAN class="top">{2}</SPAN></A>
|Aristokrat|, etruskischer Theokrat, civis romanus&laquo; (r&ouml;mischer B&uuml;rger),
&raquo;normannischer Baron, amerikanischer Sklavenhalter, walachischer Bojar, moderner
Landlord oder Kapitalist.&laquo; (Marx, Kapital, I, zweite Ausgabe, Seite 227. |Siehe
Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_245.htm#S249">Bd.
23, S. 249/250</A>|)</P>
<P>Nachdem Herr D&uuml;hring auf diese Weise erfahren, was die, allen bisherigen
Produktionsformen - soweit sie sich in Klassengegens&auml;tzen bewegen - gemeinsame
Grundform der Ausbeutung ist, galt es nur noch, seine beiden M&auml;nner darauf
anzuwenden, und die wurzelhafte Grundlage der Wirklichkeits&ouml;konomie war fertig.
Er zauderte keinen Moment mit der Ausf&uuml;hrung dieses &raquo;systemschaffenden Gedankens&laquo;.
Arbeit ohne Gegenleistung, <A NAME="S145"></A><B>|145|</B> &uuml;ber die zur Selbsterhaltung
des Arbeiters n&ouml;tige Arbeitszeit hinaus, das ist der Punkt. Der Adam, der
hier Robinson hei&szlig;t, l&auml;&szlig;t also seinen zweiten Adam, den Freitag,
drauflos schanzen. Aber warum schanzt Freitag mehr als er f&uuml;r seinen Unterhalt
n&ouml;tig hat? Auch diese Frage findet bei Marx teilweise ihre Beantwortung.
Das ist aber f&uuml;r die beiden M&auml;nner viel zu weitl&auml;ufig. Die Sache
wird kurzerhand abgemacht: Robinson &raquo;unterdr&uuml;ckt&laquo; den Freitag, pre&szlig;t
ihn &raquo;als Sklave oder Werkzeug zum wirtschaftlichen Dienst&laquo; und unterh&auml;lt
ihn &raquo;auch nur als Werkzeug&laquo;. Mit dieser neuesten &raquo;sch&ouml;pferischen Wendung&laquo;
schl&auml;gt Herr D&uuml;hring wie mit Einer Klappe zwei Fliegen. Erstens erspart
er sich die M&uuml;he, die verschiednen bisherigen Verteilungsformen, ihre Unterschiede
und ihre Ursachen zu erkl&auml;ren: sie taugen einfach allesamt nichts, sie beruhn
auf der Unterdr&uuml;ckung, der Gewalt. Dar&uuml;ber werden wir demn&auml;chst
zu sprechen haben. Und zweitens versetzt er damit die ganze Theorie der Verteilung
vom &ouml;konomischen Gebiet auf das der Moral und des Rechts, d.h. vom Gebiet
feststehender materieller Tatsachen auf das mehr oder weniger schwankender Meinungen
und Gef&uuml;hle. Er braucht also nicht mehr zu untersuchen oder zu beweisen,
sondern nur noch flott drauflos zu deklamieren, und kann die Forderung stellen,
die Verteilung der Erzeugnisse der Arbeit solle sich richten, nicht nach ihren
wirklichen Ursachen, sondern nach dem, was ihm, Herrn D&uuml;hring, sittlich und
gerecht erscheint. Was aber Herrn D&uuml;hring gerecht erscheint, ist keineswegs
unwandelbar, also weit entfernt, eine echte Wahrheit zu sein. Denn diese sind
ja, nach Herrn D&uuml;hring selbst, &raquo;&uuml;berhaupt nicht wandelbar&laquo;. Im Jahr
1868 behauptete Herr D&uuml;hring (&raquo;Die Schicksale meiner sozialen Denkschrift
etc.&laquo;),</P>
<P><SMALL>es liege &raquo;in der Tendenz aller h&ouml;hern Zivilisation, <I>das Eigentum
immer sch&auml;rfer auszupr&auml;gen,</I> und hierin, nicht in einer Konfusion
der Rechte und Herrschaftssph&auml;ren, liegt das Wesen und die Zukunft der modernen
Entwicklung&laquo;.</SMALL></P>
<P>Und ferner k&ouml;nne er platterdings nicht absehn,</P>
<P><SMALL><I>&raquo;wie eine Verwandlung der Lohnarbeit in eine andre Art des Erwerbs mit
den Gesetzen der menschlichen Natur und der naturnotwendigen Gliederung des gesellschaftlichen
K&ouml;rpers jemals vereinbar werden solle&laquo;.</I></SMALL></P>
<P>Also 1868: Privateigentum und Lohnarbeit naturnotwendig und daher gerecht;
1876: Beides Ausflu&szlig; der Gewalt und des &raquo;Raubs&laquo;, also ungerecht. Und wir
k&ouml;nnen unm&ouml;glich wissen, was einem so gewaltig dahinst&uuml;rmenden
Genius in einigen Jahren m&ouml;glicherweise als sittlich und gerecht erscheinen
d&uuml;rfte, und tun daher jedenfalls besser, bei unsrer Betrachtung der Verteilung
der Reicht&uuml;mer uns an die wirklichen, objektiven, &ouml;konomi- <A NAME="S146"></A><B>|146|</B>
schen Gesetze zu halten und nicht an die augenblickliche, wandelbare, subjektive
Vorstellung des Herrn D&uuml;hring von Recht und Unrecht.</P>
<P>Wenn wir f&uuml;r die hereinbrechende Umw&auml;lzung der heutigen Verteilungsweise
der Arbeitserzeugnisse samt ihren schreienden Gegens&auml;tzen von Elend und &Uuml;ppigkeit,
Hungersnot und Schwelgerei, keine bessere Sicherheit h&auml;tten als das Bewu&szlig;tsein,
da&szlig; diese Verteilungsweise ungerecht ist und da&szlig; das Recht doch endlich
einmal siegen mu&szlig;, so w&auml;ren wir &uuml;bel dran und k&ouml;nnten lange
warten. Die mittelalterlichen Mystiker, die vom nahenden Tausendj&auml;hrigen
Reich tr&auml;umten, hatten schon das Bewu&szlig;tsein von der Ungerechtigkeit
der Klassengegens&auml;tze. An der Schwelle der neuern Geschichte, vor dreihundertf&uuml;nfzig
Jahren, ruft Thomas M&uuml;nzer es laut in die Welt hinaus. In der englischen,
in der franz&ouml;sischen b&uuml;rgerlichen Revolution ert&ouml;nt derselbe Ruf
und - verhallt. Und wenn jetzt derselbe Ruf nach Abschaffung der Klassengegens&auml;tze
und Klassenunterschiede, der bis 1830 die arbeitenden und leidenden Klassen kalt
lie&szlig;, wenn er jetzt ein millionenfaches Echo findet, wenn er ein Land nach
dem andern ergreift, und zwar in derselben Reihenfolge und mit derselben Intensit&auml;t,
wie sich in den einzelnen L&auml;ndern die gro&szlig;e Industrie entwickelt, wenn
er in einem Menschenalter eine Macht erobert hat, die allen gegen ihn vereinten
M&auml;chten trotzen und des Siegs in naher Zukunft gewi&szlig; sein kann - woher
kommt das? Daher, da&szlig; die moderne gro&szlig;e Industrie einerseits ein Proletariat,
eine Klasse geschaffen hat, die zum erstenmal in der Geschichte die Forderung
stellen kann der Abschaffung nicht dieser oder jener besondern Klassenorganisation
oder dieses und jenes besondern Klassenvorrechts, sondern der Klassen &uuml;berhaupt;
und die in die Lage versetzt ist, da&szlig; sie diese Forderung durchf&uuml;hren
mu&szlig; bei Strafe des Versinkens in chinesisches Kulitum. Und da&szlig; dieselbe
gro&szlig;e Industrie andrerseits in der Bourgeoisie eine Klasse geschaffen hat,
die das Monopol aller Produktionswerkzeuge und Lebensmittel besitzt, aber in jeder
Schwindelperiode und in jedem drauffolgenden Krach beweist, da&szlig; sie unf&auml;hig
geworden, die ihrer Gewalt entwachsenen Produktivkr&auml;fte noch fernerhin zu
beherrschen; eine Klasse, unter deren Leitung die Gesellschaft dem Ruin entgegenrennt
wie eine Lokomotive, deren eingeklemmte Abzugsklappe der Maschinist zu schwach
ist zu &ouml;ffnen. Mit andern Worten: es kommt daher, da&szlig; sowohl die von
der modernen kapitalistischen Produktionsweise erzeugten Produktivkr&auml;fte
wie auch das von ihr geschaffne System der G&uuml;terverteilung in brennenden
Widerspruch geraten sind mit jener Produktionsweise selbst, und zwar in solchem
Grad, da&szlig; eine Umw&auml;lzung der Produktions- und Verteilungsweise stattfinden
mu&szlig;, die alle Klassenunterschiede beseitigt, falls nicht die ganze moderne
<A NAME="S147"></A><B>|147|</B> Gesellschaft untergehn soll. In dieser handgreiflichen,
materiellen Tatsache, die sich den K&ouml;pfen der ausgebeuteten Proletarier mit
unwiderstehlicher Notwendigkeit in mehr oder weniger klarer Gestalt aufdr&auml;ngt
- in ihr, nicht aber in den Vorstellungen dieses oder jenes Stubenhockers von
Recht und Unrecht, begr&uuml;ndet sich die Siegesgewi&szlig;heit des modernen
Sozialismus.</P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_II">II. Gewaltstheorie</A></H3>
<P><SMALL>&raquo;Das Verh&auml;ltnis der allgemeinen Politik zu den Gestaltungen des
wirtschaftlichen Rechts ist in meinem System so entschieden und zugleich <I>so
eigent&uuml;mlich</I> bestimmt, da&szlig; eine besondre Hinweisung hierauf zur
Erleichterung des Studiums nicht &uuml;berfl&uuml;ssig sein d&uuml;rfte. Die Gestaltung
der <I>politischen</I> Beziehungen ist das <I>geschichtlich Fundamentale</I>,
und die <I>wirtschaftlichen</I> Abh&auml;ngigkeiten sind nur eine <I>Wirkung</I>
oder ein Spezialfall und daher stets <I>Tatsachen zweiter Ordnung</I>. Einige
der neuem sozialistischen Systeme machen den in die Augen fallenden Schein eines
v&ouml;llig umgekehrten Verh&auml;ltnisses zum leitenden Prinzip, indem sie aus
den wirtschaftlichen Zust&auml;nden die politischen Unterordnungen gleichsam herauswachsen
lassen. Nun sind diese Wirkungen der zweiten Ordnung als solche allerdings vorhanden
und in der Gegenwart am meisten f&uuml;hlbar; aber das <I>Primitive mu&szlig;
in der unmittelbaren politischen Gewalt</I> und nicht erst in einer indirekten
&ouml;konomischen Macht gesucht werden.&laquo;</SMALL></P>
<P>Ebenso an einer andern Stelle, wo Herr D&uuml;hring</P>
<P><SMALL>&raquo;von dem Satz ausgeht, da&szlig; die politischen Zust&auml;nde die entscheidende
Ursache der Wirtschaftslage sind und da&szlig; die umgekehrte Beziehung nur eine
R&uuml;ckwirkung zweiter Ordnung darstellt ..., solange man die politische Gruppierung
nicht um ihrer selbst willen zum Ausgangspunkt macht, sondern sie ausschlie&szlig;lich
als <I>Mittel f&uuml;r Futterzwecke</I> behandelt, wird man, so radikal sozialistisch
und revolution&auml;r man auch erscheinen m&ouml;ge, dennoch ein verstecktes St&uuml;ck
Reaktion in sich bergen&laquo;.</SMALL></P>
<P>Das ist die Theorie des Herrn D&uuml;hring. Sie wird hier und an vielen andern
Stellen einfach aufgestellt, sozusagen dekretiert. Von auch nur dem geringsten
Versuch des Beweises oder der Widerlegung der entgegenstehenden Ansicht ist nirgendwo
in den drei dicken B&uuml;chern die Rede. Und wenn die Beweisgr&uuml;nde so wohlfeil
w&auml;ren wie die Brombeeren, Herr D&uuml;hring g&auml;be uns keine Beweisgr&uuml;nde.
Die Sache ist ja schon bewiesen durch den ber&uuml;hmten S&uuml;ndenfall, wo Robinson
den Freitag geknechtet hat. Das war eine Gewalttat, also eine politische Tat.
Und da diese Knechtung den Ausgangspunkt und die Grundtatsache der ganzen bisherigen
Geschichte bildet und ihr die Erbs&uuml;nde der Ungerechtigkeit einimpft, so zwar,
da&szlig; sie in den sp&auml;tern Perioden nur gemildert und &raquo;in die mehr indirekten
&ouml;konomischen Abh&auml;ngigkeitsformen verwandelt&laquo; worden ist; da ebenfalls
auf <A NAME="S148"></A><B>|148|</B> dieser Urknechtung das ganze bisher geltend
gebliebne &raquo;Gewalteigentum&laquo; beruht, so ist klar, da&szlig; alle &ouml;konomischen
Erscheinungen aus politischen Ursachen zu erkl&auml;ren sind, n&auml;mlich aus
der Gewalt. Und wem das nicht gen&uuml;gt, der ist ein versteckter Reaktion&auml;r.</P>
<P>Bemerken wir zuerst, da&szlig; man nicht weniger in sich selbst verliebt sein
mu&szlig; als Herr D&uuml;hring, um diese Ansicht f&uuml;r so &raquo;eigent&uuml;mlich&laquo;
zu halten, wie sie keineswegs ist. Die Vorstellung, als w&auml;ren die politischen
Haupt- und Staatsaktionen das Entscheidende in der Geschichte, ist so alt wie
die Geschichtschreibung selbst, und ist die Hauptursache davon, da&szlig; uns
so wenig aufbewahrt worden ist &uuml;ber die sich im Hintergrund dieser l&auml;rmenden
Auftritte still vollziehende und wirklich vorantreibende Entwicklung der V&ouml;lker.
Diese Vorstellung hat die ganze vergangne Geschichtsauffassung beherrscht und
einen Sto&szlig; erhalten erst durch die franz&ouml;sischen b&uuml;rgerlichen
Geschichtschreiber der Restaurationszeit; &raquo;eigent&uuml;mlich&laquo; ist dabei nur, da&szlig;
Herr D&uuml;hring von alledem wieder nichts wei&szlig;.</P>
<P>Ferner: nehmen wir f&uuml;r einen Augenblick an, Herr D&uuml;hring habe darin
recht, da&szlig; alle bisherige Geschichte sich auf die Knechtung des Menschen
durch den Menschen zur&uuml;ckf&uuml;hren lasse, so sind wir damit noch lange
nicht der Sache auf den Grund gekommen. Sondern es fragt sich zun&auml;chst: wie
kam der Robinson dazu, den Freitag zu knechten? Des blo&szlig;en Vergn&uuml;gens
halber? Durchaus nicht. Wir sehn im Gegenteil, da&szlig; Freitag &raquo;als Sklave oder
blo&szlig;es Werkzeug zum <I>wirtschaftlichen</I> Dienst gepre&szlig;t und eben
auch nur als Werkzeug unterhalten wird&laquo;. Robinson hat Freitag nur geknechtet,
damit Freitag zum Nutzen Robinsons arbeite. Und wie kann Robinson aus Freitags
Arbeit Nutzen f&uuml;r sich ziehn? Nur dadurch, da&szlig; Freitag mehr Lebensmittel
durch seine Arbeit erzeugt, als Robinson ihm geben mu&szlig;, damit er arbeitsf&auml;hig
bleibe. Robinson hat also, gegen Herrn D&uuml;hrings ausdr&uuml;ckliche Vorschrift,
die durch die Knechtung Freitags hergestellte &raquo;politische Gruppierung nicht um
ihrer selbst willen zum Ausgangspunkt gemacht, sondern sie ausschlie&szlig;lich
als <I>Mittel f&uuml;r Futterzwecke</I> behandelt&laquo;, und m&ouml;ge nun selber zusehn,
wie er mit seinem Herrn und Meister D&uuml;hring fertig wird.</P>
<P>Das kindliche Exempel also, das Herr D&uuml;hring eigens erfunden hat, um die
Gewalt als das &raquo;geschichtlich Fundamentale&laquo; nachzuweisen, es beweist, da&szlig;
die Gewalt nur das Mittel, der &ouml;konomische Vorteil dagegen der Zweck ist.
Um soviel &raquo;fundamentaler&laquo; der Zweck ist als das seinetwegen angewandte Mittel,
um ebensoviel fundamentaler ist in der Geschichte die &ouml;konomische Seite des
Verh&auml;ltnisses gegen&uuml;ber der politischen. Das Beispiel beweist also grade
das Gegenteil von dem, was es beweisen soll. Und wie bei Robin- <A NAME="S149"></A><B>|149|</B>
son und Freitag, so in allen bisherigen F&auml;llen von Herrschaft und Knechtschaft.
Die Unterjochung war stets, um Herrn D&uuml;hrings elegante Ausdrucksweise zu
gebrauchen, &raquo;Mittel f&uuml;r Futterzwecke&laquo; (diese Futterzwecke im weitesten Sinn
genommen), nie und nirgends aber eine &raquo;um ihrer selbst willen&laquo; eingef&uuml;hrte
politische Gruppierung. Man mu&szlig; Herr D&uuml;hring sein, um sich einbilden
zu k&ouml;nnen, die Steuern seien im Staate nur &raquo;Wirkungen zweiter Ordnung&laquo;, oder
die heutige politische Gruppierung von herrschender Bourgeoisie und beherrschtem
Proletariat sei &raquo;um ihrer selbst willen&laquo; da und nicht um der &raquo;Futterzwecke&laquo; der
herrschenden Bourgeois willen, n&auml;mlich der Profitmacherei und Kapitalaufh&auml;ufung.</P>
<P>Kehren wir indes wieder zur&uuml;ck zu unsern beiden M&auml;nnern. Robinson,
&raquo;mit dem Degen in der Hand&laquo;, macht Freitag zu seinem Sklaven. Aber um dies fertigzubringen,
braucht Robinson noch etwas andres als den Degen. Nicht einem jeden ist mit einem
Sklaven gedient. Um einen solchen brauchen zu k&ouml;nnen, mu&szlig; man &uuml;ber
zweierlei verf&uuml;gen: erstens &uuml;ber die Werkzeuge und Gegenst&auml;nde
f&uuml;r die Arbeit des Sklaven, und zweitens &uuml;ber die Mittel f&uuml;r seinen
notd&uuml;rftigen Unterhalt. Ehe also Sklaverei m&ouml;glich wird, mu&szlig; schon
eine gewisse Stufe in der Produktion erreicht und ein gewisser Grad von Ungleichheit
in der Verteilung eingetreten sein. Und damit die Sklavenarbeit die herrschende
Produktionsweise einer ganzen Gesellschaft werde, braucht es eine noch weit h&ouml;here
Steigerung der Produktion, des Handels und der Reichtumsansammlung. In den alten
naturw&uuml;chsigen Gemeinwesen mit Gesamteigentum am Boden kommt Sklaverei entweder
gar nicht vor oder spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle. Ebenso in der urspr&uuml;nglichen
Bauernstadt Rom; als dagegen Rom &raquo;Weltstadt&laquo; wurde und der italische Grundbesitz
mehr und mehr in die H&auml;nde einer wenig zahlreichen Klasse enorm reicher Eigent&uuml;mer
kam, da wurde die Bauernbev&ouml;lkerung verdr&auml;ngt durch eine Bev&ouml;lkerung
von Sklaven. Wenn zur Zeit der Perserkriege die Zahl der Sklaven in Korinth auf
460.000, in Aegina auf 470.000 stieg, und auf jeden Kopf der freien Bev&ouml;lkerung
zehn Sklaven kamen, so geh&ouml;rte dazu noch etwas mehr als &raquo;Gewalt&laquo;, n&auml;mlich
eine hochentwickelte Kunst- und Handwerksindustrie und ein ausgebreiteter Handel.
Die Sklaverei in den amerikanischen Vereinigten Staaten beruhte weit weniger auf
der Gewalt, als auf der englischen Baumwollindustrie; in den Gegenden, wo keine
Baumwolle wuchs, oder die nicht, wie die Grenzstaaten, Sklavenz&uuml;chtung f&uuml;r
die Baumwollstaaten trieben, starb sie von selbst aus, ohne Anwendung von Gewalt,
einfach weil sie sich nicht bezahlte.</P>
<P>Wenn also Herr D&uuml;hring das heutige Eigentum ein Gewalteigentum nennt und
es bezeichnet als </P>
<P><SMALL><B><A NAME="S150">|150|</A></B> &raquo;diejenige Herrschaftsform, welche nicht
etwa blo&szlig; eine Ausschlie&szlig;ung des Nebenmenschen von dem Gebrauch der
Naturmittel zur Existenz, sondern auch, was noch weit mehr bedeutet, die Unterjochung
des Menschen zum Knechtsdienst <I>zugrunde liegen hat</I>&laquo; -</SMALL></P>
<P>so stellt er das ganze Verh&auml;ltnis auf den Kopf. Die Unterjochung des Menschen
zum Knechtsdienst, in allen ihren Formen, setzt beim Unterjocher die Verf&uuml;gung
voraus &uuml;ber die Arbeitsmittel, vermittelst deren allein er den Geknechteten
verwenden, und bei der Sklaverei au&szlig;erdem noch die Verf&uuml;gung &uuml;ber
die Lebensmittel, womit allein er den Sklaven am Leben erhalten kann. In allen
F&auml;llen also schon einen gewissen, den Durchschnitt &uuml;berschreitenden
Verm&ouml;gensbesitz. Wie ist dieser entstanden ? jedenfalls ist es klar, da&szlig;
er zwar geraubt sein, also auf Gewalt beruhn kann, aber da&szlig; dies keineswegs
n&ouml;tig ist. Er kann erarbeitet, erstohlen, erhandelt, erschwindelt sein. Er
mu&szlig; sogar erarbeitet sein, ehe er &uuml;berhaupt geraubt werden kann.</P>
<P>Das Privateigentum tritt &uuml;berhaupt in der Geschichte keineswegs auf als
Ergebnis des Raubs und der Gewalt. Im Gegenteil. Es besteht schon, wenn auch unter
Beschr&auml;nkung auf gewisse Gegenst&auml;nde, in der uralten naturw&uuml;chsigen
Gemeinde aller Kulturv&ouml;lker. Es entwickelt sich bereits innerhalb dieser
Gemeinde, zun&auml;chst im Austausch mit Fremden, zur Form der Ware. Je mehr die
Erzeugnisse der Gemeinde Warenform annehmen, d.h. je weniger von ihnen zum eignen
Gebrauch des Produzenten und je mehr sie zum Zweck des Austausches produziert
werden, je mehr der Austausch auch im Innern der Gemeinde die urspr&uuml;ngliche
naturw&uuml;chsige Arbeitsteilung verdr&auml;ngt, desto ungleicher wird der Verm&ouml;gensstand
der einzelnen Gemeindeglieder, desto tiefer wird die alte Gemeinschaft des Bodenbesitzes
untergraben, desto rascher treibt das Gemeinwesen seiner Aufl&ouml;sung in ein
Dorf von Parzellenbauern entgegen. Der orientalische Despotismus und die wechselnde
Herrschaft erobernder Nomadenv&ouml;lker konnten diesen alten Gemeinwesen Jahrtausende
hindurch nichts anhaben; die allm&auml;hliche Zerst&ouml;rung ihrer naturw&uuml;chsigen
Hausindustrie durch die Konkurrenz der Erzeugnisse der gro&szlig;en Industrie
bringt sie mehr und mehr in Aufl&ouml;sung. Von Gewalt ist da ebensowenig die
Rede, wie bei der noch jetzt stattfindenden Aufteilung des gemeinsamen Ackerbesitzes
der &raquo;Geh&ouml;ferschaften&laquo; an der Mosel und im Hochwald; die Bauern finden es
eben in ihrem Interesse, da&szlig; das Privateigentum am Acker an Stelle des Gemeineigentums
trete. Selbst die Bildung einer naturw&uuml;chsigen Aristokratie, wie sie bei
Kelten, Germanen und im indischen F&uuml;nfstromland auf Grund des gemeinsamen
Bodeneigentums erfolgt, beruht zun&auml;chst keineswegs auf Gewalt, sondern auf
Freiwilligkeit und Gewohnheit. &Uuml;berall, wo das Privat- <A NAME="S151"></A><B>|151|</B>
eigentum sich herausbildet, geschieht dies infolge ver&auml;nderter Produktions-
und Austauschverh&auml;ltnisse, im Interesse der Steigerung der Produktion und
der F&ouml;rderung des Verkehrs - also aus &ouml;konomischen Ursachen. Die Gewalt
spielt dabei gar keine Rolle. Es ist doch klar, da&szlig; die Einrichtung des
Privateigentums schon bestehn mu&szlig;, ehe der R&auml;uber sich fremdes Gut
aneignen kann; da&szlig; also die Gewalt zwar den Besitzstand ver&auml;ndern,
aber nicht das Privateigentum als solches erzeugen kann.</P>
<P>Aber auch um die &raquo;Unterjochung des Menschen zum Knechtsdienst&laquo; in ihrer modernsten
Form, in der Lohnarbeit, zu erkl&auml;ren, k&ouml;nnen wir weder die Gewalt, noch
das Gewalteigentum brauchen. Wir haben schon erw&auml;hnt, welche Rolle bei der
Aufl&ouml;sung der alten Gemeinwesen, also bei der direkten oder indirekten Verallgemeinerung
des Privateigentums, die Verwandlung der Arbeitsprodukte in Waren, ihre Erzeugung
nicht f&uuml;r den eignen Verzehr, sondern f&uuml;r den Austausch spielt. Nun
aber hat Marx im &raquo;Kapital&laquo; sonnenklar nachgewiesen - und Herr D&uuml;hring h&uuml;tet
sich, auch nur mit einer Silbe darauf einzugehn -, da&szlig; auf einem gewissen
Entwicklungsgrad die Warenproduktion sich in kapitalistische Produktion verwandelt
und da&szlig; auf dieser Stufe &raquo;das auf Warenproduktion und Warenzirkulation beruhende
Gesetz der Aneignung oder Gesetz des Privateigentums durch seine eigne, innere,
unvermeidliche Dialektik in sein Gegenteil umschl&auml;gt: der Austausch von &Auml;quivalenten,
der als die urspr&uuml;ngliche Operation erschien, hat sich so gedreht, da&szlig;
nur zum Schein ausgetauscht wird, indem erstens der gegen Arbeitskraft ausgetauschte
Kapitalteil selbst nur ein Teil des ohne &Auml;quivalent angeeigneten fremden
Arbeitsprodukts ist, und zweitens von seinem Produzenten, dem Arbeiter, nicht
nur ersetzt, sondern mit neuem Surplus&laquo; (&Uuml;berschu&szlig;) &raquo;ersetzt werden
mu&szlig; ... Urspr&uuml;nglich erschien uns das Eigentum gegr&uuml;ndet auf eigne
Arbeit ... Eigentum erscheint jetzt&laquo; (am Schlu&szlig; der Marxschen Entwicklung),
&raquo;auf Seite des Kapitalisten, als das Recht, fremde unbezahlte Arbeit, auf Seite
des Arbeiters, als Unm&ouml;glichkeit, sein eignes Produkt anzueignen. Die Scheidung
zwischen Eigentum und Arbeit wird zur notwendigen Konsequenz eines Gesetzes, das
scheinbar von ihrer Identit&auml;t ausging.&laquo; |Siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;,
Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_605.htm#S609">Bd.
23, S. 609/610</A>| Mit andern Worten: selbst wenn wir die M&ouml;glichkeit alles
Raubs, aller Gewalttat und aller Prellerei ausschlie&szlig;en, wenn wir annehmen,
da&szlig; alles Privateigentum urspr&uuml;nglich auf eigner Arbeit des Besitzers
beruhe und da&szlig; im ganzen fernern Verlauf nur gleiche Werte gegen gleiche
Werte ausgetauscht werden, so kommen wir dennoch bei der Fortentwicklung der Produktion
und des Austausches mit Not- <A NAME="S152"></A><B>|152|</B> wendigkeit auf die
gegenw&auml;rtige kapitalistische Produktionsweise, auf die Monopolisierung der
Produktions- und Lebensmittel in den H&auml;nden der einen, wenig zahlreichen
Klasse, auf die Herabdr&uuml;ckung der andern, die ungeheure Mehrzahl bildenden
Klasse zu besitzlosen Proletariern, auf den periodischen Wechsel von Schwindelproduktion
und Handelskrise und auf die ganze gegenw&auml;rtige Anarchie in der Produktion.
Der ganze Hergang ist aus rein &ouml;konomischen Ursachen erkl&auml;rt, ohne da&szlig;
auch nur ein einziges Mal der Raub, die Gewalt, der Staat oder irgendwelche politische
Einmischung n&ouml;tig gewesen w&auml;re. Das &raquo;Gewalteigentum&laquo; erweist sich auch
hier blo&szlig; als eine renommistische Phrase, die den Mangel an Verst&auml;ndnis
des wirklichen Verlaufs der Dinge verdecken soll.</P>
<P>Dieser Verlauf, historisch ausgedr&uuml;ckt, ist die Entwicklungsgeschichte
der Bourgeoisie. Wenn die &raquo;politischen Zust&auml;nde die entscheidende Ursache
der Wirtschaftslage sind&laquo;, so mu&szlig; die moderne Bourgeoisie nicht im Kampf
mit dem Feudalismus sich entwickelt haben, sondern sein freiwillig erzeugtes Scho&szlig;kind
sein. Jedermann wei&szlig;, da&szlig; das Gegenteil stattgefunden hat. Urspr&uuml;nglich
dem herrschenden Feudaladel zinspflichtiger, aus H&ouml;rigen und Leibeignen aller
Art sich rekrutierender, unterdr&uuml;ckter Stand, hat das B&uuml;rgertum in fortw&auml;hrendem
Kampf mit dem Adel einen Machtposten nach dem andern erobert und schlie&szlig;lich
in den entwickeltsten L&auml;ndern an seiner Stelle die Herrschaft in Besitz genommen;
in Frankreich, indem es den Adel direkt st&uuml;rzte, in England, indem es ihn
mehr und mehr verb&uuml;rgerlichte und ihn sich als seine eigne ornamentale Spitze
einverleibte. Und wie brachte es dies fertig? Lediglich durch Ver&auml;nderung
der &raquo;Wirtschaftslage&laquo;, der eine Ver&auml;nderung der politischen Zust&auml;nde
fr&uuml;her oder sp&auml;ter, freiwillig oder erk&auml;mpft, nachfolgte. Der Kampf
der Bourgeoisie gegen den Feudaladel ist der Kampf der Stadt gegen das Land, der
Industrie gegen den Grundbesitz, der Geldwirtschaft gegen die Naturalwirtschaft,
und die entscheidenden Waffen der B&uuml;rger in diesem Kampfe waren ihre, durch
die Entwicklung der erst handwerksm&auml;&szlig;igen, sp&auml;ter zur Manufaktur
vorschreitenden Industrie und durch die Ausbreitung des Handels sich fortw&auml;hrend
steigernden &ouml;konomischen Machtmittel. W&auml;hrend dieses ganzen Kampfs stand
die politische Gewalt auf Seite des Adels, mit Ausnahme einer Periode, wo die
k&ouml;nigliche Macht das B&uuml;rgertum gegen den Adel benutzte, um den einen
Stand durch den andern im Schach zu halten; aber von dem Augenblick, wo das noch
immer politisch ohnm&auml;chtige B&uuml;rgertum, verm&ouml;ge seiner wachsenden
&ouml;konomischen Macht, gef&auml;hrlich zu werden anfing, verb&uuml;ndete sich
das K&ouml;nigtum wieder mit dem Adel und rief dadurch zuerst in England, dann
in Frankreich die Revolution des B&uuml;rger- <A NAME="S153"></A><B>|153|</B>
tums hervor. Die &raquo;politischen Zust&auml;nde&laquo; in Frankreich waren unver&auml;ndert
geblieben, w&auml;hrend die &raquo;Wirtschaftslage&laquo; ihnen entwachsen war. Dem politischen
Stand nach war der Adel alles, der B&uuml;rger nichts; der sozialen Lage nach
war der B&uuml;rger jetzt die wichtigste Klasse im Staat, w&auml;hrend dem Adel
alle seine sozialen Funktionen abhanden gekommen waren und er nur noch in seinen
Revenuen die Bezahlung dieser verschwundnen Funktionen einstrich. Damit nicht
genug: das B&uuml;rgertum war in seiner ganzen Produktion eingezw&auml;ngt geblieben
in die feudalen politischen Formen des Mittelalters, denen diese Produktion -
nicht nur die Manufaktur, sondern selbst das Handwerk - l&auml;ngst entwachsen
war: in alle die, zu blo&szlig;en Schikanen und Fesseln der Produktion gewordnen,
tausendfachen Zunftprivilegien und lokalen und provinzialen Zollschranken. Die
Revolution des B&uuml;rgertums machte dem ein Ende. Nicht aber indem sie, nach
Herrn D&uuml;hrings Grundsatz, die Wirtschaftslage den politischen Zust&auml;nden
anpa&szlig;te - das hatte ja grade Adel und K&ouml;nigtum jahrelang umsonst versucht
-, sondern indem sie umgekehrt den alten modrigen politischen Plunder beiseite
warf und politische Zust&auml;nde schuf, in denen die neue &raquo;Wirtschaftslage&laquo; bestehn
und sich entwickeln konnte. Und sie hat sich in dieser ihr angemessenen politischen
und rechtlichen Atmosph&auml;re gl&auml;nzend entwickelt, so gl&auml;nzend, da&szlig;
die Bourgeoisie schon nicht mehr weit von der Stellung ist, die der Adel 1789
einnahm: sie wird mehr und mehr, nicht nur sozial &uuml;berfl&uuml;ssig, sondern
soziales Hindernis; sie scheidet mehr und mehr aus der Produktionst&auml;tigkeit
aus und wird mehr und mehr, wie seinerzeit der Adel, eine blo&szlig; Revenuen
einstreichende Klasse; und sie hat diese Umw&auml;lzung ihrer eignen Stellung
und die Erzeugung einer neuen Klasse, des Proletariats, fertiggebracht, ohne irgendwelchen
Gewaltshokuspokus, auf rein &ouml;konomischem Wege. Noch mehr. Sie hat dies Resultat
ihres eignen Tun und Treibens keineswegs gewollt - im Gegenteil, es hat sich mit
unwiderstehlicher Gewalt gegen ihren Willen und gegen ihre Absicht durchgesetzt;
ihre eignen Produktivkr&auml;fte sind ihrer Leitung entwachsen und treiben, wie
mit Naturnotwendigkeit, die ganze b&uuml;rgerliche Gesellschaft dem Untergang
oder der Umw&auml;lzung entgegen. Und wenn die Bourgeois jetzt an die Gewalt appellieren,
um die zusammenbrechende &raquo;Wirtschaftslage&laquo; vor dem Einsturz zu bewahren, so beweisen
sie damit nur, da&szlig; sie in derselben T&auml;uschung befangen sind wie Herr
D&uuml;hring, als seien &raquo;die politischen Zust&auml;nde die entscheidende Ursache
der Wirtschaftslage&laquo;; da&szlig; sie sich einbilden, ganz wie Herr D&uuml;hring,
sie k&ouml;nnten mit dem &raquo;Primitiven&laquo;, mit &raquo;der unmittelbar politischen Gewalt&laquo;
jene &raquo;Tatsachen zweiter Ordnung&laquo;, die Wirtschaftslage und ihre unabwendbare Entwicklung
umschaffen und also <A NAME="S154"></A><B>|154|</B> die &ouml;konomischen Wirkungen
der Dampfmaschine und der von ihr getriebnen modernen Maschinerie, des Welthandels
und der heutigen Bank- und Kreditentwicklung mit Krupp-Kanonen und Mauser-Gewehren
wieder aus der Welt schie&szlig;en.</P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_III">III. Gewaltstheorie (Fortsetzung)</A></H3>
<P>Betrachten wir indes diese allm&auml;chtige &raquo;Gewalt&laquo; des Herrn D&uuml;hring
etwas n&auml;her. Robinson knechtet den Freitag &raquo;mit dem Degen in der Hand&laquo;. Woher
hat er den Degen? auch auf den Phantasie-Inseln der Robinsonaden wachsen bis jetzt
die Degen nicht auf den B&auml;umen, und Herr D&uuml;hring bleibt jede Antwort
auf diese Frage schuldig. Ebensogut wie Robinson sich einen Degen verschaffen
konnte, ebensogut d&uuml;rfen wir annehmen, da&szlig; Freitag eines sch&ouml;nen
Morgens erscheint mit einem geladnen Revolver in der Hand, und dann kehrt sich
das ganze &raquo;Gewalt&laquo;-Verh&auml;ltnis um: Freitag kommandiert, und Robinson mu&szlig;
schanzen. Wir bitten die Leser um Verzeihung, da&szlig; wir so konsequent auf
die eigentlich in die Kinderstube und nicht in die Wissenschaft geh&ouml;rige
Geschichte von Robinson und Freitag zur&uuml;ckkommen, aber was k&ouml;nnen wir
daf&uuml;r? Wir sind gen&ouml;tigt, Herrn D&uuml;hrings axiomatische Methode gewissenhaft
anzuwenden, und es ist nicht unsre Schuld, wenn wir uns dabei stets auf dem Gebiete
der reinen Kindlichkeit bewegen. Also der Revolver siegt &uuml;ber den Degen,
und damit wird es doch wohl auch dem kindlichsten Axiomatiker begreiflich sein,
da&szlig; die Gewalt kein blo&szlig;er Willensakt ist, sondern sehr reale Vorbedingungen
zu ihrer Bet&auml;tigung erfordert, namentlich Werkzeuge, von denen das vollkommnere
das unvollkommnere &uuml;berwindet; da&szlig; ferner diese Werkzeuge produziert
sein m&uuml;ssen, womit zugleich gesagt ist, da&szlig; der Produzent vollkommnerer
Gewaltwerkzeuge, vulgo Waffen, den Produzenten der unvollkommneren besiegt, und
da&szlig;, mit Einem Wort, der Sieg der Gewalt beruht auf der Produktion von Waffen,
und diese wieder auf der Produktion &uuml;berhaupt, also - auf der &raquo;&ouml;konomischen
Macht&laquo;, auf der &raquo;Wirtschaftslage&laquo;, auf den der Gewalt zur Verf&uuml;gung stehenden
materiellen Mitteln.</P>
<P>Die Gewalt, das ist heutzutage die Armee und die Kriegsflotte und beide kosten,
wie wir alle zu unsrem Schaden wissen, &raquo;heidenm&auml;&szlig;ig viel Geld&laquo;. Die
Gewalt aber kann kein Geld machen, sondern h&ouml;chstens schon gemachtes wegnehmen,
und das n&uuml;tzt auch nicht viel, wie wir ebenfalls zu unserm Schaden mit den
franz&ouml;sischen Milliarden erfahren haben. Das Geld mu&szlig; <A NAME="S155"></A><B>|155|</B>
also schlie&szlig;lich doch geliefert werden vermittelst der &ouml;konomischen
Produktion ; die Gewalt wird also wieder durch die Wirtschaftslage bestimmt, die
ihr die Mittel zur Ausr&uuml;stung und Erhaltung ihrer Werkzeuge verschafft. Aber
damit nicht genug. Nichts ist abh&auml;ngiger von &ouml;konomischen Vorbedingungen
als grade Armee und Flotte. Bewaffnung, Zusammensetzung, Organisation, Taktik
und Strategie h&auml;ngen vor allem ab von der jedesmaligen Produktionsstufe und
den Kommunikationen. Nicht die &raquo;freien Sch&ouml;pfungen des Verstandes&laquo; genialer
Feldherrn haben hier umw&auml;lzend gewirkt, sondern die Erfindung besserer Waffen
und die Ver&auml;nderung des Soldatenmaterials; der Einflu&szlig; der genialen
Feldherrn beschr&auml;nkt sich im besten Fall darauf, die Kampfweise den neuen
Waffen und K&auml;mpfern anzupassen.<A NAME="ZT3"></A><A HREF="me20_136.htm#T3"><SPAN class="top">{3}</SPAN></A></P>
<P>Im Anfang des 14. Jahrhunderts kam das Schie&szlig;pulver von den Arabern zu
den Westeurop&auml;ern und w&auml;lzte, wie jedes Schulkind wei&szlig;, die ganze
Kriegf&uuml;hrung um. Die Einf&uuml;hrung des Schie&szlig;pulvers und der Feuerwaffen
war aber keineswegs eine Gewalttat, sondern ein industrieller, also wirtschaftlicher
Fortschritt. Industrie bleibt Industrie, ob sie auf die Erzeugung oder die Zerst&ouml;rung
von Gegenst&auml;nden sich richtet. Und die Einf&uuml;hrung der Feuerwaffen wirkte
umw&auml;lzend nicht nur auf die Kriegf&uuml;hrung selbst, sondern auch auf die
politischen Herrschafts- und Knechtschaftsverh&auml;ltnisse. Zur Erlangung von
Pulver und Feuerwaffen geh&ouml;rte Industrie und Geld, und beides besa&szlig;en
die St&auml;dteb&uuml;rger. Die Feuerwaffen waren daher von Anfang an Waffen der
St&auml;dte und der auf die St&auml;dte gest&uuml;tzten, emporkommenden Monarchie
gegen den Feudaladel. Die bisher unnahbaren Steinmauern der Adelsburgen erlagen
den Kanonen der B&uuml;rger, die Kugeln der b&uuml;rgerlichen Handb&uuml;chsen
schlugen durch die ritterlichen Panzer. Mit der geharnischten Kavallerie des Adels
brach auch die Adelsherrschaft zusammen; mit der Entwicklung des B&uuml;rgertums
wurden Fu&szlig;volk und Gesch&uuml;tz mehr und mehr die entscheidenden Waffengattungen;
durch das Gesch&uuml;tz gezwungen, mu&szlig;te das Kriegshandwerk sich eine neue,
ganz industrielle Unterabteilung zulegen: das Ingenieurwesen.</P>
<P>Die Ausbildung der Feuerwaffen ging sehr langsam vor sich. Das Gesch&uuml;tz
blieb schwerf&auml;llig, die Handrohre trotz vieler Einzelerfindungen roh. Es
dauerte &uuml;ber dreihundert Jahre, bis ein Gewehr zustande kam, das zur Bewaffnung
der gesamten Infanterie taugte. Erst anfangs des 18. Jahrhunderts verdr&auml;ngte
das Steinschlo&szlig;gewehr mit Bajonett die Pike endg&uuml;ltig aus <A NAME="S156"></A><B>|156|</B>
der Bewaffnung des Fu&szlig;volks. Das damalige Fu&szlig;volk bestand aus den
stramm exerzierenden, aber ganz unzuverl&auml;ssigen, nur mit dem Stock zusammengehaltnen,
aus den verkommensten Elementen der Gesellschaft, oft aus gepre&szlig;ten, feindlichen
Kriegsgefangenen sich zusammensetzenden f&uuml;rstlichen Werbesoldaten, und die
einzige Kampfform, in der diese Soldaten das neue Gewehr zur Verwendung bringen
konnten, war die Lineartaktik, die unter Friedrich II. ihre h&ouml;chste Vollendung
erreichte. Das ganze Fu&szlig;volk eines Heeres wurde in einem dreigliedrigen,
sehr langen hohlen Viereck aufgestellt und bewegte sich in Schlachtordnung nur
als Ganzes; h&ouml;chstens wurde einem der beiden Fl&uuml;gel gestattet, sich
etwas vorzuschieben oder zur&uuml;ckzuhalten. Diese unbeh&uuml;lfliche Masse war
in Ordnung zu bewegen nur auf einem ganz ebnen Gel&auml;nde, und auch da nur im
langsamen Tempo (f&uuml;nfundsiebzig Schritt auf die Minute); eine &Auml;nderung
der Schlachtordnung w&auml;hrend des Gefechts war unm&ouml;glich, und Sieg oder
Niedertage wurden, sobald die Infanterie einmal im Feuer war, in kurzer Zeit mit
Einem Schlag entschieden.</P>
<P>Diesen unbeh&uuml;lflichen Linien traten im amerikanischen Unabh&auml;ngigkeitskrieg
Rebellenhaufen entgegen, die zwar nicht exerzieren, aber desto besser aus ihren
gezognen B&uuml;chsen schie&szlig;en konnten, die f&uuml;r ihre eigensten Interessen
fochten, also nicht desertierten wie die Werbetruppen, und die den Engl&auml;ndern
nicht den Gefallen taten, ihnen ebenfalls in Linie und auf freier Ebene gegen&uuml;berzutreten,
sondern in aufgel&ouml;sten, rasch beweglichen Sch&uuml;tzenschw&auml;rmen und
in den deckenden W&auml;ldern. Die Linie war hier machtlos und erlag den unsichtbaren
und unerreichbaren Gegnern. Das Tiraillieren war wieder erfunden - eine neue Kampfweise
infolge eines ver&auml;nderten Soldatenmaterials.</P>
<P>Was die amerikanische Revolution begonnen, das vollendete die franz&ouml;sische,
auch auf milit&auml;rischem Gebiet. Den ge&uuml;bten Werbeheeren der Koalition
hatte sie ebenfalls nur schlecht ge&uuml;bte, aber zahlreiche Massen entgegenzustellen,
das Aufgebot der ganzen Nation. Mit diesen Massen aber galt es, Paris zu sch&uuml;tzen,
also ein bestimmtes Gebiet zu decken, und das konnte nicht ohne Sieg in offner
Massenschlacht geschehn. Das blo&szlig;e Sch&uuml;tzengefecht reichte nicht aus;
es mu&szlig;te eine Form auch f&uuml;r die Massenverwendung gefunden werden, und
sie fand sich in der Kolonne. Die Kolonnenstellung erlaubte auch wenig ge&uuml;bten
Truppen, sich mit ziemlicher Ordnung zu bewegen und das selbst mit einer gr&ouml;&szlig;ern
Marschgeschwindigkeit (hundert Schritt und dar&uuml;ber in der Minute), sie erlaubte,
die steifen Formen der alten Linienordnung zu durchbrechen, in jedem, also auch
in dem der Linie ung&uuml;nstigsten Terrain zu fechten, die Truppen in jeder <A NAME="S157"></A><B>|157|</B>
irgendwie angemessenen Art zu gruppieren und, in Verbindung mit dem Gefecht zerstreuter
Sch&uuml;tzen, die feindlichen Linien aufzuhalten, zu besch&auml;ftigen, zu ermatten,
bis der Moment gekommen, wo man sie am entscheidenden Punkt der Stellung mit in
Reserve gehaltnen Massen durchbrach. Diese neue, auf der Verbindung von Tirailleurs
und Kolonnen und auf der Einteilung der Armee in selbst&auml;ndige, aus allen
Waffen zusammengesetzte Divisionen oder Armeekorps beruhende, von Napoleon nach
ihrer taktischen wie strategischen Seite vollst&auml;ndig ausgebildete Kampfweise
war demnach notwendig geworden vor allem durch das ver&auml;nderte Soldatenmaterial
der franz&ouml;sischen Revolution. Sie hatte aber auch noch zwei sehr wichtige
technische Vorbedingungen: erstens die von Gribeauval konstruierte leichtere Lafettierung
der Feldgesch&uuml;tze, wodurch allein diesen die von ihnen jetzt verlangte raschere
Bewegung m&ouml;glich wurde, und zweitens die in Frankreich 1777 eingef&uuml;hrte,
dem Jagdgewehr entlehnte Schweifung des bisher ganz grade in der Verl&auml;ngerung
des Laufs sich fortsetzenden Flintenkolbens, die es m&ouml;glich machte, auf einen
einzelnen Mann zu zielen, ohne notwendig vorbeizuschie&szlig;en. Ohne diesen Fortschritt
aber h&auml;tte man mit dem alten Gewehr nicht tiraillieren k&ouml;nnen.</P>
<P>Das revolution&auml;re System der Bewaffnung des ganzen Volks wurde bald auf
eine Zwangsaushebung (mit Stellvertretung durch Loskauf f&uuml;r die Beg&uuml;terten)
beschr&auml;nkt und in dieser Form von den meisten gro&szlig;en Staaten des Festlands
angenommen. Nur Preu&szlig;en versuchte in seinem Landwehrsystem die Wehrkraft
des Volks in gr&ouml;&szlig;erm Ma&szlig; heranzuziehn. Preu&szlig;en war zudem
der erste Staat, der sein ganzes Fu&szlig;volk - nachdem der zwischen 1830 und
1860 ausgebildete, kriegsbrauchbare gezogne Vorderlader eine kurze Rolle gespielt
- mit der neuesten Waffe versah, dem gezognen Hinterlader. Beiden Einrichtungen
verdankte es seine Erfolge von 1866.</P>
<P>Im Deutsch-Franz&ouml;sischen Krieg traten zuerst zwei Heere einander gegen&uuml;ber,
die beide gezogne Hinterlader f&uuml;hrten, und zwar beide mit wesentlich denselben
taktischen Formationen wie zur Zeit des alten glattl&auml;ufigen Steinschlo&szlig;gewehrs.
Nur da&szlig; die Preu&szlig;en in der Einf&uuml;hrung der Kompaniekolonne den
Versuch gemacht hatten, eine der neuen Bewaffnung angemessenere Kampfform zu finden.
Als aber am 18. August bei St. Privat die preu&szlig;ische Garde mit der Kompaniekolonne
Ernst zu machen versuchte, verloren die am meisten beteiligten f&uuml;nf Regimenter
in h&ouml;chstens zwei Stunden &uuml;ber ein Drittel ihrer St&auml;rke (176 Offiziere
und 5.114 Mann). und von da an war auch die Kompaniekolonne als Kampfform gerichtet,
nicht minder als die Bataillonskolonne und die Linie; jeder Ver- <A NAME="S158"></A><B>|158|</B>
such wurde aufgegeben, fernerhin irgendwelche geschlossene Trupps dem feindlichen
Gewehrfeuer auszusetzen, und der Kampf wurde deutscherseits nur noch in jenen
dichten Sch&uuml;tzenschw&auml;rmen gef&uuml;hrt, in die sich die Kolonne bisher
unter dem einschlagenden Kugelhagel schon regelm&auml;&szlig;ig von selbst aufgel&ouml;st,
die man aber von oben herab als ordnungswidrig bek&auml;mpft hatte; und ebenso
wurde nun im Bereich des feindlichen Gewehrfeuers der Laufschritt die einzige
Bewegungsart. Der Soldat war wieder einmal gescheiter gewesen als der Offizier;
die einzige Gefechtsform, die bisher im Feuer des Hinterladers sich bew&auml;hrt,
hatte er instinktm&auml;&szlig;ig gefunden und setzte sie trotz des Str&auml;ubens
der F&uuml;hrung erfolgreich durch.</P>
<P>Mit dem Deutsch-Franz&ouml;sischen Krieg ist ein Wendepunkt eingetreten von
ganz andrer Bedeutung als alle fr&uuml;hern. Erstens sind die Waffen so vervollkommnet,
da&szlig; ein neuer Fortschritt von irgendwelchem umw&auml;lzenden Einflu&szlig;
nicht mehr m&ouml;glich ist. Wenn man Kanonen hat, mit denen man ein Bataillon
treffen kann, soweit das Auge es unterscheidet, und Gewehre, die f&uuml;r einen
einzelnen Mann als Zielpunkt dasselbe leisten und bei denen das Laden weniger
Zeit raubt als das Zielen, so sind alle weitern Fortschritte f&uuml;r den Feldkrieg
mehr oder weniger gleichg&uuml;ltig. Die &Auml;ra der Entwicklung ist nach dieser
Seite hin also im wesentlichen abgeschlossen. Zweitens aber hat dieser Krieg alle
kontinentalen Gro&szlig;staaten gezwungen, das versch&auml;rfte preu&szlig;ische
Landwehrsystem bei sich einzuf&uuml;hren, und damit eine Milit&auml;rlast, bei
der sie in wenigen Jahren zugrunde gehn m&uuml;ssen. Die Armee ist Hauptzweck
des Staats, ist Selbstzweck geworden; die V&ouml;lker sind nur noch dazu da, die
Soldaten zu liefern und zu ern&auml;hren. Der Militarismus beherrscht und verschlingt
Europa. Aber dieser Militarismus tr&auml;gt auch den Keim seines eignen Untergangs
in sich. Die Konkurrenz der einzelnen Staaten untereinander zwingt sie einerseits,
jedes Jahr mehr Geld auf Armee, Flotte, Gesch&uuml;tze etc. zu verwenden, also
den finanziellen Zusammenbruch mehr und mehr zu beschleunigen; andrerseits mit
der allgemeinen Dienstpflicht mehr und mehr Ernst, und damit schlie&szlig;lich
das ganze Volk mit dem Waffengebrauch vertraut zu machen; es also zu bef&auml;higen,
in einem gewissen Moment seinen Willen gegen&uuml;ber der kommandierenden Milit&auml;rherrlichkeit
durchzusetzen. Und dieser Moment tritt ein, sobald die Masse des Volks - l&auml;ndliche
und st&auml;dtische Arbeiter und Bauern - einen Willen hat. Auf diesem Punkt schl&auml;gt
das F&uuml;rstenheer um in ein Volksheer; die Maschine versagt den Dienst, der
Militarismus geht unter an der Dialektik seiner eignen Entwicklung. Was die b&uuml;rgerliche
Demokratie von 1848 nicht fertigbringen konnte, eben weil sie b&uuml;rgerlich
war und nicht proletarisch, n&auml;mlich den arbeitenden Massen einen Willen geben,
<A NAME="S159"></A><B>|159|</B> dessen Inhalt ihrer Klassenlage entspricht - das
wird der Sozialismus unfehlbar erwirken. Und das bedeutet die Sprengung des Militarismus
und mit ihm aller stehenden Armeen von innen heraus.</P>
<P>Das ist die eine Moral unsrer Geschichte der modernen Infanterie. Die zweite
Moral, die uns wieder zu Herrn D&uuml;hring zur&uuml;ckf&uuml;hrt, ist, da&szlig;
sich die ganze Organisation und Kampfweise der Armeen, und damit Sieg und Niederlage,
abh&auml;ngig erweist von materiellen, das hei&szlig;t &ouml;konomischen Bedingungen:
vom Menschen- und vom Waffenmaterial, also von der Qualit&auml;t und Quantit&auml;t
der Bev&ouml;lkerung und von der Technik. Nur ein J&auml;gervolk wie die Amerikaner
konnte das Tiraillieren wieder erfinden - und sie waren J&auml;ger aus rein &ouml;konomischen
Ursachen, eben wie jetzt aus rein &ouml;konomischen Ursachen dieselben Yankees
der alten Staaten sich in Bauern, Industrielle, Seefahrer und Kaufleute verwandelt
haben, die nicht mehr in den Urw&auml;ldern tiraillieren, daf&uuml;r aber um so
besser auf dem Felde der Spekulation, wo sie es auch in der Massenverwendung weit
gebracht haben. - nur eine Revolution wie die franz&ouml;sische, die den B&uuml;rger
und namentlich den Bauer &ouml;konomisch emanzipierte, konnte die Massenheere
und zugleich die freien Bewegungsformen finden, an denen die alten steifen Linien
zerschellten - die milit&auml;rischen Abbilder des Absolutismus, den sie verfochten.
Und wie die Fortschritte der Technik, sobald sie milit&auml;risch verwendbar und
auch verwendet wurden, sofort &Auml;nderungen, ja Umw&auml;lzungen der Kampfweise
fast gewaltsam erzwangen, oft noch dazu gegen den Willen der Heeresleitung, das
haben wir Fall f&uuml;r Fall gesehn. Wie sehr au&szlig;erdem die Kriegf&uuml;hrung
von der Produktivit&auml;t und den Kommunikationsmitteln des eignen Hinterlandes
wie des Kriegsschauplatzes abh&auml;ngt, dar&uuml;ber kann heutzutage schon ein
strebsamer Unteroffizier Herrn D&uuml;hring aufkl&auml;ren. Kurz, &uuml;berall
und immer sind es &ouml;konomische Bedingungen und Machtmittel, die der &raquo;Gewalt&laquo;
zum Siege verhelfen, ohne die sie aufh&ouml;rt, Gewalt zu sein, und wer nach D&uuml;hringschen
Grunds&auml;tzen das Kriegswesen vom entgegengesetzten Standpunkte aus reformieren
wollte, der k&ouml;nnte nichts ernten als Pr&uuml;gel.<A NAME="ZF1"></A><A HREF="me20_136.htm#F1"><SPAN class="top">(1)</SPAN></A></P>
<P>Gehn wir nun vom Lande aufs Wasser, so bietet sich uns allein in den letzten
zwanzig Jahren eine noch ganz anders durchgreifende Umw&auml;lzung. Das Schlachtschiff
des Krimkriegs war der h&ouml;lzerne Zwei- und Drei- <A NAME="S160"></A><B>|160|</B>
decker von 60 bis 100 Kanonen, der vorzugsweise noch durch Segel bewegt wurde
und nur zur Aush&uuml;lfe eine schwache Dampfmaschine hatte. Er f&uuml;hrte haupts&auml;chlich
32pf&uuml;nder von etwa 50 Zentner Rohrgewicht, daneben nur wenige 68pf&uuml;nder
von 95 Zentner. Gegen Ende des Kriegs traten eisengepanzerte schwimmende Batterien
auf, schwerf&auml;llige, fast unbewegliche, aber dem damaligen Gesch&uuml;tz gegen&uuml;ber
unverletzliche Ungeheuer. Bald wurde die Eisenpanzerung auch auf die Schlachtschiffe
&uuml;bertragen; anfangs noch d&uuml;nn, vier Zoll Eisenst&auml;rke galt schon
f&uuml;r einen &auml;u&szlig;erst schweren Panzer. Aber der artilleristische Fortschritt
&uuml;berholte bald die Panzerung; f&uuml;r jede Panzerst&auml;rke, die nach der
Reihe angewandt wurde, fand sich ein neues, schwereres Gesch&uuml;tz, das sie
mit Leichtigkeit durchschlug. So sind wir jetzt bereits bei zehn-, zw&ouml;lf-,
vierzehn-, vierundzwanzigz&ouml;lliger Panzerst&auml;rke (Italien will ein Schiff
mit drei Fu&szlig; dickem Panzer bauen lassen) auf der einen Seite angekommen;
auf der andern bei gezognen Gesch&uuml;tzen von 25, 35, 80, ja 100 Tons (&agrave;
20 Zentner) Rohrgewicht, die Geschosse von 300, 400, 1.700 bis 2.000 Pfund auf
fr&uuml;her unerh&ouml;rte Entfernungen schleudern. Das heutige Schlachtschiff
ist ein riesiger gepanzerter Schraubendampfer von 8.000 bis 9.000 Tonnen Gehalt
und 6.000 bis 8.000 Pferdekraft, mit Dreht&uuml;rmen und vier, h&ouml;chstens
sechs schweren Gesch&uuml;tzen und mit einem, unter der Wasserlinie in einer Ramme
zum Niederrennen feindlicher Schiffe auslaufenden Bug; es ist eine einzige kolossale
Maschine, auf der der Dampf nicht nur die schnelle Fortbewegung bewirkt, sondern
auch die Steuerung, das Ankerwinden, die Drehung der T&uuml;rme, die Richtung
und Ladung der Gesch&uuml;tze, das Auspumpen des Wassers, das Einnehmen und Herablassen
der Boote - die selbst teilweise wieder Dampfkraft f&uuml;hren - usw. Und so wenig
ist der Wettkampf zwischen Panzerung und Gesch&uuml;tzwirkung zum Abschlu&szlig;
gekommen, da&szlig; ein Schiff heutzutage fast regelm&auml;&szlig;ig schon nicht
mehr den Anspr&uuml;chen gen&uuml;gt, schon veraltet ist, ehe es vom Stapel gelassen
wird. Das moderne Schlachtschiff ist nicht nur ein Produkt, sondern zugleich ein
Probest&uuml;ck der modernen gro&szlig;en Industrie, eine schwimmende Fabrik -
vornehmlich allerdings zur Erzeugung von Geldverschwendung. Das Land, wo die gro&szlig;e
Industrie am meisten entwickelt ist, hat beinahe das Monopol des Baues dieser
Schiffe. Alle t&uuml;rkischen, fast alle russischen, die meisten deutschen Panzerschiffe
sind in England gebaut; Panzerplatten von irgendwelcher Brauchbarkeit werden fast
nur in Sheffield gemacht; von den drei Eisenwerken Europas, die allein imstande
sind, die schwersten Gesch&uuml;tze zu liefern, kommen zwei (Woolwich und Elswick)
auf England, das dritte (Krupp) auf Deutschland. Hier zeigt sich aufs handgreiflichste,
wie die &raquo;unmittelbare politische Gewalt&laquo;, die <A NAME="S161"></A><B>|161|</B>
nach Herrn D&uuml;hring die &raquo;entscheidende Ursache der Wirtschaftslage&laquo; ist, im
Gegenteil vollst&auml;ndig von der Wirtschaftslage unterjocht ist; wie nicht nur
die Herstellung, sondern auch die Behandlung des Gewaltwerkzeugs zur See, des
Schlachtschiffs, selbst ein Zweig der modernen gro&szlig;en Industrie geworden
ist. Und da&szlig; dies so geworden, geht niemandem mehr wider die Haare, als
grade der Gewalt, dem Staat, dem jetzt ein Schiff so viel kostet wie fr&uuml;her
eine ganze kleine Flotte; der es mit ansehn mu&szlig;, da&szlig; diese teuren
Schiffe, noch ehe sie ins Wasser kommen, schon veraltet, also entwertet sind;
und der sicher ebensoviel Verdru&szlig; dar&uuml;ber empfindet wie Herr D&uuml;hring,
da&szlig; der Mann der &raquo;Wirtschaftslage&laquo;, der Ingenieur, jetzt an Bord viel wichtiger
ist als der Mann der &raquo;unmittelbaren Gewalt&laquo;, der Kapit&auml;n. Wir dagegen haben
durchaus keinen Grund, uns zu &auml;rgern, wenn wir sehn, wie in diesem Wettkampf
zwischen Panzer und Gesch&uuml;tz das Schlachtschiff bis zu der Spitze der K&uuml;nstlichkeit
ausgebildet wird, die es ebenso unerschwinglich wie kriegsunbrauchbar macht <A NAME="ZF2"></A><A HREF="me20_136.htm#F2"><SPAN class="top">(2)</SPAN></A>,
und wie dieser Kampf damit auch auf dem Gebiet des Seekriegs jene innern dialektischen
Bewegungsgesetze offenbart, nach denen der Militarismus, wie jede andre geschichtliche
Erscheinung, an den Konsequenzen seiner eignen Entwicklung zugrunde geht.</P>
<P>Auch hier also sehn wir sonnenklar, da&szlig; keineswegs &raquo;das Primitive in
der unmittelbaren politischen Gewalt und nicht erst in einer indirekten &ouml;konomischen
Macht gesucht werden&laquo; mu&szlig;. Im Gegenteil. Was zeigt sich grade als &raquo;das Primitive&laquo;
der Gewalt selbst? Die &ouml;konomische Macht, die Verf&uuml;gung &uuml;ber die
Machtmittel der gro&szlig;en Industrie. Die politische Gewalt zur See, die auf
den modernen Schlachtschiffen beruht, erweist sich als durchaus nicht &raquo;unmittelbar&laquo;,
sondern grade als <I>vermittelt</I> durch die &ouml;konomische Macht, die hohe
Ausbildung der Metallurgie, das Kommando &uuml;ber geschickte Techniker und ergiebige
Kohlengruben.</P>
<P>Indes, wozu das alles? Man gebe im n&auml;chsten Seekriege Herrn D&uuml;hring
den Oberbefehl, und er vernichtet alle die von der Wirtschaftslage geknechteten
Panzerflotten ohne Torpedos und andre Kunstst&uuml;cke, einfach vermittelst seiner
&raquo;unmittelbaren Gewalt&laquo;.</P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_IV"></A>IV. Gewaltstheorie</H3>
<H4 ALIGN="CENTER">(Schlu&szlig;)</H4>
<P><SMALL>&raquo;Ein sehr wichtiger Umstand liegt darin, da&szlig; tats&auml;chlich
die Beherrschung der <I>Natur</I> durch diejenige des <I>Menschen</I> erst &uuml;berhaupt
(!) vor sich gegangen ist&laquo; (eine Beherrschung ist vor sich gegangen!). &raquo;Die Bewirtschaftung
des Grundeigentums in gr&ouml;&szlig;ern Strecken ist nie und nirgends ohne die
vorg&auml;ngige Knechtung des Menschen zu irgendeiner Art von Sklaven- oder Frondienst
vollzogen worden. Die Aufrichtung einer &ouml;konomischen Herrschaft &uuml;ber
die Dinge hat die politische, soziale und &ouml;konomische Herrschaft des Menschen
&uuml;ber den Menschen zur Voraussetzung gehabt. Wie h&auml;tte man sich einen
gro&szlig;en Grundherrn nur denken k&ouml;nnen, ohne zugleich seine Herrenschaft
&uuml;ber Sklaven, H&ouml;rige oder indirekt Unfreie in den Gedanken einzuschlie&szlig;en?
Was m&ouml;chte wohl die Kraft des einzelnen, die sich h&ouml;chstens mit den
Kr&auml;ften der Familienh&uuml;lfe ausgestattet s&auml;he, f&uuml;r eine umfangreichere
Ackerkultur bedeutet haben und bedeuten? Die Ausbeutung des Landes oder die &ouml;konomische
Herrschaftsausdehnung &uuml;ber dasselbe in einem die nat&uuml;rlichen Kr&auml;fte
des einzelnen &uuml;bersteigenden Umfang ist in der bisherigen Geschichte nur
dadurch m&ouml;glich geworden, da&szlig; vor oder zugleich mit der Begr&uuml;ndung
der Bodenherrschaft auch die zugeh&ouml;rige Knechtung des Menschen durchgef&uuml;hrt
wurde. In den sp&auml;tern Perioden der Entwicklung ist diese Knechtung gemildert
worden ... ihre gegenw&auml;rtige Gestalt ist in den hoher zivilisierten Staaten
eine mehr oder minder durch Polizeiherrschaft geleitete Lohnarbeit. Auf der letztern
beruht also die praktische M&ouml;glichkeit derjenigen Art des heutigen Reichtums,
welcher sich in der umfangreicheren Bodenherrschaft und (!) im gr&ouml;&szlig;ern
Grundbesitz darstellt. Selbstverst&auml;ndlich sind alle andern Gattungen des
Verteilungsreichtums geschichtlich auf &auml;hnliche Weise zu erkl&auml;ren, und
die indirekte Abh&auml;ngigkeit des Menschen vom Menschen, welche gegenw&auml;rtig
den Grundzug der &ouml;konomisch am weitesten entwickelten Zust&auml;nde bildet,
kann nicht aus sich selbst, sondern nur als eine etwas verwandelte Erbschaft einer
fr&uuml;hern direkten Unterwerfung und Enteignung verstanden und erkl&auml;rt
werden.&laquo;</SMALL></P>
<P>So Herr D&uuml;hring.</P>
<P>These: Die Beherrschung der Natur (durch den Menschen) setzt die Beherrschung
des Menschen (durch den Menschen) voraus.</P>
<P>Beweis: Die Bewirtschaftung des Grundeigentums in gro&szlig;em Strecken ist
nie und nirgends anders als durch Knechte erfolgt.</P>
<P>Beweis des Beweises: Wie kann es gro&szlig;e Grundbesitzer geben ohne Knechte,
da der gro&szlig;e Grundbesitzer mit seiner Familie ohne Knechte ja nur einen
geringen Teil seines Besitzes bebauen k&ouml;nnte.</P>
<P>Also: Um zu beweisen, da&szlig; der Mensch, um die Natur sich zu unterwerfen,
vorher den Menschen knechten mu&szlig;te, verwandelt Herr D&uuml;hring &raquo;die Natur&laquo;
ohne weiteres in &raquo;Grundeigentum in gr&ouml;&szlig;ern Strecken&laquo; und <A NAME="S163"></A><B>|163|</B>
dies Grundeigentum - unbestimmt wessen? - sofort wieder in das Eigentum eines
gro&szlig;en Grundherrn, der nat&uuml;rlich ohne Knechte sein Land nicht bebauen
kann.</P>
<P>Erstens sind &raquo;Beherrschung der Natur&laquo; und &raquo;Bewirtschaftung des Grundeigentums&laquo;
keineswegs dasselbe. Die Beherrschung der Natur wird in der Industrie in ganz
anders kolossalem Ma&szlig;stab ausge&uuml;bt als im Ackerbau, der sich bis heute
vom Wetter beherrschen lassen mu&szlig;, statt das Wetter zu beherrschen.</P>
<P>Zweitens, wenn wir uns auf die Bewirtschaftung des Grundeigentums in gr&ouml;&szlig;ern
Strecken beschr&auml;nken, so kommt es darauf an, wem dies Grundeigentum geh&ouml;rt.
Und da finden wir im Anfang der Geschichte aller Kulturv&ouml;lker nicht den &raquo;gro&szlig;en
Grundherrn&laquo;, den uns Herr D&uuml;hring hier unterschiebt mit seiner gew&ouml;hnlichen
Taschenspielermanier, die er &raquo;nat&uuml;rliche Dialektik&laquo; nennt - sondern Stamm-
und Dorfgemeinden mit gemeinsamem Grundbesitz. Von Indien bis Irland ist die Bewirtschaftung
des Grundeigentums in gr&ouml;&szlig;ern Strecken urspr&uuml;nglich durch solche
Stamm- und Dorfgemeinden vor sich gegangen, und zwar bald in gemeinschaftlicher
Bebauung des Ackerlandes f&uuml;r Rechnung der Gemeinde, bald in einzelnen, von
der Gemeinde den Familien auf Zeit zugeteilten Ackerparzellen bei fortdauernder
Gemeinnutzung von Wald- und Weideland. Es ist wiederum bezeichnend f&uuml;r &raquo;die
eindringendsten Fachstudien&laquo; des Herrn D&uuml;hring &raquo;auf dem politischen und juristischen
Gebiet&laquo;, da&szlig; er von allen diesen Dingen nichts wei&szlig;; da&szlig; seine
s&auml;mtlichen Werke eine totale Unbekanntschaft atmen mit den epochemachenden
Schriften Maurers &uuml;ber die urspr&uuml;ngliche deutsche Markverfassung, die
Grundlage des gesamten deutschen Rechts, und mit der haupts&auml;chlich durch
Maurer angeregten, noch stets anschwellenden Literatur, die sich mit dem Nachweis
der urspr&uuml;nglichen Gemeinschaftlichkeit des Grundbesitzes bei allen europ&auml;ischen
und asiatischen Kulturv&ouml;lkern und mit der Darstellung seiner verschiednen
Daseins- und Aufl&ouml;sungsformen besch&auml;ftigt. Wie auf dem Gebiet des franz&ouml;sischen
und englischen Rechts Herr D&uuml;hring &raquo;seine ganze Ignoranz sich selbst erworben&laquo;
hatte, so gro&szlig; sie auch war, so auf dem Gebiet des deutschen Rechts seine
noch weit gr&ouml;&szlig;ere. Der Mann, der sich so gewaltig &uuml;ber den beschr&auml;nkten
Horizont der Universit&auml;tsprofessoren erbost, er steht auf dem Gebiet des
deutschen Rechts noch heute h&ouml;chstens da, wo die Professoren vor zwanzig
Jahren standen.</P>
<P>Es ist eine reine &raquo;freie Sch&ouml;pfung und Imagination&laquo; des Herrn D&uuml;hring,
wenn er behauptet, da&szlig; zur Bewirtschaftung des Grundeigentums auf gr&ouml;&szlig;ern
Strecken Grundherrn und Knechte erforderlich gewesen seien. Im <A NAME="S164"></A><B>|164|</B>
ganzen Orient, wo die Gemeinde oder der Staat Grundeigent&uuml;mer ist, fehlt
sogar das Wort Grundherr in den Sprachen, wor&uuml;ber sich Herr D&uuml;hring
bei den englischen Juristen Rats erholen kann, die sich in Indien ebenso umsonst
mit der Frage abqu&auml;lten: wer ist Grundeigent&uuml;mer? - wie weiland F&uuml;rst
Heinrich LXXII. von Reu&szlig;-Greiz-Schleiz-Lobenstein-Eberswalde mit der Frage:
wer ist Nachtw&auml;chter? Erst die T&uuml;rken haben im Orient in den von ihnen
eroberten L&auml;ndern eine Art grundherrlichen Feudalismus einger&uuml;hrt, Griechenland
tritt schon im Heroenzeitalter in die Geschichte ein mit einer St&auml;ndegliederung,
die selbst wieder das augenscheinliche Erzeugnis einer l&auml;ngern, unbekannten
Vorgeschichte ist; aber auch da wird der Boden vorwiegend von selbst&auml;ndigen
Bauern bewirtschaftet; die gr&ouml;&szlig;ern G&uuml;ter der Edlen und Stammesf&uuml;rsten
bilden die Ausnahme und verschwinden ohnehin bald nachher. Italien ist urbar gemacht
worden vorwiegend von Bauern; als in den letzten Zeiten der r&ouml;mischen Republik
die gro&szlig;en G&uuml;terkomplexe, die Latifundien, die Parzellenbauern verdr&auml;ngten
und durch Sklaven ersetzten, ersetzten sie zugleich den Ackerbau durch Viehzucht
und richteten, wie schon Plinius wu&szlig;te, Italien zugrunde (latifundia Italiam
perdidere). Im Mittelalter herrscht in ganz Europa (namentlich bei der Urbarmachung
von &Ouml;dland) die Bauernkultur vor, wobei es f&uuml;r die vorliegende Frage
gleichg&uuml;ltig ist, ob und welche Abgaben diese Bauern an irgendwelchen Feudalherrn
zu zahlen hatten. Die friesischen, nieders&auml;chsischen, fl&auml;mischen und
niederrheinischen Kolonisten, die das den Slawen entrissene Land &ouml;stlich
der Elbe in Bebauung nahmen, taten dies als freie Bauern unter sehr g&uuml;nstigen
Zinss&auml;tzen, keineswegs aber in &raquo;irgendeiner Art von Frondienst&laquo;. - in Nordamerika
ist bei weitem der gr&ouml;&szlig;te Teil des Landes durch Arbeit freier Bauern
der Kultur erschlossen worden, w&auml;hrend die gro&szlig;en Grundherrn des S&uuml;dens
mit ihren Sklaven und ihrem Raubbau den Boden ersch&ouml;pften, bis er nur noch
Tannen trug, so da&szlig; die Baumwollkultur immer weiter nach Westen wandern
mu&szlig;te. In Australien und Neuseeland sind alle Versuche der englischen Regierung,
eine Bodenaristokratie k&uuml;nstlich herzustellen, gescheitert. Kurz, wenn wir
die tropischen und subtropischen Kolonien ausnehmen, in denen das Klima dem Europ&auml;er
die Ackerbauarbeit verbietet, erweist sich der vermittelst seiner Sklaven oder
Fronknechte die Natur seiner Herrschaft unterwerfende, den Boden urbar machende
gro&szlig;e Grundherr als ein pures Phantasiegebilde. Im Gegenteil. Wo er im Altertum
auftritt, wie in Italien, macht er nicht W&uuml;stland urbar, sondern verwandelt
das von Bauern urbar gemachte Ackerland in Viehweide, entv&ouml;lkert und ruiniert
ganze L&auml;nder. Erst in neuerer Zeit, erst seitdem die dichtere Bev&ouml;lkerung
den Bodenwert <A NAME="S165"></A><B>|165|</B> gehoben und namentlich seit die
Entwicklung der Agronomie auch schlechtern Boden verwendbarer gemacht hat - erst
da hat der gro&szlig;e Grundbesitz angefangen, an der Urbarmachung von &Ouml;dland
und Weideland in gro&szlig;em Ma&szlig;stab sich zu beteiligen, und das vornehmlich
durch Diebstahl am Gemeindeland der Bauern, sowohl in England wie in Deutschland.
Und auch das nicht ohne Gegengewicht. F&uuml;r jeden Acker Gemeindeland, den die
gro&szlig;en Grundbesitzer in England urbar gemacht, haben sie in Schottland mindestens
drei Acker urbares Land in Schaftrift und zuletzt gar in blo&szlig;es Jagdrevier
f&uuml;r Hochwild verwandelt.</P>
<P>Wir haben es hier nur mit der Behauptung des Herrn D&uuml;hring zu tun, da&szlig;
die Urbarmachung gr&ouml;&szlig;erer Landstriche, also doch wohl so ziemlich des
ganzen Kulturgebiets &raquo;nie und nirgends&laquo; anders vollzogen worden sei, als durch
gro&szlig;e Grundherrn und Knechte - eine Behauptung, von der wir gesehn haben,
da&szlig; sie eine wahrhaft unerh&ouml;rte Unkenntnis der Geschichte &raquo;zur Voraussetzung
hat&laquo;. Wir haben uns also hier weder darum zu k&uuml;mmern, inwiefern zu verschiednen
Zeiten bereits ganz oder gr&ouml;&szlig;tenteils urbare Landstriche durch Sklaven
(wie zur Bl&uuml;tezeit Griechenlands) oder H&ouml;rige (wie die Fronh&ouml;fe
seit dem Mittelalter) bebaut worden sind, noch darum, welches die gesellschaftliche
Funktion der gro&szlig;en Grundbesitzer zu verschiednen Zeiten gewesen ist.</P>
<P>Und nachdem Herr D&uuml;hring uns dies meisterhafte Phantasiegem&auml;lde vorgehalten,
von dem man nicht wei&szlig;, was man mehr bewundern soll, die Taschenspielerkunst
der Deduktion oder die Geschichtsf&auml;lschung - ruft er triumphierend aus:</P>
<P><SMALL>&raquo;Selbstverst&auml;ndlich sind alle andern Gattungen des Verteilungsreichtums
<I>geschichtlich auf &auml;hnliche Weise zu erkl&auml;ren</I>!&laquo;</SMALL></P>
<P>Womit er sich nat&uuml;rlich die M&uuml;he erspart, &uuml;ber die Entstehung
z.B. des Kapitals auch nur ein einziges weiteres W&ouml;rtchen zu verlieren.</P>
<P>Wenn Herr D&uuml;hring mit seiner Beherrschung des Menschen durch den Menschen
als Vorbedingung der Beherrschung der Natur durch den Menschen im allgemeinen
nur sagen will, da&szlig; unser gesamter gegenw&auml;rtiger &ouml;konomischer
Zustand, die heute erreichte Entwicklungsstufe von Ackerbau und Industrie, das
Resultat einer sich in Klassengegens&auml;tzen, in Herrschafts- und Knechtschaftsverh&auml;ltnissen
abwickelnden Gesellschaftsgeschichte ist, so sagt er etwas, das seit dem &raquo;Kommunistischen
Manifest&laquo; l&auml;ngst Gemeinplatz geworden ist. Es kommt eben darauf an, die Entstehung
der Klassen und der Herrschaftsverh&auml;ltnisse zu erkl&auml;ren, und wenn Herr
D&uuml;hring daf&uuml;r immer nur das eine Wort &raquo;Gewalt&laquo; hat, so sind wir damit
<A NAME="S166"></A><B>|166|</B> genausoweit wie am Anfang. Die einfache Tatsache,
da&szlig; die Beherrschten und Ausgebeuteten zu allen Zeiten weit zahlreicher
sind als die Herrscher und Ausbeuter, da&szlig; also die wirkliche Gewalt bei
jenen ruht, reicht allein hin, um die Torheit der ganzen Gewaltstheorie klarzustellen.
Es handelt sich also immer noch um die Erkl&auml;rung der Herrschafts- und Knechtschaftsverh&auml;ltnisse.</P>
<P>Sie sind auf zwiefachem Wege entstanden.</P>
<P>Wie die Menschen urspr&uuml;nglich aus dem Tierreich - im engern Sinne - heraustreten,
so treten sie in die Geschichte ein: noch halb Tiere, roh, noch ohnm&auml;chtig
gegen&uuml;ber den Kr&auml;ften der Natur, noch unbekannt mit ihren eignen; daher
arm wie die Tiere und kaum produktiver als sie. Es herrscht eine gewisse Gleichheit
der Lebenslage und f&uuml;r die Familienh&auml;upter auch eine Art Gleichheit
der gesellschaftlichen Stellung - wenigstens eine Abwesenheit von Gesellschaftsklassen,
die noch in den naturw&uuml;chsigen, ackerbautreibenden Gemeinwesen der sp&auml;tern
Kulturv&ouml;lker fortdauert. In jedem solchen Gemeinwesen bestehn von Anfang
an gewisse gemeinsame Interessen, deren Wahrung einzelnen, wenn auch unter Aufsicht
der Gesamtheit, &uuml;bertragen werden mu&szlig;: Entscheidung von Streitigkeiten;
Repression von &Uuml;bergriffen einzelner &uuml;ber ihre Berechtigung hinaus;
Aufsicht &uuml;ber Gew&auml;sser, besonders in hei&szlig;en L&auml;ndern; endlich,
bei der Waldurspr&uuml;nglichkeit der Zust&auml;nde, religi&ouml;se Funktionen.
Dergleichen Beamtungen finden sich in den urw&uuml;chsigen Gemeinwesen zu jeder
Zeit, so in den &auml;ltesten deutschen Markgenossenschaften und noch heute in
Indien. Sie sind selbstredend mit einer gewissen Machtvollkommenheit ausger&uuml;stet
und die Anf&auml;nge der Staatsgewalt. Allm&auml;hlich steigern sich die Produktivkr&auml;fte;
die dichtere Bev&ouml;lkerung schafft hier gemeinsame, dort widerstreitende Interessen
zwischen den einzelnen Gemeinwesen, deren Gruppierung zu gr&ouml;&szlig;ern Ganzen
wiederum eine neue Arbeitsteilung, die Schaffung von Organen zur Wahrung der gemeinsamen,
zur Abwehr der widerstreitenden Interessen hervorruft. Diese Organe, die schon
als Vertreter der gemeinsamen Interessen der ganzen Gruppe, jedem einzelnen Gemeinwesen
gegen&uuml;ber eine besondre, unter Umst&auml;nden sogar gegens&auml;tzliche Stellung
haben, verselbst&auml;ndigen sich bald noch mehr, teils durch die, in einer Welt,
wo alles naturw&uuml;chsig hergeht, fast selbstverst&auml;ndlich eintretende Erblichkeit
der Amtsf&uuml;hrung, teils durch ihre, mit der Vermehrung der Konflikte mit andern
Gruppen wachsende Unentbehrlichkeit. Wie diese Verselbst&auml;ndigung der gesellschaftlichen
Funktion gegen&uuml;ber der Gesellschaft mit der Zeit sich bis zur Herrschaft
&uuml;ber die Gesellschaft steigern konnte, wie der urspr&uuml;ngliche Diener,
wo die Gelegenheit g&uuml;nstig, sich allm&auml;hlich in den <A NAME="S167"></A><B>|167|</B>
Herrn verwandelte, wie je nach den Umst&auml;nden dieser Herr als orientalischer
Despot oder Satrap, als griechischer Stammesf&uuml;rst, als keltischer Clanchef
usw. auftrat, wieweit er sich bei dieser Verwandlung schlie&szlig;lich auch der
Gewalt bediente, wie endlich die einzelnen herrschenden Personen sich zu einer
herrschenden Klasse zusammenf&uuml;gten, darauf brauchen wir hier nicht einzugehn.
Es kommt hier nur darauf an, festzustellen, da&szlig; der politischen Herrschaft
&uuml;berall eine gesellschaftliche Amtst&auml;tigkeit zugrunde lag; und die politische
Herrschaft hat auch dann nur auf die Dauer bestanden, wenn sie diese ihre gesellschaftliche
Amtst&auml;tigkeit vollzog. Wie viele Despotien auch &uuml;ber Persien und Indien
auf- oder untergegangen sind, jede wu&szlig;te ganz genau, da&szlig; sie vor allem
die Gesamtunternehmerin der Berieselung der Flu&szlig;t&auml;ler war, ohne die
dort kein Ackerbau m&ouml;glich. Erst den aufgekl&auml;rten Engl&auml;ndern war
es vorbehalten, dies in Indien zu &uuml;bersehn; sie lie&szlig;en die Rieselkan&auml;le
und Schleusen verfallen und entdecken jetzt endlich durch die regelm&auml;&szlig;ig
wiederkehrenden Hungersn&ouml;te, da&szlig; sie die einzige T&auml;tigkeit vernachl&auml;ssigt
haben, die ihre Herrschaft in Indien wenigstens ebenso rechtm&auml;&szlig;ig machen
k&ouml;nnte, wie die ihrer Vorg&auml;nger.</P>
<P>Neben dieser Klassenbildung ging aber noch eine andre. Die naturw&uuml;chsige
Arbeitsteilung innerhalb der ackerbauenden Familie erlaubte auf einer gewissen
Stufe des Wohlstands die Einf&uuml;gung einer oder mehrerer fremden Arbeitskr&auml;fte.
Dies war besonders der Fall in L&auml;ndern, wo der alte Gemeinbesitz am Boden
bereits zerfallen oder doch wenigstens die alte gemeinsame Bebauung der Einzelbebauung
der Bodenanteile durch die entsprechenden Familien gewichen war. Die Produktion
war so weit entwickelt, da&szlig; die menschliche Arbeitskraft jetzt mehr erzeugen
konnte, als zu ihrem einfachen Unterhalt n&ouml;tig war; die Mittel, mehr Arbeitskr&auml;fte
zu unterhalten, waren vorhanden; diejenigen, sie zu besch&auml;ftigen, ebenfalls;
die Arbeitskraft bekam einen <I>Wert</I>. Aber das eigne Gemeinwesen und der Verband,
dem es angeh&ouml;rte, lieferte keine disponiblen, &uuml;bersch&uuml;ssigen Arbeitskr&auml;fte.
Der Krieg dagegen lieferte sie, und der Krieg war so alt wie die gleichzeitige
Existenz mehrerer Gemeinschaftsgruppen nebeneinander. Bisher hatte man mit den
Kriegsgefangnen nichts anzufangen gewu&szlig;t, sie also einfach erschlagen, noch
fr&uuml;her hatte man sie verspeist. Aber auf der jetzt erreichten Stufe der &raquo;Wirtschaftslage&laquo;
erhielten sie einen Wert; man lie&szlig; sie also leben und machte sich ihre Arbeit
dienstbar. So wurde die Gewalt, statt die Wirtschaftslage zu beherrschen, im Gegenteil
in den Dienst der Wirtschaftslage gepre&szlig;t. Die <I>Sklaverei</I> war erfunden.
Sie wurde bald die herrschende Form der Produktion bei allen, &uuml;ber das alte
Gemeinwesen hinaus sich entwickelnden V&ouml;lkern, schlie&szlig;lich aber auch
eine der Haupt- <A NAME="S168"></A><B>|168|</B> Ursachen ihres Verfalls. Erst
die Sklaverei machte die Teilung der Arbeit zwischen Ackerbau und Industrie auf
gr&ouml;&szlig;erm Ma&szlig;stab m&ouml;glich, und damit die Bl&uuml;te der alten
Welt, das Griechentum. Ohne Sklaverei kein griechischer Staat, keine griechische
Kunst und Wissenschaft; ohne Sklaverei kein R&ouml;merreich. Ohne die Grundlage
des Griechentums und des R&ouml;merreichs aber auch kein modernes Europa. Wir
sollten nie vergessen, da&szlig; unsere ganze &ouml;konomische, politische und
intellektuelle Entwicklung einen Zustand zur Voraussetzung hat, in dem die Sklaverei
ebenso notwendig wie allgemein anerkannt war. In diesem Sinne sind wir berechtigt
zu sagen: Ohne antike Sklaverei kein moderner Sozialismus.</P>
<P>Es ist sehr wohlfeil, &uuml;ber Sklaverei und dergleichen in allgemeinen Redensarten
loszuziehn und einen hohen sittlichen Zorn &uuml;ber dergleichen Sch&auml;ndlichkeit
auszugie&szlig;en. Leider spricht man damit weiter nichts aus als das, was jedermann
wei&szlig;, n&auml;mlich da&szlig; diese antiken Einrichtungen unsern heutigen
Zust&auml;nden und unsern durch diese Zust&auml;nde bestimmten Gef&uuml;hlen nicht
mehr entsprechen. Wir erfahren damit aber kein Wort dar&uuml;ber, wie diese Einrichtungen
entstanden sind, warum sie bestanden und welche Rolle sie in der Geschichte gespielt
haben. Und wenn wir hierauf eingehn, so m&uuml;ssen wir sagen, so widerspruchsvoll
und so ketzerisch das auch klingen mag, da&szlig; die Einf&uuml;hrung der Sklaverei
unter den damaligen Umst&auml;nden ein gro&szlig;er Fortschritt war. Es ist nun
einmal eine Tatsache, da&szlig; die Menschheit vom Tiere angefangen und daher
barbarische, fast tierische Mittel n&ouml;tig gehabt hat, um sich aus der Barbarei
herauszuarbeiten. Die alten Gemeinwesen, wo sie fortbestanden, bilden seit Jahrtausenden
die Grundlage der rohesten Staatsform, der orientalischen Despotie, von Indien
bis Ru&szlig;land. Nur wo sie sich aufl&ouml;sten, sind die V&ouml;lker aus sich
selbst weiter vorangeschritten, und ihr n&auml;chster &ouml;konomischer Fortschritt
bestand in der Steigerung und Fortbildung der Produktion vermittelst der Sklavenarbeit.
Es ist klar: solange die menschliche Arbeit noch so wenig produktiv war, da&szlig;
sie nur wenig &Uuml;berschu&szlig; &uuml;ber die notwendigen Lebensmittel hinaus
lieferte, war Steigerung der Produktivkr&auml;fte, Ausdehnung des Verkehrs, Entwicklung
von Staat und Recht, Begr&uuml;ndung von Kunst und Wissenschaft nur m&ouml;glich
vermittelst einer gesteigerten Arbeitsteilung, die zu ihrer Grundlage haben mu&szlig;te
die gro&szlig;e Arbeitsteilung zwischen den die einfache Handarbeit besorgenden
Massen und den die Leitung der Arbeit, den Handel, die Staatsgesch&auml;fte, und
sp&auml;terhin die Besch&auml;ftigung mit Kunst und Wissenschaft betreibenden
wenigen Bevorrechteten. Die einfachste, naturw&uuml;chsigste Form dieser Arbeitsteilung
war eben die Sklaverei. Bei den geschichtlichen Voraussetzungen der alten, speziell
der griechischen <A NAME="S169"></A><B>|169|</B> Welt konnte der Fortschritt zu
einer auf Klassengegens&auml;tzen gegr&uuml;ndeten Gesellschaft sich nur vollziehn
in der Form der Sklaverei. Selbst f&uuml;r die Sklaven war dies ein Fortschritt;
die Kriegsgefangnen, aus denen die Masse der Sklaven sich rekrutierte, behielten
jetzt wenigstens das Leben, statt da&szlig; sie fr&uuml;her gemordet oder noch
fr&uuml;her gar gebraten wurden.</P>
<P>F&uuml;gen wir bei dieser Gelegenheit hinzu, da&szlig; alle bisherigen geschichtlichen
Gegens&auml;tze von ausbeutenden und ausgebeuteten, herrschenden und unterdr&uuml;ckten
Klassen ihre Erkl&auml;rung finden in derselben verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig
unentwickelten Produktivit&auml;t der menschlichen Arbeit. Solange die wirklich
arbeitende Bev&ouml;lkerung von ihrer notwendigen Arbeit so sehr in Anspruch genommen
wird, da&szlig; ihr keine Zeit zur Besorgung der gemeinsamen Gesch&auml;fte der
Gesellschaft - Arbeitsleitung, Staatsgesch&auml;fte, Rechtsangelegenheiten, Kunst,
Wissenschaft etc. - &uuml;brigbleibt, solange mu&szlig;te stets eine besondre
Klasse bestehn, die, von der wirklichen Arbeit befreit, diese Angelegenheiten
besorgte; wobei sie denn nie verfehlte, den arbeitenden Massen zu ihrem eignen
Vorteil mehr und mehr Arbeitslast aufzub&uuml;rden. Erst die durch die gro&szlig;e
Industrie erreichte ungeheure Steigerung der Produktivkr&auml;fte erlaubt, die
Arbeit auf alle Gesellschaftsglieder ohne Ausnahme zu verteilen und dadurch die
Arbeitszeit eines jeden so zu beschr&auml;nken, da&szlig; f&uuml;r alle hinreichend
freie Zeit bleibt, um sich an den allgemeinen Angelegenheiten der Gesellschaft
- theoretischen wie praktischen - zu beteiligen. Erst jetzt also ist jede herrschende
und ausbeutende Klasse &uuml;berfl&uuml;ssig, ja ein Hindernis der gesellschaftlichen
Entwicklung geworden, und erst jetzt auch wird sie unerbittlich beseitigt werden,
mag sie auch noch sosehr im Besitz der &raquo;unmittelbaren Gewalt&laquo; sein.</P>
<P>Wenn also Herr D&uuml;hring &uuml;ber das Griechentum die Nase r&uuml;mpft,
weil es auf Sklaverei begr&uuml;ndet war, so kann er den Griechen mit demselben
Recht den Vorwurf machen, da&szlig; sie keine Dampfmaschinen und elektrischen
Telegraphen hatten. Und wenn er behauptet, unsre moderne Lohnknechtung sei nur
als eine etwas verwandelte und gemilderte Erbschaft der Sklaverei und nicht aus
sich selbst (das hei&szlig;t aus den &ouml;konomischen Gesetzen der modernen Gesellschaft)
zu erkl&auml;ren, so hei&szlig;t das entweder nur, da&szlig; Lohnarbeit wie Sklaverei
Formen der Knechtschaft und der Klassenherrschaft sind, was jedes Kind wei&szlig;,
oder es ist falsch. Denn mit demselben Recht k&ouml;nnten wir sagen, die Lohnarbeit
sei nur zu erkl&auml;ren als eine gemilderte Form der Menschenfresserei, der jetzt
&uuml;berall festgestellten, urspr&uuml;nglichen Form der Verwendung der besiegten
Feinde.</P>
<P> Hiernach ist es klar, welche Rolle die Gewalt in der Geschichte gegen&uuml;ber
der &ouml;konomischen Entwicklung spielt. Erstens beruht alle politische <A NAME="S170"></A><B>|170|</B>
Gewalt urspr&uuml;nglich auf einer &ouml;konomischen, gesellschaftlichen Funktion
und steigert sich in dem Ma&szlig;, wie durch Aufl&ouml;sung der urspr&uuml;nglichen
Gemeinwesen die Gesellschaftsglieder in Privatproduzenten verwandelt, also den
Verwaltern der gemeinsam-gesellschaftlichen Funktionen noch mehr entfremdet werden.
Zweitens, nachdem sich die politische Gewalt gegen&uuml;ber der Gesellschaft verselbst&auml;ndigt,
aus der Dienerin in die Herrin verwandelt hat, kann sie in zweierlei Richtung
wirken. Entweder wirkt sie im Sinn und in der Richtung der gesetzm&auml;&szlig;igen
&ouml;konomischen Entwicklung. In diesem Fall besteht kein Streit zwischen beiden,
die &ouml;konomische Entwicklung wird beschleunigt. Oder aber sie wirkt ihr entgegen,
und dann erliegt sie, mit wenigen Ausnahmen, der &ouml;konomischen Entwicklung
regelm&auml;&szlig;ig. Diese wenigen Ausnahmen sind einzelne F&auml;lle von Eroberung,
wo die roheren Eroberer die Bev&ouml;lkerung eines Landes ausrotteten oder vertrieben
und die Produktivkr&auml;fte, mit denen sie nichts anzufangen wu&szlig;ten, verw&uuml;steten
oder verkommen lie&szlig;en. So die Christen im maurischen Spanien den gr&ouml;&szlig;ten
Teil der Berieselungswerke, auf denen der hochentwickelte Acker- und Gartenbau
der Mauren beruht hatte. Jede Eroberung durch ein roheres Volk st&ouml;rt selbstredend
die &ouml;konomische Entwicklung und vernichtet zahlreiche Produktivkr&auml;fte.
Aber in der ungeheuren Mehrzahl der F&auml;lle von dauernder Eroberung mu&szlig;
der rohere Eroberer sich der h&ouml;hern &raquo;Wirtschaftslage&laquo;, wie sie aus der Eroberung
hervorgeht, anpassen; er wird von den Eroberten assimiliert und mu&szlig; meist
sogar ihre Sprache annehmen. Wo aber - abgesehn von Eroberungsf&auml;llen - die
innere Staatsgewalt eines Landes in Gegensatz tritt zu seiner &ouml;konomischen
Entwicklung, wie das bisher auf gewisser Stufe fast f&uuml;r jede politische Gewalt
eingetreten ist, da hat der Kampf jedesmal geendigt mit dem Sturz der politischen
Gewalt. Ausnahmslos und unerbittlich hat die &ouml;konomische Entwicklung sich
Bahn gebrochen - das letzte schlagendste Beispiel davon haben wir schon erw&auml;hnt:
die gro&szlig;e franz&ouml;sische Revolution. Hinge, nach Herrn D&uuml;hrings
Lehre, die Wirtschaftslage und mit ihr die &ouml;konomische Verfassung eines bestimmten
Landes einfach von der politischen Gewalt ab, so ist gar nicht abzusehn, warum
denn es Friedrich Wilhelm IV. nach 1848 nicht gelingen wollte, trotz seines &raquo;herrlichen
Knegsheeres&laquo;, die mittelalterlichen Z&uuml;nfte und andre romantische Marotten
auf die Eisenbahnen, Dampfmaschinen und die sich eben entwickelnde gro&szlig;e
Industrie seines Landes zu pfropfen; oder warum der Kaiser von Ru&szlig;land,
der doch noch viel gewaltiger ist, nicht nur seine Schulden nicht bezahlen, sondern
nicht einmal ohne fortw&auml;hrendes Anpumpen der &raquo;Wirtschaftslage&laquo; von Westeuropa
seine &raquo;Gewalt&laquo; zusammenhalten kann.</P>
<P><B><A NAME="S171">|171|</A></B> F&uuml;r Herrn D&uuml;hring ist die Gewalt
das absolut B&ouml;se, der erste Gewaltsakt ist ihm der S&uuml;ndenfall, seine
ganze Darstellung ist eine Jammerpredigt &uuml;ber die hiermit vollzogne Ansteckung
der ganzen bisherigen Geschichte mit der Erbs&uuml;nde, &uuml;ber die schm&auml;hliche
F&auml;lschung aller nat&uuml;rlichen und gesellschaftlichen Gesetze durch diese
Teufelsmacht, die Gewalt. Da&szlig; die Gewalt aber noch eine andre Rolle in der
Geschichte spielt, eine revolution&auml;re Rolle, da&szlig; sie, in Marx' Worten,
die Geburtshelferin jeder alten Gesellschaft ist, die mit einer neuen schwanger
geht |siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke,
<A HREF="../me23/me23_741.htm#S779">Bd. 23, S 779</A>|, da&szlig; sie das Werkzeug
ist, womit sich die gesellschaftliche Bewegung durchsetzt und erstarrte, abgestorbne
politische Formen zerbricht - davon kein Wort bei Herrn D&uuml;hring. Nur unter
Seufzen und St&ouml;hnen gibt er die M&ouml;glichkeit zu, da&szlig; zum Sturz
der Ausbeutungswirtschaft vielleicht Gewalt n&ouml;tig sein werde - leider! denn
jede Gewaltsanwendung demoralisiere den, der sie anwendet. Und das angesichts
des hohen moralischen und geistigen Aufschwungs, der die Folge jeder siegreichen
Revolution war! Und das in Deutschland, wo ein gewaltsamer Zusammensto&szlig;,
der dem Volk ja aufgen&ouml;tigt werden kann, wenigstens den Vorteil h&auml;tte,
die aus der Erniedrigung des Drei&szlig;igj&auml;hrigen Kriegs in das nationale
Bewu&szlig;tsein gedrungne Bedientenhaftigkeit auszutilgen. Und diese matte, saft-
und kraftlose Predigerdenkweise macht den Anspruch, sich der revolution&auml;rsten
Partei aufzudr&auml;ngen, die die Geschichte kennt?</P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_V">V. Werttheorie</A></H3>
<P>Es sind jetzt ungef&auml;hr hundert Jahre, seit in Leipzig ein Buch erschien,
das bis Anfang dieses Jahrhunderts drei&szlig;ig und einige Auflagen erlebte,
und in Stadt und Land von Beh&ouml;rden, Predigern, Menschenfreunden aller Art
verbreitet, verteilt und den Volksschulen allgemein als Lesebuch zugewiesen wurde.
Dieses Buch hie&szlig;: Rochows Kinderfreund. Es hatte den Zweck, die jugendlichen
Spr&ouml;&szlig;linge der Bauern und Handwerker &uuml;ber ihren Lebensberuf und
ihre Pflichten gegen ihre gesellschaftlichen und staatlichen Vorgesetzten zu belehren,
ingleichen ihnen eine wohlt&auml;tige Zufriedenheit mit ihrem Erdenlose, mit Schwarzbrot
und Kartoffeln, Frondienst, niedrigem Arbeitslohn, v&auml;terlichen Stockpr&uuml;geln,
und andern derartigen Annehmlichkeiten beizubringen, und alles das vermittelst
der damals landl&auml;ufigen Aufkl&auml;rung. Zu diesem Zweck wurde der Jugend
in Stadt und Land vorgehalten, welch eine weise Einrichtung der Natur es doch
sei, da&szlig; der <A NAME="S172"></A><B>|172|</B> Mensch sich seinen Lebensunterhalt
und seine Gen&uuml;sse durch Arbeit erwerben m&uuml;sse, und wie gl&uuml;cklich
sich demnach der Bauer und Handwerker zu f&uuml;hlen habe, da&szlig; ihm gestattet
sei, sein Mahl durch saure Arbeit zu w&uuml;rzen, statt wie der reiche Prasser
an verdorbnem Magen, Gallenstockung oder Verstopfung zu laborieren und die ausgesuchtesten
Leckerbissen nur mit Widerwillen hinunterzuw&uuml;rgen. Dieselben Gemeinpl&auml;tze,
die der alte Rochow gut genug hielt f&uuml;r die kurs&auml;chsischen Bauernjungen
seiner Zeit, bietet uns Herr D&uuml;hring auf Seite 14 und folgende des &raquo;Cursus&laquo;
als das &raquo;absolut Fundamentale&laquo; der neuesten politischen &Ouml;konomie.</P>
<P><SMALL>&raquo;Die menschlichen Bed&uuml;rfnisse haben als solche ihre nat&uuml;rliche
Gesetzm&auml;&szlig;igkeit und sind hinsichtlich ihrer Steigerung in Grenzen eingeschlossen,
die nur durch die Unnatur eine Zeitlang &uuml;berschritten werden k&ouml;nnen,
bis aus derselben Ekel, Lebens&uuml;berdru&szlig;, Abgelebtheit, soziale Verkr&uuml;pplung
und schlie&szlig;lich heilsame Vernichtung folgen ... Ein aus reinen Vergn&uuml;gungen
bestehendes Spielen, ohne weitern ernsten Zweck f&uuml;hrt bald zur Blasiertheit
oder, was dasselbe ist, zum Verbrauch aller Empfindungsf&auml;higkeit. Wirkliche
Arbeit in irgendeiner Form ist also das soziale Naturgesetz gesunder Gestalten
... W&auml;ren die Triebe und Bed&uuml;rfnisse ohne ein Gegengewicht, so w&uuml;rden
sie kaum ein kinderhaftes Dasein, geschweige eine geschichtlich gesteigerte Lebensentwicklung
mit sich bringen. Bei voller m&uuml;heloser Befriedigung w&uuml;rden sie sich
bald ersch&ouml;pfen und ein leeres Dasein in Gestalt l&auml;stiger, bis zu ihrer
Wiederkehr verflie&szlig;ender Intervalle &uuml;briglassen ... In allen Beziehungen
ist also die Abh&auml;ngigkeit der Bet&auml;tigung der Triebe und Leidenschaften
von der &Uuml;berwindung einer wirtschaftlichen Hemmung ein heilsames Grundgesetz
der &auml;u&szlig;ern Natureinrichtung und der innern Menschenbeschaffenheit&laquo;
usw. usw.</SMALL></P>
<P>Man sieht, Ehren-Rochows platteste Plattheiten feiern bei Herrn D&uuml;hring
ihr hundertj&auml;hriges Jubil&auml;um, und das obendrein als &raquo;tiefere Grundlegung&laquo;
des einzig wahrhaft kritischen und wissenschaftlichen &raquo;sozialit&auml;ren Systems&laquo;.</P>
<P>Nachdem der Grund also gelegt, kann Herr D&uuml;hring weiterbauen. In Anwendung
der mathematischen Methode gibt er uns zuerst, nach Vorgang des alten Euklid,
eine Reihe von Definitionen. Dies ist um so bequemer, als er seine Definitionen
gleich so einrichten kann, da&szlig; dasjenige, was mit ihrer H&uuml;lfe bewiesen
werden soll, schon teilweise in ihnen enthalten ist. So erfahren wir zun&auml;chst,
da&szlig;</P>
<P><SMALL>der leitende Begriff der bisherigen &Ouml;konomie sich Reichtum nennt,
und Reichtum, wie er wirklich weltgeschichtlich bis jetzt verstanden worden ist,
und sein Reich entwickelt hat, ist &raquo;die &ouml;konomische Macht &uuml;ber Menschen
und Dinge&laquo;.</SMALL></P>
<P>Dies ist doppelt unrichtig. Erstens war der Reichtum der alten Stamm- und Dorfgemeinden
keineswegs eine Herrschaft &uuml;ber Menschen. Und <A NAME="S173"></A><B>|173|</B>
zweitens ist auch in den, in Klassengegens&auml;tzen sich bewegenden Gesellschaften
der Reichtum, soweit er eine Herrschaft &uuml;ber Menschen einschlie&szlig;t,
vorwiegend, fast ausschlie&szlig;lich eine Herrschaft &uuml;ber Menschen verm&ouml;ge
und vermittelst der Herrschaft &uuml;ber Dinge. Von der sehr fr&uuml;hen Zeit
an, wo Sklavenf&auml;ngerei und Sklavenausbeutung getrennte Gesch&auml;ftszweige
wurden, mu&szlig;ten die Ausbeuter von Sklavenarbeit die Sklaven kaufen, die Herrschaft
&uuml;ber den Menschen erst durch die Herrschaft &uuml;ber die Dinge, &uuml;ber
den Kaufpreis, die Unterhalts- und Arbeitsmittel des Sklaven erwerben. Im ganzen
Mittelalter ist gro&szlig;er Grundbesitz die Vorbedingung, vermittelst deren der
Feudaladel zu Zins- und Fronbauern kommt. Und heutzutage gar sieht selbst ein
Kind von sechs Jahren, da&szlig; der Reichtum menschenbeherrschend ist ausschlie&szlig;lich
vermittelst der Dinge, &uuml;ber die er verf&uuml;gt.</P>
<P>Warum aber mu&szlig; Herr D&uuml;hring diese falsche Definition des Reichtums
verfertigen, warum den tats&auml;chlichen Zusammenhang, wie er in allen bisherigen
Klassengesellschaften galt, zerrei&szlig;en? Um den Reichtum vom &ouml;konomischen
Gebiet aufs moralische hin&uuml;berzuzerren. Die Herrschaft &uuml;ber die Dinge
ist ganz gut, aber die Herrschaft &uuml;ber die Menschen ist vom &Uuml;bel; und
da Herr D&uuml;hring sich selbst verboten hat, die Herrschaft &uuml;ber die Menschen
aus der Herrschaft &uuml;ber die Dinge zu erkl&auml;ren, so kann er wieder einen
k&uuml;hnen Griff tun und sie kurzerhand erkl&auml;ren aus der beliebten Gewalt.
Der Reichtum als menschenbeherrschender ist &raquo;der Raub&laquo;, womit wir wieder angekommen
sind bei einer verschlechterten Ausgabe des uralten Proudhonschen: &raquo;Das Eigentum
ist der Diebstahl&laquo;.</P>
<P>Und hiermit haben wir denn gl&uuml;cklich den Reichtum unter die beiden wesentlichen
Gesichtspunkte der Produktion und Verteilung gebracht: Reichtum als Herrschaft
&uuml;ber Dinge: Produktionsreichtum, gute Seite; als Herrschaft &uuml;ber Menschen:
bisheriger Verteilungsreichtum, schlechte Seite, fort damit! Auf die heutigen
Verh&auml;ltnisse angewandt, lautet dies: Die kapitalistische Produktionsweise
ist ganz gut und kann bleiben, aber die kapitalistische Verteilungsweise taugt
nichts und mu&szlig; abgeschafft werden. Zu solchem Unsinn f&uuml;hrt es, wenn
man &uuml;ber &Ouml;konomie schreibt, ohne auch nur den Zusammenhang von Produktion
und Verteilung begriffen zu haben.</P>
<P>Nach dem Reichtum wird der Wert definiert, wie folgt:</P>
<P><SMALL>&raquo;Der Wert ist die Geltung, welche die wirtschaftlichen Dinge und Leistungen
im Verkehr haben.&laquo; Diese Geltung entspricht &raquo;dem Preise oder irgendeinem sonstigen
&Auml;quivalentnamen, z.B. dem Lohne&laquo;.</SMALL></P>
<P>Mit andern Worten: der Wert ist der Preis. Oder vielmehr, um Herrn D&uuml;hring
kein Unrecht zu tun und den Widersinn seiner Definition m&ouml;g- <A NAME="S174"></A><B>|174|</B>
lichst in seinen eignen Worten wiederzugeben: der Wert sind die Preise. Denn Seite
19 sagt er:</P>
<P><SMALL>&raquo;der Wert und die ihn in Geld ausdr&uuml;ckenden Preise&laquo;,</SMALL></P>
<P>konstatiert also selbst, da&szlig; derselbe Wert sehr verschiedne Preise und
damit auch ebensoviel verschiedne Werte hat. Wenn Hegel nicht l&auml;ngst verstorben
w&auml;re, er w&uuml;rde sich erh&auml;ngen. Diesen Wert, der soviel verschiedne
Werte ist als er Preise hat, h&auml;tte er mit aller Theologik nicht fertiggebracht.
Man mu&szlig; eben wieder die Zuversichtlichkeit des Herrn D&uuml;hring besitzen,
um eine neue, tiefere Grundlegung der &Ouml;konomie mit der Erkl&auml;rung zu
er&ouml;ffnen, man kenne keinen andern Unterschied zwischen Preis und Wert, als
da&szlig; der eine in Geld ausgedr&uuml;ckt sei und der andre nicht.</P>
<P>Damit wissen wir aber noch immer nicht, was der Wert ist und noch weniger,
wonach er sich bestimmt. Herr D&uuml;hring mu&szlig; also mit weitern Aufkl&auml;rungen
herausr&uuml;cken.</P>
<P><SMALL>&raquo;Ganz im allgemeinen liegt das Grundgesetz der Vergleichung und Sch&auml;tzung,
auf welchem der Wert und die ihn in Geld ausdr&uuml;ckenden Preise beruhen, zun&auml;chst
im Bereich der blo&szlig;en Produktion, abgesehn von der Verteilung, die erst
ein zweites Element in den Wertbegriff bringt. Die gr&ouml;&szlig;ern oder geringern
Hindernisse, welche die Verschiedenheit der Naturverh&auml;ltnisse den auf die
Beschaffung der Dinge gerichteten Bestrebungen entgegensetzt und wodurch sie zu
gr&ouml;&szlig;ern oder geringern Ausgaben an wirtschaftlicher Kraft n&ouml;tigt,
bestimmt auch ... den gr&ouml;&szlig;ern oder geringern Wert&laquo;, und dieser wird
gesch&auml;tzt nach dem &raquo;von der Natur und den Verh&auml;ltnissen entgegengesetzten
Beschaffungswiderstand ... Der Umfang, in welchem wir unsre eigne Kraft in sie&laquo;
(die Dinge) &raquo;hineinlegten, ist die unmittelbar entscheidende Ursache der Existenz
vom Wert &uuml;berhaupt und einer besondern Gr&ouml;&szlig;e desselben.&laquo;</SMALL></P>
<P>Soweit dies alles einen Sinn hat, hei&szlig;t es: Der Wert eines Arbeitsprodukts
wird bestimmt durch die zu seiner Herstellung n&ouml;tige Arbeitszeit, und das
wu&szlig;ten wir l&auml;ngst, auch ohne Herrn D&uuml;hring. Statt die Tatsache
einfach mitzuteilen, mu&szlig; er sie orakelhaft verdrehn. Es ist einfach falsch,
da&szlig; der Umfang, in dem jemand seine Kraft in irgendein Ding hineinlegt (um
die hochtrabende Redensart beizubehalten), die unmittelbar entscheidende Ursache
von Wert und Wertgr&ouml;&szlig;e ist. Erstens kommt es drauf an, in welches Ding
die Kraft hineingelegt wird, und zweitens, wie sie hineingelegt wird. Verfertigt
unser Jemand ein Ding, das keinen Gebrauchswert f&uuml;r andre hat, so bringt
seine s&auml;mtliche Kraft keinen Atom Wert fertig; und steift er sich drauf,
einen Gegenstand mit der Hand herzustellen, den eine Maschine zwanzigfach wohlfeiler
herstellt, so erzeugen neunzehn Zwanzigstel seiner hineingelegten Kraft weder
Wert &uuml;berhaupt noch eine besondre Gr&ouml;&szlig;e desselben.</P>
<P><B><A NAME="S175">|175|</A></B> Ferner hei&szlig;t es die Sache total verdrehn,
wenn man die produktive Arbeit, die positive Erzeugnisse schafft, in eine blo&szlig;
negative &Uuml;berwindung eines Widerstands verwandelt. Wir w&uuml;rden dann etwa
wie folgt verfahren m&uuml;ssen, um zu einem Hemde zu kommen: Erstlich &uuml;berwinden
wir den Widerstand des Baumwollsamens gegen das Ges&auml;twerden und das Wachsen,
dann den der reifen Baumwolle gegen das Gepfl&uuml;ckt-, Verpackt- und Verschicktwerden,
dann den gegen das Ausgepackt-, das Gekratzt- und Gesponnenwerden, ferner den
Widerstand des Garns gegen das Gewebtwerden, den des Gewebes gegen das Gebleicht-
und Gen&auml;htwerden und endlich den des fertigen Hemdes gegen das Angezogenwerden.</P>
<P>Wozu all diese kindische Verkehrung und Verkehrtheit? Um vermittelst des &raquo;Widerstandes&laquo;
vom &raquo;Produktionswert&laquo;, dem wahren, aber bis jetzt nur idealen Wert, auf den in
der bisherigen Geschichte allein geltenden, durch die Gewalt verf&auml;lschten
&raquo;Verteilungswert&laquo; zu kommen:</P>
<P><SMALL>&raquo;Au&szlig;er dem Widerstand, den die Natur leistet ... gibt es noch
ein andres, rein soziales Hindernis ... Zwischen den Menschen und die Natur tritt
eine hemmende Macht, und diese ist wiederum der Mensch. Der einzig und isoliert
Gedachte steht der Natur frei gegen&uuml;ber ... Anders gestaltet sich die Situation,
sobald wir uns einen zweiten denken, der mit dem Degen in der Hand die Zug&auml;nge
zur Natur und ihren H&uuml;lfsquellen besetzt h&auml;lt und f&uuml;r den Einla&szlig;
in irgendeiner Gestalt einen Preis fordert. Dieser zweite ... besteuert gleichsam
den andern und ist so der Grund, da&szlig; der Wert des Erstrebten gr&ouml;&szlig;er
ausf&auml;llt, als es ohne dies politische und gesellschaftliche Hindernis der
Beschaffung oder Produktion der Fall sein k&ouml;nnte ... H&ouml;chst mannigfaltig
sind die besondern Gestaltungen dieser k&uuml;nstlich gesteigerten Geltung der
Dinge, die nat&uuml;rlich in einer entsprechenden Niederdr&uuml;ckung der Geltung
der Arbeit ihr begleitendes Gegenst&uuml;ck hat ... Es ist daher eine Illusion,
den Wert von vornherein als ein &Auml;quivalent im eigentlichen Sinne des Wortes,
d.h. ein Gleichvielgelten oder als ein nach dem Prinzip der Gleichheit von Leistung
und Gegenleistung zustande gekommnes Austauschverh&auml;ltnis betrachten zu wollen
... Im Gegenteil wird das Merkmal einer richtigen Werttheorie sein, da&szlig;
die in ihr gedachte allgemeinste Sch&auml;tzungsursache nicht mit der auf dem
Verteilungszwang beruhenden besondern Gestaltung der Geltung zusammenfalle. Diese
wechselt mit der sozialen Verfassung, w&auml;hrend der eigentliche &ouml;konomische
Wert nur ein der Natur gegen&uuml;ber bemessener Produktionswert sein kann und
sich daher nur mit den reinen Produktionshindernissen nat&uuml;rlicher und technischer
Art &auml;ndern wird.&laquo;</SMALL></P>
<P>Der praktisch geltende Wert einer Sache besteht also nach Herrn D&uuml;hring
aus zwei Teilen: erstens aus der in ihr enthaltnen Arbeit und zweitens aus dem
&raquo;mit dem Degen in der Hand&laquo; erzwungnen Besteuerungsaufschlag. Mit andern Worten,
der heute geltende Wert ist ein Monopolpreis. Wenn nun, nach dieser Werttheorie,
alle Waren einen solchen Monopolpreis <A NAME="S176"></A><B>|176|</B> haben, so
sind nur zwei F&auml;lle m&ouml;glich. Entweder verliert jeder als K&auml;ufer
das wieder, was er als Verk&auml;ufer gewonnen hat; die Preise haben sich zwar
dem Namen nach ver&auml;ndert, sind sich aber in Wirklichkeit - in ihrem gegenseitigen
Verh&auml;ltnis - gleichgeblieben; alles bleibt wie es war, und der vielber&uuml;hmte
Verteilungswert ist blo&szlig;er Schein. - Oder aber, die angeblichen Besteuerungsaufschl&auml;ge
repr&auml;sentieren eine wirkliche Wertsumme, n&auml;mlich diejenige, die von
der arbeitenden, werterzeugenden Klasse produziert, aber von der Monopolistenklasse
angeeignet wird, und dann besteht diese Wertsumme einfach aus unbezahlter Arbeit;
in diesem Fall kommen wir, trotz dem Mann mit dem Degen in der Hand, trotz der
angeblichen Besteuerungsaufschl&auml;ge und dem behaupteten Verteilungswert wieder
an - bei der Marxschen Theorie vom <I>Mehrwert</I>.</P>
<P>Sehn wir uns jedoch um nach einigen Exempeln des vielber&uuml;hmten &raquo;Verteilungswerts&laquo;.
Da hei&szlig;t es Seite 135 und folgende:</P>
<P><SMALL>&raquo;Es ist auch die Preisgestaltung verm&ouml;ge der individuellen Konkurrenz
als eine Form der &ouml;konomischen Verteilung und der gegenseitigen Tributauferlegung
zu betrachten ... man denke sich den Vorrat irgendeiner notwendigen Ware pl&ouml;tzlich
bedeutend verringert, so entsteht auf seiten der Verk&auml;ufer eine unverh&auml;ltnism&auml;&szlig;ige
Macht zur Ausbeutung ... wie die Steigerung ins Kolossale gehn kann, zeigen besonders
diejenigen abnormen Lagen, in denen die Zufuhr notwendiger Artikel f&uuml;r eine
l&auml;ngere Dauer abgeschnitten ist&laquo; usw. au&szlig;erdem gebe es auch im normalen
Lauf der Dinge faktische Monopole, die eine willk&uuml;rliche Preissteigerung
erlauben, z.B. Eisenbahnen, Gesellschaften zur Versorgung der St&auml;dte mit
Wasser und Leuchtgas usw.</SMALL></P>
<P>Da&szlig; solche Gelegenheiten monopolistischer Ausbeutung vorkommen, ist altbekannt.
Da&szlig; aber die durch sie erzeugten Monopolpreise nicht als Ausnahmen und Spezialf&auml;lle,
sondern grade als klassische Exempel der heute g&uuml;ltigen Feststellung der
Werte gelten sollen, das ist neu. Wie bestimmen sich die Preise der Lebensmittel?
Geht in eine belagerte Stadt, wo die Zufuhr abgeschnitten ist, und erkundigt euch!
antwortet Herr D&uuml;hring. Wie wirkt die Konkurrenz auf die Feststellung der
Marktpreise? Fragt das Monopol, es wird euch Rede stehn!</P>
<P>&Uuml;brigens ist auch bei diesen Monopolen der Mann mit dem Degen in der Hand,
der hinter ihnen stehn soll, nicht zu entdecken. Im Gegenteil: in belagerten St&auml;dten
pflegt der Mann mit dem Degen, der Kommandant, wenn er seine Schuldigkeit tut,
sehr rasch dem Monopol ein Ende zu machen und die Monopolvorr&auml;te zum Zweck
gleichm&auml;&szlig;iger Verteilung mit Beschlag zu belegen. Und im &uuml;brigen
haben die M&auml;nner mit dem Degen, sobald sie versuchten, einen &raquo;Verteilungswert&laquo;
zu fabrizieren, nichts geerntet als schlechte Gesch&auml;fte und Geldverlust.
Die Holl&auml;nder haben mit <A NAME="S177"></A><B>|177|</B> ihrer Monopolisierung
des ostindischen Handels ihr Monopol und ihren Handel zugrunde gerichtet. Die
beiden st&auml;rksten Regierungen, die je bestanden, die nordamerikanische Revolutionsregierung
und der franz&ouml;sische Nationalkonvent, verma&szlig;en sich, Maximalpreise
festsetzen zu wollen, und scheiterten elendiglich. Die russische Regierung arbeitet
nun seit Jahren daran, den Kurs des russischen Papiergeldes, den sie durch fortw&auml;hrende
Ausgabe von uneinl&ouml;sbaren Banknoten in Ru&szlig;land dr&uuml;ckt, in London
durch ebenso fortw&auml;hrende Ank&auml;ufe von Wechseln auf Ru&szlig;land emporzutreiben.
Sie hat sich dies Vergn&uuml;gen in wenigen Jahren an die sechzig Millionen Rubel
kosten lassen, und der Rubel steht jetzt unter zwei, statt &uuml;ber drei Mark.
Wenn der Degen die ihm von Herrn D&uuml;hring zugeschriebne &ouml;konomische Zaubermacht
hat, warum hat denn keine Regierung es fertigbringen k&ouml;nnen, schlechtem Geld
auf die Dauer den &raquo;Verteilungswert&laquo; von gutem, oder Assignaten denjenigen von
Gold aufzuzwingen? Und wo ist der Degen, der auf dem Weltmarkt das Kommando f&uuml;hrt?</P>
<P>Weiter gibt es noch eine Hauptform, in der der Verteilungswert die Aneignung
von Leistungen andrer ohne Gegenleistung vermittelt: die Besitzrente, das hei&szlig;t
die Bodenrente und der Kapitalgewinn. Wir registrieren dies einstweilen blo&szlig;,
um sagen zu k&ouml;nnen, da&szlig; dies alles ist, was wir &uuml;ber den ber&uuml;hmten
&raquo;Verteilungswert&laquo; erfahren. - Alles? Doch nicht ganz alles. H&ouml;ren wir:</P>
<P><SMALL>&raquo;Ungeachtet des zweifachen Gesichtspunktes, welcher in der Erkenntnis
eines Produktions- und eines Verteilungswerts hervortritt, bleibt dennoch stets
ein <I>gemeinsames Etwas</I> als <I>derjenige Gegenstand</I> zugrunde liegen,
<I>aus welchem alle Werte bestehn</I> und mit welchem sie daher auch gemessen
werden. Das unmittelbare, nat&uuml;rliche Ma&szlig; ist der Kraftaufwand und die
einfachste Einheit die Menschenkraft im rohesten Sinne des Wortes. Die letztere
f&uuml;hrt sich auf die Existenzzeit zur&uuml;ck, deren <I>Selbst</I>unterhaltung
wiederum die &Uuml;berwindung einer gewissen Summe von Ern&auml;hrungs- und Lebensschwierigkeiten
darstellt. Der Verteilungs- oder Aneignungswert ist rein und ausschlie&szlig;lich
nur da vorhanden, wo die Verf&uuml;gungsmacht &uuml;ber unproduzierte Dinge oder,
gew&ouml;hnlicher geredet, diese Dinge selbst gegen Leistungen oder Sachen von
wirklichem Produktionswert ausgewechselt werden. Das Gleichartige, wie es sich
in jedem Wertausdruck und daher auch in den durch Verteilung ohne Gegenleistung
angeeigneten Wertbestandteilen angezeigt und vertreten findet, besteht in dem
Aufwand an Menschenkraft, die sich ... in jeder Ware ... verk&ouml;rpert findet.&laquo;</SMALL></P>
<P>Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn alle Warenwerte gemessen werden an dem
in den Waren verk&ouml;rperten Aufwand von Menschenkraft - wo bleibt da der Verteilungswert,
der Preisaufschlag, die Bezollung? Herr D&uuml;hring sagt uns zwar, da&szlig;
auch unproduzierte, also eines eigentlichen <A NAME="S178"></A><B>|178|</B> Werts
unf&auml;hige Dinge einen Verteilungswert erhalten und gegen produzierte, werthabende
Dinge ausgetauscht werden k&ouml;nnen. Er sagt aber gleichzeitig, da&szlig; <I>alle
Werte</I>, also auch die reinen und ausschlie&szlig;lichen Verteilungswerte, bestehn
in dem in ihnen verk&ouml;rperten Kraftaufwand. Wobei wir leider nicht erfahren,
wie in einem unproduzierten Ding ein Kraftaufwand sich verk&ouml;rpern soll. Jedenfalls
scheint bei all diesem Durcheinander von Werten schlie&szlig;lich soviel klar,
da&szlig; es mit dem Verteilungswert, mit dem durch die soziale Position erzwungnen
Preisaufschlag auf die Waren, mit der Bezollung vermittelst des Degens wieder
nichts ist; die Warenwerte werden bestimmt, einzig durch den Aufwand von Menschenkraft,
vulgo Arbeit, die sich in ihnen verk&ouml;rpert findet? Herr D&uuml;hring sagt
also, abgesehn von der Bodenrente und den paar Monopolpreisen, dasselbe, nur liederlicher
und konfuser, was die verschriene Ricardo-Marxsche Werttheorie l&auml;ngst weit
bestimmter und klarer gesagt hat?</P>
<P>Er sagt es, und er sagt im selben Atem das Gegenteil. Marx, von den Untersuchungen
Ricardos ausgehend, sagt: Der Warenwert wird bestimmt durch die in den Waren verk&ouml;rperte
gesellschaftlich notwendige, allgemein menschliche Arbeit, die wieder nach ihrer
Zeitdauer gemessen wird. Die Arbeit ist das Ma&szlig; aller Werte, sie selbst
aber hat keinen Wert. Herr D&uuml;hring, nachdem er in seiner loddrigen Weise
ebenfalls die Arbeit als Wertma&szlig; hingestellt hat, f&auml;hrt fort:</P>
<P><SMALL>sie &raquo;f&uuml;hrt sich auf die Existenzzeit zur&uuml;ck, deren Selbstunterhaltung
wiederum die &Uuml;berwindung einer gewissen Summe von Ern&auml;hrungs- und Lebensschwierigkeiten
darstellt&laquo;.</SMALL></P>
<P>Vernachl&auml;ssigen wir die auf purer Originalit&auml;tssucht beruhende Verwechslung
der Arbeitszeit, auf die es hier allein ankommt, mit der Existenzzeit, die bisher
noch nie Werte geschaffen oder gemessen hat. Vernachl&auml;ssigen wir auch den
falschen &raquo;sozialit&auml;ren&laquo; Schein, den die &raquo;<I>Selbst</I>unterhaltung&laquo; dieser
Existenzzeit hineinbringen soll; solange die Welt bestanden hat und bestehn wird,
mu&szlig; jeder sich in dem Sinne selbst unterhalten, da&szlig; er seine Unterhaltsmittel
<I>selbst</I> verzehrt. Nehmen wir an, Herr D&uuml;hring habe sich &ouml;konomisch
und pr&auml;zis ausgedr&uuml;ckt, so hei&szlig;t obiger Satz entweder gar nichts,
oder er hei&szlig;t: Der Wert einer Ware wird bestimmt durch die in ihr verk&ouml;rperte
Arbeitszeit, und der Wert dieser Arbeitszeit durch die zur Erhaltung des Arbeiters
f&uuml;r diese Zeit erforderlichen Lebensmittel. Und das hei&szlig;t f&uuml;r
die heutige Gesellschaft; der Wert einer Ware wird bestimmt durch den in ihr enthaltenen
<I>Arbeitslohn</I>.</P>
<P>Hiermit sind wir endlich angekommen bei dem, was Herr D&uuml;hring <A NAME="S179"></A><B>|179|</B>
eigentlich sagen will. Der Wert einer Ware bestimmt sich, nach vulg&auml;r&ouml;konomischer
Redeweise, durch die Herstellungskosten;</P>
<P><SMALL>wogegen Carey &raquo;die Wahrheit hervorhob, da&szlig; nicht die Produktionskosten,
sondern die Reproduktionskosten den Wert bestimmen&laquo; (&raquo;Kritische Geschichte&laquo; Seite
401).</SMALL></P>
<P>Was es mit diesen Herstellungs- oder Wiederherstellungskosten auf sich hat,
davon sp&auml;ter; hier nur dies, da&szlig; sie bekanntlich bestehn aus Arbeitslohn
und Kapitalprofit. Der Arbeitslohn stellt dar den in der Ware verk&ouml;rperten
&raquo;Kraftaufwand&laquo;, den Produktionswert. Der Profit stellt dar den vom Kapitalisten
kraft seines Monopols, seines Degens in der Hand erzwungnen Zoll oder Preisaufschlag,
den Verteilungswert. Und so l&ouml;st sich die ganze widerspruchsvolle Verwirrung
der D&uuml;hringschen Werttheorie schlie&szlig;lich auf in die sch&ouml;nste harmonische
Klarheit.</P>
<P>Die Bestimmung des Warenwertes durch den Arbeitslohn, die bei Adam Smith noch
h&auml;ufig mit der Bestimmung des Werts durch die Arbeitszeit durcheinanderl&auml;uft,
ist seit Ricardo aus der wissenschaftlichen &Ouml;konomie verbannt und treibt
heutzutage ihr Wesen nur noch in der Vulg&auml;r&ouml;konomie. Es sind grade die
allerplattsten Sykophanten der bestehenden kapitalistischen Gesellschaftsordnung,
die die Wertbestimmung durch den Arbeitslohn predigen, und dabei gleichzeitig
den Profit des Kapitalisten ebenfalls als eine h&ouml;here Art von Arbeitslohn,
als Entsagungslohn (daf&uuml;r da&szlig; der Kapitalist sein Kapital nicht verjubelt
hat), als Risikopr&auml;mie, als Gesch&auml;ftsf&uuml;hrungslohn usw. ausgeben.
Herr D&uuml;hring unterscheidet sich von ihnen nur dadurch, da&szlig; er den Profit
f&uuml;r Raub erkl&auml;rt. Mit andern Worten, Herr D&uuml;hring begr&uuml;ndet
seinen Sozialismus direkt auf die Lehren der schlechtesten Sorte Vulg&auml;r&ouml;konomie.
Soviel an dieser Vulg&auml;r&ouml;konomie, genausoviel ist an seinem Sozialismus.
Beide stehn und fallen miteinander.</P>
<P>Es ist doch klar: was ein Arbeiter leistet und was er kostet, sind ebenso verschiedne
Dinge, wie was eine Maschine leistet und was sie kostet. Der Wert, den ein Arbeiter
in einem Arbeitstage von zw&ouml;lf Stunden schafft, hat gar nichts gemein mit
dem Wert der Lebensmittel, die er in diesem Arbeitstage und der dazu geh&ouml;renden
Ruhepause verzehrt. In diesen Lebensmitteln mag eine drei-, vier-, siebenst&uuml;ndige
Arbeitszeit verk&ouml;rpert sein, je nach dem Entwicklungsgrad der Ergiebigkeit
der Arbeit. Nehmen wir an, es seien sieben Arbeitsstunden zu ihrer Herstellung
n&ouml;tig gewesen, so besagt die von Herrn D&uuml;hring angenommene vulg&auml;r&ouml;konomische
Werttheorie, da&szlig; das Produkt von zw&ouml;lf Arbeitsstunden den Wert des
Produkts von sieben Arbeitsstunden hat, da&szlig; zw&ouml;lf Arbeitsstunden gleich
sind sieben Arbeitsstunden, oder da&szlig; 12 = 7. Um noch deutlicher zu sprechen:
Ein <A NAME="S180"></A><B>|180|</B> Arbeiter auf dem Lande, gleichviel unter welchen
gesellschaftlichen Verh&auml;ltnissen, produziert eine Getreidesumme meinetwegen
von zwanzig Hektoliter Weizen im Jahr. Er verbraucht w&auml;hrend dieser Zeit
eine Summe von Werten, die sich in einer Summe von f&uuml;nfzehn Hektoliter Weizen
ausdr&uuml;ckt. Dann haben die zwanzig Hektoliter Weizen denselben Wert wie die
f&uuml;nfzehn, und das auf demselben Markt und unter sonst sich vollst&auml;ndig
gleichbleibenden Umst&auml;nden, mit andern Worten, 20 sind gleich 15. Und das
nennt sich &Ouml;konomie!</P>
<P>Alle Entwicklung der menschlichen Gesellschaft &uuml;ber die Stufe tierischer
Wildheit hinaus f&auml;ngt an von dem Tage, wo die Arbeit der Familie mehr Produkte
schuf, als zu ihrem Unterhalt notwendig waren, von dem Tage, wo ein Teil der Arbeit
auf die Erzeugung nicht mehr von blo&szlig;en Lebensmitteln, sondern von Produktionsmitteln
verwandt werden konnte. Ein &Uuml;berschu&szlig; des Arbeitsprodukts &uuml;ber
die Unterhaltungskosten der Arbeit, und die Bildung und Vermehrung eines gesellschaftlichen
Produktions- und Reservefonds aus diesem &Uuml;berschu&szlig;, war und ist die
Grundlage aller gesellschaftlichen, politischen und intellektuellen Fortentwicklung.
In der bisherigen Geschichte war dieser Fonds das Besitztum einer bevorzugten
Klasse, der mit diesem Besitztum auch die politische Herrschaft und die geistige
F&uuml;hrung zufielen. Die bevorstehende soziale Umw&auml;lzung wird diesen gesellschaftlichen
Produktions- und Reservefonds, das hei&szlig;t die Gesamtmasse der Rohstoffe,
Produktionsinstrumente und Lebensmittel, erst wirklich zu einem gesellschaftlichen
machen, indem sie ihn der Verf&uuml;gung jener bevorzugten Klasse entzieht, und
ihn der ganzen Gesellschaft als Gemeingut &uuml;berweist.</P>
<P>Von zwei Dingen eins. Entweder bestimmt sich der Wert der Waren durch die Unterhaltskosten
der zu ihrer Herstellung n&ouml;tigen Arbeit, d.h. in der heutigen Gesellschaft
durch den Arbeitslohn. Dann erh&auml;lt jeder Arbeiter <I>in seinem Lohn den Wert
seines Arbeitsprodukts</I>, dann ist eine Ausbeutung der Klasse der Lohnarbeiter
durch die Klasse der Kapitalisten eine Unm&ouml;glichkeit. Gesetzt, die Unterhaltungskosten
eines Arbeiters seien in einer gegebnen Gesellschaft durch die Summe von drei
Mark ausgedr&uuml;ckt. Dann hat das Tagesprodukt des Arbeiters nach der obigen
vulg&auml;r&ouml;konomischen Theorie den Wert von drei Mark. Nehmen wir nun an,
der Kapitalist, der diesen Arbeiter besch&auml;ftigt, schlage auf dies Produkt
einen Profit, eine Bezollung von einer Mark und verkaufe es f&uuml;r vier Mark.
Dasselbe tun die andern Kapitalisten. Alsdann aber kann der Arbeiter seinen t&auml;glichen
Unterhalt nicht mehr mit drei Mark bestreiten, sondern braucht dazu ebenfalls
vier Mark. Da alle andern Umst&auml;nde als gleichbleibend vorausgesetzt <A NAME="S181"></A><B>|181|</B>
sind, so mu&szlig; der in Lebensmitteln ausgedr&uuml;ckte Arbeitslohn derselbe
bleiben, der in Geld ausgedr&uuml;ckte Arbeitslohn mu&szlig; also steigen, und
zwar von drei auf vier Mark t&auml;glich. Was die Kapitalisten in der Gestalt
von Profit der Arbeiterklasse entziehn, m&uuml;ssen sie ihr in der Gestalt von
Lohn wiedergeben. Wir sind genau so weit wie am Anfang; wenn der Arbeitslohn den
Wert bestimmt, ist keine Ausbeutung des Arbeiters durch den Kapitalisten m&ouml;glich.
Es ist aber auch die Bildung eines &Uuml;berschusses von Produkten unm&ouml;glich,
denn die Arbeiter verzehren nach unsrer Voraussetzung genausoviel Wert, wie sie
erzeugen. Und da die Kapitalisten keinen Wert erzeugen, ist sogar nicht einmal
abzusehn, wovon sie leben wollen. Und wenn nun ein solcher &Uuml;berschu&szlig;
der Produktion &uuml;ber die Konsumtion, ein solcher Produktions- und Reservefonds
dennoch besteht, und zwar in den H&auml;nden der Kapitalisten, so bleibt keine
andre Erkl&auml;rung m&ouml;glich, als da&szlig; die Arbeiter blo&szlig; den Wert
der Waren zu ihrer Selbstunterhaltung verzehren, die Waren selbst aber den Kapitalisten
zum weitern Gebrauch &uuml;berlassen haben.</P>
<P>Oder aber: wenn dieser Produktions- und Reservefonds in den H&auml;nden der
Kapitalistenklasse tats&auml;chlich besteht, wenn er tats&auml;chlich durch Aufh&auml;ufung
von Profit entstanden ist (die Bodenrente lassen wir hier einstweilen aus dem
Spiel): so besteht er notwendig aus dem aufgeh&auml;uften &Uuml;berschu&szlig;
des der Kapitalistenklasse von der Arbeiterklasse gelieferten Arbeitsprodukts
&uuml;ber die der Arbeiterklasse von der Kapitalistenklasse gezahlte Summe Arbeitslohn.
Dann bestimmt sich aber der Wert nicht durch den Arbeitslohn, sondern durch die
Arbeitsmenge; dann liefert die Arbeiterklasse der Kapitalistenklasse im Arbeitsprodukt
eine gr&ouml;&szlig;ere Wertmenge, als sie von ihr im Arbeitslohn bezahlt erh&auml;lt,
und dann erkl&auml;rt sich der Kapitalprofit, wie alle andern Formen der Aneignung
fremden, unbezahlten Arbeitsprodukts, als blo&szlig;er Bestandteil dieses von
Marx entdeckten Mehrwerts.</P>
<P>Beil&auml;ufig. Von der gro&szlig;en Entdeckung, mit der Ricardo sein Hauptwerk
er&ouml;ffnet:</P>
<P><SMALL>&raquo;Da&szlig; der Wert einer Ware abh&auml;ngt von der zu ihrer Herstellung
n&ouml;tigen Arbeitsmenge, nicht aber von der f&uuml;r diese Arbeit gezahlten
h&ouml;hern oder niedrigern Verg&uuml;tung&laquo; -</SMALL></P>
<P>von dieser epochemachenden Entdeckung ist im ganzen &raquo;Cursus&laquo; der &Ouml;konomie
nirgends die Rede. In der &raquo;Kritischen Geschichte&laquo; wird sie mit der orakelhaften
Phrase abgefertigt:</P>
<P><SMALL>&raquo;Es wird&laquo; (von Ricardo) &raquo;nicht bedacht, da&szlig; ein gr&ouml;&szlig;eres
oder geringeres Verh&auml;ltnis, in welchem der Lohn eine Anweisung auf die Lebensbed&uuml;rfnisse
sein kann (!), auch eine verschiedenartige Gestaltung der Wertverh&auml;ltnisse
... mit sich bringen mu&szlig;!&laquo;</SMALL></P>
<P><B><A NAME="S182">|182|</A></B> Eine Phrase, wobei sich der Leser denken kann,
was er will, und wobei er am sichersten geht, wenn er sich gar nichts dabei denkt.</P>
<P>Und nun m&ouml;ge der Leser sich von den f&uuml;nf Sorten Wert, mit denen Herr
D&uuml;hring uns aufwartet, selber diejenige aussuchen, die ihm am besten gef&auml;llt:
den Produktionswert, der von Natur kommt, oder den Verteilungswert, den die Schlechtigkeit
der Menschen geschaffen hat und der sich dadurch auszeichnet, da&szlig; er nach
dem Kraftaufwand gemessen wird, der nicht in ihm steckt; oder drittens den Wert,
der durch die Arbeitszeit gemessen wird, oder viertens den, der durch die Reproduktionskosten,
oder endlich den, der durch den Arbeitslohn gemessen wird. Die Auswahl ist reichlich,
die Konfusion vollkommen, und es bleibt uns nur noch &uuml;brig, mit Herrn D&uuml;hring
auszurufen:</P>
<P><SMALL>&raquo;Die Lehre vom Wert ist der Probierstein der Gediegenheit &ouml;konomischer
Systeme!&laquo;</SMALL></P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_VI"></A>VI. Einfache und zusammengesetzte Arbeit</H3>
<P>Einen ganz groben &ouml;konomischen Quartanerschnitzer, der zugleich eine gemeingef&auml;hrliche
sozialistische Ketzerei in sich schlie&szlig;t, hat Herr D&uuml;hring bei Marx entdeckt.</P>
<P><SMALL>Die Marxsche Werttheorie ist &raquo;nichts weiter als die gew&ouml;hnliche
... Lehre, da&szlig; die Arbeit Ursache aller Werte und die Arbeitszeit das Ma&szlig;
derselben sei. In v&ouml;lliger Unklarheit verbleibt hierbei die Vorstellung von
der Art, wie man den unterschiedlichen Wert der sogenannten qualifizierten Arbeit
denken solle... Allerdings kann auch nach unserer Theorie nur die verwendete Arbeitszeit
die nat&uuml;rlichen Selbstkosten und mithin den absoluten Wert der wirtschaftlichen
Dinge messen; aber hierbei wird die Arbeitszeit eines jeden von vornherein v&ouml;llig
gleichzuachten sein, und man wird nur zuzusehn haben, wo bei qualifiziertern Leistungen
zu der individuellen Arbeitszeit des einzelnen noch diejenige andrer Personen
... etwa in dem gebrauchten Werkzeug, mitwirkt. Es ist also nicht, wie sich Herr
Marx nebelhaft vorstellt, die Arbeitszeit jemandes an sich mehr wert als die einer
andern Person, weil darin mehr durchschnittliche Arbeitszeit gleichsam verdichtet
w&auml;re, sondern alle Arbeitszeit ist ausnahmslos und prinzipiell, also ohne
da&szlig; man erst einen Durchschnitt zu nehmen h&auml;tte, vollkommen gleichwertig,
und man hat nur bei den Leistungen einer Person, ebenso wie bei jedem fertigen
Erzeugnis zuzusehn, wieviel Arbeitszeit andrer Personen in der Anwendung scheinbar
blo&szlig; eigner Arbeitszeit verdeckt sein m&ouml;ge. Ob es ein Produktionswerkzeug
der Hand oder die Hand, ja der Kopf selbst ist, was nicht ohne andrer Leute Arbeitszeit
die besondre Eigenschaft und Leistungsf&auml;higkeit erhalten konnte, darauf kommt
f&uuml;r die strenge G&uuml;ltigkeit der Theorie nicht das mindeste an. Herr Marx
wird aber in seinen Auslassungen &uuml;ber den Wert das im Hintergrund spukende
Gespenst einer qualifizier- <A NAME="S183"></A><B>|183|</B> ten Arbeitszeit nicht
los. In dieser Richtung durchzugreifen, hat ihn die &uuml;berkommne Denkweise
der gelehrten Klassen gehindert, der es als eine Ungeheuerlichkeit erscheinen
mu&szlig;, die Arbeitszeit des Karrenschiebers und diejenige des Architekten an
sich als &ouml;konomisch v&ouml;llig gleichwertig anzuerkennen.&laquo;</SMALL></P>
<P>Die Stelle bei Marx, die diesen &raquo;gewaltigem Zorn&laquo;des Herrn D&uuml;hring veranla&szlig;t,
ist sehr kurz. Marx untersucht, wodurch der Wert der Waren bestimmt wird, und
antwortet: Durch die in ihnen enthaltene menschliche Arbeit. Diese, f&auml;hrt
er fort, &raquo;ist Verausgabung einfacher Arbeitskraft, die im Durchschnitt jeder gew&ouml;hnliche
Mensch ohne besondre Entwicklung in seinem leiblichen Organismus besitzt ... Kompliziertere
Arbeit gilt nur als potenzierte oder vielmehr multiplizierte einfache Arbeit,
so da&szlig; ein kleineres Quantum komplizierter Arbeit gleich einem gr&ouml;&szlig;ern
Quantum einfacher Arbeit. Da&szlig; diese Reduktion best&auml;ndig vorgeht, zeigt
die Erfahrung. Eine Ware mag das Produkt der kompliziertesten Arbeit sein, ihr
Wert setzt sie dem Produkt einfacher Arbeit gleich und stellt daher selbst nur
ein bestimmtes Quantum einfacher Arbeit dar. Die verschiednen Proportionen, worin
verschiedne Arbeitsarten auf einfache Arbeit als ihre Ma&szlig;einheit reduziert
sind, werden durch einen gesellschaftlichen Proze&szlig; hinter dem R&uuml;cken
der Produzenten festgesetzt, und scheinen ihnen daher durch das Herkommen gegeben.&laquo;
|Siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke,
<A HREF="../me23/me23_049.htm">Bd. 23, S. 59</A>|</P>
<P>Es handelt sich hier bei Marx zun&auml;chst nur um die Bestimmung des Werts
von Waren, also von Gegenst&auml;nden, die innerhalb einer aus Privatproduzenten
bestehenden Gesellschaft, von diesen Privatproduzenten f&uuml;r Privatrechnung
produziert und gegeneinander ausgetauscht werden. Es handelt sich hier also keineswegs
um den &raquo;absoluten Wert&laquo;, wo dieser auch immer sein Wesen treiben m&ouml;ge, sondern
um den Wert, der in einer bestimmten Gesellschaftsform Geltung hat. Dieser Wert,
in dieser bestimmten geschichtlichen Fassung, erweist sich als geschaffen und
gemessen durch die in den einzelnen Waren verk&ouml;rperte menschliche Arbeit,
und diese menschliche Arbeit erweist sich weiterhin als Verausgabung einfacher
Arbeitskraft. Nun ist aber nicht jede Arbeit eine blo&szlig;e Verausgabung von
einfacher menschlicher Arbeitskraft; sehr viele Gattungen von Arbeit schlie&szlig;en
die Anwendung von mit mehr oder weniger M&uuml;he, Zeit- und Geldaufwand erworbnen
Geschicklichkeiten oder Kenntnissen in sich ein. Erzeugen diese Arten von zusammengesetzter
Arbeit in gleichen Zeitr&auml;umen denselben Warenwert wie die einfache Arbeit,
die Verausgabung von blo&szlig;er einfacher Arbeitskraft? Augenscheinlich nein.
Das Produkt der Stunde zusammen- <A NAME="S184"></A><B>|184|</B> gesetzter Arbeit
ist eine Ware von h&ouml;herm, doppeltem oder dreifachem Wert, verglichen mit
dem Produkt der Stunde einfacher Arbeit. Der Wert der Erzeugnisse der zusammengesetzten
Arbeit wird durch diese Vergleichung ausgedr&uuml;ckt in bestimmten Mengen einfacher
Arbeit; aber diese Reduktion der zusammengesetzten Arbeit vollzieht sich durch
einen gesellschaftlichen Proze&szlig;, hinter dem R&uuml;cken der Produzenten,
durch einen Vorgang, der hier, bei der Entwicklung der Werttheorie, nur festzustellen,
aber noch nicht zu erkl&auml;ren ist.</P>
<P>Diese einfache, in der heutigen kapitalistischen Gesellschaft sich t&auml;glich
vor unsern Augen vollziehende Tatsache ist es, die Marx hier konstatiert. Diese
Tatsache ist so unbestreitbar, da&szlig; selbst Herr D&uuml;hring sie weder in
seinem &raquo;Cursus&laquo; noch in seiner Geschichte der &Ouml;konomie zu bestreiten wagt;
und die Marxsche Darstellung ist so einfach und durchsichtig, da&szlig; sicher
niemand &raquo;in v&ouml;lliger Unklarheit hierbei verbleibt&laquo; au&szlig;er Herrn D&uuml;hring.
Vermittelst dieser seiner v&ouml;lligen Unklarheit versieht er den Warenwert,
mit dessen Untersuchung sich Marx zun&auml;chst allein besch&auml;ftigt, f&uuml;r
&raquo;die nat&uuml;rlichen Selbstkosten&laquo;, die die Unklarheit nur noch v&ouml;lliger
machen, und gar f&uuml;r den &raquo;absoluten Wert&laquo;, der bisher in der &Ouml;konomie
unsres Wissens nirgendwo Kurs hatte. Was aber Herr D&uuml;hring auch unter den
nat&uuml;rlichen Selbstkosten verstehn und welche seiner f&uuml;nf Arten Wert
auch die Ehre haben m&ouml;ge, den absoluten Wert vorzustellen, soviel ist sicher,
da&szlig; von allen diesen Dingen bei Marx nicht die Rede ist, sondern nur vom
Warenwert; und da&szlig; in dem ganzen Abschnitt des &raquo;Kapital&laquo; &uuml;ber den Wert
auch nicht die geringste Andeutung dar&uuml;ber vorkommt, ob oder in welcher Ausdehnung
Marx diese Theorie des Warenwerts auch auf andre Gesellschaftsformen anwendbar
h&auml;lt.</P>
<P><SMALL>Es ist also nicht, f&auml;hrt Herr D&uuml;hring fort, &raquo;es ist also nicht,
wie sich Herr Marx nebelhaft vorstellt, die Arbeitszeit jemandes an sich mehr
wert, als die einer andern Person, weil darin mehr durchschnittliche Arbeit gleichsam
verdichtet w&auml;re, sondern alle Arbeitszeit ist ausnahmslos und prinzipiell,
also ohne da&szlig; man erst einen Durchschnitt zu nehmen h&auml;tte, vollkommen
gleichwertig&laquo;.</SMALL></P>
<P>Es ist ein Gl&uuml;ck f&uuml;r Herrn D&uuml;hring, da&szlig; ihn das Schicksal
nicht zum Fabrikanten gemacht und ihn so davor bewahrt hat, den Wert seiner Waren
nach dieser neuen Regel anzusetzen und damit dem Bankrott unfehlbar in die Arme
zu laufen. Doch wie! Befinden wir uns hier denn noch in der Gesellschaft der Fabrikanten?
Keineswegs. Mit den nat&uuml;rlichen Selbstkosten und dem absoluten Wert hat uns
Herr D&uuml;hring einen Sprung machen lassen, einen wahren Salto mortale aus der
gegenw&auml;rtigen schlechten Welt der Ausbeuter in seine eigne Wirtschaftskommune
der Zukunft, in die reine <A NAME="S185"></A><B>|185|</B> Himmelsluft der Gleichheit
und Gerechtigkeit, und wir m&uuml;ssen uns also diese neue Welt, wenn auch vorzeitig,
hier schon ein wenig ansehn.</P>
<P>Allerdings kann, nach Herrn D&uuml;hrings Theorie, auch in der Wirtschaftskommune
nur die verwendete Arbeitszeit den Wert der wirtschaftlichen Dinge messen, aber
hierbei wird die Arbeitszeit eines jeden von vornherein v&ouml;llig gleichzuachten
sein, alle Arbeitszeit ist ausnahmslos und prinzipiell vollkommen gleichwertig,
und zwar ohne da&szlig; man erst einen Durchschnitt zu nehmen h&auml;tte. Und
nun halte man gegen diesen radikalen Gleichheitssozialismus die nebelhafte Vorstellung
von Marx, als sei die Arbeitszeit jemandes an sich mehr wert als die einer andern
Person, weil darin mehr durchschnittliche Arbeitszeit verdichtet sei, eine Vorstellung,
in der ihn die &uuml;berkommne Denkweise der gelehrten Klassen befangen h&auml;lt,
der es als eine Ungeheuerlichkeit erscheinen mu&szlig;, die Arbeitszeit des Karrenschiebers
und die des Architekten als &ouml;konomisch v&ouml;llig gleichwertig anzuerkennen!</P>
<P>Leider macht Marx zu der oben angef&uuml;hrten Stelle im &raquo;Kapital&laquo; die kleine
Anmerkung: &raquo;Der Leser mu&szlig; aufmerken, da&szlig; hier nicht vom Lohn oder
Wert die Rede ist, den der Arbeiter etwa f&uuml;r einen Arbeitstag erh&auml;lt,
sondern vom <I>Warenwert</I>, worin sich sein Arbeitstag vergegenst&auml;ndlicht.&laquo;
|Siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke,
<A HREF="../me23/me23_049.htm">Bd. 23, S. 59</A>, alle Hervorhebungen von Engels|
Marx, der hier seinen D&uuml;hring vorhergeahnt zu haben scheint, verwahrt sich
also selbst dagegen, da&szlig; man seine obigen S&auml;tze auch nur auf den in
der heutigen Gesellschaft f&uuml;r zusammengesetzte Arbeit etwa zu zahlenden Lohn
anwende. Und wenn Herr D&uuml;hring, nicht zufrieden damit, dies dennoch zu tun,
jene S&auml;tze f&uuml;r die Grunds&auml;tze ausgibt, nach denen Marx die Verteilung
der Lebensmittel in der sozialistisch organisierten Gesellschaft geregelt wissen
wolle, so ist das eine Schamlosigkeit der Unterschiebung, die nur in der Revolverliteratur
ihresgleichen findet.</P>
<P>Doch besehn wir uns die Gleichwertigkeitslehre etwas n&auml;her. Alle Arbeitszeit
ist vollkommen gleichwertig, die des Karrenschiebers und die des Architekten.
Also hat die Arbeitszeit, und damit die Arbeit selbst, einen Wert. Die Arbeit
aber ist die Erzeugerin aller Werte. Sie allein ist es, die den vorgefundnen Naturprodukten
einen Wert im &ouml;konomischen Sinne gibt. Der Wert selbst ist nichts andres,
als der Ausdruck der in einem Ding vergegenst&auml;ndlichten, gesellschaftlich
notwendigen menschlichen Arbeit. Die Arbeit <I>kann </I>also keinen Wert haben.
Ebensogut wie von einem Wert der Arbeit sprechen und ihn bestimmen wollen, ebensogut
k&ouml;nnte man vom Wert des Werts sprechen oder das Gewicht, nicht eines schweren
K&ouml;rpers, <A NAME="S186"></A><B>|186|</B> sondern der Schwere selbst bestimmen
wollen. Herr D&uuml;hring fertigt Leute wie Owen, Saint-Simon und Fourier ab mit
dem Titel: soziale Alchimisten. Indem er &uuml;ber den Wert der Arbeitszeit, d.h.
der Arbeit spintisiert, beweist er, da&szlig; er noch tief unter den wirklichen
Alchimisten steht. Und nun ermesse man die K&uuml;hnheit, mit der Herr D&uuml;hring
Marx die Behauptung in die Schuhe schiebt, als sei die Arbeitszeit jemandes an
sich mehr wert, als die einer andern Person, als habe die Arbeitszeit, also die
Arbeit, einen Wert - Marx, der zuerst entwickelt hat, da&szlig; und warum die
Arbeit keinen Wert haben <I>kann</I>!</P>
<P>F&uuml;r den Sozialismus, der die menschliche Arbeitskraft von ihrer Stellung
als <I>Ware</I> emanzipieren will, ist die Einsicht von hoher Wichtigkeit, da&szlig;
die Arbeit keinen Wert hat, keinen haben kann. Mit ihr fallen alle Versuche, die
sich aus dem naturw&uuml;chsigen Arbeitersozialismus auf Herrn D&uuml;hring vererbt
haben, die k&uuml;nftige Verteilung der Existenzmittel als eine Art h&ouml;hern
Arbeitslohns zu regulieren. Aus ihr folgt die weitere Einsicht, da&szlig; die
Verteilung, soweit sie durch rein &ouml;konomische R&uuml;cksichten beherrscht
wird, sich regeln wird durch das Interesse der Produktion, und die Produktion
wird gef&ouml;rdert am meisten durch eine Verteilungsweise, die allen Gesellschaftsgliedern
erlaubt, ihre F&auml;higkeiten m&ouml;glichst allseitig auszubilden, zu erhalten
und auszu&uuml;ben. Der dem Herrn D&uuml;hring &uuml;berkommnen Denkweise der
gelehrten Klassen mu&szlig; es allerdings als eine Ungeheuerlichkeit erscheinen,
da&szlig; es einmal keine Karrenschieber und keine Architekten von Profession
mehr geben soll und da&szlig; der Mann, der eine halbe Stunde lang als Architekt
Anweisungen gegeben hat, auch eine Zeitlang die Karre schiebt, bis seine T&auml;tigkeit
als Architekt wieder in Anspruch genommen wird. Ein sch&ouml;ner Sozialismus,
der die Karrenschieber von Profession verewigt!</P>
<P>Soll die Gleichwertigkeit der Arbeitszeit den Sinn haben, da&szlig; jeder Arbeiter
in gleichen Zeitr&auml;umen gleiche Werte produziert, ohne da&szlig; man erst
einen Durchschnitt zu nehmen h&auml;tte, so ist das augenscheinlich falsch. Bei
zwei Arbeitern, auch desselben Gesch&auml;ftszweigs, wird sich das Wertprodukt
der Arbeitsstunde immer nach Intensit&auml;t der Arbeit und Geschicklichkeit verschieden
stellen; diesem &Uuml;belstand, der indes nur f&uuml;r Leute &agrave; la D&uuml;hring
einer ist, kann nun einmal keine Wirtschaftskommune, wenigstens nicht auf unsrem
Weltk&ouml;rper, abhelfen. Was bleibt also von der ganzen Gleichwertigkeit aller
und jeder Arbeit? Nichts als die pure renommistische Phrase, die keine andre &ouml;konomische
Unterlage hat, als die Unf&auml;higkeit des Herrn D&uuml;hring, zu unterscheiden
zwischen Bestimmung des Werts durch die Arbeit und Bestimmung des Werts durch
den Arbeitslohn - nichts als <A NAME="S187"></A><B>|187|</B> der Ukas, das Grundgesetz
der neuen Wirtschaftskommune: Der Arbeitslohn f&uuml;r gleiche Arbeitszeit soll
gleich sein! Da hatten die alten franz&ouml;sischen Arbeiterkommunisten und Weitling
doch weit bessere Gr&uuml;nde f&uuml;r ihre Lohngleichheit.</P>
<P>Wie l&ouml;st sich nun die ganze wichtige Frage von der h&ouml;hern L&ouml;hnung
der zusammengesetzten Arbeit? in der Gesellschaft von Privatproduzenten bestreiten
die Privatleute oder ihre Familien die Kosten der Ausbildung des gelernten Arbeiters;
den Privaten f&auml;llt daher auch zun&auml;chst der h&ouml;here Preis der gelernten
Arbeitskraft zu: der geschickte Sklave wird teurer verkauft, der geschickte Lohnarbeiter
h&ouml;her gelohnt. In der sozialistisch organisierten Gesellschaft bestreitet
die Gesellschaft diese Kosten, ihr geh&ouml;ren daher auch die Fr&uuml;chte, die
erzeugten gr&ouml;&szlig;ern Werte der zusammengesetzten Arbeit. Der Arbeiter
selbst hat keinen Mehranspruch. Woraus nebenbei noch die Nutzanwendung folgt,
da&szlig; es mit dem beliebten Anspruch des Arbeiters auf &raquo;den vollen Arbeitsertrag&laquo;
doch auch manchmal seinen Haken hat.</P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_VII">VII. Kapital und Mehrwert</A></H3>
<P><SMALL>&raquo;Vom Kapital hegt Herr Marx zun&auml;chst nicht den gemeing&uuml;ltigen
&ouml;konomischen Begriff, demzufolge es produziertes Produktionsmittel ist, sondern
versucht es, eine speziellere, dialektisch-historische, in das Metamorphosenspiel
der Begriffe und der Geschichte eingehende Idee aufzureiben. Das Kapital soll
sich aus dem Gelde erzeugen; es soll eine historische Phase bilden, die mit dem
16. Jahrhundert, n&auml;mlich mit den f&uuml;r diese Zeit vorausgesetzten Anf&auml;ngen
zu einem Weltmarkt, beginnt. Offenbar geht nun bei einer solchen Begriffsfassung
die Sch&auml;rfe der volkswirtschaftlichen Analyse verloren. In solchen w&uuml;sten
Konzeptionen, die halb geschichtlich und halb logisch sein sollen, in der Tat
aber nur Bastarde historischer und logischer Phantastik sind, geht das Unterscheidungsverm&ouml;gen
des Verstandes samt allem ehrlichen Begriffsgebrauch unter&laquo; -</SMALL></P>
<P>und so wird eine ganze Seite fortschwadroniert ...</P>
<P><SMALL>&raquo;mit der Marxschen Kennzeichnung des Kapitalbegriffs lasse sich in der
strengen Volkswirtschaftslehre nur Verwirrung stiften ... Leichtfertigkeiten,
die f&uuml;r tiefe logische Wahrheiten ausgegeben werden ... Gebrechlichkeit der
Fundamente&laquo; usw.</SMALL></P>
<P>Also nach Marx soll sich das Kapital im Anfang des 16. Jahrhunderts aus dem
Geld erzeugen. Es ist das, als ob man sagen wollte, das Metallgeld habe sich vor
stark dreitausend Jahren aus dem Vieh erzeugt, weil fr&uuml;her unter anderm auch
Vieh Geldfunktionen vertrat. Nur Herr D&uuml;hring ist einer so rohen und schiefen
Ausdrucksweise f&auml;hig. Bei Marx ergibt sich bei <A NAME="S188"></A><B>|188|</B>
der Analyse der &ouml;konomischen Formen, innerhalb deren der Proze&szlig; der
Warenzirkulation sich bewegt, als letzte Form das Geld. &raquo;Dies letzte Produkt der
Warenzirkulation ist die <I>erste Erscheinungsform</I> des Kapitals. Historisch
tritt das Kapital dem Grundeigentum &uuml;berall zun&auml;chst in der Form von
Geld gegen&uuml;ber, als Geldverm&ouml;gen, Kaufmannskapital und Wucherkapital
... Dieselbe Geschichte spielt t&auml;glich vor unsren Augen. Jedes neue Kapital
betritt in erster Instanz die B&uuml;hne, d.h. den Markt, Warenmarkt, Arbeitsmarkt
oder Geldmarkt, immer noch als Geld, Geld, das sich durch bestimmte Prozesse in
Kapital verwandeln soll.&laquo; |Siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich
Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_161.htm">Bd. 23, S. 161</A>| Es ist also
wieder eine Tatsache, die Marx konstatiert. Unf&auml;hig, sie zu bestreiten, verdreht
sie Herr D&uuml;hring: Das Kapital soll sich aus dem Geld erzeugen!</P>
<P>Marx untersucht nun weiter die Prozesse, wodurch Geld sich in Kapital verwandelt,
und findet zun&auml;chst, da&szlig; die Form, in der Geld als Kapital zirkuliert,
die Umkehrung derjenigen Form ist, in der es als allgemeines Waren&auml;quivalent
zirkuliert. Der einfache Warenbesitzer verkauft, um zu kaufen; er verkauft, was
er nicht braucht, und kauft mit dem erhandelten Gelde das, was er braucht. Der
angehende Kapitalist kauft von vornherein das, was er <I>nicht</I> selbst braucht;
er kauft, um zu verkaufen, und zwar um teurer zu verkaufen, um den urspr&uuml;nglich
in das Kaufgesch&auml;ft geworfnen Geldwert zur&uuml;ckzuerhalten, vermehrt durch
einen Zuwachs an Geld, und diesen Zuwachs nennt Marx <I>Mehrwert</I>.</P>
<P>Woher stammt dieser Mehrwert? Er kann weder daher stammen, da&szlig; der K&auml;ufer
die Waren unter dem Wert kaufte, noch daher, da&szlig; der Verk&auml;ufer sie
&uuml;ber dem Wert verkaufte. Denn in beiden F&auml;llen gleichen sich die Gewinne
und Verluste jedes einzelnen gegenseitig aus, da jeder abwechselnd K&auml;ufer
und Verk&auml;ufer ist. Er kann auch nicht aus Prellerei stammen, denn die Prellerei
kann zwar den einen auf Kosten des andern bereichern, nicht aber die von beiden
besessene Gesamtsumme, also auch nicht die Summe der zirkulierenden Werte &uuml;berhaupt
vermehren. &raquo;Die Gesamtheit der Kapitalistenklasse eines Landes kann sich nicht
selbst &uuml;bervorteilen.&laquo; |Siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich
Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_161.htm#S177">Bd. 23, S. 177</A>|</P>
<P>Und doch finden wir, da&szlig; die Gesamtheit der Kapitalistenklasse jedes
Landes sich fortw&auml;hrend vor unsern Augen bereichert, indem sie teurer verkauft
als sie eingekauft hatte, indem sie sich Mehrwert aneignet. Wir sind also so weit
wie am Anfang: woher stammt dieser Mehrwert? Diese Frage gilt es zu l&ouml;sen,
und zwar auf <I>rein &ouml;konomischem</I> Wege, unter Ausschlu&szlig; aller Prellerei,
aller Einmischung irgendwelcher Gewalt - die Frage: Wie ist es <A NAME="S189"></A><B>|189|</B>
m&ouml;glich, fortw&auml;hrend teurer zu verkaufen, als man eingekauft hat, selbst
unter der Voraussetzung, da&szlig; fortw&auml;hrend gleiche Werte ausgetauscht
werden gegen gleiche Werte?</P>
<P>Die L&ouml;sung dieser Frage ist das epochemachendste Verdienst des Marxschen
Werks. Sie verbreitet helles Tageslicht &uuml;ber &ouml;konomische Gebiete, wo
fr&uuml;her Sozialisten nicht minder als b&uuml;rgerliche &Ouml;konomen in tiefster
Finsternis herumtappten. Von ihr datiert, um sie gruppiert sich der wissenschaftliche
Sozialismus.</P>
<P>Diese L&ouml;sung ist folgende. Die Wertvergr&ouml;&szlig;erung des Geldes,
das sich in Kapital verwandeln soll, kann nicht an diesem <I>Geld</I> vorgehn
oder aus dem <I>Einkauf</I> herr&uuml;hren, da dies Geld hier nur den Preis der
Ware realisiert, und dieser Preis ist, da wir voraussetzen, da&szlig; gleiche
Werte ausgetauscht werden, nicht verschieden von ihrem Wert. Die Wertvergr&ouml;&szlig;erung
kann aber aus demselben Grunde auch nicht aus dem <I>Verkauf</I> der Ware hervorgehn.
Die Ver&auml;nderung mu&szlig; sich also zutragen mit der <I>Ware</I>, die gekauft
wird, aber nicht mit ihrem <I>Wert</I>, da sie zu ihrem Wert gekauft und verkauft
wird, sondern mit ihrem <I>Gebrauchswert</I> als solchem, d.h. die Wertver&auml;nderung
mu&szlig; aus dem Verbrauch der Ware entspringen. &raquo;Um aus dem Verbrauch einer
Ware Wert herauszuziehn, m&uuml;&szlig;te unser Geldbesitzer so gl&uuml;cklich
sein ... auf dem Markt eine Ware zu entdecken, deren Gebrauchswert die eigent&uuml;mliche
Beschaffenheit bes&auml;&szlig;e, Quelle von Wert zu sein, deren wirklicher Verbrauch
also selbst Vergegenst&auml;ndlichung von Arbeit w&auml;re, daher <I>Wertsch&ouml;pfung</I>.
Und der Geldbesitzer findet auf dem Markt eine solche spezifische Ware vor - das
Arbeitsverm&ouml;gen oder die <I>Arbeitskraft</I>.&laquo; |Siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;,
Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_161.htm#S181">Bd.
23, S. 181</A>. Hervorhebungen von Engels| Wenn, wie wir sahen, die Arbeit als
solche keinen Wert haben kann, so ist das keineswegs der Fall mit der Arbeits<I>kraft</I>.
Diese erh&auml;lt einen Wert, sobald sie zur <I>Ware</I> wird, wie sie heutzutage
tats&auml;chlich eine Ware ist, und dieser Wert bestimmt sich &raquo;gleich dem jeder
andren Ware durch die zur Produktion, also auch Reproduktion, dieses spezifischen
Artikels notwendige |Bei Engels: n&ouml;tige, korrigiert nach Karl Marx, &raquo;Das
Kapital&laquo;| Arbeitszeit&laquo; |siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich
Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_161.htm#S184">Bd. 23, S. 184</A>|, das hei&szlig;t
durch die Arbeitszeit, welche erforderlich ist zur Herstellung der Lebensmittel,
deren der Arbeiter zu seiner Erhaltung in arbeitsf&auml;higem Zustand und zur
Fortpflanzung seines Geschlechts bedarf. Nehmen wir an, diese Lebensmittel repr&auml;sentieren,
Tag f&uuml;r Tag, eine sechsst&uuml;ndige Arbeitszeit. Unser angehender Kapitalist,
der zum Betrieb seines Gesch&auml;fts Arbeitskraft einkauft, d.h. einen Arbeiter
mietet, zahlt also diesem Arbeiter den vollen Tageswert seiner Arbeitskraft, wenn
er ihm eine Geld- <A NAME="S190"></A><B>|190|</B> summe zahlt, die ebenfalls sechs
Arbeitsstunden vertritt. Sobald der Arbeiter nun sechs Stunden im Dienst des angehenden
Kapitalisten gearbeitet hat, hat er diesem vollen Ersatz geleistet f&uuml;r seine
Auslage, f&uuml;r den gezahlten Tageswert der Arbeitskraft. Damit aber w&auml;re
das Geld nicht in Kapital verwandelt, es h&auml;tte keinen Mehrwert erzeugt. Der
K&auml;ufer der Arbeitskraft hat daher auch eine ganz andre Ansicht von der Natur
des von ihm abgeschlossenen Gesch&auml;fts. Da&szlig; nur sechs Arbeitsstunden
n&ouml;tig sind, um den Arbeiter w&auml;hrend vierundzwanzig Stunden am Leben
zu erhalten, hindert diesen keineswegs, zw&ouml;lf Stunden aus den vierundzwanzig
zu arbeiten. Der Wert der Arbeitskraft und ihre Verwertung im Arbeitsproze&szlig;
sind zwei verschiedne Gr&ouml;&szlig;en. Der Geldbesitzer hat den Tageswert der
Arbeitskraft gezahlt, ihm geh&ouml;rt daher auch ihr Gebrauch w&auml;hrend des
Tages, die tagelange Arbeit. Da&szlig; der Wert, den ihr Gebrauch w&auml;hrend
eines Tages <I>schafft</I>, doppelt so gro&szlig; ist wie ihr eigner Tageswert,
ist ein besondres Gl&uuml;ck f&uuml;r den K&auml;ufer, aber nach den Gesetzen
des Warenaustausches durchaus kein Unrecht gegen den Verk&auml;ufer. Der Arbeiter
<I>lostet</I> also dem Geldbesitzer nach unserer Annahme t&auml;glich das Wertprodukt
von sechs Arbeitsstunden, aber er <I>liefert</I> ihm t&auml;glich das Wertprodukt
von zw&ouml;lf Arbeitsstunden. Differenz zugunsten des Geldbesitzers - sechs Stunden
unbezahlte Mehrarbeit, ein unbezahltes Mehrprodukt, in dem die Arbeit von sechs
Stunden verk&ouml;rpert ist. Das Kunstst&uuml;ck ist gemacht. Mehrwert ist erzeugt,
Geld ist in Kapital verwandelt.</P>
<P>Indem Marx auf diese Weise nachwies, wie Mehrwert entsteht und wie allein Mehrwert
unter der Herrschaft der den Austausch von Waren regelnden Gesetze entstehn kann,
legte er den Mechanismus der heutigen kapitalistischen Produktionsweise und der
auf ihr beruhenden Aneignungsweise blo&szlig;, enth&uuml;llte er den Kristallkern,
um den die ganze heutige Gesellschaftsordnung sich angesetzt hat.</P>
<P>Diese Erzeugung von Kapital hat jedoch eine wesentliche Voraussetzung:</P>
<P>&raquo;Zur Verwandlung von Geld in Kapital mu&szlig; der Geldbesitzer den <I>freien
Arbeiter</I> auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, da&szlig; er
als freie Person &uuml;ber seine Arbeitskraft als seine Ware verf&uuml;gt, da&szlig;
er andrerseits andre Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von
allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft n&ouml;tigen Sachen.&raquo; |Siehe Karl
Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_161.htm#S183">Bd.
23, S. 183</A>; Hervorhebungen von Engels| Aber dies Verh&auml;ltnis von Geld-
oder Warenbesitzern auf der einen Seite und von Besitzern von nichts, au&szlig;er
der eignen Arbeitskraft, auf der andern, ist kein naturgeschichtliches, noch ist
es ein allen Geschichtsperioden gemeinsames Verh&auml;ltnis, &raquo;es <A NAME="S191"></A><B>|191|</B>
ist offenbar selbst das Resultat einer vorhergegangnen historischen Entwicklung,
das Produkt ... des Untergangs einer ganzen Reihe &auml;lterer Formationen der
gesellschaftlichen Produktion&laquo; |siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl
Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_161.htm#S183">Bd. 23, S. 183</A>|.
Und zwar tritt dieser freie Arbeiter uns in der Geschichte zuerst massenhaft gegen&uuml;ber
am Ende des f&uuml;nfzehnten und Anfang des sechzehnten Jahrhunderts infolge der
Aufl&ouml;sung der feudalen Produktionsweise. Damit aber, und mit der von derselben
Epoche datierenden Sch&ouml;pfung des Welthandels und Weltmarkts, war die Grundlage
gegeben, auf der die Masse des vorhandnen beweglichen Reichtums sich mehr und
mehr in Kapital verwandeln und die kapitalistische, auf Erzeugung von Mehrwert
gerichtete Produktionsweise mehr und mehr die ausschlie&szlig;lich herrschende
werden mu&szlig;.</P>
<P>Soweit sind wir den &raquo;w&uuml;sten Konzeptionen&laquo; von Marx gefolgt, diesen &raquo;Bastarden
historischer und logischer Phantastik&laquo;, bei denen &raquo;das Unterscheidungsverm&ouml;gen
des Verstandes samt allem ehrlichen Begriffsgebrauch untergeht&laquo;. Stellen wir diesen
&raquo;Leichtfertigkeiten&laquo; nunmehr die &raquo;tiefen logischen Wahrheiten&laquo; und die &raquo;letzte
und strengste Wissenschaftlichkeit im Sinne der exakten Disziplinen&laquo; gegen&uuml;ber,
wie sie uns Herr D&uuml;hring bietet.</P>
<P>Also vom Kapital hegt Marx &raquo;nicht den gemeing&uuml;ltigen &ouml;konomischen
Begriff, demzufolge es produziertes Produktionsmittel ist&laquo;; er sagt vielmehr,
da&szlig; eine Summe von Werten sich erst dann in Kapital verwandelt, wenn sie
sich <I>verwertet</I>, indem sie Mehrwert bildet. Und was sagt Herr D&uuml;hring?</P>
<P><SMALL>&raquo;Das Kapital ist ein Stamm &ouml;konomischer Machtmittel zur Fortf&uuml;hrung
der Produktion <I>und zur Bildung von Anteilen an den Fr&uuml;chten der allgemeinen
Arbeitskraft.&laquo;</I></SMALL></P>
<P>So orakelhaft und loddrig dies auch wieder ausgedr&uuml;ckt ist, so ist doch
soviel sicher: der Stamm &ouml;konomischer Machtmittel mag die Produktion in Ewigkeit
fortf&uuml;hren, er wird nach Herrn D&uuml;hrings eignen Worten nicht zu Kapital,
solange er nicht &raquo;Anteile an den Fr&uuml;chten der allgemeinen Arbeitskraft&laquo;,
d.h. Mehrwert oder wenigstens Mehrprodukt bildet. Die S&uuml;nde also, die Herr
D&uuml;hring Marx vorwirft, nicht den gemeing&uuml;ltigen &ouml;konomischen Begriff
vom Kapital zu hegen, begeht er nicht nur selbst, sondern er begeht au&szlig;erdem
noch ein durch hochtrabende Redensarten &raquo;schlecht verdecktes&laquo; ungeschicktes Plagiat
an Marx.</P>
<P>Auf Seite 262 wird dies weiter ausgef&uuml;hrt:</P>
<P><SMALL>&raquo;Das Kapital im sozialen Sinn&laquo; (und ein Kapital in einem nicht sozialen
Sinn soll Herr D&uuml;hring noch entdecken) &raquo;ist n&auml;mlich spezifisch von dem
reinen Produktions- <A NAME="S192"></A><B>|192|</B> mittel verschieden; denn w&auml;hrend
das letztere nur einen technischen Charakter hat und unter allen Umst&auml;nden
erforderlich ist, zeichnet sich das erstere durch seine gesellschaftliche Kraft
der Aneignung und Anteilsbildung aus. Das soziale Kapital ist allerdings zum gro&szlig;en
Teil nichts andres als das technische Produktionsmittel <I>in seiner sozialen
Funktion</I>; aber diese Funktion ist es auch grade, welche ... verschwinden mu&szlig;.&laquo;</SMALL></P>
<P>Wenn wir bedenken, da&szlig; es grade Marx war, welcher zuerst die &raquo;soziale
Funktion&laquo; hervorhob, vermittelst deren allein eine Wertsumme zu Kapital wird,
so mu&szlig; es allerdings &raquo;f&uuml;r jeden aufmerksamen Betrachter des Gegenstandes
bald feststehn, da&szlig; sich mit der Marxschen Kennzeichnung des Kapitalbegriffs
nur Verwirrung stiften lasse&laquo; - nicht aber, wie Herr D&uuml;hring meint, in der
strengen Volkswirtschaftslehre, sondern, wie Figura zeigt, einzig und allein im
Kopf des Herrn D&uuml;hring selbst, der in der &raquo;Kritischen Geschichte&laquo; bereits
vergessen hat, wie stark er im &raquo;Cursus&laquo; von besagtem Kapitalbegriff gezehrt.</P>
<P>Indes Herr D&uuml;hring ist nicht zufrieden damit, seine Definition des Kapitals,
wenn auch in &raquo;ges&auml;uberter&laquo; Form, von Marx zu entlehnen. Er mu&szlig; ihm
auch folgen in das &raquo;Metamorphosenspiel der Begriffe und der Geschichte&laquo;, und das
angesichts seiner eignen bessern Erkenntnis, da&szlig; dabei nichts herauskommt,
als &raquo;w&uuml;ste Konzeptionen&laquo;, &raquo;Leichtfertigkeiten&laquo;, &raquo;Gebrechlichkeit der Fundamente&laquo;
usw. woher stammt diese &raquo;soziale Funktion&laquo; des Kapitals, die es bef&auml;higt,
sich die Fr&uuml;chte fremder Arbeit anzueignen, und wodurch allein es sich vom
blo&szlig;en Produktionsmittel unterscheidet?</P>
<P><SMALL>Sie beruht, sagt Herr D&uuml;hring, &raquo;nicht auf der Natur der Produktionsmittel
und auf deren technischer Unentbehrlichkeit&laquo;.</SMALL></P>
<P>Sie ist also geschichtlich entstanden, und Herr D&uuml;hring wiederholt uns
auf Seite 262 nur, was wir schon zehnmal geh&ouml;rt haben, wenn er ihre Entstehung
erkl&auml;rt vermittelst des altbekannten Abenteuers von den beiden M&auml;nnern,
von denen am Anfang der Geschichte der eine sein Produktionsmittel in Kapital
verhandelt, indem er den andern vergewaltigt. Aber nicht damit zufrieden, der
sozialen Funktion, durch welche eine Wertsumme erst zu Kapital wird, einen geschichtlichen
Anfang zuzuschreiben, prophezeit Herr D&uuml;hring ihr auch ein geschichtliches
Ende. Sie &raquo;ist es auch grade, welche verschwinden mu&szlig;&laquo;. Eine Erscheinung,
welche geschichtlich entstanden ist und geschichtlich wieder verschwindet, pflegt
man, in der gemeing&uuml;ltigen Sprache geredet, &raquo;eine historische Phase&laquo; zu nennen.
Es ist also das Kapital eine historische Phase nicht blo&szlig; bei Marx, sondern
auch bei Herrn D&uuml;hring und wir sind daher zu dem Schlu&szlig; gen&ouml;tigt,
da&szlig; wir <A NAME="S193"></A><B>|193|</B> uns hier bei den Jesuiten befinden.
Wenn zwei dasselbe tun, so ist es nicht dasselbe. Wenn Marx sagt, das Kapital
ist eine historische Phase, so ist das eine w&uuml;ste Konzeption, ein Bastard
historischer und logischer Phantastik, bei dem das Unterscheidungsverm&ouml;gen
samt allem ehrlichen Begriffsgebrauch untergeht. Wenn Herr D&uuml;hring ebenfalls
das Kapital als eine historische Phase darstellt, so ist das ein Beweis von Sch&auml;rfe
der volkswirtschaftlichen Analyse und von letzter und strengster Wissenschaftlichkeit
im Sinne der exakten Disziplinen.</P>
<P>Wodurch unterscheidet sich nun die D&uuml;hringsche Kapitalvorstellung von
der Marxschen?</P>
<P>&raquo;Das Kapital&laquo;, sagt Marx, &raquo;hat die Mehrarbeit nicht erfunden. &Uuml;berall,
wo ein Teil der Gesellschaft das Monopol der Produktionsmittel besitzt, mu&szlig;
der Arbeiter, frei oder unfrei, der zu seiner Selbsterhaltung notwendigen Arbeitszeit
&uuml;bersch&uuml;ssige Arbeitszeit zusetzen, um die Lebensmittel f&uuml;r den
Eigner der Produktionsmittel zu produzieren.&laquo; |Siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;,
Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_245.htm#S249">Bd.
23, S. 249</A>| Mehrarbeit, Arbeit &uuml;ber die zur Selbsterhaltung des Arbeiters
n&ouml;tige Zeit hinaus und Aneignung des Produkts dieser Mehrarbeit durch andre,
Arbeitsausbeutung ist also allen bisherigen Gesellschaftsformen gemein, soweit
diese sich in Klassengegens&auml;tzen bewegten. Aber erst wenn das Produkt dieser
Mehrarbeit die Form von Mehrwert annimmt, wenn der Eigner der Produktionsmittel
den freien Arbeiter - frei von sozialen Fesseln und frei von eignem Besitz - als
Gegenstand der Ausbeutung sich gegen&uuml;ber vorfindet und ihn ausbeutet zum
Zweck der Produktion von <I>Waren</I>, erst dann nimmt, nach Marx, das Produktionsmittel
den spezifischen Charakter des Kapitals an. Und dies ist auf gro&szlig;em Ma&szlig;stab
geschehn erst seit dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts.</P>
<P>Herr D&uuml;hring dagegen erkl&auml;rt <I>jede</I> Summe von Produktionsmitteln
f&uuml;r Kapital, die &raquo;Anteile an den Fr&uuml;chten der allgemeinen Arbeitskraft
bildet&laquo;, also Mehrarbeit in irgendeiner Form erwirkt. Mit andern Worten, Herr
D&uuml;hring annektiert die von Marx entdeckte Mehrarbeit, um damit den ihm augenblicklich
nicht passenden, ebenfalls von Marx entdeckten Mehrwert totzuschlagen. Nach Herrn
D&uuml;hring w&auml;re also nicht nur der bewegliche und unbewegliche Reichtum
der mit Sklaven wirtschaftenden korinthischen und athenischen B&uuml;rger, sondern
auch der der r&ouml;mischen Gro&szlig;grundbesitzer der Kaiserzeit, und nicht
minder derjenige der Feudalbarone des Mittelalters, soweit er in irgendeiner Weise
der Produktion diente, alles ohne Unterschied Kapital.</P>
<P><B><A NAME="S194">|194|</A></B> Herr D&uuml;hring selbst hegt also &raquo;vom Kapital
nicht den gemeing&uuml;ltigen Begriff, demzufolge es produziertes Produktionsmittel
ist&laquo;, sondern vielmehr einen ganz entgegengesetzten, der sogar die unproduzierten
Produktionsmittel einschlie&szlig;t, die Erde und ihre nat&uuml;rlichen H&uuml;lfsq&uuml;ellen.
Nun ist aber die Vorstellung, da&szlig; Kapital &raquo;produziertes Produktionsmittel&laquo;
schlechthin sei, gemeing&uuml;ltig wieder nur in der Vulg&auml;r&ouml;konomie.
Au&szlig;erhalb dieser, dem Herrn D&uuml;hring so teuren Vulg&auml;r&ouml;konomie
wird das &raquo;produzierte Produktionsmittel&laquo; oder eine Wertsumme &uuml;berhaupt erst
dadurch zu Kapital, da&szlig; sie Profit oder Zins erwirkt, d.h. das Mehrprodukt
unbezahlter Arbeit in der Form von Mehrwert, und zwar wieder in diesen beiden
bestimmten Unterformen des Mehrwerts aneignet. Es bleibt dabei vollkommen gleichg&uuml;ltig,
da&szlig; die ganze b&uuml;rgerliche &Ouml;konomie in der Vorstellung befangen
ist, die Eigenschaft, Profit oder Zins zu erwirken, komme ganz von selbst jeder
Wertsumme zu, die unter normalen Bedingungen in der Produktion oder im Austausch
verwandt wird. Kapital und Profit, oder Kapital und Zins, sind in der klassischen
&Ouml;konomie ebenso untrennbar, stehn in derselben Wechselbeziehung zueinander
wie Ursache und Wirkung, Vater und Sohn, gestern und heute. Das Wort Kapital in
seiner modern-&ouml;konomischen Bedeutung kommt aber erst vor zu der Zeit, wo
die Sache selbst auftritt, wo der bewegliche Reichtum mehr und mehr Kapitalfunktion
erh&auml;lt, indem er die Mehrarbeit freier Arbeiter ausbeutet, um Waren zu produzieren,
und zwar wird es eingef&uuml;hrt durch die erste historische Kapitalisten-Nation,
die Italiener des 15. und 16. Jahrhunderts. Und wenn Marx zuerst die dem modernen
Kapital eigent&uuml;mliche Aneignungsweise bis auf den Grund analysierte, wenn
er den Begriff des Kapitals in Einklang brachte mit den geschichtlichen Tatsachen,
aus denen er in letzter Instanz abstrahiert worden war, denen er seine Existenz
verdankte; wenn Marx damit diesen &ouml;konomischen Begriff befreite von den unklaren
und schwankenden Vorstellungen, die ihm auch in der klassischen b&uuml;rgerlichen
&Ouml;konomie und bei den bisherigen Sozialisten noch anhafteten, so war es grade
Marx, der mit jener &raquo;letzten und strengsten Wissenschaftlichkeit&laquo; verfuhr, die
Herr D&uuml;hring stets im Munde f&uuml;hrt und die wir bei ihm so schmerzlich
vermissen.</P>
<P>In der Tat geht es bei Herrn D&uuml;hring ganz anders her. Er ist nicht zufrieden
damit, erst die Darstellung des Kapitals als einer historischen Phase einen &raquo;Bastard
historischer und logischer Phantastik&laquo; zu schelten und es dann selbst als eine
historische Phase darzustellen. Er erkl&auml;rt auch <I>alle </I>&ouml;konomischem
Machtmittel, <I>alle</I> Produktionsmittel, die &raquo;Anteile an den Fr&uuml;chten
der allgemeinen Arbeitskraft&laquo; aneignen, also auch das Grundeigentum in allen Klassengesellschaften,
rundweg f&uuml;r Kapital; was ihn aber <A NAME="S195"></A><B>|195|</B> nicht im
mindesten geniert, im weitern Verlauf Grundeigentum und Grundrente ganz in der
hergebrachten Weise von Kapital und Profit zu scheiden und nur diejenigen Produktionsmittel
als Kapital zu bezeichnen, welche Profit oder Zins erwirken, wie auf Seite 156
u. ff. des &raquo;Cursus&laquo; des breitern nachzusehn. Ebensogut k&ouml;nnte Herr D&uuml;hring
zuerst unter dem Namen Lokomotive auch Pferde, Ochsen, Esel und Hunde einbegreifen,
weil man auch mit diesen Fuhrwerk fortbewegen kann, und den heutigen Ingenieuren
vorwerfen, indem sie den Namen Lokomotive auf den modernen Dampfwagen beschr&auml;nkten,
machten sie ihn zu einer historischen Phase, ver&uuml;bten sie w&uuml;ste Konzeptionen,
Bastarde historischer und logischer Phantastik usw.; und dann schlie&szlig;lich
erkl&auml;ren, die Pferde, Esel, Ochsen und Hunde seien doch von der Bezeichnung
Lokomotive ausgeschlossen, und diese gelte nur f&uuml;r den Dampfwagen. - Und
somit sind wir wieder gen&ouml;tigt zu sagen, da&szlig; es grade die D&uuml;hringsche
Begriffsfassung des Kapitals ist, bei der alle Sch&auml;rfe der volkswirtschaftlichen
Analyse verloren- und das Unterscheidungsverm&ouml;gen samt allem ehrlichen Begriffsgebrauch
untergeht, und da&szlig; die w&uuml;sten Konzeptionen, die Verwirrung, die Leichtfertigkeiten,
die f&uuml;r tiefe logische Wahrheiten ausgegeben werden, und die Gebrechlichkeit
der Fundamente in voller Bl&uuml;te stehn eben bei Herrn D&uuml;hring.</P>
<P>Das alles aber verschl&auml;gt nichts. Herrn D&uuml;hring bleibt darum doch
der Ruhm, den Angelpunkt entdeckt zu haben, um den sich die ganze bisherige &Ouml;konomie,
die ganze Politik und Juristerei, mit einem Wort die ganze bisherige Geschichte
bewegt. Hier ist er:</P>
<P><SMALL>&raquo;Gewalt und Arbeit sind die zwei Hauptfaktoren, die bei der Bildung
der sozialen Verkn&uuml;pfungen in Anschlag kommen.&laquo;</SMALL></P>
<P>In diesem einen Satz liest die ganze Verfassung der bisherigen &ouml;konomischen
Welt. Sie ist &auml;u&szlig;erst kurz und lautet:</P>
<P>Artikel Eins: Die Arbeit produziert. <BR>
Artikel Zwei: Die Gewalt verteilt.</P>
<P>Und hiermit ist, &raquo;menschlich und deutsch geredet&laquo;, auch die ganze &ouml;konomische
Weisheit des Herrn D&uuml;hring zu Ende.</P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_VIII">VIII. Kapital und Mehrwert</A></H3>
<H4 ALIGN="CENTER">(Schlu&szlig;)</H4>
<P><SMALL>&raquo;Nach der Ansicht des Herrn Marx vertritt der Arbeitslohn nur die Bezahlung
derjenigen Arbeitszeit, welche der Arbeiter wirklich f&uuml;r die Erm&ouml;glichung
der eignen <A NAME="S196"></A><B>|196|</B> Existenz t&auml;tig ist. Hierzu gen&uuml;gt
nun eine kleinere Anzahl Stunden; der ganze &uuml;brige Teil des oft langgedehnten
Arbeitstags liefert einen &Uuml;berschu&szlig;, in welchem der von unserm Autor
so genannte 'Mehrwert' oder, in der gemeing&uuml;ltigen Sprache geredet, der Kapitalgewinn
enthalten ist. Abgesehn von der auf irgendeiner Stufe der Produktion bereits an
den Arbeitsmitteln und relativen Rohstoffen enthaltnen Arbeitszeit, ist jener
&Uuml;berschu&szlig; des Arbeitstages der Anteil des kapitalistischen Unternehmers.
Die Ausdehnung des Arbeitstages ist hiernach reiner Ausbeutungsgewinn zugunsten
des Kapitalisten.&laquo;</SMALL></P>
<P>Nach Herrn D&uuml;hring w&auml;re also der Marxsche Mehrwert weiter nichts,
als was man in der gemeing&uuml;ltigen Sprache Kapitalgewinn oder Profit nennt.
H&ouml;ren wir Marx selbst. Auf Seite 195 des &raquo;Kapital&laquo; wird Mehrwert erkl&auml;rt
durch die hinter diesem Wort eingeklammerten Worte: &raquo;Zins, Profit, Rente.&laquo; |Siehe
Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_214.htm#S220">Bd.
23, S. 220</A>| Auf Seite 220 gibt Marx ein Beispiel, worin eine Mehrwertsumme
von 71 Schillingen in ihren verschiednen Verteilungsformen erscheint: Zehnten,
Lokal- und Staatssteuern 21 Schilling, Bodenrente 28 Schilling, P&auml;chters
Profit und Zins 22 Schilling, zusammen Gesamtmehrwert 71 Schillinge |siehe Karl
Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_214.htm#S224">Bd.
23, S. 224</A>|. - Auf Seite 542 erkl&auml;rt Marx es f&uuml;r einen Hauptmangel
bei Ricardo, da&szlig; dieser &raquo;den Mehrwert nicht rein darstellt, d.h. nicht unabh&auml;ngig
von seinen besondern Formen, wie Profit, Grundrente usw.&laquo; und da&szlig; er daher
die Gesetze &uuml;ber die Rate des Mehrwerts unmittelbar zusammenwirft mit den
Gesetzen der Profitrate; wogegen Marx ank&uuml;ndigt: &raquo;Ich werde sp&auml;ter,
im Dritten Buch dieser Schrift, nachweisen, da&szlig; dieselbe Rate des Mehrwerts
sich in den verschiedensten Profitraten, und verschiedne Raten des Mehrwerts,
unter bestimmten Umst&auml;nden, sich in derselben Profitrate ausdr&uuml;cken
k&ouml;nnen.&laquo; |Siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich
Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_542.htm#S546">Bd. 23, S. 546/547</A>| Auf
Seite 587 hei&szlig;t es: &raquo;Der Kapitalist, der den Mehrwert produziert, d.h. unbezahlte
Arbeit unmittelbar aus den Arbeitern auspumpt und in Waren fixiert, ist zwar der
erste Aneigner, aber keineswegs der letzte Eigent&uuml;mer dieses Mehrwerts. Er
hat ihn hinterher zu teilen mit Kapitalisten, die andre Funktionen im gro&szlig;en
und ganzen der gesellschaftlichen Produktion vollziehn, mit dem Grundeigent&uuml;mer
usw. Der Mehrwert spaltet sich daher in verschiedne Teile. Seine Bruchst&uuml;cke
fallen verschiednen Kategorien von Personen zu und erhalten verschiedne, gegeneinander
selbst&auml;ndige Formen, wie Profit, Zins, Handelsgewinn, Grundrente usw. Diese
verwandelten Formen des Mehrwerts k&ouml;nnen erst im Dritten Buch behandelt werden.&laquo;
|Siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke,
<A HREF="../me23/me23_589.htm">Bd. 23, S. 589</A>| Und ebenso an vielen andern
Stellen.</P>
<P>Man kann sich nicht deutlicher ausdr&uuml;cken. Bei jeder Gelegenheit macht
Marx darauf aufmerksam, da&szlig; sein Mehrwert durchaus nicht mit dem <A NAME="S197"></A><B>|197|</B>
Profit oder Kapitalgewinn zu verwechseln, da&szlig; dieser letztere vielmehr eine
Unterform und sehr oft sogar nur ein Bruchteil des Mehrwerts sei. Wenn Herr D&uuml;hring
dennoch behauptet, der Marxsche Mehrwert sei &raquo;in der gemeing&uuml;ltigen Sprache
geredet, der Kapitalgewinn&laquo;, und wenn es feststeht, da&szlig; das ganze Marxsche
Buch sich um den Mehrwert dreht, so sind nur zwei F&auml;lle m&ouml;glich: entweder
wei&szlig; er's nicht besser, und dann geh&ouml;rt eine Schamlosigkeit sondergleichen
dazu, ein Buch herunterzurei&szlig;en, dessen Hauptinhalt er nicht kennt. Oder
er wei&szlig; es besser, und dann begeht er eine absichtliche F&auml;lschung.
Weiter:</P>
<P><SMALL>&raquo;Der giftige Ha&szlig;, mit dem Herr Marx diese Vorstellungsart des
Auspressungsgesch&auml;fts pflegt, ist nur zu begreiflich. Aber auch ein gewaltigerer
Zorn und eine noch vollere Anerkennung des Ausbeutungscharakters der auf Lohnarbeit
gegr&uuml;ndeten Wirtschaftsform ist m&ouml;glich, ohne da&szlig; jene theoretische
Wendung, die sich in der Marxschen Lehre von einem Mehrwert ausdr&uuml;ckt, angenommen
wird.&laquo;</SMALL></P>
<P>Die gutgemeinte, aber irrige theoretische Wendung von Marx bewirkt bei diesem
einen giftigen Ha&szlig; gegen das Auspressungsgesch&auml;ft; die an sich sittliche
Leidenschaft erh&auml;lt infolge der falschen &raquo;theoretischen Wendung&laquo; einen unsittlichen
Ausdruck, sie tritt zutage in unedlem Ha&szlig; und in niedriger Giftigkeit, w&auml;hrend
die letzte und strengste Wissenschaftlichkeit des Herrn D&uuml;hring sich &auml;u&szlig;ert
in einer sittlichen Leidenschaft von entsprechend edler Natur, im Zorn, der auch
der Form nach sittlich und dem giftigen Ha&szlig; zudem noch quantitativ &uuml;berlegen,
ein gewaltigerer Zorn ist. W&auml;hrend Herr D&uuml;hring diese Freude an sich
selbst erlebt, wollen wir zusehn, woher dieser gewaltigere Zorn stammt.</P>
<P><SMALL>&raquo;Es entsteht&laquo;, hei&szlig;t es weiter, &raquo;n&auml;mlich die Frage, wie die
konkurrierenden Unternehmer imstande sind, das volle Erzeugnis der Arbeit und
hiermit das Mehrprodukt dauernd so hoch &uuml;ber den nat&uuml;rlichen Herstellungskosten
zu verwerten, als durch das ber&uuml;hrte Verh&auml;ltnis des &Uuml;berschusses
der Arbeitsstunden angezeigt wird. Eine Antwort hierauf ist in der Marxschen Doktrin
nicht anzutreffen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil in derselben nicht
einmal die Aufwerfung der Frage einen Platz finden konnte. Der Luxuscharakter
der auf Soldarbeit gegr&uuml;ndeten Produktion ist gar nicht ernstlich angefa&szlig;t
und die soziale Verfassung mit ihren aufsaugenden Positionen keineswegs als der
letzte Grund der wei&szlig;en Sklaverei erkannt worden. Im Gegenteil hat sich
immer das Politischsoziale aus dem &Ouml;konomischen erkl&auml;rt finden sollen.&laquo;</SMALL></P>
<P>Nun haben wir aus den oben angef&uuml;hrten Stellen gesehn, da&szlig; Marx
keineswegs behauptet, das Mehrprodukt werde vom industriellen Kapitalisten, der
sein erster Aneigner ist, unter allen Umst&auml;nden im Durchschnitt <A NAME="S198"></A><B>|198|</B>
zu seinem vollen Wert verkauft, wie Herr D&uuml;hring hier voraussetzt. Marx sagt
ausdr&uuml;cklich, da&szlig; auch der Handelsgewinn einen Teil des Mehrwerts bildet,
und dies ist unter den vorliegenden Voraussetzungen doch nur dann m&ouml;glich,
wenn der Fabrikant dem H&auml;ndler sein Produkt, <I>unter</I> dem Wert verkauft
und ihm damit einen Anteil der Beute abtritt. Wie die Frage hier gestellt wird,
konnte also allerdings nicht einmal ihre Aufwerfung bei Marx einen Platz finden.
Rationell gestellt, lautet sie: Wie verwandelt sich Mehrwert in seine Unterformen:
Profit, Zins, Handelsgewinn, Grundrente usw.? Und diese Frage verspricht Marx
allerdings, im dritten Buch zu l&ouml;sen. Wenn aber Herr D&uuml;hring nicht so
lange warten kann, bis der zweite Band des &raquo;Kapital&laquo; erscheint, so mu&szlig;te
er sich einstweilen im ersten Band etwas genauer umsehn. Er konnte dann, au&szlig;er
den schon angef&uuml;hrter Stellen, z.B. auf S. 323 lesen, da&szlig; nach Marx
die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion in der &auml;u&szlig;ern
Bewegung der Kapitale sich als Zwangsgesetze der Konkurrenz geltend machen und
in dieser Form als treibende Motive dem individuellen Kapitalisten zum Bewu&szlig;tsein
kommen; da&szlig; also eine wissenschaftliche Analyse der Konkurrenz nur m&ouml;glich,
sobald die innere Natur des Kapitals begriffen ist, ganz wie die scheinbare Bewegung
der Himmelsk&ouml;rper nur dem verst&auml;ndlich, der ihre wirkliche, aber sinnlich
nicht wahrnehmbare Bewegung kennt; worauf Marx an einem Exempel zeigt, wie ein
bestimmtes Gesetz, das Wertgesetz, in einem bestimmten Fall innerhalb der Konkurrenz
erscheint und seine treibende Kraft aus&uuml;bt |siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;,
Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_331.htm#S335">Bd.
23, S. 335</A>|. Herr D&uuml;hring konnte hieraus schon entnehmen da&szlig; bei
der Verteilung des Mehrwerts die Konkurrenz eine Hauptrolle spielt, und bei einigem
Nachdenken gen&uuml;gen diese im ersten Band gegebnen Andeutungen in der Tat,
um die Verwandlung von Mehrwert in seine Unterformen wenigstens in ihren allgemeinen
Umrissen erkennen zu lassen.</P>
<P>F&uuml;r Herrn D&uuml;hring ist indes die Konkurrenz grade das absolute Hindernis
des Verst&auml;ndnisses. Er kann nicht begreifen, wie die konkurrierender Unternehmer
das volle Erzeugnis der Arbeit und hiermit das Mehrprodukt dauernd so hoch &uuml;ber
den nat&uuml;rlichen Herstellungskosten verwerten k&ouml;nnen. Es wird sich hier
wieder mit der gewohnten &raquo;Strenge&laquo;, die in der Tat Liederlichkeit ist, ausgedr&uuml;ckt.
Das Mehrprodukt als solches hat bei <I>Marx ja gar keine Herstellungskosten</I>,
es ist der Teil des Produkts, der dem Kapitalisten <I>nichts kostet</I>. Wenn
also die konkurrierenden Unternehmer das Mehrprodukt zu seinen nat&uuml;rlichen
Herstellungskosten verwerten wollten, <A NAME="S199"></A><B>|199|</B> so m&uuml;&szlig;ten
sie es eben <I>verschenken</I>. Doch halten wir uns bei solchen &raquo;mikrologischen
Einzelheiten&laquo; nicht auf. Verwerten denn in der Tat die konkurrierenden Unternehmer
nicht t&auml;glich das Erzeugnis der Arbeit &uuml;ber den nat&uuml;rlichen Herstellungskosten?
Nach Herrn D&uuml;hring bestehn die nat&uuml;rlichen Herstellungskosten</P>
<P><SMALL>&raquo;in der Arbeits- oder Kraftausgabe, und diese kann wiederum in ihren
letzten Grundlagen durch den Nahrungsaufwand gemessen werden&laquo;;</SMALL></P>
<P>also in der heutigen Gesellschaft aus den an Rohstoff, Arbeitsmitteln und Arbeitslohn
wirklich auf gewendeten Auslagen, im Unterschied von der &raquo;Bezollung&laquo;, dem Profit,
dem mit dem Degen in der Hand erzwungnen Aufschlag. Nun ist es allbekannt, da&szlig;
in der Gesellschaft, in der wir leben, die konkurrierenden Unternehmer ihre Waren
<I>nicht</I> zu den nat&uuml;rlichen Herstellungskosten verwerten, sondern den
angeblichen Aufschlag, den Profit hinzurechnen und in der Regel auch erhalten.
Die Frage, die Herr D&uuml;hring, wie er glaubte, nur aufzuwerfen braucht, um
damit das ganze Marxsche Geb&auml;ude umzublasen, wie weiland Josua die Mauern
von Jericho, diese Frage existiert also auch f&uuml;r die &ouml;konomische Theorie
des Herrn D&uuml;hring. Sehn wir, wie er sie beantwortet.</P>
<P><SMALL>&raquo;Das Kapitaleigentum&laquo;, sagt er, &raquo;hat keinen praktischen Sinn und l&auml;&szlig;t
sich nicht verwerten, wenn nicht in ihm zugleich die indirekte Gewalt &uuml;ber
den Menschenstoff eingeschlossen ist. Das Erzeugnis dieser Gewalt ist der Kapitalgewinn,
und die Gr&ouml;&szlig;e des letztern wird daher von dem Umfang und der Intensit&auml;t
dieser Herrschafts&uuml;bung abh&auml;ngen ... Der Kapitalgewinn ist eine politische
und soziale Institution, die m&auml;chtiger wirkt als die Konkurrenz. Die Unternehmer
handeln in dieser Beziehung als Stand, und jeder einzelne behauptet seine Position.
Ein gewisses Ma&szlig; des Kapitalgewinns ist bei der einmal herrschenden Wirtschaftsart
eine Notwendigkeit.&laquo;</SMALL></P>
<P>Leider wissen wir auch jetzt noch immer nicht, wie die konkurrierenden Unternehmer
imstande sind, das Erzeugnis der Arbeit dauernd &uuml;ber den nat&uuml;rlichen
Herstellungskosten zu verwerten. Herr D&uuml;hring denkt unm&ouml;glich von seinem
Publikum so gering, um es mit der Redensart abzuspeisen, der Kapitalgewinn stehe
&uuml;ber der Konkurrenz, wie seinerzeit der K&ouml;nig von Preu&szlig;en &uuml;ber
dem Gesetz. Die Man&ouml;ver, durch die der K&ouml;nig von Preu&szlig;en in seine
Stellung &uuml;ber dem Gesetz kam, kennen wir; die Man&ouml;ver, wodurch der Kapitalgewinn
dazu kommt, m&auml;chtiger zu sein als die Konkurrenz, sind grade das, was Herr
D&uuml;hring uns erkl&auml;ren soll und was er uns hartn&auml;ckig zu erkl&auml;ren
verweigert. Auch kann es nichts ausmachen, wenn, wie er sagt, die Unternehmer
in dieser Beziehung als Stand handeln, und dabei jeder einzelne seine Position
behauptet. Wir sollen ihm <A NAME="S200"></A><B>|200|</B> doch nicht etwa aufs
Wort glauben, eine Anzahl Leute brauche nur als Stand zu handeln, damit jeder
einzelne von ihnen seine Position behaupte? Die Z&uuml;nftler des Mittelalters,
die franz&ouml;sischen Adligen 1789 handelten bekanntlich sehr entschieden als
Stand und sind doch zugrunde gegangen. Die preu&szlig;ische Armee bei Jena handelte
auch als Stand, aber statt ihre Position zu behaupten, mu&szlig;te sie vielmehr
ausrei&szlig;en und nachher sogar st&uuml;ckweise kapitulieren. Ebensowenig kann
uns die Versicherung gen&uuml;gen, bei der einmal herrschenden Wirtschaftsart
sei ein gewisses Ma&szlig; des Kapitalgewinns eine Notwendigkeit; denn es handelt
sich ja grade darum, nachzuweisen, <I>warum</I> dem so ist. Nicht einen Schritt
n&auml;her zum Ziel kommen wir, wenn Herr D&uuml;hring uns mitteilt:</P>
<P><SMALL>&raquo;Die Kapitalherrschaft ist im Anschlu&szlig; an die Bodenherrschaft
erwachsen. Ein Teil der h&ouml;rigen Landarbeiter ist in den St&auml;dten zu Gewerbsarbeiten
und schlie&szlig;lich zu Fabrikmaterial umgestaltet worden. Nach der Bodenrente
hat sich der Kapitalgewinn als eine zweite Form der Besitzrente ausgebildet.&laquo;</SMALL></P>
<P>Selbst wenn wir von der historischen Schiefheit dieser Behauptung absehn, so
bleibt sie doch immer eine blo&szlig;e Behauptung und beschr&auml;nkt sich darauf,
das wiederholt zu beteuern, was grade erkl&auml;rt und bewiesen werden soll. Wir
k&ouml;nnen also zu keinem andern Schlu&szlig; kommen, als da&szlig; Herr D&uuml;hring
unf&auml;hig ist, auf seine eigne Frage zu antworten: wie die konkurrierenden
Unternehmer imstande sind, das Erzeugnis der Arbeit dauernd &uuml;ber den nat&uuml;rlichen
Herstellungskosten zu verwerten, das hei&szlig;t, da&szlig; er unf&auml;hig ist,
die Entstehung des Profits zu erkl&auml;ren. Es bleibt ihm nichts &uuml;brig,
als kurzweg zu dekretieren: der Kapitalgewinn ist das Erzeugnis der <I>Gewalt</I>,
was allerdings ganz einstimmt mit Artikel 2 der D&uuml;hringschen Gesellschaftsverfassung:
Die Gewalt verteilt. Dies ist allerdings sehr sch&ouml;n gesagt; aber jetzt &raquo;entsteht
die Frage&laquo;: Die Gewalt verteilt - was? Es mu&szlig; doch etwas zu verteilen da
sein, sonst kann selbst die allm&auml;chtigste Gewalt beim besten Willen nichts
verteilen. Der Gewinn, den die konkurrierenden Unternehmer in die Tasche stecken,
ist etwas sehr Handgreifliches und Handfestes. Die Gewalt kann ihn <I>nehmen,</I>
aber nicht <I>erzeugen</I>. Und wenn Herr D&uuml;hring uns hartn&auml;ckig die
Erkl&auml;rung weigert, <I>wie</I> die Gewalt den Unternehmergewinn nimmt, so
hat er gar nur Grabesschweigen als Antwort auf die Frage, <I>woher</I> sie ihn
nimmt. Wo nichts ist, hat der Kaiser, wie jede andre Gewalt, sein Recht verloren.
Aus nichts wird nichts, namentlich nicht Profit. Wenn das Kapitaleigentum keinen
praktischen Sinn hat und sich nicht verwerten l&auml;&szlig;t, solange nicht in
ihm zugleich die indirekte Gewalt &uuml;ber den Menschenstoff eingeschlossen ist,
so entsteht abermals die Frage, erstens, <A NAME="S201"></A><B>|201|</B> wie der
Kapitalreichtum zu dieser Gewalt kam, die mit den oben angef&uuml;hrten paar historischen
Behauptungen keineswegs erledigt ist; zweitens, wie sich diese Gewalt in Kapitalverwertung,
in Profit verwandelt, und drittens, woher sie diesen Profit nimmt.</P>
<P>Wir m&ouml;gen die D&uuml;hringsche &Ouml;konomie anfassen, wo wir wollen,
wir kommen keinen Schritt weiter. F&uuml;r alle mi&szlig;liebigen Umst&auml;nde,
f&uuml;r Profit, Bodenrente, Hungerlohn, Arbeiterknechtung hat sie nur Ein Wort
der Erkl&auml;rung: die Gewalt, und immer wieder die Gewalt, und der &raquo;gewaltigere
Zorn&laquo; des Herrn D&uuml;hring l&ouml;st sich eben auch auf in den Zorn &uuml;ber
die Gewalt. Wir haben gesehn, erstens, da&szlig; diese Berufung auf die Gewalt
eine faule Ausflucht ist, eine Verweisung vom &ouml;konomischen Gebiet aufs politische,
die keine einzige &ouml;konomische Tatsache zu erkl&auml;ren imstande ist; und
zweitens, da&szlig; sie die Entstehung der Gewalt selbst unerkl&auml;rt l&auml;&szlig;t,
und dies wohlweislich, indem sie sonst zu dem Ergebnis kommen m&uuml;&szlig;te,
da&szlig; alle gesellschaftliche Macht und alle politische Gewalt ihren Ursprung
haben in &ouml;konomischen Vorbedingungen, in der geschichtlich gegebnen Produktions-
und Austauschweise der jedesmaligen Gesellschaft.</P>
<P>Versuchen wir jedoch, ob wir dem unerbittlichen &raquo;tieferen Grundleger&laquo; der &Ouml;konomie
nicht noch einige weitere Aufschl&uuml;sse &uuml;ber den Profit entringen k&ouml;nnen.
Vielleicht gelingt es uns, wenn wir bei seiner Behandlung des Arbeitslohns ansetzen.</P>
<P>Da hei&szlig;t es Seite 158:</P>
<P><SMALL>&raquo;Der Arbeitslohn ist der Sold zum Unterhalt der Arbeitskraft und kommt
zun&auml;chst nur als Grundlage f&uuml;r Bodenrente und Kapitalgewinn in Betracht.
Um sich die hier obwaltenden Verh&auml;ltnisse recht entschieden klarzumachen,
denke man sich Grundrente und weiterhin auch Kapitalgewinn zuerst geschichtlich
ohne Arbeitslohn, also auf Grundlage der Sklaverei oder H&ouml;rigkeit ... Ob
der Sklave oder H&ouml;rige, oder ob der Lohnarbeiter unterhalten werden mu&szlig;,
begr&uuml;ndet nur einen Unterschied in der Art und Weise der Belastung der Produktionskosten.
<I>In jedem Fall bildet der durch die Ausnutzung der Arbeitskraft erzielte Reinertrag
das Einkommen des Arbeitsherrn </I>... Man sieht also, da&szlig; ... namentlich
der Hauptgegensatz, verm&ouml;ge dessen auf der einen Seite irgendeine Art von
<I>Besitzrente</I> und auf der andern die besitzlose Soldarbeit steht, nicht ausschlie&szlig;lich
in einem seiner Glieder, sondern stets nur in beiden zugleich betroffen werden
kann.&laquo;</SMALL></P>
<P>Besitzrente ist aber, wie wir Seite 188 erfahren, ein gemeinsamer Ausdruck
f&uuml;r Bodenrente und Kapitalgewinn. Ferner hei&szlig;t es Seite 174:</P>
<P><SMALL>&raquo;Der Charakter des Kapitalgewinns ist eine <I>Aneignung des haupts&auml;chlichsten
Teils des Ertrags der Arbeitskraft</I>. Ohne das Korrelat der in irgendeiner Gestalt
unmittelbar oder mittelbar unterworfenen Arbeit l&auml;&szlig;t er sich nicht
denken.&laquo;</SMALL></P>
<P><B><A NAME="S202">|202|</A></B> Und Seite 183:</P>
<P><SMALL>Der Arbeitslohn &raquo;ist unter allen Umst&auml;nden nichts weiter als ein
Sold, vermittelst dessen im allgemeinen der Unterhalt und die Fortpflanzungsm&ouml;glichkeit
des Arbeiters gesichert sein m&uuml;ssen&laquo;.</SMALL></P>
<P>Und endlich Seite 195:</P>
<P><SMALL>&raquo;Was der Besitzrente zuf&auml;llt, mu&szlig; dem Arbeitslohn verlorengehn
und umgekehrt, was von der allgemeinen Leistungsf&auml;higkeit (!) an die Arbeit
gelangt, mu&szlig; den Besitzeink&uuml;nften entzogen werden.&laquo;</SMALL></P>
<P>Herr D&uuml;hring f&uuml;hrt uns von &Uuml;berraschung zu &Uuml;berraschung.
In der Werttheorie und in den folgenden Kapiteln bis zur Lehre von der Konkurrenz
und diese eingeschlossen, also von Seite 1 bis 155, teilten sich die Warenpreise
oder Werte erstens in die nat&uuml;rlichen Herstellungskosten oder den Produktionswert,
das hei&szlig;t die Auslagen an Rohstoff, Arbeitsmitteln und Arbeitslohn, und
zweitens in den Aufschlag oder Verteilungswert, die mit dem Degen in der Hand
erzwungne Besteuerung zugunsten der Monopolistenklasse; ein Aufschlag, der, wie
wir sahen, an der Verteilung des Reichtums in Wirklichkeit nichts &auml;ndern
konnte, indem er mit der einen Hand das wiedergeben mu&szlig;te, was er mit der
andern nahm, und der au&szlig;erdem, soweit uns Herr D&uuml;hring &uuml;ber seinen
Ursprung und seinen Inhalt Auskunft gibt, aus nichts entstand und daher auch aus
nichts bestand. In den beiden folgenden Kapiteln, die von den Eink&uuml;nftearten
handeln, also von Seite 156 bis 217, ist von Aufschlag keine Rede mehr. Statt
dessen teilt sich der Wert jedes Arbeitserzeugnisses, also jeder Ware, jetzt in
folgende zwei Teile: erstens in die Produktionskosten, worin auch der bezahlte
Arbeitslohn einbegriffen, und zweitens in den &raquo;durch Ausnutzung der Arbeitskraft
erzielten <I>Reinertrag</I>&laquo;, der das Einkommen des Arbeitsherrn bildet. Und dieser
Reinertrag hat eine ganz bekannte, durch keine T&auml;towierung oder Anstreicherkunst
zu verdeckende Physiognomie. &raquo;Um sich die hier obwaltenden Verh&auml;ltnisse recht
entschieden klarzumachen&laquo;, denke sich der Leser die soeben angef&uuml;hrten Stellen
aus Herrn D&uuml;hring gedruckt gegen&uuml;ber den fr&uuml;her angef&uuml;hrten
Stellen aus Marx &uuml;ber Mehrarbeit, Mehrprodukt und Mehrwert, und er wird finden,
da&szlig; Herr D&uuml;hring hier das &raquo;Kapital&laquo; in seiner Weise <I>direkt ausschreibt</I>.</P>
<P>Die Mehrarbeit in irgendeiner Form, sei es der Sklaverei, H&ouml;rigkeit oder
Lohnarbeit, erkennt Herr D&uuml;hring an als Quelle der Eink&uuml;nfte aller bisherigen
herrschenden Klassen: genommen aus der mehrfach angef&uuml;hrten Stelle: &raquo;Kapital&laquo;,
Seite 227: das Kapital hat die Mehrarbeit nicht erfunden <A NAME="S203"></A><B>|203|</B>
usw. |siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke,
<A HREF="../me23/me23_245.htm#S249">Bd. 23, S. 249</A>| - Und der &raquo;Reinertrag&laquo;,
der &raquo;das Einkommen des Arbeitsherrn&laquo; bildet, was ist er anders als der &Uuml;berschu&szlig;
des Arbeitsprodukts &uuml;ber den Arbeitslohn, weicher letztere ja auch bei Herrn
D&uuml;hring, trotz seiner ganz &uuml;berfl&uuml;ssigen Verkleidung in einen Sold,
im allgemeinen den Unterhalt und die Fortpflanzungsm&ouml;glichkeit des Arbeiters
sichern mu&szlig;? Wie kann die &raquo;Aneignung des haupts&auml;chlichsten Teils des
Ertrags der Arbeitskraft&laquo; vor sich gehn, au&szlig;er dadurch, da&szlig; der Kapitalist,
wie bei Marx, dem Arbeiter mehr Arbeit auspre&szlig;t, als zur Reproduktion der
von diesem letztern verzehrten Lebensmittel n&ouml;tig ist, das hei&szlig;t dadurch,
da&szlig; der Kapitalist den Arbeiter l&auml;ngere Zeit arbeiten l&auml;&szlig;t,
als erforderlich ist, den Wert des dem Arbeiter gezahlten Arbeitslohns zu ersetzen?
Also Verl&auml;ngerung des Arbeitstags &uuml;ber die zur Reproduktion der Lebensmittel
des Arbeiters n&ouml;tige Zeit hinaus, Marxsche Mehrarbeit - das und nichts andres
ist es, was sich verbirgt unter Herrn D&uuml;hrings &raquo;Ausnutzung der Arbeitskraft&laquo;;
und sein &raquo;Reinertrag&laquo; des Arbeitsherrn, worin anders kann er sich darstellen als
in Marxschem Mehrprodukt und Mehrwert? Und wodurch anders als durch ihre unexakte
Fassung unterscheidet sich die D&uuml;hringsche Besitzrente vom Marxschen Mehrwert?
Den Namen &raquo;Besitzrente&laquo; &uuml;brigens hat Herr D&uuml;hring von Rodbertus entlehnt,
der die Bodenrente und die Kapitalrente oder den Kapitalgewinn schon unter dem
gemeinsamen Ausdruck: <I>Rente </I>zusammenfa&szlig;te, so da&szlig; Herr D&uuml;hring
nur den &raquo;Besitz&laquo; hinzuzusetzen hatte.<A NAME="ZF3"></A><A HREF="me20_136.htm#F3"><SPAN class="top">(3)</SPAN></A>
Und damit ja kein Zweifel bleibe &uuml;ber das Plagiat, fa&szlig;t Herr D&uuml;hring
die von Marx im 15. Kapitel (Seite 539 u. ff. des &raquo;Kapital&laquo; |siehe Karl Marx,
&raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_542.htm">Bd.
23, S. 542</A>|) entwickelten Gesetze &uuml;ber den Gr&ouml;&szlig;enwechsel von
Preis der Arbeitskraft und Mehrwert in seiner Weise so zusammen, da&szlig;, was
der Besitzrente zuf&auml;llt, dem Arbeitslohn verlorengehn mu&szlig; und umgekehrt,
und reduziert damit die inhaltvollen Marxschen Einzelgesetze auf eine inhaltlose
Tautologie, denn es ist selbstredend, da&szlig; von einer gegebnen, in zwei Teile
zerfallenden Gr&ouml;&szlig;e der eine Teil nicht wachsen kann, ohne da&szlig;
der andre abnimmt. Und so ist es Herrn D&uuml;hring gelungen, die Aneignung der
Marxschen Ideen in einer Weise zu vollziehn, bei der die &raquo;letzte und strengste
Wissenschaftlichkeit im Sinne der exakten Disziplinen&laquo;, wie sie sich in der Marxschen
Entwicklung allerdings findet, vollst&auml;ndig verlorengeht.</P>
<P>Wir k&ouml;nnen also nicht umhin anzunehmen, da&szlig; das auffallende Gepolter,
<A NAME="S204"></A><B>|204|</B> das Herr D&uuml;hring in der &raquo;Kritischen Geschichte&laquo;
&uuml;ber &raquo;Das Kapital&laquo; erhebt, und namentlich der Staub, den er aufwirbelt mit
der famosen Frage, die beim Mehrwert entsteht, und die er besser ungefragt gelassen
h&auml;tte, sintemal sie selbst nicht beantworten kann - da&szlig; das alles nur
Kriegslisten sind, schlaue Man&ouml;ver, um damit das im &raquo;Cursus&laquo; an Marx begangne
grobe Plagiat zu verdecken. Herr D&uuml;hring hatte in der Tat alle Ursache, seine
Leser zu warnen vor der Besch&auml;ftigung mit &raquo;dem Kn&auml;uel, welches von Herrn
Marx Kapital genannt wird&laquo;, vor den Bastarden historischer und logischer Phantastik,
den Hegelschen konfusen Nebelvorstellungen und Flausen usw. Die Venus, vor der
dieser getreue Eckart die deutsche Jugend warnt, hatte er sich selbst zum eignen
Gebrauch aus den Marxschen Gehegen im stillen in Sicherheit gebracht. Gratulieren
wir ihm zu diesem durch die Ausnutzung der Marxschen Arbeitskraft erzielten Reinertrag
und zu dem eigent&uuml;mlichen Licht, den seine Annexion des Marxschen Mehrwerts
unter dem Namen der Besitzrente auf die Motive seiner hartn&auml;ckigen, weil
in zwei Auflagen wiederholten, falschen Behauptung wirft, als verstehe Marx unter
Mehrwert nur den Profit oder Kapitalgewinn.</P>
<P>Und so m&uuml;ssen wir Herrn D&uuml;hrings Leistungen schildern in Herrn D&uuml;hrings
Worten wie folgt:</P>
<P><SMALL>&raquo;Nach der Ansicht des Herrn&laquo; D&uuml;hring &raquo;vertritt der Arbeitslohn
nur die Bezahlung derjenigen Arbeitszeit, welche der Arbeiter wirklich f&uuml;r
die Erm&ouml;glichung der eignen Existenz t&auml;tig ist. Hierzu gen&uuml;gt nur
eine kleinere Anzahl Stunden; der ganze &uuml;brige Teil des oft langgedehnten
Arbeitstags liefert einen &Uuml;berschu&szlig;, in welchem die von unsern Autor
so genannte&laquo; Besitzrente ... &raquo;enthalten ist. Abgesehn von der auf irgendeiner
Stufe der Produktion bereits in den Arbeitsmitteln und relativen Rohstoffen enthaltenen
Arbeitszeit, ist jener &Uuml;berschu&szlig; des Arbeitstags der Anteil des kapitalistischen
Unternehmers. Die Ausdehnung des Arbeitstags ist hiernach reiner Auspressungsgewinn
zugunsten des Kapitalisten. Der giftige Ha&szlig;, mit dem Herr&laquo; D&uuml;hring
&raquo;diese Vorstellungsart des Ausbeutergesch&auml;fts pflegt, ist nur zu begreiflich&laquo;
...</SMALL></P>
<P>Weniger begreiflich dagegen ist, wie er nun wieder zu seinem &raquo;gewaltigeren
Zorn&laquo; kommen will?</P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_IX">IX. Naturgesetze der Wirtschaft. Grundrente</A></H3>
<P>Bisher haben wir beim besten Willen nicht entdecken k&ouml;nnen, wie Herr D&uuml;hring
dazu kommt, auf dem Gebiet der &Ouml;konomie</P>
<P><SMALL>&raquo;<I>mit </I>dem Anspruch auf ein neues, nicht etwa blo&szlig; der Epoche
gen&uuml;gendes, sondern f&uuml;r <I>die Epoche ma&szlig;gebendes System </I>aufzutreten&laquo;.</SMALL></P>
<P><A NAME="S205"><B>|205|</B></A> Was wir aber bei der Gewaltstheorie, bei Wert
und Kapital nicht zu sehn vermochten, vielleicht springt es uns sonnenklar in
die Augen bei Betrachtung der von Herrn D&uuml;hring aufgestellten &raquo;Naturgesetze
der Volkswirtschaft&laquo;. Denn, wie er sich mit gewohnter Neuheit und Sch&auml;rfe
ausdr&uuml;ckt,</P>
<P><SMALL>&raquo;der Triumph der h&ouml;hern Wissenschaftlichkeit besteht darin, &uuml;ber
die blo&szlig;en Beschreibungen und Einteilungen des gleichsam ruhenden Stoffs
zu den lebendigen, die Erzeugung beleuchtenden Einsichten zu gelangen. Die Erkenntnis
der Gesetze ist daher die vollkommenste; denn sie zeigt uns, wie ein Vorgang durch
den andern bedingt wird.&laquo;</SMALL></P>
<P>Gleich das erste Naturgesetz aller Wirtschaft ist speziell von Herrn D&uuml;hring
entdeckt worden.</P>
<P><SMALL> Adam Smith &raquo;hat merkw&uuml;rdigerweise den wichtigsten Faktor aller
wirtschaftlichen Entwicklungen nicht blo&szlig; nicht an die Spitze gestellt,
sondern auch dessen besondre Formulierung ganz unterlassen und auf diese Weise
diejenige Macht, die der modernen europ&auml;ischen Entwicklung ihren Stempel
aufgedr&uuml;ckt hatte, unwillk&uuml;rlich zu einer untergeordneten Rolle herabgew&uuml;rdigt&laquo;.
Dies &raquo;Grundgesetz, welches an die Spitze gestellt werden mu&szlig;, ist dasjenige
der technischen Ausr&uuml;stung, ja man k&ouml;nnte sagen der Bewaffnung der nat&uuml;rlich
gegebnen Wirtschaftskraft des Menschen&laquo;.</SMALL></P>
<P>Dies von Herrn D&uuml;hring entdeckte &raquo;Fundamentalgesetz&laquo; lautet wie folgt:</P>
<P><SMALL>Gesetz Nr. 1. &raquo;Die Produktivit&auml;t der wirtschaftlichen Mittel, Naturh&uuml;lfsquellen
und Menschenkraft, wird <I>durch Erfindungen und Entdeckungen </I>gesteigert.&laquo;</SMALL></P>
<P>Wir staunen. Herr D&uuml;hring behandelt uns ganz wie jener Spa&szlig;vogel
bei Moli&egrave;re den neugebacknen Adligen, dem er die Neuigkeit mitteilt, er
habe sein ganzes Leben lang Prosa gesprochen, ohne es zu wissen. Da&szlig; Erfindungen
und Entdeckungen in manchen F&auml;llen die Produktivkraft der Arbeit steigern
(in sehr vielen F&auml;llen aber auch nicht, wie die massenhafte Archivmakulatur
aller Patent&auml;mter der Welt beweist), das haben wir l&auml;ngst gewu&szlig;t;
da&szlig; diese uralte Trivialit&auml;t aber das Fundamentalgesetz der ganzen
&Ouml;konomie ist - diese Aufkl&auml;rung verdanken wir Herrn D&uuml;hring. Wenn
&raquo;der Triumph der h&ouml;heren Wissenschaftlichkeit&laquo; in der &Ouml;konomie, wie
in der Philosophie, nur darin besteht, dem ersten besten Gemeinplatz einen vollt&ouml;nenden
Namen zu geben, ihn als ein Naturgesetz oder gar Fundamentalgesetz auszuposaunen,
so ist das &raquo;tiefere Grundlegen&laquo; und Umw&auml;lzen der Wissenschaft in der Tat
auch f&uuml;r jedermann, selbst f&uuml;r die Redaktion der Berliner &raquo;Volks-Zeitung&laquo;
m&ouml;glich gemacht. Wir w&auml;ren dann &raquo;in aller Strenge&laquo; gen&ouml;tigt, Herrn
D&uuml;hrings Urteil &uuml;ber Plato auf Herrn D&uuml;hring selbst anzuwenden
wie folgt:</P>
<P><SMALL><B><A NAME="S206">|206|</A></B> &raquo;Wenn indessen so etwas national&ouml;konomische
Weisheit sein soll, so hat sie der Urheber der&laquo; kritischen Grundlegungen &raquo;mit
jeder Person gemein, die &uuml;berhaupt zu einem Gedanken&laquo; - ja sogar blo&szlig;
zu einem Gerede - &raquo;&uuml;ber das auf der Hand Liegende Veranlassung erhielt.&laquo;</SMALL></P>
<P>Wenn wir z.B. sagen: die Tiere fressen, so sprechen wir in unsrer Unschuld
ein gro&szlig;es Wort gelassen aus; denn wir brauchen nur zu sagen, es sei das
Fundamentalgesetz alles Tierlebens, zu fressen, und wir haben die ganze Zoologie
umgew&auml;lzt.</P>
<P><SMALL>Gesetz Nr. 2. Teilung der Arbeit: &raquo;Die Spaltung der Berufszweige und
die Zerlegung der T&auml;tigkeiten erh&ouml;ht die Produktivit&auml;t der Arbeit.&laquo;</SMALL></P>
<P>Soweit dies richtig, ist es seit Adam Smith ebenfalls Gemeinplatz. Wie weit
es richtig, wird sich im dritten Abschnitt zeigen.</P>
<P><SMALL>Gesetz Nr. 3. &raquo;<I>Entfernung und Transport </I>sind die Hauptursachen,
durch welche das Zusammenwirken der produktiven Kr&auml;fte gehemmt und gef&ouml;rdert
wird.&laquo;</SMALL></P>
<P><SMALL>Gesetz Nr. 4. &raquo;Der Industriestaat hat unvergleichlich mehr Bev&ouml;lkerungskapazit&auml;t
als der Ackerbaustaat.&laquo;</SMALL></P>
<P><SMALL>Gesetz Nr. 5. &raquo;In der &Ouml;konomie geschieht nichts ohne ein materielles
Interesse.&laquo;</SMALL></P>
<P>Das sind die &raquo;Naturgesetze&laquo;, auf die Herr D&uuml;hring seine neue &Ouml;konomie
begr&uuml;ndet. Er bleibt seiner, in der Philosophie schon dargestellten Methode
treu. Ein paar, manchmal dazu noch schief ausgedr&uuml;ckte Selbstverst&auml;ndlichkeiten
von trostlosester Landl&auml;ufigkeit bilden die Axiome, die keines Beweises bed&uuml;rfen,
die Fundamentals&auml;tze, die Naturgesetze auch der &Ouml;konomie. Unter dem
Vorwand, den Inhalt dieser Gesetze zu entwickeln, die keinen Inhalt haben, wird
die Gelegenheit benutzt zu einer breiten &ouml;konomischen Kannegie&szlig;erei
&uuml;ber die verschiednen Themata, deren Namen in diesen angeblichen Gesetzen
vorkommen, also &uuml;ber Erfindungen, Teilung der Arbeit, Transportmittel, Bev&ouml;lkerung,
Interesse, Konkurrenz usw., einer Kannegie&szlig;erei, deren platte Allt&auml;glichkeit
gew&uuml;rzt wird nur durch orakelhafte Grandiloquenzen und hier und da durch
schiefe Auffassung oder wichtigtuende Spintisierung &uuml;ber allerlei kasuistische
Subtilit&auml;ten. Dann kommen wir schlie&szlig;lich auf Bodenrente, Kapitalgewinn
und Arbeitslohn, und da wir im Vorhergehenden nur die beiden letztern Aneignungsformen
behandelt, so wollen wir hier zum Schlu&szlig; noch die D&uuml;hringsche Auffassung
der Grundrente kurz untersuchen.</P>
<P>Wir lassen dabei alle Punkte unber&uuml;cksichtigt, in denen Herr D&uuml;hring
blo&szlig; seinen Vorg&auml;nger Carey abschreibt; wir haben es nicht mit Carey
zu tun, auch nicht die Ricardosche Auffassung der Grundrente gegen Careys Verdrehungen
und Torheiten zu verteidigen. Uns geht blo&szlig; Herr D&uuml;hring an, und dieser
definiert die Grundrente als <A NAME="S207"></A></P>
<P><SMALL><B>|207|</B> &raquo;dasjenige Einkommen, welches der Eigent&uuml;mer <I>als
solcher</I> vom Grund und Boden bezieht&laquo;.</SMALL></P>
<P>Den &ouml;konomischen Begriff der Grundrente, den Herr D&uuml;hring erkl&auml;ren
soll, &uuml;bersetzt er kurzerhand ins juristische, so da&szlig; wir nicht kl&uuml;ger
sind als vorher. Unser tieferer Grundleger mu&szlig; sich daher, wohl oder &uuml;bel,
zu weitern Er&ouml;rterungen herbeilassen. Er vergleicht nun die Verpachtung eines
Ackerguts an einen P&auml;chter mit dem Ausleihen eines Kapitals an einen Unternehmer,
findet aber bald, da&szlig; der Vergleich, wie mancher andre, hinkt.</P>
<P><SMALL>Denn, sagt er, &raquo;wollte man die Analogie weiter verfolgen, so m&uuml;&szlig;te
der Gewinn, der dem P&auml;chter nach Abzahlung der Bodenrente &uuml;brigbleibt,
demjenigen Rest des Kapitalgewinns entsprechen, welcher dem Unternehmer, der mit
dem Kapital wirtschaftet, nach Abzug der Zinsen zuf&auml;llt. <I>Man ist aber
nicht gewohnt, </I>die P&auml;chtergewinne als die Haupteink&uuml;nfte und die
Grundrente als einen Rest anzusehn. ... Ein Beweis f&uuml;r diese Verschiedenheit
der Auffassung ist die <I>Tatsache</I>, da&szlig; man in der Lehre von der Bodenrente
den Fall der Selbstbewirtschaftung nicht besonders auszeichnet, und auf die Gr&ouml;&szlig;endifferenz
einer in Form der Pacht und einer selbsterzeugten Rente kein sonderliches Gewicht
legt. <I>Wenigstens hat man sich nicht veranla&szlig;t gefunden, </I>die aus der
Selbstbewirtschaftung hervorgehende Rente derartig zerlegt zu denken, da&szlig;
der eine Bestandteil gleichsam den Zins des Grundst&uuml;cks und der andre den
&Uuml;berschu&szlig;gewinn des Unternehmertums repr&auml;sentierte. Abgesehn von
dem eignen Kapital, welches der P&auml;chter zur Anwendung bringt, <I>scheint
man </I>seinen speziellen <I>Gewinn, meistens </I>f&uuml;r eine Art Arbeitslohn
<I>zu halten. </I>Doch ist es <I>bedenklich</I>, hier&uuml;ber etwas behaupten
zu wollen, da man sich die Frage in dieser Bestimmtheit gar nicht vorgelegt hat.
&Uuml;berall wo es sich um gr&ouml;&szlig;ere Wirtschaften handelt, wird man mit
Leichtigkeit einsehn k&ouml;nnen, da&szlig; es nicht angeht, den spezifischen
P&auml;chtergewinn als Arbeitslohn gelten zu lassen. Dieser Gewinn beruht n&auml;mlich
selbst auf dem Gegensatz gegen die l&auml;ndliche Arbeitskraft, deren Ausnutzung
allein jene Eink&uuml;nfteart m&ouml;glich macht. Es ist offenbar <I>ein St&uuml;ck
Rente</I>, welches in den H&auml;nden des P&auml;chters bleibt, und durch welches
die <I>volle Rente</I>, die bei der Bewirtschaftung durch den Eigent&uuml;mer
erzielt werden w&uuml;rde, verk&uuml;rzt wird.&laquo;</SMALL></P>
<P>Die Theorie von der Bodenrente ist ein spezifisch englisches St&uuml;ck &Ouml;konomie
und mu&szlig;te es sein, weil nur in England eine Produktionsweise bestand, bei
der die Rente sich auch tats&auml;chlich von Profit und Zins abgesondert hatte.
In England herrscht bekanntlich gro&szlig;er Grundbesitz und gro&szlig;e Agrikultur.
Die Grundeigent&uuml;mer verpachten ihre L&auml;ndereien in gro&szlig;en, oft
sehr gro&szlig;en Ackerg&uuml;tern an P&auml;chter, die mit hinreichendem Kapital
zu deren Bewirtschaftung versehen sind und nicht, wie unsre Bauern, selbst arbeiten,
sondern als richtige kapitalistische Unternehmer die Arbeit von Hofgesinde und
Tagl&ouml;hnern verwenden. Hier haben wir <A NAME="S208"></A><B>|208|</B> also
die drei Klassen der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft und das einer jeden eigent&uuml;mliche
Einkommen: den Grundeigent&uuml;mer, der die Grundrente, den Kapitalisten, der
den Profit, und den Arbeiter, der den Arbeitslohn bezieht. Nie ist es einem englischen
&Ouml;konomen eingefallen, den Gewinn des P&auml;chters, wie dies Herrn D&uuml;hring
<I>scheint</I>, f&uuml;r eine Art Arbeitslohn zu halten; noch viel weniger konnte
es f&uuml;r ihn <I>bedenklich</I> sein, zu behaupten, des P&auml;chters Profit
sei das, was er unbestreitbar, augenscheinlich und handgreiflich ist, n&auml;mlich
Kapitalprofit. Es ist gradezu l&auml;cherlich, wenn es hier hei&szlig;t, man habe
sich die Frage, was der P&auml;chtergewinn eigentlich sei, in dieser Bestimmtheit
gar nicht vorgelegt. In England braucht man sich diese Frage gar nicht erst vorzulegen,
die Frage wie die Antwort liegen seit lange vor in den Tatsachen selbst, und es
hat dar&uuml;ber seit Adam Smith nie ein Zweifel bestanden.</P>
<P>Der Fall der Selbstbewirtschaftung, wie Herr D&uuml;hring es nennt, oder vielmehr
der Bewirtschaftung durch Verwalter f&uuml;r Rechnung des Grundbesitzers, wie
er in der Wirklichkeit in Deutschland sich mehrentells ereignet, &auml;ndert nichts
an der Sache. Wenn der Grundbesitzer auch das Kapital liefert und f&uuml;r eigne
Rechnung wirtschaften l&auml;&szlig;t, so steckt er au&szlig;er der Grundrente
noch den Kapitalprofit in die Tasche, wie das nach der heutigen Produktionsweise
sich von selbst versteht und gar nicht anders sein kann. Und wenn Herr D&uuml;hring
behauptet, man habe sich bisher nicht veranla&szlig;t gefunden, die aus der Selbstbewirtschaftung
hervorgehende Rente (soll hei&szlig;en Revenue) zerlegt zu denken, so ist das
einfach nicht wahr und beweist im besten Fall nur wieder seine eigne Unwissenheit.
Zum Beispiel:</P>
<P><SMALL>&raquo;Das Einkommen, das sich aus Arbeit herleitet, hei&szlig;t Arbeitslohn;
dasjenige, welches jemand aus der Anwendung von Kapital herleitet, hei&szlig;t
Profit ... das Einkommen, das ausschlie&szlig;lich aus dem Boden entspringt, wird
Rente genannt und geh&ouml;rt dem Grundbesitzer. ... Wenn diese verschiednen Arten
von Einkommen verschiednen Personen zufallen, sind sie leicht zu unterscheiden;
fallen sie aber derselben Person zu, so werden sie wenigstens in der allt&auml;glichen
Sprache h&auml;ufig durcheinandergeworfen. Ein Grundbesitzer, der einen Teil seines
eignen Boden <I>selbst bewirtschaftet</I>, sollte nach Abzug der Bewirtschaftungskosten
<I>sowohl die Rente des Grundbesitzers wie den Profit des P&auml;chters erhalten.
</I>|Hervorhebungen von Engels| Er wird aber leicht, in der gew&ouml;hnlichen
Sprache wenigstens, seinen ganzen Gewinn Profit nennen und so die Rente mit dem
Profit zusammenwerfen. Die Mehrzahl unsrer nordamerikanischen und westindischen
Pflanzer sind in dieser Lage; die meisten bebauen ihre eignen Besitzungen, und
so h&ouml;ren wir selten von der Rente einer Pflanzung, wohl aber von dem Profit,
den sie abwirft ... Ein G&auml;rtner, der seinen <A NAME="S209"></A><B>|209|</B>
eignen Garten eigenh&auml;ndig bebaut, ist in einer Person Grundbesitzer, P&auml;chter
und Arbeiter. Sein Produkt sollte ihm daher die Rente des ersten, den Profit des
zweiten und den Lohn des dritten zahlen. Das Ganze gilt aber gew&ouml;hnlich als
sein Arbeitsverdienst; Rente und Profit werden hier also zusammengeworfen mit
dem Arbeitslohn.&laquo;</SMALL></P>
<P>Diese Stelle steht im 6. Kapitel des ersten Buchs von <I>Adam Smith</I>. Der
Fall der Selbstbewirtschaftung ist also schon vor hundert Jahren untersucht, und
die Bedenklichkeiten und Unsicherheiten, die Herrn D&uuml;hring hier soviel Kummer
machen, entspringen lediglich aus seiner eignen Unwissenheit.</P>
<P>Zuletzt rettet er sich aus der Verlegenheit durch einen k&uuml;hnen Griff:</P>
<P><SMALL>Der P&auml;chtergewinn beruht auf Ausbeutung der &raquo;l&auml;ndlichen Arbeitskraft&laquo;
und ist daher offenbar ein &raquo;St&uuml;ck Rente&laquo;, um welches die &raquo;volle Rente&laquo;, die
eigentlich in die Tasche des Grundbesitzers flie&szlig;en sollte, &raquo;verk&uuml;rzt
wird&laquo;.</SMALL></P>
<P>Hiermit erfahren wir zweierlei. Erstens, da&szlig; der P&auml;chter die Rente
des Grundbesitzers &raquo;verk&uuml;rzt&laquo;, so da&szlig; also bei Herrn D&uuml;hring nicht,
wie man sich bisher vorgestellt hatte, es der P&auml;chter ist, welcher dem Grundbesitzer,
sondern der <I>Grundbesitzer</I>, welcher<I> dem P&auml;chter Rente zahlt</I>
- allerdings eine &raquo;von Grund aus eigent&uuml;mliche Anschauung&laquo;. Und zweitens
erfahren wir endlich, was Herr D&uuml;hring sich unter Grundrente vorstellt; n&auml;mlich
das ganze bei der Ausbeutung der l&auml;ndlichen Arbeit im Ackerbau erzielte Mehrprodukt.
Da dies Mehrprodukt aber in der bisherigen &Ouml;konomie - einige Vulg&auml;r&ouml;konomen
etwa ausgenommen - in Grundrente und Kapitalprofit zerf&auml;llt, so haben wir
zu konstatieren, da&szlig; auch von der Grundrente Herr D&uuml;hring &raquo;nicht den
gemeing&uuml;ltigen Begriff hegt&laquo;.</P>
<P>Also Grundrente und Kapitalgewinn unterscheiden sich nach Herrn D&uuml;hring
nur dadurch, da&szlig; die erstere im Ackerbau erwirkt wird und der andre in der
Industrie oder im Handel. Zu dieser unkritischen und verworrnen Vorstellungsweise
gelangt Herr D&uuml;hring mit Notwendigkeit. Wir sahen, da&szlig; er von der &raquo;wahren
historischen Auffassung&laquo; ausging, wonach die Herrschaft &uuml;ber den Boden nur
vermittelst der Herrschaft &uuml;ber den Menschen begr&uuml;ndet sei. Sobald also
Boden vermittelst irgendeiner Form von Knechtsarbeit bebaut wird, entsteht ein
&Uuml;berschu&szlig; f&uuml;r den Grundherrn, und dieser &Uuml;berschu&szlig;
ist eben die Rente, wie der &Uuml;berschu&szlig; des Arbeitsprodukts &uuml;ber
den Arbeitsgewinn in der Industrie der Kapitalgewinn ist.</P>
<P><SMALL>&raquo;Auf diese Weise ist klar, da&szlig; die Bodenrente zu jeder Zeit und
&uuml;berall da in erheblichem Ma&szlig; existiert, wo die Ackerkultur vermittelst
irgendeiner der Unterwerfungsformen der Arbeit betrieben wird.&laquo;</SMALL></P>
<P><B><A NAME="S210">|210|</A></B> Bei dieser Darstellung der Rente, als des gesamten
beim Ackerbau erzielten Mehrprodukts, kommt ihm nun einerseits der englische P&auml;chterprofit
und andrerseits die von diesem entlehnte, in der ganzen klassischen &Ouml;konomie
g&uuml;ltige Teilung jenes Mehrprodukts in Grundrente und P&auml;chterprofit,
und damit die <I>reine</I> pr&auml;zise Fassung der Rente, quer in den Weg. Was
tut Herr D&uuml;hring? Er stellt sich, als kenne er von der Einteilung des Ackerbau-Mehrprodukts
in P&auml;chterprofit und Grundrente, also von der ganzen Rententheorie der klassischen
&Ouml;konomie kein Sterbensw&ouml;rtchen; als sei in der gesamten &Ouml;konomie
die Frage, was der P&auml;chterprofit eigentlich sei, noch gar nicht &raquo;in dieser
Bestimmtheit&laquo; gestellt worden; als handle es sich um einen ganz unerforschten
Gegenstand, &uuml;ber den nichts bekannt ist als Schein und Bedenklichkeiten.
Und er fl&uuml;chtet aus dem fatalen England, wo das Mehrprodukt des Ackerbaus
ganz ohne Zutun irgendwelcher theoretischen Schule so erbarmungslos zerteilt ist
in seine Bestandteile: Grundrente und Kapitalprofit, nach seinem vielgeliebten
Geltungsbereich des preu&szlig;ischen Landrechts, wo die Selbstbewirtschaftung
in voller patriarchalischer Bl&uuml;te steht, wo &raquo;der Gutsbesitzer unter Rente
die Eink&uuml;nfte von seinen Grundst&uuml;cken versteht&laquo; und die Ansicht der
Herren Junker &uuml;ber die Rente noch mit dem Anspruch auftritt, f&uuml;r die
Wissenschaft ma&szlig;gebend zu sein, wo also Herr D&uuml;hring noch hoffen kann,
mit seiner Begriffsverwirrung &uuml;ber Rente und Profit durchzuschl&uuml;pfen
und sogar Glauben zu finden f&uuml;r seine neueste Entdeckung, da&szlig; die Grundrente
gezahlt werde nicht vom P&auml;chter an den Grundbesitzer, sondern vom Grundbesitzer
an den P&auml;chter.</P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_X">X. Aus der &raquo;Kritischen Geschichte&laquo;</A></H3>
<P>Werfen wir schlie&szlig;lich noch einen Blick auf die &raquo;Kritische Geschichte
der National&ouml;konomie&laquo;, auf &raquo;dieses Unternehmen&laquo; des Herrn D&uuml;hring, da&szlig;,
wie er sagt, &raquo;ganz ohne Vorg&auml;nger ist&laquo;. Vielleicht begegnen wir hier endlich
der vielversprochenen letzten und strengsten Wissenschaftlichkeit.</P>
<P>Herr D&uuml;hring macht viel Aufhebens von dem Fund, da&szlig;</P>
<P><SMALL>die &raquo;Wirtschaftslehre&laquo; eine &raquo;enorm moderne Erscheinung ist&laquo; (Seite 12).</SMALL></P>
<P>in der Tat hei&szlig;t's bei Marx im &raquo;Kapital&laquo;: &raquo;Die politische &Ouml;konomie
... als eigne Wissenschaft, kommt erst, in der Manufakturperiode auf&laquo;, |siehe
Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_356.htm#S386">Bd.
23, S. 386</A>| und in: &raquo;Zur Kritik der Politischen &Ouml;konomie&laquo;, Seite 29,
da&szlig; &raquo;die klassische politische &Ouml;konomie ... in England mit William
Petty, in Frankreich mit <A NAME="S213"></A><B>|213|</B> Boisguillebert beginnt,
in England mit Ricardo, in Frankreich mit Sismondi abschlie&szlig;t |siehe Karl
Marx, &raquo;Zur Kritik der Politischen &Ouml;konomie&laquo;, in: Karl Marx/Friedrich Engels:
Werke, <A HREF="../me13/me13_015.htm#S37">Bd. 13, S. 37</A>|. Herr D&uuml;hring
folgt diesem ihm vorgeschriebnen Gang, nur da&szlig; ihm die <I>h&ouml;here </I>&Ouml;konomie
erst beginnt mit den kl&auml;glichen Aborten, welche die b&uuml;rgerliche Wissenschaft
nach Ablauf ihrer klassischen Periode zutage gef&ouml;rdert hat. Dahingegen triumphiert
er mit vollstem Recht am Schlu&szlig; seiner Einleitung:</P>
<P><SMALL>&raquo;Wenn aber schon dieses Unternehmen in seinen &auml;u&szlig;erlich wahrnehmbaren
Eigent&uuml;mlichkeiten und in der neuern H&auml;lfte seines Inhalts ganz ohne
Vorg&auml;nger ist, so geh&ouml;rt es mir noch viel mehr seinen innern kritischen
Gesichtspunkten und seinem allgemeinen Standpunkt nach eigent&uuml;mlich an&laquo; (Seite
9).</SMALL></P>
<P>Er h&auml;tte in der Tat nach beiden, &auml;u&szlig;erlichen und innerlichen
Seiten hin sein &raquo;Unternehmen&laquo; (der industrielle Ausdruck ist nicht &uuml;bel gew&auml;hlt)
annoncieren k&ouml;nnen als: Der Einzige und sein Eigentum.</P>
<P>Da die politische &Ouml;konomie, wie sie geschichtlich aufgetreten, in der
Tat nichts ist als die wissenschaftliche Einsicht in die &Ouml;konomie der kapitalistischen
Produktionsperiode, so k&ouml;nnen darauf bez&uuml;gliche S&auml;tze und Theoreme,
z.B. bei den Schriftstellern der alten griechischen Gesellschaft, nur soweit vorkommen,
wie gewisse Erscheinungen: Warenproduktion, Handel, Geld, zinstragendes Kapital
usw., beiden Gesellschaften gemeinsam sind. Soweit die Griechen gelegentliche
Streifz&uuml;ge in dies Gebiet machen, zeigen sie dieselbe Genialit&auml;t und
Originalit&auml;t wie auf allen andern Gebieten. Ihre Anschauungen bilden daher
geschichtlich die theoretischen Ausgangspunkte der modernen Wissenschaft. H&ouml;ren
wir nun den weltgeschichtlichen Herrn D&uuml;hring.</P>
<P><SMALL>&raquo;Hiernach h&auml;tten wir in bezug auf wissenschaftliche Wirtschaftstheorie
vom Altertum eigentlich gar nichts Positives zu berichten, und das g&auml;nzlich
unwissenschaftliche Mittelalter bietet dazu&laquo; (dazu, <I>nichts</I> zu berichten!)
&raquo;noch weit weniger Veranlassung. Da jedoch die den Schein der Gelehrsamkeit eitel
zur Schau tragende Manier ... den reinen Charakter der modernen Wissenschaft verunziert
hat, so m&uuml;ssen zur Notiznahme wenigstens einige Beispiele beigebracht werden.&laquo;</SMALL></P>
<P>Und Herr D&uuml;hring bringt dann Beispiele einer Kritik bei, die sich in der
Tat auch vom &raquo;Schein der Gelehrsamkeit&laquo; frei h&auml;lt.</P>
<P>Des Aristoteles' Satz, da&szlig;</P>
<P><SMALL>&raquo;zweifach ist der Gebrauch jedes Guts - der eine ist dem Ding als solchem
eigen, der andre nicht, wie einer Sandale, zur Beschuhung zu dienen und austauschbar
zu sein; beides sind Gebrauchsweisen der Sandale, denn auch, wer die Sandale gegen
das ihm <A NAME="S214"></A><B>|214|</B> Mangelnde, Geld oder Nahrung, austauscht,
benutzt die Sandale als Sandale; aber nicht in ihrer nat&uuml;rlichen Gebrauchsweise,
denn sie ist nicht des Austausches wegen da&laquo; -</SMALL></P>
<P>dieser Satz ist nach Herrn D&uuml;hring &raquo;nicht nur in recht trivialer und verschulter
Art ausgesprochen&laquo;. Sondern die, welche hierin eine &raquo;Unterscheidung zwischen Gebrauchswert
und Tauschwert&laquo; finden, verfallen au&szlig;erdem noch dem &raquo;Humor&laquo;, zu vergessen,
da&szlig; &raquo;in allerj&uuml;ngster Zeit&laquo; und &raquo;im Rahmen des am meisten fortgeschrittenen
Systems&laquo;, nat&uuml;rlich dem des Herrn D&uuml;hring selbst, Gebrauchswert und
Tauschwert alle geworden sind.</P>
<P><SMALL>&raquo;In Platos Schriften &uuml;ber den Staat hat man ... auch das moderne
Kapitel von der volkswirtschaftlichen Arbeitsteilung finden wollen.&laquo;</SMALL></P>
<P>Dies soll wohl auf die Stelle im &raquo;Kapital&laquo;, Kapitel XII, 5, Seite 369 der dritten
Auflage gehn, wo aber vielmehr umgekehrt die Ansicht des klassischen Altertums
von der Teilung der Arbeit als im strengsten Gegensatz zu der modernen nachgewiesen
wird |siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke,
<A HREF="../me23/me23_356.htm#S387">Bd. 23, S. 387/388</A>|. - Nasenr&uuml;mpfen
und weiter nichts, von seiten Herrn D&uuml;hrings, verdient Platos f&uuml;r seine
Zeit geniale Darstellung der Teilung der Arbeit als naturw&uuml;chsiger Grundlage
der Stadt (die f&uuml;r den Griechen identisch war mit dem Staat), und zwar, weil
er nicht - wohl aber der Grieche Xenophon, Herr D&uuml;hring! - die &raquo;Grenze&laquo; erw&auml;hnt,</P>
<P><SMALL>&raquo;welche der jeweilige Umfang des Markts f&uuml;r die weitere Verzweigung
der Berufsarten und die technische Zerlegung der Spezialoperationen setzt - die
Vorstellung von dieser Grenze ist erst diejenige Erkenntnis, mit welcher die sonst
kaum wissenschaftlich zu nennende Idee zu einer &ouml;konomisch erheblichen Wahrheit
wird&laquo;.</SMALL></P>
<P>Der von Herrn D&uuml;hring so sehr verschm&auml;hte &raquo;Professor&laquo; Roscher hat
in der Tat diese &raquo;Grenze&laquo; gezogen, bei der die Idee der Teilung der Arbeit erst
&raquo;wissenschaftlich&laquo; werden soll, und deshalb Adam Smith ausdr&uuml;cklich zum Entdecker
des Gesetzes der Teilung der Arbeit gemacht. In einer Gesellschaft, wo die Warenproduktion
die herrschende Weise der Produktion ist, ist &raquo;der Markt&laquo; - um auch einmal in
Herrn D&uuml;hrings Manier zu reden - eine unter den &raquo;Gesch&auml;ftsleuten&laquo; sehr
bekannte &raquo;Grenze&laquo; gewesen. Es geh&ouml;rt aber mehr als &raquo;das Wissen und der Instinkt
der Routine&laquo; dazu, um einzusehen, da&szlig; nicht der Markt die kapitalistische
Teilung der Arbeit schuf, sondern umgekehrt die Zersetzung fr&uuml;herer gesellschaftlicher
Zusammenh&auml;nge und die daraus erfolgende Teilung der Arbeit den Markt schufen.
(Siehe &raquo;Kapital&laquo;, I, Kapitel XXIV, 5: Herstellung des innern Marktes f&uuml;r
das industrielle Kapital. |Siehe Karl Marx, &raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich
Engels: Werke, <A HREF="../me23/me23_741.htm#S773">Bd. 23, S. 773/777</A>|)</P>
<P><SMALL><B><A NAME="S215">|215|</A></B> &raquo;Die Rolle des Geldes ist zu allen Zeiten
die erste Hauptanregung zu wirtschaftlichen (!) Gedanken gewesen. Was wu&szlig;te
aber ein Aristoteles von dieser Rolle? Offenbar nichts weiter, als was in der
Vorstellung liegt, da&szlig; der Austausch durch Vermittlung des Geldes dem Naturalaustausch
gefolgt sei.&laquo;</SMALL></P>
<P>Wenn &raquo;ein&laquo; Aristoteles sich aber herausnimmt, die zwei verschiednen <I>Zirkulationsformen</I>
des Geldes zu entdecken, die eine, worin es als blo&szlig;es Zirkulationsmittel,
die andre, worin es als Geldkapital t&auml;tig ist,</P>
<P><SMALL>so dr&uuml;ckt er hiermit, nach Herrn D&uuml;hring, &raquo;nur eine moralische
Antipathie aus&laquo;.</SMALL></P>
<P>Wenn &raquo;ein&laquo; Aristoteles sich gar vermi&szlig;t, das Geld in seiner &raquo;Rolle&laquo; als
<I>Wertma&szlig;</I> analysieren zu wollen, und in der Tat dies f&uuml;r die Lehre
vom Gelde so entscheidende Problem richtig stellt, so schweigt &raquo;ein&laquo; D&uuml;hring,
und zwar aus guten Geheimgr&uuml;nden, lieber ganz &uuml;ber solch unerlaubte
Verwegenheit.</P>
<P>Schlu&szlig;resultat: Im Spiegelbild der D&uuml;hringschen &raquo;Notiznahme&laquo; besitzt
das griechische Altertum in der Tat nur &raquo;ganz gew&ouml;hnliche Ideen&laquo; (Seite 25),
wenn derartige &raquo;Niaiserie&laquo; (Seite 19) &uuml;berhaupt noch etwas mit Ideen, gew&ouml;hnlichen
oder ungew&ouml;hnlichen, gemein hat.</P>
<P>Das Kapitel des Herrn D&uuml;hring &uuml;ber den Merkantilismus liest man besser
im &raquo;Original&laquo;, das hei&szlig;t bei F. List, &raquo;Nationales System&laquo;, Kapitel 29: &raquo;Das
Industriesystem, von der Schule f&auml;lschlich Merkantilsystem genannt.&laquo; Wie
sorgf&auml;ltig auch hier Herr D&uuml;hring jeden &raquo;Schein der Gelehrsamkeit&laquo; zu
vermeiden wei&szlig;, zeigt unter anderm folgendes:</P>
<P>List, Kapitel 28, &raquo;Die italienischen National&ouml;konomen&laquo;, sagt:</P>
<P><SMALL>&raquo;Allen modernen Nationen ist Italien vorausgegangen, wie in der Praxis,
so in der Theorie der politischen &Ouml;konomie&laquo;,</SMALL></P>
<P>und erw&auml;hnt dann als</P>
<P><SMALL> &raquo;das erste &uuml;ber politische &Ouml;konomie insbesondere in Italien
geschriebne Werk die Schrift von Antonio Serra aus Neapel &uuml;ber die Mittel,
den K&ouml;nigreichen einen &Uuml;berflu&szlig; an Gold und Silber zu verschaffen
(1613).</SMALL></P>
<P>Herr D&uuml;hring nimmt dies getrost an und kann demgem&auml;&szlig; Serras
&raquo;Breve trattato&laquo; </P>
<P><SMALL>&raquo;als eine Art Inschrift am Eingang der neuern Vorgeschichte der &Ouml;konomie
betrachten&laquo;.</SMALL></P>
<P>Auf dies &raquo;belletristische M&auml;tzchen&laquo; beschr&auml;nkt sich in der Tat seine
Betrachtung des &raquo;Breve trattato&laquo;. Ungl&uuml;cklicherweise trug sich in der Wirklichkeit
die Sache anders zu und erschien 1609, also vier Jahre vor dem &raquo;Breve trattato&laquo;,
Thomas Muns &raquo;A Discurse of Trade etc.&laquo; Diese Schrift hat gleich in ihrer ersten
Ausgabe die spezifische Bedeutung, da&szlig; sie gegen <A NAME="S216"></A><B>|216|</B>
das urspr&uuml;ngliche, damals noch als Staatspraxis in England verteidigte <I>Monetarsystem
</I>gerichtet ist, also die bewu&szlig;te <I>Selbstscheidung </I>des Merkantilsystems
von seinem Muttersystem darstellt. Bereits in ihrer ersten Form erlebte die Schrift
mehrere Auflagen und &uuml;bte direkten Einflu&szlig; auf die Gesetzgebung aus.
In der vorn Verfasser g&auml;nzlich umgearbeiteten und nach seinem Tod erschienenen
Auflage von 1664: &raquo;Englands Treasure etc.&laquo; blieb sie f&uuml;r weitere hundert
Jahre merkantilistisches Evangelium. Hat der Merkantilismus also ein epochemachendes
Werk &raquo;als eine Art Inschrift am Eingang&laquo; so ist es dieses, und eben darum existiert
es ganz und gar nicht f&uuml;r Herrn D&uuml;hrings &raquo;die Rangverh&auml;ltnisse
sehr sorgf&auml;ltig beobachtende Geschichte&laquo;.</P>
<P>Von dem Begr&uuml;nder der modernen politischen &Ouml;konomie, Petty, teilt
Herr D&uuml;hring uns mit, da&szlig; er</P>
<P><SMALL>&raquo;ein ziemliches Ma&szlig; leichtfertiger Denkungsart&laquo; besa&szlig;, ferner
&raquo;Abwesenheit des Sinnes f&uuml;r die innern und feinern Unterscheidungen der Begriffe&laquo;
... eine &raquo;Versatilit&auml;t, die vieles kennt, aber von dem einen zum andern leichten
Fu&szlig;es &uuml;bergeht, ohne in irgendeinem Gedanken tieferer Art Wurzel zu
schlagen&laquo; ... er &raquo;verf&auml;hrt in volkswirtschaftlicher Beziehung noch sehr roh&laquo;
und &raquo;gelangt zu Naivet&auml;ten, deren Kontrast ... den ernsteren Denker auch
wohl einmal unterhalten kann&laquo;.</SMALL></P>
<P>Welche nicht zu &uuml;bersch&auml;tzende Herablassung also, wenn der &raquo;ernstere
Denker&laquo; Herr D&uuml;hring &uuml;berhaupt von &raquo;einem Petty&laquo; Notiz zu nehmen geruht!
Und wie nimmt er von ihm Notiz?</P>
<P>Pettys S&auml;tze &uuml;ber</P>
<P><SMALL>&raquo;die Arbeit und sogar die Arbeitszeit als Wertma&szlig;, wovon sich
bei ihm ... unvollkommne Spuren vorfinden&laquo;,</SMALL></P>
<P>werden au&szlig;er in diesem Satz gar nicht weiter erw&auml;hnt. Unvollkommne
Spuren. In seinem &raquo;Treatise on Taxes and Contributions&laquo; (erste Ausgabe 1662) gibt
Petty eine vollkommen klare und richtige Analyse der Wertgr&ouml;&szlig;e der
Waren. Indem er sie zun&auml;chst veranschaulicht an dem Gleichwert von edlen
Metallen und Korn, welche gleich viel Arbeit kosten, sagt er das erste und letzte
&raquo;theoretische&laquo; Wort &uuml;ber den Wert der edlen Metalle. Aber er spricht auch
bestimmt und allgemein aus, da&szlig; die Warenwerte durch <I>gleiche Arbeit </I>(equal
labour) gemessen werden. Er wendet seine Entdeckung auf die L&ouml;sung verschiedner,
zum Teil sehr verwickelter Probleme an, und zieht stellenweis bei verschiednen
Gelegenheiten und in verschiednen Schriften, auch wo der Hauptsatz nicht wiederholt
wird, wichtige Konsequenzen aus demselben. Aber er sagt auch gleich in seiner
ersten Schrift:</P>
<P><SMALL><B><A NAME="S217">|217|</A></B> &raquo;Dies&laquo; (die Sch&auml;tzung durch gleiche
Arbeit) &raquo;behaupte ich, ist <I>die Grundlage der Ausgleichung und Abw&auml;gung
der Werte </I>|Hervorhebung von Marx|; jedoch in dem &Uuml;berbau und der praktischen
Anwendung davon, gestehe ich, gibt es viel Mannigfaltiges und Verwickeltes.&laquo;</SMALL></P>
<P>Petty ist sich also ebensosehr der Wichtigkeit seines Fundes bewu&szlig;t,
wie der Schwierigkeit seiner Detailausnutzung. Er versucht daher auch einen andern
Weg zu gewissen Detailzwecken.</P>
<P><SMALL>Es soll n&auml;mlich ein nat&uuml;rliches Gleichheitsverh&auml;ltnis
(a natural Par) zwischen Boden und Arbeit gefunden werden, so da&szlig; man den
Wert beliebig &raquo;in jedem der beiden oder noch besser in beiden&laquo; ausdr&uuml;cken
kann.</SMALL></P>
<P>Der Irrweg selbst ist genial.</P>
<P>Herr D&uuml;hring macht zu Pettys Werttheorie die scharfgedachte Bemerkung:</P>
<P><SMALL>&raquo;H&auml;tte er selbst sch&auml;rfer gedacht, so w&uuml;rde es gar nicht
m&ouml;glich sein, da&szlig; sich an andern Orten Spuren einer entgegengesetzten
Auffassung vorf&auml;nden, an welche schon vorher erinnert worden&laquo;;</SMALL></P>
<P>das hei&szlig;t wovon &raquo;vorher&laquo; nichts erw&auml;hnt worden ist, au&szlig;er
da&szlig; die &raquo;Spuren&laquo; - &raquo;unvollkommen&laquo; sind. Es ist dies eine sehr charakteristische
Manier des Herrn D&uuml;hring, &raquo;vorher&laquo; auf etwas mit einer inhaltslosen Phrase
anzuspielen, um &raquo;hinterher&laquo; den Leser glauben zu machen, er habe schon &raquo;vorher&laquo;
Kenntnis von der Hauptsache erhalten, &uuml;ber die besagter Verfasser tats&auml;chlich
vorher und hinterher hinwegschl&uuml;pft.</P>
<P>Nun finden sich bei Adam Smith nicht nur &raquo;Spuren&laquo; von &raquo;entgegengesetzten Auffassungen&laquo;
&uuml;ber den Wertbegriff, und nicht nur zwei, sondern sogar drei, und ganz genau
genommen, sogar vier kra&szlig; entgegengesetzte Ansichten &uuml;ber den Wert,
die gem&uuml;tlich neben- und untereinanderlaufen. Was aber naturgem&auml;&szlig;
bei dem Grundleger der politischen &Ouml;konomie, der notwendig tastet, experimentiert,
mit einem erst sich gestaltenden Ideenchaos ringt, das kann befremdlich erscheinen
bei einem Schriftsteller, der mehr als anderthalbhundertj&auml;hrige Forschungen
sichtend zusammenfa&szlig;t, nachdem deren Resultate aus den B&uuml;chern zum
Teil schon in das allgemeine Bewu&szlig;tsein &uuml;bergegangen sind. Und, um
vom Gro&szlig;en aufs Kleine zu kommen: wie wir sahen, gibt uns Herr D&uuml;hring
selbst ebenfalls f&uuml;nf verschiedne Arten von Wert zur gef&auml;lligen Auswahl,
und mit ihnen ebensoviel entgegengesetzte Auffassungen. Allerdings, &raquo;h&auml;tte
er selbst sch&auml;rfer gedacht&laquo;, so w&uuml;rde er nicht soviel M&uuml;he gebraucht
haben, seine <A NAME="S218"></A><B>|218|</B> Leser aus der vollkommen klaren Pettyschen
Auffassung des Werts zur&uuml;ckzuwerfen in die &auml;u&szlig;erste Konfusion.</P>
<P>Eine ganz abgerundete, aus einem St&uuml;ck gegossene Arbeit Pettys ist sein
&raquo;Quantulumcunque concerning Money&laquo;, 1682 publiziert, zehn Jahre nach seiner &raquo;Anatomy
of Ireland&laquo; (diese erschien &raquo;zuerst&laquo; 1672 und nicht 1691, wie Herr D&uuml;hring
den &raquo;gangbarsten Lehrbuchkompilationen&laquo; nach schreibt). Die letzten Spuren merkantilistischer
Anschauungen, die man in andern Schriften von ihm antrifft, sind hier v&ouml;llig
verschwunden. Es ist ein kleines Meisterwerk nach Inhalt und Form und figuriert
eben deswegen auch nicht einmal dem Namen nach bei Herrn D&uuml;hring. Es ist
ganz in der Ordnung, da&szlig; gegen&uuml;ber dem genialsten und originellsten
&ouml;konomischen Forscher eine gespreizte schulmeisterliche Mittelm&auml;&szlig;igkeit
nur ihr knurriges Mi&szlig;vergn&uuml;gen kundtun, nur &Auml;rgernis daran nehmen
kann, da&szlig; die theoretischen Lichtfunken nicht in Reih und Glied als fertige
&raquo;Axiome&laquo; einherstolzieren, vielmehr zerstreut aus der Vertiefung &raquo;rohen&laquo; praktischen
Materials, z.B. der Steuern, hervorspringen.</P>
<P>Wie mit Pettys eigentlich &ouml;konomischen Arbeiten, verf&auml;hrt Herr D&uuml;hring
mit dessen Gr&uuml;ndung der &raquo;Politischen Arithmetik&laquo;, vulgo Statistik. H&auml;misches
Achselzucken &uuml;ber die Absonderlichkeit der von Petty angewandten Methoden!
Angesichts der grotesken Methoden, die selbst Lavoisier noch hundert Jahre sp&auml;ter
auf diesem Gebiet anwandte, angesichts des gro&szlig;en Abstands noch der heutigen
Statistik von dem Ziel, das Petty ihr in gewaltigen Z&uuml;gen vorgezeichnet hatte,
erscheint solch selbstgef&auml;lliges Besserwissen, zwei Jahrhunderte post festum,
in unverbl&uuml;mter Albernheit.</P>
<P>Die bedeutendsten Ideen Pettys, wovon in dem &raquo;Unternehmen&laquo; des Herrn D&uuml;hring
blutwenig bemerkbar, sind nach letzterem nur lose Einf&auml;lle, Gedankenzuf&auml;lligkeiten,
gelegentliche &Auml;u&szlig;erungen, denen man erst in unsrer Zeit vermittelst
aus dem Zusammenhang herausgerissener Zitate eine ihnen an und f&uuml;r sich gar
nicht innewohnende Bedeutung verleiht, die also auch in der <I>wirklichen</I>
Geschichte der politischen &Ouml;konomie keine Rolle spielen, sondern nur in modernen
B&uuml;chern unterhalb des Niveaus der wurzelhaften Kritik und der &raquo;Geschichtschreibung
gro&szlig;en Stils&laquo; des Herrn D&uuml;hring. Er scheint bei seinem &raquo;Unternehmen&laquo;
einen k&ouml;hlergl&auml;ubigen Kreis von Lesern im Auge gehabt zu haben, der
sich beileibe nicht untersteht, die Probe auf die Behauptung zu verlangen. Wir
kommen gleich hierauf zur&uuml;ck (bei Locke und North), m&uuml;ssen aber zun&auml;chst
im Vor&uuml;bergehn Boisguillebert und Law uns ansehn.</P>
<P>Mit Bezug auf erstern heben wir den einzigen Herrn D&uuml;hring geh&ouml;rigen
Fund heraus. Er hat einen fr&uuml;her vermi&szlig;ten Zusammenhang zwischen <A NAME="S219"></A><B>|219|</B>
Boisguillebert und Law entdeckt. Boisguillebert behauptet n&auml;mlich, die edlen
Metalle k&ouml;nnten in den normalen Geldfunktionen, die sie innerhalb der Warenzirkulation
<A NAME="ZT4"></A><A HREF="me20_136.htm#T4"><SPAN class="top">{4}</SPAN></A> vollziehn, durch Kreditgeld
(un morceau de papier) ersetzt werden. Law dagegen bildet sich ein, eine beliebige
&raquo;Vermehrung&laquo; dieser &raquo;Papierst&uuml;ckchen&laquo; vermehre den Reichtum einer Nation.
Daraus folgt f&uuml;r Herrn D&uuml;hring, da&szlig; Boisguilleberts</P>
<P><SMALL>&raquo;Wendung schon eine neue Wendung des Merkantilismus in sich barg&laquo; -</SMALL></P>
<P>mit andern Worten schon den Law. Dies wird folgenderma&szlig;en sonnenklar
bewiesen:</P>
<P><SMALL>&raquo;Es kam <I>nur</I> darauf an, den 'einfachen Papierst&uuml;ckchen' dieselbe
Rolle anzuweisen, welche die edlen Metalle hatten spielen <I>sollen</I>, und es
war hiermit sofort eine Metamorphose des Merkantilismus vollzogen.&laquo;</SMALL></P>
<P>In derselben Weise kann man sofort die Metamorphose von Onkel in Tante vollziehn.
Zwar setzt Herr D&uuml;hring beschwichtigend hinzu:</P>
<P><SMALL>&raquo;Allerdings hatte Boisguillebert nicht eine solche Absicht.&laquo;</SMALL></P>
<P>Aber, ins Teufels Namen, wie konnte er die Absicht haben, seine eigne rationalistische
Anschauung von der Geldrolle der edlen Metalle deshalb durch die abergl&auml;ubische
der Merkantilisten zu ersetzen, weil nach ihm die edlen Metalle in jener Rolle
durch Papier ersetzbar sind?</P>
<P>Doch, f&auml;hrt Herr D&uuml;hring in seiner ernsten Komik fort,</P>
<P><SMALL>&raquo;doch mag immerhin zugestanden werden, da&szlig; unserm Autor hier und
da eine wirklich treffende Bemerkung gelungen ist&laquo; (Seite 83).</SMALL></P>
<P>Mit Bezug auf Law gelingt Herrn D&uuml;hring nur die &raquo;wirklich treffende Bemerkung&laquo;:</P>
<P><SMALL>&raquo;auch Law hat die letztere Grundlage&laquo; (n&auml;mlich &raquo;die Basis der edlen
Metalle&laquo;) &laquo;begreiflicherweise nie ganz und gar <I>ausmerzen</I> k&ouml;nnen, aber
er hat die Zettelausgabe bis aufs &auml;u&szlig;erste, das hei&szlig;t bis zum
Zusammenbruch des Systems getrieben&laquo; (Seite 94).</SMALL></P>
<P>in der Wirklichkeit aber sollten die Papierschmetterlinge, blo&szlig;e Geldzeichen,
im Publikum herumflattern, nicht um die Edelmetallbasis &raquo;auszumerzen&laquo;, sondern
um sie aus den Taschen des Publikums in die ver&ouml;deten Staatskassen hineinzulocken.</P>
<P>Um wieder auf Petty zu kommen und die unansehnliche Rolle, welche Herr D&uuml;hring
ihn in der Geschichte der &Ouml;konomie spielen l&auml;&szlig;t, wollen <A NAME="S220"></A><B>|220|</B>
wir zuerst h&ouml;ren, was uns &uuml;ber Pettys n&auml;chste Nachfolger mitgeteilt
wird, Locke und North. In demselben Jahr, 1691, erschienen Lockes &raquo;Considerations
on Lowering of Interest and Raising of Money&laquo; und Norths &raquo;Discourses upon Trade&laquo;.</P>
<P><SMALL>&raquo;Was er&laquo; (Locke) &raquo;&uuml;ber Zins und M&uuml;nze schrieb, tritt nicht
aus dem Rahmen der Reflexionen, wie sie unter der Herrschaft des Merkantilismus
in Anlehnung an die Vorkommnisse des Staatslebens &uuml;blich waren&laquo; (Seite 64).</SMALL></P>
<P>Dem Leser dieser &raquo;Berichterstattung&laquo; mu&szlig; nun sonnenklar werden, warum
Lockes &raquo;Lowering of Interest&laquo; in der zweiten H&auml;lfte des 18. Jahrhunderts
so bedeutenden Einflu&szlig; auf die politische &Ouml;konomie in Frankreich und
Italien gewann, und zwar nach verschiedner Richtung hin.</P>
<P><SMALL>&raquo;&Uuml;ber die Freiheit des Zinsfu&szlig;es hatte mancher Gesch&auml;ftsmann
&auml;hnlich gedacht&laquo; (wie Locke), &raquo;und auch die Entwicklung der Verh&auml;ltnisse
brachte die Neigung mit sich, die Zinshemmungen als unwirksam zu betrachten. In
einer Zeit, wo ein Dudley North seine 'Discourses upon Trade' in der Richtung
auf Freihandel schreiben konnte, mu&szlig;te bereits vieles gleichsam in der Luft
liegen, was die theoretische Opposition gegen Zinsbeschr&auml;nkungen nicht als
etwas Unerh&ouml;rtes erscheinen lie&szlig;&laquo; (Seite 64).</SMALL></P>
<P>Also Locke hatte die Gedanken dieses oder jenes gleichzeitigen &raquo;Gesch&auml;ftsmanns&laquo;
nachzudenken, oder aber vieles zu seiner Zeit &raquo;gleichsam in der Luft liegende&laquo;
aufzuschnappen, um &uuml;ber Zinsfreiheit zu theoretisieren und nichts &raquo;Unerh&ouml;rtes&laquo;
zu sagen! In der Tat aber stellte Petty schon 1662 in seinem &raquo;Treatise on Taxes
and Contributions&laquo; den Zins als Geldrente, die wir Wucher nennen (rent of money
which we call usury), der Boden- und Grundrente (rent of land and houses) gegen&uuml;ber,
und dozierte den Grundherren, die zwar nicht die Bodenrente, wohl aber die Geldrente
gesetzlich niederma&szlig;regeln wollten, die Eitelkeit und Fruchtlosigkeit, b&uuml;rgerliche,
positive Gesetze zu machen gegen das Gesetz der Natur (the vanity and fruitlessness
of making civil positive law against the law of nature). In seinem &raquo;Quantulumcunque&laquo;
(1682) erkl&auml;rt er daher die gesetzliche Zinsregulation f&uuml;r ebenso albern,
wie eine Regulation der Ausfuhr der edlen Metalle oder des Wechselkurses. In derselben
Schrift sagt er das ein f&uuml;r allemal Ma&szlig;gebende &uuml;ber raising of
money (der Versuch, z.B. <SPAN class="top">1</SPAN>/<SPAN class="bottom">2</SPAN> Schilling den Namen von 1 Schilling
zu geben, indem man die Unze Silber in doppelt so viele Schillinge auspr&auml;gt).</P>
<P>Mit Bezug auf letztern Punkt wird er fast nur kopiert von Locke und North.
Mit Bezug auf den Zins aber kn&uuml;pft Locke an Pettys Parallele von Geldzins
und Bodenrente an, w&auml;hrend North weitergehend den Zins als Kapitalrente (rent
of stock) der Bodenrente und die Stocklords den Land- <A NAME="S221"></A><B>|221|</B>
lords gegen&uuml;berstellt. W&auml;hrend Locke aber die von Petty geforderte Zinsfreiheit
nur mit Beschr&auml;nkungen, nimmt North sie absolut.</P>
<P>Herr D&uuml;hring &uuml;bertrifft sich selbst, wenn er, selbst noch bittrer
Merkantilist im &raquo;subtileren&laquo; Sinn, Dudley Norths &raquo;Discourses upon Trade&laquo; mit der
Bemerkung abfertigt, sie seien &raquo;in der Richtung auf Freihandel&laquo; geschrieben. Es
ist, als sagte man von Harvey, er habe &raquo;in der Richtung&laquo; auf die Blutzirkulation
geschrieben. Norths Schrift - von ihren sonstigen Verdiensten abgesehn - ist eine
klassische, mit r&uuml;cksichtsloser Konsequenz geschriebne Auseinandersetzung
der Freihandelslehre, sowohl was &auml;u&szlig;ern wie innern Verkehr betrifft,
im Jahr 1691 allerdings &raquo;etwas Unerh&ouml;rtes&laquo;!</P>
<P>Im &uuml;brigen berichtet Herr D&uuml;hring, da&szlig;</P>
<P><SMALL>North ein &raquo;H&auml;ndler&laquo;, dazu ein schlechter Kerl war, und da&szlig;
seine Schrift &raquo;keinen Beifall zu finden vermocht&laquo;.</SMALL></P>
<P>Das h&auml;tte noch gefehlt, da&szlig; eine solche Schrift zur Zeit des endg&uuml;ltigen
Siegs des Schutzzollsystems in England &raquo;Beifall&laquo; gefunden h&auml;tte beim tonangebenden
Janhagel! Dies hinderte jedoch nicht ihre sofortige theoretische Wirkung, die
in einer ganzen Reihe unmittelbar nach ihr, teils noch im 17. Jahrhundert, in
England erschienener &ouml;konomischer Schriften nachweisbar ist.</P>
<P>Locke und North lieferten uns den Beweis, wie die ersten k&uuml;hnen Griffe,
die Petty fast in allen Sph&auml;ren der politischen &Ouml;konomie tat, von seinen
englischen Nachfolgern einzeln aufgenommen und weiterverarbeitet wurden. Die Spuren
dieses Prozesses w&auml;hrend der Periode 1691 bis 1752 dr&auml;ngen sich dem
oberfl&auml;chlichsten Beobachter schon dadurch auf, da&szlig; alle ihr angeh&ouml;rigen,
bedeutenderen &ouml;konomischen Schriften, positiv oder negativ, an Petty ankn&uuml;pfen.
Diese Periode, voll origineller K&ouml;pfe, ist daher f&uuml;r die Erforschung
der allm&auml;hlichen Genesis der politischen &Ouml;konomie die bedeutendste.
Die &raquo;Geschichtszeichnung gro&szlig;en Stils&laquo;, die es Marx als unverzeihliche S&uuml;nde
ankreidet, da&szlig; im &raquo;Kapital&laquo; von Petty und den Schriftstellern jener Periode
soviel Aufhebens gemacht wird, streicht sie einfach aus der Geschichte aus. Von
Locke, North, Boisguillebert und Law springt sie sofort zu den Physiokraten &uuml;ber,
und dann erscheint am Eingang des wirklichen Tempels der politischen &Ouml;konomie
- David Hume. Mit Erlaubnis des Herrn D&uuml;hring stellen wir die chronologische
Ordnung wieder her und damit Hume vor die Physiokraten.</P>
<P>Humes &ouml;konomische &raquo;Essays&laquo; erschienen 1752. In den zusammengeh&ouml;rigen
Essays: &raquo;Of Money&laquo;, &raquo;Of the Balance of Trade&laquo;, &raquo;Of Commerce&laquo; folgt Hume Schritt
f&uuml;r Schritt, oft sogar in blo&szlig;en Schrullen, Jacob Vander- <A NAME="S222"></A><B>|222|</B>
lints: &raquo;Money answers all things&laquo;, London 1734, So unbekannt dieser Vanderlint
auch Herrn D&uuml;hring geblieben sein mag, so wird er doch noch in englischen
&ouml;konomischen Schriften gegen Ende des 18. Jahrhunderts, das hei&szlig;t in
der nach-Smithschen Zeit, ber&uuml;cksichtigt.</P>
<P>Wie Vanderlint behandelt Hume das Geld als blo&szlig;es Wertzeichen; er kopiert
fast w&ouml;rtlich (und dies ist wichtig, da er die Wertzeichentheorie aus vielen
andern Schriften h&auml;tte entnehmen k&ouml;nnen) aus Vanderlint, warum die Handelsbilanz
nicht best&auml;ndig gegen oder f&uuml;r ein Land sein kann; er lehrt, wie Vanderlint,
das Gleichgewicht der Bilanzen, das sich nat&uuml;rlich, den verschiednen &ouml;konomischen
Positionen der einzelnen L&auml;nder gem&auml;&szlig;, herstelle; er predigt,
wie Vanderlint, den Freihandel, nur weniger k&uuml;hn und konsequent; er hebt
mit Vanderlint, nur flacher, die Bed&uuml;rfnisse als Treiber der Produktion hervor;
er folgt Vanderlint in dem irrigen Einflu&szlig; auf die Warenpreise, den er dem
Bankgeld und s&auml;mtlichen &ouml;ffentlichen Wertpapieren zuschreibt; er verwirft
mit Vanderlint das Kreditgeld; wie Vanderlint macht er die Warenpreise abh&auml;ngig
vom Preis der Arbeit, also vom Arbeitslohn; er kopiert ihm sogar die Schrulle,
da&szlig; Schatzansammlung die Warenpreise niedrig halte usw. usw.</P>
<P>Herr D&uuml;hring hatte schon lange orakelhaft gemunkelt von dem Mi&szlig;verst&auml;ndnis
andrer &uuml;ber die Humesche Geldtheorie, und namentlich bedrohsam hingewiesen
auf Marx, der zudem im &raquo;Kapital&laquo; in polizeiwidriger Weise auf die Geheimzusammenh&auml;nge
Humes mit Vanderlint und dem noch zu erw&auml;hnenden J. Massie |Siehe Karl Marx,
&raquo;Das Kapital&laquo;, Bd. I, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 23, <A HREF="../me23/me23_109.htm#S137">S.
137</A> und <A HREF="../me23/me23_531.htm#S537">537/538</A>| hingewiesen hatte.</P>
<P>Mit diesem Mi&szlig;verst&auml;ndnis verh&auml;lt es sich wie folgt. Was die
wirkliche Geldtheorie Humes angeht, wonach das Geld blo&szlig; Wertzeichen ist,
und deshalb, unter sonst gleichbleibenden Umst&auml;nden, die Warenpreise sinken
<A NAME="ZT5"></A><A HREF="me20_136.htm#T5"><SPAN class="top">{5}</SPAN></A> im Verh&auml;ltnis, wie die
zirkulierende Geldmenge w&auml;chst, und steigen im Verh&auml;ltnis, wie sie f&auml;llt,
so kann Herr D&uuml;hring beim besten Willen - ob auch in der ihm eignen lichtvollen
Weise - nur seinen irrt&uuml;mlichen Vorg&auml;ngern nachreden. Hume aber, nachdem
er besagte Theorie aufgestellt, wirft sich selbst ein (dasselbe hatte schon Montesquieu,
von denselben Voraussetzungen ausgehend, getan),</P>
<P><SMALL>es doch &raquo;gewi&szlig;&laquo;, da&szlig; seit der Entdeckung der amerikanischen
Bergwerke &raquo;die Industrie bei allen Nationen Europas, au&szlig;er bei den Besitzern
dieser Bergwerke, gewachsen&laquo;, und da&szlig; dies &raquo;unter andern Gr&uuml;nden auch
dem Zuwachs von Gold und Silber geschuldet sei&laquo;.</SMALL></P>
<P><B><A NAME="S223">|223|</A></B> Er erkl&auml;rt dies Ph&auml;nomen daraus,
da&szlig;,</P>
<P><SMALL>&raquo;obgleich der hohe Preis der Waren eine notwendige Folge des Zuwachses
von Gold und Silber sei, er jedoch nicht unmittelbar auf diesen Zuwachs folge,
sondern einige Zeit erheischt sei, bis das Geld durch den ganzen Staat zirkuliert
und seine Wirkungen auf alle Volkskreise geltend macht&laquo;. In dieser Zwischenzeit
wirke es wohlt&auml;tig auf Industrie und Handel.</SMALL></P>
<P>Am Schlu&szlig; dieser Auseinandersetzung sagt uns Hume auch, warum, obgleich
viel einseitiger als manche seiner Vorg&auml;nger und Zeitgenossen:</P>
<P><SMALL>&raquo;Es ist leicht, das Geld im Fortschritt durch das ganze Gemeinwesen
zu verfolgen, und da werden wir finden, da&szlig; es den Flei&szlig; jedermanns
anspornen mu&szlig;, bevor <I>es den Preis der Arbeit erh&ouml;ht</I> |Hervorhebung
von Marx|.&laquo; </SMALL></P>
<P>In andern Worten: Hume beschreibt hier die Wirkung einer Revolution im Wert
der edlen Metalle, und zwar einer Depreziation oder, was dasselbe ist, einer Revolution
im <I>Wertma&szlig;</I> der edlen Metalle. Er findet richtig heraus, da&szlig;
diese Depreziation, bei der nur allm&auml;hlich vorgehenden Ausgleichung der Warenpreise,
erst in letzter Instanz &raquo;den Preis der Arbeit erh&ouml;ht&laquo;, vulgo den Arbeitslohn;
also auf Kosten der Arbeiter (was er jedoch ganz in der Ordnung findet) den Profit
der Kaufleute und Gewerbetreibenden vermehrt und so &raquo;den Flei&szlig; anspornen&laquo;.
Die eigentliche wissenschaftliche Frage aber: ob und wie eine vermehrte Zufuhr
der edlen Metalle, bei gleichbleibendem Wert derselben, auf die Warenpreise wirkt
- diese Frage stellt er sich nicht und wirft <I>jede </I>&raquo;Vermehrung der edlen
Metalle&laquo; mit ihrer Depreziation zusammen. Hume tut also ganz genau, was Marx &raquo;Zur
Kritik etc.&laquo;, Seite 173 |Siehe Karl Marx: &raquo;Kritik der politischen &Ouml;konomie&laquo;,
in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me13/me13_049.htm#S135">Bd.
13, S. 135-136</A>| ihn tun l&auml;&szlig;t. Wir kommen noch einmal vor&uuml;bergehend
auf diesen Punkt zur&uuml;ck, wenden uns vorher aber zu Humes Essay &uuml;ber
&raquo;Interest&laquo;.</P>
<P>Humes ausdr&uuml;cklich gegen Locke gerichtete Nachweisung, da&szlig; der Zins
nicht durch die Masse des vorhandnen Geldes reguliert werde, sondern durch die
Profitrate, und seine &uuml;brigen Aufkl&auml;rungen &uuml;ber die Ursachen, welche
H&ouml;he oder Niedrigkeit des Zinsfu&szlig;es bestimmen - alles dies findet sich
viel exakter und weniger geistreich in einer 1750, zwei Jahre vor Humes Essay
erschienenen Schrift: &raquo;An Essay on the Governing Causes of the Natural Rate of
Interest, wherein the sentiments of Sir W. Petty and Mr. Locke, on that head,
are considered.&laquo; Ihr Verfasser ist J. Massie, ein nach verschiednen Seiten hin
r&uuml;hriger und, wie aus der gleichzeitigen englischen Literatur ersichtbar,
vielgelesener Schriftsteller. Adam Smiths <A NAME="S224"></A><B>|224|</B> Er&ouml;rterung
des Zinsfu&szlig;es steht Massie n&auml;her als Hume. Beide, Massie und Hume,
wissen und sagen nichts &uuml;ber die Natur des &raquo;Profits&laquo;, der bei beiden eine
Rolle spielt.</P>
<P><SMALL>&raquo;&Uuml;berhaupt&laquo;, kanzelredet Herr D&uuml;hring, &raquo;ist man in der W&uuml;rdigung
Humes meist sehr befangen verfahren und hat ihm Ideen unterlegt, die er gar nicht
hegte.&laquo;</SMALL></P>
<P>Und von diesem &raquo;Verfahren&laquo; gibt uns Herr D&uuml;hring selbst mehr als ein schlagendes
Beispiel.</P>
<P>So z.B. f&auml;ngt Humes Essay &uuml;ber den Zins an mit den Worten:</P>
<P><SMALL>&raquo;Nichts gilt als ein gewisseres Zeichen des bl&uuml;henden Zustands
eines Volks als die Niedrigkeit des Zinsfu&szlig;es, und mit Recht; obwohl ich
glaube, da&szlig; die Ursache davon eine etwas andre ist, als man gew&ouml;hnlich
annimmt.&laquo;</SMALL></P>
<P>Also gleich im ersten Satz f&uuml;hrt Hume die Ansicht, da&szlig; Niedrigkeit
des Zinsfu&szlig;es das sicherste Zeichen der bl&uuml;henden Lage eines Volkes
sei, an als einen in seinen Tagen bereits trivial gewordnen Gemeinplatz. Und in
der Tat hatte diese &raquo;Idee&laquo; seit Child volle hundert Jahre Zeit gehabt, stra&szlig;enl&auml;ufig
zu werden. Dahingegen:</P>
<P><SMALL>&raquo;Aus den Ansichten&laquo; (Humes) &raquo;&uuml;ber den Zinsfu&szlig; ist <I>haupts&auml;chlich
die Idee hervorzuheben</I>, da&szlig; er der wahre Barometer der Zust&auml;nde&laquo;
(welcher?) &raquo;und seine Niedrigkeit ein fast untr&uuml;gliches Zeichen der Bl&uuml;te
eines Volks sei&laquo; (S. 130).</SMALL></P>
<P>Wer ist das &raquo;befangne&laquo; und eingefangne &raquo;man&laquo;, das so spricht? Niemand anders
als Herr D&uuml;hring.</P>
<P>Was im &uuml;brigen eine naive Verwunderung unsres kritischen Geschichtschreibers
erregt, ist, da&szlig; Hume bei Anla&szlig; einer gewissen gl&uuml;cklichen Idee
&raquo;sich nicht einmal f&uuml;r deren Urheber ausgibt&laquo;. Das w&auml;re Herrn D&uuml;hring
nicht passiert.</P>
<P>Wir haben gesehn, wie Hume jede Vermehrung des edlen Metalls zusammenwirft
mit jener Vermehrung desselben, die begleitet ist von einer Depreziation, einer
Revolution in ihrem eignen Wert, also im Wertma&szlig; der Waren. Diese Verwechslung
war bei Hume unvermeidlich, weil er nicht die allergeringste Einsicht in die Funktion
der edlen Metalle als <I>Wertma&szlig;</I> hatte. Er konnte sie nicht haben, weil
er absolut nichts vom Wert selbst wu&szlig;te. Das Wort selbst erscheint vielleicht
nur einmal in seinen Aufs&auml;tzen, und zwar wo er Lockes Irrtum, die edlen Metalle
h&auml;tten &raquo;einen nur eingebildeten Wert&raquo;, weiter dahin verballhornt, sie h&auml;tten
&raquo;haupts&auml;chlich einen fiktiven Wert&laquo;.</P>
<P>Er steht hier tief, nicht nur unter Petty, sondern auch unter manchem seiner
englischen Zeitgenossen. Er zeigt dieselbe &raquo;R&uuml;ckst&auml;ndigkeit&laquo;, wenn <A NAME="S225"></A><B>|225|</B>
er noch immer in altmodischer Weise den <I>&raquo;Kaufmann&laquo; </I>als die erste Triebfeder
der Produktion feiert, wor&uuml;ber schon Petty l&auml;ngst hinaus war. Was gar
Herrn D&uuml;hrings Versicherung betrifft, Hume habe sich in seinen Aufs&auml;tzen
mit den &raquo;wirtschaftlichen Hauptverh&auml;ltnissen&laquo; besch&auml;ftigt, so vergleiche
man auch nur die von Adam Smith zitierte Schrift Cantillons (erschienen wie Humes
Aufs&auml;tze 1752, aber viele Jahre nach dem Tod des Verfassers), um &uuml;ber
den engen Umkreis der Humeschen &ouml;konomischen Arbeiten zu staunen. Hume, wie
gesagt <A NAME="ZT6"></A><A HREF="me20_136.htm#T6"><SPAN class="top">{6}</SPAN></A>, bleibt trotz des ihm
von Herrn D&uuml;hring ausgestellten Patents, auch im Gebiet der Politischen &Ouml;konomie
respektabel, aber er ist hier nichts weniger als ein origineller Forscher und
noch viel minder epochemachend. Die Wirkung seiner &ouml;konomischen Aufs&auml;tze
auf die gebildeten Kreise seiner Zeit entsprang nicht blo&szlig; aus der vorz&uuml;glichen
Darstellungsweise, sondern weit mehr noch daher, da&szlig; sie eine fortschrittlich-optimistische
Verherrlichung der damals aufbl&uuml;henden Industrie und des Handels, mit andern
Worten, der damals in England rasch emporstrebenden kapitalistischen Gesellschaft
waren, bei der sie daher &raquo;Beifall&laquo; finden mu&szlig;ten. Ein Fingerzeig gen&uuml;ge
hier. Jedermann wei&szlig;, wie leidenschaftlich grade zu Humes Zeit das von dem
ber&uuml;chtigten Robert Walpole planm&auml;&szlig;ig zur Entlastung der Grundeigent&uuml;mer,
und Reichen &uuml;berhaupt, ausgebeutete System der indirekten Steuern von der
englischen Volksmasse bek&auml;mpft wurde. In seinem Essay &uuml;ber Steuern (&raquo;Of
Taxes&laquo;), wo Hume, ohne ihn zu nennen, gegen seinen ihm stets gegenw&auml;rtigen
Gew&auml;hrsmann Vanderlint polemisiert, den heftigsten Gegner der indirekten
Steuern und den entschiedensten Vork&auml;mpfer der Grundbesteuerung, hei&szlig;t
es:</P>
<P>&raquo;Sie&laquo; (die Konsumtionssteuern) &raquo;m&uuml;ssen in der Tat sehr starke Steuern
und sehr unvern&uuml;nftig aufgelegt sein, wenn sie der Arbeiter nicht selbst
durch erh&ouml;hten Flei&szlig; und Sparsamkeit zu zahlen imstande sein sollte,
<I>ohne den Preis seiner Arbeit zu erh&ouml;hen</I>&laquo;.|Hervorhebungen von Marx|</P>
<P>Man glaubt hier Robert Walpole selbst zu h&ouml;ren, namentlich wenn man noch
die Stelle hinzunimmt, im Essay &uuml;ber &raquo;&ouml;ffentlichen Kredit&laquo;, wo mit Bezug
auf die Schwierigkeit einer Besteuerung der Staatsgl&auml;ubiger gesagt wird:</P>
<P><SMALL><B><A NAME="S226">|226|</A></B> &raquo;Die Verminderung ihres Einkommens w&uuml;rde
nicht <I>verkleidet werden </I>unter dem Schein, ein blo&szlig;er Posten der Akzise
oder der Z&ouml;lle zu sein&laquo; |Hervorhebung von Marx|.</SMALL></P>
<P>Wie nicht anders bei einem Schotten zu erwarten, war Humes Bewunderung des
b&uuml;rgerlichen Erwerbs keineswegs rein platonisch. Armer Teufel von Haus aus,
brachte er es zu einer sehr, sehr schwer tausendpf&uuml;ndigen j&auml;hrlichen
Einnahme, was Herr D&uuml;hring, da es sich hier nicht um Petty handelt, sinnig
so ausdr&uuml;ckt:</P>
<P><SMALL>&raquo;Er war durch eine gute <I>Privat&ouml;konomie</I> auf der Grundlage
sehr geringer Mittel dahin gelangt, niemand zu Gefallen schreiben zu m&uuml;ssen.&laquo;</SMALL></P>
<P>Wenn Herr D&uuml;hring ferner sagt:</P>
<P><SMALL>&raquo;Er hatte nie dem Einflu&szlig; der Parteien, der F&uuml;rsten oder
der Universit&auml;ten das geringste Zugest&auml;ndnis gemacht&laquo;,</SMALL></P>
<P>so ist zwar nicht bekannt, da&szlig; Hume je mit einem &raquo;Wagener&laquo; literarische
Kompaniegesch&auml;fte gemacht, wohl aber, da&szlig; er ein unverdrossener Parteig&auml;nger
der Whig-Oligarchie war, die &raquo;<I>Kirche </I>und Staat&laquo; hochhielt, und zum Lohn
f&uuml;r dies Verdienst erst den Posten eines Gesandtschaftssekret&auml;rs zu
Paris bekam, und sp&auml;ter den ungleich wichtigern und eintr&auml;glichern eines
Unterstaatssekret&auml;rs.</P>
<P><SMALL>&raquo;In politischer Hinsicht war und blieb Hume stets konservativ und streng
monarchisch gesinnt. Er wurde daher auch von den Anh&auml;ngern des bestehenden
Kirchentums nicht so arg verketzert als Gibbon&laquo;,</SMALL></P>
<P>sagt der alte Schlosser.</P>
<P><SMALL>&raquo;Dieser selbstische Hume, dieser Geschichtsl&uuml;gner&laquo;, schilt die
englischen M&ouml;nche fett, ehe- und familienlos, vom Bettel lebend, &raquo;aber er
hat nie eine Familie oder ein Weib gehabt und war selbst ein gro&szlig;er fetter
Bursche, in betr&auml;chtlichem Umfang gem&auml;stet von &ouml;ffentlichem Geld,
ohne es je durch irgendwelchen wirklichen &ouml;ffentlichen Dienst verdient zu
haben&laquo;, sagt der &raquo;roh&laquo; plebejische Cobbett. Hume hat &raquo;in der <I>praktischen </I>Behandlung
des Lebens in wesentlichen Richtungen vor einem Kant sehr viel voraus&laquo;,</SMALL></P>
<P>sagt Herr D&uuml;hring.</P>
<P>Warum aber wird Hume in der &raquo;Kritischen Geschichte&laquo; eine so &uuml;bertriebne
Stellung angewiesen? Einfach weil dieser &raquo;ernste und subtile Denker&laquo; die Ehre
hat, den D&uuml;hring des 18. Jahrhunderts vorzustellen. Wie ein Hume zum Beweise
dient, da&szlig;</P>
<P><SMALL>&raquo;die Sch&ouml;pfung des ganzen Wissenschaftszweiges&laquo; (der &Ouml;konomie)
&raquo;eine Tat der erleuchteteren Philosophie gewesen ist&laquo;,</SMALL></P>
<P><B><A NAME="S227">|227|</A></B> so liegt in der Vorl&auml;uferschaft Humes
die beste Gew&auml;hr daf&uuml;r, da&szlig; dieser ganze Wissenschaftszweig seinen
zun&auml;chst absehbaren Abschlu&szlig; finden wird in jenem ph&auml;nomenalen
Mann, der die blo&szlig; &raquo;erleuchtetere&laquo; Philosophie umgeschaffen hat in die absolut
lichtvolle Wirklichkeitsphilosophie, und bei dem sich, ganz wie bei Hume, und
was</P>
<P><SMALL>&raquo;auf deutschem Boden bisher ohne Beispiel ... die Pflege der Philosophie
im engern Sinn mit wissenschaftlichen Bem&uuml;hungen um die Volkswirtschaft gepaart
findet&laquo;.</SMALL></P>
<P>Wir finden demgem&auml;&szlig; den als &Ouml;konomen immerhin respektablen
Hume aufgebl&auml;ht zu einem &ouml;konomischen Stern erster Gr&ouml;&szlig;e,
dessen Bedeutung bisher nur derselbe Neid verkennen konnte, der auch Herrn D&uuml;hrings
&raquo;f&uuml;r die Epoche ma&szlig;gebende&laquo; Leistungen bisher so hartn&auml;ckig totschweigt.</P>
<P ALIGN="CENTER">*</P>
<P>Die <I>physiokratische </I>Schule hat uns bekanntlich in <A HREF="me20_te.htm"><I>Quesnays &raquo;&ouml;konomischem
Tableau&laquo;</I></A> ein R&auml;tsel hinterlassen, an dem die bisherigen Kritiker und
Geschichtschreiber der &Ouml;konomie sich umsonst die Z&auml;hne ausgebissen haben.
Dies Tableau, das die physiokratische Vorstellung von der Produktion und Zirkulation
des Gesamtreichtums eines Landes klar zur Anschauung bringen sollte, blieb f&uuml;r
die &ouml;konomische Nachwelt dunkel genug. Herr D&uuml;hring wird uns auch hier
das endg&uuml;ltige Licht aufstecken.</P>
<P><SMALL>Was dies &raquo;&ouml;konomische Abbild der Verh&auml;ltnisse der Produktion
und Verteilung <I>bei Quesnay selbst zu bedeuten habe</I>&laquo;, sagt er, lasse sich
nur angeben, wenn man &raquo;<I>zuvor</I> die ihm eigent&uuml;mlichen leitenden Begriffe
<I>genau untersucht</I> hat&laquo;. Und zwar um so mehr, als diese bisher nur mit einer
&raquo;schwankenden Unbestimmtheit&laquo; dargestellt und selbst bei Adam Smith ihre &raquo;wesentlichen
Z&uuml;ge nicht zu erkennen&laquo; seien.</SMALL></P>
<P>Solcher herk&ouml;mmlichen &raquo;leichtfertigen Berichterstattung&laquo; wird nun Herr
D&uuml;hring ein f&uuml;r allemal ein Ende machen. Und nun h&auml;lt er seinen
Leser durch volle f&uuml;nf Seiten zum besten, f&uuml;nf Seiten, auf denen allerlei
gespreizte Wendungen, stete Wiederholungen und berechnete Unordnung die fatale
Tatsache verdecken sollen, da&szlig; Herr D&uuml;hring &uuml;ber die &raquo;leitenden
Begriffe&raquo; Quesnays kaum soviel mitzuteilen hat, wie die &raquo;gangbarsten Lehrbuchkompilationen&laquo;,
vor denen er so unerm&uuml;dlich warnt. Es ist &raquo;eine der bedenklichsten Seiten&laquo;
dieser Einleitung, da&szlig; auch hier schon das bisher nur dem Namen nach bekannte
Tableau schon gelegentlich beschnuppert, dann aber sich in allerhand &raquo;Reflexionen&laquo;
verlaufen wird, wie z.B. &raquo;den Unterschied von Aufwendung und Erfolg&laquo;. Wenn dieser
zwar in der Quesnayschen Idee nicht fertig anzutreffen ist, so wird dahingegen
Herr D&uuml;hring uns ein fulminantes Exempel davon geben, sobald er von seiner
<A NAME="S228"></A><B>|228|</B> langgedehnten einleitenden &raquo;Aufwendung&laquo; zu seinem
merkw&uuml;rdig kurzatmigen &raquo;Erfolg&laquo; kommt, den Aufschlu&szlig; &uuml;ber das
Tableau selbst. Geben wir nun alles, aber auch <I>alles w&ouml;rtlich</I>, was
er &uuml;ber das Tableau Quesnays mitzuteilen f&uuml;r gut findet.</P>
<P>In der &raquo;Aufwendung&laquo; sagt Herr D&uuml;hring:</P>
<P><SMALL> &raquo;Ihm&laquo; (Quesnay) &raquo;erschien es als selbstverst&auml;ndlich, da&szlig;
man den Ertrag&laquo; (Herr D&uuml;hring hatte eben vom Nettoprodukt gesprochen) &raquo;als
einen <I>Geldwert </I>auffassen und behandeln m&uuml;sse ... er kn&uuml;pfte seine
&Uuml;berlegungen (!) sofort an die <I>Geldwerte </I>an, die er als Verkaufsergebnisse
aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse bei dem &Uuml;bergang aus der ersten Hand
voraussetzte. Auf diese Weise (!) operierter in den Kolonnen seines Tableau mit
einigen Milliarden&laquo; (d.h. Geldwerten).</SMALL></P>
<P>Wir haben hiermit dreimal erfahren, da&szlig; Quesnay im Tableau mit den &raquo;Geldwerten&laquo;
der &raquo;landwirtschaftlichen Erzeugnisse&laquo; eingeschlossen den des &raquo;Nettoprodukts&laquo;
oder &raquo;Reinertrags&laquo;, operiert. Weiter im Text:</P>
<P><SMALL>&raquo;H&auml;tte Quesnay den Weg einer wirklich nat&uuml;rlichen Betrachtungsweise
eingeschlagen und h&auml;tte er sich nicht blo&szlig; von der R&uuml;cksicht auf
die edlen Metalle und die Geldmenge, sondern auch derjenigen auf die <I>Geldwerte</I>
frei gemacht ... So aber rechnet er mit lauter <I>Wertsummen </I>und dachte sich
(!) das Nettoprodukt von vornherein als einen <I>Geldwert</I>.&laquo;</SMALL></P>
<P>Also zum vierten- und f&uuml;nftenmal: im Tableau gibt's nur Geldwerte!</P>
<P><SMALL>&raquo;Er&laquo; (Quesnay) &raquo;gewann dasselbe&laquo; (das Nettoprodukt), &raquo;indem er die Auslagen
in Abzug brachte und haupts&auml;chlich&laquo; (nicht herk&ouml;mmliche, aber daf&uuml;r
desto leichtfertigere Berichterstattung) &raquo;an denjenigen Wert <I>dachte</I> (!),
der dem Grundeigent&uuml;mer als Rente zufiele.&laquo;</SMALL></P>
<P>Immer noch nicht vom Fleck; doch jetzt wird's kommen:</P>
<P><SMALL>&raquo;Andrerseits geht <I>nun aber auch</I>&laquo; - dies &raquo;nun aber auch&laquo; ist eine
Perle! - &raquo;das Nettoprodukt als Naturalgegenstand in die Zirkulation und wird auf
diese Weise ein Element, durch welches die als steril bezeichnete Masse ... zu
unterhalten ... ist. Hier kann man <I>sofort </I>(!) die Verwirrung bemerken,
welche dadurch entsteht, da&szlig; in dem einen Fall der Geldwert, in dem andern
die Sache selbst den Gedankengang bestimmt.&laquo;</SMALL></P>
<P>Im allgemeinen, scheint es, krankt <I>alle</I> Warenzirkulation an der Verwirrung,
da&szlig; Waren gleichzeitig als &raquo;Naturalgegenstand&laquo; und als &raquo;Geldwert&laquo; in sie
eingehn. Aber wir drehn uns immer noch im Kreis um die &raquo;Geldwerte&laquo;, denn</P>
<P><SMALL>&raquo;Quesnay will eine doppelte Ansetzung des volkswirtschaftlichen Ertrags
vermeiden&laquo;.</SMALL></P>
<P>Mit Erlaubnis des Herrn D&uuml;hring: Unten in Quesnays &raquo;Analyse&laquo; des Tableau
figurieren die verschiednen Produktarten als &raquo;Naturalgegenst&auml;nde&laquo; und oben
im Tableau selbst ihre Geldwerte. Quesnay hat sogar <A NAME="S229"></A><B>|229|</B>
sp&auml;ter durch seinen Famulus, den Abb&eacute; Baudeau, auch gleich ins Tableau
selbst die Naturalgegenst&auml;nde <I>neben </I>ihre Geldwerte eintragen lassen.</P>
<P>Nach soviel &raquo;Aufwendung&laquo; endlich der &raquo;Erfolg&laquo;. Man h&ouml;re und staune:</P>
<P><SMALL>&raquo;Doch wird die Inkonsequenz&laquo; (mit R&uuml;cksicht auf die den Grundeigent&uuml;mern
von Quesnay zugeschriebne Rolle) &raquo;<I>sofort </I>klar, sobald man danach fragt,
<I>was denn aus dem als Rente angeeigneten Nettoprodukt im volkswirtschaftlichen
Kreislauf werde</I>. Hier ist f&uuml;r die Vorstellungsart der Physiokraten und
f&uuml;r das <I>&ouml;konomische Tableau </I>nur eine bis zum Mystizismus steigende
Verworrenheit und Willk&uuml;r m&ouml;glich gewesen.&laquo;</SMALL></P>
<P>Ende gut, alles gut. Also Herr D&uuml;hring wei&szlig; nicht, &raquo;was denn im
wirtschaftlichen Kreislauf&laquo; (den das Tableau vorstellt) &raquo;aus dem als Rente angeeigneten
Nettoprodukt werde&laquo;. Das Tableau ist f&uuml;r ihn die &raquo;Quadratur des Zirkels&laquo;.
Er versteht eingestandnerma&szlig;en nicht das Abc der Physiokratie. Nach all
dem Herumgehn um den hei&szlig;en Brei, dem Leeres-Stroh-Dreschen, den Kreuz-
und Querspr&uuml;ngen, Harlekinaden, Episoden, Diversionen, Wiederholungen und
sinnbet&auml;ubenden Durcheinanderw&uuml;rflungen, die uns lediglich vorbereiten
sollten auf den gewaltigen Aufschlu&szlig;, &raquo;was das Tableau bei Quesnay selbst
zu bedeuten habe&laquo; - nach alledem zum Schlu&szlig; das besch&auml;mte Eingest&auml;ndnis
des Herrn D&uuml;hring, <I>er wisse es selber nicht!</I></P>
<P>Einmal dies schmerzliche Geheimnis abgesch&uuml;ttelt, diese horazische schwarze
Sorge, die ihm w&auml;hrend des Ritts durchs physiokratische Land auf dem Buckel
sa&szlig;, st&ouml;&szlig;t unser &raquo;ernster und subtiler Denker&laquo; wieder munter
in die Posaune wie folgt:</P>
<P><SMALL>&raquo;Die Linien, welche Quesnay in seinem &uuml;brigens ziemlich einfachen
(!) Tableau hin und her zieht&laquo; (es sind ihrer alles in allem ganzer sechs!) &raquo;und
welche die Zirkulation des Nettoprodukts darstellen sollen&laquo;, geben zu bedenken,
ob &raquo;bei diesen wunderlichen Kolonnenverkn&uuml;pfungen&laquo; keine Mathematik-Phantastik
unterlaufe, erinnern an Quesnays Besch&auml;ftigung mit der Quadratur des Zirkels
usw.</SMALL></P>
<P>Da Herrn D&uuml;hring diese Linien, trotz aller Einfachheit, eingestandnerma&szlig;en
unverst&auml;ndlich bleiben, mu&szlig; er sie nach seiner beliebten Manier <I>verd&auml;chtigen</I>.
Und nun kann er getrost dem fatalen Tableau den Gnadensto&szlig; geben:</P>
<P><SMALL>&raquo;Indem wir das Nettoprodukt von dieser <I>bedenklichsten Seite </I>betrachtet
haben&laquo; usw.</SMALL></P>
<P>N&auml;mlich das notgedrungne Eingest&auml;ndnis, da&szlig; er nicht das erste
Wort vom Tableau &eacute;conomique versteht und von der &raquo;Rolle&laquo;, die das darin
figurierende Nettoprodukt dabei spielt - das nennt Herr D&uuml;hring &raquo;die bedenklichste
Seite des Nettoprodukts&laquo;! Welcher Galgenhumor!</P>
<P><B><A NAME="S230">|230|</A></B> Damit nun aber unsre Leser nicht in derselben
grausamen Unwissenheit &uuml;ber das Tableau Quesnays bleiben, wie es notwendig
diejenigen sind, welche ihre &ouml;konomische Weisheit aus &raquo;erster Hand&laquo; von Herrn
D&uuml;hring beziehen, in kurzem folgendes:</P>
<P>Bekanntlich teilt sich bei den Physiokraten die Gesellschaft in drei Klassen:
1. Die produktive, d.h. die wirklich im Ackerbau t&auml;tige Klasse, P&auml;chter
und Landarbeiter; sie hei&szlig;en produktiv, weil ihre Arbeit einen &Uuml;berschu&szlig;
l&auml;&szlig;t - die Rente. 2. Die Klasse, welche diesen Oberschu&szlig; aneignet,
umfassend die Grundbesitzer und die von ihnen abh&auml;ngige Gefolgschaft, den
F&uuml;rsten und &uuml;berhaupt die vom Staat gezahlten Beamten und endlich auch
die Kirche in ihrer besondern Eigenschaft als Aneignerin des Zehnten. Der K&uuml;rze
halber bezeichnen wir im folgenden die erste Klasse einfach als &raquo;P&auml;chter&laquo;,
die zweite als &raquo;Grundeigent&uuml;mer&laquo;. 3. Die gewerbetreibende oder sterile (unfruchtbare)
Klasse, steril, weil sie nach physiokratischer Ansicht den ihr von der produktiven
Klasse gelieferten Rohstoffen nur soviel Wert zusetzt, als sie an den ihr von
derselben Klasse gelieferten Lebensmitteln verzehrt. Das Tableau Quesnays soll
nun veranschaulichen, wie das j&auml;hrliche Gesamtprodukt eines Landes (in der
Tat Frankreichs) zwischen diesen drei Klassen zirkuliert und der j&auml;hrlichen
Reproduktion dient.</P>
<P>Die erste Voraussetzung des Tableau ist, da&szlig; das Pachtsystem und mit
ihm die gro&szlig;e Agrikultur im Sinn von Quesnays Zeit allgemein eingef&uuml;hrt
ist, wobei ihm als Vorbild die Normandie, Picardie, Ile-de-France und einige andre
franz&ouml;sische Provinzen gelten. Der P&auml;chter erscheint daher als der wirkliche
Leiter der Agrikultur, repr&auml;sentiert im Tableau die ganze produktive (ackerbautreibende)
Klasse und zahlt dem Grundeigent&uuml;mer eine Rente in Geld. Der Gesamtheit der
P&auml;chter wird ein Anlagekapital oder Inventarium von zehn Milliarden Livres
zugeschrieben, wovon ein F&uuml;nftel oder zwei Milliarden j&auml;hrlich zu ersetzendes
Betriebskapital, ein Anschlag, wof&uuml;r wieder die bestbebauten Pachtungen der
erw&auml;hnten Provinzen ma&szlig;gebend waren.</P>
<P>Fernere Voraussetzungen sind: 1. Da&szlig; konstante Preise und einfache Reproduktion
statthaben, der Einfachheit halber; 2. da&szlig; alle Zirkulation, die blo&szlig;
innerhalb einer einzelnen Klasse stattfindet, ausgeschlossen bleibt und blo&szlig;
die Zirkulation zwischen Klasse und Klasse ber&uuml;cksichtigt wird; 3. da&szlig;
alle K&auml;ufe resp. Verk&auml;ufe, die von Klasse zu Klasse im Laufe des Betriebsjahrs
stattfinden, in eine einzige Gesamtsumme zusammengefa&szlig;t <A NAME="S231"></A><B>|231|</B>
sind. Endlich erinnre man sich, da&szlig; zu Quesnays Zeit in Frankreich, wie
mehr oder minder in ganz Europa, die eigne Hausindustrie der Bauernfamilie den
weitaus betr&auml;chtlichsten Teil ihrer nicht zur Klasse der Nahrungsmittel geh&ouml;renden
Bed&uuml;rfnisse lieferte, und daher als selbstverst&auml;ndliches Zubeh&ouml;r
des Ackerbaus hier vorausgesetzt wird.</P>
<P>Der Ausgangspunkt des Tableau ist die Gesamternte, das deswegen auch gleich
obenan darin figurierende Bruttoprodukt der j&auml;hrlichen Bodenerzeugnisse oder
die &raquo;totale Reproduktion&laquo; des Landes, hier Frankreichs. Die Wertgr&ouml;&szlig;e
dieses Bruttoprodukts wird gesch&auml;tzt nach den Durchschnittspreisen der Bodenerzeugnisse
bei den handeltreibenden Nationen. Es betr&auml;gt f&uuml;nf Milliarden Livres,
eine Summe, die nach den damals m&ouml;glichen statistischen Veranschlagungen
den Geldwert des landwirtschaftlichen Bruttoprodukts von Frankreich ungef&auml;hr
ausdr&uuml;ckt. Dies, und nichts anders, ist der Grund, warum Quesnay im Tableau
&raquo;mit einigen Milliarden operiert&laquo;, n&auml;mlich mit f&uuml;nf, und nicht mit f&uuml;nf
Livres tournois.</P>
<P>Das ganze Bruttoprodukt, zum Wert von f&uuml;nf Milliarden, befindet also in
der Hand der produktiven Klasse, das hei&szlig;t zun&auml;chst der P&auml;chter,
die es produziert haben durch Verausgabung eines j&auml;hrlichen Betriebskapitals
von zwei Milliarden, entsprechend einem Anlagekapital von zehn Milliarden. Die
landwirtschaftlichen Produkte, Lebensmittel, Rohstoffe etc., die zum Ersatz des
Betriebskapitals, also auch zum Unterhalt aller im Ackerbau direkt t&auml;tigen
Personen erheischt sind, werden in natura von der Gesamternte <A NAME="ZT7"></A><A HREF="me20_136.htm#T7"><SPAN class="top">{7}</SPAN></A>
weggenommen und zur neuen landwirtschaftlichen Produktion verausgabt. Da, wie
gesagt, konstante Preise und einfache Reproduktion auf dem einmal g&uuml;ltigen
Ma&szlig;stab unterstellt sind, ist der Geldwert dieses vorweggenommenen Teils
des Bruttoprodukts gleich zwei Milliarden Livres. Dieser Teil geht also nicht
in die allgemeine Zirkulation ein. Denn, wie schon bemerkt, ist die Zirkulation,
soweit sie nur <I>innerhalb </I>des Kreises jeder besondern Klasse, aber nicht
zwischen den verschiednen Klassen stattfindet, vom Tableau ausgeschlossen.</P>
<P>Nach Ersatz des Betriebskapitals aus dem Bruttoprodukt bleibt ein &Uuml;berschu&szlig;
von drei Milliarden, wovon zwei in Lebensmitteln, eine in Rohstoffen. Die von
den P&auml;chtern an die Grundeigent&uuml;mer zu zahlende Rente betr&auml;gt aber
nur zwei Drittel hiervon, gleich zwei Milliarden. Warum nur diese zwei Milliarden
unter der Rubrik &raquo;Nettoprodukt&laquo; oder &raquo;Reineinkommen&laquo; figurieren, wird sich bald
zeigen.</P>
<P><B><A NAME="S232">|232|</A></B> Au&szlig;er der landwirtschaftlichen &raquo;totalen
Reproduktion&laquo; zum Wert von f&uuml;nf Milliarden, wovon drei Milliarden in die
allgemeine Zirkulation eingehn, befindet sich aber, vor Beginn der im Tableau
dargestellten Bewegung, noch das ganze &raquo;p&eacute;cule&laquo; |&raquo;Ersparte&laquo;| der Nation,
zwei Milliarden bares Geld, in den H&auml;nden der P&auml;chter. Es verh&auml;lt
sich damit so.</P>
<P>Da der Ausgangspunkt des Tableaus die Gesamternte ist, bildet er zugleich den
Schlu&szlig;punkt eines &ouml;konomischen Jahrs, z.B. des Jahrs 1758, nach welchem
ein neues &ouml;konomisches Jahr beginnt. W&auml;hrend dieses neuen Jahrs 1759
verteilt sich der f&uuml;r die Zirkulation bestimmte Teil des Bruttoprodukts vermittelst
einer Anzahl einzelner Zahlungen, K&auml;ufe und Verk&auml;ufe, unter die zwei
andern Klassen. Diese aufeinanderfolgenden, zersplitterten und &uuml;ber ein ganzes
Jahr sich erstreckenden Bewegungen werden aber - wie das unter allen Umst&auml;nden
f&uuml;r das Tableau geschehn mu&szlig;te - in wenige charakteristische, jedesmal
ein ganzes Jahr auf einen Schlag einbegreifende Akte zusammengefa&szlig;t. So
ist denn auch Ende des Jahrs 1758 der P&auml;chterklasse das Geld wieder zur&uuml;ckgestr&ouml;mt,
das sie f&uuml;r das Jahr 1757 als Rente an die Grundbesitzer gezahlt hatte (wie
das geschieht, wird das Tableau selbst zeigen), n&auml;mlich die Summe von zwei
Milliarden, so da&szlig; sie diese 1759 wieder in Zirkulation werfen kann. Da
nun jene Summe, wie Quesnay bemerkt, viel gr&ouml;&szlig;er ist als in der Wirklichkeit,
wo die Zahlungen sich best&auml;ndig st&uuml;ckweis wiederholen, f&uuml;r die
Gesamtzirkulation des Landes (Frankreichs) erheischt ist, so stellen die in der
Hand der P&auml;chter befindlichen zwei Milliarden Livres die Gesamtsumme des
in der Nation umlaufenden Geldes dar.</P>
<P>Die Klasse der Rente einstreichenden Grundeigent&uuml;mer tritt, wie das zuf&auml;llig
auch noch heutzutag der Fall ist, zun&auml;chst in der Rolle von Zahlungsempf&auml;ngern
auf. Nach Quesnays Voraussetzung erhalten die eigentlichen Grundeigent&uuml;mer
nur vier Siebentel der Rente von zwei Milliarden, zwei Siebentel gehn an die Regierung
und ein Siebentel an die Zehntenempf&auml;nger. Zu Quesnays Zeit war die Kirche
die gr&ouml;&szlig;te Grundeigent&uuml;merin Frankreichs und empfing zudem den
Zehnten von allem andern Grundeigentum.</P>
<P>Das von der &raquo;sterilen&laquo; Klasse w&auml;hrend eines ganzen Jahrs verausgabte Betriebskapital
(avances annuelles |j&auml;hrlichen Vorsch&uuml;sse|) besteht in Rohmaterial zum
Wert von einer Milliarde - nur Rohmaterial, weil Werkzeuge, Maschinen etc. zu
den Erzeugnissen dieser Klasse selbst z&auml;hlen. Die mannigfachen Rollen aber,
welche solche Erzeugnisse im Betrieb der Industrien dieser Klasse selbst <A NAME="S233"></A><B>|233|</B>
spielen, gehn das Tableau ebensowenig an, wie die ausschlie&szlig;lich innerhalb
ihres Kreises vorgehende Waren- und Geldzirkulation. Der Lohn f&uuml;r die Arbeit,
wodurch die sterile Klasse das Rohmaterial in Manufakturwaren verwandelt, ist
gleich dem Wert der Lebensmittel, die sie teils direkt von der produktiven Klasse,
teils indirekt durch die Grundeigent&uuml;mer erh&auml;lt. Obgleich sie selbst
in Kapitalisten und Lohnarbeiter zerf&auml;llt, steht sie nach Quesnays Grundanschauung,
als Gesamtklasse, im Sold der produktiven Klasse und der Grundeigent&uuml;mer.
Die industrielle Gesamtproduktion und daher auch ihre Gesamtzirkulation, die sich
&uuml;ber das der Ernte folgende Jahr verteilt, ist ebenfalls in ein einziges
Ganzes zusammengefa&szlig;t. Es ist daher vorausgesetzt, da&szlig; bei Beginn
der im Tableau dargestellten Bewegung die j&auml;hrliche Warenproduktion der sterilen
Klasse sich ganz in ihrer Hand befindet, da&szlig; also ihr ganzes Betriebskapital,
resp. Rohmaterial zum Wert von einer Milliarde, in Waren verwandelt worden ist
zum Wert von zwei Milliarden, wovon die H&auml;lfte den Preis der w&auml;hrend
dieser Umwandlung verzehrten Lebensmittel darstellt. Man k&ouml;nnte hier einwerfen:
aber die sterile Klasse verbraucht doch auch Industrieprodukte zu ihrem eignen
Hausbedarf; wo figurieren denn diese, wenn ihr eignes Gesamtprodukt durch die
Zirkulation zu den andern Klassen &uuml;bergeht? Hierauf erhalten wir die Antwort:
Die sterile Klasse verzehrt nicht nur selbst einen Teil ihrer eignen Waren, sondern
sie sucht auch noch au&szlig;erdem soviel davon zur&uuml;ckzubehalten als m&ouml;glich.
Sie verkauft also ihre in die Zirkulation geworfenen Waren &uuml;ber dem wirklichen
Wert und mu&szlig; dies tun, da wir diese Waren zum Totalwert ihrer Produktion
ansetzen. Dies &auml;ndert jedoch nichts an den Festsetzungen des Tableaus, denn
die beiden andern Klassen erhalten nun einmal die Manufakturwaren nur zum Wert
ihrer Totalproduktion.</P>
<P>Wir kennen also jetzt die &ouml;konomische Position der drei verschiednen Klassen
beim Beginn der Bewegung, die das Tableau darstellt.</P>
<P>Die produktive Klasse, nach Naturalersatz ihres Betriebskapitals, verf&uuml;gt
noch &uuml;ber drei Milliarden vom landwirtschaftlichen Bruttoprodukt und &uuml;ber
zwei Milliarden Geld. Die Klasse der Grundeigent&uuml;mer figuriert nur erst mit
ihrem Rentenanspruch von zwei Milliarden an die produktive Klasse. Die sterile
Klasse verf&uuml;gt &uuml;ber zwei Milliarden Manufakturwaren. Eine zwischen nur
zwei dieser drei Klassen verlaufende Zirkulation hei&szlig;t bei den Physiokraten
eine unvollkommne, eine durch alle drei Klassen verlaufende hei&szlig;t eine vollkommne
Zirkulation.</P>
<P>Also nun zum &ouml;konomischen Tableau selbst.</P>
<P><I>Erste</I> (unvollkommne) <I>Zirkulation</I>: Die P&auml;chter zahlen den
Grundeigent&uuml;mern, ohne Gegenleistung, die diesen zukommende Rente mit zwei
<A NAME="S234"></A><B>|234|</B> Milliarden Geld. Mit einer dieser Milliarden kaufen
die Grundeigent&uuml;mer Lebensmittel von den P&auml;chtern, denen so eine H&auml;lfte
des von ihnen zur Zahlung der Rente ausgegebnen Geldes zur&uuml;ckflie&szlig;t.</P>
<P> In seiner &raquo;Analyse du tableau &eacute;conomique&laquo; spricht Quesnay nicht weiter
vom Staat, der zwei Siebentel, und von der Kirche, die ein Siebentel der Grundrente
erh&auml;lt, da deren gesellschaftliche Rollen allgemein bekannt sind. Mit Bezug
auf die eigentlichen Grundeigent&uuml;mer <A NAME="ZT8"></A><A HREF="me20_136.htm#T8"><SPAN class="top">{8}</SPAN></A>
aber sagt er, da&szlig; ihre Ausgaben, worin auch die aller ihrer Dienstleute
figurieren, mindestens zum allergr&ouml;&szlig;ten Teil unfruchtbare Ausgaben
sind, mit Ausnahme jenes geringen Teils, der angewendet wird &raquo;zur Erhaltung und
Verbesserung ihrer G&uuml;ter und zur Hebung ihrer Kultur&laquo;. Aber nach dem &raquo;nat&uuml;rlichen
Recht&laquo; bestehe ihre eigentliche Funktion grade in &raquo;der Sorge f&uuml;r die gute
Verwaltung und f&uuml;r die Ausgaben zur Erhaltung ihres Erbteils&laquo;, oder wie das
sp&auml;ter entwickelt, in den avances fonci&egrave;res, das hei&szlig;t in Ausgaben,
um den Boden vorzubereiten und die Pachtungen mit allem Zubeh&ouml;r zu versehen,
die dem P&auml;chter erlauben, sein ganzes Kapital ausschlie&szlig;lich dem Gesch&auml;ft
der wirklichen Kultur zu widmen.</P>
<P><I>Zweite</I> (vollkommne) <I>Zirkulation</I>. Mit der zweiten, noch in ihrer
Hand befindlichen Milliarde Geld kaufen die Grundeigent&uuml;mer Manufakturwaren
von der sterilen Klasse, diese aber mit dem so eingenommnen Geld Lebensmittel
von den P&auml;chtern zum selben Betrag.</P>
<P><I>Dritte </I>(unvollkommne) <I>Zirkulation</I>. Die P&auml;chter kaufen von
der sterilen Klasse, mit einer Milliarde Geld, Manufakturwaren zum selben Betrag;
ein gro&szlig;er Teil dieser Waren besteht aus Ackerbauwerkzeugen und andern f&uuml;r
den Landbau n&ouml;tigen Produktionsmitteln. Die sterile Klasse schickt den P&auml;chtern
dasselbe Geld zur&uuml;ck, indem sie damit f&uuml;r eine Milliarde Rohstoff, zum
Ersatz ihres eignen Betriebskapitals, kauft. Damit sind den P&auml;chtern die
von ihnen in Zahlung der Rente ausgegebnen zwei Milliarden Geld zur&uuml;ckgeflossen
und die Bewegung <A NAME="ZT9"></A><A HREF="me20_136.htm#T9"><SPAN class="top">{9}</SPAN></A> ist fertig.
Und damit ist auch das gro&szlig;e R&auml;tsel gel&ouml;st,</P>
<P><SMALL>&raquo;was denn aus dem als Rente angeeigneten Nettoprodukt im wirtschaftlichen
Kreislauf wird&laquo;.</SMALL></P>
<P>Wir hatten oben in den H&auml;nden der produktiven Klasse, am Anfangspunkt
des Prozesses, einen &Uuml;berschu&szlig; von drei Milliarden. Davon wurden <A NAME="S235"></A><B>|235|</B>
nur zwei als Nettoprodukt in der Gestalt von Rente an die Grundeigent&uuml;mer
gezahlt. Die dritte Milliarde des &Uuml;berschusses bildet den Zins f&uuml;r das
Gesamtanlagekapital der P&auml;chter, also f&uuml;r zehn Milliarden zehn Prozent.
Diesen Zins erhalten sie - wohlzumerken - nicht aus der Zirkulation; er befindet
sich in natura in ihrer Hand, und sie realisieren ihn nur durch die Zirkulation,
indem sie ihn vermittelst derselben in Manufakturwaren von gleichem Wert umsetzen.</P>
<P>Ohne diesen Zins w&uuml;rde der P&auml;chter, der Hauptagent der Agrikultur,
ihr das Anlagekapital nicht vorschie&szlig;en. Bereits von diesem Standpunkt aus
ist nach den Physiokraten die Aneignung des den Zins repr&auml;sentierenden Teils
des landwirtschaftlichen <I>Mehrertrags</I> von seiten des P&auml;chters eine
ebenso notwendige Bedingung der Reproduktion wie die P&auml;chterklasse selbst,
und kann dies Element daher nicht zur Kategorie des nationalen &raquo;Nettoprodukts&laquo;
oder &raquo;Reineinkommens&laquo; z&auml;hlen; denn letzteres ist eben dadurch charakterisiert,
da&szlig; es verzehrbar ist ohne jede R&uuml;cksicht auf die unmittelbaren Bed&uuml;rfnisse
der rationalen Reproduktion. Dieser Fonds von einer Milliarde aber dient nach
Quesnay gr&ouml;&szlig;tenteils f&uuml;r die w&auml;hrend des Jahres n&ouml;tig
werdenden Reparaturen und teilweisen Erneuerungen des Anlagekapitals, ferner als
Reservefonds gegen Unf&auml;lle, endlich wo m&ouml;glich zur Bereicherung des
Anlage- und Betriebskapitals wie zur Verbesserung des Bodens und Ausdehnung der
Kultur.</P>
<P>Der ganze Hergang ist allerdings &raquo;ziemlich einfach&laquo;. Es wurden in die Zirkulation
geworfen: von den P&auml;chtern zwei Milliarden Geld, zur Zahlung der Rente, und
f&uuml;r drei Milliarden Produkte, wovon zwei Drittel Lebensmittel und ein Drittel
Rohstoffe; von der sterilen Klasse f&uuml;r zwei Milliarden Manufakturwaren. Von
den Lebensmitteln im Betrag von zwei Milliarden wird die eine H&auml;lfte von
den Grundeigent&uuml;mern nebst Anhang verzehrt, die andre von der sterilen Klasse
in Zahlung ihrer Arbeit. Die Rohstoffe f&uuml;r eine Milliarde ersetzen das Betriebskapital
derselben Klasse. Von den zirkulierenden Manufakturwaren im Betrag von zwei Milliarden
f&auml;llt die eine H&auml;lfte den Grundeigent&uuml;mern zu, die andre den P&auml;chtern,
f&uuml;r welche sie nur eine verwandelte Form des erster Hand aus der landwirtschaftlichen
Reproduktion gewonnenen Zinses f&uuml;r ihr Anlagekapital ist. Das Geld aber,
das der P&auml;chter mit Zahlung der Rente in die Zirkulation geworfen, str&ouml;mt
ihm durch den Verkauf seiner Produkte zur&uuml;ck, und so kann derselbe Kreislauf
im n&auml;chsten &ouml;konomischen Jahr von neuem durchlaufen werden.</P>
<P>Und nun bewundre man die &raquo;wirklich kritische&laquo;, der &raquo;herk&ouml;mmlichen leichtfertigen
Berichterstattung&laquo; so unendlich &uuml;berlegene Darstellung des Herrn D&uuml;hring!.
Nachdem er f&uuml;nfmal hintereinander in geheimnisvoller <A NAME="S236"></A><B>|236|</B>
Weise uns vorgehalten, wie bedenklich Quesnay im Tableau mit blo&szlig;en Geldwerten
operiere, was sich noch dazu als falsch erwies, kommt er endlich zu dem Resultat,
da&szlig;, sobald er danach fragt,</P>
<P><SMALL>&raquo;was denn aus dem als Rente angeeigneten Nettoprodukt im volkswirtschaftlichen
Kreislauf werde&laquo;, sei &raquo;f&uuml;r das &ouml;konomische Tableau nur eine bis zum
Mystizismus steigende Verworrenheit und Willk&uuml;r m&ouml;glich&laquo;.</SMALL></P>
<P>Wir haben gesehn, da&szlig; das Tableau, diese ebenso einfache wie f&uuml;r
ihre Zeit geniale Darstellung des j&auml;hrlichen Reproduktionsprozesses, wie
er durch die Zirkulation vermittelt wird, sehr genau darauf antwortet, was aus
diesem Nettoprodukt im volkswirtschaftlichen Kreislauf wird, und somit verbleibt
der &raquo;Mystizismus&laquo; und die &raquo;Verworrenheit und Willk&uuml;r&laquo; wiederum einzig und
allein dem Herrn D&uuml;hring als &raquo;bedenklichste Seite&laquo; und einziges &raquo;Nettoprodukt&laquo;
seiner physiokratischen Studien.</P>
<P>Ganz ebenso vertraut wie mit der Theorie der Physiokraten ist Herr D&uuml;hring
mit ihrer geschichtlichen Wirkung.</P>
<P><SMALL>&raquo;Mit Turgot&laquo;, belehrt er uns, &raquo;war die Physiokratie in Frankreich praktisch
und theoretisch zu ihrem Ende gelangt.&laquo;</SMALL></P>
<P>Wenn aber Mirabeau in seinen &ouml;konomischen Anschauungen wesentlich Physiokrat,
wenn er in der konstituierenden Versammlung von 1789 erste &ouml;konomische Autorit&auml;t
war, wenn diese Versammlung in ihren &ouml;konomischen Reformen einen gro&szlig;en
Teil der physiokratischen S&auml;tze aus der Theorie in die Praxis &uuml;bersetzte,
und namentlich auch das &raquo;ohne Gegenleistung&laquo; vom Grundbesitz angeeignete Nettoprodukt,
die Grundrente mit einer starken Steuer belegte, so existiert das alles nicht
f&uuml;r &raquo;einen&laquo; D&uuml;hring.-</P>
<P>Wie der lange Strich durch den Zeitraum 1691 bis 1752 alle Vorg&auml;nger Humes
aus dem Weg r&auml;umte, so ein andrer Strich den zwischen Hume und Adam Smith
liegenden Sir James Steuart. Von dessen gro&szlig;em Werk, das, abgesehn von seiner
historischen Wichtigkeit, das Gebiet der politischen &Ouml;konomie nachhaltig
bereichert hat, steht in dem &raquo;Unternehmen&laquo; des Herrn D&uuml;hring keine Silbe.
Daf&uuml;r aber belegt dieser den Steuart mit dem st&auml;rksten Schimpfwort,
das es in seinem Lexikon gibt, und sagt, er sei <I>&raquo;ein Professor&laquo;</I> zur Zeit
A. Smiths gewesen. Leider ist diese Verd&auml;chtigung rein erfunden. Steuart
war in der Tat ein schottischer Gro&szlig;grundbesitzer, der, wegen angeblicher
Beteiligung an der Stuartschen Verschw&ouml;rung aus Gro&szlig;britannien verbannt,
durch seinen l&auml;ngern Aufenthalt und seine Reisen auf dem Kontinent sich mit
den &ouml;konomischen Zust&auml;nden verschiedner L&auml;nder vertraut machte.</P>
<P><B><A NAME="S237">|237|</A></B> Kurzum: nach der &raquo;Kritischen Geschichte&laquo; hatten
alle fr&uuml;hern &Ouml;konomen nur den Wert, entweder als &raquo;Ans&auml;tze&laquo; zu Herrn
D&uuml;hrings &raquo;ma&szlig;gebender&laquo; tieferer Grundlegung oder aber durch ihre Verwerflichkeit
ihr erst recht als Folie zu dienen. Jedennoch gibt es auch in der &Ouml;konomie
einige Heroen, die nicht nur &raquo;Ans&auml;tze&laquo; zur &raquo;tiefern Grundlegung&laquo; bilden,
sondern &raquo;S&auml;tze&laquo;, aus denen sie, wie in der Naturphilosophie vorgeschrieben,
nicht &raquo;entwickelt&laquo;, sondern gradezu &raquo;komponiert&laquo; ist: n&auml;mlich die &raquo;unvergleichlich
hervorragende Gr&ouml;&szlig;e&laquo; <I>List</I>, die zu Nutz und Frommen deutscher
Fabrikanten die &raquo;subtilern&laquo; merkantilistischen Lehren eines Ferrier und anderer
in &raquo;gewaltigere&laquo; Worte aufgebl&auml;ht hat; ferner <I>Carey</I>, der in folgendem
Satz den aufrichtigen Kern seiner Weisheit blo&szlig;legt:</P>
<P><SMALL>&raquo;Ricardos System ist ein System der Zwietracht ... es l&auml;uft hinaus
auf die Erzeugung der Klassenfeindschaft ... seine Schrift ist das Handbuch des
Demagogen, der die Macht anstrebt vermittelst der Landteilung, des Kriegs und
der Pl&uuml;nderung&laquo;;</SMALL></P>
<P>endlich zu guter Letzt der Londoner City Confusius <I>Macleod</I>.</P>
<P>Danach d&uuml;rften die Leute, die in der Gegenwart und zun&auml;chst absehbaren
Zukunft Geschichte der politischen &Ouml;konomie studieren wollen, immer noch
bedeutend sicherer fahren, wenn sie sich bekannt machen mit den &raquo;w&auml;sserigen
Erzeugnissen&laquo;, &raquo;Plattheiten&laquo; und &raquo;breiten Bettelsuppen&laquo; der &raquo;gangbarsten Lehrbuchkompilationen&laquo;,
als wenn sie sich verlassen auf die &raquo;Geschichtszeichnung gro&szlig;en Stils&laquo; des
Herrn D&uuml;hring.</P>
<P align="center">*</P>
<P>Was ergibt sich nun schlie&szlig;lich als das Resultat unsrer Analyse des D&uuml;hringschen
&raquo;eigen erzeugten Systems&laquo; der politischen &Ouml;konomie? Nichts als die Tatsache,
da&szlig; wir mit all den gro&szlig;en Worten und noch gewaltigern Versprechungen
ebenso hinters Licht gef&uuml;hrt worden sind wie in der &raquo;Philosophie&laquo;. Die Theorie
des Werts, dieser &raquo;Pr&uuml;fstein der Gediegenheit &ouml;konomischer Systeme&laquo;,
lief darauf hinaus, da&szlig; Herr D&uuml;hring unter Wert f&uuml;nferlei total
verschiedne und einander schnurstracks widersprechende Dinge versteht, und also
im besten Fall selbst nicht wei&szlig;, was er will. Die mit soviel Pomp angek&uuml;ndigten
&raquo;Naturgesetze aller Wirtschaft&laquo; erwiesen sich als lauter weltbekannte und oft
noch nicht einmal richtig gefa&szlig;te Plattheiten der &auml;rgsten Art. Die
einzige Erkl&auml;rung &ouml;konomischer Tatsachen, die uns das eigen erzeugte
System zu geben hat, ist, da&szlig; sie Resultate der &raquo;Gewalt&laquo; seien, eine Redensart,
womit der Philister aller Nationen sich seit Jahrtausenden &uuml;ber alles ihm
widerfahrne Ungemach tr&ouml;stet, und <A NAME="S238"></A><B>|238|</B> womit wir
nicht mehr wissen als vorher. Statt diese Gewalt aber nach ihrem Ursprung und
ihren Wirkungen zu untersuchen, mutet Herr D&uuml;hring uns zu, uns bei dem blo&szlig;en
<I>Wort</I> &raquo;Gewalt&laquo; als letzter Endursache und endg&uuml;ltiger Erkl&auml;rung
aller &ouml;konomischen Erscheinungen dankbarst zu beruhigen. Gezwungen, &uuml;ber
die kapitalistische Ausbeutung der Arbeit weitere Aufschl&uuml;sse zu geben, stellt
er sie erst im allgemeinen dar als beruhend auf Bezollung und Preisaufschlag,
hier ganz die Proudhonsche &raquo;Vorwegnahme&laquo; (pr&eacute;l&egrave;vement) sich aneignend,
um dann nachher im besondern sie zu erkl&auml;ren vermittelst der Marxschen Theorie
von Mehrarbeit, Mehrprodukt und Mehrwert. Er bringt es also fertig, zwei total
widersprechende Anschauungsweisen gl&uuml;cklich zu vers&ouml;hnen, indem er sie
beide in Einem Atem abschreibt. Und wie er in der Philosophie nicht grobe Worte
genug hatte f&uuml;r denselben Hegel den er unaufh&ouml;rlich verseichtigend ausbeutet,
so dient in der &raquo;Kritischen Geschichte&laquo; die bodenloseste Verl&auml;sterung von
Marx nur zur Verdeckung der Tatsache, da&szlig; alles noch einigerma&szlig;en
Rationelle, was sich im &raquo;Cursus&laquo; &uuml;ber Kapital und Arbeit vorfindet, eben,
falls ein verseichtigendes Plagiat an Marx ist. Die Unwissenheit, die im &raquo;Cursus&laquo;
an den Anfang der Geschichte der Kulturv&ouml;lker den &raquo;gro&szlig;en Grundbesitzer&laquo;
stellt und kein Wort wei&szlig; von der Gemeinschaft des Grundeigentums der Stamm-
und Dorfgemeinden, von der alle Geschichte in Wirklichkeit ausgeht - diese heutzutage
fast unbegreifliche Unwissenheit wird beinahe noch &uuml;bertroffen von derjenigen,
die sich in der &raquo;Kritischen Geschichte&laquo; als &raquo;universelle Weite des geschichtlichen
Umblicks&laquo; nicht wenig auf sich selbst zugute tut und von der wir nur ein paar
abschreckende Beispiele gegeben haben. In Einem Wort: erst die kolossale &raquo;Aufwendung&laquo;
von Selbstanpreisung, von marktschreierischen Posaunenst&ouml;&szlig;en, von einander
&uuml;bergipfelnden Verhei&szlig;ungen; und dann der &raquo;Erfolg&laquo; - gleich Null. </P>
<HR size="1">
<P></P>
<P ALIGN="CENTER">
<P></P>
<P>Fu&szlig;noten von Friedrich Engels</P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="F1">(1)</A></SPAN> Im preu&szlig;ischen Generalstab wei&szlig;
man dies auch schon ganz gut. &raquo;Die Grundlage des Kriegswesens ist in erster Reihe
die wirtschaftliche Lebensgestaltung der V&ouml;lker &uuml;berhaupt&laquo;, sagt Herr
Max J&auml;hns, Hauptmann im Generalstab, in einem wissenschaftlichen Vortrag
(&raquo;K&ouml;ln. Ztg.&laquo;, 20. April 1876, drittes Blatt). <A HREF="me20_136.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A HREF="me20_136.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="F2">(2)</A></SPAN> Die Vervollkommnung des letzten Erzeugnisses
der gro&szlig;en Industrie f&uuml;r den Seekrieg, des sich selbst fortbewegenden
Torpedos, scheint dies verwirklichen zu sollen; das kleinste Torpedoboot w&auml;re
damit dem gewaltigsten Panzerschiff &uuml;berlegen. (Man erinnere sich &uuml;brigens,
da&szlig; obiges 1878 geschrieben wurde.) <A HREF="me20_136.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="F3">(3)</A></SPAN> Und auch dies nicht einmal. Rodbertus sagt
(&raquo;Sociale Briefe&laquo;, 2. Brief, S. 59): &raquo;Rente ist nach dieser&laquo; (seiner) &raquo;Theorie
alles Einkommen, was ohne eigne Arbeit, lediglich <I>auf Grund eines Besitzes
</I>bezogen wird.&laquo; <A HREF="me20_136.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P>
<HR size="1">
<P></P>
<P>Textvarianten</P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="T1">{1}</A></SPAN> Bei Engels: n&ouml;tigen - korrigiert nach
Karl Marx &raquo;Das Kapital&laquo; <A HREF="me20_136.htm#ZT1">&lt;=</A></P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="T2">{2}</A></SPAN> Bei Marx in der zweiten Ausgabe in griechischen
Buchstaben <A HREF="me20_136.htm#ZT2">&lt;=</A></P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="T3">{3}</A></SPAN> An Stelle der folgenden sechs Abs&auml;tze
enthielt das Manuskript urspr&uuml;nglich eine ausf&uuml;hrlichere Variante, die
jedoch von Engels aus dem Manuskript herausgenommen, mit der &Uuml;berschrift
&raquo;Taktik der Infanterie aus den materiellen Ursachen abgeleitet. 1700-1870&laquo; versehen
und als besonderer Aufsatz aufbewahrt wurde (siehe Friedrich Engels: &raquo;Taktik der
Infanterie aus den materiellen Ursachen abgeleitet. 1700 bis 1870&laquo;, in: Karl Marx/Friedrich
Engels: Werke, <A HREF="me20_597.htm">Bd. 20, S. 597-603</A>) <A HREF="me20_136.htm#ZT3">&lt;=</A></P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="T4">{4}</A></SPAN> Umge&auml;ndert aus &raquo;Warenproduktion&laquo; auf Grund
des Marxschen Manuskripts &raquo;Randnoten zu D&uuml;hrings 'Kritischer Geschichte der
National&ouml;konomie'&laquo; <A HREF="me20_136.htm#ZT4">&lt;=</A></P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="T5">{5}</A></SPAN> Offenbar m&uuml;&szlig;ten hier die Worte &raquo;sinken&laquo;
und &raquo;steigen&laquo; wechselseitig umgestellt werden; siehe dazu Karl Marx: &raquo;Kritik der
politischen &Ouml;konomie&laquo;, in: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../me13/me13_049.htm#S135">Bd.
13, S. 135-140</A>, wo Humes Geldtheorie dargestellt ist. <A HREF="me20_136.htm#ZT5">&lt;=</A></P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="T6">{6}</A></SPAN> Die Worte &raquo;wie gesagt&laquo; nehmen Bezug auf die
Textstelle, die mit &raquo;Warum aber wird Hume ...&laquo; beginnt und mit &raquo;... hartn&auml;ckig
totschweigt&laquo; endet (siehe <A HREF="me20_136.htm#S226">S. 226/227</A>). Dieser Text stand in
der 1. und 2. Auflage hinter &raquo;- David Hume&laquo; (siehe <A HREF="me20_136.htm#S221">S. 221</A>).
Die beiden Worte wurden von Engels stehengelassen, als er f&uuml;r die 3. Auflage
den Text anders ordnete. <A HREF="me20_136.htm#ZT6">&lt;=</A></P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="T7">{7}</A></SPAN> Hier sowie auf S. 232 umge&auml;ndert aus &raquo;Gesamtrente&laquo;
auf Grund des Marxschen Manuskripts &raquo;Randnoten zu D&uuml;hrings 'Kritischer Geschichte
der National&ouml;konomie'&laquo; <A HREF="me20_136.htm#ZT7">&lt;=</A></P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="T8">{8}</A></SPAN> Umge&auml;ndert aus &raquo;Grundeigentum&laquo; auf Grund
des Marxschen Manuskripts &raquo;Randnoten zu D&uuml;hrings 'Kritischer Geschichte der
National&ouml;konomie'&laquo; <A HREF="me20_136.htm#ZT8">&lt;=</A></P>
<P><SPAN class="top"><A NAME="T9">{9}</A></SPAN> Umge&auml;ndert aus &raquo;Berechnung&laquo; auf Grund
des Marxschen Manuskripts &raquo;Randnoten zu D&uuml;hrings 'Kritischer Geschichte der
National&ouml;konomie'&laquo; <A HREF="me20_136.htm#ZT9">&lt;=</A></P>
<!-- #EndEditable -->
<HR size="1" align="left" width="200">
<P><!-- #BeginEditable "Pfad" --><SMALL>Pfad: &raquo;../me/me20&laquo;</SMALL><!-- #EndEditable --></P>
<HR size="1">
<TABLE width="100%" border="0" align="center" cellspacing=0 cellpadding=0>
<TR>
<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="http://www.mlwerke.de/index.shtml"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
<TD ALIGN="center"><B>|</B></TD>
<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "Link%201%20b" --><A HREF="me20_032.htm"><SMALL>1.
Abschnitt</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
<TD ALIGN="center">|</TD>
<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="me20_001.htm"><SMALL>Inhalt</SMALL></A></TD>
<TD ALIGN="center">|</TD>
<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "Link%202%20b" --><A HREF="me20_239.htm"><SMALL>3.
Abschnitt</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
<TD ALIGN="center"><B>|</B></TD>
<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A href="../default.htm"><SMALL>Marx/Engels</SMALL></A></TD>
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</TABLE>
</BODY>
<!-- #EndTemplate --></HTML>